zu einem Nane niedrigen Preis der Eiwoy⸗ nerſchaft Berlins zur Verfügung ſtehen. 5 Die Sicherheitspolizei rechnet damit, daß dieſe neuartigen Notrufanlagen einen ſolchen Anklang beim Publikum finden, daß Berlin in zwei bis drei Jahren mit einem dichten Netz von derar⸗ igen Anlagen überzogen ſein wird. Auch die Außenviertel werden in dieſes Netz einbezogen, überdies beabſichtigt man, 15 dem Muſter der öſſentlichen Feuermeldeſtellen, die ſich auf vielen Straßenkreuzungspunkten befinden, auch öfſent⸗ liche Notruſſtellen auf den Straßen Berlins ein⸗ zuführen. Die Polizei macht jedenfalls alle Anſtrengun⸗ gen, dem Einbrecherunweſen durch eine Radikal⸗ kur ein Ende zu bereiten und Leben und Eigen⸗ tum der Einwohnerſchaft mit Zuhilfenahme der modernſten Errungenſchaften der Technik zu ſchützen. 5 Bunte Zeitung. Ausländiſche Anerkennung der Fraukfurtes Meſſe. Das italieniſche Wirtſchaftsminiſterium berbſſenilicht in der letzten Nummer ſeines amt⸗ lichen Organs, im„Bollettino die Notizie Com⸗ merciali“, einen ausführlichen Bericht über das Ergebnis, das die diesjährige Frankfurter Früh⸗ kahrsmeſſe den italieniſchen Firmen, die daran teilgenommen haben, brachte. Es iſt darin zu leſen, daß die Umſätze dieſer Firmen ungefähr 10 Millionen Lire erreichten.— Auf der bevor⸗ ftehenden Frankfurter Herbſtmeſſe, die vom 26 bis 29. September ſtattfinden wird, wird Ita⸗ lien vorausſichtlich mit gegen 100 Firmen vertre⸗ ten ſein. Gemäldefälſcher. Maunheim, 30. Juni. Der 29 Jahre alte Kunſthändler Rudolf Leinberger aus Ludwigs⸗ hafen beſchäftigte ſich in den Inflationsjahren ſehr intenſiv mit dem Kopieren und— was eine Urkundenfälſchung darſtellt— dem Signieren von Bildern mit den Namen der bedeutendſten Mei⸗ ſter wie Andreas Zorn, Munch, Menzel, Leibl, Segantini, Auſelm Feuerbach, Keller, Schönle⸗ der, Hodler, Israels, Bartels, Turner, Corat, Damier, Degas u. A. mit einer Künſtlerſchaft, daß ſelbſt namhafte Kunſtkenner die Fälſchung anfänglich nicht herausfanden und die Bilder fikr vecht“ hielten. Es handelt ſich um ca. 50 Föl⸗ chungen, die der Sachverſtändige Prof. Süß hien erſt erkannte, als er den Angeklagten Kopien von ihm vorgelegten Bildern malen ließ und merkte, wie er mit der größten Gewandtheit und Sicher⸗ heit alle Manieren der verſchiedenen Maler täu⸗ ſchend nachzuahmen wußte. Er ſtellte dem jun⸗ gen Manne das Zeugnis eines künſtleriſch hoch⸗ talentierten Menſchen aus, pon dem es zu be⸗ dauern ſei, daß er wohl aus Not in dieſe Sack⸗ gaſſe geraten iſt. Das Gericht kam bei dem ge⸗ ringen Schaden, den der Angeklagte anrichtete, zu einer Gefängnisſtrafe von 6 Monaten ab 1 Monat Unterſuchungshaft. Die Fern-Schreibmaſchine. Vor kurzem zeigte Marconi, der Erfinder der drahtloſen Telegraphie, der Londoner Ge— kehrtenwelt, daß es ihm gelungen, eine Fern⸗ ſſchreibmaſchine zu konſtuieren, bei der die an einem Ort angeſchlagenen Taſten durch elek⸗ triſche Wellen auf weit entfernt ſtehende Ma⸗ ſchinen gleicher Art übertragen werden. Wenn künftig alſo ein Reiſeſchriftſteller in Newyork oder Rio de Janeiro ſeine Erlebniſſe in die Maſchine diktiert, ſo erſcheint zu gleicher Zeit dasſelbe Diktat in Berlin, München, Frank⸗ kurt a. M. uſw. Nach den neueſten Berichten SSS ̃8ʃ Ü.—— 775„ 1 5 77 Ein dunßiles Gätſel. 8 Roman von Alfred Wilſon, in autoriſterter Ueberſetzung von Johanna Zunk. 1 Nachdruck verboten.) Wie Waärterin trat auf den und ſchloß die Tür hinter ſich. „Sie war etwas aufgeſtanden; ſich augenſcheinlich recht wohl, aber der Herr, der dabr wegging, ſcheint ſie ſchrecklich aufgeregt zu aben.“ „Aber wie kam denn der hier hinein? Konnte ibn denn niemand darau hindern?“ „Ich war einen Moment inausgegangen, Da kam er hinauf und ſagte, er f der Verlobte der Dame. Als dieſe drin ſeine Stimme hörte, verlangte ſie ihn ſofort zu ſehen!“— „Und nun iſt ſie wieder kränker geworden!? Schlimmer?“ „Das nicht; nur ſehr aufgeregt; aber das Schlimmſte iſt, ſie will beſtimmt morgen weg von für 195 das wäre doch eine neue große Gefahr ür ſie.“ „Sie müſſen ſie davon abzubringen verſuchen, Pflegerin.“ „„Ich habe verſucht, es ihr auszureden, aber ſie hört nicht auf mich. Sie ſcheint nicht recht klar im Kopf zu ſein, ich kann nichts mehr bei ihr ausrichten. Vielleicht verſuchen Sie es ein⸗ mal, Herr, denn ich glaube nicht, daß Doktor Seymour es erlaubt, daß ſie ſchon auſſteht und das Zimmer verläßt.“ „Ich will, wenn ich zu ihr hinein kann, ſehen was ich bei ihr erreiche.“ „O, bitte ja, gehen Sie hinein,“ ſagte die Wärterin,„Ihr Beſuch wird ſie aus 755 augen; ſcheinlich ſo krüben Gedanken aufrütteln.“ Sie öffnete Gordon die Tür und verließ dann diskret das Zimmer. Gordon und Miß Gaunt ſtanden ſich wortlos gegenüber. Zum 1 0 Male ſeit jener 1 575 lichen Nacht ſah er ihr ins Geſicht. Wie ieblich war deſſen Ausdruck, wie dunkel ſchimmerten ihre Augen. Der Anblick ihrer Schönheit gab ihm neuen Mut. Eile ſtand, als er eingetreten. dem Fenſter halb Korridor hinaus und befand at man den Verſuch gemacht, auch über weite Waſſerflächen hinweg mit der Fernſchreib⸗ ſchine zu arbeiten. Die Nachrichten über die rgebniſſe ſtehen noch aus. Panzerkreuzer„Potemkin“ in Wien. b Wien, 29. Juni. In dem Wiener Burgkino kam es geſtern bei der Aufführung des Potem⸗ kin⸗Filmes zu erregten Zwiſchenfällen. Als die Muſtk während der Revolutionsſzene auf dem Kriegsſchiff, wie vorgeſchrieben iſt, die„Mar⸗ ſeillaiſe“ ſpielte, erwiderte ein Teil der Kinobe⸗ ſucher mit lebhaften Pfuirufen und ſtimmte das Deutſchlandlied an. Es kam zu erregten Szenen und gegenſeitigen Beſchimpfungen. Da die Rei⸗ bereien in Tätlichkeiten ausarteten, mußte die Polizei eingreifen. Neue Chineſiſch⸗ameritaniſche Luftein richtungen. London, 28. Juni.„Daily Mail“ meldet aus Peking, daß geheime chineſiſch⸗amerikaniſche Ver⸗ handlungen im Gange ſeien, die ſich auf die Kontrolle der chineſiſchen Luftfahrtwege bezögen. Amerikaniſche Kapitaliſten beabſichten, gemein⸗ ſam mit den Chineſen vier Luftverkehrswege ein⸗ zurichten, nämlich zwiſchen Fuhien und Formoſa, zwiſchen Schanghai und Hankau, zwiſchen Tient⸗ ſin und Urga und endlich zwiſchen Peking und Kanton. e 6 Humor des Tages. U „Du weißt nicht, wer Kolumbus war noch dazu, wo Onkel: ſchämſt Du Dich nicht, Junge, Dein Vater Eierhändler iſt!“ — Endgültige Ablehnung der Aufwertung der roten„Tauſender“. Am 20. Mai hat das Reichsgericht die end⸗ gültige Ablehnung jeder Aufwertung der alten roten Tauſendmarkſcheine ausgeſprochen. Es liegt jetzt auch die ſchriftliche Begründung vor. Darin wird ausgeſprochen, daß die Anſchauung, die Banknoten ſeien Goldobligationen, als nicht be⸗ gründet anerkannt werden müſſe. Die Goldein⸗ löſungsfriſt, auf die ſich der Kläger berufe, bleibe ein Zahlungsverſprechen gewöhnlicher Art ohnt Goldklauſel. Damit aber wären auch die alten roten Tauſendmarkſcheine der allgemeinen Ent— wertung anheimgefallen. Das Reichsgericht ver⸗ neint auch eine Aufwertung der durch die Noten verkörperten bürgerlich rechtlichen Forderungen. Die Banknoten hätten bei Erlaß des Bankgeſetzes keinen höheren Wert, als der Nennbetrag dem damaligen Kursſtand der deutſchen Papiermark entſprach.— Damit iſt eine Auſwertung der alten Tauſendmarkſcheine endgültig abgelehnt. zugewandt und drehte nich nangſam 0 um. Ihr Geſicht war von unnatürlicher Röte über⸗ goſſen; ein feſter Entſchluß ſchien ſich in ihrem ganzen Weſen auszuprägen. Und doch blickten ihre Augen ſo geängſtigt und mutlos. „Miß Gaunt, Sie wollen uns wirklich ſchon verlaſſen?“ redete er ſie an. f 8 0 900 ſeinen. f „Ich muß fortgehen,“ entgegnete ſie.„Ich fühle mich geſund genug dazu. Ich danke Jbl von Herzen danke ich Man für all ihre Freund⸗ lichkeit. Ich war toll in jener Nacht, meine Nerven waren überreizt. Sie haben mich gerettet; Sie wiſſen, wovor ſte mich gerettet haben. Halten Sie mich nicht für ſchlecht und undaukbar, doch was will das alles ſagen,— was müſſen Sie von mir glauben!“ „»Ich denke, daß Sie das Opfer eines entſetzlichen Mißverſtändniſſes find. Und deshalb bitte ich Sie, bleiben Sie noch ein paar Tage hier, hier in meinem Schutz.“ „Ein Mißverſtändnis, ein ſchreckliches Miß ⸗ verſtändnis! Ja, wenn's doch eins wäre, eins ſein könnte.“— Wie ein Schrei klangen die Worte von ihren Lippen. Und Gordon? Wie gern ſeimmte er ihr zu. Aber wie fand's denn mit Uſher? Was hatte ſle mit dem? f„Miß Gaunt, Ste ſagten mir eben, Sie in jener Nacht vor einer ſchrecklichen Kier gerettet und Sie dankten mir dafür. Nun bitte ich um eine Gaſt. Bleiben Sie noch einige Tage mein Gaſt. Ich kann, wenn Sie es 5 chen, das Haus verlaſſen, Ihnen bleibt meine Haus⸗ hälterin und die Pflegerin, aber bleiben Sie, bis der Dr. Seymour ſeine Einwilligung zu Ihrem Weng en gegeben hat.“ ie ſchüktelte den Kopf. 300 muß fort, mir bleibt keine Wahl; ich muß. Gordon runzelte die Stirn. „Nate Mann, der eben bei Ihnen war, jener Üſher, er hat—“ „Ah, jener Mann!“ Sie ſagte das in ſo fte Tone, daß Gordon ſchon Hoffnung ſchöpſte. Sie war ganz e 69 4 die 555 gelehnt, and aufs He reßt, vor ihm. „Ach weiß 15 1 hat ſich bier den Gin⸗ ich hätte 1 ſchuß einzahlen. (6 Stilen) Heute 2 Blüͤltter Rechtsbrief kaſten Ebeſcheivung öſterreichiſcher Staatsangehöriger. Die Ehe katholiſcher Oeſterreicher kann in Deutſchland überhaupt nicht geſchieden werden. Die ſogenannte Trennung von Tiſch und Bett darf von einem deutſchen Gericht nicht ausge⸗ Handelt es ſich nicht um ſprochen werden. t Katholiken, ſo iſt die Eheſcheidung möglich, jedoch werden die Urteile deutſcher Gerichte in Ebe⸗ ſcheidungsſachen öſterreichiſcher Staatsangebörigen in Oeſterreich nicht anerkannt. Eidesſtattliche Verſicherung. Die Abgabe einer falſchen eidesſtattlichen Verſicherung iſt nur dann ſtrafbar, wenn ſie vor einer, wie das Heſetz ſagt„zur Abnahme einer Verſicherung an Eides⸗ ſtatt“ zuſtändigen Behörde wiſſentlich falſch abge⸗ geben iſt. Wenn Ihnen Ihr Freund verſichert hat, daß er die eidesſtattliche Verſicherung nur brauche, um ſie ſeinem Gegner, mit dem er noch in irgendeinem Prozeß ſtehe, zu zeigen, iſt eine Strafbarkeit nicht gegeben, abgeſehen davon, daß Sie ja auch nach Ihren Angaben 905 Verſicherung nicht wiſſentlich falſch abgegeben aben. Gerichtskoſtenvorſchuß. Wenn Ihnen die Bewilli⸗ gung des Armenrechts abgelehnt worden iſt müſſen Sie, bevor das Gericht einen Termin anberaumt, den erforderlichen Gerichtstoſtenvor⸗ Das Gericht kann allerdings zunächſt dann hiervon abſehen, wenn Sie glaub⸗ haft machen, daß Ihnen die alsbaldige Zahlung der Gebühr mit Rückſicht auf Ihre Vermögens⸗ lage Schwierigkeiten bereitet, oder aber nach⸗ weiſen, wenn Ihr Fall ſo gelagert iſt, daß Ihnen eine Verzögerung einen nicht oder nur ſchwer zu erſetzenden Schaden bringen würde. Wenn Sie einen Anwalt haben, genügt es, daß dieſer an Stelle der Glaubhaftmachung die erforder— liche Erklärung abgibt. Jugendgerichtsgeſez. Das Jugendgericht iſt be⸗ rechtigt, wenn es Erziehungsmaßregeln für aus⸗ reichend hält, von Strafe abzuſehen. Als Er— ziehungsmaßregeln gelten u. a. Verwarnung, Schutzaufſicht und Anordnung der Fürſorge⸗ erziehung. Die Beſtrafung des Jugendlichen entfällt trotz der feſtgeſtellten ſtrafbaren Hand⸗ lung, wenn das Jugendgericht den Eindruck gewinnt, daß der Täter bei der Begehung der Tat nicht in der Lage war, das Ungeſetzliche der Tat einzuſehen oder genügend Hemmungs⸗ vorſtellungen dieſer Einſicht gemäß aufzubringen. Wann dieſe Vorausſetzung gegeben iſt, bleibt Tatfrage des einzelnen Falles. ö Parteibezeichnung. Der Gerichtsvollzieher iſt im Recht, wenn er die Vollſtreckung aus dem Urteil, das in dieſer Form vom Amtsgericht gar nicht erlaſſen werden durfte, ablehnt. Sie haben nämlich, ſtatt den Firmeninhaber perſönlich zu verklagen, einer Firma die Klage zugeſtellt, die in Wirklichkeit gar keine Firma war, ſondern lediglich eine„unzuläſſige Reklamebezeichnung“ (Oſtpreußiſches Leinenhaus) führte. Da der Fall einer offenbaren Unrichtigkeit im Sinne des 9 319 3 O. nicht gegeben iſt, kann auch keine Berichtigung des Urteils durch das Gericht er⸗ folgen. Sie werden vielmehr gezwungen ſein, eine neue Klage zu erheben. Verlöbnis. Da Ihr Verlobter Ihnen begrün⸗ deten Anlaß zur Auflöſung des Verlöbniſſes gegeben hat, können Sie nicht nur die ihm ge⸗ währten Geſchenke zurückfordern, ſondern auch Erſatz der Aufwendungen verlangen, die Sie in Erwartung der Ehe gemacht haben. Bürgſchaft. Für die Bürgſchaft iſt ſchriftliche Erklärung vorgeſchrieben. Sie können daher aus Ihrer damaligen Redewendung nicht in Anſpruch genommen werden. —— gang erzwungen. Er iſt ein Schurte; er ſagrte, Verzeihung, er wollte Sie heiraten!“ Das Mädchen ſtand wie erſtarrt da, ſicht war noch bleicher geworden. „Wenn ich gewußt hätte, daß er lügt,“ fuhr Jordon fort,„hätte ich ihn nicht ſo leicht ent⸗ kommen laſſen, aber.“ Miß Gaunt hob die Hand, um ihn am Weiterreden zu hindern. Ihre Lippen öffneten ſich mit Anſtrengung, aber noch brachte ſie keinen Ton heraus. Dann mit äußerſter Kraftaufwendung flüſterte ſie:„Er hat die Wahrheit geſagt.“ „Gott im Himmel! Die Wahrheit!“ „Er lügt nicht, ich werde ſein Weib werden. Gott helfe mir! Aber ich 7 Sie ſah ſo gebrochen und verzweifelt aus, daß Gordon alles andere darüber vergaß und nur ihre Schönheit und Hilfloſigkeit mit aller Macht auf 15 wirkte. r 0 h auf ſie zu, ergriff ihre beiden Hände und blickte feſt in ihre Augen. Sie wollte ſich vergeblich losmachen. „Miß Gaunt, warum laſſen Sie ſich nicht von mir helfen?“ „Das iſt unmöglich; mir kann niemand bellen.“ Sie verſuchte vie Hände nur das eine Mittel.“ ihr Ge⸗ —— zu löſen.„Es gibt Gordon. „Sie können jenen Menſchen nie lieben, Sie lieben ihn nicht. Ich weiß 2, alles eigt es mir. Aber er beſitzt eine teufliſche Nacht über Sie, der Mann iſt ein Schurke, ich weiß es. Er iſt noch Schlimmeres. Laſſen Sie es mich herausbringen, ich beweiſe es Ihnen.“ „Es iſt unmöglich, es iſt nutzlos, auch wenn es Ihnen gelänge.“ Verzweiflung, Ergebung in Geſchick, ſprach aus ihren Worten. „Sie denken an das Ereignis ſener unſeligen Nacht,“ ſagte Gordon gedankenvoll.„Hängt es damit zuſammen?“ Sie ſchauerte zuſammen. „Oh Gott, ſprechen Sie nicht von jener Nacht. „Verzeihen Sie: aber ich muß es. ch babe nach allem ein Recht dazu. Lrch fand Tie ihr Mittel gelten mit Recht fein „Aber das laſſe ich nie zu,“ entgegnete Haftveſeyn. Wegen den richterlichen Haftbefel ſt nach J 114 St. P. O. das Regt de eſchwerde 90 eben. Dem Angeſchuldigten iſt itzuteilen, daß ihm dieſes Recht zuſteht. Venn n der Tat die Beſchwerde bereits abgelehnt ſein i 0 e e ae en n die Strafkammer des Landgerichts gegeben. die Beſchwerdefriſt beträgt eine Woche. 9 N Die Fütterung der jungen Schweine. Da die Ferkel bei guter Geſundheit und beſter Pflege ſchnell wachſen und bald eine größere Menge Nahrung verlangen, iſt ſchon nach kurzer Zeit(2—3 Wochen nach der Ge⸗ burt), aber noch während der Säugezeit, die Beifütterung mit Kuhmilch, die wir gekocht und zur Hälfte mit Waſſer oder Magermilch verdünnt geben, anzuraten. Statt Kuhmilch können wir auch Ziegen⸗ milch, die dann ebenfalls gekocht und mit Waſſer verdünnt ſein muß, recht gut gebrau⸗ chen. Mit dieſer Beifütterung an Milch muß man jedoch langſam beginnen, um die Tier⸗ chen erſt an dieſes Futter zu gewöhnen. Es empfiehlt ſich, zunächſt etwa ein Viertel Schop⸗ pen pro Kopf und Tag neben der Mutter⸗ milch zu geben und dieſe Gabe bis zur Ent⸗ wöhnung auf etwa 3—3½ Schoppen zu ſtei⸗ gern. Auch kann man ſie nach und nach ſchon etwas an feſteres Futter gewöhnen und zwar beginnt man mit Gerſten⸗ oder Weizenkörnern oder Haferſchrot, wovon man den 14 Tage alten Ferkeln ſchon ganz geringe Mengen geben kann, welche Gaben man nach und nach erhöht. an jüngere, und etwa 10—12 Gramm an äl⸗ ere Ferkel., 6 Das Abſetzen der Ferkel kann in der Re- zel ziemlich ſchnell erfolgen, da Milchfieber⸗ irſcheinungen bei Schweinen verhältnismäßig ſelten ſind. Kräftigere Ferkel wird man in der Regel etwas früher, ſehr ſchwächere etwas ſpäter abſetzen. Nach dem Abſetzen erhalten die Ferkel zunächſt verdünnte Vollmilch, die wir nach und nach durch Magermilch erſetzen können und etwas gegquetſchte Gerſte oder Hafer. Bei mangelnder Milch ſind guter weichgekochter Bruchreis und dünne Mehlſup⸗ pen ein allerdings nicht ganz vollwertiger Er⸗ ſatz. Als diätetiſche, die Verdauung fördernde zerſtampfte Holz⸗ kohle, auch Schlacke und feiner ſcharfer Sand jur Reinigung der Darmwände. Die Fütterung der Läuferſchweine 1—6 Monaten iſt eine ſehr verſchiedene, je gachdem, ob wir die Tiere zur Zucht oder zur Maſt verwenden wollen. Jungen Zucht⸗ lieren gibt man zerkleinerte Rüben, gedämpfte Kartoffeln oder ner Hafer⸗ oder Gerſtenſchrot Bohnen⸗ oder Erbſenſchrot. Wollen wir die Tiere mäſten, ſo bekommen ſie neben gedämpf⸗ ten Kartoffeln und Gerſtenſchrot, Maisſchrot, Oelkuchen, Magermilch oder andere Milch⸗ abſälle, wie Buttermilch, Sauermilch(muß ganz ſauer ſein. nicht angeſäuerte Milch), Molken uſw. Bei angel an Milch läßt ſich das fehlende Eiweiß in der Nahrung durch Fiſchſleiſch oder Kadavermehl, ferner durch Palmkernkuchen oder Kokoskuchen erſetzen. Iſt die Nahrung ſehr kalkarm, ſo iſt eine Zu⸗ gabe von Futterkalk oder Knochenmehl unbe⸗ dingt erforderlich. von und Divl. Landw. A. Flörſch. — zufallig dort bei dem Toten. Wer war der Piérder?“ „Halten Sie ein, um Gokteswillen!“ „Damals bezichtigten Sie ſich felbſt. Wenn man Sie dort gefnaden hätte, ſäßen Sie heut im Gefängnis. Ich reliete Sie gegen Ihnen Willen— 7 „Ich habe Ihnen daſhr gedankt. J Ihnen nicht mehr donken, halken Sie mi für Ele be ſich ſelbſt, fuhr G „Sie bezichtigten ſich ſelbſt,“ fuhr Gordon feſt fort.„Ich glaubte Ihnen nicht, ich hielt Ve ſolchen Verbrechens nicht für fähig. Warum wiederholen Sie heut nicht Ihre anklagenden Worte? Ich hatte alſo recht, als ich Sie hierher brachte, denn Sie vollführten den Mord nicht, aber wer, wer tat es?“ Miß Gaunt ſtarrte ihn mit erſchreckten, weit offenen Augen an. „Wer war der Mörder? Wer? Tat es Uſher?“ „Er? Oh nein; denken Sie, daß ich ihn dann heiraten würde, wenn er es getan?—“ „Aber wer denn? Ich muß es wiſſen, ich muß Sie retten, und wenn es gegen Ihren Willen geſchieht.“ 100 Als er ſie feſt anſah, ſchlug ſie ihre Augen nieder. f „Weshalb wollen Sie es, warum wollen Sie mir helfen?“ Eordon wollte ſprechen, doch er beſann ſich. „Das ſage ich Ihnen ſpäter, vor der Hand will 1 40ſ20 un erſt helfen, will das Mißverſtänd⸗ nis zu löſen und den Schuldigen zu finden ſuchen.“ „Das können Sie nicht, das vermag niemand. Machen Sie es mir nicht noch ſchwerer. Sie können es nicht, niemand kann es.“ „And Sie wollen wirklich jenen heiraten?“ Sie ließ den Kopf auf die Bruſt ſinken. Ja; es muß ſo ſein.“ GOordon ſtampfte mit dem Fuß auf den oden. „Sie dürfen es nicht, ich leide es nicht, ich ſchwöre es Ihnen zu.“ Er mußte ihr beiſpringen, denn jetzt taumelle ſte und wäre beinahe umaeſun ten. (Fortſetzung folgt) kann nicht 33 Dadurch wird auch gleichzeitig der hohe Bedarf der Tiere an Mineralſtoffen ge⸗ deck! Bei ſchwachem Knochenbau können wir durch etwas Schlemmkreide rechtzeitig nach⸗ helfen. Wir geben davon etwa 5—6 Gramm Möhren, viel guten Klee, fer⸗ f etwas Persſprecher 111.— Poeſiſcheclonte Nr. 21677 Unt Ir 4. S ennbemer Nadrtdten ttäg lich mit Aus der Sonn- und Feterta n big a be wöchentl. Sams ta „ bels ſährlich einen lan ſowie einen b das achtſeitige iluſtrierte Sonntagsblatt„Sterne ge.— Begugs peel monatl. 1.50 Mark frei ins kalenber.— Aunahme ven Abonnements täglich Viernheimer Tageblatt „rr— 4* nzeiger (Giernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreise: Die einſpaltize Betitzefle keſtet 25 Pfg., die Reklamezelle 60 Pfg., bel Wleberhelung abgeſtuften Rabatt.— fnnahmeſchluß für Inſerate und 4 vormittags vorher.— Inſerate müſſen bei abe bezahlt werben, mit Aus Uhr, größere Artikel einen Taß nahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſiaßen. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim beantwortet worden. erſter Linie der Volkswille angezogen, der durch die 14,5 Millionen Stimmen des Volksentſcheids für wurde. Fzialdemokratie erfaſſen. die dem radikalen Flügel der in den letzten Tagen richtigen Standpunkt geſtellt, 13 Viel Larm um nichts. Das Hornberger Schieſten im Wallot⸗Hauſe. Das monatelange Rätſelraten iſt vorüber. Nachdem der mit großem Auſwande in Szene geſetzte Volksentſcheid über die Frage der Für⸗ ſtenenteignung eine Mehrheit nicht gefunden hatte, hätte man logiſch annehmen müſſen, daß jetzt ein Ausgleich der abweichenden Auffaſſungen auf dem ungefähren Boden des Regierungsentwurfes für eine Abfindung der Fürſten ohne allzu große Schwierigkeiten möglich ſei. Leider haben ſich dieſe Erwartungen nicht erfüllt. Alle Verſuche, die in den letzten Tagen noch mit heißem Be— mühen in Szene geſetzt wurden, um das völlig ſeſtgeſahrene Geſetz auf irgend eine Weiſe wieder flott zu machen, ſind durch den Beſchluß der ſo— zialdemokratiſchen Fraktion bereits am Abend vor der 3. Leſung endgültig geſcheitert und damit auch der Verſuch, die ganze Frage noch vor den Sommerferien des Reichstags aus der Welt zu d ſchafſen. Immerhin war man in parlamentariſchen Kreiſen über den ablehnenden Beſchluß der So— zialdemokratie mindeſtens inſoſern einigermaßen überraſcht, als dieſe Ablehnung mit der uner— wartet großen Mehrheit von 73 gegen 38 Stim⸗ men erfolgte. Die Frage, warum die Sozialde— mokraten mit einer ſolchen Mehrheit ſich ſchließ⸗ lich gegen das Geſetz ausſprachen, iſt ſelbſt in den Kreiſen der Sozialdemokratie nicht mit Klarheit Zwar wird als Motiv in die Enteignung zum Ausdruck gebracht Dieſe Begründung dürfte aber nicht den tieferen Kern der ablehnenden Haltung der So Augenſcheinlich haben angehörenden Mitglie⸗ das Uebergewicht in der Fraktion bekommen, und für ihre Haltung dürfte der Umſtand entſcheidend geweſen ſein, daß man in den Kreiſen der S. P. D. mit Be⸗ ſtimmtheit auf eine Auflöſung des Reichstages rechnete. Ganz offenſichtlich wollte nun die So⸗ zialdemokratie für den Fall der zu erwartenden Neuwahlen der Gefahr vorbeugen, daß ſie durch eine andere Stellungnahme zu dem Geſetz den Kommuniſten Wähler zuführte. In dieſem Falle wäre die S. P. D. natürlich die Leidtragende ge— weſen, als ſie aus Kreiſen ihrer Wählermaſſen nicht unerhebliche Mengen an die Kommuniſten hätte abgeben müſſen.— Alle Kombinationen, von welcher Seite ſie auch ausgehen, ſind jeden⸗ falls durch das Eingreifen des Reichspräſidenten hinfällig geworden. Er hat ſich auf den gewiß daß weder durch Neuwahlen noch durch eine neue Kabinettskriſe etwas beſonderes zu erreichen iſt. Es blieb alſo nichts anderes übrig, als daß die Regierung ih— ren Geſetzentwurf zunächſt ſelbſt zurückzog, um im Herbſt die Frage der Fürſtenentſchädigung von neuem aufzurollen. Der Kampf um den Franken. Paris, 2. Juli. Miniſterpräſident Briand erklärte geſtern abend in den Wandelgängen der Kammer, daß der neue Sturz des franzöſiſchen Franken auf eine Kampagne gegen die Ratifizie⸗ rung des franzöſiſch⸗amerikaniſchen Schuldenab⸗ kommens zurückgeführt werden könne und auch auf die nicht mehr ſehr feſte Stellung des Kabi⸗ netts, die ſich aus der Dienstagſitzung der franzö⸗ ſiſchen Kammer ergeben habe. Andere Kreiſe ſehen als Grund den Wochenausweis der Bank tag beginnen werde. ſcheinlich dem weiteren Sinken Einhalt geboten werden. In dieſen Tagen müßten die Auser⸗ wählten des franzöſiſchen Volkes ſich in Acht neh⸗ von Frankreich an. Die„Ere Nouvelle“ ſchreibt, daß der wahre Kampf um den Franken erſt kommenden Diens⸗ Dann werde auch wahr⸗ men, da ſie über das Schickſal der Nation zu beſchließen hätten. Das„Oeuvre“ fragt, ob man den katſächlich ſchon dem elften Kabinett Briand entgegengehe. Der Finanzſachverſtändigenausſchuß hat geſtern Caillaux ſeinen Bericht übermittelt. Der Aus⸗ ſchuß bringt darin zum Ausdruck, daß man un⸗ bedingt vor der Stabiliſterung des Franken das tanzsſiſch⸗ameritaniſche Schuldenabtommen ratl⸗ lizieren müſſe. Caillaux will den Bericht veröf⸗ fentlichen und erſt am kommenden Dlenstag die Mittel bekannt geben, mit denen er die Sanjſe⸗ rung vornehmen werde. ankfurt a. M. * Montag, den 5. Juli 1926 0 Die Fürſtenvorlage zurück⸗ gezogen. Weder Reichstagsauflöſung noch Rücktritt der Regierung. Eingreifen Hindenburgs. Hindenburgs Schreiben an Marx. Berlin, 2. Juli. Der Reichspräſident hat heute an den Reichskanzler folgendes Schreiben gerich: tet:„Sehr geehrter Herr Reichskanzler! Ich höre, daß das Kabinett angeſichts des zu erwar— tenden Scheiterns der Geſetzesvorlage über die vermögensrechtliche Auseinanderſetzung mit den Fürſtenhäuſern über die Frage der Auflöſung Auflöſung des Reichstages und die des Rück⸗ tritts der Reichsregierung berät. Ich möchte Ihnen hierzu meine Auffaſſung dahin kund tun, daß ich mich zu einer Auflöſung des Reichstages aus innen⸗ und außenpolitiſchen Gründen zur Zeit nicht entſchließen könnte und daß ich aus denſelben Gründen auch einen Rücktritt der Reichsregierung für untunlich erachte. Ich bitte Sie, Herr Reichskanzler, wie die anderen Herren der Regierung daher, von dem Gedanken einer Demiſſion Abſtand zu nehmen. Mit der Ver— ſicherung meiner vorzüglichen Hochachtung bin ich Ihr ergebener v. Hindenburg.“ Durch dieſes Schreiben rettete der Reichsprä— dent, wie die„Köln. Ztg.“ treffend ſchreibt, die Lage in geſchickter und ſtaatsmänniſcher Weiſe. Das Schreiben des Reichspräſidenten veranlaßte die Reichsregierung, ihr Amt bis zum Herbſt weiterzuführen und bis dahin auch die Löſung des Fürſtenproblems zu vertagen. * Berlin, 3. Juli. Die Reichsregierung hat in der geſtrigen Reichstagsſitzung, nach⸗ dem die Redner der beiden Flügelparteien, der Sozialdemokrat Wels und der Deutſchnatio⸗ nale Graf Weſtarp namens ihrer Fraktio⸗ nen das Geſetz abgelehnt hatten, das Geſetz über die vermögensrechtliche Auseinander⸗ ſetzung mit den ehemaligen Fürſtenhäuſern zurückgezogen. Der Verlauf der Sitzung. Berlin, 2. Juli. Der Beginn der geſtern für 1 Uhr ange— ſetzten, dann auf 3 Uhr nachmittags verſcho⸗ benen Plenarſitzung des Reichstages zog ſich infolge nochmaliger Ausdehnung der Kabi— nettsberatungen wiederum um 3/ Stunden hinaus, ſodaß erſt gegen 344 Uhr Präſident Loebe die Sitzung eröffnen konnte. Kurz vor Beginn der Sitzung wurde bekannt, daß das Reichskabinett beſchloſſen habe, die erſten Abſtimmungen über das Fürſtenabfindungs⸗ geſetz in dritter Leſung abzuwarten und dann, ſobald es ſich ergibt, daß keine Mehrheit da— für vorhanden iſt, das Geſetz zurückzuziehen. Das dürfte ſchon nach der Abſtimmung über § 1 der Fall ſein. Haus und Tribünen waren außerordent— lich gut beſucht, und boten ſomit das Bild eines großen Tages. Das Reichskabinett er— ſchien kurz vor Eröffnung der Sitzung voll— zählig mit Ausnahme des beurlaubten Reichs⸗ wehrminiſters Dr. Geßler auf den gewohn⸗ ten Plätzen. Nach einigen geſchäftlichen Mit— teilungen eröffnet Präſident Loc he die dritte Leſung des Geſetzentwurfes über die Ausein⸗ anderſetzung mit den Fürſtenhäuſern und er— teilte ſofort das Wort dem Abg. Wels(Soz.), der die geſtern angekündigte formulierte Er⸗ klärung der ſozdem. Partei abgab. In der Er⸗ klärung wird zunächſt darauf verwieſen, daß die Sozialdemokraten ſchon 1923 eine landes⸗ geſetzliche Regelung der Abfinvungsfrage be⸗ antragt hätten und daß der Antrag, ebenſo wie der ſpätere Antrag der Demokraten, keine Annahme gefunden habe. Die unverſchämten Anſprüche der Fürſten hätten im November dazu geführt, daß eine ungeheure Welle der Empörung durch das Volk ging. So ſei der Geſetzentwurf geboren worden, der dem Volksentſcheid zugrunde lag. Redner prote⸗ ſtierte dann gegen den Terror, der von den Gegnern des Volksentſcheids geübt worden ſei und verlangte Schutz der politiſchen Rechte des Volkes. Weiter erinnerte er an eine Er⸗ klärung der Regierungsparteien, in der zehn Tage vor dem Volksentſcheid eine geſetzliche Regelung der Abfindungsfrage zugeſagt wor⸗ — Verlängerung des Sperrgeſetzes. den ſei, die dem Volksempfinden und der Ge⸗ rechtigkeit entſprüchen würde. Dieſes Verſpre⸗ chen ſei von den Regierungsparteien nicht eingelöſt worden. Die Reglerungsparteien hätten es insbeſondere abgelehnt, die Ausein⸗ anderſetzungsfrage unmittelbar durch Geſetz zu regeln, ſondern vielmehr die Entſcheidung einem Gericht übertragen. Sie hätten es fer ner abgelehnt, die Richter des Sondergerichts durch den Reichstag wählen zu laſſen, dem Geſetz rückwirkende Kraft zu geben und bei der Trennung von Fürchen⸗ und Staatseigen⸗ tum dem Volke günſtige Grenzen feſtzulegen. Aus allen dieſen Gründen lehne die ſozdem. Fraktion das Geſetz ab. Das Scheitern der Vorlage entbinde die Regierung aber nicht von ihren feierlichen Zuſagen. Eine neue Lö— ſung ſei notwendig und könne nur gefunden werden in der Auflöſung des Reichstages, die hiermit die ſozialdemokratiſche Fraktion for⸗ dere, damit das Volk durch eine neue, ſeinem Willen entſprechende Vertretung die Angele— genheit zu einem das Volk befriedigenden Ende geführt ſehe. Es folgte der Abg. Graf Weſtarp(Dutl.) der von den Kommuniſten mit großem Lärm u. a. mi tdem Zuruf:„Der beſte Ochſe im Fürſtenſtall“ empfangen wurde. Der Präſi⸗ dent rief zunächſt einen kommuniſtiſchen Ab⸗ geordneten zur Ordnung. Auch der Abg. Soll⸗ mann(Soz.), der den Grafen Weſtarp„einen frechen Junker“ genannt hatte, wurde zur Ordnung gerufen.— Der deutſchnationale Redner entwickelt nochmals den Standvunkt ſeiner Fraktion. die unter Zurückſtellung arundſätzlicher Bedenken an dem vorliegenden Abfindungsgeſetz mitgearbeitet habe, ſolange es ging. Jedoch ſeien alle ihre Aenderungs— anträge abgelehnt worden. Die Deutſchnatio— nalen ſeſen auch jetzt bereit, zuſammen mit den Regierungas parteien eine Löſung zu ſchaf ſen, in der Weiſe, daß die noch unerledigten Auseinanderſetzungsfragen von einem Son⸗ dergericht in freier nicht durch Geſetz beſtimm⸗ ter Rechtsbindung entſchieden werden. So könnte mit einfacher Mehrheit ein Geſetz an⸗ genommen werden, aus dem jede Beſtim⸗ mung entſernt iſt, die den Verſaſſungsgrund— ſätzen von Eigentum und Rechtskraft wider— ſpreche. Nachdem die Regierungsparteien aber auch dieſen Vorſchlag abgelehnt hätten, bleibe der deutſchnationalen Reichstagsfrak⸗ tion nur die Ablehnung der Vorlage übrig. Nun erhob ſich, ganz wider Erwarten, Reichskanzler Dr. Marx, um ſchon jetzt und nicht wie urſprünglich be— abſichtigt, nach den erſten Abſtimmungen den Regierungsentwurf zurückzuziehen. Der Reichskanzler führte dabei folgendes aus: Da nach den Darlegungen der beiden Herren Vorredner namens der beiden Flügel⸗ varteien feſtſteht, daß die beiden genannten Parteien das Geſetz in der Schlußabſtimmung ablehnen werden, habe ich namens der Reichsregierung folgende Erklärung abzuge⸗ ben: „Die Regierung ſieht ſich zu ihrem lebhaften Bedauern der Tatſache gegen— itber, daß der Reichstag bisher nicht im⸗ ſtande geweſen iſt, die außerordentlich wichtige und das Volk in all ſeinen Tei⸗ len aufregenden Frage der Auseinander- ſetzung zwiſchen den ehemaligen Fürſten⸗ geſchlechtern geſetzgeberiſch zu löſen. Sie erwartete auf das Beftimmteſte, daß der vorliegende Entwurf aus den in ihm lie⸗ genden gewichtigen ſachlichen Gründen doch ſchließlich mit Zweidrittelmehrheit Geſetz werden würde. Falls dieſe Erwar⸗ tung infolge des Verhaltens nur einer der beiden Flügelparteien ſich nicht erfüllt bätte, hätte das Kabinett einſtimmig be⸗ ſchloſſen, vom Herrn Reichspräſidenten die Auflöſung des Reichstages zu erbitten. Nachdem aber die beiden Flügelparteien gegen die Annahme des Geſetzentwurfes geſtimmt haben, kann eine Auflöſung des Reichstages keine Klärung mehr bringen. Das Kabinett hat ferner die Frage der Demiſſion eingehend erörtert und iſt zu dem Entſchluß gekommen, dem Herrn haftung der Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Seſchäſtsſtelle: Nathausſtr. 86 CFFFFFFFPCCCTCCTCTCTVTbTCTVTbTbTVTVTbTGTbTGTVTVTVTVTVTVTVT(TVTVTVTbTVTVTVTVTVTͤVTͤVTͤVhl'VTwW+DT(I'ͤI'ͤVwWwWWwW1W1.1.1W1W1W1W1111 Ls. Jahrgang Reichspräſidenten die Aemter zur Verfü⸗ gung zu ſtellen. Von dieſem Entſchluß hat die Reichsregierung auf dringenden Wunſch des Herrn Reichspräſidenten Ab⸗ ſtand genommen, der aus innen⸗ und außenpolitiſchen Gründen einen Rücktritt der Reichsregierung für untunlich erach⸗ tet. Die Reichsregierung kann ihrerſeits die Initiative zur Regelung der Frage im Wege der ordentlichen Geſetzgebung nur dann ergreifen, wenn die politiſche Lage die parlamentariſchen Vorausſetzungen dafür ſchafft.“ Nach der Regierungserklärung, die von den Kommuniſten mit Lärm und lautem Ge— lächter aufgenommen wurde, ſtellte Präſident Loe be feſt, daß durch die Zurückziehung der Vorlage die Weiterberatung erledigt ſei. Der Kommuniſt Stöcker beantragte noch, auf die Tagesordnung der Sitzung ein kom⸗ muniſtiſches Mißtrauensvotum gegen die Re⸗ gierung zu ſetzen. Dieſer Antrag ſcheiterte aber an dem Widerſpruch der Rechten. Das Haus ging dann über zur dritten Leſung des Geſetzes über die Verlängerung des Sperrgeſetzes bis 31. Dezember 26. Nach kurzer Geſchäftsordnungs debatte wurde das Geſetz in namentlicher Abſtimmung mit 232 Stimmen bei 47 Stimmenthaltungen gegen 15 Stimmen angenommen. Für das Geſetz ſtimmten die Reglerungsparteien, die Sozialdemokraten und die Kommuniſten. Der Stimme enthielten ſich die Deutſchnatio⸗ nalen und nur die Völkiſchen ſtimmten gegen das Geſetz. Das Haus trat dann, während ſich der Saal raſch entleerte, in die zweite Leſung des Entwurfs zur Aenderung des Reichs mie⸗ tengeſetzes ein. Die Vorlage wurde nach kurzer Debatte in zweiter und dritter Leſung angenommen. Nach längerer Ausſprache genehmigte der Reichstag die bereits geſtern durch den Reichs⸗ rat erledigte Vorlage über einen Kündigungs⸗ ſchutz für ältere Angeſtellte. Ohne Debatte wurde ein Antrag der Regierungsparteien über die Verlängerung des Geſetzes über Ein⸗ ſtellung des Perſonalabbaues bis 31. Dezem⸗ ber angenommen.: Im weiteren Verlauf der Beratungen, an denen das Haus nur geringen Anteil nahm, und die ſich auch zumeiſt um minder⸗ wichtige Gegenſtände drehte, wurde der Ge⸗ ſetzentwurf über die vorläufige Anwendung von Wirtſchafts abkommen, in dem die Regierung ermächtigt wird, Wirtſchafts⸗ abkommen mit ausländiſchen Staaten bei dringendem wirtſchaftlichem Bedürfnis auch ohne Genehmigung des Reichstages, jedoch höchſtens für drei Monate abzuſchließen, a n⸗ genommen.— Angenommen wurde fer⸗ ner das Geſetz zur Aufhebung der bisherigen Anſtellungsbedingungen der Schutzpolizei, ſo⸗ wie der Antrag des Geſchäftsordnungsaus⸗ ſchuſſes, wonach die Genehmigung zur Ver- kommuniſtiſchen Abgeordneten Heckert, Hörnle, Koenen, Pfeif⸗ fer, Remmele und Stöcker verweigert wird. Gegen 348 Uhr wurde die Sitzung ge⸗ ſchloſſen und gemäß den Beſchlüſſen des Ael- teſtenrats eine neue Sitzung auf 8.15 Uhr ein⸗ geſetzt. In der Abendſitzung wurden die Hau— dels verträge mit Dänemark und Schwe⸗ den, ſowie der deutſch⸗ſchwediſche Handels— und Schiſſahrtsvertrag angenommen. Das Haus nahm noch eine Entſchließung betr. produktive Erwerbsloſenfürſorge an und ver— tagte ſich um 12 Mitternacht bis zum 3. No⸗ vember. Berliner Preſſe und Ablehnung des Fürſtenkompromiſſes. Berlin, 3. Juli. Alle Berliner Morgenblätter nehmen zu dem Ausgang der geſtrigen Reichs tagsſitzung, die die Zurückziehung des Fürſtenge⸗ ſetzes brachte, in ausführlicher Weiſe Stellung. Der„Vorwärts“ bemerkt, der Reichstag gehe in die Ferien, ohne daß die Fürſtenfrage gelöſt ſei. Aber ein Block von den Demokraten bis zu den Deutſchnationalen hat die Bülowſchen Zollſätze ab 1. Auguſt an die Stelle der bisher geltenden Sätze geſetzt. Nach dieſer negativen und dleſer poſitiven Leiſtung geht der Reichstag in die Som⸗ merſerien und die Regierung Marx bleibt und wartet auf eine durch Aenderung der politiſchen Lage herbeigeführte Aenderung der parlamentari⸗ ſchen Vorausſetzungen. Das Blatt vermißt, daß die von Külz angekündigten Konſequenzen von der Reichsregierung aus dem Scheitern der Für⸗ A in Wahrheit ziehe, en dia, daß ee Das„Berliner Tageblatt“ ſchreidt durch dle Früeren Erklärungen der Megleru 2 aus der Ablehnung des Fürſtenkonpromiſfes alle Ron⸗ bana neten werde, und daß ſie nach Ableh⸗ ung des Fürſtentouwromiſſes auf die Verlan⸗ erung des Sperrgeſetzes keinen Wert mehr lege, hätte ſich die parlamentariſche Situation ſchwie⸗ rig und undurchſichtig gestaltet. Dieſe Schwierig⸗ keiten hat die Regierung geſtern dadurch beſei⸗ kigt, daß ſie ihre früheren Erklärungen ignorierte. Sie hat das Fürſtengeſetz zurückgezogen ohne da⸗ raus fkonſequenzen zu ziehen und das Sperr⸗ geſetz bis zum 81. Dezember verlängern zu laſſen. Damit wird die ganze Frage der Fürſtenabfin⸗ dare deren Löſung zu den dringenden Aufgaben der Innenpolitit gehört, zunächſt bis in den Berbſt vreſchoben. Die„Germania“ ſagt in einem„parlamenta⸗ riſches Trauerſpiel“ betitelten Artikel: Es iſt ein Jammer, daß der mangelhaft entwickelte Sinn einzelner Parteien als Makel auf dem geſamten Reichstag ſitzen bleibt, obgleich es in ihm eine Mehrheit gibt, die ehrlich beſtrebt war, die Hoff⸗ nungen zu erfüllen, die das Volk auf ſeine Ber⸗ liner Vertretung geſetzt hatte. Aber dieſer gute Willn wird den Eindruck, daß der Reichstag wie⸗ der einmal verſagt habe, nicht verwiſchen können. Das Blatt ſagt zum Schluß, das bei der parla⸗ mentatiſchen Lage, wie ſie die Sozialdemokratie Herbeigeführt habe, die Demiſſion des Kabinetts völlig unnütz geweſen wäre. Die Parteien, die geftern jede geſetzliche Regelung unmöglich ge⸗ macht hätten, ſeien zwar ſtark genug geweſen, um einige Verwirrung anzurichten, aber auf den Verſuch, von ſich aus eine neue Regierung zu bilden, würden ſie wohl von ſelbſt verzichten. Die„Deutſche Tageszeitung“ ſieht in der Zu⸗ rückziehung des Entwurfes nichts anderes als die Zurückwelſung des Unrechtes, das im Parla⸗ ment und auch von der Straße gegen den Staat brandete. eee Deutſches Reich. Batſchafter v. Hoeſch bei Streſemann. Berlin, 2. Jult. Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann empfing heute mittag im Reichstag den deutſchen Botſchafter in Paris Dr. v. Hoeſch, der über ſeine letzten Unterredungen mit dem Miniſterpräſidenten Briand Bericht erſtattete, Der wichtigſte Punkt in den Verhandlungen zwi ſchen dem franzöſiſchen Premierminiſter und dem deutſchen Botſchafter war die Frage der Vermin⸗, derung der Beſatzungstruppen. Es hat den An- ſchein, daß Briand dem deutſchen Botſchafter ent⸗ gegenkommendere Erklärungen als bisher abge— geben hat, ſodaß man auf einen günſtigen Aus⸗ gang der ſeit Monaten ſchwebenden Verhandlun⸗ gen über die Herabſetzung der Beſatzung in der zweiten und driten Zone rechnen darf.— Von Berlin aus reiſt Hoeſch nach Dresden ab. Hinausſchiebung der Bierſteuererhöhung genehmigt. Berlin, 2. Juli. In der Angelegenheit der Vierſteuererhöhung hat der Kommiſſar für die verpfändeten Einnahmen, Sir Andrew Fadyean ſeine Einwilligung gegeben, daß die Erhöhung der Bierſteuer auch weiterhin zunächſt hinausgeſchoben wird. Der formelle Abſchluß einer Vereinbarung, über deren prinzipielle Grundlage zwiſchen dem Kommiſ⸗ ſar und der Reichsfinanzverwaltung Einigkeit befteht, ſoll in den nächſten Wochen erfolgen. Ein dunkles Kätſek. 4 Roman von Alfred Wilſon, un autoriſierter Ueberſetzung von Johanna Zunk. 1(Nachdruck verboten.) „vaſſen Sie mich,“ vat ſie.„Ver Anfall iſt ſchon vorüber. Ich bin doch noch nicht ſo ſtark, wie ich dachte. Fürchten Sie nichts für mich, es iſt ſchon wieder alles gut; doch bitte, rufen Sie mir die Pflegerin jetzt.“ Dieſe war eben eingetreten und nahm die zarte Geſtalt in ihre kräftigen Arme. Gordon verließ ſchweigend das Zimmer. 11. Kapitel. Am nächſten Morgen, in aller Frühe, klopfte es an ſeine Tür. Er ſah nach ſeiner Uhr, es war kaum ein halb ſieben. Gähnend öffnete er und ſah die Wärterin draußen ſtehen. „Herr Gordon, die zan e Lady—“ „Was iſt mit ihr?“ 189 er. kränker geworden? Was gibt's denn?“ „Sie iſt fort.“ ö 11 50 „Fort; geflohen. Was ſoll ich nur tun? Verzeihen Sie mir nur! Ich kann es mir nie vergeben, daß ſie mich ſo überliſten konnte, ſie, die ſo lieblich und unſchuldig ausfahl“ Gordon gebot ihr Halt. „Iſt ſte „Ja, ja, das iſt alles ſchon gut. Aber möchten Sie mir nicht den Hergang nacheinander erzählen?“ „Gewiß, Herr. Sie muß bei Tagesanbruch geflohen ſein. Als Sie geſtern abend von ihr gegangen waren, ſchien ſte ganz ſtill und gefaßt zu ſein. Bis zum Einſchlafen ſaß ich bei ihr. Ich glaube beſtimmt, daß ſie n een ſei. Fh ſaß noch ziemlich zwei bis drei Stunden im Krankenzimmer. Dann ging ich in meine Stube nebenan, denn ſie war, als ich noch die Tempe⸗ ratur gemeſſen, ganz fieberfrei geweſen. Ab und zu ſah ich durch die Tür nach ihr hin. Das letzte Mal um 4 Uhr morgens. Sie ſchlief noch, aber ſtie wurde gerade munter und ſagte: Mir iſt ſo wohl, Pflegerin, legen Sie ſich bitte nur hin, ich ſchlafe durch bis zum Vormittag, früb. Irch Mitgliedern mäßigen Dampfer der Köln⸗Düſſeldorfer Rhein⸗ ſchiffahrtsgeſellſchaft, der um 8 Uhr morgens in Ludwigshafen abfährt Ausland. Annahnte des engliſchen Arbeitsjeitgeſetzes. London, 2. Juli. Nach viertägiger Debatte wurde das neue Geſetz über die Arbeitszeit der Bergarbeiter, durch das die achtſtündige Arbeits zeit im Bergbau wieder zugelaſſen wird, in drit⸗ jer Leſung mit 332 gegen 147 Stimmen Mehr⸗ Feit angenommen. Der ſpaniſche König beim engliſchen. London, 2. Juli. Der ſpaniſche König wurde geſtern von dem Prinzen von Wales der Herzogin und dem Herzog von York und anderen Mitgliedern des engliſchen Königs⸗ hauſes empfangen. Mittags wurde er zum König von England zum Eſſen eingeladen u. beſuchte nachher die Tennisſpiele in Wimble⸗ don. Die Polizei hatte umfaſſende Sicherheits, maßnahmen getroffen. Die Hafenbehörden er⸗ hielten beſondere Anweiſungen zur Ueber⸗ wachung der ankommenden Schiffe. Die Leib⸗ wache des Königs iſt durch Beamte von Scot⸗ and Yard verſtärkt worden. Neue Kämpfe in Marokko. Paris, 2. Juli. Nach einer Meldung aus Fez beſtehen Gründe für die Annahme, daß die Beni Uriaghel wieder gegen die Spanier die Waffen ergreifen werden. Das Vorgehen der Jjaballen hat bei dieſem kriegriſchen Stamm die Hoffnung erweckt, ſich von del Fremdherrſchaft doch nok befreien zu können Am geſtrigen Tage waren franzöſiſche Artil⸗ lerie und Flieger im Abſchnitt von Ait Lhaſ⸗ fen tätig. 150 Fliegerbomben wurden abge⸗ worfen. Eines der Flugzeuge iſt abgeſtürzt, jedoch innerhalb der franzöſiſchen Linien. Der Flieger iſt unverletzt. 1 Bermiſchtes. Generulverſammlung der Deutſchen Bergarbettei in Saarbrücken. Berlin, 2. Juli. Nach einer Bochumer Mei⸗ dung des„B. T.“ haben zu der am 4 Jun 1928 in Saarbrücken tagenden 28. Gene ralverſammfung des Verbandes der Bergarbeiter Deutſchlauds eine große Anzahl von ausländiſchen Bergarbei⸗ terführern ihre Teilnahme zugeſagt. Ver Sekre⸗ tär der Bergarbeiterinternattonale, Frank Hod⸗ ges, wird über die Regelung der Kohlenwirtſchaft ſprechen. Aus Frankreich ſind die Bergarbeiter⸗ führer Bard und Roſſy, aus Belgien Dufardin und Detier, aus Holland Kramer, aus der Tſche— choſlowakei Pohl und aus Oeſtereich Zwanziger gemeldet. Dampferfahrt des Lehrergeſangvereins Mann⸗ heim⸗Ludwigshaſen. Ludwigshafen, 1. Juli. Nächſten Sonntag unternimmt der Lehrergeſangverein Mannheim⸗ Ludwigshafen mit ſeinen aktiven und paſſiven eine Dampferfahrt mit dem kurs⸗ und bald darauf in Manuheim und vor 12 Uhr am Reiſeziel Biebrich eintrifft. Von Biebrich geht es mit der Elektri⸗ ſchen nach Wiesbaden, wo Mitglieder des dorti⸗ gen Lehrergeſangvereins die Führung zur Beſich⸗ gung von Kurhaus Kochbrunnen, Theater und Neroberg übernehmen. Nach dem Rundgang werden ſich die Teilnehmer vom Ausflug auf den Kurhausterraſſe zuſammenfinden, um noch den! Kurhaus⸗Konzert zu lauſchen. Die Rückſahrt er folgt nach Belieben mit fahrplanmäßigen Zügen bin ſo toomude.— Ich giaudte es ihr, warum ſollte ich es auch nicht? Ich legte mich hin, aber nach einer knappen Stunde wachte ich auf, denn ich dachte, ſie könne am Ende doch munter ge⸗ worden ſein und meiner bedürfen. Als ich ins Zimmer kam, war das Bett leer; ſie war ver⸗ ſchwunden! Ich lief hinunter, ſah mich im Hauſe überall um, fand aber keine Spur mehr von ihr. Für Sie hat ſie etwas zurückgelaſſen, einen Brief, der auf ihrem Tiſch lag.“ Sie gab ihm das Papier, welches ſie mitge⸗ bracht hatte. Gordon nahm es. Sie war weg von ihm, geflohen, und die Pflegerin, die ſo gut ihre Pflicht erfüllt hatte, konnte er nicht einmal dafür verantwortlich wachen. „Ich danke Ihnen,“ ſagte er. ſich nicht zu viel Vorwürfe. konnten.“— Er nickte ihr zu, und ging in ſein Studier⸗ zimmer, um den Brief zu leſen.—— 10 vermag Ihnen nie genug Dank zu ſagen, ich tue es noch einmal von ganzem Herzen, aber ich muß doch gehen. Ich hatle mir vorge⸗ nommen, heut früh zu fliehen und wenn Sie ver⸗ ſucht hätten, mich zum Bleiben zu überreden, würde es doch nichts geholfen haben. Und nun zum Schluß eine Bitte: Vergeſſen Sie, daß Sie mich jemals ſahen, daß Sie ſich meinetwegen badete oder wenn Sie ſich erinnern, ſo denken Sie, daß ich mich hätte gern von Ihnen retten laſſen, wenn es möglich geweſen wäre, mir zu helfen. er.„Machen Sie Sie taten was Sie Gordon warf das Papier auf die Erde, hob es aber dann haſtig wieder auf und küßte es. „Virienne, welch ſchöner Name. Virienne, Du haſt etwas Schönes angerichtet. Geflohen, wo ich Dir helfen wollte, geflohen, ohne mir eine Waffe gegen jenen Elenden zurückzulaſſen. Vielleicht zu ihm geflohen! Mein, das glaube ich nicht, obgleich man auf allerlei Gedanken kommt. Aber ich helfe Dir! Ich hab's geſchworen und breche nie mein Work. Heiraten, den Spieler, den Schuft, den Elenden? Ich werde Dir's doch noch beweiſen. Ach Virienne!“— Er ſeufzte tief auf, denn er dachte an den anwegſamen Pfad. auf den er ſich begeben. von Virienne, Er 10 Eine Mannheimer Hotelgeſellſchaft. Mannheim, 1. Jult. Der Bürgerausſchuß hal in ſeiner geſtrigen nicht öffentlichen Sitzung einem Stadtratsbeſchluß zugeſtimmt, wonach einer un⸗ ter Führung der Stadt in Gründung befindlichen Mannheimer Hotel⸗Geſellſchaft m. b. H. zum Bai und Betrieb eines erſtklaſſigen Hotels das er⸗ forderliche Gelände auf 30 Jahre zu vermieten und den Hauptteil des Kapitals darlehensweiſe zur Verfügung zu ſtellen iſt, und ferner unter Führung der Stadt eine gemeinnützige Geſell⸗ ſchaft zur Errichtung eines Fremdenheimes fürn Minderbemittelte zu bilden und dieſer Bau in, ähnlicher Weiſe wie der Hotelbau zu fördern iſt Die Teleſonverbindung London—Berlin. London, 1. Juli. Der Generalpoſtmeiſter gib! bekannt, daß ab heute neben dem bisherigen Te⸗ lefondienſt zwiſchen London und verſchiedenen Städten eine Leitung für ſtändigen Tag⸗ und Nachtdienſt zwiſchen London und Berlin verfüg⸗ bar ſei. Ein Denkmal für Joſef Görres. Noblenz, 2. Juli. Wie bekannt wird, be⸗ abſichtigt die Stadt Koblenz, ihrem großen Sohne Joſef Görres ein Denkmal zu errich⸗ ten,, zu dem im Herbſt der Grundſtein geleg! werden ſoll. Einige namhafte Künſtler waren zur Einreichung von Entwürfen eingeladen. Die Stadt hat den Entwurf von Profeſſor Langer⸗Düſſeldorf angenommen. * Die Rheinbrücke bei Maxau. Ludwigshafen, 1. Juli. Wie die„Neue Pfäl; ziſche Landeszeitung“ von der Zentrumsfraktion des Reichstages erfährt, hat der Verkehrsausſchuf des Reichstags in ſeiner geſtrigen Sitzung mit allen gegen die Stimme Bayerns beſchloſſen, die Eingabe der Stadt Karlsruhe wegen Erſtellung einer feſten Brücke bei Maxau der Regierung zur Prüfung und Erledigung zu übergeben. Die Regierung hat ihrerſeits erkennen laſſen, daß ſie bereit ſei, den berechtigten Wünſchen der badi⸗ ſchen und pfälziſchen Bevölkerung entgegenzu⸗ kommen und will Mittel und Wege ſchaffen, um die baldige Erſtellung der Brücke zu ermöglichen. Sir Brenker in München gelandet. München, 2. Juli. Donnerstag mittag landete auf dem Rundflug durch Mitteleuropa der Chef der zivilen Luftfahrt im britiſchen Luftminiſteriu, Sir Brenker, mit einem Verkehrsflugzeug auf dem hieſigen Verkehrs⸗ flugplatz, wo er durch den britiſchen Vizekon⸗ ſul und von einem Vertreter des Handels⸗ miniſteriums empfangen wurde. Sir Brenker äußerte ſich gegenüber den anweſenden Herren mit großer Anerkennung über das deutſche Verkehrsflugweſen. Die Urſachen der letzten Erdbeben in Oberbaden. Freiburg i. Br., 2. Juli. Das Beben von der Montag Nacht, das in der Gegend von Nee i. Br. ſeinen Herd zu haben ſcheint, eweiſt, daß auch die Bruchſtellen zwiſchen dem Rheintalgraben und den ſtehengebliebe⸗ nen Randgebieten noch nicht zur Ruhe gekom⸗ men ſind. Schwarzwald und Vogeſen waren einmal ein einheitliches Gebirge oder Hoe plateau auf granitener Grundlage. In beiden Gebirgen tritt dieſes Urgeſtein zu Tage. Man nimmt an, daß es dort noch ſo liegt, wie es nach der Erkaltung der Erdrinde entſtanden iſt. Irgend einmal iſt dann das Mittelſtück, die heutige oberrheiniſche Tiefebene um rund 2000 Meter in die Tiefe geſunken, ſodaß ſich dort Doch ſeine Energie half ihm vald über ſeine Mutloſigkeit hinweg. Er durfte ſich nicht mehr nach dem lieben Mädchen ſehnen; er mußte handeln, ſchnell handeln. Er ſchloß den Brie in ſein Pult, nahm Hut und Stock und verliel das Haus. Im Flur traf er Mutter Crump, die mit verweinten Augen und dem Gebahren eines geſcholtenen Hundes an ihm vorbei ſchlich, gerade als ob ſie die Schuld hätte, daß jene vor ihm geflohen. f Gordon konnte ſich nicht vorſtellen, daß Voirienne zu Uſher gegangen ſei; aber er ſetzte vor⸗ aus, daß jener ihren Aufenthalt kenne und be⸗ ſchloß, deshalb ihn aufzuſuchen. Ganz in der Nähe des Hotels ſah er 1 0 Usher; er ſtellte ſich an einen Laden und beobachtete ihn. Er las gerade einen Brief, den er eben erhalten haben mußte. Gordon würde wer weiß was darum Euler haben, wenn er ihm jetzt hätte über die ulter ſehen können, denn ſicher war der Brief wie der Spieler 0 lächelnd das Blatt zuſammen faltete, in die Brief⸗ taſche ſteckte und den Weg nach Pieadilly 9 1 2 Gordon wollte ihn eigentlich anreden, aber er wurde andern Sinnes und beſchloß, ihm zu folgen. Er kam plötzlich auf die Idee, daß jener etwas vorhaben könne, was für ihn zu erfahren von Intereſſe wäre, daß er Virienne auſſuchen wollte, glaubte er nicht, denn er hatte ja eben ihr Schreiben geleſen; aber aus ſeiner ſchnellen Gangart ſchloß kr, 1 1 etwas vorher Beſchloſſenes ausführen wollte. So wie es Gordon jetzt ums Herz war, jetzt, Virienne Gaunt.“ do er jede Gelegenheit zum handeln ergreifen wollte, vertraute er nur ſeinem Inſtinkt und der ritt ihm, Ufer Meri Er wußle, daß jener ein gewandter, nicht leicht zu über⸗ liſtender Gegner ſei. Vermutlich ahnte er, da ordon ſpionieten würde und er hatte b Wer vorſichtige Maßregeln getroffen. Solange Uſher das Picadilly⸗Vierlel durchſchritt, konnte er un⸗ beobachtet hinter ihm hergehen; aber wenn nun ſein Weg durch öde, leere 5 führen würde? Er hielt Umſchau, denn er hoffte auch heute, daß ihm von irgend einer Seite unverinutet Hilſe kommen würde. Und richtig; er ſah einen alten, pere Wagen, einen von jenen, in dem man vielleicht vor via Jahren gefahren war. Er war altmodiſch geſchirrt. ein elender abae⸗ heachten, endlich n weer pnden konnte. Iu der Freiburg hat eine Bruchſtele z eines Vulkans, des blieben ſind die Abb da mag da und dort Inner rinde gelegentlich ein Stück nachſin 1655 unendliche Zeiten seitdem vergangen ſind. Das leichte Erdbeben iſt auch in Narls⸗ ruhe und in Landau in der Pfalz durch ei leichtes Klirren der Gläſer zu der gleichen Zeit wie in Freiburg beobachtet worden. Ein Mißtrauensvotum. Kreuznach, 30. Juni. Die Stadtverord⸗ netenverſamnelung hat dem e Völker ein Mißtrauensvotum ausgeſteln, weil er Erwerbsloſe zu nicht genehmigten Pflichtarbeiten für einen eigenen Villendau herangezogen und nachdem dies vom Verwal⸗ tungsausſchuß unterbunden worden war, ſämtliche Pflichtarbeiten einſtellte und die da⸗ bei beſchäftigten Erwerbsloſen ſchwer ſchä⸗ digte. Der Stadtrat hat die Einleitung eines Diſziplinarverfahrens gegen Völker für erfor⸗ derlich erklärt. Ein Verbot der Beſatzungs behörde. Koblenz, 1. Juli. Die Beſatzung hat ver⸗ boten⸗ daß Gruppen von Trommlern und Pfeiſern in Umzügen erſcheiney und ſpielen, weil dadurch der Anſchein eines militäriſchen Aufmarſches erweckt werde. Der Oberbürger⸗ meiſter bittet die Bevölkerung, den Befehl zu weil unter Umſtänden Feſtlichkeiten von der Beſatzungsbehörde unkerſagt würden. Das Verbot iſt offenbar darauf zurückzufüh⸗ ren, daß in dem großen Feſtzug des kathol. Geſellenvereins am Sonntag Trommler und Pfeifer mitgewirkt haben, was auch bereits zu Schtvierigketten mit der Beſatzung geführt hat. Die Achatmühle wieder in Betrieb. Neuſtadt a. d. H., 1. Juli. Die Knöchelſche Achatmühle, die wegen Zahlungsſchwierigkeiten ſeit einigen Wochen ſtillag, wird von der Hefſt⸗ ſchen Kunſtmühle A. G. in Mannheim, von der ſie gepachtet wurde, dieſer Tage wieder in Be⸗ trieb genommen. Verhaftete Diebe. Haßloch, 1. Juli. ner 150 Mark geſtohlen und auch in anderen Or ten größere Geldbeträge, u. a. im Heſſiſchen über 3000 Mart, erbeutet hat, iſt von der Haßloche! Es handelt ſich Gendarmerie verhaftet worden. um die ledige 20 Jahre alte Berta Rüſſel. Den Haupttrick dieſer Diebin beſtand darin, daß ſie ſich hauptſächlich in Geſchäftshäuſer einſchlich, wo ſie vermutete, daß die oberen Räume unbewacht ſind, begegnete ihr aber jemand, ſo gab ſie ſich als Hauſierin aus, zu welchem Zweck ſie Hätel⸗ und Spitzenarbeiten mit ſich führte. Grenzlandſchülerinnen ſingen dem Reichs⸗ 9 präſidenten. 1 193 Berlin, 1. Juli. Dem Reichspräſidenten brachte aus 60 oſtpreußiſch⸗maſuriſchen Schülerinnen beſtehende Mädchenchor der Volks⸗ trunkenen Ruberers Philipp Meyer wurde heute im Garten heute früh der ſchule Nord⸗Oſterode(Oſtpreußen), der zur Zeit eine Deutſchlandfahrt unternimmt, des Präſidentenhauſes ein Ständchen. Dara ſprach der Reichspräſident, der Ehrenbürger vo. ſeinen Dank aus. Er ermahnte die Kinder, weiter aus⸗ zuhalten in treuer Anhänglichkeit am großen Va⸗ ihrer Deutſechlandfahrt Nord⸗Oſterode iſt, in herzlichen Worten terlande und wünſchte einen guten Verlauf. gehen. leicht an der Schulter. N„Ich möchte jemandem folgen, Kutſcher,“ 9 te er zu ihm, verlor aber bei ſeiner Rede Uſher nicht aus den Augen. „Sie bekommen einen halben Sovereign, 1 wenn Sie es zuſtande bringen. Halten Sie doch.“ Der Alte ſchüttelte mit dem Kopfe. „55 kann's nicht verſprechen, 15 * arum nicht. Einein Menſchen für einen 9 halben Sovereign ah ere; „Es iſt unmöglich, Herr; Sie werfen bloß ihr Geld weg. Sehen Sie doch die ale Märe an, der Geiſt iſt willig, aber das Fleiſch i ſchwach; Sie hat 10 blo noch Knochen i „Aber Alter, der Mann 0 ja nur zu Fuß!“ „Na, dann können wir mit meinte der Kutſcher, aber auch ganz reſignlert. „Aber wenn er in ein Hänſom ſteigt oder in ein„Töff⸗Töff?“ Er wird es beſtimnit tun! Sie fahren ja jetzt alle„Töff⸗Töff. ö„Abwarten, abwarten,“ erwiderte Gordon, halb ärgerlich, halb amüſiert, ohne aufzuhtren, dem Uſher nachzuſehen. ehen n e ſtann dort? Das iſt er. Sie bekommen einen halben Sovereign. enn er einen Wagen nimmt, werden wir ja weiter ſehen.“ Der 9 15 nickte. „Schön, ſchön, Herr, wir wollen's versuchen!“ „Wir werden ſchon unſer beſtes tun, mein Gaul und ich; wir kun es ja ſchon 40 Jahre.“ Gordon gratulierte ſich zu ſeinem Entſchluß. Der alte Kutſcher hatte ſicher aus Boſcholdenheit ſehr Kraft unterſchätzt, denn Gordon war mit ihm ehr zufrieden. n all den Straßen, die Uſher durchſchritt, Na ſie ihn nicht einen Moment aus den ugen. Es ging die Kreuz und die Quer, bis ſie den St. Paulstirchhof erreichten. Hier drückte Gordon plötzlich mit der Hand auf den Nor des Wagens. 6 er Alte beugte ſich berunter und hielt an. Gortlſetzung folgt, leichterungen im Grenzverkehr Morgen beſten Acker⸗ und Wieſenbodens. Die raffinierte Diebin, die in Harthauſen bei dem Metzger und Wirt Schrei ö Gordon hatte ſchnell feinen Entſchluß gefaßt. 5 Er ging auf den Kutſcher zu und berſthrte ihn hn Scheit halten Sagarländiſche Automobiliſten in Baden⸗Baden. Baden⸗Baden, 1. Juli. Vom 26. bis 28. Juni ſtatteten bier einige hundert Automobiliſten aus dem Saargebiet und der Pfalz anläßlich einer Sternfahrt einen Beſuch ab. Dieſer Beſuch ge⸗ ſtaltete ſich zu einer großen Kundgebung für die beſetzten Gebiete, insbeſondere für Pfalz und Gaar. An den offiziellen Feiern waren die ba⸗ diſche Regierung und die Stadtverwaltung be⸗ teiligt. Der Stgatspräſident hatte ein Glück⸗ wunſchſchreiben. Die Tage trugen dazu dei, die Beziehungen zwiſchen dem ADAC. und dem Au⸗ tomobilklub des Saargebietes inniger zu geſtal⸗ ten, 55 f Paß Erleichterungen im deutſch⸗belgiſchen N. Grenzverkehr. f Köln, 11. Juli. In den deutſch⸗belgiſch⸗ luxemburgiſchen Verhandlungen zur Herbei⸗ führung von perſönlichen und ſachlichen Er⸗ iſt Dienstag mittag laut„K. V.“ in einer Geſamtſitzung im Aachener Regierungsgebäude der Text bezügl. der perſönlichen Paß ⸗Erleichterungen zwi⸗ ſchen Deutſchland und Belgien endgültig ver⸗ elnbart worden. Mit einem Ende der Ver⸗ handlungen iſt für heute abend zu rechnen. 5 Der Zweibrücker Roſengarten. Zweibrücken, 1. Juli. Der Roſengarten ſteht zur Zeit in voller Blüte. Etwa 40000 Roſen ſenden ihren Duft in die lieblichen Aufagen des Siadtparkes. Eine Sehenswürd ion“,' ihres⸗ gleichen ſucht. Die Hochwaſſerſchäden in Anhalt. Deſſau, 1. Juli. Nach amtlichen Feſtſtellungen ſind durch das Hochwaſſer in Anhalt 45000 Mor⸗ gen Land heimgeſucht worden, darunter 31000 6000 Stück Vieh ſind in der Ernährung gefährdet. Der Geſamtſchaden beträgt 4 Millionen Mark. Die Ueberſchwemmungen in Mexito. 250 Todesopfer. bieis, 1. Juli. Nach einer Meldung aus Leon(Mexiko) ſind bisher 250 Todesopfer der großen Ueberſchwemmungskataſtrophe feſtgeſtellt worden. Außerdem wurden noch drei Fälle von Peß ermittelt. 6000 Famillen ſind obdachlos. Die Verpflegung iſt ungenügend. Truppen mußten 32 Vermeldung von Plünderungen eingeſetzt Aus Nah und Fern. Eberbach, 1. Juli.(Mit dem Fahrrad ge ürzt.) Der 14jährige Schüler Kal Baum⸗ dariner von Mannheim ſtürzte hier auf elnem Ausflug mit dem Rad gegen einen Felsblock ud ſtarb an den erlittenen Verletzungen. Seckeuheim, 1. Juli.(Ertränkt.) Monta bend hat ſich die 43 Jahre alte Frau dez Maurers Wilhelm Seitz im Neckar ertränkt. Grund zur Tat iſt unbekannt. Ludwigshafen, 2. Juli.(Leichenländung.) Die Leiche des bei dem Bootsunglück des Ludwigs⸗ hafener Rudervereins auf ſo tragiſche Weiſe er⸗ tittag gegen 12 Uhr bei Worms geländet. Die eiche wird nach Ludwigshafen überführt und am kommenden Montag Nachmittag auf dem riedhof Frieſenheim beigeſetzt. 1 Mannheim, 1. Juli.(Vermißt.) Seit Mon⸗ ag abend wird der Sohn des Stadtverord⸗ heten Boſch, Kurt Boſch, vermißt. Der 17 Bahre alte junge Mann kam von ſeinem Han⸗ 1 delsſchulbeſuch am Montag nicht mehr zurück. Alle Recherchen nach dem Verbleib waren bis triebener Gaul zog ihn; der alte, aber intelligen! ausſehende Kutſcher ließ ihn langſam ſeines Weges etzt erfolglos. Germersheim. 1. — Juli.(Selbſtmord.) Ge⸗ — ſtern abend erhängte ſich der 57 Jahre alte Schweizer Heinrich Lips aus Hinterweiden⸗ thal am Schindereck. Der Grund der unſeligen Tat iſt in einem kleinen Wortwechſel zu ſu⸗ 115 den er kurz vorher mit ſeiner Frau atte. Koßwig, 1. Juli.(Mit ſeinen beiden Kindern ein den Tod.) Der 26jährige Arbeiter Schulze fuhr geſtern mit ſeinen drei⸗ und fünfjährigen Töchtern mit einem Kahn auf die hochgehende Elbe und warf ſie in den Strom. Dann ſprang er ihnen nach. Hilſe konnte ihnen nicht gebracht werden. Alle drei ertranken. Unredlich⸗ keiten in der von Schulze geführten Sportpver⸗ eluskaſſe haben ihn dazu veranlaßt. Bergzabern, 30. Juni.(Schwerer Sturz.) Am Montag abend ſtürzte der 16 Jahre alte hier be⸗ ſchäftigte Küferlehrling Auguſt Kern aus Landel vom Baum und riß im Fallen einen anderen Jungen mit ſich. Während Letzterer mit einer Armverſtauchung davonkam, erlitt Kern ſchwer⸗ innere Verletzungen, die ſeine Aufnahme in das Bezirkskrankenhaus nötig machten. Der Zuſland des bedauernswerten jungen Menſchen iſt bedenk⸗ lich. i 1* 0 Kutisker. Der zu flu Jahren Zuchthaus, vier Milllonen Mark Geldſtrafe und zehn Jahren Ehrverluſt ver. urteilte Handelsmann Iwan Kutisker hat, ſo le⸗ ſen wir in der„Köln. Ztg.“, die Gerichte, die Parlamente, die politiſchen Parteien und die weite Oeffentlichkeit anderthalb Jahre hindurch aufs peinlichſte beſchäftigt. Als er im November des Jahres 1924 ſeinen ehemaligen Geſchäfts⸗ freund, den gleichzeitig jetzt mit ihm zu andert⸗ halb Jahren Gefängnis verurteilten ruſſiſchen Großſpekulanten Michael Holzmann, wegen Er⸗ preſſung verklagte, da geriet er ſelbſt in ein ge⸗ fährliches Netz von Unterſuchungen, und einen Monat ſpäter ſaß er im Gefängnis. Bei der Sichtung der gegen ihn erhobenen Beſchuldigun⸗ gen tauchte auch zum erſten Male der verhängnis⸗ volle Name Barmat auf, der in dem jetzt zu Ende gegangenen Prozeß aber nur flüchtig ge⸗ nannt wurde, da die mit ihm verknüpften Schwin⸗ deleien in anderen Regionen ſich abgeſpielt hat⸗ ten. Dieſe kriminalpſychologiſch innig verwand⸗ ten Naturen, beide öſtlicher Herkunſt, haben einem nachrevolutionären Zeitalter geradezu den Stem⸗ pel aufgeprägt; mit einem Seufzer der Erleichte⸗ rung kaun man nun die Akten der Taten des einen hoffentlich endgültig beiſeite legen, während der Prozeß um die Barmats, der ebenfalls reif zur Schlußverhandlung iſt, wegen anderweitiger Beſchäſtigung des zuſtändigen Gerichtsvorſitzen⸗ den wieder einmal um einige Monate hinaus- geſchoben worden iſt.. Betrüger aus der hat eine politiſche langt durch die damit ausgedehnte Korruption in hohen Staatsämtern. Im Fall Kutisker waren es die leitenden Perſönlichkeiten der Preußiſchen Staats⸗ bank(Seehandlung), die ſich von zweifelhaften und übelbeleumundeten Elementen bei waghal⸗ ſigen Kreditgewährungen von Millionen Gold⸗ mark in unbegreiflicher Weiſe haben übertölpeln laſſen, ſo daß ſie ſelbſt zeitweiſe unter den Ver⸗ dacht der Beſtechung und Beihilfe gerieten und ihre Aemter, Ruf und Ehre einbüßten. Die Geſchehniſſe gehören einer traurigen Vergangen⸗ heit an, über die das deutſche Volk inzwiſchen glücklicherweiſe mit leidlich heilen Gliedern hin⸗ weggekommen iſt, aber noch haben die Feſtſtel⸗ lungen der Schlußverhandlungen im Prozeß ge⸗ gen Kutisker nichts von der Bedeutung der da⸗ raus hervorgehenden Lehren verloren. Beſſer als um die in manchen Punkten noch dunkeln und umſtrittenen Schuldfragen zum Niedergang wäbrend der Krieaszeit wiſſen wir nun Beſcheid deutſchen Inflationsperiode und nationale Bedeutung er⸗ offenkundig gewordene deutſchen aver die Unfähigreit, Leichtfertigkeit und Veränk⸗ wortungsloſigteit, die ſich anfänglich um die Staatsſpitzen der Republit gelagert hatten, als es an der Tagesordnung war, Ehre, Gut und Geld der Nation zu verſchleudern. ö Iwan Kutisker ſtammt aus Libau; er hatte dor dem Krieg in Rußland gelebt. Das deutſche Konſulat in Libau hatte ſchon frühzeitig, im Mat des Jahres 1924, vor ihm gewarnt, als es von ſeinen Geſchäften mit der Staatsbank hörte. Es hatte berichtet, daß Kutisker in Lettland uner⸗ laubter Weiſe Heeresgut aufgekauft hatte und geflüchet war, als die dortigen Behörden es merk⸗ ten und nach ihm fahndeten. In Deutſchland, wohin er im Dezember 1918 überſtedelte, fand er fruchtbaren Boden für ſeine unſauberen Ge⸗ ſchäfte. Im Jahre 1920 machte er ausgedehnte Geſchäfte mit der Altleder⸗Verwertungsſtelle, der er große Beſtände abkaufte, wobei ſich Bean⸗ ſtandungen und Prozeſſe ergaben. Durch Ver⸗ gleichsverhandlungen kam er mit heiler Haut da⸗ von. Er gründete ſodann mehrere Geſellſchaſten m. b. H., Bankinſtitute, eine Treibriemenfabrik und eine Schokoladenfabrik. Seit Oktyber 1923 datierten ſodann ſeine Geſchäftsverbindunge mit der Preußiſchen Staatsbank, die ihm nach Vorſpiegelungen einen Kredit von etwa 4 Mil⸗ lionen Goldmark gewährte. Bei der Deckung, die Kutisker dafür anbot, ſpielt das Hanauer Lager eine Hauptrolle, um das ſich daun auch die Hauptvergehungen Kutiskers, für die er jetzt be⸗ ſtraft wurde, gruppieren. Er hatte als Inhaber des Bankhauſes Stein dieſes Lager, in der Haupiſache einen Pionier⸗ und Eiſenbahnpark aus der Kriegszeit, an ſich gebracht und belog die Staatsbank, er habe das Lager an die rumäniſche Regierung für zehn Millionen weiterverkauft. Als die Gefahr beſtand, daß der Schwindel enk⸗ deckt würde, veranlaßte er den ihm verpflichteten Vorſitzer des Lagers, den mit ihm jetzt verur⸗ teilten Strieter, eine Anzeige zu machen, das Lager enthaltene verbotene Militärwaffen. Die darauf angeordnete Unterſuchung gab Kutisker die Möglichkeit, der Staatsbank zu eröffnen, das rumäniſche Geſchäft habe ſich zerſchlagen. Zum Ueberfluß bezichtete er außerdem einen ihm un⸗ bequemen Finanzmann, eine falſche Anzeige über das Hanauer Lager gemacht zu haben. Wie mit dem Hanauer Lager ſchwindelte Kutisker auch mit anderen Fauftpfand⸗Gegenſtänden. Dabei veranlaßte er ſeine Söhne und ſeine Angeſtellten zu Fälſchungen und falſchen Ausſagen. Zeugen vernommenen Staatsbank ſpielten eine kümmerliche Rolle; ſie wußten zu ihrer Entſchuldigung nichts anderes vorzubringen als die Klage, es habe der Staats— bank eine Auskunſtsabteilung gefehlt! Abſchließend wird Die als man freilich zu dieſem traurigen Kapitel unſerer Finanzwirtſchaft ſagen Das Sündenregiſter der großen Schieber und müſſen, daß die ganze Organiſation der damali⸗ gen Kreditgewährungen völlig verfehlt und un⸗ brauchbar war. Statt mit dieſen für Wirtſchaft und Handel ſo bedeutſamen Befugniſſen einzig und allein die Reichsbank zu betrauen, ließ die damalige Regierung mit ihrer Zerſplitterung ſtaatlicher Kreditgewährungen umlautern amt⸗ lichen und privaten Geſchöft⸗wachern alle Hinter b üten offen. Lokale Nachrichten. * Viernheim, 5 Juli. * Steuerſprechtag. Der morgen fällige Sienerſprechtag des Finanzamtes Heppenheim kindet erſt am Dienstag, den 20. Juli ſtatt. * Republikaniſcher Tag. Nun hatte anch Viernheim ſeinen Republikaniſchen Tag. Eingeleltet wurde derſelbe am Samstag durch Wochenplauderei. Intereſſantes zum Mord bei Serajewo.— Die Waſſerkataſtrophe im deutſchen Oſten.— Politik als Religion.— Fritz Lienhard. Etwas Eigenartiges berichtet uns ein zu⸗ iiflälliger neuer Fund über das Attentat, das einſt auf Franz Ferdiand verlibt wurde und der unmittelbare Ausgang des Weltkrie⸗ ges geworden iſt. Es war nämlich unter dem ſpalierbildenden Publikum ein Mann, der elne photographiſche Aufnahme des berühm⸗ ten Thronfolgers zu machen gedachte. Ein Po⸗ lizift, der in der Nähe ſtand und wohl merkte, daß der Betreffende den Erzherzog kannte, wollte ihm im entſcheldenden Augen⸗ blick, als eben der Wagen anrollte, zu Hilfe kommen, zeigte mit der Hand auf Franz Fer⸗ dinand und ſagte vernehmlich:„Das iſt er!“ Ob es dem Photographen Nutzen gebracht, das weiß ich nicht, aber der Mörder, der nicht 0 weit davon ſtand, wußte nun auf das Ge⸗ naueſte Beſcheid und kam ſo in die Lage, ſei⸗ nen ſchrecklichen Entſchluß ausführen zu kön⸗ nen. m oberflächlichen urſächlichen Denken ſind dergleichen Vorkommniſſe eine merkwür⸗ dige Verbindung von Zufütlen. Man hat aber eine Sache nicht geklärt dadurch, daß man ſie merkwürdig nennt, vielmehr hat man dadurch dem Denken nur eine neue Richtung gegeben. Gerade ſolche Zufälle deuten auf tiefere Zu⸗ ſammenhänge hin, eine für unſere Augen ge⸗ heimnisvolle Kaufalität, an die man ſich im⸗ merfort erinnern ſollte, wenn man die Ereig⸗ niſſe des Tages betrachtet. Ein doppeltes nämlich offenbart immerfort die Geſchichte: Einmal wie groß der Menſch iſt, der meinet⸗ wegen, wie Baldwin, einen Generalſtreit be⸗ zwingt, oder wie Caillaux den ſtürzenden Franken, zugleich aber auch, wie klein er iſt. Was wäre aus Alexanders Zuge geworden, wenn nicht Freund Klitus ſchon gleich zu An⸗ kana den Arm des Perſers bon Riinpie ae⸗ nicht —— reits ausgeholt hatte. Was würden wir viel⸗ leicht heute über Moltke und Bismark ſagen, wenn die Armee des Kronprinzen bei König⸗ grätz ſich nur um Viertelſtunden noch verzö⸗ gert hätte. Eine ſolche Kenntnis kaun einen bewah⸗ ren vor jeglicher politiſcher Kannegießerei. Im Gegenteil wird ſie einen dahin bringen, die Weisheit des Goethewortes einzuſehen: „Das Vernünftigſte iſt immer, daß jeder ſein Metier treibe, wozu er geboren iſt und was er gelernt hat, und daß er den anderen nicht hin⸗ dere, das Seinige zu tun. Der Schuſter bleibe bei ſeinem Leiſten, der Bauer hinter dem Pflug, und der Fürſt wiſſe zu regieren.“ Das iſt der gleiche Goethe. der auch geſagt hat, daß man überall im Univerſum das Unerforſch⸗ liche verehren müſſe. Es iſt mit anderen Wor⸗ ten politiſche und geſchichtliche Betrachtung als Religion. Erſt dieſe macht das Auge ſehend, während der hochmütige Verſtand, der bei jedem kleinen Ereignis über den Geiſt aller fünf Kontinente redet und alle Jahrtau⸗ ſende der Weltgeſchichte ſchon vorausſieht, nicht nur ſtolz iſt, ſondern auch dumm, zwei Eigenſchaften, von denen die Volksweisheit 5 705 lange weiß, daß ſie auf einem Holze zen. Dergleichen Erwägungen machen das Ge⸗ mit auch ruhiger den furchtbaren Kataſtrophen gegenüber, die augenblicklich weite Strecken Europas und nicht zuletzt des deutſchen Oſtens verwüſten. Tatſächlich iſt das, was uns be⸗ richtet wird, geradezu grauenhaft. Auf der einen Seit der Strom, ſagen wir die Oder, die alle Waſſer ſämtlicher Wolkenbrüche bis um Rieſengebirge hinauf in ſich aufnimmt. Fur bares Schauſpiel, wie auf einmal alle die Flüßlein und Bäche der ſonſt ſo ſtillen oſt⸗ deutſchen Ebene lebendig werden und wie blitzende Schlangenungeheuer aus der Tiefe emperſabrer Und ſie ringen ibre ſchillernden trennt hätte, der zum ſicheren Todeshieb be⸗ zenden Maſſen über das Land die heulende früheren Direktoren der einen Feſikommers im„Frelſchlz.“ Dieſer ver⸗ llef in anregender Welſe. Zahlreiche Toaſte und Reden erfüllter bie Jeſtverſammlung mit Beget⸗ Rerung zur Sache des Reichsbanners. Erſt nach Mitternacht fand der Remmert ſein Ende.— Dei Hauptfeſttaß wurde durch einen Weckruf er⸗ öffnet, worauf ſich dann im Laufe des Tages das Programm ab wickelte. Die Gefallenenehrung auf dem Friedhof nahm vor zahlreich erſchlenenem Publikum einen beſonders elndrucksvollen Ver⸗ lauf. Lelder zog um die zweite Nachmittags⸗ unde ein Gewitter herauf, das den kaum in Bewegung gekommenen Jeſtzug auf das emfinb⸗ lichſte ſlörte. In der Nathausſtraße noch in ſchönſter Formierung, brachte ihn der ſtarke Regen in der Holzſtraße bereits zum Stillſtand. Es war ſchade, daß das Hauptereignis des Tages, der Jeſtzug, ſich nicht in ſeiner vollen Form hat aus⸗ wirken können. Die Feſtteilnehmer mußten in zwei Sälen untergebracht werden, im„Engel“ und im„Freiſchütz.“ Das Banner wurde im Engelſaale in feierlichſter Welſe enthüllt. Erſt ſpäter, als der Regen etwas nachließ, konnte man auf dem Feſtplatz von dem Berſäumten noch et⸗ waz nachholen. Bei allen Veranſtaltungen hat ⸗ ten die Geſangvereine in liebenswiürdigſter Weiſe mitgewirkt. Flotte Weiſen der Reichsbanner⸗ kapelle Mannheim und des faſt unermüdlichen Trommler- und Pfeiferkorps der„Turngenoſſen⸗ ſchaft“ ſorgten für angenehme Unterhaltung. Ez war bald 12 Uhr geſtern Nacht, als vom Feſt⸗ platze, dem Goetheſchulhof, noh fröhliche Lieder herübertönten. Nicht unerwähnt ſoll noch blei⸗ ben der Radfahrer⸗Bereln„Eintracht“, der mlt praͤchtig geſchmückten Rädern den Feſtzug eröff⸗ nete.— Das geſtrige Feſt war für das Reichs banner trotz des ſtörenden Regens immerhin ein ſchöner Achtungserfolg. Das Zuſammenwirken von Zentrum, Sozialdemokraten und Demokraten kam geſtern ſo recht zum Ausdruck, und wurde von den anweſenden Par⸗ lamentariern noch kräftig unterſirichen. So ver⸗ lief das hieſige Reichsbannerfeſt in ſchönſter Fin ⸗ tracht und Harmonie, und dürfte keinen Zweifel darüber gelaſſen haben, daß das Reichsbanner auch in Stunden der Wefahr die Republik ver⸗ teidigen wird. a » Preisgekrönt. Ber einigen Tagen fand in Raunheim eine Pfoſtenſchan für deut ⸗ ſche Schäferhunde, Airedale und Dobermänner ſtatt. Ein zahlreiches Publilum brachte der Ver · anſtaltung großes Intereſſe entgegen. Das zur Schau geſtellte Hunde ⸗Material war durchweg vorzüglich. Auch von hier hatten einige Beſttzer mit Erfolg ausgeſtellt. So erhielt Herr 5 Wlu⸗ ken bach für ſelnen dentſchen Schäferhund ⸗Mäden in der Jugendklaſſe die Note„ſehr gut mit Ehrenpreis und Diplom. Desgleichen erzielte in der Jugenbklaſte eine deutſche Schäſerhund⸗ Hündin des Herrn Karl Rhein die Note„ſehr gut“ mit Ehrenpreis und Diplom. Wir gratu⸗ lieren! Letzte Meldungen. Der Schnellzag Le Havre— Paris iſt bei Acheres, 25 Kllometer von Paris entfernt, entgleiſt. Etwa 20, Perſo⸗ nen wurden getötet und etwa 60 verletzt.— Bei einem ſchweren Gewitter über Berlin ſchlug ein Blitz in eine Kegelbahn eines Restaurants, in der etwa 100 Perſenen Schutz geſucht hatten. Das Dach ſtürzte zuſammen, erſchlug 12, Per⸗ ſonen, etwa 50 wurden verletzt.— Eln furcht⸗ bares Unwetter vernichtete in Sachſen große Flächen dir geſamten Srnte.— Auf dem Unter⸗ ſee bei Konſtanz ereignete ſich ein ſchweres Mo⸗ torbostunglück, das 6 Opfer forderte. Körper, und ſie wachſen Nieſenſchlange des immer henden Hauptſtromes. Gierig greift er mit ſchäumenden Zungen an Wälle und Deiche, ein wildes Tier, das aus ſeinem Käfig will. Auf der anderen Seite die friedlichen Dör⸗ fer, unſchuldig gelagert um den ſchützenden Kirchturn: herum, eingefriedet von wogenden Aehrenfeldern und endloſen Wieſen, auf denen das Vieh weithin weidel. Und tauſende von Menſchen ſchauen verzweifelt auf den Damm. Sie hoffen und beten. Sie ſchaffen Kies und Erde an die bedrohten Stellen bis zum Verſagen der Kraft. Sie wiſſen es, wir kämpfen für die Ernte, die wir im Sch des Angeſichtes dem Boden vertraut. Wir kämpfen für unſere Häuſer, die unſere Väter gebaut haben. Wir führen welter die große Schlacht zwiſchen Menſch und Natur, die hier ſeit Jahrenhunderten tobt und ſcheinbar ſchon längſt mit einem endgültigen Sieg über das wilde Element geendet hat. und ſie fürchteten und hoffen und ſie ſchaffen und beten, bis dann doch der Augenblick kommt, vielleicht in tiefer Nacht. Ein paar Wellen iſt es gelungen, die Höhe des Deiches zu erreichen. Unter der lohenden Glut von Fackeln, Laternen und elektriſchen Lichtern werden ſie ſelbſt zu flie⸗ ßenden Flammen, die plötzlich unter den Zu⸗ geln hervorbrechen und nun über den hohen Firſt hinauszüngeln. Ein Stein bricht heraus, zieht einen zweiten mit, gieriger drängen die nachfolgenden Fluten in die Breſche, und „wachſend erneut ſich des Stromes Wut“. mehr ſich aufblä⸗ Hoffnungslos i ier Weicht der Menſch der Götter Stärke, Müßig ſieht er ſeine Werke Und bewundernd untergehen.“ Während in wenigen Minuten die Bruch⸗ ſtelle ſich bis zu hunderten von Metern von Metern erweitert, brüllt ſchneller als die ſtür⸗ Unedles an die Oberfläche gewirbelt, haft ſogar: Kraft des Aushaltens, der Fürſorge, der Ent⸗ ſagung feiert in aller Unbemerktheit unge⸗ wöhnliche Siege. Und auf dies kommt es an. Wenn ſich das Minderwertige ausgetobt hat, f— und es liegt in feinem Weſen, daß es ſich „Rieſengroßß; ö raſch ee e eee zuſammen zu der Sirene. Nun wiſſen ſie es im ſernſten Dorf: Es kommt der Strom, nun rette ſich, was er mag, nun wandere mit Weib und Kind ins graue Elend. genüber verſagt jedes menſchliche Verftehen. Warum trifft es mich, Gegend, warum gerade meinen Acker, warum gerade in dieſer drangvollen Zeit, warum? Wer aber gewöhnt iſt, tiefem, gläubigem Sinn verehren, weiß, daß ein geheimer Sinn in allem iſt, daß das Tal der Welt nicht ein Paradies, ſondern ein Tal der Prüfungen ſein ſoll, und daß ge⸗ rade erſt dann, wenn der Menſch von Sattheit und Beſitz befreit wird, ſich alle Größe ſeine Seele offenbart. 5 Solchen Kataſtrophen ge⸗ warum gerade dieſe warum, in allem niit die Vorſehung zu der beugt ſich auch hier, weil er Ich habe gerade die Neuausgabe von Lienhards geſammelten Werken vor mir. Num iſt dieſer hochbegabte elſäſiſche Dichter nicht einer von den ganz Großen, die Auge in Auge mit dem Schickſal ſchaffen. Und doch iſt in ihm die Tiefe gläubiger Gefinnung, die noch weiß, was Ehrfurcht iſt. Da ſteht ein Satz, an den ich da bei allen Kataſtrophen muß:„Nichts iſt umſonſt im großen Geſchehen immer denken Gewiß wird bei Aufwülungen auch en⸗ Aber auch das Edle, die ſtille erſchöpft— tritt das inzwiſchen ſtill Ge⸗ reifte ſeine edle Herrſchaft an.“ Wir ſehen heute die Rieſenkataſtrophen in Natur und Geſchichte. Nur gemach: ein gläubiges ſieht auch, Sinn für Liebe wüchſt, für Religion, für das Erbe der Väter und für das Echte, aus dem doch einmal eine ſchönere Znkunft ſich bilden wird. Auge wie bei ſo vielen Menſchen der