viernheimer Anzeiger Dernheimer Zeitung—. Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Tageblatt(Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Arſcheinttäglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung Gutes Wieſenhen zu verkaufen Math. Kempf Rathausſtraße 21 2 friſchmelkende Ziegen mit Jungen, 3m Scheitholz Nur 9 Tue! Jom di. Mal bis ö. Juni Der Leit und den Lorhauünissen sind meine Preise angepaßt! Ich biete Ausser- gewöhnliches bezügl. Preise und Qualität. Mein ganzes Lager Jodes-Anzeige. Gott dem Allmächtigen, hat es in seinem unerforsch- lichen Ratschlusse gefallen, meine liebe Frau, unsere herzens- guto Mutter, Tochter, Schwiegertochter, Schwägerin und Tante Sonder preise die jeder anlegen kann! Serie I II III Anzüge. 32-- b l 71 5 41 f 25 1 fz i b kel einen Tag Haus gebracht.— Gratis beilagen: wöchentl. 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Bald ſchlügt er nach. wo ein in der Zeitung genannter Ort, Berg oder Fluß ſich befindet, bald verläſſigt er ſich über die Lebens⸗ daten einer berühmten Perſönlichkeit; bald ſucht er Näheres über politiſche und wirtſchaftliche Verhältniſſe eines Landes, über die Bedeutung eines Fachausdruckes, eines Fremdwortes, über die Beſchaffenheit von Er⸗ findungen aus aller Herren Länder, Genaueres über die unzähligen Organiſationen des praktiſchen Lebens. So vielſeitig wie das Leben und ſeine Fragen, deren Spie⸗ gel die Zeitung darſtellt, iſt eben der„Kleine Herder“. uberall hilft er und ſtets in zuverläſſiger Weiſel „Der Kleine Herder“— die Univerſal⸗Zeitung“ Zeitungsleſer * 4 Der Kleine Herder. Nachſchlagebuch über alles für alle. In lichtechtem Ganzleinenband 30 M.; in Halbfranz mit Kopfgoldſchnitt 0 M. In jeder Buchhandlung zur Anſicht. Ratenzahlungen. Mald-Snorintatz! 8 Fronleichnamstag nach⸗ mittags 4 Uhr V. f. B. Heidelberg (Liga) geg. Sp.⸗Bgg. 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Unſere aktiven und paſſiven“ Mitglieder werden hierzu freundlich. nicht rein. ö Leſagt, in einem geſunden Körper. Elbe 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. 2 4126 Wochenplauderei. Pilſudſti und die Siedlung,— Von ſozialiſtiſche! Weltanſchauung.— Hinterhauspoeſie.— Tanz tragödien mit Antilopenfellen.— Ringſchreiten.. Der Polengeneral Pilſudſki hat in den letzten Tagen ein erfriſchendes Wort geſprochen. Er will den Sozialismus mit Stumpf und Stiel ausrotten, indem er einer großen Anzahl kleiner Bauern eine entſprechende Siedlung verſchafft. Das iſt in der Tat die Heilung des nebels in der Wurzel. Nicht zuviel iſt es doch behauptet, wenn man ſagt, daß der Sozialismus und noch mehr der Kommunismus die ſeeliſche Antwort des Heimatloſen auf die ſo unnatür⸗ lichen Verhältniſſe des modernen Induſtriearbei⸗ e 1 7 dieſe beiden Weltanſchau⸗ ingen viel an ſich von der Philoſophie eines Wolkenkuckucksheims, die in denen Augenblich entſtehen mußte, als es nicht mehr möglich war in ſeinem Denken vom geſunden Boden und von der fruchtbaren Scholle auszugehen. Gebt die⸗ ſen Leuten wieder Erde um die Füße, ſo werden ſie ganz neue Wurzeln ſchlagen, wie von ſelbſt in das Volksganze hineinwachſen und ſehr bald ſchon von der Staatsfreude des ſogenannten Bürgertums ſich ergreifen laſſen. Seiner Zeit hat Stolypin im Verein mit Kriwoſchein in Ruß⸗ land einen ungeheuren Verſuch eingeleitet, dem landhungrigen ruſſiſchen Bauern in den weſt— lichen Randgebieten Siedelungen zu verſchaffen. Dieſer Verſuch war vor dem Kriege in Gang ge— ſetzt worden und konnte dann nicht weitergeführt werden. Seine Verwirklichung wäre imſtande gaeweſen, die ruſſiſche Revolution zu verhindern und die ſtaatliche Macht Rußlands ins Ungemeſ— ſene zu ſteigern. Ueberall iſt dieſe Frage grund— ſätzlich die gleiche. Ueberall wird es auf die Dauer dem Arbeiter nicht einfallen, eine Fabrik zu verteidigen, die ihm nicht gehört und die er als eine Art Zwangsanſtalt empfindet; aber für das kleine Gärtchen, das er vielleicht weit drau— ßen im Umkreis der Stadt ſich erworben hat und was ſein rechtmäßiger Beſitz iſt, wird er jederzei⸗ ſein Leben opfern. Wir haben uns ſo gewöhnt an die Un natur, daß wir ſie gar nicht mehr empfinden. Aber wenn man mit ſeinen geſunden Augen und vor allem mit ſeinem geſunden Menſchenverſtand die ganze Art betrachtet, wie der moderne Menſch hauſt, ſo muß man verzweifelnd den Kopf ſchütteln. Ich denke noch nicht einmal an das eigentliche Woh⸗ nungselend, ſondern nur etwa an das Stadtbild, das ſich einem darbietet, wenn man mit dem D⸗ Zug in eine Großſtadt einläuft und dabei die Ge⸗ legenheit wahrnimmt, dieſes Stadtbild von der Hofſeite betrachten zu können. Eine Maſſe von Zimmern in dem fürchterlich zuſammengebauten Gemäuer. Bei vielen ſchaut die Unreinlichkeit zum Fenſter heraus. Auf kleinen Vorſprüngen ſind Leinen geſpannt, auf denen Wäſche im Winde ſpielt. ſſich in baufälligen Schuppen und Hundehäuſern. Blumen ſiehſt du nur ſelten. Freundliche Ge⸗ ſichter ſcheinen in dieſem Durcheinander von Ar⸗ mut, Schmutz und Sonnenleere gänzlich unmög⸗ lich. Ein Heim, wirklich zum Davonlaufen. Und rings dehnt ſich das weite Land. Raum für alle hätte die Erde. Hier liegt eine wichtige Quelle für allen Un⸗ mut, der ſich heute gegen die menſchliche Geſell— ſchaft und gegen Staat und Kirche äußert. Denn ſo iſt der Menſch, daß alles in ihm und um ihn organiſch miteinander verbunden iſt. In einer unreinlichen Wohnung bleiben die Gedanken auch In einer finſteren Stube verfinſtrrt ſich allzuleicht auch das Gemüt. Die Enge der vier Wände bedrückt jeden Aufflug der Seele zu den Idealen. Ein geſunder Geiſt, ſo hat man Dieſes alte Sprüchlein könnte man erweitern: Ein geſunder Körper nur in einer geſunden Wohnung, und eine geſunde Wohnung nur in geſunder Umge⸗ bung. Wie überfiel mich doch neulich das graue FCElend, als ich eine Straße durch irgendein In⸗ duſtrieviertel ſchritt. Dieſe laſtenden, von allet Schönheit entblößten Häuſerkaſten. Alles trübe und im feuchten Nebel ſchleimig. Und ich bleibe an irgend einer kleinen Wohnung ſtehen un! ſpreche zu mir ſelbſt: Was ſollte das wohl wer— den, wenn du in dem Loch dein Leben zubringen müßteſt! Du würdeſt vor Verzweiflung die Wände hinaufktrabbeln. Und dazu am Ende noch Nachbarn, die den Streit lieben. Oder gar un⸗ erwünſchte Zimmermieter, die jedes Wort hören können, was neuenan geſprochen wird. Luft, Stein, Menſchen, alles ſcheint ſich hier zu verwan— deln in eine Feſſel, die das freie Menſchenweſen ſeſter einſpannt, als das Drahtnetz ſeines Bauers den Kanarienvogel. ö Ich weiß wohl, daß man dergleichen nicht da⸗ durch ändert, daß man davon ſpricht. Aber ich weiß auch, daß es notwendig iſt, immer wieder aran zu erinnern, immer wieder die öffentliche Meinung aufzurufen, immer wieder das Gewiſ⸗ ſen der Welt zu wecken. So ſoll gebaut werden, ſo ſoll alles im Staat eingerichtet ſein, daß es den Menſchen dient, vor allem ſeiner Seele. Heute aber iſt vieles ſo, daß es geradezu die natürliche Brutſtätte des Verbrechens genannt werden muß. Und da ſtreiten ſich die Menſchen herum, ob ſie die giftigen Gaſe im Krieg abſchaffen wollen. Steht denn die Welt auf dem Kopf? Natürlich müſſen dieſe Gaſe abgeſchafft werden. iſt da überhaupt noch etwas zu reden? Es fehlt halt doch die grote Liebe. ſonſt wüßten ſo viele ge⸗ Alles mögliche Gerümpel verteile“ ſcheite Menſchen, die in den Reale 2 Völler ſitzen, wohl Anderes und üblicheres 05 denken, als immer wieder Wafſen, Gewalt Krieg und Schiffe und Gaſe und Frankenſturz und Börſe und Putſche und Petroleumkämpfe. Wir begrüßen es in dieſem Zuſammenhar wenn man wenigſtens in Sp 92 1 und Gym waſtük wieder auf das Geſunde zurückkommt. Aber wie ſozuſagen jedes Wort krank iſt, das ein ſtranker ſpricht, ſo wird dem modernen Menſchen ſogar eine Geſundheitsbewegung noch krank. Es wäre doch genug, wenn man nun mehr turnte mehr in der richtigen, wahre Körperkultur pfle⸗ genden Art tanzte, wenn man überhaupt wieder un geſunden Körper d as gelunde Inſtrument der Seele betrachtete. Statt deſſen muß gleich vieder der Kulturſchwindel dabei einſetzen. Man pricht von gymnaſtiſcher Weltanſchauung. Man verkündet feierlich Tanzdichtung als Tragödie. reiter ſprengten durch die Gaſſen Chineſiſche Holztrommeln, apaniſche Buckelgongs und Dutzende von Antilopenfellen werden in Be— wegung geſetzt und wecken in den Tiefen des Menſchen die Urinſtinkte. Ich laſſe es mir ge— fallen, wenn man Tänze zu Gruppen vereint, wenn man eine allgemeine Idee zugrundelegt, etwa das Licht gegen die Finſternis ſtreiten läßt. Aber wenn man dem Körper nun zumutet, Dinge darzuſtellen, die er mit dem beſten Willen nicht darſtellen kann ohne Zuhilfenahme des Wortes, welch ein Unſinn muß dann herauskommen. Da leſe ich in dem Programm einer Uraufführung: „Alleingeblieben verſenkt ſich der Herrſcher zu den Quellen ſeiner Kraft“ und ſpäter über die Herrſcherin:„Im Bewußtſein der entſtandenen Leere vterſagt ihre Kraft“. Wie ſoll man der— gleichen in ſolcher ſpezifiſchen Deutung im Tanze darſtellen? Wozu denn dieſe Rätſelraterei? Man mache es doch wie im Kino. Man laſſe große Inſchriften aufleuchten mit den entſprechenden Sprüchen. Es bietet ſich dann auch ein viel rich⸗ tigerer Titel an, nämlich Kinotragödie oder der— gleichen... Und wozu dieſe ganze Verquickung mit Ritualen und geheimnisvollen Kulten? Will man etwa die Freimaurerloge verherrlichen? Will man den alten Parſismus wieder aufbringen? Will man pantheiſtiſch im All vergehen? Weil man dies alles nicht ausdrücken kann und doch ausdrücken will, verliert der Tanz ſeine leichte Schönheit, wird zu wilder Orgie und endigt in einen Mummenſchanz mit unendlichen Spektakel. Nein, da ſchauen wir doch lieber zu, wie die Kinder um die Dorflinde herum Ringelreihen ſpielen. Da haben Gott und die Engel ihre Freude daran— und darum die Menſchen auch. Wer zur Natur zurück will, der werde wieder Kind. Aber er ſchleppe nicht den ganzen Kultur- apparat in eine neue Kinderſtube. Denn Meſſer, Schere, Feuer, Licht und Tanztragödien taugen für kleine Kinder nicht. .—— Speyer. Von Emil Baader. durch die Geißler, ö ſie zuſammenſtürzten. Maximilian Joſeph Pfeiffer, der kürzlich verſtorbene deutſche Geſandte in Wien, hat unten dem Titel„Kyrie eleiſon. Ein Roman von Ju— den und Chriſten aus dem alten Speyer“(Ver lag Dr. Franz A. Pfeiffer, München) ein 500 Seiten ſtarkes Buch veröffentlicht, das in glut— vollen Bildern das dunkeltürmige mittelalterliche Speyer und die ſchrecklichen Ereigniſſe des Jah— res 1349 ſchildert: Peſt, Judenverfolgungen, Geiß— lorzüge, Aufruhr, Verbrennungen. Es iſt lange her, ſeit in einem deutſchen Noman mittelalter liche Welt ſo meiſterhaft geſtaltet wurde. Die Pfalz hat durch dieſes Buch einen hiſtoriſchen Roman großen Stils, ein Heimatbuch erſten Ranges, erhalten. Kyrie eleiſon!— Herr, erbarme dich unſer! Das war der flehentliche Hilſeruf der Geißler— ſcharen einer Zeit, der die Zuchtrute Gottes, die Peſt, abwenden ſollte: Nun hebet auf die euern Hände, Daß Gott dies große Sterben ende! Nun hebet auf die euern Arme, Daß Gott ſich über uns erbarme! Kyrie eleiſon! So klang damals der Ruf gequälter Herzen! So klingt es aus allen Seiten dieſes Buches. * Der erſte Teil dieſes Buches,„Die Woche der Leiden“, ſchildert die große Judenverfolgung von Speyer. Da das große Sterben von Spanien über die Pyrenöben nach Frankreich und Deutſch— land gekommen war, erhob ſich plötzlich gegen die Juden die Anklage, ſie hätten Brunnen, Bäche und Flüſſe vergiftet. Grauenhafte Juden— berfolgungen begannen allenthalben. Da die Ju— den von Speyer das Unheil kommen ſahen, ſbandten ſie ſich voll Vertrauen an Biſchof Ger— hard, der daraufhin am Dreikönigstage jegliche Judenverfolgung verbot. Ohne Erfolg. Der Va⸗ gant Nikolaus(die vielleicht am ſchärſſten gezeich⸗ nete Geſtalt des Romans), hetzt die Maſſen, ius⸗ beſondere die Zünfte, gegen die Juden auf. Tag um Tag kommt das Unheil näher. 0 tag nach Dreikönig wird die Synagoge geſtürmt, Am Sams⸗ die Judenhäuſer werden angezündet und viele Juden jämmerlich erſchlagen. Wie grandios malt Pfeiffer die ſchrecklichen Geſchehniſſe:„Sie ſchleu⸗ derten die Fackeln in die Häuſer der Judengaſſe, die Lohe wuchs himmelan in ſchaurigem Glanze. Tie Sturmalocke bellte vom Altpörtel. die Neuer⸗ und brüllten „Feurio“, das Horn der Wächter rief die Bürger Zu Hilfe, die Zünftler rannten zu ihren Zunft⸗ häuſern, lederne oder ausgepichte, hänfene Eimer zu holen, die Knechte der Münzer brachten Bür⸗ ten, Kübel und Fäſſer herzu, die ſie in den Bach ſenkten. Wildes Getümmel erfüllte die Flachs⸗ und Gras- und Weber- und Pfafſengaſſe. Ver— gebens tobten die Bürgermeiſter, vergebens war der Brandmeiſter da und dort und hier und überall, vergebens ſchalt der Stadthauptmann. In der Judengaſſe rannten die Weiber wahnſin— nig und geblendet umher. Geſindel ſchwärmte überall, ein Haufen Leichen getürmt...“ Im zweiten Buch,„Jahreszeiten“, erleben wir die weiteren Ereigniſſe des Jahrs: im Frühjahr einen prunkvollen Reichstag und ein fröhliches FTrühlingsfeſt. im Sommer, Herbſt und Winter Hunger, Geißlerzüge und Aufruhr. Wie köſtlich iſt das altſpeyerer Frühlingsfeſt ſchildert:„Die Bürgerglocke auf dem Altpörtel begann zu läuten und, wo immer auf Münſter, Kirchen, Kapellen, in Kuppel, Turm und Dachrei ter Glocke oder Glöcklein bing, ſchwoll neuer Klang in die feierliche Symphonie. Erwartungs— voll ſtand die Bürgerſchaft vom Widentore ab in langen Reihen durch die Dietſtraße, am Korn— markt, an Weinbrücke und in den Märkten bis hin zur Münſterfreiheit. Laubgewinde, Tänze Tannenzweigen, Buchs und Eppich zierten die Häuſer. Die Zünfte ſtellten 400 Ge— wappuete. Der König ritt auf einem braunen Hengſt. Silbern war Gebißſtange und Kinnket— ten. Unter dem Sattel hing eine gelbſeidene Schabrake mit ſchwarzen Adlern beſteckt. Die Buben auf der Mauer ſchrien ſich die Hälſe hei— ſer mit„Vivat Carolus!“ Wie köſtlich iſt das altpeverer Frühlingsfeſt geſchildert:„Von der Münze herab bewegte ſich ein ſingender Zug. Buben und Mädchen ſpran gen mit freudegeröteten Geſichtern. gen Peitſchen oder Weidengerten bunte Bänder flatterten grell, blau und grün und gelb und rot und weiß. Die Mädchen hat— ten ſich ein Kränzlein aufgeſetzt von Laub und Blumen, manche Buben führten Strohſeile in der Hand und trugen Strohbänder um die Köpfe, und inmitten tappte ein Ungetüm: eine große Strohpuppe. Der luſtige Schwarm umtobte mit allerlei Schabernack den Strohmann. Alle klatſch— ten im Takt in die Hände und ſangen: ö Ri⸗ra⸗ro, der Summertag is do! 1 Winter müſſen aus wir treiben, g Summer muß jetzt bei uns bleiben, Ri⸗ra⸗ro, der Summertag is do! Das Frühlingsfeſt iſt ein freundliches Idyll innerhalb ber ſchrecklichen Ereigniſſe des Jahres Nach den Judenverfolgungen wird Speyer die zuerſt betend und predi— mit Kätzchen, gend, ſpäter als raſende Schar in die Stadt kom⸗ Schreckensjahre im Alten men, von neuem aufgeſchreckt. Welch anſchau— liches Bild gibt uns Pfeiffer von dieſen ſeltſamen Büßern:„Blutüberronnene Schwärmer rannten auf die Straße, drehten ſich in raſendem Tanz bis ihnen der Schaum auf den Lippen ſtand und Schreie und Rufe erſchol— Lärm, Verzückte, halb wahnſinnige Bekenner brüllten greuliche Sün— denſchuld in öffentlicher Beichte. Frauen und Männer, Kinder und Greiſe. Arme und Reiche, Adelige und Unfreie, Geiſtliche und Laien wurden ergriffen von dem furchtbaren Wahn, verließen Haus und Hof, Heimat und Herd, in ungeordne len Schwärmen vorwärts drängend. Viele Einwohner von Speyer ſchloſſen ſich den Geißlern an. Wie war das Bild Geißler— zuges bei der Rückkehr?„Nichts war zu hören bon frommem Geſang, nichts zu ſehen von Kreu— zen und Fahnen. Trompeten ſchmetterten, Fie— deln klangen, Pfeifen quiekten, Trommeln dröhn— ten, Hörner wurden geblaſen, Schellengeklingel und Kettengeklirr miſchte ſich mit dem Geräuſch hölzerner Klappern und ſcharrender Knarren. Nackt, ohne eines Gewandſtückes Fetzen, rannte ein Rudel Menſchen voraus, ſchreiend in Raſerei. Hinter ihnen drängte ſich der ungeordnete Haufe, zumeiſt nur halb bekleidet. Ihr Schritt war nicht vorwärts gerichtet, ſie drehten ſich um ſich ſelber, ſprangen, hüpften, ſtrauchelten, ſtolperten ſchlugen ſich mit Peitſchen, riſſen ſich blutige Wun⸗ den, und tanzten, tanzten....“ Speyer hatte noch nicht genug gelitten. Jäh erhob ſich uner Führung des Vaganten Nikolaus ein ſchrecklicher Aufruhr gegen den Adel der Stadt,„die Menge drang ins Rathaus, tm Ratskeller ſchlugen ſie den Fäſſern den Boden aus und ſoffen den Wein, unmäßig und viehiſch. Die ſinnloſe Rotte wälzte ſich zum Kornmarkt, ſtteß das Tor des Speichers ein und fiel über die Getreidehaufen und Mehlſäcke her. Sie ſtopften die Taſchen voll, die Weiber füllten die gebauſch— ten Schürzen und Röcke, die Mehlſäcke platzten und liefen aus, Brotfrucht wurde zertreten, zer— ſtampft....“ Revolution war in Speyer! Ein Aufruhrrat führte die Herrſchaft! Der Held des Romans, der Deutſchordensritter Heino, wird von ſeinem alten Feind, dem Vaganten Nicholaus, dem Marat der Speyerer Revolution, zum Tod durch das Feiler verurteilt. An Heinos Scheiterhaufen ſingen die Geißlerknaben mit hellen jungfriſchen Stimmen noch einmal das alte Geißlerlied: Nun hebet auf die eueren Hände! Viel tauſendſtimmig ſingt das Volk: eleiſon! len in betäubendem des Kyrie das ganze Leid des Anno 1349. lag bei der Pforte Sie ſchwan⸗ Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 rr 222 7 Mittwoch, den 2. Juni 1926 0 43. Jahrgang So lebt in dem Werke, das ein Mann ſchrieb, der Hiſtoriter und Dichter in gleichem Maße iſt, dunkeltürmigen Speyers von 41. Hauptverſammlung der kath. Lehrerinnen. Frau Bezirksſchulrätin Kapral aus Wier hielt in der Hauptverſammlung eii Referat üben das Thema: Der Berufsgedanke im Leben der Frau. Die Reſerentin, Fräulein Emma Kapral aus Wien, bot zunächſt einen kurzen geſchichtlichen Rückblick auf die Tätigkeit der Frau im Haus, das Werden des Erwerbsberufes und die Beweg— gründe für die Frau, erwerbstätig zu ſein. Sie ſchilderte die ſchwere Belaſtung, welche der Frau durch Mutterſchafſt und Erwerb auferlegt wer— den. Nur wenige Frauen ſind imſtaide, beider Pflichtenkreiſen zu genügen. Schädigungen der eigenen Geſuidheit, der Kinder, Vernachläſſigung der Familie ſind häufige Folgen. Der Doppel- beruf iſt in unſerer wirtſchaftlichen Lage begrün— det, aber er iſt kein Ideal. Aufgabe der Er— ziehung muß ſein, alle Mädchen auf ihre wich— tigſte Aufgabe— Ehe und Familie, vorzubereiten. „Die Ehe iſt der natürliche und wünſchenswerte Lebensweg für die große Maſſe der Mädchen.“ Religtöſe Verttefteng muß die richtige Einſtellung ſür die Ehe— den Beruf der Frau— bringen. Die höhere Mädchenbildung iſt zu begrüßen. Richtige Berufswahl und richtige Berufsauffaſ— fung ſind aber unbedingt notwendig. Beruf darf dem Mädchen nicht nur Geldquelle(bloßer Erwerb), nicht Durchzugsland bis zur Ehe, ſon⸗ dern muß ihm Lebenszweck ſein; Arbeit für die es dem Schöpfer Rechenſchaft duldet. Das Prob— lem des Doppelberufes hat ſein Schwergewicht in Mutterſchaft und Ehe. In den Jah⸗ ren der Mutterſchaft ſollte der Frwerbsberuß ausgeſchloſſen ſein, damit ſich die Frau der wich⸗ tigſten Aufgabe, der Erziehunt ibrer Kinder, voll und ganz widmen kann. Die agnzen Tage waren ausgefüllt durch Be⸗ ratungen der Abtellungen und Ausſchüſſe. Den Abſchluß der Veranſtaltung bildete die 2. öffent⸗ liche Verſammlung. Nach kurzer herzlicher Be— grüßung erteilte die Leiterin des Abends, Frl. Lehreren Keitling aus Elberfeld, das Wort der Neonerin Frau Oberregierungsrätin Ermlei über: Mädchenſchule und Berufserziehung. Auf dem Erziehungsgebiet iſt in unſeren Ta— gen wichtiges Altes geſtürzt und wichtiges Neues bat ſich vorgedrängt. Viel Unklarheit und Un⸗ ſicherheit herrſcht. Es iſt eine wichtige Zettauf— gabe der Katholiken, mitgeſtaltend an den Bil— dungsideen zu wirken. Ein Blick ins Leben zeigt ſchwere Konflikte in Ehe und Familienle⸗ ben, die aus der falſchen Berufsauffaſſung der Frau kommen und verſchärft werden durch den Doppelberuf. Es iſt eine zeitgemäße Notwen⸗ digkeit für die Schule, tiefgründige Berufserzieh— ung zu leiſten, um ſo mehr, da ſie dieſes bisher vernachläſſigt hat. Dieſe Berufserziehung muß zur rechten Arbeitsauffaſſung. zum Disvonieren zur praktiſchen Arbeit erziehen. Schwerpunkt de. Berufserziehung iſt die Perſönlichkeitsentwick⸗ lung aus dem Kraftzentrum der Religion. Die Erziehung zur Mütterlichkeit und zum echten Gemeinſchaftsſinn muß die rechte ſoziale Einſtellung der Frau grundlegen. Da drei Vier- tel der Mädchen im Hausmutterberuf ihre Le— beuserfüllung ſuchen und wegen der geiſtig t derlichen Struktur des Menſchen muß die haus⸗ wirtſchaftliche Unterweiſung der Mädchen in. allen Schulen, beſonders in der Volksſchule, nach⸗ haltigſt gefördert werden. Als Hemmung für die Berufsbildung der Mädchen ſtellte ſie heraus das Abgehen der Mädchen von höheren und mittleren Schulen vor Abſchluß der Bildung, das Verlorengehen der Begabungen für die prakti- ſchen Berufe durch Hinführen aller Intelligen⸗ fen in Gelehrteuſtände, die Ueberſpannung der Forderungen für die Ausbildung der einzelnen Berufe. Beſonders warme Worte ſprach ſie für die Weckung und Förderung des Erzieherberufs. Der Vortrag löſte reichen Beifall aus. Im Anſchluß daran nahm der Verein folgende Ent— ſchließungen an: 1 Die 41 Hauptverſammlung des Vereins Katholiſcher Deutſcher Lehrerinnen erkennt es! als eine der wichtigſten Zeitaufgaben des Ver⸗ eins in den ſchwierigen wirtſchaftlichen ſozia⸗ len und kulturellen Verhältniſſen der Gegen⸗ wart, auf der Grundlage der katholiſchen Weltanſchauung für die Frauenbildung Mittel und Wege zu ſuchen, daß die Mädchen einer⸗ ſeits die bedeutſame Aufgabe der Gattin, Mutter und Hausfrau mit vollem Ernſt er⸗ faſſen lernen und in jeder Beziehung für dieſe! geſchult werden, daß ſie anderſeits auch zu den Erwerbsberufen die rechte innere Einſtel⸗ lung finden und die erforderliche Ausbildung erhalten. Die 41. Hauptverſammlung des Vereins Katholiſcher Deutſcher Lehrerinnen beantragt, daß bei Neubau von Schulhäuſern, die Mäd⸗ chenklaſſen aufnehmen ſollen, ſtets eine Schul⸗ küche vorgeſehen wird. Weitere Entſchließungen wurden zur Frauen⸗ berſchule, ferner zu den Richtlinien 1 die körperliche Erziehung der ädchen, für die Eheloſigkeit der zehreriunen, ſowie für die Bekennt⸗ zisſchule, die Unterricht und Erziehung im Beiſte des Bekenntniſſes ſichert, einſtimmig an⸗ jenommen.. Der Juni im Volks⸗ glauben. Von Dr. Paul J. von Lone. „Juni“ und„Jugend“ 1 5 und bezeichnen das Gleiche:„Blüte“. zuni⸗Grün iſt das herrlichſte. Das Korn und alle Gräſer, Akazie und Linde blühen zuſammen mit Rotdorn⸗ und Goldregen, Jasmin und Rho⸗ bon; doch wie arm ihre und der vielen 99 0 5 Blütenſchönheit der„Königin“ gegenüber, eren Tage nun anheben, der Roſe! Bei all dieſer Pracht des Blühens koſten wir auch ſchon die erſten Früchte der Erd-, der Stachel-, der Brom⸗ und Johannisbeere, zu ſchweigen von den Kirſchen. Nun iſt— vor allem heute noch im Erzgebirge und im Thüringerwalde— die Zeit der Kräuter„zum Deſtillieren“, wie. C. Thiemens„Wunderbuch“(Nürnberg 1687) ſagt;„dann dieſer Zeit ſind ſie in ihrer beſten Kraft und kann das beſte Oel und Arznei da— raus geſuchet und gemacht werden“. Ein alter Spruch lautet: „Nun iſt die Erde recht von Gott gebenedeit, Nun iſt die rechte Kraut-, Saat-, Blum- und Wurzelzeit, Da jedes ſeine Kraft und ſeinen Saft erweiſt, Wofür er in der Welt bei Menſchen iſt gepreiſt. Nehmt darum ſelbige in dieſer Zeit in acht, Denn es wird euch hierdurch viel Nutzen ein⸗ gebracht.“ Das alte Nürnberger Wunderbuch gibt des⸗ halb dieſen beſonderen„Kräuterbericht für Lieb⸗ haber der Arzenei“: Die ſi mauf Kräuterei verſtehn, Die werden Tag und Stund anſehn, Wann jedes ſoll gewartet ſein: Das eine will den Mondenſchein, Das ander will ſein eingetragen Recht zwiſchen Unſrer Frauen Tagen (Mariä Himmelſahrt u. Mariä Heimſuchung) Nehmt auch den Mond hier wohl in cocht, Welch Kraut hat nicht durch ihn was Macht! Die erſten ſieben Tage ſein Allein vor zarte Kindelein Die andere ſieben Tag hieran Gehn Freier und Jungfrauen an. Das dritte Teil vom Mondenſchein Soll vor abgehende Jahre ſein. Das letzte Teil voll Dunkelheit Belangt die alten kranken Leut. Der ſo ſein Kraut verſammeln wird, Der hat hierinnen doctoriert.“ Nun fällt aber gerade in dieſen geſegnetſten kller Monate der große Wendepunkt des Mache S„In dieſem Monat gehet die maje⸗ zätiſche Sonne in das vierte himmliſche Zeichen, der Krebs genannt. Er iſt ein kalt und feucht Zeichen, gehöret dem Waſſer zu, mitternächtiſch. pfligmatiſch und unſtet, herrſchet in dem Menſchen über die Bruſt, Magen, Lungen, Ripp und Milz.“ Man ſagt, nun werde der Sonnengott vom Krebs ins Bein gebiſſen und„von den Scheren des Unholds feſtgehalten“, daß er hinfort nur mehr rückwärts könne. In mannigfachſter Weiſe hatdie Volksphantaſie dies himmliſche Ereignis ausgedeutet. Der„Sonnwendmann“, ſo beißt es in den öſterreichiſchen Gebirgsländern, verfolgt d' Sonne wie ein Wild, tut ihr an, was Hagen von Tronje dem Siegfried. Aehnlich im Norden, wo Baldur, die Sonne, von dem Dämon umgebracht wird. Die alten Griechen— weil bei ihnen der Unterſchied zwiſchen Sommer und Winter nicht derart war wie bei uns— glaubten, die Sonne, Herakles. brauche dem Win⸗ ter nur zu dienen. Andere wieder beobachteten, daß nach der Sonnenwende erſt die eigentliche Hitze kommt, und ſtellten ſich das ſo vor, daß die Sonne in Wahnſinn falle und auch die Welt in die Fieberſchauer des Verderbens ziehe. Daher ſind ſprachver⸗ ö 2 15 reizvolles lebendiges Bild bot. Sonnenfinſternis, hängnis. So entſtanden die Bräuche um Johanni. Da„ſchwärmen böſe Geiſter; Nachteulen und Unholdinnen fliegen umher und ſtürzen ſich auf die unſchuldigen Kinder“, wie das Shakeſpeare im„Sommernachtstraum“ darſtellt. Vor ihnen ſuchte man ſich zu ſchützen. Haus und Tor wur⸗ den mit Dornen und Diſteln bekränzt, und Zau⸗ berkräuter ſollten die Hexen bannen: Knoblauch, Beifuß und Eiſenkraut, Lavendel und Ritterſporn⸗ Auf Märkten bot man ſie feil. Daraus ſind die Blumenmärkte am Johannisabend entſtanden, in Rom am Lateran wie in Stockholm auf dem Laubmarkt oder in Leipzig an den Friedhöfen. demſelben Zweck wie dieſe Kräuter dienten ur⸗ ſprünglich die Johannisſener, die in alter Zeit nicht nur auf den Bergen, ſondern auch mitten in den Städten abgebrannt wurden, um die Geiſter zu bannen; ihre aufſteigende Lohe ſollte die Luft reinigen und die in ihr befind⸗ liche giſtige Brut verſengen. Selbſtverſtänd⸗ lich mußten die damit verbundenen Tänze und Spiele in chriſtlicher Zeit anders gebaut werden. de man ſie nun einmal nicht ausrotten konnte und— wie im 15. Jahrhundert zu Regensburg und Augsburg— ſie ſelbſt von den Königen mitgetanzt wurden. Die Geiſtlichkeit deutete ſie guf die Feudenſprünge des kleinen Johannes im Mutterleibe, von denen die hl. Schrift ſpricht. Vielleicht hängt auch damit dann die An⸗ ſchauung zufammen, die im Juni geborenen Kin⸗ der gerieten immer gut. Nach Thiemens Wun⸗ derbuch ſollen ſie„ein ſcharf und ſubtil Ingenium oder gut Gedächtnis haben, hohen Verſtand und rechten, ernſten Mut; halten ſich gemeiniglich ehr⸗ bar, ſeind eines redlich-auffrichtigen Gemüths, nach Ehr und Lob ſtrebend, ſind Leichtfertigkeit, Schwelgerei, Freſſen, Saufen und den Laſtern feind, lieben hergegen die Wahrheit, halten über der Gerechtigkeit, doch wandelbar und unbeſtändig“. man vangr vor einem Wer⸗ Das Schlofibeleuchtungsſeſt in Mannheim. Mannheim, 30. Mai. Auf beiden Uſern des Rheins, um mit dem alten Studentenlied zu re— den, ſaßen, lagen und ſtanden geſtern abend ſchon vo 7 Uhr an Tauſende erwartunasvoller Men⸗ ſchen, die das angekündigte Feuerwerk, die Haupt— unziehung des Schloßgartenfeſtes, ſehen wollten. Das Wetter hatte erfreulicherweiſe gegen Abend eine Wendung zum Beſſeren genommen, und die ſcheidende Sonne beleuchtete ein lebendes Bild: auf dem Rhein menſchengefüllte Dampfer und Motorbobte, zum Teil mit bunten Lampions und Fähnlein geſchmückt, an den Ufern ebenſo dichtgedrängte Scharen, Ruder- und Paddelboote zur Fahrt gerüſtet. Ein böiger Nachtgeooitter— wind war mittlerweile eingeſchlafen, und die werſchiedenen muſikaliſchen Darbietungen der Ge— ſangvereine und der Muſikkavellen waren weithin vernehmbar. Punkt 9.45 gab, nachdem inzwi— ſchen mit dem anbrechenden Abend überall auf dem Waſſer und zu Lande bunte Lampions zu glüben begonnen hatten, ein Kanonenſchlag das Zeichen zum Beginn des Feuerwerks In raſcher Folge, nur durch die Pauſen zum Wechſeln der Feuerwerkskörper unterbrochen, knallte, ziſchte und leuchtete es dann vom Schnickenloch-Damm in den dunklen Nachthimmel hinaus, funkelte und alitzerte in allen Farben des Regenbogens und ſtreute ſeinen Glanz über den alten Rhein und die Ufer. Beſonderen Eindruck machten auf die vielen Zuſchauer die vom Waſſerſviegel aus in die Höhe ſteigenden feurigen Leuchtfontänen, die einem Springbrunnen täuſchend ähnlich ſahen. Die Schiffe und Boote hatten gleichfalls reichen Licht⸗ und Fackelſchmuck angelegt und glitten über die breite Waſſerfläche dies- und jenſeits der Brücke, was vom Ufer aus geſehen, ein un⸗ Die auf dem Waſſer freuten ſich ihrerſeits an dem wir⸗ kungsvollen Kontraſt, den die Reihen von pur— purnen Lampions auf dem ſchwarzen Grund der Bäume boten. Gegen 11 Uhr war das Feuer⸗ werk zu Ende, ohne daß ſich ſowohl auf dem Waſ⸗ ſer wie auf dem Lande irgendwelche Unfälle er⸗ eianet hätten. herrſche die Unruhe in der Natur wie bei einer CFFCCCCCCVVTCTUUCUCUCUCUCUVUVUVUVUVTDVTVTUPUPFPPUVVV—V—T—T——B o Taun von Schöllenbach. Ein Börſen⸗Roman von Barr⸗Runkel. „Danke ſehr, ich werde mich Ihres freund, lichen Anerbietens erinnern! Und nun muß 855 wohl in betreff der Verlängerung des (Charter⸗Vertrags etwas unterſchreiben! Ich glaube zwar, ich ſollte das nicht tun, ehe ach meine Rechtsanwälte konſultiert habe: aber ich fühle mich in Ihren Händen voll⸗ ſtändig ſicher, Herr Schwarz! Wenn Sie mir alſo die Papiere zuſchicken wollen und mit Pleiſtift darauf vermerken, wo ich meine Unterſchrift hinſetzen ſoll, dann will ich es gern beſorgen l“ habe die Papiere bei mir, Herr Graf!“ verſetzte der Börſenmann eifrig und 30g ſie aus der Taſche. 5 16 f„Können Sie mir vielleicht auch mit einer Fünſeder aushelfen, Herr Schwarz? O, danke ehr Sie ſind völlig ausgerüſtet, wie ich ſehe! jchen Geſchäfts⸗ re Das nenne ich einen oe mann cb. l Der junge Graf machte ein wenlg Platz auf dem Tiſch und ſchrieb ſeinen Namen unter die beiden Schriftſtücke, die er ſich je⸗ doch vorher ſehr genau durchlas, trotz ſeiner wiederholten Behauptung, von ſolchen Dingen nichts zu verſtehen. Er beklagte ſich mit matter Stimme über die unklare Faſſung ſolcher Doku⸗ mente und meinte, es ſei kein Wunder, wenn man Rechtsanwälte brauchte, um einen über dergleichen Dinge aufzuklären. Schwarz ſteckte die Urkunden mit einer Befriedigung ein, die er kaum zu verbergen vermochte; dann ſtand er auf und knöpfte ſeinen Rock zu, wobei ſeine Bewegungen viel raſcher waren, als die des jungen Mannes, der nur halb ſo viel Jahre zählte wie er, und der ſich ſo mühſelig erhob, als ſei das zweimalige Schreiben ſeines Ramens eine An⸗ ſtrengung geweſen, die ihn total erſchöpft ätte. Aber ehe ſein Beſucher das Zimmer verließ. machte er gan rubia eine beiläufige Wemertung, die wie ein elektriſcher Schlag wirkte und den älteren Mann bis ins Innerſte erbeben und tief erbleichen ließ. „Wann meinten Sie, Herr Schwarz, daß der„Rajah“ aus Liſſabon zurück ſein wird?“ Einen Augenblick herrſchte tiefes Schweigen. Tann zündete ſich in aller Ruhe eine neue Zigarre an und blickte gar nicht zu dem tödlich erſchrockenen Mann auf, dem vor Angſt die Augen weit aus dem Kopf hervortraten. „Liſſabon? Liſs⸗ſa⸗bon?“ ſtammelte er ent⸗ etzt und machte vergeblich den Verſuch, eſichtszüge und Stimme in der Gewalt zu behalten.„Liſſabon? Ich— ich habe doch nichts von Liſſabon geſagt!“ „O doch, Sie ſagten, der„Najah' befinde zich ſüdlich von Liſſabon, nicht?“ ö „Ich ſagte: ſüdlich von Buenos Aires.“ Tann machte eine ungeduldige Bewegung, als ob er ſich über ſich ſelbſt ärgere. „Aber natürlich haben Sie Buenos Aires geſagt! Gott, wie dumm von mir! Ich ver⸗ wechſle dieſe ausländiſchen Städte immer! Wahrſcheinlich, weil Argentinien früher eine ſpaniſche Veſitzung war und Liſſabon in Spanien ilt, drum habe ich die beiden untereinanderge⸗ worfen!“ »„Liſſabon iſt in Portugal, Herr Graf, die Hauptſtadt von Portugal!“ b „Ganz recht! Jetzt habe ich das wieder mit Madrid verwechſelt. Madrid iſt doch in Spanien?“ „Jawohl, die Hauptſtadt!“ „Aber es ift kein Hafen?“ „Nein, Herr Graf!“ „Und liegt Liſſabon an der See?“ „An dem Fluß Tajo!“ „Ach, ich bin ſchrecklich unwiſſend, wahr⸗ haftig! Ich müßte eigentlich wieder in die Schule gehen. Ich habe rein alles vergeſſen, was ich dort gelernt habe. Nun, adieu, Herr Schwarz! Wenn ich noch irgend etwas für Sie tun kann, kommen Sie nur ungeniert zu mir! Wir Finanziers müſſen zueinander ſtehen, wenn die Zeiten an der Börſe ſo, ichlecht ind!“ f J haben ziemlich gut Glück, ſo Aus Nah und Fern. Mainz, 31. Mak. Plan eines Lufthafens in Wiesbaden. Die Städte Mainz und Wies⸗ baden wollen ihre Intereſſen auf dem Gebiete des Luftverkehrs gemeinſam regeln. In der Nähe von Wiesbaden, auf der ehemaligen Rennbahn, ſoll ein gemeinſamer Lufthafen errichtet und eine gemiſcht⸗wirtſchaftliche Ge⸗ ſellſchaft ins Leben gerufen werden. Mainz, 31. Mai. Eine furchtbare Fam lientragödie hat ſich am Rheinufer zwiſche⸗ Biebrich und Schierſtein abgeſpielt. Morgen ſah man vom Rheinufer aus ein ſchwere Bündel im Waſſer treiben, das ſich bei nähe rer Inaugenſcheinnahme als die zuſammenge ſchnürten Leichen einer Frau und zweier Kin der herausſtellte. Nach vorgefundenen Aus weispapieren handelt es ſich anſcheinend un die 37jährige Witwe Frau Dr. Maria Wolfs leben aus Elberfeld⸗Vohwinkel, deren 11jähr Tochter und 9jährigen Sohn. Sie waren erf vor einigen Tagen hier zugereiſt. Bald darauf b die Frau ihr Vorhaben ausgeführt ho⸗ ben. Mannheim, 31. Mai. franzöſiſchen Fliegers. Am Samstag nachmit, tag landete auf dem Flugplatz Neu⸗Oſtheig der Lufthanſa ein franzöſiſcher Eindecker, den 1 nach Mainz fliegen wollte. Nach kurzem Aus angeblich die Orientierung verloren hatte und enthalt ſetzte die Maſchine fort. Schwetzingen, 31. Mai. Durch Hufſchla⸗ getötet. Freitag nachmittag wurde im Stall der Eachbaumbrauerei der 64 Jahre alte Kut— ſcher Peter Henn von hier von einem Pferde durch Hufſchläge ſo ſchwer verletzt, daß et noch am gleichen Tage geſtorben iſt. Dörrenbach, 30. Mai. Im Walde verirrt Ein 8jähriges Mädchen von hier, die Tochter des Händlers Schenck, verirrte ſich am Don nerstag beim Holzholen im Walde und wurde erſt am Freitag in der Nähe von Reisdorf aufgefunden. Bis Mitternacht hatte man es vergeblich geſucht. Hamborn, 31. Mai. Furchtbares Boots⸗ unglück. Sechs Tote forderte ein furchtbares Boptsunglück, das ſich geſtern nachmittag gegen 6 Uhr oberhalb der ſtädt. Badeanſtalt von Alſum ereignete. Ein mit 15 Perſonen be ſetzter Kutter des Marinevereins Hamborn kam einem Schleppzug zu nahe Obwohl Hilfe ſchnell zur Stelle war, konnten nur 9 Perſonen gerettet werden; die übrigen 6 ertranken. Marburg, 31. Mai. Schweres Autounglück Samstag vormittag 7 Uhr paſſierten etwa 20 Perſonenautos, die ſich auf der Zielfahrt nach Kaſſel zum Herkules⸗Bergrennen befan⸗ den, den Ort Anzefahr. Kurz hinter dem Aus⸗ gang des Dorfes nach Kirchhain kam ein mit vier Perſonen beſetztes Auto ins Schleudern und fuhr gegen einen Straßenſtein. Durch den ſtarken Anprall wurden die Inſaſſen aus dem. Wagen geſchleudert. Dabei wurde Frau Amtsgerichtsrat Jöckel aus Gießen derart ſchwer verletzt, daß ſie nach 5 Minuten ſtarb. Von den übrigen Inſaſſen wurde der Frauen⸗ arzt Dr. Koch aus Gießen mit ſchweren Ver— letzungen in eine Marburger Klinik eingelie⸗ fert. Dr. Jöckel ſelbſt und der Führer des Wagens kamen mit leichteren Verletzungen davon. Düſſeldorf, 30. Mai. Oberlehrer und Hoch⸗ ſtapler. Ein trauriges Bild eines auf die ſchiefe Bahn Geratenen bot die Gerichtsver⸗ handlung gegen einen früheren Oberlehrer, der ſich wegen Betrügereien zu verantworten ihren Weiterflu⸗ hatte. Der Angeklagte, der aus guter und be⸗ güterter Familie ſtammt, war bereits vor dem Kriege, als er an einer höheren Schule in Jülich angeſtellt war, mit einem beträcht⸗ lichen Zuſchuß ſeines Vaters zum Gebalt Der junge Mann ſtand oben an der Treppe, die Zigarre zwiſchen den Lippen, die Hände tief in die Hoſentaſchen vergraben. Als Herr Schwarz, der eine Vewegung ge— macht hatte, als wolle er dem Grafen die Hand zum Abſchied reichen, dies ſah, beſann er ſich eines Beſſeren und ſtieg die Treppe hinunter, wo der ſchweig⸗ ſame Diener wartete, um ihm die Tür zu öffnen. Als er den unteren Treppenabſatz er⸗ reicht hatte, warf Schwarz einen Blick über die Schulter zurück. Der Graf ſtand noch da oben und blickte ſeinem Gaſt nachdenklich nach. Er nickte Schwarz freundlich zu, winkte mit der Hand und ſagte„Ta, ta“; aber das Geſicht des Scheidenden hätte keinen beſtürzteren Aus druck zeigen können, wenn anſtatt des liebenswürdig lächelnden jungen Mannes Satan ſelbſt da oben geſtanden bätte. 2 1 „Es gibt doch keine unangenehmere Zu⸗ abe als ein ſchlechtes Gewiſſen, ſogar an der örſe,“ ſprach Tann vor ſich hin, als ſich die Na hinter dem Finanzmann geſchloſſen atte.. Schwarz aber nahm eine Droſchke und fuhr nach ſeinem Bureau, von ſehr wider⸗ ſprechenden Gefühlen bewegt. Er war über das Schickſal des, Rajah“ von Unruhe erfüllt, freute ſich aber, daß ihm alles ſo leicht und ohne Widerſpruch gelungen war. Im Bureau an⸗ gekommen, klingelte er ſofort nach ſeinem in alle Geſchäftsgeheimniſſe eingeweihten Bureau⸗ vorſteher. „Nachricht von Liſſabon?“ fragte er. „Jawohl, dasſelbe Chiffrewort! Spur vom„Rajah“. „Wie lange iſt es her, daß Sie unſere ſämtlichen Agenten an den Küſten des Atlan⸗ tiſchen Ozeans und des Mittelmeers beauftragt aber 1 dem vermißten Dampfer auszu⸗ pähen „Genau acht Tage her, und Sie waren vor⸗ hin kaum fort, Herr, da kam eine Depeſche von unſerm Vertreter aus Kiel! Ich bätte Sie Keine [Münchener Notlandung einedg nicht ausgerommen und war vazu uvergegar gen, ſeine Schüler anzupumpen. Schon de mals zahlte er die Geldbeträge nicht zurüe Krieg und Nachkriegszeit ließen den Angeklag ten tieſer und tiefer ſinken, und da ſeine El tern nicht mehr in der Lage waren, ihn 3 unterſtützen, griff er zu Betrügerein. So ha er u. a. eine Verlagsfirma, bei der er als Rei ſender tätig war, um 600 Mark geſchädigt Aus einer Penſion im Siebengebirge ver ſchwand er nach längerem Aufenthalt ohne zu bezahlen. Vor dem Gericht bat der Angeklagte um mildernde Umſtände. Das Gericht ent sprach der Bitte und erkannte wegen fortge⸗ ſetzter Betrügereien unter Zubilligung mil, dernder Umſtände auf 1 Jahr 6 Monate Ge. fängnis. Düſſeldorf, 31. Mai. Der millionſte Beſu cher der Geſolei. Samstag mittag gegen 1 Uhr hatte die Beſucherzahl der Geſolei die erſte Million erreicht. Die Ausſtellungsleitung hatte dem millionſten Beſucher eine goldene Uhr überreicht.. München, 31. Mai. Die Schuldfrage der Eiſenbahnkataſtrophe. Wie die Reichsbahndirektion München mitteilt, war ſie mit Rückſicht auf den gegenwärtigen Stand der Unterſuchung über die im Vordergrund des öffentlichen Intereſſes ſtehende Schuld⸗ bei dem Eiſenbahnunglück München⸗ Oſtbahnhof bisher nicht in der Lage, zu den zahlreichen in den Blättern erſchienenen Er⸗ örterungen über das Unglück Stellung zu neh⸗ men. Um der Preſſe zu ermöglichen, die Oef⸗ fentlichkeit entſprechend zu unterrichten, beab⸗ ſichtigt die Reichsbahndirektion, die Vertreter in den nächſten Tagen zu einer Beſprechung zu laden. Berlin, 31. Mai. Verſailler Vertrag und Geſolei. Wie die„Berliner Montagpoſt“ aus Stockholm meldet, hat es der Verſailler Ver⸗ trag verhindert, daß— wie vorgeſehen war — das Muſikkorps der Leibgarde des ſchwed. Göta⸗Regiments auf der Geſolei⸗Ausſtellung in Düſſeldorf eine Reihe von Konzerten ver⸗ anſtaltet. Der Verſailler Vertrag verbietet bekanntlich fremden Truppen den Aufenthalt im Brückenkopf Düſſeldorf. Die Verhandlun⸗ gen, die ſeit Juli 1925 geführt wurden, haben ſich jetzt zerſchlagen. Paris, 31. Mai. Ein ſchreckliches Rache und Eiferſuchtsdrama ſpielte ſich in dem ſüd⸗ franzöſiſchen Städtchen St. Pans ab. Ein 51. und kenerte. jähriger Landarbeiter, der von ſeiner Arbeit⸗ geberin, die er mit Liebesanträgen verfolgte, bgewieſen wurde, drang nachts in den Schlafraum der Frau ein, ſpaltete ihr den Ropf durch Beilhiebe, tötete dann noch ihre beiden Kinder und beging ſchließlich Selbſt⸗ mord durch einen Revolverſchuß. f Die Unruhen in Schanghai London, 31. Mai. Nach Meldungen aus E' ghanghai haben die Zuſammenſtöße zwiſchen Chineſen und Europäern während eines gro— zen Teiles der Nacht weiterhin angedauert. Ein Chineſe, der dabei betroffen wurde, als er Gaslaternenpfähle umſtürzte, iſt ſtandrecht⸗ lich erſchoſſen worden. Die Freiwilligenkom⸗ banie läßt Patrouillen durch die Hauptſtraßen ziehen. Aus Nanking wird gemeldet, daß ein ingliſcher Matroſe einen Chauffeur getötet ben 19 einen übertriebenen Fahrpreis ver⸗ angte. Die Vorgänge in China. London, 1. Juni. Wie aus Peking gemel. det wird, rücken die Kuomingtſchon⸗Truppen irneut erfolgreich gegen die Shanſti⸗Truppen zor. In Peking iſt man der Meinung, daß die Kationaliſten wiederum einen großen Sieg wrringen werden. —n ͤ—— 1 wenn ich gewußt hätte, wo Sie ind.“ „Her damit, her damit, her damit!“ ſchrie Schwarz voller Ungeduld. Mit adde Händen ergriff er das Papier und las:„Dampfer, deutſche Flagge, Kapitän Wild, geſtern paſſiert.“ Der moraliſche Herr Schwarz brach nun in eine Flut von Schimpfworten und Verwün⸗ 1 aus, die geradezu ſchrecklich anzu⸗ ören waren; aber ſein Angeſtellter ſchien daran 11 denn er blieb völlig ruhig und ließ en Sturm über ſein Haupt dahinbrauſen. Als eine Pauſe eintrat, weil ſeinem Chef der Atem ausgegangen war, wagte er die Be⸗ merkung:„Es kann doch nicht unſer Schiff lein, Herr; der Kapitän heißt Marquard!“ Und was ändert das an der Sache, Sie Eſel?“ brüllte Schwarz.„Der alte Halunke hat eben einfach ſeinen Namen geändert. Er hat mich dem andern ausgeliefert, der ſchein⸗ heilige Hund! Wahrſcheinlich ſtecken ſie beide unter einer Decke, er und Lipſchütz! Marquard iſt ein Dieb! Und Lipſchütz iſt auch nicht beſſer, im Gegenteil ſchlimmer, denn er iſt ge⸗ ſcheiter! Sie werden das Erz einſchmelzen, nachdem ſie es an einen paſſenden Ort ge⸗ ſchafft haben! Aber es wird immerhin drei bis vier Tage dauern, bis ſie fertig ſind, und vorher werde ich dem alten Schurken einen heilſamen Schrecken einſagen! Sehen Sie mal nach, ob heute abend noch ein Zug nach Kiel geht! Auf alle Fälle muß ich ſelbſt hin, ich kann die Sache keinem andern überlaſſen!“ Und ſo geſchah es, daß ein paar Stunden ſpäter die zwei Perſonen, die ſich am Nach⸗ mittag ſo eingehend über den„Rajah“ unter⸗ halten hatten, beide unterwegs waren, ihn aufzuſuchen, nur nach verſchiedenen Hafen⸗ orten. 1. 5 (JFortſetzung folgt) Verſäumen Sie nicht den„Viernheimer Anzeiger“ zu abonnieren! giſch von Sueida bis Abd el Krim Abd el Kriems Ankunft in Taze. Paris, 31. Mai. Aus Fez wird gemeldet aß die Journaliſten, die in Taza die Ankunſt Abd el Krims erwarteten, eine ftarke Enttäu⸗ chung erlitten, da die Ankunft des Rifführers zu keinerlei Manifeſtationen Anlaß gab. Um 1 Uhr kamen drei Autos an. Im erſten befand ſich Abd el Krim mit einem franzöſi⸗ ſchen Kommandeur, im zweiten der früher Rifminiſter Muhamed Bugibu und im drit⸗ len Dienſtperſonal. Der Zug bewegte ſi⸗ nach dem Feſtungsgürtel. Abd el Krim wurde gach dem obengenannten Haus des Paſcha ge⸗ bracht, wo ihm verſchiedene Räumlichkeiten zur Verfügung geſtellt wurden. Es kam zu keinerlei Empfängen. noch zu irgendwelchen Kundgebungen. Die Bevölkerung verhielt ſich böllig ruhig. Die Rifleute in Offenſive. Paris, 1. Juni. Nach einer Meldung aus Feſ leiſten die Riftruppen in Spanien erbitterter Mide rand, die auf einer 15 Kilometer langen Front von hucemas bis Tarquiſt offenſiv an⸗ gegriffen haben. Die Rifleute werden von dem gruder Abd el Krims geführt. Ein Interview mit Abd el Krim. Paris, 31. Mai. Ein Verichterſtatter des Journal“ hatte eine Unterredung mit Abd el Rrim. in der dieſer u. a. erklärte: Wir wiſſen, daß wir durch unſeren Starrſinn auf der Kon⸗ ſerenz von Udida verloren hatten. Mit Frank⸗ teich hätten wir ſofort Frieden geſchloſſen und bie Gefangenen herausgegeben. wir wollten aber den gleichen Forderungen der Spanier nicht nachkommen. benn militäriſch ſind wir geſchlagen. den Gedanken gehabt, alle unſere Kräfte zu ſammeln, den Spaniern entgegenzuwerfen und bis zum letzten Mann zu kämpſen. Dieſen Ge⸗ danken haben wir auf die klugen Ratſchläge des franzöſiſchen Arztes Parent aufgegeben, der im Auſtrage Steegs ſprach. Ich verlange eins. näm⸗ lich, daß man mich nicht den Spaniern auslie⸗ fert und daß man weder meine Familie noch die Perſonen meiner Umgebung deſſen anklagt, was ſich im Rifgebiet ereignet hat. i Die Kämpfe in Syrien. Franzöſiſcher Vorſtoß.* Paris, 31. Mai. Wie aus Beirut gemeldet wird, rückten die franzöſiſchen Truppen ener⸗ Aera vor. Sultan Atraſ wurde zuſammen mit mehreren anderen Druſenführern vom Kriegsgericht zu Damas⸗ us in Abpweſenheit zum Tode verurteilt. Die Jagd im Juni. (Aus dem„St. Hubertus“, Ill. Jagdwochenſchrift, Cöthen i. Anh.) Der Juni, der Roſenmonat, iſt auch noch größ- leuteils Hegemond, in dem der waidgerechte Ju ö en Hohn als Verbandsdirektor a für das katholiſche Deutſchland fand geſtern im nur die Schutzpolizei im Revier ausüben denn Wald und Feld ſind jetzt die Kinderſtube des Hoch⸗ und Niederwildes und iſt deshalb jede Unruhe fernzuhalten. Das Edel⸗ dem Verfärben und Damwild gern im Getreide. ſteckt nach Grasreiche, geſchloſſene Laubhölzer und höher gelegene Rohr⸗ horſte ſucht das Wild gern auf, weil es dort von den läſtigen Bremſen nicht ſo gequält wird. Starke Hirſche rudeln ſich in ſchattenreichen. Vor⸗ hölzern zuſammen und unternehmen nachts oft weite Wanderungen durch Wald und Getreide, indem ſie nach Geſchmack und Ruhe bald hier, bald dort ſtecken bleiben. Bei anhaltendem Re⸗ genwetter zieht das Wild zu Holze in raume a Stangenorte. Suhlen und ſauber gehaltene Salz⸗ lecken werden gern angenommen. Die Hirſche begmnen zu fegen. Man achte auf die Fegeſtel⸗ leu, an denen man ja ſehen kann, ob es ſich um 4 einen jagdbaren Hirſch oder guten Schaufler han⸗ zelt. Während des Geſchäfts des Fegens ver⸗ ehmen ſie ſchlecht und es glückt leicht, ſich ſehr ahe heranzupürſchen und ſicher anzuſprechen. Die Sauen finden jetzt, zu Rotten vereint, in der Forſt überall reiche Aefung, aber in der Nacht locken doch die Sommerungsſchläge mit un⸗ widerſtehlicher Anziehungskraft. Die Zeit des lustritts iſt aber noch unbeſtimmter, wie in an⸗ deren Monaten. Oft erſcheinen die Sauen ſchon ach Sonnenuntergang, um in der nächſten Nacht rt um Mitternacht auszutreten. Auch die Wech⸗ ſel werden nicht regelmäßig gehalten. Am aller⸗ unzuverläſſigſten verhalten ſich die alten Keller und gelben Bachen, die am Tage in tiefen Dickun⸗ gen ſtecken, des Nachts aber ein ungeregeltes Va⸗ gabundenleben führen. Die Rehe tragen ihr leuchtendes Sommer⸗ kleid. Sie ſtecken je nach Witterung und Ruhe überall umher. Die Ricken mit ihren Kitzen ſitzen gern im Getreide und bevorzugen bei Hitze die kühlen Gemenſchläge, oder ſie wählen dichte Feld⸗ Laubhölzer, von wo aus ſie Klee⸗, Luzerne⸗ oder Serradella⸗Schläge annehmen. Nach dem Fegen ziehen auch die Böcke zuſammenhängende Getrei⸗ deſchläge vor, von wo aus ſie erſt nach langem Sichern naſchend Feldraine und Grabenborde entlang ſchleichen, um Kleeſchläge uſw. aufzuſu'⸗ chen. Mit einem guten Glaſe hat der pürſchende Jäger aber gewöhnlich bald den Slandort guter Böcke auch in der Flur ausgemacht. Will er dann Huberti Gunſt nicht leichtfertig bei ungünſtigem Winde erzwingen, ſo wird es ihm meiſtens gelin. en, nach einigen Tagen der Mühe ſeine Kugeß unzubringen. Nach anhaltendem Negen ſtehen die Rehe gern in Stangenorten, und iſt dort die hürſch beſonders lohnend. Der Dachs hat Junge im Mutterbau und treibt ſich des Nachts in Wald und Flur umher. lach Larven, Engerlingen und anderen Schäd- lungen zu ſtechen. Läuft ihm dabei einmal der Inhalt eines Erdbrüters mit über die Zunge ſo tut er doch im Forſte mehr Nutzen als Schaden, Der Haſe gibt ſich ſeinen Liebesfreuden mit ungeſchwächten Kräften hin.— Jagende Hunde und Raubzeug aller Art ſind kurz zu halten. Die Rebhühner⸗Gelege kommen aus und ſind vor Raubzeug zu ſchützen. Schnepfen baben Junge Heute müſſen wir alles annehmen. Wir haben urſten Beſatzungszone den Vorſitz des Verbandes den nicht vereinbart aufgenommen worden. Enfen und Ganfe fuhren gleichfaus ihre Jungen aus. In größeren Rohrgelegen ſind frühzeitig Schneiſen für die kommende Jagd zu mähen, um ſo die Enten an den veränderten Zu⸗ ſtand zu gewöhnen. Faſanen haben Junge In zahmen Faſa⸗ nerien ſind die Geſperre beſonders vor ſchlechtem Wetter zu ſchützen. Von einem ſeltſamen Dachsidyll weiß ein rumäniſcher Mitarbeiter der in Cöthen (Anh.) erſcheinenden Jagdwochenſchrift St. Hu⸗ bertus zu berichten. Im vergangenen Herbſt— ſo erzählt er— brachten mir rutheniſche Kinder die Nachricht, beim letzten Heuſchober, etwa 600 Schritte oberhalb meiner Wohnung, ſeien Tiere, ſo groß wie mittlere Hunde oder Schweine, die ſich gegenſeitig beißen. Sie hätten mit dem Maule Hen geholt, es einem von ihnen auf den Rücken geladen und ihn hierauf bei den Ohren in ein großes Loch gezogen. Da ich mir nach dieſer ſon⸗ derbaren Beſchreibung nicht erklären konnte, um was es ſich handelte, ging ich hinauf und ſah ſo⸗ lort, daß es ſich um einen befahrenen Dachsbau handelte. Ich ſetzte mich in bar und nach und nach zählte ich— ich traute meinen Augen kaum— ſieben Jungdachſe, welche ſich ſpielend umhertrieben, ſich an den Gehören zerrten und Heu in den Bau ſchleiften. Der Eigentümer des Heues wollte ſogar noch mehr beiſammen geſehen haben. In meinem Auſfent⸗ baltsgebiet iſt der Dachs verhältnismäßig ſelten, aber, da er nicht verfolgt wird, ausnehmend ver⸗ traut. Was an dieſem Bericht beſonders bemer⸗ kenswert, iſt die große Zahl der Jungdachſe in einem Bau, die natürlich nicht alle eine Mutter haben können, ſondern aus mehreren Gehecken ſtammen müſſen, was bei der Ungeſelligkeit des Dachſes eine große Seltenheit iſt. Zetzte Meldungen. Genennl der Infanterie Karl Freiherr von Gall geſtorben. Darmstadt, 31. Mai. Der General der In⸗ anterie, Karl Freiherr v. Gall, iſt im 79. Le⸗ zensjahr geſtorben. In ſeiner letzten Friedens. zienſtſtelluns war er Kommandeur der 25.(heſſi, chen) Diviſion. Vom Verband der Stadt⸗ und Landkreiſe des beſetzten Gebietes. Mat. Infolge der Räumung der hatte Oberbürgermeiſten Köln, 1. Dr. Adenauer Stadt⸗ und Landkreiſe ziedergelegt. Die des beſetzten Gebietes Mitgliederverſammlung des Verbandes wählte am letzten Freitag Oberbür⸗ zermeiſter Dr. Külb⸗Mainz zum erſten Vorſitzen⸗ den, ſowie die Oberbürgermeiſter Travers(Wies⸗ baden) und Dr. Weiß-Ludwigshaſen zum ſtell⸗ dertrelenden Vorſitzenden. Der bisherige Ge— ſchäftsführer Dr. Schoelkes behält die Leitung er Geſchäftsſtelle, die nach Mainz verlegt wird, dei. Silberjubiläum des Volksvereins für das kath. ö Deutſchland. München⸗ Gladbach, 31. Mai. Aus Anlaß des jährigen Jubiläums des Generaldirektors Dr. des Volksvereins Volkvereinshauſe eine Feier ſtatt, der auch Reichs⸗ kanzler Dr. Marx beiwohnte. In einer An⸗ ſprache hob der Reichskanzler beſonders die Ver⸗ dienſte des Jubilars um den Volksverein hervor. Im Namen des Erzbiſchofs von Köln, Kardinal Schulte, verlas Domkapitular Paſchen ein Schrei⸗ ben des Erzbiſchofſs, in dem Dr. Hohn Anerken- nung und Dank für ſeine erfolgreiche Tätigkeit im Dienſte des Volksvereins ausgeſprochen wird: Unterſtützung für Rheinwinzer. Berlin, 31. Mai. Das Wohlfahrtsminiſterium ſoll nach einer Mitteilung der Wiesbadener Re⸗ zierung einen namhaften Vetrag zur Verfügung zeſtellt haben, um die Not der Rheingauwinzer lich gebeten, den Anordnungen der Wehr berell⸗ zu mildern. Es ſollen 25 Mark pro Morgen an⸗ gebauter zelliche gegeben werden, wobei Zinſen genommen noch Rückzahlung des Geldel berlangt wird. Wulles Immunität aufgehoben. w. Berlin, 31. Mai. ausſchuß des preußiſchen Landtags hat dent An trag auf Aufhebung der Immunität des Alge. bl. Blut verehrt und unzählige Gläablge ſuchen in dieſer Gnadenzeit das Gnadenwunder auf, um ordneten Wulle zugeſtimmt. Die Revolution in Portugal. Cabeſudas Miniſterpräſident. Paris, 31. Mai. Havns meldet aus Liſſabon, daf; der Präſident der Nepublit den Führer de revolntionären Bewegung, Mafor Cabeſudas mit der Bildung der neuen Regierung beauftragt habe. Cabeſudas habe den Auftrag angenommen und erklärt, daß die neue Regierung aus civilen und militäriſchen Perſönlichleiten beſtehen werde, die außerhalb der Parteien und im Einverſtünd⸗ nis mit den Delegierten der militüriſchen Divi⸗ tonnen dewählt würden. Zur Lage in Liſſabon. London, 31. Mai. Nach einer Meldung des „Exchange Telegraph“ aus Liſſabon beabſichtigen die ſiegreichen Auſſtändiſchen. das Parlament ihrer Anſicht mit den Intereſſen des Landes werden können. Man erſährt, daß Liſſabon ohne irgend einen Gewehrſchuß ein⸗ genommen wurde. Die Meldung vom Siege der Auſſtändiſchen iſt im ganzen Lande mit Jubel Die Militärbehörden ha⸗ ben überall die Poſtgebäude beſetzen laſſen. Der zurückgetretene Miniſterpräſident iſt geflohen. Die Nachforſchungen nach ſeinem Verbleib ſind bisher ergebnislos geblieben. In letzter Stunde meldet man, daß General Cabeſudas neben dem Miniſterpräſidium das Marine⸗ und Kriegsmini⸗ ſterium beanſprucht, wenigſtens in der erſten Zeit. etwa 60 Schritten Entfernung, gut gedeckt, mit dem Glaſe an und brauchte nicht lange zu warten: Schon nach einer halben Stunde wurde ein ſchlanker Fang ſicht⸗ 20.50— 21.50. weden Der Geſchäftsordnungs. auch dieſes Jahr wieder ſtatt. Handelsmarkt. Frankfurter Getreidebörſe. An der geſtrigen Frankſurter Getreidebörſe notierten bei feſter Tendenz: Weizen 30— 30,50 Roggen 19,75—20; Sommergerſte 22—24; Hafer inl. 2123; Mais 17,75; Weizenmehl 42— 42,75; Roggenmehl 28,50—29; Weizenkleie 9,25—9,50: Roggenkleie 11; Erbſen 30—38; Linſen 40—70; Heu 9; Stroh 6—6,50: Biertreber 15, alles in Reichsmark die 100 Kilogr. Mannheimer Viehmarkt. Dem heutigen Viehmarkt waren zugeführt 284 Ochſen, 137 Bullen, 669 Kühe und Ninder, 376 Kälber, 38 Schafe, 1950 Schweine. Bezahlt wurden für Ochſen 30—59, Bullen 36—59, Kühe 14—50, Kälber 4884, Schafe 38— 44, Schweine 60 bis 82 Mk. Marktverlauf. Mit Großvieh ruhig, Ueberſtand, mit Käluern mittelmäßig, geräumt, mit Schweinen ruhig, Ueberſtand. Mannheimer Produktenbürſe. Infolge des heutigen amerikaniſchen Feiertages lau⸗ ten die vom Auslande vorliegenden Offerten ziemlich unverändert. Die Marktlage iſt ruhig. Am hieſigen Platze blieb nahe Ware geſucht. Man nannte vorbörslich gegen 12½ Uhr: Weizen, inländiſcher, ohne Angebot, auslän⸗ diſcher 30.50— 33.25, Roggen, inländiſcher, ausländ. 19.25 5 Brau⸗ gerſte, inländiſche, ohne Angebot, ausländi⸗ ſche 2627.50, Futergerſte 18.25— 19.50, Mais mit Sack 17.25—18.—, Weizenmehl, Spezial 0, 42.25— 42.50. Brotmehl 29— 31. Rogaen⸗ mehl 29—31. Kleie 9.25. Biertreber mit Sack 14.50—15, alles die 100 Kilo bahnfrei Mann heim. Viulale Nachrichten. * Viernheim, 2. Juni. Fronleichnam. Run ſteht die graue Stadt in Blüte, Die Straßen ſchmücken ſich mit Mai'n. Der Heiland will in Königsgüte Mit ſeiner Gegenwart ſie weih'n. In Gold und Purpur geht die Reiſe, Mit Liedern, Bluſt und Weihrauchduft. „Mein Fleiſch iſt wahrhaft eine Speiſe!“ So ſchwingt es ſegnend durch die Luft. Im Sonnengold blühn' blaß die Kerzen, Und Fahnen flattern, Kranz und Band. Gott wandelt über tauſend Herzen, Gott grüßt das ſonnenreiſe Land. Still knie'n ſie bei dem Höͤchſten nleder Und küſſen betend ſeine Spur, Und heilige Liebe eint ſte weder, Den Heiland und die Kreatur. J. F. O. » Wegen des hochheiligen Fron⸗ leichnamfeſtes erſcheint die nächſte Nummer am Freitag. „ Fronleichnamsprozeſſion. Morgen am Fronleichnamsfeſte, findet wie alljährlich die Fronleichnamsprozeſſion ſtatt. Damit dieſelbe ſich beim Auszug aus der Kirche ordnungsgemäß entwickeln kann, wird auch noch einmal an dieſer Stelle dringend gebeten, daß zuerſt die Schul⸗ kinder, dann die Jünglinge und Männer, und dann erſt die Jungfrauen und Frauen die Kirche verlaſſen. Der Platz vor der Kirche muß frei bleiben. Das Frelw. Feuerwehrkerps hat die Güte gehabt, auch in dieſem Jahre wlederdie Aufrechterhaltungſder Ordnung bei der Prozeſſion zu übernehmen. Die Teilnehmer ſowohl als auch die Zuſchauer bei der Prozeſſton werden ebenſo dringend als herz⸗ willigſt Folge zu leiſten und durch ein würdiges Verhalten bei der Prozeſſton dazu belzutragen, daß dieſelbe zur Verehrung des allerheiligſten Sakramentes dient * Die heilige Wallfahrtszeit hat be⸗ gonnen und dauert etwa drel Wochen. Schon mehrere Hundert Jahre wird in Walldürn das dadurch ihren Glauben zu bekunden, andererſeits um ſich wieder Troſt im Leid und Kraft für den alltäglichen Kampf ums Daſein zu erbitten. » Wallfahrt nach Walldürn. Die Wallfahrt nach Walldürn findet wie alljährlich Dleſelbe geht am Freltag⸗Morgen ab und kehrt am Montag ⸗Abend wleder zurück. Am Freitag⸗Morgen iſt um ½6 Uhr hl. Meſſe in der Kapelle am Weinheimer Weg. Darauf Weggang nach Weinheim zur Bahn. Das Gepäck möge bis zum Donnerstag Abend bei Frachtfuhrmann Jakob Mandel (Frledrichſtraße) abgegeben werden. * Volksverein. Die Vertrauensleute des Volksverelns werden für Freitag, den 4. Juut, abends nach der Andacht zu einer Beſprechung ins Kettelerſälchen im Freiſchütz gebeten. aufzulöſen und alle Geſetze aufzuheben, die nach *Die 50 jährigen verſammeln ſich mor⸗ gen, Fronleichnamstag, nachmittags 4 Uhr, zwecks wichtiger Beſprechung bei Altersgenoſſe Herbert im Gaſthaus„Zum goldenen Karpfen.“ * Zuſammenſchluß der Jungbauern. Hier haden ſich die Jungbauern zu einer Orga⸗ niſation zuſammengeſchloſſen. Zweck derſelben iet Förderung der Standesintereſſen. 6s gehören ihr berelts 60 Mitglieder an. Der Monats bei⸗ trag beträgt 20 Pfa. Wle aus dem heutigen Inferat erſichtlich, findet heute Mittwoch Abend 25 Verſammlung im Gaſthaus„Burg Windeck“ att. ü men werden. dieſen wichtigen und zeitgemäßen Vortrag auf⸗ merkſam. a ö „ Das Volksbegehren in der Auf⸗ wertungsfrage. Am kommenden Sonntag ö den 6. d. Mts., nachmittags 3½ Uhr, wird im Gaſthaus„Zum Engel“ der Vorſitzende des Heſſ. Sparer⸗Schutzverbandes, Herr Provinzial⸗Direk⸗ tor Geheimrat Dr. Beſi in Darm ſtadt, üben den geſamten Umfang der mit der Aufwertung und Anleiheablöſung znſammenhängenden Fragen ſprechen. Das Ziel des Sparer⸗Schutzverbandes iſt die baldige Wiederbeſeitigung der Aufwertungs⸗ geſetze und die Wlederherſtellung der wohlerwor⸗ benen bürgerlichen Rechte der Sparglänblger. Im Anſchluß an den Vortrag foll die Gründung elner Ortsgruppe in unſerer großen Gemelnde, wie ſte bereits ſchon überall beſtehen, vorgenom⸗ Wir machen alle Intereſſenten auf »Der Stenographen Verein Ga⸗ belsberger hält ab Freitag Abend in der Goetheſchule Uebungs⸗ und Vorbereitungs⸗Stun⸗ den zum Verbands tage in Darmſtadt ab. Man erwartet zahlreiche Beteiligung. ö*Das heilige Jahr. Wie aus dem Inſerat hervorgeht, wird im Central ⸗Theater morgen Donnerstag und Freitag eln Film„Das heilige Jahr“ vorgeführt. Aufgenommen an den heiligen Stätten Roms mit Genehmigung Seiner Helligkeit Papſt Pius 11. Man ſieht u. a.: Seine Heiligkeit Papſt Pius 11., die meiſtbeſuch⸗ ten Kirchen, den St. Petersplatz, die Peterskirche mit Innenanſicht, die Gärten des Vatikans, die heilige Pforte, die Feierlichkeiten dei Beginn des helligen Jahres ſowie die feierliche Oeffnung der heiligen Pforte in der Kirche San Paolo mit den Worten Aperite milu portas juſtitiae und viele andere Sehens würdigkeiten. » Union⸗Theater. Wie aus dem Inſe rat in heutiger Nummer erſichtlich, kommt am Fronleichnamstag ein außerordentlich ſchönes Programm zur Vorführung, das allen Lichtſpiel⸗ beſuchern nur beſtens empfohlen werden kann. * Das blonde Hannele. So belitelt ſich das ſchöne Filmwerk, das morgen Donners⸗ tag und Freitag im Central⸗Theater zur Vorfüh⸗ rung gelangt. Sin Lebensbild von Liebe und Leid eines Mädchens in ergreifender Handlung. Der luſtige Teil zeigt zwei der ſchönſten Juſt⸗ ſplele„Ein Landhaus zu verkaufen“ u.„Menſch kauf dir ein Auto“. Als Einlage„Das heilige Jahr.“ Die Darbietungen in theatraliſcher, ſo⸗ wie in muſikaliſcher Hinſicht ſind den Beſuchern des Central- Theaters bekannt und kann dasſelbe in Freundes⸗ und Bekannlenkreiſen nur empfoh; len werden. * Waldſportplatz. Wir weiſen noch⸗ mals auf das morgige Treffen B. f. B.⸗Heidel⸗ berg— Sportvergg. Amicitia 09 hin. Die Gäſte werden in der gleichen Beſetzung antreten, wle in den letzten Spielen gegen V. f. R.-Mannheim und Neckarau. Auch die Viernheimer Maunſchaft ſpielt in neuer Aufftellung. Gottesdienſt-Ordnung der katholiſchen Gemeinde. Fronleichnamsfeſt. g 6 Uhr 1. hl. Meſſe 7 Uhr 2. hl. Meſſe ½9 Uhr Hochamt und Kindermeſſe darauf Prozeſſton 1 Uhr Kindergottesdienſt 2 Uhr ſakramentaliſche Andacht, nach der Andacht von 3—4 Uhr Gelegenheit zur hl. Beicht, wegen des Herz⸗Jeſu⸗Freitags. In der neuen Kirche aun Werktagen: Freitag: ½6 Uhr beſt. Herz⸗Jeſumeſſe mit Segen für Jakob Filbeck, Eltern, Schwie⸗ gereltern und Angeh. 1/7 Uhr beſt. Herz ⸗Jeſumeſſe mit Segen fur Jakob Alter 3., beiderſeitige Eltern und Angeh. Samstag: ¼6 Uhr 1. Seelenamt für Auna Maria Hofmann geb. Schall. 7 Uhr beſt. E. Amt für das 7 Schul⸗ kind Karl Bugert. Am nächſten Freitag Abend ½8 Uhr Herz⸗Jeſu⸗Andacht. Am nächſten Freitag Morgen ½6 Uhr hl. Meſſe in der Kapelle am Weinheimer Weg, daun Abmarſch nach Weinheim. Rückkunft Montagabend. Gepäck bis Fronleichnamstag abgeben bei Fracht ⸗ fuhrmann Jakob Mandel. Am nächſten Sonntag gemelnſchafliche hl. Kommunſon der unteren Abteilung der Jüngl.⸗ Sodallict, zugleich für die Schulklaſſen der Herren Lehrer Lipp, Kumpa und Baldauf. Beicht für die Kinder am Samstag um 2 Uhr.