Ein neuer Weltrekord im Kugelſtoßen G Kilogramm) für Damen wurde in Wien aufgeſtellt durch Frl. Köppel mit 9,57 Metern. Das Salon⸗Flngzeug. deutſche Neukonſtruktion.— 4000 P8S.-Antrieb.— 100 Fluggäſte.— 30 Kabinen und 2 Speiſeſäle. (Nachdruck verboten.) Hin und wieder hört man bald aus dieſem, bald aus jenem Lande, vor allem aber aus Amerika, die Meldung, daß nun dort das wirklich allergrößte Flugzeug der Welt im Bau befindlich oder bereits fertiggeſtellt ſei. Es iſt wie vor dem Kriege mit den Ozeanrieſen, und in der Tat ſind ja auch ſchon ganz reſpektable Apparate hergeſtellt worden, von denen manche ſich ſogar bewährt haben. Trotz alledem befindet ſich das Modell des größten Nieſenflugzeuges in Deutſchland und zwar in Deſſau bei den Junckers-Werken und iſt entworfen von Profeſſor Junckers, der den Bau in Angriff nehmen will, ſobald die Abänderung der Luftfahrbeſtimmungen uns der— artig große Maſchinen geſtatten. Es handelt ſich dabei um eine Neukonſtruktion, die genial genannt zu werden verdient, denn der ganze Apparat iſt ſo gebaut, daß nicht ein einziger Spanndraht, keine Verſtrebung, kein Drahtſeil notwendig iſt, um die einzelnen Teile zuſammenzuhalten. Das Flugzeug beſitzt zwei Rümpfe, die vorn weit herausragen und oben an ihrer Spitze gemeinſam ein kurzes Tragdeck halten. Zwiſchen ihnen befinden ſich die vier Propeller der vier Motore. Dadurch hat das Flugzeug auch keine eigentlichen Flügel mehr, ſondern was rechts und links als Flügel herausragt, ſtellt auch in der Mitte den querſtehenden Rumpf dar und bildet mit den Flügeln eine 80 Meter lange Einheit. Die beiden Längs— rümpfe tragen unten je drei Räder, die aber eingezogen werden können, ſo daß man mit dem Apparat auch auf dem Waſſer zu landen vermag. In dieſem Falle dienen die Rümpfe als Schwimmer und tragen die ganze Rieſenlaſt. Mit einem Flügelrumpf, der 80 Meter lang und 2,30 Meter dick iſt, kann man ſchon was anfangen, und Prof. Junckers hat den Innenraum weidlich ausgenützt. Man braucht ſich alſo nicht zu wundern, wenn man hört, daß dieſes Salon— Flugzeug in der Tat 30 Kabinen enthält, darunter 14 für zwei Perſonen(ohne Betten), 12 für zwei Perſonen(mit Doppelbett), 2 für je vier Mann Perſonal und 2 Kapitäns⸗ kajüten. In den beiden Rümpfen ſind je ein Speiſeſaal untergebracht, in welchem je 18, alſo zu gleicher Zeit 36 Per— ſonen dinieren können. Natürlich gibts auch eine kleine Küche, und der Flugkoch wird nächſtens ein neuer Beruf werden. Die Kabinen ſind alle im modernen Salonſtil eingerichtet und mit allem möglichen Komfort ausgeſtattet, wobei die Be— tonung des Wortes„möglich“ ſo zu deuten iſt, daß man eben unterbrachte, was in der Luft möglich iſt. Die Zimmer haben ganz hübſche Ausmaße, ſind im Durchſchnitt 3,50 Meter lang, 2,50 Meter breit und 2,10 Meter hoch. Für die Luft genügt es vollkommen. Der Salon-Aeroplan kann außer den beiden Führern 100 Fluggäſte und 8 Mann Be— dienungsperſonal mitnehmen, dazu natürlich das not— wendige Gepäck, und ſo kann man ſich mit der Inneneinrich— tung, den Motoren, der Poſt, den Lebensmitteln und anderen Laſten ungefähr eine Vorſtellung machen, wieviel Tonnen dieſe Maſchine zu tragen hat. Eine F e Das ganze Flugzeug iſt aus Dur⸗Aluminium hergeſtellt, in Eiſen, kein Holz, kein Aluminium, lein Stahwblech fade! vogel auch nicht gleich goldene Eier verlangen. U. E artige Bauwerke geeignet. Die Flügel laufen hinten(Richtung Start) ſpitz zu, während ſie vorn(Richtung Ziel) tropfen⸗ förmig gewölbt ſind, ſo daß der Wind um ſie herum möglichſt widerſtandslos abgetrieben wird. Der Antrieb geſchieht durch vier große Motore, von denen jeder 1000 PS gebraucht, um das Rieſenfahrzeug zu heben und mit ihm eine Geſchwindig⸗ keit von faſt 200 Stundenkilometern zu erreichen. Zum Ver⸗ gleich ſei erwähnt, daß die zur Zeit in Gebrauch befindlichen Großflugzeuge im Höchſtfall 800 PS entwickeln, daß ferner der 1910 III zu ſeinem Ozeanflug nicht mehr als 2000 PS be⸗ nötigte. Die Junckers⸗Werke hoffen, recht bald die Erlaubnis und auch das nötige Geld zu bekommen, um derartige Flugzeuge herſtellen zu können, mit denen es ein Vergnügen und eine Kleinigkeit ſein wird, rund um den Erdball zu gondeln. Die Frage nach der Erlaubnis wird ja wohl bald geklärt werden, die Frage nach dem Geld iſt nicht ſo ſchwierig. Für erſimalige Verſuche wird ſich ſchon die Induſtrie bereitfinden, Mittel vorzuſtrecken, eine andere ſehr wichtige Frage iſt die der Ren⸗ tabilität, und die muß vorderhand verneint werden, aber da ſich der ganze Flugverkehr bis auf den heutigen Tag noch in keinem Lande der Welt pekuniär gelohnt hat und da alle Flugſtrecken nur mit Hilfe von Subventionen der Regierungen aufrecht erhalten werden können, kann man von dem Rieſen⸗ e Ein Kopfſprung aus 35 Meter Höhe! Der Kopfſprung des Amerikaners Fred Leafe be— deutet eine Höchſtleiſtung, welche gewiß nicht bald über— boten werden dürfte! In der Nähe der Stadt Mancheſter (Neuhampſhire U. S. A.) liegt ein See mit hohem Steinufer, an deſſem Rande ein einzelner hoher Baum ſteht. In dieſen Baum ließ Fred Leafe ſein Sprung- bretteinbauen und wagte den Sprung in 35 Meter Tiefe! Der Sprung gelang, doch verlautet nichts darüber, faſt ſo leicht wie Aluminium und daher am beſten für der⸗ N , 8 OE NEN. ob Leafe oder ein anderer ihn zu wiederholen ge— wagt hat!— Sp. f. Der Meiſterläufer Wide. Der Meiſterboxer Kurt Prenzel. „Der alt Draußen im Vorort lag der wundervolle Platz der„Sport— freunde“ mit dem prächtigen Raſen, der feingezeichneten Lauf— bahn und der hohen Barriere vor der flachen Tribüne. Sonn— tag für Sonntag herrſchte hier reger Betrieb und viele Be— wohner der Gegend wurden hier erſtmalig Zeuge einer ſport— lichen Veranſtaltung. Seit Wochen ſtand jeden Sonntag ein älterer, ſchmächtiger Mann auf dem Stehplatz an der Barriere und ſeine Augen leuchteten, wenn er die Jugend im heißen Wettbewerb ſah. Ein neuer Sportbegeiſterter! Wenn aber die älteren Sportler um den Sieg ſtritten, ver— loren die Augen des Mannes den leuchtenden Glanz. Wer aber achtete darauf? Kein Menſch kannte den Mann. Und ſo bemerkte niemand die Sehnſucht des Mannes, ſelbſt mit— zuwirken im Wettſtreit, ſich zu tummeln auf grünem Raſen in ſtrahlender Sonne. Und an einem Sonntag war ganz beſonderer Betrieb auf dem Platze der„Sportfreunde“. Ein großes 25-Km.-Laufen ging vor ſich. Erſt liefen die Teilnehmer einige Runden auf dem Platze und dann ging es hinaus durch die belebteſten Straßen des Vororts. Bis der Weg wieder zum Platz zurück— führte, wo ſich das Ziel befand. Wieder war der ſtändige Stehplatzbeſucher zur Stelle und heute hatten ſeine Augen doppelt traurigen Glanz. Mehrere alte Leute befanden ſich am Start und einige ſogar älter, wie er, der Zuſchauer, ſelbſt war. Wie wurden die Wackeren von den zahlreichen Zuſchauern bejubelt! Dann, als ſogar einer der älteren Garde den ſtolzen Sieg errang und wie ein Fürſt gefeiert wurde, fühlte der Zu— fart einen Schmerz in der Bruſt. Die Sehnſucht war zu ſtark! „Nochmals kehrte ſeine trübe Stimmung wieder, als er als eifriger Leſer der Sportzeitſchrift in einem ausführlichen Be— richt zum zweiten Male die Ereigniſſe in allen Einzelheiten miterlebte. Dann aber las er einige Zeilen, die ſeine Ge— danken ſcharf in Anſpruch nahmen: „Der 25-Km.⸗Lauf am Sonntag war die letzte Vor— prüfung für den großen Marathonlauf, der in drei Wochen gleichfalls auf dem Platz der Sportfreunde beginnt. Der Meldeſchluß iſt bereits am... und wir wollen nicht ver— fehlen, darauf hinzuweiſen, daß der Marathonlauf offen für jeden Deutſchen iſt. Meldeſchluß uſw.“ War das endlich der Wendepunkt?„Offen für jeden Deutſchen“ ſtand geſchrieben, alſo konnte er ja auch mitmachen. Unruhe packte den Mann. Dann— einige Tage ſpäter war er auf der Geſchäftsſtelle des Vereins. „Ich möchte zum Marathonlauf melden.“ Seine Stimme zitterte doch recht bedenklich, als wäre es eine welterſchütternde Entſcheidung. Der Geſchäftsführer lächelte freundlich. „Das iſt recht, daß ſich ſo viele Sportler melden. der Lauf beſtimmt eine gewalt! Ihr Name bitte?“ „Max Francke.“ „Vereinsangehörigkeit?“ „Ich bin nirgends Mitglied.“ „So, alſo Klaſſe D. Wie alt?“ „43 Jahre.“ „Gut— Sie gehören zur Altersklaſſe über 40 der Gruppe D für Nichtverbandsangehörige.“ Der alte Herr bezahlte die Startgebühren und wurde mit einem Ausweis, der zur Teilnahme berechtigte, entlaſſen. Endlich kam der Tag des Marcathonlaufs. Der ſtändige Stehplatzbeſucher weilte heute erſtmalig im Innenraum, der ihm die Seligkeit zu bringen ſchien. Jerſey, Hoſe und Turn— ſchuhe, friſch gekauft im nächſten Sportartikelgeſchäft, hatte er bereits an. Jetzt erhielt er ſogar eine Nummer ausgehändigt, „87“, die er ſorgfältig mit Nadeln an der Hoſe befeſtigte. Mehrere tauſend Zuſchauer füllten den Sportplatz und ein Rauſchen erfüllte die Luft, als die neunzig Teilnehmer des Marathonlaufes zum Start gerufen wurden. Alle Kanonen 00 So wird Propaganda für den Sport. Jahre in Im Rudel ſtanden die Läufer am Start, ganz im Hinter⸗ rund klopfenden Herzens Nummer 87. Schon krachte der Startſchuß und wirbelnd zog das Rudel davon, Ach ja, wenn man zuſchaute, war es doch mit einer Sport⸗ veranſtaltung viel, viel anders. Der„alte Herr“ Francke mußte es zugeben, als er ſich hinter der Meute in Bewegung ſetzte. Wie ſchnell die jungen Läufer loszogen! Hm— er Eine Skizze aus dem Sportleben von Fred petermann. * ſchloſſen— das Geſicht verzerrt. b der Ueberanſtrengung durch die ſchmächtige Geſtalt. Da— jetzt ſtrauchelte er, fiel— und noch im Fallen öffnete ſich ſein Mund. hoben den Läufer aus dem Staub der Straße empor. Arzt fühlte den Puls. Leiſe wurden einige Worte geſprochen. e Herr“. (Nachdruck verboten.) Schnell zog ſich das Feld in die Länge, bevor die erſte Bahnrunde beendigt war. Und ſiehe— ganz am Schluß lag der eifrige Stehplatzbeſucher mit der„87“ am Hoſenbein. Ja— das war alles andere, denn anſpornend. Francke beſchleunigte ſeine Schritte und erreichte glücklich die nächſte Gruppe alte Herren, die am Schluß des Feldes lag. Hier war die Lage ſchon erträglicher. Mechaniſch ließ Francke ſeine Beine ausſchreiten. Oho— das ging ja recht gut. Schon zog er am Rudel der alten Herren vorbei und war jetzt wenigſtens nicht mehr letzter. Dreimal ging es um die Bahn und dann hinaus zur Straße. Wie beſcheiden der Menſch wird! Erſt träumt man nur von Siegesehren und wenn man dabei iſt, denkt man nur daran, durchzuhalten. So erging es Max Francke beim Debut als Marathonläufer. Zu beiden Seiten der Straßen ſtanden viele Zuſchauer, die die Läufer lebhaft anſpornten. Max Francke trabte gleich— mäßig dahin. Manchmal ſchaute er ſich um, damit er ſich ver— gewiſſern konnte, daß er nicht der Letzte war. Nein— vier Läufer lagen noch hinter ihm. Alſo war er an 86. Stelle. Eine lange Straße kam. Langſam ſpürte Max Francke ein Zerren in den Knien. Ei, ei, ſchon jetzt, nach knapp 5 Km.? Auch hölliſch warm wurde ihm, trotz der kühlen September— witterung. Da— ſchon bemerkte Max an der Straße Läufer, die be— reits aufgegeben hatten, und bei ſeinem gleichmäßigen Trab überholte er auch noch einige. Langſam, aber ſicher. Max kalkulierte, jetzt mußte er ſchon mindeſtens 80. ſein. Doch— welche lächerliche Zahl. Wo würde ſtehen, daß als 80. der alte Herr Max Francke durchs Ziel ging? Eine Wut packte Max. Langſam erhöhte ee das Tempo. Verdammt— ſofort wurde das Zerren in den Beinen noch ungemütlicher und die Witterung unangenehmer. Daß auch jetzt noch die Sonne herauskommen mußte! Die Straße war zu Ende. Jetzt ging es um die Ecke herum nach der freien Gegend. Max kannte ſein Heimat— viertel ſehr gut. Trab, trab, trab— er warf rein mechaniſch die Beine vorwärts. Wenn man nur nicht denken brauchte. Oder war es ſchön, doch an den Sieg zu glauben? Minuten vergingen— wurden zur Ewigkeit. Endlich ein n an der Straße„10 Km.“. Und 42 Km. war die Straße ang!! Tſcha— dachte Max, wenn ich mich mehr beeile, komme ich auch ſchneller durch und gewinne vielleicht ſogar. Wieder packte ihn die Wut und mit zuſammengebiſſenen Zähnen lief er ſchneller. Mehrere Läufer überholte er, dort ſaßen wieder einige„Abgebaute“ an der Straße. Weiter, weiter—— Max ſchloß die Augen— er konnte laufen, ohne zu ſehen. Schnurgerade führte die Straße, lang, lange—— Es war ſchön, ſo ſchnell zu laufen, vielleicht langte es doch zu einem guten Platz oder gar Sieg? Ach— wie gut tat das Denken und dabei die Augen ge— ſchloſſen. Max fühlte ein Zittern im Körper. Vorwärts, vor⸗ wärts— wie würden die Menſchen jubeln, wenn er, der Un—⸗ bekannte, den Platz erreichte. Vorwärts— vorwärts— da— jubelten nicht ſchon die Menſchen zur Seite der Straße, wie er einen Gegner nach dem anderen holte? Nur nicht die Augen öffnen! Und— war er jetzt nicht ſchon bald der Erſte? Ja, ja, drüben— dort lockte der Sportplatz, das Tor war ſchon für den erſten Marathonläufer geöffnet, ſtehend winkten Tauſende Zuſchauer dem wackeren Sieger zu— Heil!— Heil!— Max Francke lief die Straße dahin— die Augen ge— Manchmal aging ein Zittern Ein Wort ertönte, kaum zu vernehmen—„Sieg“. Männer ſprangen herbei und Ein Ein Begleitauto hielt. Im raſchen Tempo ſauſte der Wagen zur Stadt zurück— zur Stelle, aber auch viele Neulinge, darunter der„alte Herr“ zum Krankenhaus. M. Francke, Nummer 87. Durch die Fenſter ſtrahlte die Abendſonne. Drüben, auf dem Sportplatz, jubelten Tauſende dem Marathonſieger zu. Und hier, in dem ſauberen Zimmer, regte ſich eine Geſtalt unter der, Bettdecke. Die Lippen öffneten ſich noch einmal. „Sieg. Der Arzt ſtand ſtill daneben, bis der letzte Atemzug vorbei. Eine Leidenſchaft war geſtillt— mit dem Leben. erwendung, denn Dur⸗Aluminium iſt faſt ſo hart wie Stahl, war klug genug, ſich zu ſagen, daß ein Mithatten vollkommen ausſichtslos wurde. ö Doch drüben gedachten die Zuſchauer des Marathonläufers und die Flaggen wehten halbmaſt. (Biernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) J me ber Sonn⸗ und Feiertage.— Bez ug spre 18 monatl. 1.50 Mark frei ins . Sl e i en: wöchentl. Samstags das achtſeitige illustrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Erſte und älteſte Zeitung am Platze. Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. N 233 Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich bgeſtufter Rabatt. 2 Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, ürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Schriftleitung, Druck und Serlag: Jeb. Nair; Seichebe ebe — Amtsblatt der Heſſiſchen B Dienstag, den 12. Oktober 1926 (Vieruheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt, : Die ei titzeile koſtet 25 Pfg., die Neklamezeile 60 Pfg., del Wiederhekunz de e 125 Ausgheſc fie erg 120 Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Taß mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ehen. 43. Jahrgang 2 . ——ů—ę— General Heye Nachfolger v. Seeck Berlin, 10. Dit. Zum Nachfolger des Generals v. Seeckt iſt am Samstag der bis⸗ herige Kommandeur der 1. Diviſion in Kö⸗ nigsberg, General Heye, ernannt worden. Die Ernennung erfolgte nach einer aber⸗ maligen Ausſprache, die der Reichswehrmini⸗ ſter Dr. Geßler in den heutigen Vormittags⸗ ſtunden mit dem Reichspräſidenten von Hin⸗ denburg hatte. g General Heye iſt am 31. Januar 1869 in Fulda geboren und jetzt 58 Jahre alt. 1888 trat Heye als Leutnant in ein Inf.⸗Regt. ein. Nach Beſuch der Kriegsakademie wurde er 1901 in den Generalſtab berufen. Von 1901 bis 1908 tat er Dienſte bei der Schutztruppe, 1903 war er bereits Kommandeur des Inf.⸗ Regts. 74. Bei Ausbruch des Krieges beklei— dete er den Poſten des Chefs des General- ſtabs der Heeresgruppe Woyrſch, den er bis zum September 1917 inne hatte. Bei Beendi— gung des Krieges wurde er von der Heeres⸗ gruppe Herzog Albrecht zum Chef des Gene⸗ ralſtabes des Feldheeres kommandiert. Nach⸗ dem er in den Jahren 1920-1922 im Reichs⸗ wehrminiſterium Dienſte getan hatte, über⸗ nahm er ſeinen bisherigen Poſten als Divi⸗ ſionskommandeur in Königsberg. Heye erhielt im Auguſt 1916 den Pour le mérite und im Sommer 1918 das Eichenlaub dazu. Zur gleichen Zeit wurde er zum General beför⸗ dert. General Heye war derjenige Offizier, der im Auftrage des damaligen Generalquar⸗ tiermeiſters Groner dem Kaiſer mitteilte, daß er, Heye, die Garantie für eine geordnete Rückführung der Truppen aus dem Felde in die Heimat nicht übernehmen könne, wenn der ts. Zum Rücktritt Seeckts. Berlin, 11. Ott. Amtlich wurde geſt! zum Rücktritt des Generaloberſten von Seeckt mitgeteilt: Entgegen der, insbeſondere in Meldungen der ausländiſchen Preſſe vertrete⸗ nen Auffaſſung, als ob das Ausſcheiden des Generaloberſten v. Seeckt auf Forderungen ausländiſcher Regierungen auf dem Gebiete der Militärkontrolle zurückzuführen ſei, wird amtlicherſeits erneut feſtgeſtellt, daß dieſe Ge⸗ rüchte jeglicher Grundlage entbehren. Die Verabſchiedung des Generaloberſten v. Seeckt iſt eine rein innerdeutſche Angelegenheit, die mit der Außenpolitik nichts zu tun hat. Der Kronprinzenſohn in der Reichswehr.— Der Sohn des Kronprinzen in der Reichswehr. Hindenburg einverſtanden? Berlin, 11. Okt. Die gleiche Quelle, die zuerſt von der Teilnahme eines Hohenzol— lernprinzen an den Reichswehrmandvern im Württemberg zu melden wußte, will jetzt er⸗ fahren haben, daß zwar Dr. Geßler über die Diensleiſtung des älteſten Sohnes des Kron⸗ prinzen von General v. Seeckt nicht unter 9 tet wurde, daß ſie aber unter voller Kenntnis und Billigung des Reichspräſidenten v. Hin denburg geſchehen ſein ſoll. v. Seeckt habe durch die Billigung des Reichspräſidenten, der als oberſter Befehlshaber des Reichsheeres“ nach Artikel 47 der Verfaſſung ſein höchſter Vorgeſetzter iſt, ſich abſolut gedeckt gefühlt. amtliche Stellungnahme zu Laufe des heutigen . dieſer Mar Npr Vr Eine Meldung dürfte im Kaiſer t abdanke. 87 5. 2 155 mittags erfolgen. 0 Heſſiſcher Landtag und Polksentſcheid. Darmſtadt, 10. Okt. Der heſſiſche Landtag, der für Mittwoch, den 20. Oktober einberufen iſt, wird auch über das Volksbegehren auf Landtagsauf⸗ Man rechnet damit, daß November oder Anfang löſung Beſchluß faſſen. der Volksentſcheid Ende Dezember ſtattfinden wird. Keine Heimkehrpläne des N Exkaiſers. Berlin, 10. Okt. Zu den verſchiedenen Meldun gen, wonach der Exkaiſer plane, zurückzukehren und in Homburg v. nung zu nehmen, erfahren wir: Bei den Verhandlungen über die finanziellen Probleme, die zwiſchen dem Exkaiſer und Preu ßen ſchwebten, iſt von Seiten Art Zufluchtsſtätte in Deutſchland erlange. Dabe hat er erklärt, daß eine ſolche Beſtimmung niemals da er nicht zurückzukehren. da auf Seiten Preußens ſchon in die Tat umgeſetzt werden würde, daran denke, nach Deutſchland Dieſe Beſtimmung iſt, hiergegen keine Bedenken gehegt wurden, vor etwa Jahresfriſt in den Vertrag aufgenom men worden. Dabei ſei bemerkt, daß das Homburg auch auf Grund des jetzt abgeſchloſſe nen Vertrages nach wie bleibt. Hohenzollern konnte natürlich hatte. einzuholen, ſich vor etwa 14 Tagen Herr v. Berg, nach Doorn begeben, Exlaiſer über die Einzelheiten Abkommens ausführlich berichtete. Um dieſe Zuſtimmung Abſchluß zu bringen. Dr. Bells Reiſe ins beſetzte Gebiet. Berlin, 11. Okt. Am J al Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete, beſetzte Gebiet angetreten. nach Deutſchland d. H. Woh⸗ Wilhelms der Wunſch ausgeſprochen worden, eine Beſtimmung zu ſchaffen, auf Grund deren er ein Haus als eine . Am Mittwoch Schloß vor Staatseigentum Der Vertrag zwiſchen Preußen und den erſt abgeſchloſſen werden, nachdem von Seiten der Hohenzollern der ehemalige Kaiſer ſeine Zuſtimmung dazu Hehe ha der Vertreter Wilhelms, wo er dem des vorgeſehenen Der Kaiſer ſoll über den Vertrag außerordentlich beſtürzt ge⸗ weſen ſein, jedoch trotzdem ſeine Zuſtimmung zu dem Abkommen gegeben haben, weil er, wie wir aus unterrichteten Kreiſen erfahren, von dem Wil⸗ len erfüllt war, die Verhandlungen nunmehr zum Sonntag abend hat der Reichs⸗ juſtizminiſter Dr. Beell, die geplante Reiſe ins deset g Das erſte Reiſeziel iſt Darmſtadt, wo er heute vormittag dem ſchen Staatspräſidenten und dem Staats! rium einen Beſuch abſtatten wird. Vo! ſtadt aus reiſt der Miniſter nach Mainz. für heute nachmittag eine Beſpr N renden Perſönlichkeiten des fentlichen L N vorgeſehen. Morgen wird Dr. Bell in Speyer eintrefſen und ſich dabei die Referenten und die Vorſtände der Reichsvermögensämter, Landau und Kaiſerslautern vorſtellen laſſen. Der Mini⸗ ſter wird auch dem Biſchof von Spe 2 dem Kir⸗ chenpräſidenten und dem Oberpräſidenten e Beſuch abſtatten, ſowie am Nachmittag eineſſal ö ordnung der Stadt Germersheim empfangen. Dann wird ſich der Miniſter von einer Abord nung von Arbeitnehmern aus dem Saargebiet Bericht über die Notlage der Frankenempfänger erſtatten laſſen. Am Nachmittag findet dann noch eine allgemeine Ausſprache im Regierung a0 bäude ſtatt, an der die erſten Bürgermeiſter der kreisunmittelbaren Städte, ſoweit ſie Beſatzung haben, die Vorſitzenden der Handelskamm fen, Handwerkskammer, der Kreisbauernkammer und des Induſtrie verbandes, ferner die beiden Vor ſitzenden des Kreistages(Oberbürgermeiſter Stro Dort iſt mit füh rohe! Lebens Gewerkſchaften und der Preſſe teilnehmen werden. wird der Miniſter Wiesbak beſuchen, am Donnerstag Kreuznach, Birkenfeld und Trier, am Freitag Aachen und am Samstag Düren und Euskirchen. Von dort erfolgt die Rückreiſe nach Berlin.. Der unaufgeklärte Zwiſchenfall bel und Dr. Bayersdörffer) und die Vertreter der aden in Mainz. Mainz, 10. Okt. Ueber einen unaufgeklär⸗ ten Zwiſchenfall, der ſich zwiſchen zwei fran⸗ zöſiſchen Unteroffizieren und einem Radfal rer in Zivil bei Mainz zugetragen haben u. in deſſen Verlauf ein Unteroffizier der fran zöſicchen Armee am Arm leicht verwundet wurde, meldet der Mainzer Polizeibericht: In der Nacht vom 7. auf 8. Oktober, gegen % 12 Uhr fielen vor dem Gautor in der Nähe des Sportplatzes einige Schüſſe. Eine Perſon, wurde getroffen und am Oberarm verletzt. Die Schüſſe rühren aus einer kleinkalibrigen Waffe her. Der bis jetzt noch unbekannte Tä⸗ ter ſuhr auf dem Rade davon. Die polizeili⸗ chen Ermittlungen, die ſofort eingeleitet wur⸗ den, waren bis jetzt erfolglos. 8 0 Der Zwiſchenfall am Gautor hat lau „Frkf. 865 dem franzöſiſchen General Ver⸗ anlaſſung gegeben, bei der Provinzialdirek⸗ tion vorſtellig zu werden, wo ihm die ener⸗ giſchſte Mithilfe bei der von der franzöſiſchen 1 1 0 1 J 1 und deutſchen Polizei gemeinſam zu führen⸗ den Unterſuchung zugeſichert wurde. Die Un⸗ terſuchung hat bis jetzt noch keine weitere Auf⸗ klärung des Vorfalles gebracht. Von den An⸗ wohnern ſind wohl die drei Schüſſe gehört worden, aber niemand hat den Radfahrer ge— ſehen. Die Verletzung des Sergeanten iſt un⸗ bedeutend. Abreiſe Lerd d' Abernons. Berlin, 11. Okt. Der bisherige eng! Botſchafter in Berlin, Lord d'Abern on, iſt geſtern nachmittag mit dem fahrplanmäßi⸗ gen Zug von Berlin nach Rom abgereiſt. Zum Abſchied waren auf dem Bahnſteig u. a. er⸗ ſchienen: Reichsaußenminiſter Dr. Streſe⸗ mann, Staatsſekretär Dr. Schubert, Miniſte⸗ rialdireltor Dr. Köpke und Staatsſekretär Dr. Pünder von der Reichskanzlei. Auch der ame⸗ rikaniſche und der franzöſiſche Geſchäftsträger, der italieniſche Botſchafter und der belgiſche Geſandte, ſowie der ſpaniſche⸗ Geſchäftsträger und zahlreiche Vertreter anderer Länder wa— ren ebenfalls anweſend. Die Kämpfe in Marokko. gen und einem ſcharf wehenden Wind abgelöſt. Sonntag nachmittags gegen halb 5 Uhr ging über die inneren Bezirke ein Hagelſchlag nieder. Im Lauf des Vormittags wurde die Feuerwehr etwa vierzig Mal zur Beſeitigung von Sturmgefahr und Sturmſchäden alarmiert. Die außerordent⸗ liche Windſtärke von 25 Selundenmeter benutzte geſtern ein Segelflieger, um ein Segelflug auf dem Tempelhofer Feld auszuprobieren. Nach Berichten von Augenzeugen erſolgte der Start durch Vorſpannen eines Motorrades, wobei es dem Führer gelang, nach kurzem Anlauf ſein Se⸗ gelflugzeug abzuheben. Durch eine ſtarke ſeitliche Böe iſt die Maſchine, die nur eine geringe Höhe erzielte, herumgeriſſen worden. Der linke Flügel kam in Berührung mit dem Erdboden und die Maſchine ging zu Bruch. Der Führer erlitt ver⸗ ſchiedene Hautabſchürfungen. Schweres Unwetter auch über Hamburg. Hamburg, 11. Okt. In der Nacht vom Sams⸗ tag zum Sonntag wurde Hamburg von einem ſchweren Gewitter heimgeſucht, dem geſtern vor⸗ mittag ein zweites und geſtern abend ein drittes folgte. In den Zwiſchenzeiten wechſelten Wirbel⸗ böen mit Hagelwettern und Regenböen ab. Die ſteigende Flut wuchs am Nachmittag zu Sturm⸗ flut an. Das Waſſer ſtieg von Stunde zu Stunde höher und erreichte die ungewöhnliche Pegelhöhe von 8.10 Meter um 6.50 Uhr. Die großen ineinan⸗ dergehende Straße des Hafenkais ſtehen 1 den St. Pauli⸗Landungsbrücken ab unter Waſſer. rchbruch der franzöſiſch⸗ſpaniſchen Narvpktofront. franzöſiſchen Blätter er die letzten Mel⸗ von großen Rück⸗ ier ſprechen. Die ſiſchen jrten, ſondern den, was den während des itungen zu tref⸗ gegen Frankreich ge⸗ r anderen Meldung iſt iſter Abd el Krims in dort interniert wor den. tzte Meldung Letzte Meldungen. Das Unwetter über der Reichshauptſtadt. Der orkanartige Sturm, der auf S ag Berlin hin ig und u. a. ar Gerüft des ktrizitätswerkes von Rum wurde von heftigem Platzre Samstag im Bau bes Auch in den Fleeten, den vom Hafen abgehenden Kanälen, ſteht das Waſſer ſo hoch, daß die Keller der anliegenden Speicher und Wohnhäuſer über⸗ ſchwemmt hafen ſchlugen verſchiedene Schleppſch. kolidierten mit einan⸗ 50 große Dampfer konnten Auch mußten ver⸗ einfahren. 0 n.— Aus We⸗ Hafen bleibe 8 ſterland wird gemeldet, daß der Orkan die Bahn⸗ ſtrecke Hörnum—Weſterland auf einer Länge von 400—500 Metern zerſtört hat. Woltenbrüche über den Alpen. Bern, 11. Okt. Infolge gewaltiger Wolken⸗ brüche ſind die Sturzbäche am Simplon⸗Maſſiv derart angeſchwollen, daß ſie über die Ufer treten. Große Mengen von Geröll und ſchwere Felsblöcke werden von den Waſſern zu Tal geriſſen und ver— mehren die Ueberſchwemmungsgefahr. Die Haupt⸗ ſtrecke iſt bereits zerſtört und die Brücke über den Barthelomyſtrom zuſammengeſtürzt. Auch der Simplon-Tunnel iſt durch Geröllmaſſen verſchüt⸗ tet und der Verlehr vollkommen unterbunden worden. Pioniere ſprengen die Felsblöcke, um den Abfluß des Waſſers zu erleichtern. Der Eiſen— bahnverkehr über den Simplon muß über Bern und den Loetſch-Berg umgeleitet werden. Meh⸗ rere Häuſer mn wegen der drohenden Ein⸗ ſturzgeſahr v Bewohnern geräumt werden. Landtagsabg. Nuß über: „Heſſiſche Politik“ Seit 1919 haben wir in Heſſen dieſelbe gierung und dieſelben Regierungsparteien. große Mehrheit: r 2 ſteht aus Sozialdemok Zentrum. Seit f Im November nöchſten Jahres er zu Eude, da er nur eine Zjährige i periode hat. Zur Zeit ſind im heſſiſchen g vertreten: 26 Sozialdemokraten, 11 Zentrum, 6 Demolra ten 43; er! 9 Bauernbund, 8 Deuiſche Volkspartei, 5 utſchnationale, 1 Völkiſch— 23, und 4 Kommuniſten. Welche andere Kombination war noch möglich? Nur die Große Koalition unter Einbeziehung der Deutſchen Volkspartei. Hinderniſſe rechts wie links verbauten bisher den Weg zur Großen Koa lition. Sonft? Rürgerblock? 11 Ztr., 9 Bbd., 8 D. Vpt., 5 D 34 6 Demokraten(7) 40 gege demokraten und 4 Kommuniſten. Die heſſ. Zentrumsfraktion iſt in elnig: 1) in der Großen Koalition und ausſchaltung der Sozialdemokratie. zwei Land 7 Die Zentrumspartei iſt die Partei der Mitte. Wie war und iſt die Frageſtellung beim heſſi⸗ ſchen Volksentſcheid für die Zentrumspartei? Was verlangt das heſſ. Vaterland und das Wohl des heſſiſchen Volkes von uns!„ Es verlangt, daß wir die Partei der Mitte ſind und bleiben! Deshalb keinerlei Wahlhilfe für den einſeitigen Rechtsblock(Wirtſchafts⸗ und Ordnungsblock) durch Stimmfreigabe od. Stimm⸗ enthaltung. Aber auch keinerlei einſeitige Bin⸗ dung an die Weimarer Koalition und an die da rin vertretenen Linksparteien. Logik und Konſequenz diktierten uns die Entſchließung in die Feder, die wir nach mühevollen und kämpfereichen Beratungen am 30. September 1926 in Mainz gefaßt haben.— Selbſtachtung und Ehrge fühl ſtanden dabei Pate! Es iſt ein bedauerliches Zeichen von Oberflächlichkeit, wenn die Preſſe des W. u. O. Blocks zu dieſer bedeutſamen Zentrumsentſchlie⸗ ßung nichts anderes zu ſagen weiß, als daß dieſe Reſolution den klaren Sieg des„linken Zen⸗ trumsflügels“ über den„rechten“ bedeute. Nein, die Mainzer Entſchlleßung, die ich einen Mark- dein in der neueren Geſchichte der heſſiſchen Zentrumspartei nennen möchte, iſt der klare Siet der politiſchen Vernunft über die Lockun, gen und Umſchmeichelungen der Rechten wie der Linken, der klare Sieg des kritiſchen Blick für die wahren Bedürfniſſe unſeres Landes und unſerer Partei, der klare Sieg des ſozialen Zolidarismus über den Egoismus einzel— ner und berufsſtändiſcher Gruppen. Unter dem Egoismus einzelner verſtehe ich z. B. das Streben nach Miniſterſeſſeln und nach der ſtaatl. Futter⸗ krippe. Es gibt nicht weniger ſchwarz-weiß⸗rote Monarchiſten, die im Falle eines Falles auch in Heſſen gar nicht verſchmähen würden, einmal zu verſuchen, wie das Futter aus ſchwarz⸗-rot⸗golde⸗ nen, republikaniſchen Krippen ſchmeckt. Vermut⸗ lich würde ſogar bei ihnen der Appetit mit dem Eſſen wachſen. Denn früher waren dieſe Herr— ſchaften unerſsttlich. Hier eine Gegenüberſtellung, die zu gibt: 1) Als die Nationalliberalen in Heſſen ihre Glanzzeit hatten, beſetzten ſie in der 2. Kam⸗ mer der Landſtände alle Ausſchüſſe nur mit Nationalliberalen. keine andere Partei in die Kommiſſionen hinein. 2) Als die 32 Sozialdemokraten und 13 Demo⸗ kraten nach der Revolution in der heſſiſchen Volkskammer unter 70 Abgeordneten mit 45 Mandaten die glatte Mehrheit hatten, ſchloſ⸗ ſen ſie nicht die Zentrumspartei von der Mitarbeit und Verantwortung aus, ſondern ſie nahmen die 13 Zentrumsabgeordneten, obwohl ſie es zahlenmäßig nicht brauchten, und obwohl das heſſiſche Zentrum ſich im vorausgegangenen Wahlkampf ganz und garnicht auf die Seite der S. P. D. geſtellt hatte, dennoch mit in die Regierung auf und und zwar auf der Grundlage der ſog. Wei⸗ marer Koalition. Dieſe Gegenüberſtellung dieſer beiden Tatſa— chen liegt im Intereſſe der Gerechtigkeit und ge⸗ ſchichtlichen Wahrheit und beweiſt ſchlagend, was wir im Zentrum nach geleiſteter Wahlhilfe und getaner Arbeit in naher oder ferner Zukunft von dem Rechtsblock zu erwarten hätten! Eine kleine Perſpektive eröffnet auch in dieſet Richtung die Rede des deutſchnationalen Abge⸗ ordneten Kindt, die er vor einigen Wochen in Darmſtadt gehalten hat und in der er zwei unge⸗ heuerliche Beleidigungen gegen meine Partei ſchleuderte, einmal, daß das Zentrum im Bunde mit den Snialdemokraten iammervoll in Deutſch⸗ denken Sie ließen land und in Heſſen das Nationale prelsgegeven habe und deshalb dem Tode verfallen ſei, und ſo⸗ dann, daß das heſſiſche Zentrum die Einheit des Reiches gefährde! Ich zitiere nach der deutſch⸗ nationalen Heſſ. Landeszeitung in Darmſtadt. Es wäre von uns zu viel verlangt, auf die unwahren Tiraden des Herrn Landtagsabg. Kindt näher einzugehen. Er wird ſie nie beweiſen können. Am 31. Auguft wurde er im„Mainzer Journal“ offiziell aufgefordert, ſeine Verdächtigungen ge⸗ gen unſere Partei zu beweiſen. Er war bis heute trotz ſeiner Beredſamkeit nicht imſtande, konkrete Beweiſe für ſeine Beleidigungen beizu⸗ bringen. Dieſe Feſtftellung genügt! Wenn Herr Kindt den Geſchmack beſitzt, mich als die„rote Nuß“ am ſchwarzen Zentrumsbaum zu bezeich⸗ nen, ſo beweiſt er mit dieſem kühnen Vergleich nur zweierlei: einmal, daß er mit den Erkennt⸗ niſſen der Naturwiſſenſchaft und Botanik auf Kriegsfuß lebt, und ſodann, daß er ſarbenblind ift. Im übrigen wird„Nußknacker“ Kindt ſich an der harten Zentrums⸗Nuß vielleicht noch die Zähne ausbeißen!— Das Zentrum iſt in erſter Linie eine weltan— ſchaulich vrientierte Kulturpartei, die für den konſeſſionellen Frieden und deshalb für die Pa⸗ rität unterdrückt geweſener konfeſſioneller Min⸗ rheiten eintritt. Daher unſer programmatiſcher und zielbewußter Kampf um die Parität der Ka⸗ tholiken im Reich und in Heſſen. Ich freue mich, Ihnen in dieſem Zuſammenhang mitteilen zu können, daß ich ſeitens unſeres heſſiſchen Staats⸗ präſtdenten erſt vor einigen Tagen die ſchriftliche Beſtätigung erhalten habe, daß auch er Verſtänd⸗ nis für dieſe unſere Anſchauung hat. Der Herr Staatspräſident, der bekanntlich in religiöſer Hin⸗ ht auf einem ganz anderen Boden als dem ka— tholiſchen ſteht, ſchreibt mir am 25. September l. Is. u. a. folgendes: „Ich ſtehe vor wie nach auf dem Stand— punkt der völligen Gleichberechtigung alle Religionen und bin entſchloſſen, die Parität! der Katholiken in Heſſen aufrecht zu erhal“ und durchzuführen...“ Bei aller Berückſichtigung der Tatſache, daß ns Katholiken und Zentrumsleute eine ganze [Kluft der Weltanſchauung von Herrn Ulrich und ſeiner Partei trennt und immer trennen wird, ſo klingt doch dieſes Wort des heſſiſchen Staatspräſi⸗ denten weſentlich ſympatiſcher als das Wort des ebangeliſchen Bundesgenerals Döhring in Ber— lin:„An Rom ſterben die Völier.“ Und Döh— ring und ſeine Jünger ſtehen nicht im Loser der 5 Koalition, ſondern im Lager der Rech— ten! Es gibt auch Gründe ſozialer Natur, die uns verbieten, einem politiſchen Block direkt oder indirekt Wahlhilfe zu leiſten, in dem ſich Parteien befinden, welche die ſoziale, oder richtiger unſo— ziale Reaktion auf ihre Fahne geſchrieben haben. Was heiſcht von uns die Stunde? Einigkeit und Geſchloſſenheit. Treue gegen uns ſelbſt. Zivilkourage! Korpsgeiſt: Einer für alle, und alle für einen! Diſziplin gegen die nach reif— licher Ueberlegung und nach Abwägung aller Ge— ſichtspunkte von den Führern ausgegebenen Pa— role: Wir geben alle miteinander bei der Volks— abſtimmung auf vorzeitige Landtagsauflöſung den Nein- Stimmzettel ab! Das Urteil eines Schofers muß uns Mut ma⸗ chen und zeigen, daß wir auf dem rechten Wege ſind. Wir folgen in Treue und imponierender Diſziplin der alten, ruhmbedeckten Zentrumsfahne in die neue Zeit. Lichtſignale für Flugzeuge. — Köln, 6. Okt. Bei der immer ſtärker werden. den Belebung des Flugverkehrs hat ſich nament lich für den Nachtflug die Notwendigkeit hera⸗ Fellt, daß den Flugzeugen ähnlich wie den Schiffen auf dem Meere, Lichtſignale über ihren jeweiligen Standpunkt eine Aufklärung verſchal, fen ſollen. —— 1 Ludwig Maria durch Gottes Barmherzigkeit und des Apoſtoliſchen Stuhles Gnade Biſchof des heiligen Stuhles von Mainz allen Gläubigen des Bistums Gruß und Segen ö im Herrn! Sehet zu, daß ihr keines von dieſen Kleiner gering achtet. Denn ich ſage euch: ihre Engel im Himmel ſchauen fort und for das Angeſicht meines himmliſchen Vaters (Matth. 18, 10.11.“ Die Entchriſtlichung unſeres modernen Lebens hat niemand mehr Schaden gebracht als dem Kind. Nicht das Kriegselend allein iſt ſchuld, daß die Erziehung unſerer Jugend heute ſo viel zu wünſchen übrig läßt, und daß die Klagen über die Autoritätsloſigkeit nicht mehr verſtummen, nein, die Erziehungsziele und die Erziehungstätigkeit ſind nicht mehr die gleichen wie in chriſtlicher Zeit. Statt der Jugend das Höchſte vor Augen zu ſtel⸗ len, für das ſie ſo empfänglich iſt, bietet man ihr Tand und ganz Gewöhnliches, wenn nicht Schlim⸗ meres. Steine gibt man ſtatt Brot; und ſo kann unſere Jugend ſich nicht mehr erheben über den Geiſt oder beſſer die Geiſtloſigkeit unſerer Zeit, ſie gleitet ſichtbar abwärts und bedarf eines Haltes⸗ der ſie vor dem größten Elende bewahrt. Die“ Halt kann nicht, wie man in der Zeit der Aufklä⸗ rung meinte und auch heute vielfach meint, in äußeren, rein natürlichen Sittenvorſchriften be⸗ ſtehen, ſondern muß die ganze Seele ergreifen, ſie entflammen, ihre Liebe gewinnen und ihr zu— gleich Kraft geben. Dies alles tut für uns Katho⸗ liken allein der Herr im allerheiligſten Sakrament, Er tut es auch ſchon für das Kind, ſobald es zum Gebrauch der Vernunft gelangt iſt und ſeine Seele vor Entſcheidungen ſteht, die für Zeit und Ewigkeit ausſchlaagebend find. Es ſollte für uns genügen, daß die heilige Kirche uns dies ſagt. Der klarblickende und ver— ehrungswürdige Pius 10. hat dieſe Weiſung der ganzen Kirche gegeben, oder vielmehr er hat er— klärt, ſo und nicht anders ſei das Gebot Chriſti zu verſtehen, daß wir ſein Fleiſch eſſen und ſein Blut trinken ſollen. Das kirchliche Rechtsbuch ver⸗ pflichtet uns aufs neue, daß die Kinder. ſobald ſie zum Gebrauch der Vernunft gelangt ſind, die heilige Kommunion empfangen müſſen. Wenn es zu all dem noch eines beſonderen An— triebes bedürfte, ſo wäre dieſer ſicher gegeben in der heutigen allgemeinen Lage der Welt mit ih— ren beſonderen Gefahren für das Kind. Viele det heiligſten Schranken ſind gefallen, die der Schutz der Unſchuld waren. Das Kind iſt Gefahren aus— geſetzt, die es noch gar nicht in ihrer ganzen Größe erkennt, und die es deshalb auch nicht fürchtet und meidet, wenn nicht beſondere Mittel der Gnade und der Erziehung es fernhalten. Es iſt aber leider ſo weit gekommen, daß ſelbſt man— che Eltern über die Gefahren, die der Seele der Kinder drohen, lachen und nicht das geringſte tun, um dieſen Gefahren vorzubeugen. Aergernisgeber gibt es überall in großer Zahl, Schützer, die En⸗ gelsdienſte an der Kindesſeele leiſten, findet man wenig. Und doch iſt gerade das frühe Bekannt— werden mit Sünde und Laſter deshalb ſo furcht⸗ bar, weil ſchwer im ſpäteren Leben überwunden wird, was ſich ſchon in der Jugend feſtgeſetzt hat. Das Wehe, das der Heiland über den ſpricht, der Aergernis gibt, müßte heute alle erſchrecken. Die Jugend braucht ein Gegenmittel, das ſie vor all dieſen Schäden bewahrt und ſie zu tap— ferer Uebung des Guten bewegt. Die Kirche weiß nichts Beſſeres, als daß ſie die Kleinen zum Hei— land fübrt. damit ſie nicht der Welt zur Beute Die Spinne. Roman von Sven Elveſtad. Urheberrechtlich geſchützt dem Lit. Bureau M. Lincke, Dresden 21. „Ja, ich erinnere mich,“ antwortete Krag,„und was ſagte ich damals zu dir?“ „Sie ſagten, wenn ich nicht gleich herunter⸗ läme, würden Sie mir die Finger abſchießen. Ich hielt mich mit der Hand am Geſims feſt.“ „Ganz recht. Habe ich geſchoſſen?“ fragte Krag lächelnd. „Nein, ich hielt es für ratſamer, herunterzu— kommen und mich zu ergeben. Ich wußte ja, daß es nichts nützen würde. Ich kannte Sie von damals, als—“ „Gut, gut,“ unterbrach Krag ihn, ſo durchs Fenſter gekommen?“ „Ja.“ „Warſt du hier, als der Konſul und ich vor— hin hereinkamen?“ „Ja. Ich ſaß dort hinter den Vögeln.“ Jens zeigte auf einen großen j waniſchen Schirm. Asbjörn Krag ſertzte ſich in den Selbſtmörder⸗ ſtuhl, wo Jens vor kurzem geſeſſen hatte. „Ich ſehe, daß ich dich mehr und mehr zu wichtigen Dienſten benutzen kaun,“ ſagte er.„Du, biſt bereits tüchtiger als die Geheimpoliziſten bei der Polizeibehörde. Aber wir wollen uns nicht mit überflüſſigen Reden aufhalten. Laß mich deinen Bericht hören! Nach der brieflichen Mit⸗ teilung, die du mir zukommen ließeſt. bin ich geſpannt, zu hören, was du erforſcht haſt.“ Der Detektiv lehnte ſich in den Stuhl zurück und ſchloß die Augen halb. Das war ſeine Lieblingsſtellung, die er einnahm, wenn er auf⸗ merlſam zuhören und gleichzeitig ſeinen Körper ausruhen wollte. Jens nahm in einem Stuhl vor ihm Platz. Das Geſicht des jungen Mannes drückte Eifer und Verſchlagenheit aus. Seine lebhaften, furcht⸗ loſen Augen gaben ſeinem Geſicht ein unpver⸗ kennbares Gepräge von Jutelligenz. Krag hatte keinen ſchlechten Griff getan, als er dieſen auf⸗ geweckten Burſchen aus dem Schmutze zog und „du biſl 1 zu ſeinem Gehilfen machte. Dafür kannte Jens! Bewunderung und Hingabe für Asbiörn Krag feine Grenzen. „Du begabſt dich alſo auf die Straße, als ich dir das verabredete Zeichen mit der Glocke gab?“ „Ja,“ ſagte Jens.„Gleich darauf ſah ich den Konſul aus der Hauskür kommen und folgte ihm zur Halteſtelle der Straßenbahn. Er wartete, bis eine Bahn kam, die nach Oslo fuhr. Der Konſul ſtieg auf die vordere Plattform und ich auf die hintere. Als der Wagen hielt—“ „Wo hielt der Wagen?“ fragte Krag. Ein munteres Aufblitzen kam in die Augen des Burſchen, als er antwortete: „Beim Gefängnis.“ „Weiter.“ „Der Konſul ſtieg aus, und ich folgte ihm. Wir kamen zur St. Halvard⸗Straße und gingen an einigen netten kleinen Gartenhäuſern vorbei. Ganz am Ende der Straße blieb der Herr Kon— ſul vor einem kleinen, einſtöckigen Haus ſtehen. Es war keine richtige Villa, aber auch kein ge— wöhnliches Mietshaus. Bevor er hineinging, ſah er ſich um. Im ſelben Augenblick ſtand ich vor einer Anſchlagſäule und pfiff ein Lied. Da⸗ rauf betrat Herr Falkenberg das Haus, und es dauerte nicht lange, bis auch ich neben der Tür war. Ich erhaſchte einen Schimmer von einer ülteren Dame, die dem Konſul öffnete, und hörte ſie ſagen: Ada hat Sie ſchon mit Ungeduld er⸗ wartet— Mehr hörte ich nicht. Ich wartete fünf Minuten. Dann läutete ich auch.“ „Beim Haupteingang?“ fragte Krag. „Es war nur ein Eingang da. Dieſelbe Dame, die den Konſul eingelaſſen hatte, öffnete auch mir die Tür. Ich kam in das Entree, ein gan; kleines Entree, und von dort konnte ich die Küche ſehen; es war eine große, reingeſcheuerte Küche, und s duftete herrlich nach Kaffee. Die Dame war ſehr freundlich und fragte, was ich ſeien.“ „Asbjörn Krag unterbrach ihn mit „Das war eln Fehler.“ ſagte er wollte. Ich antwortete, ob hier Fiſche beſtellt einer Handbewegung Mit ſol⸗ Hirtenbrief über die Frühkommunion der Kinder. werden. Dieſer Wunſch ver Kirche iſt der kind⸗ lichen Natur auch ſehr angepaßt. Mit dem Glau⸗ ben, der eben aufblüht, mit einem Vertrauen, wie. es nur ein Kind haben kann, das noch nicht du! ie Sünde gefeſſelt iſt, rein an Leib und Seele, ſo ſoll es zum Heiland gehen. Bei ihm iſt ſein Ruheort und ſein Schutz. Das Kind bedarf da⸗ bei nicht ſo ſehr eines umfaſſenden Wiſſens, als eines geraden Willens und eines offenen Herzens, „Die heilige Kommunion war einſt auch bei den erſten Chriſten die kraftſpendende Speiſe, die man den Kindern ſogar ſchon in unmündigem Alter reichte. Aber es darf auch die Erwägung nicht ausge⸗ ſchaltet werden, daß es ſich bei dem Kinde nicht nur darum handelt. Schutz gegen die Sünde zu bieten, ſondern Förderung des überna⸗ Werlichen Lebens. Dazu iſt aber nichts ſo geeignet wie die heilige Kommunion, das heißt der wahre Helland und Gott Jeſus Chriſtus un⸗ ter der Geſtalt des Brotes zur Nahrung unſerer Seele. Hier wird jene Liebe entflammt, die dem Kinderherzen Beſſeres zeigt, als die Welt auch nur zu bieten verſucht. Hier wird jener Geiſt des Opfers und der Selbſtüberwindung von ſelbſt' Aroß, ohne den kein Menſch im Leben als Jünger Jeſu Chriſti beſtehen kann. Hier wird auch jene Kraft gegeben, die allein zur Beharrlichkeit bis zum Ende ausreicht. Hier lebt das Kind mit dem Heiland, ja es geht immer mehr in ſein Leben ein. Hier wächſt unter der göttlichen Sonne die Kraft, die niemals erliegt. Es iſt das Sakrament der Kraft, aber auch der Liebe und der Freude, ohne die ein Kindesherz nicht gedeiht. So empfängt die Seele überirdiſche Leitung, aber auch Klarheit, und Wärme für ihr inneres Leben. Können wir uns ferner die Sühne für ſof viele Verbrechen, wie ſie jetzt die Welt beflecken, rung des Glaubens nicht ſigen. unterricht in erſter Linie dem Kinde die Ausbildung ſchöner denken, als wenn Kinderherzen, die noch unentweiht ſind, ſich dem Heiland weihen? Sollte es nicht auch von dieſem Geſichtspunkte aus wie eine herrliche Fügung der göttlichen Vorſehung erſcheinen, daß gerade in dieſen Tagen die Kirche die Kinder zum Tiſch des Herrn führen wills? Könnte der Familie, der heute entweihten Fami— lie, auf eine ſchönere und zartere Weiſe die ver— lorene Weihe wiedergegeben werden, als dadurch, daß ſchon die Kleinen die euchariſtiſche Wärme in ſie bringen und Apoſtel des Friedens, der Freude und der Reinheit werden? Könnte der verwege— nen Vergnügungsſucht unſerer Tage beſſir entge⸗ gengearbeitet werden, als wenn ſchon in den Kin— derherzen die Geſinnung geweckt wird, der das Vergnügen im Sinne der Welt zum Ekel iſt? Wenn dieſe Gedanken uns noch nicht ganz ver⸗ traut geworden ſind, ſo kommt dies zu einem Kroßen Teil auch daher, weil die letzten Wirkun— gen einer Zeit der religiöſen Verarmung noch nicht geſchwunden ſind, in der ſo manche Forde— nach Gebühr geſchätzt wurde. Man begann die verſtandesmäßige Aus bildung über Gebühr zu pflegen und die Ausbil⸗ dung des Willens und des Herzens zu vernachläſ— Man lebte ſich allmählich faſt in den Glau⸗ ben hinein, als ob das Elternhaus an der Er— ziehung nur wenig beteiligt ſei, und dem Schul- die Aufgabe zukomme, und Erziehung für So wurde die Feier der Erſtkommunion zur Abſchlußfeier der Schulzeit. Der Sinn des erhabenſten Sakramentes wurde nicht mehr voll erfaßt, und für viele wurde die Feier der erſten heiligen Kommunion zu einer Art von Reiferklärung der heranwachſenden Ju— gend fürs Leben. Faſt hatte man vergeſſen, daß dem Kinde wie dem erwachſenen Menſchen die göttliche Gnade notwendig iſt, um gut zu ſein vor Gott. daß Reinheit des Herzens und Voll— kommenheit des Tuns nur don Gott uns gegeben werden fönnen Die Patmondigkoit dor nadel das Leben zu geben. chem Vorwand kaunſt du nicht wetter kommer als bis zum nächſten Entree. Du hätteſt di— etwas anderes ausdenken müſſen, z. B., daß di geſchickt ſeieſt, um den Waſſerdruck zu meſſen, In neunundneunzig von hundert Fällen fallen die Hausfrauen auf dieſen Unſinn herein.“ „Es war eine ſehr verſtändige Dame“, wandte Jens ein.„Sie ſah mich mit forſchenden Augen ſan, wodurch ich etwas verlegen wurde. Na, ſie ſſagte, daß hler keine Fiſche beſtellt ſeien, und ich mußte wieder verſchwinden.“ „Nummer und Türſchild?“ fragte Krag. „St.⸗Halvard-Straße 63,“ antwortete Jens „Auf dem Türſchild, das von Meſſing war, ſtanz der Name eingraviert: Witwe Eliſe König. Hin ter die Platte war eine Viſitenkarte geſteckt. Hien iſt üe.“ Jeus reichte Krag eine Karte, und dieſer las: Ada König. „Schön,“ nickte Krag. ihrer Tochter.“ „Ja. Ich erkundigte mich in einem Milchge— ſchüft in der Nähe und erfuhr, daß die beiden Damen das Haus allein bewohnten. Darauf „Alſo eine Witwe mit fandte ich Ihnen den Brief.“ „Dieſen Brief?“ murmelte Krag und zog ein ſchmutziges weißes Kuvert, in dem eine abgeriſ— ene Ecke von einem Plakat ſteckte, aus der Ta⸗ ſche. Auf der Rückſeite des Plakates ſtand: „Konſul Falkenberg hat ſich in die St.⸗Hal⸗ vard⸗Straße 63 begeben, um eine Dame namens Ada König zu beſuchen, die bei ihrer Mutter, der Witwe Eliſe König, wohnt.“ „Dieſen Brief ſandte ich mit einem Jungen,“ ſagte Jens,„weil ich dachte, daß es vielleicht eilte. Ich ſelbſt mußte ja bleiben und auf den Konſul achtgeben.“ „Es war gut, daß ich die Nachricht bekam,“ ſagtie Krag.„Jedenfalls erhielt ich ſie ſo recht— zeitig, daß ich mit ihrer Hilfe das Buchſtaben— ſchloß öffnen konnte.“ lich von der Zeit an, wo es ſündigen kann. Die größte Gnade aber beſteht in der ſakramentalen“ Verbindung mit Jeſus, unſerem wahren Go“ Früh und würdig den Heiland empfangen haben, mit ihm durchs Leben gegangen zu ſein, hat noch niemand geſchadet, und die Liebe zum göttlichen Heiland hat noch kein wahres Lebens⸗ glück zerſtört. Aber ein gewaltiger Schaden iſt es für die Kindesſeele, wenn ſie erzogen wird, als gäbe es nur ein irdiſches Leben. Auch das Kind braucht Licht und Wärme von dem, der das wahre Licht der Welt iſt. Ein anderer Irrtum ging mit dem erſten Hand in Hand, und auch heute geiſtert er noch in man⸗ ſchen Köpfen, trotzdem die tägliche Erfahrung vor ihm warnen ſollte. Es iſt der FIrrium, als ob dem Kinde kaum eine Seelengefahr drohe, als ob! es dem Boſen faſt unzugänglich ſei. Wie vieler Eltern, die in dieſem Irrtum befangen ſind, zeil gen erſt die ſpäteren Jahre, wie tief die Wurzeln des Böſen in die Seele hinabreichen. Sie ſind ſo tief hineingewachſen, weil die Samenkörner des Böſen ſo früh in die Kindesſeele hineingefal⸗ len waren, und weil niemand ihrem Wachstum wehrte. Man will nicht glauben, daß das, was der heranreiſenden Jugend Gift iſt, auch dem Kinde ſchon Schaden bringen kann oder muß. Die Wachſamkeit der Eltern, beſonders der Mutter, kann vieles verhüten, aber um die Keime des Bö⸗ ſen unwirkſam zu machen, dazu bedarf es der Hilfe des göttlichen Kinderfreundes. Sein gött⸗ liches Wiſſen zeigt ſchon die erſten Anfänge des Böſen, und ſeine göttliche Liebe hat auch den Kin⸗ dern den Tiſch bereitet, wo ſie ſein Fleiſch eſſen und ſein Blut trinken ſollen, damit ſie allezeit das Leben in ſich haben. l Meine lieben Eltern! Wir wollen Genoſſen der heiligen Engel ſein, ihr, denen Gott das Kind anvertraut hat, und wir Seelſorger, die er mit dem hohen Amt ausgeſtattet hat, Seelen zu retten und Ausſpender ſeiner himmliſchen Gnaden zu ſein. Genoſſen der Engel und Schützer der Kin⸗ der ſind wir nur, wenn wir die Kinder zu Jeſus führen. Auch wir dürfen bei dieſem erhabenen Amte nicht abwärts ſchauen, ſondern wir müſſen das Antlitz des himmliſchen Vaters im Auge be⸗ halten, ſoviel es uns nur hier vergönnt iſt. Wir müſſen die Stimme hören, die uns hinweiſt auf den geliebten Sohn. Wenn wir helfen, daß die Kinder den Heiland ſo früh und ſo oft empfangen, als es ihrer Seele nur dienlich iſt, dann werden auch die heiligen Engel die Kinder, in deren Seele der Heiland thront, mit beſonderer Hut umgeben, und ihre Einſprechungen werden vom Kinde nicht überhört werden. Aber auch wir werden nicht ohne reichſten Lohn ſein. Wir werden nicht nur mit größerer Ruhe der Zukunft der Kinder ent- gegenſehen können, ſondern wir werden dadurch auch ſelbſt die Gabe der Gotteskindſchaft uns er⸗ halten. Der uns die Macht gab, Kinder Gottes zu werden, wird uns dieſe große Gnade erhalten, und Chriſtus, der ſo gern in der Amderſeele wohnt, wird von dort aus auch uns täglich ſegnen und uns mit ſeinen Engeln umgeben, deren ge— treue Mitarbeiter wir ſind. Er erleuchte euch und gebe eurem Willen Kraft, daß ihr alle Vorurteile überwindet und dem Heiland die Kinder ſchenket, die ihm gehören. ö Es ſegne euch der allmächtige Gott, 4 der Auen der Sohn und 4 der Heilige Geiſt. Amen. beſteht aber ſur das Kind von Anfang 9 Gegegeben zu Mainz, am Schutzengelſonn- tag 1926. ö T Ludwig Maria, Biſchof von Mainz. — Die rumäniſche Königin kein Filmſtar. andon, 6. Okt. Die rumäniſche Ges f 0 n, 6. Die ſandtſchaft veröffentlicht eine Note, in der ſie die geſtern 15 Amerika eingetroffene Nachricht über eine Betä⸗ tigung der Königin Maria von Rumänien als Filmſtar als reine Erfindung bezeichnet. „Wer iſt wre fragix cruz. „Ein junges Mädchen aus meiner Bekannt⸗ chaft,“ ſagte er.„Eine Plätterin.“ „Aha.“ f Ich erfuhr, daß Frau König die Witwe eines Kapitäns ſei, der vor drei Jahren geſtorben iſt. Sie leben von den Zinſen eines Legats und dem, was die Tochter durch Klavierunterricht verdient. Es ſind ſehr achtbare Leute, die ganz zurückge⸗ gogen leben. Fräulein Ada ſoll ſehr ſchön ſein. Man erzählt ſich in der Nachbarſchaft, daß Kon⸗ ful Einar Falkenberg ſeit reichlich einem Jahr unit ihr verlobt iſt. Aber ſolange der Vater des 1 0 I. 1 RNönig auf. der hinter ihm her. „Das Buchſtabenſchloß?“ fragte Jens intereſ— ſiert.„Was iſt damit?“ „Das iſt etwas, was dich nichts angeht,“ ant⸗ wortete Krag.„Bis auf weiteres,“ fügte er hinzu. „Jens beeilte ſich, ſeinen unterbrochenen Be⸗ richt fortzuſetzen. „Es traf ſich ſo günſtig, daß ich einen Men⸗ ſchen in der Nähe kannte. Von ihr erfuhr ich vas über Frau König und ihre Tochter.“ 100 ſſein. Konſuls lebte, konnte von Heirat keine Rede Jetzt aber behauptet man, daß die Verlo⸗ bung bald veröffentlicht werden ſolle. Der Kon⸗ ſſul hielt ſich über eine Stunde bei der Familie Sobald er herauskam, war ich wie⸗ 1. Und jetzt war es leichter, ihm zu folgen, weil es dunkel geworden war. Der Konſul nahm wieder eine Bahn zur Stadt Ben ging in den Regattaklub. Ich wartete drau— en.“ „Wurde dir die Zeit nicht lang?“ fragte Krag lächelnd. „Nein.“ antwortete Jens,„ich ſaß auf einer Bank bei der Halteſtelle der Straßenbahn und umüſierte mich über all die Nachtvögel, die aus dem Hotel oder dem Theaterkaffee kamen. Im Laufe der Nacht kam ein drolliger Menſch aus dem Klub, ein großer, dicker, wütender Schwede. Er fluchte und ſchimpfte, daß es ein Grauen war. Schlieglich kam der Konſur in Wegen elles fremden Herrn.“ „Du haſt mich alſo nicht erkannt?“ fragte Krag. Jens ſchüttelte den Kopf. „Nein. Wer kann Sie erkennen, nicht erkannt ſein wollen?“ fragte er. „Wie konnteſt du uns folgen, ohne entdeckt zu werden?“ „Sie gingen ſo langſam und plauderten zu⸗ ſammen, daß ich auf einem Wagen der Straßen⸗ reinigung ſitzen und dennoch Schritt mit Ihnen halten konnte,“ ſagte Jens.„Als Sie das Vil⸗ lenviertel erreicht hatten, war es mir ein leich⸗ tes, mich im Schatten der Bäume und längs der Stakette zu verſtecken. Als Sie ins Haus gin⸗ gen, kletterte ich zum zweiten Stockwerk hinauf, wo ich ein Fenſter offen ſtehen ſah. Erſt als ich die Stimme des fremden Herrn hörte, wußte ick. dan es Asbißru Kraa wax.“ wenn Sie 1 at worden und in den ſchlimmſten Regenſturm offenen Meer, — 1 Bunte Zeitung. 1—— 5 5 808 Der Flieger im Regenſturm. 0 Der engliſche Flieger Alan Co bham war auf ſeinem Rückflug von Auſtralien nach London einige Tage verſchollen und man hegte bereits Befürchtungen für ſein Schickſal. In einem Bericht an die„Daily Mail“ hat, nun Cobham den Grund ſeines Aufenthaltes aufgeklärt: Er iſt auf dem Fluge von Penang nach Rangun von einem der in dieſer Gegend wütenden gefährlichen Monſune überraſcht 4 hineingekommen, den er je erlebt hat.„Wir waren in direktem Kompaßkurs über dem das von unbewohnten Feks⸗ inſeln beſät war,“ ſchreibt er, als plötzlich furchtbare Regenſtürme losbrachen. Da wir unfähig waren, die Umgegend zu ſehen, und fürchteten, mit einer ſolchen Felſeuinſel zu⸗ ſammenzuſtoßen bei dem niedrigen Flug über das Waſſer, ſo landeten wir auf dem Waſſer an einer einſamen Inſel, retteten uns in eine ſandige Bucht des Eilandes, und da win, we⸗ gen des dichten Urwaldes nicht ins Innere eindringen konnten, ſo ſchützten wir uns not⸗ dürftig unter den Bäumen gegen den Regen und zündeten uns ein Feuer an.“ Als der Sturm etwas nachließ, ſtiegen ſie wieder auf und kamen nach einer kleinen bewohnten In⸗ ſel Tamm. Der Monſun hatte inveſſen mit aller Macht eingeſetzt. Als es ſich ein wenig aufklärte, verſuchten ſie, bis nach Victoria Point, über eine Strecke von 200 Kilometer, zu fliegen, wo Vorräte für ſie lagen.„Aber nach etwa 60 Kilometer kamen wir in den ſchrecklichſten Regenſturm, den ich je erlebt,“ ſchreibt Cobham.„Jede Möglichkeit, zu ſehen, war einfach ausgeſchaltet, und als wir um⸗ kehren wollten, war auch dort das ſchlechte Wetter, ſodaß wir uns den Weg durch die Sintflut bahnen mußten. Es war unmöglich, wegen der ſchweren Nebelmaſſen und dem herabſtrömendem Waſſer in die Höhe zu ge— hen, aber ſchließlich erreichten wir Victoria Point und kamen dann bei beſſerem Wetter nach Rangun. Ich ſah während dieſes ge— zwungenen Aufenthaltes, wie furchtbar der Monſun für den Flieger iſt, denn es war uns fünf Tage tatſächlich unmöglich aufzuſteigen.“ Eine Königin als Filmſchauſpielerin? Die Königin von Rumänien iſt in Paris eingetroffen. Sie wird ſich am 12. Oktober nach Cherbourg begeben, um ſich dort auf dem Dampfer„Leviathan“ nach Newyork einzu⸗ ſchiffen. In Kreiſen der Pariſer rumäniſchen Geſandſchaft wird die Wahrheit des aus Amerika kommenden Gerüchts abgeſtritten, das beſagt, daß die Königin gegen ein Hono— rar von 850 000 Franken an einer augenblick— lich in Hollywood in Arbeit befindlichen Ver— filmung von Tolſtois„Auferſtehung“ mitwir— ken werde. Der Film im Gerichtsſaal. Ein Leerzug der Eiſenbahn A.-G. Schaft⸗ lach-Tegernſee hatte bei der Ortſchaft Finſter— wald einen zweijährigen Knaben, der auf einer Eiſenbahnbrücke ſtand, in den Bach ge— ſtoßen: der Kleine wurde kurz darauf von ſei— nem Vater tot aufgefunden. Die Sektion ſtellte mehrere Schädelbrüche, Quetſchungen uſw. feſt. Daraufhin wurden der Lokomotiv⸗ führer des Zuges und der Vater, der angeb— lich das Kind zu wenig beaufſichtigt habe, we— Das Ge⸗ richt ſprach den Vater frei, der Lokomotivfüh— rer wurde zu zwei Monaten Gefängnis ver— urteilt. Er legte Berufung beim Landgericht München ein. Zu ſeiner Verteidigung gab er an, er habe den Knaben für einen Baum- ſtumpf gehalten und ihn erſt im letzten Augen⸗ blick, als er nicht mehr habe halten können, erkannt. Der Verteidiger ließ einen Film von der Fahrt eines Zuges über die Brücke auf⸗ nehmen, wobei an der Stelle, wo der Knabe geſtanden hatte, eine Puppe angebracht ward. Dieſen Film ließ ſich das Gericht im Sit— zungsſaale vorführen; es ſtellte ſich heraus, daß die Geſtalt des Kindes auf dem Film nicht deutlich zu erkennen war. Der Lokomo tivführer wurde daraufhin freigeſprochen. Die Schweine und der 50er. Trebur(Heſſen), 6. Okt. Eine Bauersfrau verlor beim Füttern der Schweine einen Fünfzig— Markſchein. Sie ſuchte die ganze Hofreite ab, ohne ine Spur des Geldſcheines zu finden. In ihrer Aufregung ging ſie auch in den Schweineſtall, und ſſiehe da— zwei Tiere machten mit dem Geldſchein ein Spielchen, dem die Frau aber voll Freude über das wiedergefundene Geld ſchnellſtens ein Ende bereitete. Neuſtadt, 6. Okt.(Jagdglück.) Inſolge der Höhen⸗ und Villenbeleuchtung in Neuſtadt ſind geſtern abend ganze Rudel Wildſchweine von der Haardt nach dem rückwärts gelegenen Lindenberg inübergewechſelt. Infolgedeſſen hatten Jäger er Jagdgeſellſchaft„Weinbiet“, die gerade nach Schwarzwild auf dem Anſtand waren, das ſeltene lück, nicht weniger als vier Wildſchweine zu er⸗ egen. Landau, 6. Okt.(Das große Los ſputkt.) riſchen Rote⸗Kreuzlotterie durch die hieſige Ver⸗ kaufsſtelle, Zigarrengeſchäft Fritz Jung jr. ver⸗ kauft. Heute vormittag nun meldete ſich gekauft, es jedoch verlegt zu haben, und nicht vor zeigen zu können. Die Enttäuſchte mußte ihren ee nach Frankweiler zu Fuß antreten, nach em ſie vorher vielleicht ſchon von der erften due in der ſchönen Opellimouſine gettäum atte. 1 f Wie bereits gemeldet, wurde das große Los der Baye⸗ eine Frau und behauptete, das Gewinnlos Nr. 255 44% Der Juwelenräuber Spruch demonſtriert den Einbruch in der Tauentzienſtraße. Die Berliner Kriminalpolizei ließ ſich von dem verhafteten Juwelenräuber Spruch genau zeigen, zeigt n nladen⸗ Der Revolver, den er in der Hand hält, iſt dies⸗ wie er den Raubüberfall auf das Juwelengeſchäfts mal nicht geladen. Links: die beiden jungen Mäd⸗ in der Tauentzienſtraße verübt hat. Unſer Bild chen, die einzigen Augenzeugen der Tat. Spruch beim Verlaſſen des Juwelenladens. 14 8 7* 9 85 7 Die Tragik im Leben einer Frau. Von Emmy Ficus. Veber jeglichem Frauenleben,— auch üder dem Daſein der glücklichſten, begabteſten oder zufrie— denſten Weibnatur,— hängt als Damoklesſchwer; eine finſtere Tragik, deren Erfüllung zuweilen ſogar zur Tragödie werden kann, wie Alltag und Umwelt an zahlloſen Beiſpielen beweiſen. Dit Tragik gipfelt in dem einen, einzigen Begriff, der alles Leid, alle Unraſt und Sorge ſchamlos ent— hüllt: Im Begriff des Alterns. N Das Alter kann ſchön ſein. Alt ſein kanr höchſte Reife bedeuten oder tiefſtes Aus⸗ ruhen. Der Lebensabend der alten Leute war früher ein Feierabend ſorgenloſen Aufatmens, ein Ueberdendingenſtehen geläuterten Wiſſeaus und Wachſens. Das hat ſich heutzutage icfern ge⸗ ändert, als es keine materiell ſorgenfreien Lebens⸗ abende mehr gibt. Müſſen doch leider die älteſten Menſchen jetzt hart arbeiten, oder aber— aus Arbeitsmangel oder Schwäche— darben. Auch das Alter hat ſeine Schönheit verloren, wie alles andere in unſerer notgehetzten, nützlichkeitsge⸗ veitſchten Evoche. e Noch tragischer für die Pſyche, wie für die Kon ſtitution der Frau, gefährlicher als das Alter ie e Bedrängnis, iſt jedoch die Zeit des Al! w erden 8. Das Altern erſcheint jede m Weibweſen als etwas jo Schreckliches, chter⸗ regendes, das einzig der Gedanke daran ſie jchon ſchaudern macht: Altwerden, d. h. häßlich, ver⸗ braucht, unanſehnlich werden, während der Mann auf dem Gipfel ſeiner Kraft und Reife ſteht, ſich geiſtig emporentwickelt und körperlich im Vollbe⸗ wußtſein der männlichen Fähigkeiten bleibt, das If die Tragik im Leben der Frau! Wohl haben vernünftige Körperpflege und eine gemäßigte Sportausübung, wie auch die heutigen Annehmlichkeiten(und Auswüchſel) der Mode den Begriff der Altersgrenze zugunſten der Frau be⸗ trächtlich verſchoben. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war eine Dreißigerin in Kapotthut und Mantille eine ältliche Frau, heutzutage wirkt die Großmutter im kurzen Röck⸗ chen und Bubikopf recht jugendlich, wenn auch durchaus nicht würdig. Wir wollen uns jedoch nicht an Aeußerlichkeiten halten, nicht an Zerrbil⸗ dern ſtoßen. Einzig maßgebend für tragiſche Kon⸗ flikte iſt ja doch nur das Seeliſche, Innerlich. Darin ſcheint unſere fortſchrittliche Zeit eine Ent- picklung zumBeſſeren vorgeſehen zu haben, machte ie doch aus der Frau die ſeeliſche Kameradin des Batten. Das Manöver in Münſingen. Prinz Wilhelm von Preußen, der älteſte Sohn des früheren Kronprinzen deſſen Aufenthalt in Münſingen Anlaß 37 einer politiſchen Erörterung gah. f 1 Das Opfer von Germersheim, Emil Müller aus Germersheim, der in der Nacht vom 26. zum 27. September, von dem franzöſtſchen Leutnant Rouzier erſchoſſen wurde. Die Unterſuchung über die Bluttat, die in der ganzen Welt eine große Beſtürzung und Entrüſtung hervorrief, iſt noch nicht abgeſchloſſen. Als Napoleon 1. einſtmals Joſephine Beau-⸗ garnais liebte und begehrte, war ſie eine reife Frau, an ſeiner Jugend gemeſſen ſogar eine ver lühende. Als er ſie verſtieß, geſchah es nicht au überwundener Leidenſchaft oder verflogener Sin⸗ neliebe, ſondern aus Staatsräſon, weil ſie ihm den Erben Frankreichs verſagen mußte. Napoleon Bonaparte hat Joſephine niemals vergeſſen und verſchmerzt, auch nicht als Vater des Königs von Rom. Der Geiſt und Liebreiz der alternden Bür⸗ gerin hatte ihm Werwolleres, Bleibenderes ge⸗ ſchenkt als die leere Schönheit der habsburgiſchen, jungen Kaiſertochter es vermochte. Dennoch war „ 2 5 Lokale Nachrichten. * Viernheim, 12. Oktober. Theaterabend der Jünglings⸗ ſodalität. Wie nicht anders zu erwarten war, hat die Jünglingsſodalität am verfloſſenen Sonn⸗ tag in ihrem Theaterabend Erſtaunliches geleiſtet. War ſchon die Wahl des Stückes mit ſeinem tiefen Inhalt an ſich ein Erfolg, ſo noch mehr dle Art und Weiſe der Auffaſſung und Dar- ſtellung durch die Spleler. Selten wird man auf einer Dilettantenbühne eine ſolch ſcharfe und klare Auffaſſung und ſolch formvollendeie, lebens⸗ wirkliche und lebenswarme Darſtellung finden, die ſelbſt in Leidenſchaft und Humor ungekünſtelt und natürlich blieb. Man muß wirklich ſagen. alle Rollen waren trefflich geſpielt, und ſämtlich in guten Händen. In Konrad Kuyn war der Typus eines pflichtbewuſten, gottbegeiſterten, und ſtrebſamen Steinmetzen und Künſtlers mit un⸗ ſchuldigem Kindesherzen, der auch Unrecht in echt chriſtlichem Sinn zu verzeihen welß, gut wiedergegeben. In Steinmetz Volker fand man den minder begabten, eiferſüchtigen Streber, der Konrad unter dem Deckmantel der Freundſchaft um ſeinen Ruhm der Vollendung des Domes bringen will und in ſeinem unehrlichen Streben auch vor Unrecht nicht zurückſchreckt, recht getreu nachgeahmt. Sehr nalv und doch wichtig und richtig wußte das Geckenberndchen ſeine am wenigſten leichte Rolle, die Ernſt und Heiterkeit verbinden ſollte, aber immer ſorgen mußte, daß der Ernſt nicht zur allzu tiefen Tragik und der Humor nicht zur Läppigleit wurde, zum Aus⸗ druck zu bringen. Stark realiſtiſch und doch ge⸗ lungen war die Darſtellung der beiden Turm⸗ wächter. Bei ſolcher Wiedergabe hatte der Zu⸗ ſchauer ſtets das Gefühl der Witklichkeit und war voll und ganz gebannt, beſonders beim letzten Akte, bei dem es manche Träne gab. So kam es daß das Publikum trotz des langen Stückes ſtets ſich ſo angeregt fühlte, daß es mit neuer Spannung den nächſten Akt erwartete und das Intereſſe und die Aufmerlſamkelt und pein⸗ lichſte Ruhe bis zum letzten Augenblick bewahrte. Allen Mitſptelern eine warme Anerkennung und ein herzhoftes Glückauf! Anerkennung und Dank aber auch denen, die ſich ſo eifrig um das Zu⸗ ſtandekommen des Abends bemüht haben, ganz beſonders aber dem ſo rührigen und hilfsbereiten Herrn Michael Haas. Sicherlich wird die Wieder- holung des Stückes am nächſten Sonntag Abend viele Freunde der Jugend nach dem„Freiſchütz“ locken. * Die Maul⸗ und Klauenſenche iſt nunmehr im ganzen Orte erloſchen. Die ver- hängten Sperrmaßnahmen ſind demgemäß auf⸗ gehoben worden. * Eine moderne Bettfederureini⸗ gaungsauſtalt in Weinheim. Für die Gesundheit der Menſchen bezw. für des letzteren Geſunderhaltung gibt es eine Menge Sprichwörter, die mehr oder weniger Berechti⸗ gung haben, ſo z. B.:„wo die Sonne nicht hinkommt, kommt der Arzt hin!“ Wohl aber die wenigſten Menſchen kennen das einfachſte Mittel, um ſich geſund zu halten und dieſes iſt—— ein geſundes friſches Bettl Man muß in Erwägung ziehen, daß man die halbe Zeit ſelnes Lebens im Bett verbeingt, ſchon vom 1. Lebenstag an ſpielt das Letztere im Daſein der Erdenpilger eine große Nolle. Alle Aus dünſtungen, namentlich der Schwelß bei Krankheiten, gehen ins Bett, richtiger vielmehr in die Federn. Wohl werden die mannigfachen Stoffbezuge des letzteren gewaſchen.. nur der Stolz der Hausfrauen, die Bettfedern die Tragik im Leben der Joſephine ihr Altwerden, beil es ihr Mutterfreuden verſagte und ſie zu merhörter Einſamkeit verdammte. Die Rahel Lewin, die Henriette Herz, die er— blindende Greiſin Recamier,— um nur wenige herauszugreifen unter vielen, waren weder jung mehr noch ſchön, waren noch gefeiert und bewundert,— und dennoch von Tragik umwittert! Ihre Tragik hieß gleichfalls: Entſagung der alternden Frau, Beiſeiteſtehen als Beichtigerin, Kamerad, Vertraute, wo Jüngere, Glücklichere aus den vollen Kelchen genoſſen. ö Aber die Freuden dieſer Geiſtigen Beſeelten, Alternden waren reiner, tiefer und— bleiben⸗ der als die Genüſſe bevorzugter Jugend, als die Triumphe körperlich beneidenswerter Glückskin⸗ der. Denn die Freuden der alternden Frauen waren frei von Reue und Schuld, frei von Verant⸗ wortung,— waren rein ethiſcher und ſeeliſcher Natur. 5— 5 „Schafft euch Erinnerungen!“ ſagte Franz Liszt, deſſen Freundſchaft mit der Gräfin Marie, d'Agoult gleichfalls Jugend und Schönheit zu überdauern vermochte. N 1 Wer Erinnerungen beſitzt, kennt nicht die Tragik des Alters, ebenſo wenig wie jene des Verzichts. Aus Erinnerung und Hoffnung blühen ja die anvergänglichen Roſen, die keinem Menſchenleben. fehlen ſollten, am wenigſten jenem der Frau. Ev. innerung verklärt das genoſſene Glück(und ſei es das beſcheidenſte geweſen) zu ewigem Beſitz. Hoffnung ſchenkt blaſſe Sonnenſtrahlen amderbſt⸗ himmel und zeigt die Ausſicht auf neue Freuden, — ſeien es ſelbſt diejenigen der Großmutter, die im Enkelkind ihre Jugend, ihr Lieben, Leiden, Wachſen und Reifen wiederfindet! 1 Es dürfte wahrlich keine Tragik geben im Leben der Frau, ſolange es noch die eine gibt, die numme aufhört, die über matte Augen und ge 1 Haar, über körperliches Siechtum unt 5„ Verfall triumphiert: Die Liebe! Die 11 1 wandelt das Kind zum Weib, die Frau zur ut⸗ ter. Sie ſollte auch aus der Tragödie der Altern⸗ den eine Hymne des Ewigweiblichen, der ſieghafl Anvergänglichen Seele machen! Len 5 werden am ſtlefmütterllchſten dehandelt; denn gerade ſie erfahren leider immer nur die geringſte Reinigung. Und doch: Verſchwitzte Betten ſind oftmals Krankheltserreger! Wer daher auf Ge⸗ ſundheit ſieht und ſaubere Betten haben will, läßt die Federn alle paar Jahre reinigen. Die Ausrede von einer mangelnden Möglichkeit hierzu gilt nicht, denn wie auf allen Gebieten der Technik hat ſich auch bezüglich der Bettfedern⸗ reinigung ein Syſtem herausgebildet, welches vollendet genannt werden kann. Der Hauptwert elner diesbezüglichen Anſtali liegt darin, daß die Unternehmer dieſen Zweig als Hauptgeſchäft be⸗ treiben, dadurch wird die Garantte abſoluter Zuverlöſſigkeit und Schnelligkeit geboten. So werden z. B. nach vorheriger Anmeldung die Betten von der Wohnung der Beſteller abgeholt und am gleichen Tage nach gründlicher Reini⸗ guag mit den modernſten Apparaten wieder zu⸗ rückgebracht.. eine flotte Bedienung, die man⸗ chem Geſchäftsmann als Muſter dienen könnte. Herr Martin Hauck aus Ladenburg, der ſchon einige Wochen im benachbarten Weinhelm wellt, und von dort aus die ganze Umgegend in oben geſchildeter Weiſe bedient, hat ſeine Abreiſe ſchon mehrmals verſchleben müſſen, weil täglich immer neue Beſtellungen eingehen, die ihn immer wie⸗ der zur Verlängerung ſeines Aufenthalts zwingen. Alle Hausfrauen, die ſich für deſſen Spezlal⸗ federnreinigungsprozeß intereſſieren, benutzen die gebotene Gelegenhelt. Die Firma beſitzt beſon⸗ dere Speztalein richtungen in der Bettfedernrelni⸗ gung, daher ſtehen prima Referenzen von erſten ſtaallichen Häuſern jederzeit zur Verfügung. (Siehe Inſerat,)