7 5 75 0 7% 70 0 15 . ,, ,, ,, * 295 296 Verhältnismäßig oft trifft man an den neuen Geſell— ſchaftskleidern die Zuſammenſetzung von Spitze mit leichter Seide an. An unſerem Modell 295 aus hellgrünem Crepe Georgette öffnen ſich die vorderen Ränder über einem grün eingefärbten Spitzenunterkleid. Die Blende, die die vorderen Ränder umzieht, iſt aus dunkelgrünem Crepe Satin. Schmale Bündchen umziehen die bluſigen, eingeſetzten Aermel. Nr. 296. Faſt alle Nachmittagskleider des kommenden Winters zeichnen ſich durch die leicht bluſige, möglichſt ein- fache Machart aus. Um ſo mehr wird auf koſtbares, mannig— faches Material Wert gelegt. Moireſeide, die jetzt ſehr be— liebt iſt, wurde zu dieſem Kleid verarbeitet. Um einige Ab— . 8 75 J 4 9 , . 2 N 8 0 . 0 0 1 16 8 5 298 wechſlung in die einfache Note zu bringen, werden die Kleider oft geteilt und der Stoff teilweiſe quer verarbeitet, wie an unſerer Abbildung Leoſichtlich. Aus Moiré iſt auch das Kleid 297, deſſen Rücken die gleiche Garnierung zeigt wie die Vorderanſicht. Der Rock zeigt paſſenartige Teilung, die ſich auch an der Bluſe in gleicher Höhe über dem Güptel wiederholt. Die ſeitlichen Hohlfalten an Rock und Bluſe werden bis zu den geſtickten „Fliegen“ feſtgeſteppt; von hier ſind ſie nur feſtgebügelt und ſpringen aus. 298. Das einfarbig helle Plaſtron, ohne Faltenlegung, von einer aus Seidentreſſe geflochtenen Blende umgeben, , 2 299 ſtattet das dunkle Panne⸗ oder Velvetkleid aus. Der Rock deſſen Anſatznaht an die Bluſe ein geflochtener Gürtel deckt wird in der vorderen Mitte in eine gegenſeitige Falte geordnet. 7 An unſerem Modell 299, einem Nachmittagskleide auz tomatenrotem Crepe marocain, iſt das locker hängende Bolero mit origineller Seidenſtickerei ausgeſtattet. Gleich ornamentaler Stickerei wiederholt ſich in gebogter Form am Rock. Derſelbe wird am oberen Rande gekrauſt und fügt ſich einem ärmelloſen Leibchen an. Auch Bordürenſtofl kann zu dieſem Kleide verarbeitet werden. Auch die Teekleider zeigen öie moderne Sluſenfoem der Jumperſchnitt iſt weiterhin ſehr geſchätzt, aber durch den Gürtel oder die Schärpe der Zweiteilung der Silhouette angepaßt Neben dem Jumperkleid ſieht man als Reueſtes Bolero⸗ und Reöingoteformen das Nachmittagskleiò hat ſtets lange frmel and einen dezenten Ausſchnitt“ Man liebt gedämpfte Farben, Schwarz und dunkelblau werden wieder ſtark bevorzugt/ Moiré iſt das Neueſte für Nach mittagskleider“ Der Mantel in gleicher Farbe, aber aus abweichendem Material ergänzt das Kleid zum Complet. Nun iſt pin mallerſeits von der Reiſe zurück, die Koffer ſind wieder»r eine lange Zeit auf dem Bodeu verſtaut und man harrt des Beginns der Saiſon. Die großen Erx— eigniſſe auf dem Gebiet der Geſelligkeit liegen zwar noch in weiter Ferne, aber ſchon beginnt der Auftakt winterlicher Geſellſchaftsfreuden: die erſten Einladungen zu einem Plauderſtündchen zwiſchen fünf und ſieben Uhr flattern herbei. Ob es nun ein gemütliches Kaffeekränzchen iſt, das unſerer wartet, oder ob ein korrekter Fünfuhrtee mit einer großen Gäſteſchar, die kommt und geht, unſere Anweſenheit fordert, immer iſt es eine feſtliche Angelegenheit, die ent- sprechender Vorbereitungen bedarf— nicht nur für die Gaſt— geberin, ſondern vor allem auch für die Gäſte. Dieſe erſten Nachmittagstees im beginnenden Herbſt ſind ja ſozuſagen eine Parade! Man ſtellt feſt, wie den lieben Bekannten der Sommer bekommen iſt, gibt und empfängt Berichte von der — meiſtenteils verregneten— Sommerreiſe, ſieht und wird geſehen! Und das letztere iſt ganz beſonders wichtig: denn nirgends iſt die Kritik ſo ſtreug wie bei dieſen im Zeichen der Frau ſtehenden Nachmittagsſtunden, bei denen Männer entweder überhaupt nicht oder doch nur als ſehr nebenſäch— liche Erſcheinungen geduldet ſind. Man weiß das als Frau ja ſo gut, daß man gerade hier zum erſten Male in der beginnenden Saiſon eine Feuerprobe bezüglich modiſcher und eleganter Kleidung zu erwarten hat, deren Nichtbeſtehen einem nur zu leicht den Ruf, gut angezogen zu ſein, koſten kann. Und welche Frau wollte ſich dem ausſetzen? In dieſer Saiſon können unſere verehrten Damen aller- dings den kommenden Nachmittagsereigniſſen mit Ruhe ent- gegenſehen. Die Mode ſcheint ſich geſagt zu haben:„Wer vieles bringt, wird jedem etwas bringen!“ und macht es damit auch der ſtrengſten Kritik ſchwer, für eine ihrer Er- ſcheinungen ein abfälliges Urteil zu finden. Sie beſchränkt ſich eigentlich nur darauf, uns eine Fülle von reizenden Kleidern für den Nachmittag anzubieten, die alle betont weiblichen Charakter haben und recht jung erſcheinen laſſen ſollen. Im übrigen aber geſtalten Geſchmack und Perſönlich⸗ keit der Trägerin die Form. Daß dieſe natürlich der modiſchen Vorſchrift:„Alles iſt bluſig!“ entſprechen muß, gehört nun ſchon bald zu den ſelbſtverſtändlichen Wahrheiten. Bluſig bedeutet aber nicht uniform— ganz im Gegenteil! Das Kleid mit der noch immer nicht überlebten Jumper⸗ form wird natürlich, ſchon weil es ſich ſo bequem anziehen läßt und immer gefällig wirkt, in der Reihe der Teekleider nicht fehlen. Aber wenn es auch im Schnitt tatſächlich noch ein Jumper iſt, den man über den Kopf zieht— ſeine Er- ſcheinungsſorm wird durch den Gürtel, mag er nun ſchmal aus dem Stoff des Kleides oder als breite Seidenſchärpe auftreten, verändert: man hat den Eindruck des zweigeteilten Kleides mit ziemlich kurzem Nock und bluſigem Oberteil. Wirkliche Zweiteilung ſcheint ſich aber ebenfalls wieder lang⸗ ſam zu nahen. Denn neben den Jumperſormen begrüßen wir als Neuheit eine einſt ſehr beliebte Erſcheinung, das Bolerokleid. Allerdings iſt die moderne Bolerojacke eigent- lich eine Vorſpiegelung falſcher Tatſachen. Denn dieſe ärmelloſen Weſten im Boleroſchnitt ſind kein„Ding an ſich“, ſondern im Rücken feſt mit dem Ganzen verbunden, von den Seiten ab aber loſe fallend, und vorn über dem Unter— blüschen geöffnet. Aber es iſt immerhin die erſte ſich energiſch durchſetzende Abweichung von der Jumperſorm und daher ſehr zu beachten. Selbſtverſtändlich verlangt dieſe Bolero— form den langen Aermel, der überhaupt zu den Kennzeichen des Nachmittagskleides gehört und nach Belieben der Trägerin weit und phautaſtiſch oder eng und ſchlicht gehalten wird. Natürlich wird die ein wenig ſtattlichere Dame lieber die verhüllendere weite Form wählen, die ſich auch beſſer zu der Redingoteform geſellt. Dieſe Redingote iſt ebenfalls eiy gefährlicher Gegner des Jumperkleides geworden, weil ſie eben all denen beſſer ſteht, die trotz eifrigſtem Bemühen die vorſchriftsmäßige Schlankheit nicht erreichen konnten. Die lauge Linie, die dadurch entſteht, daß ein Oberkleid ſich bis zum Saum über dem Unterkleid öffnet, erweckt nämlich ſtets den Eindruck der Schlankheit. Da man hier die Bluſig— keit ziemlich zu betonen liebt und auch durch geſchickte An⸗ ordnung der Falten des Rocks die verhüllende Wirkung ge⸗ ſchickt erreicht, werden alle Damen reiferer Erſcheinung dem Teekleid in dieſem Stil gern den Vorzug geben. Die Vor⸗ liebe der Mode für dezente Ausſchnitte, wagerecht, flachrund uder ſpitz, letztere Form beſonders im Zuſammenhang mit briginell geſchnittenen Kragenformen, die auch geſchloſſen ge— tragen werden könnten, zeigt ſich natürlich bei allen dieſen Nachmittagskleidern in ganz beſonderem Maße: hoͤch⸗ geſchloſſene Kleider wird man kaum ſehen, ſie entſprechen ja ſchließlich auch nicht dem gedämpft feſtlichen Charakter, den die Teekleider haben ſollen. In richtiger Erkenntnis dieſer Tatſache hat man auch darauf verzichtet, allzu laute Farben für den Nachmittag zu ſchaffen. Schwarz und Marineblau wirken ſchon an ſich feierlich, manchmal faſt zu feierlich. De ſie aber ſehr beliebt ſind, gibt man ihnen kleine Aufhellungen durch Metallſpitzeneffekte, Seidenſtickereien oder Samtbänder in leuchtenden roten und— als letzte Neuheit— auch grünen Tönen, wenn nicht ſchon die große Anſteckblume, die weiter⸗ hin ein unerläßliches Requiſit der modiſchen Kleidung iſt, für die nötige Aufheiterung des Bildes ſorgt. Der neue Liebling der Mode unter den Stoffen, der Moiré, hat aller⸗ dings dieſe Belebung gar nicht einmal ſo nötig: ſein leb⸗ haftes Muſter wirkt auch in Schwarz und Marineblau bei aller Vornehmheit recht bewegt. Auch Samt, Seidenſamt, Crepe Satin, die man in kommenden Tagen viel ſehen wird, wirken in gedämpften Farben, vor allem in dunklem Rot, dezentem Grau, warmem Grün und bräunlichem Holzton, neben dem ſtets eleganten Georgettekrepp, der Charmeuſe und Velourchiffon. Man hat alſo wirklich allerreichſte Aus⸗ wahl in Formen, Farben und Stoffen, um das Nachmittags⸗ kleid geſchmackvoll und perſönlich zu geſtalten. Nicht immer aber verbringt man die Stunden von Fünf bis Sieben im eigenen oder befreundeten Hauſe. Gar zu gern verlegt man das Plauderſtündchen auch einmal in ein elegantes Café, eine moderne Konditorei oder die Halle eines guten Hotels. In ſolchen Fällen geſellt ſich dann zum Kleid der Mantel und bildet das noch immer beliebte Complet. Auch hier haben ſich die modiſchen Geſetze ge⸗ lockert: Mantel und Kleid muſſen nicht mehr unbedingt in Material und Farbe oder doch in der Farbe genau gleich ſein; es genügt ſchon, wenn ſie ſich ähneln, wenn vielleicht ſogar ein gewollter Gegenſatz der Farben in die Erſcheinung tritt; nur muß dann zwiſchen den kontraſtierenden Farben irgendwie eine Harmonie herrſchen, damit kraſſe Gegenſätze vermieden werden, die niemals gefällig wirken. Weſſen Farbenempfinden nicht ganz ſicher iſt, der vermeide lieber ſolche Experimente und wähle für Kleid und Mantel zwar verſchiedenes Material, aber die gleiche Farbe. Auch das iſt immer gut und modiſch richtig, ſchützt dabei aber vor Ent⸗ gleiſungen des Geſchmacks, die vor dem ſachverſtändigen Forum der Geſchlechtsaenoſſipnen am Kgetiſck doppelt ſchwer wiegen. e 7 iernheimer Anzeiger 3 eimer Zeitung—, Siernhetmer Nachrichten) 0 Zur Wasserversorgung eeeeeeeeeeeeeneennnnemaammenmpngamcgnumbmutümnaun men alnoaa mme innunu Empfehle mich zur Einrichtung von Dasssrbersorzünbs-Anapen in fachmännischer Ausführung. Lieferung ſamtlicher fanitärer Gegenſtände. Christian Hook Schlosserei und Installations-Geschäft. Empfehle: Trauben, Zwetſchen, Birnen, Pfirſich, Aepfel, Bananen, Zitronen Blumenkohl, Weiß⸗ und Rotkraut, Bohnen, Tomaten, Salatgurken, Endivlenſalat, ö Zwiebel, Kartoffel Tiglich friſche Füß⸗Büchline Bratheringe, Rollmüpſe, Holl. Vollheringe marinlerte Heringe. Lebensmittelhaus peter ſioschauer zum Rebstock. Annahmestelle der Färberei, Chemische Reinigung Wein- und Kragen Wäscherei A. Birkhahn, Mannheim Stehkragen 12 Pfg.] Doppelkragen 15 Pig. 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Zu Beginn der heutigen Nachmittagsſitzung der Völkerbundsverſamm⸗ lung, die um 5/½ Uhr begann, weil die Kom miſſionen noch den ganzen Freitag zu ihren Arbeiten brauchten, kam es zu einem bezeich⸗ nen den Zwiſchenfall, den der chineſiſche Delegierte hervorrief. Er betrat als er— ſter die Rednertribüne, um, wie man vermu⸗ tete, zum Abrüſtungsproblem zu ſprechen, das heute zu Ende gebracht werden ſoll. Statt dei⸗ ſen verlas er eine formulierte Erklärung, in der die chineſiſche Regierung gegen die Zwi— ſchenfälle proteſtiert, die ſich angeblich am 8 Juni, am 2. und 29. Auguſt auf dem Jangtſe⸗ kiang abgeſpielt haben ſollen. Dort hätten. engliſche Handelsſchiffe eine große Reihe von kleinen Booten der chineſiſchen Eingeborenen in voller Fahrt überrannt und zum Sinken gebracht, ſodaß die Beſatzung der chineſiſchen Boote größtenteils ertrunken ſei. Als di⸗ chineſiſchen Lokalbehörden eine Unterſuchung anſtellen wollten, ſeien ſie von einem eng⸗ liſchen Kreuzer bedroht worden. Am 5. Sep— tember hätte ſich ein ſchwerer Zwiſchenfall er⸗ eignet, indem ein engliſcher Kreuzer Feuer auf chineſiſche Soldaten eröffnet habe. Dabei ſeien nach Mitteilung des chiveſiſchen Deie— gierten mehrere tauſend Menſchen umgekom— men. Die chineſiſche Regierung, ſo ſchloß der cheniſieſche Delegierte, habe die Lokalbehörden angewieſen, den Zwiſchenfall möglichſt auf friedlichem Wege beizulegen. Lord Robert Cecil, der als nächſter Redner das Wort ergriff, ſprach zunöchſt ſeine große Ueberraſchung über dieſe Erklärung aus. Er bedauerte, daß eine ſolche Erklärung hier auf der Tribüne der Völferbundsver— ſammlung abgegeben werden konnte, bo— dauerte aber auch den Zwiſchenfall, den die engliſche Regierung auf keinen Fall billige, (wenn er ſich wirklich ſo abgeſpielt haben ſollte. Cecil ſprach die Hoffnung aus, daß es zu einer gütlichen Beilegung des Zwiſchen— falles kommen möchte, betonte aber, daß die chineſiſche Erklärung wenig dazu genützt ha⸗ ben dürfte. Regierungserweiteruug N in Preußen. 1 Berlin, 25. Sept. Wie eine hieſige Korre⸗ ſpondenz erfahren haben will,. iſt die Deutſche Volkspartei an das Zentrum im Landtag her— angetreten zwecks Ausſprache über die Mög— lichkeit einer Regierungserweiterung in Preu— ßen. Die Volkspartei wünſcht eine Klärung 9 dieſer Frage noch vor dem Kölner Parteitag. Am Montag wird eine Ausſprache zwiſchen dem Abgeordneten Leinig von der Deut⸗ ſchen Volkspartei und dem Abgeordneten Heß vom Zentrum ſtattfinden. Von dem Er⸗ gebnis dieſer Ausſprache wird es abhängen, inwieweit auch die anderen Regierungspar⸗ teien. Demokraten und Sozialdemokraten, ſich an den Verhandlungen beteiligen werden. (Die Demokraten und Sozialdemokraten ſind von dem Schritt der Deutſchen Volkspartei bisher offiziell nicht unterrichtet. Es wird ihnen von den Unterhändlern des Zentrums wohl erft Mitteilung werden, wenn man nach der Ausſprache am Montag weiß, wie ſich die Deutſche Volkspartei die Zuſammenarbeit mit den bisherigen Koalitionsparteien vorſtellt und ſich die Umbildung des gegenwärtigen Kabinetts Braun denkt. In Kreiſen der Mit⸗ telparteien wird angenommen, daß ſämtliche Koalitionsvarteien in Preußen mit dem Ein⸗ tritt der Deutſchen Volkspartei in die Regie⸗ ö rungsmehrheit einverſtanden ſein werden. Für den Fall, daß der preußiſche Innenmini⸗ ſter Severing in abſehbarer Zeit den Aſch äußern ſollte, zur völligen Wiederher⸗ ſtellung ſeiner Geſundheit für eine Weile auf die Führung ſeines Amtes zu verzichten, wird letzt von einer. Korreſpondenz als Nachfolger der Name des Berliner Polizeipröſidenten [Grzeſinski und auch der des Regierungs- präſidenten in Lüneburg, Krüger, genannt. Daran iſt richtig, daß unter anderen Namen duch der des Lüneburger Regierungspräſtiden⸗ 9 55 Krüger auftauchte, als Severing Rück⸗ trittsabſichten äußerte und man in maßgeben⸗ den Kreiſen die Nachfolgerfrage erwog. 1 Montag, den 27. September 1926 Zuſtimmung des Reichskabi⸗ netts zur Politik Streſemanns. Berlin, 24. Sept. Amtlich wird mit⸗ geteilt: In der heutigen unter Vorſitz des Reichskanzler. Dr. Marx abgehaltenen Sit zung des Reichskabinetts erſtattete der Reichs⸗ miniſter des Auswärtigen, Dr. Streſe⸗ mann, Bericht über die Tätigkeit der deut⸗ ſchen Delegation auf der Völkerbundsver⸗ ſammlung in Genf. Das Kabinett ſtimmte der Haltung des deutſchen Vertreters zu und ſprach dem Reichsminiſter Dr. Streſemann, ſowie den übrigen Mitgliedern der Delega. tion für die geleiſtete Arbeit ſeinen Dank aus. Anſchließend berichtete Dr. Streſemann über den Inhalt ſeiner Verhandlungen mit dem franzöſiſchen Miniſter des Auswärtigen, Briand, zur Frage des deutſch⸗franzöſiſchen Ausgleichs. Das Kabinett billigte einſtimmig und grundſützlich dieſe Verhandlungen, mit deren Weiterführung ein aus den in Betracht kommenden Reſſortminiſtern beſtehender Aus ſchuß gebildet wurde, der dem Kabinett dem nächſt Bericht erſtatten ſoll. * Dem miniſteriellen Ausſchuß, der mit der weiteren Beratung der ganzen Angelegenheit vom Kabinett beauftragt worden iſt, gehören an der Außenminiſter, der Reichswirtſchafts— miniſter und der Reichsfinanzminiſter. ſem Ausſchuß wird es obliegen, das ganze Problem des deutſch-franzöſiſchen Ausgleichs und zwar nach der politiſchen wie nach der wirtſchaftlichen Seite hin eingehend zu prü— fen und dann dem Kabinett die notwendigen Einzelvorſchläge zu machen. Auch hier hat man ſich zu demſelben Vorgehen wie die fran zöſiſche Regierung entſchloſſen, die ja gleich— falls zunächſt die Weiterberatung den Sach— verſtändigen anvertraut hat, um dann nach einer gewiſſen Zeit zu einer endgültigen Be— ſchlußfaſſung über das zwiſchen Streſemann und Briand beſprochene Programm zu dom— men. Es ſei noch bemerkt, daß Dr. Streſe— mann am Freitagh nachmittag den in Urlaub weilenden franzöſ. Außenminiſter Briand offiziell davon verſtändigt, daß auch die deus ſche Regierung ſich auf den Boden des Pro— gramms von Thoiry geſtellt hat. Die Dr. Streſemann iſt mit einem ſtarken Optimismus nach Berlin zurückgekehrt. Nach ſeiner Auffaſſung iſt Deutſchland unter den ſeiner Stellung als Großmacht entſprechenden Formen in den Völkerbund eingetreten. Streſemann hält es für falſch, wenn man den Völkerbund heute noch als das auſehen würde, was er zweifellos in den erſten Nach— kriegsjahren geweſen iſt: ein gegen Deutſch— land gerichteter Block der Siegerſtaaten mit ihrem Anhang. Man dürfe, ſo betonte Dr. Streſemann, heute die Begriffe frankreich— N Der freundlich und deutſchfeindlich bei einer Be⸗ trachtung der einzelnen Völkerbundſtaaten nicht als ein und dasſelbe hinſtellen. Das große Ziel unſerer Außenpolitik ſei zunüchſt eine Bereinigung der Differenzen, die ſeit Kriegsende zwiſchen Deutſchland und Frank⸗ reich immer noch beſtehen, und auch die deutſch-franzöſiſche Verſtändi⸗ gung werde zweifellos mit unſerm Eintritt in den Völkerbund erheblich erleichtert und beſchleunigt werden. Die deutſche Regierung hält es auch heute noch nicht für angängig. über die Be— ſyrechungen Streſemanns mit Briand in Thoiry Einzelheiten mitzufeilen. Zunächſt wird es. wie ſchon bekannt, Aufgabe der ein zelnen Reſſorts ſein, die Probleme, die in Thoiry aufgeworfen worden ſind. auf ihre Durchführbarkeit nachzuprüfen. Die großen Geſichtspunkte, um die es ſich handelt, ſind ja bereits bekannt. Deutſchland erwartet aus den eingeleiteten Beſprechungen insbeſondere Konzeſſionen in der Frage der Räumung der ßeſetzten Gebiete und in der Saarfrage, ſowie hinſichtlich Eupen-Malmedy und in Im Mittelpunkt deutſchen Gegenleiſtungen ſteht die ſchon verſchiedentlich erörterte Mobiliſierung eines Teiles der deutſchen Eiſenbahnobliga tionen. Die in ausländiſchen Blättern nene Behauptung, daß Frankreich insgeſamt 8 angeßpten habe. Ent⸗ der ale ichfalls der waffnungs kontrolle. erſchie Dr. Streſemann Milliarden Goldmark die durch Mohiliſierung von 2 Milliarden deutſcher gemacht werden iſt reiner Unſinn und für jedermann, der die Verhöltniſſe auf internationalen Geld auch nur oberflächlich kennt, ſofort Wenn noch ganzen Plan jöbylich Eiſenbahn⸗ obligationen flfüſſia ſollten, dom markt Unſinn heute den von Seite erfährt. ſo kann doch heute ſchon unbe— dingt ſicher feſtgeſtellt werden, daß eine neue kavitaliſtiſche Belaſtung über den Dawesplan hinaus unter keinen Umſtöänden in Frage kommt. Auch in maßgebenden Kreiſen des aus— wärtigen Amtes iſt man ſich völlig Darüber klar, daß das große Ziel des deutſch-franzöſt⸗ ſchen Ausgleichs nicht von heute auf morgen zu erreichen ſein wird. Die Fragen, die zwi— ſchen Briand und Streſemann in Thoiry be ſprochen worden ſind, gehen nicht nur Deutſchland und Frankreich an, ſondern von ihnen werden auch andere Länder, ins heſon— dere die angelſächſiſchen, aufs Tiefſte berührt. Man glaubt aber, die Schwierigkeiten löſen zu können, wenn Deutſchland, und Fraukreich auch als man auch Angaben über amtlicher erkennbar. keine detaillierten deutſcher mit gleich gutem Willen an die Löſung heran gehen. Eine deutſche Richtig⸗ ſtellung. Berlin, 24. Sept. Zu den Pariſer Kommen— taren, die an die ſogenannte Gambrinus-Rede des Reichsaußenminiſters anknüpfen, wird von zuſtändiger Stelle bemerkt, daß die Kritik ſich auf eine Faſſung ſtützt, die mit der tatſächlich ge— haltenen Rede durchaus nicht übereinſtimmt. Der Reichsaußenminiſter hat ſelbſt in einer ſpäteren Rede die unzutreffenden Schlußfolgerungen be— reits zurückgewieſen. Eine weitere amtliche Zu—⸗ rückweiſung wird nicht erfolgen. Eine Veröffent- lichung des richtigen Wortlautes kommt deshalb nicht in Betracht, weil die Rede überhaupt nicht für die Oeffentlichkeit beſtimmt war und weil deshalb auch keine Vorſehung getroffen worden war, den Text wortgetreu zu erhalten. Berlin, 24. Sept. In einem Teil der deut⸗ ſchen Preſſe wird, wie es ſcheint, auf Grund fran⸗ zöſiſcher Quellen die Nachricht verbreitet, der Reichsaußenminiſter habe bei ſeiner Beſprechung mit Briand in Thoiry Verpflichtungen über— nommen, die ſich gegen die Organiſation der va— terländſchen Verbönde richten. Nachricht iſt nach einer Erklärung von in jeder Beziehung unzutreffend. Dieſe Ein engliſcher Bericht über die deutſche Wirtſchaftslage. London, 24. Sept. In dem Bericht des Han— delsſekretärs der britiſchen Botſchaft in Berlin über die wirtſchaftlichen und finanziellen Ver hältniſſe in Deutſchland während des Jahres 1925 und der erſten Hälfte des Jahres 1926 wird nach der„Times“ ausgeführt, es gebe kaum ein anderes Land von gleicher induſtrieller Bedeu— tung, das mit ſolch verhältnismäßiger Leichtig⸗ keit und mit ſo wenig innerer Störung die völ— lige Vernichtung ſeiner Währung hat überwir⸗ den können oder mit gleicher Geſchwindigkeit die darauffolgende Periode notwendiger, aber äußerſt zuſtändiger Seite Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathansſtr. 26 43. Jahrgang anſtrengender Neuorganiſation habe durchmacher können. Es ſcheine jeder Grund zu beſtehen, wegen der Zukunft eines ſolchen Landes beruhigt zu ſein. Natürlich würden hier und da Rückfälle ſtattfinden und Deutſchland werde nicht den in⸗ duſtriellen und kommerziellen Schwierigkeiten entgehen, die ganz Europa beſallen, aber alles, was Deutſchland noch widerfahren möge, könne als unbedeutend angeſehen werden, verglichen 1555 dem, was es in der letzten Zeit durchgemacht abe. Zum Verkauf von Altanleihebeſitz Berlin, 24. Sept. Zu der geſtrigen Meldung über den Verkauf von Altanleihebeſitz iſt noch nachzutragen: geſetzes wird ein bezogenes Ausloſungsrecht ein⸗ gelöft durch Bezahlung des Fünffſachen ſeines Nennbetrages nebſt den 4 Hprozentigen Zinſen vom 1. Januar 1926 bis zum Ende des Tilgunas⸗ jahres. Im beſten Falle würde alſo der Altbe⸗ ſttz für je 12,50 Mark Nennbetrag für die Anleihe⸗ ablöſungsſchuld einſchließlich des Ausloſungs⸗ rechtes 75 Mark erhalten. Da die Tilgung aber geführt wird, iſt das Angebot mit 40 Mark als angemeſſen zu betrachten. Zum Ahtransport franzöſiſcher Beſatzungtruppen. Berlin, 24. Sept. transport franzöſiſcher Trupven aus dem Rbein— land erfährt eine Berliner Korreſpondenz, daß es ſich hierbei um Teile der 77. franzöſiſchen Divi⸗ ſion handelt, die zum 33. franzöſſſchen Armee⸗ korps gehört und mit der Maſſe ihrer Truppe im Raume Trier-Düren⸗Euskirchen untergebracht war. coden zu je drei Fägerbataillonen beſtebt iſt eine Halbbrigade bereits im Auguſt nach Frankreich abtransportiert worden. Der Kommandeur. Ge⸗ neral Paioneſot iſt kürzlich zum Oßberbeſehlsha⸗ ber der fransöſiſchen Truppen in Tunis ernannt worden.— Beſangung des Kehl, die bisher dem Oberkommando der Rhein armee unterſtellt war, iſt neuerdings dem Mili tärgouvernement Straßburg zugeſtellt worden. Kleine politiſche Nachrichten. Eine Reichswohnunaszählung. Berlin, 24. Sept. Der Ausſchuß für Sied⸗ lunas und Wohnungsweſen des Reichswirt⸗ ſchaftsrates nahm geſtern den Geſetzentwurf über eine Reichswohnungszählung im Jabre 1927 und die Feſtſtellung der Zahl der Wohnungsſuchen- den an Der Geſetzentwurf hatte urſprünalich vorgeſehen, Gemeinden unter 2000 Einwohnern nicht zu berückſichtigen. Der Reichswirtſchaftsrat hat jedoch dieſe Einſchränkung geſtrichen. Die ſtatiſtiſche Aufnahme ſoll von den Länderregie— rungen vorgenommen und an Hand von Grund— ſtücksliſten und Wohnungskarten. die vom Grund⸗ ſtückseigentümer auszufüllen ſind, durchgeführt werden Ein neues polniſches Stickſtoffwerk. Warſchau, 24. Sept. Der Miniſterrat hat beſchloſſen. eine neue aroße Fabrik für Stick- ſtoffverbindungen, ähnlich wie die Chorzow⸗ Werke, an einem Polens zu errichten. um die Landwirtſchaft genügend mit künſtlichen Düngemitteln zu verſehen und die Ausfuhr dieſes Artikels nach dem Ausland zu ſteigern. Die neue Fabrik ſoll bereits im nächſten Jahre eröffnet wer— den. Die Ruſſiſche Offiziere in China. London, 24. Sept.„Morning Poſt“ meldet aus Schanghai, daß die Lage ſehr ernſt ſei. Zahl⸗ thiſierten bereits mit Tſchang Kai Generalſtab der Südtruppen werde ruſſiſchen General Galan geleitet. Stabsoffiziere ſeien in der Armee. der engliſchen Aſiatie Petroleum Kompanie ſeien von den Kantontruppen geſchloſſen worden, wäh⸗ rend man die Lager der amerikaniſchen Standard Oil Company unbehelligt gelaſſen habe. Scheck. von dem Strafantrag Geßlers gegen Fritz Ebert. Berlin, 25. Sept. Der Reichswehrminiſter hat gegen den verantwortlichen Schriftleiter der „Brandenburger Zeitung“ Fritz Ebert Straf⸗ antrag wegen Beleidigung der Reichswehr ge— ſtellt. Das Blatt hatte der Reichswehr ſtaats⸗ feindliche politiſche Tötigkeit und Nichtachtung der Reichsfahnen vorgeworfen. Der Angeklagte will vor Gericht den Wahrheitsbeweis dafür er⸗ bringen, daß dieſer Vorwurf auf die unteren Or⸗ gane der Reichswehr zutreffe. Kirchliches. Kardinal Touchet. J 24. Sept. Der Biſchof von Orleaus, Kardinal Touchet, iſt im Alter von 78 Jahren geſtorben. 1 ö (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 50 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und 1 vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Taß vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werben, mit ö 5 0 Nach§ 14 des Anleiheablöſungs⸗ erſt in 30 Jahren, alſo bis zum Jahre 1956 durch⸗ Zu dem gemeldeten Ab⸗ Von der Diniſion, die aus drei Jägerbri⸗ Brücken kopfes zentral gelegenen Punkte reiche führende chineſiſche Perſönlichkeiten ſympa⸗ Der 250 ruſſiſche Alle Depots Die zuſtändigen Parteiinſtanzen der heſ⸗ ſiſchen Zentrumspartei, der Landesausſchuß oder vielleicht auch der Parteitag werden demnächſt zum Volksentſcheid Stellung neh⸗ men müſſen. Ein heſſiſche Zentrumsblatt, die „Mittelrheiniſche Volkszeitung“ glaubt, die bevorſtehenden Beſchlüſſe in einer gewiſſen Richtung beeinſluſſen zu ſollen. Sie mach ſchon längere Zeit dafür Propaganda, bei einem etwaigen Volksentſcheid keine klare Parole gegen den Rechtsblock auszugeben, ſondern dem einzelnen Zentrumswähler die Entſcheidung zu überlaſſen, wie er ſtimmen wolle. Um zu dieſer Stellung zu kommen, ſtellt das Blatt die folgende Theſe auf:„Der Volksentſcheid iſt eine Frage, die nicht an un⸗ ſere Prinzipien rührt, die keinen Fraktions⸗ zwang und keinen Parteizwang verträgt.“ Dieſe Behauptung klinat für denjenigen, der in der Politik nicht tiefer wurzelt, ganz annehmbar: ſie iſt aber in ihrer Konſequenz parteipolitiſch ußerſt gefährlich, zwei⸗ deutig und irrig. Zunöchſt könnte man die Frage aufwerfen, was die„Mittelrheiniſche“ unter Prinzipien, die für den Zentrumswäh— ler bindend ſein ſollen, verſteht? Erkennt ſie mur religiöſe Weltanſchauunasgrundſätze als bindend an, oder gibt es für ſie nicht auch vo⸗ litiſche Prinzipien, die für eine politiſche Partei maßgebend ſein müſſen? Es gibt aber nuch Fragen, die zwar nicht von prinzipieller, wohl aber tereſſe ihrer politiſchen Reputation, ihrer Ziel— licherheit u. ihrer parlamentariſchen Aktions- fähigkeit klare Stellung nehmen muß. Bei dem Wahlrecht der Vorkriegszeit wurden die Zentrumswähler oft bei Stichwahſen vor die Entſcheidung zwiſchen zwei ſtellt. Das war auch Frage. Die Parole wurde aber von der Par— deileitung unter Berückſichtigaung der varſa— mentariſchen Machtverhältniſſe, der künftigen Stellung des Zentrums, des kleineren oder größeren Uebels ausgegeben und mußte für jeden Zentrumsanhänger bindend ſein. So iſt es auch noch heute. Nehmen wir an, es fände eine Stichwahl zur Reichspräſidenten⸗ wahl ſtatt, an der wir nicht beteiligt ſind. Sollte die Partei, weil es ſich nicht um eine grundſötzliche Frage handelt, nicht berechtigt ſein, ſich für einen Kandidaten zu erklären, den ſie aus rein politiſchen und ſozialen Gründen für geeigneter hält? Auch für andere Fragen, Zentrumspartei einnehmen, wenn der Volks⸗ entſcheid nicht zu vermeiden iſt? Die„Mittel- Frheiniſche Volkszeitung“ ſchreibt: wenn eine Volksabſtimmung auswärtigen über Verſtändi⸗ oder Macht- und Preſtigepolitil Soll auch Stellung zu Geſetzentwürfen, zur Staatsver⸗ faſſung uſw. kann dies notwendig werden. Wie wöre es, 1 über die Grundlagen Wolitik ſtattfinden gungspolitik i Sinne der Deutſchnationalen? hier die Partei dem Entſcheidung unſerer würde, einzelnen Wähler die überlaſſen? Wohin würde es fichren, wenn einzelne Gruppen nach ihren Stimmungen, vielleicht noch beeinflußt, durch gegeben die demagogiſche Agitation anderer Parteien, ffür ſich das Recht beanſpruchen wollten, zu ſtimmen, wie ſie wollen? Dasſelbe Recht, das heute die Binger Ecke für ſich verlangt, würde morgen die Offenbacher Ecke und übermorgen die Bensheimer Ecke beanſpruchen. Wenn mam beute, aus einer ſchwächlichen Duldung irregeleiteten bäuerlichen Wählern ſolche Konzeſſionen macht. muß man ſie nicht mor⸗ von parteipolitiſcher Bedeutung der nächſten Landtagswahl ſind. zu denen eine politiſche Partei im In⸗ gegen das Zentrum zu ſtimmen. Kandidaten ge- V 2 5 . l Volk auf⸗ und auseinanderhetzen. oft feine prinzipielle f hetz ler unter werden? Freude für unſere politiſchen Gegner. 2 un Uunnenten balksentgtbell. + 0 U * Gefährliche Vorſchlüge. gen irregerenteten Arvenerwaylern auch ma⸗ chen? Eine Partei, die eine ſolche Zickzack⸗ politik betreiben wollte, die würde ſich ſchließ⸗ lich ſelbſt aufgeben und zum Geſpött werden. Doch nun noch ein anderer Geſichtspunl Nehmen wir einmal an, die heſſiſche Zen⸗ trumspartei würde dem Rate der„Mittelrh. Vollszettzug“ folaen und beim künitiger, Volksentſcheid Stimmenfreiheit geben. Dies würde eine Verwirrung und ein Durcheinan⸗ Geſchloſſenheit und Aktionsfähigkeit auf das äußerſte gefährdet wäre. Man darf doch nicht glauben, daß die Stimmabgabe innerhalb der Zentrumspartei ſich ſo ganz ruhig und fried⸗ lich abſpielen würde. Die Zentrumspreſſe würde ſich gegenſeitig in die Haare geraten, eine Kreisorganiſation gegen die andere Stellung nehmen. In den örtlichen Partei⸗ organiſationen eine Gruppe gegen die andere agitieren.— Der eine Führer würde für Ja plädieren, der andere für Nein. Es würden Gegenſätze erzeugt, die unſere ganze Partei- 'organiſation zerſetzen und ſich bei künftigen Wahlen zum Schaden der Partei auswirken würden. Das wäre ein wunderbarer Auftakt zur nächſten Landtagswahl. Für diejenigen Zentrumswähler, die angeſteckt von der un⸗ ehrlichen Agitation des Rechtsblocks beim Volksentſcheid mit Rechts ſtimmen würde, wäre es doch nur noch ein kleiner Schritt, bei mit der Rechten Die Partei würde an Mandaten geſchwächt werden und die katholiſche politiſche Aktion in Heſſen hätte den Schaden davon. Die„Mittelrhein. Volkszeitung“ ſchreibt ſelbſt:„Der Volksentſcheid wird das heſſiſche Sollen nun auch noch die Zentrumswüh⸗ ſich auf⸗ und auseinandergehetzt Das wäre allerdings eine große 1 Auch wir ſind der Meinung, daß man dem heſſiſchen Volke die aufregenden Kämpfe erſparen ſollte, daß eine Verſtändigung ſämt⸗ licher Parteien das beſte wäre. Wir zweifeln aber daran, daß bei der intranſigenten, un⸗ nachgiebigen Haltung des Rechtsblockes, der nur auf Demagogie und Machtpolitik einge⸗ ſtellt iſt, ein gangbarer Weg gefunden wird. Welche Stellung ſoll nun die heſſiſche „Wir halten nach wie vor dafür, daß die vorzeitige Auflöſung des Landtages ein Unſinn iſt, eine Spielerei einiger weniger, die ſich mit den demokratiſchen Inſtitutionen der Volksabſtimmung einen billigen Scherz erlauben, die es nach der Macht gelüſtet.“ Damit wäre eigentlich die Antwort ſchon Soll man dieſem„Unſinn“, dieſer „Spielerei“, dieſem„billigen Scherz“, dieſen Machtgelüſten“ noch zum Triumphe verhelſen, indem man den Rechtsparteien den Sieg er⸗ leichtert?. 5 Der unehrliche Kampf der Rechtsparteien richtet ſich gegen die jetzige Mehrheit im heſ⸗ ſiſchen Landtag, an der auch wir beteiligt ſind. Die Spinne. Roman von Sven Elveſtad. Urheberrechtlich geſchützt dem Lit. Bureau M. Lincke, Dresden 21. Einar Falkenberg, Großkaufmann in Kaffee, Konſul für die Sandwichinſeln, zweiunddreißig Jahre alt, Villenbeſitzer, trat in ſeinen Salon. Er zog ſeine Uhr aus der Taſche, öffnete den Deckel, brummte ungeduldig und trat vor den Spiegel, um ſein Ausſehen zu muſtern. Die Uhr war bereits zehn Minuten nach Reben. Der Konſul war in Geſellſchaftstoilette. Nach⸗ em er in der grünen Tiefe des Spiegels ſeine elegante Geſtalt betrachtet und nichts auszuſetzen gefunden hatte, griff er zufrieden in die Taſche mach ſeinem Etui und zündete ſich eine duftende Zigarette an. Er ſchritt langſam im Salon auf und ab, ſtarrte geiſtesabweſend auf die Gemälde, bob einige Viſitenkarten aus der Schale und ließ ſie wieder in den Haufen fallen. Plötzlich blieb er ſtehen. Ihm war etwas eingefallen. Er ſchob die Flügeltür zur Seite, ging durch einige Salons und trat in ſein Ar⸗ beitszimmer. Auch dieſes Zimmer war ſehr luxuriös aus⸗ geſtattet. Ein weicher Teppich bedeckte den Fuß⸗ boden, die Wände waren förmlich mit Gemälden tapeziert, die Rahmen aber in dunklen Tönen ge⸗ halten; überhaupt wirkte das Zimmer etwas ſchwer und düſter. Der große Schreibtiſch war aus koſtbarem ausländiſchen bläulichen Holz reich geſchnitzt. Auf dem Tiſch ſtand eine Sta⸗ tuette von Rodin; darüber hing in einem präch⸗ tigen breiten Rahmen die von der engliſchen Ad⸗ miralität ausgegebene Karte der Sandwichinſeln. Der Papierkorb war ein kleines Meiſterwerk, von den Eingeborenen der Inſelgruppe gearhbei⸗ tet, die Einar Falkenberg die Ehre hatte in der norwegiſchen Hauptſtadt zu vertreten. Der Konſul trat an ſeinen Sekretär, öffnete eine Schublade und nahm eine moderne ſtählerne Geldtaſſette heraus. Er prüfte das Buchſtaben⸗ ſchloß, ſchlug ein paarmal auf den Deckel, ſtellte die Kaſſette wieder auf ihren Platz und verſchloß den Sekretär indem er vor ich hinmurmelte: ö„Ich wußte es woyr. Ich yatte nicht vergeſ⸗, ſen, die Kaſſette zu ſchließen.“ f Plötzlich ſah er auf ſeine Uhr. Seine Gedan⸗ ken hatten eine andere Richtung genommen. Er. war ungeduldig geworden. ö „Alle Wetter, wo bleibt er denn!“ ſagte er. „Das ift wirklich eine unerhörte Saumſeligkeit.“ Er klingelte. Einige Minuten vergingen, dann trat ein alter Diener ein. „Iſt mein Bruder bald fertig?“ Konſul, indem er zur Decke zeigte. „Ja“, antwortete der alte Diener, der ſo alt war, daß er nur im Flüſterton ſprach.„Herr Karl iſt bald fertig; ich hörte eben, wie er oben fluchte.“ Iſt das Auto vorgefahren?“ fragte der „Gut. „Der Landauer iſt vorgefahren, Herr Konſul.“ „Was ſagſt du? Werden wir nicht das Auto benutzen?“ Der alte Diener wurde offenbar ſehr verlegen. Er ſtammelte einige unzuſammenhängende Worte, bis der Konſul ihn mit einem ſcharfen:„Nun?“ unterbrach. ö. 5*. „Wenn Sie es durchaus wiſſen wollen, Hern Konſul,“ ſagte der Diener,„ſo muß ich geſtehen; ich fürchte, daß das Auto nicht mehr da iſt.“ „Zum Donnerwetter!“ brauſte Falkenberg auf.„Was ſoll das heißen, daß das Automobil meines Bruders nicht mehr da iſt?“ „Ihr Herr Bruder iſt zum letztenmal vor vier Tagen mit dem Automobil gefahren, während Sie in Kopenhagen waren.“ „Dann muß er ja wiſſen, wo es geblieben iſt. Iſt es vielleicht zur Reparatur?“ Der Diener räuſperte ſich und huſtete. Der Konſul wurde immer aufmerkſamer. „Sag mal,“ fragte er und ſah den Diener da⸗ bei an,„war mein Bruder allein, als er zum letztenmal mit dem Automobil fuhr?“ „Nein,“ antwortete der Diener,„er fuhr mit einer Dame.“ der in der Partei auslöſen, daß ihre künftige Wir ſind mit dabei geweſen, mit verant⸗ wortlich für die heſſiſche Politik der letzten Jahre, wenn auch zuzugeben iſt, daß ſie beſſer hätte ſein können, wenn das Zentrum für ich allein die Entſcheidung gehabt hätte. Wir müſſen darum als Mitverantwortliche dieſe Politik auch beim Volksentſcheid vertreten u. verteidigen, was wir mit ruhigem Gewiſſen können. Dies aber kann nicht dadurch ge⸗ schehen, daß wir ſchwächlich ausweichen, ſon⸗ role. Dadurch bereiten wir dem Zentrum und zu einem glücklichen Ausgang der Landtagswahl. Laſſen wir erſt die Verwirrung und Zer⸗ ſylitterung beim Volksentſcheid in unſere Wählerkreiſe tragen. dann werden wir be künftigen Wahlen uns nicht zu wundern brau⸗ chen, wenn Abſplitterungen erfolgen. nächſten Wirbelſturmkataſtrophe auch in Paraguay. Karte von Paraguay. „Die Stadt Encarnacion in Paraguay wurde, wie wir bereits berichteten, von einer furchtbaren Wirbelkataſtrophe heimgeſucht, wobei 500 Perſo⸗ nen getötet und ebenſoviel verletzt wurden. Die; Stadt, die ohne Licht iſt, gleicht einem Trümmer⸗ haufen. Zwei Hotels, zwei Banken, das Zollge⸗ päude und die elektriſchen Kraftwerke ſind einge⸗ türzt. In der Hauptſtraße Aſuncion wurden zum Zeichen der Trauer die Vergnügungsftätten e 1 1 Aus aller Welt. Einbrecher an der Arbeit. Würzburg, 23. September. Nürnberg, 24. Sept. Mittwoch Nacht dran⸗ gen Diebe in das Gold- und Silberwaren⸗ geſchäft Silbertau ein, in das ſie durch die im erſten Stockwerk gelegenen Büroräume gelangten. Sie hatten die Decke durchbrochen. Es fielen ihnen für etwa 10 000 Mark Silber⸗ waren in die Hände. Bisher konnte man den Einbrechern noch nicht auf die Spur kommen. Wegen Brandſtiftung verhaftet. Wie ſchon berichtet, wurden wegen Brand⸗ ſtiftung der Poſthalter Otto Link, deſſen Ehefrau, ſowie deſſen Nachbar, der Metzger⸗ meiſter Söder und ſeine Frau feſtaenom⸗ Der Konſul nickte und ſagte ſchnell: „Gut. Sage meinem Bruder, daß ich auf ihn warte!“ net, um zu gehen, als der Konſul, der unſicher und nervös geworden war, ihn mit der Frage zurückhielt: „Kannteſt du die Dame?“ Der Diener war ſtehen geblieben. „Ja,“ antwortete er. „Schließ die Tür!“ ſagte der Konſul. Der Diener ſchloß die Tür. „War ſie es?“ fragte Falkenberg. „Ja,“ antwortete der Alte. „Gut. Sage meinem Bruder, daß ich allein fahren werde, wenn er nicht ſofort kommt!“ Der Diener ging. geriſſen worden. liches war über leiſe vor ſich hin. Etwas Gereiztes und Aerger⸗ ihn gekommen. Er ſchimpfte barſch:„Meinen Mantel, meinen Hut!“ Ein dienender Geiſt kam mit dem Ueberzieher angelaufen, den der Konſul haſtig anzog. Er war bereits im Begriff, hinauszugehen, als er von den munteren Worten zurückgehalten wurde: „Hallo! Warum dieſe Eile?“ „Ah, du biſt es,“ antwortete der Konſul mür⸗ riſch.„Ich habe eine halbe Ewigkeit auf dich gewartet.“ Sein jüngerer Bruder war ins Zimmer ge⸗ treten. Es war der junge Maler Karl Falken⸗ berg, in ganz Chriſtiania bekannt— weniger wegen ſeiner Bilder als wegen ſeines flotten Lebens und ſeiner Liebesabenteuer. Er hatte etwas künſtleriſch Nachläſſiges eu ſich, was ſtark gegen die Korrektheit des Brun abhſtach. Karl nahm eine komiſch ſchürobewußte Miene an und ſagte:. „Aber die Uhr iſt jetzt halb acht, lieber Bru⸗ der, und du haſt doch das Mittageſſen ausdrücklich erſt auf acht Uhr angeſetzt.“ E „Du darfſt nicht vergeſſen, daß ich Gaſtgeber bin“ Es wäre reizend, wenn ich ſpäter einträfe s der Ehrengaſt, mein däniſcher Freund.“ „Laß den däniſchen Krämer nur paar Minu⸗ ten warten!“ Konſul Einar Falkenberg ſchlug mit der Fauſt auf den Tiſch, daß eine Blumenvaſe umſiel. „Ich dulde es nicht. dan du in dieſem alber⸗ den heſſiſchen Katholiken am beſten den Weg Der alte Diener hatte bereits die Tür geöff⸗ ö übrig hatteſt.“ Jetzt war der Konſul aus ſeiner Behaglichkeit Nach einer Weile öffnete er die Tür und rief. berröte auf der Stirn. 51 * men und in das Landgerichtsgefängnis nac Schweinfurth gebracht. Das Linkſche Anweſen ſollte dieſer Tage wegen beträchtlicher Ver⸗ ſchuldung zur Verſteſgerung gelangen. Der Brandſtifter hatte ſich vor einigen Tagen in dem Sinne geäußert, daß hier nur ein Brar helfen könne. Sein Anweſen war hoch ver⸗ ſichert. Die Brandſtiftung führte Link da⸗ durch aus, daß er Streichhölzer und eine glimmende Zigarette in eine Scheune warf. dern durch klare, eindeutige, entſchiedene Pa⸗ Die Hilfsmaßnahmen für die ſchwer ge⸗ ſchädigte Gemeinde ſind in vollem Gange. Im Bezirk Neuſtadt und in den Nachbarbezirken werden Sammlungen durchgeführt Auch Mi⸗ Atſterpräſident Dr. Held hat von Bad Brül kenau aus den Brandort beſucht und zur Lin⸗ derung der größten Not eine namhafte Spende des Geſamtminiſteriums veranlaßt. Der Kreisausſchuß wird dieſer Tage zuſam⸗ mentreten, um über die Gewährung von Bei⸗ chilfen für den Wiederaufbau der vernichteten Häuſer zu beraten. Lebendig verbrannt. Nördlingen, 23. Sept. Die im 60. Lebensjahre ſtehende in Ziswingen lebende Witwe Ruf kam, während die übrigen Hausbewohner auf dem Felde arbeiteten, mit den Kleidern 5 Herd⸗ flamme zu nahe, ſodaß dieſe Feuer fingen. Die Frau eilte mit brennenden Kleidern ins Freie, Obwohl ihr ihr Enkel zu Hilfe kam und die Flam⸗ men löſchte, iſt die hochbetagte Frau am anderen Tage ihren ſchweren Brandwunden erlegen 1729 Typhusfälle, 113 Todesopfer. Hannover, 25. Sept. Die Zahl der Ty⸗ ohuskranken belief ſich geſtern abend auf 1729. Zu den bereits bekannten 111 Todes⸗ fällen ſind im Laufe des geſtrigen Tages noch zwei hinzugetreten, ſodaß die Zahl der der Seuche zum Opfer gefallenen Perſonen 13 beträgt. ö 0 Der Brückeneinſturz bei Gartz. Gartz, 25. Sept. Die Unterſuchungen über den Einſturz der neuen Brücke bei Gartz ſind augenblicklich zum Stillſtond gekommen, da man erſt das Eintreffen mehrerer ſachkundi⸗ ger Taucher aus Kiel abwarten will, die ſeſt⸗ ſtellen ſollen, wo der Bruch des Hauptpfeilers eingetreten iſt. Ferner ſoll noch nachgeprüft werden, unter weſſen Aufſicht der Brückenbau; zu der Zeit ſtand, als der Teil des Pfeilers gegoſſen wurde, der das Unglück herbeiführte. Der Direktor der Allgemeinen Baugeſellſchaſt hat erklärt, daß die Geſellſchaft vollkommen in der Lage ſei, den Bau bis zur Abnahme auszuführen. Die Baukoſten in der Höhe von 300 000 Mark ſollen von der Stadt neuauſ⸗ genommen und der Firma überlaſſen wer⸗ den, die ſpäter ratenweiſe zurückzahlen will. Die Schiffahrt durch die Weſtoder iſt immer noch geſperrt. Die dritte Leiche konnte noch nicht geborgen werden. N Die Eifen⸗ und Stahl⸗Truſtverhandlungen.— Auch ein Holzkartell geplant. f Paris, 25. Sept.„Der Temps“ nieldet aus Brüſſel, daß die am Eiſen⸗ und Stabl⸗ kartell intereſſierten belgiſchen Induſtriellen geſtern neue Gegenvorſchläge ausgearbeitet haben, die ſie den deutſchen, franzöſiſchen und luxemburgiſchen Unterhändlern unterbreiten wollen. Sie verlangen, daß die Verteilung der Quote auf der Grundlage des bisherigen Projektes nor für einen kurzen Zeitraum gel⸗ ten ſoll und daß bald zu einer Nachprüfung geſchritten werde. Ueber ein im Werden begriffenes Holz⸗ fartell meldet das Blatt u. a., nach eingehen⸗ nem Ton von meinen Geſchäftsfreunden ſprichſt. Den magſt du meinetwegen deinen Kaffee- und Atelierbekanntſchaften gegenüber anſchlagen.“ „Lala!“ „Was haſt du übrigens gemacht?“ „Erlaube, lieber Bruder, es war mein Auto⸗ mobil.“ „Jawohl, mit dem Automobil vielleicht das letzte, was du noch „Von meinem Erbe, meinſt du?“ „Von deinem Erbe. ja. Während ich durch 1 vernünftige Geſchäfte und Arbeit meinen Anteil des Vermögens verdoppelt habe, bald alles verſchwendet;!“ haſt du wohl „Jetzt möchte ich dich daran erinnern, daß es Zeit iſt,“ ſagte der andere ernſt. „Du haſt das Automobil alſo verkauft?“ „Vielleicht.“ 1 „Oder verſchenkt an dieſe— dieſe—“ Er hielt plötzlich inne, als ſein Blick auf das Geſicht des Bruders fiel, und zuckte zuſammen. Trotz der Torheiten des Jüngeren hielt der Kon⸗ ſul doch außerordentlich viel von ſeinem Bruder. „Wie ſiehſt du denn aus?“ fuhr er fort.„Du 750 ſchwarze Schatten unter den Augen und Fie⸗ Arbeiteſt du viel?“ „Es läßt ſich halten,“ antwortete Karl, froh, daß das Unwetter vorübergezogen war,„aber ich bin ſo glücklich, denn ich bin verliebt.“ Der Konſul warf ſeinem Bruder abermals einen forſchenden Blick zu und murmelte: 5 Glücklich! Hm! Du ſiehſt eher aus, als ob du in einer Welt von Gram lebteſt.“ Karls Geſicht verzog ſich. 0„Ich bin natürlich nicht ſo reich wie du,“ a ö gte er. „Komm, laß uns gehen!“ rief der Bruder. Die beiden Brüder beſtiegen den Wagen. Es war ein ſchöner heller Sommerabend, und iele Menſchen waren unterwegs. Der elegante agen, die prächtigen Pferde und das blitzende Geſchirr erregten Aufſehen. N Karl, der es um jeden Preis vermeiden wollte, daß das Geſpräch eine unangenehme Wendung nahm, fragte: „Du haſt mir noch nichts'on deinem däni⸗ ſchen Freund erzählt, Einar. tcie heißt er?“ „Stiegel. Er iſt ein prächtiger Burſche. Rieſig tüchtiger Geſchäftsmann. Wir haben kürzlich ein glänzendes Geſchäft zuſammen gemocht.“ 4 Fortſetzung folgt. * f den Vorverhannungen ſeien die hauptſach⸗ lichſten Firmen des Holzgroßhandels in Oeſterreich, der Tſchechoſlowakei, Rumänien und den baltiſchen Ländern übereingekom⸗ men, im Oktober eine Konferenz in Wien ab⸗ zuhalten, bei der die Möglichkeit eines inter⸗ nationalen Holzkartells beſprochen werden ſolle. Die Konferenz ſoll gegen Ende des Jahres eine Zuſammenkunft der Vertreter des geſamten europäiſchen Holzgroßhandels in Amſterdam folgen. Aus Heſſen. Mainz, 23. Sept.(Schlechte Hühnerjagd.) Die ſeit 14 Tagen eröffnete Jagd auf Feldhüh⸗ ner hat ſich derartig ſchlecht angelaſſen, daß die meiſten Jagdgeſellſchaften aus weidmän⸗ niſchen Gründen beſchloſſen haben, die Hüh⸗ nerjagd für dieſes Jagdjahr ganz einzuſtellen. Eingeſtellte Straſperfahren vor den fran⸗ züſiſchen Militärgerichten Mainz, 23. Sept. Laut den Koblenzer Amneſtieberhandlungen war für alle Straf⸗ taten, ausgenommen die des gemeinen Rechts (3. B. Eigentumsdelikte) und der Spionage Straffreiheit zugeſichert worden. Infolge⸗ deſſen wurden ſämtliche Strafſachen, die in den letzten Sitzungen der franzöſiſchen Mili⸗ tärappellations⸗ und Militärpolizei-Gerichte zur Verhandlung kommen ſollten, eingeſtellt. Hierunter fällt auch die Berufung des fran⸗ zöſiſchen Staatsanwaltes in der Strafſache egen den Inhaber und Kapellmeiſter des ſtaffee Weckers in Mainz wegen Duldung dezw. Spielens von im beſetzten Gebiet ver— botenen Melodien. N Aus Nah und Fern. Oagersheim. Aus Anlaß des 700 jährigen zis⸗ kusjubiläums findet kraft päpfichen Hades allen Franziskanerkirchen der Welt in der Nacht vom 3. auf 4. Oktober mitternachts ein feierliches Hochamt ſtatt, wobei die hl. Kommunion ausgeteilt werden darf. Wie wir erfahren, findet dieſes Hochamt auch in der Wallfahrtskirche zu Oggersheim ſtatt. Das ausführliche Programm der Feierlichkeiten wer⸗ den wiy morgen veröffentlichen. Bergzabern. Am Mittwoch abend gegen 9 Uhr! ereignete ſich im Hauſe Bohlig in der Königs- ſtraße eine folgenſchwere Exploſion. Der Hausbeſitzer hatte, um die Mäuſe zu vertreiben, in die Laufgänge Karbid geſchüttet und hernachWaſſer darüber gegoſſen; dabei entwickelten ſich unter der Decke Gaſe, die die Exploſion verurſachten. Die Ehefrau Bohlig und deren Tochter wurden unter den Trümmern der einſtürzenden Decke und des Webälkes vergraben und erlitten ſchwere Ver⸗ Aetzungen.“ Daneben iſt auch der Materialſcheden ehr groß. 8 105 vibes den, 24. Sept. Die im 80. Lebensfahre ſtehende in Ziswingen lebende Witwe Ruf kam, wäh⸗ rend die übrigen Hausbewohner auf dem Felde ar⸗ beiteten, mit den Kleidern der Herdflamme zu nahe, ſo daß dieſe Feuer fingen. Die Frau eilte mit bren⸗ nenden Kleidern ins Freie. Obwohl ihr Enkel zu Hilfe kam und die Flammen löſchte, iſt die hochbe⸗ kagte Frau am anderen Tage ihren ſchweren Braudwunden erlegen. Zur deutſch⸗franzöſiſchen Verſtändigung H. D. Zur ſelben Zeit, als Briand im Mini ⸗ gerium Poincares inparis dasErgebnis ſeiner geheimen Beſprechungen mit Streſemann in Thoiry vortrug und begründete, um die Ge⸗ nehmigung des Kabinetts zu weiteren Verhand- fungen zu erhalten, begann an der Börſe eine neue Frankenbaiſſe. Damit kommt deut⸗ lich zum Ausdruck, daß das internationale Börſen⸗ kapital durch verſchleierte Börſenmanöver die po⸗ litiſchen Entſchlüſſe des franzöſiſchen Sta⸗ biliſtierungs⸗Kabinetts zu beeinfluſſen ſucht, indem es von neuem das Geſpenſt einer Frankeninflation erſcheinen läßt. Zweifellos ſteht das Problem der Stabiliſierung des Franken, oder umfaſſender geſagt. der Sa; nierung der franzöſiſchen Währung im engen Zuſammenhange mit der politiſchen Be. friedigung Europas. Die erſte Etappe zu dieſer Befriedigung ſtellt der Verſuch einer deutſch⸗ frauzöfiſchen Annäherung dar, die, darin be⸗ ſteht, daß Deutſchland die vaterlän diſche und politiſche Freiheit ſeiner Grenzen und feines Handels erſtrebt, und Frankreich wirtſchaftliche Gegenleiſtungen in Form von Hilfe zur Währungsſtabiliſierung und 10 Anſchluß von Handels verträgen ver anat. Es iſt ein offenes Geheimnis, daß der ſchon vor zwei Jahren von Loucheur aufgegriffene Plan der Valoriſation der deutſchen Eiſenbahn⸗ obligationen bei den Beſprechungen zwiſchen Streſemann und Briand einen Kern; punkt der ganzen Diskuſſion bildete. Die deutſche Eiſen bahn wurde auf Grund des Londoner Abkommens und damit im Zu⸗ ſammenhang in Ausführung des Dawes⸗ lanes in eine Aktiengeſellſchaft umgewandell mit einem Aktienkapital von 26 Milliarden Gold⸗ mark. Von dieſen 26 Milliarden Goldmark ſind 13 Mixlfarden als Stammaktien im Beſitz der Reichsbahngeſellſchaft. 2 Milliarden ſind Bor; ugsaktien und die reſtlichen 11 Milliar⸗ den befinden ſich als Obligationsſchuld in der Hand des Treuhänders für die deutſchenEiſen⸗ bahnobligationen. Die 2 Milliarden Vorzugsaktien ſtehen vollſtändig zur Verfügung der Reichsbahn, betebot und ſind alſo außerhalb des Bereichen der Reparationen genommen, ſo daß der Treu, rde bzw. unſere Kriegsgläubiger lediglich das eſitzrecht von 11 Milliarden hab Von der Geſamtheit der Entſchädigungsgläubigen kann alſo jederzeit mit Zuſtimmung des Nepgra, tionsagenten und des Treuhänders der Verkauf dieſer Obligationen beſtimmt werden. Deutſchland bat die Verpflichtung, dieſe 11 Milliarden mit 5 Proz. zu verzinſen und damm kommt vom vierten Dawes⸗ bu. ab eine Tilgung von 1 Prozent. Her Perelnſnnas- und Tilaunasbetraa müß ßon der Eiſenvayn aus den laufenden Ein⸗ nahmen herausgewirtſchaftet werden. Die Summe beträgt 660 Millionen Mark pro Jahr. Dieſe Obligationen ſind alſo nichts anderes als eine ruhende Schuld zwiſchen dem Reiche und den Gläubigerſtaaten. Noch im neueſten Bericht des General⸗ agenten vom 15. Juni 1926 erklärt der Treu⸗ händer, daß nach Anſicht aller Be“eiligten die Zeit für den Verkauf irgendwelcher Obli⸗ eee der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft auf en Kapitalmärkten der Welt noch nicht gekom⸗ men ſei. Jedoch weiſt der Treuhänder in dem letzten Bericht ſchon darauf hin, daß der DSerkauf deutſcher Reichsbahnobligationen geeignet ſein ma a. bei dem Prozeß der Stabillſierung wohl mitzuhelfen, wenn das allgemeine Vertrauen des Kapitaliſten auf dem wirtſchaftlichen Wiederaufbau in Europa ſo weit geſtiegen iſt, daß die Kapitalmärkte eine größere Menge von Schuld- verſchreibungen aufnehmen können. Damit iſt ſchon ein deutlicher Finger ⸗ zeig für den Weg, der beſchritten werden ſoll, gegeben. Falls nun ein Teil dieſer Obligationen auf dem Kapitalmarkt untergebracht wird, tritt an Stelle des Staatsgläubigers der Pripat⸗ gläubiger. Aber auch für dieſen Fall bleib die ee e unter dem Transver⸗ ſchu tz, d. h., der Generalagent kann jederzeit die Zahlung des Zinsbetrages in ausländiſcher Währung verhindern, wenn die deutſche Wäh⸗ rung dadurch gefährdet werden ſollte. Nun beſteht der e le Plan dar, „ in, 2 Milliarden der deutſchen Obligationer am Markte unterzubringen, damit Frankreick ſeinen Anteil in der Höhe von 1,4 Milliarden Mark als Sicherheit bei amerikaniſchen Privatbankiers für eine Stabiliſierungson. leihe übergeben kann. Wenn Frankreich einen dei dieſer Obligationen realiferen will, dann hängt die Durchführung nicht in erſter Linie von dem Ein⸗ verſtändnis Deutſchlands ab, ſondern von der Ge⸗ nehmigung des Reparationsagenten. Dieſer wird die Genehmigung jedoch nur erteilen können, wenn alle an dem Dawesplan beteiligten Mächte ihre Zuſtimmung gegeben haben. Ferner hängt die ganze Finanztransaktion davon ab, ob das amerikaniſche Großkapital gewillt iſt, die Obligationen, die nur zu 5 Proz. verzinſt werden, am Kapitalmarkte aufzunehmen. In der Tatſache, daß der Reparationsagent die Zins⸗ zahlung in ausländiſchex Währung ver⸗ indern kann, liegt eine Schwierigkeit. Eine weitere liegt darin, daß infolge des verhälntismäßig geringen Ziünsſatzes die Bankiers die Obli⸗ gationen unter 100 Prozent bewerten könnten, wo⸗ durch Deutſchland zu höheren Leiſtungen gezwungen würde. Hierin liegt zweifellos die Hauptſchwierigkeit, denn der Reparations⸗ agent und die deutſche Regierung werden kaum zu⸗ geben können, daß die Obligationen unter 100 Prozent gewertet werden. Für Deutſchland dreht ges ſich zunächſt darum, daß keine Verpflich⸗ 171 n eingegangen werden, die eine Höher⸗ beläſtüng der im Dawes⸗Plan feſtgeſetzten Zah⸗ lungen bewirken könnte, was mit der Durchbre⸗ chung des Dawes⸗-Planes gleichbedeutend wäre. Um dieſe Streitpunkte zu klären, ſind ſchon Ver— handlungen mit dem Reparationsagenten aufgenommen worden. Parmentier, der Ver⸗ trauensmann von Loucheur, iſt bereits von Genf nach Berlin gekommen und hat ſich mit dem Reparationsagenten Parker Gilbert in Ver⸗ bindung geſetzt, um dieſen ſchwierigen Fragenkom⸗ plex auf dem Wege gütlichen Verhandelns zu löſen. Zweifellos finden auch Verhandlungen mit der Reichsregierung ſtatt, die ihrerſeits darauf achten muß, daß der Dawes⸗Plan nicht durchbro⸗ chen wird zu unſeren Ungunſten. Die Schwierigkeiten ſind u. E. nicht ſo groß, als daß an dieſem Problem die. ganzen Verſtändigungs. bemühungen zwiſchen Frankreich und Deutſchland ſich zerſchlagen könnten. Für uns handelt es ſich zunächſt darum, wie wir mit wirt; ſchaftlichen Zugeſtändniſſen unſere politiſche Freiheit erringen können. Stre⸗ 1 0 hat in ſeiner Genfer Rede ganz mit Recht etont, daß unſere politiſche und vaterländi⸗ ſche Freibeit auch ein wirtſchaftlichel Opfer wert eiſt. Wir gehen mit Streſemann voll⸗ ſtändig einig. Wir im beſetzten Gebiete lönuten es nicht verſtehen, wenn an dieſen wirt⸗ ſchaftlichen Fragen der gro ße Verſtändi⸗ gungsgedanke Sch iffbruch leiden müßte. Gerade die Bevölkerung des beſetzten Gebietes iſt in erſter Linie daran intereſſiert, die politiſche, vaterländiſche und wirtſchaftli der vollſtändig zu erlangen. Frankreich iſt wirtſchaftlich in einer unge 1 Nollale. Dieſe ireibt dazu politiſ ch e Rechte für wiertſchaftliche ugeſtänd⸗ niſſe preiszugeben. Es kann ſich fetzt weder für Frankreich noch für Deutſchland darum handeln, ſtarrköpfig auf dem Standpunkt der ge⸗ gebenen Verhältniſſe und auf dem Boden der Ver⸗ träge zu verharren. Nur durch gegenſeitige Zugeſtändniſſe wird es möglich ſein, die dringend notwendige wirtſchaftliche und politiſche Verſtändigung zwiſchen den beiden Ländern zu er⸗ reichen. Wir was uns darüber klar ſein, daß eine weitere Verſchlechterung der franzö ⸗ iſchen Währung für das deutſche Wirtſchafts⸗ leben außerordentlich ſchlimme Folgen haben kann, Nur wenn die Währungen aller europa- iſchen Länder n ſind, iſt der ge⸗ ſamteuropäiſche irtſchafts aufbau möglich. Bei normalen Wirtſchafts⸗ und Wäh⸗ rungsverhältniſſen wird es trotz no glſch fein Be⸗ laſtungen der deutſchen Wirtſchaft 10 8 0 ein, ſich im Konkur entke mode dem Ausland zu behaupten. Und wenn es utſchland möglich iſt, Frankreich be der Währungsſtabiliſterung zu hel⸗ fen, dann müſſen wir in unserem 10 0 Inter⸗ eſſe Frankreich helfen, weil wir uns ſelbſt dadurch den größten wirtſchafllichen Dienſt erweiſen, der ich in Zukunft auch politiſch auswirken wird. Wenn wir wirtſchaftlich ſtark und ge⸗ 1535 ſind und unſere politiſche Hand⸗ ungsfreiheit etlangt haben, werden wir auch in der internationalen Politik wieder ein nd gangs Wort mitreden können. Das Ver⸗ t udigungswerk von Locarno und die Verſöh. eng ee von Thoiry muß deshalb für 1 und wenn auch unter Opfern zu einem für beide Teile befriedigenden Ende geführt werden. Freiheil wie⸗ Jgum 40. Geburtstag der Extronprinzeſſin Cäcilie mit ihrem Gemaht im Park von Oels. Am 20. September feierte die frühere Kron⸗ prinzeſſin von Deutſchland, Cäcilie, ihren 40. Ge ⸗·. burtstag. Ein offenes Papſtwort. Der moderne Nationalismus— Die Wiedergeburt des Heidentums. Kardinal Andrieu, Erzbiſchof von Bordeaux, hat vor einiger Zeit in einem Hirtenbrief gegen die Bewegung der„Action francaiſe“ Stellung genom⸗ men und ihren Nationalismus als unchriſtlich, un⸗ ſittlich und heidniſch verworfen. In der nation liſtiſchen Preſſe Frankreichs wurde der Kirchenfürſt wegen dieſer Kundgebung heftigſt angegriffen. Nun hat der Heilige Vater an Kardinal Andrien einen Brief geſchrieben, der in deutſcher Ueberſetzung fol⸗ gendermaßen lautet:„Wir haben mit Freude die Antwort Ihrer Eminenz auf die Anfrage einer Gruppe junger Katholiken, betreffend die„Action francaiſe“, geleſen. Wir haben ein neues und wert⸗ volles Zeugnis der oberhirtlichen Sorge und Wach⸗ ſamkeit Eurer ehrwürdigen Eminenz für das Heil der Seelen erblickt, beſonders für die in unſeren Tagen, beſtändig bedrohte Jugend. Eure Eminenz verweiſt in der Tat auf eine Gefahr, die im gegenwärtigen Falle um ſo ſchwerer iſt, als ſie den katholiſck. Glauben und die katholiſche Sitte, ohne daß dies immer zutage tritt, mehr oder weniger unmittelbar berührt. Dieſe Gefahr könnte unmerklich den wahren katholiſchen Geiſt, den Eifer und die Frömmigkeit der Jugend beiſeite ſtoßen und in Wort und Schrift die Feinheit eines reinen Gefühles verletzen, mit einem Wort die Vollkommenbeit eines chriſtlichen Lebens und erſt recht das Apoſtolat der wahren katholiſchen Aktion beeinträchtigen, zu der alle Gläubigen und be⸗ ſonders die fungen Leute berufen ſind, um tätig mit⸗ uwirken für die Ausbreitung und Feſtigung des eiches Chriſti im einzelnen, in der Familie und in der Geſellſchaft. Es iſt daher ſehr am Platze, daß Eure Eminenz die rein politiſchen Fragen, zum Beiſp a der Regierungsform, beiſeite laſſen. Hierüber äßt die Kirche einem jeden die richtige Freiheit, aber dagegen iſt man nicht gleicherweiſe frei— und Eure Heiligkeit bemerkt dies ſehr gut— den Führern der „Action francaiſe“ in jenen Dingen zu folgen, welche den Glauben und die Sitten betreffen. Eure Eminenz erwähnt und verurteilt mit Recht(nicht bloß an Publikationen älteren Datums) Aeußerungen eines neuen religiöſen, moraliſchen und ſozialen Syſtems, zum Beiſpiel in Bezug auf Gott, die Menſchwerdung, die Kirche und katholiſche Dogmen und Moral im allgemeinen, hauptſächlich in ihren notwendigen Be⸗ ziehungen mit der Politik, welche logiſchevweiſe der untergeordnet iſt. Im Kern dieſer Kundgebungen zeigen ſich Spuren einer Wiedergeburt des Heiden⸗ tums, mit dem ſich der Naturalismus verbindet, den ſeine Urheber— Wir glauben unbewußt— wie ſo viele ihrer Zeitgenoſſen aus dem öffentlichen Unter⸗ richt der modernen, die Jugend vergiftenden Laien⸗ ſchule geſchöpft haben, die von ihnen ſelbſt häufig mit ſolcher Heftigkeit bekämpft wird. In ſtändiger Sorge angeſichts der dieſer Eurer Jugend von allen Seiten erſtehenden Gefahren, beſonders in Anbetracht ihrer verwerflichen Beſtrebungen, mag es ſich auch um etwas Gutes handeln, wie das ohne Zweifel von der löblichen Liebe zum Vaterlande zu ſagen iſt, haben wir uns über jene Stimmen gefreut, die ſich in dieſen ſetzten Zeiten ſelbſt außerhalb Frankreichs(Auch ir der„Reichspoſt“. D. Red.) erhoben haben, um es warnen, daß es auf der Hut ſein möge. Daher zwei⸗ feln wir denn auch nicht, daß alle jungen Leute auf Eure Stimme, eines Biſchofs und Kirchenfürſten, hören werden. Durch fie und mit ihr werden ſie zu⸗ gleich auch die Stimme des Vaters aller Gläubigen anhören. In dieſem Vertrauen gewähren wir Euch, Eurem Klerus und Eurem Volle von Herzen den apoſtoliſchen Segen. Gegeben zu Rom, bei St. Peter. im 5. September 1926, im fünften Jahre unſeres Pontifikates“. Rechtsbriefkaſten Nähmaſchinenreparatur. Weil Ihr Kunde die Ihnen zur Reparatur übergebene Nähmaſchine nicht abholte, iſt er in Verzug gekommen. Da Ihnen weder Adreſſe noch Name des Beſtellers bekannt, iſt die Zuſtellung einer Klage auf Abholung und Bezahlung der Re; paratur nicht möglich. Auch ein öffentlicher Verkauf der Maſchine für Kechnung des Beſtellers iſt aus, eſchloſſen, weil die Grundſätze über den öfſent. ichen Pfandverkauf bedingen, daß derſelbe vorher dem Beſitzer des Pfandgegenſtandes angezeigt wird. Es bleibt Ihnen deshalb nichts anderes übrig, als die Amſtab ene ſolange in Verwahr zu behalten, bis ein Umſtand, z. B. die Geſchäftsaufgabe Ihrerſeits oder die Verle ewahrung der Maſchine derartig ſchwierig Weiterauf teres Aufbewahren nicht macht, daß man Ihnen ein weiteres A. mehr zumuten kann. Dann ſind Sie berechtigt, die Maſchine durch einen Aultiongtor oder Gerſchtsvoll⸗ zieher öffentlich verſteigern zu laſſen. Ueberhängende Früchte. Daß die Aeſte von Ihrem Birnbaum in den Garten des Nachbarn herüperhängen, berechtigt dieſen noch nicht, die Birnen abzupfkücken und zu behalten. Erſt wenn die Birnen in ſein 1 Wrun dyn ymuvergeſaurn dene des Geſchäfts einkritt, der Ihnen die 5 . ue, kann, er ne ernren⸗ Ehe die Birnen reif und abgefallen ſind, können Sie von Ihrem Nachbarn verlangen, daß er Sie zum Pflücken ſein Grundſtück betreten läßt. Entſteht 11 27s ein Schaden, ſo müſſen Sie ihm denſelben erſetzen. Putzflächen. Nicht bloß das ſchlechte Ausſehen einer Hausfaſſade verpflichtet den Hausbeſitzer, den loſe gewordenen Putz abklopfen zu laſſen, nd beſonders aber muß er dies tun, wenn die loſe hängenden Flächen eine Gefahr für das vorübergehende Publifum bilden. Dann greift die Baupolizei ein, ſobald Anzeige er⸗ ſtattet wird. Die Anzeige kann, ſowohl von einem Mieter aus dem betreffenden Hauſe als auch von jedem dritten erſtattet werden. — Lokale Nachrichten. * Viernheim, 27. September. * Der erſte Sonntag im Herbſt ver⸗ lief in einer PNeiſe, wie man es um dieſe Jahres⸗ zeit nicht anders erwartet. Klares, trockenes Wetter, etwas kühl, ſo recht geeignet für Wan⸗ derungen. Der Odenwald⸗Klub machte den An ⸗ fang. Seine Wanderung ging nach Heidelberg und Umgebung. Später begab ſich die Mar. Jungfrauen⸗Kongegration mit einer großen An⸗ zahl Mitglieder auf die Reiſe, die nach Nieder ⸗ Liebersbach führte, wo der dortigen Kongregatlon ein Beſuch abgeſtattet wurde. Im Orte ſelbſt nahmen ein Radfahrerfeſt, ein größeres Fußball- ſpiel und ein Freundſchaftskampf des Vereins für Sport und Körperpflege gegen den Kraft; und Artiſtenklub Mannheim ⸗Käfertal im Saale des„Freiſchütz“ das Intereſſe des Nachmittags in Anſpruch. Es gab teilweiſe recht gute Lei⸗ ſtungen zu ſehen. Abends, wo man ſchon den Mantel anziehen mußte, die gewohnten ſonntäg⸗ lichen Zerſtreuungen Aus einigen Reſtaurapts ertönte Unterhaltungskonzert, in den Sälen leiſtete die Jugend im Steppen und Jazzen große Ar⸗ beit. Die Klusfreunde hatten Gelegenheit, ſehr ſchöne Stunden für wenig Geld zu genießen. So brachte der Sonntag allen Wänſchen, ſofern es keine unbeſcheldenen waren, Erfüllung. » Auf die Abſchiedsfeier, die hente Montag Abend zu Ehren des von hier ſcheiden den Hoch w. Herrn Kaplan Weis im „Freiſchütz“ ſtattfindet, werden die Mitglieder des Kath. Kaufm. Vereins hingewieſen. „ Ceutral⸗Theater. Mit größter Span⸗ nung erwartet man das große und prächtige Fllmwerk:„Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren“, das am nächſten Freitag im Central⸗ Theater geboten wird. Siehe heutiges Inſerat. Verkehrshinderniſſe. Die Röhren für die Waſſerleitung, die in den Ortsſtraßen lagern, bedeuten geradezu ein Verkehrshindernis. Verſchtedene unſerer Mitbürger haben ſchon Scha⸗ den dadurch gehabt. So wurde uns hente früh berichtet, daß ſich ein Mann, der über einen ſol chen Röhrenhaufen fiel, den Unterarm verſtauchte. Ein junger Mann, der am Samstag Abend in einer ſpärlich erleuchteten Straße recht unſauft über eine etwas abſeits liegende Röhre ſtolperte, hatte neben einer Armverletzung noch zerriſſene Kleider. Ueberhaupt ſiellt man feſt, daß die Röhren oftmals am nächſten Tage, ſcheinbar durch das Spiel von Kindern, den Platz gewech⸗ ſelt haben. Wie wäre es, wenn die Röhren in die einzelnen Gehöfte der Staßen untergebracht würden? Wäre da nicht mit einem Male das Uebel beſeitigt! * Wegen Ruheſtö rung lamen in der Nacht von Samstag auf Sonntag wieder ſteben Perſonen zur Anzeige.— Zwei reiſende Hand⸗ werksburſchen wurden wegen Widerſpenſtigkeit in Haft genommen.— Ferner kamen 3 Perſonen, die bei Entritt der Dunkelheit ohne Beleuchtung ihrer Fahrräder angetroffen wurden, zur Anzeige. * Tagesbeleuchtung. Geſtern, Sonntag, als es bereits zur erſten Frühmeſſe geläutet hatte, war der helle Morgen noch von ſämtlichen elektr. Straßenlaternen beleuchtet. Mancher Kirchgünger wird ſich da gefragt haben, warum denn noch das? *Mit den Waſſerleitungsarbeiten innerhalb des Ortes hat man nunmehr begonnen. Heute früh nahmen die Erdarbeiten in der Nat⸗ hausſtraße ihren Anfang. »Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren. Auf das Gaſtſpiel des Volkstheaters Darmſtadt morgen Dienstag Abend im Saale des„Freiſchütz“ machen wir dle Einwohnerſchaft nochmals aufmerkſam. Karten im Vorverkauf bei Schweikart. * Reuer Roman. Zn heutiger Ausgabe beginnen wir mit dem Abdruck unſeres neuen Romans„Die Spinne“ von Spen Elveſtab. Wir hoffen, den Geſchmach unſerer verehrl. Leſer getroffen zu haben. Ab 1. Oktober neu hinzu⸗ tretende Abonnenten erhalten die Aufangsnum⸗ mern des Roman gratis nachgeliefert. Bekanntmachung. Betr: Winterhilfsmaßnahmen für Kriegsbeſchä⸗ digte und Kriegshinterbliebene. Zuſatztentenempfängern kann auf die Zuſaß⸗ rente zur Beſchaffung von Winterbedarf ein Vor⸗ ſchuß gewährt werden. Der Vorſchuß darf höch⸗ ſtens den Monatsbetrag der Zuſatzrente erreichen. Abzug erfolgt in 5 Monatsraten vom 1. Novbr. 1926 bis 31. März 1927. Dlesbezügliche Anträge werden am Mitt⸗ woch, den 29. Sept. 1926 auf unſerem Blr Nr. 27 entgegengenommen. Vieruhelm, den 25. September 1926. Heff. Bürgermeiſterei Viernheim. gamberth.