Großer 0 4 laden 50 Jahre! kann ein weiterer Raum eingerichtet werden, zu A 1 Diejenigen Damen und Herren, Wo, ſagt der Verlag. die im Jahre 1891 aus der Schule Nehr 0 entlaſſen, werden auf Donnerstag e(Fronleichnamstag) nachmittags 4 Uhr zu einer wichtigen Zuchthaſen. SHGeſprechung alte und junge(Plackundant) im„Karpfen“ eingeladen. zu verkaufen, ſowie Die Einberufer. —— 2. nzeiger (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) 8 SUT Adel ILIE — — — * 2 2 2 — — — D Sanbeimer Zeitung—. Blernheimer Nachrichten) Viernheimer Tageblatt ä erſcheinttäglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins n 81 Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung gebracht.— Gratis beilagen: wöchentl. Sams tags das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne abgeſtuſter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag nab Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich vorher.— Inſerate müſſen bel Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in fd. Rechnung stehen. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim . Hernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. Schriftleitung, Druck und Serlag: Job. Martin, Geſchältsſtele: Rothaus. 2 2 l 23— Samstag, den 29. Mai 19289 E C 21 0 Die Unterwerfung e a Abd el Krims. 1 A ememen. ars cles Fe. Das Schickſal Abd el Krims. Ortsgewerbe⸗Verein Viernheim. Paris, 27. Mai. Im heutigen Miniſterra! Kommenden Sonntag, den 30. Mai, nachm. erklärte Briand, daß über das weitere Schickſal Abd el Krims ein Meinungsaus⸗ 3 Uhr findet im„Engel“ die feierliche Ueberreichung der Geſellenbriefe He. 1, 0 einige reh Brieftauben 5. 222 e- Houstecll. Schionseil abzugeben. ijten nimm s- zuin Hasche nuit Bismarckſtr. 38 22 Mompsom x. elferc pl he- weil Sje welgz, wie sehm ein Schone weiſges Vschllcit alle Hoſlbefogen iſnen GGste Bedi. — 43. Jahrgang — Die Parteiparole zum heſſiſchen. derbe Neid. Volksbegehren: Leipzig, 28. Mai. Wegen Vorbereitung zum . a Nicht in die Liſten eintragen! tauſch zwiſchen Paris und Madrid ſtattfinde. an die Junggeſellen des Ortsgewerbevereins und der Hochverrat haben ſich vor dem vierten Strafſenat des Reichsgerichts die badiſchen Landtagsabge⸗ ordneten Beck aus Lörrach und Frau Frieda unger aus Lahr in Baden zu verantworten. die Angeklagten ſollen 1923 in Verſammlungen Die beiden Regierungen würden Abd el Krim Kurz vor Redaktionsſchluß geht uns Rede. Es ſcheint aber, daß die Binger Kolle einen Wohnſitz beſtimmen. Sicher ſei, daß die⸗ die Mittei 1 58 eie ae ) b. 5 die Mitteilung zu, daß geſtern der Vor— ſer Wohnſitz weit von Marokko entfernt liegen band S 3 Innungen ſtatt. müſſe. Die Rückwirkungen der Ereigniſſe in an ee Heſſ. Zentrumspar Die Eltern, Vormünder, Lehrmeiſter, der Gemeinde⸗ Marokko, ſo erklärte Briand weiter, würden tei in Uebereinſtimmung mit der Lan d— und Schulvorſtand, die Herren Lehrer, die Prüfungs⸗ tagsfraktion bezgl. des Volks— meiſter und Geſellenbeiſitzer, die Mitglieder der Innungen f 907 1. und des Ortsgewerbevereins, ſowie die Meiſter, Geſellen, um gewaltſamen Umſturz und zur Bildung be⸗ N. Zaffueter Hundertſchaften aufgefordert haben. gin trotz unſerer klaren Hervorhebung der we⸗ ſentlichen Unterſchiede zwiſchen Volks⸗ begehren und Volksentſcheid immer noch nicht ungeheuer ſein. Der franzöſiſche Einfluß in eee werde seta und man dürfe begehrens die Parole beſchloſſen hat,„Städtern“ gut gufgenommen worden, ſon— Lehrlinge und ſonſtige Intereſſenten ſind zu dieſer Feſer hoffen, naß nun auch der Konflikt in Syrien ſich nicht in die Liſten einzutra⸗ dern auch vom flachen Land innerhalb höflichſt eingeladen. ſchnell beigelegt werde. 1 4 45 8 wie außerhalb des Kreiſes Worms. Die„M Zu gleicher Zeit daſelbſt Ausſtellung der Geſellen⸗ gen! Damit iſt der Partelvorſtand den N. 3 plädiert für Spielraun und Toleranz. 1 2 2 P ole hei* 0 10 N N D.* Aube N Spree 1 3— 0 5 ee 157 91 Parolen beigetreten, die von Worms- Auch w'ir ſind gegen Fraktions- und Ab— ernheim, 27. Mai 0 eee = N r e e e e e e Radfahrer Bund Viernheim. Morgen Sonntag früh halb 10 Uhr Vorſtands⸗Sitzung im Waldſchlößchen' Morgen Mittag 1 Uhr :- Mitglieder⸗Berſammlung im Lokal„Zum Deutſchen Michel“. Vollzähliges Erſcheinen erwartet Der Vorſtand. Morgen im„Karpfen“ Schluß⸗ zu verkaufen Weinheimerſtr. 15. Reichs bund der Kriegsbeschädigten, Kriegstellnehmer u. Kriegshinterbliebenen Ortsgruppe Viernheim Der Londoner Aufenthalt Dr. Schachts. London, 28. Mai. Amtlich wurde geſtern er⸗ klärt, daß die Unterhaltungen mit dem Reichs⸗ bantpräſidenten Dr. Schacht ſich nur auf inter⸗ nationale Bankfragen beziehen ſollen, die mit der Bank von England in Verbindung mit anderen Bunkiers erfolgen. Im Verlauf dieſer Unter⸗ handlungen würden die deutſchen Zahlungen und Reparationen natürlich eine Rolle ſpielen, doch habe Dr. Schacht keinerlei Auftrag von der deut⸗ im Klaren iſt. Die Nuß'ſche Parole iſt nicht nur von Zu dem am kommenden Sonntag, den 30. Mai l. J. nachm. 3 Uhr ab in dem Freiſchützſaale ſtattfindenden Reife Ueber die politiſche Bedeutung r...——— ———— Kreisfeſt des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegs⸗ hinterbliebenen laden wir ſämtl. Mitglieder höflichft ein. Sämiliche Mitglieder, nebſt den angemeldeten Kindern treffen fich punkt ¾2 Uhr am Staatsbahnhof zum gemeinſamen Abmarſch mit den auswärtigen Gäſten per Muſik zum Freiſchütz. Daſelbſt Theatervorſtel⸗ lungen, Preiskegeln und Kinderbeluſtigungen. Zu zahlreichem Beſuche ladet höflichſt ein Der anchschwelne zu verkaufen. Sax, Lorſcherſtr. (Plimo Rocks) zu verkaufen. Blauehutſtr. 30. Schirm! Vorſtand. Stemm⸗ und Ringklub 1896 (Lokal Stern) Samstag Abend 8 Uhr nige. Versammlung. Um reſtloſes Erſchei⸗ nen bittet Der Vorſtand. Krtis⸗Arbeitsnachweis Heppenheim Nebenſtelle Viernheim. Offene Stellen: Männliche und weibliche land wirtſchaftliche Hllfs⸗ kräfte, mehrere Kommis von 18— 20 Jahren nach Wiesbaden, 10 Lackierer, 2 Glasmaler nach Viern⸗ heim und verſchiedene Stellen für Schwerkriegs⸗ beſchädigte. Offene Lehrſtellen: 2 Schreinerlehrlinge für Viernheim und verſchledene andere Lehrſtellen nach auswärts. 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Mai, abends ½9 Uhr im Ver“ einslokal zum grünen Laub 9 l Tagesordnung: 1. Betr. Beteiligung an der Bannerweihe unſeres Brudervereins am 6. Juni in Mannheim. 2. Borſchiedenes. Der Vorſtand. NB. Nach der Verſammlung gemütl. Beiſammen⸗ 107 bei einem Faß Freibier, geſtiftet von unſerem okalwirt D. O. Norddeutsche Caalrar tone „Odenwälder Blaue“ und„Gelbe Induſtrie“ hat laufend abzugeben D pro Zentner 3.50 Heinrich Faltermann Kartoffelhandlung. NB. Eine Partie Ziegeln abzugeben. 8 2 9 2 2 2 3100 14 3100 40 N 2 9 4 2 ADN Trotz der billigen Preise, gebe ich von heute ab, auf sämtl.. Regenschirme . — HansSchumacher ä Schulstraße 6. eee Verſäumen Sie nicht den„Viernheimer Anzeiger“ zu abonnieren Gefunden eine Damenuhr. Abzuholen gegen Einrük⸗ kungsgebühr. Peter Kamuff Kiesſtr. 17. MHonpier- Bücher Hontorutensilien Buchhandluns ernneimer Anzeiger. Düngemittel! Schwefelſ. Ammoniak Natronſalpeter 0 alt Alles garantiert höchſtprozentige Ware kauft man am billigſten bei Hlois Walter DDD der Kapitulation Abd el Krims erklärte der franzöſiſche Kriegsminiſter am Schluß des heutigen Miniſterrates, daß die einige Zu— ſammenarbeit zwiſchen Frankreich und Spa— nien trotz dieſes moraliſchen und praktiſchen Erfolges, der das Ende des Marokkokrieges und damit eine weſentliche Stärkung der Po— ſition der beiden Länder gegenüber der muſel— maniſchen Unabhängiakeitsbewegung bringe, nach wie vor notwendig ſei. Der tranzöß! Einfluß in Nordafrika ſei nun geſichert. Fortſetzung der Operationen in Marokko. Madrid, 27. Mai. In einem pffiziellen Kommunique läßt die ſpaniſche Regierung erklären, daß die Operationen in Marokko in erhöhtem Maſie fortgeſetzt werden ſollen, wo⸗ zu vielleicht die Eutſendung neuer Truppen notwendig werde. Plautaſien des„Matin“. Paris, 27. Mai. Die Uebergabe Abd el Krims gibt der franzöſiſchen chauviniſtiſchen Preſſe Veranlaſſung, ſich mit unverhohlener Schadenfreude an Deutſchland zu reiben. Allen voran zeichnet ſich dabei der„Matin“ durch eine beſonders heftige Attacke gegen Deutſchland aus. Berlin und Moskau, ſo er⸗ klärt das Blatt, hätten auf Abd el Krim ſtolze Hoffnungen geſetzt, die man ſelbſt in dieſen „Tagen der Freude und des Ruhmes“ nicht gänzlich vergeſſen dürfe. So groß auch die Schuld Abd el Krims ſei, er könne auf Frank⸗ reichs Großmut rechnen, aber vergeben be— deute nicht vergeſſen. Frankreich müſſe ſich ſtets der verdächtigen Verhandlungen zwiſchen Abd el Krim und den Bolſchewiſten und den Pangermaniſten erinnern, die haßerfüllt eine Schwächung, wenn nicht gar den Untergang ganz Frankreichs in Marokko gewünſcht hät⸗ ten. Frankreich müſſe ſich vor Augen. halten, aus welchen Quellen der Rifführer ſein Geld und die Waffen geſchöpft habe, die das Leben ſo vieler junger Franzoſen gekoſtet hätten. Der„Matin“ phantaſiert wohl! Eine Warnung Bonnets. Paris, 27. Mai. Der frühere franzöſiſche Finanzminiſter George Bonnet hat erklärt, daß die Unterwerfung Abd el Krims aller⸗ dings für die Regierung ein ſchöner Erfolg ſei, beſonders am Vorabend der Parlaments- ſeſſionseröffnung. Das hindere aber nicht, daß die finanzielle Lage ebenſo gefährlich ſei wie je. Das Pfund ſtehe immer noch auf 148 Franken, während es vor drei Monaten auf 125 ſtand. Das Jubelgeſchrei darüber, daß das Pfund von 178 auf 148 geführt werden konnte, ſei darum nicht angebracht. Außerdem ſei aber die Lage in verſchiedenen Punkten noch ernſter als vor einem Vierteljahr, denn ſeitdem ſeien die Preiſe und Löhne geſtiegen, was eine neue Inflationsgefahr automatiſch in ſich berge. Man müſſe ſich ſofort mit der Finanzlage befaſſen, wenn man einer neuen ſcharfen Frankenbaiſſe zuvorkommen wolle. Dazu ſei notwendig, den Pfundkurs weiter herunterzudrücken und auch eine Politik der Reduktion der Lebenshaltungskoſten und der Löhne zu eröffnen. Ein Vertrauensvotum für Briand und doch eine Niederlage. Paris, 27. Mai. Nach Annahme einer Glückwunſchadreſſe an die franzöſiſchen Trup⸗ pen in Marollo verlangte Briand in der heu⸗ fügen Sitzung der Kammer die Vertagung fämtlicher Finanzinterpallationen, da eine batte über dieſe Moterie nur ſchwere Schä⸗ den bringen könne. Gegen dieſen Vorſchlag Stadt und Land und von Mainz-⸗Stadt und Land ausgegeben wurden. * Unſere Haltung in dieſer Frage iſt durch den Beſchluß des Geſamtvorſtandes der heſ ſiſchen Zentrumspartei vollauf gerechtfertigt. Der nachſtehende Artikel war bereits geſetzt, als uns die obige Mitteilung zuging. Die„M. V. Z.“ in Bingen wendet ſich in ihrer Nummer 1420 gegen unſere Ausführun— gen„Heſſiſches Zentrum und heſſiſches Volks— begehren“ in einem Leitartikel, deſſen hervor— ſtechendſtes Merkmal ſeine Länge und das im— merhin reizvolle Bemühen iſt, ſich als Mentor der— nach Anſicht der M. V. 3.“ — in die heſſiſchen politiſchen Verhältniſſe noch nicht genügend eingeſpielten neuen Re⸗ daktion der Wormſer Nachrichten“ zu gefal— len. Wir wollen auf dieſen mit unzureichen⸗ den Mitteln unternommenen Verſuch nicht näher eingehen und zur Sache kurz folgen— des bemerken: Die„M. V. 3.“ wirft uns unpolitiſches und untaktiſches Vorgehen vor. Wir wollen gerade aus politiſchen und taktiſchen Erwä— gungen heraus nicht die Frage erörtern, in wiefern und inwieweit das Binger Blatt durch die öffentliche Diskuſſion einer von den zentralen Parteiinſtanzen noch gar nicht entſchiedenen Frage einen Beweis beſon— ders„guter Taktik“ erbracht hat. Es tut uns leid, daß die„M. V. Z.“, ohne den Gang der Dinge abzuwarten, in eine Frage hinein— griff, deren Imponderabilien ſie noch nicht kennen kann. Die Ueberſchrift des neuen Ar⸗ tikels des Binger Blattes„Noch einmal: Un⸗ ſere Stellung zum Volksentſcheid“ iſt objektiv unrichtig. Denn in dem erſten Aufſatz der„M. V. 3.“ war nur von der Stellung zum heſſiſchen Volksbegehren(h), nicht zur Volksabſtimmung ſtimmungszwang. Im Intereſſe der Geſchloſ— ſenheit der Partei und der Parteidiſziplin und zur Wahrung einer klaren politiſchen Linie darf man aber das Prinzip ver Tole— ranz nicht übertreiben. Sonſt kann eine große Partei vor lauter Spielraum und Toleranz allmählich auseinanderplatzen und in die Bin⸗ ſen gehen! Dies gilt namentlich für die Frage der Republik, die wir offenbar ernſter nehmen als das Binger Blatt. Sie iſt für uns nicht nur eine Frage der Staatsform, ſondern wie die Dinge heute praktiſch liegen, eine Frage der Staatsexiſtenz. Wir trauen den Rechtsparteien. die hinter dem Wirtſchafts⸗ und Ordnungsblock“ ſtehen, nicht, auch nicht in kultureller Beziehung. Deshalb eine gewiſſe Toleranz, aber größte Vorſicht! Die„M. V. Z.“ überſieht auch noch eins: Der logiſche Zweck und die deutlich erkennbare Ab⸗ ſicht des„Wirtſchafts⸗ und Ordnungsblocks“ geht doch dahin, die Linke ſyſtematiſch von der Politik in Heſſen aus zuſchalten. Die drei Rechtsparteien wollen mitarbeiten. aber unter bewußter Ausſchaltung der Sozialdemo— kraten. Das machen wir nicht mit, wie der auf dem flachen Lande wohnende Zentrums— abg. Weckler(Rockenberg) vor einigen Wo— chen unter dem Beifall der Verſammlung in Friedberg mit Deutlichkeit er⸗ klärt hat. Nie W zenn man im Binger Eck anderer An⸗ ſchauung iſt, ſo beweiſt das eben, daß die Meinungen in dieſer Frage geteilt ſind, daß die Anſchauungen der„M. V. Z.“ aber gerade deshalb nicht als Parteievangelium zu werten ſind, ſelbſt dann nicht, wenn ſie von einer auf— fallenden Hochachtung der Redaktion erfriſchender vor ihrer eigenen politiſchen Weisheit und Unfehlbar⸗ „ gehren( 5 keit getragen ſind. (Volksentſcheid) die! eee wandten ſich äußerſt ſcharf die Sozialiſten u. Kommuniſten. Einen Vermittlungs vorſchlag der radikalen Partei Herriots lehnte Briand ab und ſtellte ſchließlich die Vertrauensfrage. Mit 320 gegen 209 Stimmen wurde beſchloſ⸗ ſen, die Finanzinterpellationen ohne Termin zu vertagen. Nachdem Briand ſein Vertrauensvotum erhalten hatte, fiel die Mehrheit, die Briand das Vertrauen votiert hatte, bereits wieder auseinander. Der weitere Perlauf der Sitzung brachte dann eine Niederlage der Regierung, die beweiſt, auf wie ſchwachen Füßen das Kabinett trotz der militäriſchen Erfolge in Marokko und der Beſſerung des Frankenkurſes ſteht.— Die Interpellation des ſoz. Abg. Blum über Uungarn und die des Abg. Re— naudel über Marokko ſind auf den 11. Juni feſtgeſetzt worden. Innenminiſter Durand beantragte ohne dabei die Vertrauensfrage zu ſtellen, daß die Diskuſſion über die Regierungsvorlage der Wahlreform auf Dienstag den 1. Juni feſtgeſetzt werden ſolle. Der Antrag wurde mit 283 gegen 263 Stimmen abgelehnt. Die Lage in Polen. Warſchau. 28. Mai. Ueber die Stellungnahme der Parteien zur bevorſtehenden Präſidentenwahl durfte ſich erſt am morgigen Samstag oder Sonn⸗ tag ein klares Bild gewinnen laſſen. Ihre Teil⸗ nahme an der Wahl haben bisher alle Parteien angekündigt mit Ausnahme der monarchiſtiſchen Chriſtlich⸗Nationalen. Gegenüber Preſſevertretern erklärte Pilſudſki vor einigen Tagen, Poſen ſei eine Schwierigkeit und werde es für eine Generation ſein, denn Poſen ſtehe unter einer höheren Kultur und un⸗ ter einer von den Deutſchen eingeführten Ord⸗ nung. Infolgedeſſen sei die Mentalität der Po⸗ ſener Bevölkerung grundverſchieden von der der Warſchauer. Der Innenminift i ski bemerkte, daß die neue polniſche Regie g d Minderheiten gegenüber eine Politik der Offen— hei und Klarheit befolgen werde. In nächſter Zeit ſolle den wirtſchaftlichen Forderungen der Minderheiten Rechnung getragen werden. Der Widerſtand in Pypſen. Poſen, 28. Bekanntlich macht ſich in Weſtpolen eine ſtarke Autonomiebewegung be— merkbar, die ſich gleichzeitig gegen das Regime Pilſudſtis richtet. Von den Anhängern der Rechtsparteien wird der Wojewode von Poſen, Vinſki, aufgefordert, kurzerhand die Autonomi auszurufen, um dadurch Pilſudſki zum Rücktritt zu veraulaſſen. Das Blatt des Nationalen Volks⸗ verbandes in Thorn, der chauviniſtiſche„Slo wo Pomorski“, ſchreibt, daß das Weſtgebiet auf (rund folgender Tatſachen unbedingt eine Zelbſtverwaltung erhalten müſſe: Polen nähere ſich täglich mehr dem Bolſchewismus und einer neuen Teilung. Selbſt, wenn Pilſudſki heute zurücktreten würde, fänden ſich andere, die das revolutionäre Werk fortſetzen würden. Hilfe da— gegen könne nur von den mehr kuttivierten Weſt⸗ provinzen erwartet werden. Dieſe Aufgabe könne nur erfüllt werden, wenn Weſtpolen adminiſtra⸗ liy und finanziell geſunde. Deutſchland könne gemäß dem ihm im Verſailler Vertrag garantier⸗ ten Schutz der Minderheiten eine Reviſion der Verhältniſſe im polniſchen Weſten verlangen, um den Schutz und die Sicherheit der Deutſchen zu gewährleiſten. Einer ſolchen im Bereich der Möglichteit liegenden Intervention müſſe bei Zeiten vorgebeugt werden. Weſtpolen müſſe einen beſonderen Seim und ein eigenes Miniſterium mit dem Sitz in Poſen erhalten. Die Poſener Regimenter dürften nur mit Genehmigung der autonomen Regierung in andere polniſche Gebiets⸗ teile verlegt oder abkommandiert werden. Aehnlich ſchreiben auch andere Blätter in Po⸗ ſen und Pommerellen. Man propagiert allgemein Mai. eine Kandidatur Haller für die Wahl des Staats⸗ ſchen Regierung, irgendwelche Abänderungen der zur Zeit beſtehenden Abmachungen vorzuſchlagen. Gleich nach ſeiner Ankunft hatte Dr. Schacht ge⸗ ſtern eine Unterredung mit Montague Norman, dem Gouverneur der Bank von England. ine Brandkataſtrophe in Schönau. 25 Häuſer eingeäſchert. Schönau i. W., 27. Mai. In der Neuſtadt brach geſtern Nachmittag in einem alten Schwarz⸗ waldhaus Großfeuer aus, das raſch um ſich griff. Trotz der ungeheuren Arbeit, die die Feuerwehr- leute der umliegenden Ortſchaften im Verein mit der Einwohnerſchaft aus nicht gefährdeten Stadtteilen leiſteten, wälzte ſich das Flaunnen⸗ meer von Viertelſtunde zu Viertelſtunde weiter. Gegen 8 Uhr abnds zählte man bereits 25 3zer⸗ ſiöbrte Wohnhäuſer. Das ganze Stadt⸗ viertel liegt in Schutt und Aſche. Von den Fahr⸗ niſſen konnte nur wenig in Sicherheit gebracht werden; der Verluſt an Futtervorräten und Klein⸗ vieh iſt ſehr groß; vom Mobiliar kam das meiſte in den Flammen um. Ungefähr 40 Familien ſind obdachlos. Unter den niedergebrannten Häuſern befindet ſich auch das Haus der Schweſter von Albert Schlageter. Erfreulich iſt, daß kein Men⸗ ſchenleben zu beklagen iſt. Zu dem Brandunglück in vir noch: Die Staatsanwaltſchaft Waldshut wurde ſo⸗ f telegraphiſch an den Brandplatz gerufen. Die Kurverwaltung von Todtmoos hat noch ge⸗ ſtern abend eine Hilfsaktion für die Geſchädigten eingeleitet. Niedergebrannt ſind lauter alte Häu⸗ ſer, die zum Teil über hundert Jahre alt ſind. Hotel und Penſionen blieben unverſehrt, ſodaß der Kurbetrieb volltommen aufrecht erhalten wird. Auch der Bahnverkehr wurde durch die Wtandkataſtrophe in Mitleidenſchaft gezogen, da ſich infolge der ſtarekn Hitze alf den neben der Bahn befindlichen Brandplatze die Schienen ge⸗ bogen hatten, ſodaß die Züge Todtnau—gZell und. umgekehrt nicht durchgängig verkehren konnten. Ein glücklicher Umſtand war es, daß beim Brand⸗ ausbruch bereits die Fabriken Arbeitsſchluß hat⸗ ten, ſodaß die Feuerwehren ſofort alle Mann⸗ ſchaften einſetzen konnten. Die ganze Nacht* waren noch einige Motorſpritzen tätig, da das Feuer teilweiſe weiter brannte. Schönau erfahren Der Mißbrauch des Volksentſcheides. Von einer beſonderen politiſchen Seite wird uns geſchrieben: 0 Seit dem Erfolge des erſten enk⸗ ſcheides ſcheint ſich allmählich in manchen Kreiſen des deutſchen Volkes der Gedanke feſtzuſetzen, eine ſchwierige politiſche Situa⸗ tion einfach dadurch zu löſen, daß man zum Volksentſcheid kommt. Wir haben ſchon ge⸗ hört, daß die Aufwertungsvertreter ſich mit dieſer Idee tragen und neuerdings iſt ſeit dem Erlaß der Flaggenverordnung ſogar die Idee des Volksentſcheids für die Löſung der Flaggenfrage erörtert worden. Wenn dieſe Methode einmal Schule macht, ſo wird man in Zukunft ſehr ſonderbare Dinge erleben, u. man wird es begreiflich finden, wenn nach dem erſten praktiſchen Gelingen eines Volks⸗ begehrens nunmehr die die Verantwortung tragenden Organe der Keichsregierung ſich bereits mit der Frage beſchäftigen, wie die Sucht nach einer Entſcheidung durch dieſes verfaſſungsmäßige Mittel einzudämmen ſei. Man mißverſtehe uns nicht, wir wenden uns keineswegs gegen den Volksentſcheid an ſich, der nicht nur verfaſſungsmäßig erlaubt, ſondern an ſich ein großer Gedanke iſt. Aber wogegen wir uns wenden, das iſt die Gefahr des Mißbrauchs durch allzuhäufigen Ge⸗ brauch. Die Schöpfer der Weimarer Verfaſ⸗ präſidenten. ſung haben ſicherlich nicht daran gedacht, daß 0 1 10 1 9 9 1 hon im erſten Jahrzehnt ihres Beſtandel. ies Mittel einmal praktiſche Anwendung finden würde. Sie würden ſonſt vermutlich anches viel ſorgfältiger abgewogen haben, als es in der Tat der Fall war. Denn gerade die Praxis hat ja gelehrt, daß das Mittel des eds durchaus noch ausbaufähig Aber der Volksentſcheid muß ſo⸗ zuſagen das letzte Mittel bleiben, und er einer Bedeutung gewinnen. Es iſt ja ſchon n ſich ein grandioſer Gedanke, die volle Hälfte eines vielfachen Millionenvolkes für, eine große politiſche Idee mobil zu machen, und kein europäiſcher Staat, wenigſtens keir europäiſcher Großſtaat kennt dieſes demokra⸗ tiſche Mittel außer Deutſchland. Aber die un⸗ gewöhnlichen Umſtände dieſes Mittels erhei⸗ ſchen eben ſparſame Anwendung. Vor allem aber muß man um deswillen von einem Miß⸗ brauch des Volksentſcheides reden, weil in den verantwortungsloſen Köpfen deshalb mit ihm größtes Unheil angerichtet werden kann, weil man durch die Brutalität der Zahl ſich Rechte zu erzwingen können glaubt, die in Wirklich⸗ keit einfach nicht zu haben ſind, wenn man nicht die Grundlagen des gegenwärtigen Deutſchland verleugnen will. Gerade der Volksentſcheid ſollte eine Er⸗ ziehung zum Gedanken der Verantwortung f nur durch den ſeltenen Gebrauch in und der politiſchen Realität ſein. So war ere eigentlich von den Schöpfern der Weimarer Verfaſſung gedacht, die von der Idee eines demokratiſchen Volkskörpers ausgingen, der organiſch zu ſehr mit dem Leben des Staates verwachſen war, als daß er ſich zu Maßnah— men und Plänen hinreißen konnte, die den Lebensgrundlagen des Staates auf das Schärfſte widerſprachen. Und nur in dieſem Sinne kann die Anwendung des Volksent— ſcheids von den verantwortungsbewußten Gruppen und Parteien vollzogen werden. Er ſollte gleichzeitig die vornehmſte und ſicherſte Probe für den ſtaats bürgerlichen Geiſt des geſaniten deutſchen Volkes ſein, das zur höch⸗ ſten Aufgabe berufen war, weil ſich jeder ein— zelne Deutſche als Teil des geſamten Staates und als Mitträger ſeines Lebens fühlte. Man vergleiche dieſe Ideale aber mit den im Rahmen der Weimarer Verfaſſung nicht mur ſelbſtverſtändlichen, ſondern geradezu ent⸗ scheidenden Anſchauͤungen mit dem, was heute in manchen Kreiſen bezüglich des Volksent⸗ ſcheids lebendig iſt, und man wird den Ab— ſtand empfinden und bei aller freudigen grundſätzlichen Anerkennung der Berechtigung des Volksentſcheids in wichtigen Fragen ſich umſo ſchärfer gegen jede mißbräuchliche An⸗ wendung und den Verſuch dazu, wie es hie und da Regel zu werden ſcheint, auf das Ent⸗ ſchiedenſte wenden. Eine Verfügung des Reichs⸗ poſtminiſters. ö Im Anitsblatt des Reichspoſtminiſteriums wird nach dem„Berl. Tagebl.“ eine Verordnung des Reichspoſtminiſters Dr. Stingl veröffentlicht, in der auf die Klagen Bezug genommen wird, die in der Oeffentlichkeit entſtanden ſind wegen des mangelhaften Entgegenkommens der Poſtbe! amten und der mangelnden Höflichkeit und Rück⸗ ſich im ſchriſlchen Verkehr den Kunden gegen⸗ über. Gerade der Umftand, ſo heißt es, daß die Reichspoſt für weſentliche Teile ihres Betriebs das Alleinrecht beſtze, und jeder Wettbewerb gusgeſchaltet ſei, dürfe in der Oeffentlichfeit nicht, der Eindruck entſtehen laſſen, als würde die Verwaltung ihre Dienſtleiftungen, unbekümmert um die im freien Mirtſchaftsleben üblichen Ver⸗ Jungborner in ſeyrsſormen, in ſtarrem Feſthalten an peralteten Anſchauungen lediglich nach eigenem Gutdünken und zum eigenen Vorteil ausüben. Jeder Poſt⸗ benutzer müſſe in Zukunft das Gefühl haben, daß er bei Fnanſpruüchnahme der Reichspoſt eben⸗ ſo wie im ſonſtigen Geſchäftsverkehr als ein gern geſehener Kund? entgegenkommend behande merde. Das erfordert aber, daß ſich nicht nur jede Tätigkeit gegenüber dem Poſtkunden mit der ge⸗ botenen Höflichkeit vollziehe. ſondern daß auch auf ſonſtige Fragen und Wünſche der Poſtbe⸗ nutzer bereitwilliaſt eingegangen werde. Im ſchriftlichen Verkehr weiſt Stinal darauf bin. daß der Grundſatz möglichſter Knappheit ſich wohl vereinigen laſſe mit einer angemeſſenen Schreibweife. Ein verbindlich gehaltenes Schrei⸗ en werde bei dem Empfänger ſtets einen beſſe⸗ ren Eindruck hervorrufen und den Zweck cher ſerreichen, als ein Schreiben in froſtigem Ton. In dieſem Zuſammenhang ſeien die im Ver⸗ kehr mit dem ublikum bisher verwendeten Vor⸗ drucke einer eingehenden Prüfung zu unter⸗ iehen. Ausdrücke, wie„Antrag, Genehmigung“ ſiſw. ſeien in Zukunft zu vermeiden, von„Nr forderungen“ gegenüber dem Publikum dürfe für⸗ derhin keine Rede mehr ſein. An die Stelle des, Begriffs„Erſuchen“ ſei in Zukunft„Bitte“ zu ſetzen. Statt der bisherigen unperſönlichen Form jnit ihren geſchraubten Wendungen ſei jetzt der Ausdruck„Wir“ anzuwenden. Das Reichspoſt⸗ miniſterium werde die beſte henden Vordrucke ändern laſſen. In der Ueberganaszeit müßten ie alten Vordrucke handſchriftlich abgeändert erden. Zum Schluß gibt der Reichspoſtminiſter der Erwartung Ausdruck, daß ſich in Zukunft der perſönliche und ſchriftliche Verkehr mit dem Pub⸗ likum in einer Weiſe abwickle, die der Bevölke- rung jeden berechtigten Grund zur Klage nehme. Wir machen uns die Auffaſſung des Herrn Reichspoſtminiſters zu eigen und wollen hoffen, daß es nicht nur bei dem guten Willen, den der Miniſter mit ſeiner Verfügung bekundet, ver— bleibt. Den anderen Amtsſtellen aber, die bis— her mit der Poſtverwaltung im unhöflichen Artsſtil wettgeeifert haben, ſei die überaus er— freuliche Initiative des Reichspoſtminiſters zur ſchleunigen Nachahmung empfohlen. Aus der kalholiſchen Jugendbewegung. Jungborn⸗Bundestag. Alljährlich zu Pfingſten kommt die auf dem Boden des Kreuzbündnis ſtehende und im Jungborn zuſammengeſchloſſene alkohol gegneriſche, katholiſche werktätige Jugend zr ihrer Bundestagung zuſammen. Dieſelbe fand in dieſem Jahre wieder im Bundesheim Hau Hoheneck ſtatt. Aus allen Gauen des deut ſchen Vaterlandes waren die Orts- und Gau, vertreter herbeigeeilt, ſodaß annähernd 401 ihrem ſchönen Bundesheim verſammelt waren. Die nach Hoheneck gekom— menen Vertreter waren ſich bewußt, daß der Bundestag 1926 für den Hohenecker Jungborr von entſcheidener Bedeutung ſein würde. Den Leitgedanke für die geſamte Tagung war das Königtum Chriſti. Und dieſer Gedanke kan auch richtunggebend in den einzelnen Kreiſen die ſich unter den verſchiedenſten Geſichts punkten zuſammengefunden hatten, zum Aus druck. In den Kreiſen wurden folgende Ge biete behandelt: Seele, Kirche, Staat, Voll Familie, Bund. Unter fachkundiger mei giſtlicher Leitung wurde zu den einzelner Fragen in eingehender Ausſprache der Teil nehmer Stellung genommen. Als man dan! am dritten Tage zu einer gemeinſamen Be ſprechung der Ergebniſſe der einzelnen Kreif zuſammentrat, konnte klar herausgeſtellt wer den, daß der Bund ſich bewußt nicht nu theoretiſch unter die Autorität der Kirih ſtellt, ſondern dieſer Autorität auch durch di; Tat Geltung verſchaffen will, indem er ein mal ſeine Mitglieder verpflichtet, die biſchöf⸗ lichen Richtlinien zu den Sittlichleitsfragen für ſich praktiſch und entſchieden durchzuffüh, ren, zum anderen, daß er gewillt iſt, ſich als Teil der katholiſchen Jugendbewegung ange⸗ ſichts der großen ſittlichen und geiſtigen No des Volkes darauf einzuſtellen, ſeine Mitglie⸗ der auf den Weg katholiſcher Laienapoſtel⸗ tätigkeit zu führen. Ein weiterer Beſchluß von weittragender Bedeutung war die Umbenen⸗ nung des Bundes. Auch hier wurde allſeitig eine klarere Herausſtellung des Bundes⸗ zweckes verlangt und ſo fiel die Entſcheidung, den Bund fortan„Jung⸗Kreuzbund“ zu nennen, um ſchon durch den Namen zu dokumentieren, daß der Bund ſich freudig un⸗ liſierung der Mark ſei es in der Vergangenheit Die Möglichkeit zur Erhöhung des Exportüber— ter das Königtum des Gekreuzigten ſtellt und ſich bewußt in den Rahmen kirchlich anerkann⸗ ter Apoſtelarbeit ſtellt, wie ſie Kreuzbündnis erſtrebt wird. Dadurch ſind mm auch alle Un⸗ klarbeiten und Zwieſpältigkeiten. wie ſie bis⸗ her noch beſtanden, aus dem Wege geräumt. Jungkreuzbund hat ſich auf dieſem Bundes⸗ tage ſeinen künftigen Weg klar vorgezeichnet und die allſeitig begeiſterte Teilnahme an der Ausſprache und die einhellige Zuſtimmung in den einzelnen Beſchlüſſen bietet die Ge⸗ währ dafür, daß dieſer Weg auch zielbewußt verfolgt wird. Ein Urteil über die deutſche Wirtſchaft. Newyork, 27. Mai. Nach einem fünfmonati⸗ gen Aufenthalt in Deutſchland iſt der amerikani- ſche Nationalökonom Amerika zurückgekehrt. ſeine Reiſe beurteilt er die wirtſchaftliche Lage Dr. David Freeday nach, In einem Bericht über Deutſchlands als optimiſtiſch. Er erklärt, Deutſch— land werde ſich in zehn Jahren regelmäßig und in fünf Fahren in guten Erntejahren unabhän- gig vom Ausland ernähren können. Die Stabi⸗ permanent. Die Geld⸗ enappheit habe ſich verringert und in ſechs Mo— aten würden die Deutſchen bei weitem nicht mehr ſo ſtark auf Kredite angewieſen ſein, wie der Fall geweſen ſei. ſchuſſes ſei durchaus gegeben. Entgegen einer allgemeinen Annahme arbeite die deutſche In— buſtrie mit veralteten Einrichtungen. Der Grund für das Vorhandenſein von zwei Millionen Ar— beitsloſen ſei der, daß die deutſche Produktion auf dem Weltmarkt ſchärfſter Konkurrenz ausge— ſetzt und nicht billig genug ſei. Die amerikani⸗ ſehen Arbeiter erhielten den vierfachen Wochen— lohn der deutſchen Arbeiter. Dieſer Umſtand lieſere den Beweis dafür, daß die deutſchen Ar— beitsmethoden nicht auf der Höhe ſtehen. ſchuld frage. Das ſteigende Intereſſe Amerikas an der Kriegsſchuldfrage. Waſhington, 26. Mai. Die internationale Kriegsſchuldfragenforſchung erhält ſeit mehr als einem Jahre ihre ſtärkſten Antriebe aus den Vereinigten Staaten. Neuerdings hat der in dieſer Frage ſchon mehrfach hervorgetretene Sena— tor Owen ſeine Stellungnahme zur Kriegsſchuld⸗ frage in einer großen Rede dargelegt, die er in Boſton vor hervorragenden Politikern und Wiſ⸗ ſenſchaftlern in der Foreign Policy Aſſociation“, „Vereinigung für auswärtige Angelegenheiten“, gehalten hat. Open vrandmarkt in ſeiner Rede die Fehler d das Verſchulden der europäiſchen Regierun⸗ gen bei Kriegsausbruch 1914; er beurteilt ſehr lar den ruſſiſchen Kriegswillen, dem weder Lon⸗ on noch Paris entgegengetreten ſeien. Er er⸗ kennt die ee ſchwierige Lage, in der ſich bie deutſche Regierung angeſichts der ruſſiſchen Mobilmachung befand und er hebt rühmend die deutſchen Friedensbemühqungen im Juli 1914 hervor. Offen bekennt er auf Grund ſeiner Stu⸗ dien:„Die Wahrheit iſt, daß ſich das deutſche Volt, die deutſche Regierung und der deutſche Kaiſer über vierzig Jahre lang als Anhänger des Friedens gezeigt hätten.“ Senator Owen gehört auch zu denen, die für die Berechtigung der deutſchen Kriegserklärung an Rußland ein⸗ treten.„Sie war“,— ſagt er—„durch die Tat⸗ ſachen voll gerechtfertigt, aber Deutſchland, das ſofort zu Waſſer und zu Land blockiert ward, wurde nun durch die alliierte Propaganda in der ganzen Welt ſo hingeſtellt, als hätte es den Weltkrieg geplant und begonnen, um die Welt zu erobern und die Welt hat zum größten Teil dieſe Umkehrung der Wahrheit geglaubt.“ Die Saarſänger beim Reichspräſidenten. Berlin, 26. Mai. Reichspräſident von Hinden⸗ burg empfing heute vormittag den Männergeſang⸗ verein Saarbrücken im Garten ſeines Palais. Der Chor begrüßte den Präſidenten mit der mne:„An das Vaterland“. Darauf nahm der Sprecher der Abordnung Stadtpfarrer Reichardt das Wort, um dem Reichspräſidenten Dank für den Empfang zum Ausdruck zu bringen. Der Redner knüpfte an alte Beziehungen an, welche den Reichspräſidenten aus der Zeit ſeiner mili⸗ täriſchen Tätigkeit beim 8. Armeekorps mit dem Rheinlande und dem Saargebiet verbinden und ſprach dann von den harten Kämpfen, die das Volk des Saarlandes während des Krieges und der Nachkriegszeit zu beſtehen hatte. Aber der Druck ſei nicht imſtande geweſen, die Kraft jenes Grenzlandes zu zermürben und es auch nur um Haaresbreite von ſeiner alten Treue gegen das deutſche Vaterland abzudrängen. Es unterliege heute keinem Zweifel mehr, daß die treue Bevöl- kerung dieſes Landes im Kampf um ihre Ehre und ihre Verbundenheit mit dem deutſchen Mut⸗ terland auf der ganzen Linie ſiegen werde. Der Redner ſprach dann in eindringlichen Worten von dem deutſchen Volksgewiſſen, das gerade in je⸗ nem heißumſtrittenen Grenzbezirk beſonders hell⸗ hörig ſei für deutſche Pflichten. Dem Reichsprä— ner ſeine Anſprache. Amerika und die Kriegs ſidenten dankte dem Redner dann für das fürſorg⸗ liche Intereſſe am Wohlergehen des Saarlandes und ſprach die Bitte aus, wie er nach Befreiung der Kölner Zone zu den Rheinländern gekommen ſei. ſo auch, wenn die hoffentlich nicht allzuferne— Stunde der Befreiung des Saargebiets ſchlagen werde, Saarbrücken und dem Saargebiet die Ehre ſeines Beſuches ſchenken zu wollen.— Mit einem ſtürmiſch aufgenommenen Hoch auf den Nieichspräſidenten ſchloß der Saarbrücker Red— Der Reichspräſident gendes: Haben Sie herzlichen Dank für die freund- lichen Worte, aus welchen ich erſehen habe, daß Sie im Namen aller hier Verſammelten und im Namen des geſamten Saarvolkes ge⸗ ſprochen haben. Ich fühle tief mit Ihnen. Ich kenne das Rheinland, ich kenne Saar⸗ brücken und habe es auch mitverteidigen hel- fen 1870 und im letzten großen Kriege. Zeiten ſind ſchwer und meine Gedanken ſuchen Sie oft auf in alter Liebe und Treue. Wir wollen getroſt in die Zukunft ſchauen und auf Gott vertrauen. Er wird uns nicht verlaſſen, wenn wir ihn nicht verlaſſen, und ich denke, die Stunde wird kommen, wo auch das Saar⸗ volk wieder unbehindert deutſch und frei ſein wird, wenn es die Treue zum Vaterland hält. Unſer deutſches Vaterland hurra! Darauf erkundigte ſich der Reichspräſident eingebend nach den Verbältniſſen im Saaraebiet antwortete darauf fol⸗ Die r ̃ ⁵⁰ cc ˙—d—V—V—;...........—— Tann von Schöllenbach. Ein Börſen⸗Roman vor Barr⸗Runkel. 8. Fapitel. . Vom Steltiner Bahnhof, Berlin, führte eine Droſchte den Grafen Tann aufs ſchnellſte nach ſeiner Wohnung, wo er ſich's nach all den Strapazen recht beguem machte. Tagelang ließ er den Strom der Großſtabt an ſich vor— beifließen, Tag für Tag ſchlenderte er durch die eleganteſten Straßen des Weſtens mit der anmutigen Läſſigkeit des vollendeten Lebe— mannes und erregte den Neid derjenigen, die vom Glück nicht ſo begünſtigt waren, wie er. Seine Augen ſuchten beſtändig etwas und bhafteten manchmal mit ſtarrer Abſichtlichkeit auf einer Mädchengeſtalt, um ſehr bald ent— täuſcht weiter zu wandern. Es war nicht die Richtige geweſen! Dieſer Periode der Untätigkeit bereitete ein Telegramm von Keller ein jähes Ende. Der „Rajah“ war danach in Swinemünde ein gelaufen und wartete auf weiteren Befehl. Tann nahm heute ſein zweites Frühſtück zu Hauſe ein, denn am Margen war telepho— niſch angerufen worden, und als er den Hörer ans Ohr genommen, hatte er die leiſe, beſchei⸗ dene Stimme von Konrad Schwarz erkannt, der irgend etwas über den„Rajah“ redete. Tann hatte eine gewiſſe Abneigung gegen das Telephon und zeigte bei ſeiner Benutzung oft eine Ungeduld, die er den größeren Uebeln des Lebens gegenüber meiſt vermiſſen ließ. Er rief dem guten Herrn Schwarz zu, weiter vom Apparat fortzutreten, näher zu kommen, lauter zu ſprechen, und ſchließlich erklärte er ihm, er könne durchaus nichts verſtehen und müſſe den Börſenmann bitten, ihn am Nachmittag um halb drei in ſeinem Hauſe aufzuſuchen, vor⸗ ausgeſetzt, daß die Angelegenheit wichtig genug ſei, die Fahrt von Wannſee nach dem Pariſer Platz zu rechtfertigen. Beim zweiten Frühſtück wurde Tann Keller's langes Telegramm überreicht, und nachdem er es geleſen hatte, lächelte er bei dem Gedanken, daß das Eintreffen der Botſchaft faſt mit des Herrn Schwarz Beſuch auſammen⸗ liel, uno daß dieſer Herr woyn eine ganz hupſche Summe dafür bezahlen würde, das Telegramm jeſen zu dürfen, wenn er überhaupt von deſſen Eziſtenz gewußt hätte. Der junge Graf nahm an, daß der Börſenfürſt anfange unruhig zu werden, weil der„Rajah“ noch nicht in Liſſabon angekommen war, wo ſeine Sendlinge zweifel— los warteten. Trotzdem Tann angeblich die telephoniſche Meldung nicht hatte verſtehen können, hatte er doch ganz deutlich gehört, daß Schwarz ſoeben erfahren hatte, der Graf ſei jetzt Eigentümer des„Rajah“. Er wünſche, den langſamen aber ſicheren Dampfer zu char— tern. Aber der junge Mann konnte ſich das Vergnügen nicht verſagen, den ſchlauen Gegner einem Kreuzverhör zu unterwerfen. Er hatte ſchon ſeit mehreren Tagen eine Annäherung des geriebenen Fuchſes erwartet, und jetzt kam ſie faſt zu ſpät, denn Tann hatte einem Diener bereits Auftrag gegeben, ihm für den Nacht⸗ ſchnellzug nach Swinemünde einen Platz zu belegen. Der junge Edelmann empfing den ältlichen Geldmann nicht unten in ſeinem Arbeitszimmer, wie es vielleicht am paſſendſten geweſen wäre, ſondern begrüßte ihn in ſeinem geräumigen vornehmen Salon im erſten Stock, wo Tann, der es als Junggeſelle nicht ſo genau nahm, gemütlich ſeine Zigarre rauchte. Er eröffnete die Unterhaltung damit, daß er ſeinem Beſuch gleichfalls eine Importe anbot, die jedoch ab⸗ gelehnt wurde. Herr Schwarz rauchte offenbar überhaupt nicht. Der feige alte Herr war augenſcheinlich ſehr nervös und fühlte ſich ſehr unbehaglich. Er ſaß auf der äußerſten Kante des eleganten Stuhles und ſchien nicht recht zu wiſſen, was er mit ſeinen Händen anfangen ſollte. Die Benachrichtigung, die ihm zuteil geworden war, daß nämlich Graf Tann der neue Eigen⸗ tümer des„Rajah“ ſei, hatte Schwarz ſehr in Unruhe verſetzt. Sein Benehmen verriet dies deutlich dem nonchalanten jungen Mann, der tief in einen Seſſel zurückgelehnt den Beſucher mit unendlicher Ruhe und einem Geſichte be⸗ trachtete, das geradezu engelhafte Unſchuld ausdrückte. „Es tut mir wirklich leid, daß Sie nicht rauchen,“ bemerkte Tann in ſchleppendem Ton. „Ihre Enthaltſamkeit beraubt Sie eines großen Lebensgenuſſes!“ N„Ich habe mir das viauchen niemals an— gewöhnt, Herr Graf, und daher mag es wohl kommen, daß ich den Genuß nicht ſehr ent⸗ behre. Ich führe ein ſehr arbeitſames Leben, und ſeitdem die Zeiten an der Börſe ſo ſchlecht geworden ſind, manchmal ein ſehr aufregendes, und deshalb habe ich bisher ſehr wenig Ge— legenheit gefunden, mich den, ich möchte faſt ſagen— jedoch ohne anzüglich oder belei— digend werden zu wollen— kleineren Laſtern des Lebens hinzugeben.“ „Ach, da höre ich den großen Geſchäfts⸗ mann, mit Kleinigkeiten geben Sie ſich nicht ab, ſondern es muß immer etwas Großes ſein, ſei es nun eine Geldgeſchäft oder ein Laſter!“ N„Ich hoffe, Herr Graf, ich kann mich ohne Eitelkeit rühmen, daß ich es verſtanden habe, das Laſter zu meiden, groß oder klein!“ „Glücklicher Mann! Ich wollte, ich könnte das auch von mir behaupten. Alſo die Zeiten ſind eben ſchlecht an der Börſe?“ ö „Jawohl, ſogar ſehr ſchlecht!“ „Na, warum geben Sie dann die Börſe nicht einfach auf und ziehen ſich ganz nach Ihrem Wannſee zurück, wo es ſich ſo ange⸗ neym leben laſſen ſoll?“ „Ein reicher Mann kann leben, wo es ihm gerade gefällt: aber ich bin all mein Leben lang ein Mann der harten Arbeit ge⸗ weſen.“ „Arm, aber ehrlich! was?— Aber im Ernſt, Herr Schwarz! Wenn ich mir die Sache richtig überlege, dann glaube ich, daß ihr Leute der harten Arbeit mehr Genuß von euerem Geld, namentlich beim Erwerben habt, als wir Faulenzer, die wir nie den Mangel kennen gelernt haben. Vielleicht haben Sie die Güte, mich davon zu unterrichten, wo⸗ mit ich Ihnen zu Dienſten ſein kann!“ „Zu der Zeit, als ich noch beabſichtigte, gewiſſe Goldſelder auszubeuten— eine Sache, von der Sie ja Kenntnis haben, Herr Graf, hatte ich einen Dampfer, den„Rajah“ ge⸗ chartert.“ „Ach, den Rajah'!“ unterbrach Graf Tann und richtete ſich auf, während ein Aus⸗ druck des Begreifens plötzlich ſeine Züge zu überfliegen ſchien.„Den Rajah“! Das war es alſo, was Sie mir ſagen wollten! Ich dachte, Sie hätten etwas vom Radſport ge⸗ redet, ſo weniaſtens alaubte ich zu verſteben. Alſo ber, vtajah“! Jetzt vegreiſe icht Sprechen Sie nur weiter, Herr Schwarz!“ Ich wollte Ihnen mitteilen, Herr Graf, daß ich den„Rajah' ſeinerzeit von einer Reeder⸗ firma in Hamburg gechartert hatte in der Ab⸗ ſicht, ihn bei der Ausbeutung der Golddiſtrikte Rin Weſtafrika zu verwenden. Da dieſes Minen⸗ unternehmen jedoch inzwiſchen aus meinem und meiner Geſellſchafter Beſitz in den Ihrigen über⸗ gegangen iſt, ſo entſchloß ich mich, den, Rajah“ in dem ſüdamerikaniſchen Viehhandel zu ver⸗ wenden. Wir beſitzen nämlich ſehr ausgedehnte Ländereien in Argentinien, die wir nutzbringend zu machen verſuchen wollen im Hinblick auf die ſchließliche Gründung einer Aktiengeſell⸗ aft.“ 10 1 15 alſo der Rajah' iſt nach der argen⸗ tiniſchen Republik gegangen! Wirklich?“ fragte Tann. „Jawohl!“ „Mit ſeiner ganzen Ladung von Dynamit und Bergwerksmaſchinen? Für einen Vieh⸗ züchter jedenfalls eine recht merkwürdige Schiffs⸗ ladung, nicht, Herr Schwarz?“ „Na ja, ſehen Sie, Herr Graf, Dynamit und Maſchinen hatten wir nun doch einmal, und da es auch in Südamerika recht viel Bergwerke gibt, ſo dachten wir, wir könnten das Ganze drüben beſſer und vorteilhafter los werden als hier!“. „Natürlich hege ich nicht den leiſeſten Zweifel daran, daß Sie ausgedehnte Weide⸗ gründe in Südamerika beſitzen, Herr Schwarz, dagegen aber hege ich einen ſtarken Verdacht—“ Er unterbrach ſich, öffnete plötzlich die Augen etwas weiter und betrachtete ſein Gegen ⸗ über mit einem forſchenden Blick. Sie hegen einen ſtarken Verdacht, Herr Graf? In welcher Art?“ ſtotterte Schwarz. „Ich argwöhne, daß Sie in Südamerika eine Mine beſitzen, von der Sie möglichſt wenig in die Oeffentlichkeit dringen laſſen wollen!“ 5 „Ja, Herr Graf,“ entgegnete Schwarz mit offenbarer Zurückhaltung,„es iſt wohl kaum klua. über derartige Sachen au früb au sprechen!“ (Fortſetzung folgt) gane Kenntnis von Einzelheiten. ſenſälſchungsprozeß das Urteil gefällt. i 8 baus und Nadoſſy erhielten je vier Jahre Zucht- i Fahre Autsverluſt Rechte. erhielten je ein Jahr Kerker. Jahr ſechs Monate Kerker. des Nationalverbandes und Joſef Scörtſey, der Direktor chen. Kenntnis gehabt habe. eine und dem Finanzminiſter trugen ihre Beſchwerden ud uverraſchre aue Anweſenden durch ſeine ge⸗ 5 Er zog dabei den Redner der Na ſowie die Herren des Vorstandes des Männergeſangvereins in ein län⸗ geres Geſpräch und gab ſeiner Freude darüber usdruck, ſo viele mit Kriegsauszeichnungen ge⸗ ſchmückte Herren vor ſich zu ſehen. Es folgte der Vortrag des Liedes„Heimatklänge an der Saar“, worauf der Reichspräſident unter herz⸗ ſichem Dank für die ihm bereitete Freude mit den Worten ſchloß: Pflegen Sie das deutſche died, das uns im Leid tröſtet und in der Freude erhebt und grüßen Sie mir von ganzem Herzen mein liebes Saarbrücken. Dann verabſchiedete r nit herzlichem Händedruck von den Saarſängern. Soziales. Sozialer Verbandstag der katholiſchen Jung⸗ ö männervereine Deutſchlands. In Eſſen an der Ruhr, tauſend Feuer“, im Herzen von Deutſchlands größtem und bedeutendſtem Induſtriegebiet hält der Jungmännerverband ſeinen Verbandstag, in den Tagen vom 13. bis 16. Juni. Eine ernſte Arbeitstagung ſoll der Verbands— tag von Eſſen ſein. Das iſt in ſeinem Sinn ein⸗ veſchloſſen: aufzurufen zu ſozialem Willen, zu neuer ſozialer Bewegung, dem Verbande von an— nähernd vierhunderttauſend jungen werktätigen Menſchen ein ſtarkes, lebendiges, ſoziales Ge— präge zu geben: Das bedingen die Fragen, die von führenden Männern des ſozialen Lebens und des Verbandes dargelegt, und eingehend zur Ausſprache kommen ſollen: die gegenwärtige ſoziale und wirtſchaftliche Lage unſeres Volkes— die ſoziale Neuordnung, ſozialer Geiſt und ſo⸗ ziale Bildung— Berufsethos, Berufserziehung, — ſoziale Geſetzgebung, ſozialer Jugendſchutz— die Aufgaben der Jugendwohlfahrt im Ver⸗ bande; um die wichtigſten hier anzuführen. Drei Tage, 14., 15. und 16. Juni, dienen der Ausſprache über dieſe Fragen. Der Sonntag, 13. Juni, ſoll ein Tag der Kundgebung der geſamten werktätigen Jungmannſchaft des rheiniſch-weſtfäliſchen Induſtriegebietes ſein, Ein Tag lebendiger Kundgebung des Glaubens an unſer Volk, des ſozialen Willens; eine Kund— gebung der Jungen und Jungmänner und ein Aufruf zu dem Geiſte, wie er in dem Kernwort der Tagung liegt: Einer iſt euer Meiſter, Chriſtus, ihr alle aber ſeid Brüder. Das Urteil im Frankenfälſcher⸗Prozeß. Budapeſt, 27. Mai. Geſtern wurde im Fran— Windiſch⸗ aus, zehn Millionen Kronen Geldſtrafe, drei und Verluſt der politiſchen General Hajts, der Leiter des Kartogra— ohhiſchen Inſtituts ſowie ſein Stellvertreter Kurtz Bei allen vier Ver- urteilten werden vier Monate Unterſuchungshaft angerechnet. Gerö, ein Angeſtellter des Kartogra⸗ phiſchen Inſtituts, wurde zu zwei Jahren Kerker, zwei Millionen Kronen Geldſtrafe und drei Jah— ren Amtsverluſt verurteilt. Raba, der Privat⸗ ſekretär des Prinzen Windiſch⸗Graetz, erhielt ein Baros, der Präſident dieſes Verbandes, wurden freigefpro⸗ Wie verlautet, iſt ſeitens der Staatsanwalt— ſchaft und der Verteidigung Berufung gegen das Urteil angemeldet wurden mit Ausnahme Nadoſſys und des Prin- zen Windiſch⸗Graetz teilsbegründung wird feſtgeſtellt, daß die Ange- klagten bis auf den Kammerdiener des Prinzen Windiſch⸗Gratz und einen anderen Angeklagten vollkommen uneigennützig gehandelt haben und mit ihrer Tätigkeit glaubten, dienen zu können. gewöhnliche Verbrecher anzuſehen. lungen ſeien der verzweifelten Lage entſprungen/ in die Ungarn durch bracht wurde. worden. Die Verurteilten freigelaſſen. In der Ur⸗ Vaterlande Sie ſeien deshalb nicht als Ihre Hand- dem den Friedensvertrag ge⸗ Schließlich wird feſtgeſtellt, daß lein Mitglied der Regierung von der Aktion Der Vertreter der Bank bon Frankreich nahm das Urteil zur Kenntnis. Die Sonderſteuer in Heſſen Der Finanzminiſter empfängt dle Vertreter der Haus beſitzervereine. [. Am Donnerstag, 20. Mal, fand in dem Finanzminiſterium eine Ausſprache zwiſchen den Vertretern der heſſiſchen Hausbeſitzerver⸗ ſtatt. Erſtere über die Sonder- teuer vor, die in der gegenwärtigen Form für den Hausbeſitz nicht zu tragen ſei. Sie ſtellten in dieſem Zuſammenhange Forderungen. eingehend die Verhältniſſe in Bezug auf dio eine Reihe von Der Finanzminiſter erläuterte Geſetzeslage und die finanzpolitiſchen Not⸗ wendigkeiten. Perſönlich iſt er Gegner die⸗ ſer unſozialen Steuer, aber bekanntlich zwingt das Reichsgeſetz über den Finanzausgleich zur, Erhebung dieſer Steuer. Dem kann ſich das Land nicht entziehen. Daß man nicht an die unterſte Grenze der Erleichterungen gegangen iſt, erklärt ſich aus der derzeitigen Finanzlage des Landes. Immerhin iſt man in Heſſen mit der Belaſtung an Sonderſteuer nicht an die geſetzlich zuläſſige Höchſtgrenze gegangen. In dieſer Zwangslage iſt der Miniſter bert, in allen Einzelfällen, in denen die Steuer zu Unbilligkeiten und Härten führt, Erleichterun⸗ gen zu treffen. Eine Reihe von Vorſchriften in dieſer Hinſicht ſind bereits erlaſſen. Der Mini⸗ ſier iſt aber auch bereit, ſich über weiter⸗ gehende Erleichterungen mit den Vertretern ö der Hausbeſitzervereine zu N. verſtöndigen. Solche Maſinabmen ſich der Reichspräſident in der„Stadt den werden im Einzelnen umfaſſen: eine möglichſt weitgehende Friſt gewährung, ferner eine weitergehende Rüch ſichnahme auf diejenigen Fälle, in denen dil jetzige Mieteinnahme hinter der Friedensmiet. ſtark zurückbleibt, auch für ſolche Fälle, in denen der Steuer unterliegende Gewerbe Helljubelnde Knabenſtimmen umrahmten die lokale infolge ſchlechten Geſchäftsganges nicht in dem ihrem Mietwert entſprechenden Maße ausgenutzt ſind. Auch für eine erleich⸗ terte Zahlung der Rückſtände, die durch die jetzt ſich ſtark häufenden Stundun⸗ gen entſtehen. ſoll Vorſorge getroffen werden. Die Hausbeſitzervereine werden eine Kom⸗ miſſion beſtimmen, die mit dem Finanzmini⸗ ſter die Einzelheſten in der angedeuteten Rich⸗ tung nöher vereinbart. ö Wenn auch, wie es in der Natur der Dinge liegt, die Wünſche der Vertreter der, Hausbeſitzervereine zurzeit nicht in dem Um⸗ fange erfüllt werden können, wie ſie es für geboten halten, ſo darf doch wohl angenom⸗ men werden. daß die bei der Vrhandlung zu⸗ gegen geweſenen Vertreter ſich davon über— zugt haben, daß die ganze Schwierigkeit die⸗ ſer Frage weniger an dem mangelnden guten Willen der Regierung, als vielmehr an der Unerbittlichkeit der Verhältniſſe liegt, auf die ſie ſelbſt ohne Einfluß iſt. 27. Deulſcher Caritastag in Trier. . ö Die große Feſtverſammlung. „Tuet Gutes allen!“ ſo grüßt der Caritas⸗ wahlſpruch von der geſchmückten Tribüne den dicht gefüllten Trevirisſaal. Aus allen Gauen Deutſchlands ſind die Vertreter und Vertreterin— en der Caritasbewegung, ſowie Vertreter aus Oeſterreich, Luxemburg und anderen Nachbarſtaa— ten im altehrwürdigen Trier zuſammen gekom— men, um hier am 27. Deutſchen Caritastag zu be— raten, wie den Armen und Notleidenden. den Bedrückten und ſeeliſch Zermürbten, den Schwa— chen und Hilfsbedürſtigen, den Verzweiſelten und vom Schickſal Zertretenen zu helfen ſei in einer Zeit, in der die Eigenſucht triumphiert. Weihepvolle Orgelklänge des Händelſchen Prä- Dann eröffnet der Vor- b des Diözeſan-Caritasverbandes Trier der kudiums als Auftakt. Hochw. Herer Weihbiſchof Dr. Mönch die glanz— holle Feſtverſammlung. In herzlichen Worten heiße er die Teilnehmer des Deutſchen Caritas tages willkommen. Zahlreiche Vertreter von Reichs- und Staatsregierung, ſowie zahlreicher großer Verbände überbrachten Grüße und Wün— ſche. Drahtliche Segenswünſche liefen noch ein vom Hochw. Herrn Erzbiſchof Carl Fritz von Freiburg, dem hohen Protektor des Deutſchen Caritasverbandes und von Reichskanzler Dr. Marx. Weitere huldvolle Schreiben waren ein— ſtelaufen von H. H. Nuntius Pacelli und dem d. H. Kardinal Erzbiſchof Schulte von Köln. Vom Hochwürdigſten deutſchen Epiſkopat war außer den beiden Trierer Biſchöfen zugegen der H. H. Weihbiſchof Dr. Deitmer von Berlin. Die Feſtrede hielt Frau Miniſterialrat Helene Weber(Berlin).„Rheiniſche Frauen der Cari— tas“ lautete das Thema. Die Rednerin verſtand die außerordentlich große Zahl ihrer Zuhörer im Tiefſten zu packen und zu erſchüttern. Sie ſprach von dem Ringen zwiſchen Volk und Liebe, hon der Liebeskraft, die im Dunkeln den Bruder ſuchen und finden muß, damit die Volksverbun⸗ denheit erſtehe. Sie ſprach von dem Ringen des Caritasverbandes, dem Ringen des Chriſtentums um Chriſten und Menſchen. Als leuchtende Vorbilder rief ſie vor die Seelen der Anweſenden rheiniſche Frauengeſtalten der Caritas, die drein, Ordensfrauen Klara Fey, Franziska Schervier und Xaveria Rudler und eine Frau in der Welt, Frau Lehanne aus Köln. Sie zeigte dieſe Frauen der wunderbaren, tiefen innigen Tat, dieſe wahren Mütter unſeres Volkes, ſtark in Hingabefähigkeit und gottgeborenen Kraft, Es folgte die Anſprache des H. H. Biſchofs von Trier, Dr. Franz Rudolf Bornewaſſer. Der hohe Adel begrüßte den Caritasverband als eine der wichtigſten und bedeutungsvoll⸗ ſten Organiſationen. Er erinnerte an die Zeit, da dem Caritasverband die Worte der Anerkennung vielfach fehlten und hob hervor, welchen Dank die tapferen Präſtdenten Dr. Werth⸗ mann und Prälat Dr. Kreutz, fowie ihre bewähr⸗ ten Mitarbeiterverdienen, die in unbeirrbarer Zielſicherheit und unentwegter Arbeit dem Ca- ritasverband jene Hochachtung exworben haben, ö die er verdient und die er heute wegen ſeiner Leiſtungen auf allen Gebieten der chriſtlichen RMächftenliebe genießt.„Das goldene Johannes— wort von der Gottes- und Nächſtenliebe“, führte der hohe Redner aus,„wird warmes Leben blei— ben im C itasverband, aber dieſes Leben wird nur dann ſich zu einer weitausgreifenden Lie— bestätigkelt immer mehr entfalten können, weun das ganze katholiſche Volk i tung und Tat hinter ihm ſteht. Denn das Feld her Arbeit iſt ein rieſengroßes gewor— den und der Arbeiter im Weinberg ring. Tat ſein— kein Dorf ſollte ohne ſeine, wenn auch noch ſo beſcheidene Caritasorganiſation ſein — jede Behörde ſollte den Caritasverband als liebgewordenen Mit⸗ treuen Weggenoſſen arbeiter begrüßen. und Jeder Katholik, oh reich oder arm, ob gebildet oder ungebildet, muß von dem Apoſtelgeiſt der tätigen Liebe durchdrungen ſein. Nichts wird dem Caritasverband mehr Ftiſche. ver⸗ klärt von dem Schimmer reſtloſen Sichaufopferns. Geſin⸗ der Liebe ſind immr noch zu wenig und die Mittel zu ge Jeder Prieſter muß in erſter Linie ein wahrer Caritasjünger in Geſinnung. Wort und mehr Mut und Leiſtunonrsnigteit gevent“ Der H. H. Biſchof ſchloß mit dem Wunſche, daß der Caritasverband ſich nach außen immer mehr entfalte und nach innen immer mehr erſtarke und die Wurzeln ſeiner Kraft, Gotteserkenntnis, Gottesliebe und Nächſtenliebe ſorgſam hüte. nſprachen und Feſtreden. Der Domchor brachte Proben ſeines gediegenen und hochkünſtleriſchen Könnens. Der Präßdent des Deutſchen Cari⸗ tasverbandes, Prälat Dr. Kreutz, Freiburg i. Br., faßte zum Beſchluſſe der erhebenden Feier die Empfindungen und den Dank der Anweſenden in warme Worte. Mit dem gemeinſamen Geſang des Pfingſtliedes ſchloß die Verſammlung. In den Straßen und Gäßchen des alten Trier weben die Fahnen zu Ehren der Caritasgäſte. Wlinkende Sterne über der Moſel, die ſo viel Leid und Not geſehen, in deren Waſſer noch im⸗ mer die fremden Fahnen zich ſpiegeln. Aber gar kröſtlich vom Dunkel der Moſelhöhen herab leuch⸗ tet der Strahlenglanz von der Marienſäule, das Wahrzeichen Triers, in deſſen Mauern die hel— fende, tröſtende, ewig junge Caritas tagt. Aus der katholiſchen Welt Das Generalkapitel der Dominilaner. (Eigener Bericht unſeres beſonderen Vertreters.) In Ocuna in Spanien, der Geburtsſtadt des Heiligen Dominikus, findet in dieſen Tagen das Generalkapitel des Dominikaner-Ordens ſtatt, dem die Wahl des neuen Ordensgenerals zuſteht. Es iſt von mehr als 100 Vertretern aus der gon⸗ zen Welt gebildet. Das Ergebnis der Wahl iſt noch ungewiß, wird aber ſicher den internattona⸗ len großen Traditionen des Ordens entſprechen. Oft wren Deutſche im Laufe ſeiner Wäh- rigen Geſchichte Nachfolger des Heiligen Domini⸗ kus, zuletzt noch der jetzige Kardinal Früb⸗ wirth und der Holländer deutſcher Abſtammung Theißling. Gencratnerſammlung des Vereins katholiſcher deutſcher Lehrerinnen. Köln,. Mai. Auf das Huldigungstelegramm der Generalverſammlung an den Papſt iſt fol⸗ gende Antwort aus Rom eingetroffen: An Kardinal Schulte, Erzbiſchof von Köln. Der Heilige Vater hat die Huldigung des Vereins katholiſcher deutſcher Lehrerinnen, der in Köln ſeine Generalverſammlung hält, mit Wohlgefallen entgegengenommen. Seine Hei- ligkeit ſpendet voll Freude den erbetenen Se⸗ gen als Unterpfand einer Fülle von Gnaden, die zu immer alücklicheren Erfolgen in Aus- übungen des Apoſtolates unter der Jugend verhelfen mögen. Kardinal Gaſparri. Vermiſchtes. Die Hausſuchungen in Landsberg. Berlin, 26. Mai. Der preußiſche Innen. miniſter hat auf eine deutſchnationale Anfrage ffolgende Antwort gegeben:„Die Durchſuchun⸗ gen und polizeilichen Vernehmungen in Landsberg an der Warthe am 16. April 1926 ſind wegen dringenden Verdachtes eines Ver⸗ ſtoßes gegen das Geſetz zum Schutze der Re⸗ publik erfolgt. Auf Grund des Ermittlungs- ergebniſſes habe ich den Wehrbund Oſtmark“ durch Verfügung vom 12. Mai 1926 verboten und aufgelöſt. Die gegen die Polizeibeamten erhobenen Vorwürfe ſind unbegründet. Zu weiteren Maßnahmen iſt kein Anſaß gege⸗ ben.“ Jahresverſammlung des Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkuloſe.; Honnef, 26. Mai. Heute Vormittag wurde in Honnef die Jahresverſammlung des Deutſchen Hentralkomitees zur Bekömpfung der Tuberku⸗ loſe vom Präſidenten des Reichsgeſundheitsam— tes Bumm in Anweſenheit von faſt 500 Teilneh- mern eröffnet. Außer namhaften Gelehrten ſo— wie Stadt⸗, Schul-, Kreis⸗ und Fürſorgeärzten waren Vertreter der Miniſterien des Reichs und der Länder, der Sozialverſicherungsträger und der Wohlfahrtsverbände zahlreich erſchienen. Die Verhandlungen begannen mit Vorträgen über die Bekämpfung der Kindertuberkuloſe. Berichter— ſtatter ſind Cheſarzt der Kinderheilſtätte Aprath, Dr. Simon und der Direktor der Tuberkuloſe— fürſorgeſtelle in Münſter, Dr. Worters. Biſchof Baſt im Gefüängnis. Kopenhagen, 26. Mai. Das däniſche Höchſt⸗ karicht hat den Antrag des Biſchofs Baſt auf Wiederaufnahme des Verfahrens abgelehnt. Bi ſchof Baſt iſt darauf dem Gefängnis zugefüh worden. Durch das oſfſiziöſe Ritzauſche Bürt hat Biſchof Baſt eine Erklärung verbreiten laſ⸗ en, worin er ſchärfſten Proteſt einlegt gegen das iber ihn gefällte Urteil. Indem er nochmals eine Unſchuld beteuert, erklärt er:„Ich beuge nich vor der faktiſchen Uebermacht und nehme zen Aufenthalt im Gefänanis als einen Teil der Leiden, die mir auferlegt ſind. Ich bin vollkom⸗ men überzeugt von dem Sieg der Gerechtigkeit und der Wahrheit.“ Ein Opfer des weißen Sklavenhandels. Kopenhagen, 26. Mai. Die Kopenhagener Zel⸗ tung„Politiken“ berichtet von der myſteriöſen Entführung einer jungen Kopenhagenerin in Pa⸗ ris. Sie war mit ihren Eltern in einem Reſtau⸗ rant, wo getanzt wurde. Hier erſchien ein ele⸗ gant und korrekt ausſehender Herr, ſtellte ſich ihrem Vater vor und bat um die Erlaubnis, mit feiner Tochter zu tanzen. Da der fremde Herr einen verrauenerweckenden Eindruck machte, er⸗ hob der Vater, ein bekannter Kopenhagener Fa brikant, keine Einwürfe. Bald verloren die El“ tern die Tochter aus den Augen, hofften aber, ſig nach Beendigung des Tanzes wiederzuſehen. Als der Tanz aus war, kehrten weder das junge Mädchen noch ihr Tänzer zurück. Der Eltern be⸗ mächtigte ſich eine furchtbare Unruhe. Der Va⸗ ter duraſt. te das ganze Reſtaurant, fand aber nichts. Auch der Wirt konnte keine Aufklärung geben. Die Polizei konnte nur feſtſtellen, daß ed ſich bei dem Kavalier um einen ausländiſchen proefeſſionellen Tänzer handelte. Für das Ver⸗ ſchwinden der jungen Kopenhagenerin gibt 24 leine andere Erklärung, als daß ſie unter irgend inem Vorwand vei Seite gelockt, vielleicht käubt und dann entführt worden iſt. Es handel ſich alſo hier um die Tätigkeit eines geheimen Agenten, der im Dienſte des weißen Sklavenhan⸗ dels ſteht. Belgiſcher Banktrach. Brüſſel, 26. Mai. Nach der Zahlungseinſtel⸗ lung der Volkskreditbank ſind ſonderbare Zu⸗ ſtände aufgedeckt worden. Anſtelle des angeb⸗ lichen Kapitals von 20 Millionen Franken arbei⸗ tete die Bank nur mit einem Effektivkapital von 500 000 Papierfrauken. Die Bilanz und Ge⸗ ſchäftsberichte wurden einfach gefälſcht. Geſchä⸗ digt ſind neben dem Publikum vor allem der Staat und die Bank von Belgien. Aehnliche Ver⸗ hältniſſe liegen auch bei anderen Bankinſtituten Belgiens vor. In Antwerpen ſind innerhalb kurzer Zeit 22 Bankdirektoren und Vorſitzende von Auſſichtsräten verhaftet worden. Gymnaſialjubelfeier zu Büdingen. Am 31. Juli und 1. Auguſt 1926 begeht dis ülteſte höhere Schule Heſſens, das Wolfgang Ernſt⸗Gymnaſium zu Büdingen, das Feſt ſeines 325jährigen Beſtehens. Zwar ver⸗ bürgen mehrere in den letzten Jahrzehnten ans Licht gekommene Urkunden ein weit höheres Al⸗ ter der„Lateinſchule“, doch ſoll vorläufig am Jahre 1601. aus dem die Stiftungsurkunde des Grafen Wolfgang Ernſt von Yſenburg und Bü⸗ dingen, datiert iſt, als dem Gründungsjahre feſt; gehalten werden. Das Feſt beginnt mit der Ein⸗ weihung ees Ehrenmals für die beinahe 100 ehe⸗ maligen Schüler, die im Weltkrieg gefallen ſind den Entwurf des hervorragenden Holzbildwerk daukt die Anſtalt dem Düſſeldorfer Akademiepro⸗ feſſor Fr. Becker. Wie vor 25 Jahren werden auch diesmal die Stadt und die ganze Gegend am Feſte ihrer Schule regen Anteil nehmen, und mehrere hun⸗ dert alte„Bennäler“ haben ſchon jetzt ihr Kom! men zugeſagt; ſie kebren zum Teil aus weiteſter Ferne zur Stätte froher Jugenderinnerungen zurück, um zugleich eines der ſchönſten deutſchen Btädtchen wiederzuſehen, das an landſchaftlicher Reizen wie an Atertümlichteit wenig Nebenbub⸗ ler hat, aber auch Gegenwartsgeltung beanſpru⸗ chen kann. Das Gymnaſium zählt zur Zeit 300 Schüler, die ihren Vorgängern freudig den Will⸗ ö Hommensgruß bieten werden. AZ weck dieſer Zeilen, um deren Nachdruck in der Preſſe herzlich gebeten wird, iſt, auch denjeni⸗ gen alten Freunden, die dem Verein alter Bü⸗ dinger Gymnaſiaſten unerreichbar ſind von der Jubelfeier Kenntnis zu geben. 1 4 Der römiſche Fund in Dollendorf. Bei der diesjährigen Frühjahrsbeſtellung auf einer Parzelle, die nach alter Eifeler Ueberlieferung„im Heidentempel“ genannt wird, förderte man eine ſchöne Frauenſtatue zutage. Das Fundſtück iſt aus Kordeler oder Mayener weißem Sandſtein gefertigt. Der Torſo mißt 27 Zentimeter, während die eigentliche Figur 20 Zentimeter mißt. Das Ganze ſtellt ſich als Oberſtück eines Kapitels dar. Oben flach und viereckig(25: 18 Ztm.) wölbt ſich der Abakus wie ein Baldachin über der Figur. Die untere bogenförmige Wöl⸗ bung zeigt 9 ſymetriſch verteilte Akanthus⸗ blätter. Alles Hochrelief. Die Figur iſt unter⸗ halb der Bruſt abgebrochen, mit Ausnahme des fehlenden rechten Armes tadellos erhalten. Vor allem fällt das volle runde Geſicht von großer Schönheit auf. Wäre es nicht Stein, man ſollte eine lachende Römerin vor ſich glauben. Reiches, gewelltes Haar fließt weich herab zu den Schultern. Ein feiner Schleier liegt auf dem Haupte. Elegant iſt der linke Arm erhoben. Seine Hand ruht faſt kokett auf dem Kopfſchleier. Der Oberkörper iſt nackt. Um Hals und Oberarm ſchlingt ſich eine Per⸗ lenkette. Die linke Bruſt iſt etwas verwittert. Unterhalb der Bruſt tritt eine wulſtartige Er⸗ höhung zutage, die wohl der obere Saum des Gürtels oder Gewandes geweſen iſt. Nach un. ſerer Annahme gehört die Statue dem erſten oder zweiten chriſtlichen Jahrhundert an. B. Ein Drama im Bärengraben. Aus Zürich wird berichtet: Geſtern abend fuhren, wie die„Neue Züricher Ztg.“ meldet, zwei Knaben im Alter von 10 und 14 Jah⸗ ren auf einem Fahrrad in raſender Fahrt gegen den Bärengraben hinunter. Das Rad ſtieß gegen die Mauer des Grabens und die beiden Jungen wurden kopfüber in den Bärengraben geworfen. Die beiden jungen Bären, die ſich im Graben befinden, ſchleppten einen der Knaben in ihr Verließ, während der andere Knabe durch herabgelaſſene Stricke von dem Publikum herausgezogen und geret⸗ tet werden konnte. Während dieſes Vorgan⸗ ges, der ſich unter furchtbarer Erregung des zahlreichen Publikums abſpielte, hörte man den in das Verließ geſchleppten Knaben fort⸗ geſetzt:„Mama! Mama! Zu Hilfe!“ rufen. Die in ihren tieriſchen Inſtinkten aufgerüttel⸗ ten Tiere gebärdeten ſich wie toll. Zweimal ge⸗ lang es einem der jungen Bären, die Mauer des Grabens zu erklimmen u. ſich auf die Brü⸗ ſtung feſtzuſetzen, doch jedesmal wurde er durch einen Hydranten in den Graben hin⸗ unter geworfen. Schließlich ſchwang ſich der Wärter, mit einer Miſtgabel bewaffnet, in den Graben hinunter und zwiſchen dem Bären, der im Begriff war, ſeine Beute zu z en und dem todesmutigen Manne, deſſen i ſtesgegenwart zu bewundern iſt, entſpann ſich ein erbitterter Kampf. Unter Einſetzung des eigenen Lebens gelang es ſchließlich dem Wärter, das Tier von dem Knaben zu tren⸗ nen, der blutüberſtrömt und von Kleidern voll⸗ ſtändig entblößt war, und ihn aus der Arena zu bringen. Mit Hilfe von fortwährenden Hy⸗ drantengüſſen gelang es dann ſchließlich dem Wärter, die Beſtien in ihre Verließe zu trei⸗ ben und abzuſchließen. Der von den zerfleiſchte Knabe heißt Fritz Kellenberger. Ex wurde in hoffnungsloſem Zuſtand ins boſpital gebracht.