D. J. K. Heute Freitag abend 8½ Uhr im Lokal„Zur Harmo⸗ nie“ wichtige Mitglieder- und Fpielerverſammlung Os wird gebeten, daß ſämt⸗ paſſive Mitglieder pünktlich 1 eil sie nichi verstehen, sich Arbeiſ u. Sorge zu er- leichtern, uo neue Erfindungen es ermöglichen. Perflor übertriſſt alle Waschmitiel an Mir- ung, Vereinfachung der Wascharbeit und Scho- nung der Waschic. Perſlor wasch durch einmali- ges ½% stüindiges Hochen ohne lästiges Reiben blütenweiſ, nimmi jeden Neck, ist dabei mild wie mildesie Seife u. vermeidel Hickarbeit. Wer auf Sich hält, machit einen Versuch. Gerf lo,, d el ſhzige milde selbsttätige Haschmitie! viernheimer Anzeiger (Slernheimer Zeitung— Biernheimer Nachrichten) Viernheimer Tageblatt(Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Arſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Begugs preis monatl. 1.50 Mark frei ns Anzeigenpreise: Die elnſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Neklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung 4 2 2 liche aktive ud Haus gebracht.— Gratis beilagen: ee Samstags das tige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß far Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag Faber erſcheinen. Blumen“, halbjährlich einen ſowie einen Wanbkalender.— Annahme von Abonnements täglich vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in ld. Rechnung ſtehen. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Sernſprecher 117.— Poſtſchecklonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsftelle: Nathanshn, 8. e 182 1 —— 5—— Samstag, den 7. Auguſt ie Wente were eme ge Elegante beige Damen- 8 43. Jahrgang D-Halb- u. 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In der Haupt⸗ rolle die beſten deutſchen Schauſpieler Paul Hartmann, Hella Moja, Marg. Lanner, Ilka Gräning, Ferdinand von Alten, Albert Paulig, H. Brauſewetter u. ſ. w. Ein deutſches Schau⸗ ſpiel, wie es ſchöner noch nicht gezeigt wurde. Als Beiſchlager 2 der beſten Luſtſpiele von Stam Laurel Schnucki, der Hausfreund Weſllich vom wildeſten Weſten 4 Akte mit dem größten Lacherfolg. Außerdem die hochintereſſante Ufa⸗ Wochenschau Dieſes erſtklaſſige Großſtadt⸗Programm, begleitet von unſerer bewährten Theater⸗ kapelle iſt ein Hochgenuß für Jedermann. Sonntag mitttag Große Kindei⸗Vorſtellung Zur Vorführung kommt der große Indtanerfilm: f die Naubzüge der toten Raubobdgel. Freitag und Samstag ab 8 Uhr, Sonntag ab 7 Uhr. K. K. V. Heute Freitag 9 Uhr Kegelabend im Freischütg. Es wird um Verein der Hundefreunde. zahlreiche Beteiligung ge- beten. Der Vorstand. 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Eine Glucke mit Jungen zu verkauſen. Lorſcherſtraße 18. Verloren eine Heugabel von d. Poſt⸗ bis Kiesſtraße. Um gefällige Rückgabe bittet Hügelſtraße 8. Eiche mit Spiegel und Marmor 650. 595.495-3J79.— Teilzahlung gestattet flbbeln. Ohkenstein, ſlannnelm, 8 d. 23/24. Week neee Schlafzimmer e. Mode- Journale für die bevorstehende Herbst- und Wintermode sind wieder eingetrofien. Buchhandlung Hieraneimer Anzeiger Vergnügungs-Gesellschaft Eeva Heute Freitag Abend mit Muſik im Lokal„Zum Brauhaus“. Der Einberufer. gemütl. Beiſammenſein oſſenſchaft 1893. N findet in der Turnſtunde eine Beſprechung demokratiſchen Partei ſtatt. Um zahlreichen Veſuch erſucht Der Vorſtand. Heute Freitag, den 6. Aug. 1926 zwecks Beteiligung ſowie Mitwir⸗ zung an dem Waldfeſt der Soztal⸗ 11 Heute Freitag Abend ½9 Uhr im Lokal wichtige freiwilligen Austritt aus dem Club. Der Vorſtand. N R Wander- und berpndgungs Club Mitgliederverſammlung Tagesordnung wird im Lokal bekannt gegeben. Nichterſcheinen eines Mitgliedes gilt als Peler 1 Heiſi aufldsen Armtlicher Teil. Bekanntmachung. Betr. Das Faſelweſen in der Gemeinde Viernheim. Für das gemeinheitliche Faſelvieh benötigen wir ein größeres Quantum Hartſtroh. Anmeldungen zur Lieferung Lönnen bis Montag, den 9. Auguſt 1926 auf unſerem Büro Nr. 27 unter Angabe des Preiſes gemacht werden.. Betr.: Steuerterminkalender für den Monat Auguſt 1926. Das Finanzamt Heppenheim hat uns einen Steuerterminkalender überſandt. Derſelbe iſt im Rathaus zur Einſicht ausgehängt. Viernheim, den 5. Auguſt 1926. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Am Donnerstag den 12. Auguſt 1926, nachmittags 5 Uhr, wird im Sitzungsſaal des Rathauſes das der Gemeinde gehörige Haus, Moltkeſtraße Nr. 4, an den Meiſtbietenden öffentlich verſteigert. Es wird darauf aufmerkſam gemacht, daß fich die Gemeinde bis zu 60% des ortsgericht⸗ lichen Schätzungswertes für eine erſtſtellige Hypothek verbürgt. Viernheim, den 5. Auguſt 1926. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Juſerieren hat Erfolg! Union- Theater —— Freitag Samstag Sonntag Fortſetzung des großen Abenteuer- und De⸗ tektipfilms Die Jagd auf den Tod 2. Teil 5 Akte In der Hauptrolle: Der tollkühne Weltmeiſter⸗ Detektiv Harry Hi ll. Achtung Als 2. Großfilm Achtung 9 Der gewaltige John Hagenbeck-Rieſenſilm Im Schatten der Moſchee Das Mädchen, das geſeigt witd. Ein abenteuerlich-orientaliſches Schauſpiel in 5 6 Rieſenakten. Die bekannte Deulig⸗Wochenſchau. Das Senſations-Rieſen⸗Programm für Viernheim Sonntag mittag große Kindervorſtellung Anfang 3 Uhr. An allen 3 Tagen Anfang 8 Uhr. Ende 11 Uhr. Die ſchönſte und billigſte Abendunter⸗ haltung erleben ſie nur im Unlon⸗Theater bei einer erſtklaſſigen Aufführung u. erſtklaſſigem Küänſtler⸗Orcheſter. Die Leitung. Bibliſche Leſunge. 1 Gott im Gewitter. Bringt dem Herrn Preis und Ehre, bring ſem Herrn den Lobpreis ſeines Namens; betet den Herrn in ſeinem heiligen Zelte an!— Die Stimme des Herrn über den Waſſern! Die Stim— e des Herrn ſchallt mit Macht, die Stimme des errn mit Majeſtät! Die Stimme des Herrn richt Zedern, ja, Zedern des Libanon bricht der derr! Er zerſchlägt ſie wie ein Kalb des Liba— zon, er iſt geachtet gleich dem jungen Einhorn. die Stimme des Herrn zerteilt die Feuerflam⸗ nen, die Stimme des Herrn läßt die Wüſte er⸗ beben, die Wüſte von Kades macht er erbeben! die Stimme des Herrn macht Hirſchkühe gebären, teißt Wälder um, und alles ruft in ſeinem Tem⸗ pel: Ehre! Die Hochflut macht der Herr zu ſei— ner Wohnung; ewig thront der Herr als König! Der Herr wird ſeinem Volke Kraft verleihen, der Herr wird ſeinem Volke Frieden geben! Pſalm 28. Der Herr der Völker. Singet dem Herrn ein neues Lied. lobſinget ihm lieblich mit Jubelſchall; denn wahrhaftig iſt das Wort des Herrn und in Treue all ſein Tun! Er liebt Erbarmen und Gerechtigkeit, die Erde iſt von der Barmherzigkeit des Herrn erfüllt. Die Himmel ſind gefeſtigt durch das Wort des Herrn, durch ſeines Mundes Hauch ihr ganzes Heer. So fürchte denn den Herrn die ganze Erde, erzittern ſollen vor ihm alle Erdbewohner! Denn er ſprach und es ward, er gebot und es war geſchaffen. Der Herr vernichtet der Heiden Rat, vereitelt der Völker Gedanken, vereitelt die Pläne der Fürſten. Doch des Herrn Rat währt in Ewigkeit, das Sinnen ſeines Herzens von Ge— ſchlecht zu Geſchlecht. Glücklich das Volk, deſſen Gott der Herr iſt, die Nation, die er zum Erbe ſich erwählt! Vom Himmel ſchaut der Herr her— ab, er ſieht die Menſchenkinder alle. Von ſeiner ſeſten Wohnung aus ſchaut er auf alle Erdbewoh⸗ ner, der ihre Herzen einzeln ſchuf, der alle ihre Werke kennt. Nicht ſiegt ein König durch ein großes Heer, den Starken rettet nicht die Größe ſeiner Kraſt. Unzuverläſſig iſt das Roß zum Sieg, nicht durch die Fülle ſeiner Kraft wird er gerettet. Sieh, Gottes Auge ruht auf denen, die ihn fürchten, auf denen, die auf ſein Erbarmen hoffen, um ihre Seelen vor dem Tod zu retten, in Hungersnot ſie zu erquicken! Unſere Seele harrt auf den Herrn; denn er iſt unſer Helfer und Beſchützer. In ihm erfreut ſich unſer Herz, und wir vertrauen ſeinem heiligen Namen. Es walte dein Erbarmen über uns, o Herr, ſo wie wir auf dich hoffen! Pſalm 32. ——— Leſefrüchte. Ein haſtiger Mann ſoll reiten. Wenn die Sonne ſcheint, nimm den Mantel mit auf die Reiſe. Wenn die Mücke ein Hühnerei legen will, iſt es ihr Tod. Wer Grillen jagt, wird Grillen fangen. Wohl ſchweigen iſt größere Kunſt als wohl reden. Auch ein geſchickter Fuhrmann kann einmal imwerſen; aber es iſt ihm lein Schaden, weil es ihm eine Witzigung iſt. Wer ſich des Fragens ſchämt, ſchämt ſich des zernens. Das Leben iſt zur Arbeit, im Grabe kannſt du ange ruhen. Fege vor deiner Tür, Beſen dort wenig Arbeit. Fege jeder vor ſeiner Tür, dann iſt die Straß bald ſauber. Gleiche Bürde hält feſte Freundſchaſt. Laß dir kein Unglück bis übers Knie kommen Wer anderer Ehre kränkt, iſt ſelten an ſeinen geſund; wer andere anſchwärzt, wird ſelber nicht weiß. Kann man nicht mit Wagen fahren, tut's der Karren auch. Kleine Löcher machen das Schiff voll Waſſer: Heine Steine können auch einen großen Wagen umwerfen. Am beſten ſpielt, wer garnicht ſpielt. Was das Auge nicht ſieht, macht dem Herzen kein Weh. Beſſer die Zunge im Herzen als das Herz auf der Zunge. Ein guter Tag kann hundert böſe Nächte koſten. An der Geduld erkennt man den Mann. Anderer Fehler ſind gute Lehrer. Wer aber durch fremde Fehler die ſeinen vermehrt, der ſehe zu, daß er nicht unverbeſſerlich werde. Lebe und denke wie die Alten, und rede, daß dich die Neuen verſtehen. Willſt du etwas gelten, dann mußt du dich n andere machen; willſt du etwas werden, dann mußt du dich ſelbſt dazu machen. Man erreicht viel, wenn man zwei Künſte ver⸗ ſtebt: warten können und nichts verpaſſen. —— einen trägen Eſel dann finden fremde Die Arbeit zum Spiel und das Spiel zur Ar⸗ beit machen, kommt ſo ziemlich aufs gleiche hinaus. Wer mit dem großen Haufen läuft, wird mei⸗ ſtens überrannt und aus der Bahn geſchleudert; kommt er aber ausnahmsweiſe mit ihm ans Ziel, dann iſt er erſt recht betrogen. Die meiſten Menſchen wiſſen immer am beſten, wie ſie hätten handeln ſollen, wenn nichts mehr zu ändern iſt; darum ſind die klügſten jene, die ſich ſtets im Geiſte vors Gericht Gottes ſtellen. Der Weg zum Himmel führt durch Hecken von Kreuzdorn. Die Sterben für Gewinn halten, ſind ſchwer zu beſiegen. Sterben iſt auch eine Kunſt— recht beſehen, ſogar die größte. 9„ Die Chriſtenverfolzungen in Mexiko. Die folgende Abhandlung, die uns vo einem unſerer beſonderen Mitarbeiter zu⸗ gegangen iſt, ſtellt einen wertvollen, aktuel. len Beitrag zur Charakteciſierung des der ⸗ 4 zeitigen Kulturkampfes in Mexiko dar. Zu Oſtern hat der hl. Vater an den Kardinalvikar von Rom ein Schreiben gerichtet, in welchem dieſer aufgefordert wird, für die verfolgte Chriſtenheit in Mexiko beten zu laſſen. Und es iſt der Wunſch des hl. Vaters, daß die ganze Chriſtenheit dem Beiſpiele Roms folgen ſoll. Seitdem hat die mexikaniſche Chriſtenverfolgung nicht nachgelaſſen, ſondern wütet mit aller erdenklichen Schärfe weiter. So verſtehen wir die Aufforderung unſeres Hochwürdigſten Herrn Oberhirten, für die bedrängten Glaubensbrüder öf fenliche Fürbitten einzulegen. Der Bundesſtaat Mexiko beſitzt zu 99 Prozent kath. Bevölkerung, 14 Millionen meiſt tief religiös geſinnte Glaubensbrüder. Trotzdem beſitzt es eine Regierung, die ſich, was Haß gegen Kirche und Religion anbe⸗ langt von jener Sowjetrußlands nicht im geringſten unterſcheidet. Unter dem Präſidenten⸗Diktator Por⸗ firio Diaz(1884—1911) erfreute ſich das vorher von. wüſten Parteikämpfen durchtobte Land einer verhält— mismäßig großen Ruhe und auch die katholiſche Kirche einer gerechten Behandlung. Seitdem aber haben ſich die Dinge zum ſchlechten gewendet und es herrſcht ein nur in kurzen Pauſen unterbrochener Kulturkampf. Mexiko iſt ein glänzendes Schulbeiſpiel dafür, weſſen ſich die Kirche zu verſehen hat, wenn die Sozialdemo— kratie zur unumſchränkten Herrſchaft gelangt iſt. Wohl gibt es auch in dieſem Lande die Einrichtungen der Demokratie Wahlen, bei denen ſich aber kaum ſieben Prozent der Bevölkerung beteiligen. Parlament und die daraus hervorgehende Regierung haben es gar gut verſtanden, Wahlen für Freimaurer und rote Kirchen— feinde zu veranſtalten. 1917 wurde die ſogenannte Trennung von Kirche und Staat durchgeführt. Nicht aber ſo, daß nunmehr Kirche und Staat ihre getrennten Wegen gehen, ſon⸗ dern ſo, daß die Trennung auch den Wünſchen der freimauriſchen Obergenoſſen entſpricht. Trennung iſt hier gleich Beraubung, Entrechtung und Bevor— mundung. Die damals ſo fabrizierten Staatsgeſetze ſind offenkundige Ausnahmegeſetze, zu dem Zwecke, die katholiſche Kirche und ihre Diener nicht bloß zu knebeln, ſondern völlig auszurotten und zu vernichten. Dazu nun einige Beiſpiele: In Artikel 34 heißt es:„Jeder iſt in der Wahl und in der Ausübung ſeiner Religion unbehindert, et es an den Orten des öffentlichen Gottesdienſtes, ſei es zu Hauſe.“ Gemeint iſt aber: Nur in der Kirche oder zu Haufe. Das Bekenntnis des Glaubens in Vortragsſälen, in Vereinen in der Schule oder gar auf der Straße(Prozeſſionen) iſt unterſagt und des öffentlichen Schutzes für verluſtig erklärt.... Aber nen! Nicht einmal in der Kirche iſt man frei. Der Artikel 130 beſtimmt ausdrücklich: Die Regierungs- organe haben über die Fragen, die den Gottesdienſt oder die äußeren Formen des Gottesdienſtes betreffen, das Recht des geſetzlichen Einſchreitens. Von dieſem ſogenannten Recht wird natürlich redlich Gebrauch ge⸗ macht. Jede Predigt wird von Spionen bewacht. 9 27 dieſer ſamoſen Verfaſſung erklärt ſämtliche Kirchen und kirchliche Anſtalten(franzöſiſches Muſter) als Staatseigentum, ja ſogar jede künftige Schenkung als dem Staate verfallen! Damit find alſo nicht bloß ſämtliche Kirchen Mexikos vom Staate geraudt, ſon— dern auch die biſchöflichen Reſidenzen, Pfarrhäuſer, Waiſenhäuſer, Kollegien, Ordenshäuſer und alle üb⸗ rigen Kultusgebäuden; alle Gebäude, die noch künftig von der Kirche errichtet werden, gelten ſofort als Staatseigentum. Wie die Kirche als ſolche, ſo ſind auch die Prieſter völlig entrechtet und vogelfrei. Auch ſie dürfen nichts beſitzen oder ſich irgend etwas erwerben. Artikel 130 verfffgt: Kein Geiſtlicher kann weder für ſich noch durch einen Vermittler ein Beſitztum erwerben, das für irgend eine Vereinigung oder religiöſe Propa⸗ ganda oder religiöſe und wohltätige Zwecke verwaltet wird. Geiſtliche ſind unfähig, etwas von einem an⸗ ſeren Geiſtlichen desſelben religiöſen Bekenntniſſes zu erben oder auch van irgend einer anderen Perſon, die itt chnen nicht bis zum vierten Grade blutsverwandt wäre. Aller bewegliche oder perſönliche Beſitz des Klerus oder der religiöſen Einrichtungen iſt im Sinne des Artikels 27 des Verfaſſungsgeſetzes zu verwalten (d. h. wird konfisziert). Und um dieſen neroniſcheu Geſetzen die Krone aufzuſetzen, heißt es im Artikel 130 weiter: Bei Uebertretungen eines dieſer Geſetzen darf nie eine Schwurgerichtsverhandlung gebilligt werden. Das will ſagen nur die Regierung hat zu entſcheiden nach ihrem Gutdünken. Ein Schwurgericht könnte je etwa unparteiiſch, menſchlich oder gerecht urteilen. Aber nur das nicht! Das neue Geſetz ſtrebt nicht nach Gerechtigkeit, ſondern nach Kusrottung der kath. Kirche. Aber nicht bloß rechtlos, ſondern auch mund⸗ tot iſt der Klerus im freien Mexiko geworden. Kein Geiſtlicher darf bei privaten oder öffentlichen Zuſam⸗ menkünften die Grundartikel des Staates oder der Regierung bekritteln. Geiſtliche haben kein paſſives Wahlrecht für irgend ein Amt und dürfen an keinen politiſchen Verſammlungen teilnehmen... Dem Be⸗ lieben und der Laune der Regierung hängt es ſogar ab, wieviel Prieſter irgendwo ſeelſorgerlich tätig ſein dürfen. Der Staat nimmt ſich das Recht heraus, zu beſtimmen, welches die Höchſtzahl der zuläſſigen Geiſt⸗ lichen iſt. Nur gebürtige Mexikaner ſind berechtigt, ein geiſtliches Amt zu bekleiden. Natürlich ſorgt der Staat dafür, daß die höchſtens zuläſſige Zahl der Geiſt⸗ lichen möglichſt gering iſt. So hat es zum Beiſpiel im BundesſtaatTabasco, der ſo groß iſt, wie wenige Staa⸗ ten Europas, nur ſieben Geiſtliche gegeben! Ju geradliniger Richtung erklärt ſodann Arkikel 3 des Grundgeſetzes lakbniſch: Der Unterricht iſt frei. Damit es aber niemand einfalle, dieſe Beſtimmung wörtlich aufzufaſſen erklärt es ſofort:„Der in den ſtaatlichen Schulen erteilte Religionsunterricht ift kanfeſſionslos GEbenſo muß guch der Unterricht in den Privatſchulen, gleichwobl ob ſie Volksſchulen rder höhere Lehranſtalten ſind, konfeſſionslos erteilt wer— den. Keine religiöſe Genoſſenſchaft und kein Geiſt— licher irgend einer Konfeſſion darf eine Volksſchule errichten oder leiten.“ Unter keinen Umſtänden dürfen Studien in Anſtalten gemacht werden, die von Geiſt— lichen geleitet werden. In dieſer Hinſicht gibt es kei⸗ nerlei Vorrechte oder Ausnahmen. Weiterhin wird es ſtrengſtens unterſagt, daß Mexikaner ihre Kinder in ausländiſchen katholiſchen Lehranſtalten erziehen laſſen! So ſchaut alſo das mexikaniſche Grund- und Ver- faſſungsgeſetz aus. Mexiko hat den ernſten Verſuch gemacht, unſern heiligen Glauben in ihrem Lande zu vernichten. Unter hohlen Phraſen von Gleichheit und Freiheit zeigt ſich eine planmäßige Verfolgungs— wut unſerer heiligen Kirche. Bolſchewiſtiſcher Sozia⸗ lismus in Reinkultur! Jahre hindurch ſchien es, als ſollten dieſe Geſetze nur auf dem Papiere ſtehen, praktiſch aber nicht zur Ausführung gelangen. Man betrachtete ſie auch in katholiſchen Kreiſen als zwar ſchwere aber doch leere Drohungen der zur Regierung gelangten Freimaurer und Sozialiſten. Auch als der jetzige Präſident Rupublik Calles, ein getaufter ormeniſcher Jude, zi Regierung gelangte, ſchien es, als ſollte den Land der religiöſe Friede erhalten bleiben. Er befleißigte ſich anfangs großer Zurückhaltung. Nun aber hat er die Maske abgeworfen und ſich zum Kulturkämpfer der ſchlimmſten Sorte bekannt. Nach ſeiner Meinung wäre es ungerecht und unſittlich, Geſetze zu geben, ſie aber nicht anzuwenden. Es iſt unglaublich“, ſagte er kürzlich in einer Rede an die Arbeiter,„daß es'n dieſem Lande immer noch Reaktionäre gibt, die es fur möglich halten, in dieſem Zeitalter der ſozialen Um⸗ wälzungen die Fahnen der Religion zu entfalten.“ Dieſe erwähnten Bundesgeſetze werden nun mit der größten Brutalität durchgeführt. Das geſamte Kir ſchenvermögen wurde beſchlagnahmt und als Nateonal eigentum erklärt, Kirchen werden geſchloſſen und ge— plündert und in Muſeen und Theatern umgewandelt, ſämtliche katholiſche Schulen aufgehoben und deren Leiter ſchwer beſtraft und ausgewie Ganz ken ſonders hat man es natürlich auf die Prieſter abg ſehen. Wer nicht mepikaniſcher Nationalität iſt, wilo ausgewieſen, ſämtliche Prieſter— auch die Biſchöfe— oitiziell von der Regierung aufgefordert. au. heiraten. So ſind in den Monaten Februar und Marz alkein 200 Prieſter und Biſchöfe ausgewieſen worden. Viel⸗ fach kam es ſogar vor, daß man ihnen nicht einmal Zeit gelaſſen hat, ihre notwendigen Kleidungsſtücke mitzunehmen. Prieſter riß man ſogar mitten vom Altar hinweg ohne daß man ihnen auch nur Zeit gelaſſen hätte, das heiligſte Sakrament wieder im Altare zu bergen. Wie ganz gewöhnliche Verbrecher ſchleppt man ſie auf das Zentralbüro der politiſchen Polizei. Von hier aus liefert man ſie an die Gefäng⸗ niſſe ab, oder bringt ſie mit dem nächſten Zuge nach Vera Cruz, wo ſie in Schiffen verladen, deportiert werden. Die unmenſchlichſte Behandlung kommt dabei vor. So hat man z. B. vor dem Abtransport von Ordensſchweſtern ſie vorher mit den Schweinen in einem Stall zuſammengeſperrt. Aber auch rüh— rende Fälle, wie zur Zeit der erſten Chriſtenverfolgung kann man hier erleben. Bei der Vertreibung der Klo⸗ ſterſchweſtern von der„Heimſuchung“ aus ihrem Or denshauſe in Mexiko(Stadt) wurde von der Regie⸗ rung eine Schar Soldaten dorthin geſchickt, damit ſie das Kloſter räumten und die Ordensfrauen abführen. Bei Beſetzung des Kloſters verſammelten ſich die Schweſtern in der Hauskapelle. Die Soldaten durch⸗ ſuchten das Haus und kamen endlich zur Kapelle. Da geſchah etwas Seltenes. Der Führer der Soldaten kniete ſich vor der Mutter Oberin nieder. Im Namen leiner Soldaten erklärte ex. daß ſie nur gegen ihren Willeu den erhaltenen Beſehl ausfuyrten und nur des⸗ halb, weil man ihnen erklärt habe, daß ſie im Fakle der Weigerung erſchoſſen würden. Knieend baten nun alle Soldaten um den Segen der verbannten Schwe⸗ ſtern. Mit Tränen in den Augen, führten ſie nun dieſelben in die Verbannung. Die Geſetze ſoklen zwar nach ihrem Wortlaute für. alle Konfeſſionen in gleicher Weiſe gelten. In Wirk⸗ lichkeit aber werden ſie bloß gegen die kath. Kirche angewandt. Die proteſtantiſchen Miſſionare dringen haufenweiſe von den Vereinigten Staaten her ein und bleiben unbehelligt. Mit offenen Armen werden ſie aufgenommen keiner frägt, ob ſie mexikaner Her⸗ kunft ſind oder nicht. Gottlob iſt das mexikaniſche Volk gegen ſie gewappnet. Irre„Bekehrten“ werden dadurch zuſammengehalten, daß ihnen an der Kirchen⸗ türe Geld verteilt wird. Nur ſchade für unſere ſchö⸗ nen katholiſchen Kirchen, die von der Regierung ein⸗ fach hinweggenommen werden und unter dieſe nach N99 +„ 111 Bedarf verteilt. Billige Gründe zu neuer Verforgung finden ſich zin jedem Augenblick. So wurde denn auch vor einiger Zeit der Erzbiſchof von Mexiko Moray del Rio ins Gefangnis geworfen, weil er gegen die Forderung, daß die Geiſtlichen heiraten ſollen, proteſtiert hat. Der päpſtliche Nuntius wurde wie ein gemeiner Verbrecher aus de mLande verjagt, weil er es gewagt hatte, an der Grundſteinlegung zu einem kirchlichen Gebäude zu erſcheinen.— Dasſelbe Schickſal ereilte ſeinen Nach⸗ folger den Biſchof Caruana von Porto Rico. Vorher waren mit der Regierung Unterhandlungen gepflogen worden. Sie hatte durch den Sekretär für Auswär⸗ tige Beziehungen Aaron Saenz(von Beruf geweſener ꝓtot. Prediger) bewilligt, daß die Einreiſe und der Aufenthalt des neuen apoſtoliſchen Delegaten geſtatter ſei. Kaum aber hatte er das mexikaniſche Land be⸗ treten, ſo wurde er ſofort vor die Regierung geladen und deportiert. Dieſe furchtbaren Verfolgungsmaß⸗ nahmen dauern an. So traf eben wieder ein Funk⸗ ſpruch aus Newyork, daß Calles den Erzbiſchof vom Mexiko(Stadt) und zahlreiche andere Biſchöfe ver⸗ haften ließ, weil ſie in Vebindung mit der Bevölle⸗ rung einen wirtſchaftlichen Druck auf die Regierung ausüben wollten. So ſehen bis zur Minute die Verhältniſſe in Mexiko troſtlos aus. Wie aber kommt dies daß ſich die mexi⸗ kaniſchen Katholiken eine ſolche Behandlung gefallen laſſen? Sie proteſtieren zwar in der verſchiedenſten Weiſe, aber gegen die Gewaltherrſchaft der Freimaurer und Sozialiſten kommen ſie einſach nicht auf. Proteſt⸗ verſammlungen werden einfach mit Gewehrfeuer aus- einandergeſprengt. Dazu kommt noch, daß man es in r Vergangenheit verſäumt hatte, ſich in Organi- ſationen feſt zuſammenzuſchließen. Erſt in dicſen Tagen iſt die Erkenntnis des Verſäumten erwacht und man geht dazu über, es um ſo raſcher nachzuholen. Ueberall wird jetzt das Volk über die Bedeutung der Wahl aufgeklärt. Neueſtens werden auch Unterſchriften für eine Volksabſtimmun, g ſammelt, welche die Re⸗ gierung laut der Verfaſſung bei einer entſprechender Anzahl noch ablehnen kann. Die neueſte Form den Proteſte iſt die, daß man Tranerkleider anlegt. Faſs die ganze Bevölkerung geht in Schwarz gekleidet ein. her. Ebenſo hat man ſchwarz geflaggt. Die Regie- rung iſt natürlich darüber arg in Wut geraten. Dra⸗ koniſche Strafen wurden gegen alle erlaſſen, die die Trauerfarben tragen. Staats⸗ und Gemeindebeamt werden ſofort entlaſſen. So tobt denn der Kultur- kampf in Mexiko weiter. Die heilige katholiſcha Kirche hat dieſe Verfolgung in ihrer 2000jährigen Geſchichte ſchon öfters erlebt. Neu gekräftigt ging ſie immer wieder aus derſelben hervor. Es wird nicht ausbleiben, daß einſt dieſer Präſident Calles noch das Wort Julians des Apo— ſtaten nachſprechen muß: Vicisti Nazaraene! Du haſt geſiegt, Nazaräner! Unter dieſen Umſtänden aber verſtehen wird die Aufforderung des hl. Vaters und unſt H. H. Biſchofs, für die verfolgte Kirche in Mexiko eifrig zu beten. Die Studenten der Vereinigten Staaten und die modernen Mädchen. Es iſt in den Vereinigten Staaten Sitte, die Studenten einer Hochſchule einmal über aller⸗ hand Dinge ſchriſtlich auszufragen, wobei jeder feine Antworten fret und ohne ſeine Nautcas⸗ unterſchrift abgibt, ſodaß jedenfaus die große Mehrzahl der eingelangten Antworten als auf— richtig und wahr betrachtet werden darf. Unter der männlichen Studentenſchaft der ka— tholiſchen Univerſität Notre-Dame im Staate Indiana wurde neulich den Studenten eine Anzahl Fragen vorgelegt, die ſich meiſt auf die künftige Ehefrau bezogen. Die Antworten wa— ren außerordentlich lehrreich. Eine der Fragen lautete:„Würden Sie ein Mädchen heiraten, das raucht?“ 239 Leute ant worteten mit Ja, 266 mit Nein und 77 waren nur gegen ein gewohnheitsmäßiges Rauchen ih⸗ ter künftigen Frau. Davei waren die Studen- ten der unteren Jahrgänge auffallender Weiſe in ihren Forderungen viel ſtrenger, als die älteren. Strenger als das Rauchen wurde das Trinken der Frau bewertet. 305 Studenten erklärten rundweg, kein Mädchen heiraten zu wollen, das an geiſtigen Getränken eine Freude have, wer⸗ tere 170 verlangten nur, daß die Frau wenig⸗ ſtens nicht gewohnheitsmäßig trinken ſollte. Da⸗ gegen fanden 138 überhaubt kein Ehehindernis darin, wenn ihre künftige Frau auch einmal ein Gläschen in Ehren leerte. 49 gaben unbeſtimmte Antworten. Dabei waren hier die unteren Jahr⸗ gänge wieder viel ſtrenger als die älteren, ſodaß ſich das Verhältnis der beiden Gruppen auf 411 ſtellte. Noch Freuger war man begreiflicherweiſe in der Beurteilung der ſchimpfenden und fluchenden Frauen. 474 wollten von einer Frau nichts wiſ⸗ 15 die ihrem Aerger durch Schimpf⸗ und Fluch⸗ worte Ausdruck verleihen ſollte. 117 aber erklär⸗ ten ſich bereit, bei ſonſt guten Eigenſchaften auch ſchon etwas Schimpfen mit in Kauf nehmen zu wollen. Doch erreichten die Antworten den Gip⸗ ſelpvunkt der Strenge bei der Frage:„Würden Sie ein Mädchen heiraten, das lügt?“ Da zeig⸗ ten ſich bloß 47 Stimmen tolerant, 559 dagegen antworteten mit einem entſchiedenen Nein. Zwi⸗ ſchen dem gewöhnlichen und gewohnheitsmäßigen Lügen waren die meiſten nicht geneigt, irgend einen praktiſchen Unterſchied anzuerkennen. Bei den meyr konzilianten Antworten fand ſich jedesmal eine Anzahl, die hinzugefügt hatte, daß man ſich die Kraft wohl zutraute, die künf— tige Frau von ſolchen ſchlechten Gewohnheiten allmählich abzubringen. Mehrere meinten, ſchon der Umgang mit den Kindern würde die Frauen von manch einer ſchlechten Gewohnheit heilen. Einer meinte, ſeine künftige Frau möge nur rauchen wie ein Schornſtein: wenn dann das erſte Kind käme, würde ſie doch einſehen, daß man dem Kind doch keinen Zigarettenrauch ins Geſicht blaſen dürſe. Einige begründeten ihre Nachgiebigkeit mit der Berufung darauf, daß es ja kaum möglich ſei, eine Ehefrau zu finden, wollte man nur ein Mädchen wählen, das von alen dieſen vier Schwächen frei wäre. Ein junger Schwarzſeher meinte ſogar:„Alle Frauen trinken und lügen.“ Auch ein anderer iſt für einen vernünftigen Han— del zu haben; er meint nömlich:„Ich werde ſchwerlich ein Mädchen finden, das weder raucht, noch ſchimpft, noch auch trinkt, aber eine Lüg⸗ nerin mag ich um keinen Preis im Hauſe haben.“ Ein dritter gibt es bei der Lüge noch billiger: „Es hängt davon ab,“ meinte er,„worauf ſich die Lüge bezieht.“ Neben dieſen ſcheinhar komiſchen Fragen wurden aber die Studenten auch über ſehr ernſte, perſönliche Dinge freundſchaftlich befragt: auch da war ja die Antwort jedem freigeſtellt. So lautete eine Frage: Warum ſind Sie in dem kal holiſchen Glauben? 295 autworteten darauf, weil ſie katholiſch erzogen worden ſeien. 170: in⸗ folge der genoſſenen Erziehung und aus perſön— licher Ueberzeugung. 165: aus Ueberzeugung. 18: durch die Gnade Gottes. Zur hl. Kommunion bingen 193 täglich, 141 zwei- bis dreimal in der Wache 131 gaben an, das Beiſpiel der anderen hätte ſie zum häufigeren Empfang der hl. Sa⸗ kramente bewogen: 122 ſagten aus, die Atmoſ⸗ phäre von Notre-Dame hätte ſie dazu geführt. Auf die Frage, ob die häuſige heilige Kommu— nion die Verminderung der Verſuchungen her— beigeführ: hätte, antworteten 416 mit Ja, 40 meinten Nein. 488 ſagten dagegen die häufige bl. Kommunion habe ſie gegen die Gefabren der Sünde ſtark gemacht. Von jenen, die die häufige Kommunion aufgegeben hatten, bezeichneten die rteiſten die Faulhort als den Grund hierfür. „Wieviel Geld haben Sie in den letzten Ferien zerſpart?“ war eine weitere Frage. Fünf erſpar⸗ ten ſich je über 500 Dollar, 75 brachten die Er⸗— ſparniſſe auf 100—450 Dollar. Von ihrem Ta⸗ ſcheugelde gaben ſie im Ganzen 8667 Dollar für Theater und Kino aus, 5098 für Tabak, 4769 Dollar für Näſchereien und Erfriſchungen, 1858 Dollar für wohltätige Zwecke, 1628 für Zeitun⸗ gen und Zeitſchriften, 312 Boitar für geiſtliche Micher. . 6 Wenn die Schatten weichen Roman von Ferdinand Runkel. „Siehſt du, das iſt alles hier neu gebaut worden,“ rief er ihm jetzt vom Bock zu und beſchrieb mit dem Peitſchenſtiel eine lange Linie zm Horizont hin.„Das iſt eine ganz neue Stadt hier. Wo wir Schilfrohrpfeile geſchnitten, tebt jetzt die ſchöne Villa, und wo wir Feuer⸗ Maße gefangen, läuft die vornehme Friedrich⸗ traße.“ „Kattenhauſen ſcheint ſich alſo ſehr ver⸗ zrößert zu haben.“ „Mächtig, ſage ich dir; wir haben jetzt zwanzigtauſend Einwohner.“ ö„Und das Hotel zum Falken?“ ö ö„Iſt immer noch das beſte von ganz Katten⸗ hauſen und Umgegend.“ ö„Und das alte Gymnaſium?“ „Steht noch auf derſelben Stelle, nur daß ſie einen Anbau haben machen müſſen, weil das alte Eulenneſt nicht mehr ausreichte für die vielen Schüler.“ N Er hätte gern noch weiter gefragt, aber er fürchtete, Michel möchte wieder auf den Punkt kommen, den er abſichtlich vermeiden wollte. ö„Im Grunde iſt noch alles, wie es zu deiner Zeit war. Von unſern Freunden ſind freilich nicht mehr viele in der Stadt.“ ö„So!“ Und nun nannte Map den und jenen Namen, worauf Michel lakoniſch uͤber den Rücken deutete, wo der Kattenhäuſer Friedhof lag. „Alſo tot?“ Der Kutſcher nickte. Eigentümlich, dachte ſich Max, ſo viele der lieben Schulkameraden verdorben und geſtorben. Man ſoll doch nicht nach langen Jahren in ſeine Heimat zurück⸗ kehren. Man ſoll das Bild, das man, wie von der Frühlingsſonne verklärt, im Herzen trägt, nicht durch die Wirklichkeit zerſtören. Die Wirk⸗ llehteit iſt nicht ſonnig, ſie iſt trüb und kalt. Es war eine lange Liſte derer, die nicht mehr angetroffen wurden, eine noch längere derer, denen es im Leben nicht geglückt war, und die in ſchwerer Arbeit ihr geringes tägliches Brot Die 700⸗Jahrſeier für Franziskus von Aſſiſi. Franz von Aſſiſi. In der acht zum 1. Auguſt wurde mit einer feierlichen Mitternachtsmeſſe im Dome ſan Rufino zu Aſſiſi, das Jubeljahr des vor 700 Jahren verſtorbenen Heiligen Franz von Aſſiſi eröffnet. Der Meſſe ſchloß ſich eine Fackelpro— zeſſion vom Dom zum Grab des Heiligen Franziskus an. Zahlreiche hohe geiſtliche Wür— denträger und Gläubige aus allen Teilen der Welt waren erſchienen. Hierzu erhalten wir noch folgenden Bericht: Der erſte Tag der 700-Jahrfeier zu Ehren des hl. Franziskus von Aſſiſi ſah das kleine Städtchen Aſſiſi in Schmuck der Straßen und Häuſer. Ueberall wehen Fahnen und Tücher in den Stadtfar— ben blau⸗rot mit ſilbernem Kreuz und golde— nem Löwen. Ueberall Blumen, die der hl. di, die feierliche Pontifikalmeſſe. feſtlichem land durch ſeine vorjährige Konzertreiſe der Sixtiniſchen Kapelle bekannten Dirigenten Caramiri intonierte in ausgezeichneter Form die liturgiſchen Geſünge. Gegen war die Meſſe beendet. Franz beſonders liebte und überall aufPlätzen und Straßen ungezählte Menſchenmaſſen, die mit Autos aus allen Himmelsrichtungen ſchon geſtern. Die durchweg bäuerliche Bevölkerung des Städtchens bot in ihrer ſauberen National- tracht einen ſchönen Anblick. Die Bürger von Aſſiſi überbieten ſich den Fremden gegenüber an Höflichkeit und Aufmerkſamkeit. Die auf drei Tage berechneten Feierlich— keiten begannen geſtern mit einer Feier auf dem großen Munizipalplatz um den ſich mittelalterliche Paläſte und ein alter römiſcher Tempelbau gruppieren. Platz und Straße aufwärts nach dem Dom San Ruvvino und abwärts nach der Baſilika des hl. Franz waren dicht gedrängt voller Men⸗ ſchen. Gegen elf Uhr abends empfingen der Bür— germeiſter des Städtchens, Fortini, und die Mitglieder des internationalen Komitees für das Heilige Jahr des Franziskus von X- ſiſi die auswärtigen Gäſte in dem ſchönen Saal des Stadthauſes. Unter den Ehrengäſten befindet ſich der auch in Deutſchland bekannte Biolog Prof. Rolimanti, der derzeitige Rektor maanificus der Univerſität Bologna, verdienen mußten. Wenige nur, ganz wenige hatten ſich auf ihrer fruheren Höhe veyaupter oder waren zum Erfolge aufgeſtiegen. „Was iſt aus Franz Dreher geworden?“ „Der? Ach, der iſt Millionär.“ „Und ſeine Eltern waren, als ich Katten⸗ hauſen verließ, am Bankerott.“ „Ja, aber er iſt ein intelligenter Menſch, er ließ die Holzhandlung ſeiner Eltern Holz⸗ handlung ſein und begründete eine chemiſche Fabrik. Draußen am Wald liegt ſie, die Katten⸗ häuſer ſagen die Gifthütte, aber die Gifthütte hat Geld gebracht.“ Alſo doch eine erfreuliche Nachricht. Der Franz Dreher, der liebe Kerl, hatte es zu etwas gebracht, das war ſchön, das freute den heimkehrenden Fremdling. Ob er nicht ſtolz hütte und was er für eine Frau geheiratet ätte. „Ach, er iſt gar nicht ſtolz,“ antwortete der Kutſcher,„und ſeine Frau, die iſt aus Frank⸗ furt. Eine liebe brave Frau und ſo einfach und bürgerlich. Während des Sommers kommt ſie oft mit ihrem Korb am Arm zu uns in den Garten und trägt ihr Gemüſe ſelbſt nach e „Nun ſage mir noch, was iſt der Direktor für ein Mann 755 9 8 „Den kennſt du nicht wieder, der iſt eis⸗ grau geworden.“ AUAber er iſt doch noch verhältnismäßig iuna?“ „Wann Morgen?“ N „Ich weiß noch nicht, lieber Michel.“ nach he d Se ane Ferien, komme 5 ule anfängt, decent Zeit mehr.“ Wake ka „Er durfte dem braven Jugendfreund ſeine Bitte nicht abſchlagen. So ſchüttelte er 11 5 kräftig die derbe Rechte Michels und ſagte: „Gut alſo, ich komme.“ 2. Kapitel. K ef und lange geſchlafen, denn eine zehnſt Eiſenbahnfahrt ermüdet außer⸗ ordentlich. ei hatte er die Unklugheit be⸗ gangen, ſich früh niederzulegen, wozu ihn die kommt du zu uns, Max Die Franziskanerkirſche Aſſiſi. die Spitzen der Militar⸗ und Zivilbehörden der Provinz Umbrien, die Vertreter der itali⸗ eniſchen und ausländiſchen Preſſe und ſo weiter. Kurz vor Mitternacht ſetzte ſich dann ein Feſtzug durch die Straßen der Stadt zum Dom hin in Bewegung. Am Dom waren für ote Ehrengäſte Ehrenplätze hergerichtet. Um zwölf Uhr um Mitternacht zelebrierte der faſt 90 Jahre alte Biſchof von Aſſiſi, Mſgan. Mud⸗ Die Poli⸗ vonica Romana, unter Letung des in Deuttſch⸗ zit zwei Uhr Nach der Meſſe begann die grandioſe euchariſtiſche Prozeſſion zum Grabe des Heiligen in der Baſilika, an der der Klerus, die Geiſtlichkeit, die Bruder⸗ herangebracht worden waren. ſchaften und Hilden mit ihren Bannern teil⸗ nahmen. Faſt zwei Stunden lang durchzog die Prozeſſion die Stadt. Alle Häuſer waren durch Pechpfannen illuminiert. Von der Höhe über der Stadt leuchteten die Umriſſe der Burgruine auf. Alle Glocken läuteten, und ihr Ton wurde von zahlreichen Kirchen in der Ebene wie vom E oufgenommen. Gegen vier Uhr morgen e die Prozeſſion die Baſilika, deren g Architektur wiede⸗ rum durch eine rriſche Illumination fein hervorgehoben wurde. Durch das offene Portal zog die Prozeſſion in die Unterkirche, wo am Grabe des hl. Franz das Allerheiligſte ausgeſetzt wurde. Die Prozeſſion löſte ſich dann allmählich auf, während bereits der „neue Tag dämmerte. Der zweite Tag der Feierlichkeiten zu Eh⸗ ren Franz von Aſſiſis begann mit feierlichen Pontifikalmeſſen in der Baſilika des Heiligen und in der Kirche Portiuncula. Ununterbro⸗ chen ſtrömte der Zug der Pilger, don nter auch deutſche Pilger vom Caritasve and Freiburg i. Br. zum Grabe des hl. Franzis⸗ kus. Um 7 Uhr abends fand eine neue große Prozeſſion unter rieſiger Beteiligung ſtatt. örperliche Erſchraſſung gerrieven, wahrend ſein Geist in aufgeregten Sprüngen von einem zum andern überging. Eine Fülle alter Erinnerungen drängte ſich ihm auf, während er in dem mehr eleganten als bequemen Hotelbett wach lag. Der Laternenſchein von der Straße malte eigentümliche Geſtalten an Wände und Decke des Zimmers, und das Rollen des ankommenden und wieder abgehenden Hotelwagens unter⸗ brach jedesmal den abnungsvollen Halb⸗ lummer des jungen Philologen. Allmählich aber machte ſich das Recht des müden Körpers geltend; er beſiegte den lebhaft arbeitenden Beiſt. Maxens Augen fielen zu, und der Traum nahm Beſitz von ſeinem Gehirn. Abet auch der Zuſtand, in dem er bald mit Molly durch den öden Wald ſchritt, bald mit ihrem Gatten in heftigem Streit lag, bald von Michels Rumpelkutſche durcheinandergeſchüttelt wurde, hörte allmählich auf, und Max ſchlief traumlos bis zum ſpäten Moraen. 0 Vie letzten Tage ves Apru zeigten ſchon anz den Charakter des Wonnemonats. Beuchtender Sonnenſchein auf den Straßen, erblühte bunte Blumen in den Fenſterkäſten der kleinen Häuschen, eine Reihe Oleander⸗ bäume vor dem Eingang des Hotels und Männer und Frauen ſchon in ſommerlichen Koſtümen. Das alles überſah Max mit einem Blick, als er das Fenſter öffnete und die warme Luft ins Zimmer ließ. Er machte ſorgfältig Toilette und ging hinunter in den Speiſeſaal, um das Frühſtück zu nehmen. Dort fand er einen Brief ſeines Direktors vor, der ihn zur An⸗ kunft beglückwünſchte, über die er ſchon in der Fremdenliſte des Kattenhäuſer Anzeigers Nach— richt erhalten hatte. „Ich habe heute meine übliche Sprech— ſtunde abgeſagt und erwarte Sie zu einem gemütlichen Plauſch um elf Uhr.“ Es war ein ſehr freundlicher Ton, den der Schulgewaltige ſeinem jüngſten Oberlehrer gegenüber anſchlug, und Max beeilte ſich auf⸗ zubrechen, da der Zeiger ja ſchon der be⸗ fohlenen Stunde näher rückte. 1 reſſantes Bild, Augen entrollte. Auch am Wannſee, am Müg⸗ Chauſſee wurde, Es ſich für Berliner Brief. Kurort Berlin. Aus Berlin wird uns geſchrieben: Die armen Bahnbeamten der Berliner Bahnhöfe haben jetzt Arbeithochkonjunktur. Ferienzüge, Sonderzüge, Bäderzüge.„Alles rennt, rettet, flüchtet.“ Schier ſollte man mei⸗ nen, irgend ein wilder Volksſtamm ſei im An⸗ marſch auf die Reichshauptſtadt; und jeder, der es irgend ermöglichen kann, wappnet ſi mit dem Mut der Vorſichtigen und beeilt ſich, außerhalb der Grenzen Berlins zu kommen, Und dabei iſt es doch blos die große Sehn⸗ ſucht, Seele und Körper für eine Weile her⸗ aus aus alltagsödem Einerlei, aus des Dien⸗ ſtes ewig gleichgeſtellter Uhr zu rücken und irgendwo, für meiſt teures Geld, Erholung zu finden. Es ſoll jedem von Herzen gegönnt ſein, ſich an der See oder im Gebirge, oder auch nur einfach„im Grünen“ ein paar Wo⸗ chen auszuruhen. Nun gibt es aber auch ſchon diele, die erkannt haben, daß man ſich auch in Berlin ſelbſt recht gut erholen kann, wenn es Berufsverhältniſſe und Geldbeutel verlangen. Man kennt draußen im Reich Berlin immer nur als Sündenbabel, als das ſteinerne Meer der Arbeit und troſtloſe Groſtadtungeheuer. Und doch bietet das moderne Berlin ſei⸗ nen Bewohnern weit mehr Erholungsmög⸗ lichkeiten, als Fernſtehende auch nur ahnen.: Schon am frühen Morgen finden ſich im Liet⸗ zenſeepark, im Zoologiſchen Garten und auf den Terraſſen des Kreuzbergs täglich viele hunderte von Kurgäſten ein. Wie in den gro⸗ ſten Bädern geht man mit dem Becher der ver⸗ ſchiedenen Brunnenwaſſer in den herrlichen Promenaden auf und ab. Die Brunnenkur⸗ geſellſchaft hat dafür geſorgt, daß jeder die zu ſeinem Wohlbefinden erforderlichen Quellen findet, und es iſt ein geſellſchaftlich hochinte⸗ das ſich hier vor unſeren gelſee und an der Oberſpree beginnt der Bade⸗Verkehr ſchon Morgens, und bald ent⸗ wickelt ſich ein farbiges Volksleben, in dem alle Berufe und Altersklaſſen vertreten ſind. Nichts unterſcheidet dieſe Stätten mehr von regelrechten Seebädern. Der breite Strand bat kaum für die Fülle von Strandkörben Platz. Erfriſchungszelte, gut ausgebaute Garderobe⸗ räume fehlen nicht. geht täglich in die Tauſende und mit ganz ge⸗ Die Zahl der Badenden ringen Koſten findet der Städter hier Gele⸗ geuheit, ſich und ſeiner Familie Licht-, Luft und Seebad zu ermöglichen... Auf den großen Spielwieſen des Trep⸗ tower Parls tummeln ſich die Berliner Kin⸗ der, und die zahlloſen Sportvereine tragen bier ihre Wettkämpfe aus. Am herrlichen Delta von Havel und Spree gelegen, bieten dieſe rieſengroßen grünen Flecken, auf denen wohl eine kleine Stadt Platz finden könnte, prächtige Gelegenheit, das Straßenpflaſter der Weltſtadt zu vergeſſen. Wie ein ſchmucker Rah⸗ zen umfaßt das ganze gut pflegter, uralter Baumbeſtand... N 5 Im Herzen der Reichs hauptſtadt, liegt wie ein grünes Kleinod die Perle der ſtädt. Anlagen, der Tiergarten mit ſeinen lauſchi⸗ gen Alleen, ſeinen träumeriſchen Seen und dem herrlichen wohlgepflegten Roſengarten. Kaum iſt es möglich, ihn an einem Tage zu durchwandern und in ſeinen Einzelheiten ken⸗ nen zu lernen, ſo mannigfaltig ſind ſeine Wege, ſo reizvoll jedes landſchaftliche Bild, das er uns bietet. FFFFFFFFUVVUUCUUVUVUVUUUVUVUUUVUVUVUVUVUVUVUVUVUVDVTVTVTVTVTVTVbV(W(WWWWWwWWWWWWͤçGWWTFWFWFFꝗꝗ1çGP?DTtTDDbbww vangſam vurchſchrut er die iym ſeit lange bekannten und doch ſo fremd gewordenen Straßen. Er bog um die Ecke nach dem kleinen Marktplatz mit den fünf altertümlichen Brunnen und blickte nach der erſten Etage eines Eck⸗ hauſes empor, wo eine Jugendfreundin Mollys gewohnt hatte, unter deren Schutz ſte manchmal zuſammengekommen waren. Er erinnerte ſich eines Abends, wo er ſie aus dem Theater ab⸗ geholt und wo ſie in der Freundin Wohnung den Wolfganger Wagen erwartet hatten. Der uber kam nicht und kam nicht, weil der alte Forſtmeiſter ſich in den„drei Haſen“ feſtgekneipt Hatte und erſt tief in der Nacht, ohne an ſeine Tochter zu denken, nach Hauſe gefahren war. Damals hatte er mit Molly um Mitternacht den langen Weg nach dem Forſthaͤus Wolf⸗ ang zu Fuß gemacht. Faſt jeden einzelnen chritt dieſer langen und langſamen Wande⸗ tung konnte er ſich noch vorſtellen. Erſt waren ie nebeneinander hergeſchritten, ganz wie es ich für den Hauslehrer und die Haustochter geziemte, dann, als die gepflaſterte Straße zur als erſt einzelne Villen, in hren Gärten verborgen, auftauchten, denen ange öde Bretterzäune folgten, hinter denen olzſchneidereien arbeiteten, als ſie den Schienen⸗ trang der Nordbahn überſchritten und in das eichbild des dunklen Waldes eingetreten waren, Hatten ſie 2 enger zuſammengeſchkoſſen, wie 9 iebesleute ziemte. Auf der ſteinernen Brücke, die über die reißende Kinzig führte, die hm ſchon am geſtrigen Tage bei der Warp ee Pfalz wehmütige Erinnerungen erweckt hatte, waren ſie ſtehen geblieben und hatten lange Zeit, auf die Brüſtung gelehnt, in das ſchießende Burgelnde Waſſer hinabgeſchaut. „Ich möchte hinunterſpringen,“ hatte Molly plötzuch geſagt. „Dann ſpringe ich mit dir,“ hatte er ge⸗ antwortet, und ſie hutten ſich in die Augen geſehen und dann ſtumm und beiß umarmt. (Fortſetzung folgt) des im Exil Karl 4., den die ungariſchen Legitimiſten als N ih einer aus der Umgebung der Exkaiſerin Zita ſtammenden eldung zufolge, im Herbſt die⸗ ſes Jahres nach Ungarn zurück. Mit Heimkehr des Prinzen geht ein gehegter Wunſch der ungariſchen Legitimiſten in Erfüllung. draſſy, der Führer der ungariſchen Legitimi— ſten, der ſich gegenwärtig in Lequeito aufhält, den jungen kaum 15jährigen Prinzen zu die— ſem Entſchluß bewogen Zita hat gegen die Rückkehr lach Ungarn zunächſt Bedenken gehabt, da ſie Differenzen mit den öſterreichiſchen Ligitimi— ſten befürchtete, doch gelang Andraſſy dieſe Bedenken hre Einwilligung zu erhalten. „König Otto kehrt nach ungarn zurück. Prinz Otto von Habsburg, der älteſte Sohn N verſtorbenen früheren Königs ren rechtmäßigen König betrachten, kehrt, der ſeit langem Wie verlautet, ſoll Graf An⸗ haben. Exkaiſerin ihres Sohnes es dem Grafen zu zerſtreuen und 7 gendſter Bedeutung Beziehung, ihren Bürgern mit dem neuerſtandenen Volks— . 5 part gemacht. Ein wunderbares Geſchenk von weittra— in volksgeſundheitlicher Bezirksamt Neukölln hat das Der ſich am ſüdsſtlichſten Teil des Tempelhofer Feldes hinzieht. Früher all— gemeiner Militärexerzierplatz mit altem, ver— wittertem Grasboden und einigem Waldbe— 1 1 7 2 1 5 ſtand, hat man heute ein kleines Paradies da— taus geſchaffen. das Volk in . Es fehlt hier nichts wonach ſeinen Feierſtunden Sehnſuch empfindet: Lagerplätze auf freier Wieſe, untet ſchattigen Bäumen, 8 kisplätze, eine Freilichtbühne 2 f allerlei Turngeräte ung chaukeln für Kinder, große Hockey- und Ten— und für den Winter zwei ſchöne Rodelbahnen. Hübſch an— gelegte Kurpromenaden mit ſchmucken Bänken führen zu idylliſch gelegenen Erfriſchungsſtät— n, in denen die Erholungsſuchenden preis ert gute Bewirtung finden. Ein würdiges Gegenſtück zu dieſem Volks- rk iſt der Friedrichshain im Berliner Nor— den, mit ſeinen vielfachen Standbildern, die die Geſtalten der deutſchen Märchen zeigen, dem berühmten Märchenbrunnen rem plaſtiſchen Schmuck, ſchaftlich reizvolle Plätze, ſodaß auch hier die 6 ihre Koſten kommen. und ande⸗ vereinen ſich land— rholungsſuchenden in jeder Beziehung auf Vergeſſen ſei auch nicht der anlagengeſchmückte Weſten Berlins, der dem verlegte der baue Berlins mit ihren großen landſchaft⸗ lichen Reizen noch aus der Unruhe der ten in die len mit ihren maleriſchen Wäldern und Seen eine würdige ort Berlin. reuzberg, auf dem die Gartenvaudirektion wahr Wunderwerke gärtneriſcher Kunſt ge⸗ chaffen. Wie einſt rauſcht jetzt wieder nach angjähriger Kriegsunterbrechung der alte aſſerfall, und im hiſtoriſchen Viktoria⸗Re⸗ ſtaurant mundet nach mühevollem Aufſtieg r Kaffee immer noch vorzüglich. i Wem aber all dieſe Erholungsſtätten noch icht genügen, der findet in der weiteren Um⸗ reichlich Gelegenheit, ſich⸗ he de Großſtadt heraus zu rei⸗ Stille idylliſcher Vororte. Sie bie⸗ Ergänzung zu dem großen Kur Neſtor. Wo deutſche Helden gingen. Auf der Reiſe nach Belgrad. Am Südbahnhof der Grenzſtation Subo⸗ ticae ſind die Aufſchriften mit zirilliſchen Buchſtaben geſchrieben. Auch in der Stat herrſcht die Zirillika. Nur ausnahmsweiſe iſt eine Aufſchrift in lateiniſchen Buchſtaben zu ſehen, obwohl die Bevölkerung der Stadt zu 90 Prozent katholiſch und zu 50 Prozent ma— gyriſch iſt. Auch beim Publikum des Bahn— hoſes iſt der balkaniſche Charakter hervor— ſtechend. Man ſieht da Serben in ihren Batſch⸗ kern, Magyaren in Rohrſtiefeln, Schwaben, die aus Wolle geſtrickte Schuhe anhaben, große lnochige Montenegriner, ſchwarze Mazedo— nier, Bosnyaken, Türken und alle Völker des Balkaus. Die Magyaren ſind ſtill und ruhig, was auch leicht zu verſtehen iſt. Sie, die ein— ſtigen Herren ſind heute die Knechte. Die Schwaben ſtehen gruppenweiſe beiſammen und ſprechen über die Witterung, die Ernte u. über das Feld. Die Serben gehen gebieteriſch auf und ab. Ihre Augen leuchten vor Stolz. Ihr Auftritt iſt individuell-imperialiſtiſch. Der Magyarski und Svoba geht ihnen ab— ſichtlich aus dem Wege. Dennoch ſind ſie, be— ſonders Reichsdeutſchen gegenüber, ſehr zu— vorkommend. Auf alle Fragen bekommt man höflich und in deutſcher Sprache Auskunft. Die deutſche Sprache iſt quaſi die Aushilfs— ſprache. Wir kommen in das fruchtbarſte Gebiet Jngoflawiens, in die Bacska, deren ſüdlicher Teil meiſtens von Schwaben bewohnt iſt— Mit Blitzesſchnelle fahren wir an den inmit— ten grünender Maulbeerbäume liegenden Dörfern vorbei. Mitunter taucht eine Pußta auf. Der Boden iſt äußerſt fruchtbar und ſchwarz wie die Kohle. Hier wächſt der beſte Weizen und Hanf von ganz Europa. In Frie⸗ denszeiten hat ſogar der engliſche König den Weizen aus der Bacska beſtellen laſſen. Wie ich erfahren habe, ſollen ſich im Sommer des Jahres 1918 über 10000 Deſerteure im Mais Südungarns aufgehalten haben, die unter ſich organisiert waren und den berüchtigten Zele nik Kader, grünen Kader, bildeten. Vom Zeitungsausruſer habe ich erfahren daß wir bei Novi-Verbas, Neu-Verbas, einer deutſchen Gemeinde mit 12000 Einwohnern ſeien. In der Gemeinde iſt eine deutſche Mit telſchule, deren vier obere Klaſſen aber der Kultusminiſter Pribieſevies aus Rache, wei! die Deutſchen bei den Wahlen am 8. Februar faſt ohne Ausnahme für die deutſche Partei geſtimmt haben, hat ſchließen laſſen. Während ich mit dem Zeitungsausrufer plauderte, ſtie— gen drei ſchwarze, von der Sonne verbrannie Die Riviera. Nach Sonne hungrige Engländer haben vor etwa 100 Jahren die Riviera entdeckt. Jenes Geſtade des europäiſchen Mittelmeeres zwiſchen Genua und Toulon, das in den Wintermonaten, im Januar und Februar ein blühender Garten iſt. Palmen, Agaven, Kak⸗ teen und das reiche Heer der immergrünen tropiſchen Flora laſſen an den der See zuge⸗ kehrten, ſteil abſtürzenden Meeralpen einen wahren Zauberwald entſtehen. Einer der wundervollſten Blicke iſt ſicher der von Anti⸗ bes aus über das Tal des Loup hin, durch Palmenwälder hindurch nach den weißen ſon⸗ nenbeſchienenSchneegipfeln, die majeſtätiſch in feierlicher Ruhe herüberblicken in das„fröh⸗ liche Königreich“ wie die Franzöſen gern ihre Riviera nennen. Nicht Fülle der Kunſtwerke, wie ſie in den Muſeen des italleniſchen Nor⸗ dens zuſammengetragen ſind, nicht die Rari⸗ tät der antiken Ueberreſte des füdlichen Ita⸗ liens und Siziliens lockten jene Engländer nach der Riviera, ſondern nur die Sonne, das warme, angenehme Klima des Winters. Seit⸗ Engländer ſeine eigene „Saiſon“, die geſellſchaftlichen Zuſammen⸗ künfte ſeiner Heimat in die ſchöne Jahreszeit in den Sommer. Im Winter, der geſelligen Zeit des übrigen Europas enflieht er dem kal⸗ ten Gebahren ſeines heimatlichen Klimas nach der Riviera. Dort verbringt der Engländer ſeine Ferien. Alles was ſonſt an fremden Nationen dorthin kommt, iſt Zugabe. Iſt jene Schicht don Leuten, die auf Grund ihres Geldbeutels ich den Winter dort bezahlen können, oder ind Leidende, denen die Sonne Heilung brin⸗ zen ſoll. Engliſch iſt im Winter der ganze Zu⸗ chnitt des Lebens, den ganzen Küſtenſtreifen ntlang. Die einheimiſche Bevölkerung tritt janz zurück. Sie iſt nur für die Fremden da, lur für die Engländer. Sie geben dem ganzen gebiet dem Wohlſtand. Sie ſchufen aus arm⸗ eligen Fiſcherdörfern wie Cannes und Begu⸗ lieu die eleganteſten Weltſtädte. wo aller Lu— rus zuſammenſtrömt. Sie lockten erſt die un— zähligen Liebhaber heran, die an den Berg— hängen jene reizenden Villen bauten. Oh, dieſe Willen, die aus dem Dunkel der Oliven— haine herausleuchten, in ihrer Farbenpracht wetteifern mit der Farbenverſchwendung der Blumen! Die Engländer ſind es, die neben die düſtere, enge, ſchmutzige uralte Stadt Nizza, ein modernes Nizza mit Paläſten, Prachtplätzen, Avenuen, eine Stadt des mo dernſten Komforts bauen ließen. Es waren die Engländer, die auf den elinſamen, öden Komforts bauen ließen. Es waren die Eng länder, die auf den einſamen öden Klippen der zahlreichen ins Meer vorſpringenden Halbinſeln die Rieſenhotels erſtehen ließen in den 700—800 Menſchen untergebracht ſind, wie das Hotel auf Cap d'Ail. Cap St. Mar— tin, Cap St. Jean u. a. m. Daher das weite Herz der franzöſiſchen Republik, die in dieſem Gebiet ganz unbedenklich Standbilder des engliſchen Königs Eduard 7. und der Königin Viktoria aufftellen, in jedem Städtchen die Straßen nach den engliſchen Königen, nach Leopold und Albert von Belgien benennen ließ. Ohne fürchten zu müſſen, daß durch ſolche Erinnerungen geſchäftlicher Dankbarkeit für königliche Geſchenke das republikaniſche Herz Schaden leiden könnte. Denn dieſen königlichen Herrſchaften verdankt vor allem die Riviera ihre fabelhafte Entwicklung. Sie zogen den ungeheuren Schwarm des fremden Hig lif, der ruſſiſchen Fürſten, der exotiſchen Souve— räne, der amerikaniſchen Milliardäre nach den ſonnigen Ufern. Ihnen verdankten jene Ho— telſtädte, deren Bevölkerung nur von den Fremden lebt ihre Entſtehung, ihre Wohl⸗ habenheit, ihren Luxus. Wohl das Leben in Monte Carlo, Nizza, Mentone, Cannes, wie es in Romanen erſcheint, dieſe Zirkel der mit Perlen und Diamanten überſäten Damen, ewig befrackter Herren, die ſich um den Glanz eines Prin: einer Prinzeſſin von wirk⸗ lichem oder lichenem Geblüt ſcharten, die— — 4 Soldaten ein und ließen ſich in der Kabine in der ich allein war, nieder. Ich habe ſie nach ihrem Ausſehen für Serbier oder Mazedoniei gehalten. Deſto größer war mein Erſtaunen, als ſie untereinander deutſch zu reden began⸗ nen. Auf meine Frage erzählten ſie mir, ſie ſeien Schwaben und waren auf zwei Wochen Ernteurlaub zu Hauſe. Jetzt gehen ſie wieder zurück zum Militär nach Nis. Sehr lobend ſprachen ſie ſich über die ſerbiſchen Offiziere aus, die mit ihnen menſchlich umgehen. Nur anfangs hatten es die ſchwäbiſchen Burſchen hart. Jetzt aber können ſie nicht mehr gegen die Behandlung klagen. Sie werden von ihren ſerbiſchen Vorgeſetzten nicht nur nicht verfolgt, ſondern weil ſie alle leſen und ſchreiben kön⸗ nen, und dabei gewiſſenhaft ſeien, noch be— vorzugt. Nur die Koſt iſt unter aller Kritit. Die kann der Schwabe nur ſchwer vertragen. Zum Glick, bemerkte der eine, dauerts net ewich. Wieder pfiff der Zug. Wir waren bei Noviſad⸗Neuſatz, dem gegenüber am andern Ufer der Donau die berühmte Feſtung Peter- wardein liegt. Neuſatz iſt der wirtſchaftliche Knotenpunkt der Wojwodina. Hier iſt auch das kulturelle Zentrum der Deutſchen Jugo⸗ ſlawiens. Die Stadt hat eine öhnlich ſchöne Lage wie Budapeſt oder Prag. Die Einwoh⸗ ner ſind zumeiſt Serben, und 6000 Deutſche. Aber faſt ein jeder ſpricht drei Sprachen. Ne⸗ ben Peterwardein liegt der berühmte Wall- fahrtsort Maria-Schnee zum Andenken an den großen Sieg, den Eugen von Savoyen am 5. Auguſt 1715 gegen die Türken errungen hat. Da ich mich einige Stunden hier aufhielt, hatte ich Gelegenheit, über 5 Prozeſſionen zu ſehen, die jetzt nach der Sommerarbeit nach Maria Schnee pilgerten. Ein ſonderbares Ge— fühl bemächtigte ſich meiner, als ich hier auf dem Balkan von den Lippen der Wallfahrer „Maria zu lieben, iſt allzeit mein Sinn“ und andere deutſche Marienlieder anſtimmen hörte. Es waren ſchwäbiſche Wallfahrer, dit nach Maria-Schnee pilgerten. In Strömen iſt hier vor Jahrhunderten deutſches Blut gefloſſen. Prinz Eugen, Lud— wig von Baden, Kurfürſt Emanuel von Bavern haben Jahrzehntelang mit den Tür⸗— ken gefochten, bis ſie deren Macht zerſchlugen. Nach dem Vertreiben der Türken kamen in langen Scharen Deutſche aller Stämme in dieſe verlaſſenen und ſumpfigen Gegenden um eine neue Heimat zu gründen. Tauſende und Abertauſende ſind dem Fieber und an— deren mörderiſchen Krankheiten zum Opfer gefallen. Die Deutſchen hielten aber Stand u. Zauberten aus Sumpf und Moraſt ein Para⸗ dies hervor. Mit vollem Recht heißt es daher im Banater Schwabenliede: Aus einer Wüſte ward ein blühend Eden, Aus Sümpfen hob ſich eine neue Welt. Von dieſem Land laßt treu und deutſch uns 5. reden, Ve rachten den, der's nicht in Ehren hält. 1 Die Sonne neigte ſich, ein lichtes Rot über die Stoppefſelder webend. Wir fuhren an den deutſchen Großgemeinden Ruma und Indija vorbei, ſtreiften Slankamen, wo Lud⸗ wig von Baden im Jahre 1691 die Türkei vollſtändig geſchlagen hat. Bald tauchte Sem; lin auf, wo uns ſchon Belgrad entgegen— winkte. Bei Semlin ſtanden die 42er, die im 16er Jahr den Vormarſch gegen Serbien ein⸗ leiteten. Rechts und links der Savebrücke, über die wir fuhren, waren noch Spuren von Schützengräben zu ſehen. Belgrad bot im Scheine der untergehenden Sonne einen präch⸗ tigen Anblick. Links von der Stadt ſtehen die noch aus dem Jahrhundert ſtammenden gut erhaltenen Feſtungsmauern. um deren Beſitz Kurt Overhoff als Dirigent 5 nach Münſter berufen. Kurt Overhoff, der erſt 23jährige Kom boniſt, deſſen Oper„Mira“ in Eſſen bei großem Beifall zur Uraufführung gelangte, iſt als erſten Japellmeiſter an das Stadttheater nach Münſter berufen worden. Jahrhunderte hindurch das Blut in Strömen gefloſſen iſt. Nach dreihundertjähriger Knecht⸗ ſchaft hat ſie deutſche Tapferkeit und deutſcher Idealismus den Türken entriſſen, wie deun die Befreiung der Donauländer ausſchließlich eine deutſche Tat war. Den letzten Schlag gegen die Türken führte hier Prinz Egen ins am 5. Auguſt 1716, die er in einem mörderi⸗ ſchen Kampfe gänzlich vernichtete. Pferdetransport im Flugzeug. . Es liegt in dem derzeitigen Entwicklungs. ſtadium des Flugzeugbaues und Luftverkehrs in Deutſchland begründet, daß der Fracht⸗ transport durch die Luft ſich noch auf gewiſſe hochwertige und Schnellbeförderung angewie⸗ ſene Warenarten beſchränkt. Anders iſt es da⸗ gegen ſchon in dem Auslande, wo namentlich England und Frankreich den dadurch erlang⸗ ten Vorſprung auszunützen verſtanden, daß ſie unabhängig von Baubeſchränkungen belie⸗ big große Flugzeuge in den Verkehr ſtellen konnten. Vor längerer Zeit ſchon wurde aus Paris berichtet, daß Rennpferde im Flugzeug don London nach Paris befördert worden wären. Dieſes Beiſpiel war wohl der Anlaß für den Reichsverband der Kaltblutzüchter Deutſchlands, bei der Deutſchen Lufthanſa we⸗ zen dieſer neuartigen Tierbeförderung Nach⸗ rage zu halten. Leider ſind die nach den Be— griffsbeſtimmungen des Londoner Ultimatums gebauten deutſchen Verkehrsflugzeuge heute noch nicht in der Lage, ſolche Transporte aus⸗ zuführen, für die in England ud Frankreich bereits Spezialluftfrachtenſchlepper zur Ver⸗ fügung ſtehen. Immerhin iſt aber dieſe Nach⸗ frage und die vieler anderer Intereſſenten als Beweis dafür zu werten, daß dem Großflug⸗ zeug nach Aufhebung der Baubeſchränkungen und der daraus folgenden Unterſcheidu zwiſchen Paſſagier- und Frachtflugzeug fü den Ausbau des Frachtenverkehrs als der Vorausſetzung der Wirtſchaftlichfeit eine gro⸗ ße Bedeutung zukommt. ſes Leben iſt längſt aus. Ein letzter Reſt die⸗ ſer Welt blieb an dem Neger hängen, der die Tür des berühmten Hotels de Paris in Monte Carlo, dicht am Caſino hütet. Auf ſeiner Bruſt ſtrahlen die Orden zahlloſer Sou— veräne als Dank für ſeine Dienſte. Auch das Publikum dieſer Welt der Riviera iſt demo— kratiſiert. Die Stelle der Souveräne hat der reichgewordene Spießbürger aller Hemiſphä— ren eingenommen. Er bevölkert mit ſeinen auſgetakelten Geſponſen die großen Hotels. Er ſitzt um die Spieltiſche des Caſinos in Monte, um die Bouletiſche von Nizza, Can— nes, Mentone. Nur der Engländer iſt derſelbe geblieben. Er hat ſich in den Hotelpaläſten das Heim ge— baut, das ihm paßt. In dieſe teilt er ſich mit dem ihm weſenverwandten Amerikaner. An— dere Nationen, beſonders Deutſche und Frau— zoſen, halten es kaum aus in dieſen Karawa nenſerien. Der Angelſachſe lievt dieſe Käſten. Da hat er alles. Das komfortable Zimmer, die geräuſchloſe Bedienung, ſein Eſſen, ſeinen Fünfuhrtee, mit Jazz Tanz und Flirt. Sein Aftern none in der Bar. Er brauch'e ſich gar nicht aus dem Hauſe zu bewegen. Die Land⸗ ſchaft. ſo weit er ſie ſehen will, pröſentiert ihm ſein Fenſter und die Terraſſe. Blumenpracht und Pflanzenweſt die feenhaft ſchönen Gär— ten. Nur zum ſchönen Golf oder ſonſtigem größeren Sport muß er das Hotelgebiet ver— laſſen. Er will in Maſſen leben. Selbſt die obligaten Ausflüge mit den Aurocares auf der „Grande corniche“. jener Straße auf den Höhen entlang, auf der„Corniche d'or“ mit ihren entzückenden Windungen em das Eſte rel Gebirge, nach Peira cava in das Gebirge hinein, nach dem Felſenneſt Gourdon, nach der Parfumſtadt Graſſe.... Alles unter⸗ nimmt er in Maſſen. Sonſt ſcheint ihm der Ausflug fein Vergnügen zu machen. Die Straße zwiſchen Cannes und Men⸗ tone, darüber hinaus nach der italieniſchen Riviera mit ihren Fremdenſtödten Bordig⸗ hera und San Remo. Die dieſe Städte ver⸗ bindende Straße iſt wohl die befahrenſte Automobillandſtraße der Welt. An allen Stel⸗ len ragen die bunten Benzin⸗ und Oelpum⸗ pen hervor. Ein ununterbrochener Strom von Autos flutet vorbei. Nach Oſten, nach Weſten. Ein ewiges Geratter, Getute. Surren und Sauſen. In allen Tonarten. Welches Pano— rama dieſe wundervolle Straße entlang! Wie Kuliſſen ſchieben ſich die ſcharf abſtürzenden Berge vor, einer nach dem andern. Einen ewigen Tanz ſpielt die Straße um die Klip⸗ pen. An vielen Klippen muß ſie in Tunnels die Berge durchbohren. Hinter jeder Klippe entfaltet ſich ein neues Bild voller Reize an Landſchaft. Pflanzen und künſtleriſchen Gebil⸗ den der Baukunſt. Ueberall Blumen, Blumen, Blumen. Maraqueriten in gewaltigen Büſchen von Menſchenhöhe, Levkojen in breiten Fla⸗ den. Nelken in tauſenden von Farben. Denn wißt, das iſt das Land, wo die Menſchen Blu⸗ men bauen wie in anderen Ländern Gemiſe und Getreide. Und immer der Blick auf das weithinausſchimmernde Meer, das in uner- hörter Bläye ſtrahlt. Durch die Städte, die alles aufbieten, um den Fremden angenehm und ſchön zu erſchei⸗ nen, fliegt der Wagen durch das Schmuckkäſt⸗ chen Monte Carlo mit ſeiner träumeriſchen Terraſſe und ſeinen exotiſchen Gärten... die weithingeſtreckte„Promenade des Anglais“ von Nizza entlang.... Und doch von die⸗ ſer Kulturterraſſe des modernſten Europa habt ſich der Blick. um auf der Höhe ein Fel⸗ ſenneſt zu entdecken. Uralte Mauern. Die Stadt, wie auf die Felſenſpitze geftülpt. Und in dieſen Städten hauſen die Menſchen noch eute wie im 6. Jahrhundert, als die Angſt vor den Sarazenen ſie gründete. Sie ſtehen noch da wie vor tauſend Jahren. Man ſieht ſie von der Prachtterraſſe aus. Wer aber zu ihnen will, muß ſtundenlang die Berge hoch⸗ klettern. Aber von ihnen ein andermal. Kriſtian Kreſtin. 1 —