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Gleichfalls karierter Stoff, jedoch in einem kleinen Muſter. oder ein— farbige Mohair⸗Zibeline, als Material für dieſen eleganten Mantel gewählt, ſieht gleich gut aus. Der Mantel hat eraden Rücken, den Vorderteilen ſind bis zur Hüfthöhe Faltenteile untergearbeitet, deren Anſatz ein Gürtel mit 287 Schualle deckt. Pelz ſtattet den Mantel am Hals aus und reicht an der rechten Bahn bis zum unteren Rande. Samt wird, wie zu jeder Winterſaiſon, auch diesmal für Mäntel und Kleider gebracht Unſer Modell 287 iſt in der Aus— führung ganz ſchlicht. Die Vorderbahnen zeigen ſchräg eingeſchlitzte Taſchen und ſchließen mittels eines Knopfes. Der Schalkragen wird mit Pelz bekleidet, gleiche Man— ſchetten ſtatten die eingeſetzten Aexmel aus. Jugendlich iſt die Machart des Koſtüms 288. Der glatte Rücken wird ſeitlich den Vorderteilen aufgeſteppt, der ſchmale Gürtel, der letztere zuſammenhält, kann dem Rückenteil angeſchnitten werden, oder aber, um Stoff zu 289 ſparen, werden die Streifen den ſeitlichen Nähten zwiſchen⸗ geſchoben. Mit Pelz wird auch die Rückſeite des Kragens bekleidet, ſo daß die Jacke hochgeſchloſſen, mit einem Revers, wie am Bilde erſichtlich, oder offen getragen werden kann. Die Vorderbahn des Röckes ſtatten drei Quetſchfalten aus, die Hinterbahn iſt glatt. Roſtbrauner, in ſich gemuſterter Wollſtoff dieſem einfach herzuſtellenden Koſtüm verarbeitet. Die Jacke iſt glatt, ſchließt mittels drei Knöpfen; die gleiche Garnitur wiederholt ſich am zweibahnigen Rock. Ein Pelzſtreifen ſtattet die halblange Jacke am unteren Rande, am Kragen und am Handgelenk des Aermels aus. Man trägt am vormittag Koſtüme, am Nachmittag Mäntel/ Smokingformen werden nicht mehr getragen bluſige Koſtümjacken mit und ohne Gürtel Allerlei Wollſtoffe in ruhigen Farben Im Ton des Roſtüms gefärbte Pelze/ Der Roſtümrock bleibt in der Form unverändert/ Der neue Mantel iſt bluſig/ Gürtel an den Mãnteln ſind ſehr beliebt Schal⸗ und Stehkragen aus pelz/ Duvetine und Wollvelours beliebt/ Naglanmäntel tauchen auf⸗ Kückkehr zum Rimonoſchnitt? Schadenfreude iſt bekanntlich die reinſte der Freuden! Das iſt zwar nicht gerade als lobenswerte Eigenſchaft des Menſchengeſchlechts anzuerkennen, darum aber nicht weni— ger wahr! Denn wer lieſt nicht heute mit einem gewiſſen Gefühl der Befriedigung die Berichte von den Valuta— ſchwierigkeiten unſerer weſtlichen Nachbarn, wer denkt nicht mit einem Gefühl der Erleichterung daran, daß wir all das nun hinter uns haben, was den Franzoſen in mehr oder minder gleichem Maße noch bevorſteht? Und ſo mancher, der ſonſt wohl nie daran gedacht hat, macht dieſes Jahr ſeine Ferienreiſe an den Strand der Seine, um auch einmal das Gefühl kennenzulernen, als Angehöriger eines valutaſtarken Landes eine Inflation als Zuſchauer zu er— leben. Und unſeren verehrten Damen wird es natürlich dabei noch ein beſonderer Genuß ſein, auf dieſe wenig koſt⸗ ſpielige Art und Weiſe das Modenzentrum der Welt kennenzulernen. Sie werden mit erwartuzgsvollem Staunen durch die Straßen wandern, überzeugt, ganz be⸗ ſondere modiſche Ueberraſchungen zu erleben. Aber ſie werden leider recht arg enttäuſcht werden: gewiß locken in den Hauptquartieren der Mode, der Rue de la prix, den Champs Elyſées und der Rue St. Florentin, Wunder an Schick und Koſtbarkeit, ſie werden in den eleganten Reſtau⸗ rants, im Bois de Boulogne, auf der Promenade, in den Theatern, kurz, überall, wo ſich die Fremden ſammeln, glänzend angezogene Frauen ſehen— aber ſie werden bald merken, daß dieſe Eleganz abſolut international, keines⸗ wegs pariſeriſch iſt: die Trägerinnen ſind nämlich aus aller Herren Ländern, ſprechen alle Sprachen der Welt, nur nicht franzöſiſch. Wie intenſiv modiſche Fragen unſere Frauenwelt be⸗ ſchäftigen, beweiſt die Tatſache, daß dem Modeſachverſtän⸗ digen immer wieder die Frage vorgelegt wird:„Trägt man in dieſem Herbſt und Winter eigentlich das Koſtüm, oder wird, wie im vorigen Jahre, der Mantel im Moden⸗ bild vorherrſchen?“ Darum entſpinnen ſich oft recht ein gehende Diskuſſionen, die letzten Endes doch Paris löſe. gehende Diskuſſionen. Die Modekünſtler baben entſchieder daß man beides tragen wird! Allerdings das Koſtüm als ausgeſprochenen Anzug für den Vormittag, für Reise und Sport, während am Nachmittag der Mantel unbedingt beſſer am Platze ſein wird. Beim Koſtüm ſind alle harten, männlich wirkenden Linien verſchwunden: der Smoking hat ſich überlebt, man hat ſich zu der Erkenntnis zurückgefunden, daß die weib⸗ liche Mode doch unbedingt vorteilhafter iſt als der Verſuch, die ſchlichten, ſtrengen Formen der Kleidung des„Herrn der Schöpfung“ dem zarteren Geſchlecht aufzuzwingen. Darum zeigt die Koſtümjacke das Kennzeichen der Herbſt⸗ und Wintermode 1926, die kleidſame bluſige Tendenz. Und die Art, wie man dieſe neue Silhouette zum Ausdruck bringt, gibt da allerlei gefällige Abwechſlungsmöglichkeiten: der jugendlich-ſchlanken Dame wird es erlaubt ſein, die Jacke im Rücken ganz glatt zu halten und ihr nur durch einen erſt an den Hüften beginnenden ſchmalen Gürtel aus dem Stoff des Koſtüms vorn die Bluſenſorm zu geben, während die etwas reifere Frau vielleicht überhaupt auf den Gürtel verzichten wird und die loſe fallende Jacke nur durch den Schnitt oberhalb des breiten Pelzbeſatzes am unteren Rande eine leichte Andeutung der modiſch vor⸗ ſchriftsmäßigen Form erhält. Die Bluſenform iſt eben nur die Grundlage, die das modiſche Verſtändnis immer der Figur der Trägerin richtig anpaſſen wird. Stets aber wird der Geſamteindruck dieſer Koſtümjacken betont ſchlicht ſein. Das äußert ſich auch in der Wahl des Materials, Wollrips, Wollkord, Zibelinekaſha, in ſich gemuſtertem Wollvelvurs, dunkel weinrote und marineblaue ſowie braune Töne werden beſonders bevorzugt. Schutz und Schmuck zugleich iſt bei allen Koſtimen der Pelzbeſatz, der zumindeſt als Kragen, oft aber auch als Stulpe und als Aufputz— und zugleich den Gürtel erſetzende Markierung der Bluſen⸗ form— des Jacken randes verarbeitet wird. Als beſonders ſchick gilt es, den Pelz in der Farbe des Koſtümſtoffes ein⸗ zufärben, was bei der hochentwickelten Kunſt der deutſchen Kürſchner heute keine Schwierigkeit mehr iſt. Bisweilen übt man den Pelzkragen, in Abweichung von der bisher bekannten oſſen und geſchloſſen zu tragenden Form, eine eue, ebenſo hübſche wie zweckmäßige Form: als Abſchluß wer einſeitig geſchnittenen Jacke rollt er ſich wie eine Boa um den Hals und ſchützt damit gans beſonders gut vor winterlicher Kälte. Im Gegenſatz zu der veränderten Form der Jacke iſt man der bisherigen Form des Koſtümrockes treugeblieben; noch immer iſt der Rock ziemlich kurz und erhält die Weite durch tief eingelegte Falten in der ſchon bekannten wechſelnden Anordnung. Wie ſchon ſeſtgeſtellt, wird man auch in der kommenden Saiſon am Nachmittag den Mantel weiterhin tragen. Abey. es wird nicht mehr die uns vom Vorjahre her bekannte glatte gerade Form ſein! Der. neue Mantel iſt zwar auch gerade geſchnitten, aber auch er mußte ſich der neuen Mode⸗ linie anpaſſen und zeigt daher meiſt eine leicht bluſende Linie, die vielfach ein Gürtel hervorruft, der— im Gegen⸗ ſatz zum Koſtüim— nur im Rücken eingearbeitet wird. Manchmal findet ſich dieſer Gürtel aber auch, faſt nur als kurze Andeutung, vorn, ziemlich breit; bei andern, beſon⸗ ders ſportlich wirkenden Modellen geht er als breiter Ledergürtel ganz herum; auch hier bietet ſich alſo reichſte Auswahl! Und gleiche Mannigfaltigkeit zeigt ſich in den Formen der Kragen: der ſchlank machende, tief herab⸗ gehende Schalkragen iſt modiſch ebenſo richtig wie der Stehkragen, der ſich eng um den Hals ſchlingt, aber auch offen getragen werden kann, oder die hochſtehende Form, die ſich als breiter Pelzſtreiſen bis zum Mantelſaum her⸗ unterzieht. Denn natürlich verzichtet auch der modiſche Mantel nicht auf den Pelzſchmuck an Kragen und Aermeln, der zu den augenblicklich beliebten Stoffen— man trägt neben den auch für Koſtüme geeigneten ſchon erwähnten beſonders viel Velvet, Duvetine und Wollvelöours— öombriert oder mit hellerer Mittellinie eingefärbt werden, ebenſo hübſch aber natürlich auch in ihrer urſprünglichen Farbe ausſehen. Als beſonders bemerkenswert erſcheint übrigens bei den Mänteln, daß man bereits Modelle ſieht, bei denen Raglanärmel mit ſehr tief anſetzenden Arm⸗ läͤchern verwendet werden. Sollte man den einſt ſo be⸗ liebten Kimondärmel wieder einmal neuentdecken wollen? Nun, wir ſtehen ja erſt am Anfang der neuen Saiſon; was er uns zeigt, läßt uns noch viel Schönes erhoſſen; warum ſollte da nicht auch eine überraſchende Rückkehr zu Alt⸗ bewährtem uns beſchert werden? Anita Sell. wurde zu t.— Gratisbellagen: wöchentl. Samstags das achtſeitſge tuſtrierte Sonntagsblatt Sterne 5 Fehrplan ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich Erſte und älteſte Zeitung am Platze. Viernheimer recher 117.— Poſtſchecklonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. W 219 Die Finanzlage Heſſens. Darmſtadt, 17. Sept. In letzter Zeit von der Oppoſition, insbeſondere dem Landbund— abgeordneten Dr. Leuchtgens, erhobene Vorwürfe geben dem heſſiſchen Finanzminiſter Veranlaſſung, eine ausführliche Darſtellung der Vereinbarung mit dem Reichsfinanzmini⸗ ſter Reinhold bekannt zu geben. Es iſt behaup— tet worden, daß die Prüfungskommiſſion, die unter gleicher Beteiligung von Reich und Heſ— ſen die geſamte Finanzgebahrung Heſſens be— urteilen ſoll, eine Aufgabe der Selbſtändigkeit Heſſens bezwecke. Der wiedergegebene Bericht widerſpricht dieſer Auffaſſung völlig. Es geht aus ihm hervor, daß dieſe Prüfung auf beſonderes Betreiben des heſ— ſiſchen Finanzminiſters erfolgte, der darin eine Gelegenheit ſieht, die Vorwürfe der Op poſition über eine falſche Finanzpolitik zu wi— derlegen. Die Darſtellung hat folgenden Wort— laut: Der heſſiſche Finanzminiſter iſt bei der Reichsregierung wegen Gewährung von Zu⸗ ſchüſſen zur Behebung der durch die Beſetzung des Landes hervorgerufenen Notlage wieder⸗ holt vorſtellig geworden. Die Reichsregierung lehnt es begreiflicherweiſe an ſich und grund⸗ ſützlich ab, Fehlbeträge, die im Staatshaus⸗ halt eines deutſchen Freiſtaates erwachſen, aus Reichsmitteln zu decken, iſt aber grund— ſätzlich geneigt, den beſonderen Verhältniſſen Heſſens Rechnung zu tragen. Die Reichsregie⸗ rung und die Heſſiſche Regierung werden da⸗ her gemeinſam in einer Kommiiſſion die ge⸗ ſamte Finanzwirtſchaft des Landes einer Prü⸗ fung unterziehen, die ſich ins beſondere darauf erſtrecken ſoll, inwieweit die beſondere Notlage Heſſens auf die Beſetzung eines großen Teiles des Landes zurückzuführen iſt. Die Reichs⸗ regierung iſt bereit, bis zum Abſchluß dieſer Prüfung Vorſchüſſe inſoweit bereit zu ſtellen, als zur Deckung des dringendſten Staats be⸗ darfs erfordeklich iſt. Inwieweit bei der be⸗ abſichtigten Prüfung die Reichsregierung die Ueberzeugung gewinnt, daß die beſundere Notlage des Landes Heſſen weſentlich auf die Folgen der Beſetzung und des Ruhrkampfes zurückzuführen iſt, wird ſie die Umwandlung der Vorſchüſſe in Zuſchüſſe herbeiführen. Die Landesregierung hat gegen eine derartige Nachprüfung umſo weniger Bedenken, als es ihr nur erwünſcht ſein kann, wenn eine völlig objektive und ſachverſtändige Stelle in die Lage verſetzt wird, ein Urteil über ihre Fi⸗ nanzgebarung abzugeben und wenn ſie die Ratſchlüge über weitere Sparmöglichkeiten be⸗ nutzen kann. Es ſei ferner hervorgehoben, daß dieſe Nachprüfung keine Preisgabe der ſtaat⸗ lichen Selbſtändigkeit des Landes bedeutet. Beide Teile, Reichs⸗ und Landesregierung be⸗ wahren das Recht der freien Entwicklung, letztere, wieweit ſie den Anregungen und Rat⸗ ſchlägen der Prüfungsſtelle Folge leiſten will, erſtere darüber, ob ſie die Voraus ſetzungen für eine Hilfeleiſtung als gegeben anerkennen kann. Schon das wird es nötig machen, mit der Reichsregierung Jahr für Jahr in erneute Verhandlungen einzutreten. Jedenfalls ſteht die Tatſache ſeſt: Das Reich hat ſeine grund⸗ ſätzliche Bereiterklürung zu ausreichender Hilfe ausgeſprochen und das berechtigt die heſſiſche Regierung dazu, der Aufſtellung und Verabſchiedung des Voranſchlags für 1927 mit geminderter Sorge entgegenzuſehen. Stillſtand der Pariſer Eiſenver⸗ handlungen. Paris, 18. Sept. Ueber die Pariſer Eiſenver⸗ handlungen wurde vom Comitee des Forges fol⸗ gendes Communique veröffentlicht: Die Beſpre⸗ chungen über die internationale Rohſtahlgemein⸗ ſchaft konnten heute nicht beendet werden. Die; waren nämlich nicht im⸗ ſtande, den Vorſchlägen zuzuſtimmen, die ihnen von den Vertretern der anderen Ländern gemacht; worden ſind und haben gebeten, ihren Kollegen, belgiſchen Delegierten Tageblatt (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Schriftleitung, Druck und J abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, — Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des s ber Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspe 0 is monatl. 1.50 Mark frei ins Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 80 Pfg., bei Wiederholung mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen. Polizeiamts Viernheim Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Nathausſtr. 86 Montag den 20. September 1926 43. Jahrgang e Das Geheimnis von Thoiry. Die Unterredung Briand—Streſemann.— Keine Bekanntgabe des Inhalts der Beſprechung.— Briand und die Journaliſten.— Der witzige franzöſiſche Außenminiſter. Die Abfahrt der Miniſter. Genf, 17. Sept. Heute vormittag gegen 11.40 Uhr fuhr Briand nur in Begleitung ſeines Kabinettschefs beim Hotel Metropole, dem Hauptquartier der deutſchen Delegation, vor. Wenige Minuten ſpäter beſtieg Dr. Streſemann mit ſeinem Sekretär das vor dem Hotel wartende Automobil und die bei den Außenminiſter mit ihrer Begleitung und den unvermeidlichen Sicherheitsbeamten fuh ren raſch davon. Geſtern war beſtimmt wor— den, daß die Unterredung heute mittag ſtatt— finden ſollte, doch ſind dieſe Diſpoſitionen heute vormittag geändert worden. Es iſt na türlich auch möglich, daß ſie von vornher— ein dazu beſtimmt waren, geändert zu werden, denn die beiden Staatsmsnner legen wenig Wert darauf, daß die Oeffentlichkeit ihren Schritten allzu genau folgt. Die Unterredung in Thoiry. Genf, 18. Sept. Ueber die Unterredung zwiſchen Reichsaußenminiſter Dr. Streſe⸗ mann und dem franzöſiſchen Außenminiſter Briand mird von deutſcher Seite noch er⸗ klärt, daß die Unterredung fünf Stunden ge⸗ dauert habe. Der Ort war ſtreng geheim ge— halten wurden. Es wurden alle zwiſchen beiden Ländern ſchwebenden Fragen beſprochen. Be⸗ ſonders hervorgehoben mird ſeitens der deut ſchen Delegatinn der Einklang zwiſchen den beiden„Auffaſſungen über eine Geſamtſö⸗ ſung“. Bekanntlich hat der deutſche Reichs⸗ außenminiſter immer eine Geſamtlöſung an⸗ geſtreht. Ende September wird den beiden Megie rungen dann der Bericht über die Unter⸗ redung vorliegen. weil Briand nach ſeiner Aßreiſe aus Genf einen kurzen Urſaub autre ten wird. und die deutſche Delegation erſt in der nöchſten Woche nach Berlin zurßckkehrt. Nach Billigung der heiderſeitigen Gahinette mird man in die meitere Rehanhſungd der An⸗ gelegenheit eintreten zur baldigen Herbeisün rung einer ſteſamtlüſung. Streſemann erklärte mach ſeiner Rückkehr, daß er bei Briand groſies Verſtändnis dafür gefunden hoße. daß die anze Situation eine eurnpfiſche Nerſtändi⸗ gung gehieteriſch fordere. Dos Kernſtück einer curovsiſchen Nerſtändigung ſej die deutſch⸗ franz öſiſche Verſtän digung,(bei der keine Streiffrage yffen bleiben dürfte Zufammmenkoſſend künne feſhgeftellt werden, daß: ſich Dr. Streſeman außerordentlich be friedſat über den Verlauf ſeiner Unterredung mit Briand ausgeſprochen habe. Vriand(hat Preſſevertretern erklärt, daß die Unterredung mit Streſomann in hervorragendem Maße der Furppas gedient hahe. In ſo freundſchaft⸗ lichem Geiſte künnten Verhandlungen nur in Genf geführt werden. Briand hat geſtern abend Genf verlaſſen. gegenüber Befriedung Din franzöſiſches Kommunique. Gent, 17. Sept. Die franzöſiſche Deſega— tion hat gegen 7 Uhr abends ein Kommuniaue über die Unterredung veröffentlicht, das fol— genden Wortlaut hat: „Herr Briand. der Miniſter der auswär— tigen Angelegenheiten von Frankreich. und Herr Streſemann der Miniſter der auswärti— gen Angelegenheiten von Deutſchland. haben ſich zum Frühſtück in Thoiry getroffen. Sie hatten dort eine mehrßündige Unterredung, die auf das herzlichſte verlief. Im Verlaufe dieſer Unterredung haben ſie nacheinander alle Probleme unterſucht, die die beiden Länder intereſſieren könnten und ſie haben gemeinſam nach den geeigneten Mitteln geforſcht, um deren Löſung im Intereſſe Frankreichs und Deutſchlands und im Geiſte der von ihnen unterzeichneten Abkommen herbeizuführen. Die beiden Miniſter haben ihre Geſichtspunkte teilungen hätten eigentlich tive Angaben enhalten. Briand erwiderte ihnen ſchlagfertig und ironiſch:„Denken Sie Thoiry und wenn Sie ein Feuilleton ſchreiben wollen, kann ich Ihnen noch ſagen, daß wir beim Beginn des Frühſtücks den Mont Blanc nicht ſchon beſteigen konnten, weil er ſich hin— ter den Wolken verſteckte. Im Verlaufe unſe— rer Unterredung wurde er aber immer klarer, und ſchließlich ſahen Abendſonne ſo ſchön, beſtimmt nicht geſehen haben. Daraus können Sie ſich doch ein ſchönes Symbol machen.“ über die Geſamtlöſungen in Einklang ge— bracht, wobei ſich jeder von ihnen vorbehalten hat, ſeiner Regierung darüber zu berichten. Wenn ihre Geſichtspunkte von ihren Regierun⸗ gen gebilligt werden ſollten, würden ſie ihre Zuſammenarbeit wieder aufnehmen, um zu dem wünſchenswerten Ergebnis zu gelangen. — Briand und die Preſſe. Genf, 18. Sept. Ueber den Empfang der Preſſevertreter durch Briand wird bekannt: In ſeiner bekannten Art machte Briand allerlei Scherze über das Frühſtück, das ſehr gut geweſen ſei und das, wie er hoffe, auch Herrn Streſemann gut bekommen möge. Da Briand abſolut nicht dazu zu bewegen war, etwas über den Inhalt ſeiner Unterredung mit Streſemann zu ſagen, wurde er ſchließlich nach der Affaſſung befragt, die ſich aus dem Kommunique entnehmen laſſe. Man fragt ihn, ob nicht die in dem Kommunique bezeichnete Tatſache, daß die beiden Miniſter ihre Ge— ſichtspunkte miteinander in Einklang gebracht hätten, ſehr erfreulich ſei. Briand antwortete energiſch:„Gewiß, durchaus. Ich verſtehe auch ſehr gut, daß Sie gern etwas über die einzelnen Gegenſtände unſerer Unterredung wiſſen möchten. Aber ich bitte Sie, zu beden⸗ ken, daz es doch wirklich wichtiger iſt, daß wir zu einem erfreulichen Ergebn als die Tatſache, ob Sie nun in Ihren Zei— tungen einige Tage früher oder erſt ſpäter be— richten lönnen. worüber wir geſprochen ha— ben, was im Intereſſe Frankreichs u. Deutſck 3 1 lands getan werden könnte, um unſere Län ommen betanen, daß ich von der Unterhal ſehr befriedigt bin und ich mußt auch ſa— daß meine Unterhaltungen mit Herrn ſeit einem Jahr immer den glei von ſeiner Freimütigkeit und E t hrlichkeit ge⸗ inacht haben. Weiter fügte Briand lächelnd hinzu: Ich will nun in aller Beſcheidenheit hoffen, daß Herr Streſemann von mir den gleichen Ein dreck gehabt hat. Briand ſprach dann darüber, daß es ebenſo ei der großen Verdienſte des Völkerbundes haß die Stgatsmänner ſich hier verhältnis gen ſprechen könnten, den unvollkommenen telegraphiſchen angewieſen ſeien. Wenn die Regierungen,; Briand fort, ſich geneigt zeigen, auf die von uns vereinbarten Geſichtsvunkte gehen, ſo werden die Unterhaltungen verſtändlich fortgeführt werden. häufig und ungeswun — Auf die Frage, ob Briand etwas von ei geplanten Reiſe 3 Streſemanns nach N bekannt ſei, von der in amerika en Zeitun gen die Rede geweſen ſei, ſchüttelte Briand den Kopf und hob die Hand wie zur Abwehr mit den Worten: „Ach, die amerikaniſchen Zeitungen!“ Die wenig geſchmeichelten amerikaniſchen Journaliſten rächten ſich nunmehr dadurch an Briand, daß ſie ihm verhielten, ſeine Mit wenig poſi⸗ nur daran, was Sie jetzt für ſchöne Artikel ſchreiben können über das Geheimnis von wir ihn im Lichte der wie Sle ihn in Genf in Belgien darüber Bericht zu erſtatten. Seitens aller Delegationen war die belgiſche Quotenfor⸗ derung abgelehnt worden und man hatte Gegen vorſchläge gemacht. Ein Termin zu neuer Zu⸗ ſammenkunft iſt nicht verabredet worden. Man will offenbar zunächſt die Entſchlüſſe der Mächte abwarten, auf die man in ungefähr zwei Mo⸗ naten rechnen kann. die Initiative. Verhandlungsteilnehmer 0 gegeben haben, ſich bis Mittwoch zu erklären, ob lie den Vertrag unterzeichnen wollen. Bei dieſen liegt alſo jetzt In Paris verlautete geſtern, daß die anderen den Belgiern anheim Ein Aufruf an den Völker⸗ bund zur Klärung der Kriegsſchuldfrage. Berlin, 18. Sept. Einer Mitteilung des Ber⸗ liner Univerſitätsproſeſſors Hans Delbrück an die Preſſe zufolge haben einige verſchiedenen Natio⸗ nen angehörende Perſönlichkeiten, die ſich um die Erforſchung der Kriegsſchuldfrage verdient ge⸗ macht haben, die im September in einem Orte Frankreichs am Golf von Biscavya eine Zuſam⸗ menkunft hatten, nachſtehendes Schreiben an den Völkerbund gerichtet: „Sehr geehrter Herr Präſident! Sehr geehrte Mitglieder des Völkerbundes! Die hohe Ver⸗ ſammlung, die in dieſem Augenblick in Genf zu⸗ ſammentritt, annulliert, indem ſie Deutſchland in den Völkerbund aufnimmt und ihm einen ſtändi⸗ gen Sitz im Rat gewährt, tatſächlich den funda⸗ mentalen Artikel des Verſailler Vertrags, der Deutſchland die Schuld am Ausbruch des Welt⸗ krieges zuſchiebt. Wir ſtellen das feſt. Indeſſen, das öffentliche Gewiſſen, das durch jene Parodie eines Rechtsbruches tief verletzt iſt, wird in die⸗ ſer Maßregel der Wiedergutmachung nur eine verſpätete und ungenügende Genugtuung erblik⸗ ken. Die Umſtände, unter denen eine Verurtei⸗ lung ausgeſprochen worden iſt, unter Mißach⸗ tung der Grundſätze, die in ziviliſierten Ländern dem Ankäger das Recht abſprechen, ſich ſelbſt zum Richter über den Angeklagten zu machen, bedeu⸗ ten ein zu empörendes Beiſpiel von Heuchelei und Gewalttat, um jemals dieſen Rechtsbruch denen zu verzeihen. die dafür im Angeſicht der Welt die Verantmortung übernommen haben. Erlauben Sie daher, ſehr geehrter Herr Präſi⸗ dent, ſehr geehrte Mitglieder des Völkerbundes, denjenigen, die nicht aufgehört haben, für die Aufdeckung der Wahrheit zu kämpfen, Ihnen mit aller Beſtimmtheit zu verſichern, daß Ihr Werk nichtig ſein wird, ſolange ſie nicht vollſtändig und öffentlich die Ungerechtigkeit von 1919 getilgt haben. Eine unparteiliche, gründliche und ſtrenge Unterſuchung üßer die Urſachen des Weltkrieges wird der öffentlichen Meinung die notwendige Beruhigung geben. Ihre Sache iſt es, ſie vor⸗ während ſie ſonſt auf 2 Verkehr nehmen zu laſſen. Ihre Sache iſt es. Fälſchun⸗ den antzudecken, die auch heute nach die Geiſter vergiften und den unverſöhnlichen Haß weiter oären laßſen. Die Unterſuchung iſt nicht allein U ich für die völlige Wiederherſtellung e wird gefordert durch die Würde lufehen des Yölterbundes. der geſchaf⸗ ben durch jene Verträge, deſſen verdiente t zlen muß, wenn er nicht die wer begründet iſt, reformiert.“ hat dann die Geiſter aufgeregt veranlaßt, ſich aufeinander zu 3 der Wahrbeit wird der Friede Außerhalb der Wahrheit iſt ein hau moraliſch unmöglich. Entwe⸗ rhund wird das Licht bringen oder ſein.“ 926. Für Deutſchland: Hans der Geſchichte an der Univerſtität für Frankreich: Georges Demartial Gu⸗ Mathias Morhardt. Alfred Pevet, n Staaten von Amerika: Harry Prof. am Smith⸗-College Vort⸗ yphus⸗Epidemie. (Letzte Meldung.) 18 1. Die Zahl der Typhus⸗ igt e der Todesfälle 42. Außerhalb der K häuſer ſollen bisher drei 8fälle zu verzeich ſein. Im Landkreiſe Erkrankten auf 24 geſtie⸗ dampf gegen die Seuche jetzt eifrig betrieben. Die öffentlichen Impſſtellen nach wie vor ſtark in Anſpruch. kranken be wird von den Beh Bevölkerung nimmt die Kleine politiſche N 7 4 Nachrichten. Hindenburg verläßt Berlin. Berlin, 17. Sept. Mit dem fahrplanmä⸗ ßigen Zuge um 8.10 Uhr hat Reichspräſident v Hindenburg in Begleitung des Reichs⸗ wehrminiſters Dr. Geßler Berlin verlaſſen und ſich nach Bad Mergentheim begeben zur Teilnahme an den Manövern der 5. und 7. Diviſion. Die Rückkehr des Reichspräſidenten erfolgt am kommenden Montag. Neue faſziſtiſche Ausſchrei ungen. Paris, 18. Sept. Nach einer Meldung des „Paris Soir“ aus Rom ſind Faſziſßten kürzlich in einem Laden eingedrungen und haben dort eine franzöſiſche Flagge vernichtet. Die italieni⸗ ſche Regierung hat eine Unterſuchung über den Zwiſchenſall angeordnet.— Amtlich wurde ge⸗ ſtern erklärt, daß die Meldung über franzöſiſche Truppenverſammlungen an der italieniſchen Grenze unsnutreffend ſei. 2 2 3——̃— S . Der Mordprozeß Schröder. Magdeburg, 17. Sept. Vor dem Schwurgeri beim t Magdeburg begann e Morgen hald 10 Uhr die Verhandlung gegen den früheren Schmied Schröder, der angeklagt iſt, n Kaufmann Helling vorſätzlich ermordet und beraubt zu haben und der ſich außerdem wegen Verleitung zum Meineid, verbotenen Waf— fentragens uſw. zu verantworten hat. Die An⸗ teilnahme der Bevölkerung iſt außerordentlich, groß. Der Schwurgerichtsſaal iſt überfüllt. Ueber 60 deutſche und ausländiſche Preſſevertreter ſind anweſend. Als Beweismittel liegen auf dem Richtertiſche der Anzug des Ermordeten, uſw., die man bei Schröder gefunden hat. Den Vorſitz führt Landgerichtsdirektor Dr. Löwenthal. Die Anklage vertritt Staatsanwalt Rasmus. Als Offizialverteidiger iſt Rechtsanwalt Jaes⸗ per dem Angeklagten beigegeben. Geladen ſind 31 Zeugen, darunter die frühere Braut des hröder, Hildegard Götze, die man zunächſt unter dem Verdacht der Beiihlef und Mittwiſſerſchaft' feſtgeſtellt hatte, gegen die aber die Anklage fallen gelaſſen wurde. Unter den Zeugen befinden ſich Au. a. noch der Großinduſtrielle Haas, der Unter⸗ ſuchungsrichter Kölling und der Kriminal- kommiſſar Tenholt. Schröder wurden vor Eintritt in die Vernehmung die Handfeſſeln abge⸗ legt. Der Vorſitzende hielt ſodann eine eindrucks⸗ volle Vorrede an die Geſchworenen, in der er mamentlich auch auf den heftigen Meinungsſtreit in der Oeffentlichkeit hinwies, der umſo bedauer— licher ſei, als der Anſtoß zur Tat ganz außerhalb der Politik liege. Dann begann die Vernehmung Schröders, der mit leiſer Stimme ſeinen Lebesnlauf erzählte. Er iſt in Großrottmersleben geboren, hat die Volksſchule beſucht und dann Schmied gelernt, ob— wohl, wie er ſagte, ein geiſtiger Beruf ihm mehr zugeſagt hätte. Mit 16 Jahren ging er zum Militär und diente 4 Jahre bei den Pionieren in Magdeburg. 1921 litt er an einer ſchweren Geſchlechtskrankheit. Dann äußerte ſich Schtö— der über ſeine Beziehungen zu ſeiner früheren Braut, die er 1923 auf einem Feſtabend eines „Fechivereins Allania“, einer ſtudentiſchen Ver⸗ bindung, in die ſich Schröder als ſtud. jur. ein⸗ geführt hatte, kennen lernte. In Großrottmers⸗ leben zog er mit ſeiner Braut zuſammen und da er nur ein monatliches Einkommen von 68 Mk. hatte, geriet er in große wirtſchaftliche Schwierig⸗ keiten. Im Februar 1925 ſtarb ſeine Mutter unter eigentümlichen Umſtänden, was ihm ein Verfahren wegen fahrläſſiger Tötung einbrachte. Er ſchilderte den Unglücksfall. Er habe mit einem Revolver geſpielt, plötzlich ſei ein Schuß Iosgegangen und habe ſeine Mutter getroffen, die bald darauf im Krankenhaus ſtarb. Auf die Frage des Vorſitzenden, ob dieſes Ereignis nicht auch einen ganz außeordentlichen Eindruck auf ihn gemacht habe, erwiderte der Angeklagte:„Das gehört doch nicht hierher.“ Am gleichen Tage hatte er morgens eine Auseinanderſetzung mit ſeiner Braut gehabt, die ihm wegen ſeiner Un- treue Vorhaltungen machte. Beim Leben ſeiner Mutter ſchwor er ihr Treue, brach jedoch nach- mittags bereits dieſen Treueſchwur und erſchoß am Abend ſeine Mutter fahrläſſig. Auf die Frage gibt Schröder zu, daß dieſe Ereigniſſe ganz kolloſ⸗ alen Eindruck auf ihn gemacht hätten. Er habe an ein göttliches Strafgericht oder auch an Okkul⸗ tismus geglaubt, denn er habe ſich viel mit Spiri⸗ tismus und Okkultismus beſchäftigt. Im weiteren Verlaufe der Vernehmung Schröders ſucht dieſer den Anſchein zu er⸗ wecken, als ob er nicht beſonders intelli⸗ gent ſei und auch wenig Ueberlegung beſitze. Er ſuche Führernaturen nachzuahmen, traue ſich aber eine ſolche Rolle ſelbſt nicht zu. Der Vor⸗ ſitzende hält ihm entgegen, daß er einen Brief don Schröders Ausbruchskomplizen Schulz erhal⸗ Wende Schalerweichen Roman von Ferdtnand Runkel Wiluft vu mir meinen TFebensaveno ver⸗ bittern...? Trotzdem war ich entſchloſſen, dir das ſchwerſte Opfer zu bringen, aber du kamſt ja nicht mehr. In grollendem Stolz hatteſt du dich von mir abgewandt. So war ich allein, niemand, der mich unterſtützt hätte. Da flüchtete ich mich zu Erna, ſie war die einzige, der ich meinen Gemütszuſtand anver⸗ trauen durfte. Ich dachte vielleicht, du wärſt bei ihr geweſen, aber ſie wußt« nichts, hatte keine Nachricht von dir empfangen, hatte nichts von dir gefſehen. Die gute Erna. Bleibe dir elbſt getreu, hatte ſie geſagt. Wenn er jetzt inaus in die Welt gegangen iſt, ſo wird er wiederkommen, dich zu ſuchen. Er iſt kein Mann, der ſein Wort bricht. Ich war auch dazu entſchloſſen, aber da kam die Entſcheidung. Der Vater erkrankte heftig und flehte mich an, itter zu erhören, ihm das Scheiden nicht ſo wer zu machen. Und da ſtürmte denn alles nuf mich ein. Ich hoffte, es werde beſſer werden in der Ehe, aber Ritter und ich haben uns nie verſtanden, keinen Augenblick. So mußte es denn kommen, wie es kam. Das Schickſal hat es nicht anders gewollt, und wir müſſen nun ausbarren.“ F„Mein, wir müſſen nicht ausharren. Ein⸗ mal warſt du ſchwach, einmal war ich trotzig nd ſtolz, zum zweiten Male wollen wir es icht ſein. Wir ſind beide am Ertrinken, aber or uns ſchwimmt ein Strohhalm, laß uns nach faſſen und uns aufrichten, daß wir nicht ganz verſinken in Nacht und Unglück.“ Sie ſchüttelte ernſt den Kopf und ant⸗ wortete mit tonloſer Stimme: „Teuerſter Freund, man lebt nicht, um einem Glück nachzujagen, ſondern um ſeine flicht zu tun.“ 5 Während ſie ſprachen, hatten ſie nicht be⸗ merkt, daß das kleine Gartenpförtchen geöffnet und geſchloſſen worden war, und daß Ritter ſich, aus dem Walde kommend, auf dem weichen Kies ihnen näherte. Sie ſahen ihn erſt, als er nor ihnen ſtand und ſie mit einem häßlichen ö 1 1 N binter ihn auf das Sofa und ſchoß dann zweimal wahyſcheinlich den letzten in dieſer ten habe, worin dieſer mitteilt, daß er völlig unter Schröders ſuggeſtiven Einfluß ge⸗ raten ſei. Schulz behauptet, daß er unter die⸗ ſer Einwirkung trotz ſeiner geringen Strafe ſich an Schröders Fluchtverſuch beteiligt habe. Um den zu ſchweigſamen Schulz zu überreedn, habe Schröder ſeine Hilfe zum Spiritismus ge⸗ nommen. Schröder habe Klopfgeiſter be⸗ ſchworen und dieſe Klopfgeräuſche in der dunklen Zelle durch einen Faden, der zur Heizung führte, hervorgerufen. Ein dreimaliges Klopfen habe Ja bedeutet, ein zweimaliges Nein.“ Schließlich ſeien auch ganze Silben zuſtande ge⸗ kommen und die Geiſter hätten erklärt, die Flucht würde gelingen. Schulz habe ſchileßlich auch an die Geiſter 110 geglaubt und nur dadurch ſich zur Teilnahme an der Flucht bereit erklärt!!! Schröder beſtreitet, Klopfgeiſter hervorgerufen zu haben. Faſt alle ſeine nächſten Verwandten ſeien eines unnatürlichen Todes geſtorben. Ueber ſein Liebesweſen befragt, ſagt Schröder, er habe viele Damenbekanntſchaften gehabt. Er führte über ſeine ſämtlichen Damenbeziehungen genau Buch, indem er ſich von jeder ſeiner Freun— dinnen eine Locke ſchenken, die er dann auf einen Stock band, um ſich ſo eine Lockenſammlung an- zulegen.— An Helling kam er durch ein Inſerat, das er am 6. Juni im„Magdeburger Generalanzeiger“ erſcheinen ließ. Das Inſerat lautete:„Geſucht Buchhalter, ledig, für eine ländliche Spar- und Darlehenskaſſe, 500 Mark Kaution erwünſcht“. Schröder erklärt, er habe die ſich Meldenden auf irgendeine Art und Weiſe um die 500 Mark prellen wollen; an eine Ge— walttat habe er dabei nicht gedacht. Auf das Inſerat erhielt er zehn Briefe und beſchloß, die Bewerber ſelbſt zu beſuchen. Die Beſuche bei einigen Leuten hätten nichts beſonderes ergeben und ſo ſei er zuletzt zu dem ſich gleichfalls melden⸗ den Helling gekommen. Er habe Helling er⸗ zählt, es handele ſich um eine leitende Stellung und dieſer habe erklärt, er könne dieſe ausfüllen und auch Kaution leiſten. Helling habe gleich mitkommen und den Direktor der Sparkaſſe ken⸗ nen lernen wollen. Schließlich habe er ſich aber mit ihm auf eine halbe Stunde ſpäter verabredet. Mit Fahrrädern ſeien ſie dann beide nach Schackenſen, wo die Sparkaſſe ſich befinden ſollte, gefahren. Dort ging Schröder allein in die Wirtſchaft ſeines Vaters. Da er einen Gaſt vorfand, änderte er ſeinen Entſchluß und ſagte zu Helling, der Direktor ſei nicht anweſend, ſie wollten ihn in ſeiner Wohnung in Groß-Rott⸗ mersleben erwarten. Während dort Helling kurze Zeit das Zimmer verlaſfen hatte, ſei ihm der Gedanke gekommen, dieſen einfach über den Haufen zu ſchießen. Er habe ſich überlegt, ob er ihn von hinten oder vorn er⸗ ſchießen ſolle. Als Helling wiederkam, habe er (Schröder) alle Hemmungen überwunden gehabt, einfach die Piſtole herausgeriſſen und zweimal ge— ſchoſſen. Schröder ſchilderte dann, wie er die Leiche nach dem Keller brachte. Kaum zehn Minuten nach dem Mord ſei die Leiche bereits zerſtückelt geweſen. Hilfe Götze war während dieſer Zeit im Garken. Nach dem Mord machte der Angeklagte eine kurze Reiſe und verbrannte nach ſeiner Rückkehr die Leiche des Helling, indem er einige Flaſchen Spiritus im Keller auf den Körper goß und anzündete. Auf eine Frage des Vorſitzenden beſtätigte Schröder, daß er Helling in demſelben Korb⸗ ſtuhl erſchoß, auf dem ſeine Mutter den tödlichen Schuß von ihm erhielt. Er Habe Helling zuerſt erſchießen wollen, als dieſer an ſeinem Bücherſchrank ſtand, doch drehte ſich das Opfer mehrmals um, wohl, wie Schröder ſagt, weil es im Unterbewußtſein die drohende Gefahr ahute. Helling habe ihn ganz entſetzt angeſehen. Er lud dann Helling ein, in dem Korbſeſſel Platz zu nehmen, ſetzte ſich überall ſich bemerkbar Lachen anvugre. e „Ihr habt euch ja ſo abſentiert.“ Max fuhr auf und wollte etwas ſagen, der Augenblick der Entſcheidung ſchien ge⸗ kommen, aber Ritter winkte ihm zu ſchweigen und drehte ſich auf dem Abſatz herum. ö Sich will nicht ſtören, ich gehe ſchon.“ Wieder verzerrte das häßliche grauſame Lachen ſein Geſicht, und er verſchwand mit ſchnellen Schritten nach dem Forſthaus. „Da haſt du es nun,“ ſagte Molly nach einer Weile ängſtlich.“ „Ja, und ich danke Gott dafür, es kann ja nicht ſo weiter gehen, laß uns der Entſcheidung mutig ins Geſicht ſehen.“ Er ſtand auf, drückte ihr feſt die Hand und ging zu dem Gräberfelde, wo man gerade den Deckel eines neuen ans Tageslicht be⸗ förderten Steinſarges öffnete. 12. Kapitel. Daa Abendbrot auf dem Forſthaus war ſipenche ruhig verlaufen, der Stoff zum Ge⸗ ſpräch mangelte. Neues war auch heute in den Gräbern nicht gefunden worden. Ritter hob wenige Minuten, nachdem abgeſpeiſt war, die Tafel auf mit dem Bemerken, daß Max und er ſchon um zwei Uhr in den Wald hinaus wollten, um einen Birkhahn G5 ſchießen, ein aiſon. Poirier und Rückert, die den en Tag in der Glut der Maiſonne auf dem freien Felde gearbeitet hatten, waren froh, ſich zurück⸗ ziehen zu dürfen, und ſo lag denn um kaum neun Uhr die Oberförſterei in tiefem Schweigen. Ritter ging noch einmal hinaus ans Tor, ſchloß ab, löſte die beiden Wachyunde von ihrer Kette und begab ſich dann ins Speiſe⸗ Zimmer zurück, wo er Molly noch in ſtummem Schweigen am Fenſter ſitzend 1 0 „Es iſt gut, daß du noch nicht ſchlafen gegangen biſt, ich hütte noch ein e mit dir zu reden.“ „Aber ich bin müde und abgeſpannt. Du weißt, wie ſehr ich von der Hitze leide, und es war heute ein ungewöhnlich heißer Tag.“ g „Ja, ja, ganz recht, ich leide auch, und ob du ein paar Minuten früher ſchlafen gebſt. das macht nichts aus. oder ſpäter Viel kurz hintereinander, Wann er die Brieftaſche genommen habe, wiſſe er nicht mehr genau. Im weiteren Verlauf ſchildert Schröder, wie er verhaftet und auf der Polizei verhört wurde. Es kommt zu einer Senſation, als er ausſagt, daß er ſchon im Juni dem Kriminalkommiſſar Tenholt gegenüber das Geſtändnis abgelegt habe, er(Schröder) allein ſei der Täter. Tenholt habe aber geſagt, das glaube ihm kein Menſch und nun hat Schröder alles das, was er ſchon früher über Haas und Fiſcher ausgeſagt hatte, weiter aufgebaut. Aus dem Mißfverſtändnis des Kriminalkommiſſärs Tenholt ſei dann die große Haas⸗Affäre entſtanden. Tagung des Deutſchen Werlkmeiſter⸗Bundes. n den Tagen vom 4. bis einſchließlich 6. Sept. dieſes Jahres waren in Königswinter Bundesvorſtand und Geſchäftsführer des Deut⸗ ſchen Werkmeiſter-Bundes zu ernſten aber auch zu erfolgreichen Arbeiten vereinigt. Es galt, wichtige Beſchlüſſe zu faſſen, die für die Aufwärtsbewegung des D. W. B. und für die organiſatoriſche Sicherſtellung desſelben von be⸗ ſonderer Bedeutung ſind. Der der Bundesvorſtandsſitzung vorgelegte Ge⸗ ſchäfts⸗ und Kaſſenbericht für das letzte Geſchäfts⸗ jahr erbrachte den Beweis, daß in organiſatori⸗ ſcher, wirtſchaftlicher und. ſozialpolitiſcher Hinſicht wertvolle Arbeiten geleiſtet wurden, die in ihrer Entwicklung zum Wohle der geſamten Mitglieder ſich ausgewirkt haben, bezw. ſich auswirken wer⸗ den. Auch der Deutſche Werkmeiſter-Bund iſt bezüglich ſeiner Mitgliederzahl von Rückſchlägen nicht verſchont geblieben. Durch die ſeit 2 Jah⸗ ren allerorts einſetzenden Abbaumaßnahmen und durch die Arbeitsloſigkeit ging ein kleiner Prozentſatz an Mitgliedern verloren, der zum überwiegend großen Teil allerdings wieder durch neue Zugänge wettgemacht werden konnte. Bei einer Mitgliederzahl von rund 14 000 be⸗ deutet der Deutſche Werkmeiſter-Bund innerhalb der chriſtlich-nationalen Angeſtelltenbewegung einen ſehr beachtenswerten Faktor. Bedenkt man, daß der D. W. B. vor nicht ganz 7 Jahren erſt gegründet wurde, dann muß man geſtehen, daß der bisherige Erfolg auch dem Fernſtehenden Achtung abringen muß. Der D. W. B. iſt heute allüberall als Tarifkontrahent anerkannt. Bei allen ſtaatlichen Stellen, iſt der D. W. B. ver⸗ treten. So iſt es möglich, durch einen ſtarken, machenden Einfluß, im Sinne der deutſchen Werkmeiſterſchaft bezw. der Angeſtellten die Sozial⸗ und Tarifpolitik ſtärkſtens zu beeinfluſſen. Der zweite Tag brachte eine gemeinſame Sit⸗ zung der Bundesvorſtandsmitglieder, der Bezirks⸗ vorſitzenden und der Landesgeſchäftsführer. Auch dieſe Sitzung befaßte ſich zum Teil mit den am Vortage erledigten Aufgaben und hieß in ein⸗ gehender Ausſprache das Beſchloſſene in allen Teilen gut. Wichtige Satzungsänderungen wur⸗ den niedergelegt, gleichfalls haben die Unterſtüt⸗ zungseinrichtungen des Bundes mit Wirkung vom 1. Oktober ab eine weſentliche Umſtellung zugun⸗ ſten der Mitglieder erfahren. Die Aufgaben der Bezirksvorſtände erfuhren in einem Vortrag beſondere Beleuchtung. Die am dritten Tage abgehaltene Geſchäftsführer⸗ konferenz befaßte ſich am Vormittag mit dem Programm des D. W. B. und kam nach ein⸗ gehender Ausſprache zu der Ueberzeugung, daß an demſelben trotz aller Anfeindungen unent⸗ wegt feſtgehalten werden müſſe und daß der D. W. B. als chriſtlich⸗ nationale Arbeitnehmer-Organiſation ſo wie bisher auch in der Zukunft von den Grundſätzen der partei⸗ politiſchen und re ligiöſen Neutrali⸗ tät nicht abweichen wird. In einem weiteren Vortrage wurden die ſozialpolitiſchen Forderungen dse D. W. B. ausgiebig behandetl. . have ich auch gar nicht mit dir zu ſprechen, das weißt du ja. Wir haben uns ja überhaupt nicht viel zu ſagen. Warum? Das war m bis zum heutigen Tage ein Rätſel. Ich konnte i es nicht perſtehen, daß eine Frau der ehrlichen viebe eines jungen Mannes einen ſo unuver⸗ windlichen Widerſtand entgegenſetzte.“ „Das habe ich nie getan. Ich habe mich ſtets bemüht, dir eine treue ehrliche Gefährtin zu ſein.“ „Ja, haſt du das getan?“ Er lachte bitter auf. „Eine treue Gefährtin biſt du mir geweſen, allerdings, ob aber eine ehrliche, das möchte Oder nennſt du es vielleicht wenn man dem vertrauensvollen Was „Daß du die Geliebte des Gymnaſiaſten Müller ſeieſt, das hätteſt du mir 161 7 ſollen.“ chlage zu⸗ ſammen. Da war er nun endlich ausgeſprochen, ch hatte er es ihr ins Geſicht geſchleudert, daß ſie mit einer Lüge Sie konnte nichts Es war ihr, als ob eine unſicht⸗ bare Hand ihr die Kehle zuſammenpreßte. Und was hätte ſie ihm auch antworten ſollen? Er ich bezweiſeln. ehrlich, Bräutigam etwas verſchweigt?“ 7 weiß, worauf du anſpielſt. hätte ich dir ſagen ſollen?“ Molly zuckte wie unter einem der harte Vorwurf. Endli in die Ehe getreten ſei. antworten. hatte ja recht. „Wenn ich anders gekommen, vielleicht auch nicht. enn ich war jung, und ich liebte dich ſo, nur dich beſitzen konnte. andern Mannes ſein könnte. ehrte von der ich alles eher geglaubt als eine Lüge, eine kalte unbarmherzige ewußt hätte, wie es um dich ſtand, wer weiß, es wäre vielleicht manches Wahr⸗ 7 hätte ich doch nicht bon dir gela a a mir die ganze Welt gleichgültig war, wenn ich Wahrſcheinlich hätte ich ihn aus deinem Herzen hinausgedrängt. Manchmal fühlte ich wohl, daß etwas zwiſchen dir und mir ſtand, aber ich wagte mir gar nicht klarzumachen, daß es das Bild eines Die edle Molly, die reine Molly, die ich wie eine Heilige 9071 ätte, üge, die konnte doch bloß aus Schüchternheit ſo urückhaltend gegen ihren Ehegatten ſein, und ie war es, weil ſie das Vild eines andern im Herzen trug. Sie hatte den Mut, nicht nun dieſen andern unalücklich au machen ſondern Für die Sicherheit der Eiſenbahnfahrten. Die Erneuerung der 9000 Kilometer der Reichsꝛiſenbahn.. Ueber ide noch rückſtändige Erneuerung von über 9000 Kilometer Gleis ade wir von b tändiger Seite in Berlin auf Befragen folgen uskunft erhalten: Selbſtverſtändlich hat auch der beſte und ſtärkſh Oberbau eine begrenzte Lebensdauer; Berechnun⸗ gen und Erfahrungen ergeben, daß der Schienen weg vierzig Jahre lang dauerhaft bleibt, ohne daß irgendeine Betriebsgefährdung zu befürchten wäre. Trotzdem wird eine gewiſſenhafte Eiſen⸗ bahnverwaltung den Oberbau nicht bis zu ſeiner Erſchöpfung ausnutzen, und tatſächlich haben die deutſchen Eiſenbahnen ihre Strecken im allgemei⸗ nen 1 nach dreißig Jahren vollkommen er⸗ neuert. Nun verfügt die Deutſche Reichsbahn über rund 120000 Kilometer Gleiſe; davon entfallen etwa 75 000 Kilometer auf Hauptſtrecken, 53 000 Kilometer auf weniger ſtark befahrene Neben⸗ ſtrecken. Auf dieſen Hauptſtrecken, die ſtark und mit großen Geſchwindigkeiten befahren werden, hat man noch vorſichtiger gewirtſchaftet und die Gleiſe bereits nach zwanzig Jahren erneuert; an hat ſie ausgebaut und für Nebenſtrecken und Bahnhofsgleiſe verwendet. Vor dem Kriege wurde dieſer Gleisumbau ſo vorgneommen, daß jährlich etwa 4000 Kilometer Gleis erneuert bezw. umgelegt wurde, d. h. etwa 5 v. H. der Geſamtſtreckenlänge. Der Krieg mit ſeinem Ma⸗ terial⸗ und Perſonalmangel unterbrach naturge⸗ mäß dieſe Erneuerungsarbeiten, und aus dieſen Jahren ſtammen die Verzögerungen, die jetzt nachgeholt werden. Da inzwiſchen der Oberbau verſtärkt und ſeine Lebensdauer durch techniſche Verbeſſerungen ver⸗ längert worden iſt, darf man ſich jetzt mit einem jährlichen Gleisumbau von etwa 4 v. H., d. h mit etwa 3000 Kilometer im Jahr begnügne. Im ganzen ſind noch etwa 9000 Kilometer Gleis⸗ aus⸗ und umzubauen; dieſe Arbeit wird neben den laufenden Erneuerungen durchgeführt, ſo daß auch dieſer Reſt in den nächſten Jahren bewältigt ſein wird. Aber ſelbſtverſtändlich werden dieſe Gleisſtrecken beſonders ſcharf beaufſichtigt und durch verſtärkte Unterhaltungs⸗ und Ausbeſſe⸗ rungsarbeiten unbedingt betriebsſicher erhalten, was durchaus keine Ueberbeanſpruchung des Ober⸗ baues darſtellt, da ja ſeine Lebensdauer erſt in zwanzig Jahren erſchöpft wäre. In dieſem Zuſammenhange wird es verſtänd⸗ lich erſcheinen, daß der Reiſende faſt ſtets nur Schienen„zweiten Ranges“ beobachtet, nämlich die Gleisanlagen auf großen Bahnhöfen, die großen Geſchwindigkeiten nicht ausgeſetzt und in⸗ folgedeſſen viel weniger beanſprucht ſind; und es mag eigenartig anmuten, daß man auf kleineren Bahnhöfen mit Schnellzugs⸗Durchgangs⸗ Verkehr einen beſſeren und neueren Oberbau findet. Ein geſcheiterter Frachtdampfer. Newyork, 17. Sept. Von dem britiſchen Fracht- dampfer„Loyal Citizen“, der ſich in der Nähe der Bermudas⸗Inſeln befindet, wurden von der hie⸗ ſigen Funkſtation SOS Rufe aufgefangen. Ein⸗ gelaufenen Meldungen zufolge iſt das Schiff in der Nähe der Bermudas⸗Inſeln geſcheitert. Man hegt Befürchtungen wegen des Schickſals der aus 35 Mann beſtehenden Beſatzung. Der nieder⸗ ländiſche Dampfer„den Haag“, der auf die Not rufe geſtern zu Hilfe eilte, hat an der mutmaß'⸗ lichen Stelle des Unglücks nur ein gekentertes Boot aufgefunden. Man befürtchet, daß alle Rettungsboote des Sch'ies dasſelbe Schickſal er⸗ litten haben. auch den kenne ich dich.“ du ſtellſ. unſchuldig. dieſe Betrachtungen jetzt. nicht imſtande war, die aber was ſollte es nützen. glauben. ozu ſollte ſie alſo n ins Spiel ziehen? 0 e War ſie nicht gezwungen, ihm die letzte ſchw Sorge, die Sorge um die Zukunft ante Kindes abzunehmen? Aber wozu ihm ihre Handlungsweiſe nicht begreifen. „Du wirſt 0 21 gekehrt iſt, etwas entgegenkommt, herzlich, ſchaltlich. Ich habe behardelt wie einen lieben Gaſt, der Dank? Anſtatt daß 4 ü Dns it„iht mah“ emeinden ſeucht. fünffachen Kindesmord auf die Spur. eigenen wyegatten. und warum! Um Reichtum und Stellung. Pah, du ſchöne Heilige, das ſchnöde Geld hat dich verlockt. Nun aber iſt's vorbei mit der Komödie, nun „Ich kann dir nicht antworten, mich nicht verteidigen, aber du tuſt mir unrecht. Ich habe mit mir gekämpft, ich wollte dich glücklich machen. Die Verhältniſſe waren ſtärker als ich. Ich bin nicht ſo ſchuldig, wie du meinſt, und 31 nicht ſo unſchuldig, wie du dich hin⸗ Er lachte ſein kaltes grauſames Lachen. „Du biſt nicht ſo ſchuldig und ich nicht ſo Ja, was helfen uns aber alle 6 Das Glück iſt un⸗ widerruflich verloren, unſere Hoffnung können wir begraben, und daran biſt nur du ſchuld.“ Sie hätte ihm antworten können, daß ſie ein unerfahrenes Mädchen Hane ſei, das gar i N age au überblicken. das einfach blind ſeinen Eltern vertraute. Sit hätte die ganze Schuld auf dieſe werfen können Er hätte i doch nicht e er wollte ihr eanfach ark ihre Eltern Sie hatten ja das Beſte gewollt, um ihretwillen hatte ſie e 1 9 5 ſie denn den alten Mann verzweifeln laſſen? erſte Fes ſagen? Der kalte graufame Genußmenſch, der leidenſchaftliche Egbiſt, der vor ihr ſtand und ſeine Anklagen gegen ſie ſchleuderte, konnte begann er mit Ruhe von neuem,„daß, nachben Müller e gekeh„ geſchehen muß. Ich wußte ja nicht, wie de mik ihm ſtandeſt, darum kam ich ihm entgegen, wie man einem Jugendfreund freundlich, kamerad⸗ hn ins Haus gezogen, hn und was iſt ö 1 mit der Sa beſchäftigt, um derentwillen er hier iſt, ad ich ihn in zartem rete-à-tete mit meiner ffrau“ (Fo riſetzung folgt). Aus Heſſen. Bettlerunweſen. Darmſtadt, 16. Sept. Das Bettlerunweſen nimmt in der letzten Zeit wleder ſtark über⸗ hand. Welch einträgliches Geſchäft das Bet⸗ 1 0 U 0 0 0 eln iſt, zeigt, daß vor dem Herrngartentor ein Bettler feſtgenommen wurde, der in kaum 2 Stunden 10 Mark vereinnahmt hatte. Die Maul⸗ und Klauenſeuche in Heſſen. Darmſtadt, 16. Sept. Nach der amtlichen (Statiſtik ſind in Heſſen an Maul- und Klauen⸗ ſeuche verſeucht: 126 Gemeinden, davon ſind 40 neuverſeucht mit 1081 Gehöften, davon 467 1 neu. Eine ſtarke Ausbreitung hat die Seuche im Kreis Bensheim erfahren. Die meiſten ſind im Kreis Groß-Gerau ver⸗ 7 W Aus Nah und Fern. Hanau, 16. Sept.(Schwerer Motorrad⸗ unkall) Ein ſchweres Motorradunglück ereig⸗ nete ſich heute auf der Leipziger Landſtraße in der Nähe Hanaus. Durch die Schuld eines Radfahrers, der auf der linken Seite der Straße fuhr und nicht auswich, ſauſte das Motorrad des Kaufmanns Paul Leſſen aus Hanau mit ſolcher Wucht gegen einen Baum, daß Leſſen ſofort getötet und ſein Begleiter ein Kaufmann aus Groß-Auheim, ſo ſchwer verletzt wurde, daß auch er auf dem Trans⸗ port zum Krankenhaus ſtarb. Der Radfahrer ſuchte das Weite und konnte bisher nicht er⸗ mittelt werden. Ueber das Unglück iſt noch zu berichten, daß der tödlich verunglückte Kaufmann Paul deſſen aus Hanau. der in Sportkreiſen als Rennfahrer eine bekannte Perſönlichkeit war und mehrfach bei Radrennen erſte Preiſe er— zungen hat. die Motorradfahrt mit ſeinem Be⸗ zleiter, Jakob Röder aus Grof-Auheim unter- kommen hatte, ohne im Beſitze eines Führer— ſcheins zu ſein. Das Motorrad hatten ſich die beiden Verunglückten ohne Wiſſen ihres Fahr— lehrers angeeignet. Hanau. 16. Sept.(Wieder ein Dummer⸗ jungenſtreich.) Auf der Kreishahnſtrecke Lin— burg⸗-Dreihauſen hatte ein Lokomotivführer bor der Einfahrt des Zuges in den Bahnhof Dreihauſen wiederholt ſchwere Steine auf den Schienen gefunden, doch war es ihm ſtets gelungen, den Zug noch rechtzeitig zum Halten zu bringen. Jetzt konnte die Direktion der Kreisbahn den Täter in der Perſon eines 11jöhrigen Jungen ermitteln. Halle. 16. Sept.(Fortgeſetzter Kindes⸗ mord.) In Hadmersleben kam man einem Dort leben der ruſſiſche Arbeiter Scheko und die Oeſterreicherin Peperni in wilder Ehe, der fünf Kinder entſproſſen ſind. Die Kinder ſtar— ben jedesmal. wenn die Wochenhilfe aufhörte. Als das fünfte Kind ſtarb, griff die Gendar⸗ merie ein und verhaftete die Eltern, gegenſeitig belaſteten. Oberweſel, 16. Sept.(Raubüberfall.) In Duisburg wurde ein bhieſiger Schiffer von Eiſenbahnbeamten aufgefunden, der ſchwere Kopfverletzungen aufzuweiſen hatte. Wie er angbit, iſt er von drei Perſonen aus dem Hin: terhalt überfallen worden. Die Burſchen würgten ihn am Hals und ſchlugen ihn ſchließlich mit einem harten Gegenſtand zu Bo⸗ den. Daraufhin beraubten ſie ihn ſeiner Bar⸗ ſchaft und flüchteten. Zwei der Tat verdäch⸗ tige Perſonen wurden feſtgenommen. Eſſen, 16. Sept.( Familiendrama.) In Borbeck hat ſich ein blutiges Familiendrama zugetragen. Ein Bergmann richtete während einer Auseinanderſetzung mit ſeinem Schwie⸗ erſohn die Waffe auf ſeine Tochter, die ihrem Mann zu Hilfe eilen wollte. Der Ehemann ſprang ſchnell vor ſeine Frau und erhielt nun ſelbſt den Schuß in den Leib. Er mußte in ſchwerverletztem Zuſtande ins Krankenhaus gebracht werden. Der Täter wurde erſt nach langem Kampfe mit herbeieilenden Polizei“ beamten feſtgenommen. die ſich Ein Kurort am Schwarzwald.— Der liturgiſche Kuckuck.— Die bürgerliche Schlafmütze.— Haus⸗ zinsſteuer.— Der geduldige Deutſche. Weißt du, was das iſt,„Schloßbaden“ bei Ba⸗ Vielleicht der ſchönſte Luftkurort in Haus gehört dem Cari⸗ tasverband, wird von ebenſo emſigen wie from⸗ es aber darum nicht fehlen weder an einer eigenen Konditorei einem herrlichen Blick übers Rheintal und zum Schwarzwald hin 0 Seite auf die Hochgipſel der Alpen Dabei gibt es dort beſte Geſellſchaft und ſelbſtverſtändlich eine wohltuende Befreiung von allerlei Zutaten, die in ſo manches deutſche gebracht Es hat mir je⸗ mand von dort erzählt und, wie um die Sehn⸗ ſucht nach jener Gegend in mir recht zu wecken, eine Kuckucksuhr mitgebracht. Es iſt wundervolle Schwarzwälder Arbeit, edles Tannenholz, dunkel⸗ Die beiden Gewichte hängen wie 0 il aber iſt. denweiler? ganz Deutſchland. Das men Schweſtern verwaltet, läßt noch einem täglichen Konzert, oder auf der anderen Bad eine ganz undeutſche 5 Pikanterie haben. Wie ich darauf komme? braun. dete Tannenzapfen daran. Der Kuckuck grüßt mich alle halbe Stunde, bald lang, 1 a wollte er ſich ganz oben unter ſeinem ſchützenden ſeines hübſchen Hauſes Auch da Schnarren der Gewichte, was feine holde Stimme kurz, macht dabei eine tiefe Verbeugung, Dach als den Herrn recht deutlich zum Ausdruck bringen. begleitet, gibt ihm etwas Herrſchaftliches. Du kannſt dir denken, daß dieſe Uhr in mei⸗ nem ſtillen Heim geradezu ein Ereignis iſt. Jetzt ſagt mir doch Morgen für Morgen einer freund⸗ lich Guten Tag und erinnert zur Ned 125 milde, weiche Stimme begleitet mein ganzes Ta- wo denn der Diener Gottes mit e tan, daß es Zeit ſei, ſchlafen zu gehen. 8 des Buches an, das da heißt Duisburg, 16. Sept.(Varatnyhns.) Die Zahl der an Paratyphus erkrankten Perſonen iſt im Laufe des geſtrigen Tages auf 73 ge⸗ ſtiegen, von denen ſich 57 im Krankenhaus be⸗ finden. Wie bereits gemeldet, ſind die Erkran⸗ kungen auf den Genuß von Hackfleiſch und Wurſt aus Rindfleiſch zurückzuführen. Das Städt. Geſundheitsamt teilt mit, daß in einem Falle Lebensgefahr beſtehe. Die bakteriologi⸗ ſche Unterſuchung hat ergeben, daß die Er— krankungen durch den Paratvyphusbazillus verurſacht wurden. Es wird mit einem wei⸗ teren Anſteigen der Krankheit ſicher gerechnet, doch ſind alle Vorſichtsmaßregeln getroffen, um die Krankheitsgefahr ſo ſchnell wie mög⸗ lich zum Stillſtand zu bringen. Eine glänzende Abfuhr. Der völkiſch⸗deutſchnationale Prinz Friedrich Wilhelm zur Lippe hat an den Hauptſchriftleiten „Der Deutſche“ von Stegerwald, der ſi gegen die Verknüpfung des Nürnberger„Tags dei alten Armee“ mit einer Tagung der gelben Ge⸗ werkſchaften gewandt hatte, folgenden vielſagenden Brief geſchrieben: 70 1 1 „Die Sudelei Ihres Herrn Zimmermann im „Deutſchen“, dem Freimaurerblatt des Herrn Streſemann, hatte ich längſt geleſen. Herrn Zim! mermann vaterlandsgefährliches Wirken iſt mir ſeit Jahren ſo hinlänglich bekannt, daß ich mich wundern muß, wie gerade er über„Schändung des nationalen Gedankens /zu ſchreiben vermag. Das Wort„völkiſch“ aus der Feder des Herrn Zimmermann iſt eine Anmaßung, wenn man nicht ſogar abſichtliche Verfälſchung annehmen muß. Mir aber dieſe Sudelei auch noch als Extrablatt perſönlich zuzuſtellen, iſt eine Dreiſtig⸗ keit, die ich mir ein für allemal verbitte.“ gez. Friedrich Wilhelm, Prinz zur Lippe. Zimmermann erteilt der über die Zuſtellung der„Sudelei“ beleidigten Durchlaucht folgende Abfuhr: „Sie nennen den„Deutſchen“ das Freimarer blatt des Herrn Streſemann. Aber Durchlaucht, ſelbſt ein Prinz ſoll ſich nicht ohne Not blamieren Der„Deutſche“ hat mit Herrn Streſemann nichts zu tun. Allenfalls könnte man den„Deutſchen“ das Blatt des Herrn Stegerwald nenne. Oder ſollten ſie Streſemann, der gleichen Vokale wegen, mit Stegerwald verwechſelt haben? Dann müßte ich Durchläuchting in aller Ehrfurcht darauf ar merkſam machen, daß Herr Streſemann der Füh⸗ rer der hen Volkspartei iſt, Stegerwald ührer des rechten Zentrumsflügels iheu wird. Ihr Kammerdiener wird Ihnen tſache gewiß beſtätigen können. Herr eſemann iſt, wenn ich recht unterrichtet bin, im Nebenamt Freimaurer, wie z. B. auch die meiſten preußiſchen Könige es waren.(Ueber die Fürſten und Prinzen zur Lippe bin ich leider nicht unterrichtet.) Der ehemalige preußiſche Miniſterpräſident Stegerwald iſt indeſſen kein Freimaurer. Soziales. „Die„Gelben“ weinen! Herr Bang, der Wort⸗ führer der Völkiſchen In duſtriellen, Ve reinig uug klagt in der„Deutſchen Zeitung“ über die Töpfe, die Herr Silverberg in. Dresden zerſchlagen habe. Noch mehr werden, wie uns ſcheint, die„gelben“ Geſchäftsführer antigewerkſchaftlicher Induſtrieller weinen, den ſie ſehen nun ihr Ende kommen, wer ſoll ſie jetzt bezahlen, wenn dieſe Anſchauungen in der Indu⸗ ſtrie Mode werden ſollten? So ſchnell nach dem glänzenden Aufmarſch“ in Nürnberg hätten ſie die Duſche nicht erwartet. c Zum Ruſſenauftrag der J. G. Forbeninduſtrie. Frankfurt a. M., 16. Sept. Die J. G. Far⸗ beninduſtrie hat bekanntlich mit der ruſſiſchen Re⸗ gierung einen dreijährigen Lieferungsvertrag für Anilinfarben, pharmazeutiſche Artikel u. Schwer⸗ chemikalien abgeſchloſſen. Wie nach der„Frank⸗ furter Zeitung“ verlautet, verpflichtet ſich die ruſ—⸗ ſiſche Regierung, mindeſtens 70 Prozent des ruſ⸗ ſiſchen Bedarfs an Farben und pharmazeutiſchen Artikeln und eine größere Menge Schwerchemika— lien von der J. G. zu beziehen. Welche Qua titäten in Frage kommen, iſt eim Voraus ſchwer zu überſehen. gewerk und webt darum einen zauberiſchen Klang von Poeſie. Manchmal ſcheint es mir, dieſe gott⸗ ſelige Art, des Lebens Arbeit durch einen Stun— denruf zu unterbrechen, habe etwas Benediktini— ſches, menn auch die Verbeugung, die der Kleine dabei macht, nicht in allem liturgiſch iſt. Dann wieder weckt dieſer Kuckuck die ganze heimliche Schönheit des Schwarzwaldes mit all ſeinen ver⸗ ſchwiegenen Wegen in mir auf. Ich höre den Trompeter von Säckingen blaſen und meine, es hätte zweifellos auch St. Franziskus an dieſem Kuckuck ſeine Freude gehabt. Am anderen Tage wieder, wenn ich ſo alles ſtehen und liegen laſſen möchte, um den Wanderſtab zu greifen und, den Blumenftrauß am Hute, Gottes ee zu durch⸗ ſtreifen, dann verſchwindet alle Poeſie aus ſeinem Ruf, und es bleibt nur übrig, die Proſa des Stundenſchlagens und die Mahnung zur Pflicht⸗ erfüllung und der Gehorſam und die Ueberwin⸗ dung und noch mehr dergleichen Dinge, von de⸗ nen St. Ignatius mit Vorliebe geſprochen hat. Zu keinem aber ſcheint dieſer ſanfte und an⸗ dächtig gedämpfte Kuckucksruf beſſer zu vaſſen als zu unſerem minniglichen Heinrich Seuſe, der übrigens ein Landsmann von meinem Kuckuck „Es war ein Prediger in deutſchem Lande, von Geburt ein Schwabe, deſſen Name geſchrie⸗ ben ſei in dem Buche der Lebenden. Der hatte Begierde, daß er würde 0 00 1 e Tel i zeisheit.“ So fängt der der ewigen Weish der Ceufel man darf aber ſeine Schriften nicht in jeder Ausgabe Ileſen, ſondern man muß ſich das Buch kaufen, das Nikolaus Heller ſoeben bei Manz in Re⸗ gensburg herausgegeben hat. Da iſt nicht nur der ſchöne gotiſche Druck, der ſind auch gar liebliche Holzſchnitte 5 1 1 1 J ö g 1 . ö 1 g 1 f N in dieſem Falle lgergeneral und den Aufgeregten über aller Stände wirklich als gotiſch empfunden wird, ſondern es] Torheiten luſtig und hatte, als alles zu Ende war eingeſtreut, und als Epimenides erwachte, we 9 inem Kranze zylinder auf dem Kopfe, noch eine Pickelhaube, 11 7 * voll myſtiſchen Blumen n Mönchen des hl. Dominikus, ſeinen Mitbrüdern, von Engeln begrüßt oder auch von Teufeln ge⸗ quält, 1 Aeſſchen oder Fledermäuſe und ich weiß nicht, als welches Getier ihn peinigen. der Vorſehung ſtreckt ſich aus den Wolken, ſtrah⸗ lend in einem Kreuznimbus, was einem recht zu denken gibt. Bildern iſt ein erquickliches Tun. leſen, ſo hört man nimmermehr auf, ſpricht ſie doch: blühender Buntheit der lebenden Blumen, von Heiden Aber nun ruft gerade mein Kuckuck wieder und Letzte Meldung. Schröder zum Tode verurteilt. Magdeburg, 18. Sept. Freitag abend halb 9 Uhr wurde im Mordprozeß Schröder das Urteil verkündet. Schröder wird des Raubmor⸗ des ſchuldig befunden und unter Aberken⸗ nung der bürgerlichen Ehrenrechte zum Tode verurteilt. Außerdem wurde auf Einbeziehung der Mordwaffe verfügt. Wegen ſchwerer Urkun⸗ denfälſchung in Tateinheit mit Betrug wurde Schröder noch zu ſechs Monaten Gefängnis ver⸗ urteilt. Freigeſprochen wurde Schröder von der Anklage der Verleitung zum Meineid. Tagung des Großhandels. Der 10. Großhandelstag des Zentralverbandes des Deutſches Großhandels wurde am Mittwoch unter zahlreicher Beteiligung eröffnet. Als Ver⸗ treter der Reichsregierung wohnte Reichswirt— ſchaftsminiſter D. Curtius den Verhandlungen bei, desgleichen waren eine Reihe von Miniſtern der einzelnen Länder, ſowie Vertreter von Reichs und Landesbehörden anweſend. Die Eröffnungs- anſprache hielt der Präſident des Zentralverbandes des Deutſchen Großhandels, Geh. Kommerzienrat Dr. Louis Ravene, Berlin, der nach einem allgemeinen Rückblick über die Wirtſchaftslage ſich mit der Frage des Steuerabbaues bei der direkten Steuer beſchäftigte. Der Steuerabbau ſei bisher nicht gelungen. Der Abbau der direkten Steuern werde heute mehr als reichlich kompenſiert durch die Erhöhung der Gewerbeſteuer, die die gewerb⸗ lichen Kreiſe mit brutaler Einſeitigkeit treffe. Das⸗ elbe gelte auch von der Hauszinsſteuer. Von ein⸗ ſchneidender Bedeutung für den Großhandel ſei die Wiederherſtellung des Realkredits; auch die Zinsſätze für Hypotheken ſeien noch viel zu hoch. Weiter führte der Reduer aus, daß der Großhandel bemüht ſei, mit den Angeſtellten zu einer den wirt⸗ ſchaftlichen Bedürfniſſen entſprechenden Arbeits⸗ zeitregelung zu gelangen. Die wirtſchaftlichen Pro⸗ bleme könnten nicht mehr von uns allein gelöſt werden; wir ſind unwiderruflich in die inter⸗ nationalen Wirtſchaftszuſammenhänge hineinge⸗ zogen. Auch im Auslande dringe immer mehr die Erkenntnis durch, daß der Dawesplau in ſeiner jetzigen Geſtalt für Deutſchland nicht durchführbar ſe! und eine Abänderung unvermeidlich werde. Hierauf hielt Reichswirtſchaftsminiſter Curtius eine ausführliche Rede über die deut— ſche Handelspolitik und ihre Auswirkungen auf den Großhandel. Der Miniſter hob die großen Probleme wirtſchaftlicher Natur hervor, die mit unſeremEintritt in den Völkerbund zuſammenhän⸗ gen und verbreitete ſich darauf über den Protektio— nismus in einer großen Reihe von europäiſchen Staaten. Das Ziel unſerer Handelspolitik werde aber bleiben, Nationalwirtſchaft und Weltwirtſchaft in Einklang zu bringen. Hierauf ergriff das Wort der Reichstagsabg. Otto Keinath über Großhandel einſt und jetzt Neue Aufgaben des Großhandels. Die heutige Aufgabe ſei die Einfügung in den großen wirk⸗ Dr. ſchaftlichen Umſtellungsprozeß der Wirtſchaft; die letzte Triebkraft im Handel bleibe aber: Unter⸗ nehmungsgeiſt Energie der Poyſtz Weitblick, reſtloſe „lichkeit und Garantie des dauernden Be— ſtehens, Zuverläſſigkeit und der Glaube an das Wort des Kaufmanns. nächſt der ſtellvertretende Präſident des Zentral- verbandes des Deutſchen Großhandels, Dr. Lu⸗ ſtig, über den Umſtellungsprozeß in der Eiſen⸗ induſtrie. Hierauf ſprach der ehemalige öſterrei⸗ chiſche Miniſter und außerordentliche Geſandte, Exz. Riedl, Wien, über die Frage der europä⸗ iſchen Zollunion. Die Hoffnung, eine ſolche Union mit einem Schlage ins Leben treten zu laſſen, müſſe als utvpiſch bezeichnet werden. Vorarbeiten ſeien allerdings hierzu durch eine Reihe bereits beſtehender Verträge ſchon vorhanden. Auch die Vereinbarung von Kollektivverträgen bewege ſich in der gleichen Richtung ſowie der Abſchluß inter- nationaler Kartelle.— Zum Schluß der Sitzung wurde eine Entſchließung angenommen, die ſich im Rahmen der Mitteilungen der angeführten Red⸗ ner bewegt. 5 e erſcheint, gefolgt von den die wie kleine geflügelte Drachen, wie Aber die Hand Schon das Rätſelraten vor dieſen Beginnt man aber in dem Büchlein der ewigen Weisheit zu „Siehe, ich bin ſo wonniglich geziert mit lichtem Gewand, ich bin ſo fein umgeben von roten Roſen, weißen Lilien, ſchönen Violen und allerlei Blumen, daß aller Maien ſchöne Bluſt, aller lichten Auen grünes Reis, aller ſchönen zarte Blümlein gegen meine Zier wie eine rauhe Diſtel ſind. Ich ſpiel in der Gottheit der Freuden Spiel, das gibt der Engelſchar Freuden ſo viel, daß ihnen tauſend Jahre ſei'n als wie ein kleines Stündelein.“ erinnert mich daran, daß ich doch keine neue Hei⸗ ligenlitanei abfaſſen ſoll, ſondern über die Er⸗ eigniſſe der Woche zu berichten habe. Das paßt mir nun garnicht, und ich hielte es wahrlich am liebſten mit dem alten Goethe. Als die Stürme der Revolution durch Deutſchand brauſten und eine neue Freiheit allüberall ſchon von et men und Guillotinen zu ſingen begannen, 1 kuſchelte er ſich in ſein Heim, machte ſich in gu hausbackenen Stücken vom Groß⸗Kophta, Bür⸗ weder einen Feſt⸗ In der Ausſprache verbreiteten ſich zu⸗ ſondern die gut bürgerliche Schlaſmütze, die bis auf den heutigen Tag über alle noch ſo ee fanten Moden triumphiert hat und wohl bis an Ende der Zeiten wird. derzteh mir verziehen. erdige Gördes tagung in Koblenz, den Juriſtentag in Köln, den adden lafen fad in Mainz und vieles andere verſchlafen habe. Es. ales nachher in der Zeitung, das Wichtigſte geht durch den Rundfunk, und was ſind alle der Welt gegen uhr, die immer neue 0 weckt. Selbſt auf den kleinen meinem te 155 gen eien bei einem Alten draußen ge„ 1 65. Jahre Wegarbeiter geweſen iſt und nun ſein Penſiöuchen, Treuen ee Hauszinsſteuer, ein Wirtſchaft nur 8 Morgen hat. nämlich 20 Morgen, ſo ſagte er mir, dann brauche man nichts mehr zu bezahlen. Zum habe ich geſagt, das iſt doch ſonderbar. meinte er, aber wenn man nur geſund iſt. dann iſt man ſchon zufrieden. die Schlafmütze dachte mir dabei, daß es in der ganzen Welt und in der ganzen Geſchichte noch keinen Volksſtaat gegeben hat mit einem ſo geduldigen Volk da⸗ rin, wie es der Deutſche iſt... Folge, kucksuhren. wieder liturgiſch. Horch: „Kuckuck! Kuckuck!“ nenzapfen ſchnurren. Aus aller Welt. 4 Typhus in Fulda. f Fulda, 16. Sept. Wie amtlich mitgeteill wird, ſind in Fulda und Umgebung einige Fälle von Paratyphus feſtgeſtellt worden. Die Erkrankten ſind ſämtlich in dem hieſigen Kran⸗ kenhaus untergebracht. Dampferunglück.— 50 Tote. London, 16. Sevt. Wie ein Funkſpruch meldet, ſtieß der ruſſiſche Poſtdampfer„Ser⸗ gie w“ in der Nähe von Batum auf eine Mine. Nach den bisherigen Meldungen ſind 50 Perſonen ertrunken. Ein Maſſenmörder. Rom, 16. Sept. In der Provinz Potanzo wurde ein Maſſenmörder verhaftet, der drei Familien durch Mord beſeitigt und noch wei⸗ tere einzelne Bluttaten begangen hat. Er ge⸗ ſtand, aus verſchmähter Liebe ein junges Mädchen und alle ihre Angehörigen umge⸗ bracht zu haben. Steinwürſe gegen Eiſenbahnzüge. Berlin, 16. Sept. Die Steinwürfe gegen Eiſenbahnzüge häufen ſich auch in Berlin in erſchreckender Weiſe. So wurde ein in Rich⸗ tung Lichtenberg fahrender Stadtbahnzug am geſtrigen Abend, wie auch zwiſchen Fürſten⸗ brunn und Spandau der Altonaer D-Zug mit Steinen beworfen. Glücklicherweiſe wurde in beiden Fällen nur je eine Scheibe zertrüm⸗ niert. 1 Hindenburg und die bayeriſche Kunſt. München, 16. Sept. Die„München Augsbur⸗ ger Abendzeitung“ meldet, daß Reichspräſident von Hindenburg am Tage vor ſeiner Abreiſe aus Dietramszell den Münchener Maler Profeſſor Walter Firle empfangen und ihn beauftragt habe, hn zu malen. Damit, ſo bemerkt das Blatt, at der Reichspräſident die geſamte Münchener ſtlerſchaft geehrt und all denen zu denken ge⸗ eben, die allzuſehr vom Niedergang Münchens Is Kunſtſtadt reden zu müſſen glauben. a. 7 Wettervorherſage. Unter der Ueberſchrift„Sommer 1926“ 8 wir in der neueſten Nummer der Meggendorfer Blätter(Nr. 1883) folgende hübſche Wetterpro⸗ anoſe: Sobald du dich zum Bahnhof wälzt. Mit Wanderluſt beladen, 5 Und dein Billet in Händen dad Bums! gießt es auch ſchon Faden. Du greifſt erſchreckt zur Zeitung dann Ind lieſeſt ſie zwecks Klär Und ſchauſt dir die Proan Da haſt du die Beſcherumg. Natürlich ja, da iſt ja ſchon Der triftige Grund: weswegen? Es iſt die Island⸗Depreſſion, Die bringt bekannklich Regen. Do bei! Es reat ſich Hoffnung noch. Das Glück iſt dir gewogen! Es kommt ein kleines Zwiſchenhoch Von England hergezogen. Und feſt drückſt du den Wanderhut Und ſchlüpfft in Wanderſtiebel, Doch das iſt purer Uebermut—. Beim Zwiſchenhoch aießt's Kübel. Doch morgen kommt ein Maximum! Beim Maximum iſt bitter:. ts bringt— frag bitte nicht, warum!— Erneute Frontgewitter. Jedoch ſein Kern, er naht ſich ſtark! (Man jubelt und benieſt es) f Doch leider zieht er nach Dänemark, Bei uns— auf der Rückſeite— gießt es. Da? Eine e en, Von Afrika nach oben. Wie ſchadel Es hat ſich im letzten Momen Polavluft eingeſchoben. Und ſoviel weißt du ſchon zur Zeit: Wo Luftmaſſen kollidieren Da gibt es immer Feuchtigkeit In Form von Regenſchnüren. Man weiß ſchon, dach man glaubt es nie. Man ärgert ſich höchſtens ſpäter: Warum nennt die Meteorologie Schlecht Wetter nie ſchlecht e —..... an: den deutſchen derſchl fen, ſe Tpimenides ſo vieles verſchlaſen,! t 10 86 daß auch ich die Es ſteht ja Konzerte das holde Lied meiner Kuckuck Melodien in meiner Seele Ausflügen bin ich So habe ich heute der his zum das Pfeiſchen in der Hand, in Seine einzige Sorge war die die er bezahlen muß, weil die Hätte ſie Kuckuck auch, Ja ja, Im Geiſte ſah ich auch auf ſeinem Haupte und Das iſt halt die wenn man allzuviel übrig hat für Kuk⸗ Komm ſchnell, der Kleine wird ſchon Jetzt geht es los: Und die goloöbraunen Tan⸗ ——ä—ͤ———