TTT es ſollte planmäßig ſolange wie möglich in der äußeren Formen des Verfaſſungsrechtes vorge⸗ gangen werden. Die Abſicht ging dahin, nach dem über kurz oder lang zu erwartenden Rücktritt der gegenwärtigen Reichsregierung eine ſogenanute „unparlamentriſche“ Regierung von Au⸗ ſßenſeitern ans Ruder zu bringen. Man nahm an, daß der Reichspräſtdent, durchaus gutgläubig, micht abgeneigt ſein würde, nach dem Sturz des Kabinetts Luther eine ſolche Regierung zu be— trauen, und man rechnete darauf, durch Perſön⸗ lichkeiten aus der Umgebung des Reichspräſiden⸗ ten, unter denen vor allem ein ehemaliger Gene— ral, welcher während des Krieges im öſterreichi— ſchen Hauptquartier tätig war, eine Rolle ſpielen ſoll, dem Reichspräſidenten diejenigen Männer nahe zu bringen, deren Ernennung man für zweck— mäßig hielt. Man machte ſich darauf gefaßt, daß. dieſer Regierung der Reichstag das Vertrauen— verſagen würde, und man wollte dann den Reichs— tag auflöſen. Bis dahin würde ſich alles in den 1 äußeren Formen des Verſaſſungsrechtes vollzo⸗ gen haben. In der reichstagsloſen Zeit wollte man zur Bildung von Freikorps ſſchreiten unter dem Vorwande, dies ſei gegen tommuniſtiſche Putſchgelüſte notwendig. Als Frei- korps ſollten dann die bereits beſtehende Ver bände etabliert werden. Wenn dann eine genü— gend ſtarke„Hausmacht“ bereit ſtand, tigte man, nach freiwilligem Rücktritt des Reichs- pröſidenten, den man u. a. für die Zeit nach dem Volksentſcheid über die Fürſtenenteignung er— wartete, die Diktatur zu errichten, * indem nach den Vorſchriften der Weimarer Ver— faſſung der Reichskanzler zugleich die Stellver— tretung des Reichspräſidenten zu übernehmen pätte. Dann wollte man, nötigenfalls nach Ein— tritt einer provozierten Bewegung der Linken, den Reichskanzler zum Reichsverweſer prokla— mieren und mit Verkundung einer ſehr ſcharfen, „Notverſaſſung“ hervortreten, um jeden Wider— ſtand im Keime zu erſticken. Die für die Durchführung dieſes Planes vor— geſebenen Männer ſind: der Bürgermeiſter von beabſich⸗ den Berliner Feſtſtellungen über Lübeck. Dr. Neumann, als Reichskanzler, Ge- heimrat Hug en berg, als Reichsſinanzmini— ſter, der Induſtrielle Dr. Wegener aus Kreuth in Vayern als Reichsinnenminiſter, General v. Möul, als Reichswehrminiſter, und der Vor— ſitzende der Rhbeiniſchen Landwirtſchaftskammer und Führer der rheiniſchen Bauernvereine, Dr. Freiherr von Lüning in Bonn, als Ernäh— rungsdiktator. Fortgang der Ermittlungen. Berlin, 13. Mai. kalen Sportvereins„Olympia“, Oberſt von Luck, der bei der Polizeiaktion gegen die Rechtsorgani— fationen feſtgenommen warden war, wurde im Laufe des geſtrigen Tages dem Vernehmungs— Der Führer des rechtsradi— richter zugeführt. Dieſer ſah von dem Erlaß eines formellen Haftbefehls ab und ordnete die Frei— daſſung des Oberſten an, die noch im Lauſe des Nachmittags erſolgte. Erklärung des Freiherrn von Lüninck. Bonn, 13. Mai. Der in Verbinding mit den Hausſuchungen bei Angehörigen rechts radikaler Verbände gleichfalls genannte Vorſitzende der mleiniſchen Landwirtſchaftskammer, Freiher von Lüninck, teilt uns mit, daß die in der Preſſe verbreitete Behauptung, wonach auch er von den utſchplänen Kenntnis gehabt hätte, nicht der ber Wahrhett entſpreche; er habe mit der erwähn— ten Angelegenheit nicht das Mindeſte zu tun und habe die Namen, wie Oberſt v. Luck uſw. in ſei⸗ nem Leben heute zum erſten Male gehört. Frei— herr von Lüninck beſtätigt im übrigen, daß das Verhalten der ausführenden Polizeiorgane, wel— che mit den ſchärſſten Inſtruktionen verſehen wa- ten, durchaus korrekt war. Wohnung des Vorſitzenden der ſchafſtskammer der Rheinprovinz. Hochverrats Eine Auflöſung von radikalen Rechts⸗ organiſationen. Berlin, 13. Mai. preußiſchen Mitteilung hat der preußiſche Mi⸗ tiſter des Innern auf Grund des Geſetzes zum Schutze der Republik verboten und auf⸗ gelöſt: 1. den Verein„Olympia“, Verein für Leibesübungen in Berlin, 2. den„Wehrbund Oſtmark“, deutſch⸗ nationaler Jugendbund, mit dem Sitz in Frankfurt a. O., mit allen ſeinen Kreisver⸗ bänden und Ortsgruppen im Freiſtaat Preu— ßen und 3. den Bund Wiking“ mit allen ſeinen Bezirks-, Gau⸗ und Ortsgruppen einſchließl. ſämtlicher Organiſationen des„Fung für den Bereich des Freiſtaates Preußen., Nach dieſer amtlichen Mitteilung ſtellen die genannten Organiſationen militäriſch organi⸗ ſierte und durchgebildete Kampfverbände dar. Die Vermögen der drei genannten Organiſa— tionen werden zu Gunſten des Reiches einge— zogen. Der Aufmarſchplan. Berlin, 13. Mai. Der bei Oberſt v. Luch f aufgefundene Aufmarſchplan iſt von Oberſt a. D. v. Knauer, dem Führer des„Tan⸗ nenberg⸗Bundes“. Bei v. Knauer fand geſtern in ſeiner Abweſenheit eine eingehende Haus⸗ ſuchung ſtatt. Er wurde dann zum Polizei⸗ vräſidium beſtellt, wo er einem längeren Ver⸗ 0 Verhaftung folgte anſchließend an die Vernehmung nicht. hör unterzogen wurde. Eine Aufſehenerregende Hausſuchungen. Bonn, 12. Mai. Im Zuſammenhang mit rechtsradi— kale Putſchpläne wurde auch hier eine auf— ſehenerregende Hausſuchung vorgenommen. Heute vormittag 6 Uhr fand durch Kriminal⸗— beamte aus Berlin, Köln und Bonn im Auf⸗ trag des Polizeipräſidiums in Berlin in der Landwirt⸗ Lün inck, wegen angeblichen dringendem Verdacht des eine Hausſuchung ſtatt. Die Durchſuchungen verliefen völlig ergebnislos. Auskunft über konkrete Verdachts— momente wurde verweigert. Das perſönliche Verhalten der Beamten, die anſcheinend ſehr ſlrenge Anweiſungen hatten, war korrekt. Der Vorſitzende der Landwirtſchaftskammer bat telegraphiſch ſchärſſten Einſpruch beim breußiſchen Landwirtſchaftsminiſter und dem Innenminiſter erhoben.„ Aufgrund des Erſu⸗ Berlin, 13. Mai. i chens der preußiſchen Regierung wurde am Mittwoch früh führers Dr. v. Löwenſtein, vorgenommen Schriftſtücke über den Bergarbeiterſtreik über Privatangelegneheiten morgens ½%6 Uhr eine Hausſchung ſtatt, wäh⸗ rend ſie bei Geheimrat Kirtorf in Mülheim mittags durchgeführt wurde. Nach ö Ztg.“ fanden außerdem Hausſchungen ind Vernehmungen auch gegen den Bundesführer, des„Stahlhelm“, Seldte, und den Ge⸗ ſchäftsführer Dr. Ludwig in Magdeburg ſtatt. 4 Deutſchnationaler Proteſt gegen die Haus⸗ ſuchungen. f w. Berlin, 13. Mai. Die deuntſchnationale Fraktion des preußiſchen Landtags hat folgenden Urantraa eingebracht: Nach einer amtlichen f deutſchen 6 Uhr Hausſuchung in der Privatwohnung und im Büro des Geſchäfts⸗ des Bergbaulichen Vereins in Eſſen, und: und? f beſchlagnahmt., Auch bei Dr. Vögler in Dortmund fand? der„D. „Ler Landtag wole beſchliecken, das Staatsminiſterium zu erſuchen, unverzüglich allen Polizeibehörden, insbeſondere dem Po⸗ lizeipräfidenten von Berlin ſtrengſte Weiſung zugehen zu laſſen, daß ungeſetzliche und je⸗ der tatſächlichen Grundlage Hausſuchungen und Verhaftungen, geſtern bände und einzelne ihrer Führer vorgenom⸗ men wurden, zu unterbleiben haben.“ Deutſches Reich. Gilbert über Deutſchlands Zahlungen. Berlin, 11. Mal. Nach der„Chicago Tribune“ hat der Generalagent für die Reparationszahlun⸗ gen, Parker Gilbert, geſtern vor tionskommiſſion erklärt, ſeine Fühlungnahme mit deutſchen offiziellen Kreiſen und zahlreichen Vertretern der deutſchen Geſchäftswelt gebe ihm den Glauben, daß Deutſchland die Abſicht habe, vollauf ſeinen Verpflichtungen nachzukommen. wie ſie Eine franzöſiſche Kontrolltommiſſion im beſetzten Gebiet. Paris, 11. Mai. Eine franzöſiſche Delegation von Abgeordneten wird ſich in das beſetzte Ge⸗ biet begeben, um dort das Arbeiten der Dienſt⸗ ſtellen der franzöſiſchen Beſatzungsarmee und der interalliierten Rheinlandkommiſſion zu kontrol⸗ lieren. Der Delegation gehören als erſter Be⸗ richterſtatter an der unabhängige Kommuniſt Ernſt Lafont und als zweiter Berichterſtatter der Sozialiſt Uhry. Die Totenehrungen von Zentrumsabgeord⸗ neten in der Sitzung des Reichsparteivor⸗ ſtandes. Die Sitzung des Reichspartelvorſtandes, die von dem Vorſitzenden der Geſamtpartei, Reichsminiſter Dr. Marx geleitet wurde, gedachten vor Einleitenng der Verhanolungen der in den letzten Tagen verſtorbenen ehema⸗ ligen Zentrumsabgeordneten Dr. P 1 eif fer und Dr. Eugen Jäger. Ihrer Arbeit für die Ideale der Zentrumspartei wurde eingehend gedacht und ihr Andenken durch Erheben von den Sitzen geehrt. Die beiden Toten waren energiſche Vertreter der Zentrumsideale auch in ſchwerſten Zeiten und haben der Zentrums⸗ partei und dem katholiſchen Volk treu gedient. Ihr Andenken wird in den Reihen der Zen⸗ trumsanhänger im ganzen deutſchen Lande hoch in Ehren gehalten werden. Eine neue Sitzung des Reichsparteivorſtandes Der Reichsparteivorſtand der Deutſchen Zentrumspartei hat beſchloſſen, zu einer neuen Sitzung, am Mittwoch, den 19. Mai in Ber- lin zuſammenzutreten, die ſich mit der Frage der Fürſtenabfindung beſchäftigen ſoll. Beendigung des General⸗ ſtreiks in England. Beendigung des engliſchen Generalſtreiks. w. London, 12. Mai. Nach einer vom Neuter⸗Büro verbreiteten Meldung iſt der engliſche Generalſtreik heute mittag beendet worden. Um 1.15 Uhr bereits gab Miniſter⸗ präſident Baldwin bekannt, der General⸗ ſtreit werde noch heute widerrufen werden. Der Bergarbeiterführer Cook erklärte, daß die Bergarbeiter nicht auf Grund der An⸗ weiſung des Generalrates, ſondern auf Be⸗ ſchluß der eigenen Delegiertenkonſerenz. die vorläufig nicht einberufen würde, die Arbeit wieder aufnehme. Infolgedeſſen wird alſo vorläufig der Ausſtand der Bergarbeiter noch fortgeſetzt. 9 entbehrenden gegen bewährte vaterländiſche Ver“ der Repara⸗ Die Bedingungen für den Abbruch. London, 12. Mai. Der Abbruch des Gene⸗ ralſtreiks durch die Gewerkſchaften erfolgte unter folgenden Bedingungen: 5 Wiederaufnahme der Verhandlungen im Bergbau; Weiterzahlung der Staatsbeihilfe rend des angegebenen Zeitraumes; Einrichtung eines Lohngerichts für den geſamten Bergbau, das zu gleichen Teilen aus Vertretern der Arbeitgeber und der Arbeit⸗ nehmer unter einem Unparteiiſchen ſich zuſam⸗ menſetzt. 5 Zu den Bedingungen gehört weiter die Zuſicherung an die Gewerkſchaften, daß der Lohnabbau im Bergbau, der von dem Kohlenausſchuß vorgeſehen war, nur dann in Kraft treten werde, wenn die von dem Aus⸗ ſchuß vorgeſehenen Maßnahmen zur Nynord⸗ nung des engliſchen Bergbaus tatſächlich durchgeführt würden. wäh Ungeheurer Jubel. London, 12. Mai. Der Abbruch des Aus⸗ ſtandes wurde überall mit ungeheurem Juber aufgenommen. Auf offener Straße kam es zu Szenen, wie ſie London noch nie geſehen hat. Am rand tanzten Männer vor Freude während Frauen vor Aufregung und Rüh⸗ rung Tränen vergoſſen. An den Straßenecken ſtehen ſingende Gruppen. An all dieſen Aus⸗ brüchen der Freude ſind die Ausſtändigen am neiſten beteiligt. Der Eheſtandsorden. Ein alter, wohlgelaunter Prediger— ich glaube Abraham a Santa Clara— ver— gleicht den Eheſtand mit dem Ordensleben. Sechs Orden vereinigt er in ſich, wovon im⸗ kiff einer den andern an Strengigkeiten über⸗ trifft. Zuerſt iſt es wie im Benediktinerorden. Feierlicher Sang, herrliche Muſik! Es dauert „ver nicht lange, dann begeben ſich die beiden Leutchen in den Predigerorden. Eines findet am andern etwas zu tadeln, auszuſetzen. Es gil längere oder kürzere, ſchärfere oder weni⸗ ger ſcharfe Früh⸗ und Abendpredigten ge⸗ meiniglich aber ohne Segen. Dann tritt man gar bald in den Barfüßerorden. Trauern, Klagen, Weinen, Jammern, Kampf und Not des Lebens, Kreuz um Kreuz. Das täts noch. Aber von da geraten ſie zuweilen in einen irregulären Orden, das iſt der Flagelanten⸗ oder Geißlerorden, da man mit manch un⸗ ſanftem Wort und unhöflicher Tat einander zurechtweiſet. Hat das eine Weile gedauert, dann geht es in den Karthäuſerorden. Da herrſcht Stillſchweigen in ſtrenger Form. Man redet nichts miteinander. Jedes bleibt in ſei⸗ ner Klauſe. Endlich werden etliche gar Ein⸗ ſiedler. Der Mann geht dahin, die Frau dort⸗ an 725 ſie im Himmel wieder zuſammentref⸗ en?? Was der ſeelenerfahrene Thomas von Kempis in ſeinem Goldenen Büchlein Nach⸗ folge Ehriſti 1. 17 vom eigentlichen Ordens⸗ leben ſchreibt, das gilt auch von dieſem Ehe⸗ ſtandsorden: „Wer etwas anderes ſucht als Gott allein und das Heil ſeiner Seele, der wird nut errüßbſal und Schmerz finden.“ Heute 2 Blütter(0 Seiten) Taun von Schöllen bach. Ein Börſen⸗Roman von Barr⸗Runkel. „Ja, ja, die Sache iſt ja ein bißchen merk— würdig. Aber mir ſeiner Mannſchaft von Landratten kann er doch nicht mit uns an— binden! Er kann's nicht wagen, uns anzu— greifen bei unſerer gewaltigen Uebermacht!“ „Na, Herr Lipſchütz, vielleicht ändern Sie Ihre Meinung, ehe die Woche herum iſt! Sden Sie doch nur, was er ſchon geſchafft b. Er hat den Fluß jrei gemacht, und der Weg vom Meer zu der Mine iſt offen. Ich will Ihnen mal was ſagen, da iſt irgendwas, was nicht ſtimmt, und Ihr Herr Schwarz iſt nicht ſo ſchlau, wie Sie glauben.“ ö„Woraus ſchließen Sie das?“ ö„Weil nach ſeiner Berechnung die Gegen— partei acht oder vierzehn Tage brauchen ſollte, um einen neuen Dampfer auszurüſten. In der Zeit wollten ſie den Fluß blockieren und ein oder zwei Forts errichten. Und was iſt in Wirklichkeit geſchehen? Sie haben die ſchnellſte Jacht getauft oder gemietet, die zu haben war, und ſind vor uns hier geweſen. Das ganze ſchöne Gerede des Menſchen von ſeiner Anſiedelung iſt nichts als Blech. Sie haben uns einfach die ganze Zeit beobachtet, leit wir hier ſind. Unterdeſſen haben die anderen Kerle in Deutſchland reichlich Zeit, einen oder zwei, vielleicht auch drei Dampfer auszurüſten. Er hat den Waſſerlauf für ſie frei gemacht, und eines ſchönen Morgens, wenn wir aufwachen, werden wir draußen auf der See drei oder vier Schiffe mit viel⸗ leicht drei⸗ oder vierhundert Mann Beſatzung anſchwimmen ſehen. Und was dann?“ „Ja, dann könnten wir allerdings nichts achen, wenn es wirklich ſo käme. Aber das ind doch alles nur Hypotheſen! Und übrigens, wenn's wirklich zum Schlimmſten kommt, was wollen ſie uns denn tun? Wir handeln ja nicht gegen die Geſetze! Der alte Schwarz gab mir die Verſicherung, er würde ſich ein Schriftſtück verſchaffen, das alles guthieße, was er angeordnet hat.“ „Und wenn er's nicht vetommen hat?“ „Ach der und nicht bekommen! Selbſtver— ſtänduch hat er's. Aber wenn er's auch nicht hätte, wir verſtoßen gegen kein Geſetz. Und vedenken Sie nur, Ihr Glück iſt gemacht, wenn Sie die paar Fahrten nach Liſſabon und zurück machen. Ihnen kannüberhaupt nichts paſſieren, denn Sie haben die Pflicht, die Befehle der— jenigen auszuführen, die das Schiff gechartert haben. Aber ganz abgeſehen von dem allen ſtehen wir hier außerhalb des deutſchen Rechtes, und ebenſo, wie hier, auch in Liſſabon. Und b zt haben Sie nichts gelan und werden 05 nichts tun, ſolange Sie nur Ihre Befehle au- Ahren, was dem Geſetz zuwiderläuft.“ „Na, wiſſen Sie, mir gefällt die Sache gar nicht, Herr Lipſchütz, das ſage ich Ihnen ganz offen!“ „Unſinn, Mann! Unſinn, Mann! Wenn jemand Gefahr läuft, dann bin ich's, und ich fürchte mich nicht. Sie ſind durch Ihre Schiffs⸗ papiere geſchützt. Sie ſind Kapitän und müſſen Ihrem Reeder oder ſeinen Vertretern gehorchen. Wenn etwas ſchief geht, dann müſſen's andere ausbaden, nicht Sie. Es iſt kein Verbrechen, einen Dampfer nach der weſtafrikaniſchen Küſte zu fahren, und ebenſowenig iſt es ein Ver⸗ brechen, Fahrten nach Liſſabon und zurück zu unternehmen. Alſo brauchen Sie nichts zu fürchten, was auch geſchehen mag! Und laſſen Sie ſich nicht ins Bockshorn jagen, Kapitän, weil ein reicher Narr mit ſeiner Jacht den Paramakabufluß entdeckt zu haben ſcheint!“ Der Kapitän, den die zuverſichtlichen Worte ſeines Gefährten ein wenig getröſtet hatten. wenn ſie auch ſeine Sorge nicht ganz zerſtreuen konnten, blätterte gedankenlos in einer illuſtrier⸗ ten Zeitung, die er aus einem neben ihm ſtehenden Vambusſtänder genommen hatte. Er las nicht, ſondern betrachtete die Bilder, als plötzlich etwas ſeine Aufmerkſamkeit erregte. „Donnerwetter, Lipſchütz.“ rief er,„Mal Sie ſich mal das Datum an! Den 24. Mai, und wir fuhren am 13. ab, und ein koloſſaler Unglückstag war das! Dieſe Zeitung iſt beinah vierzehn Tage nach unſerer Abfahrt in Deutſch⸗ land gekauft. Ich ſage Ihnen, wir ſind ver⸗ loren! Wie dumme Jungen baben wir uns fangen laſſen, la, fangen! Oder glauben Sie, daß wir in dieſem Augenblick etwas anderes ſind, als Gefangene des Herrn Tann?“ 6. Kapitel. Der Herr Geſchäftsleiter Lipſchütz nahm die Nummer der illuſtrierten Zeitung in die Hand und blickte mit düſterem Ausdruck auf dieſen endgültigen Beweis, der durch das Datum erbracht wurde. ö„Ja, ja,“ ſagte tr endlich,„er war alſo wirklich noch mindeſiens zehn Tage in Deutſch⸗ land, nachdem wir abgefahren waren. Dann muß er direkt hierhergekommen ſein, und zwar an uns vorbei, wahrſcheinlich in der Nacht!“ ö Der Kapitän ballte ingrimmig die Fäuſte und ſchwieg. „Was ſollen wir nun tun?“ fragte der andere. „Vor allen Dingen möchte ich mal wiſſen, ob wir ſeine Gäſte oder ſeine Gefangenen ſind. Wir waren Narren, daß wir ohne Ueberlegung die Einladung annahmen! „Aber zum Kuckuck, Kapitän, er kam uns ja ſo plötzlich auf den Hals, daß gar keine Zeit zum Ueberlegen war; wir hatten ja nicht einmal Zeit, Verdacht zu ſchöpfen! Er machte ja einen ſo offenen und ehrlichen Eindruck und gab ſeine Erklärungen ſo bereitwillig, daß ich noch bis vor ein paar Minuten glaubte, wir hätten es mit einem harmloſen, etwas exzen triſchen Touriſten zu tun, reich genug, um allen ſeinen Launen nachzugeben. Ich dachte, er hätte hauptſächlich die Liebhaberei, ſeltenes Wild zu ſchießen, wie ſo viele von den vor⸗ nehmen Zierpuppen, und natürlich treibt ſich ſo einer in der ganzen Welt herum. Man trifft ſie überall, in Südamerika, Aſien und Afrika. Na, jetzt hat er uns eben hier an Bord und kann uns in den Raum hinunterſchmeißen, genau wie ich es mal mit dem Ingenieur gemacht habe, ehe der arme Teufel wußte, o er war. Und nachher kann er trium⸗ pphierend an Ihrem Schiff und an meiner An⸗ ſiedlung vorbeidampfen! Es ſollte mich gar nicht wundern, wenn er ſo was im Sinn hat! [Er würde mir ja damit nur vergelten, was ich dem Keller angetan! Es bilft uns auch nicht das geringe, wenn wir uns wehren, dazu ſind zu viel Leute an Bord, und unſere Dampfbarkaſſe kann ihn nicht verfolgen, wenn er wirklich Turbinen hat. Und der Weg nach der See iſt offen, die Minen ſind ja ge⸗ wrengt!“ 1 b „Meinen Sie nicht, Ihre Leute würden die Jacht beſchießen, wenn ſie am„Rajah' vor⸗ überkommt?“ 5 „Nicht ohne meinen Befehl! Und da ich nicht glaubte, daß wir lange bleiben würden. habe ich auch niemand mit meiner Vertretung betraut.— Ich möchte nur wiſſen, wo er ſo lange bleibt? Wenn wir ſeine Gäſte ſind, müßte er doch auch hier ſein, um uns zu unterhalten!“ .„Er wird wohl unten ſein und Befehle erteilen,“ meinte der Kapitän düſter. f „Ja, ja, wir ſind in die Falle gegangen. Wenn er unſrer nicht ſicher wäre, würde er uns nicht ſo lange allein laſſen!“ „Warum iſt denn der Steuermann auf der Varkaſſe geblieben?“ a „Ich habe ihm geſagt, er ſolle bleiben, bis ich ihn rufe. Ich hatte von allem Anfang an meine Zweifel! Sobald der Menſch verſucht, uns Gewalt anzutun, rufe ich dem Steuer⸗ mann zu, ſich und das Boot ſchleunigſt in Sicherheit zu bringen.“ (Fortſetzung folgt.) Handelsmarkt. Mannheimer Kleinviehmarkt. Mannheim, 12. Mai. Dem heutigen Klein⸗ viehmarkt waren zugeführt und wurden für 50 Kilo Lebendgewicht je nach Größe notiert: 119 Kälber, 8285, 7880, 64—68, 52—56; fünf Schafe 40—46; 58 Schweine 62—70, 7072, 72 bis 74, 75—76. Marktverlauf: gut, Schweine und Kälber langſam geräumt. Der Fertelmarkt fiel aus.. ernheimer Anzeiger „Giernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Haus gebracht.— Gratis beilagen: wöchentl. Samstags das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich FF monatl. 1.50 Mark frei ins Anzeigenpreiſe: Tageblatt (Vier nheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim ö Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. — Die Regierungskrise. Der Stand der Regierungsbildung.— Adenauers Kandidatur. Die Verhandlungen über die Regierungs⸗ neubildung haben im Laufe des heutigen Ta⸗ ges keine Fortſchritte gemacht. Die Lage iſt noch völlig ungeklärt. Miniſter Geßler, der beute mittag für ſeine Perſon auf die Kabi⸗ nettsbildung verzichtete, hatte am Nach⸗ mittag im Reichstag noch einige Unterredun— gen mit verſchiedenen Parteiführern, um ſich Unterlagen für den poſitiven Vorſchlag zu be— beſchaffen. den er bekanntlich am Samstag dem Reichsvröſidenten zu übermitteln ver⸗ ſprochen hat. Dieſe letzte Fühlungnahme Dr. Geßlers mit den Parteien ſcheint aber ſo negativ ausgefallen zu ſein. daß im Reichstag bereits verlautet. Dr. Geßler habe die Hoff— nuna aufgegeben, ſein Verſprechen einlöſen zu können. Unabhängig vom dem Geßlers ſcheint das Zentrum Verhandlungen zwiſchen den Regierunaspar— teien eingeleitet zu haben. wobei es offenbar die Abſicht h. einen Kanzlerkandidaten aus eigenen Reihen zu präſentieren. An die Möglichkeit der Bildung einer Regierung der großen Koalition glaubt man im Gegenſatz zu geſtern heute ein⸗ mal nicht mehr im Zentrum und bei den De⸗ mokraten. So ſtellt die„Germania“ heute abend feſt. daß die Verſuche, die das Zentrum geſtern als„Vermittler“ zwiſchen den So⸗ zialdemokraten und der Deutſchen Volkspartei eingeleitet hätte, das Ergebnis gezeitiat hät⸗ ten. daß mit der Verwirklichung des Gedan⸗ kens der großen Koalition vorläufig nicht zu redmen iſt. Das Blatt ſient ols„einzige aus⸗ ſichtsreiche Möglichkeſt die Erneuerung der gegenwärtigen Koalition.“ Vorgehen Dr. Vor der Kabinettsbildung durch Adenauer. Volksparteiliche Bedenken. w. Berlin, 15. Mai. Aus Zentrumskreiſen wird uns mitgeteilt, daß mit dem Kölner ſiern Mittag Schriftleitung, Druck und * Montag, den 17. Mai 1926 Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 38 43. Jahrgang Oberbürgermeiſter Dr. Adenauer bereits telephoniſche Rückſprache genommen wurde, und daß Dr. Adenauer ſich im Prinzip be⸗ reit erklärt, habe, die Nochfolge Lu— thers anzutreten. Adenauer iſt geſtern 11 Uhr abends in Berlin eingetroffen und wurde am Bahnhof von den Führern der Zentrums— partei erwartet. die ihn ins Hotel geleiteten und mit Dr. Adenauer ſofort in Beſprechun— gen eintraten. Die„Germania“ bezeichnet die Agentur— meldung. die den Namen eines Dr. Horion als Kandidaten nannte, als auf Erfindung beruhend. Ein anderer Name als der Ade— nauers ſei überhaupt nicht ernſthaft genannt worden. In varſamentariſchen Kreiſen alaubt man. daß Dr. Geßler heute dem Reichspräſi— denten vorſchlagen wird. Dr. Adenauer mit der Neubildung des Kabinetts zu betrauen. Nimmt Adenauer den Auftrag an— und es ſcheint jetzt ziemlich aewiß zu ſein— dann wird die einzige Veränderung die ſein. daß au die Stelle Dr. Luthers der Zentrumsmann Adenaſter tritt. wäbrend alle übrigen Porte— feuilles von den aleichen Männern beſent blei— hen wie im zweiten Kabinett Luther. Nur an Stelle von Reichsjuftizminiſter Marx wird der Zentrumsgba. Dr. Bell eintreten. Das B. T.“ erwöhnt übrigens, daß in den Kreiſen der Deutſchen Volkspartei des— halb Bedenken gegen Adenauer beſtänden, weil er ſich nach der Revolution angeblich für eine Loslöſung des Rheinlandes von Preu⸗ ßen eingeſetzt haben ſoll.— Nicht in Betracht kommt eine Kandidatur Steagerwalds, die auch genannt wurde. Auch eine Kandidatur Streſe— manns iſt völlig in den Hintergrund getreten. Der Reichspräſident empfing ge⸗ den ſcheidenden Reichskanzler Dr. Luther in Abſchiedsaudienz und ſprach ihm bei dieſer Gelegenheit nochmals in war— men Worten ſeinen Dank für die dem Vater— land geleiſteten hervorragenden Dienſte aus. Der Bürgerkrieg in Polen. Truppenzuſammenziehungen an der Weſtgrenze.— Bevorſtehende Entſcheidung.— Generalſtreik. Nach den Meldungen, die bis zum Frei⸗ lag abend aus dem volniſchen Hexenkeſſel vor⸗ liegen, ſcheint die Rebellion des Marſchalls Pilſudski völlig chaotiſche Zuſtände in Polen herbeigeführt zu haben, die man nicht mehr gut anders denn als„Bürgerkrieg“ bezeich⸗ nen kann. Wie es ſcheint, hat inzwiſchen Pil⸗ ſudski mindeſtens inſofern das Ueuergewicht gewonnen, als er ſich zum Herrn über War⸗ ſchau gemacht hat. Die Regierung Witos iſt entflohen und obſchon das Land in zwei entſchiedene Lager geteilt iſt, ſcheinen die Dinge doch im ganzen ſchon um deswillen für Pilſudski günſtiger zu ſtehen, als er erheb— liche Teile der Armee auf ſeiner Seite hat. Jedenfalls hat die Revolution auf ganz Polen übergegriffen, wobei es ſich um eine Auseinanderſetzung zwiſchen Legionären und den Anhängern Pil⸗ ſudskis einerſeits ſowie den Anhängern der Generale Haller und Szeptycki andererſeits handelt. Das Miniſterium des Aeußeren und andere wichtige Inſtitute befinden ſich in zen Händen des Marſchalls Pilſudski, ſo ins⸗ beſondere auch das Hauptpoſtamt und das Felegravhenamt. Zum Leiter für die auswär⸗ tigen Angelegenheiten ernannte Pilſudski— liach heute nachmittag erſchienenen polniſchen Zeitungen— einen gewiſſen Knoll, zum Kom⸗ miſſar für das Eiſenbahnweſen den bekannten Lemberger Profeſſor Berthold. f Die Kämpfe in Warſchau ſind nach den neueſten Meldungen zum Teil lecht blutig verlaufen. So berichtet die heu⸗ tige„Polonia“ von 70—80 Toten, die auf beiden Seiten zu verzeichnen waren, darunter mehrere Offiziere. Von verſchiedenen Seiten wird beſonders auch gemeldet, daß bei den Straßenkämpfen in Warſchau General Zeli⸗ zowski gefallen iſt.. Daß einmal ſolche Ereigniſſe in Polen intreten mußten, war den mit den Verhält⸗ liſſen inniger Vertrauten längſt klar. Die un⸗ ſaltbaren Wirtſchafts⸗ und Finanzverhält⸗ „ niſſe. die ſtändige Entwertung der Valuta, die Hoffnunasloſiakeit, bei den zahlreichen parla— mentariſchen Gegenſtrömungen inrgendwelche Beſſerung herbeizuführen, mußte natürlich am Ende die Exploſion auslöſen. Sie erfolgte ſchließlich durch die unerträgliche Spannung zwiſchen rechts und links, die weit über das Parlament hinaus ſich auch in den Erſcheinungen des täglichen Lebens, insbeſon⸗ dere auch in den Beamtenkreiſen und der Ar⸗ mee in verſchärftem Maße geltend machte. So wurde insbeſondere die Zerſetzung im Heere herbeigeführt. die den Putſch Pilſudskis erft als ausſichtsreich erſcheinen laſſen konnte. In Deutſchland hat man natörlich; das größte Intereſſe daran, die jetzigen Vor⸗ günne an unſerer Oſtarenze mit größ⸗ ter Wachſamfeit zu verfolgen. Wie ſich dieſer intereſſante Putſch, der nach allen geſchicht⸗ lichen Erfahrungen aus der auten alten Zeit in Pulen nicht der letzte bleiben wird. für den Kredit Neu⸗Polens auswirken wird, kann man ſich ohne beſondere Phantaſie vorſtellen. Wichtiger wäre für uns. zu erfahren, wie man in der Genter Studienkommiſſion unter den gegebenen Umſtänden über den von Briand ins beſondere ſo inbrünſtig vropagierten ſtän⸗ digen„nichtſtändigen“ Ratsſitk dieſes äuſter⸗ ſten Kulturſtaates im vorgeſchobenen Oſten Europas denkt. Das erſcheint uns umſo not⸗ wendiger, als die Dinge in Genf zur Zeit nanz ſo ausſehen, als ob ſich Lord Cecil mit Paul Boncour unter der Hand mit dem lie⸗ benswürdigen Augenzminkern des Auguren auf den ſtändigen» nichtſtändigen“ Ratsſitz für Polen geeinigt haben. Pilſudſki Herr der Lage. Wien, 14. Mai. Die über die Entwicklung der Dinge in Polen bis Mittag hier vorliegenden Borichte gehen folgendes Bild: Pilſudſki iſt Herr[5 der Lage. Angeblich hat er vor allem einen Kom⸗ miſſar für Auswärtiges ernannt. Die Regierung ——— angeblich im Amte. Der Poſt-, Eiſenbahn⸗ und Telephonverkehr iſt eingeſtellt. Die Folgen der Wirren in zu einem ö Warſchau führten dden des Dollars auf 11.5 1.65. ſehen. walſſe Truppenteile noch zu Pilſudſki ſto ßen werden. Der Korpskommandant von Lublin, General Romer, hat ſich mit Pilſudſti ſolidariſch erklärt. In Lemberg und Krakau haben die Ar beiter für Pilſudſti demonſtriert. Im übrigen ſoll das Land noch ungewiß ſein, wem es folgen ſoll. Nach den bisherigen Nachrichten ſcheint die Pro— vinz eher geneigt zu ſein, ſic auf die Seite der Regierung zu ſtellen. Wilna, das militäriſch außerordentlich wichtig iſt, ſoll im weſentlichen gegen Pilſudſki ſein. Truppenzuſammenziehungen an der Weſt⸗ grenze.— Neuer Anhang Pilſudskis.— Be⸗ vorſtehende Entſcheidung.— Generalttreik. Berlin, 15. Mai. Das„B. T.“ läßt ſich von der polniſch⸗oberſchleſiſchen Grenze mel⸗ den, daß die Litauer angeblich den Verſuch gemacht haben, die Grenze des Wilna⸗Gebie⸗ tes zu überſchreiten, um dieſe vor Jahren von Polen annektierten Gebiete wieder zurückzu⸗ erobern. Polniſche Truppenzuſammenziehun⸗ gen ſollen bei Schneidemühl und bei Beuthen ſtattſinden, da man einen deutſchen Einfall befürchte. Die volniſchen Gewerkſchaften in Ober— ſchleſien erlaſſen einen Aufruf, in dem ihre Mitglieder aufgefordert werden, ſich bereit zu halten, um Demonſtrationen gegen Nilſudski zu verhindern. Die Wojwodſchaft in Kattowitz hat eine Verordnung erlaſſen, nach der die Ausfuhr von Nachrichten über die Grenze als Hochverrat beſtraft wird. Verſchiedene Extrablätter der Kattowitzer Zeitung“ wur⸗ den geſtern nachmittag von der Polizei be— ſchlagnahmt. Es iſt noch nicht zu ſüber⸗ Deen 0 Der Entſcheidungskampf dürfte erſt heute oder morgen zu erwarten ſein. Die ſozialdempkratiſche Partei hat geſtern früh in Warſchau den Generalſtreik proklamiert. Die polniſche Regierung lehnt die Demiſſion ab. Danzig, 15. Mai. Nach den aus Warſchau vorliegenden Meldungen iſt die Stadt voll⸗ ſtändig in den Händen der Pilſudski-Anbän⸗ ger. Es werden Arbeiterformationen gebildet. die mit dem Militär zuſammen Pilſudskis Stellung ſtützen ſollen. Staatspräſident Wojfezechowski er⸗ klärte, daß er bis zuletzt ſeine Pflicht tue. Die Regierung hat die Demiſſion abgelehnt. Der Staatsſtreich hat auf dem Geldmarkt ſeine kataſtrophale Wirkung ausgeübt. Der Dollar ſteigt ſprungartig von Stunde zu Stunde. Nach einer Meldung aus Krakau wurde Pilſudski bei ſeinem Einzug in Warſchau von Militär- und Zivilperſonen begeiſtert begrüßt. Der Wojewode von polniſch⸗Oberſchleſien hat, wie aus Kattowitz gemeldet wird, den Bela⸗ ngerungszuſtand erklärt. Die in Tarnowitz ſtehenden Truppen ſind heute mit unbekann⸗ tem Ziel abgerückt. Eine teleyboniſche Verbin⸗ dung mit Deutſchland herzuſtellen, iſt unmög⸗ lich. da die Poſtämter von den Truppen be⸗ ſetzt ſind: dagegen wird der Telegraphenver⸗ kehr aufrecht erhalten. Der Verkehr durch den Korridor. Berlin, 15. Mai. Von zuſtändiger Stelle wird mitgeteilt. daß der Eiſenbahnverkehr durch den Korridor vorläufig noch reibungs⸗ los vonſtatten geht. Für einen Erſatzverkehr auf dem Seewege ſind bereits Maßnahmen in Vorbereitung. w. Berlin, 15. Moi. Vom Polizeipräſidium wird mitgeteilt: Nach inehrfachen Meldungen von Augenzeugen hat in der Nacht zum 13. Mai in der Gegend von Groß- Beeren(Kreis Teltow) ein Appell der Rechtsverbände, verbunden mit einer Waffennusgrabung, ſtattgefunden. Als Wafſenverſtecke wurden einige Wirtſchaften in Groß⸗Beeren ſpwie ein Unterſtand in den Wal⸗ dungen ſüdmeſtlich der Ortſchaft bezeichnet. Die am 14. Mai darauf vorgenommenen umfangrei⸗ chen. Nachforſchungen haben ergeben, daß in der nenannten Nacht tatſächlich Teile der Wehrner bände Berlins und des Kreiſes Teltow eine Ge läpdeübung abgehalten haben. An Waffen ſind im Vorwerk Neu-Beeren und in Gruß⸗-Beeren insgeſamt aufgefunden und beſchlagnahmt wor⸗ den: 2 Infanteriegewehre, 2 Karabiner, 20 ſcharfe Handaranaten, eine Kiſte mit Zündern und Ue⸗ bungshandgranaten, einige Selbſtladepiſtylen ſo wie grußſe Mengen vnn Piſtol⸗-Munition. Der in der Meldung genannte Unterſtand wurde auf— gefunden. Die Grabungen nach Waffen an ver ſchiedenen Stellen ſind ergebnislos verlaufen. Briefe des Juſtizrats Dr. Claß. Merlin, 14. Mai. Der amtliche preußiſche Preſſedienſt ſetzt ſeinen Vorſtoß gegen die vater ländiſchen Verbände fort und veröffentlicht heute f Nachmittag den Inhalt zweier Originalbriefe des; Juſtizrats Dr. Claß, von denen der eine an den ehemaligen Kaiſer, der zweite an ſeine jetzige Gattin Hermine gerichtet iſt. Der Brief Der Kampf gegen die Rechts⸗ putſchiſten. Waffenbeſchlagnahme der Wehrverbände.— Intereſſante Briefe. Dementis und Proteſte. Ich bin aber auch ſelbſt der Meinung, daß einer ſolchen Bedenken entgegenſtehen.“ Claß ſchlägt dann als Mittelsmann den Für⸗ ſten Otto zu Salm-Horſtmar in Varlar(bei Coesfeld in Weſtfalen) vor, erklärt ſich aber wei⸗ terhin gern bereit, den Kaiſer von Fall zu Fall „anf dem angegebenen Wege auch ſelbſt brieflich Bericht zu erſtatten“. Claß kommt dann auf das Verhältnis Hindenburgs zu Luther zun ſprechen und ſagt hierzu wörtlich: „Heute ſtehen wir ganz unter dem Ein⸗ druck der Tatſache, daß der Generalfeld— marſchall trotz alles Vorgefallenen im Reichskanzler Luther einen großen Staats- mann erblickt und ſich von dem Einfluß nicht frei machen kann, den dieſer gleich Dr. Streſemann verderblich auf ihn aus⸗ übt. Es iſt ein Jammer, zu ſehen, wie der Generalſeldmarſchall Leuten Vertrauen ſchenkt, die das Vaterland ſchwer geſchädigt haben... Die Not nimmt zu. Die Kom— muniſten bereiten ſich auf den großen Schlag vor, den ſie führen wollen. Die Regierung und das ſeige Bürgertum ver— ſagen. Angeſichts dieſer Tatſachen haben wir zur vaterländiſchen Selbſthilfe aufge— rufen, indem wir die„Deutſche Notgemein— ſchaft“ ins Leben gerufen haben. Ueber dieſen Vorgang unterrichten die beigefüg— ten Druchſachen. Wir hoffen, daß ſich da— an den Kaiſer iſt aus Berlin vom 15. Dezember 1925 datiert. In ihm bedankt ſich Claß für die Kundgebung einer Anerkennung des einſtigen Kaiſers vom 9. Dezember und für die gnädige Widmung eines Bildes des Exkaiſers. Es heißt dann insbeſondere in dem Dankſchreiben: „Euer Majeſtät dürfen ſich verſichert hal— ten, daß die um mich geſcharten Getreuen, deren Zahl und Bedeutung mit der wach— ſenden Not gewachſen iſt, mit unerſchütter— lichem Willen am Werke ſind, mit dem Ziel, in dem gereinigten und befreiten Vaterlande das hohenzollernſche Kaiſertum in erhöhtem Glanze aufrichten zu helfen.“ Das Schreiben an die Gattin des Ex⸗ kaiſers datiert ohne Ortsbezeichnung vom 26. Jauuar. Juſtizrat Claß beſtätigt einleitend zu⸗ nächſt ein Schreiben der Kaiſerin Hermine vom Januar dieſes Jahres und fährt dann insbe— ſondere fort: „Es iſt mir eine Ehre, zu erfahren, daß ſoll beſeitigt und, wie behauptet wird, nach Skier⸗ niewice geflüchtet ſein. Der Staatspräſident iſt Euer Majeſtät eine Begegnung mit Sei⸗ ner Majeſtät deen Kaiſer begrüßen kürden. aus Brauchbares entwickelt, das den Kern einer entſchloſſenen und ſtarken Rechtsbe⸗ wegung abgeben kann. Bisher ſind die Er— folge über Erwarten günſtig. Euer Ma— jeſtät bitte ich ſehr, Seiner Majeſtät die treueſten Glückwünſche zum Geburtstage übermitteln zu wollen. In Verehrung verbleibe ich Ihrer Majeſtät ſehr ergebener gez. Claß.“ Bürgermeiſter Neumann und die Putſchpläne. Lübeck, 15. Mai. Bürgermeiſter Dr. Neu mann gab geſtern nachmittag im Lübecker Se— nat nochmals eine genaue Darſtellung ſeines Verhältniſſes zu Juſtizrat Claß. Gleichzeitig berichteten auch die nach Berlin entſandten beiden Senatsmitglieder über das dort ein⸗ geſehene Aktenmaterial. Der Senat beſchloß, bis zur Herbeiſchaffung der beiden Briefe, die Bürgermeiſter Dr. Neumann an den Juſtizrat Claß geſchrieben hat, die Entſcheidung aus⸗ zuſetzen. In jenem Briefe will Bürgermeiſter Dr. Neumann die Annahme der Kanzlerſtel⸗ lung auf das Entſchiedenſte abgelehnt haben. —— — — .— .. — . ... eee eee !!!. ĩͤ 874 2 2 p. Aus Heſſen. Deutſchlandreiſe des Newyorter Heſſenvereins. Darmſtadt, 13. Mai. Der Heſſen⸗Darmſtädter Volksſeſtverein in Newyork wird im Jahre 1927 eine Deutſchlandreiſe unternehmen. Der Verein wird dabei zahlreichen heſſiſchen Städten einen Beſuch abſtatten. Froſtſchäden in Rheinheſſen. Büdesheim, 13. Mai. In der Nacht von Sonntag auf Montag wurden die berechtigten Hoffnungen vieler Winzer vernichtet. Die winter— liche Kälte dieſer Nacht hat in den niederen Weinbergslagen hieſiger Gemarkung ungeheuren Schaden an den Weinſtücken verurſacht. Viele Stöcke ſind bis auf die letzte Lotte erfroren, ſodaß wenig Hoffnung beſteht, für das nächſte Jahr das nötige Holz zum Schnitt zu erhalten. Von detroffen. Der wahre Sinn des GBR. Ueber den wahren Sinn des Gemeinde— ſtig führenden Kreiſen unſeres Volkes immer Hlarer. Den Kern der Sache trifft die„Deutz ſche Zeitung“, wenn ſie ſchreibt, öffentlich werde zwar von den Abſtinenten immer ver⸗ ſichert, die Erzeugung wie der Genuß geiſti— ner Getränke ſolle nicht gehindert werden, und fährt dann fort:„Es iſt aber nach Aeußerun— gen führender Alkoholgegner nicht zweifelhaft, daß das Gemeindebeſtimmungsrecht nur der erſte Schritt auf dem Wege ſein ſoll, Deutſch— land nach dem Muſter der Vereinigten Staa⸗ ten„trocken zu legen“. Dort hat man bekannt⸗ lich ſeit einem balben Dutzend von Jahren die nationale Prohibition“, und es darf be— merkt werden, daß die Trockenlegung in den „Vereinigten Staaten“ auch mit einem Ge— meindebeſtimmungsrecht anfing, der ſoge—; nannten„Lokal-Option“. Zuerſt wurden ein— zelne Ortſchaften durch Abſtimmung trocken gelegt, dann griff man auf gonze Bezirke und Staaten über und ſchließlich auf das ganze Land. Die Vermutung iſt alſo nicht von der Hand zu weiſen, daß die deutſchen Alkohol— gegner nach demſelben Muſter vorgehen wol— len, obwohl die Erfahrungen, die man in Amerika mit der Trockenlegung gemacht hat, micht zur Nachahmung reizen. Die Prohibi⸗ tion hat nach amerikaniſchen Zeitungsberich— ten die verhältnismäßig harmloſen Getränke — leichte Biere und leichte Weine— ver— ſchwinden laſſen und als Nationalgetränk den giftigen Schmugolerſchnays ins Land ge— bracht. Welche Kämpfe die Beamten mit den Schmugalern auszufechten haben, darüber ge— ben gelegentliche Meldungen Auskunft. Es wird zudem darüber geklagt. daß das Volk ſeine Geſundheit durch den Genuß des Schmugglerſchnapſes untergräbt, daß die Prohibition Heuchler heranbildet. daß ſie nach dem Sprichwort„Verbotene Früchte ſchmecken am beſten“ die Achtung vor dem Geſetz ver— nichtet. Jedenfalls wird nach den bisherigen Erfahrungen die Prohibition als ein Fehl— ſchlag bezeichnet.“ Vermiſchtes. Maul- und Klauenſeuche in Heſſen. Darmſtadt, 14. Mai. Nach dem Stande vom 1. Mai waren in Heſſen verſeucht: 104 Gemeinden mit 341 Giehöften. Die meiſten Gehöfte waren verſeucht im Kreiſe Bensheim. Seuchenfrei waren die Kreiſe Erboch. Alsfeld, Lauterbach und Schotten. Mit nur einer Ge— meinde verſeucht war der Kreis Heppenheim 5 Temperatur dem Froſt ſind hauptſächlich die Burgunderlagen 15 Reben anrichtete. ö beſonders ſtark der Kälte ausgeſetzt waren, . ahre! des Trfebe, an denen ſich bereits die erſten Frucht⸗ beſtimmungsrechts wird man ſich in den gei— anſätze zeigten, vollkommen erfroren und hän⸗ Stücken Stück hat ihm dann aber ſo gefallen, daß er Von Grenzbeamten angeſchoſſen. 9 Neuenburg(bei Müllheim), 12. Mai Von drei jungen Leuten aus Neuenburg, die ſpät abends aus dem Elſaß zurückkehrten und wegen Geſchloſſenheit der Schiffbrücke den ver⸗ botenen Weg über die Eiſenbahnbrücke zum Paſſieren des Rhein benutzten, wurde der 20 Jahre alte Alfred Wolf von dem dienſttuen⸗ den Grenzbeamten angeſchoſſen und lebens⸗ gefährlich verletzt. Der Grenzbeamte hatte dreimal gerufen, ohne daß dite Leute ſtehen blieben. Froſtſchüden in den Rheingau⸗Wingerten. Aus dem Rheingau, 13. Mai. Von einem Harken Schickſalsſchlag ſind die Rheingaue Winzer betroffen worden. In der Nacht zu Montag trat bei klarem Himmel und einen von ſtellenweiſe 3 Grad unter dem Gefrierpunkt Froſt auf, der in verſchie⸗ denen Gemarkungen großen Schaden an den In einzelnen Lagen, ind die jungen, ſchon handlang gediehenen en welk herunter. Stellenweiſe kann die rnte als vollkommen vernichtet angeſehen werden. 11 N N Lehars neueſte Operette. ö Franz Lehar, deſſen„Paganini“ ſeinen Siegeszug über die internationalen Operetten⸗ bühnen fortſetzt, hat ſoeben in Mailand einen Vertrag über ſeine neueſte Operette abgeſchloſſen. Einem Berichterſtatter des Cor⸗ riere erklärte er, daß er die neue Operette, ban der bereits 2 Akte fertig vorliegen den Titel„Gigolette“ führen wird. Das Libretto! haben ihm Forzano und Lombardo geſchrie⸗ ben, und Lehar hatte urſprünglich die Abſicht, dem italieniſchen Textbuch eine Muſik zu un⸗ ſerlegen, die er aus bereits komponierten zuſammenzuſtellen gedachte. Das ich ſchließlich entſchloß, den urſprünglichen Plan fallen zu laſſen und die Muſik neu zu lomponieren. Die Librettiſten waren nicht wenig überraſcht, als Lehar 14 Tage nach Empfang des Librettos, auf ihre Frage, wie 's ihm gefallen habe, ans Klavier ging und hnen den ganzen erſten Akt vorſpielte. Ihr Eeſtaunen über dieſe fabelhafte Schnelligkeit zer Kompoſition wuchs noch, als ihnen der momponiſt verſicherte, daß in ein paar Mo— zaten das ganze Werk fertig vorliegen würde. ach den in Mailand getroffenen Verab— edungen wird die neue Operette, bevor ſie n Wien in Szene geht, im nächſten Faſching 5 Erſtaufführung im Mailänder„Lirico“ oben.. Schweres Eiſenbahnunglück. Newyork, 14. Mai. Nach Telegrammen aus Peking entgleiſte zwiſchen Hankau und Peking ein dicht beſetzter Eiſenbahnzug. Es ſollen 50—80 Reiſende getötet und zahlreiche Perſonen verletzt worden ſein. Eine Familie von 7 Perſonen mit Gas vergiftet. Breslau, 12. Mai. In der Siedlung Pö⸗ pelwitz bei Breslau wurden der 34jährige Handelsmann Friedrich Buch, ſeine Frau und 5 Kinder im Alter von 3—11 Jahren mit Gas vergiftet tot aufgefunden. Der Vater hatte dem einen Kinde die Schlagadern an beiden Händen aufgeſchnitten, vermutlich weil das Gas bei dem Kind nicht tötlich wirken wollte. Auch der Vater hatte eine Schnitt⸗ wunde an der linken Hand. Am Abend vor⸗ ö Zur die! Punkte hervor: gruppe der ö könig, dem ein ſchwerer Unfall war, mußte ſich ein Bein amputieren laſſen ber batte das Ebepaar einen Abſchiedsbrief an die Sqppeſter der Frau Buch gerichtet und entzer, einem Maſchiniſter und zwel Matro⸗ darin als Grund angegeben, daß ſie in den ſen nach der finnländiſchen Küſte Jawaſaare nächſten Tagen eximitiert werden ſollten. Man habe Angſt davor, die nächſte Zeit im Obdachloſenaſyl verbringen zu müſſen und nehme ſich lieber das Leben. Buch hatte frü⸗ her ein Kolonialwarengeſchäft, war aber letzte Zeit beſchäftigungslos. Verhängnis voller Abſchlußt eines Ausfluges. Mühlhauſen i. Th., 13. Mai. Ein ſchwe⸗ ker Unfall hat ſich bei dem Dorfe Geisleden im Kreiſe Eichsfeld bei Heiligenſtadt ereignet. Dort ſtürzte ein mit 25 Mädchen beſetzten geiterwagen einen ſteilen Abhang hinab und begrub einen Teil der Inſaſſinnen unter ſich. die Verunglückten konnten erſt ſpäter mit teil⸗ eiſe ſchweren Verletzungen hervorgezogen herden. 5 bevorstehenden Verabſchiedung des Reichs knappſchaftsgeſetzes. 5 Die Novelle des Reichsknappſchaftsgeſetzes iſt zin den Ausſchußberatungen in 3. Leſung nun⸗ mehr erledigt. Aus dem Inhalt heben wir als wichtigſte Die Verſicherten: Arbeiter und Augeſtellten erhalten in den Vorſtänden u. Haupt⸗ verſammlungen dreifünſtel, die Arbeitgeber zwei⸗ fünftel der Stimmen. Arbeiter⸗ und Angeſtellten⸗ kaſſen werden vollſtändig getrennt geführt. Für die Angeſtellten werden die anerkannten Erſatz⸗ kaſſe als gleichberechtigte Träger der Krankenver⸗ ſicherung zugelaſſen. 5 Die Wahl der einzelnen Organe erfolgt nach der Verhältniswahl, und zwar wählen Arbeit⸗ Leber, Angeſtellte und Arbeiter ihre Vertreter getrennt je auf die Dauer von 4 Jahren. Es iſt anzunehmen, daß auch das Plenum nunmehr der Novelle zuſtimmt. Verbotene kommuniſtiſche Straßendemon⸗ ſtration. 13. Mai. Die hieſige Orts- Kommuniſtiſchen Partei hatte durch Handzettel zu einer Straßendemonſtra⸗ (ion am Mittwoch aufgefordert. Die Demon [tration wurde von der Polizeidirektiof Nürnberg verboten. In einem Aufruf wirf bor der Teilnahme an derartigen Kundgebun ben gewarnt. Nürnberg, Ein wahrhaft„lannibaliſcher“ Prozeß. Paris, 12. Mai. Ein höchſt eigenartigen Prozeß ſtand vor kurzem in Boma in Bel, giſch⸗Kongo zur Verhandlung. Ein Neger zugeſtoßen Nachdem die Operation glücklich beendet war verlangte der ſchwarze König ſein Bein zu rück, um es, wie er ſagte, aufzueſſen. Dez Arzt, ein Weißer, weigerte ſich jedoch, dil Bitte ſeines Patienten zu erfüllen, indem ei auf die Tatſache hinwies, daß im Kongo dei Kannibalismus unterſagt iſt. Davon abel wollte der Negerkönig durchaus nichts wiſſen, Er ſuchte ſich einen Rechtsanwalt und ſtrengte gegen den widerſpenſtigen Arzt und gegen die Direktion der Klinik einen Prozeß an. Die Angelegenheit kam tatſächlich zur Verhand— ung und das Gericht verurteilte die Klinil dazu, dem Negerkönig ſein abgenommenes gein zurückzugeben. Ob dieſer es dann noch berſpeiſt hat, wird in der inicht angegeben. Ein dunkler Fall. w. Reval, 12. Mai. Wie die 5 5 richtet, wurde vor kurzem nahe 9e zuſſiſchen Küſte auf dem Eis das Wrak des Rarwaſchen Motorſeglers Neptun“ entdeckt der ſeit 9. November vorigen Jahres ver⸗ ſchollen war. Am 8. November war das Schiff mit einem enieur, einem enen Meldung allerdingz Taun von Schöllenbach. in Börſen⸗Roman von Barr Runkel. „Und was fur einen Zweg ſou das haben? wandte Lipſchütz ein.„Das Motorboot holt ihn ja noch, und wenn er ſchon den halben Weg zurückgelegt hat!“ „Ah, da kommt er,“ ſprach der Kapitän, als Tann liebenswürdig lächelnd oben an der Kajütentreppe erſchien.„Nun wird es ſich ja in wenigen Sekunden entſcheiden, ob wir ge⸗ fangen ſind oder nicht!“ „Ich hoſſe, Sie ſind mir nicht böſe, daß ich Sie ſo lange allein gelaſſen; aber ich habe noch nicht das Vergnügen gehabt, jemand be— wirten zu dürfen, ſeitdem ich Deutſchland ver— laſſen, und daher möchte ich, daß mein Koch deute ſein Beſtes tut. Ich have ihm deshall noch ſpezielle Befehle für unſer kleines Früh⸗ ſtück erteilt, und es wird darum ein bißchen länger dauern! Aber in einer Viertelſtunde wird das Gong uns zu Tiſch rufen!“ „Nehmen Sie es mir nicht übel, Herr Tann!“ erwiderte der Kapitän,„aber ich habe keine rechte Ruhe, weil mein Schiff ohne Auf⸗ ſicht iſt. Ich habe meinen erſten Offizier in der Barkaſſe gelaſſen, und ſo leid es mir tut, den in Ausſicht geſtellten Genüſſen entſagen zu müſſen, ich kann nicht zum Eſſen bleiben, ich muß an Bord meines Dampfers!“ „Ach,“ ſagte Tann,„das tut mir aber leid! Und weshalb muß das ſein? Was kann denn Ihrem Schiff in Ihrer Abweſenheit ge⸗ ſchehen?!“ .„Nun, ich habe bemerkt, daß die übrigen Stämme immer noch ſehr dicht am Uferrand aufgeſchichtet ſind, und ich fürchte, wenn ſie nachſtürzen und bis zu uns getrieben werden, ſo könnte der Rajah“ doch am Ende etwas abbekommen!“ „Meine Leute meinen,“ beruhigte Tann den Kapltän,„es ſei keine Gefahr, daß noch weitere Stürze erfolgen; aber ſie ſind ſo dumm daß die Möglichkeit immerhin nicht ausge⸗ loſſen erſcheint, und ich kann daher Ihre eſorgnis begreifen und mit Ihnen fühlen. llebrigens, iſt För Schiff durch die ersten Stämme veſchäbigt worden?“ „Ich weiß noch nicht. Auf jeden Fall haben einige davon den Dampfer aekroffen 5 ö„Selbſtverſtändlich, Kapitän, komme ich für jeden Schaden auf, der angerichtet ſein ſollte, und zwar in reichſtem Maße; denn ſchließ⸗ lich bin ich doch dafür verantwortlich! Aller- dings, als wir den Fluß heraufkamen, lag kein Schiff da, auch kein Anzeichen von einer Nieder⸗ laſſung; trotzdem entſchuldigt mich das nicht, daß ich nicht beſſer aufgepaßt habe. Wenn das Holz den Dampfer getroffen hat, glauben Sie, daß der Schaden groß ſein kann?“ ö„Das kann ich natürlich nicht ſagen, ehe ich mir die Sache genau beſehen habe!“ f„Na, wiſſen Sie was. Kapitän, ich zahle Ihnen zweitauſend Mark; beträgt der Schaden zwanzigtauſend, na, ſo haben Sie eben acht⸗ zehntauſend verloren; iſt der Dampfer unbe⸗ 1 50 ſo ſtecken Sie einen glatten Gewinn ein!“ „Wenn nichts beſchädigt iſt, Herr Tann, ſo will ich auch kein Geld von Ihnen. Und ſelbſt, wenn ſich eine Beſchädigung heraus⸗ ſtellen ſollte, ſo glaube ich gar nicht, daß wir rechtlich irgendwelche Anſprüche an Sie er⸗ heben können. Schließlich war's doch nur ein unglücklicher Zufalll“ „Aber durch unſere Schuld! Wollen Sie ſich alſo mit zweitauſend Mark als Entſchädi⸗ gung zufrieden erklären?“ „Ich erkläre mich mit allem zufrieden, wenn Sie mir geſtatten wollen, nicht an der Mahlzeit teilzunehmen und auf mein Schiff zurückzukehren!“ „Aber natürlich, ich möchte nur, daß Ihr das Geld nehmt! Können Sie denn übrigens nicht Ihren Steuermann hinſchicken, daß er Ihnen über den Zuſtand des Schiffes berichtet? Es iſt doch wirklich ſchade, ſich eine gute Mahl⸗ zeit entgehen zu laſſen!“ „Es würde mich nicht genügend beruhigen. Ich möchte lieber ſelbſt gehen!“ „Ja, ja, ich kann mir wohl denken, wie ängſtlich Ihnen zumute iſt, und ich glaube, an Ihrer Stelle würde ich es ebenſo machen! Darum will ich Sie nicht zurückhalten, ſo leid es mir tut. Aber wie iſt es mit dem Geld? Ich werde mich ſelbſtverſtändlich nicht weigern. —— Geld verlangt, Hotel⸗ ausgelaufen, um dort für die Geſellſchaft iz ig Import“ einen großen Geldbetrag inzuziehen. Die beiden Matroſen hatten ſich in Lawaſaare abmuſtern laſſen und am 9. November hatte das Schiff ohn ſie die Rück⸗ zeiſe nach Hungerburg angetreten. Seitdem dat man nichts mehr von ihm gehört. Es jaucht die Vermutung auf, daß die beiden Matroſen das Schiff verfolgt, die Beſatzung een und es dann nahe der Küſte verſenkt ſaben. Möglicherweiſe iſt das Schiff aber auch ſinem Sturm zum Opfer gefallen. Zurzeit iſt ſas ganze Schiff vereiſt, ſodaß nähere Feſt⸗ ſellungen noch nicht möglich ſind. 0680 Aus Nah und Fern. Bingen, 13. Mal.(Räumung der Feſthalle Seit geſtern hat lt. Rhein⸗ und Mahezeſtanng 10 ba 19 Aged Ii Der Arzt des 15 e der dienſthabe Bingen bereits verlaſſen e e 1 Rüſſelsheim, 11. Mai.(Eine neue Brücke über den Main.) In der letzten öffentlichen Gemeinderatsſitzung wurde der Entwurf einer Denkſchrift über eine Brücke über den Main bei Rüſſelsheim genehmigt. In dieſer Denk⸗ ſchrift iſt geſagt, daß die Verbindung durch feſte Brücken über den Main bei Mainz und „ aunffuxt unzureichend ſei. Eine große Zahl zer in den Opelwerken beſchäftigten Arbeiter wohnt jenſeits des Rheines und ſind bei un⸗ jünſtigem Wetter, bei Eisgang uſw. genötigt, en Umweg über Mainz⸗Koſtheim oder Frankfurt zu nehmen. Auch würden für de Taunus und Wiesbaden Autolinien erſchlo ſen, andererſeits beſitzt Flörsheim, das Ril ſelsheim gegenüberliegt, ſeinen Waldbeſtan auf der Rüſſelsheimer Mainſeite. Koſtſpielig Zuführungen ſind bei einem Brückenbau nich nötig, da ſowohl Rüſſelsheim als auch Flörs heim hoch ge. en ſind. Da mit einem lebhaf ten Autoverkehr über die Brücke zu rechnen ſei, müſſe eine Fahrbahn von 7—8 Meter vorgeſehen werden, dazu kämen beiderſeitiſ Fußſteige von je 1.50 Meter. Die Koſten wer den ohne Grunderwerb und Bau an An ſchlußſtraßen auf dem rechten Ufer von fach männiſcher Seite auf 650.000 Mark geſchätzt Heidelberg, 13. Mai.(Lebensrettung.) Ein 13 Jahre alter Schüler aus Kaiſerslautern fiel in⸗ folge eines Schwindelanfalles in den Neckar und wurde von einem ledigen Arbeiter am Ertrinken gerettet. Frankfurt a. M., 13. Mai.(Der Raubmord in Wiesbaden.) Als Mörder der in ihrer Wies⸗ badener Wohnung erdroſſelt aufgefundenen Frau Flora Süßer kommt mit großer Wahrſcheinlich⸗ keit deren vierundzwanzigjähriger Sohn Wilhelm Süßer in Frage. Süßer iſt erblich belaſtet und meilte bereits mehrfach in Irrenanſtalten. Vor drei Jahren verübte er einen ſchweren Raub- überfall, den er mit langer Gefängnisſtrafe bis zum Februar ds. Is. büßen mußte. Seit dieſer Zeit führte er ein unſtetes Leben und befand ſich fortwährend in Geldſchwierigkeiten. Vermut⸗ lich hat er von ſeiner Mutter in Wiesbaden und als ihm dies verweigert wurde, hat er wahrſcheinlich die Hand gegen die Mutter erhoben und ſie erwürgt. ſich dieſes Jahr Kleidet. Der Winter iſt vorüber— Sonne will ſcher nen und ungezählte liebe Blütenglocken läuten Frühlings Einzug ein. Und wir ſind der Win⸗ terkleider leid und kramen wie jedes Jahr um dieſe Zeit in Kammer und Schränken, ſuchen die vorjährigen Sommerkleider vor: was wobl da⸗ Wie man N e den Eigentümern des Dampfſers die volle Enk⸗ ſchädigung zu zahlen; aber ich ſollte denken, einem guten Schiff wie dem Ihren könnte der kleine Anprall nichts geſchadet haben.“ „Der Dampfer liegt mit dem Bug ſtrom⸗ aufwärts, und die Strömung iſt da unten nicht ſo ſtark wie hier. Ich meine, wenn die Hölzer das Schiff überhaupt getroffen haben, haben ſie es nur geſtreift, höͤchſtens ein biß⸗ chen Farbe weggekratzt, ſchlimmer wird's wohl kaum ſein. Aber wenn Sie durchaus fort müſſen, dann beſtehe ich darauf, daß Sie bas Geld nehmen!“ „Nehmen Sie das Geld, Kapitän!“ ſagte der Geſchäftsführer und blickte lächelnd auf. Offenbar waren ſeine Beſorgniſſe für den Augenblick beſchwichtigt; aber der Kapitän ließ ſich nicht ſo leicht herumkriegen. „Schön!“ ſagte er, um dem Gerede ein Ende zu machen und endlich zu erfahren, ob man ihn fortlaſſen würde oder nicht. „Und nur, Herr Lipſchütz,.“ meinte Tann, zu dieſem gewandt,„wollen wir unſere Geld⸗ angelegenheit gleich erledigen, damit wir nach⸗ her beim Frühſtück gar nicht mehr an Geſchäft⸗ liches zu denken brauchen! Sie haben ſich ja jetzt durch den Augenſchein überzeugen können, welchen Schaden ich in Ihrem Wald angerichtet habe, als ich noch dachte, ich hätte das Recht dazu. Ich weiß ja wohl, wenn ich es nur mit Ihnen zu tun hätte, würden wir uns ſehr leicht einigen; aber Sie ſind natürlich Ihrem Syndikat gegenüber verantwortlich und müſſen daher im Intereſſe dieſer Leute handeln. Wie hoch ſchätzen Sie alſo meine Uebergriffe in landläufiger Münze? Ich weiß ja natürlich, daß mich ein ſo unverzeihlicher Waldfrevel in Deutſchland ein hübſches Sümmchen gekoſtet haben würde.“ „Wie viele Bäume haben Sie denn eigent⸗ lich geſchlagen, Herr Tann?“ „Lieber Himmel, davon habe ich keine Ah⸗ nungl Vielleicht zwanzig, vielleicht auch dreißig, vierzig, fünfzig oder gar hundert. Aber wir können's ja leicht feſtſtellen. Wir ſchicken ein⸗ fach einen Mann im Motorboot hinüber und laſſen ihn die Stümpfe zählen.“ „Ach, das iſt gar nicht nötig! Würden ae ſein, weitere zweitauſend Mark zu zahlen?“ „Abgemachtl Und dabei komme ich ſehr gut fort, Herr, Verzeihen Sie nur einen Augen⸗ blick, ich hole ſofort das Geld!“ Und er verſchwand wieder unter Deck. Aber der Kapitän hatte ſich durch dies alles nicht beruhigen laſſen. „Jetzt gibt er das Signal,“ meinte er. „Na, wiſſen Sie, Kapitän, ich habe große Achtung vor Ihrer Menſchenkenntnis; aber ich kann mich wirklich nicht dazu bringen, dem jungen Mann zu mißtrauen! Er mag ein Eſel ſein, aber auf jeden Fall iſt er ein Kavalier. Und ich glaube nicht, daß er drei Leute zu einem Feſtmahl einladen und ſie dann gefangen⸗ nehmen würde. Ich bin kein Eſel, aber ich bin auch kein Kavalier; ich würde es ja ohne Beſinnen tun, wenn ich einen Feind in meiner Gewalt hätte; aber er, er tut's ſicher nicht. Sie werden ſehen, er kommt mit dem Geld wieder herauf, und Sie kommen um ein mächtig gutes Eſſen, wenn Sie darauf beſtehen, an Bord des„Rajah' zu gehen!“ »Ich verzichte gern auf das Frühſtück, wenn ich nur erſt meine Schiffsplanken unter den Füßen habe! Ich laſſe ſofort wenden, und in weniger als einer Stunde bin ich auf goher See! Sie bleiben ſo lange hier, als Sie können, wenn möglich den ganzen Nach⸗ mittag, und geben dadurch dem ‚Rajah“ die Möglichkeit, außer Sicht zu kommen, ehe der unheimliche Menſch uns verfolgtl“ „Er kann Sie aber doch leicht wieder einholen, wenn er will. Ich weiß nur nicht, was er Ihnen tun ſollte! Sie meinen doch nicht etwa, daß er Ihr Schiff angreifen wird?“ „Ich weiß ſelbſt nicht, was ich fürchte; aber, wie geſagt, der Menſch iſt mir unheim⸗ lich! Ich halte ihn für fähig, uns auf das Meer hinaus zu verfolgen und das Schiff zu kavern!“ „Vin Matt Sammeln Sie 4„Gutſcheine W redſbote Bonbonniere und Farbton ihr Eigenkleid gelte oder eng pliſſierte falt beim heuer noch tauglich ſein mag?— waz leicht geändert werden muß?— was neu an⸗ Juſcha en wäre? Ja, was man überhaupt wohl trägt dies Srüclabfg Nicht, daß all das„ich trage“, was „man trägt“, o nein, denn längſt nicht alles iſt zweckmäßig und gut und ſchön, was Frau Mode anzupreiſen beliebt— eignet auch nicht immer meiner Art und paßt auch nicht zu meiner Le⸗ bensführung. Doch habe ich ein berechtigtes per⸗ ſönliches und fachliches Intereſſe, zu f mach der zeitüblichen Form der Kleidung, kündet doch das Kleid ebenſo von der perſönlichen Ge⸗ ſinnung ſeiner Trägerin, wie von der ganzen Geiſtesrichtung eines Volkes und einer Zeit. So halten wir denn Umſchau im Reiche der Mode! Gar bunt iſt der Markt— formenreich und farbenfroh. In Schnitt und Form ſtreiten die gerade Linie und die Glocke um den Vor rang; roſenholz, beige auf der einen Seite, laven⸗ del, zarte Paſtelltöne auf der anderen wetteifern unter den Farben. O dieſe köſtlichen Farben und Stoffe, die die Modeinduſtrie uns darbietet. Heute kann jede Frau faſt mühelos in Material ſich wählen. Welch Fülle feiner, guter Wollgewebe iſt wieder da— Kaſha, Tweed, Jerſey, Rips, Trikotine; ſie wirken gediegen und dabei unaufdringlich, ja zurückhaltend durch ihre Einfarbigkeit und in ihrer durchaus unauffälligen, höchſtens etwas dunkler ſchattierten Muſterung. Eine angewebte Bordüre mag Machart und Verzierung des Klei⸗ des beſtimmen. Aus der ruhigen Gehaltenheit des Materials ſchöpft das Frühjahrskleid wohl auch ſeine ſchlichte Linienführung. Die größere Rockweite patte der Winter ſchon vorbereitet; erfreulicher⸗ weiſe wird ſie in dieſem Frühjahr noch mehr be⸗ tont; und wir könnten über die Glocke und den Falten rock endlich wieder einmal einen Weg zum sten faltenreichen fraulichen Gewand ſehen, wenn nicht die erſchreckende Kürze der Röcke jedem Empfinden für Frauenwürde, Anſtand und Sittſamkeit Hohn ſpräche. Dieſe kurzen Kleider aber tragen wir nicht! Wie kleid⸗ ſam und praktiſch zugleich läßt ſich ſonſt die dies⸗ jährige Frühjahrsmode geſtalten! Tief eingebü⸗ Falten in ganz verſchie⸗ dener Anordnung, herabſallend, verleihen die nötige Bewegungs— freiheit beim Schreiten und eine ſchöne Formge⸗ bung beim Sitzen. Die Falten- oder Glockenteile des Rockes wiederholen ſich am Aermel und an es Mantel, Jacke oder Pelerine, wodurch ſchöne Einheitlichkeit erzielt wird. „Einen wirklich feinen Geſchmack bekundet ein— eine mal die Mode durch dieſe Forderung des ein— heitlichen Anzuges.— Und ich glaube, aus eigener Erfahrung ſagen zu können, daß jede Frau durch klein wenig Nachdenken und Sors- ſal im Selbſtſchneidern, Angeben oder beim Einkauf binnen einiger Zeit ihre ganze Kleidung auf ſolch ruhige Note, auf eine wohltuend harmoniſche Wirkung geſtimmt haben kann.— Kleid und Mantel oder Bluſen(Jumper-Kleid und kurze Jacke zeigt die Frühjahrsmode in Farbe, Schnitt und Zier ſtets irgendwie auſein⸗ ander bezogen. Dieſer Zuſammenklang wird oſt erreicht durch Verwendung von zweierlei Stoff in zwei verſchiedenen Farben leine ſeine Möglich⸗ keit zum Aendern alter Sachen!) Jacke oder Mantel ſind dabei in Material und Farbton des Rockes oder wenigſtens des unteren Kleidrandes gehalten. Auch können Schal oder Band des kleinen Stroh- oder Filzhutes, Kragen und Auf— ſchläge farblich aufeinander eingeſtellt ſein. Dieſe Einheitlichkeit des Anzuges,— die trotzdem an reicher Mannigfaltigkeit, an perſön⸗ lichen Geſtaltungsmöglichteiten nicht entbehrt, ja geradezu zur Erziehung und Betätigung eines guten Geſchmackes zwingt,— wird begünſtigt 5 zum Teil ſogar bedingt durch die modiſche Neu⸗ erung des Bluſen- oder Jumperkleides. Es kann zuſammenhängend oder aber zweiteilig gearbei— tet werden. Letztere Kleidform bringt viel prak⸗ g tiſche Vorteile: man kann Rock und Bluſe belie⸗ 13 big, je nach Gelegenheit und Notwendigkeit, zu anderen Ergänzungen wechſeln. als Modebezeichnung wird ſie noch weiter Jum⸗ per genannt— kommt wieder zu ihrem Die Bluſe— vollen Recht. Und ſie kann ſo nett ausſehen und prak⸗ tiſch ſein: immer über dem Rock getragen, ganz leicht gebauſcht Saum, Bündchen mehr unterhalb der Taillenlinie abſchließend— überfallend oder oder Gürtelchen einem etwas mit nur mit hellem, waſchechten Kragen, Weſteneinſatz und ebenfolchen Aufſchlägen⸗ am ſchönen laugen ragen für immer aber ſchmal, geradlinig dem für die Straße vorgeſehenen Umhang, ſei Telchsbannerkameraden! Der Gau Baden ladet Euch ein zu dem vom 22. bis 24. Mai ſtattfindenden Südweſtdeutſchen Nepublikaniſchen Tag — in Konſtanz 5. . 2.„ 22 eee de r Rüſtet zum Maſſenaufmarſch am Bodenſee und zu einem wuchtigen Proteſt gegen die Verdrängung des republi⸗ kaniſchen Symbols, der deutſchen Einheit und Freiheit, der in der Weimarer Verfaſſung verankerten ſchwarz⸗rot⸗goldenen Fahne. Reichsbanner Schwarz⸗Not⸗Gold Gau Baden J. A. : Dr. Helffenſtein 1 Aermet— mit kleinen Täſchchen an ven Seiten blich der geſellige Nachmittag, Feſtſtunden am Abend wollen heuer dieſes in der Form einſache Bluſenkleid. Die Feinheit zeigt ſich dann in koſt⸗ bacerem Material und in ausgeſuchteren Farben, a Jur die Straße wird über das Bluſenkleid die Jocke gezogen in allen möglichen Schnittge⸗ bungen, immer aber ſinnvoll und ſtilgerecht dem Kleide angepaßt, die einheitliche Linie wahrend: die kurze, knappe Jacke zum einfachen Laufkleid, Berufstleid— die engliſche, gut anſitzende Jacke, die Taille zeichnend und mit ſehr kurzen und ſehr glockigen Schößchen zum Glockenrock— die kurze, loſe, offene Sackjacke, nur am Kragen mit einer Schleife zugehalten(eine Form ſür nur ganz zunge Menſchen) zum gradlinigen Falten- oder Pliſſeerock— und die ſportliche Jacke mit Gür⸗ tel und Taſchen zum meiſt in Farbe und Muſter abſtechenden Sportrock. Daneben hat auch der lange Mantel zum ganzen Kleid noch ſeine Gel— kung— und das Schultereape, das dem ganzen oder auch Bluſenkleid auf⸗ und abgeknöpft wer⸗ den kann, das nicht hitzt an heißen Tagen, Kra⸗ gen und Aermel nicht drückt und für draußen an- gezogener wirkt. Frauliches Feingefühl verlangt für Straße und Kirche nach einer ſtrengeren Ge— ſchloſſenheit des ganzen Anzuges; dieſen kleinen Umhang werden viele begrüßen, denen ſelbſtver⸗ ſtändlicher Takt und ſicheres Formempfinden verbieten, das Kleid für Haus und Geſelligkeit ohne ſchützende Hülle auf der Straße zu tragen. „ Martha M. Kretſchmer. liche Ehe zurückzublicken. Lokale Nach richten * Biernh eim, 17 Mai. »Eine ſeltene Feier lann am morgigen Dienstag eine hieſige achtbare Bürgers'amilie begehen. Herrn Leonhard Knapp 2 und ſeiner Frau Thereſe geb. Bugert iſt es an dieſem Tage vergönnt, auf eine 50 jährige glück⸗ Das Jubel paar erfreut ſich trotz beſahrten Alters noch größter körper⸗ licher und geiſtiger Rüſtigkelt. Was das goldene Hochzeltspaar noch beſonders aus zeichnet, iſt die! wahrhaft katholiſche Ueberzeugung. Sie haben die religiöſe Ueberlieferung ihrer Eltern bis zum heutigen Tag ſtreng behütet. Die Glückwünſche, die dem Jubelpaare morgen zugehen, werden gewiß recht zahlreiche ſein, denen auch wir uns gerne anſchließen. * Vom Sängerfeſt in Waldhof. Bei dem am geſtrigen Sonntag in Waldhof ſtattge⸗ gefundenen vierzigjährigen Stiftungsfeſte des Männergeſangvereins Viktoria Mhm.⸗Waldhof ver⸗ bunden mit Pokal Konzertſingen betelligten ſich von hier der Männergeſang⸗Berein und der Geſang⸗ Verein„Sänger-Einheit“ mit je 100 Sängern. Das Konzertſingen nahm einen glänzenden Ver⸗ lauf. Die„Sänger⸗Ginheit“ ſang an 14. Stelle„Der Fahlmann“ von Sturm. Der Männergeſang⸗Verein ſang den Kunſtchor„Der Schwedenritt“ v, Werth und als Dreingabe das Volkslied„Der Kuckuck“. Beide Vereine waren auf ihrer vollen Höhe. Nachmittags nach 2 Uhr fand der Feſtzug ſtatt. Auf dem Feſtplatze be⸗ teiligten ſich dle beiden Geſangvereine an den Geſangsvorträgen. Bei der Pokal⸗Verloſung erblelt der„Männergeſang⸗Vereln“ durch glück ⸗ liche Hand den 2 Preis; einen von den Wirten in Waldhof geſtifteten Pokal. Die„Sänger⸗ Einheit“ erhlelt den 5. Preis. Bemerkenswert iſt daß der kleinſte Verein„M G Frohſinn Ketſch“ mit 25 Sängern den 1. Preis und hiermit den„Amerikaner⸗Pokal' zog. Nach der Preisverteilung bewegten ſich die Vereine in die ihnen zugewfeſenen Lokale, wo ſofort die neuer⸗ haltenen Pokale eingeweiht wurden. Die ganze Veranſtaltung war von echtem fröhlichen Sänger⸗ geiſte durchtragen. Zu bedauern iſt rur, daß der Wettergott nicht das nötige Verſtändnis hatte und nicht ar ſtatt Regen, Blitz und Donner uns die liebe Mutter Sonne geſchickt hat. Trotzdem wird ſich jeder Sänger gerne an die im Kreiſe von Sangenbrüdern in Waldhof lebten Stun den erinnern.— Rabfahrer⸗ Verein„Eintracht.“ Der unerwartet eingetretenen ungünſtigen Witte⸗ rung wegen mußte das auf letzten Sonntag an⸗ geſagte Waldfeſt auf Pfingſtmontag, den 24. M 1926, verlegt werden. Das Programm bleibt, wie im Inſerat bekannt gegeben, in ſeinem vol⸗ len Umfange beſtehen. Ein großer Südweſtdentſcher Re⸗ publikaniſcher Dag findet an den Pfingſt⸗ felertagen in Konſtanz, veranſtaltet vom Nelchs⸗ banner Schwarz⸗Rot⸗Gold, Gau Baden, ſtatt. Die Vorarbeiten ſind nun ſo welt gediehen, daß ſich die Größe der Kundgebung einigermaßen überſchauen läßt. Es werden Reichsbannerleute aus allen Gauen Deutſchlands und Oeſterreichs beteiligt ſein. Auch Schweizer republitaniſche Bünde haben ihre Teilnahme zugeſagt. An wich⸗ tigen Beranſtaltungen find vorgeſehen: Samstag abend: Begrüßungsfeier im hiſtoriſchen Konzil; Sonntag: früh 8 Uhr feierliches Hochamt im Münfter, zelebriert von Herrn Prälat Dr. Scko⸗ fer, um 9 30 Uhr Gedichtnisfeier für die Ei⸗ fallenen auf dem Kriegerfrledhof, nachm. 2 Uhr großer Feſtzug, hierauf auf dem„Dohele“ eine Kundgebung. 1 0 von Reichskanzler a. D. Dr. Wirth, Dr. Heuß(2. Vorſitzender des Bundes der Auslandsdeutſchen, M. d. R), Bun⸗ desvorſttzender Hörfing und Bundeskanzler a. D. Dr. Renner⸗Wien. Abends große Stadt⸗ und Seebeleuchtung zu Ehren des Republllanertages. Die Kundgebung, zu der ſich bereits tauſende Reichsbannerleute angemeldet haben, verſpricht einen großen Erfolg für die republikaniſche Sache. Zur Goldenen Hochzeit. Dem Jubelpaar Leonhard Knapp 2. und Frau 5 gewidmet. —— Iinendlich, ewig iſt der Kreiſeslauf der Zeiten, Doch überſtürzend ſchnell die langen Jahre gleiten Dahin auf weiten, uferloſen Weltenwogen, Die uns verſprechend mit ſich riſſen, uns betrogen, Die immer wieder jung erblühende Geſchlechter Auf's Neue mit ſich reißen; doch der Seitenwächter, Er winket gar zu bald zum Menſchenuntergange, Und es erblaßt, erbleicht die friſche, rote Wange. Das Alte weicht, und mit ihm auch das alte Denken, Dem Neuen muß es in den Abgrund fich verſenken; Es wird geſtürzt durch das, was es in Kraft erſchaffen. Die Welt, ſie iſt ein ewig Suchen, ſich Ferſplittern Im großen Gott, vor dem wir ſtaunend nur erzittern. Das iſt's, was Euch, das Jubelpaar die Welt gelehrt: Ihr ſeid nun fünfzig lange Jahre unverſehrt Und eng verbunden, Band in Hand hindurchgeſchritten Durch dieſes mühevolle, bittre Tal der Erde. Im ſchönen, ſel'gen Jugendtraum wurd“ oer Gefährte— Gott Amor— Euch geſchenkt, der zu dem Tranaltare Euch beide führte. Und der Treuſchwur, jener wahre, Er knüpfte feſt die ſchon geſchloß'nen Liebesbanden, In denen ſich ſo wundervoll die Herzen fanden. Bald ſind aus froher, grüner Hochzeit ſie entſproſſen, Die lieben Hinder, die mit Liebe unverdroſſen Zu braven, ehrenvollen Menſchen Ihr erzogen. Doch weiter trieben Euer Schiff die Weltenwogen. Und manche Welle ſchlug erbarmungslos darüber; Ging auch an Enrer Seite alles drunter, drüber, Ihr kamet ſicher durch das weite Flutenmeer. Der Silberkranz belohnte Euch gar hoch und hehr: Manch liebes Enkelkind wurd damals Euch geſchenkt. Dann habt Ihr weiter Euren ſtarken Hahn gelenkt. Und wieder ging es durch die Fluten kreuz und quer Durch's weite, breite, uferloſe Weltenmeer. Und jetzt ſeid Ihr im goldnen Hafen angekommen: Die Freunde u. Derwandten, ſie haben's froh vernommen. Das greiſe, alte Haupt, es ſchmückt ein goldner Kranz; Die Mienen ſtrahlen Freude aus im Lichterglanz. Sie alle wünſchen der Geſundheit werten Hort: Daß Euch das Lebensſchiff, von Goldner Hochzeit fort Mit ruh'gem Segel trage einſt zum ſich'ren Port. Hans Günther. r ³mm ³ðᷣ Aagaaaandgampamanmaaagagcanmgenmanaaah . ᷣ ⁵ y ãᷣã⁵ y ↄ ydddddddffGGGGTpGſGpGpſ G GhGGGGhhGſſGGFſyypſphGpGſhGhGſhrhGohpbcbcbccc c ͤv Wochenplauderei. neralſtreik.— Flaggenverfügung.— Volktsent⸗ ſcheide.— Demagoie.— Warum die Kriſen?— Deutſchland, kein politiſches Volk.— St. Fran⸗ ziskus. Maiſonnenſtrahlen zittern eben durch den mäch⸗ meinem Fenſter, als wollten ſie die großen weißen Kerzen anzünden, die in junger Schönheit aus dem dunklen Grün In der Nähe aber ſingt vor irgend⸗ Milde Kö⸗ Vor mir liegen ungezählte Blätter, angefüllt mit Nachrichten vom Gene⸗ Man unterſchätzt bei uns noch die Tragweite dieſes Ereigniſſes. Man wartet auf den Ausgang, obwohl dies viel⸗ Ein Erfolg iſt Proletariern haben im konſervativſten Land der Welt begrif⸗ Es muß das in ihnen eine Wirkung hervorbringen, wie das erſte Siegen ſie, nun, daun wird die Macht, die ihnen den Sieg ver⸗ ſchafft, ſich mit einem erſten Siege nicht begnü⸗ Unterliegen ſie, ſo hat doch die kurze Friſt ſchon bewieſen, daß die Niederlage nur 9. an wird von neuem rüſten. Man wird ſich noch ener⸗ koird den General⸗ ſtreit der Zukunft noch auf eine viel breitere Ba⸗ der Erbitterung wird die ſeeliſche Kraft dabet abgeben. Es iſt in England in einem Maße, wie nie zuvor, die Ent⸗ ſcheidung in der ſozialen Frage auf die. in Glied in dem großen Prozeß der Gegenwart, ze politiſchen und ſozialen Dinge mit dem Ter⸗ or zu löſen, ſtatt mit der Vernunft und mit dem echt. Sehen wir bei uns 10658 ganz nicht irgendein kleiner An⸗ tigen Kaſtanienbaum vor aufragen. einem Gnadenbild ein Knabenchor: nigin, gedenke. ralſtreik in England. leicht das wenigſt Wichtige iſt. ſchon da. Unzählige Maſſen von ſen, daß ſie eine Macht ſind. Blut, das ein Tiger geleckt hat. gen. gebnis mangelhafter Vorbereitung war. giſcher organiſieren. Man ſis ſtellen. Die Leidenſchaft keſtellt worden. Und das iſt furchtbar. wigen fehnliches? Genügt ylaß, wie eine Flaggen verfügung, um auf einmal ganze Fronten zr alarmieren. Es nütze nichts, daß dieſer oder jener verhandeln will. Jus Waſſer fallen die beſten Reden. Man er⸗ reicht genau ſo viel, als man Macht hat, Geld und Muskelkraft. Wohl ſucht man dergleichen zu verhüllen. Man ſagt Volksentſcheid und tut ſo, als wäre nun die Sache vor ein Fo⸗ rum der Vernunft oder der Freiheit gebracht. Welch eine Täuſchung! Warſt du je auf einer Volksverſammlung und haſt du je beobachtet, wer den reichſten Beiſall erntete? Es iſt keine gewagte Prophezeiung, wenn man behauptet, daß derjenige bei einem Volksentſcheid den Sieg davontragen wird, der das meiſte Geld hat, der die beſten Redner bezahlen kann, der die reichſten Propagandamittel aufzuwenden vermag. Mir iſt als wäre Perikles geſtern geſtorben und als be⸗ ginne nun Kleon, der Demagoge, der Mann, der nichts weiß und doch über alles redet, ſein Hand⸗ werk in den Staaten Europas. Die Weisheit hat kein Parlament und keine Kanzel mehr. Das Geſetz wird zermalmt unter dem Geſtampf roher Gewalten. Das edle Herz zuckt nur noch auf im Fieber entfeſſelter Leidenſchaft. Ein Gewit⸗ ter zieht her von den Kreideküſten von Dover, und niemand weiß, was der Hagel ſeiner un⸗ heimlichen Wolken noch anrichtet. Mir iſt es ſchon gleichgültig, wer regiert. I wünſche 5 an der höchſten Stelle Menſchen, die elwas können und die bereit ſind, dieſes ihr Können reſtlos in den Dienft nicht einer Partei, ſondern des wahren Volkswohls zu ſtellen. Goethe ſagt einmal:„Ich war vollkommen über⸗ zeugt, daß irgendeine große Revolution nie Schuld des Volkes iſt, ſondern der Regierung. Revolutionen ſind ganz unmöglich, ſobald die Regierungen fortwährend gerecht und fortwäh⸗ rend wach ſind, ſo daß ſie ihnen durch zeitgemäße Verbeſſerungen entgegenkommen und ſich nicht ſo lange ſträuben, bis das Notwendige von unten herauf erzwungen wird.... Wenn ich nur die Frühkartoffeln, die zu Hunderten von Zentnern in den franzöſiſchen Häfen liegen und nun ver⸗ faulen müſſen, unſeren Arbeitsloſen geben könnte! Wenn ich nur wie durch ein Wunder die ungezählten Mengen friſcher däniſcher But⸗ len die an den Küſten Jütlands auf eine Ue⸗ berſahrt warten, auf die Tiſche der Armen zu leiten vermöchte. Was vernichtet nicht alles ſo ein Streik! Aſquith, der frühere engliſche Mini⸗ ſterpräſident, durchaus kein Sozialiſt oder gar Kommuniſt, hat, es geſagt, daß es den Kohlen⸗ baronen bei dieſem Generalſtreik am beſten geht. Das iſt ein merkwürdiges Wort. Es deutet auf einen Hauptgrund aller ſozialen Kriſen. Man verſteht ſich ehen nicht mehr. Solange ſind die einen erſter Klaſſe gefahren und die anderen vier— ter, bis jeder ſich eine eigene Sprache in ſeiner Klaſſe zuſammengeredet hat. Man ſteigt aus betrachtet einander mit völlig fremden Augen. War es nicht bei einem Teil der früheren Für⸗ ſten ſo? Kam nicht ihr Sturz eben daher, daß ſie das Volk, das ſie zu regieren hatten, über⸗ haupt nicht kannten! Die Kohlen-, Eiſen⸗ und Erzherzoge von heute ſind vielſach ſchon genau ſo weit. Sie leben dem Volk zu fern. Sie hö⸗ ren nicht die Stimmen, die in ihren eigenen Gru⸗ ben und Fabriken ſchwirren. In unbegreiflicher Blindheit laſſen ſie das Verderben heraufziehen. Im Grunde iſt ihnen das Volk nicht feindlich. Fabrikleiter, und Herrſchaften, die dem Volte näher geblieben ſind, machen immer wieder die Erfahrung, daß es nichts Fügſameres, nichts Willigeres gabt, als den Arbeiter und überhaupt das Volk. Es will ſogar, daß ſeine Führer es beſſer haben. Es verlangt gar nicht, in Paläſten zu wohnen. Es würde ſich darin ja auch durch⸗ aus ungemütlich fühlen. Aber kennen muß man ſich. Die Brücken dürfen nicht abgebrochen ſein. So aber ſchreitet das Verhängnis. London, die Weltſtadt, liegt im Dunkeln. Dunkel breitet ſich drohend und ſchreckhaft über den ungeheuren Himmel. Wird es vorüberziehen? Wird es noch einmal gut gehen? Oder wartet ſchon der Blitz,! dem der Donner der Abgründe folgt? Wieder ſehe ich in dieſem Hexenkeſſel von Fran⸗ kenſturz, Rifkrieg, Generalſtreik unſer deutſ hes Land. Bliebe nur dieſes Land ruhig, machte en den Aufſtieg, den es begonnen, in zäher Stetig⸗ keit zu einem endgültigen. hütete es ſich jetzt vor politiſchen Abenteuern, es Punkt werden in der Erſcheinungen Flucht. Aber die jüngſten Ereigniſſe bei uns zeigen, daß die Kayſerling, die Thomas Mann und andere Recht haben, die behaupten, die Deutſchen ſeien keine politiſche Natton. Die in Newyort erſcheinende Atlantic Monthly bringt eben da⸗ rüber einen langen, „Alles, Mittelalter, dort,„iſt immer nur das Verdienſt Einzelner ge⸗ weſen. ſame. Fehlen dieſe Einzelnen und dieſe Einſa⸗ men, ſo iſt das Unglück da.“ Gruppen auseinander, wie es jene Reiche taten, die einſt durch das Schwert Alexanders geeinigt wurden. glauben an die Wirkſamkeit moraliſcher Mächten Man kann es. den ganzen Erdkreis das Rundſchreiben zum be⸗ vorſtehenden 700jährigen Todestag des hl. Fran⸗ ziskus. 5 eine beiſpielloſe Macht auf die Gemüter ausübt, einerlei, ob es ſich um Chriſten oder Juden oder Heiden handelt, einerlei, arm geht. Mannes noch lebendig. lich iſt das Menſchenherz doch für die Liebe ge⸗ ſchaffen, dieſe Liebe.. deln durch den Mai. giſchen Licht leuchten noch einmal auf die weißen Kerzen am alten Kaſtanienbaum, leuchten um ſo wunderbarer, je mehr ſich Dämmerung und Nacht herabſenken. der Liebe, ſo glühend, ſo ſchmelzend, daß auch das eiſerne Zeitalter von heute in ſeinen Glu⸗ ten ſich formt zu neuer Geſtalt. könnte der ruhende ſehr leſenswerten Artikel. was in Deutſchland geſchehen iſt, im wie in der Neuzeit“, ſo heißt es Und dieſe Einzelnen waren zugleich Ein⸗ Sofort fallen die Was tun? Kann man überhaupt noch Soeben ergeht von Rom aus an Es iſt do) ein Mann, der bis heute ob es um reich oder Nach 700 Jahren iſt der Geiſt dieſes Das gibt Mut. Schließ⸗ und es gibt keine ſtärkere Macht als Und ich ſehe Franziskus wan⸗ In einem ſeltſamen, ma⸗ Und ich träume von einem Feuer