1 9 550 8 3 1— e 7. Alles treibt S Fweckmäßigkeit und Klei ſamkeit der ſportlichen Kleidung die Strickmode für Sport und Keiſe das Praktiſchſle der pullover als Koſtüm- Geſtrickte Mäntel ⸗ Strickkomplets/ Geſtrickte Hüte. 2 biernh Siernheimer Zeitung— Biernheimer Nachrichten) imer Anzeiger Viernheimer Tageblatt Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins Anzeigenpreiſe: Haus gebracht.— Gratis beilagen: wöchentl. Samstags das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim OSeinſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung Einfach gerader Mantel, 246, mit ſeitlich eingeſchnittenen Taſchen, aus weißem oder farbigem Flauſchſtoff. Grau in Variationen wird Modefarbe. Eine beſondere Tönung von Grau mit einem roſa Schein nennt ſich ähren⸗ grau. Mantel 247 war aus ſolch grauem Kaſha. Der kleine, 50 Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſty. 36 chick wirkende Velzkragen iſt im gleichen Ton gehalten. 43. Jayrgaug Montag, den 26. Juli 1926 — J. 244 eiftes, jugendliches Kleid, 244. Man geht auch für die Soenzermobe om Jumper aus, die lange Bluſe bekommt nur eine kompliziertere Note. Unſer Modell hat vorne jowie hinten eine gerade Paſſe, zu der der geſtreifte Stoff quer verwendet wird. Das kurze Weſtchen in der vorderen Mitte wird der Paſſe gleich angeſchnitten. Glatt wird der Aermel an der Kugel eingeſetzt, die untere Weite näht man Praktiſche Alle Welt fucht heute den„Weg zu Kraft und Schönheit“! Das iſt eine der wenigen erfreulichen Tatſachen, die unſere Zeit charakteriſieren. Es iſt, als ob die alte Erkenntnis vom geſunden Geiſt im geſunden Körper ſich mit elementarer Wucht durchſetzen wolle, um nach ſo vielen Jahren, in denen nur zerſtört wurde, den Wiederaufbau der Völker zu neuer Geſundheit und Blüte zu bringen. Natürlich iſt nicht überall dieſer Gedanke die Triebfeder ſportlichen Strebens, wie ja auch nicht jeder, der Sport treibt oder zu treiben vorgibt, dies um des Sportes willen tut— ſehr, ſehr oft ſucht. man vor allem den Weg der Schönheit allein dabei. Und da unſer derzeitiger Schönheitsbegriff ſich ſtets mit Schlaukheit deckt, rudert, reitet, ſchwimmt ſo manche Dame weniger aus Begeiſterung als aus bitterem„Muß“ oder betreibt irgendeinen der vielen Sports unſerer Zeit, vor allem das„Menſendiecken“, dieſe neue Gymnaſtikſorm, die für unzählige Frauen aus Mangel an Zeit oder Geld alle andern erſetzen muß. Und neben der Sportfreude, gleich— gültig, aus welcher Veranlaſſung ſie geboren ſein mag, iſt die Reiſefreude wieder neu erwacht: wenn auch die wirt⸗ ſchaftliche Not noch immer viele an das Heim feſſelt— wer es irgend ermöglichen kann, löſt ſich los und ſucht in den Bergen und an der See geiſtige Ausſpannung und körper⸗ liche Erholung! Freude am Reiſen, Freude am Sport: beide ſollen Genuß ſein; ſie können es nur, wenn unſere Stimmung harmoniſch ausgeglichen iſt. Und dazu gehört bei jeder Frau, daß ſie „gut ausſieht“, d. h. hübſch und zweckmäßig angezogen iſt! So iſt es denn kein Wunder, daß die Mode ſich ſtändig be⸗ müht, für Reiſe und Sport immer neue Kleidungsformen zu erſinnen, die dieſen Forderungen genügen. Bei manchen Sportarten allerdings entſcheidet in erſter Linie das Zweck⸗ mäßige, das einen gewiſſermaßen konſervativen Stil in die Kleidung hineinbringt: die Sportſchwimmerin wird ſtets beim glatten Trikot, die Sportlerin bei kurzem Falten⸗ röckchen und kurzärmeliger Leibchenbluſe, die Reiterin— je nach der Vorliebe für Damen⸗ oder Herrenſitz— bei langem Reitrock oder Breeches zu laugſchößiger Jacke aus Tuch oder in ausſpringende Säumchen manſchetteuartig ab. Zu den ſeitlichen, gegenſeitigen Falten am Rock verarbeitet man den Stoff gleichfalls quer. Reizend ſieht zu dem Pliſſeerock mit einfacher, hochſchließen— der Bluſe, 245, ein einfacher Pullover aus. Die Farbe des geſamten Tennisanzuges bleibt weiß. , , , 3 22 —. 7, 2— 5 2 0 5 ,, 1 . , 2 ,, 22 e, . Kleidung für Keiſe und Sport. Baſtſeide über der einfachen Hemdͤbluſe bleiben. Aber all die andern Sports geben zahlloſe Möglichkeiten, ſich prak⸗ tiſch und hübſch zu kleiden, und laſſen der Individualität der Trägerin die größte Freiheit. Bei der Reiſekleidung iſt das natürlich ganz ſelbſtverſtändlich. Reiſeziel, perſönlicher Geſchmack und— der Geldbeutel ſind die einzigen Faktoren, die hier beſtimmen. Letzterer iſt ja nun leider meiſteus der ausſchlaggebende, ſo daß man oft gezwungen ſein wird, ſolche Kleidung zu wählen, die man ſowohl zu allerlei Sport wie auch zur Reiſe tragen kann. Aus dieſem Beſtreben heraus ſchuf darum die Mode das Strickkoſtüm und den Strickmantel. Denn dieſe, aus feiner, wärmender Wolle oder Seide, oft auch aus Wolle mit Seide, hergeſtellten Kleidungsſtücke ſind wirklich eine unübertreff⸗ liche Löſung der Forderung, ſowohl auf der Reiſe wie beim Sport verwendbar zu ſein. Sie ſind immer am Platze, mag es auf der Promenade des Kurorts beim morgendlichen Brunnengenuß ſein oder beim eifrigen Tennisſpiel, bei froher Wanderung durch ſchattige Bergwälber oder behag⸗ lichem Faulenzen am Meeresſtrande, ſei es, daß es gilt, mit ſriſcher Briſe im Segelboot über die Fluten zu ſchweben oder auf Deck des Ozeandampfers luſtige Bordſpiele zu treiben. Natürlich iſt ihre Form ſtreng ſportlich gehalten, alſo einſach in der Linie. Ueber den geraden, kurzen Rock, der, wie alle modiſchen Koſtümröcke, hier mit beſonderer Berechtigung durch Pliſſierung oder tiefeingelegte Falten den nötigen Spielraum erhält, zieht man den ebenfalls ge⸗ rade gearbeiteten Pullover, wenn dieſer nicht gleich mit dem Rock zuſammengearbeitet iſt. Aber dieſe Einheitlichkeit der Form wirkt niemals einförmig: man hat ja ſo viele Mög⸗ lichkeiten, die Pullovers abwechſlungsreich zu geſtalten! Wie Urform iſt ja eigentlich nichts weiter als eine ziemlich lange, gerade Weſte mit ſpitzem, mehr oder weniger tiefem Aus⸗ ſchnitt, die man nach Belieben mit glatten, langen Aermeln oder ohne Aermel trägt und— wie ja der Name ſagt— einfach über den Kopf zieht. Zu dieſem urſprünglichen Pullover kann man uatürlich ebenſo gut einen Rock aus irgendeinem Woll- oder Wirkſtoff tragen, der geſtrickte Rock iſt nicht unbedingtes Erfordernis. Wo ſich aber aus dem Pullover das Strickkoſtüm entwickelt, iſt ſtets beides aus dem gleichen Material. Dann verzichtet man auch oft auf die glatte Urform des Pullovers, ſchmückt ihn mit einer Sattelpaſſe, einer oder zwei aufgeſetzten Taſchen und gibt ihm einen einfachen Kragen, der es erlaubt, den Pullover offen oder geſchloſſen zu tragen. Immer aber iſt Einfach⸗ heit und Klarheit der Linie oberſtes Gebot! Dieſe Forde⸗ rung beſtimmt in gleicher Weiſe auch die Geſtaltung der Strickmäntel, die alle einen etwas herrenmäßigen Charakter zeigen, wie es ſich für ſportliche Hüllen gebührt: gerade Linie, glatte Aermel, tiefherabgehenden Revers und ein⸗ geſchnittene Taſchen. Etwas weniger ſtreng wirken die Mäntel, die mehr für die Promenade gedacht ſind und mit einem paſſenden Strickkleid hübſche Komplets ergeben: bei ihnen erweitert ſich der Aermel nach dem Handgelenk zu, und ſtatt des Pelzbeſatzes, wie ihn der moderne Stofſmantel verlangt, gibt hier geſchorener Plüſch aparten Kragenſchmuck. Der Hauptreiz aber ſowohl der Koſtüme und Pullover wie der Mäntel liegt im Material! Denn hier gibt es eine Fülle von Muſtern, unter denen geometriſche Motive vor⸗ herrſchen, die Ton in Ton gehalten werden; alle diskreten Farben, wie dunkles Roſenholz, Negerbraun, Tiefgrün, auch Sand- und Ockerfarben werden beſonders bevorzugt. Der allgemeinen Vorliebe für Zuſammenſtellungen von einfarbig und gemuſtert trägt auch die Strickmode bereit⸗ willig Rechnung: zum einfarbigen Pullover, den nur eine breite Bordüre in Taillenhöhe ſchmückt, trägt man den fein in ſich gemuſterten Rock oder ſchmückt den Mantel mit breiten, bordürenartig eingeſetzten Streifen oberhalb des Saums und am unteren Teil der Aermel. Dem ſportlichen Stil der Kleider und Mäntel ſoll ſich natürlich auch folge⸗ richtig die Kopfbedeckung anpaſſen: man wählt alſo zweck⸗ mäßig entweder das kleine, geſtrickte Hütchen aus Stroh oder die im gleichen Material wie Kleid und Mantel gearbeitete wollene Strickkappe. Anita Sell. Frankreich vor der Entſcheidung. Von einem unſerer politiſchen Mitarbeiter wird uns geſchrieben: In dieſen Tagen wird ſich das künftige Schickſal Frankreichs auf längere Zeit ent⸗ ſcheiden. Es muß ſich zeigen, ob Herriot in der Lage iſt, das von ihm gebildete Kabinett gegenüber der Kammer zu halten, oder aber dieſes, wie es jetzt ſchon den Anſchein hat, in der Kammer keine Mehrheit finden wird. Herriot hat das Kabinett Briand geſtürzt, weil Briand und voll allem ſein Fi⸗ nanzminiſter Cailkaux außerordentliche Vollmachten zur Stabiliſierung des Franken und damit zur Stabiliſierung der ganzen in⸗ nerpolitiſchen Lage Frankreichs von der Kam⸗ mer erhalten wollte. Was Herriot Caillaux verweigert hatte, ſcheint er nun ſelbſt von der Kamer verlangen zu müſſen: die„notwendi⸗ gen Freiheiten“, oder was dasſelbe iſt: außer⸗ ordentliche Vollmachten. Sollte ſich Herriot hierzu nicht entſchließen, können, ſo wird ein anderer, und zwar ſein Nachfolger, dieſe Voll- machten verlangen und auch wahrſcheinlich erhalten. Denn das iſt in politiſchen Kreiſen die allgemeine Anſicht, daß ohne ſolche außer⸗ ordentlichen Vollmachten es nicht mehr mög⸗ lich iſt, in der franzöſiſchen Währung und der damit zuſammenhängen innerpolitiſchen Lage Ordnung zu ſchaffen. Nun hat aber Herriot durch ſeine Haltung gegen das Kabinett Briand ſich ſelbſt gewiſſermaßen die Brücken abgebrochen und es iſt ſehr fraglich, ob es ihm gelingen wird, vom Parlament dieſe ausgedehnte Handlungsfreiheit, die jetzt ſein Finanzminiſter De Monzie nach ſeiner Unterredung mit dem Gouverneur der Bank von Frankreich, Moreau und Caillaux verlangt hat, zu bekommen. Aus dieſer Un⸗ terredung iſt klar hervorgegangen, daß die franzöſiſchen Staatskaſſen leer ſind, und daß der Finanzminiſter gezwungen ſein wird, die Zahlungen einzuſtellen, wenn nicht zu einer neuen Inflation größten Stiles, alſo einer neuen Banknotenvermehrung durch die No⸗ zendruckpreſſe ſchreiten will. Für die Löſung des inneren Problems fordert De Monzie nun von dem Miniſterrat dieſelben Vollmachten wie auch ſchon Caillaux und außerdem die Gewährung eines Mora— toriums für den Staat. Es gelang Herriot nicht, dieſe Vollmachten von der Kammer zu erhalten und damit war ſein Sturz beſiegelt. Sein Nachfolger Poincare wird den Weg beſchreiten, den ſich Herriot verbaut hat. Poincare beſitzt die nötige Rückſichtsloſigkeit und die nötigen Diktator⸗Eigenſchaften, ohne weiteres das Parlament aufzulöſen und auch eventuell ohne Sanktion der Kammer eine Diktatur aufzurichten. Er wird, darüber iſt man im Auslande, beſonders in England nicht im Zweifel, es durch ſeine Taktik ver⸗ ſtehen, England und Amerika zu zwingen, Frankreich mit Kredit unter die Arme zu grei⸗ fen, und er wird dieſes ſein Ziel eventuell mit außenpolitiſchen Zwangsmaßnahmen, die unter Umſtänden auf die ganze Lage Europas und der Welt ſchlimmſten Einfluß haben können, erzwin u. Es zeigt ſich jetzt immer mehr, wie voreilig Herriot gehandelt hat, als er den Sturz Briands und vor allem Caillaux herbeiführte, der unſerer Anſicht nach der einzige Mann war, um in die Finanz⸗ verhältniſſe Frankreichs wieder in Ordnung zu bringen. ö Deutſches Reich. Das Urteil im Korrivor⸗Eiſenbahnunſall. Danzig, 23. Juli. Geſtern wurde das Ur⸗ Ein Kabinett der Miniſterpräſidenten. Günſtige Ausſichten Poincares? Die Miniſterliſte. Paris, 23. Juli. Poincare hat ſich heute nachmittag ins Elyſee begeben und um 2 Uhr nach dem Verlaſſen des Präſidentenpalais 1 5 offizielle Miniſterliſte bekanntgege⸗ n: Miniſtervräſidium und Finanzminiſter: Poincare: Juſtiz und Vizepräſidium: Barthon; Außenminiſter: Briand; Kriegsminiſter: Pain le ve: Marineminiſter: Ley ues: Oeffentliche Arbeiten: Tardieu; Oeffentlicher Unterricht: Herriot; Handel: Bokanowsky;: Inneres: Albert Sarraut: Penſionen und befreite Gebiete: Marin: Kolonien: Perrier. Das Arbeitsminiſterium und Landwirt⸗ ſchaftsminiſterium ſind noch nicſt beſob! doc erhält das letztere vorausſichtlich Queuille. 8 Das Kabinett der Miniſter⸗ präſidenten. Paris, 24. Juli. Wie bereits gemeldet, ſind in dem neuen Kabinett die Unterſtaats⸗ ſekretariate in Fortfall gekommen. Das neue Kabinett umfaßt ſechs ehemalige Miniſterprä⸗ ſidenten: Poincare, Herriot, Briand, Barthou, Painleve u. Leygues. Vier Miniſter gehören dem Senate an, und zwar Poincare und Bar— thou der republikaniſchen Union und Leon Perier und Albert Sarraut der republikaniſch⸗ demokratiſchen Linken, die der radikalſozialiſti— ſchen Kammerfraktion entſpricht. Von den neuen Deputierten gehören Briand und Pain⸗ leve zu den ſozialiſtiſchen Republikanern, Her— riot und Queuille zu den Radikalſozialiſten, Bokanowski zur demokratiſch⸗republikaniſchen Linken, Leygues zu den Linksrepublikanern, Marin zu der demokratiſch, republikaniſchen Union, während Tardieu keiner Gruppe an⸗ gehört. Bereits am Abend ſetzte in der Preſſe die Kritik ein. So ſchreibt das„Journal des De⸗ bats“: Schon ſind wir im Gkeiſe. Die Schwät⸗ zereien der Parteien haben wieder begonnen; mit einem Wort: Wir gehen einem elften Ka⸗ binett Briand entgegen, ob ihm Poincare vorſteht oder nicht. Das iſt eine Löſung wie jede andere und vielleicht beſſer wir jede an⸗ dere, aber es iſt nicht eine Löſung, die den Notwendigkeiten der Stunde entſpricht. Die Rechtspreſſe hat an der Zuſammen⸗ ſetzung insbeſondere auszuſetzen, daß man den Linkstendenzen zu ſtarke Konzeſſionen gemacht hat. Die Bereitwilligkeit Herriots, an einem Kabinett Poincare teilzunehmem, hat ins Linkskreiſen der Kammer ſehr verwun— dert. Herriot hat ſich daher veranlaßt geſehert, in einem Brief an den Vorſitzenden der radi— kalſozialiſtiſchen Kammerfraktion, Cazal, die Gründe für ſeine Haltung auseinanderzuſet⸗ zen. Er betonte, daß er nicht das Recht zu haben glaube, einen Mißerfolg dieſes Ver⸗ ſuchs herbeiführen zu helfen. Er habe ſich von dem Willen leiten laſſen, dem parlamentari— ſchen Regime und ſeinem Vaterlande zu die— nen. Louis Günſtige Ausſichten. Paris, 24. Juli. Geſtern abend um 8 Uhr Erholung des Franken. „Angeſichts der Ankündigung einer Re⸗ gierung, die gleichzeitig Männer der entgegen⸗ geſetzten Tendenzen und der verſchiedenartig⸗ ſten Konzeptionen auf finanzpolitiſchem Ge⸗ biete umfaſſen ſoll, beſchließt die ſozialiſtiſche Gruppe, ihr eigenes Programm zur Wieder⸗ aufrichtung des Franken weiterhin beizube⸗ halten und jede Regierung zu bekämpfen, deren Aktionsprogramm ihr unwirkſam er⸗ ſcheint und geeignet ſein könnte, die morali⸗ ſchen und materiellen Intereſſen der arbeiten⸗ den Klaſſe zu ſchädigen.“ Es ſcheint ſich in der ſozialiſtiſchen Kam⸗ mergruppe eine Spaltung zu vollziehen. Re⸗ naudel, der auf dem rechten Flügel der Partei ſteht, und immer für eine Beteiligung der Partei an der Regierung eintrat, fordert die Einberufumg eines Parteikongreſſes zur Entſcheidung der Frage über die Regierungs⸗ beteiligung. Auch die ſozialiſtiſchen Gewerk⸗ ſchaften ſollen um ihre Meinung befragt wer⸗ den. Renaudel tritt dafür ein, daß die Sozia⸗ liſten die Verantwortung mittragen; er findet auf dem linken Flügel ſeiner Partei heftigen Widerſtand. Poincare iſt trotz aller Wider⸗ ſtände der große Wurf zur Bildung eines Kabinetts der nationalen Einigung gelungen. Das neue Miniſterium umfaßt alle politiſchen Gruppen von Kammer und Senat mit Aus⸗ nahme der äußerſten Rechten und der äußer⸗ ſten Linken. Die Oppoſition der Linken wird durch die Beteiligung Herriots, Sarrauts u. Painleves gebändigt. Der Widerſtand von rechts iſt gebrochen, nachdem Marin, Tardieu und Bokanowsky in die Regierung eingetre— ten ſind. Poincare hat ſich aroße Mühe gege— ben, Boncour als Miniſter zu gewinnen. Wenn alſo Poincare vorübergehend die par— teipolitiſchen Gegenſätze zum Schweigen zu bringen ſucht, ſo ſteht ihm die größte und ſchwierigſte Aufgabe noch bevor, die ſo ent⸗ gegengeſetzten Elemente, die ſich noch vor⸗ geſtern gerade auf finanzvolitiſchem Gebiete bitter bekämpft haben, auf ein gemeinſames Finanzprogramm zu einigen. Hier wird Poincare zu zeigen haben, ob er wirklich der große Staatsmann iſt. Soweit ſich bei dieſer Kammer überhaupt etwas im Voraus berech— nen läßt. iſt dem Kabinett eine ſtarke Mehr heit geſichert. Zur Wohfahrtsfraktion gehören 250 Mitglieder aus allen Parteien. Wenn noch 100 andere Abgeordnete ihre Stimme für die Regierung abgeben. dann iſt eine aute Mehrheit geſichert. Wahrſcheinlichkeit wird von dem ſozialiſtiſchen„Paris ſoir“ nicht beſtritten, daß die Auferſtehung und die Wiedergeburt der Union nationale ſehr ſkep tiſch beurteilt.„Erſt zwei Jahre ſind vergan— gen“ ſchreibt Froſſard,„und wir haben wie der Poincare und Peret. Nur Millerand fehlt im Elyſee. dann iſt alles. wie es geweſen iſt. Hat der Block der Linken wirklich einmal exiſtiert?“ Dieſe Nach der Vorſtellung der Mitglieder des Kabinetts beim Präſidenten der Republik un ter zeichnete dieſer die Ernennungsdefrete, die heute im Regierungsblatt veröffentlicht wer den. Poincare erklärte, daß heute nachmittag gegen 3 Uhr im Finanzminiſterium der erſte Kabinettsrat ſtattfinden werde. Sonntag früh und Montag werden weitere Beratungen er folgen. Der erſte Miniſterrat wird Dienstag zuſammentreten, um den Wortlaut der Re gierungserklärung feſtzulegen. Ausland. Belgien ohne Weißbrot. Brüſſel, 23. Juli. Durch königlichen Erlaß wurde die Herſtellung und der Verkauf von Weßbrot in Belgien unterſagt. Das Vorgehen gegen die Elſaß⸗Lothringer. N Paris, 23. Juli. Durch einen heute ver⸗ öffentlichten, aber noch von Briands Minifſte⸗ rium gefaßten Erlaß wurden die Bürgermei⸗ ſter von Baſſe⸗-Yutz, Anneville, Erching und Romefing wegen Unterzeichnung des autono⸗ miſtiſchen Manifeſtes ihres Amtes enthoben. Ein Sieg der engliſchen Arbeiterpartei. Berlin, 23. Juli. Einer Londoner Drab⸗ tung des„Vorwärts“ zufolge hat die Arbei⸗ terpartei bei der Nachwahl in Wallſend einen überwältigenden Sieg davongetragen. Die Kandidaten der Arbeiterpartei, Margaret und Brondfield, die im Kabinett Mac⸗ donald einen Miniſterſitz innehatten und bei der letzten Wahl ihren Parlamentsſitz verlo⸗ ren, ſind in einem„dreieckigen“ Wahlkampf mit einer abſoluten Mehrbeit von annähernd 5000 Stimmen über die beiden bürgerlichen Kandidaten gewählt worden. Während ſie 18666 Stimmen erhielte, brachte es der Kon⸗ ſervative auf 9839, der Liberale auf rund 4000 timmen. Der konſervative Kandidat hatte bei der letzten Nachwahl 15 000 Stim⸗ men erhalten, bei der jetzigen Wahl nur 10 000. Knapper Sieg der enpliſchen Regierung. London, 23. Juli. In der heutigen Un⸗ terhausſigung entaing die Regierung mit knapper Mehrheit einer Niederlage, indem der Antrag der Oppoſitionsparteien, da- Geſetz über die Zwangsfuſionierung im Bergbau an die Kommiſſien zurückzuverweiſen, nur mit 115 gegen 81 Stimmen abgelehnt wurde. Vom Nölkerbund. Brafiliens Vülterbundsaustritt. Paris, 21. Juli. Ein Coblogramm aus Rio de Janeiro beſagt. daß der Präſident der Repu— blik ein Dekret unterzeichnet hat. das dis braſi⸗ lioniſche Delegation beim Völkerbund aufhebt. Vermiſchte volitiſche Nachrichten Franzöſiſch⸗deutſcher Eiſenpakt. Köln, 23. Juli. Wie die„Köln. Ztg.“ von unterrichteter erſährt, ſteben die Ausſich⸗ ten für den deutſch-franzöſiſchen bezw. internaao— nalen Eiſenpakt nicht ungünſtig und zwar ſowobl wegen der Nerſtändigung üher die Kontingentie⸗ rung der Erzeugung in Deutſchſand einerſeits. Frankreich. Belgien und Luxemburg andererſetts, wie auch wegen der Einfuhrmenge der weſtlichen Länder nach Deutſchland. Die Verhandlungen ſind auch heute wieder in Düſſeldorf im Gange. Man rechnet mit einem Abſchluß unabhängig von dem deutſch-franzöſiſchen Zollvertrag. Seite Die Gehälter der Walch⸗Kommiſſion. Berlin, 23. Juli. Wie eine Berliner For⸗ reſpondenz mitteilt, ſind die Gehölter der Kommiſſion Walch kürzlich neu feſtgeſetzt wor— den. Danach beträgt das monatliche Gebalt eines Generals 2780 Mark, eines Oberſten 2000 Mark, eines Oberſtleutnants oder Ma⸗ jors 1680 Mark, eines Houptmanns 1380 Mark. eines Leutnants 1000 Mark, eines Un⸗ teroffiziers 460 Mark und eines Gefreiten oder gemeinen Soldaten 360 Mark. * Schwere Unglücksfälle. Deutſches Autounglück in der Schweiz. Baſcl, 23. Juli. Oberhalb der Station Stans an dem Straßenübergang nach Ober⸗ dorf am Vierwaldſtätterſee ſtieß am Donners⸗ tag nachmittag ein mit ſechs Deutſchen beſetz⸗ tes Privatauto aus Luzern mit einem Wunen der Engelbergbahn zuſammen. Der Benzin⸗ behülter explodierte. Das Automobil ſtand im Nu in hellen Flammen. Die Inſaſſen wurden durch den Anprall herausgeſchleudert. Ein Fräulein Korges aus Pilſen ſtarb nach einer A. o„begab ſich Poincare ins Elyſee, um dem Prä⸗— l 22 EN 5 0 3 7 4742 1 7 Sine ehe. wee. fer e een erholung des Franken 5 5 4 5 ner itarbeiter vorzulegen und dieſe Dou⸗— licht. Der deutſche Antrag, der das Unglück vor Beim s en des Ely⸗ London, 23. Juli. Auf die Nachricht von e ſchlechte Beſchaffenheit der Eiſenbahn⸗ e ee de een„Je der Kabinettsbirdung Wolneares und die von Eee 955. de ee ae d 2 ee e ee ain bin nicht ause Ueberzeugung hier, ſondern 5 Landung Nellos und Morgans in Cher⸗ im Luzerner Krankenhaus e Berletfun⸗ . e a f aus Gründen der Pflicht.“ ourg ſetzte heute hier der franzöſiſche Fran- 3 5 e e ein Attentat zürſickzuführen it. Die ſozialiſtiſche Fraktion hat geſtern fol⸗ 12 ſeine Erholung bis auf 207 für das Pfd. liegt Der hene ſch dent e ub 5 gende Reſolution veröffentlicht: i ort. 1 5 5 0 1 5 Schweres Auteunglück in Amerika. Newyork, 23. Inli. Ein ſchweres Auto⸗ unglück hat ſich bei einem Ausflug einer Da⸗ mengeſellſchaft nach der Bäreninſel, einem Badeplatz am Hudſonfluß, ereignet. Der Autobus rannte, als er die Stadt verlaſſen hatte, infolge Verſagens der Steuerung gegen Kind er⸗ und Kirſchen, e. Johan beter Kune Gs 8 s. nisbeeren, Bananen, Citronen, Erbſen⸗ apfſedlt ic keien Austen portwagen geremen, Winfinglraut, Blamenkent, Buchhandlung Bierah. Arzeiaer, Salatgurken, Kohlrabi, Bohnen, Kopf⸗, in reichſter Auswahl empfiehlt ſalat, Rettig, neue Kartoffeln, Meerret⸗ ZZ ĩͤ Möbel e chüft 0 0 f tig, Zwiebeln, Knoblauch Gier, Butter b 90 la. Senſen und Reffen Käſe und Heidelbeeren empfieblt S i Georg Winkler 12. ſewie ſämtliches Zubehör, empfiehlt R f 1 im Reichspr n. K nderstiefel 1 gebsauch fernt 6 1 Berlin, 23. Juli. Wie wir erfahren, findet 8 a N e f Valentin Winkenbach 1 f Dae vormittag der Empfang des neuernann⸗ Berlin, 24. Juli. Wie wir erfahren wird nents beſuchen wird. Auf alle Fälle wird er ſen wurden 10 Frauen, darunter zwei junge M. Stumpf 4. Bismarckstr, 9. 15 Hofmannſtraße 12. iuſtisminiſte Dr. 11 beim ſich der frühere Reichskanzler Dr. Lutdervor DWelbnachten wieder in Deutſchland ſein. Mädchen getötet, 32 Frauen erlitten zum Teil Gratulations karten 25 Reichs vräfidenten ſtatt. Außerdem werden der heute mit dem Dampfer„Nugia“ der Ham f ſchwere Verletzungen. eee Viernheimer Anzeiger Gegründet 1883 19 50 43. Jahrgang Nernſprecher 117 Aelteſte, geleſenſte und. Weiterhin ſtarter Reiſevertehr nach Belgien. verbreilelſte Zeitung am hieſigen Platze i Köln, 22. Juli. Der Andrang beim hieſigen belgiſchen Konſulat um Ausſtellung von Reiſe⸗ päſſen nach Belgien hält trotz der jüngſten Vor⸗ kommniſſe in Blankenberghe unvermindert an. Täglich werden etwa 200 Päſſe ausgeſtellt. mecklenburgiſche Miniſterpräſident Schröder burg⸗Amerika⸗Linie von Hamburg nach Ame— und der neuernannte Staatsſektetär der rika begeben,, wo er nach einer Beſichtigung Reichskanzlei Dr. Pünder dem Reichspräſi⸗des Panamakanals und der bolivianiſchen denten ihren Antrittsbeſuch machen. Erzgruben über Braſilien und Argentinien N Die Auslandsreiſe Dr. Luthers. die Weſtküſte des ſüdamerikaniſchen Konti⸗ einen Baum und ſtürzte um. Von den Inſaſ⸗ Inſerate haben ſicherſten Erfolg! besonders solide zu allen Gelegenheiten empfiehlt Viernheimer Anzeiger Wochenplauderei. Der Teppichdieb.— Bolſchewiſtiſche Propaganda. — Der hörnere Siegfried.— Biſchof v. Keppler. Franz Eichert. Es gibt einen humoriſtiſchen Film, in dem jemand einen Teppich ſtiehlt. Der Dieb wird überraſcht und eilt, den Teppich hinter ſich her⸗ ſchleifend, durch die Straßen. Es läuft ihm der Hauswirt nach. Es kommt die Polizei. Es ſpringen Soldaten hinzu. Und ſo geht die tolle Jagd von Straße zu Straße. Dabei geſchieht nun das Komiſche, daß jedesmal. ſobald ein Ver⸗ olger den Teppich veirut, er naturlich umfaur, ſodaß ſie alle nacheinander wie lebendige Lei⸗ ſchen, die noch zappeln und ſchreien, unter unge⸗ heurem Spektakel durch den Film raſen. Ich weiß nicht, wie es endet, aber ich weiß doch, daß man auf dieſen Teppich die Inſchrift ſchreiben könnte:„Die Stützung des Franken.“ Es wird ſich doch wohl um einen großen Diebſtahl Fau⸗ deln, um einen beinahe internationalen Diebſtahl. Mehr als ein europäiſcher Staat hat ſich von allen ſeinen Kriegsſchulden befreit, indem er einfach die Valuta ſenkte und die Inflation aus⸗ nützte. Dieſer Diebſtahl iſt ungeheuer profitabel, denn macht er auch die Rentner arm und betrügt er auch unzählige ſolide Leute, die über Nacht an den Bettelſtab kommen, es wird der Staat ſchuldenſrei. Nun ift Caillaux auch noch auf den Teppich geſprungen und umgefallen wie alle anderen, und der Frank wied alſo weiter ſtürzen und wiederum ein ſparſames Volk an den Bet⸗ telftab kommen. Zudem wird Frankreich noch lange nicht aufhören, ein wirtſchaftlicher und po⸗ itiſcher Unruheherd in Europa zu ſein. Nur ſo weiter, meine Herren. Moskau wird ſeine Agenten aus Europa zurückziehen können. Ihr beſorgt die Geſchäfte des Bolſchewismus viel beſſer als ein noch ſo fein geſchulter Agitator. Man füllt ſämtliche Geſchäfte und Banken und Kaſſen mit Scheinen ſtatt mit Gold, ſchwelgt in dieſem ſcheinbaren Reichtum, muß dann plötzlich ſtabiliſieren, erlebt einen Krach in Stadt und Land, ſchafft Heere von Arbeitsloſen, Millionen von Betrogenen, und das ſind die Leute, die, einerlei, welcher Parteirichtung ſie angehören, eine innere Dispoſition dafür haben, ſämtliche europäiſchen Staaten, die ſich zu ſolchen Betrü⸗ gereien hergegeben und ſich obendrein dabei noch Rechtsſtaaten nennen, bei der erſten beſten Ge- legenheit in Stücke zu ſchlagen. Nicht eindring⸗ lich genug kann man die Beſitzer von heute mahnen, ſich vorzuſehen und dafür zu ſorgen, daß im Staate die Zahl der Beſitzloſen und, ber bac am Leben Geſcheiterten nicht zu fehr die, der anderen überſteige. Sonſt gibt es ein ein⸗ faches Recheneremvel, wie jedermann ſich das ſelber klarmachen möge. Was wir bei ſolchen Ereigniſſen ſchmerzlich empfinden, iſt die zu geringe Beachtung des Ein— zelſchickſals. Die Werke des Menſchen, Spſteme und Apparate ſind ſo ſehr gewachſen, daß kein noch ſo genialer Kopf ſie noch zu meiſtern ver⸗ mag. Man ſagt immer, im Kriege nur gelte ein Menſchenleben nichts. Das iſt nicht richtig. Wären all die Wunden, die in den Seelen der Betrogenen und Enterbten heute bluten, äußer⸗ lich ſichtbar wie Stich⸗ und Schußwunden, wir hätten in allen Städten mehr Spitäler als Woh⸗ nungen Geſunder. Der Kampf ums Daſein und, as damit verbundene Rennen nach Weltreto« den hat die Nerven ſtumpf gemacht. Bekanntlie hat der deutſche Automobilſieg auf der Avus bahn Tote und Verletzte gefordert. Gewiß er heben ſich Preſſeſtimmen, die das bedauern. Abe ſie kommen doch nicht auf gegen jenes Schickſal das über dieſen Kämpfen und Induſtrieen brü— tet. Weiter muß man, und wenn es über L chen geht. Man ſieht manchmal ſogar, wie ſolche Härte und Gleichgültigkeit einem Menſchenleben gegenüber ſich bis zur Frivolität ſteigert. Im 1 Kriege machten einmal ein öſterreichiſcher und ein preußiſcher Offizier eine ſeltſame Wette. Sie brutaler zugehen als ſelbſt in jenen Jahrhun⸗ derten. die wir noch heute die eiſernen nennen. Fauſt⸗ und Boxerkampf des Lebens bewähre. dagen heldenhafte Richtung des Lebens mit fein⸗ müt ſo männlich wie mitleidsvoll. Schulungskurſus für die Geſchäftsführer und ſchäftsführer und Mitarbeiter unſerer kathol. Vereinsbibliotheken Bensheim eine anate, und der ſollte die Wette gewonnen ha; bliebe. Natürlich auf, aber das en, der 9 5 1 e prang der Oeſterreicher zuer ne war denn doch eine unausſprechliche Roheit. Nebenbei bemerkt, ſollten ſich alle Er⸗ ziehere dieſe Wahrheiten ein wenig vor Augen halten, damit ſie nicht in dieſe Welt von Blut und Eiſen Zierpüppchen hineinbilden, die dem Kanff ums Daſein nicht gewachſen ſind. Es wird auch in der nächſten Zukunft 5 ich jeder auf eine friſchabgezogene Hand⸗ noch Jeder junge Menſch ſollte heute wie Siegfried in Drachenblut gebadet werden, damit er eine hörnerne Haut erhält, die ſich im Ellenbogen⸗, Wie ſehr eine ſolche energiſche, man kann auch ſter Kultur vereinbar iſt, zeigt das Beiſpiel des ſoeben dahingegangenen großen deutſchen Man⸗ nes, des Biſchofs von Keppler. Warum müſſen ſolche Menſchen ſterben, wo wir ſie doch gerade heute ſo notwendig haben! Biſchof von Keppler war einerſeits der hochgebildete Kunſtkenner und der an Wiſſen reiche Gelehrte. Er hatte jenes zarte Gemüt, aus dem Bücher wie„Leidens— ſchule“ und„Mehr Freude“ hervorwachſen konn⸗ ten. Und doch war in ihm Stahl und Diamant. Heldenhaft hat er ſich gegen alle bekannten Nei⸗ gungen des Zeitalters geſtellt, und er, der wäh⸗ leriſche Stilkünſtler, hat in ſolchen Fällen ſich garnicht geſcheut, die Dinge beim rechten Namen zu nennen. Gerade das Wiſſen um die Härte und um die Tragik des Lebens macht das Ge⸗ Es weckt im Menſchen jene Stimmung, die wir ſchon in den griechiſchen Tragödien vorfinden. Heute trifft es mich und morgen trifft es dich. In unſerem Schickſal, dem rauhen Lebensſchick⸗ ſal, liegt der tiefſte Sinn aller Schickſals⸗-Gemein⸗ ſchaft und aller Menſchenverbrüderung. Das gibt eine Liebe, die nicht mehr Sentimentalität iſt, ſondern Kraft, nicht mehr der heuchleriſche Troſt, daß es morgen beſſer werde, ſondern daß du ſtärker werden mußt als dein Leid. Manchmal habe ich den Eindruck, als bedürfe auch das Chri⸗ ſtentum von heute einer ſolchen Schickſalstauſe. Wir ſind zu weich geworden, zu wenig ernſt und darum auch zu wenig mitleidsvoll. Und das ſteht gerade Chriſten ſchlecht. denen doch die Tragik des Kreuzes immerſort vor Augen ge⸗ ſtellt wird. Will man wiſſen. was hier gemeint iſt, ſo leſe man einmal, und wäre es nur, um das Andenken eines anderen Toten zu ehren, an deſſen friſchem Grab wir ſtehen, die Kreuzesliedern von Franz Eichert. Uhr:„Rezitationsabend“(Ernſt und Humor, Mainz.) „Kölniſchen Volkszeſtung“, im Auftrag der Ge— ſellſchaft eine„Sammlung von Beiträgen über die wichtigſten noch ungelöſten Fra⸗ ö gien in der geiſtigen Entwicklung und in der vielſeitigen Tarrgtrert von Joſeph Gör⸗ Dienstag, 27. Juli: 0 9 Uhr: 3. Der Bücherbeſtand, ſeine Er haltung und Vermehrung(Direktor Braun). 11 Uhr: 4. Kind und Buch(Dr. Rumpf).— 3 Uhr: 5. Das Leſen(Pfarrer Weigert, Mok⸗ ſtersdorf).— 4.30 Uhr: 6. Sachgemäße Aus⸗ leihe(Direkt. Braun).— 7.30 Uhr:»Erzähl⸗ ſabend im Biſchöfl. Konvikt(Pfarrer Weigert). Mittwoch, 28. Juli: b 9 Uhr: 7. Zeitgemäße Agitation für Ver⸗ ein und Bibliothek(Bezirkspräſes Hoven, Siegburg).— 11 Uhr: 8. Schundliteratur und (ihre Bekämpfung(Dr. Rumpf). 3 Uhr: 9. Literariſche Erziehungsarbeit(Dr. Rumpf). — 4.30 Uhr: 10. Wie wird eine Bibliothek, die nicht nach Bonner Muſter eingerichtet iſt, um geſtellt?(Lehrer Walter, Offenbach).— 7.30 — Fritz Schlotthauer, ehemal. Hofſchauſpieler, Donnerstag, 29. Juli: 9 Uhr: 11. Die katholiſche Erzählungs literatur der Gegenwart und der moderne Menſch(Pfarrer Herz, Dettlingen). 1¹ Uhr: 12. Sind kathol. Bibliotheken berechtigt und welches ſind ihre Ziele?(Direkt. Braun). Die drei Abende ſind als Volksbildungs⸗ abende für die Oeffentlichkeit gedacht. Dauer⸗ karte für die drei Abende 1.20 Mark, für den einzelnen Abend 50. Pfg. Görres. Die diesjährige Generalverſamm⸗ lung der Görresgeſellfſchaft, welche zu Koblenz vom 11. bis 15. September veranſtaltet wird, ſteht unter dem beſonderen Zeichen der 150. Wiederkehr des Ge— burtstages von Joſeph Görres und des 50 jährigen Beſtehens der Geſell schaft. Um der Tagung eine beſondere Note zu geben, hat Dr. Höber, Hauptredakteur der reis“ herausgegeben, die die höchſte Beachtung nicht nur der literariſch intereſſierten Welt, ſon— dern auch des ganzen deutſchen Volkes bis in die N weiteſten Kreiſe verdient. Weltanſchauuna des jungen Görres ſind die Ver⸗ faſſer der 14 Aufſätze —— 3—— Schulunaskurſus für die Geſchäftsführer und Mitarbeiter des Borromäusvereins. Mitarbeiter des Borromäusvereins. Vom 26.—29. Juli findet für die Ge⸗ im Biſchöfl. Konvikt zu Schulungskurſus ſtatt mit folgendem Programm: Montag, 26. Juli: 9.45 Uhr: Feierliches Hochamt in der Ka⸗ pelle des Biſchöfl. Konviktes. Feſtpredigt: Prof. Dr. Stohr⸗Mainz.— 11.15 Ubr: 4. Die allgemeine Lage(Direktor Braun, Bonn).— 3 Uhr: 2. Die verſchiedenen Kataloge(Signa⸗ tur-, Zuwachs⸗ u. Zettelkataloge.(Dr. Rumpf⸗ Bonn).— 7.30 Uhr:„Nüdlings⸗Abend“ im Biſchöfl. Konvikt aſſen). Ein dunbles Gätſel. Roman von Alfred Wilſon, dn autoriſterter Ueberſetzung von Johanna Zunk. (Nachdruck verboten) 1 ö r blicte von Girenne zu mer d von lar, ö zu Virienne, dann kam er auf uss 3.1. 0 „Hier ſchrie doch eden jemand?“ n Er ſah den am Boden Liegenden und ſchien in einem Augenblick allcs zu begreiſen.„ „Da gibt's keine Zen zu verlieren,“ ſagte er und vermied es, einen von uns anzuſehen. „Jeden Moment kaun mau die Tat entdecken: in dieſer Minute kann ſchon ein Fremder die Treppe herauffommen. Ich werde Sie beide retten. Laſſen Sie mich für Sie denken und handeln. Er iſt ganz lot, obne Frage, tol. Es gibt nur einen Ausweg: Fliehen, ſchnell fliehen. Später lönnen Sie entſcheiden, nachdenken. Jetzt konunen Sie ſchnell, ich helfe Ihnen.“ 5 Ich wollte reden, aber der teuſliſche Kerl ließ mich nicht dazu lommen.„Denken Sie an Ihre Tochter und,“ fügte er mit einem Blick auſ meine Hände hinzu,„ſehen Sie doch auf Ihre Hände. Wie ſehen die aus?“ 15 Er ergriff mich am Arm.„Ich weiß, wo ich Sie hinbringen kann. Kommen Sie ſchnell!“ Erſchreckt, verwirrt, unfähig zu denken, ſolgte ich ihm. g g „Virienne hat Carlton getötet,“ dieſer eine Gedanke hatte ſich in meinem Gehirn ſeſigeſetzt; meine Tochter eine Mörderin! Ihr Leben in jedem Augenblicke in Gefahr! Wayrhaſtig, ich zweiſelle auch nicht eine Sekunde, daß ſie den tödlichen Streich geführt; wie ſollte ic) auch! Wer ſonft ſollte die Tat begangen haben, und ſie hatte es ja ſeibſt geſagt! Sie ſah mich immerfort an, Angſt und Verzweiflung ſprachen aus ihrem Blick. Ich dachte, ſie müßte jeden Moment ohn⸗ müchtig werben. Uſher nahm die eine Hond, ich die andere; ich wußte gar nicht mehr, was ich tat. Wir fliegen leiſe die Trepnen hinab, bei jedem Laute ſuhren wir zuſammen. 5 An der Tür ging Uſher voraus und gielt Umſchau, ich ſah über ſeine Schultern hinweg. Ganz in unſerer Nähe ſtand unter einer Laterne eine Gruppe junger Leute, lachend und laut tedend. Ich ſah mich nach Virienne um, ſte batte die Beſiznung verloren. Uſher ſtieß einen U 1 1 f Sie müſſen fort von hier, ſogleich fort! ö Fluch Nägeln. „Es iſt unmöglich, ſie wegzutragen, das muß, ia auffallen!“ Da löſte ſich ein Mann von der Gruppe los und kam gerade auf uns zu.„Der darf ſie auf leinen Fall ſehen,“ flüſterte Uſher.„Das muß ich verhindern.“— Schnell wie der Blitz zog er mich auf die Straße hinaus und machte die Tür hinter ſich zu. Er ſprach abſichtlich von irgend etwas laut zu mir. Leiſe flüſterte er mir zu: „Sowie ſie verüber ſind, gehen wir zurück.“ Aber es kam anders, ſeine Geſchicklichkeit. hatte ihm diesmal nicht viel genützt; wir hörten einen ſchuellen Schritt hinter uns und jemand rief üſhers Namen. a. Erſchreckt guckten wir beide uns um und ſahen uns einem jungen Menſchen gegenüber. Er war im Abendanzug, mit ſtark gerötetem Geſichte und ſchief ſitzeunder Krawatte; er ſchien betrunken u ſein. 1„Wir kommen von Jimmy,“ ſagte er; „kommen Sie mit, Uſher? Wir gehen noch einmal hin. Alter Junge, kommen Sie!“. Uſher nickte lächelnd.„Jetzt iſt's mir un⸗ möglich, Wilſon,“ entgegnete er freundlich,„wir haben noch etwas anderes vor.“ ö „Schön, dann nehmt mich mit,“ war die eus und kante ungeduldig, au ſeinen Uſher knirſchte mit den Zähnen; ich dachte, er würde ſich auf ihn werfen und ihn niederſchlagen. Aber er bezwang ſich noch, ich ſah, welche An⸗ ſtrengung ihm das koſtete. N „Es tut mir leid, Wilſon, heute geht's nicht! Morgen bin ich zu allem bereit, was Sie nur wollen!“ ſchnelle Antwort. ſchrie der Angetrunkene. 5 „Bis morgen iſt noch lange Zeit! Was geht mich der Morgen an! Wer iſt denn Euer dicker Freund da? Stellen Sie mich ihm doch vor und wir bleiben die Nacht zuſammen und amüſieren uns.“ n Uſher wandte ſich von ihm weg, nahm meinen Arm und ſagte:„Kommen Sie, laſſen wir den Narren——“ Der junge Menſch ſtand vor uns, hatte ſeinen Spazierſtock in der Hand und tippte damit aufs Pfiaſter. Als Uſher ſprach, ſah er auf und hörte die Worte. i „Was bin ich? Ein Narr!— Ich weiß, Uſber. Sie können ſo aut fechten! Kommen Sie. ö „Laſſen Sie ſich meinetwegen morgen hängen!“ ö gefunden: Görres“ von Dr. phil. Roman Reiſſe in Bres⸗ Angefangen von der und Abhandlungen den verſchlungenen Kurven d Innen- und Außen⸗ lebens des„großen Teutſchen“ mit tiefgründigem Forſchergeiſt nachgegangen und haben ein klares, feſt umriſſenes Bed des Mannes mit dem un⸗ händigen Tatendrang entworfen. Die Abhand⸗ lungen von drei Verfaſſern— die 14 genannten verteilen ſich auf Oſt⸗, Weſt⸗, Süd⸗ und Nord⸗ deutſchland— haben meinen beſonderen Beifall „Die Weltanſchauung des fungen lau. eine inhaltlich und formell höchſt feinſinnige Zeichnung der Sturm- und Drangperiode unſeres Görres auf dem markanten Hintergrund des aus⸗ gedehnten 18. Jahrhunderts: in„zu Görres theo⸗ loagiſcher Arbeit am„Katholik“ hat der rühmlichſt bekannte Gelehrte Geh. Regierungsrat Dr. theol. et phil. Sebaſtian Merkle. Profeſſor der Kirchen- geſchichte an der Univerität Würzbura mit tief ! ſchürfendem Geiſte und ſouveräner Sicherbeit in (Pfarrer Nüdling, Klein⸗ der Tat ganz neue Beiträge zur Charakteriſtik Görres' in jener Zeit ſeiner geiſtigen Entwick⸗ lung gegeben, in der das religiöſe Intereſſe des van Heimat und Beruf vertriebenen Mannes wieder mächtig 6 „Görres Berufung nach München“ von Oher⸗ regierungsrat Dr. phil. Karl e von damit beſchäftiat. Müller. Honorarproſeſſor der Geſchichte an der Univerſität München. An der Hand bisher un⸗ benutzter Quellen ſind hier die verwickelten Gänge diplomatiſcher Kunſt zwiſchen dem preußiſchen und baneriſchen Hofe in der Zeit König Fried⸗ rich Wilhelms 3. und Ludwigs 1. von berufenſter Seite ins hellſte Licht geſetzt. die Abhandlung klingt aus mit den lapidaren Sätzen, die kein Geringerer als Leovold von Ranke an ſeinen Bruder über die Berufung Görres nach Mün⸗ en als Profeſſor der Geſchichte ſchrioß:„Daß der König(Qudwiag 1.) mir einen Mann, wie Görres. vorgezogen hat, finde ich ſagar billig und höchſt vernünftig. Ein ſolcher Mann ſoll. wie mir ſcheint weder im Ausland leben no Noth leiden. Ich kann nicht fürchten. daß ſein Wirkung phantaſtiſch oder fanatiſch werden ſollte. Ein aufrichtiges Wort. das mir und wahrſchein⸗ lich vielen Leſern bisher unbekannt geblieben war. Mit dem Herausgeber bin ich der Ueberzen⸗ gung, daß vorliegende Feſtſchrift, die meines Wiſſens in einem beſonders vornehm ausgeſtat⸗ teten Exemplar Sr. Heiligkeit Papſt Pius 11. überreicht worden iſt, in der„Welt und Umwelt don Görres“ nicht nur ganz neue Geſichtspunkte zeigt, ſondern auch gerade dadurch die Görres⸗ eſchung in ganz neue Bahnen gelenkt hat. In der Tat, eine Schrift, würdig des großen Mannes! Sie iſt betitelt: Görresfeſtſchrift, Aufſätze und Abhandlungen zum 150. Geburtstag von Joſeph Görres. Im Auftrag der Görresgeſellſchaft herausgege⸗ ben von K. Höber. 1926. Kommiſſionsverlag und Druck von J. P. Bachem, G. m. b. H. Köln. adenpreis: 2,0 Mark. Prof. Haltemer. Um das Reichsehrenmal. Köln, 23. Juli. Zur Frage des Reichs⸗ ehrenmals wird der„K. Volksztg.“ aus Berlin bekannt, daß der Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete Dr. Bell entſchloſſen ſei, de mWunſche des Rheinlandes Nachdruck zu verleihen. In der für den 26. Juli vor⸗ geſehenen Beſichtigung wird, wie das Blatt zuverläſſig glaubt, mitteilen zu können, auch in beſonderer Vertreter des Miniſteriums ir die beſetzten Gebiete teilnehmen. Aus Nab und Fern. Beim Baden ertrunken. Mannheim, 20. Juli. Am Sonntag abend zwiſchen 9 und 10 Uhr iſt ein 17 Jahre alter Dreher aus Käferthal beim Baden im Neckar etwa 200 Meter unterhalb der Feudenheimer Fähre ertrunken. Seine Kleider wurden am nächſten Morgen am Ufer gefunden. Seine Leiche konnte bis jetzt nicht geborgen werden. Am 19. Juli, abends gegen 7 Uhr iſt ein 17 Jahre alter Volksſchüler, deſſen Eltern in der Schwetzinger Stadt wohnen, beim Baden oberhalb der neuen Friedrich Ebertbrücke im Neckar ertrunken. Die Leiche konnte heute früh geländet werden. Humburg, 23. Juli. Vor der Strafkammer in Saarbrücken ſtand dieſer Tage eine Schweſter aus dem hieſigen Landeskrankenhaus, die be. ſchuldigt war, durch Fahrläſſigkeit den Tod eines ihr zur Pflege anvertrauten fünffährigen Kin⸗ des herbeigeführt zu haben. Die Schweſter war das Kind zu baden murdel 1 Tragiſcher Fall. 1 EEE VVꝙVVüCCoCC ͤAATTPTPTPTPTPTPTCTbTTT————————j—j—ç—— zeigen Sie's.“ Uſher zuckte mit den Achſeln und zog mich weiter. Der Burſche hinter uns her. Ohne uns umzuwenden, eilten wir fort in der Hoffnung, den unliebſamen Verfolger los zu werden. Wir dachten beide, was wohl Virienne jetzt machen würde.—— Aber wenn ein Verdrehter ſich etwas in den Kopf geſetzt hat, iſt nichts da⸗ gegen auszurichten; der Menſch hatte ſich durch Uſher beleidigt gefühlt und ließ ſich mit der Be⸗ harrlichkeit eines Trunkenen nicht abſchütteln. Wir fingen an zu laufen, aber er blieb uns auf den Ferſen; er wankte von einer Seite zur andern aber blieb immer hinter uns. Wir kehrten um und verſuchten ihm zuzureden, uns allein zu laſſen, umſonſt, er wollte mit Uſher fechten, eher gab er keine Ruhe. 0 75 Ich glaube, daß Uſher gern ihm eins verſetzt hätte, aber in den Straßen Londons fechten!— Was für einen Auflauf würde das geben! Was konnte nicht daraus alles entſtehen! Wir wußten nicht mehr, was wir anfangen ſollten. Ich kann mich nicht mehr erinnern, durch wie viel Straßen wir in jener Nacht, immer die Kreuz und Quer. jenen Betrunkenen herumgeſchleppt haben, immer im ſtillen die Hoffnung hegend, daß es ihm doch einmal zu viel, daß er von uns ablaſſen würde. Endlich ſchien, nach faſt einer Stunde, Uſher einen Entſchluß gefaßt zu haben. „So geht's nicht weiter! Wir riskieren zu oiel! Ich hätte Sie beide an einen ſicheren Ort bringen können, wenn der Menſch nicht dazwiſchen gekommen wäre! Jetzt müſſen Sie allein gehen, ich werde dann ſchon mit ihm fertig. Dann ſuche ich Virienne auf.“ Ich wollte nicht darauf eingehen, aber er fuhr fort: 1 „Sie ſind jeden Augenblick in Gefahr; ſehen Sie doch das Blut an Ihren Händen, Ihr ganzes verſtörtes Ausſehen kann auffallen! Der Idiot hinter uns läßt ſich nicht beruhigen. Sind Sie erſt fort, dann werde ich ſchon mit ihm fertig!“ Er lächelte boshaft. 1 „Ich werde ihm ſchon ſeinen Willen tun! Dann laufe ich ſchnell nach der Wohnung zurück, hole Virienne und komme nach“. „Aber warum ſoll ich das nicht ſelbſt tun?“ warf ich ein. a Sie mit den blutbefleckten Händen, mit der Angſt, die Ihnen jeder vom Geſicht ablieſt? Beim Himmel, wie gefährlich würde das ſein! Wenn Sie geielen werden. menn Sie ins Baus geben. oder Ihnen dort jemand begegnet, muß doch alles entdeckt werden! Bei mir iſt das etwas ganz anderes. Wenn man mich ſieht, habe ich ſofort eine Entſchuldigung. Ich habe nie etwas mit Carlton vorgehabt, es liegt gar kein Grund vor, mich mit dem Mord in Beziehung zu bringen. Miß Gaunt ſchaffe ich ſchon ungeſehen euch Selbſt wenn man uns trifft, wird kein Menſ glauben, daß wir mit dem Verbrechen in Ver⸗ bindung ſteben!“ So überredete er mich, daß ſein Vorſchlag das einzig Richtige ſei, und ich gab mich zu⸗ frieden. Er gab mir eine Adreſſe, ſagte ſie mir anz leiſe, damit ſie der hinter uns her ee nicht hören konnte, rief einen vorbei⸗ kommenden Wagen an, ſchüttelte mir die Hand und gab mir noch den Rat, nicht bei dem be⸗ treffenden Hauſe e meine Hände in die Taſchen zu ſtecken und ruhig auf ihn dort zu warten. Jetzt freilich wundert's mich, wie ich damals ſo willenlos jenem Schurken habe folgen können; aber dabei fällt doch ſehr ins Gewicht, daß er an dem fraglichen Abend der einzige war, der ſeine ruhige Ueberlegung batte. Carrtenß Tod hatte mich furchtbar erschüttert; ich hatte mich ſchon abgemattet gefühlt, als wir zu ihm hinfuhren. Und nun kam noch der ent⸗ ſetzliche Gedanke dazu, daß meine Tochter, mein einziges Kind, ſich im Ausbruch des gerechteſten Zornes, der durch jene grauſame Beſchimpfung hervorgerufen worden war, hatte hinreißen laſſen, einen Menſchen zu töten. Einen Menſchen, den wir beide gern hatten und der in kurzem ihr Gatte werden ſollte. Dann hatte ja Uſher auch Recht, wenn er ſagte, daß das Blut an meinen Händen mich anklagen würde, wenn man mich in Carltons Hauſe ſah, wenn der Mord ſchon entdeckt wäre! Virienne war ſicher ſchon von dem Flur fort; ſie würde keinen Verdacht erregen, und ſie würde beſtimmt, wenn man ſie mit mir ſah, viel eher Gefahr laufen, als wenn ſie mit Uſher ginge. Denn 10 15 war doch Carltons Freund geweſen, und die beiden hatten nie, wie Uſher ſagte, etwas mit einander vorgehabt. Ja, die teufliſche Ueber legung jenes Menſchen meiſterte mich vollſtändig. ch ſehe Ihnen an, Hauptmann, daß Sie das under nimmt, aber je mehr ich die. jener Nacht überdenke. umſo mehr beareiſe i daß ich damals auch nicht einen Moment die Wahrheit ahnen konnte. da er verhindert war, oönlich teilzunehmen, waltungsdirektor Schäfer vorgenannten Behördenvertreter Verſorgungsgerichtes Herrn von Krug, 4 0 1 der 1 die Vorwürfe die auf einer anderen Tagun e. ſorgungsgericht We e e beonte, daß es ihn freue, in der Oeffentlichkeit 0 Intereſſen des Fiskus wahrzunehmen, nehmen könne. daß es Aufgabe Recht Durchbruch derſtände. während ihrer Arveit durch die Unruhe der an⸗ deren ihr zugewieſenen 38 Pfleglinge abberufen und vergaß des Kleinen. Erſt nach dreiviertel tunden fand ihn ein Wärter tot in der Wanne. Er war erſtickt und zwar nach Ausſage der Zeu⸗ gen und Sachverſtändigen durch Erbrechen ſeines ittagsmahles. Beim Zugegenſein der Schwe⸗ ſter hätte das Erbrechen nie einen ſolch tragiſchen usgang genommen. Unter Zubilligung mil⸗ dernder Umſtände wurde die Schweſier, der man nach Lage der Sache menſchliches Mitgefühl nicht verſagen kann, zu einer Woche Gefängnis unter Gewährung von Strafauſſchub verurteilt. Mannheim, 23. Juli.(Tödlicher Unfall.) Geſtern Abend gegen 6 Uhr hat ſich auf der Straßenkreuzung von F 4 und F 5 ein Unfall dadurch ereignet, daß ein 22 Jahre alter Kraftfah⸗ rer mit einem Motordreirad einem die Straße kreuzenden Laſtkraftwagen ausweichen wollte, je⸗ boch infolge des raſchen Fahrens die Herrſchaff über ſein Fahrzeug verlor, ſodaß dieſes umſiel und er ſelbſt unter den Laſtwagen zu liegen kam. Der Verunglückte wurde vom Hinterrad des Laſtwagens überfahren und ſo ſchwer ver⸗ letzt, daß er in vergangener Nacht im Allgem. Krankenhaus geſtorben iſt. Nach den bisherigen Peſtſtellungen ſoll ein Verſchulden des Laſtwa⸗ genführers nicht vorliegen. Wattenheim, 23. Juli.(Ertrunten.) In dem Weiher der Hammermühle ertrank beim Baden der 11 Jahre alte Sohn des Schreinermeiſters Balthaſar Stiefenhöfer. Alzey, 21. Juli.(Es ſoll gebadet wer⸗ den.) Der Kreis Alzey beſchloß, in den Land- orten Badeanſtalten einzurichten. Die Ge⸗ meinden ſtellen das Gelände, Reich. Staat und Kreis bringen zuſammen mit Privaten die Baukoſten auf. Kirchheimbolanden, 23. Jull.(Blutlaus.) Das diesjährige Auftreten der Blutlaus nimmt z. Zt. ſo überhand, daß der Aepfelbau in hieſiger Ge⸗ gend großer Gefahr ausgeſetzt iſt, wenn nicht der Ausbreitung entgegengetreten wird. Mainz, 23. Juli.(Im Rhein ertrunken.) In en beiden letzten Tagen ſind auf der Rhein⸗ ecke zwiſchen hier und Heidesheim 5 Perſonen eim Baden ertrunken. Mannheim, 23. Juli.(Beim Spielen ertrun⸗ len.) Geſtern nachmittag 4 Uhr iſt ein 11 Jahre aͤlter Schüler aus der Neckarſtadt beim Spielen zn der Floßhafenſchleuſe ins Waſſer geſtürzt und ertrunken. Die Leiche konnte bis jetzt zicht geborgen werden. Or ſiloch, Juli.(Selbſtmord.) Der nahezu 70jährige Witwer Ludwig Waidmann bat ſich, während ſeine Angehörigen im Felde arbeiteten, auf dem Speicher ſeines Hauſes erhängt. Mannheim, 22. Juli.(Selbſtmordverduch.) Geſtern abend brachte ſich auf der Wache in R 1, hier, meiſter in der Abſicht, ſich das Leben zu neh⸗ men, einen Schuß in den Unterleib bei. Man brachte ihn in das Allgemeine Krankenhaus. An ſeinem Aufkommen wird gezweifelt. Grund zur Tat noch unbekannt. Ludwigshafen, 21. Juli. Montag nach⸗ mittag gegen ½2 Uhr ſtieß ein Einſpänner⸗ Pferdefuhrwerk auf der Fahrt von Mann⸗ heim hierher auf der ſüdlichen Auffahrt mit einem aus der entgegengeſetzten Richtung kommenden Laſtkraftwagen zuſammen. Durch den Anprall ſtürzte der Lenker des Fuhrwe kes, ein verheirateter 53 Jahre alter Kohlen⸗ händler von Mannheim von ſeinem Fuhr⸗ werk auf das Pflaſter und blieb bewußtlos liegen. Der Genannte wurde zur Polizei⸗ hauptwache gebracht, wo er ſich nach einiger Zelt wieder erholte. 10 5 Ilentr(uperlicger) Lündesvemwerds. dag des Zentralverbandes deutscher Kriegs beſchädigter und Kriegshinter bliebener e. B. Landes⸗Berband Starkenburg⸗Rheinheſſen. Der Landesverband Starkenburg⸗Nheinheſſen des Zentralverbandes deutſcher Kriegsbeſchädig⸗ ter und Kriegshinterbliebener e. V.(Sitz Ber⸗ bun) hielt in Mainz ſeinen 4. ordentlichen Lan⸗ bdesverbandstag unter großer Beteillgung dem Verbandsgebiet aus ab. Die Tagung wurde von dem Landesverbandsvorſitzenden Herrn Ver⸗ waltungsinſpektor Friedr. Scherer(Offenbach a. M.) geleitet. und Wirtſchaft, hatten Linkenheld Das Heſſ. Miniſterium für Arbeit ſowie die Hauptfürſorgeſtelle als Vertreter Herrn Oberregierungsrat (Darmſtadt) entſandt. In einem warmgehaltenen Begrüßungsſchreiben hatte der 4 Oberbürgermeiſter der Stadt Mainz, berbür Herr Dr. ülz, ſein Intereſſe an der Tagung bekundet und an der Tagung ſelbſt per⸗ als Vertreter Herrn Ver⸗ entſandt. Die beiden begrüßten die N Außerdem hatten noch ahlreiche Behörden, ſowie verſchiedene politiſche arteien warmgehaltene Begrüßungsſchreiben übermittelt, oder ließen ſich auf der Tagung perſönlich vertreten. Aus der Begrüßungsrede des Präſidenten des Oberverſicherungsamtes u. des Freiſtaates Heſſen, war bemerkenswert die Schärfe, zurückwies, Tagungsteilnehmer. erhoben worden ſind. Er be⸗ gen die erfolgten unberechtigten Vorwürfe, als ob es Aufgabe des Verſorgungsgerichtes 80. die Stellun Er ſtehe 6 der Rechtſprechung ſei, dem zu verſchaffen gegen alle Wi⸗ r Er ſehe in den Organiſationen der Kriegsopfer wichtige Mitarbeiter, um den Kriegs⸗ opfern zu ihrem Recht zu verhelfen. Leider kie⸗ ſen die ſtarren geſetzlichen Beſtimmungen wenig Spielraum. Er bitte das bei der Kritit an der Rechtſprechung zu berückſichtigen. Außer den vorgenannten Behörden und e de auf dem Standpunkt, ein 30 Jahre alter Polizeiwacht⸗ teien hatten noch eine ganze Anzahl wirtſchaſt⸗ licher und konfeſſioneller Vereine u. a. die katho⸗ liſchen und evangeliſchen Arbeitervereine Vertre⸗ ter entſandt. Als Vertreter des Hauptvorſtan⸗ des nahm Herr Wuttke(Berlin) und Frau Göt⸗ ting(Düſſeldorf) an den Vethandlungen teil. Der Gau Südweſt des Zentralverbandes deut⸗ ſcher Kriegsbeſchädigter und Kriegerhinterblie⸗ bener e. V. war durch ſeinen Vorſitzenden Herrn Hecker(Frankfurt a. M.) vertreten. Bei der öffentlichen Tagung ſprach Herr Wuttke(Berlin) über das Thema„Vom Geiſte der Zentralver⸗ bandsarbeit“, Frau Götting(Düſſeldorf) über „Die Frauen im Zentralverband“ und Herr Re⸗ gierungsbaumeiſter Malſy(Darmſtadt) über die Heſſ. Wohnungs⸗ und Fürſorgegeſellſchaft G. m. b. H. Alle Redner fanden mit ihren Ausfüh⸗ rungen die volle Auſmerkſamkeit des Verbands⸗ tages. An die öffentliche Tagung ſchloß ſich die ſchloß ſich die interne.og, ür knWehhHdübretne ſenbericht iſt hervorzuheben, daß innerhalb Jah⸗ interne Beratung an, in der vom Landesver⸗ bandsvorſtand der Geſchäfts⸗ und Kaſſenbericht erſtattet wurde. Aus dem Geſchäfts⸗ und Laſ⸗ ſenbericht iſt hervorzuheben, daß innerhalb Jah⸗ resfriſt die Mitgliederzahl und die Ortsgruppen des Landesverbandes ſich um 50 Prozent ver⸗ mehrt haben. Unter den Anträgen war bemer⸗ kenswert die Stellungnahme des Verbandstages zu der Frage der Errichtung eines Reichsehren⸗ mals für die Kriegsgefallenen. In einer Ent⸗ ſchließung verwahrt ſich der Verbandstag dage⸗ gen. daß man zu den vorbereitenden Arbeiten wohl die Kriegsteilnehmerverbände aber nicht die eigentlichen Kriegsopfer, die Krieasbeſchä— digten und Krieashinterbliebenen durch ihre Or— ganiſationen gehört hat. Der Verbandstag for⸗ dert die Errichtung eines Reichsehrenmals im Rheinland. Die weiteren Verhandlungen wur— den mit den üblichen Formalitäten wie Vor⸗ ſtandswahl uſw. ausgefüllt. Zum 1. Landes⸗ verbandsvorſitzenden wurde wieder Verwaltungs- inſpektor Friedrich Scherer, Oſſenbach a. M., Bettinaſtraße 91, gewählt.— Lokale Nachrichten. * Viernheim, 26. Juli. * Kath. Arbeiter⸗Verein.„Im kath. Arbeiter⸗Vereln ſingt man wieder“, ſo hörte man geſtern bei unſerer Monatsverfammlung im Lö⸗ wen manches ſangesfrohe Mitglied freudig rühmen. Der Vorſtand weiß, daß die Mitglieder gern fingen und hat darum eiligſt für neue Lleder⸗ bücher geſorgt, was die Verſammlung auch dan⸗ kend anerkannte. An Stelle unſeres geſundheit⸗ lich leider immer noch nicht wledergeſtellten Prä⸗ ſldenten leltete Borſtands Mitglied Herr G. Hof⸗ mann die Verſammlung. Unſer Hochw. H. Präſes gab uns in einem längeren Vortrage über den hl. Vater und die Kardinäle einen intereſſanten Einblick, wie die Leitung und Re⸗ gierung der Kirche ſich vollzleht. Dabei lam er auch auf all die großen Sorgen und Anliegen des hl. Vaters, wie Miſſtonen, orientaliſche Kirchen, iömiſche Frage uſw. zu ſprechen. Beim Punkt Verſchledenes beſchloß man ſich an der Fahnenweihe des Männer- und Arbelter⸗Vereins in Unter Flockenbach zu beteiligen. Auch die Männerwallfahrt nack Leutershauſen am 12. September kam nochmal zur Sprache. Schlleß⸗ lich berichtete Herr G. Hofmann eingehend über das geplante 20jährige Stiftungsfeſt des chriſt⸗ lichen Bauarbeiterverbandes hier in Viernheim am 22. Auguſt. Herr Geiſtl. Rat gab bei dieſer Gelegenheit ſeiner Freude Ausdruck über die befrie⸗ digende Entwicklung der chrlfillchen Gewerkſchaften. Er erinnerte an die harten Kämpfe die damals wenige furchtloſe und treue Männer an ſeiner Seite durchgefochten, bis die Widerſtände über⸗ wunden waren, die der Gründung damals ent⸗ gegenſtanden. Dann rief er alle kath. Männer Viernheims zu einer recht zahlreichen Beteiligung an dieſem Feſte auf, das zur Förderung des chriſtlichen Gewerkſchaftsgedankens beitragen ſoll. » Wertungsſtungen der kath. Kirchen⸗ geſangvereine. Die kath. Kirchengeſangvereine der Dekanate Bensheim und Heppenheim halten am 5. September ds. Js. in Heppenheim a. d. B. ihr diesjähriges Wertungs ſingen ab. Das Feſt zerfällt in zwei Abteilungen. Das Wertungs⸗ fingen für Kirchengeſang findet vormittags nach dem Hauptgottesdienſt in der Kirche ſtatt, während nach dem Gottesdienſt am Nachmittag die Bewertung weltlicher Chöre mit anſchließen⸗ dem gemütlichen Beiſammenſein im Saalbau Kärchner vor ſich gehen wird. Gemeſſen an den gleichartigen Veranſtaltungen, wie ſte in den Vorfahren in Lampertheim, Biernhelm und Gerns⸗ heim ſtaltgefunden haben, ſowie nach den dies⸗ jährigen Vorbereltungen zu urteilen, wird das Feſt eine impofante Kundgebung unſeres kath. Lebens und Strebens, verbunden mit dem fried⸗ lichen Wettbewerb, den Gottes dienſt mit Singen zu Gottes Lob und Preis und ſeiner hl. Muttez nach Kräften zu verſchönen. Alle Katholiken, denen die Verherrlichung Gottes, Ziel und Anker ihres Lebens iſt, werden mit Freude und Genug ⸗ tuung den Tag erwarten, weshalb wir jetzt ſchon daruf hinweiſen möchten. Es hat ſchon eine 1 ſchöne Anzahl von Vereinen ihr Erſcheinen zu · geſagt, und es ſteht zu erwarten, daß alle übrigen dieſem Beiſpiele bald folgen werden. » Dentſch⸗Oeſterreichiſcher Volks⸗ kKunſtabend in Viernheim. Am Mitt⸗ woch, den 28. Juli wird eine vom Deutſchen Schulverein Südmark in Wien entſandte n e im Rahmen einer größeren undreiſe in Viernheim eintreffen, um im Saale des„Freiſchätz“ einen deut⸗öſterreicht⸗ ſchen Volkskunſtabend zu veranſtalten. Das reichhaltige Programm enthält ein Altwiener Schrammelquartett, Wiener Tänze, Salzbur⸗ ie Gruppe, die aus 23 Mitgliedern beſteht, hat vor einigen Tagen in Karlsruhe einen Volkskunſtabend gegeben, der in der Preſſe eine geradezu glänzende Würdigung gefunden at. Da ſteigen feſche Burſchen und ſchmucke üdchen in Alplertracht auf die Bühne und erfreuen Alt und Jung durch Darbietungen einer friſchen urwüchſigen Heimatkunſt. Da jauchzt der Jodler, da dröhnt der echteſte Schuhplattler, da ſchlingen ſich anmutige Paare zum Bandltanz. All das iſt eine unverfälſchte deutſche Koſt, und vom Standpunkt des Deutſch⸗ tums wollen dieſe Abende letzten Endes ge⸗ wertet ſein. Sie haben daher in dieſer Zeit, die ſich ſo bewußt auf den großdeutſchen Ge⸗ danken einſtellt, eine allgemein nationale Be⸗ deutung, die durchaus nicht unterſchätzt werden darf. Wir möchten ſchon heute auf dieſe Ver⸗ altung aufmerkſam machen und allen Mit⸗ bürgern den Beſuch beſtens empfehlen. * Regnet es— regnet es nicht? Dies war die bange Frage, die man ſich am geſtrigen Sonntag vorlegte. Es ging aber troz dauernden Wetters nochmals gnädig vorbei, nur einige Male und auf lurze Zeit öffnete der Himmel ſeine Schleuſen. Eln ſtarker Wind kühlte die dumpfe Schwüle etwas ab, die Sonne wagte ſich zuweilen verſtohlen hervor. Im Zeichen dieſes unbeſtändigen Wetters ſtand auch der öf⸗ fentliche Verkehr. Viele blieben in der Behauſung oder wagten nur elnen kurzen Spaziergang. Das Gartenfeſt des Geſangvereins„Flora“ im„Gaſt⸗ haus zum Storchen“ hatte viele Freunde und Gönner des edlen Geſanges zuſammengeführt. So waren der Männer ⸗Geſangverein und der Nadfahrer⸗ Verein„Ginigkeit“ mit einer ſtattlichen Anzahl von Mitgliedern anweſend. Der geſang⸗ liche Teil des Programms wurde vom feſtge⸗ benden Verein und vom Männer- Geſangverein übernommen. Die abwechſelnd gut zum Vor⸗ trag gebrachten Chöre wurden von den Anwe⸗ ſenden dankbar aufgenommen. Die Muſik ſtellte die Jeuerwehrlapelle Heddesheim, die ihr Beſtes gab. Die Veranſtaltung verlief in ſchönſter Har · monie.— Auf dem Sportplatz beging der Stemm; und Ningklub ſein 30 jähriges Stiftungsfeſt, wel ⸗ ches ebenfalls einen guten Verlauf nahm.— Die übrigen Veranſtaltungen, ſo ein humsriſtiſcher Bierrummel des Wander⸗ und Bergnügungsklub in der„Starkenburg“, ein interner Abend des Männer⸗Geſangvereins„Harmonie“ im„Fürſten Alexander und die andern alle fanden einen ſchönen Abſchluß. Wann iſt das Getreide am zweck⸗ mäßigſten zu mähen? Von verſchiedener Seite iſt darauf aufmerkſam gemacht worden, daß Landwirte zu früh ernten und daß hierbei geerntete Getreide nicht nur ſchlechtes Saatgut, ſondern auch mangelhaft backfähiges Mehl liefere. Im nachfolgenden ſoll darum in Kürze Über den techten Zeitpunkt der Ernte Aufklärung gegeben werden. Wir unterſcheiden beim Getreide vier Relfezuſtände. Die Milchreife zeichnet ſich durch folgende Merkmale aus: Halm und Blätter find unten gelb und oben grün, die Halmknoten ſind dick und ſaftig. Die Körner ſind äußerlich noch grün, im Innern von milchartiger Beſchaf⸗ feuheit. Wird das Getreide geerntet, dann ſchrumpfen beim Gintrocknen die Körner ſtark zuſammen und die Keimfähigkeit leidet not. Wird der Halm völlig gelb und iſt dabei noch geſchmeidig und zähe, ſind die Blätter ſämtlich abgeſtorben, gelb oder gelblichbraun, ebenſo die Spelzen gelb oder bräunlich und haben die Körner ihre grüne Farbe verloren, dann ſpricht man von Gelbreife. Der milchige Inhalt iſt jetzt feſt und brüchig, aber noch nachgiebig, die nackten Körner des Noggenz und Weizens laſſen ſich leicht über den Nagel brechen. Der Keimling iſt völlig ausgewachſen. Bei weiterem Austrocknen, das bei großer Hitze in wenigen Dagen eintritt, ſind ſämtliche Blattknoten einge⸗ trocknet, löſen ſich die Körner leicht, ſind zähe und laſſen ſich nicht mehr über den Nagel brechen. Da ſpricht man von Vollreife. Wird aber das Stroh ſpröde und zerbrechlich und ſitzen dle Körner loſe, daß ſie leicht ausſallen und brechen (deſonders bei Gerſte) die Aehrenſpindel leicht ab, dann bezeichnen wir dleſen Zuſtand als Totreife. Eine Ernte in dieſem Zuſtand iſt immer mit großen Verluſten verknüpft. Der zweckmäßigſte Zeitpunkt für das Schneiden des Getreildes if die Gelbreiſe, weil die Entwicklung der Körner im weſentlichen abge⸗ ſchloſſen üſt, das Stroh noch einen höheren Futterwert beſitzt, diſe Körner bei der Ernte nicht leicht ausfallen und die Aehrenſpindeln utcht leicht abbrechen. Nun ſind nicht alle Aehren auf dem Felde gleichzeitig gelbreif, meiſt die großen eher als die kleinen und die Körner an der Spltze früher als die in der Mitte oder unten. Da richtet man ſich nach den in der Mitte ſitzenden Körnern der großen Aehren, weil das die wertvollſten ſind. Außer dem muß bei heißem Wetter, wenn alſo die Relfezuſtände raſch aufeinander folgen, eher ge⸗ ſchnitten werben als bei kühlerem Wetter, damit man nicht mit den melſt zu wenig zur Verf. gung ſtahenden Arbeitskräften zum Mähen des letzten Getreides kommt, wenn es ſchon totreif iſt. Im befonderen iſt zu merken, daß ſpezlell bei Braugerſte die Volltelfe abgewartet werden ſoll, ſonſt iſt überall die Gelbreife der richtige Zeitpunkt. 81 mundartliche Vorträge, gleder und Tänze. „ Surken markt. Die eiſten Gurken werden bereits abgeliefert. Der Jurken markt dürfte wohl in den nächſten Tagen eröffnet werben. In dieſem Jahre iſt die Ernte etwa 14 Tage zurück. Im Monat Juli haben ſich die Gurken ſehr gut entwickelt, ja man kann ſagen, der Jult hat das wieder aufgeholt was der Junt ſchlecht gemacht hatte. Bezahlt wurden für 100 Stad 1. 50 ſagrliche Auffpri as gefährliche Aufſpringen. Samstag abend wollte ein Mann auf 1 75 Anhänger der in voller Fahrt befindlichen Elektriſchen, zwiſchen Strohmarkt und Waſſer⸗ turm, aufſpringen. Er kam dabei zu Fall, erlitt eine ſchwere Gehirrneſchütterung und mußte bewußtlos ins Krankenhaus überführt werden. Die bekehrte Stiefmutter. Eine große Aufregung war im Hühner⸗ hof. Lebhaft gackernd ſtanden die Hennen beieinander, ſodaß ſogar dem Hahn dieſes Ge⸗ bahren aufgefallen iſt. Als Herr ſeine Nen⸗ gierde bekämpfend, hielt er ſich in der Nähe der Hennenſchar, um ſie zu belauſchen, auf. Aurele die fünfjährige Henne, deren Kleid jeglicher Eitelkeit entbehrte, führte das Wort. Alſo: Der Herr des Hauſes hatte ſeiner Frau Gemahlin mitgeteilt, daß die erſte Glucke einen Satz ſchwarzſcheckiger Italiener ⸗ Gier zur Brut erhalten ſoll. Der Schreck ſowie das Schimpfen über dieſe Methode war die Sache eines Augenblickes. Friedel, die ehr⸗ würdige Henne von 1919 meinte: Werden ſie auch freie Hälſe, ziemlich weit ausgeſchnit⸗ ten, wie Baſe Erika aus der Stadt tragen?“ Indes kam auch der Hahn näher. Mit lau⸗ tem Kikerriki belundete er ſeine Anweſenheit. Henne Aurele unermüdend in ihrer Erzählung fährt weiter. Beruhigend meinte Herr Gockel⸗ hahn:„Verehrte Damen, hier haben doch auch eine Schar Küken und Hühner im Hofe Platz.“ Mit beleidigter eiferſüchtiger Miene ſahen ſich die Hennen an und dachten:„Der Hahn, wir kennen dieſen Schwerenöter, er wird ſich ſchon mit dieſen Backfiſchhennen amüfieren; junges Gemüſe iſt ja ſein Ideal.“— Hier⸗ auf fragte der Gockelhahn:„Was iſt das für eine Raſſe? Henne Aurele erwiderte hierauf, was ſie vom Hausherrn wußte. Es ſollen ſchöne, ſchwarz und weiß geſcheckre Hüh⸗ ner mit einer Mindeſtlegeleiſtung von 180 Eiern ſein. Mit etwas ſanfter Stimme ſagte ſie noch: Sogar im Winter zur Chriſtzeit ſollten ſte legen. Hierauf wußte Tante Friedel zu berichten, daß die gnädige Frau ſich zur letzten Weihnacht ſehr abfällig über die Lege⸗ pauſe geäußert habe. Mit Kikerriki meinte Herr Gockelhahn es müßte jeder Henne zur Ehre gereichen, Stiefmutter ſolch edler Küken zu werden. Hierauf wurden alle Hennen nachdenklich und jede wollte heimlich dieſe an⸗ gefeindeten Eier erbrüten. Am nächſten Tage ſaßen ſieben Hennen als brutluſtig im Neft. Die Hausfrau war über dieſen Bruteifer er⸗ ſtaunt. Gegen Mittag als die Sonne ſo richtig warm ſchien, war außer Aurele allen anderen die Brutluſt vergangen. Alle dachten, die Gunſt des Hahnes iſt dir lieber.— Frau Aurele erhielt nach drei Wochen 13 weißſcha⸗ lige Eier über deren Größe ſie ſich ſelbſt wun⸗ derte. Mit ſüßen Mutterfreuden beſorgte ſie ihr Brutgeſchäft. Am 21. Tage zeigte ſich Leben unter der Glucke, daß alle Erwartungen unſerer Mutter Aurele übertraf. Sämtliche Küchlein hatten die Schale geſprengt. Wie ſtolz war ſie nun, als ſie nach einigen Tagen in den Hof durfte, um ihre Kinder den Schweſtern zu zeigen. Reizend, meinte die alte Tante Friedel eingedenk ihres Alters: „So etwas war noch nicht in unſerem Hofe.“ Andere äußerten ſich wieder ſehr abfällig: „die ſind ja garnicht weiß ſondern geld.“ An dieſen Aeußerungen ging Mutter Aurele achtlos vorüber und dachte:„ihr werdet ſchon ſtaunen.“ Der Hahn etwas abſeits dachte: „Reizend, Gott gebe, daß kein Hahn dabei iſt.“ — Nachdem die Jungen ausgewachſen waren, war es dem Hausherrn ſchwer, aus dieſen gleichmäßigen Tieren einige für die Ausſtel⸗ lung zu finden. Bier wurden deshalb wahl⸗ los beſtimmt. Und ſiehe nach einigen Tagen kehrten die wahllos Hevausgegriffenen mit höchſten Preiſen ausgezeichnet und prämiert zurück. Nun waren alle Hennen außer der glücklichen Mutter ſehr erboſt. Die ſchwarz⸗ ſcheckigen Italiener aber dachten:„Alles nur Neid.“ 1 Handel und Induſtrie. 8 Frankfurter Getreidebörſe. An der geſtrigen Frankfurter Getreidebörſe notierten bei ruhiger Tendenz: Weizen 32. Rog⸗ gen 22,25— 22.50 Sommergerſte—: Hafer inl. —: ausl. 21,25—23; Mais 18,25: Weizenmehl 43 bis 43.50; Roggenmehl 31.25— 31,75: Weizenkleis Ns; Roggenkleie 11, alles in Reichsmark die 100 Kilogr. Maunheimer Effektenbörſe. Monnßeim. 23. Juli. Heute notierten: J. G. Farben 949, Rhenania 73 Wrankfurter Allgemeine 95. Seilinduſtrie 44, Badiſche Aſſekuranz 170 Mannheimer Verſicherung 85. Germania 168. 10 S. U. 88. Portland Zement Heideſberg 107.56. Ppoineleftra 116,50. Verein deulſcher Oel 57. Meſteregeln 142, Zellſtoff Waldhof 159. Zucker Frankenthal 62.30, Zucker Waghäuſel 74. Ten⸗ denz behauptet.