der neue Hut für zerbf und wi terl 6 — iernheimer Anzeiger Viernheimer Tageblatt 2 iſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins e Giernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten)(Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung N gebracht.— Gratis beilagen: wöchentl. Samstags das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne abgeſtufter Rabatt.—. Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich Neuartige, kleidſame Glocke. Brauner Filzhut mit „ dunkel ſchattiertem Rips⸗ . band. Großer Samthut, Krempe iſt vorne leicht glockig, hinten wird ſie aufgeſchlagen ä —— 5 — Kleiner Samthut mit Samtkappe mit ſeit⸗ modernem, hohen Kopf. lichem Blumentuff, weich gearbeitet. Trabanten der Eleganz. harmonie iſt die Grundlage wirklicher Eleganz/ Der neue gekniffte Filzhut in velours oder Antilope iſt ſtets hoch/ Filzhüte werden viel beſtickt oder mii Schmucknadeln verziert, auch abſtechender Bandſchmuck iſt weiter beliebt für hüte Man trägt neuerdings auch weiche Kappen mit Blumenſchm Samt wird viel verwendet/ Anſteckblumen geh iſt am Tage ſehr groß, am Abend klein Man rühmt den Deutſchen nach, daß ſie alles gründlich tun. Böſe 3 ſoweit das ſich ungen ſagen wohl auch„zu gründlich“, aber auf die Vervollkommnung der modiſchen Ele⸗ ganz bezieht, kann das niemals ein Tadel ſein! Es iſt nuch gar nicht ſolange her, daß der Begriff„Eleganz“ in Deutſch⸗ land ſo verſtanden wurde, daß man ſich möglichſt genau nach der Pariſer Mode anzog— oder anziehen ließ; denn viele, viel zuviele Frauen waren modiſch urteilslos, nahmen gläu⸗ big hin, was ihnen der Schneider als ſchick und elegant an⸗ empfahl, ohne ſich zu fragen:„Paßt denn das auch. zu mir?“ A „Das Ergebnis Rieſes Mangels an Ueberlegung war dann Melſt, daß man in Deutſchland vzele modisch, aber wenige ele⸗ gänt angezogene Frauen ſah. Denn dieſe beiden Begriffe decke ſich abſolut nicht: die Grundgeſetze der Mode wechſeln, aber für die Eleganz gibt es nur ein einziges, ewiges Ge⸗ ſetz, die Harmonie! So, pgradox es klingen mag, ſo muß doch feſtgeſtellt werben, daß die E Erkenntnis dieſer Vorhe⸗ dingung der Eleganz unſeren deütſchen Frauen erſt in en Jahren der Entbehrung, während der Kriegs⸗ und Nach⸗ kriegszeit richt doch auch in d ig zum Bewußtſein gekommen iſt: man wollte ieſer ſchweren Zeit gut und gefällig gekleidet ſein, konnte aber nicht— wie in der Friedenszeit— für billiges Geld ſtets das neueſte der Mode kaufen, ſondern mußte ſich immer wieder aus dem ſchon Vorhandenen das modiſch und elegant Wirkende ſchaffen. jehen und erk nicht ſklaviſche Und ſo lernte man ennen, daß nicht Koſtbarkeit des Materials, Nachahniung der„dexpier eri“ zur wahren Eleganz führen, ſondern die harmöniſche Zuſammenſtellung des Ganzen! Da nun aber Gründlichkeit im Auswerten jeder Erkenntnis beinahe Gemeingut aller Deutſchen iſt⸗ 8 entwickelte ſich gleiſungen, w einanderſetzen Strümpfe zu Seltenheiten macht. eine allgͤämeine Selbſtkritik, die heute Enk⸗ ie etwa ein hartes, unvermitteltes Neben⸗ von Farben, farblich ungeeignete Hüte und modiſch guten Kleidern, zu den allergrößten Unter den vielen Dingen, die heute den Grundakkord des Kleides zu harmoniſchem Klang ver⸗ vollſtändigen, Richtige! Aber es iſt Fülle des Schönen das Seit langem zr ebenſo kleidſam wie praktiſch * wählt der geſchulte Geſchmack ſtets das immerhin eine ſchwierige Aufgabe, unter der Allerkleidſamſte herauszufinden! Filzhut unumſchränkt, und da iſt, wird er wohl regiert der noch lange der Favorit der zu„behüteten“ Damenwelt Keiben. ren ſtets zum Anzug/ der Schal aus Kaſchmir, dem nicht langweilig wird, ſie bringt ihn in neuer Form. Hoch iſt Trumpf! Der glatte, kleine Hut, der den Kopf feſt umſchließt, ſcheint auf einmal Wolkenkratzer-Ehrgeiz bekommen, zu haben: noch immer zwar iſt die Krempe ſchmal, ſchirmartig heruntergeſchlagen, ſeitlich oder auch hin⸗ ten hochgebogen; aber dieſe ſchmalen Krempen, die dem Geſicht einen reizvollen Rahmen geben, treten voll⸗ kommen zurück hinter der auffälligen Höhe der Köpfe! Zunächſt wirkt die breite Steilheit an ſich nicht be⸗ ſonders kleidſam; aus ganz natürlichem Beſtreben Ner⸗ aus bekommt der modiſche Filzhut daher Kniffe, Einbiegkügen, die alle den Wunſch zeigen, die eigentliche Höhe mehr nach hinten zu verlegen; die Höhe bleibt, aber ſie wird gefälliger, weicher, mit einem Wort: kleidſamer. Als Material ſteht der weichere, ſchmiegſame Velours gleich⸗ werlig neben Autilopenfitz, der zwar härter iſt, aber die Schwierigkeit in der Verarbeitung durch beſonders ſchönen Seidenſchimmer wieder wettmacht. Um die Höhe und da⸗ mit Einförmigkeit der Flächen geſchmackvoll zu beleben, werden die Hüte häufig in lebhaften Farben mit allerlei Ornamenten beſtickt, auch, oft mit einer Bandſchleife ver⸗ ziert oder mit einer großen Schmucknadel in Form einer Schnalle oder Broſche geſchmückt, doch liebt man auch weiter das einfache, glatte Band als Schmuck des Filzhutes. Dieſe Bänder wählt man dann meiſt in einer abſtechenden Farbe, die angeſichts der Vorliebe für graue, champagnerfarbene, beige, marineblaue und ſchwarze Filzhüte möglichſt ſo ge⸗ wählt werden ſollte, daß ſie mit dem Kleid oder doch einem Detail des Kleides harmoniert. Dann wird der Filzhut auch weiterhin das Zeichen vollendeter Eleganz ſein, wenn— ja wenn es eben nicht anders kommt! Denn die Mode gleicht dem. Wetter; mit abſoluter Beſtimmtbeit kann man nie pröphezeſen Anzeichen genug ſind vorhanden, daß der hohe Filzhut doch vielleicht nicht mehr ſo ganz unbeſchränkt herrſchen wird: weil die Herbheit ſeiner Linie nicht zu jedem Geſicht paßt, wird manche Dame ihm die weiche, ſchmieg⸗ ſame Kappe vorziehen, die unbeſtreitbar phantaſtiſcher und verwegener wirkt, dabei aber das Geſicht immer voller, alſo weicher erſcheinen läßt und auch Gelegenheit zu dem ſo lange verbannten Blumenſchmuck— natürlich in diskreteſter Form— geben wird. Und ſelbſt das ungeſchriebene Geſetz: „Der Hut iſt klein!“ ſcheint nicht mehr ganz unbeſtritten zu ſein: deun ſchon ſieht man, bei ſehr eleganten Frauen, zum Abendkleid große, breitrandige Hüte, deren weiche, ge⸗ ſchwungeue Krempen oft im Naclen hochgeſchlagen— inter⸗ , Grau, Beige, Champagnerfarbe, Marineblau und Schwarz ſind die Modefarben uck Einzelne große hüte zum Abenoͤkleid erſcheinen neben dem kleinen hu wolle und Seide wird gern getragen die Handtaſche der hanoͤſchuh zeigt weiter die beſtickte oder gepunzte Stulpe. eſſantes Dunkel über ſchöne Augen legen. Für dieſe Kap pen und breitrandigen großen Hüte hat ſich auch im Mate rial ein Konkurrent für den Filz gefunden: der lang ent behrte Samt, entweder als der früher ſchon ſo beliebt, eigentliche Hutvelvet oder der neue glänzende Zylinder ſamt. Es muß zugegeben werden, daß in dieſem Materia die Modelle der neuen Formen ungemein reizvoll wirken immerhin bedingen gerade dieſe neuen„Behauptungen“ gang beſonders genaue Selbſtkritik der Trägerin, eben weil ſil neu und im modiſchen Bild ungewohnt ſind: Elegant iſt nit laut und auffallend! Ein guter Prüfſtein für den Geſchmack iſt dit richtige! Auswahl der Kleinigkeiten, die den Anzug wer vollſtändigen. Die Mode ſchreibt augenblicklich die Anſteck blume als unerläßlich für die Kleidung zu allen Tages zeiten vor. Und unſere Putzbranche hat ſich ſoſort beeilt die entzückendſten Kinder Floras zu kopieren. Welche Blume man wählt, muß der Geſchmack entſcheiden: die kleinere Anſteckblume gehört natürlich zum unauffähig eleganten Straßenanzug, dem Koſtüm, und je weiter der Tag vor⸗ ſchreitet, deſto größer wird dieſer heitere Schmuck werden dürfen, bis am Abend die Rleſenblume in leuchtender Farbe ſich an die zarte Schulter der Trägerin ſchmiegt! Stets aber ſoll ſie einen angenehmen Kontraſt zur Farbe des Anzugs bilden, ohne jedoch die Harmonie zu zerreißen—. eine Forderung, die nicht immer ganz einfach zu erfüllen iſt. Leichter wird es ſchon ſein, den jetzt— im Zeichen der weiblich gewordenen Mode— ſo beliebten Schal zu wählen Denn am Abend muß er, in Crépe de Chine oder Georgette krepp, einfach mit durchſchnittenen Hohlnähten begrenzt ode! mit breiten Brokatenden geziert, ſich der Farbe des Kleiden anpaſſen, während er als reizvoller und wärmender Seiden; ſchal, geſtrickt oder gehäkelt, in allerlei bunten Farben, die natürlich harmoniſche Einheit mit dem Kleide bilden müſſen, ein ſelbſtäudigeres Leben führen darf. Neu und hübſch ſind für den Tag Kaſchmirſchals mit bunten Bordüren. Und da bisher noch keine Mode Kleider mit Taſchen erdachte, ſei auch der von jeder Frau unzertrennlichen Handtaſchen ge⸗ dacht: am Tage ſind ſie überlebensgroß, in weichſtem Nappa⸗ leder, Seide, Brokat, wahre Ungetüme in Beutel— oder langer, flacher Form, dafür aber am Abend winzig klein und flach, meiſt aus dem Material des abendlichen Kleides her⸗ geſtellt leine geſchickte Frau macht das natürlich ſelbſt!). Aber die Mode ſorgt ſchon dafür, daß er trotz⸗ 40 Pen. Pet Fase eſſlaf. Aldgungs-Soda nal 5 Bettstellen N. eln wiensſag abe a uh ldel f kingerbettstell N im Freiſchütz die vierteljährliche 0 inderbetistellen 5 Beſte, raſſige und geſunde er kel 7 Matratien, Röste Aauptbersammung 1a. hausgemachte Bolten u. Baitedern ett. ſtait, wozu wir ſämtiche Mitglteder zinleg⸗ eee preis- 005 urs A. 8 ud ee e rc Gaben gemeinnütz. 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VBlekuheimer Anzeiger. men 8 0 Gormals Bad. Baubund e gestattet. Tafespteiſen zum Verkauf adler, Wo, ſagt das Blatt. Lampertheimerſtr. (Neubau.) aus ö Mannheim 8 4, 2324 Srtichts vollheher- Stelvertrelet. . e I ade her üngs⸗ Aen. Hieustag, den 14 September, nachm. 0 1 Kluvler, 2 Büffet, 2 Rähnaſchuer, 5 Erſte und älteſte Zeitung am Platze. ſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. 4 214 — ö Feilen abgeprallt iſt, Ein mißglücktes Attentat auf — Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei un Schriftleitung, Druck und PP... t..——— Dienstag, den 14. September 1926 vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in[fd. Rechnung ſtehen. d des Polizeiamts Viernheim Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 43. Jahrgang Muſſolini. Rom, 12. September. Als Muſſolini geſtern morgen von ſeiner Sommerwohnung in der Villa Torlonis im Automobil nach dem Palazzo Chigi, dem Miniſterium des Aeuße⸗ ren fuhr, ſchleuderte unterwegs ein junger Mann eine Bombe gegen das Automobil des Miniſterpräſidenten. Die Bombe explodierte auch, aber Muſſolini blieb unverſehrt und nicht einmal ſein Wagen wurde getroffen. Durch die Exploſion wurden ein Zeitungsver⸗ käufer und ein Straßenkehrer verletzt. Letzte⸗ rer ſtürzte ſich ſofort auf den Attentäter und hielt ihn feſt. Es entſtand ein großer Men— ſchenauflauf und die Menge drohte den Atten— täter zu lynchen. Einzelheiten zum Attentat. Rom, 12. Sept. Das Attentat auf Muſſo— lini iſt auf dem großen Platze vor der Porta Pia verübt worden, durch die im Jahre 1870 die italieniſchen Truppen in das päpſtliche Rom eingezogen ſind. Das Attentat wurde von dem 18jährigen Steinhauer Ermete Gio— vanni verübt, der aus dem toskaniſchen Dorf Caſtenuowo Garfanano ſtammt. Er erklärte ſofort nach ſeiner Verhaftung, ſoeben aus dem Ausland eingetroffen zu ſein. Grenze habe er ohne Paß über die Alpen überſchrit— ten. Muſſolini iſt wie durch ein Wunder voll ſtändig unverſehrt geblieben. Er ſetzte ſeine Fahrt nach dem Palazzo Chigi unmittelbar fort und widmete ſich dort ſeiner gewohnten Regierungstätiakeit. Das Attentat hat ſich kurz nach 10 Uhr ereignet. Die Bombe iſt an der ſeitlichen Scheibe abageprallt und erſt auf dem Boden explodiert. Vier Paſſanten wur— den verletzt und in die Polyklinik überführt. Die Nachricht von dem Attentat hat in Rom und im ganzen Italien größtes Auf— ſehen erregt. Zur Vermeidung von Kundge— bungen und Ruheſtörungen iſt die Ausgabe von Extrabläöttern und die ſenſationelle Auf— machung der Einzelheiten des Attentats ver— boten werden. Die Blätter dürfen vorläufig nur eine amtliche Mitteilung veröffentlichen. Im Palazzo Chigi ſind alsbald die diploma— tiſchen Vertreter verſchiedener Staaten erſchie— nen, um Muſſolini ihre Glückmünſche anläß— lich des glücklich überſtandenen Attentats aus— zuſprechen. Ebenſo trafen aus dem ganzen Die Lande Glückwunſchielegramme ein. Der Attentäter Ermete Giovannini verſuchte ſofort nach Haustüre zu flüchten, dem Attentat in eine wurde aber von den Poliziſten eingeholt, die Muſſolini auf ſeinen Ausgängen Schritt für Schritt begleiten und ſeinem Wagen in einem anderen Auto gefolgt waren. Der junge Mann warf eine zweite Bombe gegen die Verfolger, die jedoch nicht losging. Selbſt als er ergriffen wurde, ver— ſuchte er noch Widerſtand zu leiſten, wurde aber von der Polizei und der Menge über— wältigt. Es wurde ihm noch ein geladener Revolver abgenommen. Wie Augenzeugen berichten, hatte ſich der Attentäter hinter dem Zeitungskiosk des großen Palazzo vor der Porta Pia aufgeſtellt und ſchon ſeit einiger Zeit gewartet. Als das Automobil Muſſolinis eintraf, zog er die Handgranate aus der Taſche und warf ſie mit einer offenſichtlichen Abſicht gegen das Auto, daß ſie durch das Fenſter ins Innere fallen ſollte, in welchem Falle es für Muſſolini kein Entrinnen mehr gegeben hätte, da die Bombe nach einigen Sekunden losgegangen wäre. Zum Glück prallte aber die Bombe an der Scheibe ab u. explodierte erſt am Boden. Der Täter iſt ein hochgewachſener hagerer Burſche mit langem Haar. Nach der Exploſion kam es zu aufgereg⸗ ten Auftritten. Während ſich das Auto Muſſo⸗ linis raſch entfernte, erſchollen am Tatorte verzweifelte Hilferufe der Verletzten. Das Dröhnen der Exploſion hatte vom Markte un— zählige Neugierige herbeigelockt. Als die zahlreiche Menge das Vorgefallene gewahr wurde, verſetzte man dem Täter Fauſtſchläge, worauf er ſchleunigſt in Sicherheit gebracht wurde. Die Wut der Menge wurde durch den Anblick der Schwer⸗ und der zahlreichen Leichtverletzten noch geſchürt. Am Auto Muſ⸗ ſolinis ſieht man deutlich die Stelle, wo die Es hatten nur wenige entimeter gefehlt, und die Exploſion im In⸗ nern des Wagen wöre unvermeidlich geweſen. Muſſolinis Chauffeur erzählte, er habe kaum Zeit gehabt, zu rufen„Eine Bomba“, als dieſe ſchon wenige Meter hinter dem Wagen los⸗ gegangen ſei. Muſſolini wollte zuerſt anhal⸗ ten laſſen, befahl aber dann, ins Miniſterium zu fahren. Eine Rede Muſſolinis— Scharfe Worte gegen Frankreich. Rom, 12. Sept. Auf der dichtbeſetzten Piazza Colonna und vor dem Miniſterium des Aeußeren hat geſtern abend die vom Gou— verneur der Stadt Rom veranſtaltete große Kundgebung für Muſſolini ſtattgefunden. Der Miniſterpräſident erſchien unter brauſendem Beifall auf dem Balkon und dankte der Menge für die eindrucksvolle Kundgebung. In ſeiner Rede richtete Muſſolini ſcharfe Worte an Frankreich, wegen deſſen ihm zu weitgehend erſcheinender Duldung der Hetze der faſchiſtenfeindlichen Flüchtlinge. Muſſolini ſagte u. a.: Ich ver lange, daß alle Ruheſtörungen vermieden werden. Ein großes Volk wie das italieniſche muß ſeine Nerven beherrſchen und eine große Partei, wie die faſchiſtiſche, iſt ſich bewußt, daß die würdevolle Diſziplin der Nation nicht geſtört werden darf. An dieſer Stelle will ich einige ernſte Worte ſprechen. die von denen richtig aufgefaßt werden müſſen, die es an geht. Jenſeits der Grenze muß eine gewiſſe ſtrafbare Toleranz aufhören, wenn man auf die Freundſchaft des italieniſchen Volkes Wert legt, welche Epiſoden dieſer Art leicht geführden können. Noch reiflicher Ueberſegung glaube ich zudem, daß es notwendig iſt, an⸗ dere Mittel anzuwenden und zwar nicht mei— netwegen. der ich tatſächlich in der Gefahr zu leben weiß, ſondern wegen der zähe arbeiten— den Nation. die nicht wiederholt durch die Hand von Verßrechern geſtört merden darf. Wie wir das Syſtem des Generalſtreiks abge— ſchnfft haben mir dieſer Reihe von Attentaten ein Ziel ſetzen, indem wir ſogar zur Anwendung der Todesſtrafe ſchreiten. Es wird dann nicht mehr ſu leicht ſein, die Exi— ſtenz der Regierung und die Ruhe des italie⸗ niſchen Volkes in Gefahr zu bringen. Ihr wißt. daß, wenn ich direkt zum Volke ſpreche, es nicht eitle Worte ſind, ſondern die Ankün⸗ digung von Taten, die ich mit jener Zähigkeit durchführe, die die Grundlage des italieni— ſchen Charakters bildet.“ menen Entrüſtung in Frankreich. Paris, 13. Sept. Große Beuruhigung herrſcht in hieſigen politiſchen Kreiſen über die italieniſchen Beſchuldigungen anläßlich des Attentats auf Muſſolini. Der franzöſiſche Geſchäftsträger in Rom hat im Auftrage der franzöſiſchen Regierung bei Muſſolini offiziell gegen den Artikel des„Giornale d'Italia“ proteſtiert und der Erwartung Ausdruck gege ben, daß die italieniſche Regierung Maßnah men ergreifen werde, um eine Irreführung der öffentlichen Meinung in Italien zu ver— hindern. Die Preſſe iſt entrüſtet über den von Muſſolini Frankreich gegenüber angeſchlage— nen Ton. Der„Quotidien“ weiſt die Forde rung auf Auslieferung der italieniſchen Emi granten zurück. Frankreich lebe nicht unter faſchiſtiſchem Regime. Die Worte Muſſolinis könnten in Frankreich nur mit Achſelzucken aufgenommen werden. Auch die Sprache des * 8 „Temps“ iſt ziemlic) deutlich. Die Wirren in China London, 12. Sept. Aus Peking wird gemel⸗ det, daß in Hankau gegenwärtig 14 ausländiſche Kriegsſchifſe vor Anker liegen, dämlich vier amerikaniſche, drei engliſche, vier japaniſche und drei franzöſiſche Kanonenboote. Mehrere andere Kriegsſchifſe halten ſich längs des Nangtſekiang zwiſchen Schanghai und Hankau in Bereitſchaft. Die Ausländer, die von Hankau an ſtromauf— wärts wohnen, ſind von ihren Konſuln angewie-] ſen worden, ſich in den Bereich der von den ausländiſchen Kriegsſchiffen überſpachten Gebiete zurückzuziehen. In Schanghai iſt der Belage— rungszuſtand erklärt worden. Sofortige Räumung Hankaus gefordert. London, 12. Sept. Wie aus Schanghai ge⸗ meldet wird, iſt das engliſche Kanonenboot„Des auf dem Yangtſe von den Kantontrupen unter Feuer genommen worden, wobei eine Granate auf dem Schiff einſchlug. Zwei amerikaniſche Torpedobvotszerſtörer wurden mit Maſchinenge⸗ wehren und Infanterieſcuer beſchoſſen. Zwei Mann der Beſatzung wurden verwundet. Die Kantontruppen ſchießen auf alle Dampfer, die in Hankau ein- und auslaufen. Marſchall Sun Tſchuan Feng, der militäri ſche Befehlshaber der fünf Provinzen um Schang hai, hat ein Ultimatum an Kanton geſtellt, worin er die ſofortige Räumung Hahnkaus fordert. Der Marſchall hat 200000 Mann mo biliſieren laſſen. England und die Lage in China. London, 12. Sept. In Handelskreiſen erwek ken die letzten Meldungen aus China ſteigende Beunruhigung. Es ſind heute Meldungen einge troſſen, wonach die Vertreter der engliſchen Fir— men von Hankau an flußauſwärts ihre Geſchäfte im Stich laſſen mußten und teils noch Hankau, teils nach Schanghai gegangen ſind. In Schung King ſind mehrere ausländiſche Kaufleute belä ſtigt worden. Die meiſten Handelsdampfer, die von Schanghai nach Kanton unterwegs ſind, werden von den Chineſen beſchoſſen. In Tſchung Toe, wo zahlreiche Ausländer wohnen, iſt die Lage kritiſch. ausländiſchen Spaniens Austritt aus dem Völkerbund. Kündigung nach Artikel 1. Genf, 11. Sept. Spanien hat ſpeben offi ziell ſeinen Austritt aus dem Völkerbunde angekündigt. Dem Generalſekretär des Völ kerbundes wurde heute vormittag von dem ſpaniſchen Konſul in Genf eine Note der ſpa niſchen Regierung überreicht, in der die Kün digung entſprechend Artikel 1 der Bundesverfaſſung ausgeſprochen wird. Spa— nien wird mit Ablauf der in der Bundesverſaſ— ſung vorgeſehenen zweijährigen Friſt aus dem Völkerbund austreten. Die Note der ſpa— niſchen Regierung wird allen Mitgliedern des Völkerbundes mitgeteilt. Der Fall ſchafft eine neue. nicht ſehr an— genehme Lage für den Völkerbund. Der Schritt Spaniens bedeutet natürlich keine Stellungnahme gegen Deutſchland, wenn die Kündigung auch mit dem Eintritt Deutſch— lands zeitlich und äußerlich urſöchlich zuſam— menfällt. Man muß den Schritt Spaniens als einen Proteſt gegen die der Reviſion bedürf— tige Verfaſſung des Bundes betrachten und dementſprechend? werten. Der in der Kündi aung angezogene Artikel ſagt u. a.:„Jedes Mitglied des Bundes kann mit einer zwei— des Rücktritts alle ſeine internationalen Ver⸗ pflichtungen mit Einſchluß derjenigen, die ſich aus den gegenwärtigen Satzungen ergeben, erfüllt hat.“ Zu beachten iſt die zweijährige Kündigungsfriſt. In zwei Jahren kann ſich in dieſer ſchnellebigen Zeit vieles ereignen. Viel— leicht ſieht auch Deutſchland ſich plötzlich ein— mal in die Lage verſetzt, ſein Verhältnis zum Bunde zu ändern. Dies kann ſein, wenn mit Bezug auf die Beſatzung deutſchen Gebietes nicht ein Schritt erfolgt, der nun bald ge— ſchehen muß, ſoll nicht das Vertrauen Deutſch— lands in den Bund ſchon in den erſten Le— besjahren von Rhachitis befallen werden. Die Probleme der kommenden Woche. Das Problem der kommenden Woche iſt das der Ratsfrage, die am Dienstag in der erſten Kommiſſion und in der Verſammlung ihre end gültige Löſung durch Annahme des Wahlver— fahrens finden dürfte. Die Beſtimmungen üben die Amtsdauer, die Wahl, die Wiederwählbar keit und auch die Uebergangsbeſtimmungen ſind nicht ſehr weſentlich geändert worden. Nur über die Frage der Aurechnung der Stimmenthaltun— gen auf die Mehrheitsverhältniſſe hat es in der Unterkommiſſion größere Auseinanderſetzungen gegeben, die noch nicht beigelegt ſind und mor gen fortgeſetzt werden. Das andere Problem der kommenden Woche, das mehr außerhalb der Völkerbundsverſamm. lung, aber doch in Zuſammenhang mit ihr ſich entwickelt, iſt von ungleich größerer Bedeutung, denn es betrifft die künftigen Beziehungen zwi ſchen Deutſchland und Frankreich. Die Ver— handlungen hierüber werden zwiſchen Briand und Streſemann unter ſtändiger Teilnahme Chamberlains ſo vertraulich geführt. wie es der Natur dieſer heiklen Frage entſpricht. Infolge⸗ deſſen ſind alle Kombinationen erlaubt oder ver boten. Soviel ſteht aber feſt, daß es ſich, wie be⸗ reits gemeldet um einen großzügigen Plan zur Ausſchaltung aller Diffe⸗ renzen zwiſchen Deutſchland und Frankreich landelt. Daß dazu auch in hervorragendem Maße die Beſatzungsfrage gehört, ebenſo win eine Reihe wirtſchaftlicher und Finanzfragen die über den Rahmen der deutſch-franzöſiſcher, Beziehungen hinausgreifen können, verſteht ſich— So ſieht man den Ereigniſſen der kommenden Woche mit faſt noch größerer Spannung entgegen als am Beginn der vergangenen Woche der Auf⸗ nahme Deutſchlands und dem Einzug der deut⸗ jährigen Kündigungsfriſt aus dem Bunde austreten, es im Augenblick Berlin, 12. mitgeteilt: Vom Reichskommiſſar für die beſetzten Ge biete Frhr. Langwert v. Simmern und der Rhein landkommiſſion iſt am 10. September in Koblenz ein Abkommen über Befriedungsmaßnahmen im! beſetzten rheiniſchen Gebiet unterzeichnet worden.! Die neuen Abmachungen enthalten in der Haupt⸗ ſache folgendes: Die in der Rheinlandkommiſſion Regierungen haben ſich verpflichtet: 1. Straffreiheit für alle Straftaten zu gewäh⸗! ren, die bis zum 1. Februar 1926 im beſetzten, Gebiet begangen ſind, mit Ausnahme der Straſ— taten des gemeinen Rechtes und der Spionage, 2. die im befetzten Gebiet in Haft befindlichen! Augehörigen, die im Ruhrgebiet, in den früheren Brückenköpfen Düſſeldorf und Duisburg ſowie in der geräumten Kölner Zone Straftaten be— gangen haben und deswegen verfolgt oder ver— urteilt worden ſind, den deutſchen Behörden auszuliefern, es ſei denn, daß es ſich um ein; Verbrechen gegen das meuſchliche Leben mit, Todesfolge handelt, 3. durch eine Verordnung! der Rheinlandkommiſſion die ſogenannten Schutz— verordnungen Nummer 27, 70, 90, 116, 292, 293 und die Anweiſung Nummer 26 aufzunehmen. (Es handelt ſich um die Ordonnanzen, die bisher diejenigen vor Strafverfolgung ſchützte, die mit den Beſatzungsmächten konſpirierten.) Demgegenüber hat es die deutſche Regierung übernommen: 1. Vergeltungsmaßnahmen für Vorkommniſſe im beſetzten Gebiet einſchließlich der geräumten Kölner Zone aus der Zeit vom Beginn der Be— ſetzung bis zum 10. Januar 1923 oder vom 1. September 1924 bis zum 1. Februar 1926, die ſich als Dienſtleiſtungen oder Beziehungen zu den Beſatzungsbehörden oder Gehorſam gegen— über den Anweiſungen der Beſatzungsbehörden darſtellen, zu verhindern, es ſei denn, daß dies mit den Mitteln der Verwaltung unzuläſſig iſt oder daß es ſich um den Tatbeſtand des Hochver⸗ Fept. Amtlich wird folgendes vertretenen delt, ſich ausführlich zwiſchen Briand dem„Petit Pariſien“ hatten ſie Bezug auf eine Milderung des Beſatzungsregimes lande; eine ähnliche hinaus, rung nur eingehen könne, wenn Frankreich von rats, des Landesverrats oder der Spionage han⸗] Deutſchland auf wirtſchaftlichem und finanziellem Gebiete Entgegenkommen finde. ſchen Delegation in den Genfer Reformations⸗ ſgal. Befriedung des beſetzten Rheinlandgebietes. Das Ergebnis der Koblenzer Amneſtieverhandlungen. 2. die von der Rheinlandkommiſſion während der Beſatzung der jetzt geräumten Kölner Zone getroffenen und zur Kenntnis der deutſchen Be⸗ hörden gelangten Entſcheidungen nicht mit rück⸗ wirkender Kraft für die frühere Zeit vor der Räumung unbeachtet zu laſſen, insbeſondere nicht für die frühere Zeit Zahlungen von ſolchen Perſonen einzufordern, die durch derartige Ent— ſcheidungen von der Zahlungspflicht befreis waren, 3. dahin zu wirken, daß Perſonen, die mit den Beſatzungsbehörden in Beziehungen ſtehen, zwar wie jeder andere Staatsbürger den deutſchen Geſetzen unterworfen bleiben, aber auch wie jeder andere Staatsbürger vor etwaigen rechtswidri— gen Vergeltungsmaßnahmen Schutz finden, 4. Etwaige Meinungsverſchiedenheiten bei der Aus⸗ führung dieſer Abmachungen ſollen durch Beſpre— chungen zwiſchen dem Reichskommiſſar und der Rheinlandkommiſſion oder durch Erörterungen unmittelbar zwiſchen den beteiligten Regierungen ausgeglichen werden. Wird hierbei eine Einig⸗ ung nicht erreicht, ſo iſt die Möalichkeit vorge—⸗ ſehen, den Streitfall vor ein Schiedsgericht zu bringen. Der Text der Vereinbarungen wird durch das Reichsgeſetzblatt veröffentlicht werden. Milderung des Peſatzungs⸗ regimes? Paris, 12. Sept. Die Zeitungen beſchäftigen mit der geſtrigen Unterredung und Dr. Streſemann. Nach im Rhein⸗ auch das„Petit Journal“ veröffentlicht Meldung, ſchreibt aber darüber daß Frankreich auf eine ſolche Milde⸗ Die Verbrecher von Leiferde. Lokaltermin bei Leiferde.* Hannover, 11. Sept. Heute vormittag fand an der Unglücksſtelle zwiſchen Leiferde und Mei⸗ nerſen der vom Unterſuchungsrichter angeordnete Lokaltermin ſtatt. Der erſte Teil des Termins befaßte ſich hauptſächlich mit den Vorgängen an und in der Nähe des Tatortes. Dann wurden die Vernehmungen nach dem Bahnhof Meiner— ſen verlegt, wo noch die Lokomotive des verun— glückten Zuges, der Schlafwagen und der Reſt der Wagen ſtehen. Hier ſollten Schleſinger und Weber die Vorbereitungen zu dem Unglück an Hand von Rekonſtruktionen vorführen. Es wurde genau derſelbe Zuſtand hergeſtellt, wie er beim Attentat beſtanden hat. Das Schienenſtück mit N 1 1 dem Eindruck der Räder iſt losgeſchweißt wor⸗ den, da es als Beweisſtück für die Ueberführung der Verbrecher gebraucht wird. Die Angeklagten machen einen ſehr bedrückten Eindruck. Weber iſt vollkommen zuſammengebrochen. Auch Schle⸗ ſinger hat in ſeiner Zuverſichtlichkeit nachgelaſſen, und beſtätigt alle Angaben, die er bisher über die Ausführung des Verbrechens machte. Schle⸗ finger und Weber wurden getrennt vernommen. Als Erſter wurde Schleſinger vorgeführt, der ſo— ſort die Stelle zeigte, an der er die Schrauben gelöſt und herausgenommen hatte. Dasſelbe wiederholte ſich bei Weber. Der Lokaltermin er— gab eine bedeutſame Erweiterung des bisherigen Geſtändniſſes. g Wie verlautet, werden Schleſinger und Weber von der Kriminalpolizei Hannover dem Unter— ſuchungsrichter unter der Beſchuldigung vorſätz— lichen Mordes vorgeführt werden. Die Anklage auf Mord iſt begründet in den Ausſagen der At— teutäter, da ſie ſich darüber klar waren, daß Per ſonen bei dem Attentat eventuell auch getötet werden könnten. Aus aller Welt. Der Untergang des lettländiſchen Dampfers „Neubad“. Riga, 12. Sept. Wie bereits gemeldet, iſt der lettländiſche Dampfer„Neubad“ am Don nerstag am Strande vor Werchken mit Mann und Maus untergegangen. Der Dampfer ver- ſah im Beſitze der Schiffahrts A.-G.„Kaifu“ einen regelmäßigen Paſſagier- und Frachtver⸗ kehr zwiſchen Riga und der livländiſchen Küſte. Es war ein älteres Schiff von nur 95 Raumtonnen. Ein Augenzeuge der Kata— ſtrophe berichtet der„Riga'ſchen Rundſchau“ folgendes: Ich ſah den Damfper„Neubad“ mach rechts ſchwenken und auf das Ufer zu— ſieuern. Er gab ununterbrochen Hilfsſignale ab. Etwa 15 Minuten hielt er ſich über Waſ⸗ ſſer, dann kenterte er und ging unter. Der Dampfer iſt mit allem, was ſich an Bord be— fand, geſunken und vollſtändig unter der Oberfläche verſchwunden. Vom Ufer konnte keine Hilſe erwieſen werden, weil der Wellen- gang viel zu hoch war. Sogar für kleine Schleppdampfer war das Befahren der See lebensgefährlich. Die Zahl der Paſſagiere und der Beſatzung wird mit 30-40 angegeben. Die Urſache der Kataſtrophe iſt bisher noch, nicht geklärt. Man nimmt jedoch an, daß der Dampfer leck geworden iſt, aus welchem; Grunde er ſchnell das Feſtland zu erreichen ſuchte, was ihm jedoch nicht gelungen iſt. Bei dem hohen Wellengang haben offenbar die Rettungsboote nicht flott gemacht werden Lönnen. Familiendrama. ſeine 42jährige Frau, und dann ſich ſelbſt. 7 Alten bamberg. In der Nacht von Donners⸗ tag auf Freitag zwiſchen 2 und 3 Uhr ſpielte ſich en dem Wohnhaus des Landwirtes Peter Dörr in Altenbamberg eine ſchreckliche Mordtat ab. Der 0 Leipzia. 12. Sent. In Altenhura erſchoß Wenn die Schatten weichen Roman von Ferdinand Runkel. e richtig bieſe Vorausſetzungen waren, Pere ſich ſchon in ganz kurzer Zeit, als der Marquis ein Telegramm aus Verlin erhielt, er müſſe unbedingt eine Woche früher ſein Konzert eben, da bedeutende Muſiker gerade für ſeine n den Bechſteinſaal verlangten. Er ſehe doch ein, daß er, als unbekannter Geiger, vor dieſen ternen erſter Größe anſtandshalber zurück⸗ treten müſſe. d'Oliveira war an und für ſich eieie beſcheidene Natur, und er hätte nie im even gewagt, mtannern, wie die ihm genannt worden waren, einen Wunſch bezüglich des Zeitpunkts ihrer Konzerte abzuſchlagen. Des— halb telegraphierte er ohne Zögern zurück, daß er einverſtanden ſei. Damit war jedoch die Sache nicht erledigt, denn er mußte ſich nun auch rüſten, um mög⸗ lichſt noch am heutigen Abend nach Berlin zu fahren. Er ſagte das der Gräfin und wurde mit einem gnädigen Kopfnicken und freund— ſchaftlichem Händedruck entlaſſen. „Telegraphieren Sie mir ſofort, Paolo, wann Ihr erſtes Auftreten ſtattfinden wird, da⸗ 140 ich mich richten und zeitig zur Stelle ſein ann.“ „Sie wollen ſich wirklich der Mühe unter⸗ ziehen, gnädigſte Gräfin?“ a Ganz ſelbſtverſtändlich. Es geht mir, wie dem Glockengießer von Breslau.„„Ich hab' ſie ja bereitet, möcht' wiſſen, ob's gelang.“ Ich möchte ſehen, ob Ihr Talent auch vor dem großen Publikum ſtandhält, ob Sie die Kraft gaben, die Menge zu feſſeln, wie unſeren kleinen Kreis. Sie nehmen doch Ihre rote Stradi— 11 5 90 er arquis zuckte unentſchloſſen die Achſeln. Dann ſagte er, indem 9 Nich an den Oberförſter wandte: „Ich beſaß, müſſen Sie wiſſen, als ich die Ehre hatte, meine Gönnerin kennen zu lernen, aus der Erbſchaft eines Zigeuners eine alte Tiroler Geige, die mir nachgibt wie ein Kind, ſich jeder meiner, ich möchte beinahe ſagen Launen füat. aber die Freigebiakeit unſerer ver⸗ Landwirt hörte im Schlafzimmer ſeiner ein Stock⸗ werk höher ſchlaſenden Schweſter Schüſſe fallen und als er darauf dorthin eilte, ſah er ſeine Schweſter ermordet im Bett liegen. Die beiden Täter, die es auf Raub abgeſehen hatten, traten ihm mit dem Revolver entgegen. In dem ſich darauf entſpinnen⸗ den Kampfe mußte Dörr ſchließlich flüchten. Er be⸗ nachrichtigte ſofort die Ebernburger Polizei. Ar Morgen traf auch die Kreuznacher Kriminalpolizei ein, die gemeinſam mit der Ebernburger Gendar⸗ merie die nötigen Feſtſtellungen traf und die Er⸗ mittlungen nach den Tätern einleitete. Alten bamberg, 12. Sept. nord, der ſich in der Freitag Nacht im bauſe der Geſchwiſter Dern hier ereignete ind dem die in den 30er Jahren ſtehende Phi— ippine Dern zuin Opfer fiel, hat noch keine Aufklärung gefunden. Alle Umſtände laſſen darauf ſchließen, daß der Mörder mit den Oertlichkeiten und mit den Verhältniſſen ziem⸗ lich vertraut geweſen ſein mußte. Auch der Weg, den der Verbrecher wählte, läßt darauf ſchließen, daß er das Haus genau kannte. Die Lage der Leiche der Philippine Dern läßt da— rauf ſchließen, daß ſie die tödlichen Schüſſe empfangen hat, während ſie auf der zweiten oder dritten Stufe der Stiege ſtand. Von den Tätern hat man noch keine Spur. Man ver— mutet, daß es ſich um zwei Perſonen handelt. Bereits im Frühjahr wurde ſchon einmal ein Einbruch in das Häuschen verſucht.. Die Wohnungsnot. Wir entnehmen der neueſten Ausgabe des „Hochlandes“, Monatsſchrift für alle Gebiete des Wiſſens, herausgegeben von Karl Muth.(J. Köſel⸗ München) folgende Abhandlung: Die Wohnungsnot iſt heute in Deutſchland eines der ſchwierigſten, aber auch wichtigſten ſozialpoli— tiſchen Probleme. Jedermann gibt zu, daß möglichſt bald und mit mehr Energieaufwand als bisher Ab⸗ hilfe geſchafft werden muß. Ob dabei jedoch die Wohnungszwangswirtſchaft unerläßlich oder höchſt nachteilig iſt, wird heftigſt umſtritten. In dieſe De⸗ batte greift mit ruhiger Sachlichkeit ein Aufſatz von Eugen Kalkſchmidt im Septemberheft der Monats⸗ ſchrift„Hochland“(Köſel, Kempten) ein, deſſen beweiskräftigen Ausführungen wir folgendes ent— nehmen:„Die Wohnungsfrage, in den Nachkriegs— jahren zur Wohnungsnot von bisher ungekannter Härte angewachſen, wird ganz überwiegend als ein dringliches Problem ſtädtiſcher, und zwar groß— ſtädtiſcher Hauſung empfunden. Im Reiche rechnete man 1925 mit einem Fehlbedarf von 600 000 Woh- nungen, in Bayern allein mit 60 000, in Sachſen mit 40 000. Nimmt man durchſchnittlich nur fünf Per- ſonen für die Wohnung an, ſo ergibt ſich eine Geſamt⸗ heit von drei Millionen Menſchen, die auf Unterkunft warten. Durch die Zwangswirtſchaft im Wohnungsweſen iſt das Baugewerbe bisher abgeſchreckt worden, Neu⸗ bauten größeren Umfanges auf eigenes Riſiko herzu— ſtellen. Der Wohnungszuwachs ſeit dem Jahre 1918 16 gering er iſt, konnte nur durch öffentliche Kredite und Zuſchüſſe ermöglicht werden, damit die Mieten auch in dieſen Häuſern erſchwinglich blieben. Haus⸗ beſitzer und Bauunternehmer weiſen darauf hin, daß die öffentliche Bewirtſchaftung privaten Eigentums um die Vergebung öffentlicher Mittel on private Nutznießer ein Geſchenk an die Mieter auf Haſten der ehrten Freundin hat mir bie genannte r Stradivarigeige zum Geſchenk gemacht Gewiß 55 koſtbares Inſtrument aus des Meiſters 28 Zeit, von einer Schönheit und einer Fülle, 1 ie ohne weiteres den Preis von dreißigtauſend Mark rechtfertigt, aber ſie folgt mir nicht wie wia ach pin Tirolerin.“ 1 701 in der Anſicht, Herr Marquis die Folgſamkeit eines Inf ent dureh 15 Ioſe Uebung zu erzwingen iſt. Und wenn die Stradivarigeige ſo unendlich viel beſſer iſt als Ihre alte, ſo wird ſie durch ihre Qualität bas erſetzen, was die andere durch ihre Fügſamkeit hat. Und ich meine, Sie ſollten ſchon unſerer verehrten Freundin zuliebe die italieniſche Geige ſpielen, damit, wenn der Erfolg, den ich vor⸗ ausſehe, groß ſein wird, das Verdienſt unſerer Freundin um ſo ſtrahlender aufgeht.“ „Sie haben recht, Herr Oberförſter, das der leitende Geſichtspunkt.“ „Um Gottes willen nicht, Paolo, laſſen Sie ſich durch keine Dankbarkeit beeinfluſſen, ſondern ganz allein von Ihrer Stimmung und Ihrem Willen. Der Augenblick ſoll entſcheiden. Wie Sie an jenem Abend fühlen, ſo handeln Sie. Sie werden ja dort auch noch einige einfluß⸗ reiche Männer kennen lernen und deren Rat einholen können. Nam aber gehen Sie, damit ja nichts verſäumt Wed.“ Der Marquis verasſchiedete ſich noch einma. von der Gräfin und reichte dann dem Ober- förſter die Hand. iſt der 49 Jayre alte Landwirt Oskar Dietze ſeine beiden Stiefkinder Nächtlicher Naubmord. Der Raub⸗ land und die Schweiz, valutafeſte Länder, in den der Hauszins durchweg den Vorkriegsſatz um 50 Prozent eſſchriten habe, Sie ſagen: wenn die Zwangswirt⸗ ſchaft bei uns fällt, ſo wird die Wohnungsnot durch as ſofort einſetzende Angebot neuer Wohnungen in kurzem überwunden ſein. Ich halte das für einen Durch ſo lange nicht nachgewieſen iſt, daß unſer Durchſchnittseinkommen eine ſo erhebliche Steigerung des Wohnungsaufwandes verträgt. Die Not und das Elend iſt nicht beſeitigt, wenn ſoundſo viele Räume in alten und neuen Häuſern leerſtehen aus Mangel an zahlungsfähigen Mietern. Auch darf daran er⸗ innert werden, daß die freie Wohnungswirtſchaft vor dem Kriege nicht imſtande oder nicht gewillt war, den Bedarf an Kleinwohnungen(bis zu drei Zimmern) zu decken. Wir haften ſchon damals eine zusgeſpro⸗ chene und viel erörterte Wohnungsnot der kleinen Leute in den großen Städten, verurſacht durch die Zurückhaltung des Kapitals, das in anderen Anlagen eine beſſere, weil weniger gefährdete Rentabilität ver⸗ ſprach und entſprechend verwendet wurde. Es iſt mehr als zweifelhaft, ob heute, wo wir geldarm geworden ſind, das geringer und anſpruchsvoller gewordene Ka⸗ pital ſich bereitwilliger als früher dem freien Bau⸗ und Wohnungsmarkt zur Verfügung ſtellen würde. Wenn früher die Mauern, die Türme, Tore und Baſtionen der alten Stadt fielen und der neue Bahn⸗ hof draußen erſtand, ſo war die Spekulation alsbald geſchäftig,„Gelände zu erſchließen“; ſie wandelte nun Gärten, Acker, Wald und Wieſen in„Bauparzellen“ um. Dieſe wurden als„baureif“ mit dem nötigen Aufſchlag entweder an einen Zwiſchenhändler oder unmittelbar an den Bauunternehmer verkauft, und dieſer Mann erſt wurde der eigentliche Häuſer- und Wohnungsproduzent. Vom eigentlichen Bauen ver— ſtand er meiſt nicht viel, er war dank der Gewerbe— freiheit„Unternehmer“ und ließ die Handwerker ar— beiten. Im übrigen wollte er das Haus nicht be— ſitzen, ſondern möglichſt teuer und raſch verkaufen, um ſein Kapital an anderer Stelle weiterarbeiten zu gedeutet, denn es war nicht aus Liebe zu ihm ihren Gedanken ſpielten die Rencontres mit den „Nun, mein Herr Marquis, Glück darf man Ihnen ja nicht wünſchen, das iſt ein alter Aberglaube von Jägern und Künſtlern. Aber ich bin überzeugt, daß ſich auch ohne meinen Wirt der Sieg auf Ihre Seite neigen ird.“ Die Tür hatte ſich hinter dem Mexikaner ge— ſchloſſen. Ritter war mit Mira allen 0 Eine ſchwüle Stille war eingetreten. Die beiden ſaßen in ihre Gedanken vertieft, und es dauerte eine ganze Weile, ehe ſie ſich davon losmachen konnten. „Du warſt geſtern leider durch das Gewitter verhindert worden, länger auf dem Wolfgang. zu bleiben, ſonſt hätteſt du noch erfahren, daß ich am Abend wegging, um ein Rencontre mit Wildſchützen auf Leben und Tod zu beſteben.“ laſſen. Der Käufer und Eigentümer des Hauſes er— hielt alſo das Objekt bereits aus dritter oder vierter Hand, und an allen war bei der allgemeinen ſteigen— den Koniunktur ein Spekulationsgewinn hängen ge⸗ blieben. Auch der Eigentümer wollte verdienen, er hatte es am ſchwerſten dabei, weil er der letzte war und die Schwankungen am Wohnungsmarkt am un⸗ mittelbarſten zu koſten bekam. Er war in vielen Fällen gar nicht kapitalkräftig genug, dieſe Schwan⸗ kungen auszuhalten, war nur ein vorgeſchobener Poſten, eine Art Angeſtellter des Großkapitals, ein „Vermieter“, der auftauchte und verſchwand, eine ty— piſche, entwurzelte Großſtadtexiſtenz. Der Staat ſeinerſeits prüfte wohl die ſtädtiſche Arweſterungspläne, aber er enehmigze ſie, 1 0 die Verkehrsintereſſen berückſichtigt waren. Im übrigen ſuchte er, ſoweit er als Grundbeſitzer mitzureden hatte an der Steigerung der ſtädtiſchen Bodenwerte fleißig zu profitieren. Das gilt beſonders für Preußen, wo 112 5 Jahre 1910 der Militärfiskus durch den Ver⸗ auf des Tempelhofer Feldes ein Geſchäf 7 Millionen auf Koſten der Berliner mae N 0 Das Ideal der liberalen Wirtſchaftspolitik 1 dert fen en Angebot und ö u überlaſſen, muß denn auch heute für das Woh⸗ nungsweſen, dieſes wichtigſte Gebiet ſinſere 0 nalen und ſozialen Fürſorge, als unzulänglich er— kannt werden. Die menſchenwürdige Unterkunft des Volkes darf nicht wiederum den Zufällen der reinen Wertſpekulation überlaſſen ſein. Die deutſche Erde iſt kleiner, die Menſchen auf ihr ſind zahlreicher ge⸗ worden, Grund genug, die Intereſſen der Geſamt⸗ heit über die einzelner Erwerbsſchichten zu ſtellen Der regelnde Eingriff öffentlicher Gewalten in die Wohnungswirtſchaft, der ſogar in dem ungleich wohl⸗ habenderen Siegerſtaate England 1924 auf fünfzehn Jahre hinaus geſetzlich feſtgelegt wurde, iſt in dem Deutschland für di Acbaſtengegenſäten zerrütteten and für die nächſte ſchwere? f z un⸗ ein ch hſte ſchwere Zukunft ganz un 0 tik, den Nachfrage ſich ſelbſt Permiſchtes. Die Typhuserkrankungen in Hannover. Hannvver, 10. Sept. Bis zum geſtrigen Don⸗ nerstag wurden 50 neue Fälle von Typhuserkran⸗ kungen feſtgeſtellt. Die Epidemie erſtreckt ſich nicht nur auf das Stadtgebiet, ſondern auch auff den Landkreis Hannover. Meſandors Zablreich“ Vermieker bedeute, te verweiſen guf England, Hol⸗ ſind die Erkrankungen im Stadtteil Linden und in der e Man vermutet, daß die Erkran⸗ lungen in dieſen Stadtteilen auf das ſeinerzeit gelieferte ſchlechte Waſſer des Waſſerwerks zu⸗ rückzuführen ſind. In maßgebenden Kreifen rech⸗ net man mit einer größeren Ausbreitung und hat aus Berlin entſprechende Baracken angefor⸗ dert, die Raum für 300 Betten geben ſollen. Eine Schutzimpfung iſt vorläufig noch nicht beabſichtigt. Man will die Ausbreitung durch Abſonderung der Kranken eindämmen. f f 0 Eine Köpenikiade in Koblenz. . Wies baden, 9. Sept. Vor dem britiſchen, Militärgericht hatte ſich der landw. Arbeiter Friedrich Gottſchalk, der zuletzt bei einem Landwirt in Gaulsheim als Fuhrmann be⸗ ſchäftigt war, wegen Diebſtahls und unberech⸗ tigten Tragens der britiſchen Armeeuniform 7 verantworten. Gottſchalk hatte in Bingen im dortigen britiſchen Militärbüro einen Ein⸗ bruch verübt und bei dieſer Gelegenheit die Uniform eines engliſchen Korperals, deſſen Päſſe und ſömtliche Legitimationspapiere, ſowie einen ledernen Handkoffer geſtohlen. Kurz nach dem Einbruch wurde er in Koblenz, von einem engliſchen Unteroffizier, dem das, Benehmen des Mannes auffiel, feſtgenom⸗ men. Vor dem Gericht gab der Verhaftete zu⸗ nächſt keine Antwort, und gab zu verſtehen, daß er weder engliſch, deutſch, noch franzöſiſch könne und erklärte, er ſei mexikaniſcher Bür⸗ ger. Schließlich, nach langen vergeblichen Verſuchen, Gottſchalt zum Sprechen zu brin⸗ gen, hörte einer der aufgebotenen zahlreichen Doltmetſcher aus einer Antwort heraus, daß der Mann aus Gaulsheim ſtamme. HGott— chalk, der nunmehr das Leugnen aufgab, ge⸗ and die Tat unumwunden ein. Das Leſen von Schundliteratur habe ihn zu dem Aben⸗ teurerplan veranlaßt. Das Gericht erkannte der Anklage gemäß auf 3 Monate Gefängnis Aufſtellung des Pfalzſenders genehmigl. München, 11. Sept. Die Rheinlandkommiſſion hat die Aufſtellung eines Rundfunkzwiſchenſenders für die Rheinpfalz, der von München aus ge⸗ ſteuert wird, nunmehr genehmigt. Die Eintrich⸗ tungsarbeiten werden ſofort aufgenommen. Der Ort der Aufſtellung iſt noch nicht bekannt. Aus der Umgegend. Aus Rheinheſſen, 11. Sept.(Vom Weinge⸗ ſchäft.) Im freihändigen Weinbandel hat die! Nachfrage nachgelaſſen, was wohl auf die hohen Forderungen der Beſitzer zurückzuführen ſein dürfte. Bei den zuletzt getätigten Verkäufen ko⸗ ſtete das Stück(1200 Liter) 1925er in Eimsheim 1000 Mark. Im allgemeinen fordern die Eigner für die 1200 Liter 1000— 120014001500 Marl je nach Lage und Qualität. In den letzten Ta⸗ gen haben auch wieder einige Weinverſteigerun— gen ſtattgefunden, die zufriedenſtellende Preiſe brachten.— Die Witterung war in letzter Zeit für die Reife der Trauben recht günſtig. Wenn dieſe auch weiterhin ſonnig⸗-warm bleibt, darf man eine zufriedenſtellende Qualität erwarten. Die Portugieſer- und Frühburgundertrauben ha— ben ſich gefärbt, auch bei den weißen Trauben findet man ſchon helle weiche Beeren. Die Win⸗ zer ſind in den Weinbergen mit den letzten Ar⸗ beiten, wie Nachheften, Ausſchneiden der Reben— zweige, Beſeitigen des Unkrautes beſchäftigt. In den nächſten Tagen wreden die Weinberge ge⸗ ſchloſſen. r. Leiſelheim, 13. Sept.(Schwer ver⸗ brannt) hat ſich am Samstaa nachmittag der * ö— „Mußt bu benn vas tun, nicht von ſolchen gefährlichen halten?“ 4 Die augenfällige Angſt der Gräfin bewegten, den Oberförſter ſeltſam. Wenn ſchon der Ge⸗ danke, daß ihm etwas geſchehen könnte, ſie in ſolche Aufregung verſetzte, konnte ihr Gefühl für ihn doch nicht verflogen, er ihr nicht gleich⸗ gültig geworden ſein. „Sorge dich nicht um mich, Teuerſte, ich komme ſchon durch alle Fährlichkeiten durch.“ Ein eigentümlicher Kampf wogte in der Seele der Gräfin. Das Erſchrecken über die mögliche Gefahr hatte Ritter nur halb richtig rannſt du dich Affären zurück⸗ hervorgewachſen, ſondern nur aus dem Gefühl der Verantwortung, das die außerordentlich ſenſibele Natur Miras deshalb beherrſchte, weil der einzige Wunſch Tag und Nacht ihre Be⸗ freiung von dem ſchweren Liebesjoch war, das ihr Rikter von neuem aufgezwungen hatte. In Wildſchützen eine nicht unbedeutende Rolle, und ſie ertappte ſich manchmal auf dem ganz frevel⸗ haften Wunſch, es möchte ein Bote vom Forſt⸗ haus kommen, ihr zu melden, daß Ritter er⸗ ſchoſſen worden ſei. Dann freilich wieder kämpfte und rang in ihr eine Art religiöſes Gefühl gegen dieſen unheimlichen Wunſch, und ſie hatte Kraft und Selbſtverleugnung genu⸗ für den Schutz des Mannes, der ihr Unglücg war, zu beten. Trotz allem konnte ſie dieſe ſchrecklichen Gedanken nicht aus ihrer Seele verbannen, und als er ihr erzählt hatte, daß er ein Abenteuer mit ſeinen rückſichtsloſen Gegnern beſtanden, hatte es ſchmerzlich in ihr aufgezuckt. Aber es war nicht die Angſt um den geliebten Mann geweſen, ſondern das Ge⸗ wiſſen, das mit ſeinem harten Seelenhammer an ihr Herz gepocht hatte, denn ſie war ſich bewußt, daß trotz allem der Gedanke immer wieder in ihr Platz griff, es möge ſie irgend ein Aae pon Zufall befreien. nd doch wie ſeltſam ſchwach war der Charakter dieſer Frau. Während ſie ſich ihm gegenüber ſah und ihm in das kühne brutal chöne Geſicht blickte, durchzuckte 7 eine eee Sehnſucht, ihren Kopf an der breiten Bruſt dieſes Mannes zu bergen und ſich auszuweinen. und ails er jeßr auf ſie zu⸗ ſchritt und in weichen ſchmeichelnden Tönen, die ihm ſo ſehr zu Gebot ſtanden, wenn er beſtricken wollte, auf ſie einſprach, ließ ſie ſich willenlos in ſeine Arme ziehen. Sie trank mit einem ſeltſamen ſeligſüßen Schauer die leiden⸗ ſchaftlichen Küſſe und überließ ſich wie trunken dem Zauber der auf ſie niederpraſſelnden Liebes⸗ worte. Sie fühlte, daß ihr nichts übrigbleiben würde, als dem Mann ganz anzugehöxen, wenn er die Hinderniſſe, die ihm noch entgegenſtanden, überwunden hatte. Auch Ritter hatte im ſelben Augenblick denſelben Gedanken. „Ich ahne, teuerſte Mira, daß ich bald werde vor dir hintreten können, um für immer der Deine zu ſein. Ich weiß, daß deine reine Seele ſich zerquält und zermartert, weil ich nicht frei, weil unſere Liebe fündig iſt, aber beruhige dich, die ganze Verantwortung nehme ich auf mich, und ich kämpfe es durch, bis zum letzten Ende. Denn ich habe nur einen einzigen Wunſch in dieſem Leben noch, dich, dich, und, glaube mir, es iſt keine Redensart eines ver⸗ liebten Schwärmers, ich will lieber ſterben, als dich laſſen.“ 8 Da hatte er es ja ausgeſprochen, das furchtbare Wort. Er würde ſicher lieber ſterben, als ſie laſſen, und ſie konnte nichts tun, nichts. Willenlos war ſie ſeiner dämoniſchen Leiden⸗ ſchaft hingegeben, und ob ſie ſich auch losringen wollte mit allen Kräften ihrer Seele, er zwang ſie in chat Bann, und das wilde Feuer ſeiner Leidenſchaft begann auch ſie zu entzünden, ſo daß ſie ſich ins Unvermeidliche fügte und nur in ganz ſchwachem Widerſtreben antwortete: „Du weißt, Karl, daß ich nichts tun kann ohne deine Freiheit. Einmal habe ſch geſündigt. und ich tue es hinfort nicht mehr, das eine Mal iſt es mir verziehen worden. Der liebe Bott hat das Geſpenſt des verſtorbenen Grafen don mir genommen. Ich ſündige agicht mehr, und du kannſt mir glauben, lleber 15 95 ich Ruhe in dem uneraründlichen Schloßteich. ebe ſch..“ (Foriſetzung folgt). an die Küchendecke, 4 1 je Friedrich Kraft, Sohn des Arbei⸗ hr yrig. 5 lers Franz Kraft. Um das Eſſen ſchneller zum Kochen zu bringen, nahm er eine Kanne mit Spiritus und goß daraus auf das Feuer. Die Kanne explodierte, flog mit furchtbarem Knall während ſich der bren⸗ nende Inhalt über den jungen Mann ergoß und ihm ſchreckliche Brandwunden an Händen und Beinen zufügte. Die hieſige Krankenſchwe⸗ ſter und Herr Dr. Kappeſſer verbanden den Verbrannten, worauf ihn das Städt. Kranken⸗ auto ins Wormſer Krankenbaus verbrachte. Gundheim, 12. Sept.(Eigenartiger Unglücks fall.) Beim Transport der Dreſchmaſchine aus einem Hofe ſtieß die Preſſe mit einem vorſtehen⸗ den Maſchinenteil gegen eine ſchwere Sandſtein⸗ platte auf dem Torpfeiler, die dann beim Ab⸗ ſtürzen den nichtsahnenden Beſitzer der Maſchine ſo unglücklich auf den Kopf traf, daß er bewpßt⸗ los und mit ſchweren Verletzungen vom Plätze getragen werden mußte. Nach Anlegung eines Notverbandes wurde er vom Sanitätsauto, nach dem Krankenhauſe Worms verbracht. Gundersheim, 12. Sept.(Aus dem Gemeinde⸗ rat.) Bei der kürzlich ſtattgefundenen Beigeord— netenwahl wurde der ſeitherige Beigeordnete Herr Machemer 1. mit 57 Stimmen Mehrheit wiedergewählt. Von 812 Wahlberechtigten der hieſigen Gemeinde hatten 732 das Wahlrecht ausgeübt. Hiervon ſtimmten 391 für den oben⸗ genannten Herrn Peter Machemer 1. und 334 für den Gegenkandidaten Herrn Phil. Hahn 12. Sie⸗ ben Stimmen waren ungültig. Mit dieſer Wahl hat ein dreivierteljähriger Wahlkampf in Gun⸗ dersheim ſein Ende geſunden, wie er ſeit Jahr⸗ zehnten nicht mehr geführt worden iſt. Abends fand zur Feier des Tages ein gemütliches Bei— ſammenſein ſtatt. Gundersheim, 12. Sept.(Den Fuß abgeriſſen.) Geſtern ereignete ſich hier ein bedauerlicher Un. glücksfall. Dor verheiratete Arbeiter Phil. Will geriet beim Anlaſſen der elektriſchen Schrotmühle des Landwirts Valentin Corell mit dem rechten Fuß zwiſchen Transmiſſionsriemen und Riemen ſcheibe, wobei ihm der Fuß faſt vollſtändig vom Unterſchenkel abgeriſſen wurde. Dies iſt inner⸗ halb kurzer Zeit der zweite ſchwere Unglücksfall, nachdem vor kurzem der Steinbrecher Karl Blüm bei einem Unglücksfall ſich einen Beinbruch und Quetſchungen am Oberkörper zuzog. Beide Ver⸗ unglückte wurden jedesmal durch das Wormſer rankentauto dem Städt. Krankenhaus Worms zugeführt. Für den Bahnbau Bensheim— Lindenfels. Bensheim, 12. Sept. Die Heſſiſche Indu⸗ trie- und Handelskammer Darmſtadt für die reiſe Bensheim, Darmſtadt, Erbach, Groß— Gerau und Heppenheim, hat ſich in einer Ent— ſchließung für die Erbauung der geplanten Bahn von Bensheim durch das Lautertal tach Lindenfels ausgeſprochen und bittet die Heſſiſche Regierung, die Angelegenheit erneut aufzugreifen, die Sachlage gründlich zu prü⸗ en und dem heſſiſchen Landtag alsbald Vor- age zu machen. Aus Nah und Fern. tive eines Güterzuges, die das Gitter mit ſich — 4 E * 1 1 die Leute ſich weigerten, ſchlug der Räuber mit einem Eichenſtock auf den jungen Mann ein, der die Flucht ergriff, während das Mädchen von dem Unhold in ein Dickicht geſchlepßt wurde. Auf die Hilferufe der Ueberfallenen eilten zufällig in der Nähe weilende Leute herbei, die den Burſchen verſcheuchten. Zwei Mädchen verſchleppt⸗ 2 Pe 1 0 der vergangenen Woche ſind zwei 15jährige Mädchen aus Duisburg⸗Beeck ſpurlos ver⸗ ſchwunden. Gleichzeitig iſt aus der Wohnung der Eltern des einen der Mädchen durch Einbruch ein Geldbetrag von etwa 1000 Mark entwendet worden. Es wird vermutet, daß die beiden Mädchen zu dem Diebstahl verleitet wurden und dann verſchleppt wor⸗ den ſind. Bisher fehlt von den Verſchwundenen jede Spur. Hamborn, 11. Sept.(Anſchlag auf Eiſen⸗ bahnzüge.) In der hieſigen Gegend wurden geſtern zwei Eiſenbahnattentate verübt, die glücklicherweiſe keine Menſchenopfer forderten. Zwiſchen den Bahnhöfen Hamborn und Neu⸗ mühl wurde ein Teil des Eiſengitters in die Strecke hineingebogen, wodurch die Lokomo⸗ wegriß, ziemlich erheblich beſchädigt ward.— Auf der Bahnſtrecke von Hamborn nach We⸗ ſel wurde ebenfalls ein Anſchlag verübt, in— dem man Steine auf die Gleiſe legte. Nur durch die Aufmerkſamkeit des Streckenwärters, der den Perſonenzug im letzten Augenblick anhalten und das Hindernis entfernen konnte, wurde unabſehbares Unglück verhütet. Moosburg. Das Gewehr in Kinder hän; den. In Sinsöd tötete der 14 jährige Sohn des Ederbauers beim Hinaustragen eines Gewehres. das plötzlich losging, ein auf Beſuch dort weilendes jähriges Mädchen. Letzte Meldungen. Die Typhusepidemie in Hannover. Hannover, 13. Sept. Eine erſchreckende Ausbreitung nimmt die Typhusepidemie in Hannover und Umgebung. Amtlich wurde ge— ſtern mitgeteilt, daß über 500 Perſonen er⸗ krankt ſeien, wobei nur die in den Kranken— häuſern Aufgenommenen gezählt ſind. Neun Perſonen ſind bisher geſtorben. Der Gipfel⸗ punkt der Epidemie iſt bisher immer noch nicht erreicht. In ganz Hannover ſtehen nur noch 170 freie Krankenhausbetten zur Ver— fügung. Auch beginnt ſich bereits ein Mangel an geſchultem Aerzte- und Schweſternverſonal bemerkbar zu machen. Auf Veranlaſſung der Regierung hat man hervorragende Gelehrte auf dem Gebiete der Infektionskrankheiten von den Univerſitäten Kiel, Göttingen und Frankfurt gebeten, auf dieſem Gebiete ihre hannoverſchen Kollegen mit Rat zu unterſtüt⸗ zen. Von außerhalb iſt auch geſchultes Kran⸗ kenpflegeperſonal angefordert worden. Heute Mainz, 10. Sept.(Eine Tobſüchtige will ihr Kind zum Fenſter hinauswerfen.) Eine Frau aus der Neuſtadt wollte in einem Anfall von Tobſucht ihr Kind zum Fenſter hinaus⸗ werfen. haus verbracht wurde und brachte das Kind in Sicherheit. f Mainz⸗Mombach. Reklame in den Fluten, In den beiden bieſigen Badeanſtalten und dem Strandbad, ſowie auch in den Mainzer, Kaſteler, Biebricher und Schierſteiner Strandbädern und Bade⸗ anſtalten wurden am verfloſſenen Sonntag von einem Motorboot aus durch eine Sektkellerei und ein Schuh⸗ haus hunderte von Sektflaſchen ausgeſetzt, deren jede einen Gutſchein enthielt, der bei Einkauf von Schuhen in Zahlung genommen wurde. In jeder Flaſche war, ein Luftballon, was ein farbenprächtiges Bild gab; beluſtigend war es, wie ſich junge und alte Schwim⸗ mer in die Flut ſtürzten, die ſich der wertvollen Flaſchen bemächtigen wollten, wenn der Inhält auch kein Ab„enn e e wo i e. Aufdeckung von Schwarz b N eien. e der Zollverwaltung ſind jetzt im Schwarzwald großen e ee auf Bie Spur gekommen, in denen unterttauſende von Litern Kirſchwaſſer hergeſtellt wurden, ohne daß dieſe Mengen der Monopolverwaltung gemeldet und ver⸗ ſteuert wurden. Die beſchlagnahmten Beſtände 1 allein einen Steuerwert von über eine Million Mark. Sine der Brennereien war mit allen neuzeitlichen nechneſchen wrnrichtungen ausgeſtattet. Bei einer un ⸗ erwartet vorgenommenen Hausſuchung entdeckten die Fahndungsbeautten der Zollbehörde ſogar ein ausge⸗ 195 Unlerirdiſches Röhrennetz durch das die Al⸗ koholmenge von der eigentlichen Brennerei zu einem Nebengebäude geleitet wurde. Die Behörden ent Heckten dieſe rieſigen Schwarzbrennereien dadurch, daß bei einem Verthiſer, der ſich verdächtig gemacht hatte, eine Pausſuchung vorgenommen wurde, bei der den Beamden das Einkaufsbuch mit der Bezugsguelle in die Hände fiel. Auf Grund dieſer Feſtſtellungen konnten verſchfedene andere Geheimbrennereien ent⸗ deckt und geſchloſſen werden. Auch hier verfielen be⸗ kröchtliche 5 11 0 Sprit, die zum Teil i au Likör verarbeitet worden waren, der Beſchlag⸗ „Eine große Anzahl von Perſonen wird ſi wegen Vergehens gegen das Reichsmonopolgeſetz ge⸗ Pich tlich zu verantworten haben. add e Seine, y eiunge n letzter Sohn. Am 8. September feierte in Alterkülz der einzige noch lebende Sohn des Freiheitsdichters Freilig rath in voller Rüſtigkeit ſeinen 79. Geburtstag. Ein ſchwerer Unglücksfall ereignete ſich im benachbarten Dorfe Wenn ue bei Kaſſel. Eine größere Anzahl von 1 ndern ſpielten in der Nähe einer Sandgrube, wobei plötzlich die Sandmaſſen abſtürzten und die 1 ö 0 Zwe ren Verletzungen dem Land⸗ Kaſſel. Beim Spiel getötet. begruben, von denen zwei ſofort tot waren. weitere wurden mit ſchweren 2 krankenhaus in Kaſſel zugeführt. Aachen. Aufgedeckter Raubüberfall. ner Walde verhaftete Leonhard Müller hat bei ſei⸗ einen weiteren bisher un⸗ bekannten Ueberfall eingeſtanden, der ſich am 30. ö In dieſem Falle trat er en Walde dbu auf zwei lunge Leute rte ſo⸗ lung einer Geldſtraße von 30 Mark wegen unbefugten Betretens dieſes Waldteiles. Als Der wegen des Raubüberfalles im mer Vernehmung Juni d. im di u, ortige J. ereignete. als Waldhüter aus und fo * den. Große Induſtriewerke haben ihr Trans— Ein Herr ſtieg in die Wohnung 155 ö il älti ie 7 ins Kranken⸗ ö 1 8 en e mehr imſtande war, die angeſammelten Ty⸗ phusverdächtigen transportieren. werden mehrere öfſentliche Impfſtellen errich— tet. Der Herd der Epidemie iſt immer noch nicht entdeckt. Man hält daran feſt, daß ſich die Krankheitserreger im Trinkwaſſer befin— port⸗ und Sanitätsperſonal der Stadt zur Zzerfügung geſtellt, weil die Feuerwehr nicht in die Krankenhäuſer zu Zur Strecke gebrachte Kokainſchieber. Berlin, 13. Sept. Der Berliner Kriminal- polizei iſt es gelungen, eine vielköpfige Bande bon Kokainſchiebern, deren Kreiſe ſich über ganz Europa erſtreckten, unſchädlich zu ma— chen. Der Berliner Apotheker Hahn wurde verhaftet, desgleichen eine große Anzahl von in Berlin lebenden ruſſiſchen Emigranten. — 75 Bunte Zeitung. Was iſt freigebig? Unter einer freigebigen Zuwen⸗ dung im Sinne des Erbſchaftsſteuergeſetzes iſt nach einem Urteil des Reichsfinanzhofs eine Be⸗ reicherung des Bedachten auf Koſten des Zuwenden⸗ den zu verſtehen, die ohne Einigung über die Unent⸗ geltlichkeit abſichtlich bewirkt iſt. Wenn Forderungen nach den Aufwertungsvorſchriften unbeſchränkt auf⸗ wertbar ſind, ſo liegt eine ſteuerpflichtige Schenkung inſoweit nicht vor, als der Aufwertungsbetrag zwar höher als 100 Prozent des Goldmarkbetrages, aber nicht höher als der Wert der Gegenleiſtung iſt, wenn er nach allgemeinen Grundſätzen bemeſſen wird. Iſt bom 15, Juni 1922 bis 14. Februar 1924 ein Ver⸗ 0 über die Aufwertung einer Forderung geſchloſ⸗ ſen worden, ſo genügt es für ſich allein 100 nicht, eine ſteuerpflichtige Bereicherung des Aufwertungs⸗ berechtigten anzunehmen, wenn na chdem 14. Februar 1924 ein höherer Aufwertungsbetrag von den Betei⸗ ligten vereinbart worden iſt. „Tier und Eiſenbahn. Der ſchnellſte deutſche Vogel iſt nach den Meſſungen von e Thinemann an der Kuriſchen Nehrung der Star. Er legt in der Stunde 74,16 Kilometer zurück. Es folgt die Dohle mit 61.56, der Kreuzſchnabel 59,76, der Wanderfalke 39,22, Zeiſig 55,80, Fink 52,56, Saatkrähe 52,20, Ne⸗ delkrähe und Mantelmöwe 50,04, Heringsmöwe 49,68, Sperber 4140 Kilometer. Den Sperber übertrifft noch das Rennpferd mit einer Gechwindigkeit von 16,8 Kilometer, alles Schnelligkeiten, die ein beſſerer Eiſenbahnzug entwickelt, während das Flugzeug des Menſchen ein Mehrfaches leiſtet. unahme der anſteckenden Krankheiten. 2 5100 Krankheiten haben in der Woche bis 7. Auguſt im Reich zugenommen um 70 auf 769 Erkrankungen, Diphthe mung um oder verbächti, ettfieber um 13 auf 9 auf 39, Genickſtarre um 6 auf 10. Die über⸗ vom 1. bei Scharlach 115 0 11 1 ibstyphus um 17 auf 234, ſpinale Kinder⸗ 12 eum 85, 1 51. Bißverletzungen durch tolle Tiere um 6 en n ind Pocken, Rückfallfieber und Milzbrand mit bger t Ruhr um 30 auf 117, Kind⸗ 1 R 0 Körnerkrankheit um 6 Ganz ver⸗ Lolale Nahrigten. „Marien. Jünglingsſodalität. Heute Dienstag abend 8 Uhr im großen Saale des „Freiſchütz“ vierteljährlich Hauptverſammlung. Alle Sodalen wollen ſich hierzu einfinden. * Kath. Arbeiter⸗Verein. Zur Freude aller Mitglieder konnte geſtern die Verſammlung ihren ſelther durch Krankheit verhinderten und darum ſehr vermißten Präſtdenten wieder in ihrer Mitte begrüßen. Vorſtandsmitglied Herr Gg. Hofmann orlentlerte zunächſt die Ver⸗ ſammlung über die letzte Vorſtandsſitzung und ließ dann durch den Präſtdenten den in Fiage gezogenen Anſchluß an das Sekretarlat Mann⸗ heim zur Diskuſſion ſtellen. Die Verſammlung war elnſtimmig für den Anſchluß an dieſes Se⸗ kretarlat, das bereit iſt den Mitgliedern des Arbeitervereins und deren Angehörigen jederzeit unentgeltlich Auskunft in allen Fragen zu geben. Vorſtandsmitglied Herr Adam Kühlwein 3. erſtattete ausführlich Bericht über das Berbands⸗ feſt der kath. Männer⸗ und Arbeitervereine in Mainz das er als Mitglied unſerer Fahnende⸗ putatlon mitgemacht Darauf ſprach unſer hochw. Herr Präſes über das jetzt ſo aktuelle Thema: Kulturkampf in Merko. Ausgehend von den Verdienſten Erzbergers deſſen Todestages die Verſammlung vorher gedachte, der bei Beratung der Weimarer Verfafſung dle Rechte unſerer hl. Kirche ſo zu wahren wußte, gab unſer Präſes ein äußerſt intereſſantes Bild, wie jetzt dle Ka⸗ tholiken Mexicos von elner ſozlaliſtiſch⸗freimau⸗ reriſchen Regierung all ihrer Rechte beraubt werden. Er zeigte, daß die Geſchichte Mex cos eine Geſchichte der Verdienſte der Kath. Kirche um dieſes Volk iſt und das die letzige Regie⸗ rung, nachdem ſie die Kirche all ihrer Güter beraubt, es nur noch darauf abgeſehen habe, ſie ganz zu vernichten Er ſchloß mit dem Wunſche, daß doch die Katholiken Mex cos ſich recht zu⸗ ſammenſchließen möchten, um ihre Nechte zu verteidigen, und gab der feſten Zuverſicht Aus⸗ druck, daß die Pforten der Hölle auch die Kirche Mex cos nicht überwältigen. „Für Wohltätigheitszwecke konnte die Kapelle Hanf⸗ Blank als Reinerlös ihres muſikaliſchen Abends 25.— Mark an die Ge⸗ meinde abliefern. Die Sympathien, die ſich das junge Orcheſter durch ihre künſtlerkſchen Darbietungen am Sonntag in den Herzen der Kor zertbeſucher erwarb und ſicherte, dürften durch die hochherzige Spende ohne jeden Zweifel geſtärkt werden. * Wegen ruheſtörenden Lärms ka- men in den letzten Tagen eine Anzahl von Per⸗ ſonen zur Anzeige. „Anmeldung des Waſſer anſchluſſes nicht vergeſſen. Morgen Mutwoch, den 15. September, läuft die Anmeldefriſt zum Anſchluß an die Waſſerleitung ab. Bis zur Stunde um ⸗ faßt die Zahl der Anmelder etwa 700 Haus- haltungen. Es ſind ſomit noch eine beträcht⸗ liche Anzahl mit ihrer Aumeldung im Rückſtande. Wer nach dem 15. September den Antrag auf Errichtung eines Hansanſchluſſes ſtellt, muß die Anſchlußkoſten ſelbſt bezahlen. Es kann dleſer⸗ halb nur dringend geraten werden, unverzüglich die Anmeldung vorzunehmen, ganz abgeſehen davon, daß eine Waſſerleltungsanlage im Hauſe große Bequemlichkeiten betet. Wir verweiſen auf den amtlichen Teil in unſerer heutigen Aus gabe. Heſſiſche Straßenmeiſterſchaften. Dieſen Titel führten die am letzten Sonn⸗ tag vom Radfahrer⸗Verein„Eintracht“ Viern⸗ heim, Mitglled der Deutſcken Radfahrer Unlon, Sitz Hannover, angeſetzten ber den Straßenrennen der A und B Kiaſſe. Die vorausgegangene Ankündung und Ausſchreibung hatte ihre Wir⸗ kung auf die Fahrer der D. R U. nicht verfehlt und ſo ſahen wir zwet ſtattliche Felder am Ab⸗ lauf. Der Starter bonnte in der A“ Klaſſe früh 8 30 Uhr 16 Fahrer auf die 120 km lange Relſe ſenden und befanden ſich in dieſem Feld nebſt der ſüddeutſchen Elite, Gebr. Schuler, Schmelzer, der aus den Opel⸗Wettbewerben beſtens bekannte Dresdener Fahrer Görne. Neun Minuten ſpäter ſetzte ſich das aus 65 Fahrern der B.-Klaſſe beſtehende Feld in Bewegung. Auch dieſe Klaſſe hatte in ſich ihre ſtäckſten Fahrer, befanden ſich doch darunter Kauffmann Alfred, Ritter, Sonnenſchein, Blernbaum, Jochim Beide Rennen gingen über eln und dieſelbe Strecke, die A., Klaſſe hatte 5 Runden, die B. Klaſſe 4 Runden zu beſtrelten. Die Rennſtrecke ging über Viernheim, Weinheim, Sulzbach, Hemsbach, Hüt⸗ tenfeld, Viernheim. Sofort nach dem Start ſorgte die A.- Klaſſe für eln flottes Tempo, ſo⸗ daß ſchon bei der erſten Runde bis Weinheim, dle erſter Fahrer ins Hintertreffen gekommen ſiad. Der etwas belebte Verkehr auf der Bergſtraße und bie zahlreichen Kurven und kleineren Stet⸗ gungen legte den Fahrern etwas Vorſicht auf und verlangſamte das Tempo etwas, ſodaß das Felb bel Hemsbach wleder geſchloſſen die Ad⸗ wutrfkontrolle paſſleren konnte. Eln nach der Ab wurfkontrolle von Karl Schuler elngelelteter Bor⸗ ſoß war ohne Erfolg, die Fahrer waren noch das Signal zur Dleſer Siurz wurde durch unſsortliches Benehmen des Fahrers Stephan und es dürfte 11 0 ſein, dafür zu ſorgen, 1 Fahrer e durch die Sportbehörde be⸗ traft werden. 5 und dem darauffolgenden Spurt in vier Gruppen. Die Spitze ſtellte nur noch vler Mann und zwar die Gebr. Schuler, Schmelzer, Gbrne. Auch dieſe e 1 doch blieben dleſe Vorſtöße ohne Erfolg. Beſonderen Anteil an den Vorſtößen nahmen beſonders die Gebr. Schuler, welche wohl die Tempo zum Opfer 100 t 84 5 Je ee in die zweite Sprengung des Feldes gab. Hass Viernheim provoziert der maßgebenden Stellen daß derartige unfaire Jas Feld teilte ſich nach dieſem Fahrer verſuchten dieſe Spitze zu außerſt taktiſche Fahrweiſe des Dresdener Fahrers 115 zur 170 Zeit erkannten. Auch in der dritten Runde immer und immer wieder Verſuche zur Sprengung derkleinen Spitzengruppe Schmelzer erhält bei Weinheim eine Schwäche und mußte ſo die Spitze mit drei Mann ziehen laſſen. Görne erhält bei Hemsbach plötzlich Kettenſchaden und nun war der Moment gekommen, wo Gebr. Schuler das Rennen für ſich entſchelden konnten. Abwechſelnde Spurts ſorgten für Vorſprung, zu dem der Aufenthalt zur Behebung des Schadens kommt. Gebr. Schuler konnten ihren Vorſprung mehr und mehr vergrößern und ein erneutes Aufkommen des Dresdener Fahrers Görne konnte nicht mehr reichen, um denſelben in Phaſe des Endkampfs zu bringen. Gebr. Schuler entſchieden in einem bravouröſen Spurt das Rennen für ſich, bei dem ſich Friedrich Schuler knapp ſeinem Bruder Karlbeugen mußte. Görne belegte den dritten Platz und mußte noch zweihundert Meter vor dem Ztel einen Reifenſchaden mit in Kauf nehmen. Dieſer äußerſt e Fahrer iſt ob ſeines roßen Pechs zu bedauern. 25 ga bie B. Alaſe zeigte ein flottes Rennen und war beſonders in den beiden erſten Runden ſcharf. In der erſten Runde fielen ſchon bis zur Abwurfkontrolle in Hemsbach allein zwanzig Fahrer aus und dieſe Zahl erhöhte ſich in der zweiten Runde auf 32 Fahrer. Das ſcharfe Tempo ſchrleben beſonders die Mannhetmer B Fahrer Ritter, Sonnenſchein vor. Selbſt die übrigen ſtarken Fahrer darunter auch Kauffmann Alfred mußten ſich beugen. Grſt in der dritten Runde kamen die zurückgefallenen auf, um jetzt ihrerſelts dafür zu ſorgen, daß ſich das Feld vollends zerſtreute. Ritter und Sonnenſchein halten ihre Kräfte in den erſten beiden Runden ſtark beanſprucht und der auf Warten gefahrene Waldhöfer Kauffmann Alfred ſchrieb das weitere Tempo vor, ſodaß erſt Ritter und dann Sonnen⸗ ſchein dem Tempo zum Opfer fiel. Defekte und Schwächen einzelner Fahrer lichteten weiter das Feld, ſodaß ſchließlich die Spitze nur noch aus 6 Mann beſtand. Darunter befanden ſich die Fah er Kauffmann Alfred, Jochim, Bierreth, Schlappner⸗ Aus dieſer Spitze fchälten ſich wieder die Fahrer Kauffmann und Schlappner heraus und machten dem Zurückgebliebenen durch ab wechſelnde Führung unmöglich, wieder aufzu⸗ kommen. Die beiden Genannten entſchleden das Rennen auch für ſich in einem derartigen ſcharfen Endſpurt, daß das Schiedsgericht nur ein totes Rennen entſcheiden konnte. Durch Loos mußte der Sieger ermittelt werden. Fortuna war Schlappner hold, er konnte Titel und Preis mit nach Hauſe nehmen. Beide Fahrer werden bei nächſter Gelegenheit ihre Stärke unter Beweis zu ſtellen haben. Erſt 200 m zurück folgte der Drittplaziette Jochim, 100 m weiter zurück Bierreth und erſt Minuten darauf der Übrige Einlauf. f Ergebnis: A. Klaſſe. 1. Schuler Karl,(Opel) Mannheim; 2 Schuler Friedrich,(Opel) Mannheim; 3. Görne(Mifa) Dresden; 4. Schmelzer,(Opel) Mannheim; 5. Klß Mich., Einigkeit Viernheim; 6. Galle Andreas, Viernheim. Zelt 3,50 Std., 120 Km. Ergebnis: B. Klaſſe Totes Rennen: Kaufmann Alfced, R. V. 1897 Waldhof— Schlappner Philipp, V. R. B. Lampertheim. Durch Los entſchieden. 1. Schlappner, V. R. V. Lampertheim; 2. Kauffmann Alfred R. V. 1897 Waldhof; 3. Jochim, R. V. 1897 Waldhof; 4. Bierreth, V. R. B. Wallſtadt; 5. Horn, V. R V. Wallſtabt; 6. Sonnenſchein, Endſpurt Mannheim; 7 Hrba, B. R. B. Lampertheim; 8. Bierbaum, R. V. Lorſch; 9. Kammuff, Radf. Bund Viernheim; 10. Bohn, R. V. 1897 Waldhof; 11. Mandel R, Eintracht Viernheim; 12. Jung, R V. 1897 Waldhof; 13. Kuhn, Wanderer Weinheim; 14. Kätſch Paul, R. VB. 1897 Waldhof; 15. Hoock, Elntracht Biernhelm. Zeit 3.18 Std., 100 Km. Die Organiſatlon war muſtergültig, das Rennen wickelte ſich reibungslos ab und darf der Veranſtalter mit dieſem Erfolg zufrieden ſein. Allerdings hatte der Wettergott mit der Verau⸗ ſtaltunz wenig Einſehen, denn die Rennen mußten bei ſtrömendem Regen und aufgeweichten Stra⸗ ßen ausgefahren werden. Das vorgeſehene Wald⸗ feſt konnte nicht ſtattfinden. Die offiziellen Wagen ſtellten in liebens würdiger Weiſe die Herren Direktor Dr. Burgmann, Mannheim, Joſef Schieber, Mannheim, Och. Jakob, Zigarren ⸗ ſabrikant Viernheim, zur Verfügung. Kranken⸗ pflege! Sanitätskellonne Viernheim. Beſonderen Dapk gebührt bei dieſem Ren⸗ nen den Fahrradhändlern Herrn Adam Hofmann, Nikl. Effler, Georg Wunder und der Fa. Knapp und Hofmann, die in ſo liebens würdiger Weiſe zur Stiftung von Preiſen beigetragen haben. Auch die Leitung des feſtgebenden Bereln hatte bewieſen, daß ſte für Organiſatton einer derar⸗ tigen Veranſtaltung gewachſen iſt. Bees, Mannheim. ſchwunden iſt Fleckfieber. Runde, wobel in Viernheim ein gefährlicher Sturz 9