i Bekanntmachung. Betr.: Verſteigerung von Obſt. Am Mittwoch, den 25. Auguſt 1926, vor⸗ mittags 11 Uhr wird im hauſes ſämtliches Spätobſt, wie Zwetſchen, und Birnen öffentlich verſteigert. Viernheim, den 21. Auguſt 1926. f Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim 5 J. V.: R 00s. Sitzungsſaale des Rat Nüſſe Obſt⸗Verſteigerung. Die Gemeinde Muckenſturm verſteigert am Oonnerstag, den 26. Auguſt, vormittags 11 Uhr das diesjährige Obſt⸗Erträgni⸗ wie Zwetſchen, Aepfel und Birnen an Ort und Orte an die Meiſtbietenden. Steigerungsliebhaber werden eingeladen. Muckenſturm, den 23. 8. 1926. Das Stabhalteramt: Wanner. ensterleder Bürsten, Besen, Putztücher, Klopfer, Cocos-Matten etc. besonders preiswert bei Nikolaus Stumpf 4. Bismarckstrabe 5. Bauern-VHerein. Den Mitgliedern zur Kenntnis! Der Vorſtand des Bauernvereins und Jungbauern dat ſich mit den Dreſchmaſchinenbeſitzern dahin geeinigt, daß der Droſchlohn . Aunde im Hause 11 Mark eträgt mit der Maßgabe, daß der Lohn bis 11. Nov. 1926 bezahlt iſt. Für ſpätere Zahlungen kommt dieſer Stundenlohn nicht mehr in Betracht. Der Vorſtand. eee Für die zahlreichen Geschenke und Gratulationen anläßlich unserer Vermählung sprechen wir auf diesem Wege, nach allen Seiten hin, unseren herzlichsten Dank aus. Viernheim, den 22. August 1926 Otto Bartlitz und Frau Magdalena geb. Faber. 7 7 Wegenbmiug biete ich folgende Jol zu besonders billigen Preisen an: Kirschbaum- Nubßbaum- Elche-Schlatzimmer mit Spiegel und weib. Marmor 370. Speisezimmer mit 180 br. Büffet und Kredenz. M. 290. Herrenzimmer. 280. Hücheneinrichtung gebraucht.. NM. 125, Splegelschrank x. 85- Hlelderschrank 51. 30. gchreiblisch Ble 85. deustlee.. 29. et. Wwollmatratze. 29. Auf Wunsch Zuhlungserleichterung. Möbelhaus Morgenstern Mannheim J 1, 18a. Die Möbel werden frei auch nach auswärts geliefert. Friſch eingetroffen Königsberger Saatwicken Gaat⸗Erbſen Keimhraft garantiert 96 Prozent (Saatzeit bis Ende Auguſt) zum billigſten Tagespreis. 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Ein Mitarbeiter der„Voſſiſchen Zeitung“, der ſich in dem Unglücks zuge befand, gibt fol⸗ gende Schilderung der Erlebniſſe der grauen— vollen Nacht: Der D⸗Zug Berlin— Köln hatte um 10.37 Uhr fahrplanmäßig den Schleſiſchen Bahnhof werlaſſen. Der Zug war gut, wenn auch nich! übermäßig beſetzt und niemand ahnte, daß der Zugführer, der die Fahrkarten unter ſcherz⸗ haften Bemerkungen revidierte, ſeinen letzten Dienſt ausüben werde. Ich befand mit im erſten Wagen dritter Klaſſe, der von der Maſchine durch einen Poſt⸗, einen Geyväck⸗ und einen Schlafwagen getrennt war. Auf weichem Sieſta⸗Sitz, die erſte Zeit leſend, verfiel ich, wie meine drei Reiſegfährten bald in den leichten Eiſenbahn⸗ ſſchlummer. Wir hatten Stendal paſſiert und nur noch ungefähr eine halbe Stunde bis Hannover, als plötzlich, wie wir nachher feſt— ſtellten. um 2.10 ein wahnſinnſges Schleudern des Wagens uns aus dem Schlafe riß. Dazu börte man, wie die Bremſen mit entſetzlichem Geheul anzogen. Aber alles wurde in der nöchſten Sekunde von einem einzigen Schrei übertönt, der durch alle Abteile und Gänge gellte. Ehe wir noch einen Gedanken faſſen konnten, neigte ſich der Wagen und ſtand. Ich ſtürzte als erſter in den Gang, der wie der Kabinengang eines Schiffes im Winkel von faſt 45 Grad lag. Ich ging in der Richtung des Schlafwagens und hörte den Ruf:„Entaleiſt!“ Das Wort weitergebend fügte ich hinzu:„Ruhe, uns kann nichts mehr paſſieren!“ Einige Männer nahmen den Ruf auf und es gelang, in die Maſſe, die wie wahnſinnig ſchreienden Frauen und Kinder etwas Rube zu bringen. Ohne Drängen klet— terten wir dann aus dem Wagen, deſſen Tritt— bretter freilich faſt zwei Meter vom Erdboden entfernt waren. Anfanas herrſchte völlige Dunkelheit. Nur das Licht der beiden erſten Wagen dritter Klaſſe brannte noch. Man hörte von der Spitze des Zuges und aus der Mitte fürchterliche Schreie. Der ganze Schienenwall war bedeckt mit Gleiſen, die ſich wie Haar— nadeln acbogen hatten, und waren Glasſcher bon. bei den Mettungsarbeiten hervorragend betei ligt hat, brachte Nachtkerzen, die wir anzün⸗ deten, und nun gelang es auch. aus den Holz⸗ trümmern einen Scheiterhaufen zu entfachen. Erſt in deſſen Licht gewabrie man den ganzen Umfang des Unalücks. Die Lokomotive war umgeſtürzt. Der Packwagen lag gleichfalls um, und es war nicht möglich, an die ſo wichtigen Nacteln und Geräte heranzukommen, die ſich in ihm befanden. Der Schlafwagen hatte ſich gelöſt und ſtand faſt unbeſchädigt. Dagegen hingen die folgenden Wagen dritter Klaſſe ſo gefährdet, Sturm im, voller, Fenſterrahmen und Holzplan⸗ ken. Der Schaffner des Schlafwagens, der ſich— ö ö daß man jeden Augenblig ipren upfturz be⸗ fürchten mußte. Das entſetzlichſte Bild aber boten die beiden Wagen zweiter Klaſſe. Der hintere war in den vorderen direft hinein⸗ gefahren und umſchloß ihn wie eine Zange. Die letzten Wagen des Zuges waren ſeltſamer— weiſe nicht einmal von dem Gleiſe geſprun— gen. Zu allem Unglück näherte ſich in dieſem Augenblick noch ein beſchleuniater Perſonen⸗ zug aus der Richtung Hannover. Ein geiſtes gegenwärtiger Beamter raſte dieſem Zug, mit einer Laterne Warnungszeichen gebend, ent⸗ gegen. und es gelang ihm den Perſonenzug 300 Meter vor der Unglücksſtelle zum Halten dann!; zu bringen. Seine Beamten brachten Fackeln und Aexte mit, mit denen es aber nicht gelang. die wenigen Lebenden des zweiten Wagens zweiter Klaſſe, die entſetzlich um Hilfe ſchrien, zu befreien. Neben den Szenen des Schmerzes. die niemand wiedergeben kann, ereianete ſich auch ein Fall erſchütternden Wiederfindens. Eine Dame aus dem am ſchlimmſten betroffenen Wagen zweiter Klaſſe hatte ihr Kind einem Bekannten zur Nachruhe mit in den Schlaf wagen gegeben. Aus den Trümmern des Ab⸗ teils, unverletzt, wenn auch eingeklemmt. ſchrie ſie verzweifelt nach ibrem Kind, um es plötz⸗ lich am Schienendamm vor ſich zu ſehen. Inzwiſchen hatten 2 Aerste, die ſich unter den geretteten Fahrgöſten befanden, mit dem Leinenzeug aus dem Schlafwagen dort ver— bunden, wo ſie Verwundete erreichen konnten. . Der Opfer, unter denen ſich wohl nur wenig Lebende befanden, war in dem völlig zuſam— mengepreßten Wagen zweiter Klaſſe. Die ge- retteten Fahrgäſte wurden von dem Perſo— menzug zuerſt nach der kleinen Station Mei nerſen und dann nach Hannover gebracht. Die Unterſuchung nimmt ihren Fortgang. ö Berlin, 21. Auguſt. Wie die„B. Z.“ be⸗ bauptet, läßt die Berliner Zentralbehörde bei ihrer Unterſuchung der ſchweren Eiſenbahn— kataſtrophe auch die Möglichkeit eines Unfalles noch offen. Die Ermittlungen nach dieſer Richtung ſollen gleichfalls aufgenommen wor⸗ den ſein. Nach Anſicht von Sachverſtändigen und Eiſenbahningenieuren iſt die Meinung von einem Betriebsunfall gerade in dieſen ſtreiſen trotz aller Erklärungen des General— birebtors der Reichs hahn ſtark vertreten. Wie uns von zuſtändiger Stelle mitgeteilt ö photographiſche Auf⸗ wird, iſt es gelungen, nahmen an der Unglücksſtelle zu machen, die die Annahme der Reichsbahngeneraldirektion daß es ſich um ein Attentat handele, beſtäti⸗ gen. Die Aufräumungsarbeiten an der Unfall— ſtelle ſind heute vormittag beendet worden. Seit 8 Uhr iſt die Strecke frei und der Verkehr Berlin— Hannover—Köln kann wieder ohne ö Aufenthalt zweigleiſig durchgeführt werden. — ee 5 Nr. 3 geſchoben wurde. Dies waren freilich nicht viele. Die Hauptzahl, Doch ein Attentat? Hannover, 22. Auguſt. In einer Preſſe⸗ konferenz erklärte Reichsbahnpräſident Dr. Seydel, daß nach der Anſicht der Sachverſtän⸗ digen dem Eiſenbahnunglück bei Leiferde zweiffellos ein Attentat zu Grunde liege. Zur Begründung der Annahme eines Verbrechens dienen neben den aufgefundenen Werkzeugen die an der Unfallſtelle gemachten amtlichen photographiſchen Aufnahmen, die der Preſſekonferenz vorgelegt wurden. Aus ihnen iſt erſichtlich, daß die vier Laſchenbolzen, die Laſchen und Schienen verbunden hatte, neben den Stoßſchwellen beieinander lagen. Die Muttern lagen innerhalb der Schienen, die Innenlaſchen lagen unbeſchädigt auf den Stoßſchwellen,, desgleichen waren bei den er⸗ ften 11 Schwellen Klemmplatten und Schwel— lenſchrauben unbeſchädigt. Die Schienen wa— ren nicht in einer ganzen Länge von 15 Me⸗ ern gelöſt, ſondern nur an einer Seite, und zwar waren 12 von insgeſamt 26 Befeſti⸗ gungsſchrauben entfernt. Die Biegung der Schienen ſei auch ohne ihre vollſtändige Lö— ſung ſoweit moglich geweſen, daß die Entglei— ſung habe entſtehen können. An den losge— löften Schraubenmuttern ſind auch Druckſtellen von Werkzeugen gefunden worden. Die Be— hauptung, daß in der Nähe angefaulte Schwellen feſtgeſtellt worden ſeien, trifft nicht zu. Die letzte Bearbeitung der Strecke erfolgte ausgangs April 1926. Auf der Spur der Bahnattentäter? Hannover, 23. Auguft. Eine neue Spur, die von der Kriminalpolizei und aleichzeitig von der Ueberwachungsſtelle der Reichsbahn verfolgt wird, führt nach dem Orte Müllerden bei Meinerſen, ſowie nach Gifhorn. Die Kri- minalpolizei glaubt, daß unter Umſtänden die Attentäter in 24 Stunden verhaftet ſein können. In den letzten Tagen ſind Zahlreiche Verhaftungen vorgenommen worden. Der größte Teil der Verhafteten; mußte wieder freigelaſſen werden Gleiſe ſind ſeit Samstag wieder frei: nur noch die Lokomo— tive und der Tender zeugen von der grauſigen Kataſtrophe. Die bisher unbekannte Tote ſoll eine Frau aus Elberfeld ſein. Die Leiche iſt immer noch nicht rekognoſziert. Die Berlin, 23. Auguſt. Wie ein Montagsblatt erfährt, haben die Hinterbliebenen ſich bereits mit namhaften Rechtsvertretern in Verbin⸗ dung geſetzt, um ihren Anſprüchen gegen die Reichsbahn Geltung zu verſchaffen. Offenbar wollen ſich die Hinterbliebenen nicht mit der offiziellen Erklärung begnügen, daß die Reichsbahn berechtigte Anſprüche auch dann befriedigen will, wenn die Rechtslage ſie nicht dazu verpflichte. Pfarrer Dr. Neundörfers letzte Fahrt. Am Freitag Mittag wurde, wie wir von un— ſerem nach Mainz entſandten Berichterſtatter er⸗ fahren, unter außerordentlich großer Teilnahme ber Mainzer Bevölkerung der tödlich in den Al pen verunglückte H. H. Pfarrer Dr. Neun dör⸗ fer zur letzten Ruhe getragen Am Donnerstag traf die Leiche in Mainz ein und wurde in der Pfarrkirche St. Quintin aufgebahrt. Früh am Morgen waren bereits die St. Quintinskirche und die Straßen nach dem Friedhof hin von Trauernden gefüllt. Die Trauerrede hielt in Anweſenheit des Hochwſt. Herrn Biſchofs von Mainz Dr. Ludwig Maria Hugo der Stadtdekan Pfarrer Dr. Beickert von St. Pe⸗ ter. Das anſchließende feierliche Totenamt wurde von Herrn Pfarrer Dory von St. Ignaz unter Aſſiſtenz der Herren Proſ. Kalt aus der Ma⸗ rienſchule zu Mainz und Sekretär Lennert der biſchöflichen Kanzlei zu Mainz zweier Vettern des Verſtorbenen— zelebriert. Gegen 11.15 Uhr nahm der großartige Trauerzug ſeinen Ausgang. Schulkinder und die katholiſchen Ver⸗ eine trugen herrliche Kranzſpenden und Fah nen. Hinter dem Sarge folgte die Mainzer Geiſtlichkeit, Bürgermeiſter Adelung als Ver⸗ treter der Stadtverwaltung und viele Freunde des Dahingeſchiedenen. Pfarrer Dr. Neundörſer wird überall da, wo er einſt wirkte, wo er den Gläubigen Troſt ſpendete und ſie aufrichtete durch ſeine volkstümlichen Predigten, niemals vergeſſen werden. Sein geiſtreiches Schrifttum wird gleichfalls fortleben. Auch die Wormſer Ka⸗ tholiken werden dem Dahingeſchiedenen ein un⸗ vergängliches Andenken bewahren. N 1 1 eordneten werden außerdem ar Schriftlettung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathaus. 88 43. Jahrgang 5 9 uſt Mehlich, Reichs- und Staatskommiſſar für gewerbliche Fragen in der Provinz Weftfſtalen, der bei der Rückkehr von einer dienſtlichen Beſpre⸗ chung in Berlin der furchtbaren Kataſtrophbe bei Leiferde zum Opfer gefallen iſt. Mehlich wirkte in ſeinem Amte, in das er 1920 berufen wurde, beſonders durch ſeine geſchickte Ver— mittlungstätigkeit in allen Kreiſen des rhei⸗ niſch⸗weſtfäliſchen Bergbaus, außerordentlich verdienſtvoll. Er hinterläßt eine Frau und 7 Kinder. Kulturkampf in Mexiko. Newyork, 21. Aug. Im Zuſammenhang mit dem merikaniſchen Kirchenſtteit teilt heute der Epiſtopat in einer ſebr ausführlichen Erklärung mit, daß es den von Talles gegebenen Anregun⸗ gen ſolgen und den Streitfall nunmehr vor den Kongreß und die Gerichte bringen wolle. End— gültige Beſchlüſſe über den jetzt einzuſchlagenden Kurs ſind noch nicht gefaßt worden, da man erſt die Entſcheidung Roms abwatten werde. Di Aenderung des kirchlichen Kurſes dürfte ni unweſentlich von der Haltung Amerikas flußt worden ſein. Aus der K. P. D. „Ziſcher und Maslow aus der K. P. D. aus⸗ geſchloſſen. Berlin, 21. Auguſt. Die„Rote Fahne“ gibt einen Beſchluß des Zentralkomitees der Kommu⸗ iſtiſchen Partei Deutſchlands bekannt, wonach der ſt ſo gefeierte Führer der deutſchen Kommu⸗ Maslow und die Reichstagsabgeordnete Fiſcher aus der Partei ausge en werden. s gleiche Schickſ ter die beiden preußiſchen Land rdneten Loſſau und Loquinger ſowi Reichstagsabgeordneten Tiedt. Die vier f fgefordert, ihre Mandate niederzulegen. Man d wehl auneh⸗ men, daß ſie dieſer Vermutung ebenſowenig nach kommen werden wie die bereits früher ausgeſchloſ⸗ ſenen Abgeordneten Korſch und Katz. Im Zentralkomitee ſind nur die Mitglieder Ur bah ns und Schlecht für die Ausgeſchloſſenen einge⸗ treteu Aus aller Welt. Fürchterliche Bluttat. Paris, 22. Aug. In einem Dorfe in der Nähe von Amiens ſchlug ein Arbeiter, offenbar in der Trunkenheit, ſeinen drei Töchtern und ſeinem Schwiegervater mit einer Keule den Schädel ein und erhängte ſich darauf. Nur die jüngſte Toch⸗ ter wurde noch lebend, aber ſchwerverletzt, auf⸗ gefunden. Fliegerleutnant Wullſchlegel tödlich abgeſtürzt. Baſel, 22. Aug. Der Fliegerleutnant Wull⸗ ſſchlegel, der ſeit einigen Monaten auf der Strecke Frankfurt—Stuttgart-La Chaux de Fonds⸗Lvon der Balair ohne jeden Unfall tätig war, ſtürzte bei Kunſtflügen über dem Flugplatz Baſel aus ca. 200 Metern Höhe tödlich ab. a 1 Word und Selbstmord. Leipzig, 21. Aug. In der Nacht zum Freitag kurz nach 1 Uhr erſchoß in Leipzig⸗Lindenau der 23 Jahre alte Kraftwagenführer Karl Krauſe teine Pray, die ec Heborene Nerfäuferin Lisbeth Schwaigerek. Die Kugel traf die Schläfe und töte die Frau auf der Stelle. Hierauf richtete der Täter die Waffe eggen ſeine Schläfe. Auch dieſer Schuß wirkte ſofort tödlich. Krauſe ſollte heute eine Stellung in Borna antreten. Man nimmt an, daß er glaubte, ſeine Frau würde ihm dann untreu ſein und daß er aus dieſem Grunde die entſetzliche Tat verübte. 5, 9 e 2 — — neralberſaumlung der Franziskus— Görres. Zum Katholitentag in Breslau. Der, Schöneren Zukunft“(Jahrg. 1 Nr. 46) entnehmen wir folgenden aus der Feder von * Dr. Joſef Eberle ſtammenden Auſſatz. * Der Breslauer Katholikentag ſteht rr. zweier großer Perſönlichkeiten, des heiligen Franz von Aſſiſi und des ſäkularen Publi⸗ iſten Joſeph von Görres, deren Gedächt⸗ nis das Jahr 1926 in beſonderer Weiſe feiert, weil es das 700. Todesjahr von Franz von Aſſiſt und das 150. Todesjahr von Görres iſt. Aber wenn nuch nicht dieſe Erinnerungsdaten wären, es könnten kaum beſſere geiſtige Patrone für den Deutſchen Katholikentag gefunden werden, weil Veide Perſönlichkeiten den e Natholiken gerade heute unendlich wiel zu ſagen haben. 5 Franz von Aſſiſi hat aus einen Leben der Schönheit und des Reichtums, des Luxus und der Vergnügungen ſich chou in der Jugend durchge⸗ rungen zu einem Leben höchſter Entſagung, zu einer Verkörperung des Triumphes alles Seeliſchen und Sittlichen über materielle Werte. Als ſolche wurde er in ſich und in ſeinen Schülern für Jahrhunderte eine Quelle der Verinnerlichung und Vergeiſtigung, ein Vorbild für die Ueberwindung der lockenden Güter des Diesſeits; wurde er im Bettlergewand ohne Schuhe und Stab, ohne Gürtel und Reiſe⸗ geld ein König der Seelen von hinreißenden er⸗ zieheriſchen Wirkungen. Wie viel hat dieſer Fran⸗ iskus heute dem deutſchen Volke zu ſagen, das aus en Höhen ſeltenen Reichtums, allgemeiner Le⸗ bensverfeinerung durch Zuſammenbruch und Re⸗ volution in Bettlerarmut geſtürzt wurde und heute in Dutzenden von Millionen der Volksglieder ſich u mdas kärgliche Brot für die Exiſtenz müht! Die abſoluie Armut aller iſt nie ein Ideal, Hero⸗ ismus iſt immer nur Sache weniger. Aber es iſt doch eiwas anderes, ob man die Arbeiten und Sorgen des täglichen Lebens trägt wie ein Sklave, der ſich unwillig dumpfem Schickſalszwang fügt, oder wie ein Chriſt, der im Diesſeits doch nur eine Art Theaterspiel vor Gott ſieht, in dem es weniger auf die Rollen als ſolche, die Rolle des Bettlers, des Staatsmanues oder des Königs, als vielmehr auf die Art und Geſinnung de Spielers ankommt. Es iſt ein Unterſchied, ob man die Armut des Le— bens rügt unfroh, mit zuſammengebi⸗ fenen Zähnen oder ob man ſeeliſch über ihr ſteht. ob man ihr doch nur die Gelegenheit zur ſittlichen Erprobung, den Sportplatz für die Entwicklung der Fähigkeiten und Sehn⸗ ſüchte für die höhere Welt erblickt. Da aber iſt der Sohn des Kaufmannes Bernardone der große Lehrmeiſter, der große Erzieher,— wo es gilt, gleichmütig zwiſchen Ruinen zu ſtehen, tränenlos zam Grabe hoher Vermögenswerte, zu verſichtlich vor den Nahrungsſorgen der nächſten und über⸗ mächſten Wochen. Franziskus iſt die verkörperte Predigt: Es geht auch ohne Villen und Champag⸗ Aer, ohne Seidengewänder und Theaterabende, zohne Titel und Klubs; im nackten Stall und in Lumpenkleidern können Seelenwonnen erreicht erden, die alle irdiſchen Wonnen überſteigen. Und umgekehrt: Erſt wenn man aufgehört hat, dich an Sonderwerte der Schöpfung zu hängen, ſteht einem ſozuſagen die Geſamtſchöpfung zur Verfü⸗ gung. leuchten einem Sonne und Sterne mit ei⸗ Weundie Gchattenweichen Roman von Ferdinand Runkel. Mäx mußte in die große Wohnſtube ein⸗ treten und an dem weißgeſcheuerten Holztiſch Platz nehmen. Michel ſetzte ſich ihm gegen⸗ über, legte die braungebrannte Fauſt auf die weiße Tiſchplatte und ſah ſeinen Gaſt mit freundlichen Blicken an, indes ein leiſes Klirren von Gläſern aus der Küche verriet, daß die Hausfrau damit beſchäftigt ſei, einen Willkommtrunk zu kredenzen. Richtig kam ſie auch bald mit einem Brett, auf dem feine Weingläſer und eine beſtaubte Flaſche ſtanden, in die Stube, ſtellte vor ihrem Gatten ab und ſagte: las„Es iſt unſer älteſter, Herr Doktor, und zugleich der beſte Jahrgang, den wir haben.“ Michel entkorkte die Flaſche, und ein eigen⸗ tümlicher Duft von Waldblumen und Wald- beeren erfüllte das Zimmer. Fahlroſa wie ein ſchöner Amethyſt ſchimmerte der Wein in den geſchliffenen Gläſern, und Max fragte erſtaunt: „Was iſt denn das?“ „Selbſtgekelterter Stachelbeerwein, unſer ſchlichter Haustrunk, aber alt und edel.“ - Alt und edel, Michel hatte recht, alt und edel war er und von ſeltenem Feuer. „Wir können ſie gar nicht alle verkaufen, die Notwendigkeit der Neuorganiſation von Völ⸗ kennens, das entſchiedene Einſtehen für die religiöſen Ideen und die kirchli⸗ ſchen Werte als die primär wichtigen. 0 Glaubensmut iſt auch dem heutigen katholiſchen ner Pracht, duften einem die Blumen mit einem Wohlgeruch, dienen einem Fiſche und Vögel mil einer Zärtlichkeit, wie ſie der diesſeits gerichtete Nabob nie erlebt. Wie aktuell iſt die Predigt des heiligen Franziskus im heutigen Deutſchland! Und ein zweites: Als Franziskus einſtmals von dem Bruder Maſſäus gefragt wurde, woher es ihm denn gekommen, daß die ganze Welt ihm nach⸗ laufe, ihm, der weder ſchön, noch reich, noch gelehrt, ſei, da antwortete der ſpätere Heilige:„Willſt du wiſſen, woher mir das? Das iſt mir gekommen aus den allerheiligſten Augen des allmächtigen Gottes, welche ebenſo alle Guten wie Böſen durch⸗ ſcchauen. Denn dieſe allerheiligſten Augen Gottes ſahen keinen größeren Sünder auf Erden als mich, unter den Menſchen keinen unverſtändigeren, unter nich als ein Werkzeug angenommen und vor den Uebrigen erwählt, um ein wunderbares Werk auf Erden anzufangen und zu vollenden.“ b Die Demutsgeſinnung des Heiligen iſt geradezu erſchütternd. Aber iſt ſie letztlich nicht doch das Kennzeichen aller großen reſoluten Prüfer des eigenen Gewiſſens, aller großen Selbſtken⸗ ner? Steht die ernſte Gewiſſenserforſchung nicht am Anfang aller höheren Leiſtungen? Auch hier iſt N Franziskus ein natürlicher Prediger für das deut⸗ che Volk. Das Kennzeichen dertonange⸗ benden Deutſchen der letzten Jahr- 10 te war nicht Demut, war vielmehr tolz, übermäßiges Selbſtbewußtſein, parvenühaftes Protzentum, Arroganz, ein Herabſehen auf andere Völker, ein die Welt beunruhigendes Bramarbaſieren. Weil man ſelber vor allem angelegt war auf Ini⸗ iative und Unternehmungsgeiſt, auf Schaffen und Organiſieren, auf raſtloſen Betrieb, auf ruheloſen Amerikanismus, hat man den Maßſtab des eigenen Tuns zugleich zum Maßſtab der Beurteilung an⸗ derer Völker gemacht, die vielleicht weniger betrieb ſam waren, dafür aber kulturell⸗gemütliche Werte um ſo höher ſchätzten. Gibt es einen anderen Weg des Abbaues der Weltvorurteile und der Weltfeind⸗ ſeligkeiten gegen Deutſchland als ernſte deutſche Ge⸗ wiſſenserſorſchung, als Selbſtverdemütigung auf Grund ehrlicher Selbſterkenntnis, um, in der De⸗ mut vorurteilslos geworden, nun auch zu rückſichis⸗ vollerem, brüderlicherem Vorhalten gegenüber an⸗ deren Völkern zu kommen? Joſeph von Görres iſt der zweite geiſtige Pa⸗ Aron des diesjährigen deutſchen Katholikentages. Auch er hat der deutſchen Gegenwart Vieles zu ſagen. Unſere Zeit hat unendlich viel Aehnlichkei⸗ den mit der Zeit, in der Joſeph von Görres lehte und wirkte. Auch damals eine Revolution, auch: damals eine Revolutionspropaganda Europa, auch damals ein Verfall von Reichen und kern, auch damals die deutſche Frage mit all ihrer Kompliziertheit, ihren Problemen des Zentralis- mus und Föderalismus, des Monarchismus und Demokratismus geſtellt; auch damals viel geiſtiges Ringen und viel Kulturkampfſtimmung gegenüber dem Katholizismus, Was nun bei Görres auffällt, iſt vor allem der Mut, die Reſolutheit des Anpackens der Probleme der letzte Treimutdes Be⸗ Dieſer Deutſchland nötig, doppelt nötig, je mehrVerſchüch⸗ terung infolge drückender Minoritätsbehandlung, dem deutſchen Katholizismus von geſtern eigentüm⸗ den Kreaturen keine armſeligere; deshalb hat Er 7 7 Vorfe holte. Aver aumählich haben ſie ſich daran gewöhnt. Siehſt du, (jüngſten Buben hat meine Schweſter über die Taufe gehalten. Der Friede iſt geſchloſſen.“ „Es wäre auch recht häßlich von ihnen geweſen,“ meinte Max,„wenn ſie an deiner Tätigkeit Anſtoß genommen gütten. Du haſt dir doch deinen Veruf nicht erwählt.“ „Eben, ich bin doch dazu gezwungen worden durch Krankheit.“ e „Und Faulheit, lieber Michel.“.— — Sie lachten beide laut auf. e —„Ja, zum Lernen habe ich nicht getaugt, das iſt wahr, aber frage mal meine Frau, ob mir heute jemand Faulheit nachſagen kann. Komm nur mit hinaus in den Garten und dann hinüber nach unſerm Acker, wie das alles ſteht, da iſt von Faulheit nicht die Rede.“ Unſere Pflanzungen, unſere Beete und unſere Bäume, die laſſen uns nicht los. Sie ſtrecken ihre Aeſte und Blätter aus, als ob ſie uns heranziehen wollten, und ich ſage dir, lieber! Freund, wenn ſo die Kohlpflanzen ihre Köpfe hängen laſſen unter der heißen Sonnenglut, als ob ſie uns anflehen wollten, gib uns doch' einen friſchen Trunk Waſſer, dann zögerſt du nicht, dann läufſt du zum Brunnen, holſt die Gießkanne und erfriſchſt die armen Dinger; dann! richten ſie ſich auf und ſehen dir gerade in die Augen, ſo friſch und vergnügt wie mein kleiner Bube, wenn er ſeine Flaſche bekommen hat. die bei uns wachſen, und ſo behalten wir immer ein gut Teil zurück, um Wein daraus zu keltern. Es iſt bloß ein Haustrunk, aber...“ „Aber er ſchmeckt wie der beſte Madeira.“ „Ich wollte es nicht ſagen. Da dues aber findeſt...“ Michel hob ſein Glas und ſtieß mit dem Jugendfreunde an.„Siehſt du, man war zu etwas Beſſerem beſtimmt. Mein Bruder iſt ein reicher vornehmer Fabrikant geworden, meine Schweſtern haben in die erſten Kreiſe von Kattenhauſen geheiratet, ich bin nur ein Bauer geworden, aber Gott ſei Dank fehlt uns nichts. Wir arbeiten und denten nicht.“ Hund deine Geſchwiſter?“ fragte Max. „Ja, anfänglich, da paßte es ihnen nicht, daß der Bruder auf dem Markte neben den Bauern Obſt und Gemüſe feilhielt, es paßte ihnen noch weniger, als ich mir meine Frau! ö ö 1 1 Und wenn uns der ſchöne Blumenkohl ſeine übgefreſſenen Blätter entgegenſtreckt, ruft er ins damit nicht zu: Nimm mir das Ungeziefer weg? Und ſollen wir da etwa faul ſein? Tul es ſo einem armen Blatt nicht weh, wenn dieſe Satansbrut von Raupen daran herumnagt? Nein, nein, lieber Freund, da gibt's keine Faulheit im Garten und im Feld. Und unſere ſchönen zarten Pfirſichbäume, wenn ſie im kalten Winter ſchauern, hat man da nicht das Gefühl, als ob man ſelber ohne Rock draußen im Froſt herumlaufen müſſe? Da rennt man und he Stroh und wickelt ſie, ſorgfältig ein, daß ſie nicht frieren. Und genau ſo geht's mit dem Vieh wie mit den Pflanzen, nur daß uns ſo ein Huhn, ſo eine Taube, ſo ein Kälbchen oder eine Kuh noch viel beweglicher anſchauen kann. Da müßte man ja kein Herz im Leib haben, wenn man ſich aufs Faulbett legen wollte und meinen gulli nich war. Die Kayoliken machten im Bismarck⸗ Reich nur etwas über 30 Prozent der Bevölkerung aus; ſie wurden ſo behandelt, als machten ſie nr 10 Prozent der Volksziffer aus; ſie wurden faſt 5 12 5 fübrenden Poſten in Reichsführung, hiplomatie, Univerſitätswiſſenſchaft, Künſtleitun, zuftw. ausgeſchloſſen. Das erzeugte da 05 dort ein Minoritätsgefüh eine V. üchterung, das erzeugte da und dort Abhän eit von der Ma⸗ jorität und ihren Auffaſs“„ Hob es ſich nun um das Geſchichtbild. liſche Programm der die Einſchätzung der nen Kultur und Wirtſchaft handelte. Heute aber braucht der deutſche Katholizismus nicht Minoritätsgefühl, ſondern wie Wörres Superioritätsgefühl. Je mehr der Prote⸗ ſtantismus in Auflöſung begriffen iſt, im Ausei. anderfallen in hundert und hundert Sekten, je mehr die moderne Kultur im Weltkrieg ihr großes Sedan erlebt hat, um ſo mehr beruhen die Ju⸗ kunftshoffnungen auf dem deutſchen Katholizis⸗ mus; er iſt heute der letzte Rückhalt des Chriſten⸗ tums und chriſtlicher Kultur; er iſt die Bürgſch gefunder Volkskraft, der alleinige Schöpfer geſun⸗ der Volkskultur. Nur bei Arbeiten und Kämpfen im Görres⸗Geiſt wird er aber ſeinen großen Auf⸗ gaben genügen können. 5 Die Tagung in Breslau. Breslau, 22. Auguſt. Zentralkomitee der Katholikenver— fan, Se Doutſchlands hat in ſeiner Sitzung Das am Samstag einſtimmig beſchloſſen, die nächſte Generaſverſammlung in Dortmund abzuhalten. Die 65. Katholikentagung wurde am Samstag abend feierlich eingeleitet. Zu dem Begrüßungsabend waren zahlreiche hohe kirchliche Würdenträ— ger und Vertreter der ſtaatlichen und ſtädti⸗ ſchen Behörden anweſend. Nach einem Chor⸗ geſang begrüßte anſtelle des erkrankten Bür⸗ germeiſters Dr. Hertel Erzprieſter Kanonikus Michael die Anweſenden.— Domprobſt Breſchky überbrachte die Grüße des Erz⸗ biſchofs Kardinal Bertram und für die Stadt Breslau ſprach Oberbürgermeiſter Wagner, der ausführte, daß die Katholiken Breslaus ſich ſtets wit Hingabe dem Wohle der Stadt gewidmet hätten. über ganz Für die preußiſche Staatsregierung über⸗ brachte Glückwünſche der Oberpräſident Zim⸗ mer. Nach ihm ſprachen noch einige Vertreter, der Kalboliten aus allen Teilen Deutſchlands, ſo für Baden Staatspräſident Trunk, für die beſetzten Gebiete Dr. Horion. für Würt⸗ tembera mund Süddeutſchland Verlagsdirektor Treiber-Stuttgart. Zum Schluß dankte Prölat Michael den Vertretern der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden. Ein Chorgeſang be— ſchloß den Begrüßungsabend. Die Sonntagskundgebung Der erſte Tag der 65. Generalverſammlung der Katholiken Deutſchlands in Breslau be⸗ gann mit dem f Feſtgottesdienſt. Auauſt von Sachſen. der katholiſche Adel eutſchland der unter freiem Himmel öſtlich der Jahrhun⸗ derthalle ſtattfand. In vier gewaltigen Zügen zogen die Teilnehmer aus allen Teilen und Ständen der katholiſchen Bevölkerung Deutſch⸗ lands, nachdem ſie ſich nach dem Frſibgottes⸗ dienſt an verſchiedenen Stellen der Innenſtadt aufgeſtellt hatten. zum Feſtylatz. Um das Rat⸗ haus herum hatten die Alumnen des Bres⸗ lauer Prieſterſeminars Aufſtellung genomz men. rechts und links davon Vertreter des kirchlichen. öffentlichen und volitiſchen Lebens, inter ihnen die Biſchöfſe Schreiber Gie⸗ zen. Dern in a⸗ Osnabrück, Fr. Schmidt⸗ Grüßau. Abt Cöleſtin Maver. Abt Schwei⸗ gelhof, das Breslauer Domkapitel. in dem man u. a. den Reichstagsahg. Ulitzka im Prälatenornat erblickt. Aſſgemein hemerkt wurde das Erſcheinen des früßeren Königs Zahlreich waren und die Zentrumsführer der einzelnen Parlamente vertreten. Die Feſt⸗ rede hielt der Breslauer Erzbiſchof Ber⸗ tram. Durch Lautſprecher wurde die Predfat his in die letzten Reihen der Zuhörer vermit- felt. Das Hochamt zelebrierte der väyſtliche Nuntius Pacelli unter Aſſiſtene des frſhe⸗ ren Kronprinzen yon Sachſen. Die Kundge⸗ bungen verliefen bei hellem Sonnenſchein in außerordentſicher Harmonie und Ordnung. Die Polizeiverwoltung Breslau hatte durch umfangreiche Abſperrungen den ruhigen und ordwmoßcomäßen Verlauf der Veranſtaltung ſichergeſtellt. In der erſten geſchloſſenen Verſammlung wurden einige Berichte entgegengenommen u. aldann zur Vorſtandswahl geſchritten. Zum 1. Pröſident der diesjährigen Tagung wurde der Landeshauptmann der Rheinprovinz Dr. Horion gewählt. der die Wahl mit Worten herzlicher Dankbarkeit annahm und in ihr einen Ausdruck der Sckickſalsverbundenheit Oſt und Weſt. zwiſchen Schleſien und dem Rheinland erblickte. Zum 1. PNizepräſidenten⸗ wurde Graf Neipperg⸗Schweigern gewählt. zum 2. Vizevräſidenten unter lebhaf⸗ tem Beifall der im Saargebiet hochgeſchätzte Generalſekretär und Mitglied des Landesrats Kiefer ⸗Saarbrücken, durch deſſen Wahl die Verſammlung das Saargebiet und die deutſche Arbeiterſchaft ehren will. 3. Nizepräſident wurde die Landtagsabgeordnete Studienrätin Wronk a- Allenſtein. Erfte öffentliche Verſammlung. Breslau, 23. Auguſt. An der Sonntags⸗ kundgebung auf dem Breslauer Katholikentag haben etwa 80000 Perſonen keilge⸗ nommen. Die Eröffnungsrede des zum Prä⸗ ſidenten des Katholikentages gewählten Lan— deshauptmanns Dr. Horion war ein oſſenes Bekenntnis zur neuen Reichs verfaſſung. die in Deutſchland die Freiheit und Gleichheit der Religionsgemeinſchaften als eines der Grundgeſetze des Staates verkündet hat. Dr. Horion betonte u. a., die ſtürmiſche Entrü⸗ ſtung, die auf den früheren Verſammlungen ben armen Gottesgeſchopfen nicht heufen, wo man's kann.“ Du biſt ein braver Kerl, Michel. Wer hat dir das alles nur ſo beigebracht? Du dachteſt doch früher anders, ganz anders.“ Er wandte ſich um und blickte ſeine Gattin mit leuchtenden Augen an. „Da ſteht ſie, ſie hat mir's erſt gezeigt, was es heißt, den Acker beſtellen und ſich da⸗ von nähren, und du ſollſt einmal ſehen, wie ſie den vornehmen Verwandten Beſcheid gibt, wenn ſie zu mir herauskommen und irgend etwas reden wollen. Sie hat Herz und Zunge auf dem rechten Fleck, wie du ſie anſiehſt.“ „Wenn du noch viel redeſt, Michel, gehe ich fort.“ —„Bleiben Sie ruhig hier, liebe Frau Gold— bach. Die Eheleute wiſſen gewöhnlich am beſten Beſcheid übereinander, und ſo ein Lob äſt nicht gemacht, das iſt ehrlich und wahr, aber der gute Michel braucht gar nichts zu reden. Jeder Fremde, der mit offenen Augen durch Ihr Haus und Ihren Garten geht, weiß 1 der ſieht, wie's mit Ihnen ſteht. Und hr macht das alles ſo allein ohne Hilfe, ohne einen Knecht?“ „Ohne einen Knecht, ja, jawohl, aber jetzt mitten in der Hauptarbeit, in der Saiſon ſozuſagen, hilft uns das Goldhändchen, der Peter, der Wilddieb.“ „So, ſo, der Peter, der Wilddieb.“ „Ja, was er ſonſt treibt, das geht uns nichts an. Er iſtefleißig und tüchtig und vor allen Dingen ehrlich. Daß er die Leidenſchaft sche... nun, da muß man darüber weg⸗ ehen.“ „Aber er hat doch wegen Totſchlags im Zuchthaus geſeſſen.“ „Ja, das hat er,“ antwortete Michel, und ein überlegenes Lächeln glitt über ſein braunverbranntes geſundes Geſicht.„Das hat er wohl, aber ſo viel kann ich dir ſagen, um⸗ gebracht hat er den Grafen nicht, das hat ein anderer beſorgt. Und du weißt ja, wie es heißt: Die Kleinen hängt man und die Großen läßt man laufen. Nun aber komm, wir wollen in den Garten gehen.“ Draußen wogte ein ſchwerer Duft vom Harz der Obſtbäume, von Nelken und Roſen. Map ging den ſchmalen Pfad entlang und warf nrs und rechts vewunvernde Blicke auf die herrliche Kultur des Gartens. Fortwährend wechſelte das Bild, fortwährend die eigen⸗ artigen Düfte. Endlich kamen ſie an das Ende des Gartens, wo ein kleines Pförtchen hinaus aufs Feld leitete. „Das haben wir alles noch hinzugepachtet, ſo weit du ſehen kannſt. Dort wird das ge— wöhnliche Gemüſe gezüchtet, dort wachſen unſere Kartoffeln, unſere Erbſen und Bohnen und das Futter fürs Vieh.“ „Und dort arbeitet wohl auch das Gold— händchen?“ „Ja, da ſiehſt du ihn ja, er hackt Rüben. Willſt du ihm guten Tag ſagen? Er freut ſich ſicher, wenn er dich ſieht.“ „Ei jo gerne.“ Und ſie traten durch das Pförtchen hinaus und näherten ſich, langſam in den Furchen vorſchreitend, dem arbeitenden Peter. Jetzt standen ſie vor ihm. Er hielt inne in der Arbeit, ſtützte die Rieſenhand auf den Stiel des mächtigen Karſt, ſtrich ſich dann die buſchigen, in die Stirn gefallenen Haare zurück und zog den Strohhut über die Augen. a „Grüß dic Gott, alter Wildſchütz,“ redete ihn Max an, und Peter ſchob ihm das be⸗ rühmte Goldhändchen hin, in dem des Oben lehrers Rechte vollſtändig verſchwand. 5 9 5 „Grüß Gott, Förſters Max,“ antmsktete der Wilddieb mit treuherzigem Lachen,„Hab' jchon gehört, daß Sie wieder da ſind und habe mich gefreut. Weißt du noch, Bub er fiel plötzlich in den altvertrauten Ton— wie ich dich habe die Hechte fangen lehren in der Kinzig, und wie du hinter deines Vaters bit rr mit mir Schlingen ſtellen gegangen Er lachte laut auf. Michel verwies ihm das Duſagen zu dem Herrn Doktor. „Laß ihn nur, Michel, ſo ein alter Kerl wie der Peter gewöhnt ſich nicht mehr, und ich wüßte auch nicht, wie ich anders zu ihn jagen ſollte, als du.“ (Forlſetzung folgt). as Wort„Jeſulten⸗Geſetz“ auslöſten, ſei der Freude gewichen, daß die Katholiken heute alle ihre Orden, beſonders auch die Tiedter im deutſchen Vaterland frei und ungehinder hre ſegensreiche Tätigkeit entfallen ſehen Katholiken aus den höchſten Reichs⸗ Staatsämtern habe aufgehört. Es wäre aber ö lich geweſen ohne den Dawesplan. können. Auch der faſt völlige Ausſchluß der unde gegenwärtigen Lage der Außenpolitit, wobei er meinte, der Weg über Locarno, der ge. e jetzt in Genf mit dem Eintritt in en Völkerbund enden würde, wäre nicht mög⸗ Dr. Marx befaßte ſich dann auch mit der Saarfrage, wobei er in beſonders herzlicher Weiſe der Saargebiets⸗ bevölkerung den Dank für die treudeutſche Hal⸗ völlig verfehlt, wenn man dieſe äußeren Er folge zum Anlaß nehmen wollte, eine allge- meine Befriedigung über die Lage des deut“ ſchen Katholizismus zum Ausdruck zu brin⸗ gen. Als ö trauriges Kriegserbe ſeien Unglaube und Unmoral, Abenwendung von der Kirche, und religiöſe Intereſſeloſigkeit auch unter den Katholiken weit verbreitet. Er glaube daher, daß man von dem Ideal„Chri⸗ ſtus, der König im privaten und öffentlichen Leben“, in Deutſchland weiter entſernt ſei als früher. Nuntius Pacelli ſyrach dann in fließendem Deutſch über das Königtum Chriſti, deſſen Anerkennung den wirkſamſten geiſtigen Widerſtand gegen den nationalen Haß, dieſer„Irrlehre der mo— dernen Zeit“ und gegen den Grundſatk, der Geltung zu ſchaffen ſuche, daß Macht vor Recht gehe. Der Geiſt Chriſti könne allein die harten Gegenſätze und tiefen Abſtönde zwi⸗ ſchen den Geſellſchaftsklaſſen auszugleichen. Recht und Pflicht, Ordnung und Ruhe, Ein⸗ tracht und Friede. das ſeien die wunderbaren Segnungen des Königstums Chriſti. Das nöchſte Referat hielt die Präſidentin der katholiſchen Reichsfrauenorganiſation Oeſterreichs, g Fürſtin Starhemberg, über„Chriſtus und die Familie“. Ferner ſtat⸗ tete Pfarrer Knebel ein Referat über das Thema„Chriſtus König und Mittelpunkt aller Herzen.“ ö Die erſte Vollverſammlung Entgegennahme der folgende ſandte nach vorgeſehenen Referate Telegramme an den Heiligen Vater, den Reichspräfidenten u. den Erzbiſchof von Mexiko. An ſeine Heiligkeit Papſt Pius 11.: Generalverſammlung der Katholiken Deutſch⸗ lans in Breslau, geweiht dem König Jeſus Chriſtus, Chriſtis auf dem Erden, dem Heiligen Vater und kindlichen Gehorſams zu Füßen und bit Das Telegramm, bräſidenten ging, ßen: lautet folgenderma— „Die 65. Generalverſammlung der Ka⸗ tholiten Deuiſchlands in Breslau begrüßt den deutſchen Reichspräſidenten mit dem Gelöbnis an Reich und zur Mitarbeit an ſeinem, Wiederaufbau. Dr. Horion, Landeshaupt— mann, Präſident.“ Das Telegramm an den Erzbiſchof don Mexiko hat folgenden Wortlaut: „Die 65. Generalverſammlung der Ka⸗ tholiken Deutſchlands in Breslau Schmerz und Entrüſtung von den ſchweren Verfolgungen Kenntnis genommen, unter denen die Katholiken Mexikos leiden. In ſchmerzlicher Erinnerung an die Bedrückung, die wir deutſche Katholiken ſelbſt vor einem halben Jahrhundert im Kulturkampf erleiden mußten, verfolgen wir mit aufrichtiger Anteilnahme das Schickſal unſerer Glaubensbrüder. Wir flehen zu Gott, daß er die Leidenszeit der Katholiken Mexikos kürzt und baldigſt dem Rechte Sieg über Gewalt verleihen wolle. Möge dem edlen e nmiſchen Volke bald ein vollkom⸗ f Friede zwiſchen Staat und Kirche be⸗ eden ſein.“ . Ai Nachmittag hatte unter außerordentlich ſtarker Beteiligung eine Perſammlung der kathollſchen Arbeitervereine im großen Saale des Meſſehofes ſtattgefunden. Präſident Dr. Horion begrüßte die Erſchienenen und erklärte, die Stimme des Arbeiters dürfe nie⸗ mals in katholiſchen Angelegenheiten überhört werden und auch für die wirtſchaftlichen Nöte der Arbeiter müßten die übrigen katholiſcher Volkskreiſe Verſtändnis zeigen. a Reichskanzler Marx bezeichnete es als eine ſchwere Sünde der beſſeren Stände, daß ſie die Gemeinſchaft mit den Arbeitern mehr oder we⸗ niger ablehnen. Dann ſprach Abg. Stegerwald und be⸗ merkte u. a., das Bekenntnis zum katholiſchen Glauben brauche die Arbeiterſchaft nicht daran zu hindern den Kampf für ihre Anerkennung und Beſſerſtellung zu führen. Stegerwald for⸗ derte Steuererleichterungen für kinderreiche Fa⸗ milien und menſchenwürdige Entlohnung der ee die einen Dienſt am ganzen Volke lei⸗ eten. Der Reichskanzler i! Breslau. Dr. Marx über die politiſche Lage. Breslau, 21. Aug. Auf der Generalverſamm⸗ lung des Auguſtinus vereins, die vor Beginn des Katholikentages ſtattfand, wurde die politiſche Ausſprache eingeleitet durch ein ausge⸗ dehntes Referat des Reichskanzlers Dr. Mare. Dieſer beſchäftigte ſich zunächſt mit der 4 ſeits in der Saarfrage Schoß legen. Marx, ſtehe zur Zeit feſter als je da. tung während der vergangenen Jahre ausſprach. Der gegenwärtige Stand der Saarpolitit weiſe zwar gewiß erfreuliche Fortſchritte auf, aber trotzdem werde die Reichsregierung auch ihrer⸗ nicht die Hände in den Hinſichtlich des Völkerbundsein⸗ trittes meinte Ir. Marx, daß ein gewiſſer Opti⸗ mismus nötig ſei. Eingehend auf die Innenpolitit befaßte ſich der Reichskanzler namentlich mit den Koalitionsfragen im Reich, die im kommenden Herbſt akut werden könnten. Er vertrat hierbei bie Auffaſſung, daß das Zentrum mit den Deutſch⸗ nationalen nur dann ſich verſtändigen könnte, wenn dieſe erſt einmal ein offenes, rückhaltloſes Bekenntnis zur Weimarer Verfaſſung abgelegt hätten. Bisher ſei ein ſolches offenes Wort von deutſchnationaler Seite nicht geſprochen worden. Die Einigungsbeſtrebungen zur Schaffung eines Rechtsblockes, wie ſie von Jarres und Gayl be⸗ trieben würden, hätten wohl wenig Ausſicht, da die Deutſche Vollspartei nicht gewillt ſei, auf den Boden des abſoluten Bürgerblocks zu treten. Auch in der Deutſchen Volkspartei wehrten ſich diejenigen Elemente die es ablehnten,, die vom Zentrum ſeit der Revolution betriebene Politik, die das Ziel hatte, die Sozialdemoktatie pyſitiv zum Staate einzuſtellen, zu vernichten. Marx befaßte ſich auch mit den von Dr. Wirth in der letzten Zeit wiederholt veröffentlichten Aufrufen, die von der Rechten fölſchlicherweiſe ausgeſchlach⸗ tet worden ſeien. Die Republiß- ſo meinte De. Wenn die Wirtſchaftslage ſich beſſere, würde die Beruhi⸗ gung noch viel weitere Kreiſe erfaſſen. Was uns fehle, das ſei die Achtung vor der Republik und der Weimarer Verfaſſung. Seiner Meinung nach müſſe es Aufgabe des Zentrums ſein, voranzu⸗ gehen. Es ſei wohl möglich, wenn ſich weite Kreiſe angeſehener Bürger öffentlich für die Weimarer Verfaſſung mit ihrem Namen einſetzen würden. Dann würde man ſich in gewiſſen Krei⸗ ſen davor hüten, die Republik, die Verfaſſung und „Die 65. legt dem erhabenen Stellvertreter in Rom, das Gelöbnis unverbrüchlicher Treue tet ehrerbietigſt um den apoſtoliſchen Segen.“ as den Reichs⸗ ee eee 1. das aud 7 Werkmeiſter in ſeiner im zweiten Stock des Hauſes Schimperſtraße 16 in Mannheim gelegenen Wohnung. bat mit feſt. Büglerin in die Wohnung gelockt und dort er— ihre Anhänger ſo maßlos zu beſchimpfen. Hin⸗ ſichtlich der Koalitionsfrage vertrat Marx den Standpunkt, daß die Regierung im Herbſt keine beſondere Aktivität entfalten, ſondern abwarten wolle was die großen Parteien des Reichstages. fordern würden. An der mehrſtündigen Ausſprache, die ſich dem Reſcrat anſchloß, beteiligten ſich u. a. Steger⸗ wald, Abgeordneter Herold u. a. Aus Nah und Fern. Eine Bluttat in Mannheim Mannheim, 21 Flug. Einen grauſigen Leichen fund machte in den geſtrigen Mittagsſtunden ein don Beim gewalt⸗ ſamen Oeffnen des Schrankes infolge ſtarken Ver— der Neckarvorſtadt weſungsgeruches in einem von ihm an eine Büg⸗ lerin vermieteten Zimmer fand er die in ſtarker Verweſung begriffene Leiche eines Mannes mit dem Kopf nach unten vor. Die Leiche wurde als die des Bankbeamten Ludwig Joſeph Palmer aus der Käfertalerſtraße 29 feſtgeſtellt, der ſeit dem! 3. Auguſt vermißt wurde. Ungefähr ſeit der gleichen Zeit iſt auch die Büglerin nach Beglei— chung der Miete mit unbekanntem Re ziel ver— unter ſchwunden. gegenwärtig gefähr 30 Jahren, war vor 13 Tagen in die Woh⸗ nung eingezogen. nach Germersheim reiſen zu wollen, könne ſich aber Die Büglerin, ein Fräulein von un— Sie gab damals an, eigentlich dazu nicht entſchließen, da ſie keinen Paß habe. Sie hat gelegentlich den Beſuch eines jungen Man- nes erhalten, mit dem ſie befreundet ſchien. Der tot aufgefundene Bankbeamte Palmer war jung verheiratet und bei der Rheiniſchen Creditbank be⸗ ſchäftigt. Die Todesurſache ſteht noch nicht Man nimmt an, daß Palmer durch die mordet worden iſt. bisher nicht bekannt. Mannheim, 22. Aug. Die Mieterin des Zim⸗ mers in der Schimpant⸗uſtraße, in dem die Leiche des Bankbeamten Palmer aufgefunden wurde, hat ſich am Samstag der Kriminalpolizei geſtellt. Es iſt eine übel beleumundete Hermine Wirth, die aus Dortmund nach Mannheim zugereiſt war. In einem mehrſtündigen Verhör hat ſie ein Teil⸗ geſtändnis abgelegt. Man vermutet, daß ſie bei der Tat männliche Helfer gehabt hat. Ob ein Raubmord vorliegt, auf den man aus der Tatſache ſchließen kann, daß Palmer an dem betreffenden Tage ſein Gehalt in Höhe von 340 Mark ausgezahlt erhalten hatte, wird die Unter— ſuchung ergeben, über deren Ergebnis von den zuſtändigen Stellen bisher noch immer ſtreng⸗ tes Stillſchweigen bewahrt wird. Der Name der Büglerin iſt —— Warum die Prieſterhetze? Die Gläubigen ſehen und erkennen in den Prieſtern ihre Freunde. Die Ungläubigen ſehen in ihnen ein Hindernis ihrer lichtſcheuen Beſtre⸗ bungen und daher iſt man ihnen Feind. der Grund liegt in dem Schuldbewußtſein, in der Sünde. Wenn ſich auch ſolche Menſchen über die Gebotecottes keinwegſetzen, weil der Glaube an Gott über Bord geworfen iſt, ſie ſtoßen den⸗ noch auf ein Hindernis und dieſes iſt der katho⸗ liſche Prieſter, der Verkünder des Wortes Got⸗ tes, der Vermittler zwiſchen dem Sünder und Gott. Die Abneigung gegen die Prieſter iſt ein Beweis ihrer Sündenſchuld und daher ärgert ſolche Menſchen der Anblick eines Prieſters. Des⸗ balb Kampf gegen die Prieſter! Gott ſegne die Der 22. Auguſt 1926 wird für die Ange⸗ hörigen der Ortsgruppe Viernheim des Verbands chriſtlicher Bauarbeiter im Tag freudigen Geden lens, ein Ehrentag in wahrem Sinne des Wor⸗ tes bletben. An jenem Tage waren 20 Jahre verfloſſen, ſeit die Ortsgruppe ins Leben gerufen wurde. Stolz, froh bewegten Herzens blicken ſte heute auf die veifloſſene Zeit zurück. Freudig ſtellen ſte feſt, daß die Kämpfe und Mühſale, die durchgeſochten werden mußten, ihre Ueber⸗ zeugung öffentlich durchzuſetzen, nicht umſonſt ge⸗ weſen ſind. Im Gegenteil, dle chriſtlich nationale Arbeiterbewegung, über die man mit lächelnder Miene oder mitleidigem Lächeln hinweggehen zu können glaubte, hat ſich heute zu einem macht⸗ vollen Faktor ausgedehnt, mit welchem gerechnet werden muß. Der von der Gegenſeite gern ge; machte Vorwurf, die chriſiliche Arbeiterbewegung habe durch die Konſtitutlon eine eigenen Orga⸗ niſation eine Breſche in die Arbeiterbewegung Deutſchlands geriſſen und ihr dadurch die ein⸗ heitliche Stoßkraft genommen, iſt ſchon längſt in das Reich der Fabel verwieſen worden. Wer ſich mit der geſchichtlichen Vergangenheit der Arbel⸗ terbewegung je beſchäftigte, mußte einſehen, daß eine Zerſplitterung und Schwächung der Ein- heilsfront nie der Zweck der Loslöſung geweſen iſt. Man war deshalb nur zur Trennung ge⸗ zwungen, well auf der Gegenſeite die religiöſen Empfindungen eines großen Teiles der Arbeiter nie geachtet und geehrt wurden. Immer mehr rang ſich naturgemäß in den Reihen der Arbeiter, denen Religion nicht nur Nebenſache und über⸗ wundener Standpunkt bedeutet, ſondern denen Religion mit das Höchſte im Leben iſt, die Er⸗ kenntnis durch, daß auf die Dauer ein gemein⸗ ſames Zuſammenarbeiten mit dieſen Andersden⸗ kenden nicht möglich ſei. So mußte denn eines Tages das Unausblelbliche eintreten, die Schei⸗ dung erfolgte. Welche Kämpfe das koſtete, wel⸗ che Mittel von der Gegenſeite zum Teil ange⸗ wendet wurden, dürſte einem großen Teile un⸗ ſerer Einwohnerſchaft noch in beſter Erinnerung ſein. Die damaligen Auseinanderſetzungen in Mannheim, teilweiſe auch in Viernheim, bilden ſchwarze Blätter in den Annalen der deutſchen Arbeiterbewegung. 1 ö Wle man jedes Tagewerk mit Gott beginnt, ſo ſollte auch der Feſttag, der nicht nur als Fei⸗ ertag gedacht, ſondern ebenfalls ernſter Arbeit und Beratung dienen ſollte, mit Gett beginnen. Ein gemeinſamer Kirchgang bildete den würdigen Auftakt des Feſtes. Unter feierlichen Klängen der Muſikkapelle hielten die Jubilare, denen ſich alle hleſigen kath. Standesverelne angeſchloſſen hatten, ihren Einzug im Gotteshaus. Grüßend ſenkten ſich die Fahnen angeſichts des Allerheiligſten, worauf die Deputationen zu beiden Seiten des Altars Auſſtellung nahmen. Hochw. Herr Geiſtl. Nat Wolf, der die Feſtpredigt hielt, ſchilderte in ſchönen Worten die Ziele der criſtlichen Ar⸗ beiterbewegung. Er ſprach von den Nöten und Dvangſalen, denen chriſtl. organiſterte Arbeiter in den Betrieben teilweiſe ausgeſetzt ſind und ermahnt treu zu ihrer Sache zu ſtehen, treue Vorkämpfer für ihren kath. Glauben zu ſein. * Um 10 Uhr verſammelten ſich die Vorſtände, Delegierten und Funktionäre der einzelnen Orts⸗ gruppen im Saale des Gaſthauſes„Zum Frei⸗ ſchütz“ zur Bezirkskonferenz. Nach den Begrü⸗ ßungsworten des Vorſitzenden der Verwaltungs ſtelle Mannheim, Herrn Heinrich Kießer, nahm Zentralvorſitzender, Herr Wiedeberg⸗ Berlin, das Wort zu ſelnem Referat. Ausgehend von einem Rückblick über die Entſtehung und Giündung der Zahlſtelle Mannheim einſchließlich Viernheim, leitete der Vortrag zu Verbandsan⸗ gelegenhelten über, um ſchließlich die heutige werſchaſftliche Lage des Reiches wie auch die ſo⸗ ziale Lage der Arbeſterſchaft auf das eingehenſte zu illuſtricren. Der Referent verbreitete ſich ins⸗ be onders über die gegenwärtig herrſchende Ar⸗ beilsloſigkeit. Die Urſachen dieſer Krtſe, die eine Abſotzkrtiſe, ſei der verlorene Krieg und die damit verlorenen Weltmärkte, Inflation, Verſailler Ver⸗ trag, Dawesplan, zum Teil die immer noch ſehr reformbedürſtige Steuergeſetzoebung, dazu komme, daß auch der innere Markt ſich nicht eher beleben könne, als die Lohn⸗ und Gehaltsfrage in poſi⸗ tivem Sinne endgültig geregelt ſel. Wenn in letzter Zeit eine bemerkensnerte Beſſerung der wirtſchaftlichen Lage des Reiches eingetreten ſei, ſo wären dies die Früchte des günſtigen Ab⸗ ſchluſſes von Handelsverträgen, einer verbeſſerten Zollgeſetzgebung, teilweiſe auch der Fuſion großer Induflriegruppen und der faſt durchgeführten Rationaliſterung der Betriebe. Durch den eng⸗ liſchen Bergarbelterſtreik hatte das Deutſche Reich Gelegenheit, viele Kohlenabſatzgebleie zurückzu⸗ gewinnen. Der lilſſte Stand der Kriſe ſei wohl auch für künftige Zeiten als vorüber zu betrach- ten Rechne man das demnächſt wirkſam werdende Arbelsbeſchaffungsprogramm des Reiches hinzu, ſo beſtände keine Veranlafſung, an der Zukunft unſeres Volkes zu zweifeln. Etne notwendige Forderung wäre, bei Umlage der für das Ar⸗ beitsbeſchaffungs programm bereltgeſtellten Sum men, die Baulnduſtrie insbeſonders zu bedenken. Nachdrücklichſte Förderung des Bauprogramms ſel Vorausſetzung zur Ankurbelung der Wirtſchaft. Der zweite Redner, Herr Bezirksleiter andtagsadg. Henrich, entrollte ein Bild aus der Verbandsgeſchichte des Zentralverbandes chriſtl. Arbeit! Das 20jährige Stiftungsfeſt der chriſtl. Bauarbeiter Viernheims. der chriſtl. Bauarbeiter. Von allen Berufs ⸗ ſtänden habe der Verband die Kriſe am beſten überwunden. Die Zahl der Mitglieder ſei heute weſentlich größer denn je zuvor. Redner, der in den Jahren 1905/06 ſelbſt mit an der Spitze der Kämpfer ſtand, gab den Verſam⸗ melten ſeine hierbei geſammelten Erfahrungen und Erlebniſſe bekannt. Herr Stadtrat Kuhn⸗Mannheim machte intereſſante Mitteilungen über den Stand der ſozialen Lage im Induſtriegebiet Mannheim. Seine Forderungen waren Bereitſtellung von Krediten ſeitens der Länder und Gemeinden zum Zwecke und zur Förderung des Bau⸗ marktes, Ratifizierung des Waſhingroner Ab⸗ kommens über den Achtſtundentag, Reviſion des Verſailler Vertrags, Ausbau der ſozialen Einrichtungen wie Alters verſorgung und Er⸗ werbsloſenverſicherung. Das Syſtem, die Jugend bei jeder Gelegenheit aus den Betrieben zu entlaſſen, müſſe verſchwinden, ſofern man Wert darauf lege, ſie dereinſt zu verantwortungs⸗ bewußten Mitarbeitern im Produktionsprozeß und zu ſtaatsbejahenden Volksgenoſſen zu er⸗ ziehen. Unter anderen Verhältniſſen würde die Jugend geradezu auf die ſchiefe Ebene ge⸗ drängt. Auch dieſer Redner richtete, wie be⸗ reits die Vorgänger an die Verſammelten die ernſte Mahnung, ſich mit ganzer Kraft einzu⸗ ſetzen, den Verband zu ſtärken, unermüdlich tätig zu ſein für den Gedanken der chriſtlich⸗ nationalen Sache. Nachdem Herr Vorſitzender Schwarz⸗Lud⸗ wigshafen die Glückwünſche des chriſtl. Metall⸗ arbeiter⸗Verbandes und Herr Arbeiterſekretär Scheidt⸗Mannheim die beſten Wünſche des kath. Kartells Manheim übermittelt, fand die Bezirkskonferenz gegen ½1 Uhr ihren Abſchluß. * Das Programm des Nachmittags wurde eröffnet mit dem Feſtzug, der ſich gegen 3 Uhr am Rathaus in Bewegung ſetzte. Dem Zug, woran außer den zahlreichen auswärtigen Ver⸗ einen auch wiederum die hieſigen Standes- und konfeſſionellen Vereine ſich reſtlos betei⸗ ligten, an der Spitze das Trommler⸗Korps der D. J. K. und die Feuerwehrkapelle, zeigte demzufolge eine ſtattliche Länge. Aus den Fenſtern der Häuſer warf man Blumen auf die Vorüberſchreitenden. Durch verſchiedene Straßen bewegte ſich der Zug, um ſich am Schluß im Garten des Reſtaurants„Freiſchütz“ aufzulöſen. Nach einigen Muſikvorträgen der Feuerwehrkapelle nahm der Vorſitzende der Verwaltungsſtelle Mannheim, Herr Heinrich Kießer, Gelegenheit, für die freundliche Auf⸗ nahme ſeitens der Biernheimer herzlichſt zu danken, wie auch die Gäſte zu begrüßen. Das Hauptereignis des Nachmittags war die Feſt⸗ rede des Herrn Landtagsabg. Heurich, aus der wir folgendes entnehmen: Die Ziele der chriſtlichen Gewerkſchaftsbewegung, die auf dem Boden der natürlichen Tatſachen ſtehen, ſind die Hebung der Lebensbedingungen des Arbeiters und der Nation. Die Bewegung ſtehe feſt auf dem Boden der gegenwärtigen Staatsform. Der Unterſchied zwiſchen ihr und den freien Gewerkſchaften ſei der, daß die chriſtliche Gewerkſchaftsbewegung die chriſt⸗ lichen Sittengeſetze als eines der höchſten Güter betrachte. Im Bekenntnis zum Chriſtentnm liege ihre Hauptſtärke. Mit aller Schärfe bekämpfe ſie den Klaſſenkampf, ihr Hauptin⸗ tereſſe konzentriere ſie auf die gerechte Löſung der Arbeiterfrage. Das Geſamtziel laute: Volk und Staat, Wirtſchaft und Recht zu⸗ ſammenzuführen und auszubauen, zum Wohle des geſamten deutſchen Volkes und der Kultur. Eine Glut der Begeiſterung müſſe einſetzen, die chriſtlich⸗nationale Bewegung zu ſtärken.“ Zum Schluß forderte Redner alle Anweſenden auf, mit ganzer Kraft in dieſem Sinne zu wirken. Anſchließend ſchritt man zur Ehrung einer großen Zahl von Jubilaren, die lange Jahre zur Sache ſtanden, und ihr treu gedient haben. Aus der Viernheimer Ortsgruppe wurden folgende Herren durch eine Urkunde ausge⸗ zeichnet: Jakob Müller, Jakob Hauf, Johann Helbig, Adam Martin und Johann Schueider. Das Andenken der im Weltkrieg gefallenen Gewerkſchaftler ehrte die Feſtgemeinde durch Erhebung von den Sitzen. Damit war der offizielle Feſtakt be⸗ endet. Der 2. Vorſitzende, Herr Georg Hof⸗ mann, dankte allen denen, die zu Verſchöne⸗ rung des Feſtes beigetragen und gab dem Wunſche Ausdruck, daß die chriſtliche Gewerk— ſchaftsbewegung immer mehr an Ausdehnung gewinne und dadurch ſegensreich wirken könne. Ein dreifaches Hoch auf die chriſtlich-ſoziale Arbeiterbewegungbeendete ſeine Worte. Das Feſtprogramm, das durch die Kon— zertvorträge der Feuerwehrkapelle und Ge— ſangsvorträge des Kerchenchors„Cäcilia“ an⸗ genehm belebt wurde, hatte ſich in ſolch ſchöner und feſſelnder Weiſe abgewickelt, daß man das Ende lebhaft bedauerte. Abends gab eine gutbeſuchte Tanzunterhaltung auch der Jugend Gelegenheit, am Feſte teilzunehmen. Welch großes Bedürfnis ſcheinbar vorlag, konnte der Beobachter bei einem Beſuch des Feſtſaales feſtſtellen. Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die gaſtlich hier zuſammenkamen. Man vergnügte ſich aufs beſte und trennte ſich exſt ſpät. E. Hentze.