1 ö Zum 0 i ö 9 7 f 7 9 1 1 h f ö ede Zeitung- Viernheimer Nachrichten)(Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Einband, Butterbrot- und Lösch- Viernheimer Tageblatt Papiere erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung Weißen Herd zu verkaufen Kirchenweg 15. Friſchen weißen Kas zu haben bei Anntlicher Teil. Achtung Landwirte! Kaufe jedes Quantum Krumpen von 42—45 Mk. pro Zentner. Joh. Ad. Reiſchert Gaſthaus zum Deutſchen Adler. Bekanntmachung. Betr.: Waſſerverſorgung; hier Ausführung von Hausinſtallationen gegen Teilzahlung. Um den Einwohnern den Anſchluß an die zu erbauende Waſſerleitung und den Bezug von Waſſer aus derſelben zu erleichtern, hat der Gemeinderat die Uebernahme der durch Anlage der Hauswaſſerleitungen entſtehenden Koſten bis zum Höchſtbetrag von 36 Mk unter der Bedingung genehmigt, daß die Beträge einſchl. der erwachfenden Zinſen in 12 Monats- raten an die Gemeindekaſſe zurückbezahlt wer⸗ den. Die dahin gehenden Anträge können bei uns, Zimmer 26, geſtellt werden. Hierbei machen wir unſere Ortseinwöhner nochmals auf die Zweckmäßigkeit der Anmeldung der Hausanſchlüſſe, ſoweit dies noch nicht ge⸗ ſchehen iſt, aufmerkſam. Die hierzu beſtimmte Friſt läuft bis 15. ds. Mts. Wer die Anmeldung nach dem 15. Sept. 1926 macht, muß die Anſchlußkoſten, die etwa 60— 70 Mark betragen, ſelbſt bezahlen. Viernheim, den 11. September 1926. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim J. V.: Roos. Gefunden: 1 waſſerdichte Pferdedecke und verſchiedene Schlüſſel. Viernheim den 13. September 1926 D Schreibwaren 17786 big, ee Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. Samstags das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tas ub Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim 7 ö Hernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577, Amt Frankfurt a. M. Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 — 1 7 7 N i** D——B—nr „2 215 0 Mittwoch, den 15. September 1926 Die diplomatiſchen Beſprech⸗ ungen in Genf. Nachdem bekannt geworden iſt, daß am Samstag und Sonntag zwiſchen den in Genf weilenden Staatsmännern ꝓrivate Beſpre⸗ aller Art wie Schreibhefte in allen Lineaturen Bleistifte ind Bleistiftspitzer Radiergummi Griffel, Federhalter, Schulfedern Winkel, Farbkästen, und Zeichen- Artikel. Ennel Sammelſtelle der Milchzen⸗ trale Mannheim. Wulst du deine Wäsche nähen, und mit monogramm vorsehen, deinem mann dis Hosen ichen, Ulr ein Solalssen suchen, oder elne Frachtgardine, nimm dle Hapser-Ränmaschine Friedrich Penn Viernheim Lorscherstr. 21 hel Froschauer Id. Eiderfettkäse anbiete ſämtliche Zubehörteile wie Holzſtangen⸗Garnituren hell und dunkel eiche ſchwarz Galerieleiſten— Eiſenſtangen etc. Gleichzeitig empfehle mich: im Anfertigen von Vorhängen u. Markiſen Legen von Linoleum ſowie in ſämtlichen ins Fach einſchlag enden Junenarbeiten. Matratzen— Polſtermöbel preiswert und in belannt guten Qualitäten. 43. Hahrgang ungen zwiſchen beiden Ländern. Das franzöſiſche „Spiel mit ſchönen Worten“ gegen Italien unn die Duldung der antifaſziſtiſchen Bewegung in Frankreich ſei nicht länger erträglich. Der„Secolo“ meldet, daß der Attentäter ge— ſtonden habe, in den letzten Tagen wiederholt mit einer Bombe in der Taſche vor dem Chigi— Palaſt auf Muſſolini gewartet und dabei die Gewohnheiten des Diktators genau ausgeſpäht habe. Faſt ſämtliche Mitglieder der Familie des Attentäters ſind ebenfalls verhaftet worden, da Reifzeuge, Lineale, Zeicbhenblocka, Mal- Heſſens Finanzlage. Neichsfinanzminiſter Dr. Reinhold in Darmſtadt. Darmſtadt, 13. Sept. Reichsfinanzi miſter Reinhold ſtattete am heutigen Montag heſſiſchen Staatsregierung einen Beſuch ab. Dabei ergab ſich Gelegenheit, die heſſiſche Finanzlage zum Gegenſtand einer eingehen— den Ausſprache zu machen. zu äuherst billigen Preisen. Buchhandlung Martin Dr. der Den Standpunkt der deutſchen Regierung hat der Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete, Dr. Bell, ſoeben wieder in Koblenz darge— Heſſ. Polizeiamt Viernheim Ludwig. 9 Pfund Mk. 6.— franko Nathausstralle 36. Bei dieſer Be⸗ ſprechung kam die grundſätzliche Geneigtheit der Reichsregierung zum Ausdruck, den beſon⸗ Friedrichſtr. 10 Gemeindekaſſe. Polſtergeſchäft Mandel 8 Dampfnäſefabrik l. 166 5 Rendsburg Morgen Mittwoch nachmittag werden die Militär ⸗Zuſatzreuten pro September 1926 ausbezahlt. 7 J. V.: Zöller. 0 eee 2 T. Ma Fl fr. dungungs-Sodaaal Tee, Kakao, Schon J Heute Dienstag abend 8 Uhr findet S im Freiſchütz die vierteljährliche Hdupt Ber Sammuno ſtatt, wozu wir ſämtliche Mitglieder und Ehrenmitglieder herzlich einladen. Es iſt Pflicht eines jeden Sodolen 0 Verſammlungen teilzunehmen. an dieſen Verſa g 3 d ea EE ͤ ⁰ junghauernbewegung. Morgen Mittwoch abend ½9 Uhr findet im Gaſt⸗ haus zum Saftladen(Grünen Laub) eine Versammlung ſtatt. Wegen Wichtigkeit der Tages ordnung iſt es Pflicht wachs offen Verfchiedene Sorten bürften für Büffelbeiz Telefon 83 ſt. friſch geröſt. ffee in vielen Sorten und Preislagen. Delikateß⸗ Sauerkraut Fft. Ochſenmaulſalat Verſchiedene Sorten von Büffelbeize. Beſte Fabrikate von Parkett- u. Linoleum⸗ Gute Zwetſchen billigſt Beſen und Schrubber uſw. Straßenbeſen von 90 an ſowie Auftrag⸗ Jakob Winkenbach 90, 100, 110 u. 125. olade und Pralinen Um- 1 Pfd. 159 1 Pfd.⸗Doſe 80 und in Doſen. von Waſchbürſten, e u. Linoleumwachs uſw. Lorſcherſtraße 10 LE Stets Eingang, von Neuheiten Foen Lindener-Cöper- Samt in schwarz und farbig. Waschsamt in vielen Farben in nur guten Qualitäten zu billigen Preisen. N. Steiert Weinheimerſtraße. Val. Winkenbach Weinheimerstr. 53 1 Oefen, Gas- u. Kohlenherde, Röder, Imperial u. andere führende Marken Auf alle Emaillgeschirre gebe ich ab heute 10 Prozent Rabatt Grosse Auswahl—— Billige Preise Nur Qualitätsware. SNN Y 0 Elegante Herren⸗ und Damen ⸗ Schuhe in großer Auswahl blllig bet 5 Mil. Stumpf 4., Pismarchſttaße. Weinheimerstr. Eisenwaren, Haus- u. Küchengeräte, AS SINN eines jeden Mitgliedes, zu erſcheinen. Der Vorſtand. Kadfahrer⸗Verein„Eintracht“ Heute Dienstag Abend halb 9 Uhr im Vereinslokal Vorſtands⸗ Sitzung. Vollzähſiges Erſcheinen erwartet Der Vorſitzende. Marke Sehr Opelräder Verein der Hundefreunde. Dlamanträder. e, 190. Il. 0 Gummi sowie Nenaraturen äußerst billig Morgen Mittwoch abend, den 14. ds. Monats Mitglieder⸗ Verſammlung im Vereinslokal. f Das Erſcheinen aller Mitglieder iſt erforderlich. Der Vorſtand. Beſtellen Sie heute noch den„Viernheimer Anzeiger“! Fahrrad Empfehle Prima * nräder ö Schöne grosse Frisch eingetroffen Süsse franz. Trauben, gute weiche Birnen, Aepfel, Pfirsich, Bananen, Citronen, Tomaten, Blumenkohl, Weiß- und Rotkraut, Salat- u. Einmachgurken, Endiviensalat, Zwiebel, Knob- lauch, sowie Eier, Butter u. Käse stets frisch. Georg Winkler XII. Holmannstr. 12. Birnen, 3 Pfd. 25 Pfg., solange Vorrat. 2 8 empfiehlt zu allen familiären, sowie sonstigen Festlichkeiten, in Qualität u. Aufmachung als bestbekannte forten, Bisuultherzen— Frankfurter Kränze usw. mit jeder gewünschten Gar- nierung und Aufschrift. Ferner jederzeit frische Schlagsahne, so- wie Mohrenköpfe, Windbeutel und Schillerlocken mit Sahne gefüllt. In Blätterteigsachen Pasteten, Pastetenhäuser, So- e ——— — ben Felgen 125. Ill. Brieftaschen, J Elle. handlung. Lederwaren Geldtaschen, beutel, Damen- Besuchs Taschen, Damen-Koffertaschen, hochf. Qualität, Musik Taschen, Postkarten-Albums, Schreibmappen, Bücher-Taschlen, Schulranzen empfiehlt Vviernheimer Anzeiger. wie alle Blätterteigartikel. in Schokoladen und Pra- linen werden nur Marken erster Firmen geführt. Torten werden binnen 2 Stunden geliefert auf Wunsch jede Bestel- lung frei ins Haus ge- bracht. Valentin Schalk 4. Konditorei und Kaffee Telefon 116 Lorscherstraße 4. Geld- Poesie- Albums, Große Sendung Roeer- Herde eingetroffen für Kohle u. Gas mit neueſten Doppelſparbtenner auch Imperial und Senking Gasherde, Backöfen u. Heizkörper in allen Ausführungen zu billigſten Preiſen. Beſichtigen Ste bitte mein reichhaltiges Lager. Teilzahlung geſtattet und ſtreug diskret. Jean Wwunderle.. Marni Telefon 121 Telefon 121. Eiſenwaren, Oefen, Herde, Haus⸗ und Küchengeräte. Abonniert den„Anzeiger“ München S W I. Schriftliche Heimarbeit vergibt Vitalis ⸗Ver lag, Mache heine marktſchreieriſche Reklame aber wirklich ersttlassioe dartenrader wie Dürkopp, Corona, Bismarck. Dieſes beweiſt wieder das 6 Tage⸗Rennen Berlin⸗ Dortmund, ging„Dür kopp“ als Sieger hervor. Offeriere Dürkonp-Näter mit konzentriſchem Kugellager, welches im Tretlager niemals geölt ſein braucht und auch nicht teurer als wie andere Markenräder ohne dieſes Lager. Ferner offerlere ſämtliche Er⸗ ſatzteile billigſt. Reparaturen unter Garantie ſachgemäßer Ausführung. Auch empfehle mich im Emaillieren in allen Farben, ſowie im Vernickeln. Sehr günftige Teilzahlungen. rd Hoock 2. 2 * 8 2 255 N 25 2 N 2 980* Visit-Karten: Verlobungs-Karten Vermählungs-Karten in vornehmer Ausführung 2 2 N. 7 Gratulationskarten zu Geburts- u. Namenstagen, Verlobungen u. Hochzeiten stets in reicher Auswahl vorrätig Hernneimer Anzeiger. 25 De. ——— lage Heſſens tat auf Muſfolini ausführte, e eee, deren Verhältniſſen Heſſens Rechnung zu tragen. Man kam dahin überein, daß die Reichsregierung und die heſſiſche Regierung gemeinſam eine Kommtiſſion ernennt, die die geſamte Finanzwirtſchaft des Landes einer Prüfung unterzieht, die ſichſpeziell auch darauf erſtrecken ſoll, inwieweit die beſondere Not⸗ auf die Beſetzung eines großen 1 Teiles des Landes zurückzuführen iſt. Der Reichsfinanzminiſter erklürte ſich bereit, bis Izum Abſchluß dieſer Prüfung Vorſchüſſe in⸗ ſoweit bereitzuſtellen, als ſie zur Deckung des dringendſten Staatsbedarfs erforderlich ſind. Keine deutſche Spionage bei den franz. Manövern. ö Berlin, 13. Sept. Eine franzöſiſche Zei⸗ kung veröffentlichte aus dem Rheinland eine Nachricht, wonach ein der Reichswehr augehö— riger Oberſt von der franzöſiſchen politiſchen Polizei der Beſatzung verhaftet worden ſei unter dem Verdacht, durch Beobachtung der franzöſiſchen Manöver der Rheinarmee mili— täriſche Spionage gegen Frankreich getrieben zu haben. Wie wir von hieſiger zuſtändiger Seite erfahren, iſt von der Verhaftung eines deutſchen Reichswehroberſten nichts bekannt. Ebenſowenig liegen irgendwelche Nachrichten von einer Verhaftung vor, die ſich in Verbin⸗ dung mit der franzöſiſchen Meldung bringen ließen. Auch andere in Frankfurt und anders— wo beſtehende zuſtändige Amtsſtellen ſind über eine derartige Verhaftung nicht unterrichtet. Die Bemühungen deutſcher Stellen, auf Grund der franzöſiſchen Nachricht irgend einen An⸗ haltspunkt in dieſer ganzen Angelegenheit zu erlangen. batten bisher keinen Erfola. Feſt ſteht, daß ein aktiver Angehöriger der Reichs— wehr oder irgend eine andere der Reichswehr angehörende Perſönlichkeit damit gar nicht in Zuſammenhang gebracht werden kann. Im übrigen wird einer hieſigen Nachrich⸗ tenagentur aus Naris gemeldet, daß die be— treffende Perſönlichkeit bereits wieder entlaſ— ſen worden ſei und nicht ein Spionagefall, ſondern höchſtens ein Uebertretungsfall vor- liegen könnte gegenüber einem Befehl des franzöſiſchen Hauptquartiers, daß Truppen⸗ bewegungen nicht begbachtet werden dürfen. Es ſcheint ſomit, daß zum mindeſten eine an ſich harmloſe Angelegenheit vom„Echo de Paris“ eine öffentliche Behandlung erfahren hat, die mit einem etwaigen Vorkommnis nur in ganz loſem Zuſammenhang ſteht. Daß das genannte Blatt aus irgend einer unbekannten Perſönlichkeit einen aktiven deutſchen Reichs⸗ wehroberſten macht, läßt nur zu deutlich er⸗ kennen, gegen Deutſchland erneut zu hetzen. Zum Attentat auf Muſſolini. Muſſolini zu dem Attentat. Rom, 13. Sept. Dem Handelsvertreter der britiſchen Botſchaft gegenüber erklärte Muſſolini, daß es völlig unzweckmäßig ſei, ihm durch Atten⸗ 16 tate ans Leben zu gehen, da es ihm vorausgeſagt ſei, daß er eines gewaltſamen Todes nicht ſterben werde. Er glaube an Prophezeiungen. Die Attentäter ſollten mit ſolch zweckloſen Ver⸗ 5 1 ſuchen ihre Zeit nicht verſchwenden. Sündenböcke. Frankfurt a. M., 13. Sept. Unter der Ueber⸗ ſchrift„Sündenböche“ wird der„Flenkfurter Zei⸗ 5 tung“ aus Rom berichtet: Die ganze Familie des 5 Attentäters Lucetti in Avenca(Provinz Carrara) wurde verhaftet. Der Generaldirektor des pPholizeiweſens im Miniſterium und der Polizei⸗ i 5 präſident von Rom wurden abgeſetzt. 15 Faſchiſtiſche Rache. Rom, 13. Sept. Gino Lucetti, der das Atten⸗ erklärte während der Vernehmung, daß er eigens zu dem Zweck nach Rom gekommen wäre, Muſſolini zu ermor⸗ den. Er gab an, daß er bei einem Verſagen der 000 auf Muſſolini Revolverſchüſſe abgegeben chungen mit hochpolitiſchem Charak ter ſtattgefunden haben, beſchäftigt man ſich in Berliner politiſchen Kreiſen naturgemäß augenblicklich ſehr ſtark mit der Frage, inwie— weit durch den ſoeben erfolgten Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund Rlickwirkun⸗ gen bezüglich der Rheinland⸗ und Be— ſatzungsfrage zu erwarten ſind. von vornherein die in dieſen Tagen erſchiene nen Meldungen richtig zu ſtellen, ſei auf liner zuſtändiger Stelle feſtgeſtellt, daß offi— zielle Verhandlungen im diplomati— ſchen Sinne bisher in Genf-nicht ſtattge funden haben. Augenblicklich ſtehen in Genf die Verhandlungen über die Wahl der nicht⸗ ſtändigen Ratsmitglieder im Vordergrund. Bekanntlich beſtehen hier noch ſehr große Schwieriakeiten, mit deren Löſung augenblick— lich die Delegierten beſchäftigt ſind, und es iſt kaum anzunehmen, daß die Locarno-Mächte ſich bereits offiziell und abſchließend mit den ihre Länder'peziell berührenden Fragen be— faſſen werden, ehe nicht die ſchwebende Völ— kerbundskriſe endgültig behoben ſein wird. Es iſt ſelbſtverſtändlich. daß, nachdem der Locarno-Vertraa auch juriſtiſch in Kraft ge⸗ treten iſt, die Rheinlandfragen, und zwar die Herabſetzung der Beſatzunagstruppen und die Räumungsfrage überhaupt einen der wichtigſten Programm— punkte in den Beratungen der Locarno-Mächte bilden. Es iſt auch kein Geheimnis, daß in die Diskuſſion die Frage der Militärkontrolle hin— eingezogen wird. Deutſchland hat ſämtliche Noten der Botſchafterkonferenz beantwortet und kann nur mit Recht erwarten, daß die Militärkontrollkommiſſion binnen kurzem ver— ſchwindet. Es wäre aber unverzeihlicher Oyti— mismus, wenn man glauben wollte, daß nunmehr alle dieſe Fragen, die das große Ziel der deutſchen Befreinngspolitik darſtel— len, ſozuſagen innerhalb 24 Stunden gelöſt werden können. Es darf nicht außer Acht ge— laſſen werden. daß die Entſcheidung hierüber nicht bei den in Genf anweſenden Außenmini— ſtern. ſondern letzten Endes immer noch bei der Botſchafterkonferenz liegt. Wenn in dieſen Tagen Meldungen verbreitet worden ſind, die bereits von bindenden Abmachungen über die Herabſetzung der Beſatzungsſtärke ſprachen, ſo ſind dies durchweg Mitteilungen, die ſeg— licher realen Grundlage entbeh⸗ ren. Durchweg handelt es ſich hier um ſehr gefährliche Tendenzmeldungen, die nur geeig— net ſind, die äußerſt delikaten Verhandlungen Telegraphenbüros in Genf, daß über eine Herabſetzung der Beſatzungstruppen auf eine Stärke von 38000 Mann verhandelt werde, haben ein geharniſchtes Dementi des Quai d'Orſay zur Folge gehabt, und man erzählt ſich, wie aus Geuf gemeldet wird. in Völker- bundskreiſen, daß im Zuſammenhang damit noch am Samstag ein Telegramm bei Briand einlief, das dort keine reine Freude erweckt habe. In volitiſchen Kreiſen glaubt man, daß in den Beſprechungen, die in dieſen Tagen zwiſchen den Vertretern der Locarno-Mächte in Genf geführt werden, der Grund zu einer Regelung der ſtrittigen Fragen gelegt wird. Um Grund authentiſcher Informationen an Ber— zu erſchweren. Die Meldungen eines deutſchen; legt. Der Eintritt Deutſchlands in den Völker— bund muß ſich auch am Rhein auswirken. Es wird Aufgabe der deutſchen Diplomatie ſein, jetzt die durch den Eintritt in den Völkerbund neu geſchaffenene Situation dor“ wie mög— lich auszunützen. Ratifizierung der Locucno⸗ verträge. Genf, 14. Sept. Im Büro des General⸗ ſekretärs des Völkerbundes findet heute vor⸗ mittag 11 Uhr der Austauſch der Ratifika⸗ tionsurkunden der Locarno⸗Verträge ſtatt. Es werden daran die hier weilenden Außenmini⸗ ſter der Locarno⸗Mächte mit ihren juriſtiſchen Sachverſtändigen teilnehmen. Damit tritt das Werk von Locarno rechtlich in Kraft. Um die Rückgabe des Saar⸗ gebietes. Paris, 14. Sept. Der Berliner Sonder⸗ berichterſtatter des„Intranſigeant“ teilt in einem längeren Artikel über die Forderungen der deutſchen Regierung u. a. mit. daß über die Frage der Rückgabe des Saargebietes gegen Zahlung einer finanziellen Entſchädi⸗ gung bereits Verhandlungen zwiſchen dem deutſchen Botſchafter in Paris, Herrn von Hpeſch, und einer hohen Perſönlichkeit des Quai d'Orſay gepflogen worden ſeien. In den Kreiſen der deutſchen Botſchaft erklärt man. daß bisher keine derartigen Beſprechun gen ſtattgefunden hätten. Die Entwicklung in Genf. Genf, 14. Sept. Der franzöſiſche Außenmini ſter Briand hatte geſtern mit Streſemann zwei Unterredungen, in denen allgemeine politiſche Fragen beſprochen wurden. In Völkerbundskreiſen rechnet man offenbar nicht mehr mit einem Zuſammentritt des alten Völkerbundsrates. Polen und Deutſchland dürf— ten alſo tatſächlich zum erſten Male gemeinſam im Rate erſcheinen. Die Nachricht von einer durch Grandi erho— benen italieniſchen Forderung auf Teilnahme an der Aufdeckung der ſogenannten Anarchiſtenver— ſchwörung in Frankreich ſcheint ſich zu beſtätioen. Grandi ſoll gefordert haben. daß italieniſche Po— lizeibeamte bei der Unterſuchung der italieniſchen Emigrantenkolonien in Frankreich mitwirken dürſen. Die Vollverſammlung dürfte ſchon heute zu— ſammentreten. um die Generaldebatte zu Ende zu führen. Am Mittwoch würde der Wahlmo— dus für die nichtſtändigen Ratsſitne feſtſtehen und auch die zu wählenden neuen Mitalieder, über die aurenblicklich ein mehr als lebhafter Mei— nungsaustauſch zwiſchen den einzelnen Delega— tionen betrieben wird. Nur Polens Wahl ſteht feſt. Donnerstag Vormittag würde man dann die Wahl vornehmen. die diesmal ein wenig Spannung bereiten dürfte. Die nächſte Völkerbundsverſammlung in Berlin? Berlin, 14. Sept. Der Londoner Be⸗ richterſtatter der„Yſſ. Ztg.“ drahtet ſeinem Blatte, daß nach engliſchen Preſſeinformatio⸗ nen aus Genf in dortigen divplomatiſchen Kreiſen erwogen werde, die nächſte Sitzung des Völkerbundsrates im Dezember in Berlin unter dem Vorſitz Dr. Streſemanns abzuhal⸗ ten. Das Haupt der Oppoſition, der Deputierte Suſi, wurde von Faſchiſten, angegriffen. Suſi ſoll mit den Führern der antifaſchiſtiſchen Bewe— gung in Frankreich in Verbindung ſtehen. Spä⸗ ter fanden ihn die Faſchiſten in ſeiner Villa, wo ſie ihn überfielen und mißhandelten. Franzöſiſche Abwehr gegen Italien. Paris, 13. Sept. Die Nachmittagsblätter, ſelbſt die faſchiſtenfreundliche„Liberte“, lehnen die Frankreich von der italieniſchen Preſſe zuge— ſchobene Verantwortung an dem Anſchlag gegen Muſſolini ab. Allgemein wird an die Ermor⸗ dung des Präſidenten Carnot und den Anſchlag gegen Napoleon 3. erinnert, bei dem zwar der Kaiſer unverletzt blieb, aber 156 Perſonen ſeiner Umgebung getötet wurden. Das„Journal des Debats“ führt außerdem die Ermordung der Kai⸗ ſerin Eliſabeth auf Schweizer Boden an. Bei all dieſen Fällen habe niemand daran gedacht, aus dem Umſtande, daß die Täter Italiener waren, eine Verantwortung der italieniſchen Regierung horzuleiten. 9 Briand antwortet Muſſolini. Paris, 13. Sept. Der Genfer Sonderbericht— erſtatter des„Intranſigeant“ berichtet ſeinem Blatte, daß im Laufe der Genſer Tagung eine Erklärung Briands über die anti⸗franzöſiſche Polemik der italieniſchen Preſſe im Zuſammen— hang mit dem Attentat gegen Muſſolini zu er⸗ warten ſei. Ferner glaubt der Berichterſtatter zu wiſſen, daß Grandi, der politiſche Mitarbeiter Muſſolinis, die Genfer Tagung dazu benutzt habe, um mit Serbien und Rumänien Verhandlungen über Freundſchafts⸗ und Neutralitätsverträge wieder anzuknüpfen. Die Antwort der italieniſchen Preſſe. Rom, 14. Sept. Die italieniſche Regierungs⸗ man bei ihnen zahlreiches anarchiſtiſches Material vorgeſunden haben will. Engliſche Blätter zu den Anſchuldigangen Muſſolinis. London, 13. Sept.„Daily Mail“ und„Daily Graphit“ beglückwünſchen Muſſolini.„Daily Graphic“ fügt hinzu, daß es völlig ungerecht ſei, Frankreich zuzumuten, daß es in ſeinem Lande Komplotte gegen Italien zulaſſe. Der gleichen Anſicht iſt„Weſtminſter Gazette“ und fragt zum Schluß, ob ſolche Anmaßungen Muſſolinis nicht ein Zeichen des perſönlichen, Irſammenbruches des Diktators ſeien. Grandi bei Streſemann. 05 Genf, 13. Sept. Der italieniſche Unterſtaats⸗ ſekretär Grandi hat heute Vormittag dem deutſchen Außenminiſter Dr. Streſemann einen Beſuch abgeſtattet und mit ihm eine län— gere Unterredung gehabt. Es dürfte ſich dabei um die Frage gehandelt haben, feſtzuſtellen, in wieweit die italieniſche Regierung von den Ver— handlungen zwiſchen Briand und Streſemann in ähnlicher Weiſe in Kenntnis geſetzt werden ſoll wie der engliſche Außenminiſter Chamber— lain von Briand unterrichtet worden iſt. Weiter erfahren wir, daß der ſehr energiſche Artikel des„Temps“ mit der ſcharſen Abwehr der Anſchuldigung des„Giornale d'Italia“ auf direkte Informationen von ſeiten der franzöſi— ſchen Delegation in Genf zurückzuführen iſt. Man darf den Artikel des„Temps“ infokgedeſſen als den Ausdruck der Anſichten Briands anſehen. Attentatsverſuch auf Pangalos. Athen, 14. Sept. Auf den verhafteten frühe⸗ ren Diktator Panalos ſoll ein Attentat ver⸗ ſucht worden ſein. Vier Offiziere wurden beß dem Verſuch verhaftet, auf der Inſel Kreta Pan⸗ galus in ſeiner Gefängniszelle zu ermorden. Geſtern waren Gerüchte über einen bevorſteh⸗ enden neuen Militärputſch veubreitet. Tatfäch⸗ lich wurde der Patrpuillendienſt von der Regie⸗ rung verſtärkt, doch hat ſich bisher kein Zwiſchen⸗ fall ereignet. Die Unterſuchung gegen die beiden Kommandanten der republikaniſchen Garde Der⸗ tylis und Zervas hat begonnen. Die Vorgänge in China. London, Wie aus Peking de- richtet wird, ſollen dort Meldungen aus Schanghai vorliegen, wonach die friedliche Freilaſſung der auf dem Yangtſe oberhalb Wanhſiens von den Chineſen beſchlagnahmten zwei engliſchen Schiffe in Kürze zu erwarten iſt. Die Behörden von Tſchunking am Yangtſe hästen den Beſehl erhalten, das Leben und Eigentum der Engläönder zu achten. Japaniſche Blätter berichten von einer! Unterredung des chineſiſchen Generals Nangt⸗ ſenſen mit dem fapaniſchen Generalkonſul. 1 Danach ſoll Nangtſen eine Proklamation an die Truppen herausgegeben haben, in der die Beſchießung britiſcher Schiffe unterſagt wird. „Morning Poſt“ will aus beſtunterrichteten Kreiſen Waſhingtons erfahren haben, daß Amerika ſich an einer gemeinſamen Aktion gegen China nicht beteitigen und heim Schutze amerikaniſcher Jutereſſen äußerſt porſichtig vorgehen werde. Eine ſolche gemeinſame Ak⸗ tinn würde der amerikaniſchen Nation zuwi⸗ der ſein. Nach weiteren Newyorker Meldun⸗ gen ſind bei einem Zuſammenſtoß zwiſchen chineſiſchen und amerikaniſchen Kriegsſchiffen auf dem Yanatſe in der Nähe von Hankau zwei amerikaniſche Matroſen verwundet wor— den. Das Staatsdepartement teilt mit, daß die Lage in China ſo ernſt ſei, daß ein Linien- ſchiff des amerikaniſchen Aſiengeſchwaders in die Mündung des Vangtſe eingelaufen ſei und zwei Zerſtörer den Befehl erhalten hät— ten, bis Hankau vorzudringen. Staatsſekretär Kellog ſieht in der Verwundung der beiden amerikaniſchen Matroſen keinen Grund zu einer amerikaniſchen Intervention. Das bri⸗ tiſche Flaggſchiff„Hawkin“ mit Admiral Sin⸗ clair iſt in Hankau eingetroffen. Schwere Kämpfe in China. London, 13. Sept. Zwiſchen der Armee des Gouverneurs von Schanghai, Sunſchuan⸗ Feng, und den Kantontruppen ſind auf der 13. Sept. preſſe lehnt die bisherigen franzöſiſchen Erklä⸗ run en als ungenügend ab. Die„Tribuna“ ver⸗ langt in ſcharfem Tone eine Klärung der Bezieh— — Linie Kiangſi⸗Honan heftige Kämpfe ausge ⸗ brochen, deren Ausgang noch ungewiß iſt. Die Attentatsepidemie. (Chemnitz, 13. Sept. zeichen. Geſtern wurde bei Sehma auf der trecke Buchholz Waltersdorf auf den Schienen kein großer Hauſen Steine aufgefunden. Der detrefſende Streckenwärter verhinderte durch An⸗ zalten eines Perſonenzuges ein neues Eiſen— dabnunglück. Ein Eiſenbahnattentat verhütet. Oppeln, 13. Sept. Auf der Strecke Oppeln— arlsruhe(O. S.) wurde in der vergangenen dacht ein Attentat verſucht. Kurz vor Karlsruhe waren die Laſchen gelöſt und die Schienen geho— ben. Der Lokomotivführer eines Perſonenzuges! bemerkte rechtzeitig die Störung. Den Tätern iſt! man auf der Spur. f ö Feſtgenommene Bahnfrevpler. Trier, 13. Sept. Der polizeiliche Ermittelungs⸗ dienſt der Reichsbahndirektion Trier konnte zwei Eiſenbahnattentäter feſtſtellen, die am 23. Juli ds. Is. zwiſchen Müden und Carden ein ſchweres Eiſenſtück auf die Schienen gelegt hatten. Der Schnellzug 128 Köln—Trier fuhr kurz nach 9.50 Uhr auf das Hindernis und nur durch einen glücklichen Zufall konnte damals ein ſchwerer Eiſenbahnunfall vermieden werden. Letzte Meldungen. 1000 Tyhusfälle in Hannover.— Ueber“lillung, der Krankenhäuſer. Hannover, 14. Sept. Die Zahl der Krank— heitsfälle in Hannover iſt geſtern abend auf etwa 1000 geſtiegen. Vor den Krankenhäuſern in denen die Kranken untergebracht werden, ſtaut ſich eine nach hunderten zählende Menge. In ununterbrochener Reihe fahren die Kran— kenwagen vor und bringen immer neue Pa— tienten. Die Feuerwehr muß ihre Mann— ſchaftswagen für die Krankentransporte zur Verfügung ſtellen. Die Zahl der geröumten Schulhäuſer iſt auf drei geſtiegen. Immer mehr neigt man der Auffaſſung zu, daß der Ricklinger Brunnen der Urheber der Seuche ift. Man iſt in Regierungskreiſen der Anſicht, daß der Höhepunkt der Epidemie noch nicht er— reicht iſt. und daß es wobl noch bis Mitte dieſer Woche dauern wird che man zum Söchſtpunkt gelangt. 30 Typhusfälle in Magdeburg. Magdeburg, 14. Sept. Die in Magdeburg vborgekommenen Typhuserkrankungen haben die Zahl 30 erreicht. Todesfälle ſind bisher noch nicht vorgekommen. Ein neuer Geſellſchaftsſkandal. Putsdam, 14. Sept. Nach dem Fall der Fräfin Bothmer iſt jetzt in Potsdam ein neuer Geſellſchaftsfkandal aufgedeckt worden, der zur Einleitung eines Strafverfahrens gegen die Gattin des im Jahre 1924 verſtorbenen Arztes Prof. Dr. Schnabel, geborene Gräfin von Leiningen, wegen ſchwerer Urkundenfäl— chung, geführt hat. Das Hauptverfahren wird in dieſen Tagen eröffnet. Die Anklage vertritt der Potsdamer Oberſtaatsanwalt Gerlach. Der Halleſche Finanzſkandal. Halle, 14. Sept. Der Halleſche Finanzſkan⸗ dal ſcheint noch immer nicht ſeinen Höhepunkt erreicht zu haben. Oberbürgermeiſter Dr, Rieve erklärte in der geſtrigen Stadtverord— netenſitzunga, daß die Geſamtſumme der im Im Chemnitzer Bezirk, M ſchon wieder ein Eiſenbahnattenkat, das neunte, ünaufgeklärte in den letzten zehn Wochen, zu ver⸗ Deutſchlands Aufnahme in den Völkerbund. 00 f N 4 2 eee. n le 1 955 N 1 e etrangeres ber bin- * 1 e aged, R.. „stresenan uInisere af falres 5 e 8 Aufgenommen ö Berlin, ttaupt- Teleggaphenamt .* 10 f Deutſchen Reichs. Gefördert den. ealtung Ur. E 2 0 f in Dig. an durch ee — Ä 0 ordre du ppesident de U ass enbbee de ba societe des nations 5 J ai b'nonneur de vous annoncer que dans sa seance du 8- septenbre 1 b assenbbee a decbare' b abbenagne adntse parni Les nenbpes de la societe met a approuve La resotution du conseid du 4 septenbre Lattribnant a L abbenaene une representation pernanente ah conseib Reproduktion des Originaltelegramms, das des Völkerbundes, Sir Erik Drummond, über die erfolgte Aufnahme eutſchlands an den Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann gerichtet at. Das Telegramm hat ins Deutſche über⸗ der Generalſekretär in den Völkerbund ſetzt folgenden Wortlaut: „Auf Anweiſung des Präſidenten der „ drunond. Völkerbundsverſammlung habe ich die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß die Völkerbundsve. ſammlung in ihrer Sitzung vom 8. Septemher Deutſchland, als! unter die Mitglieder des Völkerbundes aufgenommen erklärt und die Entſchließung des Rates gebilligt hat, durch die Deutſchland eine ſtändige Vertretung im Völkerbundsrat zuerkannt wird. * Präſident Nintſchitſch verkündet Deutſchlands Aufnahme in den Völkerbund. Das auf dem Rednerpult ange— ſeine Worte brachte Mikrophon vermittelte Millionen von Menſchen. Nach der hiſtoriſchen Sitzung. Chamberlain gewährt einem deutſchen Jour⸗ naliſten ein Interview. Ganz rechts ſein Sohn Joe Chamberlain. Verluſttonio zu buchenden Kredite ſchätzungs⸗ weiſe 5/ Millionen Mark betragen. In neun Fällen habe eine Kreditbewilligung überhaupt nicht vorgelegen. In der Sitzung kam es noch zu Lärmkundgebungen der Kommuniſte- Dann wurde noch ein Antrag des Ordnungs- blocks angenommen, der dem Magiſtrat ſeine Mißbilliaung ausſpricht und vorſchläat, di⸗ Angelegenheit dem Rechts- und Verfaſſungs⸗ ausſchuß zur Prüfung zu überweiſen. Die haben in Anträgen dem Oberbürgermeiſter und dem Kommuniſten und Sozialdemokraten Bürgermeiſter das Vertrauen entzogen. heit und i vexſchluckte ſie denſelben. 1 5 1 e Aus Nab und Fern. Lambsheim, 13. Sept.(Eine üble Gewohn Folgen.) Eine Hausfrau nahm beim Porhängeanmachen einen Reißbrettſtift in den Mund. Durch eine ungeſchickte Bewegung Es ſtellten ſich ſolche Schmerzen ein, daß die Frau ins Krankenhaus gebracht werden mußte. i. Augsburg, 13. Sept.(Durch Blitzſchlag ent⸗ zündet.) Während des geſtelgen Getwitlers acc der Blitz in Lechhauſen in das Anweſen eines Landwirts ein. Das Dachgeſchoß und die Scheune brannten vollſtindig nieder. Auch ein zweites Oekonomiegebäude in der Nähe von Augsburg wurde infolge Blitzſchlages ein Raub der Flammen. In beiden Fällen ſind zahlreiche Erntevorräte vernichtet worden. Augsburg, 13. Aug.(Ein beklagenswerter Unglücksfall.) Bei einer Boxkampfveranſtaltung des Boxringes Augsburg wurde geſtern bei dem Kampf im Weltergewicht der Boxer vom Bor⸗ ring Augsburg von ſeinem Gegner, dem ſüdbaye⸗ riſchen Meiſter im Weltergewicht, Heichlinger, Turnverein Augsburg, in der 3. Runde durch Kinnhaken zu Boden gezwungen. Dabei fiel er mit der Halswirbelſäule rückwärts auf die Seile. 15 Minuten ſpäter trat der Tod infolge Genick⸗ bruches ein. Köln, 11. Sept. Vorgeſtern nachmſttag fuhr auf der Bonnerſtraße ein Auto anſcheinend durch Ver⸗ ſagen der Steuervorrichtung auf den Bürgerſteig in das Schaufenſter eines Zigarrengeſchäfts hinein. Eine Frau und zwei etwa 10 Jahre alte Mädchen, die ſich gerade auf dem Bürgerſteig befanden, erlitte ſchwere Verletzungen. Das Auto wurde vonſtündin zertrümmert. Wittlich, 13. Sept. Zwei politiſche Gefangene, von denen der eine zu lebenslänglichem Gefängnis und der andere zu 15 Jahren Zuchthaus von dem änteralliierten Militärgericht wäbrend der Be⸗ ſetzung Oberſchleſiens verurtent worden war, wur⸗ den nunmehr aus dem Wittlicher Männergefäng⸗ nis als letzte entlaſſen. Einer davon hatte bereits fünf, Jahre abgebüßt. ſind in ihre Heimat abgereiſt. * 5 ö Wien, 11. Sept. Wie der Korreſpondent der „Neuen Freien Preſſe“ aus Athen meldet, ſind bis heute an Opfern der Straßenkämpfe 23 Tote und 135 Verwundete, Militärperſonen und Ziviliſten, feſtgeſtellt worden. In Athen und Salonik wurde eine Anzahl Kommuniſten verhaftet, die mit ten Fahnen die Straßen durchzogen. Es wird eine exemplariſche Beſtrafung der beiden Führer der Gardetruppen Dertilis und Zervas verlangt. Bensheim, 13. Sept.(Kirchendiebſtahl.) Am Freitag wurde in der Bensheimer Pfarrkirche ein Oyferkaſtendiebſtahl feſtgeſtellt. An zu. Opferkäſten waren die Schlöſſer und Einſätze mit Inhalt gewaltſam entfernt worden. Wie ver⸗ lautet, iſt dem Dieb kein hoher Geldbetrag in di Hände gefallen. e Eine furchtbare Petroleumexploſion in Rumänien. Krakau, 13. Sept. tet wird, hat ſich in der Stefan Donau⸗Petro⸗ leumgrube eine furchtbare Nafta⸗Exploſion ereig⸗ net. Etwa 40 Waggons brennendes Petroler“ ergießen ſich ſtündlich in das nahe Arbeiterſtädt⸗ chen. Die Feuerzone hat eine Länge von 3 Km. Bombenexploſion in einem Automobil. Newyork, 13. Sept. 8 irſt A im Herzen 2 Mae 1 5 1 7 ol explodierte in einem Automobil eine Bombe. Von den drei Wagen befindlichen Männern wurde einer ſofort getötet, einem anderen wurden beide Beine und Arme abgeriſſen. 0 von. Alle drei ſind Italiener. Die Erploſion erfolgte kurz nach einer Straßenverſammlung von! 8 Faſziſten, die an derſelben Stelle ſtattgefunden hatte. Die beiden Entlaſſenen 5 Wie aus Bukareſt gedrah⸗ 6 von Newyork 1 ö Der Dritte verlor ein Bein und trug verſchiedene Verletzungen da⸗ 1 Ein Auto oder eine Zigarre. f 100 Ford, der bekannte amerikaniſche Auto⸗ anbbilfabrikant, der aus jedem ſeiner Autos eine Viſitenkarte macht, beſtehend aus einer Karoſſerie mit vier Achſen, hatte eines Tages ein großes Geſchäft mit einem Großhändler Abel lz Nachdem das Abkommen unterzeichnet war, blieb der Käufer ſtill ſitzen und wartete anſcheinend auf eine Einladung Fords; dieſer frug: „Worauf warten Sie denn noch?“ „Worauf ich warte? Nun, nach einem der⸗ ortigen Geſchäft wird man doch wohl zum Früh⸗ ſtück eingeladen.“ „Oh, das iſt hier durchaus nicht Brauch.“ „Ich ſollte aber meinen, ein Glas Wein...“ „Wir trinken hier keinen Wein.“ „Aber zum Kuckuck! Eine Zigarre könnten Sie mir doch anbieten... Ich rauche nicht!..., doch wenn es Ihnen Vergnügen macht, dann gehen Sie in das Maga⸗ zin und ſuchen ſich dort ein Auto aus, das er- halten Sie als Geſchenk.“ Nach einer Viertelſtunde kommt der Großhänd— ler zurück und ſagt:„Sehen Sie doch nur ein⸗ mal zu, daß Sie eine Zigarre für mich auf⸗ kreiben.“ 1 f Was ein großer Film koſtet Nur wenige Menſchen wiſſen, welch enorme Dummen erforderlich ſind für die Herſtellung eines großen Films. Um davon einigermaßen einen Begriff zu geben, laſſen wir hier einige Angaben folgen, wie ſie ſich bei der Herſtellung eines Meiſterfilms in 5—6 Abteilungen der großen amerikaniſchen Ateliers ergeben. Die erſte Perſon, die für die Herſtellung eines Films in Betracht kommt, iſt natürlich der Autor, der etwa 450—2100 Mk. erhält; das iſt wohl das Minimum. Mary Pickford, der bekannte ameri⸗ Faniſche Filmſtar, bezahlte 68 000 Mk. für das Filmrecht an: Rebecca oder die Sumybrook 155 und die Vitagraph Company 212 500 Mk. ir„Within de Law“. Dr. Dixon, der Schrei— er von„The Clansman“, wird geſchätzt auf 2040 000 Mark; ſein Anteil war 25 Prozent der Metto⸗Einnahme. f Der Film⸗Redakteur, der die Manufkripte lieſt, hat ein Einkommen von 1500—4000 Mark in. der Woche und verdient dies keineswegs mit Nichtstun; er empfängt täglich 10—100 Manu⸗ Alripte zum Durchſehen, wovon nur ein Prozent Ausſicht hat, angenomen zu werden. Wenn eine geeignete Erzählung gefunden iſt, übergibt der Film⸗Redakteur dieſe dem Verfaſſer, der den Film zur Probe fertig macht. Dann wird das e e durch den Filmredakteur und den Direktor zuweilen ſo verändert, daß der Autor ſein Stück im Film kaum wiedererkennt., Der Direktor iſt der, der das„große Werk“, verrichtet und herſtellt. Sein wöchentliches Ein— kommen beträgt 900—4000 Mark. Der bekannte ilmdirektor D. W. Griffith hat ein Einkommen, das ſich über 500 000 Mark jährlich beläuft. Der Camera-Mann bezieht wöchentlich 400 bis 700 Mark. Dann kommt die Hauptperſon. Es ſt eine bekannte Tatſache, daß die Honorare von Menſchen wie Charlie Chaplin und Mary Pick⸗ fford in die Millionen gehen, wenn dies auch Aus nahmen von der Regel ſind. Sie genießen eine ſſo große Popularität, daß die Filmfabriken, die von ihren Fähigkeiten Gebrauch machen, die often ſchon reichlich vergütet erhalten. Es iſt ſelbſtwerſtändlich, daß die Dekorationen, Möbel uſw. gleichfalls noch große Summen ver⸗ ſſchlingen. Beinahe jede Szene wird mehr als ein⸗ mal gefilmt, um Sicherheit zu haben für eine ute Wiedergabe. Und wenn man bedenkt, daß bei einem Filmnegativ etwa 330 Meter rund 150 Mark koſten, dann ergibt ſich daraus obne wei⸗ teres, daß die großen Filme anſehnliche Summen Loſten. 1 * Zum 1500⸗Meterlauf in Berlin. „ 1 Dr. Peltzer Wide Nurmi Böcher Ein deutſcher Sieg. Dr. Peltzer ſtellt den 3. Weltrekord auf. Mit großer Spannung ſah man nicht nur in Deutſchland, ſondern in allen ſporttreibenden Ländern, insbeſondere in England, Frankreich, Amerika, Schweden, Finnland, Schweiz, uſw. auf das Zuſammentreffen der beſten Leichtathleten der Welt in der Mittelſtrecke entgegen. Der deutſche Dr. Peltzer der Schwede Wide und der Finne Nurmi ſtanden ſich am Samstag in Berlin vor 30 000 Zuſchauern im Kampfe gegen- über. Was man im ſtillen erhoffte, das traf tat— ſächlich ein. Dr. Peltzer gelang der große Wurf und beſiegte die beiden anderen Meiſterläufer. Der Sieg für den Deut⸗ ſchen Peltzer iſt um ſo wertvoller, als es ihm gelang, mit 3:51 Min. den bisherigen Weltrekord von Nurmi um 1,6 Sekd. herab⸗ zudrücken und damit zu ſeinen bisherigen 2 Welt— rekorden einen dritten anzureihen. Das Rennen über 1500 Meter wurde in äußerſt ſcharfem Tempo durchgeführt. Es ſtanden beim Start von innen nach außen: Wide, Böſcher, Nurmi, Dr. Peltzer. Starter war Richard Rau. An der Spitze iſt zunächſt Wide. Dicht auf fol⸗ gen Dr. Peltzer, Nurmi und Böſcher. Bei 300 Meter geht Nurmi an die Spitze und bald führt der Finne klar. Dabei durchlief Nurmi die 400 Meter in 61 Sekd. und die 800 Meter mit 2:03 Minuten. Nach 800 Meter geht Dr. Peltzer an Wide vorbei und ſetzt ſich auf den 2. Platz. Bei 1000 Meter ſtoppte man für den noch immer führenden Nurmi 2:38,88 Min. Nun ging es zum Endkampf über. In der Gegengraden(bei 1200 Meter) kam die entſcheidende Phaſe des Kampfes. Plötzlich ſtürzte der Schwede Wide vom 3. Platz vor, überholte Dr. Peltzer und Nurmi und bog als erſter in die Zielgerade ein. Man war verblüfft und glaubte ſchon, Dr. Peltzer würde zurückfallen. Man hatte ſich aber gewaltig getäuſcht. Mit langen raumgreifenden Schritten,(wie wir es in Mannheim geſehen haben) ſchob ſich Dr. Peltzer an die beiden füh⸗ renden heran, ging beim Einlauf in die letzte Gerade an Nurmi vorbei und rückte dem noch führenden Wide langſam aber äußerſt ſicher näher. 25 Meter vor dem Ziel war er auf zleicher Höhe mit dem Schweden und am Ziel zerriß er als erſter das Zielband mit. Met. Vorſprung vor Wide, der böllig erſchöpft war und 3 Meter zurück folgte der Finne Nurmi als dritter. Dr. Peltzer legte die 1500 Meter in 3:51 Min.; Wide in 3:51,8 Minuten und Nurmi in 3:52,8 Min. zurück. Böſcher Berlin konnte mit dieſen 3 Meiſterläufern nicht ſchritt— halten und gab 250 Meter vor dem Ziele auf. Als Dr. Peltzer als Erſter das Ziel paſſierte, da kannte der Jubel der Zuſchauer keine Grenzen. Dr. Peltzer mußte auf ausdrücklichen Wunſch aller die Ehrenrunde laufen und ſpontan erſcholl aus aller Mund die deutſche Natio⸗ nalhymne„Deutſchland, Deutſchland, über alles“. Dr. Peltzer war ſo ergriffen, daß er die Runde ſchon nach wenigen Metern abbrach und ſich zurückzog. Nach wenigen Augenblicken te ein Flugzeug ein und warf für den erfolg⸗ reichen deutſchen Läufer eine Blumenſtrauß Ab. Die übrigen Wettbewerbe des Tages verblaßten neben dem großen Rennen natürlich ſtark. Im 200 Meter-Lauf mußte ſich der vorjährige deutſche Kurzſtreckenmeiſter Corts-Stuttgart, deſſen Seh⸗ nenzerrung doch noch nicht ganz ausgeheilt iſt, von dem in 22,6 Sekd. ſiegenden Berliner Schlößke 2 ſchlagen laſſen. Schmidt⸗Teutonia Berlin und Krüger⸗Charlottenburg belegten den dritten und vierten Platz. Die 4 mal 400 Meter-Staffel für Junioren fiel in 3:30,8 Min. an DSC. Berlin vor Zehlendorf 88 und Berliner S. C. Nurmi erneut geſchlagen. Berlin. Der Sportklub Charlottenburg veranſtaltete am Sonntag wiederu mleichtathketiſche Wettkämpfe. Dabei wurde der finniſche Wunderläufer Nurmi von de mSchweden Wide über zwei engliſche Meilen ge— ſchlagen und zwar in der neuen Weltrekordzeit von 9:01,4 Min. 12 Meter zurüf endete Nurmi an zweiter Stelle mit der Zeit von 9,05 Min. Dritter wurde Katz, Finnland in 9,22,2 Min., vierter Frand— ſen in 9,46 Min. Der Amerikaner Godwin hatte auf— gegeben. Der DSC. Berlin, deſſen Zeit am Samstag in der Schwedenſtaffel ſich als Weltrekord herausſtellte, ſtellte am Sonntag in der 4 mal 400 Meter Staffel mit der Zeit von 3,22 Min. einen neuen deut⸗ ſchen Rekord auf. Teutonia Berlin endete 10 Meter zurück auf dem 2. Platz, dritter wurden Preu⸗ ßen Stettin. Eine weitere Rekordleiſtung bot Phönix Karlsruhe in der 4 mal 100 Meter-Staffel. Phönix mit der Mannſchaft Nathan— Faiſt— v. Rappart— Suhr durchliefen die Strecke in der neuen Rekordzeit von 42 Sekunden vor DSC. Verlin. Handel und Induſtrie Frankfurter Viehmarkt. ö Auſgettieben waren 1522 Rinder, 403 Kälber 129 Schafe und 4275 Schweine. Notiert wurd der Zentner Lebendgewicht: Ochſen 40—61; Bu len 40—53; Färſen und Kühe 18—60; Kälber bis 88; Schaſe 38—45; Märzſchafe 30—36 Schweine 74—85; Sauen und Eber 65—72 Mk. Marktverlauf: Bei Rindern und Schweinen lang- amer Handel und Ueberſtand, in Kälbern und Schafen lebhaftes Geſchäft und ausverkauſt. Frankfurter Getreidebörſe. An der geſtrigen Frankfurter Getreid„ rſe notierten bei ſeſter Tendenz: Weizen 24.252850; Roggen 21,75—22; Sommergerſte 23—26; Hase inl. 17,50—18; Mais 18,50; Weizenmehl 41,25 bis 41,75; Roggenmehl 32,.50—34; Weizenkleie 97 Roggenkleie 10,25; Erbſen 35—55; Linſen 45 bis 75 Hen neues, 7,80—8; Stroh, altes, 5,5067 neues 3,50—4; Biertreber 15.50; alles in Reichs⸗ mart die 100 Kilo. 5 5 3 1 f————— Koſtenloſe Lieferung von Grenzkarten für Motor⸗ räder. Der Allgemeine Deutſche Automobil⸗Club, der ſchon vor einiger Zeit zur koſtenloſen Ausſtellung von Motorradgrenzkarten für Oeſterreich übergegan⸗ gen iſt, bietet mit Beginn des Geſchäftsjahres 192627 ktober 1926) ſeinen motorradfahrenden Mitglie⸗ eine neue wertvolle Darbietung. Motorrad⸗ grenzkarten für Oeſterreich, die Schweiz und Italien werden von dieſem Zeitpunkt an vollkommen koſten⸗ los geliefert. Der Allgemeine Deutſche Automobil⸗ Club verzichtet hierbei nicht nur auf die Vergütung von Formulargebühren, ſondern er übernimmt auch die Koſten für die Bürgſchaftsſtellung. Außerdem werden ab 1. Oktober die Formularkoſten des Motor⸗ radtriptik für die Tſchechoſlowakei auf 5 Mk. und für Frankreich auf 3 Mark herabgeſetzt. Grenzen der Augeſtelltenverſicherung. Ueber die Grenzen der Angeſtelltenverſicherung hat das Reichs⸗ verſicherungsamt wieder eine bemerkenswerte Ent⸗ ſcheidung getroffen. Nicht verſicherungspflichtig als Angeſtellter iſt ein Krankenwärter in einer Kranken⸗ anſtalt, der keine Prüfung in der Krankenpflege ab⸗ gelegt hat und deſſen Haupttätigkeit in Arbeiten untergeordneter Art beſtehen. Er wurde zu folgenden Arbeiten herangezogen: Vorbereitung der Kranken für die Operationen nach Anordnung des Arztes. Ueberführung der Kranken nach und von dem Ope⸗ rationsſaal, Hilfeleiſtungen beim Reinigen der Krankenzimmer nach Anordnung der Stationsſchwe⸗ ſtern, Anfertigung von Gipsverbänden und Unter⸗ ſtützung der Stationsſchweſtern in der Pflege der Kranken, Herrichten von Bädern, Maſſagen, Hilfe⸗ leiſtungen bei Leichenöffnungen. 2 4 U Der abnehmende Andraug zu den Arbeitsnachweiſen ö Der Andrang zu den Arbeitsnachweiſen hatte ſeinen Höhepunkt im Juni erreicht. Am Abend des 15. Juni war eine offene Stelle auf nicht weniger als 90 Ar⸗ beitſuchende verfügbar. Seitdem geht die Zahl von Monat zu Monat zurück. Am 15. Juli betrag ſie noch 77, nach der Stichtagzählung vom 17. Auguſt 71,5. 28 983 Stellen kommen auf 2077 422 Suchende 12053 Stellen für 1628 737 ſuchende Männer, 16030 Stellen für 448 685 Frauen. Lohnarbeit wechſelnder Art ſuchten allein 481725 Mäfiner, beim Metall 402 419, bei den Holz⸗ und Schnitzſtoffen 103 312, als Kaufmann 96 775, eim Bau 86 030 uſw. Frauen ſuchten Lohnarbeit wechjelnder Art 83 822, bei der Bekleidung 74 148, beim Kaufmann 51097 uſw. Die meiſten Arbeitſuchenden hatte das Rheinland mit 300 112 Männern, dann Berlin mit 178 607, Sachſen mit 144.741, Weſtfalen 170 948. Heſſen 125 372 ufw Einkommenſteuerfragen. Zur Einkommenſteuer hat der Reichsfinanzhof verſchiedene bemerkenswerte Entſcheidungen getroffen. Die Koſten des Umbaues eines Fabrikgebäudes ſind ohne weiteres den Anſchaf⸗ fungskoſten für das Gebäude zuzurechnen und dem Bilanzgewinne zuzuſetzen. Wenn ferner Ruhe⸗ gehälter⸗-Witwen⸗ und Waiſenpenſionen und andert Bezüge für frühere Dienſtleichung oder Berufs“ tätigkeit dem Steuerabzuge vom Arbeitslohn unt liegen, ſo iſt dies nach einer anderen Entſcheidung nur auf Bezüge anwendbar, für deren Auszahlung lediglich die frühere Dienſtleiſtung der Grund iſt. Peruht die Gewährung der Bezüge auch nur zum Teil auf Beitragsleiſtungen der Empfänger, ſo ſind die Bezüge nicht Arbeitslohn im Sinne jener Be⸗ immuna. 99 5 wahren Charakter des Mannes aufzudecken. Er das geiſtige Band. Das feine Inſtrumient er⸗ Wenn die Schatten weichen Roman von Ferdinand Runkel. „Sei ruhig, ſorge dich nicht. Wenn mich meine Leidenſchaft heute wieder hinriß..... ſoll es zum letztenmal geweſen ſein. Ich will ich nicht mehr ängſtigen. Es kann ja auch nicht mehr lange dauern, der Ausweg muß ge funden werden, wir müſſen endlich zu unſerm glück kommen. Reiſe du jetzt nach Berlin, zer⸗ treue dich, ſonne dich an dem Rühme deines chützlings und ſuche dann Erholung an der See, indes ich hier unſer Glück ſchmiede. und wenn es ſein muß, mit Feuer. Nur das eine bitte ich dich, ſolange du hier biſt, ent⸗ ziehe dich nicht meinem Anblick.“ „Nein, nein, ich komme grabungen, ich komme.“ „Dann iſt es gut, lebe wohl.“ Er riß ſie noch einmal leidenſchaftlich in ſeine Arme und küßte die nervös Aufſchluchzende, als ob er auf ewig Abſchied von ihr nehmen wollte. Dann ging er mit feſten Schritten hinaus, und wenige Minuten ſpäter flog der edle Traber durch das gewaltige altertümliche Parktor von Wintersbach. Ritter war ein viel zu kluger Mann, um micht die Lage, in der er ſich befand, zu durch⸗ ſchauen. Es war ihm durchaus nicht ernſt ge⸗ weſen, daß er der Gräfin den Rat gegeben hatte, Wintersbach zu verlaſſen. Er hatte ſie Damit nur für den Augenblick beruhigen wollen, Denn er ahnte, daß nur ſein perſönlicher Ein⸗ fluß ſie zur rückhaltloſen Liebe zwang. Fehlte dieſer und hatte der ſchöne Mexikaner Zeit und Gelegenheit, ſo würde wahrſcheinlich Mira, ehe er eingreifen konnte, deſſen Gattin werden. Warum auch nicht? Der Marquis machte durchaus nicht den Eindruck eines Abenteurers. Er ſprach ja von dem Elend ſeiner Jugend mit aller Ruhe. Er verheimlichte und beſchönigte nichts, und er hatte gar nicht daran gedacht, ſich der Gräfin gegenüber als Mitglied einer altmexikaniſchen Hidalgofamilie aufzuſpielen. Erſt mit razer Mübe mar es ihr gelungen. den zu den Aus⸗ hatte ſo viel Ehre, daß es ihm wie eine Be fleckung erſchien, als Edelmann ſein Brot in einer Zigeunerkapelle durch Fiedeln zu ver⸗ dienen. Es hatte ihm gar nichts daran gelegen. etwas anderes zu ſein, als der Geigermiska, und erſt mühevolle Unterſuchungen und An⸗ fragen bei den Behörden hatten der Gräfin den wahren Stand des talentvollen Mannes ver⸗ raten. Talentvollen Mannes? Ritter war der Sohn einer ſehr reichen heſſiſchen Forſtbeamten⸗ familie und hatte eine glänzende Erziehung ge⸗ noſſen. Er glaubte ſich ein Urteil über d'Oliveiras Kunſt zutrauen zu können, und er ſah einen Erfolg ſeines Konzerts voraus. Der Marquis konnte mit einem Schlage eine Stellung neben Männern wie Saraſate und Joachim erringen, und was fehlte dann noch, um eine Verbindung zwiſchen der Gräfin und ihm wünſchenswert erſcheinen zu laſſen. d' Oli⸗ veiras Adelstitel war um einen Rang höhe als der der Gräfin, dazu war er ein gefeierder Künſtler und, was Ritter zweifellos erkannt hatte, ein durchaus honetter Charakter, nicht eine Spur von einem Abenteurer, als der er ihm anfänglich erſchienen. Es war alſo Gefahr im Verzug, er mußte handeln, ſchnell handeln. Bis zu dem Konzerte mußte die Entſcheidung gefallen ſein, und war dies nicht möglich, durfte die Gräfin unter keinen Umſtänden Wintersbach verlaſſen, er wollte ſie ſchon halten. Ein grauſames Lächeln glitt bei dieſem Gedanken über ſein Geſicht. Straff riß er die Zügel des Trabers an ſich und verſetzte ihm einen harten Schlag mit der Peitſche, daß das edle Tier in wahnſinnigem Schreck vorwärts oß. cho hatte ſich ihm doch vorhin der Gedanke, daß durch Müller die Löſung kommen müßte, aufgedrängt? Sicherlich war er für Mira das⸗ ſelbe, wie Max für Molly, und dieſer Pädagoge war eine leidenſchaftliche ſchwärmeriſche Natur. Molly war unglücklich in ihrer Ehe. Nicht als ob er ſie unglücklich gemacht hätte, ſie hatten eben nicht zuſammengepaßt. Er hatte nach dem äußeren Schein gewählt, Hals über Kopf 8 5 ich gefeſſelt, und als das ſchöne Mädchen an ſich gef 05555 e ö er ſie dann in der Hand hatte. * klang nicht unter ſeinen ſchmiegte ſich nicht an die Stradivarigeige von ſich fürchtete. er mit einem mephiſtopheliſchen Lächeln. oder ſo.“ 11. Kapitel. wert waren, der Erde entriſſen zu werden. davon hatten. 1 knüpft habe. ſchluß fallen zu laſſen. gewechſelt. Wee 9 N i arten Strichen. Es igenart des Künſtlers an, wie das d' Oliveira von der wertvollen „Ach, ich bin des trockenen Tons nun ſatt, muß wieder recht den Teufel ſpielen,“ 18 „Ein⸗ mal muß es ja doch ein Ende nehmen, ſo ere Nach Verlauf von zwei Arbeitstagen waren auf dem Wolfgang ſechs Gräber aufgedeckt und der Inhalt der Steinſärge geprüft worden. Leider hatte ſich nichts mehr von Bedeutung finden wollen. Trotzdem mußte die Arbeit fort⸗ geſetzt werden, da ſchon die Steinſärge allein Max wollte nach der Aussprache mit Molly eigentlich die Gaſtfreundſchaft Ritters nicht mehr annehmen; aber da die beiden anderen Herren nicht verſtanden hätten, warum gerade er, der doch ein Freund des Hauſes war, nach Katten⸗ hauſen zurückkehrte, ſo mußte er bleiben. Es wäre ſonſt zu auffallend geweſen und hätte jedem einſichtigen Beobachter das Verhältnis zechen Molly und ihm enthüllt, zumal ja in er Stadt noch genug Menſchen waren, die teils von den alten Beziehungen wußten, teils eine beſtimmtere oder unbeſtimmtere Ahnung Natürlich glaubte niemand, daß Max neuer⸗ dings den abgeriſſenen Faden wieder ange⸗ Wäre er aber nun Knall und Fall vom Forſthaus nach Kattenhauſen über⸗ N wo es ſich doch nur noch um wenige age des Bleibens hendelte, ſo hätte ſich jeder ohne weiteres geſagt, e- müſſe etwas zwiſchen ihm und Molly vorgekommen ſein. Auf Grund dieſer Erwägungen war er gezwungen, den Ent⸗ Molly war ſeit jener Nacht wie aus⸗ In ihren ſeelenvollen Augen lag noch der Abglanz der glücklichen Stunde, die lle verlebt hatte. Und es war ruhig in ihrer Seele geworden. Sie wußte ſich noch geliebt mit der alten treuen Liebe. das gab ibr eine gewiſſe Standyaftigreit in der Trubſal ihrer Ehe. Ihre reine Natur war weit von dem Gedanken entfernt, Ritter Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Es wäre ihr wie eine Ent⸗ weihung vorgekommen, hätte ſie von neuem eine geheime Zuſammenkunft mit Max geſucht! Sie verſchloß das Glücksgefühl tief in ihrer Bruſt wie ein Heiligtum. Sie hütete es, wie der Wüſtenwanderer den letzten Tropfen Waſſer, um ſich erſt daran zu erquicken, wenn alle ſeine Kräfte aufgebraucht ſind. Ritter, der am ſpäten Nachmittag nach hauſe kam, bemerkte ſofort die Veränderung, bie mit den beiden vorgegangen war; aber er ſagte nichts, ſondern beobachtete ſie nur tillſchweigend, ob ſie ſich nicht eine Blöße geben würden. Es hätte ihm ja ſo ſchön in ſeine Pläne gepaßt, wenn Molly trunken vom Glück des Wiederſehens ſich vergeſſen hätte, aber da ſie ſich nichts vorzuwerfen hatten, ſo konnten ſie auch dem lauernden Oberförſter die Symp⸗ tome einer ſträflichen Liebe nicht zeigen. Er wollte jedoch nicht müßig ſein, und deshalb bers er während der Mittagsruhe, die man en arbeitenden Soldaten geſtatten mußte, in Maxens Zimmer hinauf unker dem Vorwand, die am Feiertag aufgegebene Birkhahnjagd nun für die nächſte Nacht mit ihm zu verabreden. Er klopfte an der Tür, und als nicht ſogleich „herein“ gerufen wurde, glaubte er, Max habe ſich zum Schlafe niedergelegt, und trat ein. Aber er fand ihn nicht ſchlafend, vielmehr wach und in ſichtlicher Verlegenheit, wie er das Bild des alten Forſtmannes, das er offenbar von der Wand genommen hatte, wieder in den Nagel einzuhängen verſuchte. Die Hände zitterten ihm, und es wollte nicht recht ge⸗ lingen. 5— „Laß doch den alten Knaben herunter Er gefällt dir wohl ſehr?“ i f „Es iſt ein intereſſantes Bild,“ antwortet. Max mit einem leſſen Vibrieren der Stimme „Nun, dann nimm es als Gaſtgeſchen von mir an. Hier haſt du's.“ Er nahm es ihm aus der Hand und reichte es ihm bin. W ö n * „ Ghoaeomng han Zick⸗Zack. Ein Neſt voll Junge und das„Gebet einer Jungfrau“.— Orientaliſches.— Noahs Re⸗ genbogen.— Lisbeth und die Aufbauſalze,— Genfer Vaſtillen. Dieſe Melanchol! eſe ſchwarze, gelbe, gallige Strohwitwe des Frohſinns! Wieder ſitzt ſie am Fenſter und ſchaut in die ſtim⸗ mungsvolle Landſchaft. Tatſöchlich es iſt zum Melancholiſchwerden ſchön! Dieſe rotblühende Heide, aus der doch ſchon blaſſere Köpfchen herausragen, dieſe Stoppelfelder, auf denen das Gänſemädchen ſeine Herde treibt, das Wänſemädchen, das ſicher dunkle Augen hat und zweifellos ein Zigeunerlied ſummt (Vielleicht ſingt ſie auch:„Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“) Und weiter dieſe graſenden Pferde und Kühe, die auf den grünen Matten weiden, auf einem Grün, das vom Abendtau ſchon feucht iſt und eigentlich immer grüner wird, je arauer das übrige Feld ſich kleidet.(Freilich, jenes braune Pferd dort ſchlägt mit ſeinem langen weißen Schwanz ganz luſtig die Flanken, und ſämt⸗ liche Kübe tun das Gleiche, was ſie doch aus purem Vergnügen tun, denn die Mücken aibt es kaum mehr. Aber das vaßt nicht zur Me⸗ Jancholie. die ich nachgerade ſo ſchön finde. ſo deutſch. ſo Hölderliniſch.) Doch der feine Ne⸗ bel dort hinten, der ſich um die Kiefer und den Laubwald ſpinnt, das iſt wieder melancho⸗ Liſch, und erſt recht die eine Droſſel. die da drüben noch flötet. Wo iſt der Mai, ſcheint ſie zu ſagen. Damals war ein Geflöt, da fand der Buchfink ſeine Frau und der Kuckuck rief und ö es antwortete von allen Lauben mit zartem Gezwitſcher. Dann ſteckten ſie ihre Schnäbelein zuſammen und jeder Flug war eine neue Hochzeitsreiſe. Ja, und dann kam das Neſt und dann kamen die Jungen und dann kam das Futterſuchen, und da hat er vielleicht noch einmal gepfiffen, aber mit dem Flöten und 0 einmal dazu. mit dem bräutlichen, Konzert hat es bald ein Ende genommen. Nur die aute Droſſel ſcheint der Gemahlin noch nachzuklagen und der er— ſten Liebe zu gedenken. Würde ſie nicht ſingen und etwa Klavierſpielen ſtattdeſſen, ſo ſäuſelte ſie wahrſcheinlich„Die Kloſterglocken“ oder „Das Gebet einer Jungfrau“, trotzdem ſie ſchon ſechsmal das Peſt voller Junge gehabt hat.(Uebrigens tut ſie in Wirklichkeit weder das eine noch das Andere ſondern ſingt ein— fach, weil ſie das teure Ebegemabl nun glück— lich ſos iſt und aſſo frei durch die Lüfte faß— ren kann. was wiederum ſehr luſtia iſt, aber zur Melancholie nicht vaßt.) Jene Epa indeſ— ſen, die in ihrer weißen Bſuſe drüßen einſam durch das herbſtliche Paradies radeſt. o ia das iſt wieder melancholiſch. Muß ich nicht ſchnell ein paar Heidebſumen pflücken und ihr nacheilen? Ach. ſchon iſt ſie hinter einem Ha— ſelſtrauch verſchwunden. und nun wendet ſich mein Blick nach der anderen Seite. Da hat ſich eine breite, dunkſe Wolken— wand emporçeſchoben. Wie ein ſchwarzer Er⸗ oberer rückt ſie ins blaue Feld. An einzelnen Stellen baſſen ſich doppelt finſter die Geſpen— ſter. Ein Schrecken üßberfölſt ſie. Ich denke auf einmal an alles Fürchterliche, was ich in letz⸗ ter Zeit in den Spalten der Zeitungen deſe— ſen: Eiſenbabnunglück. Fliegerabſturz. Niſe⸗ vergiftung. Kinderlähmung. Zyklone und ſo vieles andere. was das erfinderiſche Lehen an Malick sbereitet. Groß gegen die ſerwarze Wand hingezeichnet ſeße ich die vier Rieſen⸗ galgen. an denen Kemal Paſcha die letzten Junatürken baumeln ſjeß. Nur nicht ſentimen⸗ tal werden. Soſche Dinge gebßren im Oſten Noch heute ehrt das ruſſiſche Nolt Kwan, den Schrecklichen, wie eisen Hei⸗ ligen. Auch Lenin iſt ßereits unter die Götter verſetzt. Nichts Neues iſt unter der Sonne. Genau wie die aſten Großkönige der Aſſyrer und Babylonier, ſo ſind beute die Diktatoren des 20. Jahrhunderts. In dieſer Herrſchaft über Leben und Tod, in dieſer ſcheinbar durch kein Recht mehr gemäßigten Willkür ſieht der Orientale eben das Göttliche, das ja auch die Menſchen nicht vorher fragt, wann der Veſuv ausbrechen und wann die Springflut alle Dämme zerreißen ſoll. An einer anderen Stelle ſebe ich, wie Tſchangtſolin über ein Dutzend Bankiers erſchießen läßt, und all die Greuel. die mit dem Erwachen Chinas zum Europäertum verbunden ſind. Es ſind ſchon fürchterliche Danagergeſchenke, die das Europa von heute jenen Nationen übermittelt. Für den Anfang jedenfalls nicht viel mehr als Bomben, Terror und Revolution. Wieder wende ich meinen Blick- nach der ſonnigeren Seite. Es ſcheint, als ſolle Noahs Regenbogen ſich über dem europäiſchen Kontinent wölben, Die Muſik der Reden von Genf iſt entzückend. Eutzückend auch ſo manches, was auf der Ta— gung des Reichsverbandes der deutſchen In— duſtrie geſaat worden iſt. Man ſprach von Volksgemeinſchaft. großer Koalition und von der unerſchütterlichen deutſchen Währung. Das eine wie das andere. Genf und Dresden. klingt ſo holdſelig und weich, daß man ſich ordentlich wundert, wie ſchnell die Menſchheit ihre Geſinnung wechſelt. Die Friedensfreunde triumphieren. Pazifiſtiſche Götterdämmerung ſcheint über das alte Chaos zu ſiegen. Mir gebt es allerdings auch hier, wie bei dem Ge— flöt der Amſel. Die Melodie iſt zwar ſehr ſchön, aber der eigentliche Text doch reichlich geheimnisvoll. Ich möchte ja gern. es ſpräche auch einmal das Her; in der Politik ein ver⸗ nehmliches Wort. Meiſt aber iſt es ſo, daß es dem Herzen nur geſtattet iſt, ſich zum Worte zu melden, nachdem die kalte Logik und die nüchterne Macht geſprochen hat. Genf iſt zwei⸗ fellos ein großer Sieg. Es iſt ein klares Zeug⸗ nis dafür, daß man in der Welt ohne Deutſch⸗ land nicht weiterkommt. Der Mohr wird wie⸗ der hereingerufen und ſoll mit raten und ta⸗ ten. Darüber freut ſich jeder Deutſche und feiert den Tag durch ein paar kräftige Schläge auf die dicke Trommel. Das neue Europa wird es ja nun vielleicht fertig bringen, im eigenen Lande Frieden zu halten, im übrigen aber wird doch nur wieder ein größeres Reich geſchaffen und die Möglichkeit einer verſtärk⸗ ten Konkurrenz mit den übrigen Weltreichen. Darum denke ich ein wenig an das bekannte Gedicht von Urahne, Großmutter, Mutter ung Kind. Morgen iſt Feiertag, ſagen ſie alle... Aber ſiehſt du wohl den Blitz da drüben in Amerika, die Drohung mit neuen Rüſtun⸗ gen?... Und morgen iſt Feiertag! Nur nicht zu viel grübeln. Manchmal ſchon hat ein Glaube dem Menſchen geholfen, auch wenn es ein Aberglaube war. Was habe ich doch gerade dieſer Tage für eine drollige Geſchichte mit meiner Freundin Eliſabeth er⸗ lebt. Sie litt nämlich auch an Melancholie, was, wahrſcheinlich von Unterernährung ber- kam. Seitdem ſie nun aufbauende Salze Ze⸗ nommen, hat ſich alles gewandelt. Schon nach zwei Tagen meinte ſie, daß es ihr bedeutend beſſer ginge. Am vierten verſchwand der Druck im Kopf. Am fünften machte ſie ſogar einen Witz. Am ſechſten aber warf ſie vor lauter Le⸗ bensübermut den Milchtopf entzwei. Am ſieb⸗ ten aber erklärte ich ihr in der Stimmung, daß nun alles gut ſei:„Liebe Eliſabeth, es mag ja mit den Salzen eine vorzügliche Sache ſein, aber verzeih, ich hatte mir den Scherz erlaubt, dir ſtatt des Salzes einfach Zahnpulver in die Verpackung zu tun. und ſo verdankſt du denn deine ganzen Fortſchritte einem acht Tage lang ſorafältig eingenommenen Teelöffel voll Zahnnulver... Das iſt nun ja nichts gegen die Wunderkraft der aufbauenden Salze, im Gegenteil, wenn ſchon die Einbildung ſo viel tut. wieviel aroßartiger wird noch die Wirk⸗ lichkeit ſein! Was aber Genf angeht, ſo meine ich, man ſoll zur einſtweiligen Stärkung nur ruhig Genfer Paſtillen zur Feier des zue fabrizieren, und wan ſoll. weil ein ſchönes Sprüchlein doch einmal dazu gehört, jenes Goethewort auf die Kapſel ſchreiben;„Von bier und beute geht eine neue Evoche der Weltgeſchichte aus, und Ihr konnt ſagen, Ihr ſeid dabeigeweſen!“ N .