ſind, Milch 5 ſchen 4 Uhren Mahagoni 2 ert u. Alpaka ringe erbeten F 2, ld 6 nia. ag abd. 8 Uhr! ⸗Gitzung vichtige ſammlung rtet er Vorſtand. zerein 5 üfung. en finden im e haben ſich bel her Lehrmeiſter 6 ber. e sausſchuß erſitzender, „ 457 e Pœꝛer in für das e Weisung ahauf dar- erstehen, rch das ö Arrnhetmer Zeitung— Biernheimer Nachrichten) eſcheint tglich mit Ausnah b lamen-, halb jährlich einen bracht.— Gratis beilagen: wöchentl. Samstags das achtſeitſge iduſtrierte Sonntagsblatt„Sterne me ber Soun⸗ und Felertage.— Begugs peel menatl. 1.50 Mark frei ins plan ſowie einen kalender.— Annahme von Abonnements täglich iernheimer Anzeige Viernheimer Tageblatt (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreise: abgeſtuften Rabatt.— Annahmeſ Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., chluß für Inſerate und Notizen vormittag 8 Uhr, größere Artikel einen Tag die Neklamezeile 80 Pfg., bel Wiederholung vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werben, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des A.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Umt Frankfurt a. M. 229 Aus der cheſſiſchen Zentrumspartei. Die Bildung eines landwirtſchaftlichen Beirats innerhalb der Zentrumspartei vollzog ſich, wie uns geſchrieben wird, am vergangenen Sonntag in Mainz unter der fachlichen Leitung des bewährten und in landwirtſchaftlichen Kreiſen gern geſehenen Generalſekretärs, Herrn Glotz bach, und im Beiſein des Landesvorſitzenden der Par— tei, Herrn Reichstagsabg. Dr. Bockius. Zu Beginn der Verſammlung, die im Ver⸗ hältnis zu den Einladungen les ſollte vor— zerſt nur eine Fühlungnahme mit einer Anzahl aus allen Teilen der Provinz herbeigerufener Landwirte ſein) außerordentlich gut beſucht 9 war, berichtete unſer Landtagsabg. Herr Blank. Gaulsheim, der ſich um die Land⸗ „wirtſchaft in den Jahren ſeiner Tätigkeit Jar Verdienſte erworben hat, über die Ent⸗ wicklung und den Stand der gegenwärtigen Tinanzlage in Heſſen, und ſtreifte in großen Zügen die allgemeine Lage. Hieran ſchloß ſich eine rege Ausſprache, die ſich mit faſt allen aktuellen Tagesfragen befaßte und ſo richtig die Stimmung in bäuerlichen Kreiſen beleuch— tete, wie ſie aus urwüchſiger freier Denkart geboren wird. 1 Näher auf den Zweck der Verſammlung eingehend. wurde ein Ausſchuß gebildet, der ſich vorerſt aus je 3 Landwirten der einzelnen Kreise in Rheinheſſen, alſo aus 15 Perſonen, zuſammenſetzt, die ſich bereits am kommenden 1 Samstag, 2. Oktober, nachmittags, erſtmalig in Mainz zuſammenfinden zur Beratung aller zurzeit wichtigen einſchlägigen Belange. Es ſoll ſo eine etwas engere Fühlung⸗ nahme mit der Landtagsfraktion einerſeits zur Orientierung andererſeits durch zeitwei⸗ lige größere Verſammlungen mit den breite— ren Schichten auf dem Lande angeſtrebt wer⸗ den. Nach Möglichkeit ſoll ſich die neugebil⸗ dete Inſtitution ſpäterhin auch auf Starken⸗ burg und Oberheſſen erſtrecken, um ſo alle landwirtſchaftlichen Kreiſe unſerer Weltan— ſchauung im Heſſenlande inniger und letzten Endes erfolgverſprechender zuſammenzufaſſen. Herr Reichstagsabg. Dr. Bockius ver⸗ ſprach der Verſammlung, bei allen derartigen Zuſammenkünften zu erſcheinen und mitzu⸗ wirken im Intereſſe des Bauernſtandes, was mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurde. f Nur ein Mißton zog durch die Verſamm— h und es wurde lebhaft bedauert, daß aus Parteikreiſen heraus der Zuſammenkunft eine ganz falſche Bedeutung unterſchoben wurde, wie folgender Artikel im„Mainzer Jour⸗ nal“ Nr. 224 vom 22. ds. Mts. beſagt(nach Angabe der Redaktion von einem bekannten (Zentrumsmann): „Wir können es im Intereſſe der Par— teidiſziplin und der Autorität unſerer höchſten Partei⸗Inſtanzen nicht billigen, wenn noch vor dem Zuſammentritt unſe⸗ res Landesausſchuſſes einzelne Berufs⸗ gruppen, ſeien es Landwirte oder an⸗ dere, eine Feſtlegung auf eine beſtimmte oder auch unbeſtimmte„Parole“ be— abſichtigen. Nicht die eine oder andere Standesgruppe hat hierin in dieſen le⸗ benswichtigen politiſchen Fragen die Ent⸗ ſcheidung, ſondern die ſtatutengemäß zu⸗ ſtändige Parteiinſtanz.“ Zur Erwiderung wurde nachfolgende Ent⸗ Aſchließung zur Weiterleitung in die Preſſe einſtimmig beantraat: „Die Verſammlung von Vertretern des Bauernſtandes aus ganz Rheinheſſen nimmt von dem Artikel Kenntnis und bedauert es lebhaft, daß„bekannte Zen⸗ 1 trumsmänner“ die Zuſammenkunft miß⸗ billigen, die nur zur ſachlichen Aus- 5 ſprache über landwirtſchaftliche Belange einberufen war, mit demſelben Recht, mit f dem andere Berufsgruppen ſchon lange ſich zuſammenfinden, ohne daß von bäu⸗ erlicher Seite aus hierüber irgend eine mißtrauiſche oder unſachliche Bemerkung gefallen wäre. Niemand der Einberufer in dieſer Verſamm⸗ her⸗ auszugeben. Alle anweſenden Zentrums⸗ Parteidiſzi⸗ hat daran gedacht, 0 lung irgend welche Parole bauern denken nicht daran, plin und Autorität zu untergraben und ö wünſchen nur, daß alle Berufsſtände im⸗ ö mer im Intereſſe der Partei handeln und niemals auf Koſten anderer einen beſon⸗ deren Platz an der Sonne beanſpruchen.“ — ——— ä— ſ Freitag, den 1. Outober 1926 Die Bluttat von Germersheim. Der Täter von den Franzoſen verhaftet. Germersheim, 29. Sept. Wie wir von zu⸗ ſtändiger Seite hören, iſt der franzöſiſche Un terleutnant Rouzier, der als der verant— wortliche Täter bei den blutigen Vorfällen in der Montag Nacht durch die Unterſuchung einwandfrei ſeſtgeſtellt wurde, und auch von den Franzoſen als Töter betrachtet wird, im Laufe des geſtrigen Tages in Haft genom⸗ men und am Abend als Arreſtant nach Lan⸗ dau überführt worden. In der Annahme, daß ſich Ronzier, der am Nachmittag verſchiedent⸗ lich zu Vernehmungen über die Straße ge⸗ führt wurde, noch immer auf freiem Fuße befinde, hatte ſich in den Abendſtunden eine größere Menſchenmenge vor dem Kaſino, in dem eine Abſchiedsfeier des 311. Artillerie- Regiments ſtattfand, eingefunden. Den Auf⸗ klärungen des Oberamtmanns Keiler vom Bezirksamt Germersheim gelang es, die Menge zu beruhigen. Immerhin iſt die Erre— gung der Bevölkerung über die Vorgänge nach wie vor ſehr ſtark. Geſtern abend fand zwiſchen dem ſtell⸗ vertr. Regierungspräſidenten der Pfalz, Re⸗ gierungsdirektor Stäuler und Oberſtaatsan⸗ walt Könia⸗ Zweibrücken als Vertreter der Juſtizbehörde auf der einen Seite und dem franzöſiſchen Platzkommandanten von Ger⸗ mersheim auf der anderen Seite eine Aus⸗ ſprache über die Vorfälle ſtatt. Auf die Vor⸗ ſtellungen der deutſchen Vertreter, die der Trauer und Empörung der Bevölkerung über den Fall Ausdruck verliehen, verſicherte der Platzkommandant, daß auch die franzöſiſchen Behörden Trauer über die Vorfälle empfän— gen und gab die Erklärung ab, daß das ge⸗ richtliche Verfahren gegen den Tüter aufs eingehendſte und gemwiſſenhafteſte durchge⸗ führt werde. Ein für geſtern abend angeſetz⸗ ter franzöſiſcher Unteroffiziersball iſt vom Platzkommandanten abgeſagt worden. Ferner hat er angeordnet. daß ſämtliche Militärper⸗ ſonen, mit Ausnahme der Patrouillen, von 9 Uhr abends ab die Straße nicht mehr betre— ten dürfen. Die weitere Unterſuchung der Angelegen— hat hat ergeben, daß Rouzier auch als der Hauptverantwortliche bei der bereits gemel deten und durch die Unterſucheng heſtätigten Mißhandlung des 17jährigen Klein eine Hauptrolle ſpieſte und ſich daran verſönſich mit der Reitveitſche beteiligt hat. Der Vor— fall mit Klein ſpielte ſich etwa drei Stunden vor den nächtlichen Zwiſchenföllen ab. Außer— dem iſt feſtaeſtellt worden, daß Ronzijer nach dem Vorfall mit Klein— noch ehe er mit Holzmann zuſammentraf— einen gemiſſen Ewald Meyer auf der Straße ohne jeden Grund angerempelt hat. Das Artillerie-Regiment 311, dem Rouzier angehört, wird morgen nach Verdun abtransvortiert und durch das in Speyer befindliche Bataillon des Inf.-Regts. 171 erſetzt. Rouzier bleibt jedoch bis zur Er⸗ ledigung des gerichtlichen Verfahrens in Landau. Die Beerdigung des ermordeten Müller, die heute nachmittag 4 Uhr ſtattfinden ſollte, iſt von den Franzoſen nicht genehmiat, ſon— dern auf morgen feſtgeſet worden. Man iſt verſucht, anzunehmen, daß dies mit Rückſicht auf den inzwiſchen erfolgenden Abtransport des Art.⸗Regts. 31 geſchehen iſt. Der Geſundheitszuſtand des ſchwerverletz— ten Mathes hat ſich immer noch nicht ge— beſſert. Er kehrt nur für kurze Zeit zum Be wußtſein zurück. Wie wir erfahren, iſt in dem Befinden des Schuhmachers Richard Holzmann eine leichte Verſchlimmerung eingetreten. Ein Notruf der Stadt Germersheim. Germersheim, 29. Sept. Das Bürger— meiſteramt Germersheim hat an den Völker⸗ bund, an die Reichsregierung u. an die bay⸗ riſche Regierung folgenden Notruf gerich⸗ bet: Die franzöſiſchen Räumungspläne. Berlin, 29. Sept. Zu der heute von einem Schriftleitun „Seit acht Jahren ſchmachtet die Pfalz unter dem Joch der franzöſiſchen Beſatzung. Was die Bevölkerung in dieſen langen Zeiten gelitten hat, iſt mit den Worten nicht zu ſchil⸗ dern. Trotz aller Friedens⸗ u. Verſöhnungs⸗ reden, trotz Loarno und Genf, das franzöſi⸗ ſche Beſatzungsregime zu einer wahrhaften Geißel der Bevölkerung geworden. Die Stadt Germersheim namentlich iſt der Willkür der franzöſiſchen Truppen ſeit langem machtlos preisgegeben, die Bürger ſind ihres Lebens nicht mehr ſicher. Neben anderen wiederholten ſchweren Verfehlungen von Angehörigen der Beſatzung ſind jetzt in der Nacht vom 26.27. September drei brave, wehrloſe Bürgers⸗ ſöhne der ruchloſen und kaltberechnenden Mörderhand eines franzöſiſchen Offiziers gänzlich ſchuldlos zum Opfer gefallen. Die aufs höchſte erregte Bevölkerung der Stadt Germersheim erhebt vor aller Welt flammen⸗ den Proteſt gegen die einer Kulturnation un⸗ würdige Mißhandlung ſeitens Liner fremden Macht. Sie macht den Völkerbund verant⸗ wortlich für alle gegenwürtigen und künftigen Opfer. Die geſamte Einwohnerſchaft fordert einmütig unbedingt Sühne für das ſcheußliche Verbrechen an dreien ihrer Söhne, ſie fordert ſofort die Einſetzung eines unparteiiſchen Schiedsgerichts zur Unterſuchung der Blut⸗ tat: ſie fordert ſchnellſte Entfernung aller Stadt.“ Der„Vorwärts“ zu den Vor⸗ gängen in Germersheim. Berlin, 29. Sept. In ſehr entſchiedener Weiſe nimmt heute auch der„Vorwärts“. das Zentral- organ der SPD., zu den neuen Vorgängen in Germersheim Stelluna. Das Blatt führt insbe- ſondere aus:„Vergebens fragt man ſich: Wozu unterhält Frankreich überhaupt noch eine Beſatz⸗ ung auf deutſchem Boden? Von den imperialiſti⸗ ſchen Illuſionen. die einſt die offizielle Rheinpolitik Frankreichs beſtimmten, iſt das franzöſiſche Volk längſt deutlich abgerückt. Die militäriſche Sicher⸗ heit iſt in dreiſacher Weiſe verbürat: Durch die in Verſailles angeordnete Entwaffnung Deutſch⸗ lands, durch die Verträge von Locarno und jetzt obendrein noch durch den Eintritt Deutſchlands in den Nölkerbund. Die beſte Sicherheit für Frank— reich liegt aber in einer Verſöhnung der beiden Völker, wie ſie in Genf und Thoiry eingeleitet worden iſt. Sollen nun die deutſch-franzöſiſchen Beziehungen wirklich immer wieder auch in den kommenden Jahren von den Handlungen einzel ner Menſchen im beſetzten Gebiet abhängen? Soll das Friedenswerk von Genf und Thoiry immer wieder durch Zwiſchenfölle nach Germersheimer Mufter gefährdet oder wenigſtens ſtimmungsmä— ßig erſchwert werden? Wer hat den Vorteil da⸗ von? Doch nur die und allein die, die den Frie— den nicht wollen. Deshalb kann es für die au— deren, die die deutſch-franzöſiſche Einigung erſeh nen— und das iſt die große Mehrheit auf beiden Seiten— nur die eine Parole geben: Schluß mit der Beſatzung— ſobald wie möglich!“ Paris, 29. Sept. Die Zwiſchenfälle, zu denen es neuerdings in Germersheim gekommen iſt, und die energiſchen Proteſte der deutſchen Bürger werden von der hieſigen Preſſe ausführlich wie— dergegeben. Ein großer Teil der Blätter gibt allerdings dem Zweifel darüber Ausdruck, ob die deutſchen Darſtellungen in allen Einzelheiten der Richtigkeit entſprechen. Umſo befremdender ift es, daß von der hieſigen zuſtändigen Stelle bisher keinerlei Mitteilung darüber erfolgt iſt. Alle An— fragen werden dahin beantwortet, daß die einge— leitete amtliche Unterſuchung noch nicht abgeſchloſ ſen ſei. Weiterhin wird erklärt, daß, falls dieſe Unterſuchung zur Feſtſtellung einer Schuld von ſeiten der franzöſiſchen Offiziere führen ſollte, die franzöſiſche Regierung nicht zögern werde, mit ſtrengſter Beſtrafung der Schuldigen den deutſchen Beſchwerden in vollem Umfange Genüge zu lei ſten. Miniſter Bell in Germersheim. Berlin, 29. Sept. Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete, Dr. Bell, beabſichtigt, am 1. Oktober nach Germersheim zu lommen, um ſich perſönlich über die dortigen Vorgänge zu unterrichten. n ee, ſollten, nicht dem tatſächlich in Ausſicht genomme⸗ nen Räumungsplan entſprächen, erfahren wir von gut unterrichteter Seite, daß dieſe Meldung in lei⸗ ner Weiſe zutrifft. Die von dem genannten Büro aufgeſtellte Behauptung dürfte darauf zurückzufüh⸗ ren ſein, daß von einer Seite, der die maßgeben⸗ den Reichsftellen durchaus ſeruſtehen, vor einigen Tagen bezüglich der weiteren Räumungspläne im ſüdweſtdeutſchen Nachrichtenbüro verbreiteten Mel⸗ dag daß die ſeinerzeit angegebene Zahl von 5000 bis 6000 Soldaten, die das beſetzte Gebiet räumen franzöſiſchen Hauptquartier in Mainz nachgefragt franzöſiſchen Truppen aus den Mauern ihrer nen europäiſchen Charakters. ch i 5 f* N matiſchen Kreiſen geäußerte Anſicht, die Zuſam⸗ menkunft Muſſolinis mit Chamberlain ſei die un⸗ Polizeiamts Viernheim 3, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathaus ſte. 28 3. Jahrgang — wurde. Die darauf erteilte Antwort lautete, daß zunächſt Befehl für den Abmarſch von etwa 3000 Mann vorläge, wobei weiterhin auch noch zu be⸗ rückſichtigen war, daß ſich dieſe Angabe nur auf einen Teil des derzeitigen Beſatzungsraumes be⸗ zog. Wenn zunächſt zur Zeit der Anfrage von dies⸗ bezüglicher Seite nur der Befehl für den vorläu⸗ ſigen Abmarſch von 3000 Mann Beſatzungstruppen vorlag, ſo iſt nach unſeren Informationen damit. in keiner Weiſe die völlige Einhaltung des vorge⸗ ſehenen Räumungsprogramms in Frage geſtellt, wie dies der deutſchen Regierung von maßgeben⸗ der Pariſer Stelle, auch vom Oberkommando der Rheinarmee, zugeſichert wurde. 1 Die Zuſammenkunft Muſſolini⸗ Chamberlain. Die Zuſammentunft Muſſolini— Chamberlain. 6 Rom, 30. Sept. Nach Meldungen aus Nom ſoll die in Ausſicht genommene Begegnung Cham⸗ berlains mit Muſſolint am heutigen Donnerstag oder morgen, Freitag, in Civita Vecchia, dem Kriegshafen von Rom, ſtattfinden. Angeblich ſoll ſich die Unterredung mit den Mittelmeerproble⸗ men befaſſen. Muſſolini ſoll die Anregung zu der Zuſammenkunft gegeben haben. —— Blätterſtimmen zur Zuſammenkunft. Rom, 30. Sept. Die Preſſe kommentiert lebhaft die bevorſtehende Begegnung Chamberlains mit Muſſoltni. Ueber den vorausſichtlichen Inhalt der Beſprechungen gehen die Meinungen auseinan⸗ der. Bald ſollen beſtimmte Probleme, wie Tanger und Abeſſinien den Gegenſtand bilden, bald aber handelt es ſich um eine Fühlungnahme allgemei⸗ Die auch in diplo⸗ —: ä— mittelbare Folge der Beſprechungen von Thoiry, eignet ſich auch beſonders der„Lavore d'Italia“ an. Er ſchreibt:„Die Zuſammenkunft gehört in den Rahmen der allgemeinen Politik von Locarno. Wenn die beiden garantierten Nationen das Be⸗ dürſnis ſpüren, ihre Beziehungen auf einer an⸗ deren Grundlage aufzubauen, müſſen auch die ga⸗ rantierenden Mächte in einen Gedankenaustauſch;! eintreten.“ Das„Gionale d'Italia“ nimmt an. daß Tanger und Abeſſinien zur Diskuſſien kom⸗ men würden.„Lavoro d'Italia“ bemerkt noch in einem Leitartikel, eine Transaktion mit Deutſch⸗ lande werde möglich, wenn Deutſchland die Ver- pflichtung übernehmen würde, an Amerika ſoviel; zu zahlen, als die Verbündeten an Amerika zu, zahlen haben. Dadurch würde Deutſchland ſeine; pöllige Souveränität über das Rheinland zurücker⸗ halten. Für die Alliierten müſſe ein Vorteil dabei herauskommen. Der geradeſte Weg wäre, endlich einmal das Reparationsproblem zu löſen. f — — — Ausland. Ratifizierung des Handelsvertrages mit Oeſterreich. Wien, 29. Sept. Der Nationalrat ratifizierte beute mittag mit allen gegen zwei kommuniſtiſchen Stimmen den Handelsvertrag mit Deutſchland. Eine bedeutſame Finanzverordnung. .—˙ Paris, 30. Sept. Das„Journal officiel“ ver⸗ öffentlicht eine Verordnung des Finanzminiſters, wodurch die Ausgabe von Schatzſcheinen, die we⸗ niger als ein Jahr laufen, in Zukunft unterſagt wird. Dieſe Verordnung hat eine weitgehende Bedeutung, da bis jetzt der größte Teil der Schatz⸗ ſcheine auf drei oder ſechs Monate ausgeſtellt war. Abflauender Bergarbeiterſtreik. London, 29. Sept. Nach einer Mitteilung des Grubenminiſteriums hatten bis 28. September 137 478 Bergarbeiter die Arbeiter wieder aufge⸗ nommen. Letzte Meldungen. Der Danziger Senat zurückgetreten. Danzig, 30. Sept. Der parlamentariſche Senat iſt geſtern abend zurückgetreten, da die Regierung bei der Abſtimmung über die Fi⸗ nanzierungsgeſetze mit 51 gegen 53 Stimmen; in der Minderheit blieb. Vorausſichtlich wer den die Deutſchnationalen die Regierungs- bildung übernehmen. ———Eü—— — ——!. Bluttat eines Franzoſen in Trier. Trier, 30. Sept. Wie erſt jetzt bekannt wird, hat ſich kürzlich in der Bitburger Straße ein weiterer Beſatzungszwiſchenfall ereignet. Als ein Spaziergänger vier Radfahrer dar⸗, über zur Rede ſtellte, daß ſie ohne Warnungs⸗ zeichen in eine Fußgängergruppe hineinge⸗ fahren waren, wurde der betreffende, ein ge⸗ wiſſer Holſtein, von einem der Radfahrer kurzerhand niedergeſchoſſen. Bei den Rad⸗ fahrern handelt es ſich um Angehörige der Beſatzungstruppen. Der Täter iſt von der franzöſiſchen Gendarmerie verbaftet worden. ee eee eee CC e In ſeinem Schlußwort 1 te Obebrürgermeiſter Luppe, die Diskuſſion habe gezeigt, daß das große Problem noch nicht völlig eff Hafür 0 ſei⸗ ſcheine, um das Fazit der Tagung durch eine Enr⸗ ſchließung zu ziehen. Der urch ne Rei bund werde die weitere Durcharbeitung des Pro⸗ blems in mehreren noch einzuſetzenden Ausſchüſſen ül l rnehmen. Mit einem von den Teilnehmern begeiſtert aufgenommenen Hoch auf die ſchwarz⸗ „darauf geachtet werden, daß ſie bei dem bevör⸗ ſtehenden Finanzausgleich mit den Ländern und Kommunen nicht in Gefahr gerät. 5 Dr. Wirth hob dann die Notwendigkeit einer einheitlichen auswärtigen Politik für das Reich hervor und wies darauf hin, daß dieſe von dem bayeriſchen Miniſterpräſidenten fortwährend ſabotiert werde, obwohl die Bayeriſche Volkspartei durch den Poſtminiſter Stingl in der Reichs regierung vertreten ſei. durch wurde eine E.ſenbaynbrücke weggeriſſe die Simplon⸗Linie unterbrochen, ſo daß der juternationale Zugverkehr über den Lölſchberg Bern umgeleitet werden mußte. Nur der merkſamkeit eines Bahnbeamten iſt es zu verde ken, daß ein nelle noch vor der gefährdeten Brücke zum Stehen gebracht werden konnte, Fer⸗ ner wurden auch Telegraphen⸗ und Telephonlei. zungen zerriſſen. Das Hotel und das Bad von Lavay mußten infolge Verſchüttungsgeſahr ge⸗ — Tagung bes Republiraniſchen Reichsbundes. Perl, 27. Sept. In dem mit ſchwarz-rot⸗ enen Fahnen und Guirlanden geſchmückten itzungsſaal des Berliner Rathauſes wurde am Samstag die Führertagung des Re⸗ pühlikauiſchen Reichsbundes eröffnet. Die Eröffnungsanſprache hielt Oberbürgermeiſter Dr. Luppe, der u. a. betonte, daß der Weg zum Heraus mit Anzüge den de bes he Simon einheitlichen Deutſchen Reich nicht über die eee ee Preußens führt. Die ntwicklung könne ſich nur auf der Linie be⸗ wegen, daß die Zuſtändigkeiten des Reiches aus— gebaut, ſeine eigene Verwaltung ausgedehnt werde, Faß kleinere Länder in Preußen oder als Reichs— länder im Reiche aufgehen und daß dann auch denen im Reiche aufgehe. Aufgabe des Reichs- hundes iſt, die verſchiedenen Wege zum Ziele zu erörtern und die Regierungen und Parlamente zu drängen, daß ſie das Problem energiſch an— Hacken. Oberbürgermeiſter Böß hieß als Leiter der Stadt Berlin den Republikaniſchen Reichsbund herzlich willkommen.— Das erſte Referat über die Notwendigkeit und die Möglichkeiten der Ver⸗ einheitlichung des Reiches erſtattete der frühere deniokratiſche Reichstagsabgeordnete Generaldirek⸗ tor Dr. Fick(Würzburg). Dann ſprach Mini⸗ ſterialdirektor z. D. Dr. Spiecker über das Problem der Reichseinheit, vorwiegend unter dem Geſichtspunkt der Neuorganiſation der Verwaltung. Der ſozialdemokratiſche Reichstagsabgeordnete Sal nd, der frühere württembergiſche zeſandte in Berlin, widerſprach der Meinung, daß es 1918 möglich geweſen wäre, das einheitliche Reich zu errichten. N Die Diskuſſion eröffnete Polizeivizepräſident Dr. Friedensburg mit bemerkenswerten Ausführungen über die Frage der Vereinheitli— chung der Polizeiexekutive für das ganze Reich.— Oberlandesgerichtsrat Dr. Katzen⸗ſtein(Eelle) prach dann als Vertreter des Republikaniſchen ichterbundes über die Frage der Verreichlichung der Juſtiz. Der frühere demokratiſche Reichstags⸗ abgebrdnete Wilhelm Heile betonte, daß der Ar— tikel 18 der Reichsverfaſſung auch für die Gegen— wart ſeine Bedeutung noch nicht verloren habe. Als dieſe Verfaſſungsbeſtimmung geſchafſen wurde, babe man keineswegs an eine Zertrümmerung Preußens gedacht, ſondern ſchon damals die Neu— einteilung des Reiches in verſchiedene Wirtſchafts⸗ gebiete im Auge gehabt.— Cohen⸗Reuß(Mit⸗ glied des Reichswirtſchaftsrates) meinte, daß man nicht nur dynaſtiſche Triebkräfte dafür verantwort⸗ lich machen dürfe, daß der Einheitsſtaat nicht ver— wirklicht wurde. f Bei der Neuwahl des Vorſtandes wurden ein— Dire gewählt zu Vorſitzenden Reichstagspräſi⸗ ent Löbe, Oberbürgermeiſter Dr. Luppe, Mi⸗ niſterialdirektor Dr. Spiecker; zu weiteren Mit⸗ Bien des Vorſtandes Landtagspräſident und ürgermeiſter Adelung⸗Mainz, Staderat Ber⸗ necker, Frau Blos, Polizeiſekretär Rigler, Fräulein Dr. Julie Meyer. Die Leitung der, Reichsgeſchäftsſtelle wurde wiederum Generalſekre— tär Fay übertragen. Geſtern vormittag wurde die Führertagung des Deutſchen Republikaniſchen Reichsbundes im Sitzungsſaale des Berliner Rathauſes fortgeſetzt. ch einer Rede des früheren Reichsminiſters Dr. Gothein, der darauf hinwies, daß die Wei— marer Verfaſſung die Grundlage für die Verein heitlichung der Reichsbahn darſtelle, ergriff der e Reichskanzler Dr. Joſeph Wirth das orf Derr Er ſellte ſich auf den Standpunkt, daß man Vorwürfe für die Verſäumniſſe in derRevolutions⸗ zeit nicht erheben ſolle. Hauptaufgabe iſt, die 5 eichsgewalt, die wir in Händen haben, feſt zu verankern. Dank Erzberger haben wir dit einheitliche Reichsfinanz verwaltung. und es muß In der Hauptſache aber komme es darauf an, die deutſchen Republikaner über die Partei- grenzen hinaus zu einheitlichem Vor⸗ Hithnen u e erer Die deutſchen Repu⸗ likaner ſind jetzt wieder vor die Frage geſtellt, entweder ihre Kräfte zuſammenzufügen oder bah von denjenigen im Reich führen zu laſſen, die der deutſchen Republik innerlich naheſtehen, die Staats- form aber anerkennen, wenn ſie darin führend führend auftreten dürfen. Schließen ſich die Re⸗ publikaner aber zuſammen, ſo müſſen ſie auch ge⸗ genſeitige Toleranz üben. In Baden iſt wie in Preußen ſeit dem Um⸗ ſturz eine republikaniſche Regierung am Werk. Sie kann auch in Baden ſofort geſprengt werden, wenn man etwa die Schulfrage im Frei⸗ denkerſtil löſen zu können alaubt.. In Weltanſchauungsfragen müſſen eben die republikaniſchen Parteien ſich gegenſeitig Achtung bezeugen. Die Dinge ſtehen heute ſo, daß die Republik auf den katho⸗ liſchen Volksteil angewieſen iſt, und je mehr die Republik dem katholiſchen Volksteil in Weltanſchauungsfragen entgegenkommt, um ſo feſter wird der Beſtand der Republik werden. Bis jetzt haben die Republikaner leider nicht zu⸗ ſammengearbeitet; wäre das in der Fürſten⸗ abfindungsfrage geſchehen, hätte man das Wort entſchädigungslos geſtrichen und da 5 die Worte eingefügt: das Nähere be— ſtimmt ein Reichsgeſetz, ſo wären 21 Millionen Stimmen zuſammengebracht worden. Parteien dürfen nicht Selbſtzweck ſein; Zweck ist die deutſche Volksmehrheit, die zur feſten Stütze des republikaniſchen Gedankens gemacht werden muß. Man muß ſich der Republik innerlich ver pflichtet fühlen, ſonſt bildet die Jugend in der Sozialdemokratie, in der Demokratie wie im Zen⸗ trum neue Parteien. Die Kluft zwiſchen Kapital, und Arbeit darf nicht vergrößert, ein neuer Klaſſenſtaat nicht aufgerichtet werden. Es gilt die Ausarbeitung eines großzügigen, hochher— zigen, ſozialen und republikaniſchen Programms und dazu gehört vor allem gegenſeitige Toleranz. Sehr intereſſant waren die Ausführungen des Redners über Stimmungen in ſeinem badiſchen Heimatland. Er warnte vor Ueberſtürzungen in der Richtung des Unitarismus. Baden ſtehe durchaus zum Reich, aber die badiſche Bevölkerung könne von Berlin aus nicht Diktate ent⸗ gegenehmen. Sie wolle mitarbeiten und mitver⸗ walten. Die pſychologiſchen Voraus⸗ ſetzungen, jetzt den Einheitsſtaat aufzurichten, ſeien im Augenblick noch nicht gegeben. i Heute gehe es darum, vor allem das ö Mißtrauen in die Rechtspflege ö zu überwinden, die Kriſe des Geiſteslebens, die das ganze Univerſitätsweſen zerreiße. Für die deutſche Republik darf es vor allem keine Verfaſſungskriſe und keine Kriſe in dem Sinn geben, daß ſich die Republikaner untereinander nicht mehr berſtehen. Deshalb müſſen wir Republikaner ein gemein⸗ ſames Mindeſtprogramm für die Feſtigung der deutſchen Republik aufſtellen. Nicht endenwollender Beifall folgte auf Wirths Rede. Oberbürgermeiſter Luppe erklärte ſich mit den Ausführungen Wirths durchaus„ er— ſtanden. Die Spinne. Roman von Sven Elveſtad. Urheberrechtlich geſchützt dem Lit. Bureau M. Lincke, Dresden 21. Fanenverg warf ſich nver iyn. r Karl war tot. Er hielt den Revolver noch beit umklammert. Namenloſer Schmerz bemächtigte [Bruders. Den fünfundzwanzigtauſend ſchenkte er keinen Gedanken mehr. an ſeinen Bruder, ſeinen Spielgefährten aus den Knabentagen. Er gedachte Karls Liebens⸗ würdigkeit, ſeiner Fröhlichkeit und auch ſeiner zwehmütigen Lieder. Marl Auf dem Tiſch lag ein Blatt Papier; er nahm es und las: „Lieber Bruder,“ ſtand darauf,„ich bin un— ſchulbig.“ Der Konſul ſtri chdem Toten über das Haar und ſchloß ſeine gebrochenen Augen. ö Drittes Kapitel. Inm erſten Augenblick war der Konſul wie be— ſſtäubt. Des lumpigen Geldes wegen— das iſt unmöglich! dachte er und rief laut den Namen ſeines Bruders:„Karl! Karl!“ Falkenberg griff wieder nach dem Brief, den ſein Bruder geſchrieben hatte, bevor er die furcht— bare Handlung beging. ö„Lieber Bruder, ich bin unſchuldig.“ Das war alles. Was ſollte das bedeuten? Hatte je⸗ mand anders als er das Geld genommen? Er war ja nachts unten in der Wohnung geweſen. Jedenfalls wußte er von dem Diebſtahl, und wielleicht war das der Grund, daß er ſich erſchoſ— en hatte. Erſchoſſen! Der Konſul betrachtete ieder den Toten. Und der ſonſt ſo kaltblütige Mann wurde von Schmerz überwältigt, daß er wiſchen den umgekehrten Bildern umhertaumelte und laut ſtöhnte. Als er aber vorſichtige Schritte im Nebenzim⸗ mer hörte, wurde er plötzlich ruhig. Es war der alte Diener, der hereinkam. Der Konſul ging ihm entgegen. 5 „Was millſt du?“ fragte er. „Ich hörte einen Schuß,“ ſtammelte der Alte, „und ich ſah Herrn Konſul die Treppe hinauf⸗ aufen.“ ſich des Er dachte nur „Mein Bruder iſt tot,“ ſagte der Konſul. „Der alte Diener verbarg ſein Geſicht in den Händen. Johannes war ſo bewegt, daß es eine Weile dauerte, bevor er ſprechen konnte. „Sei ruhig!“ ſagte Falkenberg.„Hier kann nichts mehr geändert werden. Hilf mir drinnen etwas Ordnung ſchaffen!“ Sie gingen zuſammen ins Atelier, und von neuem ſchien die Bewegung ſie übermannen zu wollen. Dann wuſchen ſte Karls Geſicht Leiche auf einen Diwan. Falkenberg trug dem Alten auf, einen Arzt zu holen des Totenſcheines wegen. Er ſelbſt ging in ſein Arbeitszimmer hinunter und ſetzte ſich grübelnd an ſeinen großen Schreibtiſch. Seine Gedanken kehrten wieder und wieder zu der Szene im Hotel zurück, als Valentine ſei⸗ nem Bruder zugeflüſtert hatte:„Retteſt du mich, Karl?“— Er wurde mehr und mehr davon über⸗ zeugt, daß zwiſchen dieſer Aeußerung und dem tragiſchen Ereignis der Nacht ein Zuſammen⸗ hang beſtehen müſſe. Wieder unterſüchte er die Stahlkaſſette ſtellte feſt, daß ſie vollkommen in Ordnung ſei. Nicht einmal eine Schramme war daran zu ſehen. Das Buchſtabenſchloß mußte von jemand geöffnet worden ſein, der das Wort kannte. Das Wort aber kannte er allein. Und es ſchien un⸗ möglich, daß jemand es erraten konnte. Das Ganze erſchien ihm ſo über die Maßen ſonder⸗ far, ſo unmöglich. Er ſtand einem Rätſel gegen⸗ über, deſſen Löſung er nicht auf die Spur zu kom⸗ men vermochte. 5 Falkenberg dachte nicht mehr an Schlaf. Es war inzwiſchen Morgen geworden, und das Le⸗ ben begann ſich auf den Straßen zu rühren. Der Konſul entdeckte, daß er noch im Frack war. Er nahm ein Bad und kleidete ſich um. Als er wie⸗ der herauskam, vom Bad erfriſcht und im All⸗ tagsanzug, war er vollſtändig ruhig geworden. Der Doktor kam und ſagte ihm einige verbind⸗ liche, teilnebmende Morio. und legte pee. 955 und Ich angerechnet werden. rot⸗goldene Republik ſchloß die Tagung. Schurman über Deutſchland. Don ongliſche Botſchafter in Peylin. Schur⸗ man iſt zu einem kurzen Aufenthalt in Newyork eingetroffen und hat ſgende Erklärung abgegeben: Deutſchland gibt ein gutes Beiſpiel für alle, die ſich früher feindlich gegenüberſtanden. Das ſollte ihm Deutſchland hat ſeir eigenen Willen, den von ihm übernommenen Ver⸗ pflichtungen nachzukommen, in ſo überzeugender eiſe bewieſen, daß ein fernerer Zweifel daran nicht mebr geſtattet iſt. Als Beiſpiel führe ich nur an, daß Deutſchland ſchon jetzt einen Teil ſeined Zahlungen für das nächſte Jahr in Höhe von 1,5 Milliarden beglichen hat, gar nicht zu reden da⸗ pon, daß es die Zahlungen im vergangenen Jahr in Höhe von 1200 Millionen prompt und med ſchon vor dem fälligen Termine leiſtete. Deutſch⸗ land iſt ſeinen Verpflichtungen einwandfrei nach⸗ gekommen, was auch durch ſeine Aufnahme als gleichberechtigtes Mitglied in den Völkerbund an- erkannt wurde. Deutſchland iſt finanziell und wirtſchaftlich ein ſtarkes und aufblühendes Land. Seine republikaniſche Staatsform iſt feſt ver⸗ onkert. Es hat weder von rechts noch von links Revolutionen zu fürchten. Hindenburg perſönlich iſt in allen Volksſchichten äußerſt beliebt und er⸗ freut ſich der Hochachtung aller peghaß Hinden⸗ burg iſt, meiner Anſicht nach, deshalb eine der ſtärkſten Stützen der deutſchen Republik. Ich kann mit beſonderer Genugtuung und zu meiner größten Freude feſtſtellen, daß die Beziehungen zwiſchen den Vereinigten Staaten und Deutſchland die aller⸗ beſten ſind. Es liegt nicht der geringſte Grund dafür vor, daß ſie nicht ſo bleiben. Je mehr Amerikaner Deutſchland beſuchen, je mehr Deutſche nach Amerika kommen, deſto beſſer wird dies für die Beziehungen zwiſchen beiden Ländern ſein. Weiter erklärte Schurman, Deutſchlands Eintritt in den Völkerbund wäre erſt auf den Widerſtand einiger Parteien geſtoßen, wäre aber jetzt von allen angenommen worden. Deutſchland gehe es induſtriell gut, obwohl es nahezu 1,5 Millionen Arbeitsloſe habe, die in entſprechender Zahl in der Vorkriegszeit in der Armee geſtanden oder Kriegs⸗ material hergeſtellt hätten. Rote Frontkämpfer und Stahlhelm. Gelſenkirchen, 28. Sept. Gelegentlich eines Um⸗ zuges von Stahlhelmleuten kam es in Bottrop zu einem Zuſammenſtoß mit Roten Frontkämpfern, bei dem auch einige ſcharfe Schüſſe abgegeben wur⸗ den. Vom Stahlhelm Gelſenkirchen wurden ſieben Mann durch Schüſſe verletzt und ein achter Mann erhielt einen Beilhieb über den Kopf. U eee——. N. 1 Großer Bergrutſch in der Schweiz. Brig, 27. Sept. Am Sonntag nachmittag er⸗ eigneten ſich in Dents di Midi neue Erdrutſche, indem ſich die vor einigen Tagen losgelöſten Erd⸗ und Felsmaſſen teneut in Remaquna fenen. Da⸗ „Ich kann Ihnen jedenfalls den Troſt geben, daß der Tod bei Ihrem Herrn Bruder ſofort ein- getreten iſt. Der Schuß war tödlich.“ Der Arzt hielt den Revolver in der Hand. „Was ſoll ich damit machen?“ fragte er. „Geben Sie ihn mir!“ antwortete der Konſul. Es war der beſte Revolver ſeines Bruders, auf dem Silberbeſchlag des Kolbens ſtanden die Buchſtaben K. F. Der Konſul unterſuchte die Magazine. „Es iſt noch ein Schuß drin,“ ſagte er. Er wollte die Patrone herausnehmen, beſann ſich aber eines Beſſeren.: „Sie kann drin bleiben,“ dachte er,„vielleicht bekomme ich Verwendung dafür.“. Er ſteckte den Revolver zu ſich. Um halb elf Uhr kam ſein Geſchäftsſreund, Herr Stiegel. Er war ſehr ernſt und drückte ſei⸗ nem Freund warm die Hand. „Ich höre, daß Ihr Bruder tot iſt,“ ſagte er. „Es iſt alſo bereits bekannt! Was ſagen die Leute?“ 5 „Man ſagt, daß er eines ſehr plötzlichen To⸗ des geſtorben ſei.“ „Ja. Er iſt ſehr plötzlich geſtorben.“ „Der arme junge Mann! Ich dachte mir. daß es ſo endigen würde. Auf dem Wege dere Spinne liegen viele ſoſche Menſchenſchickſale.“ „Mein Bruder iſt einem Herzſchlag erlegen,“ ſagte der Konſul. Hert Stiegel blickte haſtig auf. „Natürlich, natürlich.“ bemerkte er.„Laſſen Sie uns von unſeren Geſchäften reden!“ „Ich habe heute vormittag einige Verſügun⸗ gen eden die es mir unmöglich machen, die Summe von fünſundzwanzigtauſend Mark bar, auszuzahlen.,“ erklärte Falkenberg.„Ich muß Sie darum bitten, ſich die Mühe zu machen, dieſe Bankanweiſung zu beheben.“ 8 „Schadet nichts. Ich muß ſowieſo zur Bank.“ „Reiſen Sie heute?“ „Ja, mit dem Schnellzug nach Berlin.“ „Alſo, glückliche Reiſe und auf Wiederſehen!“ „Auf Wiederſehen! Leben Sie wohl!“ Herr Stiegel ging. men noch mehrere Herren aus Konſul Falken⸗ bergs Bekanntenkreis, um ihr Beileid auszu⸗ drücken. Er aber fertigte ſie ebenſo kurz ab wie Herrn Stiegel. Zu allen ſagte er:„Mein Bru⸗ der iſt an einem Herzſchlag geſtorben.“ Er war jetzt wieder der kalte, nüchterne Geſchäſtsmann. Im Laufe des Tages ka⸗ ö auf ihren Namen: Auf dieſe Weiſe alückte es ihm feilweiſe, den „ räumt werden. — —— Mord und Selbstmord eines Bankdirektors. Incchau, 7. Sept. In Warſchau ereignete eine furchtbare g Der Dir 5 der vor kurzem liquidierken Kreditbank in War⸗ ane Statkiewiez, ehemals Direktor des Kre⸗ itdepartements im Finanzminiſterium und Regie⸗ rungskommiſſar der Warſchauer Börſe, hat an⸗ ſcheinend in einem Anfall von Geiſtesgeſtörthelt ſeine ganze Familie, den 13. und 16jährigen Sohn und ſeine 42jährige Ehefrau ermordet und dafln ſich ſelbſt erhängt. Die Leichen ſeiner Angehörigen 1 alle durch diele Revolverſchüſſe gelroffen. Seine Frau hatte er zuerſt chloroformiert. Stakkie⸗ wiez beſaß in Polen und ſogar darüber hinaus Bedeutung als Finanzſachverſtändiger. bhand⸗ lungen über das polniſche Finanzweſen von ihm wurden ſogar ins Engliſche überſetz N Entführung eines 7jähr. Knaben. Oſſenbach a. M., 29. Sept. Großes Aufſehen erregte in Offenbach eine 920 1 55 Weil 15 folgte Entführung eines 7jährigen Knaben durch ſeine eigene Mutter. Auf offener Straße näherte ſich dem Jungen, der mit mehreren Kameraden dort ſpielte, ein Automobil. ötzlich wurde der Knabe von einer Frau in den Wagen gehoben. Bis gu die umſtehenden Perſonen von hrer Ueberraſchung erholt hatten, war das Auto dereits verſchwunden. Die Mutter, die ſeit meh⸗ reren Jahren von ihrem Manne geſchieden iſt, lebt ſeitdem in Südamerika. Es muß dem⸗ nach mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß das Kind von der Mutter mit in die neue Heimat genommen wird. Obwohl ſofort alle zuständigen Polizeverwaltungen verſtändigt worden ſind, konnte bisher von dem Auto und ſeinen Inſaffen keine Spur entdeckt werden. 4 Raubmord. Saarbrücken, 29. September. Auf der eiche halde des Gargan⸗Schachtes der de Wen en Grube in Kleinroſſeln(bei Forbach) iſt der Berg · mann Sunhey tot aufgefunden worden. Sunhey, der polniſcher Nationalität iſt, befand ſich im Beſitze größerer Geldmittel. Man vermutet, daß er, da kein Geld mehr bei ihm gefunden wurde, auf dem Heimweg überfallen, ermordet und be⸗ raubt worden iſt. 3 Aus Nah und Fern. Rodalben, 29. Sept.(Eiſenbahnwohnun⸗ ben.) In der letzten Gemeinderatsſitzung ward befenntaeaeles. daß die meiſten Mieter in den Gemeindehäuſern ſchon längere Zell keinen Mietzins mehr bezahlen. Es iſt ein Rückſtand von bereits 8000 Mark vorhanden Der Gemeinderat beſchloß, 10 ausrangierte Eiſenbahnwagen zu beſchaffen, um die ſäumi⸗ gen Mieter dorthin überzuſiedeln. Wien, 29. Sept. Erdbeben in Wien. Am Dienstaa nachmittag murde in Wien oin ziem⸗ Weruchten von dem Seippmord ſeines Bruders Einhalt zu tun, aber man flüſterte und tuſchelte. Falkenberg hatte mehrere Stunden lang voll⸗ auf zu tun. um verſchiedene Angelegenheiten, die den Todesfall betrafen, zu ordnen. Darum blieb er zu Hauſe und leitete die Angelegenheiten durchs Telephon, Erft am Nachmittag gegen ſechs Uhr ging er aus. Der alte Diener fragte, ob angeſpannt wer⸗ den ſollte, der Konſul aber antwortete:„Nein, danke!“ Er ging zu Fuß, in der Abſicht, dadurch weniger Aufſehen zu erwecken. Als er in die Stadt kam, ging er ganz lang⸗ ſam. Er war etwas blaſſer als gewöhnlich, aber niemand konnte ihm anmerken, daß er von dem Ereignis ſonderlich erſchüttert war. Wer ihn nicht näher kannte, ſagte: Er iſt eine kühle Na⸗ tur. Seht, wie ruhig er dort geht und ſeine Zi⸗ garre raucht, als ob nichts geſchehen ſei! Wer ihn aber beſſer kannte, ſagte: Er iſt ein Meiſter der Selbſtbeherrſchung; er hat ſeinen Bruder in⸗ nig geliebt. N Einar Falkenberg fühlte ſich etwas ermüdet, weil er keinen Schlaf genoſſen hatte. Darum ging er ins Theaterkaffee und trank einen Ab⸗ ſinth. Wenn er ſich ſonſt in einem Kaſſee zeigte, pflegte dieſer und jener auf ihn zuzukommen. Jetzt aber lien man ibn in Frieden. Er ver⸗ fanugte die Abendzeitungen, hauptſächlich, um ſein Geſicht dahinter zu verbergen. Als er aber auf die Anzeige von ſeines Bruders Tod ſtieß, bezahlte er haſtig und ging. Erſt machte er einen tüchtigen Marſch. Der Kummer wollte ihn faſt wieder übermannen. Aber er mußte beſonnen und ſtark ſein. Schließ⸗ lich fühlte er ſich ruhig genug, nahm eine Droſchke und ſagte dem Kutſcher:„Oskarſtraße 84.“ Dort wohnte ſie, wie er wußte. Er erinnerte ſich, daß ſein Bruder ihm ein: mal die Adreſſe genannt hatte. Er las die Tür⸗ ſchilder in jedem Stockwerk. Schließlich ſtieß er Frau Valentine Kempel. Er läutete. Ein Mädchen kam heraus und antwortete auf ſeine Frage, ob die gnädige Frau zu ſprechen ſei: „Nein, die gnädige Frau empfängt heute nicht.“ Falkenberg zog eine Karte heraus und ſchrieb auf die Rückſeite:„Ich muß Sie ſprechen.“ „Geben Sie Frau Kempel dieſe Karte!“ ſagte der Konsul. 7 ö den Beginn des Erdbebens. Am Karfreitag, 3. April ds. der Chauſſee von Jugenheim nach Oberhil⸗ bersheim der Zugführer in einem neben der eien. uche, ſein Kad herumzureißen, Meine 3 Schlager Anzüge 19.30 29. 39. Sind das Stadtgesnräch, weil Sie eine fabelhafte Leistung von Billigkeit bedeuten— Sie finden unter diesen 3 Schlagern in Hosen allen Grössen und Weiten zum Strapazieren und Sonntagsstreifen Radelstrelſen in den kleidsamen Formen und in den neuen, sehr gesuchten Farben braun, Meine Ipozlalabionlung lolner Herren-Anzüge Wird den anspruchvollsten Herren, der sich vornehm und chic kleiden will, in jeder Weise gerecht und bedeutet auch hier große Geldersparnis. lich heftiges Erdbeben verſpuürt, das in der Gegend von Wien einigen Schaden anrichtete. Der Seiſmograph der Erdbebenwarte der Univerſität Gratz verzeichnete um 4.40 Uhr ginn Das Beben wa wellenförmig und dauerte ſechs Minuten. J Köln, 29. Sept. Wie die Reichsbahndiraektion Köln mitteilt, ſind innerhalb der letzten eineinhalb Jahre im Bezirke Köln insgeſamt 130 Fälle von Bahnfrevel der verſchiedenſten Art, wie Beſchädi⸗ gung an den Bahnanlagen, Auflegen von hemmen⸗ den Gegenſtänden auf die Schienen, Schießen und Werfen auf fahrende Züge u. a. m., verübt wor⸗ den. Darunter befinden ſich allein 110 Fälle der letztgenannten Art, die meiſt von Kindern ausge, führt wurden. Dieſe Zahlen werden der Oefen lichkeit übergeben, damit Eltern und Erziehungs⸗ berechtigte Mahnungen an die Jugend richten und ſie auf das Gefährliche ihres Tuns hinweiſen. Hamburg, 29. Sept. Vom Reichsarbeitsminiſte⸗ Aigum wird ein letzter Verſuch gemacht werden, den Ausbruch des von der Hafenarbeitergewerk⸗ chaft vorgeſtern beſchloſſenen Streikes zu verhin- dern. Sollten dieſe Vermittlungen ergebnislos bleiben, ſo iſt am 1. Oktober mit dem Beginn des Streikes zu rechnen. Im ganzen dürften etwa 10 000 Arbeiter daran beteiligt ſein. Hannover, 29. Sept. Die Zahl der Todesopfer Hat ſich auf 136 erhöht. Es ſind 33 Neuerkran— kungen feſtzuſtellen, denen ein Abgang oon 43 Weneſenen gegenüberſteht, ſo daß ſich die Geſamt— zahl der Kranken auf 1732 vermindert hat. London, 29. Sept. Nach einer Meldung des E chauge Telegraph“ aus Mexiko iſt die 9 adt Veraernz von einem Orkan zum Teil zerſtört wor⸗ den. Beſonders gelitten hat der am Meer liegende Stadtteil. Ueber den Umfang der Kataſtrophe und die Zahl der Opfer fehlen bis jetzt noch genaue Ein⸗ Auna, da alle Verbindungen mit der Stadt unter⸗ brochen ſind. Paris. 29. Sept. Bei Bonneval, 30 Kilom. von dem franzöſiſchen Militärflugplatz Chartres entfernt, ißt geſtern nacht ein zu Uebeungszwecken aufgeſtie⸗ genes Bombenabwurfflugzeug abgeſkürzt. Die ge⸗ ſamte Mannſchaft, ein Offizier, ein Unteroffizier und drei Mann ſind dabei verbrannt. Paris, 28. Sept. Pockenerkrankungen bei Paris. In den nördlichen Stadtteilen der Pororte von Paris ſind in den letzten Tagen zahlreiche Fälle von Pockenerkrankungen feſt⸗ geſtellt worden. Die Behörden haben umfang⸗ reiche Vorſichtsmaßnahmen angeordnet. Eines der erſten Todesopfer war die Rechtsanwältin Chauvin, die erſte Frau, die ſeinerzeit an einem franzöſiſchen Gericht zur Ausübung der Advokatur zugelaſſen worden war. Gerichtszeitung Fahrläſſige Tötung oder Unfall? Mainz. 27. Sept. Vor dem Bezirksſchöf⸗ engericht wurde gegen zwei junge Landwirte aus Ober⸗Hilbersheim(Rheinheſſen) verhan⸗ delt, die im Verdacht ſtanden, einen Zugfüh⸗ er aus Ingelheim fahrläſſig getötet zu haben. Js., wurde auf Chauſſe laufenden Waſſergraben tot aufc unden. Die ausgedehnte Vernehmung der 22 Zeugen drehte ſich darum feſtzuſtellen, ob es ſich um einen reinen Unfall handelt oder oh die beiden Angeklagten durch ihr Verhalten mitſchuldig an dem Tode des Verunglückten Es ergab ſich, insbeſondere aus dem utachten des Kreismedizinalrates, daß es ſich nur um einen Unfall handeln könne. Der Verunglückte war in der Dämmerung die ab⸗ cchüſſige Landſtraße mit ſeinem unbeleuchte⸗ ten Rade herunter gefahren. Kurz vor dem Wagen, mit dem die beiden Angeklagten nach Pauſe fuhren und der gleichfalls kein Licht iſt dann der Zugführer bei dem Ver⸗ zum Sturz gekommen. Den noch röchelnden haben die beiden Angeklagten in den Chauſſeegraben gelegt ſind dann nach Hauſe gefahren, ohne auf der Bürgermeiſterei Meldung zu machen oder dem Verunglückten Hilfe zukommen zu aſſen. Der Staatsanwalt beantragte für eden der Angeklagten 5 Monate Gefängnis nd 100 R.⸗Mk. Geldſtraſe. Das Gericht ſpra den einen Angeklagten frei, während der an⸗ pere zu 20 R.⸗Mk. Geldſtrafe und die auf ihn allenden Koſten verurteilt wurde. In der irteilsbegründung wurde ausgeführt, daß die Zeugenausſagen kein klares Bild über den Unfall gegeben hätten, daß es alſo nicht erwieſen, daß der Tod des Zugführers auf ler schulden der Angeklagten zurückzuführen führt, der Induſtrie⸗ Weinzeitung. Weinverſteigerungen in Mainz. Main:. 29. Sept. Am Montag bielt das Weingut P. Lotz Herrheim(Rheinheſſen) in Mainz ſeine Weinverſteigerung ab. Der Be— ſuch war ſehr gut. Die Weine fanden bei gün— tigen Preiſen einen glatten Abſatz. Für das Halbſtück 1924er wurde durchſchnittlich 718 Mark. für das Halbſtück 1925er durchſchnittſich 846 Mark bezahlt. Der erzielte Geſamterlös beläuft ſich auf 52510 Mark ohne Fäſſer. Es handelt ſich durchweg um verbeſſerte Weine. Heſſiſches Finanzminiſterium und die Froſtſchäden in den Weinbergen. Mainz, 28. Sept. Auf die Eingabe der heſſiſchen Landwirtſchaftskammer an das Heſſiſche Finan- miniſterium wegen einer all gemeinen Ermäßigung der ſtaatlichen Grund ſteuer 1926, anläßlich der im Anfang Mai 1926 eingetretenen ſtarken Froſtſchäden in den Weinbergen, iſt folgender Berſcht ergangen: „Der heſſiſche Finanzminiſter beabſichtigt, die Zuſtimmung des Landtages zu einer weit— gehenden allgemeinen Ermäßigung der ſtaat⸗ lichen Grundſteuer von Weinbergen zu bean⸗ tragen. Da eine genaſte Berechnung der auf die Weinberge enzfallende Grundſteuer un⸗ überwindliche techniſche Schwierigkeiten ma— chen würde, weil die Weinberge in den Steuerliſten nicht getrennt von dem ſonſtigen Grundvermögen eingetragen ſind. ſoll ein vereinfachtes Verfahren durchgeführt werden, das zurzeit noch im Gange iſt. Wir behalten uns vor, auf dieſe Angelegenheit zurückzukom⸗ men. Aus aller Melt. Eiſenbahnunfall. Wien, 28. Sept. Nahe der Station Aich der Salzkammergutbahn wurde infolge Ueber— ſchreitens der vorgeſchriebenen Geſchwindig— keit eine Eiſenbahnlokomotive aus den Glei— en geſchlendert, odaß ſie die Böſchung hinab— ſtürzte. Der Lokomotivführer wurde getötet, der Heizer und ein Reiſender ſchwer ver— letzt. Schadenfeuer bei Briand. Paris, 28. Sept. In Cocherel iſt in einem landwirtſchaftlichen Anweſen, das Briand ge⸗ hört, Feuer ausgebrochen. Der Gehäudeſcha⸗ den wird auf 40000 Franken geſchätzt. Die Getreidevorräte im Werte von 100 000 Fran- ken ſind gleichfalls vernichtet. Sturmſchäden. London, 28. Sept. Infolge eines ſchwere' Caifuns an der Küſte von Sachalin ſind acht japaniſche Dampfer geſtrandet. Veracruz vom Orkan zerſtört. London, 29. Sept. Nach einer Meldung des „Erchange Telegraph“ aus Mexiko iſt die Stadt Veracry von einem Orkan zum Teil zer ſtört worden. Beſonders gelitten hat der am Meer liegende Stadtteil. Ueber den Umfang der Kataſtrophe und die Zahl der Opfer ſehlen bis jetzt noch genaue Einzelheiten, da alle Verbindun gen mit der Stadt unterbrochen find. Kämpfe und Plünderer in Florida. Miami, 26. Sept. Zwiſchen Plünderern und Marineſoldaten kam es zu Zuſammen— ſtößen, in deren Verlauf vier Perſonen getö⸗ tet wurden. In einem Vorort von Miami wurden drei Neger, die beim Plündern gefaßt worden waren, von der tobenden Menge ſofort gelynſcht und verbrannt. Um dem Unweſen ein Ende zu machen, wurde ein grö⸗ ßeres Detachement Marineſoldaten nach den zerſtörten Gebieten geſandt. Aus Heſſen. Auch Mainz ſoll eine zweite Brücke erhalten. Mainz, 28. Sept. In der letzten Sitzung und Handelskammer Mainz wurde nach einem Bericht des ſtellvertreten⸗ den Vorſitzenden beſchloſſen, ſich im Anſchluß an die Denfſchrift des Oberhürgermeiſters von Mainz bei der heſſiſchen Regierung für die Errichtung einer zweiten Straßenbrücke einzuſetzen. Da die jetzige Straßenbrücke bei weitem nicht mehr den Verkehrsbedürfniſſen entſpricht, iſt der Bau einer zweiten Brücke eine dringende Notwendigkeit, wenn nicht die Entwicklung des Verkehrsſebens der Stadt ſchweren Schaden leiden foll. Mainz, 27. Sept. Wegen Brandſtiftung verurteilt. Ein 61 jähriger bis jetzt unbeſchol⸗ tener Tünchermeiſter aus Mörrſtadt hat in bochkradiger Betrunkenheit und Erregung ein Haus angefteckt. Der voll geſtändige Ange⸗ klagte wurde unter Zubilligung mildernder Umſtände zu der Mindeſtſtrafe von 6 Mona⸗ ten Gefängnis, wovon 2 Monate Unterſuch⸗ ennshaft in Anrechnung zu bringen ſind, ver⸗ Exteilt. Oſthofen, 27. Sept.(Herbſtbeginn.) In der hieſigen Gemarkung begann der Rotherbſt geſtern und endigt am 2. Oktober. Oppenheim, 27. Sept.(Bei der Nachge⸗ botsverſteigerung) von Liegenſchaften aus der Konkursmaſſe Friſch wurden durchſchnitt⸗ lich um 25 v. H. höhere Gebote abgegeben als bei den Hauptverſteigerungen. Hoſheim i. Ried, 27. Sept.(Beſitzwechſel.) Das Wohngebiet der Konrad Kern Eberts erworben und ein Obftgarten derſel⸗ ben Erben ging zum Preiſe von 840 Mark in den Beſitz des Fabrikarbeiters Ludwig Strök— kel über. Stallung und Scheune eingeäſchert. Mannheim, 30. Sept. Geſtern nachmittag ge⸗ gen drei Uhr brach auf dem von der Mannheimer Milchzentrale gepachteten Gutshof„Glashof“ bei Großeichholzheim(Amtsbezirk Mosbach; Feuer aus, dem die große Scheune ſowie Stallungen in einer Länge von 100 Meter zum Opfer ſielen. Während das Vieh gerettet werden konnte, ſind bedeutende Futtervorräte verbrannt. den iſt durch Verſicherung vollkommen gedeckt. Die Urſache des Brandes, der in den Heuſtapeln ent⸗ ſtand, ließ ſich bisher noch nicht genau feſtſtellen. Feuerwehren aus der ganzen Umgebung beteilig⸗ ten ſich an den Löſcharbeiten. Handel und Induſtrie. Manheimer Effektenbörſe. Mannheim, 29. Sept. Heute notierten bei fe⸗ ſter Tendenz: Pfälz. Hypothekenbank 123; Rhein. Hypothekenbank 126,50; J. G. Farben 284; Mann⸗ heimer Verſicherung 99,50; Benz 82,25: Fuchs Waggon 0,6: N. S. U. 96,50; Knorr 25,50: Wayß u. Freytag 22,50; Zellwald 181; Zucker Franken⸗ thal 70; Zucker Waghäuſel 98,50; Bad. Aſſekuranz 176. Frankfurter Getreidebörſe. An der geſtrigen Frankfurter Getreidebörſe no⸗ tierten bei ſtetiger Tendenz: Weizen 28,75: Rog⸗ gen 23—23,25; Sommergerſte 23—286; Hafer inl. 7,75— 18,50 Mais 18,50— 18,75; Weizenmehl 41,25—41,75: Roggenkleie 10,25; Roggenmehl 33,50—34: Weizenkleie 9,25, alles in Reichsmark die 100 Kilo. Frankfurter Viehmarkt. Aufgetrieben waren: 751 Kälber, 688 Schaſe— und 191 Schweine. Notiert wurde der Zentner Lebendgewicht: Kälher 60—89; Schafe 25—47. Marktverlauf: Mit Kälbern und Schafen lebhaf⸗ ter Handel und ausverkauft: in Schweinen unter⸗ blieb die Notierung wegen des ſchwachen Auftrie⸗ bes. Lokale Nachrichten. * Viernheim, 1. Oktober. Geüß mir das blonde Kind am Rhein. Dieſer prachtvolle Film gelangt ab heute im Union⸗ Theater zur Vorführung. Ich wandre in in die weite Welt Auf Straßen und in Gaſſen, Da find' ich alles wohlbeſtellt, Nur mich find ich verlaſſen. Der Weg wird weit, Am rauhen Stein, Da leg ich müd mich nieder. Grüß mir das blonde Kind am Rhein Und ſag, ich käme wieder. Und weiter, wenn der Morgen tagt, Durch Sonnengold und Regen. Mir hat die Mutter oft geſagt: Das Glück blüht allerwegen. Und doch, hier kann es nimmer ſem, Kein einz'ger Stern fällt nieder. Grüß mir das blonde Kind am Rhein Und ſag, ich zäme wieder. Wie hab beim Abſchted ich geſcherzt, Als ob mich nichts gequälet, Nun weiß ich erſt, wie ſehr es ſchmerzt, Wenn eins dem andern fehlet. Am Ufer wandelt ſie allein, Singt einſam meine Lieder. Grüß mir das blonde Kind am Rhein, Und ſag ich käme wieder. Der größte deuiſche Rheinfilm wird begleltet von ſümtlichen Rheinliedern unter Leltung des Herrn Schneider. Als Beiſtlm„Wenn die Liebe ſtirht“. Erben wurde zu 2700 Mark von Landwirt Valentin blau und beige. Haupigreislagen- 55. 65. 75. 2.85 3.95 4.85 8.75 8.50„ 25. debe, Sperialhaus Ju ljus Simon eee S l, 3 Breitestrasse i 0 Vebergangs-Mäntel und Windjacken sehr billig„ Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren... Dieſen wunderbaren Film hat des Central Theater für dieſe Woche erwor⸗ ben und bringt deuſelben ab heute Freltag Abend zur Vorführung. Dieſer Film von Jugend, Llebe und deuiſcher Poeſte, iſt mit das Beſte, das dle deutſche Filmproduktion je geboten hat. Herr⸗ liche Naturaufnahmen vom ſchönen Heidelberg ziehen in unverglelchlicher Vollendung am Auge des Beſchauers vorüber. Das Programm bietet als zweiten Schlager„Sklaven der Liebe“, ein FIllmdrama nach dem Bühnenwerk„Die Hoch⸗ zeit von Valeni“, hinzu kommt die Ufa⸗Wochen⸗ ſchau, die das Neueſte aus aller Welt iuſtrlert. Da man auch eine Theatermuſik, dem känſtler⸗ iſchen Programm entſprechend, vorgeſehen hat, iſt mit einem ſelten genußreichen Abend zu rech⸗ nen, den ſich niemand entgehen laſſen ſollte. 35sð+.jñ.. Aluminium— das Schmerzeus kind der Hausfrau. Aluminfumſachen, die in glänzendem, ſauberem Zuſtande eine Zierde jeder Küche bilden, erfordern ſachgemäße Pflege. Das bekaunte Putz⸗ und Scheuermittel Ata wird zu dieſem Zwecke von den Hausfrauen allgemein gelobt. Es iſt ſeinpulverig, ſodaß es Aluminium glänzend macht, ohne Strelfen zu bilden, und es beſitzt infolge ſeiner zweckmäßigen Zuſammen⸗ ſetzung eine ſchnell und mühelos wirkende Nei⸗ nigungskraft. Armtlicher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Förderung des Kleinwohnungsbaues; hier Kreditvermittelung. In Gemäßheit des Gemeinderatsbeſchluſſes vom 28. d. Mts. weiſen wir erneut darauf hin, daß ſeſtens der Gemeinde Bürgſchaften 15 Der Scha⸗ Hypothekdarlehen auf nicht neuer baute ſer nicht ubernommen werden konnen. Anträge dieſer Art müſſen unſererſeits zurückgewieſen werden. Betr.: Waſſerverſorgung, hler Ausführung von Hausinſtallationen. Inſfiallateure zur öffentlichen Kenntnts. Nachftehend bringen wir die bis jetzt zur Ausführung von Hausinſtallationen zugelaſſenen Wir machen noch darauf aufmerkſam, daß nur die von uns zugelaſſenen Inſtallateure zur Aus⸗ führung ſolcher Anlagen berechtigt ſind und die von unbefugten ausgeführten Anlagen nicht ab⸗ genommen werden können. Babylon, Georg 1., Bayer, Karl Joſef 1., 3. Dewald, Nikl. 7., Effler, Georg 2., 5. Effler, Heinrich 2., 6. Grab, Peter S. v. Phil. 3., Hanf, Mich. 2., Helfrich, Georg, Hofmann, Georg 16., . Hoock, Chriſt. 1., Köhler& Roos, Lantz, Friedrich 1. 3. Mandel, Anton 1. Mandel, Philipp, . Martin Nikl. 4, Mittmann, Joſef, 7. Rhein, Adam, 3. Klee, Johann 10. 9. Schneider, Chriſt. Emil 1. Schmitt, Stephan, Stumpf, Joh. 6., Winkenbach, Jak. Konrad 1., Winkenbach, Valt. 2., 24. Wunderle, Valt. Joſ. 1., 25. Schmuckler, Elias. Viernheim den 0g September 1926. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. — 8* — —— 2——— 22. 23 bene scbebefwüe, Keine aus frou mag es * entbehren?