Aus Großmutters Truhe. „Soll der alte große im die Stube kommen?“ Jüngſter beim Unz Kaſten auch wieder mit date getragen, fragte mich kürzlich mein „Den ſtellen wir lten Bodengerümpel.“ e, meine Frau wie ich, mit den Köpfen und riefen, „Die Truhe bleibt hier. nur unſer Junge von dieſ ſere Urgroßmutter einſt mit ih hr neues Heim nah alten Frau, di 1160 Sache 00 ieſen Sachen gef 1 b Und dieſe alte Truhe ſollte zum Bo lange gequält wurde, bis er auswanderte. Nein, mein Junge, vielleicht paßt einem Munde: wußte freilich Truhe, die un Ausſteuer in i ſolide gearbeitet, hat ſie rend manches Möbelſtück l Aber uns Großen war per Nutzgegenſtand, ſi Kinder waren, ein ge deſſen Inhalt uns nur gezeigt wurde; denn hier ler alle die Erinnerungen Liebeszeit, von Mutterglü Da war das als Bräutigam als Silhouette geſchn der Myrthenkranz, als ſie vor den Al die erſten Schuhe unſerer dengerümpel? ſie in ihrer ſchlichten 1 5 getrotzt, wäh modernen Umaebung, ängſt entzwei ging. ſie mehr, als ein blo⸗ 8 einſt, als wi heimnisvoller Zauberkaſten an ſeltenen Sonntagen, hinein hatte Großmut von Elternhaus unde ck und Großmutterfreu⸗ Bild des Urgroßvaters den Großmutter tar trat; dort fanden ſi winzig und das paupchen, das ne zum Tauſ⸗„KKütet 1 ee Zungen“ und daneben lagen wohl die er⸗„Hütet Eure Zungen der älteſten Enkeltochter und Einfachheit nicht mehr zur nicht nur bei den Mäuſen. wert als Gold ode 1 1 5 050 9 6 0 e e ben ee 0 e g* elſteine, ö ige, aber alte We daß der alten Zeit, die in dieſem bunten Nebeneinan⸗ eee ee der ſymboliſch ruht; 1051 1 oder 1 0 als das ner 197 reißen, das vom Einſt zum Jetzt inüberwebt. N Mee doch jede Familie, in der ſolche Truhe aus viel kleinlicher Zank, kann ver Großmutters Zeiten fehlt, dafür ſorgen. daß wenn dem leivigen Klatſch wenigſtens für die Enkel ein ähnlicher Hort der ein Ende gemacht wurde. Erinnerung erhalten bleibt, damit ſie und ihre Kinder, ebenſo ehrfürchtig— ſcheu, wie kinder⸗ genehmer ſei, Gutes voneinander froh und wißbegierig, ſie zu mißachten bedeutet ſich an den Schätzen er, ohne daß man deshalb zu lobhudeln braucht. freuen können, die in Großmutters Truhe von Man muß nur den guten Willen haben, den einer Generation in die andere hineinwandern. andern gerecht zu wer Warmes Mäntelchen, für kühle Tage, kann aus Trikot oder Flauſchſtoff angefertigt werden. Ein zweckmäßiges und hübſches Sportkoſtüm, auch als Straßenkoſtüm, je nach verarbeitet werden kann, ſt Dem in Ouetſchfalten geordneten bluſige Jacke au, die oon einer gera Berſchluß ausgeſtatteten Paſſe am dem gewählten ellt Nr. 271 dar. den, mit unſichtbarem dlich wirkt das Koſtüm Ar. 27 Schick und jugendlich wirk 5 ie einreihig kuön ſtricktem Stoff. einen ſchmalen Gürtel zu halten und erzielt da⸗ Das helle Jumperkleid für die herbſtreiſe/ Raſha und Cord Pelzbeſatz/ Strickkoſtüme in allen Farben Praktiſche Wetterpropheten Recht be⸗ daß wir nach dieſem„Som⸗ ſchönen, warmen Herbſt dieſem Jahr ſo viele er geworden ſind, Denn nun dauert der dunkle Wintersanfang mer verbannt. Da muß des Sonnenſtrählchen des Herbſtes bietet: wenn man ſich noch einmal dann läßt ſich die Monate ſchon ertragen! und bewegungsfreudigen ne Erkenntnis geworden iſt, t oft die Mög⸗ Ach, wenn doch die gelehrten kämen! Sie behaupten nämlich, mer unſeres Mißvergnügens“ einen bekommen ſollen. Sommerhoffnungen buchſtäblich zu Waſſ FEönnten wir ihn wirklich gebr es gar nicht mehr lange, bis uns mit unfreundlichem man ſich alſo eilen, noch je einzufangen, das ſich uns io recht in Luft und trübe Unwirtlichkeit kommender Und da das heute in unſerer ſport⸗ Zeit eine allgemei hoffentlich ko lichkeit geben, Natur zu eilen! trübt ſei, bringt uns die Mode allerlei ſolche Herbſtfahrten. Harmonie unſeres Wo unb doch praltiſch gekleidet ſind! Berufliche Pflichten, Furcht vor verregneter Sommer⸗ friſche, Liebe zu der herbſtlichen Schö anlaſſen manchen, die alljährliche Er Beginn des Heroſtetz anzutreten. andere Kleidung am Platze ſein, als für fahrt! Noch lacht zwar die Sonne vom t aber ſie wärmt zoch nicht ganz ſo ſtark mehr: leichte Kleiöchen wirt alſo du aus Kaſta oder Wolcord. Aber der Sonne ſoll doch Rech⸗ wenn nicht im Material, ſo Nachdem uns in Wetter ins Zim Licht baden kaun, mmeude Wochen uns allen rech auf froher Fahrt in die herbſtlicher werdende Damit aber die Freude auch ganz unge⸗ hübſche Dinge für hlbehagens, zu wiſſen, daß wir hübſch nheit der Natur ver⸗ holungsreiſe erſt mit natürlich auch eine Hochſommer⸗ tiefblauen Himmel, das duftige, rch ein wärmeres erſetzt, etwa nung dobei setrzgen werden, der Farbe: belles, ſtets vorne m wirkendes Grau, Weine paſſen ſich harmon ch der ſonnenüber⸗ Die Form aber wird hier, wo baudelt, Zweckmäßigkeit und Schönheit zu ver⸗ noch immer den Frguen ſo liebe glänzten Umgebung inen, das . f 0 2 22 . * ,, —— — durch den bluſigen Effekt. Eingeſchlitzte Taſchen ſtatten die Jacke oberhalb und unterhalb des Gürtels aus. Die Machart der Jacke Nr. 273 eignet ſich für mancherlei Sport. Aus imprägniertem Stoff zu einem karierten Flauſchrockſtoff ergibt ſie ein feſches Wanderkoſtüm. Der Rock iſt kurz und wird in der vorderen Mitte durch eine Faltengruppe erweitert. Die Jacke zeigt Raglanärmel und große, aufgeſetzte Taſchen. Bräunlicher, in ſich gemuſterter Homeſpun oder im⸗ prägnierter Stoff ergab das Material zu dem Touriſten⸗ mantel Nr. 274. Die Vorderbahnen knöpfen einreihig durch und werden mit eingeſchlitzten Taſchen ausgeſtattet. Die Jumperkleid ſein, dem natürlich heute der Gürtel nicht mehr fehlen darf, der die leichtbluſige Linie markiert. Mit einem Weſtenblüschen, deſſen Kragen ein herrenmäßig ge⸗ ſchlungener Schlips ſchließt, wirkt es jugendlich und ſchick, ſo recht für Herbſtſonnentage geſchaffen. Aber leider iſt es nicht unbedingt ſicher, ob die liebe Sonne unſern Wünſchen gehorchen wird! Und auch an Tagen, an denen ſie ſich hinter Wolkenſchleiern birgt, wollen wir hinaus ins Freie. Wir können das auch unbeſorgt, ſelbſt, wenn ein wenig ſriſche Winde wehen. Wir wählen dann eben das Koſtüm aus molligem Wollſtoff, wie ihn heute die Mode in ſo großer Auswahl bietet. All dieſen Stoffen iſt eins gemein⸗ ſam: ſie ſind nicht mehr glatt wie in der vorigen Saiſon, ſondern in ſich gemuſtert, was ihnen mehr Lebendigkeit gibt, ohne dabei auffällig zu wirken. Die Farben ſind ein wenig gedämpfter geworden, auch hier ſpielen graue und rötliche Nuancen neben dem neuerbings wieder recht beliebten Marineblau die Hauptrolle. Je nach der Schwere des Stoffes mehr oder weniger bluſiger Schnitt der Jacke über dem in tiefe Falten gelegten kurzen Rock geben vornehme Geſchloſſenheit des Ganzen, die reſcher Pelzbeſatz an Kragen und Aermeln noch betont. Schlichte Sportlichkeit iſt oberſtes Geſetz, das auch außer origineller Anordnung der ſchließen⸗ den Knöpfe keinen Aufputz duldet.— Eignen ſich dieſe Mo⸗ delle ebenſo für die Stadt wie für die Reiſe, ſo gehört das Strickkoſtüm eigentlich ausſchließlich dem Sport und der Reiſel Denn in der Stadt wirkt es eben doch nicht ſo ganz „angezogen“, wie es die ungeſchriebenen Geſetze des Anzugs der eleganten Frau verlangen. Draußen aber, bei Aus⸗ flügen, beſonders im Gebirge, iſt es eine ideale Bekleidung. Und darum itt es auch ſo beliebt, daß die rührige Induſtrie ununterbrochen Neues auf dieſem Gebiet herausbringt. Wenigſtens was die Farben und Muſter betrifſtt! Denn der Schnitt wird natürlich hier ganz und gar vom Zweck diktiert: kurzer Falten rock, der freies Ausſchreiten geſtattet, ent⸗ weder zu einem Pullover mit einfachem ſpitzen Ausſchnitt an an drer Stele ebandelt Patt, n an ur elle ge 91850 0 Wer kennt nicht das ſo reibheft des Entels mit dem erſten Lob. Geſchichtchen von dem Mäuſerich, Und nun hatte nach dem Tode der gütigenn ſei er großen Pläne e uns ſo köſtliche Märchen zu er⸗% ee tuelle Zeiten der No noch ſo manches ſeinen Platz zu rungsſpeichern für eventuelle 1 5 unden, die wir der Erinnerung von dem Klatſch neidiſcher Mäuſefräuleins Jo ehler und dunkten Punkte, die t größerem Klatſch, de geben könnte ein bißchen Mut die einem Nichtanweſenden agen, recht nachdrück⸗ ie töricht es iſt, den Augen der Mitmenſchen ent⸗ Stoff zu wei für Errichtung von Nah⸗ ſchlimmerer übler N wenn man denen, die allerlei üble Dinge nachſ lich vor Augen Splitter in den der Zunge hat Ja, der ſchlechte Gebrauch f 5 1 ſondern auch bei iernh ei Sternheimer Zeitung— Biernheimer Nachrichten) den Ballen im eige⸗ uge zu denken. ahnung des mittelhochdeut⸗ ngen“ iſt mehr hört, wie grim⸗ ſſen einander im politiſchen er Hausklatſch Parteihetze im öffentlichen Wurden bei jenem ſchon manches Menſchenherz ſchwer getroffen, ſo fielen die⸗ decken zu wollen, ohne an nen Sehwerkze Die alte M ſchen Dichters„hütet eure Zu denn je zeitgemäß, mig die Volksgeno Leben ſchlecht ma im Kleinen, iſt die etwaige Fehler wir alle eher geneigt ſind, 0 ö als ſeine guten unſerer Nächſten zu tadeln, Seiten anzuerkennen. Wieviel Unfriede, wie⸗ mieden werden, ö chen. Was d Man ſollte doch ter und an⸗ eigentlich meinen, daß es viel leich zu ſprechen, ebracht.— Gratis beil 5 S. planten“, balbläbrlich 1 840 ee e eee 23——— 5 eitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne esche int täzlich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Wande due monatl. 1.50 Mark frei ius hrplan ſowie einen Wanbkalenber.— Annahme von Abonnements täglich 1 Viernheimer Tageblatt Anzei abgelufter nzei (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) 5* ger nprelſe: Die einſpaltige Petitzefle koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 6% P b Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 2 Uhr, Weib Nadel eu 22 vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung(ehen. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim itag, ben 23. Auguſt 1926 Schriftleitung, Druck unb DBerlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtu. 38 3. Hahrgang ſer ſchon ganze Eriſtenzen zum Oypfer. den und muß ſich fra⸗ — — 2 —— — Rückenbahn zeigt in der hinteren Mitte eine gegenſeitige der ſich zu beiden Seiten ſe eine Quetſchfalte an Ein ſchmaler Gürtel greift unter dieſe Falten und deren Mitte mittels eines Knopfes. Originell wirkt am Kleid Nr. 275 die Jumperbluſe mit langem Revers und geſtreiftem Weſteneinſatz mit Krawatte. Der gerade Paſſengürtel umzieht die Bluſe an unteren Rande und reicht in der vorderen Mitte mit dem geſchnittenen Teil bis zur Schulternaht. des Rockes wird in Falten geordnet. Die letzte Abbildung, Nr. 276, dieſer Gruppe zeigt einen lſeilig zu tragenden Mantel mit Raglau⸗ knöpft in der vor Die Vorderbahn 0 doppe , Warme Koſtüme in gemuſterten Wollſtoffen mit reichem Windzacken/ egenmäntel aus Gabardine und Seide richtige Koſtümjacke mit ſchmalem Gürtel, die ſtatt bes teueren Pelzes mit Wollpelz an Kragen und Aermelu ge⸗ ſchmückt iſt. Dafür aber bietet ſich uns ein Farben⸗ und Muſterreichtum, daß jede Wahl zur Qual erden muß: ein⸗ farbige Koſtüme mit reizvollſter Muſterung wetteifern mit ſolchen, deren originelle Farbenzuſammenſtellungen manch⸗ mal verblüffend wirken! Früher war eigentlich zu jeder Herbſtfahrt das Loden. Nun, ſehr kleidſam war es ja gerade nicht, aber ſehr praktiſch. Heute braucht man es nicht me die Windjacke hat es entthront. Schutz bei plötzlichem Regenguß und wärmt, feſtgeſchloſſen, genau ſo, wenn nicht noch beſſer wie dies etwas unbehilſ⸗ den großen Vorteil, ſportlich Da ſie ja eigentlich eine An⸗ ſchlecht iſt, gibt ſie ſich auch in ihrer Form ganz herrenmäßig mit Revers und großen aufge⸗ ſetzten Taſchen. Damit ſie aber nicht zu„männlich“ wirkt, bewirtet ein Gürtel in der natürlichen Taillenlinie die von der heutigen Mode nun einmal unzertrennliche Bluſeuform. Allerdings hat die Windjacke einen Nachteil: ſie bedeckt nicht genug, der Rock bleibt ungeſchützt vor dem himmliſchen Naß. Hiergegen hilft natürlich nur der waſſerd mantel. Es muß nicht unbedingt Gummi ſein, luftundurchläſſig, bei längerem Tragen die unglückliche Trägerin in einem unerquicklichen Dampfbad marſchleren läßt und dazu wenig angenehmen Gummigeruch verb Bei den modernen Regenmänteln erſetzt Gabardine, ſtoff oder Taft, waſſerfeſt imprägniert u für die Luft, den Gummi, Die bequeme nittenen Aermeln, iſt cape unerläßlich! Sie iſt ja ebenſo ein guter liche Kleidungsſtück, hat aber flott und hübſch auzuſe leihe beim ſtärkeren Ge ichte Regen⸗ der ja, weil nd doch durchſſäiſſig Schlüpſerſorm, der ebenſo beliebt wie Als neueſtes weiſen an liebt es ja e Kopfbedeckung Raglan mit angeſch der gerade Mantel mit Rückengurt. manche Mäntel ei im Zeitalter des zu gehen und kann dur die ſorgſam gel oder offen und geſchlollen zu tragendem Kragen, oder eine ſchützen! 1 richtige Kapuze auf: m ötkopfes, im Freien ohn ſie, bei plötzlichem Negenguff, r este„Waſſer nicht 2 n 1 AA e Zur Behandlung des heſſ. Volksbegehrens auf Auflöſung des dritten Heſſiſchen Landtages. Von Rechtsanwalt Nuß, Worms, M. d. L. Durch Erklärungen des Wirtſchafts- und Ordnungsblocks in Heſſen wird der Eindruck zu erwecken und die öffentliche Meinung da— hin zu beeinfluſſen verſucht, als ob der Lan— desabſtimmungsausſchuß parteiiſch und aus engſtirnigen, parteiegoiſtiſchen Beweggründen heraus eine Verſchleppung der Entſcheidung herbeiführen wolle. Dieſe Behauptungen müſ— ſen mit aller Entſchiedenheit als tendenziös zurückgewieſen werden. Die Mitglieder des Landesabſtimmungsausſchuſſes ſind nicht als Parteiangehörige, ſondern als objektive Rich— ter anzuſprechen. Der Landesabſtimmungs— ausſchuß iſt kein Parteigremium, auch kein Parlament oder irgend ein Ausſchuß eines Parlaments. Wer dem Landesabſtimmungs— ausſchuß und dem Landesabſtimmungsleiter als Vorſitzendem desſelben irgendwelche poli⸗ tiſchen oder gar parteipolitiſchen Aufgaben unterſtellt, verſündigt ſich an der Autorität un— ſerer Geſetze und an der Autorität des Staa— les. Gerade die Zentrumspartei als grund— ſätzliche Verfaſſungspartei legt⸗den arößten 8„ 2 ir Wert darauf, daß in ſolchen Ausſchüſſen, wie ihn im Falle des heſſiſchen Volksbegehrens der Landesabſtimmungsausſchuß, darſtellt, rein objektiy ohne politiſche Tendenz und ohne parteipolitiſche Nebenabſichten geurteilt und verfahren wird. Deshalb würde unſere Partei mit aller Unzweideutigkeit jeden Verſuch, die Arbeit unſeres Ausſchuſſes parteipolitiſch zu beeinfluſſen, mißbilligen und zurückweiſen. Unſere Partei kann zu ihrer Freude und Ge— nugtuung feſtſtellen, daß das ihr zugehörige Mitglied des Landesabſtimmungsausſchuſſes, Herr Landtagsabgeordneter Studienrat Hein— ſtadt, ſich von dieſen Richtlinien leiten ließ, und daß alle Angriffe, die ſeltens des Wirt⸗ ſchafts⸗ und Ordnungsblocks auch gegen ſeine ö Tätigkeit in dem Ausſchuß gerichtet worden ſind, der Begründung entbehren. Hinſichtlich des Vorwurfs der Verſchlep— vung der Entſcheidung muß doch die Tatſache hervorgehoben und feſtgehalten werden, daß inſolge des offenbar ſehr mangelhaften und undurchſichtigen Materials ſelbſt die zum Wirtſchafts⸗ und Ordnungsblock gehörigen Mitglieder des Ausſchuſſes, insbeſondere der Generalſekretär der Deutſchen Volkspartei, Herr Knollbach, ſich genötigt ſahen, neue juriſtiſche Gutachten zu beantragen. Wie kann man angeſichts dieſer Tatſache den anderen Mitgliedern des Ausſchuſſes Verſchleppungs— taktik vorwerfen oder ihnen unterſchieben, daß ſie aus Furcht vor der kommenden Volksab ſtimmung ſich um die Eutſcheldung drückten. Die Herren vom Wirtſchafts- und Ordnungs block haben ja in der Sitzung vom 18. Aug. l. J. ausdrücklich weitere juriſtiſche Gutachten für notwendig gehalten und verlangt! Wie die Entſcheidung über die Rechts⸗ gültigkeit und Geſetzmäßigkeit des heſſiſchen Volksbegehrens, über welche nach Art'tel 11 des Geſetzes vom 17. März 1921(Heſſ. Reg. Bl. Nr. 6 vom 15. 4. 21) der Landtag in öffentlicher Sitzung zu beſchließen hat, auch ausfallen möge, jedenfalls iſt die eine Tat⸗ ſache nicht mehr aus der Welt zu ſchaffen, daß die Volksbegehrensliſten des Ordnungsblocks eine heilloſe Unordnung gezeigt haben, und daß der Landesabſtimmungsleiter mit ſeinem Ausſchuß ſchon längſt in einem für den Ord⸗ nungsblock poſitiven Sinne mit ſeinen Arbei ten ſertig wäre, wenn der Ordnungsblock nicht ſoviel Unordnung produziert hätte! Eupen⸗Malmedy. Eine belgiſche Erklärung. Brüſſel, 21. Auguſt. Der„Soir“ briugt eine Erklärung des belgiſchen Miniſterpräſt⸗ denten Jaſpar, in der es heißt, daß offi⸗ ziells Verhandlungen über Eupen⸗Malmedy niemals ſtattgeſunden haben und nicht ſtatt⸗ finden werden. Frankreich und die Frage Eupen⸗Malmedy. London, 20. August. Die„Mornig Poſt“ läßt ſich aus Paris melden, man fühle dort eine große Erleichterung, weil die belgiſche Regierung das deutſche Angebot einer finan⸗ ziellen Hilfe gegen Rückgabe von Eupen und Malmedy endgültig verworfen habe, wenn auch das beunruhigende Gefühl bleibe, daß Deutſchland den Maſchen des Verſailler Ver— trages zu entrinnen ſuche. Das Blatt deutet an, daß Belgien dem franzöſiſchen Druck nach gegeben habe. Gleichzeitig meldet die„Times“ aus Brüſſel, daß jede belgiſche Annahme. deut— ſcher Eröffnungen bezüglich Eupen und Mal— medy ausgeſchloſſen ſei. Die deutſche Preſſe vergeude mit dieſen„Spekulationen“ nur Zeit. Abſchluß der Vorunter⸗ ſuchung gegen Claß. Abſchluß der Vorunterſuchung gegen Clauß. Berlin, 21. Auguſt. Wie eine hieſige Kor— reſpondenz aus ſicherer Quelle erfahren haben will, iſt die Vorunterſuchung gegen Juſtizrat Claß wegen Hochverrats jetzt abgeſchloſſen u. die Akten ſind der Reichsanwaltſchaft zur Prüfung und Beſchlußfaſſung zugeleitet wor— den. Urſprünglich lief das Verfahren unter dem Rbrum„Claß und Genoſſen“, und zwar * orſtreckten ſich die Ermittlungen auch auf Ma— jor a. D. v. Sodenſtern, Oberſt a. D. v. Luck und Oberſt a. D. Knauer. Bekanntlich nahm das Verfahren ſeinen Urſprung in den Haus ſuchungen bei rechtsgerichteten Führern und den Vereinigungen des„Wiking“ und des Sportvereins„Olymipa“, welche Organiſatio— nen dann ſpäter für Preußen verboten wur den. Wie erinnerlich wurde bei Oberſt von Gegen die vier Genannten wurde die Vor unterſuchung wegen Hochverrats eingeleitet. Di« Unterſuchung dehnte ſich auch auf eine Anzahl Großinduſtrieller aus. Im Verlaufe des Verfahrens wurden die Ermittlungen aber gegen alle Beteiligten mit Ausnahme von Juſtizrat Claß eingeſtellt. Ob gegen ihn f allein Anklage wegen Hochverrats erhoben wird, hängt von der Entſcheidung der Reichs anwaltſchaft ab. In dieſem Falle wird die vor den zuſtändigen Strafſenat des Reichs gerichts kommen. Die Eiſenbahnkataſtrophe bei Lehrte. Roch keine Klärung.— Fieberhafte Tätigkeit der Kriminaliſten. Allerhand Spuren und intereſſante Vermutungen. Die Unglücksſtätte. Hleſrers en;, ebe .— e, ee, 8 fallersleberi . . . BRAUNSCMEIG 2 Bericht eines Augenzeugen. Berlin, 19. Aug. Ein Reiſender, der ſich in dem entgleiſten D-Zug Berlin-Köln befand, gibt folgende Schilderung: Der Zug, der mit großer Geſchwindigkeit fuhr, wurde plötzlich von einem fürchterlichen Stoß erſchüttert. Die Lolomotvie des Zuges war etwa 250 Meter weit ohne Schie Birkenwald gefahren und hatte ſich dort auf die Seite gelegt. Der Schlaſwagen ſchob ſich auf den vor ihm fahrenden D-Zugwagen. In die ſen beiden Wagen, die ſtark beſetzt waren, gab es die meiſten Toten und Verletzten. Die Rettungs aktion geſtaltete ſich ſchwierig, da man bis zum Eintreffen der Hilſszüge, die Fackeln mit ſich führten, im Dunkeln arbeiten mußte. Die Bevölkerung der umliegenden Ortſchaften eilte mit Petroleumlampen, Talglichtern uſw. an die Unſallſtelle und mit Aexten und Brechſtangen öff— nete man die zum Teil verklemmten Türen. Ver ſchiedentlich mußten die Toten und Schwerverletz— ten aus den Trümmern herausgeſchweißt werden. In einem der zuſammengeſchobenen Wagen 2. Klaſſe befand ſich eine Frau mit einem kleinen ind, die beide wie durch ein Wunder unverletzt geblieben ſind, während gleichzeitig in demſelben Abteil vier Tote geſunden wurden. Der Loko- motivführer des Zuges, der ebenſo wie der Hei⸗ zer unverletzt davonkam, konnte heute vormittag dem Staatsanwalt eine Schilderung des Unglücks geben. Der Zug ſei mit einer Geſchwindigkeit von etwa 80 bis 85 Kilometer gefahren als der Lokomotivführer hinter ſich ein furchtbares Klirren und Krachen vernahm. Sofort habe er den Regulator zurückgeriſſen und gleich— zeitig die Luftdruckbremſe voll geöffnet. Ein oder zwei Sekunden ſei dann die Maſchine noch gerade ausgeſahren, dann habe ſie ſich auf die rechte Seite übergelegt. Lokomotivführer und Heizer konnten ſchon wenige Sekunden nach dem Unglück die Lokomotive verlaſſen. Sie ergriffen ſofort die notwendigen Vorſichtsmaßnahmen, um die Strecke zu blockieren. Ein noch furchtbareres Unglück konnte dadurch verhütet werden, daß der Perſonenzug nach Berlin, der zu gleicher Zeit die Unglücksſtelle paſſieren mußte, im letzten Augenblick durch die nächſte Blockſtation das Halteſignal bekam. Hervorragenden Anteil an den Rettungsarbei⸗ ten hatte ein katholiſcher Geiſtlicher, der ſich unter den unverletzten Paſſagieren beſand und der in aufopfernder Wiſe unermüdlich tätig war. Zu allem Unglück ſetzte bald nach der Kata— ſtrophe ein heftiger Regen ein, der Helfer und Opfer völlig durchnäßte. Die unverſehrten und ganz leicht verletzten Reiſenden wurden nach einiger Zeit mit einem Sonderzug über Braunſchweig nach Hannover gebracht und ſetz ten pon dort ihre Reiſe in Richtung Köln mit einem aus Mitteldeutſchland kommenden D-Zug fort, der auf Aweiſung der Reichsbahndirektion auf die Fahrgäſte des verunglückten Zuges ge wartet hatte. Auf dem Hauptbahnhof Hannover hatte ſich die Sanitätskolonne vom Roten Kreuz mit ſtarken Kräften eingefunden. um den Leicht verletzten, die an der Unfallſtells nur Notver bände erhalten hatten, weitere Hilfe zuteil wer den zu laſſen. Die Bergungsarbeiten bei Lei ferde wurden im Beiſein des Vizepräſidenten der Reichsbohndirektion Hannover fortgeſetzt, der ſich in den früheren Morgenſtunden an die Unglücks ſtätte begeben hatte. Pefleidstelegramme. Berlin, 20. Aug. Der Hauptverwaltung der ö 5 Deutſchen Reichsbah„Geſellſchaft ift nen in den rechts vom Bahnkörper gelegenen 1 d 6 folgendes Beileidstele präſidenten, der geſtern troffen iſt, zugegangen: „Die Nachricht von dem ruchloſen Att den D⸗Zug Berlin⸗Köln, das ſo viele derte, hat mich tief erſchüttert. Ich s. Hauptverwaltung teichsba meine herzliche Teiln n bahnunglück aus und bitte, dies auch den K bliebenen der Getöteten und mit r Wünſchen für ihre Geneſung den Verletzten übermitteln.“ ö von Hindenburg Reichskanzler Dr. Marx gramm an die Hauptverwal „Durch verbrecheriſche H Eiſenbahnunglück, dem zahlr zum Opfer gefallen ſin ſpreche der Hauptverwe 1 meine innige Anteilnahme aus un tiefen Abſcheu über die ruchlo t Die Reichsregierung trauert mit den hörigen der tödlich Verunglückten und kanzler Marx. Der bayexiſche Miniſterpräſident dem preußiſchen Miniſterpräſidenten Braun graphiſch ſein Beileid zum Eiſenbahnunglück ber Hannover ausgedrückt. Freigabe der Leichen. Hannover, 20. Aug. Die Staatsanwaltſchaft hat die Leichen der Eiſenbahnkataſtrophe freigege— ben. Sie wurden eingeſargt und nach Lehrte ge⸗ bracht, wo man ſie aufgebahrt hat. Die Reichs bahndirektion wird für den Transport in die Heimat Sorge tragen. Angehörige einiger Ver⸗ unglückten ſind bereits nach Hannover gekommen, um die ſterblichen Reſte ihrer Verwandten in die Heimat zu geleiten. Die Liſte der ums Leben gekommenen hat in⸗ zwiſchen einge Berichtigung erfahren. Getötet iſt nicht ein Herk Hoffmeiſter aus der Chorinerſtraße ſich um ein anderes in Berlin, ſondern der Kaufmann Willi Winkler aus der Potsdamer-Straße in Charlottenburg. Die als unbekannt gemeldete Tote iſt ſeine Braut Frl. Gertrud Hoffmeiſter aus der Wiener f Die bisher als Frau Winkelmann ange Tote iſt, wie nachträglich ermittelt werden konnte. eine Frau Eliſabeth Gautier aus der Wertburger— Straße in Schöneberg. Als falſch herausgeſtellt hat ſich, daß auch die Ehefrau des tödlich perun— alückten Oberingenieurs Mann aus Dortmund Juck auf dem Schreibtiſch ein Aufmarſchplan gefunden, deſſen Verfaſſer Oberſt Knauer war. nn lümlich als Frau Mann bezeichneten Toten konn— ſich unter den Opfern beſindet. Frau Mann war gar nicht in dem Zuge. Die Perſonalien der irr— len bisher noch nicht ermittelt werden. Die Aufräumungsarbeiten. Hannover, 20. Aug. An der Unſallſtelle bei Leiſerde iſt die ganze Nacht hindurch von einem ſtarken Werkſtättentrupp gearbeitet worden. Die einander geſchobenen Wagen wurden nach Lei— ſerde abgeſchleppt, wo man ſie auseinander ſchneiden muß, weil eine andere Möglichkeit, 8. r ſie von einander zu trennen, kaum vorhanden Hauptverhandlung nach der Auflöſung des Im Lauf 1 un eee Staatsgerichtshofes zum Schutze der Republik Lauſe des E 8 zwei neben der nu ſtehende Perſonenwagen wieder aufge oleiſt werden. Die neben dem Gleis am Bahn damm liegenden Wagen wird man ſpäter fort— ſchaffen Man hofft, bereits heute Abend das Gleis wieder freizuhabhen und die Schienenleg— wenigen Stunden zu vollenden, ſodaß die Nachtzüge bereits di trecke auf beiden Gleiſen werden paſſieren können. Heute wird noch der geſamte Güterzugverkehr umgeleitet und nur die Perſonenzüge befahren die Strecke Iſer tel— Lehrte eingleiſig mit geringer Geſchwindie keit Zu den bisherigen 21 Opfern der Kalaſtrophe dürfte noch ein weiteres hinzukommen. Das Be—⸗ finden des Packwagenſchaffners Weber hat ſich ſo verſchlimmert. daß ernſte Befürchtungen den ſind. Inzwiſchen ift feſtgeſtellt worden, woher die Werkzeuge(Schraubenſchlüſſel ſtammen. Unweit der Unfallſtelle iſt der Privatbauunter nehmer Heinrich Könnecke beauftragt, den Brük— kenbau über die Ocker bei Meinerſen ausz füh ren. Die gefundenen Schlüſſel tragen die Buch⸗ ſtaben H. K. Sie ſtammen aus dem Beſitz Kön⸗ neckes und ſind vermutlich von der dortigen Ar⸗ beitsſtelle von den Tätern geſtohlen, was leicht war, da ſie frei herumlagen. Sowohl der Ver⸗ treter der hannoverſchen Reichsbahndirektion Reichsbahnoberrat Dr. Grafe als auch der Kri⸗ mir irektor Eggers aus Hannover betonen, daß ſeit einem Jahre keinerlei irgendwie geartete Arbeiten an der Unfallſtelle ausgeführt worden ſind. Die Prüfung der Urſache des Unglücks it noch nicht abgeſchloſſen. Bei den Ermittekun— kam auch ein Verſuch zur Sprache, der ſei⸗ eit durch das polniſche Schiedsgericht anläß⸗ lich des Unglücksfalles im ſogenannten polniſchen Korridor unternommen worden iſt. Es handelte ſich damals um dieſelbe Frage wie bei der jetzi⸗ en Kataſtrophe, nämlich, in welcher Zeit die. ung einer Schienenlaſche ausgeführt werden önne. Die damals mit zwei Perſonen ausge- ührten Verſuche nahmen 15 Minuten in An⸗ vruch und es wurde weiter feſtgeſtellt, daß bei (waiger vorheriger Lockerung der Schiene die zaſchenöffnung noch ſchneller vor ſich nne. Die Berliner Kriminalpolizei wendet der Er mittlung der Täter alle Aufmerkſamkeit zu. Ihr ellvertretender Chef. Regierungsrat Scholz, vird von der Kriminalpolizei in Hannover, die nehrere Spezialiſten mit den Ermittelungen be⸗ ſraut hat, ſtändig auf dem Laufenden gehalten. Das Landeskriminalamt iſt bisher nicht um Ent ſendung von Spezialiſten erſucht worden. Eine neue Spur? Hannover, 20. Aug. Die mit den größten Auſtrengungen geführten polizeilichen Ermittelun— gen ſcheinen neuerdings eine ganz beſtimmte Spur der Attentäter ergeben zu wollen. Es handelt den Verletzten baldige Wiederherſtellung. Reichs- um einen früheren Eiſenbahnbeamten aus eiferde, der ſich durch verſchiedene Aeußerungen 9 hat verdächtig gemacht haben ſoll. Die weitere Un⸗ terſuchung muß ergeben, ob der Betreffende wirk— lich in Zuſammenhang mit dem Attentat gebracht werden kann. Intereſſante Vermutungen Was das Motiv für das Attentat gegen den Kölner D⸗Zug anbetrifft, erfährt die „Köln. Volksztg.“, daß ein ſolches gegen den Oberpräſidenten der Prov. Hannover, Noske, nicht geplant ſein konnte, da dieſer ſich nicht auf einer Reiſe, ſondern in Hannover befand. Dagegen liegt die 1 nahe, daß es politiſches Attentat oder um die Beraubung des Nordexpreſzuges han⸗ delt, der kurz vor dem verunglückten D⸗Zug die Unſallſtelle unbeſchädigt paſſierte. In die“ ſem Zuge befanden ſich nach Mitteilung der Me ichs bahn einige deutſche, ruſſiſche, englische, und franzöſiſche Kuriere, ſowie einige pro⸗ minente politiſche Perſönlichkeiten aus dem Oſten Europas. Außerdem beförderte der Nord ⸗Expreß eine große Goldladung für London. Die Ermittlungen bewegen ſich eifrig in dieſer Richtung, ohne daß bisher poſitive Einzelheiten bekannt geworden ſind. Das Berliner Tageblatt weiß zu melden, daß die Staatsanwaltſchaft bereits eine Spur der Töter verfolge, die nach Gardelegen füh⸗ ren ſoll. Es ſollen bereits geſtern zahlreiche Verhaftungen vorgenommen worden ſein. Die Vermutung liegt nahe, daß es ſich um einen Racheakt eines entlaſſenen Eiſenbahnbeamten handele. Tätigkeit der Kriminalpolizei. Hannover, 20. Auguft. Die Staatsanwalt⸗ ſchaft Hildesheim, die für die Unterſuchung über die Urſache der furchtbaren Eiſenbahn⸗ Tataſtrophe auf der Strecke Berlin— Hannover zuſtändig iſt, hat bereits eingehende Unter⸗ ſuchungen vorgenommen. Mit der Staats- anwaltſchaft arbeitet die Kriminalpolizei, der Beamte der Landeskrimialpolizei zur Verfü⸗ gung geſtellt worden ſind und den Ueber⸗ wachungsdienſt der Reichsbahndirektion Han⸗ nover, der die Ueberwachung der Züge und Bahnhöfe ſowie des Betriebes durchzuführen hat. Die Tatſache, daß die Verbrecher ihre Werkzeuge am Tatorte zurückgelaſſen haben, läßt darauf ſchließen, daß kein Raub beabſich— tigt worden war. Es könnte der Fall ſein, daß die Täter unter den Arbeitern zu ſuchen ſind, Die an der Strecke beſchäftigt waren. Die vor— gefundenen Werkzeuge entſtammen doch dem Neichsbahnmaterial. Ob die Spur, die nach Gardelegen führen ſoll, die richtige iſt, läßt ſich bis jetzt noch nicht ſagen. Bereitwilligkeit der Reichsbahn zur Schaden⸗ erſatzleiſtung. Berlin, 20. Auguſt. Im Laufe des geſtri— gen Tages wird man im Verwaltungsrat der Reichsbahn ſich mit dem Unglück und ſeinen Folgen eingehend beſchäftigt haben. General— direktor Dorymüller hat über die von ihm ge— leitete Unterſuchung ſelbſt Bericht erſtattet. Im Anſchluß daran wurden Beſchlüſſe über eine etwa abzuhaltende Trauerfeier gefaßt. Auch die juriſtiſch ſehr komplizierte Frage einer Entſchädigung ward eingehend durch— geſprochen, ohne daß es über dieſen Punkt zu Beſchlüſſen gekommen ſein dürfte, da die Reichsbahnverwaltung nicht nur die Anſicht ihrer eigenen juriſtiſchen Abteilung hören. ſondern darüber hinaus auch noch Gutachten hervorragender Juriſten zu dieſer Frage ein— Holen will.. Wie wir erfahren, hat der Verwaltungs— rat der Reichsbahngeſellſchaft in ſeiner heuti— gen Vormittagsſitzung folgenden Beſchluß ge— faßt:„Auch für den Fall. daß nach dem Er⸗ gebnis der Unterſuchung keine juriſtiſche Scha— denerſatzpflicht der Geſellſchaft beſteht, wird den Betroffenen gleichwohl angemeſſener Schadenerſatz in entgegenkommender Weiſe geleiſtet.“ N Wie uns vom Polizeipräſidium Hannover mitgeteilt wird, iſt dort von angeblichen Ver⸗ haftungen verdächtiger Perſonen bis zur Samstag iſt der Verkehr wieder aufgenommen worden. Stunde nicht bekannt. Die eingeſetzten Beam⸗ len haben zwar im Laufe des geſtrigen Abends bereits eine Anzahl Leute verbört“ —— —— doch har ſich ein Ant iß zur Feſtnayme noch der Jugendveweaung nicht ergeben. Anſicht gegen Anſicht. Hannover, 21. Aug. Eine Beſtätigung der Annahme, daß das Attentat auf den D-Zug ein Nacheakt abgebauier Eiſenbahner ſei, hat ſich noch nicht ergeben. Wie verlautet, verfolgt man zur Zeit vier Spuren, doch kann im Intereſſe der Unterſuchung im Augenblick noch nichts Be⸗ ſtimmteres geſagt werden. Die Nachforſchungen darüber, wie der Schraubenſchlüſſel unbemerkt von der Arbeitsſtelle der Firma Heinrich Kön⸗ necke geſtohlen werden konnte, ſind noch im Gange. In Anbetracht der Vermutungen, daß es ſich um einen Racheakt handeln könnte, wird bei allen in Frage kommenden Dienſtſtellen des Reichsbahndirektionsbezirks Hannover, wie auch bei den angrenzenden Bezirken Ermittelungen darüber angeſtellt, gab und unter welchen Umſtän⸗ den in der letzten Zeit eine Entlaſſung vorge⸗ nommen worden iſt. Die Liften, die bei allen Be⸗ hörden der Reichsbahn, insbeſondere bei den Bautrupps, geführt werden, werden daraufhin einer genauen Prüfung unterzogen, ebenſo wer⸗ den Vernehmungen der verſchiedenen Belegſchaf⸗ ten und Rotten durchgeführt, um auf dieſe Weiſe feſtzuſtellen, ob irgendein bei der Reichsbahn Beſchäftigter ſich durch Aeußerungen oder Droh⸗ ungen verdächtig gemacht hat. Bisher iſt noch immer nicht zweifelsfrei feſtgeſtellt, ob ſich zwiſchen den beiden ineinander geſchobenen D-Zugwagen; nicht noch Tote befinden. In der Nacht zum in beiden Richtungen Bei der Unterſuchung des Unglücks Meinung aufgetaucht, f tion Hannover über die Urſache der Zugentglei— ſung iſt die einer Irreführung zum Opfer gefallen ſei. In der letzten Zeit ſeien auf der fraglichen Bahn— ſtrecke bei Leiferde Arbeiten ausgeführt worden und es beſtehe immerhin die Möglichkeit, daß die Bohlen und Schienen nicht genügend befeſtigt worden ſeien. Die Reichsbahndirektion Hanno⸗ ver verſichert aber nochmals, daß im letzten Jahre keine Gleisarbeiten vorgenommen wurden. Der Zentralgewerkſchaftsbund deutſcher Reichs— bahnbeamten erklärt gegenüber der Behauptung Dr. Dorpmüllers, die Einſtellung der Nachtkon— trolle auf den Strecken habe mit dem Perſonal— abbau nichts zu tun, weil die Kontrolle bereits 1922 fortgefallen ſei, daß der in Frage kommende Erlaß das Datum vom 31. Dezember 1922 trage, zu welcher Zeit der Perſonalabbau bereits ein— geſetzt hatte. Dann heißt es in der Zuſchrift weiter, daß in der nächtlichen Kontrolle zweifel⸗ los eine hohe Sicherheit liege. Auf alle Fälle habe die nächtliche Kontrolle abſchreckende Wir⸗ kung auf Leute, die verbrecheriſche Angriffe be— abſichtigten. Dann wendet ſich der Zentralge⸗ werkſchaftsbund genen die Unterſtellung, als ob die revidierenden Beamten nicht ihre Pflicht ge— tan hätten, indem ſie angeblich auf einem ſchma— len Fußpfad neben den Schienen ihre nüchtlichen Günge ausgeführt hätten. Zum VI. Internatiov alen demokraliſchen Friedens⸗ a RkRongreß. Von Pfarrer Ille, Pfeddersheim. Bierville, 18. Auguſt. Nachdem eine große Anzahl Teilnehmer am 6. Internation. Friedenskonareß einige Schlachtfelder und eine Reihe franzöſiſcher Städte beſucht hatten, fanden in der zweiten Auguſtwoche ſehr eingehende Vorträge ſich anſchließende Ausſprachen der Mitglieder Penndie Schattenweichen Roman von Ferdinand Runkel. 5. Kapitel. Es war ein Sonnabendnachmittag kun vor den Pfingſtferien, als Max um die Stadt ſchlenderte. Ringsum war alles voll erblüht. Die Schmuckplätze, die auf den ehemaligen Feſtungswerken angelegt waren, dufteten von So murde alſo gemeinſchaftlich der Weg nach der Oberförſterei angetreten, und es ge⸗ lang den Vorſtellungen der beiden Schulmännen nicht, Ritter von ſeinen Plänen abzubringen. Die Prima und die Quinta blieben, bis der Abend über den Wald hereindunkelte, im Forſt⸗ hausgarten und wurden dann auf zwei Leiter⸗ wagen verſtaut, während Ritter die beiden Lehrer in ſeinen kleinen Jagdwagen packte, ſich auf den Bock ſchwang und die Zügel er⸗ gri f Molly ſtand noch am Wagen und reichte den beiden Herren zum Abſchied die Hand. Max war es, als ob er einen leiſen Druck fühlte, und er ſah Molly feſt in die Augen, die ihn ruhig und traurig anblickte. Er fühlte, daß er etwas ſagen müſſe. „Noch einmal herzlichen Dank, Molly, für die große Ueberraſchung, die du unſern Schülern bereitet haſt.“ ö„Keine Urſache, Max. Wir haben ja ge— wiſſermaßen auch deine Rückkehr in die Heimat gefeiert und“— ſie ſtockte einen Augenblick— znun weißt du ja, daß der Weg nach der Oberförſterei immer noch der alte iſt. Hoffent⸗ lich findeſt du ihn recht bald einmal wieder.“ 5 Noch ein leiſer Händedruck, eine Verbeu⸗ gung gegen den Direktor, der ſich erhob und tief den Hut zog, dann verſchwand Molly hinter dem großen Holztor, das auf den Hof der Oberförſterei führte. Ein mächtiger Schweiß⸗ hund trottete langſam hinter ihr her, warf an der Tür noch einen Blick auf den abfahrenden Oberförſter und legte ſich dann nieder. Das Pferd zog an, und der leichte Wagen rollte in den Abend hinein. Von dem vorausfahrenden Leiterwagen drang der Geſang der Primaner gedämpft herüber: Es lebe die Liebſte deine Herzbruder, im Vaterland!“ „die Schwerenöter,“ flüſterte der Direl. einem Kollegen leiſe zu. Roſen, Goldregen und Jasmin. In dem Stadtpark mit dem alten roten Landgrafen⸗ ſchloß murmelte der Feſtungsgraben ein leiſes monotones Lied. Auf den Raſenflächen jagte ſich die Jugend, in einer ſchattigen Ecke war ein Tennisplatz errichtet, und eine Geſellſchaft von Offizieren ſpielte mit ihren Damen eifrig Ball. Alſo auch das konſervative Kattenhauſen hatte ſich dem originellen Spiel zugewandt. Max blieb einen Augenblick ſtehen und ſah den Spielern zu, freute ſich über die eleganten leichten Bewegungen und ſchritt weiter am Feſtungsgraben entlang. Der Park mündete in eine breite Straße; hohe Mauern, hinter denen Villen verborgen im Grün lagen, begleiteten anfänglich ſeinen Weg. Dann überſchritt er eine ſteinerne Brücke, unter der ein Graben in rauſchendem Gefälle vorwärts ſchoß, um ſchließlich eine alte Mühle zu treiben, die mit ihrer Vorderfront an die Straße, mit ihrer Rückfront aber an eine weite Wieſe ſtieß. g 5 ö Max durchſchritt das breite Mühlentor und ging, wie ein dazu Berechtigter, über den Hof weg, um auß dieſe Weiſe nach der Wieſe zu gelangen. Dort blühten tauſenderlei Blumen und über den hohen Gräſern ſurrten Schmetter— linge und Libellen. ö Der einſame Spaziergänger blieb eine Zeit⸗ lang ſtehen und betrachtete das herrliche Bild des ſcheidenden Frühlings. Er ſtand jetzt gerade an der Stelle, wo er vor Jahren Molln. die Schlirtſchuye ane und abgeſchnaut hatte; denn im Winter war die Wieſe überſchwemmt und eine der beſten Eisbahnen von Kattenhauſen. Dort führte auch der ſchmale Pfad nach der Kinzig hin, auf dem ſie gewöhnlich vom Forſt⸗ haus hergekommen waren, und den ſie in abendlicher Stille zum traulichen Heimwe benutzt hatten. Er ging darauf weiter, weiter am Ufer des Flüßchens entlang, wo aus dem gelben vertrockneten Rohr ſchon wieder die arünen Blätter aufgeſchoſſen waren und Waſſer⸗ daß die Reichsbahndirek⸗ und 1 1 lich geweſen. 1 * nber Demorrarte und Frieden und Strömungen in der heutigen Jugend ſtatt. Dieſe Tagungen in der zweiten Auguſtwoche ſollten aleichſam den Boden be⸗ reiten, auf dem der Friedenskongreß ſeine eigentliche Aufgabe löſen will. Am 17. Auguſt hat Mare Sangnier, der begeiſterte und ſchaffensfreudige Freund und Förderer des Weltfriedens in der Tauſende ſaſſenden großen Halle auf dem ſogenannten Came den Kongreß eröffnet. In beredten Worten ſchälte Mare Sangnier den Kern des Friedenskongreſſes heraus. An die Stelle des Welthaſſes muß die Menſchenfreundlichkeit u. die chriſtliche Liebe treten. Unbekümpiert um die Gegner der Demokratien müſſen alle Frie⸗ densfreunde des erhabenen Ziele des Friedens unter den Völkern zuſtreben und Stimmung machen in ihren Kreiſen für dieſe ſchöne Auf, gabe. Die Jugend müſſe voran und die Alten mit ſich fortreißen, wenn ſie noch zögerten. Die Ausführungen Mare Sangniers wurden ins Engliſche und Deutſche übertragen und anden öfters geradezu überwältigenden Bei⸗ fall. . Drei Arbeitskommiſſionen wurden gebil⸗ det, die erſte behandelt die ſittlichen und poli⸗ tiſchen Beſtrebungen der heutigen Jugend, die zweite die wirtſchaftliche Lage der Jugend, wie ſie durch den Krieg geſchaffen worden iſt, die dritte Kommiſſion beſchäftlat ſich mit der Frage, wie es mit der Friedensbewegung zur Zeit ſteht und wie weiter gearbeitet werden. kann und muß. f Am Abend des 17. Auguſt bot ſich den Kongreßteilnehmern ein überwältigendes Bild. Von der Höhe des Camp zogen die Maſſen der Jugend mit hunderten Fackeln ins Tal der Juiſne zum Theater de Verdure, einem großen terraſſenförmig anſteigenden n Verſammlungsorte mit überaus guter Aukuſtik. Vornweg trugen kräftige Arme die große blaue Fahne des Völkerbun⸗ des mit der Inſchrift„Friede?“ Es folgten; 1 1 die Fahnen der verſchiedenſten Staaten der Welt, darunter auch die deutſche Reichsfahne. „Schwars-rot-gold“. Ihnen geſellten ſich zahl⸗ reiche Wimpeln der im Parke ihre Weiſen hatte hören ſaſſen, zog, der gewaltige Fackelzug zum Theater de Ver⸗ dure ein. Im Fackelzug ſchritten mit Marc Sanonier, als Präſident des Konagreſſes, der Präfekt des Departements Seine et Oiſe als Vertre'er der franzöſiſchen Republik, und Bi⸗ ſchof Mar. Julien von Arras. Auf der ober⸗ ſten Reihe nahmen die Fabnen⸗ und Fackelträ⸗ ger Platz, unten auf der Bühne ſaßen die ge⸗ nannten Honoratioren und führende Mitalie⸗ der des Kongreſſes. Mare Sananier aab ſei— ner Freude über die gewaltige nach Tauſen⸗ den zählenden Verſammlung der Friedens- freunde Ausdruck und bat um Mitarbeit der Völker am oroßen Werke der Mölkerverſöh⸗ nung. Wie immer, wo Mare Sangnier ſpricht, fanden ſeine Begrüßungsworte ſtür⸗ miſchen Beifall. Nach Mare Sananier begrüß⸗ ten die Verſammlung der Präfekt von Paris, der Krieasminiſter Painleve hat ein Schrei⸗ ben geſandt, das zur Verleſung kam und wie die Rede des Pröfeften betonte. wie notwen⸗ dig auch gerade für Frankreich der Völker— friede ſei. Allgemein kann man hören, welch ein Fortſchritt dieſe Stellungnahme der Regie⸗ rung bedeute. So etwas ſei vor drei Jahren — Beſetzung des Ruhrgebietes!— nicht mög⸗ Sehr eingehend ſprach Biſcho“ lilien ihre gelben Bluten oſſneten. Eine zaude⸗ riſche Ruhe weit und breit, nur das leiſe Murmeln der Gewäſſer, das geheimnisvolle zwitſchern der Rohrſperlinge und das Surren and Sauſen der Inſekten auf der Wieſe war hörbar. 5 i Weit am Horizont lag der Wald wie eine dunkelblaue dunſtige Wand. Dann kam eine Eiſenbahnbrücke, von der aus ein hoher Damm die tiefliegende Wieſe durchſchnitt, und dann veränderte ſich plötzlich wie durch Zauberſchlag das Bild für den, der unter der Brücke am abſchüſſigen Ufer weiterging. Wie ein blühen⸗ der Garten lag das Land in dieſem Winkel da. Obſtbäume und gef e Felder mit allen möglichen Gemüſen, lange Reihen von Tomaten, die ſchon goldig aus dem grünen Laub her⸗ ausfunkelten, und Menſchen, die fleißig ar⸗ beiteten. Er kannte ſie alle mit Namen, obwohl die vor zwölf Jahren noch rüſtigen Männer heute ſchon, durch die Mühe der Feldarbeit früh gealtert, als Greiſe erſchienen, und die noch jungen Burſchen heute ſich als kraftvoll erblühte Männer zeigten. Schmale Pfade leiteten zwiſchen den Furchen durch bis auf einen ſandigen Fahrweg, der dieſes Stück Gartenland mit der Stadt in Verbindung ſetzte. Max ging weiter an einem langen Holz⸗ zaun entlang, der einen wunderbar gepflegten Gemüſe⸗ und Obſtgarten umſchloß. Dann kam ein Tor mit einer Klingel und einem großen Schild:„Obſt⸗ und Gemüſe⸗ Verkauf von Michael Goldbach.“ Da war er ja nun, wo er ſchon lange Hatte hinkommen ſollen, an der Beſitzung des Jugendfſreundes, der ihm als erſter in Katten⸗ hauſen ſo freundſchaftlichen Willkomm geboten hatte. Er ſchämte ſich faſt, daß er der Ein⸗ ladung Michels nicht Folge geleiſtet, und er ſchämte ſich noch mehr, jetzt einzutreten, weil er keinen rechten Grund angeben konnte, warum er ſo lange ausgeblieben. Aber wenn er vorüberging, wenn er 1 nicht kam, ſo war es ſicherlich noch viel ſchlimmer. Alſo hieß es vorwärts. Er drückte auf die Klinke, die Tür war verſchloſſen, und ſo zog er denn die Glocke. Wenige Augenblicke vernahm er eilige Tritte, und eine jugendliche kräftige Frau niederen Standes kam aur Tür ge⸗ ö Jugendoraaniſationen, bei. Unter der Myuſik einer franzöſiſchen Mili⸗ ſtärkavelle aus Naris, die ſchon am Nachmittag, Fulien unter nachdrnelicher Betonung der Notwendigkeit der Zuſammenarbeit von Kirche und Staat am Werke der Völkerbefrie⸗ dung. Weiter ergriffen das Wort ein Eng⸗ länder. Belgier, Amerikaner und für Deutſch⸗ land Prof. Dr. Hermann Platz aus Bonn. Mehrere Raketen wurden abgeſchoſſen. Eine hohe Begeiſterung durchzog die Herzen der Kongreßteilnehmer, die ſich wohl auch zu Hauſe auswirken dürfte. Ein Mißſtand trübt das Bild: die Teilnehmerſchar, etwa 5000, war unmöglich am Platze ſelbſt unterzubrin⸗ fen. Die meiſten müſſen in der nahegelegenen Stadt Etampe und in den umliegenden Ort⸗ ſchaften untergebracht werden. Für manche be⸗ deutet das eine ſtarke körperliche Anſtrengung und öfters ein früherer Aufbruch vor Abwick⸗ lung des Programms,, weil die geſtellten Autos rechtzeitig abfahren müſſen. Die Ge⸗ gend iſt herrlich und ſinnbildet in ihrer Ruhe ſo recht das hohe Gut eines wahren und ech⸗ ten Völkerfriedens in der Liebe Chriſti. Deutſches Reich. Um die Mietpreiserhöhung. Berlin, 20. Auguſt. Wie von unterrichteter Seite verlautet, beabſichtigt die preußiſche Re⸗ gierung mit dem 1. April 1927 eine Miet⸗ erhöhung auf 120 Prozent. Bis zu dem ge⸗ nannten Zeitpunkt darf bekanntlich durch die Meichstaasbeſchlüſſe eine Erhühung über die Friedensmiete nicht vorgenommen werden Die bereits jetzt für nüchſten April ſeitens Preußens in Ausſicht genommene Erhöhung der Mieten wird damit begründet, durch Stei⸗ gerung der Hauszinsſteuer Gelder für allge⸗ meine Staatsausgaben zu erhalten und neue Finanzquellen für die Durchführung des Wohnungsbauprogramms zu erſchließen. Ein furchtbares Blutkonto. Das furchtbare Blutlonto des Kommunismus in Rußland. Es gibt in Deutſchland Leute, auch aus dem ſogenannten Bürgertum, die mit dem Bolſchewis⸗ mus liebäugeln und die Kommuniſtenführer in Rußland als größte Leuchten anſehen. Zur Illu⸗ ſtrierung des Terror- und Blutſyſtems des bolſche⸗ wiſtiſchen Kommunismus in Rußland ſei auf die furchtbare Arbeit der„Tſcheka“, des revolutionären Tribunals, nach den vorliegenden Nachrichten hin⸗ gewieſen. In den letzten Jahren wurden gegen 193 000 Arbeiter, 815000 Bauern, 383 000 Ge⸗ bildete, 70 000 Poliziſten, 54000 Offiziere und 1247 Geiſtliche— insgeſamt 1416 247— Todes⸗ urteile gefällt. Es wäre völlig verfehlt, anzuneh⸗ men, daß dieſe grauſame Ziffer vielleicht die Ge⸗ ſamtopfer der ruſſiſchen bolſchewiſtiſchen Revo⸗ lution in ſich ſchlöſſe. Nein, in den ſeit dem Jahre 1917 begonnenen ſchweren Revolutionswirren ſind außerdem noch 6—7 Millionen Menſchen ermordet und in den Kämpfen erſchoſſen worden, gar nicht zu reden von den vielen Millionen Menſchen, die während der letzten furchtbaren Dürre infolge Ver⸗ ſagens der bolſchewiſtiſchen Regierung elend Hun⸗ ger ſtarben. Wo man ſchließlich, um die Peſt zu verhindern, die Leichen auf Haufen ſchichtete und verbrannte. Die furchtbare Blutarbeit, die die ruſſiſche Re⸗ volution und ihre revolutionären Tribunale, die den meiſt jüdiſchen Führern treu ergeben haben, geleiſtet haben, darf nie vergeſſen werden. Alles, was an Grauſamkeiten während der großen fran⸗ zöſiſchen Revolution zwiſchen 1789 und 1796 ge⸗ ſprungen und ſchioß auf. 5 7 „Ach, der Herr Doktor. Das iſt aber nett und lieb von Ihnen, daß Sie kommen.“ Sie reichte ihm die Hand und fuhr fort: „Ich bin Michels Frau, er hat mir ſchon ſo viel von Ihnen erzählt und war recht traurig, daß Sie gar nicht kamen. Wie wird er ſich freuen, kommen Sie, bitte, näher.“ Die Frau ſprach für ihr Ausſehen außer⸗ ordentlich gebildet, und verwundert blickte er ihr ins Geſicht. „Sehen Sie mich nur nicht an, wir haben keine Zeit gehabt, etwas für unſeren äußeren Menſchen zu tun, denn wir ſind eben erſt vom Markte heimgekommen, und wir müſſen tüchtig arbeiten.“. „Wer muß das nicht in heutiger Zeit, ver⸗ aber man könnte es ehrte Frau?“ „Gewiß, doch ruhiger und beſſer haben.“ Lärmende Kinderſtzymen ſchlugen jetzt an Maxens Ohr, und wenne Schritte weiter hob ſich aus einer Mauer von Obſtbäumen und Himbeerſträuchern ein kleines einſtöckiges Bauernhäuschen, an das ſich Stall und Scheunen ſchloſſen. Michel Goldbach, mit ſeinem jüngſten flachshaarigen Sprößling auf dem Arm, erſchien unter der Tür, ſetzte den kleinen ſchreienden Bengel. als er des jungen Schulmanfies anſichtig würde, auf die Stein⸗ flieſen nieder und eilte dem Jugendfreund ent⸗ gegen. „Biſt du doch endlich gekommen, Max? Sieh, das freut mich, das iſt nett, das iſt lieb von dir.“ Er gebrauchte dieſelben Ausdrücke wie ſeine Gattin, alſo war der Einfluß wohl von ihm ausgegangen, ſo hatte wohl er es be⸗ wirkt, daß die friſche Dorfſchöne den ſtädtiſchen gebildeten Ton angenommen hatte. Ein autes Zeichen für beide Ehel ente. (Foriſetzung folgt). emer worden im, ast ein Kinperſpier gegen den furchtbaren Terror und die Blutarbeit der ruſſi⸗ ſchen Kommunisten. Dabei 00 es in Deutſchland Leute 0 der Reihen der Kommuniſten, die die Kommuniſten gewiſſermaßen als harmlose Kin⸗ der anſehen. Es iſt auch eine völlige Verkennung des deütſchen Kommunismus und der Mentalität 09 Führer, wenn Polizeibehörden glauben, mit den revolutionären Unruheſtiftern in förmliche Ver⸗ handlungen eintreten zu wollen, um„Ruhe und Ordnung“ zu erreichen. Das iſt lächerlich, denn die Kommuniſten können und werden nur leben durch fortwährende Unruheerzeugung und Aufrei⸗ zung zu Gewalttätigkeiten. In dem Zuſammenhang iſt es intereſſant, feſt⸗ ſtellen zu können, daß im kommuniſtiſchen Ruß⸗ land in gewiſſen Fällen auf Streit die Todesſtrafe ſteht, während der glatte Mord lediglich mit Frei⸗ heitsſtrafe beſtraft wird, nicht mit dem Tode. Auf jeden Fall muß davor gewarnt werden, den von Moskau nach Deutſchland verpflanzten Kom⸗ munismus auf die leichte Achſel zu nehmen. Die zahlreichen frechen Ueberfälle auf die Angehörigen von Vereinen und Organiſationen aller Art, die ſich nicht zum Kommunismus bekennen, durch die Kommuniſten in letzter Zeit, reden eine deutliche Sprache. Der Weg des Kommunismus iſt gekenn⸗ zeichnet durch Blut und Tränen, durch Terror⸗ akte ſchlimmſter Art und durch fanatiſche Bekämp⸗ fung jeder chriſtlichen Ueberzeugung. Ehrhardts Programmm. Vom Putſchiſten zum Republikaner. Von der neuen„Aktion“ des Herrn Kapitäns Ehrhardt erfährt die Offentlichkeit nun- mehr einige intereſſante Einzelheiten. Er hat eine Denkſchrift verfaßt, in der er ſeine Pläne ent⸗ wickelt. Die unfreiwillige Muße liegt dem alten Kampfhahn nicht. Er will einen großen na⸗ tionalen Block aufziehen, in dem er ſelbſt die ausſchlaggebende Rolle ſpielt. Aber der alte Putſchiſt hat einiges gelernt. Das Haupt des Kapp⸗Putſches ſagt in ſeiner Denkſchrift:„Die Zeit, in der man durch einen Staatsſtreich die Lage zu ändern glaubte, iſt vorbei. Wir wiſſen, daß heute jeder Staatsſtreich, ob von links oder von rechts, zum Tode verurteilt iſt und die Not unſeres Volkes nur erhöhen kann“. Aber Herr Ehrhardt will nicht nur mit der Putſchtaktik bre⸗ chen, ſondern ſich ſogar mit der Republik verſöhnen. Das beweiſt folgender Satz aus ſeiner Denkſchrift: N „Wir haben uns mit der Republik und der vorhandenen Staatsform und Verfaſſung inſo— fern abgefunden, als zurzeit ein Kampf gegen ſie bei der Ohnmächſigkeit der nationalen Bewegung ſinnlos iſt und nur Kräftezerſplit— terung bedeutet“. 1 In den Einzelpunkten des Programms wird dann noch beſonders das Spielen mit der Wieder— einrichtung der Monarchie in jetziger Zeit abge— lehnt. Ebenſo ſoll mit„altmodiſchen Begrif fen“ und überſpannten falſchen Ehrauffaſſungen gebrochen werden. Und dann heißt es kurz und bündig:„Die Reaktion wird abgelehnſ“. Laute Irredenta wird als ſinnlos bezeichnet. Ein wei⸗ terr Punkt will, ein wenig unklar, eine födera⸗ liſtiſche Entwicklung der Völker unterſtützen. Faſt könnte man auf den Gedanken kommen, der ehemalige Putſchiſt und heutige Republikaner Ehr⸗ hardt wolle eine neue demokratiſche Partei grün⸗ den. Aber nein. Das eigentliche Ziel ergibt ſich aus folgendem Satz der Denkſchrift:„Wir müſſen die Einheitsfront ſchaffen von Deutſcher Volks⸗ partei über Deutſchnationale und BayeriſcheVolks⸗ partei bis zu den Völkiſchen“. So malt ſich im Kopfe des Herrn Ehrhardt die zukünftige politiſche Entwicklung. Die erſte Ant⸗ wort gibt ihm der Führer des Jungdeutſchen Ordens, Artur Mahraun, der in der neu⸗ eſten Nummer der jungdeutſchen Führerzeitſchrift „Der Meiſter“ Herrn Ehrhardt zunächſt beſchei⸗ nigt, daß er bar jedes politiſchen Könnens und nicht der Mann ſei, eine große politiſche Bewe⸗ gung zu führen, um dann das Programm des Herrn Ehrhardt Punkt für Punkt abzulehnen. Beſonders wendet ſich Herr Mahraun gegen jede Einmiſchung der nationalen Verbände in die Par⸗ teitaktik der einzelnen Parteien. Es iſt ja nicht ſchwer, vorauszuſehen, wie die Antwort der Parteien, die Herr Ehrhardt zu— ſammenfaſſen will, lauten wird. Beſonders die Deutſche Volkspartei dürfte von den neu⸗ eſten Plänen des unternehmungsluſtigen Kapitäns entzückt ſein. Ehrhardts Denkſchrift wird ein intereſſantes Dokument für die Entwicklung eines Putſchiſten zu einem Vernunftsrepublilaner ſein. Im übrigen gehört ſie zur politiſchen Makulatur, die leine praktiſche Bedeutung hat. Aus aller Welt. Todesfahrt eines franzöſiſchen Paſſagierflugzeuges. London, 20. Aug. Auf der Linie Paris⸗London ver⸗ glückte ein franzöſiſches Paſſagierflugzeug bei Aſhford in Kent infolge dichten Nebels bei einer derſuchten Notlandung. Das Flugzeug ſtieß gegen das Dach eines Schuppens und ging vollſtändig zu Bruch. Von den 13 Paſſagieren wurden ein Amerikaner und ein Italiener getöket, neun weitere ſowie der Führer und der Monteur wurden ſehr ſchwer, zwei Reiſende leichter verletzt. 5 Ein neues amerikaniſches Rieſen bombenflugzeug projekkiert. Newyork, 20. Aug. Die„Chicago Tribune“ bringt Einzelheiten über ein neues für das amerikaniſche Heer gebautes Rieſenbombenflugzeug, das den Namen „Zyklop“ führt. Dieſes Flugzeug kaun bei einer Spannweite von 85 ich einer Höhe von 20 Fuß, elner Stundengeſchwindigkit von 110. Meilen un einem Aktionsradius von 500 Meilen 30 Mann Be⸗ ſatzung und 4000 Pfund Bomben mitführen. Es iſt wolte aus Stahl und Aluminium erbaut und beſitzt einen Packardmotor mit 825 PS, der 1015 Aſetechropenter schi dend Fuß Länge antreibt. Außer zwei Maſchinengewehren i Enden der unteren Tragfläche beſißt das Vombeu⸗ bei 12 500 Menſchen angeſtellt ö modernſten deutſchen Maſchinen verwandt 1 Die„Times“ betonen, daß die Deutſchen ihre Tätig— an den äußerſten Zum Tode des Herrn Pfarrers Dr. Neundörfer. Der Unglücksfall in Sils⸗Maria. Wie dem„Mainzer Journal“ mitgeteilt wird, hat der Kurarzt Dr. Ritter die Bergung der Leiche des Herrn Pfarrers Dr. Neundör⸗ fer geleitet und die Leiche unterſucht und über⸗ führt. Der Verſtorbene hatte die Tour auf den Piz Led(3092 Meter hoch) allein gemacht. Dort ſtieg er an der ſchwierigen Oſtwand ab und ging dann unglücklicherweiſe auf den Fex⸗Gletſcher. Bald nach dem Betretes brach er auf einer dünnen Eisdecke, die die Spakte etwas verdeckte, glatt ein und ſank ſofort, wie f er ſtand, hinunter. Die Spalte verengte ſich in 7—8 Meter Tiefe, wo er ſtecken blieb. Dort ging die Spalte ins Bodenloſe hinunter. Der Arzt meinte zuerſt, da die Leiche keinerlei Kopfverletzungen hatte, der Sturz habe eine Leberzerreißung zur Folge gehabt und er werde wohl noch 10 Minuten gelitten haben. Nach Ankunft des Bruders des Verſtorbenen, Herrn Dr. Neundörfer am Sonntag, beſchloß man“ eine Sektion vorzunehmen. Dabei wurde feſtgeſtellt, daß ein Bruch des Halswir— bels vorlag, ſodaß der Tod wohl augenblick— lich eingetreten iſt. Die Bergung der Leiche war ſehr ſchwer. Er wurde in der Fex-Kapelle aufgebahrt, die neben dem Gaſthaus zur Sonne iſt, wo er ge— wohnt hatte. Am Dienstag, um 7.30 Uhr vor⸗ mittags wurde die Leiche unter Glockengeläute vom Fextal nach Sils und nach St. Moritz zur Bahn gebracht. Die Gäſte und Angeſtellten der „Sonne“ und viele Andere begleiteten den Toten bis zum Ausgang von Sils Maria. (Die Unglücksſtelle auf dem Gletſcher war nur dadurch kenntlich, daß kein Neuſchnee gefallen war und deshalb die Fußſpuren ſichtbar ge— blieben waren. Die Stelle iſt am Anfang des Fexgletſchers, wenn man ihn von der Oſtſeite des Piz Led betritt.) Der„Engadin Expreß“ ſchreibt: Silz⸗Fex.(Tödlicher Unſall im Gebirge.) Freitag morgen ging der Gaſt vom Hotel Sonne, Fex, Herr Dr. Neundörfer, katholiſcher Geiſtlicher aus Mainz, von zu Hauſe weg mit der Abſicht, den Piz Led zu beſteigen. Als er Mittag nicht zurückkehrte, glaubte der Hotelier, er ſei des ſchönen Wetters wegen länger weg— geblieben. Als er gegen Abend nicht zurück— kehrte, brach eine Rettungskolonne auf, um ihn zu ſuchen. Trotz Nachforſchungen bis nach Mitternacht blieb ein Reſultat aus. Am an⸗ dern Morgen früh fand ihn die Kolonne in. einer Spalte des Fex-Gletſchers, die etwa 7 Meter tief war. Er muß ſofort tot geweſen ſein. Die Bergung konnte nur unter großer Mühe geſchehen, da der Leichnam in der im⸗ mer enger werdenden Spalte eingeklemmt war. Die Leiche würde ſodann eingeſargt und in der Fexkirche aufbewahrt. flugzeug zweit Revorbertranonen, von vencu vie eile an der oberen Seite, die andere auf einer automatiſch an der unteren Seite des Flugzeuges herabzulaſſende Plattform angeordnet iſt. Letztere Einrichtung ſoll dem die Maſchinenkanone bedienenden Schützen er— möglichen, den ganzen Luftraum nach dem Flugzeug zu bedecken. Waſhington, 20. Aug. Die Aircraft Developmen: Co. in Detroit erhielt einen Bauauftrag für ein lenk⸗ bares Marineluftſchiff mit Metallhülle, 200 Kubik⸗ fuß Gasfaſſungsvermögen, 150 Fuß Länge, 53 Fuß Durchmeſſer und einer Geſchwindigkeit von 70 Meilen. Die äußerſte Baufriſt beträgt 400 Tage. Erfolge deulſcher Technik. London, 20. Aug. Trotz vieler ernſter Schwierig⸗ keiten macht der Bau der hydranliſchen Waſſerkrafk⸗ ö ſtatlon am Shannonfluß, ie ßmens-⸗Schuckert ausgeführ: wird, Es handelt 6 der von der Firma Sie⸗ flotte Fortſchritte. die Errichtung von Umgehungskanals, wa— ſind er; 9 ſich zunächſt um Deichen und den Bau eines und it außerordentlicher Gründlichkeit ausführen. Brände überall. Leipzig, 20. Aug. Die Autowerke A.-G. chemiſcht Fabrik in Mölken bei Leipzig wurden durch ein Jroßfeuer heimgeſucht, wobei 76000 Kilogramm ge⸗ brauchte Filme verbrannten. Der Brand iſt vermut— lich durch Selbſtentzündung der Filme entſtanden. Die verbrannten Filme ſtellen einen Wert von 120 000/ dar. Paris, 20. Aug. Eines der größten Kinos und Varietee⸗Theater in Bordeauß iſt geſtern abend durch ein Feuer vollkommen zerſtört worden. Trotz des ſchnellen Eingreifens der Feuerwehr konnte nichts mehr gerettet werden. Die Entſtehung des Brandes wird auf Kurzſchluß zurückgeführt. Budapeſt, 20. Aug. In Piteſti brach geſtern in den Eiſenbahnwerkſtätten ein ungeheurer Brand aus, der vier Pavillons vollkommen vernichtete. Der Schaden wird auf Kurzſchluß zurückgeführt. Der Schaden wird auf 2 Mill. Franken geſchätzt. Eitr politiſcher Ueberfall. Schwetzingen, 19. Aug. Geſtern abend wi. ſchen 9 und 10 Uhr wurde der Schmelzer Joſef Metzger, als er auf ſeinem Fahrrad von der Ar⸗ beitsſtelle nach Hauſe fuhr, in der Nähe des Friedhofes von Mitgliedern des Roten Front⸗ kämpferbundes überfallen und mißhandelt. Mit ſchweren Verletzungen mußte er in das ſtädtiſche Krankenhaus eingeliefert werden.„Die Gendar⸗ merie hat bereits acht Perſonen feſtgenommen. Es handelt ſich offenbar um ein politiſches Atten⸗ tat. Metzger gehört den Rechtsverbänden an. 1 Witt auf einem japa und den Führern und des Achtſtundentages aufrecht Die Verhandlungen der Bergarbeiter geſcheitert. London, 19. Auguſt. Die heutigen Ver⸗ handlungen zwiſchen den Bergwerksbeſitzern der Bergarbeiter ſind ge⸗ ſcheitert, da die Arbeiter ihre Forderungen in der Frage des nationalen Lohnabkommens erhielten. Die Konferenz wird nicht fortgeſetzt werden. Keine litauiſchen Kriegsbeſtellungen in Deutſchland. 5 Paris, 19. Aug. Die litauiſche Geſandtſchaft in Paris erklärt die Nachricht, nach der Litauen in Deutſchland große Aufträge an Flugzeugen und Panzerwagen im Hinblick auf einen Angriff 4 Polen vergeben habe, für vollkommen un⸗ richtig. Aus Nah und Fern. Haßloch. Wie jetzt erſt bekannt wird, wurde die Krankenſchweſter von ſggelheim am Montag abend als ſie in Ausübung ihres Berufes auf dem Wege nach Haßloch war, plötzlich von einem Kerl über⸗ fallen und ihrer Handtaſche beraubt. Vor Schreck fiel die Schweſter bewußtlos zu Boden und als ſie wieder zu ſich kam, ſah ſie den Strolch in weiter Ferne davonlaufen. Die ausgeraubte Handtaſche lag am Boden. Bei der Suche nach Geld hatte der Dieb auch die Taſche des Kleides der Schweſter umgedreht. Dieſe liegt infolge der Aufregungen an ſchweren Herzkrämpfen bedenklich darnieder. Biſchberg(Oberfranken). Tödlicher Mo⸗ torradunfall. Zwiſchen Biſchberg und Vie⸗ reth ereignete ſich ein tödlicher Motorradunfall. Ein Stukateurmeiſter wollte mit ſeinem Motor- rad einem Fuhrwerk ausweichen. Die auf dem Sozius ſitzende Frau hatte ſich hierbei in einer Kurve zu weit nach außen gebeugt. Sie ſtieß mit dem Kopf an eine Telegraphenſtange und war ſo— ſort tot. 2 Lahr. Abgeſtür zt. Der 21 Jahre alte Student Willi Leitermann aus Lahr ſtürzte in der Schweiz am Titlis bei Engelberg ab und war ſofort tot. Er hatte ſich mit einem 16jährigen Kameraden von der 10köpfigen Wandergeſellſchaft getrennt, um den 3200 Meter hohen Titlis zu be⸗ ſteigen. Leitermann ſtieß dabei gegen einen Fel⸗ ſen und wurde eine 400 Meter hohe Schneewand hinabgeſchleudert. Sein Begleiter wurde gerettet. Koblenz. Ein Poſtkurioſum. Von einem Poſtkurioſum wird dem Koblenzer Generalanzeiger aus Mayen berichtet. Eine Feldpoſtkarte, die am 20. Dezember 1914 in Frankreich von einemKriegs⸗ teilnehmer geſchrieben wurde und den Stempel der 30. Infanterie Erſatz⸗Brigade trug, wurde mit dem Stempel des Mayener Poſtamtes vom vo⸗ rigen Samstag jetzt dem Adreſſaten, einem May⸗ ener Grubenbeſitzer, zugeſtellt. Die Feldpoſtkarte, die wahrſcheinlich in einem Schubfach unbemerkt liegen geblieben war, hat alſo beinahe 12 Jahre gebraucht, bis ſie in die Hände des Empfängers ge⸗ lanate. Neuſtadt a. H. An Blutvergiftung in⸗ folge eines Zahngeſchwüres iſt vergangene nacht Herr Eugen Roth im Alter von 30 Jahren geſtorben.— In einer Wirtſchaft zu Elmſtein wurde ein Streit über politiſche Meinungen da⸗ durch beendet, daß Georg Zink dem Konrad Flockerzie mit dem Maßkrug das Naſenbein knickte und außerdem ihm noch mit einem Glas ins Geſicht ſchlug. Das Schöffengericht Neuſtadt ver⸗ urteilte den Zink zu 30 Mark Geldſtrafe. Dandshauſen. Geſtändnis eines jugend⸗ lichen Brandſtifters. Der 16 Jahre alte Richard Helmle aus Zeutern, der hier bei ſeinen Großeltern wohnte, und unter dem Ver⸗ dacht, das Großfeuer in der Nacht zum Sonntag angelegt zu haben, verhaftet worden iſt, hat in— zwiſchen die Tat eingeſtanden. Die Unterſuchung wird weiter zu klären haben, ob er auch die vier weiteren großen Brände, die in letzter Zeit hier zu verzeichnen waren, gelegt hat. London. Ein japaniſcher Dampfer in Brand. Wie„Daily Mail“ aus Peking meldet, tiſchen Dampfer zwiſchen Han⸗ kant und Schaughai Feuer ausgebrochen. Man verſuchte, das Schiff in der Nähe von Lungkau auf⸗ laufen zu laſſen, um die Paf e zu retten. Ban⸗ diten weigerten ſich ab a iff landen zu laſſen und dr Pe ere zu erſchießen oder gefangen 50 Paſſagiere ſind be⸗ mo reits Lokale Nachrichten. * Biernheim, 23 Auguſt * Volksverein. Heute Abend 8 ¼ Uhr Vertrauensleute⸗Verſammlung im Kettelerſälchen des„Freiſchütz“. Die betreffenden Herren wollen ſich ꝛceſtlos einfinden. * Ein leiſes Ahnen des kommen⸗ den Herbſtes lag über dem geſtrigen Sonn⸗ tagswetter. Vorhergehende ſtarke Regenfälle hatten die Temperatur ganz weſentlich herab⸗ gedrückt, es war kühl und und unfreundlich. Erſt im Laufe des Nachmittags beſſerte es ſich, wodurch den Veranſtaltern der geſtrigen Feſte Gelegenheit gegeben war, im Garten feiern zu können. So war die Gartenwirtichaft des „Freiſchütz“, worin der Zentralverband der chriſtl. Bauarbeiter ſetn 20 jähriges Stiftungsfeſt feierte, bis in das letzte Winkelchen beſetzt. Viele muß⸗ ten ſogar den Saal unb die angrenzenden Räu⸗ me aufſuchen, um Platz zu finden. Die Feſt⸗ lichkelt nahm in ihren Tellen einen progtam⸗ matiſchen und ſehr ſchoͤnen Verlauf.— Die übrigen Veranſtaltungen wie das Gartenfeſt im „Schwarzen Peter“, das Erntefeſt der Jung⸗ bauern im„Saftkaden“ waren ebenfalls ſtark beſucht. Muſtkallſche und geſangilche Darbie⸗ tungen füllten die Stunden in angenehmer Weſſe 1 derer“. chriſtl. Bauarbeiter. — 5 aus.— Die Nachkirchwelhe in Hütteufeld wle auch die Kirchweihe in Neckarau war das Aus- flugsziel zahlreicher Viernheimer.— Die hieſigen Radfahrer Vereine begaben ſich nach Weinhelm zum Stiftungsfeſt des Radfahrer⸗Clubs„Wan⸗ Ob man beim Korſofahren Preiſe er⸗ ringen konnte, iſt uns noch nicht bekannt.— Das 20jährige Stiftungs feſt des Einen Feſitag haue geſtern die chriſtl.⸗natlonale Arbeiterbewegung. Das 20 jährige Jubelfeſt des Zentral⸗Verbandes chrlſtl. Bauarbeitec, Ortsgruppe Viernheim, ſtand im wahren Sinn des Wortes im Mittelpunkt des öffentlichen Lebens. Dle Veranſtaltung, an der ſaͤmtliche hieſigen konfeſſionellen, wie auch eine größere Zahl auswärtiger Korporationen teil⸗ nahmen, geſtaltete ſich zu einer impofanten Kund⸗ gebung für die chriſtl nationalen Gewerkſchafts⸗ gedanken. Ein gemeinſamer Kirchgang bildete den Auftakt zum Feſte. Um 10 Uhr verſam⸗ melten ſich die Delegierten und Funktionäre im Saale des„Freiſchütz“ zur Bezirkskonferenz. Zentralvorſitzender Wiedeberg ⸗Berlin verbrei⸗ tete ſich in einem größeren Referat über organi- ſatoriſche Fragen innerhalb des Zentralverbandes, über ſeine Zwecke und Beſtrebungen, des weiteren über die gegenwärtige ſoziale Lage der Arbeiter⸗ ſchaft überhaupt Die Ausführungen, die z. Tell einen intereſſanten Rückblick auf die Gründungs⸗ zelt des Verbandes gaben, andernteils die heutigen ſoztalen Probleme und Zeitfragen eingehend illu⸗ firkerte, fanden lebhaften Beifall bel den An⸗ weſenden. Das Programm des Nachmittags wurde eröffnet durch den Feſtzug, der eine ſtatt⸗ liche Länge zeigte. Im Garten des Lokals „Zum Freiſchütz“ begrüßte nach einigen Vorträgen der Feuerwehrkapelle der Vorſitzende der Ver⸗ waltungsſtelle Mannheim Kießer die Anweſenden. Der Kirchenchor„Cäcilia“ verſchönte die Veran⸗ ſtaltung durch Vortrag einiger Lieder. Dle Feſt⸗ rede hielt Bezirksleiter und Landtagsabgeordneter Heurich. Später wurden eine größere Anzahl alter und verdienſtvoller Verbands angehöriger durch Ueberreichung elner Urkunde geehrt. Am Schluß des offiziellen Feſtaktes nahm der 2. Vor ſitzende der hieſigen Zahlſtelle, Herr Georg Hofmann, Gelegenheit, allen denen, die zum guten Gelingen des Feſtes beigetragen, herzliche Dankes worte zu widmen. Eine Tanzunterhal⸗ tung hielt Veranſtalter wie Gäſte noch recht lange ö Be Ausführlicher Bericht über das Feſt folgt. »Obſt-Verſteigerung. Am Mlitwoch, den 25. Auguſt, vormittags 11 Uhr, kommt im Sitzungsſaale des Nathauſes ſämtliches Spätobſt wie Zwetſchen, Nüſſe und Birnen öffentlich melſt⸗ N bietend zur Verſteigerung. » Erntefeſt der Jungbauern. Nach getaner Arbeit hat der Menſch das Recht, auch einmal ein frohes Feft zu feiern. Das war der Gedanke, der die Jungbauernbewegung veranlaßte, ſeine Mitglieder und Freunde zur Feier des Erntefeſtes einzuladen. Wie gern von dieſer Gelegenheit Gebrauch gemacht wurde, zeigte der vollbeſetzte Saal des Gaſthauſes„Zum grünen Laub“. Ningsum an den Wänden angebrachte Transparente aus Aehren, die mit Blumen ge⸗ ſchmückten Tiſche, die Feſtſtimmung, die über dem Saale lagerte, dieſe Dinge ſchufen eine Ge⸗ mütlichkeit, wie man ſie ſelten antrifft. Vor⸗ ſitzender Herr Peter Belz, begrüßte die Ver⸗ ſammelten mit herzlichen Worten. Den Mit- gliedern legte er warm ans Herz, eifrig im Dienſte der Standesbeſtrebungen zu ſein und den Zu⸗ ſammenſchluß in jeder Hinſicht zu fördern. Anz dankbarem Herzen für den guten Ausfall der Ernte ſangen die Berſammelten ſtehend das Lied: „Großer Gott, wir loben Dich.“ Nun wurde von 4 jungen Mädchen der Erntelranz hereinge⸗ bracht und dem 2. Vorſitzenden, Herrn Ad a m Helfrich, übergeben, der das Symbol der Dankbarkelt und Berufsfreudigkeit mitten im Saale aufhängte, dem Feſte die Krönung zu geben. Irl. Eliſe Haas ſprach ſodann einen ſinnigen Spruch anf den Bavernſtand. Herr Lehrer Roos betonte in einer Feſtrede dle Notwendig⸗ leit der geilſtigen Berufsbildung des Landmanns. Nur dem ſei es möglich, mit der Zeit mitgehen, der neben ſeiner praktiſchen landwirtſchaftlichen Tätigkeit die geiſtige Durchbildung betreibe. Dle Jungbauern⸗ Bewegung könne gerade in dleſer Hinſicht bahnbrechend wirken. Weiterhin ſel keiner in ſolchem Maße dazu berufen, unſers alten ſchönen Volksfitten und Gebräuche neu aufleben zu laſſen und zu fördern, wie der Bauern⸗ ſtand. Während faſt alle anderen Berufe mehr oder weniger nicht bodenſtändig ſeien, ſei dies bei dem Bauern, der mit der Scholle, die er von ſeinen Vätern übernommen, auf das innigſte verwachſen, der Fall. Auch hier könne die Jung⸗ bauern⸗Bewegung große Verdieuſte erwerben. Zum Schluſſe mahnte er, dieſe alten kulturellen Güter mehr zu pflegen und zu hegen, als beſte Abwehrmaßnahme gegen die Gefahren einer modernen Entwicklung und der heutigen Zelt. Nachdem Herr Mathlas Träger noch mltge⸗ teilt, daß für die kommenden Wintermonate, Lehrgänge und Küche in Ausſicht ſtänden, die dem Jung bauern die notwendigen Fragen der Theorie vermitteln ſollen, nahm der Erntetanz ſeinen Fortgang. Es war nicht mehr ſo ganz 117 als das wunderſchöne Feſt ſeinen Abſchluß and. *Das Obſt⸗Erträgnis der Gemeinde Muckenſturm kommt Donnerstag, den 26. Aug. vormittags 11 Uhr zur Verſteigerung. Näheres ſiehe Inſerat.