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Samstags bas acht eilte Muftrierte Sonntagsblatt 3 abgestuftes Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 abe F 7 8 0 einen— statt 1.60 Meter 1. 25 ab lumen“, halbjährlich einen rplan ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in ld. Rechnung ſtehen. Gmimder-UHmnmemn mi bletuen, unbedeutenden Fehlern, in 12 Farben — DD —— ä ä —————— a— —— 265 Sehr zweckmäßig für den Uebergang iſt dieſes, vom ſportlichen Stil beeinflußte Koſtüm 269, das trotzdem in ſeiner gemuſterter Homeſpun ergab das Material. 1 Aufmachung ſehr elegant wirkt. Bräunlich getönter, in ſich ü Die doppelte Quetſchfalte in der vorderen Mitte des Rockes ſetzt ſich an der Jacke bis zum Gürtelanſatz fort. Oberhalb des Gürtels markieren aufgenähte, mit Knöpfen beſetzte Blenden, eine Verlängerung der Falten. Der jetzt ſo beliebte Schalkragen, der bis zum Gürtel reicht, wird um den Hals mit einem Pelzſtreifen ausgeſtattet. Da das Koſtüm in der Garderobe der gut angezogenen Frau nicht fehlen darf, ſchenkt man auch der Bluſe erhöhte Bedeutung. Jumperbluſen treten in verſchiedenen Variationen auf und werden teils über dem S — Die mit jedem Tag kürzer werdenden Tage und die kühlen Abende mahnen uns leiſe an das heraurücken des Herbſtes. Für die Uebergangszeit ſtehen Mäntel und Koſtüme ſtets im Vordergrund des Intereſſes. Die allgemeine gerade Linie ändert ſich nicht, neu iſt nur der bluſige Typ, der in der kommenden Mode, ſowohl an Kleidern wie auch an Mänteln und Jacken, ſtark betont wird. Mantel Nr. 268 zeigt die neue Form. Rücken und Vorderbahnen ſind gerade, um den überhängenden Effekt zu erzielen, näht man linksſeitig 8—10 em lange Bieſen. Als Material für die Herbſt⸗ mäntel wird das ſchmiegſame und warme Gewebe des Velours de laine bevorzugt. Rock getragen, oder verſchwinden innerhalb des Rockes und fallen bluſig über. Jumper 262 iſt aus geblümter Seide, die in feine Bieſen abgenähten Längſtblenden ſind aus einfar⸗ higer Seide. 263 Bernſteinfarbene Seidenbluſe. Tiefe Plättfalten ſtatten das Vorberteil aus, das am unteren Rande von einem geraden Gürtel zuſammengehalten wird. Eine andersfar— bene Blende umzieht den Kragen und deckt den vorderen Verſchluß. 264 Himbeerfarbenes Crepe-Georgettes-Kleid mit brei⸗ tem Gürtel und Blumengarnitur, als kleines Abendkleid gedacht. A=Uοσ⏑αοοαεν,u Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Schriftleitung, Druck und 8 1 189 267 firlich die Meldu ne 268 265 Mantelkleib aus marineblauem Rips, das die Mode⸗ farbe dieſes Herbſtes ſein wird. Apart wirkt das Kleid, das ſich vorne über einem ſchwarzſeidenem Plaſtron, der bis zum unteren Rande reicht, öffnet. Die Vorderteile zeigen in ab— geſtufter Höhe eingelegte Falten, der Rücken iſt glatt. 266. Quetſchfalten ſtatten die Vorderbahn des Rockes aus, deſſen obere Kante einer Hüftenpaſſe untergearbeitet wird. Eine lauge Bluſe greift unter den Rock und fällt bluſig darüber. 267 Jugendliches Kleid aus karierter Seide. Die lange Bluſe zeigt die jetzt beliebten anſpringenden Bieſen an der Achſel und als Fortſetzung der beiden Faltengruppen des Rockes oberhalb des Gürtels. Rückkehr zum weiblicheren, weicheren Still Die Mode ſucht neue Formen Man verzichtet auf die„männliche“ Betonung Die verräteriſche gerade Linie Dem weiter gewordenen Kock folgt die bluſige dorm= Selbſt der Mantel wird bluſig/ Statt des Smokings die bluſige Gürteljacke/ Die Jumperbluſe erſetzt den geraden Jumper/ Der Gürtel betont die im mer noch nötige Schlankheit Nichts auf dieſer Welt iſt beſtändig, alles iſt dem Wechſel unterworfen. Sollte da die Mode eine Ausnabme machen? Selbſtverſtändlich nicht; im Gegenteil, ſie iſt ja gerade aus dieſem ewigen Spiel des Kommens und Gehens der Erſchei— nungen geboren, iſt ohne ſtändigen Wechſel unmöglich. Man wirft ihr oft ſogar vor, ſie ſei launiſch! Aber das iſt bei näherer Betrachtung nun doch nicht der Fall: auch die Mode wechſelt nach beſtimmten Geſetzen, deren wichtigſtes das vom Reiz der Gegenſätze iſt. Darum mußte mit der neuen Saiſon eine entſcheidende Aenderung der Linie kom⸗ men. Mau hatte nun lange genug die glatten geraden For— men geſehen, um das Bedürfnis nach Neuem zu empfinden, man hatte ſozuſagen alle Möglichkeiten dieſer Silhouette er— schöpft. Ja, man war eigentlich ſchon in der vorigen Win— terſaiſon von ihr abgerückt, als man den weiten Rock dem glatten, geraden Oberteil anfügte. Und ſchon Ende des Win⸗ ters begann ſich die neue Form in Andeutungen zu ent⸗ wickeln: die Jumperform ſtellte ſich von ihrer ſportsmäßig ſtrengen Geradͤheit auf eine neue, leicht bluſende Linie um. Solche erſten Verſuche der Mode, neue Wege zu gehen, ſind für den Beobachter ganz beſonders intereſſant: man fragt ſich ſtets:„Wie wird die Frau, deren Urteil für die Mode Leben oder Tod bedeutet, ſich zu dem Neuen ſtellen?“ Nun. in dieſem Fall, das können wir heute mit Beſtimmtheit feſt⸗ ſtellen, hat die neue Linie geſiegt! Es mußte eigentlich auch ſo kommen. Dem„Zuge der Zeit“ folgend, hatten die Frauen ſich lange genug beſtrebt, ihrer Kleidung den„männlichen Stil“ zu geben; zum min⸗ deſten da, wo ſich keine unmittelbaren Anleihen bei der Herrenmode machen ließen, wenigſtens knabenhafte Herb⸗ heit möglichſt ſtark zur Geltung zu bringen. Und da man ſich in dieſer Richtung gar nicht genug tun konnte, hatte man ſchließlich bald genug davon und beſann ſich darauf, dar. Charme einer Frau letzten Endes wirklich nicht in verſtandener„Männlichkeit“ liegt. Mit der Begelſte der nur die Frauen fähig ſind, wenn es gilt, neue Ideen durchzuſetzen, wandte man ſich nun der neuen, eigentlich aber uralten, Forderung zu: die Kleidung der Frau weib— lich reizvoll zu geſtalten. Vielleicht gefällt ſchon deswegen den Damen die weichere Linie loſe fallender Kleidung ſo beſonders, weil ſie in der vorhergehenden Zeit erkannt hatten, daß die ſtrenge gerade Linie mitunter recht unbarm— herzia kleine Unliebenswürdigkeiten der Natur verrät, die uns angeſichts der augenblicklichen Schlankheitsepidemie be⸗ ſonders peinlich ſind! Nun, jedenfalls war der Wille zu a er Geſtaltung der Kleidung da und wurde raſch zur Tat. Die Kunſt, durch geſchickte Anbringung einzelner tief ein⸗ -gelegter Falten oder ganzer Faltenarrangements dem Rock Grazie und Bewegungsfreihen zu geben, hatte man ſchon in der vorigen Saiſon eifrig geübt und damit reizvolle Wir⸗ kungen erreicht. Man iſt natürlich bei den Schöpfungen für die kommende Saiſon auf dem eingeſchlagenen Wege weiter⸗ gegangen und hat allerlei hübſche Ideen herausgebracht, dem Rock die Weite zu geben, die ihm Leichtigkeit und An⸗ mut in der Bewegung verleiht, ohne aber das immer noch geltende Gebot der Schlankheit außer acht zu laſſen. Denn Weite darf auch bei der neuen Linie der Herbſt⸗ und Winter⸗ mode nie zur Schwere und Fülligkeit führen! Hatte man aber bisher das Oberteil der Kleidung im Gegenſatz zum weiter gewordenen Rock auf gerade Schlichtheit geſtellt, ſo zog man jetzt die logiſche Folgerung: der ſchwebenden Grazie des Rockes geſellte man die leichter wirkende bluſige Linie des Jumpers, wie ſie der Frühling und Sommer uns brachte. Und weil dieſe Verbindung ſo allgemein gefiel, hat ſie ſich inzwiſchen des ganzen modiſchen Bildes demäch⸗ tigt! Denn überall regiert in der kommenden Saiſon die Bluſe: nicht nur bei dem Jumperkleid, nein, auch der bis⸗ er geradlinige Mantel wird zum mindeſten im Rücken oder in den Seiten dieſe neue Tendenz leicht andeuten, nur leicht, weil in den ſchwereren Stoffen, wie man ſie für Män⸗ tel gern wählt, zu ſtark überfallende Bluſigkeit ſchwer und ungraziös wirken würde. Selbſt die bisher ſtreng und ge— rade geſchnittene Koſtümjacke kann ſich in der Form des Smokings nicht mehr als Alleinherrſcherin auf dieſem Ge— biet betrachten: mit einem ſchmalen Gürtel eingehalten, paßt auch ſie ſich gefügig der neuen Linie an und wird aus⸗ geſprochen weiblich wirken, wenn einfache Patten mit Knopf⸗ ſchmuck den Eindruck des immer noch langen Herrenreverſes mildern. Auch der bisher faſt unumſchränkt tonangebende gerade Jumper hat ſich eine ſo einſchneidende Veränderung gefallen laſſen müſſen, daß er beinahe nicht wieder zu er⸗ kennen iſt. Von der früher ſo beliebten Form iſt nur noch das geblieben, daß er ohne Knopf⸗ oder ähnlichen Schluß gearbeitet iſt und weiterhin über den Kopf gezogen wird; ſonſt aber ähnelt er ſo ſehr der Vorfahrin„Bluſe“, daß man ihn getroſt als Jumperbluſe anſprechen ſollte. Von der einſtigen Bluſe trennt ihn allerdings noch eins: er wird über dem Rock getragen. Einige ſchüchterne Verſuche, ganz folgerichtig den zur Bluſe Gewordenen im Rock verſchwinden zu laſſen, haben bisher nur geringen Erfolg gehabt. Dieſe bedeutſame Umſtellung vom Geraden zum Bluſi⸗ gen bedingte natürlich die Wiedereinführung des Gürtels. Denn ohne die ausgeſprochene Teilung der Silhouette beſteht immer die Gefahr, daß ſie durch die größere Stoffülle un⸗ graziös wird. Durch ihn erhält das Ganze erſt die entſchei⸗ dende Betonung, den notwendigen Zuſammenhalt. Seine Wich⸗ tigkeit beweiſt ſchon die Sorgfalt, die die Modekünſtler dar⸗ auf verwenden, ihn recht mannigfaltig zu geſtalten. Dadurch wird er nicht nur notwendiges Mittel, zur Erhaltung der ſchlanken Linie, ſondern ein ſelbſtändig als Schmuck wir⸗ kender Teil des Ganzen, das in ſeiner neuen Geſtaltung der kommenden Saiſon den modiſchen Charakter geben wird: die Bluſe hat auf der ganzen Linie geſiꝛgt! a Anita Sell. Au FF Beſat Dernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. N ungsverminderung und Völkerbundseintritt. Mitten in die außenpolitiſchen Beſpre— chungen des Reichskabinetts platzt die neue Meldung hinein, daß die Ausmaße in der Verminderung der Truppenſtärken in den be— ſeßten Gebieten ſich auf die Zurückziehung von 6000 Mann beſchränken ſollen. die aus— ſchließlich auf den fransöſiſchen Anteil ent— fallen. England denkt nach den vorliegenden Meldungen nicht daran, ſeinen augenblick— lichen Truppenbeſtand von rund 8000 Mann Roch weiter herabeuſetzen. Man kann duürch— aus verſtehen, daß England die Auffaſſung dertritt, daß erſt einmal die franzöſiſche Rie⸗ ſenziffer im beſerten Gebiet gründlich abge- baut werden müſſe, ehe es an eine weitere Verminderung ſeiner hiergegen kleinen Be— fatzungsziffer denken kann. Belgien und Eng— land unterhalten nur noch je eine Diviſion auf deutſchem Roden und dürften daber ſich mit einem gewiſſen Recht ſagen. daß ſie bei der ungebenren Ueberlegeuheit des franesſi ſchen Einflyſſes bei einer weiteren Serahſet— zung ihrer Truppenſtörke einfach in die Rolle von Statiſten gedröngt würden. Gerade unter dieſem Geſichtspunkt erſcheint es auch duürch— aus zweifelhaft. ob es auch vom deutſchen Standpunkt aus» begrüßen wöre. wenn durch weitere einſeitige Nerminderung der belaiſchen und enoliſchen Truppen das nume— riſche Uebergewicht der Franzoſen weiter ver— ſtärk“ würde. In Berliner volitiſchen Freiſen bat na— von der weiteren Ein— ſchränkung der zuerſt genannten Ziteern aroße Be ſoranis berpor geren und es iſt. wir unterrichtet zu ſein glauben, ſelßſt jn denen Kreiſen, die durchaus uſeinoeſchränkt Für den Völkercundsgedonken eintreten, die Neiaung im Machſen. Eintritt erſt dann au vollzzehen wenn die Nerſyrechengen don Locarno in einer befriedigenden Weiſe erfüllt In dieſer Meffo nung hat auch nicht wenig beigetragen die Stelſungnahme Pondoner politiſcher Hreiſe en dem ganzen Fragenkompler. die ſoehen durch ein deut— ſches Nachrichtenbüro verbreitet wird. Hier: nach besiffern engliſche maßgebende Kreiſe die Zahl der auoeyblickſich im Rheinland ſtebenden alljierten Trupven auf insgeſamt Lund 75000 Maun. Man erachtet die Vermin⸗ derung dieſer Geſamtsahl von* 900 Mann zum weitere 5— 6000 Mann franzöſiſcher Truy— den auf 60— 70 000 Mann auf enoliſcher Seite nach dieſer Verlautbarung für genügend ſoweit die ſen ſind. wirlſam, um in Deutſchland gewürdigt zu werden, beſonders, weil man in London den Standpunkt vertrete, daß über die Beder des Begriffes„normale Ziffer“ niemals Einigung erzielt werden könnte. Weiter glaubt man in Londoner politi ſchen Kreiſen, daß die Studienkommiſſion für die Ratsſitzſrage am 24. Auguſt in Geuf zu ſammentreten wird und daß das alleinige Thema die Frage des ſpaniſchen Anſpruches ſein werde. Im Gegenſatz zu gewiſſen Mel dungen in der engliſchen Preſſe erwarte man von polniſcher Seite keinerlei Schwierigkeiten. Für ebenſo unzutreffend erachte man die Meldungen, in denen von franzöſiſchen Be dingungen für eine Herabſetzung der rheini— ſchen Beſatzungstruypen die Rede ſei. Man erkenne auch vollauf an, daß es für jede Re gierung techniſch unmöglich ſein werde, eine Gewähr für den Schutz irgendwelcher Perſo nen(dieſe Bemerkung zielt auf die Separati ſten!) zu übernehmen. Worauf es bei dieſer Verlautbarung an ſcheinend ankommt, ergibt ſich aus der Schluß bemerkung. daß man unter dieſen Umſtänden auf engliſcher Seite ſich der beſtimmten Er wartung hingebe, daß der Aufnahme Deutſch lands in den Völkerbund nunmehr weder von deutſcher noch von anderer Schwierig keiten im Wege ſtehen dürften und daß damit die Aufnahme Deutſchlands in den Völker— bund und Völkerbundsrat Anfang September ſichergeſtellt ſei. Uns ſcheint. daß aus dieſer Bemerkung die nicht ganz unbegründete Befürchtung ſpricht. daß es unter keinen Umſtönden auch anders kommen könnte.— Zu ſtraff geſpannt, zerſpringt der Bogen! eine Seite Zur Verminderung der Rheinlondbeſatzung. Lundnn. 13 hevorſtehende Verminderung des ſatzungsheeres bemerkt„Dailn Nems“, daß nach dem Eintritt Deutſchlands in den Nölkerbund die Zurſtckziehung jedes fremden Soldaten vom deut ſchen Boden unverzößlich zu erfolgen habe. Es beſtehe dann Berechtigung mehr. daß nur ein einziger alliierter Poſten ſeine düſtere Macht am Rßein weiter halte. Unterſchriften Deufſchlands unter den Locarno-Pertrac und die Pölkerbundsſatzung Dürften ſicherheiten bieten 6 50000 Mann am Rhein. merkt daß das in Locarno gegebene Nerſprechen der Zurückziehung der Beſatzungstruppen ſchon längſt fällig geworden ſei. einem Artikel über die rheiniſchen Be keine Die ſtärkere Friedens— die Anweſenheit von „Daily Chroniele“ be Die Boratungen des Reichshabinetts Berlin, 14. Auguſt. Ueber die geſtrigen Beratenden des Reichskabinetts wurde in der 11. Abendſtunde folgendes amtliche Kommmu⸗ nique herausgegeben: Das Reichskabinett hat am Freitag nachmittag ſeine am Donnerstag abgebrochenen Beratungen zu Ende geführt. Insbeſondere wurde erneut die Frage der Beſtätigung des vom Verwaltungsrat der Reichsbahn zum Generaldirektor gewöhlten ſtellvertretenden Generaldirektors Dr. Dorp müller eingehend erörtert. Nach Lage] der Dinge konnte die Angelegenheit noch nicht zu einem abſchließenden Ergebnis geführt wer⸗ den, da eine ſachliche Einigung nicht vorliegt. Sodann nahm das Reichskabinett einen aus⸗ führlichen informatoriſchen Vortrag, des Reichsminiſters des Aeußeren über die aus⸗ wärtige Lage im Zuſammenhang mit der be— vorſtehenden Völkerbundstagung entgegen. Die übrigen Beratungen des Reichskahinetts am Donnerstag und Freitag betrafen lau⸗ fende Angelegenheiten. Die Frage des Reichs⸗ ehrenmals wurde vorläufig zurückgeſtellt. Soweit das amtliche Kommunique. Wie wir hierzu noch erfahren, handelt es ſich bei der in der Frage des Reichsbahnkoflikts nicht erzielten Einigung in erſter Linie um den Widerſtand des Treuhänders der Reichsbahn. Delacroix, gegen die Beteiligung des Reichsverkehrsminiſters an den Beratungen des Verwaltungsrates der Reichsbahn. Ver⸗ mutlich wird durch neue Verhandlungen und durch Vermittlung des Verwaltungsrates ein Einvernehmen erzielt werden. Bis dahin kommt eine Beſtätigung Dorpüllers purch das Kabinett nicht in Frage. Aus dem Wortlaut der über die Bera henden Erklärung ift zu entneh men, daß es in Rezug auf die Geuf berühren den Fragen noch nicht zu irgendwelchen Be— ſiſſen gekommen iſt. war ſchon deshalh nicht möglich weil Ergebnis der bevorſtehenden Tagung des Völkerbundes abgewartet werden muß In Berliner politiſchen Kreiſen wird anſcheinend damit gerechnet, daß die Mörzheſchlüſſe der Kom miſſion beſtätiagt werden. Nach Vorliegen neuen Beſchlüſſe des Studienausſchuſſes für die Ratsſitzſrage wird das Reichskabinett neue Be ratungen ſüber die hinſichtkich des Eintritts Deutſchlands in den Völkerbund einzuſchlagende Politik aufnehmen. Der„erliner Lokalanzei ger“ glaubt, daß der Reichskonzler an der vor— ausſichtlich bevorſtehenden Reiſe nach Genf nur dann teilnehmen wird, wenn auch die Miniſter präſidenten der übrigen Möchte ſich nach Genf begeben. Als ſicher wird angenommen werden können, daß Deutſchland erſt nach einer völligen Klärung der ganzen Frage noch Genf gehen wird, um eine Wiederholung der Vorgänge vom März zu vermeiden. Da die Beratungen des Reichskabinetts mit der geſtrigen Sitzung einen gewiſſen Abſchſuß gefunden haben, wird, wie wir erfahren, der Reichskanzler ſowie einige andere Miniſter der Reichsregierung Berlin in den nächſten Tagen wieder verlaſſen. Es verlautet, daß erſt Anfang September die nächſte Kabinettsſitzung ſtattfindet. er Der Ausland. Keine Aenderung der amerika⸗ niſchen Schuldenpolitik. Newyort, 13. Auguſt. Präſident Coo⸗ lidge wird am Montag mit Kellog und Hoover eine Beſprechung über die Schul⸗ „ den 16. Auguſt 1926 tung der — erlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathaus ſtr. 88 43. Jahrgang denfrage haben. Halbamtlich wird jedoch be- scare, um ihn über die gefaßten Beſchlüſſe zu reits heute erklärt, rung der Politik Coolidges in dieſer Frage nicht mehr zu erwarten ſei. Dieſer wird auch den Brief Clemenceaus weiter unbeantwortet aſſen. In den Kreiſen der Senatoren herrſcht immer eine ſtarfe Erregung über den Senator Mae Kellar erklörte, wenn ienceau gleichzeitig auch die Streichung deutſchen daß verlangt hätte, ſo würde nigſtens Achtung e Stattdeſſen bemühe ſich Mark Deutſchland ſchiebe Clomenceau vor, man dem enbringen FTronkreich, die le herauszpholen um ohne ſchuldbaren Grund um Erlaß ſeiner zu bitten. Brief we aus jeden Die Eiſenvor handlungen. g en Tagen in aufgenommenen Verhandlungen zöfſiſchen belgiſchen und luxemhuraiſck riellen hahen einer Verſt— geführt Ein for maler Abhſchluß durch Unterzeichnung iſt offenbar noch nicht zuſtande den Hotei ligten wurde eine Erklärung folgenden Wortlau tes ausgegeben: N wieder zwiſchen den deutſchen, geſtern zu indigung aekommen Von „Bei den Verhandlungen zwiſchen tern der Eiſeninduſtrie vnn Belgien, Deutſch land, Frankreich und Luxembure, die am 12 und 13. Aunuſt in Paris fattgefunden bahnen, hot man endgültig die Bedingungen feſtge ſogt, nach denen die luxemhurgiſchen und lath ringiſchen Kontingente noch Deutſchſand über unmmen merden ſulſen. Ehenſu hat mon ſich iber die Ausfühennasvorſchriften der Inter notinnalen Puhſtaffgemeinſchaft nerſtändigt. Das endgültige Inkrafttreten der Ahbmachun— gen unterliegt nuch der Zuſtimmung der Pro⸗ duzenten von zwei der beteiligten Länder.“ Vertre Weitere Erklärungen wurden von den betefi— liaten Induſtriebert abgelehnt Die jetzt abgeſchloſſenen Eiſenverhandlungen ſtanden in innigem Zuſommenhang mit den allgemeinen deutſch-franzöſiſchen Handelsvertraasverhandlun gen. Die größten Meinungsverſchiedenheiten be reiteten die Fragen der Quoten d. h. der Kon tingentierung der Produkion. In welcher Weiſe eine Regelung dieſer Frage erzielt wurde, geht Frklärung nicht hervor. Hinſichtlich der ige der Ausfuhr aus Lothringen und dem Zacrgebiet nach Deutſchland iſt jedenfalls eine digung erreicht worden. Nach unbeſtätig ten Meldungen ſollte urſprünglich Deutſchland mit dem Saaragebiet eine gleiche Quote zugebil ligt erhalten. wie Frankreich, Belgien und Lu emburo zuſammen. Oh auf der Grundlage zes ſolchen Ueßereinkommens der Eiſenpakt geſchloſſen wurde, iſt noch nicht bekannt. Angeb lich ſoll auf franzöſiſcher Seite ein Gegenſat zwiſchen den lothrinaiſchen Eiſenvertretern und den Vertretern der ſüdfranzöſiſchen Eiſeninduſtrie vorhanden geweſen ſein. letzteren ſollen dem Abſchluß eines Abkommens gegenwärtig noch ablehnend gegenüberſtehen. tretern Die Eupen und Malmedy. London, 13. Aug. Der Berliner Vertreter des„Mancheſter Guardian“ behauptet, daß trotz aller Ableugnungen die Gerüchte, wonach Deutſch— land beabſichtige, Eupen und Malmedy zurückzu erwerben, auf poſitiver Grundlage beruhten. Verhandlungen ſeien ſchon unter der vorigen bel giſchen Regierung begonnen, ſeien aber bei deren Sturz eingeſtellt, dann aber wieder aufgenommen worden. Die Verhandlungen trügen einen halb— amtlichen, aber nichtsdeſtoweniger ernſthaften Charakter. Die Gegenleiſtung für die Valoriſie rung der Papiermark, die während des Krieges in Belgien zirkulierte, ſoll in einer neuen Volks abſtimmung in Eupen und Malmedy beſtehen, deren Ergebnis zweifellos zu Gunſten Deutſch lands ausfallen werde. Man hoſſe, Volksabſtimmung noch in dieſem Herbſt ſtattfin den könne. Die Löſung dieſer Frage werde wei ter als Vorſpiel der Löſung der Saarfrage ange ſehen, die ebenfalls demnächſt angeſchnitten wer— den ſoll. Die Zeit für einen baldigen Rücktauf der Saargruben werde angeſichts des niedrigen Standes des Kohlenpreiſes für beſonders günſtig gehalten. Die Der Friedenskongreß in Bierville. Paris, 14. Aug. Zu dem am Dienstag bee ginnenden 6. internationalen Friedenskongreß auf Schloß Bierville bei Amiens ſind bereits Tau— ſende von Teilnehmern eingetroffen. Mehr als 1000, darunter die demokratiſchen Organiſationen der Wandervögel, ſind aus Deutſchland. Im ganzen ſind 30 Nationen vertreten. Die Tütigkeit des Spa ausſchuſſes. Paris, 13. Arguſt. Der Einſparungsaus⸗ ſchuß des Kal ietts hielt heute im Juſtizmini⸗ ſterium eine 2ttündige Sitzung ab. Am Schluz begab ſich Juſtizminiſter Barthon zu Poin⸗ daß die irgend eine Aende- unterrichten. 5 ionsſchulden⸗ahlungen handels fortgeſetzt. 1 können. 9 N Ueber dieſe ſelbſt iſt noch nichts belannt geworden. Barthou erklärte, die Maß— nahmen der Kommiſſion könnten nur dann Erfolg haben, wenn ſie geheim gehalten wür⸗ den. Handelsminiſter Bokanowski hat ſeine Unterſuchung über die Verteuerung der Le— benshaltung in mehreren Beſprechungen mit führenden Perſönlichkeiten des Lebensmittel⸗ Der mexitaniſche Kirchenſtreit. Mailand, 13. Nach dem vatikaniſchen rvatore Romano“ erklärt das mexikaniſche tum Meldungen über einen materiellen Wi— and der Katholiken für tendenziös und un— Die mexikaniſchen Biſchöfe führten aus, daß der Klerus dem Staate treu ſei und die Ka— tholiken im Kriegsfalle wie alle anderen Bür— 5 zu den Waffen greifen würden. Aug. ger Meri Schweden und die Ratsſitzfrage. ö Stockholm, 14. Auguſt. Der ſchwediſche Minifterpräſident Ekman erklärte gegenüber! Preſſevertretern u. a.: Schweden ſteht noch immer auf demſelben Standpunkt, daß außer Deutſchland kein anderer Staat einen ſtändi⸗ gen Sitz im Völkerbundsrat erhalten ſollte. Es ſei ungewöhnlich, daß man zunöchſt über die Aufnahme Deutſchlands hinausgehen werde. Ekman deutete die Aufgaben einer neu— tralen Völkerbundsgruppe, beſtehend aus den nordiſchen Staaten, der Schweiz und Holland gegenüber den Intereſſen der Großmächte an. Ende des Bergarbeiterſtreiks? London, 14. Aug. Die Londoner Abendpreſſe berichtet über einen bevorſtehenden Zuſammen⸗ bruch engliſchen Bergarhbeiterſtreiks. Der Bergarbotorführer Cook hat geſtern in einer Un terred nit einem Preſſevertreter erklärt, daß die 9 der engliſchen Bergarbeiter nunmehr ein Ende haben müßten. Das ganze britiſche Volk ſei von der Nutzloſiakeit einer Fortſetzung! des Kampfes ſtberzeugt und werde daher die Verhandlungsbereitſchaft der Bergarbeiter aner— kennen. Seine Erklärungen zielten darauf ab. die Regierung aufzufordern, die Bergarbeiter zu neuen Verhandlungen einzuladen. Den Acht⸗ ſtundentag hat Cook gelehnt. Angeblich ſoll in engliſchen Gewerkſchaftskreiſen Beſtürzung herrſchen. September wird auf der Jahres— tagung der engliſchen Gewerkſchaften der zur Verhandlung kommen. Man befürchtet als Folge des Streiks einen Maſſenaustritt. Preſſenae daß Baldwin die Einladung an die Bergarbeiter und die Bergwerksheſitzer zu neuen Verhandlungen bereits abgeſandt habe. wird amtlich dmentiert. Von einer der beiden Parteien ſelbft, ſo heißt es in einer amtlichen Er— klärung, müſſe die Initiative ausgehen. Nach Mitteilung des engliſchen Handelsam— tes Betrug die Kohleneinfuhr nach England im Juli 2319656 Tonnen im Werte von 4147 995 Pfund Sterling gegenüber 366360 im Werte von 718000 Pfund Sterling im Juli vorigen Jahres. Die Kohlenausfuhr betrug nur 628 im Werte von 7708 Pfund Sterling gegenüber; 1442 256 Tonnen im Werte von 4465092 Pfund Sterling im Juli vorigen Jahres. In dieſer Statiſtik fe noch die Angaben über die eng⸗ liſch Schiffe, die infolge des Streiks in auslän- diſch Häfen gebunkert haben. Grubenbeſitzer erklären minde- ſtens ein Jahr dauern werde, bis die Folgen; des Streiks völlig überwunden ſeien. des 8 Im Streik Die icht, daß es Ein l eutſamer Brief des deutſchen Exkronprinzen. Für einen baldigen Frieden nach der Marneſchlacht 628 — i zcherheft gegen neue Kriege. Dem„Jungdeulſche“, Organ des Jungdeurſchen Ordens, entnehmen wir in Nr. 161 folgenden intereſſanten Brief, den der Exkronprinz an den Induſtriellen Arnold Rechberg unter dem 6. Auguſt 1929 ſchrieb. Er hat folgenden Wort⸗ laut: Mein lieber Rechberg! Sie haben in letzter Zeit zu wiederholten Malen in tapferer und aufrechter Art die Verleumdungen, welche von den verſchiedeuſten Seiten über mich erhoben worden ſind, durch Ihnen bekannte Tat⸗ ſachen widerlegt. Hierfür möchte ich Ihnen meinen von Herzen kommenden Dank ſagen. Es hat mir ſehr wohl getan, daß Sie Ihre Geſinnung für mich nicht gewechſelt haben. Sie wiſſen ja, wie ich ſchon lange vor dem Krieg auf die Diplomatie einzuwirken verſucht habe, um Mittel und Wege zu inden, die immer drohender aufſteigende Ge⸗ ö fahr des Krieges zu beſeitigen. Wäre es unſeren Staatsmännern gelungen, den Krieg zu vermeiden, denn wäre Deutſchlands Entwicklung eine tei gend gute geblieben. Unſere innere Verwaltung War damals eine Geörbficte, unsere Jaffbbrefſchöft und unſere Industrie waren im Aufblühen, unſere hatte den Grund zu einer Jotziale Geſe ng großartigen einten der Arbeiterfrage gelegt. Das Deutſche Reich würde ſicher der modernen Entwicklung dauernd sog fein, und das alles 0 f s Reiches geſichert. Sie eriunern ſich ſicher noch an unſere Geſpräche nach a nur durch die Kopfloſigkeit und durch dasVerſagen der damaligen ö Oboyſten de der 30h einem ſo ernſten Miß⸗ ieffenſche Plan zerbrach durchbrochen war er N Es war ſomit bereits im Herbſt 1914 klar, daß der Krieg rein militärisch nicht mehr zum erfolgreichen Ende geführt werden kon Meine Anſicht, daß darum ein baldiger Friede anzuſtreben ſei, habe ich oft genug zum Ausdruck gebracht. Wäre mein damaliger Wunſch, feinen Frieden mit Frankreich zu ſchließen, verwirk⸗ (licht worden,— und wie Sie wiſſen war ich da⸗ lun einem ſolchen Frieden zuliebe Opfer zu brin⸗ gen—, dann wäre das nicht nur für Deutſchland, war durch das Anſehen der Schlacht an der Marne, die erfolg wurde. Der endgülfig an der Marne, chon im Aufmarſch. konnte. 1 Volk vielleicht glück das eßſiche Reſultat des Krieges 7 2 * N Entſchlüſſe gefaßt hätte, überhaupt fehlte. Sie können ſich ſchwer einen Begriff . en ſich davon ma⸗ ö chen, was ich in den letzten Jahren des Krieges unter der Erkenntnis dieſer Verhältniſſe gelitten Auch zu dem Entſchluß, den Frieden mit 9 habe. England auf dem Wege eines ſchaftlichen Gegenſätze zu ſuchen, heitliche politiſche Wille. lung unſerer öffentlichen ich ſah, daß wir lungskampf ſtanden. nes Erachtens nicht über den menbruch der Heimat wundern „Auch ich hätte ſchon gerne einmal etwas über Ich möchte 8 als ge⸗ hörte ich zu denen, welche, wie es jetzt in Deutſch⸗ 1 ſo oft geſchieht, dſe Schuld am verlorenen Kriege auf irgendwen ſchieben wollen. So werde! du noc Leicht iſt es 0 manchmal nicht, wenn mir vorgeworfen wird, ich habe zur Verlängerung des Krieges beigetragen, dieſe Dinge, die ich weiß öffentli Dieſe 8 5, veröffentlicht. möchte aber nicht den Anſchein Ape, ich zunöchſt noch damit warten. Materials leicht wäre. 15 f Momentan ſcheint ja in Deutſchland überhaupe 8 bein günſtiger Boden für ruhige und unparteiiſche 5 Beurteilung irgendwelcher Fragen zu ſein, und ſo⸗ Plange die Deutſchen über der Parteipolitik das gene nationale Geſamtintereſſe vergeſſen, iſt keine 17 efundung möglich. Aber auch die politiſchenRicht⸗ Uumien der anderen Staaten ſcheinen ſich mehr und 160 mehr zu verwirren, und es macht faſt den Ein⸗ Le bruck, daß nirgends klare und fruchtbare Ziele ver⸗ „ bölgt werden. Niemand kann daher ſagen, ob und wann Europa zur Ruhe kommen wird. Das kann meines Erachtens nur dann geſchehen, wenn eine Löfung gefunden würde, welche den Inter⸗ geſſen aller Nationen ſoweit als irgend möglich ge⸗ recht wird und welche die Sicherheit gegen neue Kriege in ſich trüge.. be Kika: t Mit herzlichen Grüßen Ihr getreuer und barer 7 (gez.) Wilhelm. Der Brief enthält zweifellos eine Reihe bedeut⸗ flamer Momente. 15 Verſtändigungsfriedens werden ſich jeden⸗ Is freuen, in Kronprinz Wilhelm einen Kampf⸗ ö Panel. für ihre realpolitiſchen Pläne kennen zu lernen. Leider iſt dies 12 Jahre nach dem Fiasko an der Marne zu ſpät. Hätte Kronprinz Wilhelm mtit dem bayeriſchen Thronfolger, von dem die⸗ elbe Erkenntnis bekannt iſt, bereits im Herbſt 1914 den Mut aufgebracht, die Unentwegten in die Schranken zu verweiſen, ſo wäre zweifellos manches anders gekommen. Noman von Ferdinand Runkel. „Um Gottes wilen, gnädige Frau.“ 5 „Er iſt ein ganz brutaler ſcheußlichen Menſch, glauben Sie mir. Sie kennen eben die unheimliche Geſchichte mit der Löbau nicht, die vor drei Jahren paſſierte.“ „Sie wollen nicht gerne darüber ſprechen?““ „Es iſt mir lieber, wenn mein Mann. 5 ich bin nicht ſo in den Einzelheiten unterrichtet wie er. Richard,“ redete ſie jetzt den wieder ein⸗ tretenden Direktor an,„wie war das doch mit Ritter und dem Grafen Löbau?“ „Ach, das iſt eine gefährliche Geſchichte, man ſpricht nicht gerne darüber. Die beiden waren a wenn man die ungeheuren Menſchenver⸗ ö iuſte und die durch den Krieg verurſachte Zerſtö⸗ rung des Landes in Rechnung 51 auch für das icher geweſen, als Je länger aber der Krieg dauerte, um ſo meh mußte ich erkennen, daß die einfachſte Voraus. f 56 für eine glückliche Beendigung des Kamp 10 8, nämlich. eins zielbewußte politiſche Leitung welche gegenüber der Energie unſererchegner ganz lusgleichs der wirt⸗ ſu fehlte der ein⸗ . p. So kam, was kommen mußte. Ich habe auch einen vergeblichen Kampf denen die meines Erachtens unrichtige Behand⸗ 1 Meinung gekämpft, denn ſchon lange in einem Verzweif⸗ Man konnte ſich alſo mei⸗ gänzlichen Zuſam⸗ et zu widerlegen mir auf Grund authentiſchen dank Die Freunde des ſeinerzeitigen⸗ entgleiſte (nicht 848) Regensburg München bei Einfahrtsweiche im Bahnhof ten um, wobei 7 ſchwer und 20 leicht verletzt wurden. Strecke allſtelle begeben. Einzelheiten. München, 13. Auguſt. Die Kunde von dem neuen ſchweren Eiſenbahnunglück bei Freiſing verbreitete ſich in den Vormittagsſtunden wie 10.40 Uhr ſofort nach dem Einlaufen der erſten Meldung über den Umfang der Kata⸗ ſtrophe wurde ein Hilfszug mit Sanitätsper⸗ ſonal und allen erforderlichen Geräten an die Schwerverletzten der Kataftrophe wurden zum Teil mit Kraft⸗ wagen nach München transportiert, die Leicht⸗ verletzten werden mit dem Hilfszug hier er⸗ ein Lauffeuer in der Stadt. vormittags, Um Unfallſtelle abgelaſſen. Die wartet. glücks gibt der an die Unfallſtelle Sonderberichterſtatter des zeugen folgende Schilderung: Der nigte Perſonenzug 858. welcher vormittags 9.33 Uhr eintreffen ſollte, paſſierte nach An⸗ gem Tempo(79 Kilometer pro Stunde) eines beſchleunigten Perſonenzuges den Schienen⸗ wechſel bei Langenbach, der ſich 7 Meter von der Straßenüberquerung der Diſtriktſtraße Langenbach— Inkofen bereits im Gebiet des Bahnhofsbereiches von Langenbach und zwar gegenüber dem Stellwerk befindet. An dieſem Wechſel wurden heute morgen unmittelbar vor dem Unglück Gleisauswechſelungs⸗Arbeiten vorgenommen. Nach Angabe der in Frage kommenden Arbeiter war der Wechſel zurzeit des Durchfahrens des fälligen Zuges techniſch paſſierbar. Die 72 Tonnen ſchwere Maſchine, ſowie der Packwagen und drei Perſonenwagen hatten den Wechſel bereits überfahren, als plötzlich an der Fangſchiene ein Schrauben⸗ mutlich der Wechſel teilweiſe verſtellt worden. Der Zug glitt infolgedeſſen ab. Der erſte Teil fuhr weiter, während der Spitzenwagen des abgeriſſenen Zuaſtückes entgleiſte und noch ein gutes Stück weiterfuhr, ſich dann Lerſchlug und auf das Neben leis des Bahnkörpers in vollkommen vertikaler Richtung legte. Der abgeſtürzte Wagen riß dabei von dem weite⸗ ren Zugteil ab. Bei den folgenden Wagen war vermutlich Mautomatiſche Bremsvor⸗ richtung, die bei! lichem Abreißen des Zu⸗ ges wirkſam werden ſoll, in Funktion getre⸗ ten, denn die nächſten fünf Perſonenwagen waren teilweiſe ſchrög geſtellt und umgelegt, ſowie mit ihren Kopfteilen ineinander geſcho⸗ ben. Der vollkommen umgeſtürzte Wagen ent⸗ hielt Reiſende aus der Richtung Regensburg. In dieſem Wagen ſind auch ſämtliche Todes⸗ in Streit geraten, den Grund kann niemand ſo recht angeben, genug, es war ein außerordent⸗ lich hitziger Streit, aber ſie hatten ſich zurück⸗ gehalten und keine Beleibigungen ausgeſprochen, es alübte e im ſtulen fort“ „Man ſagtr, der Gegenſtand des Streites ö ſei 1 a Löbau geweſen.“ „Um Gottes willen, Erna, ver di Mund nicht.“ brenn' dir den ie ic gent Freund wie Dr. Müller ge⸗ genüber, ich kenne ihn beinahe— 99 als dich.“ N eee e „Ja, ja, ich weiß es und bin au. bar eiferſüchtig auf ihn.“ h e Sie lächelten einander an, und die ein⸗ mal unterbrochene Erzählung konnte zunächſt nicht wieder aufgenommen werden, da die Köchin der Hausfrau meldete, es ſei angerichtet. Ein fröhliches Mahl, gehoben durch herr⸗ lichen alten Rheinwein, lenkte das Geſpräch mehr und mehr von den düſteren Bildern der verfloſſenen Stunde ab und freundlicheren Dingen zu. Frau Erna war ſebhr luſtia. neckte als ſie aber ſeiner ernſten traurigen Miene be⸗ gegnete, tat es ihr leid. Sie hatte ja nicht ge⸗ ahnt, daß die unglückliche Frau van Wolfgang noch einen ſolch breiten Raum im Herzen des Jugendfreundes einnahm. Der Direktor plauderte über dies und das, über die Schule, über die Lehrer, über die Schüler, über ſeine neue kritiſche Ausgabe des Livius und ſchließlich auch üben Politik. Als die Tafel abgeräumt und man nach dem Garten gegangen war, um den Kaffee zu trinken, erinnerte Max den Direktor daran, die Geſchichte von Ritter und dem Grafen Löbau weiter zu erzählen. „Ja, ſehen Sie, Erna hat ganz recht, es ſoll etwas mit der Gräfin vorgekommen ſein. Der gute Oberförſter iſt ein ganz verteufelter Kerl, wenn ſich's um Frauen handelt, aber er iſt auch eine ſchlaue Jägernatur und verſteht es, dem Wilde Fallen zu ſtellen, ſo geheim und ſo geſchickt, daß er immer Erfolg hat, und daß der Jagdherr dem gefährlichen Wild⸗ ſchützen nur ganz ſchwer auf die Spur kommen kann. Man redet allerlei. Der Kernpunkt der Sache iſt, daß Löbau den Oberförſter mit der Gräfin im Verdacht hatte; er konnte aber weder ihm noch ihr das geringſte nachweiſen. Die Folge davon war ein beſtändiger ver⸗ ſteckter Krieg zwiſchen den beiden und ein leidenſchaftlicher Haß. Dazu geſellte ſich noch der Jagdneid. Löbaus ungeheures Revier Ee ſpitzwinklig in die königlichen Wal⸗ ungen vor, und ſo entſteht an den Grenzen ein beſtändiges Hin und Her zwiſchen den königlichen Beamten und den gräflichen Jag aufſehern. Die einen hulten feſt und die an⸗ dern wollen nicht loslaſſen. Der Graf hatte in ſeinem Revier eine ganze Anzahl Wapitihirſche angeſiedelt, die unter der trefflichen Schonung und Pflege ſich gut eingewöhnt und vermehri haben. Ritter läßt nun jedes dieſer wert⸗ nollen Eremplare, das auf's königliche Revier Ueber den Hergang des ſchrecklichen Un⸗ entſandte „Freiſinger Tage⸗ blattes“ auf Grund der Angaben von Augen⸗ beſchleu⸗ unbekannte Verletzten wurden ſie in die Krankenhäuſer burg und Freiſing gebracht. Hilfszüge an der Unfallſtelle eingetroffen wa⸗ ren, ſind die Schwerverletzten bereits durch! Kraftwagen abtransportiert geweſen. Seit 3 Uhr nachmittags wird ein eingleiſiger Betrieb zwiſchen München aufrecht erhalten. gabe des Lokomotivführers in fahrplanmäßi⸗ zwinger fortgezogen wurde. Dadurch iſt ver⸗ Gruppenverwaltung Bayern der Reichsbahngeſellſchaft gerichtet: der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft iſt erneut von einem worden. Schwere Eiſenbahnkataſtrophe in Bayern. 12 Tote— Zahlreiche Verletzte. München, 13. Auguſt. Die Reichsbahn⸗ direktion München teilt amtlich mit: Heute, Freitag, den 13. Auguſt, 9.28 Uhr vormittags, der beſchleunigte Perſonenzug 858 der Langenbach (Oberbayern). Mehrere Perſonenwagen ſtürz⸗ 12 Reiſende getötet, Die wird bis 3 Uhr nachmittags geſperrt ſein. Der Verkehr wird durch Umſteigen auf⸗ recht erhalten. Die Hilfstätigkeit iſt im Gange. Sofort nach Bekanntwerden des Unfalles hat ſich Miniſterpräſident Dr. Held an die Un⸗ ten 7 Wagen des Zuges waren die aus der Richtung von Paſſau. Sie ſtehen unbeſchädigt auf dem Benkörper. Nur die Kopfſeite des erſten Wagens iſt eingedrückt. Tauſende von Holz⸗ und Eiſenſplittern, aufgeriſſene Teile des Bahnkörpers, zerſplitterte Schwellen, ſo⸗ wie ein umgeworſenes Einfahrtsſignal und Eiſenteile bedecken die Unglücksſtätte. ö Die Opfer des Unglücks. München, 13. Auguſt. Nach neueren Be; richten aus Langenbach iſt das Rettungswerl an der Unfallſtelle ſehr raſch fortgeſchritten, da ſowohl aus Landshut wie aus Freiſing Aerzte und Sanitätsmannſchaften mit Kraft- wagen raſch zur Stelle waren. Aus deu Trümmern mußte ein Schwerverletzter her⸗ ausgeſchweißt werden. Zwei Fahrgäſte waren noch einige Zeit nach dem Erſcheinen der Ret, tungsmannſchaften eingeklemmt, konnten aber dann befreit werden. Die Namen der Toten ſind: Marie Burger aus Ingolſtadt, Rave. Buchner aus Augsburg, Wilhelm u. Mar tha Weiner aus Laubau, Joh. Fiſcher aus Regensburg, Heinrich und Georg Lud⸗ wig, Schüler aus Bamberg, eine unbe⸗ kannte Frauenleiche, bekleidet mit einem grauen Koſtüm und einem Ehering, Ludwig Vogel aus Roſenheim u. ein etwa 8 Jahre alter Knabe, vermutlich der Sohn des Buch⸗ ner. Schwerverletzt ſind ein Kind des oben⸗ genannten Eiſenbahnaſſiſtenten Burger, ein Bäcker Konrad Lehner aus Nürnberg, Jo⸗ hanna Buchner, ein 7jähriges Mädchen aus München, Maria Hagen aus Regensburg, Krankenſchweſter Sabina vom Aubacher Krankenhaus, Martin Ettinger und eine männliche Perſon. Soweit die, ihre Reiſe nicht fortſetzen konnten, von Mos⸗ Als die erſten und Regensburg 1 Von den verletzten Perſonen brachte der erſte Hilfszug 5 Leichtverletzte nach München. Dieſe wurden in Krankenhäuſer und in ihren Wohnungen untergebracht. In das Freiſinger Krankenhaus wurden 5 Verletzte und in das Moosburger Krankenhaus 12 Schwerverletzte eingeliefert, zumeiſt mit ſchweren Verwundun⸗ gen. Beileidstelegramme des Reichspräſidenten u. Reichskanzlers. ö Berlin, 14. Auguſt. Der Reichspräſident hat ein Beileidstelegramm nach München ge⸗ ſandt, das folgenden Wortlaut hat:„Tief be⸗ wegt durch die Nachricht don dem ſchweren Eiſenbahnunglück bitte ich, meine herzliche Anteilnahme, meine beſten Wünſche für ihre Wiederherſtel⸗ lung zu übermitteln. gez.»» Hindenburg Reichspräſident.“ 5 auf Bahnhof Langenbach den Hinterbliebenen der Getöteten Dr. Marx hat an die! Deutſchen folgendes Telegramm! „Die Gruppenverwaltung Bayern Auch Reichskanzler ſchweren Unglücksfall betroffen Zu meinem größten Bedauern ſind (koſtvbare Menſchenleben zum Opfer onker und die Verletzten zu beklagen. Die letz⸗ Ich bitte. gefallen. den Angehörigen der tödlich Ver⸗ übertritt, rückſichtsios apſchießen, wofur ſich der Graf wieder an dem herrlichen Rehſtand der königlichen Waldungen ſchadlos hält.“ „Ja, warum gattert denn der Graf ſein Revier nicht ein?“ fragte Max, in dem jetzt das Intereſſe des Förſterſohnes am Handwerk des Vaters erzoachte. „Das wollte er ja, aber das war aua ein Streitpunkt zwiſchen den beiden. Ritter machte forſtſchutzliche Bedenken geltend, und das Miniſterium hat dieſen Bedenken Gehör geſchenkt und dem Grafen das Eingattern verboten.“ „Das iſt doch unerhört.“— „Ja, aber Ritter iſt eben An ausgezeich⸗ neter Forſtmann, im Miniſterium ſehr ange⸗ ſehen und ſein Wort gilt mehr, als das des Grafen. Wir haben ja auch in der Tat ſehr viel Wilddiebe, und das Eingattern würde ihnen nur das Entkommen erleichtern.“ „Das ſcheint mir doch nicht ſo abſolut richtig.“ „Nun, ich weiß auch nicht, ob das allein der Grund war, kurz, das Eingattern wurde von der Regierung nicht genehmigt. Da ge⸗ ſchah es eines Morgens, oder man kann ſagen einer Nacht, denn es war drei Uhr vorüber, daß Ritter in ſeinem Revier einen Schuß fallen hörte. Er ging darauf zu und ſah 7 nach dem Löbauſchen Revier verſchwinden. Er folgte ihm, hörte einen lauten Wortwechſel an der Grenze, es fällt ein Schuß, wie der Ober⸗ förſter behauptet, aus dem Gewehr des Wild⸗ ee der 1 50 9885 zuſammen.“ „Sie ſagen, wie der Oberförſter b 25 Herr e n „Ja, denn der Wilddieb, der t Wächter, den die Kattenhauſener wegen 8 Rieſenfauſt ſcherzweiſe das Goldhändchen nennen, behauptet, der Oberförſter habe ge⸗ oſſen, nicht er. i 10 belle. 7 Das iſt natürlich nicht zu den Verletzten völkerung bemächtigte unglückten die wärmſte Anteilnahme, den Verletzten meine beſten Wünſche für baldige Wiederherſtellung zu übermitteln. gez. Reichs⸗ kanzler Dr. Marx.“ eee Aus aller Welt. Gertrud Ederle in der Heimat. Biſſingen, 13. Aug. Der Kaualbezwingerin Gertrud Ederle wurde geſtern abend in ihrem väterlichen Heimatdorf Biſſingen ein glänzender Empfang zuteil. Biſſingen, das keine Bahnſta⸗ tion hat, erreichte Gertrud Ederle per Auto. Alle Ortſchaften an der Straße, die der Wagen paſſie⸗ ren mußte, hatten ihrerſeits kleine Feiern und Anſprachen veranſtaltet. In Biſſingen ſelbſt bil⸗ deten die ganze Dorfſtraße entlang Schulkinder Spalier mit bunten Papierlampen. Unter der ſeſtlich geſchmückten Tür des groß väterlichen Hau⸗ ſes empfing die Großmutter im Kopftuch die An⸗ kommenden. 3 Neue Aufforderung an Miß Ederle. London, 13. Aug. Wie aus Chicago gemel⸗ det wird, hat der amerikaniſche Kaugummifabri⸗ kant Wirghley eine Summe von 5000 Dollar aus⸗ geſetzt für den Fall, daß Fräulein Ederle den Ka⸗ nal zwiſchen der Catalino⸗Inſel und dem kalifor⸗ niſchen Feſtland durchſchwimmt. Dieſer Kanal iſt etwas breiter als der Aermelkanal, aber viel ruhiger. Die Exploſion auf der Inſel Czepel. Budapeſt, 13. Aug. Das auf der Inſel Cze⸗ pel heute nacht durch Exploſion eines großen Pulverlagers entſtandene Feuer konnte nach eif⸗ rigem Mühen lokaliſiert werden, ſodaß die Ge⸗ fahr für das ungefähr 50 Schritt abliegende Akraſitlager beſeitigt erſcheint. Nach amtlichen Berichten ſind 20—30 0000 Kilogramm Schieß⸗ pulver explodiert. Von den 24 Poliziſten, die an dem Munitionslager Wache gehalten hatten, fehlt jede Spur. Es dürfte angenommen wer⸗ den, daß ſie ums Leben gekommen ſind. Aller⸗ dings ſchweigt ſich der amtliche Bericht darüber aus und beſagt. daß keinerlei Todesopfer zu be⸗ klagen ſind. Die Polizei hegt den Verdacht, daß die Exploſion die Folge eines Attentates iſt, weshalb eine umfaſſende Unterſuchung eingelei⸗ tet wurde. Der heſſiſche Geſandte in Berlin für Lorch. Bingen, 11. Aug. In die immer größer wer⸗ dende Reihe der Vorkämpfer für den Gedanken eines Reichsehrenmals auf den Lorcher Inſeln tritt jetzt mit einer beſonders eindrucksvollen Kundgebung der Heſſiſche Geſandte in Berlin, Freiherr von Biegeleben, der als Heſſiſcher Be⸗ vollmächtigter zum Reichsrat die Fahrten des Reichsausſchuſſes durch Deutſchland mitgemacht hat. Er ſchildert in einem längeren Bericht die Fahrten an den Rhein, an die Weſer, in den Harz und nach Berka. Seine Ausführungen zei⸗ gen, daß er dem Lorcher Projekt bei weitem den Vorzug gibt. Rückkehr des kleinen Kreuzers„Hamburg“. Berlin, 13. Auguft. Der kleine Kreuzer „Hamburg“ der Reichsmarine, der gegenwär⸗ tig in Nagaſaki in Japan liegt, tritt dieſer Tage die Heimreiſe nach Deutſchland an. Das Schiff wird vor ſeiner Rückkehr noch verſchie⸗ dene fernöſtliche Häfen beſuchen. Engliſcher Gottesdienſt im Schwarzwald. Triberg, 11. Auguſt. Triberg hat als erſter der Schwarzwald⸗Fremdenplätze anfangs Auguſt die aus der Zeit vor dem Kriege be⸗ kannten engliſchen Gottesdienſte wieder auf⸗ genommen. Die engliſche Kapelle iſt von der Stadtgemeinde wieder inſtand geſetzt worden. Der Gottesdienſt wird von dem engliſchen Pfarrer W. Lulus ausgeübt. Erdbeben in Chile. London, 10. Auguſt. Aus Santiago wird gemeldet, daß in einem großen Teile von Chile ein Erdheben verſyürt wurde. Der Be⸗ ücht teh eine große Panik, doch werden bis jetzt keine Verluſte gemeldet. FETZTTVTCTCTCTCTCTVTCT(TCTFTWT—TTWTFT—+1T1T1T17T7+T+ꝓ+ꝓ+ꝓ1tſ....... ̃—— thren Gatten und nete auch Weax mu Molly, Veundie Schatten weichen „Nun, dieſer Sache muß man doch au den Grund gehen können. 5 die bebe Ge. wehre.“ „- ſagen gar nichts, denn der Graf hatte einen Poſtenſchuß mitten ins Herz be⸗ kommen. Aus Poſten aber läßt ſich nichts folgern wie aus Kugeln, und der Wilddieb hatte vorher einen Rehbock gleichfalls mit Poſten geſchoſſen. Der Oberförſter trug einen Drilling, deſſen einer Lauf allerdings mit Poſten geladen war, der andere mit feinem Hag, der Büchſenlauf war nicht chargiert. s Wundert mich, daß Sie von der Affäre gar nichts gehört haben, e war eine ungeheuer aufregende Geſchichte, die Verhandlungen laſen ſich wie ein Kriminal⸗Roman. Es wurde am Stammtiſch vielfach darüber debattiert, und die Meinungen waren ſehr geteilt. Sie ſehen ja, meine Frau iſt wie ein großer Teil der Kattenhauſener Geſellſchaft geneigt, den Ober⸗ förſter ſchuldig zu ſprechen. mu eines ſo brutalen Morbes halle ich e Maul ae 1 1 e mit kühlem n Gegner die Waffe 75 „Und Wächter 7 i f„Ja, gegen ihn waren der Verdachtsgründe zu viele. Sie kennen ihn ja, er iſt ein be⸗ kannter und berüchtigter Wilddieb, aber man hat nie gehört, daß er bei einem e gerade noch einen Wildfrevler in der Richtung ö treffen mit einem Forſtbeamten oder gar Jagdherrn von der Waffe Gebrauch gemacht hätte, kurz, der Fall iſt dunkel.“ eIſt denn das Gericht gar nicht in die Er⸗ örterung der Frage eingetreten, ob Ritter geſchoſſen haben könnte?“ „Ei natürlich, einer ſo beſtimmten Aus⸗ ſage, wie der Wächters gegenüber, mußte das ja geſchehen, aber ſchließlich iſt ein Oberförſter doch eine glaubwürdigere e als der mit dem Rehbock auf der Schulter im Wald angetroffene allgemein bekannte Frevler. Sie wiſſen ja, unſere ausgedehnten Wä manches Geheimnis. 29 9 ben Aus Nah und Fern. Hondel und Induſtrie. Wöllſtein, 12. Aug.(Unglück im Steinbruch.) Im Steinbruch von Robert Boos u. Co. iſt ge⸗ ſiern abend der zufällig dort anweſende Jung⸗ becker aus Neu⸗Bamberg infolge einer zu früh eingetretenen Exploſion ums Leben gekommen. wei Arbeiter, die gerade den Sprengſtoff in, das Geſtein einfüllten, wurden ſchwer verletzt. Der Beſitzer Robert Boos, der ebenfalls im Stein⸗ bruch ſich aufhielt, erlitt Verletzungen im Geſicht und an den Augen. Da die übrigen dort noch beſchäftigten Perſonen ſich auf dem Heimweg befanden, trat kein weiterer Unglücksfall dazu.— Das Unglück iſt umſo entſetzlicher, als erſt vor wen? Wochen in dem gleichen Steinbruch zwei junge nenſchen ihr Leben ließen.—(Unterſuch⸗ ung.) Anläßlich des Unglücksfalles in dem Steinbruch der„Hartenſteinwerke Pfalz⸗Heſſen“, bei dem zwei Arbeiter den Tod fanden, hatte die heſſiſche Staatsauwalſchaft Mainz eine Unterſu⸗ chung über die Entſtehungsurſache des Unglücks eingeleitet. Die Staatsanwaltſchaft kam nach doraufgegangener Unterſuchung zu der Aufſfaſ⸗ ſung, daß fahrläſſige Tötung und Körperverletz⸗ und wich worſioge Saarbrücken. Ein neuer Hungerkünſtler! „Jedenfalls 15 ich von heute mittag ab nichts mehr“, Aulte der Eiſenbetonarbeiter Nikolaus Pfiff linger mit hocherhobener Fauſt in den Gerichts⸗ ſaal zu Saarlouis, als die letzte auswärtige Ferien ſtrafkammer ihn und ſeinen Komplizen Johann Groß aus Merzig zu einem Jahr Zuchthaus beß ſofortiger Verhaftung beſtraft hatte. Und die Urſache? Zwei Säcke Lumpen, die ſie aus dem Lager des Händlers Hahn geſtoblen- batten. e Speyer. Zu der bereits gemeldeten Sperrung ber Speyerer Brücke infolge Anrennens eines Schiffes erfahren wir noch: Früh kurz nach 7 Uhr ſtieß das mit etwa 50 000 Backſteinen der Firma Stubenrauch in Sondernheim beladene Schleppſchiff „Luise“, das ſich auf der Talfahrt befand, und durch den Strom ohne jegliche maſchinelle Kraft getrieben wurde, mit Pontons der Schiffbrücke zuſammen. Der vordere Schiffteil ſtieß mit ſcharfer Wucht an die Brücke an und in kurzer Folge drehte und ſen' e das Schiff ſich ſeitwärts und ging unter. Das 11 Mann zählende Perſonal konnte ſich noch rechtzeitig an die Pontons der Schiffsbrücke retten. Der Grund des Zuſammenſtoßes liegt wahrſcheinlich in der Steue⸗ dung des Schiffes, denn der Brückenwärter hatte dis Gefahr bemerkt und wiederholt Zeichen gegeben, die aber nicht beachtet wurden. Auch die Durchfahrts⸗ vorkehrungen waren nach Anmeldung des Schiffes ſo frühzeitig getroffen worden, daß das Schiff die Brücke ohne jede Störung hätte paſſieren können. Das untergegangene Schiff hängt nunmehr in den Ketten der Pontons feſt, wodurch die ausgefahrenen, Brückenjoche vorerſt nicht wieder eingefahren werden konnen. Loöwenich, 11. Auguſt.(Mit dem Auto in die Moſel gefahren.) Hier fuhr ein Laſtauto in voller Fahrt infolge Verſagens der Steue- rung in die Moſel. Der Fahrer konnte ſich durch Abſpringen retten. Der Wagen konnte noch nicht geborgen werden. Schifferſtadt, 10. Auguſt.(Erntefeſtzug.) Ein großes Erntefeſt veranſtalten am 22. Auguſt die Landwirte mit Unterſtützung ber hieſigen Vereine. Damit verbunden iſt ein gro⸗ ßer Feſtzug, bei dem 36 Feſtwagen laufen u. 6 Muſikkapellen mitwirken. Der Zug zeigt die Entwicklung der Landwirtſchaft und des Ge— müſebaues in Schifferſtadt. Kelſterbach, 11. Auguſt.(Unfall auf dem Schiff.) Auf einem Schiff geriet der Kapitän beim Wickeln des Drahtſeils mit dem Fuß in eine Schlinge. Zufällig zog das Schiff gerade an. Dem Armen wurde der Fuß glatt abge⸗ ſchnitten. Er behielt ſeine Beſir nung hatte die Geiftesgegenwart, das Bein ſelbſt abzubinden, um ſich vor Verblutung zu ſchüt⸗ den. Die Heide blüht.— mütter.— Honig zum Frühſtück. Nun ſteht das erſte Sträußlein blühenden Heidekrauts auf meinem Tiſch.„Arme, braune „und wir und traurigſten Gegenden der Welt. Aber einmal im Jahre zeigt doch der gute Vater da oben, daß er kei⸗ Dann hebt er den „So lieb und traut ſind dieſe Blüten wie keine anderen Aus dem Glück der Armut und voll von ſüßem Honig. werden, Kind einer gequälten Zeit, dann geh jetzt hin⸗ Kein Seebad und was Kindlein ſind wir“, ſo ſagen ſie, kommen aus den einſamſten nes ſeiner Kinder vergißt. Wanderſtab, und es blüht die Heide. in Gottes Welt. ſind ſie geboren Willſt du wieder einfach und froh aus, wo die Heide blüht. keine Sommerfriſche kann dir erſetzen, ſolch ein Stilleben dir ſchenkt. Nun hat auch das Feſt der Imker begon⸗ nen. Schon haben ſie ihre koſtbaren Kolonien ſorgſam verladen, und bald beginnt das ſum⸗ Bienen⸗ züchter denkt dabei an ſein gutes Geſchäft und iſt gern bereit, von all ſeinen praktiſchen Ein⸗ mende Leben im Honigland. Der tierten heute: Badiſche Bank 147,50; Pfälziſche Hypothekenbank 11; Rheiniſche Hypothekenbank 128. J. G. Farben 293; 119,50: Werger 130; Badiſche Aſſekuranz 180 Emaillierwerk Maikammer 41; Großkraft Mann⸗ heim 10 Prozent Vorzug 120; desgl. 15 Prozent 125: Zementwerke Heidelsberg 131,50; elektra 132,25: Weſteregeln 152; Zellſtoff Wald⸗ hof 164.50; Frankenthal 74. rikaniſchen Getreidebörſen hin verkehrte der hie⸗ ſige Markt in im nichtoffiziellen Verkehr Weizen ink. 28—29; ausl. 3233,50; Roggen inl. 20— 2950; ausl. 22,5023; geboten; ausl. 19,5023; Braugerſte, vorderpfälzer 24,50—25; ausl. 27 bis 28; Futtergerſte 19— 20,50: Weizenmehl Spezial Null 42,75—43,50; mehl 31— 32.50: bis 15,75: N NVerſtändnis wurden die letzten Tage. vorgeholt uch etwaige Ferienaufgaben zit bewältigen. recht ſchmecken will es dem kleinen Schelmen das luſtige Herumtollen andere an die Berge. an rauſchende Böche, die und Wochenplauderei. Der Bienenzüchter— Arbeiterfragen.— Demokratie.— Landes⸗ richtungen zu erzählen, die aus dem einfachen Bienenkorb der Väter ein Haus voll wirt⸗ ſchaftlicher Zweckmäßigkeit indem ſie die Natur eher vollendeten als zer⸗ ſtörten. Mit großer Achtung ſpricht er von Johann Dzierzen, dem erſten aller deutſchen Bienenväter, den man als das von Gott be⸗ ſonders begnadete Bienengenie gefeiert hat. Auch Auguft von Berlepſch, Georg Kleine, Karl Theodor Ernſt von Siebold und Rudolf Leukart werden von ihm mit Achtung ge⸗ nannt. In der Tat muß man allen dieſen be⸗ ſonders dankbar ſein in der Zelt der Not, in⸗ dem eine wohlgepflegte Bienenzucht doch ein hübſches Stück Geld einbringen kann und ſeine Leute alſo ernährt. Wir freilich können uns dem treuen Bienen⸗ volk nicht als bloße Geſchäftsinhaber vorſtellen und verſinken immer, ſobald wir in der duft⸗ geſchwängerten Luft ſein emſiges Tun betrach⸗ ten, in poetiſche Träume. Hat nicht ſchon der alte Vergil ſein( hes Lied auf die Biene ge⸗ ſungen in jenen wunderbaren Idyllen, die er geſchaffen haben, Mannheimer Effektenbörſe. Mannheim, 12. Aug. Bei feſter Tendenz no⸗ Sinner 74; Schwarz Rhein⸗ Mannheimer Produktenbörſe. Auf ſchwache Kursmeldungen von den ame— ruhiger Haltung. Man nannte gegen halb 1 Uhr: Hafer inl. nicht an⸗ Mais mit Sack 18.75 Brotmehl 3033; Roggen Kleie 8,75—9; Biertreber 15.50“ 46-42; alles in Reichsmark die“ 100 Kilo waggonfrei Mannheim. Sommerferienende. Als die ſchönen Tage der Sommerſerien noch vor ihnen lagen, da ſchien den Kindern 28, als könnten ſie niemals zu Ende gehen. Vier, fünf Wochen: welch eine Rieſenzeit. und wenſterſcheiwe zu ehen. Anmöhlich iſt alles zuſammengeſammelt: die Mappen ſind ge⸗ nackt und der Ferienaufſatz mit dem beliebten Thema:„Mein ſchönſter Ferkentag“ iſt ge⸗ ſchrieben, und mit friſchem Mut wird der erſte Schulgang angetreten. ö — Lulale Nachrichten. „ Bierubeim, 16. Auguſt. „ Vom Sonntag. Der geſirige Sonn⸗ tag beſcheerte uns ein Sommerwetter, wie wir es ſeit geraumer Zeit nicht mehr kannten. Was am Vormittag der Himmel noch etwas bedeckt, ſo ftrahlte von den Mittagsſtunden an vom wolkenloſen Himmel die Sonne mit ſolch ſen⸗ gender Glut herab, wie ſie ſelbſt in den Hunds⸗ tagen eine Seltenheit iſt. Die Verfaſſungsfeier auf dem Goetheſchulhof ſtand geſtern im Mittel- punkt des öffentlichen Lebens. In großer Zahl hatten ſich unſere Ortseinwohner bortſelbſt ein⸗ gefunden, um in würdiger Feler des Tages zu gedenken, der den Grundſtein legte zu einem geordneten Wiederaufbau aus den Trümmern, die ein verlorener Krieg und eine darauffolgende Zeit gewaltſamer Erelgniſſe, dem deutſchen Volke zurückließen. Die Feler ließ einen tlefen Ein ⸗ druck in aller Herzen zurüdl. Das darauffolgende Volksfeſt des Reichsbanners verlief aufs Beſte und dehnte ſich bis in die Nachtſtunden aus.— doch, wie ſchnell iſt ſie vergangen. Bald ſchau— ten die Schulbankhelden reichlich beklommen täglich nach dem Kalender, und rechneten ein⸗ ander vor: Heute in ſo und ſoviel Tagen. da geht es wieder nach der Schule. Mit Fleiß u— deren vorüberflogen, in jeder Stunden förmlich Weiſe ausgenutzt, denn nun hat man ja eine lange feſttagsloſe Arbeitszeit vor ſich. Aus der Schrankecke, wo ſie einige Wochen verträumten, werden die Büchermappen her⸗ und der redliche Verſuch gemacht, So gar nicht, ihre Gedanken in fein ſäuberlicher Ordnung zu halten. Der eine denkt an Mee— resrauſchen, an die ſchönen Sandburgen, und beim Baden. Der zu Tal ſtürzen, an die Weite des Fernblicks, der die Menſchen ſo klein und die Häuſer ſo unſcheinbar zeichnet. Und ſelbſt die, die zu Hauſe geblieben, hatten ihre beſonderen Er— lebniſſe gehabt, ſich auf Spielwieſen getum⸗ melt, und Ausflüge in die nächſte Umgebung gemacht. Wie die feindlichen Rieſen und Ungeheuer im Märchen, mit denen nicht leicht zu lämpfen iſt, liegen die Schulbſcher auf den Tiſchen, aber der Sieg in dem Kampfe wird ſchon nicht ausbleiben: gaben die Wochen der Ruhe doch neue Friſche und Arbeitskraft. In manchen Fällen wird das Zuſammenſuchen der Bü- cher regelmäßig zur Kataſtrophe. Im Vor⸗ gefühl der Ferienfreude waren die Hefte und Bücher in die nächſtbeſte Ecke geworfen wor⸗ den und das Hausmädchen Minna hatte ſo gar kein Verſtändnis für höhere geiſtige Kul⸗ tur. Da erlebt man, daß die Hefte zum Aus⸗ legen der Schubfächer benutzt und die franzö⸗ ſiſche Grammatik ins Stampfvpapier geraten und der neue Atlas mußte gerade dazu die⸗ nen,„8 Windfänger vor der zerſchlagenen dem Landbau gewidmet hat? Mit herrlicher Kunſt hat er„Sitten, Geſchäft und Stämm' und Schlachten des ſämtlichen Volkes“ in ſeine ſanfthinſtrömenden Berſe gefügt. „Sie nur haben die Kinder gemein meinſame Wohnung In dem Bezirk der Stadt: ſie leben in mäch⸗ tigem Rechtsſchutz: Sie nur kennen das Glück ſelbſteigenen Herds und der Heimat 5 Und, auf den kommenden Winter bedacht, ar⸗ beiten den Sommer und verwahren daheim das erworbene Gemeingut. Ein Teil wacht für die Koſt und ſchweift, nach des Bundes Geſetzen, Weit im Gefilde umher. Ein anderer im in⸗ nern Gehege Legt des Nareiſſus Trän' und den klebrigen Leim aus den Rinden Werdenden Waben zum Grund und hänget verbindendes Wache dran. Andere wied'rum bilden die reifende Jugend, des Volkes noch andere lauterſten Honig, Daß von des Nektors Set ſich weit ausdehnen die Zellen.“ Du mußt ſchon ſelber weiterleſen; denn dieſer ganze Geſanag gehört zu den ſchönſten, die Per⸗ gil geſchrießen. Uebrigens hat er große Nach⸗ folger gehabt. In Deytſchland hat der neula⸗ teiniſche Poet Toko Balde jene Legende be⸗ ſungen, in der die Bienen irgendwo draußen eine verlorene heilige Hoſtie finden, ſie ſchön betten auf einem Geſtell von Waldblumen und Liauſterblumen, um ſie dann in ſchßner Pro⸗ zeſſion an einen geweihten Ort zu bringen. Hatte Perail in den Bienen noch den„Anteil göttlichen Geiſtes“ geſehen und Balde ſie ſogar mit dem Allerheiligſten verbunden, ſo begeg⸗ nen wir auch bei den Modernen, etwa bei Mäterlinck, dem großen Bienenfreunde, einer stimmungsvollen Ebrfurcht, und Waldemar Bonſels Biene Maja“ kennt bei uns jeder⸗ mann. Wäre der Dichter nur dabei geblieben und erzählte ins lieber auch weiterhin von der Natur anſtatt von ſeinen muyſtiſchen Träu⸗ mereien und ſeinem opiumhaltigen indiſchen Weſen. Ob unter Roſeliebs Tiergeſchlchten auch ſchon eine von den Bienen iſt, weiß ich und ge⸗ Emſig ſie durch Hoffnung, heran; häufen den Auch der Ausflugsverkehr nahm geſtern bemer⸗ klenswerte Dimenſtonen an. Da war zunächſt der Odenwald⸗Klub, der ſchon in aller Frühe ſelne Mitglieder in das ſchöne Neckartal führte. Im Laufe des Vormittags begab ſich dann die 3. Abteilung der Jungfrauen⸗Kongregation nach Auerbach, von wo auß eine Wanderung unter⸗ nommen wurde. In den Nachmittagsſtunden ſetzte ſich ein gewaltiger Menſchenſtrom nach Weinheim zu in Bewegung, wo Kirchweihe ſtatt⸗ fand. Auch die Hüttenfelder Kirchweihe veran⸗ laßte vlele, dorthin einen Spaziergang zu unter nehmen.— In den Gaſt⸗ und Unterhaltungs⸗ ſtätten des Ortes, wo teilweiſe muſilaliſche und fonſtige Darbletungen in angenehmer Weiſe die Zelt ausfüllten, war gleichfals, ſowelt der Be⸗ obachter feſtſtellen konnte, guter Betrieb zu ver⸗ zeichnen. * Verfaſſungsfeier 1936. Geſtern nachmittag beging unſer Ort, unſere Einwohner⸗ ſchaft in erhebender und würdiger Weiſe dle dies⸗ jährige Verfaſſungsfeier. In gewaltiger Zahl fanden ſich Republikaner und Republikanerinnen auf dem Goethe⸗Schulhof ein, um Zeugnis abzugeben, daß der Tag, der im Jahre 1919 unſerm ſchwergeprüften Volke nach einer Zeit härteſter Kriegsjahre und dar auffolgender großer innerer Erſchütterungen eine Epoche neuer wirtſchaftlicher und kultureller Ent⸗ wicklung und eine Zeit der Seſundung von den ſchweren Wunden bringen ſollte, nicht ohne Sin⸗ druck an ihnen vorübergegangen iſt. Es war ein gewaltſges und überzeugendes Bekenntnis zur heutigen Staatsform, das man geſtern ab⸗ legte. Die Feler wurde durch einen Marſch der Feuerwehrkapelle eingeleitet. Anſchlleßend betrat Frl. Schloſſer das mit den Reichfarben und friſchem Grün geſchmückte Podium und ſprach einen ſinnigen Prolog. Sodann trug ein Maſſen chor der beteiligten Geſangvereine unter Herrn Rektor Mayr es Leitung den Chor„Hel⸗ matſehnen“ vor, der in den Herzen der Jeſt⸗ nicht. Jedenfalls ſollte er noch eine ſolche ſchreiben. Wie ich ſo über die Literatur nichſinne, iſt von ungefähr ein Bienlein ganz in meine Nähe geflogen. Ich bleibe ruhig ſitzen, damit es nicht ſticht, und ſo fängt das vernünftige Tier wahrhaftig an zu plaudern. Nachdem ſie mir einiges von ihrem ſchweren Leben erzählt fühle ich als Menſch eines ſozialen Zeitalters großes Mitleid mit ihr und ſinne ſogleich da⸗ rüber nach, wie ich Gottes Welt wohl verbeſ— ſern könne.„Siehft du“, ſage ich,„du mußt etwas mehr an deine Ausbildung denken. Du weißt doch. jede Arbeitsbiene hat es in ſich und könnte ſogar eine Königin werden.“„Ja“ ſummte ſie zurück,„man will für uns drüben in dem alten Spechtloch auch demnächſt eine Volkshochſchule einrichten. Aber ich denke immer, wer denn den Honig herbeiſchaffen ſoll, wenn wir alle Königinnen ſind, und wer die Zellen baut und wer die Jungen füttert. Uebrigens ſind wir eigentlich geſcheit genug, und jede von uns iſt ein geborener Ingenieur. Weißt du. unſere Arbeit iſt ſo ſüß, finden wir doch in jeder Blume den Honig, und wenn ich einmal ganz müde bin, dann ſetze ich mich in eine ſonnige Ecke und träume meinen König⸗ innentraum, der viel ſchöner iſt als das Kö— niginnenſein ſelber, donn Eier legen, das wäre doch nicht mein Fall. Summ, ſumm, ſumm— und weg war ſie Vorſichtig an den Stock herangehend, er— wiſchte ich nun auch eine Drohne und dechte erſt, ihr ganz gehörig die Meinung zu ſagen, denn ſie faulenze doch den ganzen Tag, freſſe den Arbeitern den Honig weg und verdiene es wirklich, daß ſie bald in der großen Bienen⸗ ſchlacht umgebracht werde. Sie aber gab mir behäbig zurück:„Du kleiner Menſch, weißt du nicht, daß wir geſchaffen ſind für das große Geheimnis des Lebens? Es gibt ja in unſerer Geſellſchaft nicht ſoviel Drohnen wie in eurem Menſchenſtaat. Die aber ſind da, das ſind ſozuſagen fromme Leute, die ihrer Königin garnicht nachlaufen, wie eure Lebemänner der verdorbenen Halbwelt. Nein, wir ſchauen in Ehrfurcht zu unſerer Königin und warten der großen Stunde, in der das Leben Hochzeit fei⸗ ert. Gewiß, der Erleſene muß zuerſt ſterben, aber das iſt ein heiliger Tod, weil dem ganzen Geſchlechte daraus die Unſterblichkeit erwächſt. den ganzen Tag tellnehmer ſeinen Einbruck nicht verfehlte. Die Feſtrebe hielt Herr d üngermeiſter Lam berth, der auf die Bedeutung des Werkes von Weimar hinwies und die Notwendigkeit be⸗ tonte, zur Verfaſſung zu ſtehen und an der Ber⸗ wirklichung ihrer Gedanken mitzuarbeiten. Wer nach rückwärts blicke und untätig iſt, ſei wertlos im heutigen Volksſtaat. Das republlkaniſche deutſche Voll betrachte die demokratiſche Republik als die durch geſchichtliche Entwicklung unwieder ruflich gegebene Staatsform. Man ſehe in ſe · dem Angriff auf ſie ein Attentat auf die Lebens ⸗ rechte des Volkes. Heute fehle es uns ſo ſehr an gemeinſamem Zuſammenarbeiten, an gegen; ſeltigem Sichverſtehen. Die Verfaſſungsfeier ſolle daher alle einen und alle erfreuen, die guten Willens ſind, mitzuarbelten im republikaniſchen Deutſchland. Eln Erinnerungs- und Gelbbnis⸗ tag ſolle gleichzeitig der Verfaſſungstag ſein, ge⸗ widmet dem ſtummen Gedenken an unſere Toten im Weltkrieg und dem Gelöbnis, unſerem Vater⸗ land ſeinem Voll und ſeinem Staatsgrundſaß in Treue ergeben zu ſein und ihm warmen Herzens treu zu dienen. Das deutſche Voll möge in ſeiner Geſamthelt die Weimarer Ver⸗ faſſung mit ihrem Geiſte, mit ihrer unerſchütter⸗ lichen Tatkraft, mit ihrer ganzen inneren Hin ⸗ gabe beleben. In dieſem Falle werde es keiner Macht der Neaktion mehr gelingen, die auf dieſer Verfaſſung neu aufgebaute deutſche Republik zu zertrümmern. Der Redner ſchloß mit einem brei⸗ fachen Hoch auf die Einheit des deutſchen Reiches und auf die deutſche Republik. Der gemeinſame Geſang des Deutſchlandliedes beendete den weihe⸗ vollen ofſfizlellen Feſtakt. Im Anſchluß veran⸗ ſtaltete die Ortsgruppe des Reichsbanners „Schwatz⸗Rot⸗ Gold“ eln Volksfelt, das unter Beteiligung großer Teile unſerer Einwohnerſchaft aut allen Kleiſen einen beſtgelungenen Verlauf nahm. Bis auf das letzte Plätzchen war der Schulhoſ beſetzt, und trotzdem hätte der Raum gut doppelt ſo groß ſein dürfen. Vei Unter ⸗ haltungskonzert der Feuerwehrkapelle und Ge⸗ ſangsvorträge der am Feſt teilnehmenden Vereine vertrieb man ſich in ſchönſter Harmonie die Stunden. Noch gegen Mitternacht herrſchte Fröhlichkeit und Jubel auf dem Jeſtplatze. »» Schulbeginn. Mit dem heutigen Page hat an den hleſigen Schulen der Unterricht wieder ſeinen Anfang genommen. * Betriebsſtörung. Am Samstag nach⸗ mittag entgleiſten auf der Linie Biernhelm⸗Küfer⸗ tal der O. E G. einige Güterwagen. Der Ver⸗ kehr wurde für die Sperrzeit mit einem Gleiſe durchgeführt.— Auch geſtern gab es auf beiden Linien durch plötzliche Stromunterbrechung un⸗ freiwilligen Aufenthalt mitten auf der Strecke. Man verließ einſtweilen die Wagen und machte ſichs im Gras gemätlich, bis die Störung be⸗ ſeitigt war. » Jungbauern bewegung. Morgen Dienstag Abend 9 Uhr im Gaſthaus„Zur Burg Windeck“ wichtige Verſammlung. „Die gefährliche Herbſtzeitloſe. Das dref föhrige Töchterchen eines Landwirts aus Breitſcheid bei Diez a. d. Lahn aß in einem unbewachten Augenblick von Körnern der Herbſtzeitloſe. Schwer erkrankt wurde das Kind in die Gießener Klinik gebracht. Es ge⸗ lang, das Kind am Leben zu erhalten, doch iſt es faſt ganz erblindet. Arbeit iſt notwendig im Leben, aber das Leben iſt doch mehr als Arbeit, und unſere Arbeitsbienen wiſſen das auch, daß es in jedem Staate einige Philoſophen geben muß, die über die Zukunft nachdenken und das Reich der platoniſchen Ideen. Glaub mir nur, unſer ganzes Daſein iſt ein Opfer und das bißchen Honig, das man uns geiſtigen Arbeitern reicht iſt doch nur eine Art Henkersmahl, denn wenn wir nicht freiwillig sterben, das wiſſen wir doch alle und das fingt wie ein dunkler Geſang in unſerer ganzen Lebensphiloſovhie, dann werden wir umgebracht.“ Auf einmal wurde er ftill, denn es kam ſoeben die alte Königin zunt Vorſchein, wobei du dich erinnern mußt, daß ſie niemals das Haus verläßt, es ſei denn zu einer Neugründung irgendwo, und ſo ging ſie denn hinter dem Glaſe, durch das dieſes ganze Geſpräch geführt wurde. Ich dachte da⸗ bei:„Die Landesväler in Gren oer es goht doch nichts über eine gute Landesmutter.“ Wie in einer Viſion ſah ich plötzlich alle Lan⸗ desmütter der Welt, von der guten holländ⸗ iſchen Wilhelmine bis zu Marla Thereſia, bis zu St. Eliſabetb, bis zu Mathilde und Adel⸗ heit, bis zu der erſten Königin im Paradieſe, der unglücklichen Eva, die uns letzten Endes alle zu Arbeitsbienen gemacht hat, obwohl wir doch Könige hätten werden können „Ja“, flüſterte ſie dann,„in meinem Staat iſt leicht zu regieren, denn alle meine Unter⸗ tanen tragen mich auf den Händen.“ Ich bin zwar eine Königin und liebe doch die Demo⸗ kratie. Aber es muß eine Demokratie ſein, die auf den Geſetzen der Natur aufgebaut iſt, wo jedes ſeinen beſtimmten Platz erhalten bat, und in der jedes Mitglied der Geſellſchaft der Stimme des Innern folgt, die für ihn Gottes Stimme iſt“ Da aber geſchah etwas gräßliches. Ein dunkler, rieſiger Schatten tauchte neben dem Bienenſtaat auf. Eine fürchterliche Hand nahm dem armen Volke ſeinen Honig und ſetzte ihn in eine teufliche Schleuder. Ach, dachte ich, das iſt wieder dieſe fluchwürdige Menſchen⸗ hand, die in Gottes große Schöpfung eingreift und das beſte darin raubt, zerſtört und ver⸗ ſchleudert.... Nun ja, lieber Bienenvater,“ es war ja nur ſo eine Zerſtreuung, denn wahrlich, ein bißchen Honig zum Frühſtück liebe ich auch.