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Verſäume kein Leſer und keine Leſerin, vom 14. Mai an die bfingſtnovene, Heiligen Geiſte, zu halten. eine neuntägige Andacht zum Und wenn es täglich nur einige heilige Seuſzer und Gebetlein zum Die eilige katholiſche Kirche geht uns mit heiligem geiſpiel voran, im engſten Anſchluß an ſie wol— Wir werden uner— chöpſtiche Kraftquellen finden, deren wir in un— ſerem heiligen Kampfe bedürfen. M. Legende von der Gottes⸗ mutter und dem Flieder Von Leonhard Brey, Hochemmerich. Wolkenlos der weite Himmel, glühend heiß der Wüſtenſand, und die ſernen, gelben Hügel flimmern grell im Sonnenbrand. Mühſam ſchlepte ſich ein Eſel durch die ſchwüle Mittagsruh', heil'ge Laſt auf ſeinem Rücken trägt er ſicherm Lande zu. Joſeph ſchreitet ſtill daneben, wiſcht ſich von der Stirn den Schweiß, ſchaut hinauf beſorgt zur Mutter, ſpricht zu ihr, nur flüſternd leis': „Schläft das Kindlein, holde Frau? Schläft das ſüße Königskind? Ach, wie grauſam doch die Menſchen gegen ihren Schöpfer ſind! Armer Jeſus, willſt befreien uns von aller Sündennot! Kaum geboren, mußt du fliehen vor Herodes Mordgebot. Schläft mein Heiland, holde Frau O ſo bett' ihn liebend ein, daß er nicht zu Schaden komme bei dem heißen Sonnenſchein!“ Weiter geht es durch die Wüſte, Joſeph ſpähet ringsumher, zirgends iſt ein Ruheplätzchen, weit der Weg und ſchattenleer! Endlich ſieht in einer Mulde Er ein Fliederbäumchen ſteh'n, ſtolz bewegt es Blüt' und Blätter, um allſeits ſich zu beſeh'n in der kleinen Waſſerlache, die an ſeinen Fuß ſich ſchmiegt. „Herrlich“, ſiunt das Fliederbäumchen, „iſt doch meine Blumenpracht! Und wir zart das Laubgebilde, das iu tauſend Herzen lacht. Schöner blüht kein Baum auf Erden; müßt! z Königsgärten ſteh'n, Fürſtenkindern Schatten ſpenden, ſie mit ſüßem Duft umweh'n!“ Joſeph naht; ſtill hält der Eſel, und Maria ſteigt herab. Aus dem Schlaf am Mutterherzen wacht nun auf der Jeſusknab'. Schläfrig reibt ex ſich die Aeuglein, ſchließt ſie vor dem Sonnenſchein; hurtig trägt ihn ſeine Mutter in den Schatten kühl hinein. Und nun lagert die Familie müde unterm Fliederbaum, nur der Eſel bleibt zur Seite, f für ihn bleibt kein Schattenraum. Voller Neugier ſchaut der Flieder muſternd auf die Wand'rer hin. „Ha, ſolch fahrendes Geſindel!“ denkt er ſtolz in ſeinem Sinn. „Ja, das ſollt euch wohl gefallen, daß ich euer Diener wär', nein, nur hohen Fürſtenkindern geb' ich meinen Schatten her!“ Und er ſchüttelt ſeine Zweige, reckt und ſtreckt die Aeſte aus, daß wie durch ein Gitterfenſter ſchaut die grelle Sonne draus. Ach— vorbei die Ruhe! Weinend nimmt Maria ſtill ihr Kind, ſchützt ſein Haupt mit ihrem Schleier. Schmerzbeklommen ſtumm ſie ſinnt, blickt hinauf zum Fliederbäumchen, leis' berührt ſie Blüt' und Blatt Jäh erkennet nun der Flieder, wen er da vertrieben hat! Doch vorbei! Die Heil'gen wandern 0 iernheimer Anz Viernheimer Tageblatt eiger (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltig: Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wlederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim mühſam ihre Straße forr, ſuchen Ruh' und kühlen Schatten, nun an einem andern Ort. Doch die Strafe folgt dem Stolze: Blüt' und Blätter welken hin, während weiter, immer weiter, nun die Heil'gen ſuchend zieh'n. Und die Strafe iſt geblieben ſur die mitleidloſe Tat, die der Flieder einſt im Hochmut ſeinem Herrn erzeiget hat: Kaum gepflückt, muß er bald welken, ſeine Blüten rieſeln ab! Achte drauf, und du wirſt finden, daß ich recht berichtet hab'. * Die religiöſe Frage. Ob leiſe oder lauter ſie aufgeworfen wird: ledenfalls rückt die religiöſe Frage deutlicher und klarer in den Mittelpunkt des Intereſſes bei allen Denkenden der Jetztzeit. Hat doch ſchon Goethe geſagt, daß bei allen wichtigen, entſcheidungs— vollen Epochen der Weltgeſchichte eine religiöſe Frage zugrunde liegt. Bei den gewaltigen Um— geſtaltungen der Gegenwart meldet ſich denn auch das religiöſe Moment in ſeiner vollen Stärke an. Man hat gemeint, die Religion in die Ecke verweiſen zu können, in das ſtille Herzenskäm— merlein. Zur Privatſache hat man ſie erklären wollen; ſoviel wie Nebenſache hat man damit ge— meint. Marx und Engels hatten verkündigt, im ſozialiſtiſchen Staat wird ſie einfach mit dem Zu⸗ ſammeubruch des Kapitalismus, deſſen Wolken— ſpiegelung ſie ſei, lautlos abſterben und ver— ſchwinden. Andere Stürmer haben gemeint, mit dem Siege des Sozialismus ginge es zur Tren— nung von Staat und Kirche, wobei der Kirche die Leben⸗wurzel abgeſchnitten würde. Die Zeit der Maſſenaustritte aus der Kirche, Abmeldung der Kinder vom Religionsunterricht werde in großem Maße eiunſetzen. Und nun kann man doch die Religion nicht ignorieren, ſucht ſich in Ver— faſſung und Schule mit ihr glimpflich zu ver— ſtändigen. Die Religion iſt zu tief in der Men— ſchennatur begründet. Unmöglich, über ſie zur Tagesordnung überzugehen. Sie drängt ſich geradezu auf als öffentliche Sache, die vom Volks⸗ leben nicht zu trennen iſt. Jia, man fühlt, die Religion wird benötigt. Der Ruf nach ſittlicher Lebensauffaſſung wird immer häufiger gegenüber dem tollen Verſinken großer Maſſen in Genußſucht und Ausſchwei⸗ ſung. Was kann die Welt bieten gegenüber dem bisher gepredigten Recht, ſich voll ausleben zu dürfen? Wir bedürfen eines Sittengeſetzes, das die Gewiſſen bindet. Im ungezügelten Genuß— leben muß die Menſchheit innerlich der Fäulnis und der Auflöſung verfallen, das lehrt der offene Blick in unſer Volksleben. Der Mammonismus hat faſt alle Schichten des Volkes erfaßt. Ein ungezügeltes Erwerbs— ſtreben, ein unſtillbarer Hunger nach mehr Geld und Beſißz hat wie ein hitziges Fieber die wette— ſten Kreiſe erfaßt. Wer vermag dieſe Sucht ein— zudämmen? Nur die Religion, die mit erhobe— nem Finger nach oben weiſt, kann das unheim— liche Dürſten der Meuſchheit auf die rechten Bahnen, zu den wahren, ewigen Gütern hinlen— len. Sonſt werden die Menſchen in ihrem Heiß— hunger ſich gegenſeitig zerfleiſchen, wie auf den. Schneefeldern Sibiriens die hungrigen Wölfe, nicht geſättigt von der gemeinſamen Beute, ſchließ— lich ſich gegenſeitig ſelbſt anfallen. Und was iſt der Jammer all der Neuerer, die eine angebliche beſſere Weltordnung unter dem Schlagwort der Sozialiſierung und des Kommu— nismus anſtreben? Was iſt der größte Feind aller Beſtrebungen zu gemeinſchaftlichen Bindun— gen? Der Egoismus, der heutzutage größer iſt als je. Die ungeheuere Selbſtſucht reißt ge— radezu die Menſchen auseinander und läßt ſie zur Hingabe an die Allgemeinheit immer weni- ger befähigt werden. So krankt das Staats-, Ge— ſelſſchafts- und Familienleben an einem alles zerſtörenden Egoismus. So dreht ſich alles um das liebe Ich. Wir brauchen darum einen anderen Schwerpunkt, der dieſer Ichſucht ein Ge⸗ gengewicht iſt. Es ſoll einmal der Erſinder des Hebels, Archimedes, gerufen haben:„Gebt mir einen Stützpunkt, und ich werde die ganze Welt aus den Angeln heben.“ Wir brauchen einen ſe— ſten Punkt ebenſo, um dieſes Schwergewicht des niederdrückenden modernen Egoismus zu behe⸗ ben. Dieſer Stützpunkt kann nur außerhalb der Welt liegen. Nur die Religion mit ihrem feſtgewur⸗ zelten Gottesglauben und klaren Sittenvorſchrif⸗ ten das Heilsmittel gegen die weltzerſtörende Selbſtſucht. Darum iſt der Schrei nach Religion ein Not⸗ ſchrei der ſonſt unrettbar verſinkenden modernen Welt. Oh alle Seelen miteinſtimmen werden? ————ů Der Euchariſti Kongreß in Thicago. Im Juni ds. Is. wird das katholiſche Chi⸗ cago ſeinen Euchariſtiſchen Kongreß begehen, zu dem es in dieſen Tagen die letzten Vorbereitun⸗ geen trifft. Dieſer Kongreß weiſt jetzt ſchn Züge auf. die in's Rieſenbafte gehen und allerböchſte zwiſchen Gott und Menſch Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 ˖ p pp SSSSSSSrSrrrSSSrrSSSSSSrrrrrree⸗/⸗///x/⸗/⸗/·x⸗/⸗/⸗·⸗·ů·x·xx Samstag, den 22. Mai 1926 4 Alllorperungen an Organtfanonstatent ſicuen. Das Verkehrs-, Verköſtigungs⸗, Unterkunfts⸗-Prob⸗ lem angeſichts eines Zuſtromes von rund einer Million Menſchen, die zu Land und zu Waſſer von allen Seiten hecandrängen werden, ſtellt größte Aufgaben, aber faſt noch größere jenes Hauptproblem, dieſer Menſchenmenge, die ja an ſich durch ihren Geiſt und den Zweck ihrer Zu⸗ ſammenkunft ſchon eine Einheit bildet, aber doch wieder an Sprache und Gottesdienſtſorm Verſchie— denheiten aufweiſt, und jedem Einzelnen den Kongreß zu höchſtem geiſtigen und religiöſen Er— lebnis werden zu laſſen, wobei ein Umſtand zur Auflöſung in z ahlloſe Sonderveranſtaltungen zwingt, denn auch die größten Räume ſind ge— genüber ſolchen Maſſen unzulänglich und offen⸗ baren ſo recht die enggezogenen Grenzen menſch⸗ lichen Könnens. Hätte man Verſammlungslotale zur Verfügung, deren jedes 20000 Menſchen faßte, man würde deren mindeſtens hundert be— nötigen, und ſtände die Peterskirche in Chicago, es wären ihrer dreißig erforderlich. Und nun ſtelle man ſich vor, daß eine Million Menſchen an einem Tage die hl. Kommunion empfängt und ſo, wie es Kardinal Mundelein will, die Einheit möglichſt in jedem Teilnehmer ſich vollziehend den ganzen Kongreß mitt Chriſtus erfülle! 5 0 ille! Beichte, hl. Meßopfer und Konſekration, Austeilung der hl. Kommunion ſetzen da ein Heer von Prieſtern wie auch fach— liche Bedingungen voraus(Beſchafſung der Pa— ſoll wiederum ramente, des Meßgerätes, der Hoſtien uſw., Er- richtung von rund tauſend neuen Altären, was die Beſorgung ebenſovieler Altarſteine, die vor— geſchriebene Weihe uſw. verlangt). Und all das nur dazu dienen, daß die durch die Sinne erreichbare und erfaßbare Seele ihre übernatürliche Befähigung für jenes höchſtmög— liche Erlebnis erhalte, eins zu ſein mit und in Gott. f 1 f 1 Dieſe Wirkung zugleich in die Tieſe wie in die Höhe und Breite iſt das vom Exzbiſchof Kardinal Mundelein gewieſene Ziel. Ad majo— rem Dei gloriam ſoll der Kongreß dienen; um die Wirkung auf die Menſchen, die ſtaunend ab— ſeits ſtehen, geht es nicht. Hocherfreulich iſt nun. der Beſchluß, all das, was an kirchlichen Gegen— ſtänden für dieſe außerordentliche Gelegenheit exſt erworben werden mußte, nachher den katho⸗ liſchen Miſſionen zu überweiſen. Somit werden die Einnahmen durch Teilnehmerkarten mittel- bar wiederum im Dienſte Gottes Verwendung finden und das Problem Geld und Gnade eine hormoniſche Löſung erfahren. Das Lied der Einſamen. Es iſt ein altes Leid: Daß wir ſo einſam ſind, ſo grenzenlos allein— Und glauben wir auf abendlichen Gaſſen Uns leiſe an der ſchlanken Hand zu faſſen, So iſt das alles Trug und leerer Schein. Es iſt ein altes Leid: Daß wir von Meeren ganz umgeben ſind. Wir ſind die Inſeln meeresſchaumumſpült, Des nachts uns ſternenloſer Sturm zerwühlt Und ſchreit in uns nach Mutter, Weib und Kind Und dies iſt unſer Lieb: Sieh, meine Seele iſt in Sehnſucht blind, Sie wandert taſtend traumverlorne Pfade. Es lockt ein Meer an ſchimmerndem Geſtade. Um ein Geheimnis rauſcht ein großer Wind. Chriſtiann von Kleiſt. Ein Märchen zus dem ſich jeder die Nutzan wendung ſelber machen kann. In der Schreibſtube des Herrn Amtmanns ſtand ein Stiefelknecht, der brummte unzufrieden vor ſich hin: Es iſt doch ein jäm⸗ merlich Ding um das Leben, wenn man im— mer im Winkel ſtehen und auf die Herren Stiefel warten muß! Und wie beſchmutzt kom⸗ men ſie oft an und wie grob behandeln ſie mich armen Knecht! Wenn ich den einen aus⸗ ziehe, ſo tritt mich der andere! Ja, die Stiefel haben es gut, die bekommen die Welt zu ſehen. Während ich hier in der Ecke ſtehen muß, gehen ſie ſpazieren im Sonnenſchein undi wenn ſie müde ſind, dann heißt es: Stiefel⸗ knecht her! und ich muß die groben Herren ausziehen und ſie ſtellten ſich bequem in die Ecke.“ 4 Die Stiefel, denen die Rede galt, ge— hörten dem Schreiber, der ſie ausgezogen hat, um ſichs leicht zu machen. Sie machten bei dee Rede lange Schäfte und der Stiefel des rech— len Beines ſprach zum Stiefel des linken: „Bruder, wir ſollen es gut haben! wir ſollen Herren ſein! Der dumme Stiefelknecht weiß nicht, wie gut ers hat! Der hat den leichteſten Dienſt. Aber wir! Wir werden den lieben langen Tag hindurch und oft genug durch dick und dünn gejagt; im Sommer erſticken wir faſt vor Staub; im Winter erfrieren wir im Schnee und wenn es regnet, ſind wir in Gefahr, zu erſaufen! Ach! Und das Pflaſter! Die ſcharjen Steine. die kein Erbarmen zen⸗ tes Kommen.„Endlich ein Herr!“ dachte der Stiefelknecht. Der Miniſter ſprach:„Mein lie⸗ 43. Jahrgang nen! Ich mochte nur wiſſen, wieviel Haut fte mir heute abgerieben haben! Ich bin unten ganz durchſichtig geworden! Es iſt ein mühe⸗ volles Leben, wenn man dienen muß!“ Der Stiefelknecht horchte auf.„Bruder“, ſagte der Stiefel vom linken Bein,„das Tre⸗ ten wollt ich mir noch gefallen laſſen, das wird man gewohnt, aber Rumpeln und Bür⸗ ften am Abend oder am frühen Morgen, das! verdrießt mich am meiſten. Ich möchte nur wiſſen, warum wir bei unſerem Elend auch noch glänzen ſollen! Da hat es unſer Herr, der Schreiber, gut; dort ſitzt er bequem und ſchreibt. Wer doch ein Schreiber wäre!“ „Das meine ich auch,“ ſeufzte der Stiefel⸗ knecht. Der Schreiber ſpritzte ſeine Feder aus, lehnte ſich zurück und ſeufzte:„Gottlob, daß wieder ein Tag vorbei iſt! Ein Schreiber hat doch das jämmerlichſte Leben. Was iſt er anders, als ein armſeliger Federknecht? Da lob ich mirs, wenn man ſein eigener Herr iſt, wie mein Amtmann; der arbeitet nur, wenn or Luſt hat und wird alle Tage dicker. Ich gabe die Plackerei und Hungerleiderei ſatt! Ja, wer Amtmann wäre? Er zog ſeufzend die Stiefel an und ſteckte ſeine Schlappſchuhe in die Taſche des fadenſcheinigen Rockes. Da trat der Amtmann ein und ſagte brummend: Es iſt Feierabend! Du weißt gar nicht, wie gut du es haſt!„Der höhnt auch noch,“ dachte der Schreiber, machte einen ungeſchick⸗ ten Bückling und die Stiefel knarrten. Der Amtmann ging in ſein Arbeits- zimmer zurück: weil er aber die Tür offen ſtehen ließ, konnte der Stiefelknecht alles hö— ren, was neben ihm vorging. Der dicke Amt⸗ mann brummte tiefſten Baß:„Da läuft er hin; das Volk hat es gut. Nun ſetzt er ſich zu einem Glas Bier und ſchmaucht in aller Ruhe ſeine Pfeife. Und ich? Bis morgen ſoll die Arbeit fertig ſein! Da ſteht es! Was nur der Miniſter denkt? Immer mehr Arbeit und kei⸗ nen roten Heller Zulage! Der Geier hole den Dienft! Ach, wenn ich doch mein eigener Herr wäre! Der Miniſter hat gut befehlen!“ „Sonderbar!“ dachte der Stiefelknecht, „der Dicke klagt auch.“ Da pochte es.„Herein!“ rief der Amtmann; der Doktor trat ein. „Gut, daß Sie kommen;: ich befinde mich un⸗ wohl und muß nun auch die Nacht hindurch arbeiten. O, der Dienſt“— Der Doktor fühlte den Puls und beſah die Zunge: dann ſagte er: Schlafen Sie, beſter Freund! Ihnen fehlt nur Ruhe!“—„Schläſt ſich was!“ brummte der Amtmann.„Doktorchen, Sie haben es gut! Sie ſind Ihr eigener Herr!“— Der Dok⸗ tor hielt ſich den Bauch vor Lachen und rief: „Ich mein eigener Herr? Aller Welt Diener bin ich! Tag und Nacht läßt man mir keine Ruhe! Glauben Sie mir, lieber Freund, der Doktor iſt die geplagteſte Kreatur. Ja, wenn ich mein eigener Herr wäre! Soviel es Kranke in der Stadt gebt, ſo viele Herren habe ich u. Herrinnen dazu und ich ſage Ihnen, die ver⸗ ſtehen es, mich zu quälen.“— Der Doktor ging und der Stiefelknecht dachte:„Wieder ein Knecht mehr. Ich bekomme viel Geſell— ſchaft!“ Da klopfte es wieder und der Miniſte trat ein und entſchuldigte ſich höflich über ſp⸗ 1 J ber Amtmann, ſchaffen Sie mir bis morgen früh die Schriftſtück, die auf dieſem Bogem verzeichnet ſtehen; ich drauche ſie notwendig. Ich komme eben erſt qus dem Miniſterrat; ich hatte heute einen ſchweren Stand. Am lieb⸗ ſten, ich hätte weine Eutlaſſung eingereicht, dann wäre ich mein eigener Herr!“— Der Stiefelknecht horchte auf. Aber es geht nicht,“ fuhr der Miniſter fort,„ich darf fetzt nicht die Flinte ins Korn werfen.“—„Was iſt denn geſchehen?“ fragte der Amtmann er⸗ ſchrocken.—„Ach“, ſeufzte der Miniſter,„wir müſſen Geld ſchaffen, viel Geld, und alle Kaf— ſen ſind leer. Glauben Sie mir, es hat es kein Menſch ſo ſauer wie ein Miniſter,“ und der Miniſter ſeufzte, der Amtmann ſeufzte auch: der Stiefelknecht ſeufzte micht mehr. Er hatte alles angehört und lachte für ſich:„Knechte! lauter Knechte! nicht einmal, der Miniſter iſt ſein eigener Herr!“— Voul dieſer Stunde an war der Stiefelknecht mit ſeinem beſcheidenen Loſe zufrle⸗ dener und diente weiter als geduldiger Knecht. M. Wovon man ſpricht. Es wird geſprochen zu Haus und im Kaffee, in den Parlamenten und in den Straßen; auch auf dem Lande wird geſprochen und nicht zuletzt vor der Kirchtür. Mehr Böſes wird geſprochen als Gutes, mehr Dummes als Kluges. Bis beute nämlich haben die Menſchen nicht begriffen, daß Reden Silber iſt, Schweigen aber Gold, Nun, Silber iſt auch ſchon etwas. Und wenn der Schweigende einmal jpricht. dann iſt ſodar e Woo. Wovon man ſpricht, mußt du durch⸗ aus wiſſen. Wie willſt du ſonſt beſtehen bei der Abendgeſellſchafſt oder auch nur beim Glaſe Bier. Du mußt doch wiſſen, daß Spengler ſoeben ſein untergehendes Abendland herausgegeben hat oder daß ein Düngeverfahren vielfachen Ernte⸗ elkrag ſichert... Du mußt wiſſen, welche Stadt nun das größte Stadion beſitzt. Du mußt wiſſen, welcher Roman am meiſien ſpanut. Du mußt wiſſen, daß Ediſon einen neuen Motor entdeckt hat. Du mußt wiſſen, was in Köln los war oder in Berlin. Du mußt es einfach ſchon darum wiſſen, weil es andere wiſſen, weil man eben davon ſpricht. Aber das wüßteſt du am Ende auch ohne Zeitung. 5 Man ſpricht ſo viel, aber man denkt ſich nichts dabei. Und wieder iſt unter dem Vielen, was geſprochen wird, doch mancherlei, was zu denken gäbe. Du haſt keine Zeit und keine Wiſſenſchaſt, zum Weiß und Schwarz richtig zu unterſcheiden. Und da möchten wir dir helfen. Niemals ſteyt das Leben ſtill. Das wächſt immerfort. Tag⸗ täglich fallen Worte, die bedeutend ſind. Sie ſoll⸗ ten nicht ins Leere fallen. Es ſollte nichts Echtes und Unechtes unterſchiedslos in den Papierkorbz Wir möchten dir helfen, das Echte auſzubewah- ren. Ideen. n. ſollſt Stellung nehmen zu dem, was man ſpricht. Du ſollſt nicht Ja ſagen, wo es Nein heißen muß. Du ſollſt in ſtändiger Wechſelwirkung ſtehen zu dem, was man ſpricht. Du ſollſt es beeinfluſſen. Denn unter dem, was man ſpricht, iſt doch auch das, was du ſprichſt, und das ſollte immer gut und wertvoll ſein. Wir denken ſo wenig, weil wir glauben, man dürfe nur auf der Schulbank denken oder in der Univerſität, ein wenig auch in de Stadtverord⸗ netenverſammlung und ein bißchen auch während der Predigt. Das iſt aber ganz ſalſch. Immer, ſoll man denken, bei allem, was man ſpricht. Das äiſt Bildung und vermittelt Bildung. Das hält das Leben friſch und läßt die Gedanken nicht verblaſſen. Unter dieſem Stichwort wollen wir dir erzählen, was den Tag bewegt, den Tag, der doch ein Teilchen der Jahrhunderte iſt, ein Teil⸗ chen, das mitbaut und mitwebt am Geſchick der Menſchen. So wird das Leben wahrhaft inte— reſſant. Groß iſt die Macht der öffentlichen Meinung. Sie ift nichts Anderes als das, was man ſpricht. Immer wieder wird geredet vom Publikum. Es iſt nichts Anderes als eine Menge, die von etwas ei, Staatsmänner haben Angſt davor und! Ehemänner. Es iſt eine wichtige Sache. Alſo, was iſt das neueſte Buch? Was iſt die neueſte Erfindung? Was wird morgen ſein und was war geſtern? Was wirkt in jenem ſeltſamen Fluidum, in dem wir alle leben? Was verändert darin die Winde und die Ströme! Was man ſpricht, das iſt ſehr wichtig, das muß! der Kaufmann wiſſen, der General, der Arbeiter, der Induſtrielle, der Profeſſor und der Pfarrer. Ueberlaſſen wir doch dieſe Weisheit nicht nur; unſerem Friſeur und unſerem Dienſtmädchen, pardon, ich meine der häuslichen Stütze. Ein Wort hat das Weltall geſchaffen, und alles! Schöpferiſche keimt aus dem Worte, dem Kinde der Seele. Alſo was man ſpricht, das wollen wir dir getreulich erzählen, auf daß du mitſpre— cheſt, auf daß in dem großen Eimer der öffent— lichen Meinung auch das Tröpflein deiner höchſt perſönlichen Meinung ſei, auf daß du Mitſpre— cher, Mitrichter, ſeieſt. Wir wollen es dir durch verantwortungs— volle und ſowohl einfach wie klar ſchreibende Kenner vermitteln laſſen; monatlich einmal; auch. öfter, je nachdem ein Buch, eine Einſendung auf— taucht oder ſonſt etwas geſchehen iſt, was die— Köpfe beſchäftigt und wovon man ſpricht. So— gleich aber ſei der Anfang gemacht. Nußſchale. Eine erſtaunliche Leiſtung hat Harry Pid⸗ neon vollbracht. der in einem Heinen von ibm Taun von Schölleubach. Ein Börſen⸗Roman vor Barr⸗Runkel. „Aber ſo ſetzen Sie ſich doch, tteder Herr, ſetzen Sie ſich doch!“ bat Tann in beruhigen— dem Ton.„Keine Aufregung! Wozu zſt denn das alles! Wir können doch die ganze Sache freundſchaftlich erledigen.“ „So! Alſo zur Uebergabe wollen Sie mich zwingen! So!“ brüllte der Kapitän wutbebend— „Na, na, wenn es Ihnen ſo unangeneh iſt, dann ſehe ich die Sache in einem ganz an— deren Licht an. Ich dachte, die feierliche Ueber gabe gehörte unbedingt dazu. Aber wenn's nicht zum guten Ton auf der See gehört, Kapi⸗ tän, dann reden wir nicht mehr davon! Und nun, bitte, ſetzen Sie ſich wieder!“. Aber der Kapitän wollte ſich nicht ſetzen. Seine Augen rollten, ſein Geſicht wurde immer röter, und ein böſer, feindlicher Zug lag um ſeine bebenden Lippen. „Da kommen Sie an mit Ihrem Spielzeug von einer Jacht!“ „Das Spielzeug fährt aber ein klein bißchen ſchneller als Ihr alter Kaſten!“ 5 „Mit Ihren Zierpuppen, die als Marine⸗ offiziere verkleidet ſind und klettern zu mir an Bord——“ „Das iſt köſtlich, Kapitän, köſtlich!„Zu mir an Bord!“ Was weiter?“ „Was weiter? Dann verſuchen Sie, mich in meiner eigenen Kajüte auf meinem eigenen Schiff einzuſchüchtern! Wer, zum Teufel, glauben Sie denn eigentlich, daß Sie ſind, möcht' ich wiſſen!“ „Ich bin Graf Tann von Schöllenbach!“ Jetzt ſank der Kapitän, ohne geheißen, lang⸗ lam auf ſeinen Stuhl zurück und blickte ſein (Hegenüber an. Die heimliche Ehrfurcht vor dem hohen Adel, die auch dem freidenkendſten Untertan innewohnt, beſänſtigte ſofort die wilde Wut, die der Unterhaltung ein vor⸗ zeſtiges Ende zu machen gedroht hatte. Merk⸗ würdigerweiſe fiel es dem ehrlichen Kapitän auch gar nicht ein, an der Behauptung zu aweifeln. die in einem ſehr rubigen. aber begreiflich, Wir möchten dir die Worte erhalten, die wirklich Worte ſind, d. h. Sinnbilder der großenß Sinnbilder, die das Leben formen. Dun Mitgeſtalter deines Zeitalters! lich ſein Schützen⸗ oder Kriegerfeſt. ſelbſt erbauten Segelboot um die ganze Welt gefahren iſt. Bei ſeiner Rückkehr nach New⸗ Vork erhielt er von dem amerikaniſchen Kreuzerklub die blaue Waſſer⸗Medaille, die alle fünf Jahre für die bedeutendſte Leiſtung der Seeſchiffahrt verliehen wird. Pidgeon hat vier Jahre faſt ausſchließlich auf ſeinem Boot verbracht, faſt nur in ſeiner kleinen Ka⸗ jüte geſchlafen, die von einer Oellampe ſpär⸗ lich erhellt wurde, und im ganzen eine Stecke von 60 000 Kilometer zurückgelegt. Pidgeon war urſprünglich Farmer und Photograph, bevor er in ſich eine Liebe fürs Meer entdeckte und ſich ein eigenes Boot baute, das er nach 18 Monaten fertiggeſtellt hatte. Er wußte vor⸗ her nichts vom Bootbau und von der Schiff⸗ fahrt, unterrichtete ſich aus Büchern, die er ſich aus der Leihbibliothet borgte, und trat dann wagemutig ſeine Weltreiſe an. Er iſt ein eingefleiſchter Junggeſelle, und ſo iſt es daß er als das ſchlimmſte Aben⸗ teuer auf ſeiner Weltumſeglung eine Epiſode bezeichnet, in der er nur mit Mühe einer Zwangsheirat entging. Als er an der Käͤſte von Natal ankerte, erſchien eine Frau an Bord und wollte durch aus mit ihm fahren. Nur mühſam gelang es dem Seefahrer, ſie von ſeinem Botte herunterzubringen, worauf er ſofort die Anker lichtete und ſchleunigſt in See ſtach.„Nichts Furchtbareres iſt mir auf erklärte er den Be⸗ ich meiner Reiſe paſſiert,“ l richterſtattern.„Allerdings wäre im ſüd⸗ lichen Atlantiſchen Ozean um ein Haar von einem britiſchen Dampfer überrannt worden, während ich ſchlief, und recht peinlich war es duch, als ich eines Tages 1 har von Walfiſchen geriet, von denen viele vier- bis fünfmal ſo lang waren und die ſo rieſige Wellen ſchlugen, fürchtete umzukippen. Aber ich hatte daß immer! unter eine Schar wie mein Boot ich Glück und entging allen Gefahren. Mein Boot ö hat in den ganzen vier Jahren niemals Waſ⸗ ſer durchgelaſſen und allen Stürmen und Un⸗ wettern widerſtanden. Einmal fuhr ich ſehr hart auf an der Küſte von Südafrika, während N ich ſchlief, aber unverſehrt blieb. Ich ſchlief, während iſt ſegelte, hatte aber niemals mehr als 5—6 Stunden richtigen Schlaf, denn ſchau halten. Wo ich eine hübſche Inſel fand, deren Bewohner mir freundlich zu ſein ſchie⸗ nen, da legte ich an und blieb dort eine Woche oder auch einen Monat.“ Das verkorkſte Schützenfeſt. Von Georg Fallenſtein. Mit frdl. Erlaubnis des Verlags Schar— mann u. Klagges in Bochum entnommen aus dem humorvollen Volksbuche„Peter Hellenberger und ſeine Schelmenſtreiche“. Das Werk umfaßt in geſchmackvollem Ein⸗ bande m. Golddr. 135 Seiten. Pr. 3.50 Mk. In ganz Weſtfalen hat jedes Bierdorf bekannt⸗ So auch Blankhauſen, das etwa drei Viertelſtunden von Asbach eutſernt lag. Viele, beſonders junge Männer von dort arbeiteten zu Asbach in Krons Papierfabrik. Wie überall, ſo wehte auch hier zwiſchen dieſen beiden benachbarten Neſtern mei⸗ ſtens kein günſtiger Wind, der ſich in den Wirts⸗ häuſern bemerkbar machte; in der Fabrik fanden natür⸗ lich unter den Arbeitern 60000 Kilometer in einer zuweilen gar durch Handgreiflichteiten beider Orte beſtändig Neckereten, wenn nicht Reibereien ſtatt. Als das Blankhauſer Schützenſeſt herannahte, bezog ſtch die Fopperei der Asbacher in erſter Linie auf das Feſt. Daß Peter daran einen her⸗ vorragenden Anteil nabm und dabei eine Art ich! mußte von Zeit zu Zeit aufſtehen und Um Die Arbeitervereine. und Der Disdzeſanverband der katholiſchen Män⸗ ner⸗ und Arbeitervereine kann in dieſem Jahr ſein 40jähriges Gründungsfeſt feiern. jährige Männervereinsarbeit Forſchner, Metzler und Albert ſtanden, tet und zählt über 100 Vereine Mitgliedern. Was man lange beſitzt, eiſt dann beginnt man ſeinen Wert ſchätzen, wenn man es verloren hat. einen. Ziel der Männervereinsarbeit Pflege der religiöſen Stärkung katholiſcher Ueberzeugungstreue, war Bezirksverſammlungen und Katholikentage, ſonders zu erwähnen. gaben des öffentlichen Lebens. und Arbeitervereine ſind ihrer Geſchichte ben der Katholiken in Staat und Volk. ihrer Struktur nach ſoziale Vereine, insbeſondere Katholiſche Arbeiterſekretariate, Wohlfahrtseinrichtungen uſw. verdanken Gründung und ihr Beſtehen der Initiative der finanziellen Förderung des Verbandes. ſoziale Auftlärungs⸗ und Schulungsarbeit die Standesbewegungen. Männervereinen hervorgegangen und auch Führerroue ſpielte, war ſerbſtverſtändlich. Er batte einigen ſeiner Freunde eine Idee geoffen⸗ bart, die den Hauptſpaß abgeben ſollte: man ge⸗ dachte den Blankhauſern den„Vogel“ von der Stange zu ſtehlen. Dann konnten ſie ihn am Feſttage nicht abſchießen und waren unſterblich blamiert. Einer allein aber vermochte dieſen Plan nicht zu verwirklichen, und daher blieb nichts anderes übrig, als mehrere in denſelben einzuweihen. So kam es denn, daß einige Blank⸗ hauſer Fabrikarbeiter von der Sache erfuhren. Sie ließen nichts davon merken. In der Nacht vor dem Feſttage— der„Vogel“ war ſchon am Abend vorher unter den üblichen Bräuchen mit, nachfolgender gründlicher Bierprobe auf die Stange geſetzt worden— kam gegen drei Uhr früh Peter mit fünf Geſellen, um den Vogel herabzu⸗ holen. Den Weg mit ihnen hatte er durch den Wald gewählt. Am Rande des Gehölzes ange⸗ kommen, äugten die Asbacher vorſichtig die ganze Feſtwieſe und deren waldige Umgebung ab, und da ſte nichts Verdächtiges erſpähten, kamen ſie hervor und ſteuerten der Vogelſtange zu. In demſelben Augenblick aber brachen laut⸗ ſchreiend die Blankhauſer, mit gewaltigen Knüp⸗ eln bewaffnet, in beträchtlicher Ueberzahl von der entgegengeſetzten Seite aus dem Walde her⸗ vor und riefen:„Guten Morgen! Guten Morgen, Asbach! Ibr bättet eine Stunde eber aufſteben Vierzig⸗ ö ift ein Stück Ge⸗ ſchichte der katholiſchen Bewegung Heſſens. Aus⸗ ehend vom Mainzer Verein, an deſſen 155 iſt der Verband heute in der ganzen Diözeſe ausgebrei⸗ nit rund 14 000 wird oft als etwas Selbſtverſtändliches hingenommen und voll zu So geht es auch vielfach den Männer⸗ und Arbeiterver⸗ Wenn dieſe feſtgefügten katholiſchen Ver⸗ einsorganiſationen nicht beſtänden, welche Lücke würde dies in der katholiſchen Bewegung unſerer Diözeſe bedeuten. Das vornehmſte und wichtigſte ſtets die Geſinnung, reli⸗ giöſe Verinnerlichung und apologetiſche Auftlä⸗ rung. Dieſem Zweck dienen die zahlreichen Ver⸗ einsverſammlungen mit religiös⸗kulturellen und kirchenpolitiſchen Vorträgen, die ee ie in allen Teilen der Diözeſe abgehalten werden. Die Förderung der Männerapoſtolate, die Veran⸗ ſtaltung großer Bezirkswallfahrten und die Ab⸗ baltung religiöſer Einkehrtage iſt dabei noch be⸗ Durch dieſe Pflege des kirchlichen Lebens, der Vertiefung der religiöſen Geſinnung wird das Fundament gelegt für die Einſtellung des katholiſchen Mannes zu den Auf⸗ Die Männer⸗ und ihrem Programm nach Verbände für die Aufga⸗ Sie ſind die den katholiſch⸗ſozialen Gedanken im Geiſte Ket⸗ telers vertreten, ſozial⸗caritativ wirken und ſich der berechtigten ſozialen Belange des werktätigen Volkes ſtets angenommen haben. Volksbureaus, ihre und Die des Vereins war richtunggebend und befruchtend für Die erſten chriſtlichen Gewerkſchaften in unſerer Diözeſe ſind aus den die chriſtliche Bauernvereinsbewegung wurde dert. Dieſen Zwecken dienten beſon dere deskonferenzen und Verſammlungen, die für die einzelnen Stände, insbeſondere für katholſſch Arbeiter und Bauern abgehalten wurden. Neben dieſen religiös kulturellen und ſo zn len Zielen haben die Männervereine noch ein be ſonderes Aufgabegebiet, das für ſie gewiſſermg⸗ ßen traditionell iſt und der Eigenart der Vereine entſpricht, ſie ſind ſtaatsbürgerlich und politisch eingeſtellt. Nicht im engen Sinne partei⸗poliſſ. ſcher Tätigkeit, aber im Sinne klärungs⸗ und Erziehungsarbeit. Die Männervereine ſind entſtanden in der Zeit der kirchenpolitiſchen Kämpfe um die lirch⸗ liche Freiheit in Deutſchland. Da war es ſelbſt⸗ verſtändlich, daß ſie politiſch Stellung nahmen und ſich bei Wahlen betätigten, weil dieſe Kämpfe auf parlamentariſchem Boden ausgefochten wur⸗ den. Es gab damals auf dem Lande vielfach keine ausgebaute Parteiorganiſation, und da waren die Männervereine ganiſationen, die auch die führten. Später, nach dem Kulturkampf, kamen die politiſchen Auseinanderſetzungen mit der Sozialdemokratie, bei denen ebenfalls die Män⸗ nervereine wertvolle Dienſte leiſtten. Aus die⸗ ſer Entwicklung heraus iſt die politiſche Einſtel⸗ lung der Vereine herausgewachſen; ſie fördern die Zentrumspartei und ſind in vielen Gemein⸗ den heute noch das Rückgrat der Partei. Es iſt eine Binſenwahrheit, daß, wenn wir Katholiken unſere kulturellen und ſozialen Grundſätze im Staatsleben zur Geltung bringen wollen, wir auch politiſch tätig ſein müſſen. Die Zentrums⸗ partei iſt auch heute noch die Partei der Kathol⸗ ken. Darum iſt es etwas ganz Selbſtverſtänd⸗ liches, daß auf den Tagungen der Männervereine neben religiös⸗kulturellen und ſozialen Vorträgen auch ſtaatsbürgerlich⸗politiſche Aufklärung gegeben wird. geför Stam, politiſchen Kämpfe Die Ziele, die ſich die Männervereine geſteckt 1 haben, ſind heute noch ſo zeitgemäß und not— wendig wie in den Zeiten ihrer Gründung. Da- rum können die Vereine nicht entbehrt werden, ſie zu erhalten und zu fördern iſt heute nicht weni— 4 ger notwendig wie früher. Die Vordesſetzung für die erfolgreiche Verwirklichung der geſetzten Aufgaben iſt allerdings lebensfähige Vereine mii Aktivität arbeitsfreudiger Vereinsvorſtände. Möge das 40jährige Gründungsjahr ein neuer Anſporn zur weiteren erfolgreichen Vereinsarbei ſein. weliſſen! Jetzt holt unſern Vogel! Aber wartet, ker wollen ihn euch mal auf den Buckel ſetzen!“ Peter, der an der Spitze ſeiner Leute war, machte ſofort„Kehrt“ und ſtürzte dem Walde wieder zu, ſeine fünf Genoſſen ihm nach. Als ſie den Rand besſelben glücklich wieder erreicht hatten, rief Peter ihnen leiſe zu:„Hier auseinander! Unten an Wallbecker Weg wieder zuſammenkommen!“ Sofort ſpritzten ſeine Geſellen nach allen Rich⸗ lungen hin, der eine verſchwand hier, der andere dort im Dickicht, und die Blankenhauſer mußten die Verfolgung aufgeben. Nach etwa einer hal⸗ ben Stunde langte Peter an dem von ihm be⸗ zeichneten Trefſpunkt zuerſt an. Bald kamen auch zwei ſeiner Gefährten atemlos herbeige⸗ ſtürzt.„Diesmal ſind wir aber hereingefallen, Peter,“ keuchte der erſte.„Wer hat denn das verraten?“ ſtieß der andere hervor.„Von uns doch ſicher keiner,“ rief der eben hinzukommende Dritte. Peter aber entſchied:„Wahrſcheinlich ſind wir belauſcht worden, oder es hat einer von den Blankhäuſern zufällig ein Wort von uns aufgeſchnappft. Habt ihr auch zu Hauſe nichts erzählt?“ Sie verneinten ſämtlich. Dann fuhr er fort:„Wir haben noch nichts verloren. Jetzt gibt's erſt recht einen Spaß!“ Aller Augen blitz⸗ ten auf und hefteten ſich geſpannt auf Peter, denn in ſein Genie ſetzten ſie unbedingtes Ver⸗ trauen. Paßt auf!“ fuhr er fort. die Blankhau⸗ %%CWWCWSSSꝓꝙGCCͤE!!!!!.!C!!.!.! y ͤ durchaus überzeugenden Lon geſprochen wor⸗ den war. „Herr Graf Tann!“ tiefen Atemzug. „Jawohl, von Schöllenbach! Wir legen Wert auch auf den zweiten Namen, obgleich ich eigentlich nicht weiß, warum; Schöllenbach iſt bei weitem nicht die bedeutendſte meiner Veſitzungen. Aber es iſt einmal ſo. Unſer Leben iſt voller Widerſprüche.“ „Der reiche Graf Tann?“ fragte der Kapitän, mit beſonderem Nachdruck auf dem Attribut. „Es gibt nur einen.“ 1 „Ou,„% ore Teufels Namen, weshalb ſpielen Sie dann Seeräuber? Haben Sie Ihr Vermögen auf die Weiſe erworben?“ „Ach, wo denn! Mein Vermögen iſt mehr oder weniger ehrlich von meinen Vorfahren erworben worden; aber ich glaube, wenn es ſich bei ihnen um Raub handelte, ſo war es eher Straßenraub. Ihre Mußezeit füllten ſie damit aus, ſich Land anzueignen, das ihnen ſprach er mit einem 4 6 nicht gehörte; und da im Lauf der Zeit Fabrik⸗ ſtädte auf ihren Beſitzungen entſtanden, ent⸗ deckt wurden, und was weiß ich alles, ſo ging es meiner Familie im alltzemeinen beſſer, als ſie verdiente, und ſo ſehen Sie mich, den Vertreter der Familie, im zwanzigſten Jahr⸗ hundert als reichen, angeſehenen Träger eines großen Namens!“ „Aber warum in aller Welt miſchen Sie ſich denn in dieſe afrikaniſche Angelegenheit?“ „Weil ich von ſeher dafür war, daß ein Mann ſich ſeiner eigenen Angelegenheiten an⸗ nimmt. Dies Schiff, deſſen Führung Sie in ſo anerkennens werter Weiſe übernommen haben, gehört mir! Ich kaufte es wenige Tage nach⸗ dem Sie von Hamburg abgefahren. Hier iſt der Kaufkontrakt, und hier iſt der Brief, den ich vorhin erwähnte! Er iſt an Sie und teilt Ihnen mit, daß ich der neue Eigentümer bin und künftig Ihr Gehalt zu zahlen habe. Die Firma hofft, ebenſo wie ich, daß Sie ſich von jetzt an meinen Anordnungen fügen werden!“ Der Kapitän las die Schriftſtücke langſam und genau durch. „Die Unterſchrift der Reederei iſt echt; ich kenne ſie zu gut, als daß ich mich täuſchen Tonnre. Aver was Wollen Sie in Liſſabon löſchen?“ „Nein, ich habe die Abſicht, ſie nach Swinemünde zu bringen!“ .„Ja, aber——— wenn das Schiff auch Ihnen gehört, ſo haben Sie doch keinen An⸗ ſpruch auf die Ladung!“ „Kapitän! geſtohlen iſt!“ „Schwarz ſagte mir, fahr lang das Recht, zu ſchürfen. Er zeigte mir auch Papiere, die das beſtätigten. Des⸗ halb wären ſie ſolcher Eile, meinte er. Sie wollen in der Zeit ſo viel herausholen wie möglich, und er bot mir außer meinem Gehalt eine Gratifikation von hunderttauſend Mark, wenn ich innerhalb der Zeit drei Reiſen nach Liſſabon und zurück machte. Für eine etwaige vierte ſollte ich fünfzigtauſend extra haben.“ „So! Sagen Sie mal, Kapitän, warum haben unter dieſen Verhältniſſen die Leute nicht lieber alle ihre Kräfte angeſpannt, um das Erz aus der Mine zu gewinnen, anſtatt Minen in den Fluß zu legen?“ „Ja, Lipſchütz ſagte mir, ſie erwarteten, von Piraten angegriffen zu werden, die ihnen die Mine ſtreitig machen wollten. Wir hatten nicht die Abſicht, Schiffe in die Luft zu 1 ſolange ſie nicht darauf beſtanden, ſtromaufwärts zu kommen. Deshalb haben wir die Minen nicht in der Mündung gelegt. Auf der Höhe weſtlich vom Lager hatte Lip⸗ ſchütz immer zwei Mann auf Wache ſtehen. Wenn ſie ein Schiff ankommen ſahen, ſollten ſſie in einem Boot, das unterhalb des Lagers lag, den Fuß hinunterfahren und dem Kapitän die Einfahrt verbieten. Kam er dennoch her⸗ auf, ſo tat er es auf eigene Gefahr.“ »Ich verſtehe! Und hatte Lipſchütz den Leuten geſagt, ſie ſollten dem Kapitän und der Mannſchaft mitteilen, daß Minen auf dem Fluß ſchwämmen?“ 6 0„Das weiß ich nicht.“ 5 9 Sagen Sie mal, Kapitän, ich ſpreche Kat zu Ihnen, wie ein Seemann zum andern! Kam Ihnen das alles in Verbindung mit den doch ziemlich großen Geldſummen, die man Ihnen bot, nicht ein bißchen anrüchig vor? Oder Voraeben?“ er habe ein Viertel ⸗ Sie wiſſen doch, daß das Erz a 1 wiro nun mi der Ladung? hielten Sie es für ein ehrliches „Ach, Herr Graf, ich habe ſchon alle mög⸗ lichen Meere befahren, und ich habe dort die merkwürdigſten Dinge erlebt, die man im Hafen wahrſcheinlich nicht für ganz ſauber halten würde, die man aber draußen in Ordnung fand. In der Südſee geht manches vor, was in der Oſtſee unangenehm auffallen würde.“ 5„ 15 0 ö„Und fürchteten Sie nicht, ſich ſelbſt einer Gefahr auszuſetzen?“ „Ach, Gefahr! Ich pfeife auf die Gefahr! Begibt ſich der Seemann nicht jedesmal in Gefahr, wenn er den Hafen verläßt? Und hier winkte am Ziel eine hübſche Summe Geldes, und das iſt nicht immer der Fall, wenn man ein Kauffahrteiſchiff führt, jetzt wo die Konkurrenz ſo groß iſt. Sehen Sie, Herr Graf, Leute, die im Schoß des Reichtums geboren ſind, haben oft gar kein Verſtändnis dafür, wozu man ſich entſchließen kann, um ein bißchen was fürs Alter auf die hohe Kante zu legen. Ich habe eine Familie in Warnemünde, die in einem armſeligen Haus zur Miete wohnt: eine Frau und drei Mädels; fand für Mädels iſt es immer ſchlimmer als für Jungen, wenn man ihnen nichts hinterläßt, von meiner armen Alten gar nicht zu reden!“ Die Augen des Kapitäns hatten einen träumeriſcheu, abweſenden Ausdruck ange⸗ nommen, der in die Ferne dringen und die Zukunft befragen zu wollen ſchien. Für den Augenblick hatte er offenbar den jungen Mann vergeſſen, der ihm gegenüberſaß, und wie zu ſich ſelbſt ſprechend fubr er fort: (Fortſetzung folgt). Leſefrüchte. Entweder iſt die chriſtliche Religion durch Wun⸗ der ausgebreitet worden oder ohne Wunder. Wenn erſteres, dann iſt ihr das Siegel der göttlichen Beſtätigung aufgedrückt, wenn letzteres, dann ha ben wir das größte Wunder, daß nämlich ohn. göttliche Beſiegelung eine Religion trotz der he ligſten äußeren Befeindung und trotz der drücken⸗ den Forderung, die ſie an eine verweichlichte und Itartete Welt ſtellte, ſo ſchnell ſich ausbreiten konnte. Alſo iſt die Ausbreitung des Chriſten⸗ tums in jedem Falle wunderbar. Auauſtinus. politiſcher Auf die gegegebenen Or mittel zu ſchaffen. des Verbandes und den großen ſpiegelnden Kirſchen. ſelber zu einem richtigen Feſt ausgeſtrömt. ſchöne, große, alle miteinander.“ 5 vorhin, als er's ſagen wollte, hatte ſich Marian⸗ nes Hand auf ſeine Leben an, keiner hätte es gedacht. ſer haben die ganze meht auf der Lauer geregen, und jetzt, wo es beginnt, kalt zu werden, fangen ſie an zu fröſteln und ſchläfrig zu werden. Ver⸗ laßt euch darauf, ſie kriechen jetzt auf ihre Stroh⸗ jäcke und meinen, alle Gefahr ſei nun vorüber. Aber jetzt kehren wir um und holen nun erſt ge⸗ tade den Vogel von der Stange.“ Ein Jubelſchrei ethob ſich, und friſcher Mut flammte aus ihren Blicken. Voll Zuverſicht kehrten ſie um, glühend vor Ehrgeiz und Rache, die Scharte wieder aus⸗ zuwetzen. Oben am Waldrande brachten die As- bacher bald in Erfahrung, daß Peters Mutma⸗ zung ſtimmte: Kein Blankhauſer war mehr zur Stelle. Hurtig ließen ſie jetzt die Stange herun⸗ ter, nahmen den Vogel ab und zogen ſie dann wieder hoch, alles ein Werk von wenigen Minu⸗ ten. Mit ihrer Beute eilten ſie dem Walde zu und kamen nach etwa einer halben Stunde in Asbach wieder an. Hier erfuhr man nun den gelungenen Streich eher als in Blankhauſen ſelbſt. Dort aber erhob ſich im ganzen Dorfe ein Schimpfen und Toben, ein Racheſchwören der Wächter, ein Spotten und Ulten über dieſelben ſeitens der anderen. Aber da man das Feſt doch nicht gut ausfallen laſſen konnte noch wollte, ſo wurde der Dorfſchreiner beauftragt, ein Erſatz⸗ Der nahm ein Stück Holz und zapfte als Kopf, Flügel und Schwanz ein paar Splitter hinein, ſo daß das Ganze doch eine Art „Vogel“ darſtellte. gefeiert, aber das Schimpfen und Spotten hörte trotzdem den ganzen Tag nicht auf und wurde auch für die Zukunft noch lange nicht vergeſſen. Das Schützenſeſt wurde zwar Die Eltern. Und immer kleiner ward unſer Tiſch, Und immer ſtiller das Mahl. Nun ſitzen wir beide ſo ganz allein, So müde von Freude und Qual. Und unſere Kinder ſind weit verſtreut. Ganz ſelten kehrt eins nach Haus. Wohl einmal noch werden ſie alle vereint, Doch wir, wir ruhen dann aus,— ja aus! Maria Kruſemeyer. eee Die Sandſtadt. „Kommt!“ ſagte Marianne zu den Kindern und ſchaute in die leuchtende Sommerfülle des fremden Gartens hinein, in dem ſie alljährlich zu Gaſte war,„kommt, wir wollen etwas ganz wunderſchönes ſpielen, ſo wie eure Großmutter iſt und das ganze Haus.“„Wie ſind die?“ frug ein Kleines. Das Mädchen lächelte:„Ich weiß es nicht.“ Es hatte nur einen Augenblick an die alte Frau denken müſſen, die vorhin mit dem lebenswarmen, klaren Geſicht in der verwirren— den Fülle der Ernte und des Jubels ſtand, mit— ten zwiſchen den Körben voll Johannisbeeren Freunde und Bekannte waren vom Dorf zum Helfen ge— kommen und der ſaure Arbeitstag war wie von Als dann noch von einem Zimmer das Muſizieren einer Geige kam, da hatte die mütterliche Frau die Arme aufgemacht, als müſſe ſie alles an ſich ziehen können, was da in lachender Sommerluſt 0 vor ihr frohlockte. „Kommt,“ ſagte Marianne noch einmal, als ſtrömte ihre eigene Freude nun zu den Kindern hin,„wir wollen eine Sandſtadt bauen, eine Und ſchon war die Schar den Lindenweg hinabgeſtürmt. Jeder ſuchte ſich ſeinen Fleck und zog einen Kreis; das war ſein Haus. Flink oder unbeholfen, da ſaßen. ſie alle in dem ſchön auſſtäubdenden Sand, nur das kleine Brigittli ſtand ſteil und ſeſt in der Mitte: „Ich ſpiel nicht mit; ich zieh nicht in die Stadt!“ „Siehſt du,“ ſagte Peterle vorwurfsvoll, denne Mund gelegt:„Sie iſt doch bös.“„Warum denn,“ lenkte das Mädchen ab, Brigittle kann auch ein einſamer Sandbauer ſein, veit draußen vor der Stadt. Das gibt es auch.“ und da nickte das Kind, als gefiele ihm das und og weit weg von den anderen ſeinen Kreis. In zer Stadt drinnen aber ging ein ſtaunend ſchönes „Kaum waren 2 chior Süßesbier Aufregung. zum Dorfe hinaus. berg hinunterfahren, laufen die braven Pfer⸗ die Häuſer ſertig, da gab es auch 155 10 19 9 0 6 1115 eunten und ihre Püppchen in den Sandkreis holen, damit ſie bloß wüßten, für wen e chen backen. Die Männer aber liefen mit wich⸗ tigen Geſichern an ihnen vorbei, denn ſie hatten 0 Blech und Hölzern allerlei zu tun, damit überall in Stadt und Haus etwas Vernünftiges entſtände. Ein feines Gewoge von Eifer und Geſchäftigteit war aufgeweht, bis Peterle ſich endlich erſchöpft in ſeinen Sandplatz niederließ und entrüſtet ausrief:„Ich kann nicht mehr einmal muß auch Nacht ſein.“ Da legte ſich denn alles in Frieden zur Ruh, nur vom Sandbauern⸗ hoſe in der Ferne, als ob Tag und Nacht ihn unbekümmert ließe, hörte man ein ſeines Knir⸗ ſchen und Schaben. Es aina Peterle ſchwer ans Herz. Aber da war am Morgen das helle Büb— chen neben Marianne mit neuen Plänen aufge— wacht und Peterle hatte es eilig, mit ihm zum Marktplatz zu kommen, daß ſeine eigenen Pläne nicht zu Schaden kämen. Lachend hörte Marianne ihre Stimmlein herüberklingen und dann ſah ſie auf einmal das Brigittli mit dunklen, tränen⸗ glänzenden Augen gleichfalls hinüberſtarren. Wie lange würde es noch dauern, dann ſprang es zornig auf und das kleine Stadtgeweſe, das mit tauſend Fädlein ſchon ineinanderſchwang und den einſamen Sandbauern vergeſſen hatte, geriet in Gefahr. Aber da kam Peterle, von dem hellen Büblein bedrängt, und wollte Rat! was man zuerſt bauen müſſe, einen ſchönen, klei nen Friedhof für tote Vöglein, oder bloß eine Tram.„Eine Tram,“ ſagte Marianne,„die iſt nötiger.“„So,“ machte Peterle kurz, als käme ihm das nicht ſehr gelegen.„Wir haben aber keinen Sand mehr!. In der ganzen Stadt kein einziger Menſch.“ „Schau, Peterle,“ ſagte Marianne da ganz be⸗ hutſam, denn ſie ſah wohl ſeine Augen zu Bri⸗ gittlis aufgehäuften Sandbergen hinüberfunkeln, „da muß aber gerade ein guter Bürgermeiſter acht geben, daß eine Stadt vor lauter Plänen nicht zuſchanden kommt.“ Und wie nun aber Peterle nickte, als wüßte er ſchon Rat, da war drüben der Sandbauer aufgeſtanden in ſeiner ganzen Größe. Eine gefährliche Sekunde blitzte. Gerade daß Marianne noch dazwiſchenfiel:„Ja, das könnte man wohl, zum Sandbauer gehen und fragen, ob er der Stadt ein wenig Sand ver⸗ kaufen wolle.“„Sie iſt doch bös,“ hatte Peter noch einmal ſeinen alten Spruch auf den Lippen, aber dann ſagte er nur:„Es geht kein Weg hin.“ „O, Peterle, der iſt ſchnell gebaut. Die Hälfte! ſchon Straßen darauf hinablaufen muß der Sandbauer bauen, nicht Brigittli, und die Hälfte die Stadt. Ueberleg einmal.“ Da ging Peter heim und tutete zur Nacht. Und diesmal hörte man kein Geräuſch von dem fernen Hof. Der Sandbauer hatte ſich zur Ruh gelegt. So wurde denn am nächſten Tag die Straße gebaut, daß das Leben wieder weiterſchwingen lonnte zu neuen Taten. Marianne ſah's mit Lächeln und einen Atem lang war es, als blitzten ſie aus dem winzigen Spiel die Urbilder wirk- lber Geſchichte an. Bis dann die Großmutter den Lindenweg herauftam und die ganze Schar zum Abendbrot abholte. A. Ziegler. Feuer im Dorf. Ein Vorfall, kein Einfall, nacherzählt von Franz Wilhelm. Eines Abends geſchah es, daß bei Mel— ein Leierkaſtenmann aus⸗ ſpannte. Das Pferd geht noch in den Stall aber der Leierkaſten nicht. Süßesbier will den Muſikanten aber im Dorfe halten, und nach langen Unterhandlungen mit den Bauern kommt der Leierkaſtenmann ins Spritzenhaus. In der Nacht bläſt auf einmal das Feuerhorn, denn in der Bauernſchaft brennt ein großer Kornſchuppen. Die Bauern ſind in größter Florian, der Brandmeiſter und Häuptling an der Spritze, kommt ſchon mit den Pferden gelaufen und will ins Spritzen⸗ haus. Er weiß nichts von dem Leierkaſten. In der Dunkelheit verwechſelt er die Deichſeln u. ſauſt mit dem Leierkaſten im ſchnellſten Tempo die ſie nun den Wipper⸗ (de, was das Lederzeug aushält. ur Nütteln und Schütteln bel die g vom Leierkaſten, und da— auf einmal— fängt er an zu ſpielen:„Jetzt gehts nach Lin⸗ denau————“ Seien wir höflich und verſchweigen, was der Florian in dieſem Augenblick geſagt hat ſchildern wir nicht mit verſtändlicher Breite, was im Dorfe paſſierte, als die Geſchichte her⸗ auskam. Ein ſurchtbares Gelächter muß das geweſen ſein. Unſere Lotte verſichert glaub⸗ haft, daß auch die Zeitungen von dieſem Vor⸗ fall Notiz genommen hätten. Im ganzen Kreis iſt das Lied:„Jetzt gehts nach Lin⸗ denau“ durch Florians Mißgeſchick von neuem populär geworden. das ſich die Kurbel Es iſt ein ſchöner Brauch, daß in allen ehrlichen Bürgerhäuſern ein Kruziſir an der Wand in den Wohnſtuben angebracht iſt und von oben herab auf die Leute ſchaut. Was ſoll das bedeuten? Es ſoll erinnern:„In bieſem Haus ſei Chriſtu. der Herr und Regent; er regiere daſelbſt, und auf ſein Geheiß gehe alles in: Haus.“ Wenn es nur auch allmal wahr wäre— Wie der Herr den Petrus zu ſeinem Stat halter eingeſetzt hat, ſo ſollſt du, lieber Hausva c, ſein Statthalter, Pe- trus und Papſt im Hauſe ſein.— Wie den Pe- trus, ſo fragt der Herr a ich dich:„Simon Petrus, liebſt du mich?“ Und du ſagſt:„Ja, Herr, du weißt es, daß ich dich liebe.“ Da ſpricht der Herr zu dir:„So weide meine Schafe, weide meine Lämmer!“— Sieh nun, du Mann oder Frau, wer ſind die Schaſe und Lämmer deines Heilan⸗ des, welche du weiden ſollſt? Es ſind die Kin⸗ der im Haus, die Dienſtboten, oft auch das Ehe—⸗ gemahl, und was ſonſt noch im Haus unter dir ſteht. Dieſe ſollſt du hüten und weiden; hüten, daß ſie nicht in Sünde und Unglück kommen und weiden, daß ſie gute Lehre, gute Sitten und ein frommes Herz bekommen. Bedenk das jedesme wenn du in der Frühe dein Morgengebet vor dem Kruziſir verrichteſt, und halte alle Tage dieſes Geſpräch in Frage und Antwort und tu dann danach alle Tage und auch alle Nacht, daß du deine Familie recht hüteſt und weideſt. Alban Stolz. Pfingſtglaube. Von M. E. delle Grazie. Ein vornehmer Hochzeitszug hatte die Kirche verlaſſen und hinter ihm legte ſich ein goldener Lichtſtrom in das noch immer weit offene Portal. Der Kirchendiener hatte keine Eile, es zu ſchlie— ßen. So fand die Frühlingsſonne nach langer Zeit auch wieder einmal von dieſer Seite her— ein, und mit ihr der Lärm des Tages: das Ge— ſchrei der Buben, die ſich unter den uralten Lin— den draußen tummelten, und das aufgeregte Ge— flatter der Tauben, die ſie immer wieder auf— ſcheuchten und die ſich doch auch nicht ihr Recht nehmen ließen. Das Recht, gerade um dieſe Zeit täglich unter der Führung eines erfahrenen Tau⸗ bers mit gravitätiſchem Getrippel den Raſen nach den Broſamen abzuſuchen, die dort und da ein altes Weiblein auf dem Kirchgang für ſie hinſtreute.— Kühl und ruhig lag drinnen die Kirche.. noch vor dem Altar— ſtarr, völlig in ſich verſunken, wie es Nur ein junges Mädchen kniete ſchon während der Hochzeit dort getniet und ſelbſt den prunkvollen Zug völlig achtlos an ſich vor— über gelaſſen. Das Haupt tief über die nur leicht gefalteten Hände geneigt, den Blick der Augen unentwegt dem mächtigen Altarbild zu— gekehrt und der heiligen Jungfrau, vor der, Un— erhörtes kündend, der Engel mit den Lilien ſtand,— über der, Unerhörtes wirkend, der hei— lige Geiſt in Geſtalt einer leuchtenden Taube die weißen Flügel breitete... Wie das junge Mädchen aber da kniete, ſicht⸗ lich wieder einmal ein armes, ratloſes Men— ſchenkind— war es nicht dem ſie floh— ſprach immer wieder auch die Welt in ihr Gebet hinein, und zuweilen ſo laut nid beſtimmt, daß ſie förmlich zuſammenſchrak fannte: für heute, gerade für heute— erwartete der Arzt dann zu ihr hernieder, weitgeöffneten nur der Himmel, zu — und mit zwei Stimmen, die ſie nur zu gut Der Mutter und des Liebſten Stimme.— f „Er iſt doch ſo krank“, hörte ſie die Muttern [warnen,„und du weißt, daß der Arzt ſelbſt ſchon die Hoſſnung aufgibt. Wozu da noch die traurige Komödie einer Hoffnung, der ſtatt der Hochzeit nur eine Leiche folgen kann? Als Ent⸗ lobte zurückzubleiben iſt aber immer peinlich für ein Mädchen. Auch wenn es nur der Tod be⸗ ſorgt hat.“ Aus den wirren Phantaſien eines Typhus⸗ kranken aber hatte ſie den Liebſten noch geſtern mit zitternder Stimme ſagen hören: „Doch— doch, ich weiß es... Morgen wird Ely wiederkommen! Und wenn ſie mir die Pfingſtroſe in die Hand gibt, dann ſind wir ver⸗ lobt und ich werde wieder geſund.“— Die Phantaſien eines Sterbenden! Und doch, und doch! Heute war dieſes„morgen“ und die Kriſis. In ihrem Herzen aber ſchrie es im⸗ mer:„Was ſoll ich tun? Klug ſein und nur an mich denken und ihn geh'n laſſen, ſo ganz und gar ohne Troſt. Oder ihm wenigſtens noch eine letzte Freude mitgeben ins Grab mit dieſer Blu⸗ me, für den vielleicht letzten Blick, den er noch einmal bewußt ins Leben tut nach einer Kriſis, von der der Arzt nur den Tod erwartete? Damit hatte ſie ſich hereingeflüchtet aus dem ſonnigen Pfingſtgeleucht draußen in di'ſes tiefe, inbrünſtige Schweigen; und harrt und be— tet und weiß ſich noch immer keinen Rat.— Süß drängt der Frühling von draußen an ſie heran — das Leben. Mit dem heißen Atem der blüh⸗ enden Linden, dem Goldgeleucht der Pfingſt⸗ ſonne... Wie lange iſt es her, daß ſie mit dem Geliebten erſt denſelben Weg draußen gegangen iſt? Aller Seligkeit voll und ſchon des letzten Wortes gewiß... Und nun ſoll er hinab und ſie ihn verlaſſen, noch eh' er ſcheidet?—— Da zuckt ſie zuſammen: Hinter ihr ſchreien die Jungens auf, die ſich noch immer draußen tummeln und jagen— über ihr aber wird mit einemmal ein hier ungewohn⸗ ter Laut hörbar: f Das angſtvolle Geflatter eines Vogels! Nun gleitet ein leiſer Schatten über ſte hin— und gleich darauf ſitzt eine weiße Taube in der grauen Apoſtelkirche ihr gegenüber— äugt erſt ängstlich nach den draußen Lärmenden zurück, um plötzlich, wie faſzi⸗ niert, nur mehr Eines zu ſehen: ö Die himmliſche Taube, die auf dem Bild ihr gegenüber in ihrer Geſtalt die Flügel breitet und doch ſo feierlich unbewegt dort mitten im Lichte ſteht, wie ſie ihresgleichen da draußen noch nie geſehen. ö Eine ganze atemloſe Weile ſteht das Tierchen ſo, äugt nach dem Bilde, ſtarr, aufmerkſam, um dann mit einem mal, wie einer innerſten Sicher⸗ heit gewiß, plötzlich den einen Flügel zu heben und das Köpfchen zum Schlaf darunterzuſtecken, in einem Vertrauen ohnegleichen.. Und plötzlich iſt es, als ſpänne ſich noch et⸗ was Anderes von den beiden Tauben dort zu der Spähenden herab und weiſe nicht nur ihrem Gebet, ſondern auch ihrer Liebe den Weg, den Beide nehmen ſollen— nehmen müſſen, ſo oft Angſt und Ratloſigkeit nicht mehr weiter wiſſen: Den Glauben an das Wunder und das tiefe Vertrauen, das über ihn herkommt und ſich ſo ſriedvofl und unbeirrbar zu den Füßen Gottes niederlegt, wie die Taube dort ſchlummert.— Als ſie eine Stunde ſpäter an dem Lager des Geliebten ſtand, ſteckten ſich ihr zwei zitternde Arme entgegen und zwei Augen, in denen B. wußtſein und Leben wieder erwacht waren, ſtarr⸗ 110 ihr voll erſchütternder Erwartung ins Ant⸗ 1 Da legte ſie leiſe, ganz leiſe die blühende Pfingſtroſe vor ihm nieder, die ſie unterwegs gelauft, und feine Mutter ſelbſt legte ihre Hände ineinander— für immer, denn ſie leben noch In ernſten Momenten des Lebens und auf dem Sterbebette hält ſich der Unglau be nicht: der Fieigeiſt verſchwindet und der gläubige Chriſt kommt zum Vorſchein. Voltaire. E Jer Katholizismus iſt die einzig mögliche und vernünftige Religion, die katholiſche Kirche die bornehmſte, die charakteriſtiſchſte und dauerndſte Form des Chriſtentums. Harriſon. Wie unſere Vorfahren Pfingſten feierten. Von Dr. Paul J. von Lone. „ Pfingenſten iſt komme, Da freu'n ſich alte und junge.“ So beginnt ein d „lieblichſten Feſtes“, der„Hochzeit des Früh⸗ U uralt Lied zur Feier des lings“. Pfingſten. Sonne, Blühen, das war ja für deutſches Empfinden ſtets dasſelbe an Pfingſten jubelte die Frühlingsfreude am höchſten auf. Wie der letzte Zugvpgel im Mai, der Pirol, der„Pfingſtvogel“ iſt, und die Päonie, die im Mai blüht, die„Pfingſt⸗ roſe“, ſo iſt auch Maibrauch u. Pfingſt⸗ brauch vielfach dasſelbe. Ja, mancherorts war Pfingſten und die Woche vorher und nachher, wenn die Wunderpracht der Natur ſich am herrlichſten entfaltet, das eigentliche und einzige Maifeſt. Dies umſo mehr, als hier— wie bei ſo vielen Bräuchen germani⸗ ſcher Naturfrömmigkeit— Chriſtentums unterſtützen und vertiefen konn⸗ ten, was ſonſt im Lauf der Zeit noch ſchnel⸗ ler verflacht und verblaßt wäre. Ausgeſpro⸗ chene heidniſche Opferkulte waren natürlich ausgeſchloſſen. Mit was für einem Erfolge jedoch, zeigt etwa die merkwürdige Sitte, die noch bis vor kurzem an der Südſeite des Drömling lebte. Hier an der hannoveraniſch⸗ ſächſiſchen Grenze richteten die Pferde- und Ochſenjungen vor Pfingſten auf der Weide eine Tanne auf in deren Aeſte Knochen und auf den Gipfel ein Pferdeſchädel geſteckt wurde. Knochengalgen“ hieß das Ganze, augenſcheinlich eine Erinnerung daran, wie man ehemals beim Maifeſt die Knochen der dargebrachten Opfertiere an den Bäumen auf⸗ bing. Von dergleichen, mit dem Christentum die Boten des un vereinbaren Opferbräuchen konnte für unſere naturnahen Vorfahren das geheimnisvolle Schöpferwirken des heiligen Pfingſtgeiſtes mit nichts ſinnfälliger zuſam⸗ mengebracht werden, als der grünenden und blühenden Pracht der Natur nach des Win⸗ ters Starre. 5 N Leicht vereinbar war denn etwa die Weihe des Taufwaſſers zu Pfingſten mit der from⸗ men Waſſerverehrung der Germanen, die die Quellen der Bäche und Flüſſe als die Ur⸗ ſprünge alles Lebens heilig hielten. Noch jetzt ſind die pfingſtlichen Brunnenfeſte Thü⸗ ringens berühmt, und in manchen Orten Weſt⸗ falens zieht man noch heute in der Frühe des Pfingſtſonntags hinaus zu einer Wald⸗ quelle, um ihr ſegen- und lebenſpendendes Waſſer zu trinken, damit,— ſo heißt es nun —„man im nächſten Jahre noch lebt, wenn man wiederkommt.“ 8 Nicht nur dies köſtliche Waſſer nahm man als Heilmittel beſonders gegen Krankheiten des Viehes mit nach Hauſe. Auch das junge Grün wurde heimgeholt. Die Eingänge zu Haus und Stall, Flure und Wände, ja die ganze Kirche, Altar, Kanzel und Bänke, der oberſte Windmühlenflügel wie die Dunggrube in der Tiefe wurden mit Birkengrün ge⸗ ſchmückt. Mancherorts mußte das Haus auch mit„Pfingſtbeſen“ aus gelbblühendem Ginſter gekehrt werden, als deſſen Erſatz band man den Kühen auch wohl weiße Beſen mit weiſem Stiel an die Hörner und kehrte dann damit das Haus, um ſie ſchließlich an der Kuhſtalltür aufzuhängen.— Wo aber hätten die verliebten Burſchen en„Maien“ ſchöner anbringen können als am Fenſter ihres Mäd⸗ chens! Es gibt Orte in Nidderdeutſchland, wo die auswärts wohnenden Knechte von weit her in die Heimat kommen, um der Geliebten dieſe Ehre am Pfingſtfeſt zu erweiſen. Natür⸗ lich gabs dabei auch Gelegenheit zu mancher abgeſehen, Neckerei. Im Rheinland bekommt vielerorts! Haar geflochten. noch heute z. B. eine Betſchweſter Buchsbaum (Palm) an die Tür gebunden, eine auffallend Schöne einen Kirſchenzweig, die Ernſte einen Eichenzweig, die Bösartige einen Dornen⸗ zweig u. die Falſche eine gelbe Butterblume; der Tannenzweig bedeutet Treue, Buche da⸗ gegen, daß das Mädchen nichts zu hoffen hat, und ſich nach einem anderen umſehen mag. Im Mindenſchen bekommt, wer zuletzt an dem Tage auffteht, einen Faulkranz von Stroh an ſeine Türe. Anderwärts wurde der Spätaufſteher geſchmückt, am Niederrhein na⸗ mentlich die Magd, die zuletzt beim Melken auf der Weide erſchien. Sie war Pfingſtbraut und ihr Milchkübel wurde bekränzt. Aehn: geſchah es auf dem Hunsrück dem Hirten, der mit ſeinen Rindern als letzter kam. Er hieß der„Pengſtkwaak“ oder auch„Pingsfoß“ (fuchs). Alle dieſe Scherzen konnten natür⸗ lich dem Schmücken mit„Maien“ die ernſte Bedeutung nicht nehmen. Bezeichnend z. B. iſt, daß im öſtlichen Weſtfalen die Pfingſt⸗ ſträucher nie ſo lange im Hauſe behalten wur⸗ den, bis ſie trocken geworden, ſonſt ſchlug, wie man wähnte, der Blitz ein. Der trockene Buſch hat eben ſeine Segenskraft verloren. Mit beſonderer Feierlichkeit wurde dann auch auf dem Markte der Pfingſtbaum aufgeſtellt, eine Sitte, die heute wieder auf⸗ lebt. Er mußte immer ſcharf bewacht werden, weil man ſich gerne darum beraubte. Hatte jedoch die Pfingſtſonne einmal darüber ge⸗ ſchienen, ſo durfte dieſe Zierde des Feſtes nicht mehr entwendet werden. Am Abend wurde der Pfingſtbaum oder ſein Erſatz in Form einer Laubpyramide, der Pfingſten⸗ stuhl“ oder„Pfingſttranz“,„Pfingſtbock“, un⸗ ter froben Geſängen umtanzt. Die Mitte des ingſtreigens bildete die„Pfingſt⸗ o oer aienkönigin“, mit einem Blumen⸗ ſtrauß in der Hand, einen Blütenkranz durchs Gewandheit erfordernde Stechen nach Schild einer Jolzfigur iſt neuerdings wieder aufgekommen.— Das Ueberbleibſel dieſes 5 Pfingſtbaums iſt die mit Geſchenken geſpickte Kletterſtange auf unſeren Schützenfeſten, wie denn dieſe überhaupt mit und der Königin Reſtformen des älteren Pfingſtfeſtes heute oder Pfingſtfeſt u. dem„Schüttenſpiel“, nur daß man den einen Brauch dabei aufge⸗ geben hat, mit Waſſer zu begießen oder gar in Waſſer zu tauchen— opfers! In den hanſiſchen Städten Nieder⸗ deutſchlands und Skandinaviens— chum bis heute in etwas anderer Form— bildete der Maigraf den Mittelpunkt beim Pfingſtfeſt der„Schutzgilden“; er behielt ſeine Würde das ganze Jahr hindurch. Im vollen Waffenſchmuck ritten die Gilden im 15.— 17. Jahrhundert hinaus in den Wald, wo der Graf gewählt wurde. Im engſten Zuſammen⸗ hang damit gehören die in ganz Niederſachſen aber auch im Fränkiſchen, Thüringen, Schle⸗ ſten, Schwaben und Bayern 8 g des vorigen Jahrhundert zu Pfingſten abge⸗ haltenen Wettrennen, das ſchen das Fahnenjagen“ und im Dith⸗ marſchen bereits Rolands reiten“. ihrem König ſind. Stellenweiſe iſt ja noch kein Unterſchied zwiſchen dem Mai⸗ den König am Ende des Feſtes Reſt des germaniſchen Waſſer⸗ in Bo⸗ bis zur Mitte in anderer Art „Ringſtechen“, im Braunſchweigi⸗ im 13. Jahrhundert das Dies viel Kraft und dem Es ſind nur einige wenige Bräuche, die wir aus dem überreichen Kranz der deutſchen Pfinaſtſttten hier ö Wurde doch klein anderes Feſt im Jahre der⸗ art vielſeitig im Volksbrauch gefeiert als dieſe „e haben nennen können. des Frühlings“.