Zunahme 8 beitsmarktes iſt. ie (Blernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) 4 0 eimer Anzeiger Viernheimer Tageblatt Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. Samsta und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Heruſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. TTT Die Lage des Arbeits⸗ marhktes. Zu den neueſten ſtatiſtiſchen Feſtſtellungen über den weiteren Rückgang der Erwerbsloſigkeit wird uns von gewerkſchaftlicher Seite geſchrieben: Der Rückgang der männlichen Unterſtützungs⸗ empfänger. deren Zahl von 1408 000 auf 1383000 geſunken iſt. beträgt knapp 1 Prozent. Dieſe ge— ringfügige Entlaſtung des Arbeitsmarktes dürfte wohl zum größten Teil mit dem Beginn der Getreideernte und dem dadurch bedingten Ar— beiterbedarf zu erklären ſein. Doch auch die Ent— wicklung im Ruhrbergbau trägt ſehr zur Erleich⸗ terung bei. Die bisher ſaſt regelmäßig erfolaten Meldungen über die Einlegung neuer Feier ſchichten und kurz darauf folgenden Abbau der Belegſchaften haben infolge des engliſchen Bera— e und der dadurch bedingten Markt⸗ ſſerung für deutſche Kohle aufgehört. Viel⸗ mehr haben dagegen Neueinſtellungen ſtattgefun⸗ den. und Feierſchichten dürften für die nächſte ö Zeit auch nicht mehr zu erwarten ſein. Trotzdem iſt es eigentümlich, daß die ſtarke Belebung des Kohlengeſchäftes mit ſeiner bis zur Friedenshöhe geſteiagerten Förderung und der entſprechenden der Trans vortleiſtungen nicht von ſtärkerem Einfluß auf die Geftaltung des Ar— Auch in der Eiſeninduſtrie iſt eine leichte Belebung unverkennbar, die ſowohl ebenfalls auf die Schwierigkeiten im großbritan— niſchen Erzeugungsbezirk zurückgeführt werden kann. Doch auch hier iſt eine Rückwirkung auf en Arbeitsmarkt nicht ſeſtzuſtellen. Die gleiche Erſcheinung zeigt die Textilinduſtrie. 5 Die Urſachen dieſer bemerkenswerten Erſchei⸗ nung dürften vor allem in der jetzt langſam zur Auswirkung kommenden Rationaliſierung zu ſuchen ſein. Die Arbeiten aus dem Arbeitsbe ſchaffungsprogramm, welche jetzt langſam ein— ſetzen, berechtigen zu der Hoffnung, daß die Zahlen für Ende Juli ein weſentlich günſtigeres Bild zeigen, und dies dürfte noch durch eine weitere Belebun pen verſtärkt werden, aus denen ſtront der Erwerbsloſen aufhören würde. t für die nöchſte Zeit trotz ſommerlicher War ſchäftsruhe mit einer Entlaſtung des Arbeits⸗ marktes zu rechnen. 1 Lerſchiedener Induſtriegrup— dann der Zu⸗ 8 4 12 8 ö Der Kulturkampf in Mexiko. wyhork, 30. Juli. Nach einer Meldung aus Mexiko iſt gegen die Leiter zweier Zei— tungen Anklage erhoben worden, da ſie ſich in Artikeln gegen die Antikirchengeſetze ge⸗ wandt hatten. Nach einer Meldung des „Daily Heralb“ aus London will die engliſche Regierung mit dem Papſt zuſammen eine In tervenition in dem mexikaniſchen Konflikt un⸗ ternehmen. Verſchiedene Mitglieder der fran— zöſiſchen und ſpaniſchen Geſandtſchaft bemü⸗ hen ſich, unter dem diplomatiſchen Korps eine Bewegung zu ſchafſen, damit dieſes ſeine freundſchaftlichen Vermittlerdienſte im Reli⸗ gionsſtreit anbiete. Alarmbereitſchaft in Mexiko. Newyork, 30. Juli. Die mexikaniſche Re⸗ gierung hat ſeit heute abend 6 Uhr für die Truppen den Alarmzuſtand angeordnet. Die Kirchenbehörden verfügten, daß die Gottes⸗ dienſte bereits um Mitternacht zwiſchen Frei⸗ tag und Samstag eingeſtellt werden. Es be⸗ ſtätigt ſich nicht, daß in Mexiko beglaubigte Diplomaten ihre Vermittlung zwiſchen Re⸗ gierung und Kirche angeboten hätten. Ebenſo wird die Meldung über den angeblich von einer katholiſchen Menge gelynchten Bürger⸗ meiſter dementiert. Der mexikaniſche Juſtiz⸗ miniſter verbot allen Katholiken das Waffen⸗ tragen und hat allgemein das Waffentragen von einer beſonderen Erlaubnis abhängig ge⸗ nacht. Weiter wurde Bewachung der Woh⸗ kungen hervorragender Katholiken tet. Der Herausgeber der katholiſchen Zei⸗ ſung„Elfare“ juſammen verhaftet. „ Zum Beraarbeiterſtreing in Englend. 5 Die Vollmachten der engliſchen Regierung London, 31. Juni. In der geſtrigen Unter⸗ hausſitzung kam es zu einer lebhaften Ausſprache über die Erneuerung der außerordentlichen Voll⸗ machten der Regierung während des Streiks. Gegen den Innenminiſter wurden von dee Op⸗ poſttion heftige Angriffe gerichtet. Die Fortſetz⸗ ung des Ausnahmezuſtandes wurde zunächſt auf einen Monat mit 230 begen 84 Stimmen ange⸗ nommen. 05 21577 Amt Frankfurt a. M. ſtimmung der Bezirke herbeizuführen. angeord⸗ wurde mit drei Journaliſten 1 das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne Anzeigenpreise: abgeſtufter Rabatt. (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) aud kalender.— Annahme von Abonnements täglich vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamt⸗ Viernheim Die Bergarbeiter für den Vorſchlag der Biſchöfe. London, 31. Juli. Geſtern hat aie Delegier— tenkonferenz der Bergarbeiter beſchloſſen, über den Verhandlungsvorſchlag der Kirchen,— die vorläufige Wiederaufnahme der Arbeit im Berg⸗ bau zu den alten Lohn⸗ und Arbeitsbedingun— gen und neutrales Schiedsgericht— eine Urab⸗ 0 ö Der Vor- ſchlag wird zur Annahme empfohlen. 5 Eiſenbahnunglück in Frankreich Paris, 30. Juli. Auf dem Bahnhof Noiſi len Ser unmeit Paris entgleiſte heute der von Mühlhauſen im Elſatz lommende Perſonen⸗ zug in voller Fahrt. Das Unglück wahrſcheinlich infolge des Ueberfahrens einer Weiche in der von 75 Stundenkilometern. Bisher find vier Tote und 17 Verletzte zu verzeichnen, von denen ſich mehrere in hoffnungsloſem Zu⸗ ſtande befinden. Sowohl die Toten wie der größte Teil der Verletzten ſind Poſtbeamte, die ſich in dem vorderen Wagen befanden. Von den Reiſenden wurden nur etwa vier leichter verletzt. Die Einfahrt des Pariſer Oſt⸗ bahnhoſes iſt durch die zertrümmerten Wagen vollſtändig geſperrt, ſodaß eine Umleitung der Züge erfolgen muß. Bei dem Unglück handelt es ſich nicht, wie zuerſt gemeldet wurde, um den Orientexpreß. Paris, 30. Juli. Der Zug Mühlhauſen— Paris, der heute früh bei Roſny bei Paris entgleiſte, beſtand ausſchließlich aus Poſt⸗ wagen. Demzufolge ſind nur Poſtangeſtellte verunglückt. Aehnlich wie bei dem Unalück bei Paris von einigen Wochen iſt der Zug an einer Stelle, an der er langſam fahren ſollte, zu ſchnell gefahren, nämlich mit einer Stun— dengeſchwindigkeit von 75 Km. Es handelt dich wieder um ein falſch eingeſtelltes Signal. Lokomotive wurde lediglich aus den Schienen gehoben, ſodaß der Lokomotivführer und der Heizer unverletzt blieben. Die nach⸗ folgenden Wagen fuhren dagegen ineinan⸗ der. Von Paris iſt ein Hilfszug abgegangen. Verkehrsminiſter Tardieu und der Direk— tor der Oſtbahngeſellſchaft ſind ebenfalls nach ger Unfallſtelle abgereiſt. Was geht in Polen vor? In den letzten Wochen kommen von allen möglichen Seiten immer wieder Meldungen über auffällige militäriſche Rüſtungen in Po⸗ len. Daß dieſe durchaus nicht der Begründung entbehren, geht aus der Meldung hervor, daß am 24. Juli General Minkiewicz von einer ſechswöchigen Inſprektionsreiſe an der pol niſch⸗litauiſchen Grenze zurückgekehrt iſt und Pilſudski einen in allen Einzelheiten ausgear⸗ beiteten Bericht übermittelte. Neben Minkie⸗ wicz haben auch andere Pilſudski ergebene Offiziere die litauiſche Grenze bereiſt. In Wilna wird unter General Rydz⸗Smigly die befte Kampftruppe Pilſudskis zuſammenge⸗ ftellt. Nach Meldungen der polniſchen Blätter beabſichtigt Pilſudski, das Budget des Kriegs⸗ miniſteriums und der Polizeiverwaltung für die nächſten Jahre ſtufenweiſe zu erhöhen u. der Eiſenbahn größere Subventionen zu ge⸗ währen, die für den Ausbau der ſtrategiſchen Linien Verwendung finden ſollen. Beachtlich iſt ſodann die Meldung, daß am Montag die⸗ ſer Woche unter dem Vorſitz Pilſudskis die zweite Konferenz der Leiter der polniſchen Kriegs induſtrie ſtattfand, an der ſich auch der Staatspräſident, der Minifterpräſident, der Handelsminiſter, ſowie verſchiedene Generale und Fachleute beteiligten. Man faßte wichtige Beſchlüſſe, ſo den Ausbau der chemiſchen In⸗ duſtrie in Polen und die Heranziehung aus⸗ ländiſchen Kapitals für den Ausbau der Stick⸗ ſtoffinduſtrie. 5 Auch die Reform der polniſchen Armee findet unter Pilſudski eine bemerkenswerte Fottſetzung. So hat Pilſudski jetzt die Bil⸗ dung eines Marinedepartements im Kriegs- miniſterium angeordnet. Die nationale„Ga⸗ zetta Warzawska Poranna“ veröffentlicht ſoeben einen bemerkenswerten Artikel über die Organiſation der Pilſudski⸗Jäger, in dem folgende Einzelheiten bekanntgegeben werden: Die ſogenannten Jäger ſind eine bewaffnete Kampforganiſation WPilſudskis, die jederzeit bereit iſt, alle ſeine Befehle auszuführen. Die Organiſation zählt bereits 230 000 Mitglie⸗ der und wächſt mit jedem Tage. Jetzt hat ſich ihre Werbetätigkeit auf die Weſtprovinzen verlegt, nämlich nach Pomerellen und Ober⸗ ſchleſten. Die Jäger erhalten vom Kriegsmini⸗ ſterium Waffen, Munition und Geldſummen awieſen, und werden von berufsmäßigen entſtand übertriebenen Geſchwindigkeit Offizieren ausgebildet. Mit Recht fragt zum Schluß das Blatt, für welche Zwecke dieſe Organiſation eigentlich geſchaffen wurde, da Angriffe von Seiten Deutſchlands bei der Schwäche der Reichswehr nicht zu befürchten eien. Reachtlich ſind in dieſem Zuſammenhang weitere Nachrichten über neue polniſche Wehr⸗ verbände. So wird am 11. und 12. September in der Bromberger Gegend der Verband der volniſchen Reſerveunteroffiziere große militö riſche Herbſtmanöver abhalten, die von akti⸗ ven Offizieren geleitet werden. Am 5. Sep⸗ jſemßber ſoll in Birkental bei Rybnik in Ober⸗ chleſien ein auf dem Bismarckturm tes Denkmal, ebenſo in Königs ſurgentendenkmal eingeweiht we ſollen große Kundgebungen Oſt⸗Oberſchleſien unter B — aufgeſtell ein In⸗ Hierbei in eteiligung den militäriſche erfolgen Piſſudskis, des Miniſterpräſidenten und des Innenminifters General newski. Unter ſolchen Umſtänden erſcheinen die polniſchen einem Friedenskundgebungen d miniſters Zalewski in Licht. 98 eigenartigen Die Regelung der inter⸗ nationalen Schulden an die Vereinigten Staaten. Ein uns: Nach dem Abſchluß des Schr einkommens zwiſchen Frankreich und den Vereinigten Staaten iſt der überwiegende Teil der Kriegs- und Nachkricgsſchulden an die Union einer Regelung zugeführt. Der ge⸗ ſamte Kapitalsbetrag, der an die Vereinigten Staaten geſchuldet wurde, beläuft ſich auf 10 337 Millionen Dollar, von denen durch die bisherigen(insgeſamt Abkommen wirtſchaftlicher Mitarbeiter ſchreibt ldenüber 1 * 1 1 13) 10 083 Millionen Dollar fundiert ſind. Unbereinigt bleiben gegenwärtig nur noch die Schulden Rußlands, Oeſterreichs, Griechenlands, Kubas, Nikaraguas und Libe⸗ rias, die insgeſamt 253 Millionen Dollar ausmachen. Die Fundierungsübereinkommen laufen durchweg über eine Zeit von 62 Jah ren. Nach der Fundierung iſt einſchließlich der Zinſen ein Betrag von 22096 Mill. Dollar gegenüber einem reinen Kapitalsbetrag von 10083 Million Dollar zu bezahlen. Fundiert ſind die Schulden Englands, Frankreichs, Italiens, Belgiens, Polens, der Tſchechoflowakei, Rumäniens, Eſtlands, Lettlands Finnlands, Litauens, Ungarns u. Jugoſlawiens. Am ſchwerſten belaſtet erſcheint das Nationaleinkommen Italiens, das durch bie Schuldenzahlungen an die Vereinigten Staaten mit jährlich 0,97 Prozent beſchwert erſcheint. Die jährli Zahlungen Großbri⸗ tanniens machen 0.94 Prozent, die Belgiens 0.8 Prozent und die Frankreichs 0,6 Prozent! chen aus. Die verhältnismäßig ſtarke Belaſtungf Englands reſultiert aus der viel größeren M Zinſenlaſt. Bährend Italien bekanntlich in den erſten 5 Jahren überhaupt keine Zinſen zu bezahlen hat und in den weiteren Jahren nur ein Achtel Prozent, ein Viertel Prozent und ſchließlich 1—2 Prozent an Zinſen ent richten muß, iſt England ſeit dem 45. Dezem ber 1922 mit einer Verzinſung von 3 Pro zent, ſpäterhin ſogar von 3½/½/ Prozent be— ſchwert. Auch Frankreich und Velgien haben weſentlich günſtigere Zinſenbedingungen, ſo⸗ daß die Belaſtung nicht ſo groß iſt, wie die Enalands. Einſchließlich der Zinſen hat Eng land in 62 Jahren 11106(bei einem ur⸗ ſprünglichen Kapitals betrag von 4277 Doll.), Frankreich 6848(bei einem Kapitalsbetrag von 3405) und Italien 9407(bei einem Kapi talsbetrag von 1648) Million Dollar zurück⸗ zuzahlen, ſodaß England insgeſamt mehr als das Zweieinhalbfache, Frankreich mehr als das Doppelte der entliehenen Summe und Italien 50 Prozent mehr als den Kapitals⸗ betrag zu bezahlen haben. Angeſichts dieſer Zahlen kommt die Summe der noch nicht fundierten Schulden fir die Vereinigten Staaten faſt überhaupt micht in Betracht, da dieſe Summe wenig mehr als ein Prozent der nach der Fundierung rückzahlbaren Beträge ausmacht. 8 Derntſches Reich. 085 Zeitungsverbot. Bremen, 30. Juli. Das Bremer Kommung ſtenorgan, die„Arbeiterzeitung“, iſt wegen Ab, druckes des Gedichtes auf Hindenburg aus det „Roten Fahne“ für 14 Tage, vom 28. Juli bis 10. Auguſt, verboten worden. Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung — Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen. Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathansſtz. 88 0 43. Jahrgang Ver bot von Rechtsorganiſationen. „Berlin, 28. Juli. Das Reſchsinnenmini⸗ ſterium hat dem preußiſchen Verbot des Wi⸗ kingbundes und des Sportklubs Olympia zu⸗ geſtimmt. Die Reichsregierung iſt auch nit den übrigen Staaten in Verbindung getreten. ui ein einheitliches Verbot berbei zuführen. 141 Eine Inlandsanleihe der Reichspoſt. Derlin, 29. Juli. Der Verwaltungsrat der Deutſchen Reichspoſt hat am Donnerstag be ſchloſſen, der Aufnahme einer Inlandsauleihe von 80 Millionen Mark für die Deutſche RNeichs⸗ poſt zuzuſtimmen und die gewerbliche Arbeitsge⸗ legenheit zu vermehren. In erſter Linie handelt es ſich dabei um die Durchführung vou Bauvor⸗ aben, die an ſich dringlich, bisher aber aus Mangel an Mitteln zurückgeſtellt worden ſind, u. a. den Neubau eines Poſtſcheckamtes in Bres⸗ lau, Bau von Dienſtgebäuden in Hambura, Han⸗ zover, Mannheim uſw. Ein Teil des Betrages wird auch zur Förderung des Kraftwagenver⸗ kehrs aufgewandt werden, zum Bau von Wagen⸗ hallen, Werkſtätten, Lagerhallen uſw. Schließlich iſt eine Summe für weiteren Wohnungsbau für die Beamten in Ausſicht genommen. Die Ein⸗ zahlung der Anleihe durch das Bankkonſortium wird vorausſichtlich ſchon am 11. Auguſt erfolgen. Für das Publikum iſt der Uebernahmekurs auß 99,50 feſtgeſetzt, für die Banken auf 98 Prozent. Der Zinſendienſt iſt zu 6,5 Prozent ſeſtgeſetzt. Die Lage der Reichspost. Berlin, 30. Juli. In der geſtrigen Verwal⸗ tungsratsſitzung der Deutſchen Reichspoſt, in welcher von Staatsſekretär Sautter die neuen fahrer des Verwaltungsrates begrüßt wur⸗ den, kam auch die Lage der Reichsgoſt im Juni zur Sprache. Während der Briefverkehr ſich auf der Höhe des Vorm gehalten hat, iſt auf fafſt allen Gebieten ein Rückgang zu verzeichnen, ſſo beſonders im Telegrapbenverkehr, im Paket⸗ und Poſtanweiſungsverkehr und auch im Runb⸗ funkverlehr. Die Finanzlage der deutſchen Reichs⸗ poſt iſt auch weiterhin geſpannt, was auf die ungünſtige allgemeine Wirtſchaſtslage zurückzu⸗ führen iſt. Auch die Reichspoſt wird außerge⸗ wöhnliche Maßnahmen zur Arbeitsbeſchaffung. ergreifen, die wie bekannt. durch eine Inlands⸗ anleihe in Höhe von 80 Millionen Mark finan⸗ ziert werden ſollen. Vom Verwaltungsrat wurde die Vorlage genehmigt. Aus aller Welt. Paris legt Wert auf die Fremden. Paris, 29. Juli. Der Pariſer Polizeipräſtdent hat die Parfſer Vertreter der ausländiſchem Preſſe empfangen und darauf bingewieſen, daß die in letzter Zeit vorgekommenen Beläſtigungen von Fremden auf eine nervöſe Stimmung zurück⸗ zuführen ſeien, die durch den Ernſt der Finanz⸗ lage und die ſtändige Erhöhung der hauptſöch⸗ lichen Lebensmittelpreiſe ſich erklären. Der Po⸗ lizeipräfſekt führte ſodann aus. daß die Pariſer Bevölkerung in ihrer übergroßen Mehrheit die⸗ ſen Auswüchſen ablehnend gegenüberſtehe und ebenſo wie die Polizei nicht zulaſſen werde, ö ſie ſich erneuern. Zum Schluß bat der Pr die Vertreter der ausländiſchen Preſſe, i Heimat darauf hinzuweiſen, daß die in voller Sicherheit die franzöſiſche ö aufſuchen könnten, in der ſie die herzlichſte Gaſi⸗ freundſchaft finden würden. Humor des Tages. Vereinfachtes Verfahren. 90 5 bo νε. In Frankreich iſt das Kommen und Gehen der Regierungen ſo ſtürmiſch geworden, daß un⸗ ſer Zeichner nicht mehr ſo mittkommen kann. Um ſich für die nächſten Tage zu rüſten, hat er den Einheitsminiſterpräſidenten von Frankreich ge⸗ zeichnet, der Kopf iſt je nach Bedarf aus dem Vorrat zu erſetzen. ee Aus Nah und Fern. Mannheim, 29. Juli.(Gewiſſenlos.) Un⸗ terſchlagungen in Höhe von 6950 Mark ließ ſich ein 28 Jahre alter lediger Bankbeamter der Badiſchen Girozentrale innerhalb eines Jahres zu Schulden kommen. Als Reviſions⸗ beamter genoß er das größte Vertrauen ſeiner Vorgeſetzten. Der Angeklagte hat eine Reihe von Kaſfenanweiſungen, die mit der Unter⸗ ſchrift des Bankdirektors verſehen waren, da⸗ durch gefälſcht, daß er beiſpielsweiſe bei der Zahl 90 einfach eine Null anhängte und ſich an der Kaſſe die Summe von 900 Mark aus⸗ zahlen ließ. Das Gericht ſprach eine Gefäng⸗ nisſtrafe von 9 Monaten abzüglich vier Wo⸗ chen Unterſuchungshaft aus. Ludwigshafen, 29. Juli.(Ueberfall auf einen Briefboten.) In letzter Nacht überfielen zwei 23 und 21 Jahre alte Tagner in der Schiflerſtraße hier einen 26 Jahre alten Poſt⸗ ſchaffner, warfen ihn zu Boden und raubten ihm aus ſeiner Brieftaſche den Betrag von 140 Mark. Beide Täter warrden feſtgenommen. Speyer, 29. April.(Eine Lebensmüde.) Die ehemalige 55 Jahre alte Klavierlehrerin Frl. NAuno Pren von hier perſuchte auf dem alten Friedhof durch Einnehmen von Liſol ihrem Le⸗ ben ein Ende zu machen. leitet begangen haben. Sie wurde von den Sa⸗ nitätern in das Stiſtskraukenhaus eingeliefert, wo ſie in bedenklichem Zuſtande darniederliegt. Frankfurt a. M., 28. Juli.(Dachſtuhl brand.) Ein gefährlicher Dachſtuhlbrand, tunerhalb 6 Wochen, wütete heute vormittag in der neuerbauten und ſoeben fertiggeſtellten großen Wohnhausgruppe der A.⸗G. für Klein⸗ wohnungen in der Eberhardtſtraße im Stadt⸗ keil Bornheim. Das Feuer brach gegen 9 Uhr vormittags aus und hatte, als die alarmierten Feuerwachen eintrafen, bereits einen erheb⸗ lichen Teil des Dachgeſchoſſes ergriffen. Die Feuerwehr bekämpfte mit mehreren Schlauch⸗ leitungen den Brand in mehrſtündiger Arbeit. Der Schaden iſt ſehr erheblich. Zahlreiche Mieter waren gerade mit dem Einzug in die meue Wohnung beſchäftigt, als das Feuer ausbrach. Kirchheim i. Württemb., 28. Juli.(Durch einen Löwen verletzt.) In der Abendvorſtel⸗ kung des Zirkus Geſchwiſter Birkenfeld wurde während des Ringkampfes des Dompteurs mit dem Löwen der Dompteur von dem Lö⸗ wen durch Tatzenhiebe ſo ſchwer verletzt, daß er bewußtlos aus dem Käfig getragen werden mußte. Beusheim a. d. B. 28. Juli.(Die Stadt ohne Wappen.) Die Schaffung eines Stadtwappens, das den Anforderungen der Heraldik entſpricht und Zugleich aber auch eine beſtimmte Weſensart der Stadt verſinnbildlicht, beſchäftigt die Stadt⸗ verwaltung ſchon ſeit Jahren, aber bisher ohne Kreifbaren Erfolg. Ein Entwurf, der den Ritter St. Georg als Schildhalter aufweiſt und in der unteren Hälfte eines Schildes den heſſiſchen Lö⸗ wen und das Mainzer Rad trägt, wurde von der heſſiſchen Regierung als unheraldiſch abge⸗ lehnt. Auch ein zweiter Entwurf, der auf den Weinbau der Stadt Bezug nimmt, fand nicht die Gnade der Darmſtädter Herren. Jetzt hat nun das Miniſterium ſelbſt einen Entwurf ausgear⸗ beitet, der ſich grundſätzlich dem Gedanken eines Territorialwappens nähert und auch die Aner⸗ kennung findet. Nun verlangen aber die Bens⸗ heimer noch den Schildhalter etwas ſchlanker und weniger beleibt. Von der Bergſtraße, 29. Juli.(Hamſterplage.) Zurzeit hört man wieder im Ried und an der Bergſtraße darüber klagen, daß die Hamſter an den Getreidefeldern vielen Schaden verurſachten, ein dunnles Rätsel. Roman von Alfred Wilſons, in auto riſüerter Ueberſetzung von Johanna Zunk. Der Arzr ram'pnen gerade entgegen und bedeutete ihnen, ſich recht ruhig zu verhalten. „Iſt das der Herr Hauptmann Gordon?“ fragte er.„Mr. Gaunt verlangt immerzu nach Ihnen! Es gilt Eile, wenn die Herren viel zu ſprechen haben. Es tut mir leid, Fräulein Gaunt, aber ich kann Ihnen noch keine Wendung zum Beſſeren mitteilen. Der Anfall kam zu plötzlich und zu heftig. Ich dachte, ich könnte ihn ſicher noch einmal durchbringen, aber—“ Er ſchüttelte den Kopf bedenklich. Gordon ſah, daß er keine Hoffnung hegte. Virienne ließ traurig den Kopf ſinken und wandte ſich ab, während der Doktor Gordon ins Zimmer ließ. „Ich glaube, der Patient möchte Sie allein ſprechen,“ ſagte er. Virienne ſah den Arzt überraſcht an, dann winkte ſie und zog ſich nach ſeiner Anordnung zurück. Gordon trat mit dem Arzt an das Bett. „Er bekam einen Schreck, als er den großen, kräftigen Mann. mit dem er ſich in Minden Lane ſo heftig gerungen hatte, jetzt ſo hilflos und ſo nah an der Schwelle des Todes liegen ſah. Er verbarg natürlich den Eindruck, den der Kranke auf ihn machte und erwiderte freundlich den gemurmelten Gruß, als Mr. Gaunt die ſchon glanzloſen Augen zu ihm erhob und ihm mit gütiger Miene anſah. „Wie froh bin ich, daß ich Sie noch ſprechen kann, Gordon,“ ſagte er mit großer Anſtrengung. ch wünſchte Sie ſehnlichſt zu ſehen; ich habe hnen manches zu ſagen.“ Gordon verneigte ſich.„Es wird mir Freude machen, alles für Sie zu tun, was in meiner Kraft ſteht,“ antwortete er. Mr. Gaunt lächelte traurig. Er ſaß halb⸗ aufrecht im Bett, von beiden Seiten waren ihm Kiſſen e e er hob den Kopf leicht, um Gordon ins Geſicht zu ſehen. „Das können Sie beſtimmt tun, und doch, wenn Sie keine Neigung dazu haben, iſt es das ge Ding auf der Welt, um was ich een, 1——k— a Die Lebensmüde ſoll die Tat durch ihre heutige finanzielle Not ver⸗ der zweite nen. und ſelbſtloſer Hingabe weiter zu arbeiten Verbindungsſtelle für die Entwaffnung, gleichzeitiger Verleihung des Charakters als Ge⸗ neralmajor und der Erlaubnis zum Tragen der leichten ig da⸗ mordet aufgefundene der ſich mit Rotzler in Verbindung ſetzte. Er indem dieſe Schädlnge die reifen Aeyren enk⸗ leeren und die Körner maſſenweiſe als Winter⸗ vorrat in ihre unterirdiſchen Bauten verſchlep⸗ pen. Dieſe Plagegeiſter waren noch vor zwanzig Jahren an der Bergſtraße und im Ried ganz un⸗ bekannt. Sie wurden aus Rheinheſſen über den Rhein herüber in unſere Gegend verſchleppt. Dort ſind ſie ſchon ſeit Jahrzehnten alljährlich als große Getreideſchädlinge bekannt und ver⸗ ſchmähen auch dort im Herbſt ſelbſt die reifen Trauben nicht. gaben für die Hamſtervertilgung ſtändige Rubri⸗ ken in den Gemeinderechnungen. Und ſind dieſe Ausgaben gar nicht unbedeutend und betragen vielerorts jährlich einige tauſend Mark. Deshalb ſollte man bei uns den Hamſtern gehörig zu Leibe gehen, ehe ſich dieſe Schädlinge auch ſo lark. vermehren wie in Rheinheſſen. Biblis, 30. Juli.( Motorradunfall.) Herr Sch. von Wattenheim, der mit ſeinem Motorrad auf der Landſtraße von Biblis nach Bobſtadt ſuhr, mußte einem Fuhrwerk auf den Fußſteig ausweichen. Kurz danach war er gezwungen, einem entgegenkommenden Radfahrer, der denſel⸗ ben Fußſteig paſſierte, auf die kleingepflaſterte Fahrbahn auszuweichen. Die Fahrbahn wird bis zum Fußſteig hin von einem höherliegenden Raſen begleitet. Beim Ueberfahren dieſer Er⸗ höhung kam das Hinterrad ins Rutſchen und ſchleuderte den Fahrer zu Boden, der mit einer zerriſſenen Hoſe und einigen Hautabſchürfungen davonkam. Radfahrer, Vorſicht an dieſer Stelle! Biblis, 30. Juli.(Baugenoſſenſchaft.) Die gemeinnützige Baugenoſſenſchaft m. b. H. Bib⸗ lis beſteht aus 13 Mitgliedern. Dieſes kleine Häuflein von Bauluſtigen, beſſer geſagt, wegen der großen Wohnungsnot zum Bauen„Gezwun⸗ genen“ ſetzt ſich aus vollſtändig mittelloſen Leu⸗ ten zuſammen. Dieſe haben es in kurzer Zeit durch Selbſthilfe mit Abbruch von ihrem wöchent⸗ lichen köürglichen Lohn und durch außerordentlichen Fleiß beim Selbſtanfertigen ihrer Bauſteine ſo weit gebracht, daß ſie in aller Bälde mit der In⸗ angriffnahme eines Doppelhauſes beginnen kön⸗ Damit wollen ſie der Allgemeinheit bewei⸗ ſen, daß ein guter Wille zu Fleiß und Sparſam⸗ keit den Menſchen auch über die allerwärts herr⸗ ſchende Wohnungsnot hinwegheben kann. So⸗ fern die Genoſſenſchaft es verſteht, in Einigkeit und von ihrem Vorhaben, keine weiteren Mitglieder mehr aufzunehmen. abgekommen iſt, dürfte durch Eintritt weiterer Gleichgeſinnter der Wohnungs⸗ not in Biblis bald geſteuert ſein. Vermiſchtes. Auflöſung der Derbindungsſtelle Frankfurt a. M. Berlin, 29. Juli. Nach einer Meldung einer Berliner Korreſpondenz aus Frankfurt a. M. iſt Oberft von Perrberg, der Leiter Uniform verabſchiedet worden. mit iſt auch die Verbindungsſtelle aufgelöſt wor⸗ den. In Frankfurt a. M. befindet ſich als ein⸗ zige militäriſche Dienſtſtelle nunmehr nur noch die Militärfachſtelle der Reichswehr digung von Einreiſen und Aufenthaltsanträgen von Wehrmachtsangehörigen ins beſetzte Gebiet. Eine Groß ⸗Straußwirtſchaft. Hochheim a. M., 28. Juli. Eines der äk⸗ leſten hieſigen Weingüter ſieht ſich gezwun⸗ zen, ſeine Weine hervorragender Lagen in einer Straußwirtſchaft umzuſetzen. Am 1. Auguſt wird von dem Weingutsbeſitzer Kroe⸗ ſchell eine Straußwirtſchaft eröffnet, die die größte in der heutigen Zeit ſein wird. Zum Mord in Biſchofsried. ö München, 28. Juli. Zum Mord in Bi⸗ ſchofsried wird mitgeteilt, daß der frühere Beſitzer des Gutshofes in Biſchofsried, Roß⸗ ler. das Gut im Frübiahr verpachten. wollte. Daher bilden auch dort die Aus⸗ der dortigen unter zur Erle⸗ é den ö Blau übernommen. wirklichen Blau Zeit hat man noch keine Spur von Grein. 1 Die belgiſche Fremdenſteuer. Zum Urteil von Smyrna. Hinrichtung von 13 Verſchwörern. Oben: Der frühere Miniſter Rushdi Bei wird von Soldaten zum Galgen geführt. Un⸗ ben: Einer der 13 Hingerichteten. Die Verur⸗ teilten wurden in ein weißes Hemd gekleidet und trugen auf der Bruſt einen Zettel, auf dem ihre Schuld zu leſen war. Ein entſprechendes Inſerat vat der jetzt er⸗ Albert Blau geleſen, erhielt günſtige Pachtbedingungen und teilte dieſe dem 27jährigen Landwirt Grein mit. Grein hat den Briefwechſel mit Rotzler unter tißbrauch des Namens Blau fortgeführt und Rotzlerſchen Hof ſchließlich als Pächter Grein hat demnach den gewaltſam beſeitigt. Zur Brüſſel, 29. Juli. Der angekündigte könig⸗ liche Erlaß über die Fremdenſteuer iſt heute er⸗ ſchienen. Danach werden an Abgaben erhoben: 2) Prozent vom Preis der Hotelzimmer, 15 Pro⸗ zent vom Preis der vollſtändigen Penſion und 10 Franken pro Tag für ein Auto. Der Vor⸗ ſitzende des Hotelierverbandes hat ein Schreiben an den König, in dem er auf die kataſtrophalen Folgen der Steuer hinweiſt und anderweitige Vorſchläge macht, gerichtet. Gefängnisbrand. b Dresden, 29. Juli. Durch einen infolge nvorſichtigkeit entſtandenen Brand in den Bodenräumen des Amtsgerichts Senftenberg, in denen von früheren Unruhen Munition u. Handgranaten aufbewahrt wurden, wurde ein Teil des Gefängnisgebäudes ſchwer beſchä⸗ digt. Das Gefängnis mußte geräumt werden. Die auf dem Dach arbeitenden Feuerwehr⸗ leute wurden durch die Exploſion zum Teil ſchwer verletzt und mußten ins Krankenhaus gebracht werden. Fremdenflucht aus Belgien. Brüſſel, 30. Juli. Infolge neuer Beläſtigun⸗ gen der Fremden in den belgiſchen Bädern rei⸗ ſen weiterhin viele Fremde aus dieſen ab. ö Orkanſchäden. Paris, 28. Juli. Der„Matin“ meldet aus San Domingo, daß ein furchtbarer Orkan die Zuckeryflanzungen nahezu gänzlich zerſtört hat. Elf Perſonen ſind bei dem Unwetter um⸗ gekommen, tauſende obdachlos geworden. Der Fall Helling. Magdeburg, 30. Juli. Die Meldung eines Berliner Blattes, daß die Haftbeſchwerde des Verteidigers des Induſtriellen Haas abgelehnt worden ſein ſoll, trifft nicht zu. Die Haftbe⸗ ſchwerde des Verteidigers Dr. Braun iſt erſt ge⸗ ſtern nachmittag dem Unterſuchungsrichter un— terbreitet worden. Die Prüfung der von Dr. Braun angetretenen Alibibeweiſe bedarf einer eingehenden Unterſuchung am Tatort in Groß— Rottersleben. Der Magdeburger Unterſuchungs⸗ richter Kölling hat den durch ſeine Behandlung des Falles Haas bekannten Kommiſſar Tenholt den ganzen Tag als Zeuge in der Mordſache Schröder-Helling⸗Haas vernommen. In Magde⸗ burg wird behauptet, daß Kölling ſein weiteres Verhalten gegenüber den Berliner Kriminaliſten von dem Ergebnis ſeiner Beratungen mit Ten holt abhängig machen wird. Die Linkspreſſe in Magdeburg erwartet einen angeblich bevorſtehen⸗ den Angriff auf Hörſing und den Magdeburger Polizeipräſidenten Menzel, der von politiſch rechtsſtehenden Kreiſen der Magdeburger Rich- terſchaft ausgehen ſoll. Der Berliner Kriminal⸗ polizeirat Kuntze hat geſtern die Geſchäfte des Kriminaldirektors Müller übernommen, wäh⸗ rend Kriminaloberinſpektor Riemann und Kom⸗ miſſar Braſchwitz, die ſich erſt in die Materie ein⸗ arbeiten müſſen, die Akten des Stgatsanwaltes ſtudterei. Vom Unterſuchungsrichter ſind ihnen bisher keinerlei Informationen gegeben worden. Auch der noch hier weilende Kriminalkommiſſar Bußdorf hat das von ihm geſammelte Materiq ſeinen Nachfolgern übergeben. Inzwiſchen ar⸗ beitet der Magdeburger Kommiſſar Paulat wei⸗ ter und führt die Aufträge des Unterſuchungs⸗ richters aus. Dieſer verfolgt eine beſtimmte Spur, die wahrſcheinlich bald zu einer neuen Verhaftung führen wird. Nur Einheitskurzſchrift an den preußiſchen Schulen. Da immer wieder verſucht worden iſt, die Tatſache, daß die Einheitskurzſchrift, und nur dieſe, an den Schulen zu lehren iſt, zu beſtreiten und in Zweifel zu ziehen, iſt ein erneuter Erlaß des Preußiſchen Miniſters für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung vom 15. 7. 1926 zu begrüßen, der volle Klarheit bringt. Darin heißt es:„Ue⸗ ber meine Anordnungen betrefſend die Durch⸗ führung der Vereinbarung der Regierungen des Reiches und der Länder über die Einheitskurz⸗ ſchrift ſind unbegründete Zweifel entſtanden. In den von mir zu dieſem Zwecke erlaſſenan Beſtimmungen iſt nicht die geringſte Aenderung eingetreten. Zwar beſteht an den mir unterſtell⸗ ten Volts⸗ Mittel⸗ und höheren Schulen kein Zwang,! Kurzſchriftunterricht zu nehmen, da die⸗ ſer wahlfrei iſt. Es wird aber in dieſem Unter⸗ richt nur die für den Dienſt bei den Behörden vorgeſchriebene Einbeitskurzſchrift gelehrt. Schul⸗ Wordon ſay iyn verſtändnislos an, er wußte nichts zu antworten. „Sie ſind erſtaunt,“ fuhr Herr Gaunt fort, „vielleicht erſtaunen Sie noch mehr, wenn Sie hören, was ich Ihnen ſagen möchte. Und doch iſt der Beweggrund für mich, der mich die Bitte ausſprechen läßt, der denkbar natürlichſte. Aber ich habe keine Zeit hier auf Erden zu verlieren. Meine Schwäche zwingt mich innezuhalten, ſelbſt wenn's der Doktor nicht verbietet. Hauptmann Gordon, ich werde ſterben!“ Gordon murmelte etwas, aber Herr Gaunt winkte ihm Stillſchweigen zu. „Ich weiß es, ich fühle: morgen kann es ſchon aus mit mir ſein! Ich war ein kräftiger Mann, aber ich ſterbe ſo wie mein Vater und Großvater. Wenn's bei uns kommt, dann geht's auch ſchnell. Ich möchte Ihnen folgendes ſagen: Ich bin ein reicher Mann, ich habe keine andern Kinder, und nach meinem Ableben iſt Virienne eine reiche Frau. Eine recht reiche Frau, Herr Hauptmann!“ Er legte einen ſolchen Nachdruck auf ſeine Worte, das Gordon abwechſelnd rot und blaß wurde.„Wohin ſollte daß alles führen? ging es ihm durch den Sinn. „Herr Hauptmann,“ fuhr Mr. Gaunt nach einer Pauſe, aber mit feſter Stimme, fort,„Sie haben ſich all unſerer Intereſſen, unſerer unglück⸗ lichen Affäre in wahrhaft edler Weiſe angenommen. Als der Zufall Sie ſo eigentümlich mit Virienne in Berührung brachte, haben Sie all' Ihre Zeit und große Mühe aufgewandt, um uns zu helfen. Sie haben zu öfterem Ihr Leben in die Schanze geſchlagen. Sie haben uns aus der Gewalt eines Schurken befreit, eines Schurken, der uns nun für ſeine eigenen Zwecke ausnutzen wollte, unn der uns ohne Ihr Dazwiſchentreten ſicherlich ruiniert und uns zu ſeinem Werkzeug gemacht . Herr Hauptmann, warum taten Sie das Gordon war ſo überraſcht, daß er kaum etwas zu erwidern wußte und ganz verwirrt auf den Kranken blickte, der mit ängſtlichen Augen zu ihm aufſah. ö 0„Warum ich das alles tat?“ ſtammelte er. g„Ja, warum. Sie ſagten es mir noch nicht. Sie wiſſen nichts weiter von meiner Tochter, als daß ſie ſchön iſt. Sie hätte ja ſchon andere Abenteuer erlebt haben können, hätte kein gutes Mädchen zu ſein brauchen.“. Gordon unterbrach ihn.„Niemals,“ ſagte er ernſt.„Aber ich will Ihnen mit Ihren eigenen Worten Antwort geben. Sie ſagen, ich ſah nur ihr Geſicht. Eben, weil ich ihr Geſicht ſah— darum tat ich, was ihr viel zu wenig Hilfe brachte. Wenn man ſie ſieht, dann denkt man nicht an Abenteuer, nur an etwas Gutes und Reines! Ich wußte ſofort, daß ſie den Mord nicht begangen hatte, trotzdem ſie ſich deſſen an⸗ klagte. Ich ahnte ſogleich, daß ein Mißverſtänd⸗ nis walten mußte! Und dem Himmel ſei Dank, wenn auch die Schwierigkeiten noch nicht ganz gehoben ſind, habe ich doch die größte Gefahr ab⸗ gewendet.“„ Mr. Gaunt ſank mit einem Seufzer in ſeine Kiſſen zurück, er ſchien eine große Beruhigung zu impfinden. „Ihre Worte laſſen meine letzten Befürch⸗ tungen ſchwinden,“ ſagte er.„Und nun, Haupt⸗ man Gordon, möchte ich Ihnen eine Frage vor⸗ legen, die Sie einem Sterbenden ſchon zu gute halten müſſen. Haben Sie irgend welche Gründe, oder liegt ſonſt ein Hindernis vor, daß Sie nicht heiraten könnten?“ Gordon ſah ihn erſtaunt an. gleichen,“ entgegnete er beſtimmt. 5 „Dann iſt mir meine Arbeit ſehr erleichtert,“ fuhr Herr Gaunt fort.„Ich habe nämlich nach⸗ gedacht, und immer eins zum andern gezählt und gefunden, daß Sie doch meiner Virienne zugetan ſein müſſen. Ich weiß ja, daß ſie ſchön genug iſt, um eines Mannes Herz zu erregen, ſogar unter den Umſtänden, in denen Sie ihre Bekannt⸗ ſchaft gemacht haben. Vielleicht hat ihre Schön⸗ heit allein das ganze Unheil heraufbeſchworen; viel⸗ leicht wäre es ein größeres Glück für ſie, wenn ſie weniger ſchön wäre! Sie iſt eine Schönheit, iſt reich, hat einen edlen, guten Charakter, aber, wenn ich tot bin, hat ſie nicht eine einzige Seele, die ihr zur Seite ſtebt, keinen, dem ich ſie an⸗ vertrauen kann! Das kommt vielleicht von unſerem Wanderleben her, vielleicht davon, daß man in meinem Alter ſich nicht mehr ſo leicht anſchließt; vielleicht war auch meine traurige Ehe daran ſchuld, daß wir uns ſo für uns zurück⸗ gehalten haben.— Ich wüßte nur einen, einen, dem ich getroſt die Sorge für ihre Zukunft an⸗ vertrauen könnte nämlich Ihnen!“ „Mir? Mir?“ rief Gordon aus. Ja. Ihnen.“ war Mr. Gaunts ernſte Er⸗ „Nich, 3 der⸗ ö 1 widerung.„Ich habe Sie lieb gewonnen; ch kann Charaktere beurteilen, und würde Vertrauen zu Ihnen haben, auch ohne alles das, was Sie für uns getan haben. Wenn ich hoffen könnte, daß Sie für mein Kind ſorgen würden und daß Virienne Ihnen auch Zuneigung entgegen brächte, könnte ich in Frieden ſterben. Hegen Sie aber nur Freundſchaft und brüderliches Intereſſe für ſie, und wollen ihr Freund ſein, ſo gibt mir das auch ſchon Ruhe. Denken Sie daran, daß meine Stunden gezählt ſind; mir bleibt nur wenig Zeit, was zu tun. Laſſen Sie das, wenn es deſſen bedarf, zu meiner Entſchuldigung dienen. Im andern Falle, wenn meinerſeits ein Irrtum vorliegt, wenn Sie nicht—“ Aber Gordon, dem die Erregung das Geſicht rötete, fiel ihm ins Wort. Sein Herz ſchlug zum Berſpringen. „Nicht weiter, nicht weiter! Sie haben genug eſagt, mehr als genug! Was Sie ſich gedacht 1 5 iſt richtig. Ich weiß nicht, wie Ihr Fräu⸗ lein Tochte rüber mich denkt, aber wenn ſie ſchon an mich denkt, ſo gibt mir das Hoffnung! Aber die Wahrheit, die reinſte Wahrheit iſt, daß ich ſie bewundere, ſie liebe vom erſten Moment an, wo ich ſie ſah. Wenn ſie meine Liebe erwidern würde, wäre ich der Glücklichſte unter der Sonne! Schon wenn ſie mir geſtatten würde, ihr Freund zu ſein, wäre ich ſtolz darauf! Mit Ihrem Gelde können Sie tun, was Sie wollen! Ich habe genug für uns beide, um beſcheiden zu leben. Aber wenn Sie mir Virienne geben, ſo wäre das mehr, als je meine kühnſten Träume hoffen ließen.“ Mr. Gaunt lächelte. „Geben kann ich ſie Ihnen nicht; ich würde niemals ihre Neigung beeinfluſſen, nicht einmal jetzt; aber ich weiß, daß ſie Sie gern mag; das übrige liegt in Ihrer und des Schickſals Hand. Aber da gibt's ja eine ganz einfache Weiſe, um ſelbſt beide zu beruhigen, fragen Sie Virienne E 40 1 Gordon gab keine Antwort. Mr. Gaunt ſchien den Grund au verſtehen. Gortſetzung folgt) läſſig.“ fahrungen werden aus allen Teilen des deutſchen über die Sicherheit weiter mitteilt, handelt es ſich bei dem Ueberfal N Anterricht nach einem anverene Syſtem iſt unzu⸗ Wir können hinzufügen, daß nach den der Baperiſchen Regierung vorliegenden amt⸗ lichen Berichten der Leiter der höheren Schulen die Unterrichtserſahrungen mit der Einheitskurz⸗ ſchrift ſehr erfreulich und günſtig und die Erfolge bedeutend beſſer als früher ſind. Dieſelben Er⸗ Sprachgebietes gemeldet. Ein Eldorado für Juwelendiebe. Binz, 30. Juli. Das Seebad Binz auf Rügen ſcheint gegenwärtig der Tummelplatz der Juwelendiebe zu ſein. Geſtern wurde wie⸗ der ein Juwelendiebſtahl verübt. Ein unbe⸗ kannter Mann drang am hellichten Tage in ein Zimmer des Gaſthofes„Deutſche Flagge“, das von dem Hamburger Kaufmann Klenz und ſeiner Frau ſeit etwa einer Woche be⸗ wohnt wird, öffnete den Koffer und raubte ein Perlenkollier im Werte von mehreren tau⸗ ſend Mark. Außerdem erbeutete der Dieb eine Summe baren Geldes. Von dem Faſſadenklet— terer Frank fehlt noch immer jede Spur. Polniſche Zuſtände. Thorn, 29. Juli. Das hier erſcheinende ſüh⸗ rende Organ der Nationaldemokratie„Slowo Pomorskie“ berichtet:„Am Samstag nachmit⸗ tag, als unſer Redakteur Wofder die Hreiteſtraße entlang ging, wurde er von dem Chef der voli— tiſchen Polizei Pommerellens. Oberkommiſſar Liſſowski, überfallen. Liſſowski befand ſich in Geſellſchaft der Beamten der politiſchen Polizei Roſinski, Reuka und Briefl. Als Woider an der Gruppe vorbeiging, ſchlug ihm Liſſowski ins Geſicht, wobei er ſagte:„Hier haſt du eine!“ Wojder, den dieſer Ueberfall nicht aus dem Gleichgewicht brachte, erhob den Stock und fing an Liſſowski mit Stockſchlägen zu traktieren. So— gleich entſtand ein Menſchenauflauf. und alle ſahen zu. wie der Chef des Wojwodſchaftsamtes der politiſchen Polizei, Oberkommiſſar Liſſowski, für den öffentlichen Ueberfall auf einen Bürger am hellichten Tage gemaßregelt wurde, er, der der Bürger wachen ſollte. Am Abend desſelbhen Tages üherfielen der Kom— miſſar der politiſchen Polizei Roſinski und der Polizeiaſpirant Banko Herm Wojder von neuem Als Mojfder nach der Polizei rief, verſchwanden die Angreifer. Wie das„Slowo Pomorskie“ der politiſchen Polizei um einen Racheakt wegen verſchiedener Artikel, in denen ſich das Blatt mit der Tätigkeit der politiſchen Partei befaßte. 30. Todestag des bekannten Induſtriellen Johann Lothar v. Faber. N Dr Am 26. Juli jährt ſich zum 30. Male der To⸗ destag des in Stein bei Nürnberg verſtorbenen Juduſtriellen Johann Lothar von Faber. Er war der Inhaber der berühmten Bleiſtiftfabrik aber, die er zur Weltbedeutung brachte. deutſchen Künſtlerſchaft das Rhein am geeionetſten ſei eee n ö Luthers Amerika⸗Reiſe. Der frühere Reichskanzler Luther begibt ſich an Bord des ſeine Studienreiſe nach rika anzutreten. Hapag-Dampfers „Rugia“, um Weſtindien und Südame— Das Reichsehrenmal. Ein neuer Vorſchlag. Der Hammerſtein-Ausſchuß tung des Reichsehrenmal's hat eine Entſchließung folgender Weg als würdig zur Löſung der Eh⸗ renmalfrage vorgeſchlagen wird: Sobald die Reichsregierung, wie die Rheinlande beſtimmt erwarten, die Errichtung des Mals auf einer Rheininſel arundſätzlich beſchloſſen habe müßten alle Kreiſe, die bisher an der Entſcheidung mit⸗ gewirkt hätten, zurücktreten und nunmehr der iſt Wort geben. Dieſe müſſe entſcheiden, welcher Platz im und dann in edlem der Ehrenmalsge— am gefaßt, in der, vor allem Wettſtreit die hohe Aufgabe ſtaltung löſen. Handel und Induſtrie. [Frankfurter Heröſtmeſſe 1926. Die Frankfurter Meſſe, die von Tauſenden von Detailgeſchöften Süd⸗ und Weſtdeutſchlands als Orientierungszentrale betrachtet und regel— mäßig beſucht wird, hat diesmal Anziehungs— punkte aufzuweiſen, die die geſamte Detailliſten⸗ ſchaft Deutſchlands in den Tagen vom 26. bis 29. September in Frankfurt verſammeln dürften. In Ergänzung der Textilmeſſe wird eine Ma⸗ ſchinenausſtellung im Betrieb zu ſehen ſein, die der Händlerſchaft die Herſtellung und die Ver⸗ arbeitung von Geweben jeder Art, von der Fa— ſer bis zum fertigen Erzeugnis, praktiſch vorfüh— ren wird. Selbſt die Anfertigung von Gummi— ſtoffen zur Fabrikation von Regenmänteln und waſſerdichter Bekleidung anderer Art wird ge— zeigt. Eine„Braune Woche“ wird zu derſelben Zeit die Tabakinduſtrie und ihre Intereſſenten in Frankfurt verſammeln. Aus Anlaß der Meſſe veranſtalten die maßgebenden Verbände in der Zeit vom 24. bis 29. September eine Werbewoche für den Konſum von Tabak und Zigarren. Die Tabakmeſſe dürfte aus dieſem Grunde beſonders ſumfangreich werden. Die Frankfurter Tabak- händlerſchaft veranſtaltet während der Werbe⸗ woche Schaufenſter⸗Wettbewerbe, und außerdem ſind Vorträge und Kongreſſe in Vorbereitung. Schließlich iſt die ganz beträchtliche Beteili⸗ gung des Auslandes auf der Frankfurter Meſſe zu erwähnen. Die Arbeit. die das Meßamt im Intereſſe der deutſchen Wirtſchaft im Auslande entfaltet, war nie wirkſamer geweſen als gegen⸗ wärtig. Die Frankfurter Meſſe iſt für die wich⸗ tigſten Gebiete Europas der am leichteſten er⸗ reichbare. beauemſte deutſche Markt. Wochenplauderei. Mörder und Leichen.— Diktatoren und ihre Grenze.— die Muſſolinis und die Natur.— Der verheiratete Affe. Der Volksmund ſagt, es müſſe ein Mörder immer noch einmal zu der Leiche zurückkehren, und es iſt dieſes Motiv oft in der Sage wieder⸗ holt worden. Mir ſiel es ein, als ich hörte, es habe ſich nun Poincare bei dem eigentlich ſchon geſtorbenen Franken gezeigt, um ihn aus der Gruft herauszurufen. Wer ihn gemordet und wer überhaupt den Maſſenmord von Menſchen und Wirtſchaft über Europa gebracht hat, das ſind doch die Kriegshetzer geweſen, unter denen der neue franzöſiſche Miniſterpräſident einer der eifrigſten war. Wir können nur wünſchen, daß ihm die Auferweckung eines Lazarus, der ſchon riecht, noch gelingen werde, wenn wir uns auch einigermaßen ſteptiſch zu Auferſtehungsliedern verhalten, die man vor Oſtern ſingen will. Ir⸗ gendwo in einem verborgenen Winkel des Her⸗ zens, wo die kleinen Teufelchen grinſen, die doch in jedem Menſchn wohnen, ſitzt einer, der ſein brennendes Schwanzende in die Hand genommen hat und damit doziert, wie unſer alter Lehrer, wenn er den Fibelunterricht mit dem Rohrſtock begleitete, und das Teufelchen ſagt: Es wäre ganz recht, wer dieſe Suppe eingebrockt, der ſoll ſie auch auslöffeln. Vom Hoſanna bis zum Ernzifige ift nicht weit, und wenn es um den Geldbeutel geht, dann iſt es noch weniger weit wie gewöhnlich. Poincare, nun kommt die Reihe an dich 0 So werden wir alſo zu dem italieniſchen, dem ſpaniſchen, dem griechiſchen und dem volniſchen Diktator bald auch einen franzöſiſchen haben. Sie alle ſind mehr oder weniger Kinder der Revo- Verbindung lution und einer falſch entwickelten Dmokratie. ſchten. ill man genauer ſagen, worin das Falſche dieſer Demokratie gelegen iſt, ſo kommt man auf den dafür die Preiſe zu beſtimmen vermögen, und Unterſchied zwiſchen einem qualitativ aufgefaßten Volksganzen und einem quantitativen. Nimmt man die Maſſe nur quantitativ und verquickt man das mit der Gleichheitslehre des Sozialis mus, ſo kann eben jeder reden über alles und jedes, Demokratie iſt dann tatſächlich das, was Maſaryki 1918 ſagte:„Demokratie iſt Diskuſſion.“ Es iſt denn auch in dieſen Demokratien ſo viel geredet worden, daß der gleiche Maſaryk vor kurzem zu einem Herrn Capek ſagte:„Nicht ſo⸗ viel reden, mehr haideln.“ Handeln aber können nur Menſchen, die von der Sache etwas ver— ſtehen. Hätte man in den Demokratien mehr da— für geſorgt, daß die Einzelnen mitreden, je nach⸗ dem ſie von einer Sache etwas wiſſen, ſo wäre ſehr bald eine qualitative Abftufung mitſamt einer Führerausleſe entſtanden und überhaupt ein organiſch gegliedertes Volk. Es hätte dann der Diktatoren nicht bedurft, von denen jeder eine Fiaskoerklärung des demokratiſchen Gedan— kens bedeutet. Geſchichtlich betrachtet, waren ſie bisher niemals etwas anderes als Uebergang zu einem gänzlich antidemokratiſchen Syſtem. Auf Cäſar, den Diktator, folgte Auguſtus, der Imperator, und ſo teilen ſich, ähnlich wie im wirtſchaftlichen Leben mehr und mehr die ganz Reichen gegen die ganz Armen ſtehen, auch im poljtiſchen Leben die Rollen ſo, daß auf der einen Seite übrig bleibt der geradezu vergöttlichte Au⸗ tokrat, und auf der anderen die ſtumpfe Maſſe. Allerdings darf eines nicht vergeſſen werden, wos die Stellung heutiger Diktatoren von jener früherer unterſcheidet. Nationale Diktaturen ſetzen ein nationales geſchloſſenes Ganze voraus, ein Land, was auch noch exiſtieren könnte, ſelbſt wenn man es mit einer chineſiſchen Mauer um⸗ geben wollte. Solche Länder gibt es heute nicht mehr. Es iſt vielmehr das eine auf das andere angewieſen und ſicherlich jedes auf eine beſtimmte mit den internationalen Finanz⸗ Weil dieſe Finanzmächte den öffent- für die Errich⸗ Rhein ſchen gegeſſen, Erdbeeren, Stachelbeeren, Johan- ſchwarz und die Heidelbeeren blaue Auge. Herren Muſſolini wollen oder nicht. ihre innere Geſetzmäßigkeit haben, 0 Kommando des großen Herrſchers folgt, der ſeine Welt kennt und der weiß, daß jedes nach ſeiner Art werden und wachſen müſſe, der Efeu an der chen Brotkorb in der Hand haben, indem ſie feuchten Mauer ſowohl, ſich im Föhnſturm neigt, die Tiere des Feldes! Belehrung der Schüler über die Poſtverſen— dungs vorſchriften. Das Heſſ. Landesamt für das Bildungsweſen hat an die Stadt- und Kreisſchul— ämter, die Direktionen der höheren Lehranſtalten die Leiter der höheren Bürgerſchulen und die ge⸗ werblichen Unterrichtsanſtalten, nachſtehendes Ausſchreiben gerichtet: Im Poſtverkehr erweiſt c ſich immer mehr als mißſtändig, daß die Poſt⸗ herſendungsvorſchriften nicht genügend beachtet werden. Zur Abhilfe iſt nunmehr auf Grund! günſtiger Erfahrungen beabſichtigt, die älteren Volksſchüler. ſowie die Fortbildungsſchüler und' Cewerbeſchüler entſprechend belehren zu laſſen. Zu dieſem veck gehen Schulen in Kürze— von den alten Merkblätter zu, die, die wichtigſte hriſten enthalten. Ich beauf⸗ trage Sie, die Schulen anzuweiſen, dieſe Beſtim— mungen, insbeſondere die für die un verzögerte Beförderung und Aushändigung von Poſtſen— dungen maßgebenden, in den Schulen wiederholt zum Gegenſtand eingehender Belehrung der äl— teren Schüler und Schülerinnen zu machen. Der Bedarf an Merkblättern wird von den Poſtan⸗ ſtalten durch Anfrage bei den Schulleitern fes Anfrage be Schulleitern feſtge— tell“. ö F Lokale Nachrichten. * Biernheim, 2. Auguſt. * Der geſtrige Sonntag ſtand im Zeichen eines unbeftimmten Wetters. Man wußte morgens nicht, was der Abend brachte. Im Laufe des Tages klärte ſich der Himmel und das Wetter feſtigte ſich. Die Wünſche der Veranſtalter und Ausflügler gingen ſomit in Erfüllung. Es waren geſtern viele, die außer⸗ halb Vlernheims weilten. Bereits vormittags führten Sonderwagen der O E. G die Kathol. Arbelter⸗ und Männer⸗Vereine nach Unterflocken · bach, wo der dortige Männer⸗Vereiln das Feſt ſeiner Fahnenweihe beging. Zahlreich waren die hieſtigen Mitglieder mit ihren Angehörigen der Einladung des Brudervereins, der ſeinen Gäſten Stunden höchſter Weihe beſcheerte, ge⸗ folgt. Da die D J. K.⸗Kapelle am Ausflug teilnahm, verlief auch der Hin- und Herweg in anregender Welſe.— Der Wohltätigkeitsbazar zu Gunſten der Schweſtern des Marienhauſes in Weinheim wurde gleichfalls von einer ſtattlichen Zahl hieſiger Einwohner beſucht.— Im Orte ſelbſt ſtand das 23jährige Stiftungsfeſt des Radfahrer⸗Verelns„Amicitia“ im Mittelpunkt des Intereſſes. Das Feſt nahm morgens mit den weil ſie infolsedeſſen auch die eigentli ſcher der Volksſtimmung ſind, die eben doch eine Magenfrage bleibt, ſo gibt es heute keine unab— hängigen Diktatoren mehr. Dazu kommt, daß alles rein Militäriſche dem Vorrang des Wirt— ſchaftlichen hat weichen müſſes, ſodaß ein noch ſo ſchneidig gezückter Muſſoliniſäbhel mehr ein theatraliſches Schauſpiel als eine ernſthafte Drohung iſt. Mon verſteht es daher, wenn Län⸗ der wie Frankreich alles verſuchen, um der in— ternationalen Finanzkontrolle zu entgehen. Cail— laur, der Fachmann, hielt das für unmöglich. Poincare, der Mann des Krieges und der Ge— walt, zugleich vertraut mit allen Methoden diplo— matiſcher Gewaltpolitik, ſcheint daran zu glau— ben. Wir warten geſpannt auf den Ausgang, indem wir, einmal abgeſehen von der Perſon Poincares, heimlich hoffen, daß der Freiheit der Sieg werde und daß nicht wieder einmal die lebendigen Wurzeln einer Volkskraft in den To— tenkammern der Raubburgen einer' anonymen Hochfinanz vertrocknen müſſen. Wir müſſen's abwarten und gehen ſtill ver⸗ trauend durch das ſommerliche Land, Gott dan⸗ kend, Faß er es doch ein und für allemal ſo ein⸗ gerichtet hat, daß Wieſen, Wälder, Regen und Sonnenſchein von keiner menſchlichen Diktatur lommandiert werden können. Wir haben Kir⸗ nisbeeren, und nun färben ſich die Himbeeren auch ſchon ganz rot und die Brombeeren werden reiben ſich das Und all dieſes geſchieht, ob die Wenn doch endlich die Menſchen auf den geſcheiten Gedanken kommen wollten, daß alle großen Dinge nicht kommandiert werden können, ſondern daß ſie die nur dem wie die Bergföhre, die elnem Fliegerrennen, wo die hleſigen Maunſchaften elne Anzahl ſchöner Preiſe erringen konnten, ſeinen Anfang. Das Nachmittags⸗Feſtprogramm wurde mit dem Korſo⸗Feſizug eingeleitet. Der Zug hatte eine ſtattliche Länge und bewegte ſich in muſterhafter Ordnung durch die Ortsſtraßer. Auf dem Feſtplatz am Ochſenbrunnen herrſchte Großbetrieb, Bet Konzert, Geſangevorträgen, Kunſtfahren der Radfahrer und ſonſtigen Volks⸗ beluſtigungen verlief das Walbdfeſt in ſchönſter Weiſe. Auch nach der Preisverteilung blieb man noch gern unter den ſchönen Bäumen ſitzen und ließ ſichs wohl ſein.— Im„Frelſchätz“ gab die beſtens bekannte Kapelle Strauß ⸗Wein⸗ heim ein großes Konzert und abends Tanzmuſik. Der Beſuch, der nachmittags mäßiger war er⸗ reichte abends eine gewaltige Höhe. Es war ſehr ſchwer, einen Platz zu finden.— Im Brau ⸗ haus⸗Keller war großer Bier⸗Rummel der Ver⸗ gnügungs⸗Geſellſchaft„Edelweiß“. Eine Origi⸗ nal Jazzband⸗Kapelle ſorgte bald für die nötige Stimmung, die auch dann nicht ausblieb. Man amüſierte ſich aufs Beſte.— Es fanden weiter⸗ hin die übl. kleinen Sonntagsveranſtaltungen[ſtatt, die auch ihre Freunde und Gönner haben. Auch ſte werden hoffentlich einen angenehmen Sonn⸗ tag verlebt haben, wie ja letzten Endes alles vom nötigen nervus rerum, welches leider die wenigſten in ausreichendem Maße belützen ab⸗ hängt. Zuſammenfaſſend kann man feſtſtellen, daß Veranſtalter und Gäſte geſtern auf ihre Rechnung gekommen ſind. Schweres Bauunglück. Tödlich ver⸗ unglückt iſt der im Baugeſchäft F. X. Schmitt, Mannheim, beſchäftigte 27 Jahre alte Hilfsar⸗ beiter, Herr Jakob Ißöſt, Lorſcherſtraße hier wohnhaft. Er ſtürzte beim Gerüſtabbauen aus einer Höhe von 4 bis 5 Metern herab und zog ſich ſchwere innere Verletzungen zu. Man ver⸗ brachte den Bedauernswerten in das Mann- heimer Krankenhaus, wo er geſtern Abend ver⸗ ſtarb. Den bemitleidenswerten Hinterbliebenen des ſo auf tragiſche Welſe ums Leben gekomme⸗ nen, Frau und Kind, wendet ſich allgemeine Teilnahme zu. 1913 aus der Schillerſchule Ent ⸗ laſſene. Die Schulkameraden treffen ſich heute Abend ½9 Uhr im„Anker“ zwecks Beſprechung über Beteiligung an der Beerdigung des infolge Unglücksfalles verſtorbenen Kameraden Jakob Idſt. Näheres ſiehe Inſerat. * Anglück eines Viernheimers. Gin gebürtiger Viernheimer, Herr Franz Kühlwein, Rathausſtraße 96, z. Zt. Kraftwagenführer bei einem Wanderzirkus erlitt einen außergewöhn⸗ lichen Unfall. Man berichtet uns darüber: In der am 7. Jali in Feldkirch i. Oeſtereich wellen⸗ den Menagerie A. Fiſcher u. C. Holzmüller, entſprang nachmittags 2 Uhr der ausgewachſene Berberlöwe„Prinz“. Der dort beſchäͤftigte Kraftwagenführer Franz Kühlwein aus Viernheim, der gerade mit Benzinfaſſen beſchäftig war, ſollte auf Befehl des Direktors den Löwen aufzuhal⸗ ten verſuchen. Etliche Tierwärter kamen wüg⸗ rendeſſen ſchon mit einem Umſatzkäſig, um bas Tier hinein zu treiben. Kaum ſah es, daß man ihm die Freiheit wieder rauben wollte, ergriff ez die Flucht und wollte ſich bei Kählwein durch⸗ drängen. Dieſer ſtellte ſich ihm kräftig gegen⸗ über, wobei er am linken Fuß ſchwer verletzt wurde. Kühlwein mußte ſofort ins Kranken⸗ haus nach Insbruck gebracht werden. Das Tier, das einen Wert von 5000 Mk. hatte, warde von einem Polizei⸗Inſpektor erſchoſſen. »Die Arbeiterentlaſſungen bei Lanz ſollen nach einer weiteren Meldung erſt dann erfolgen, wenn bis zum Herbſt keine entſprechenden Aufträge eingehen. * Der Dung des Faſelſtalles kommt morgen Dienstag vormittag 11 Uhr, im Sitzungs⸗ ſaale des Rathauſes zur Verſtelgerung. und die Vögel des Himmels und der Menſch,. all dieſer Weſen vor jedem Blümlein Menſchenkind, das ſchafft freie Bahn dem Tüch⸗ tigen. wohl für einen alten Bierwagen anſieht, wo man ſich denn nur auf den Bock ſetzt, mit der Peitſche knallt, und holterdipolter raſſelt das mit den wackelnden und tönenden Fäſſern über das Pflaſter. mich, und im Zorne ſoll man nicht ſprechen und noch weniger ſchreiben. Ehrfurcht vor jedem herrlicher Bruder. und Ehrfurcht während Diktatorenherrſchaft die Welt Fuhrwerk Nun kommt der Grimm über Davor bewahrt mich übrigens ein- hübſche Porzellanſache auf meinem Tiſch. Nas iſt näm⸗ lich ein philoſophiſcher Affe, der ant Rande eines Aſchenbechers hockt. mächtige Falten, die im Verein mit den tieflie⸗ genden Augen auf Lebensftdt und Lebenserfah⸗ rung hindeuten. Hand hat er im Munde, deb infolgedeſſen etwas offenfteht und ſchief nach wuten neigt, einem Kinde, das zahnt. ſagen:„Es gibt nichts Neues unter der Sonne.“ ... Laßt doch die Welt laufen, wie ſie lanft. Es bleibt doch alles im alten Trott. ſind eben Affen, und in ſein Schickſal muß man ſich fügen und leg mir möchte leugnen, Auf der freren Stirn hat er Den Zeitzefinger der rechten wie bei Er ſcheint immer zu Affen Mach mir etwas blauen Rauch die Aſche zu Füßen.“ Wer daß ſolcherlei Reden außeror⸗ tlich beruhigend auf das Gemüt wirken. Man zraucht einen übereifrigen Beſucher, der ſich über die Schlechtigkeit der Zeit erhitzt, nur auf dieſen Affen hinzuweiſen, und es geht wie in dem be⸗ kannten Reim:„Und hab' mir ein Liedlein ge⸗ ſungen, und alles war wieder gut.“ ſem einen Affen ſteht übrigens noch ein anderer, der genau ſo zahnt trübſelig dreinſchaut. Beſucher, das hat wie alles ſicher auch ſeinen Grund. heiratet Neben die⸗ und ſogar Ja. meinte ausgeſprochen neulich ein Der Unglückliche iſt wahrſcheinlich ver⸗