5 Der verdutzte Jünger errötete und ſprach:„O la, Hochwürden, aber ich habe bis jetzt ſo wenig Zeit gehabt, meinen Roſenkranz zu beten.“„Nun, ſo hören Sie,“ erwiderte der Direktor ernſt,„von heute ab ſtudieren Sie täglich eine Viertelſtunde weniger, und während dieſer Zeit beten Sie min⸗ deſtens ein Geſetzlein am Roſenkra zu Ehren der lieben Mutter Gottes von der immerwähren⸗ den Hilfe, aber recht andächtig, und nun Gott be⸗ fohlen!“ Der Student aber befolgte den guten Rat ſeines Vorgeſetzten und ſiehe da, ſchon nach kurzer Zeit ging alles bei ihm beſſer. Und am Schluſſe des Schuljahres bekam er ein ſehr gutes Zeugnis; im„verflixten“ Griechiſch hatte er eine „Eins“. Was hielt Napoleon 1. vom heiligen Roſenkranzgebet? Als Napoleon 1. auf der Höhe ſeines Glückes ſtand, begab er ſich eines Tages mit einem ſeiner Hofleute ins Theater. Der Kaiſer kümmerte ſich wenig um die Vorſtellung, er fand ſein Vergnü⸗ gen vielmehr darin, die Zuſchauer der Reihe nach zu muſtern. Lange und mit Bewunderung be⸗ trachtete er ſeinen Begleiter, der gar keinen An⸗ teil an dem Spiel nahm und die Hände auf den. Knieen unter den Falten ſeines Kleides verber⸗ gend ſich mit ganz anderen Dingen zu beſchäftigen ſchien. Plötzlich ergriff Napoleon die Rechte ſei⸗ mes Begleiters und fand in derſelben einen Ro⸗ ſenkranz. Dieſer unerwartete Zwiſchenfall ſetzte den Begleiter, einen Prinzen, nicht wenig in Schrecken. Weil er die Geſinnungen ſeines Ge⸗ bieters kannze, machte er ſich auf einen ſtrengen Verweis gefaßt. Indeſſen hatte er ſich getäuſcht, Napoleon beruhigte ihn, indem er ſagte:„Sie ſind über die Armſeligkeit dieſes Spiels hoch er⸗ haben. Sie ſind von dem richtigen Geiſt beſeelt; aus Ihnen wird einſt ein rechter Mann werden! Fahren Sie fort in Ihrem Roſenkranzgebet, ich werde Sie nicht mehr ſtören.“ Der Begleiter wurde in der Tat ein rechter Mann. Einige Jahre ſpäter beſtieg er den erzbiſchöflichen Stuhl von Beſancon und hinterließ ſeiner Diözeſe durch ſein wahrhaft apoſtoliſches Wirken viele Andenken der Frömmigkeit und Wohltätigkeit. Napoleon 1., dem man gewiß nicht Geiſt und Klugheit abſpre— chen kann, hielt alſo das Roſenkranzgebet für ver⸗ münftiger als die Theaterſtücke. Mögen ſich dieſe Geſchichte beſonders jene merken, welche meinen, das Roſenkranzgebet ſei etwas gar Einfältiges und paſſe nicht für ernſte und vernünftige Männer. Ernſt und Scherz. Durch Elektrizität. Neffe(der mit ſeinem Onkel vom Lande ein ſehr elegantes Reſtaurant beſucht) „Siehſt Du, Onkel, jetzt drücke ich auf dieſen Knopf, und dann kommt das Eſſen.“— Onkel: „Na, und dann?“— Neffe:„Dann drückſt Du auf den Knopf hier und bezahlſt.“ Nur nicht knauſern. Architekt(zu einem Par⸗ venu):„Ich hoffe, Sie auch mit der Akuſtik des Muſikſaales ganz zufrieden zu ſtellen.—„Schön nehmen Sie nur das Teuerfte, was es gibt in dieſem Artikel.“ Verſchiedene Wirkung.„Was hältſt Du vom Tabakrauchen?“—„Mich beruhigt es, wenn ich rauche; aber meine Frau wird wild davon.“ Zeitungsſtil: Unſer Straßenpflaſter iſt ſo ſchlecht, daß ein Loch dem anderen die Hand rei— chen kann. ** 9 X. 2 Die gewöhnlichen Gebete nach dem Wortlaut des Einheitskatechismus. 1. Das heilige Kreuzzeichen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geiſtes. Amen. 2. Lobſpruch zu Ehren der allerheiligſten Dreifaltigkeit. Ehre ſei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiſte! Wie es war im Anfang, ſo auch jetzt und allzeit und in Ewig⸗ keit. Amen. lee e Sb r,.f erſchaftskampf in Dortmund. r 2(Originalzeichnung von Oehlſchläger.) Der Kampf um die Boxmeiſterſchaft der deut⸗ in Dortmund zum Austrag gelangte, brachte kei⸗ ſchen Schwergewichte, der in der Weſtfalenhalle nem der Kämpfer den Sieg. 3. Das Gebet des Herrn. Vater unſer, der Du biſt im Himmel, geheilig werde Dein Name, zu uns komme Dein Reich Dein Wille geſchehe, wie im Himmel, alſo auck auf Erden! Unſer tägliches Brot gib uns heute; und vergib uns unſere Schuld, wie auch wir ver— geben unſeren Schuldigern; und führe uns nicht in Verſuchung, ſondern erlöſe uns von dem Uebel! Amen. Der Engliſche Gruß. Gegrüßet ſeiſt Du, Maria, voll der Gna— den; der Herr iſt mit Dir; Du biſt gebenedeit unter den Weibern und gebenedeit iſt die Frucht Deines Leibes, Jeſus.— Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unſeres Todes! Amen. Gedankenſplitter. Bös Gewiſſen iſt eine Glocke, die von ſelber Sturm läutet. Wo Worte ſelten, da haben ſie Gewicht. Viele Männer gibt's in unſerer Zeit, ſſeelten einen Mann. Die Leute richtig taxieren, das iſt eine Kunſt 1 Ein überladener Kopf und Magen richten leicht Unglück an. Der Menſch ohne Sonntag wird zum Tiere. Nichts iſt mühſam, was man gern gut. Man muß alles überwinden und allem ent— ſagen, um alles zu erringen. doch Bunte Zeitung. 20jähriger Bürgermeiſterkandidat. Unter den Bewerbern um den Bürger— meiſterpoſten des Taunusbades Königſtein, der mit dem Landesoberſekretär Böhme-Wies⸗ baden beſetzt wurde, befand ſich auch ein 20 jähriger Wein reiſender aus Berlin. Der ſtrebſame junge Mann erklärte in ſeinem Bewerbungsſchreiben, die Stadt werde ſich zu ö ſeiner Wahl nur gratulieren können, weil ſie ſchon lange einen tüchtigen Berliner gebrau⸗ C ĩðͤ d0ꝙ0ꝙ D Roman von Sven Elveſtad. Urheberrechtlich geſchützt dem Lit. Bureau M. Lincke, Dresden 21. Falkenberg. 9 „Ja,“ antwortete „Sind Sie ganz ſicher? „Vollſtändig! Mein Gott! etwas Entſetzliches geſchehen iſt.“ „Nur ruhig, nur ruhig!“ flüſterte der De— tektin.„Wo haben Sie es gefunden?“ Falkenberg zeigte auf den Türdrücker. „Dort hatte es ſich umgewickelt,“ ſagte er. Asbjörn Krag betrachtete das Stück Stoff eine Weile aufmerkſam und blickte darauf zur Tür. „Es ſtimmt,“ murmelte er,„es ſtimmt alles aufs Haar.“ Plötzlich ſchien er etwas zu entdecken. Er hob die Hand warnend und flüſterte Fal— kenberg zu: „Stehen Sie ſtill, um Gottes willen, rühren Sie ſich nicht!“ Und im ſelben Augenblick löſchte er das Licht in ſeiner Blendlaterne. Es wurde ſtockdunkel im Zimmer. Mir ahnt, daß Falkenberg wandte ſich unwillkürlich zur Tür, wo er den Fetzen von Adas Tuch gefunden hatte. Da ſah er zu ſeinem unſagbaren Erſtaunen, daß ein ganz ſchwacher Lichtſtrahl durch das Schlüſſelloch fiel. Das war es, hatte. Es war alſo Licht im Nebenzimmer. Vielleicht waren Menſchen drinnen. Die beiden Männer ſtanden während meh— ſrerer Minuten regungslos. Einar Falkenberg hörte ſſeines eigenen Herzens. Aus dem Nebenzimmer kam nicht das leiſeſte Gern uſch was Asbjörn Krag entdeckt nur Schlagen Nachdem ſie etwa zehn Minuten hatten„ſagte Asbjörn Krag: „Wir müſſen hineingehen. Schritte hinter mir!“ Er ging auf die Tür zu und klopfte hart mit bem Knöchel dagegen. Keine Antwort. „Iſt da jemand?“ fragte Krag mit erhobener Stimme. Noch immer keine Antwort. 6„Wenn jemand da iſt,“ fuhr Krag mit laute⸗ gewartet Bleiben Sie drek er Stimme fort,„ſo mache ich darauf aufmerk— am, daß wir bewaffnet ſind und ſofort die, die uns angreifen, niederſchießen.“ Dann riß er die Tür auf. Er zögerte noch einen Augenblick, als er aber nicht die geringſte Bewegung im Nebenzimmer bemerkte, trat er ſchnell mit erhobenem Revolver über die Schwelle. Falkenberg folgte ihm. von einem unangenehmen Geruch angefüllt war. Auf dem Tiſch ſtand eine kleine Petroleum⸗ lampe, die qualmte. Das Zimmer war recht groß und mit ſchweren, behaglichen Möbeln aus⸗ geſtattet. Der Fußboden war von einem dicken Teppich bedeckt. „Hier iſt ja kein Menſch,“ flüſterte Falkenberg. Plötzlich ſah er, daß der Detektiv zuſammen⸗ zuckte und eine fahle Bläſſe in das ſonſt ſo kalt⸗ blütige Geſicht des Mannes ſtieg. Falkenberg folgte der Richtung ſeines Blickes. „Dort ſtand ein großer Lehnſtuhl, der ihnen den Rücken zukehrte. 6 Ueber dem dunklen Lederbezug des Stuhles ſchimmerte etwas Weißes. Einar Falkenberg ſah leich, was es war. Es war die Glatze eines Mannes. Franzisko, 400 Millionen Mark geſchätzt wird, haben ſich mengeſchloſſen mit der luß den können. Sie kamen in ein halbdunkles Zimmer, das, che, der das für den Taunus notwendige Tempo ſchon in der Wiege gefühlt hätte, Dann heißt es wörtlich:„Denken Sie daran, daß Lenin erſt 18 Jahre alt war, als man ihn zum Führer der ruſſiſchen Anarchiſten machte. man braucht nicht alt zu ſein, um Beſonderes zu leiſten. Wenn Sie mich erſt perſönlich ken⸗ nen lernen werden, werden Sie ſagen, daß ich trotz meiner 20 Jahre ein primaprima(1) Bürgermeiſter wäre. Ich diene Ihnen mit allererſten Berliner Offerten. Sollten Sie aber wider Erwarten auf mein Angebot nicht eingehen, ſo erlaube ich mir wenigſtens für Ihren Ratskeller meine neue Serie beſter Rheinweine zu Originalpreiſen ergebenſt an⸗ zubieten...“ Newyorker Nacht ohne Verbrechen. Ein Ereignis, das in der Kriminalge⸗ ſchichte Newyorks ohnegleichen iſt, hat ſich in der Nacht vom 2. zum 3. Oktober vollzogen: In der Zeit von 12 Uhr nachts bis Sonntags früh um 9 Uhr, den Stunden, in denen ſonſt die Verbrecher am rührigſten ſind, iſt keine einzige Untat der Polizei gemeldet worden. Das bisher noch nie vorgekommen, ſolange Newyork ſteht. Die Polizeibehörden ſind auf dieſe Tatſache ſehr ſtolz und glauben, daß dies das beſte Zeichen für das Nachlaſſen d r Verbrechen iſt. Man hat ſchon in den letzten Monaten mit Befriedigung eine Abnahme der Verbrechen feſtgeſtellt und hreibt dieſe er⸗ freuliche Erſcheinung der neuen Geſetzgebung zu, die bei den Verhören den berüchtigten „dritten Grad“ einführt und auf gewöhnliche Verbrechen ſchwere Strafen legt. Ueberhaupt hat die Polizei ſeit dieſer Zeit den Befehl er⸗ halten,„ſchärfer zuzupacken“. Ein Wohltäütigkeitstruſt. Vierzehn der reichſten Männer von deren Vermögen 3.— 1 San⸗ zuſammen auf kürzlich zu einem eigenartigen Truſt zuſat der Abſicht, die beſten Mit⸗ zu ergründen, wie ſie ihren Ueber zum Nutzen der Allgemeinheit verwen— Jedes Mitglied dieſes Truſtes tel u. Wege enn Faltenberg ſah auch die linke Hand des Man— nes, die ſchlaff herabhing; die Manſchette ſiel über das Handgelenk. Asbjörn Krag lief auf den Mann im Lehn— ſtuhl zu. Er winkte Falkenberg, und als dieſer heran— gekommen war, ließ er den Schein ſeiner Blend⸗ laterne auf das Geſicht des Mannes fallen. Falkenberg ſtieß einen Schrei aus. Von dem Ohr des Mannes über den Hals und weiter über ſeinen Kragen und ſeinen ſchwarzen Anzug lief ein dicker Streiſen geron— nenen Blutes. Z3Zwölftes Kapitel. Der Mann im Lehnſtuhl war im Geſellſchafts, anzug. Er war faſt ganz kahlköpfig und hatte ein feines, gepflegtes Geſicht mit einem dünnen blonden Bart auf der Oberlippe. „Kennen Sie ihn?“ fragte Falkenberg. a„Nein,“ antwortete der Detektiv.„Ich habt dieſes Geſicht noch nie geſehen; er kann nicht aus Chriſtiania ſein.“ Plötzlich ſahen ſie beide, daß die rechte Hand des Toten, die halb in dem Lehnſtuhl verborgen lag, einen Revolver umklammert hielt. Asbjörn Krag verfuchte, den Revolver aus ſeiner Hand zu löſen; ſchließlich glückte es ihm wenn auch mit großer Mühe, ſo feſt hielt den Mann den Revolver umklammert. Krag drehte den Mechanismus zurück. „Fünf Schüſſe ſind noch drin,“ ſagte er,„ez iſt alſo nur ein Schuß abgegeben worden.“ f„Der hat aber auch genügt,“ ſchob Falkenberg ein, indem er auf den blutbeſpritzten Kopf zeigte, „Sie meinen, daß er ſich erſchoſſen hat?“ fragte Krag ſchnell. Falkenberg ſah zu Krag auf. „Iſt hier ein Zweifel möglich?“ fragte er. Asbjörn Krag beugte ſich über den Kopf dez Toten und unterſuchte die Wunde aufs ſorgfäl tigſte. Während der Unterſuchung ſprach er halb laut mit ſich ſelbſt: „Die Schußwunde iſt von Pulverſchleim um geben wie alle Schußwunden bei Selbſtmördern Die Kugel iſt aleich hinter dem rechten Ohr ein! 5 1 5 SE hat ſich verpflichtet, alljährlich große Summen für wohltätige, boiſenſchaſie 1 ert gemeinnützige Zwecke zu ſtiften, und man wil ſich mit anderen Wohltätigkeits inſtituten, wie der Rockeſeller⸗ und der Ruſſel⸗Sage⸗St ö in Verbindung ſetzen, um mit ihnen gemein⸗ ſam zu arbeiten. g Mrs. Walker über den Empfang bei Hinden⸗ burg. Newyork, 19. Okt. Die Gattin des New⸗ vorker Oberbürgermeiſters, Walker ſchildert in einem Interview den Empfang beim Reichspräſidenten v. Hindenburg in den be⸗ geiſtertſten Tönen. Hindenburg ſei ein galan⸗ ter Grandſeigneur von genialer Einfachheit mit ausgeſprochenem, aber liebenswürdigem Sinn für Humor. Msr. Walker fährt wörtlich fort:„Der Präſident bat uns, Platz zu neh⸗ men. Wir entdeckten aber, daß nicht genü⸗ gend Stühle vorhanden waren. Darauf er⸗ klärte Hindenburg lächelnd: Laſſen Sie die Damen Platz nehmen, die älteren Herren können die Stühle haben, die übrig bleiben. Ueberflüſſig, feſtzuſtellen, daß darauf die Herren unſerer Geſellſchaft ſtehen blieben und! der Feldmarſchall ein Gleiches tat. Bei der Vorſtellung küßte er meine Hand. Coolidge würde das wahrſcheinlich kaum tun. Aber es iſt ein entzückender Brauch. Ich erwartete, vielleicht weil er Soldat iſt, den deutſchen Präſidenten ein wenig ſteif und ernſt zu fin⸗ d 1 1 es iſt nicht im geringſten ſo, ſon⸗ rn er iſt ein ganz genialer, menſchlicher, ent⸗ zückender Gentlemann. 1 Eine Inflationsgründung. g Augsburg, 19. Okt. Vor dem Amtsgericht Augsburg hatte ſich in mehrtägiger Verhand⸗ lung der in Ende der 20er Jahre ſtehende Augsburger Bankiers Aug. Wünſch zu ver⸗ antworten, der u. a. eine Reihe unbemittelter oder ſehr wenig bemittelter Leute um ihre ganzen Erſparnie gebrachtſſ hat. Das ſehr leichtfertig betriebene Bankgeſchäft brach nach zinigen Monaten vollſtändig zuſammen. Der Angeklagte wurde wegen fortgeſetzter Depot⸗ unterſchlagungen, ſowie fortgeſetzten Betrugs und Bankerotts zu einer Gefängnisſtrafe von jwei Jahren und zwei Monaten verurteilt. Verurteilte„Goldgräber“. Aachen, 19. Okt. Heute vormittag kam ler Diebſtahl der Goldſtücke, die die Firma Prym in Stolberg bei Langerwehe vergra⸗ lien hatte, und von denen im Juli dieſes Fahres 8 Käſtchen mit je 20 000 Mark In⸗ halt verſchwunden waren, zur Verhandlung. Des Diebſtahls waren angeklagt der Privat⸗ ſekretär des Fabrikanten Prym, Johann Frings, der Förſter Johann Schweik⸗ kert und der Landwirt Hubert Brück⸗ mann, ferner wegen Beihilfe bezw. Hehle⸗ rei der Student Peter Schweickert, der Elektromonteur Richard Brückmann und der Landwirt Werner Meeſen. Die Ange⸗ klagten machten zu ihrer Entſchuldigung gel⸗ lend, daß ſie der Anſicht geweſen ſeien, daß das Gold während der Kriegsjahre geſam⸗ melt und der Reichsbank abſichtlich nicht ab⸗ geliefert worden ſei. Demgegenüber ſagte der als Zeuge erſchienene Fabrikant Hans Prym aus, daß er das Geld erſt 1923 vergraben habe. Es ſei nach und nach aus holländiſchen Käufen angeſammelt worden. Die Verteidi⸗ gung wies darauf hin, daß die Firma Prym bereits während des Krieges Silber vergra⸗ ben habe und bezeichnete ihr Verhalten als verwunderlich. Nach ſechsſtündiger Verhan lung wurden die drei Hauptangeklagten zu 6, und 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Die zeiden anderen, Richard Brückmann und erte Meeſer erhielten je 50 Mark Geld⸗ rafe. 1 Heute 2 Blätter(6 Seiten.) Lesstoe gedrungen. Wenn ich mich nicht irre, ruyrt die Wunde von der Kugel eines Browningrevolvers her, und es iſt juſt ein Browningrevolver, den der Tote in der Hand hält. Die Kugel iſt vom Ohr zur linken Schläfe gegangen, wo eine bläu⸗ liche Erhöhung ihren Sitz anzeigt. Alſo,“ ſchlof Krag, indem er Falkenberg ernſt zunickte,„haben 1155 es hier mit Mord und nicht mit Selbſtmord zu tun.“ Falkenberg fuhr heftig zuſammen und ſtarrte den Detektiv verblüfft an. „Es iſt eine ſtehende Regel,“ fuhr Asbjörn Krag fort,„daß bei Selbſtmördern, die durch Er⸗ ſchießen enden, die Kugel zum Hinterkopf geht, Hier aber geht ſie vom Ohr zum Vorderkopf; alſe iſt es Mord.“ „Wie lange meinen Sie, fragte Falkenberg. Anſcheinend hat der Schuß nicht gleich tödlich gewirkt, da der Blutverluſt ſo groß iſt. Ich nehme an, daß der Mann ſeit ungefähr achtzehn Stunden tot iſt. Er iſt geſtern nacht, gegen Morgen erſchoſſen worden. Er hat in dieſem Stuhl geſeſſen, als der Mörder ſich von hinten an ihn heranſchlich und ihn erſchoß.“ „Aber wie erklären Sie ſich das Blut auf der Tiſchdecke im erſten Zimmer?“ fragte Falken erg. „Noch weiß ich es mir nicht zu erklären,“ ant, wortete Asbjörn Krag,„aber über kurz ode lang werden wir auch das erfahren. Hier in die ſen Zimmern iſt geſtern nacht offenbar eine grö. ßere Geſellſchaft verſammelt geweſen. Plötzlich iſt ſie durch irgendeine Begebenheit überraſ worden und hinausgeſtürzt. Davon zeugen dil e Stühle und der verlaſſene Spei ſetiſch. Falkenberg war von allem, was er in dieſen Zimmern gehört und geſehen hatte, vollſtändig verſtört. Er wußte nicht mehr ein noch aus ſetzte ſich auf einen Stuhl und begrub ſein Gee ſicht in den Händen. „Und Ada. Ada?“ murmelte er. ö daß es her iſt?“ Fortsetzung ſolgt. f Qernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) Hernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. ahrplan ſowie einen 1 249 Winterbeihilfe für die ſheſſiſchen Erwerbsloſen. Darmſtadt, 22. Okt. Geſtern nachmittag wurde aim Finanzausſchuß des Landtags gegen die Stim⸗ men des Bauernbundes und bei Stimmenthaltung der Vertreter der Deutſchen Volkspartei folgen⸗ der Antrag angenommen: Die Regierung wird erſucht, auf die Bezirksfürſorgeſtellen und Ge⸗ aneinden einzuwirken, an alle Perſonen, die von den Fürſorgeverbänden und öffentlichen Arbeits⸗ nachweiſen unterſtützt werden, nach Maßgabe der Bedürftigkeit eine Winterbeihilſe im Betrage von 40 Mark zu gewähren. Die Auszahlung der Bei⸗ hilfe erfolgt unter Berückſichtigung der Kopfzahl der Familie und kann auf die laufende Monats⸗ unterſtützung vom 1. Dezember 1926 bis 30. April 1927 angerechnet werden. Die Regierun; wird ermächtigt, den Bezirksfürſorgeverbänden und Gemeinden auf deren Antrag Verſchüſſe in Form zinsloſer Darlehen in Höhe der Hälfte der durch die Beihilfe den Bezirksfürſorgeverbänden erwach⸗ ſenden Koſten zu gewähren. Die vom Staat zu leiſtenden Vorſchüſſe ſind von den Fürſorgever⸗ bänden nach Möglichkeit in Form von Lebens⸗ mitteln und ſonſtigen Naturalien den Unterſtütz⸗ ungs berechtigten zuzuführen. Botſchafterkonferenz und Abrüſtungsfrage. London, 23. Okt. In einer Reutermeldung wird zu dem Bericht der Havas⸗-Agentur über die letzte Sitzung der Botſchafterkonferenz, in der dieſe die deutſche Entwaffnung als unge⸗— nügend bezeichnet haben ſoll, erklärt, dieſe Frage ſei von der Botſchafterkonferenz über⸗ haupt nicht erörtert worden. Der in der Ha— vasmeldung angegebene Schritt, nämlich die Ueberreichung einer Note an die deutſche Re⸗ gierung ſei gar nicht in Betracht gezogen worden. Die Botſchafterkonferenz habe ſich u. a. mit verſchiedenen auf die deutſche Entwaff⸗ nung bezüglichen laufenden Angelegenheiten befaßt, die augenblicklich noch den Gegenſtand eines Schriftwechſels mit der deutſchen Re⸗ gierung darſtellten. Paris, 23. Okt. Der„Temps“ meldet, die Preſſenachrichten über angebliche Beſchlüſſe der Botſchafterkonferenz ſeien unrichtig. Be— ſchlüſſe ſeien nicht gefaßt worden. Die Konfe⸗ renz habe nur die letzten Berichte der Inter⸗ alliierten Kontrollkommiſſion geprüft, die ihr alle 14 Tage zugehen. Es ſei feſtgeſtellt wor⸗ den, daß dieſen Berichten zufolge in einigen Fällen, wie bereits früher von der Kontroll⸗— kommiſſion und der Botſchafterkonferenz ſeſt⸗ geſtellt worden war, die Entwaffnung nicht durchgeführt ſei. Es handle ſich dabei beſon⸗ ders um die Polizei, um den Verlauf des Kriegsmaterials, um die Befeſtigung von Königsberg und anderes. Die Interalliierte Kontrollkommiſſion ſetze ihr Werk fort, den deutſchen zuſtändigen Stellen ihre Anſichten über die Durchführung der Entwaffnung zur Kenntnis zu bringen. Eine internationale Ver⸗ kehrskonferenz in Berlin. Berlin, 22. Okt. Im ehemaligen Herrenhaus begann heute nachmittag eine große internatio⸗— nale Verkehrskonſerenz, an der die Vertreter Eng⸗ lands, Frankreichs, Belgiens, Italiens, der Tſche⸗ choſlowalei, Japans, Chinas, Rußlands und Deutſchlands teilnehmen. Die Berliner Beſpre⸗ chungen ſind die Fortſetzung der Verhandlungen, die auf Einladung Rußlands 1925 in Moskau ſtattfanden. Die ruſſiſche Regierung hatte die Vertreter der anderen Staaten damals eingela⸗ den, um über Verbeſſerungen des Verkehrs zwi⸗ ſchen Europa und dem fernen Oſten zu verhan⸗ deln. Einmal iſt Rußland ſelbſt beſtrebt, die wenigen Linien, die dem Reiſeverlehr zwiſchen China und Weſteuropa vermitteln, auszubauen, zum andern verkehren auf den Strecken des oſt⸗ ſibiriſchen Expreß bekanntlich nur wenige Züge in der Woche und dieſe haben eine Reiſegeſchwin⸗ digkeit, die den Forderungen, die an den moder⸗ nen Verkehr geſtellt werden, nicht in Einklang zu bringen ſind. Die ruſſiſche Regierung ſieht ſich daher zu grundlegenden Reformen genötigt, da der immer ſtärker werdende Luftverkehr eine nicht zu unterſchätzende Konkurrenz gerade auf dieſen mehrere tauſend Kilometer langen Strecken be⸗ deutet. Weiterhin liegen die Anſchlußzüge, die aus den europäiſchen Staaten nach Moskau ge⸗ langen, für die Verbindungen nach dem fernen Oſten ſo ung daß man hier gründlich Wandel ſchaffen will. Die heutigen Beſprechun⸗ gen in Berlin erfolgen wieder auf Einladung des „Sowjetregierung. Bei dieſer Gelegenheit wer⸗ den Vertreter der Reichsbehörden und der Deut⸗ ichen Reichsbahn Gelegenheit nehmen, zu den rſcheinttäg lich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage,— Bezugspreis monatl. 1.50 Marr frei ins „ 115 9 atis beilagen: wöchentl. Samstags das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne d Blumen“, halbjährlich einen andkalenber.— Annahme von Abonnements täglich 21577 Amt Frankfurt a. M Montag, den 25 Paris, 23. Okt. Von franzöſiſcher Seite wurde geſtern zu der Ausſprache zwiſchen v. Hoeſch und Briand ein amtliches Kommunique ausgegeben, in dem es heißt, daß v. Hoeſch mit keinerlei präziſen Vorſchlä⸗ gen an Briand herangetreten ſei und die bei⸗ derſeitigen Sachverſtändigen gegenwärtig im Begriff ſeien, die einzelnen Punkte, die das ſogenannte Programm von Thoiry bilden ſollen, auszuarbeiten. Dieſes Programm in⸗ tereſſiere im übrigen, ſo ſchließt die amtliche franzöſiſche Auslaſſung, nicht nur Frankreich und Deutſchland, ſondern die Unterzeichner des Friedens von Verſailles. In dem Kommentar des„Temps“ zu der Unterredung heißt es u. a., daß der Be⸗ ſuch Hoeſchs bei Briand eine beſondere Be— deutung erhalten habe, weil man— zu Recht oder Unrecht in ihm den Beginn der be nchen Verhandlungen ſehe, die zu der allmählichen Realiſierung der in Thoiry ins Auge gefaßten Politik gegenſeitiger Annäherung führen ſolle. Aus der Tatſache, daß v. Hoeſch unmittelbar vor ſeiner Rückkehr nach Paris eingehend Gele— genheit gehabt habe, ſich mit Streſemann zu unterhalten, habe man vielfach geſchloſſen, daß ſein Geſpräch mit Briand einen entſchei⸗ denden Wendepunkt in der neuen Politik der Entſpannung und der Verſtändigung dar⸗ ſtelle. In Wirklichkeit habe aber, genau wie die Ausſprache von Thoiry auch der letzte Meinungsaustauſch zwiſchen dem deutſchen Botſchafter und dem franzöſiſchen Außen⸗ miniſter nur ganz allgemeinen Charakter gehabt. Für endgültige Verhandlungen über präziſe Vorſchläge und Formeln ſei jeden⸗ falls die Stunde noch nicht gekommen. Haupt⸗ ſächlich ſei auf beiden Seiten der Wunſch, durch eine befriedigende Regelung der noch ſchwebenden Fragen zu einer Annäherung und zu einer Zuſammenarbeit auf politiſchem und wirtſchaftlichem Gebiete zu kommen, gleich groß. Deutſchland wünſche das Ende der interalliierten Militärkontrolle und frühere Räumung des Rheinlan⸗ des, ſowie die Rückgabe des Saarge— bietes vor der feſtgeſetzten Zeit. Auf der andern Seite aber fehle bisher jede Klarheit darüber, welche Garantien Deutſchland als Gegenleiſtung für die von Frankreich ver— langte Preisgabe ſeiner aus dem Vertrage von Verſailles reſultierenden hauptſächlichſten Rechte zu geben bereit ſei. Darum müſſe man zunächſt den beiden Mächten Zeit laſſen, den geſamten Komplex des Problems zu ſtudie⸗ ren und nach einer geeigneten Baſis zur Wei⸗ terführung der Diskuſſion zu ſuchen. Da Deutſchland in dieſem Falle die ſordernde Viernheimer Tageblatt Anzeig (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Biernh. Volksbla Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Rerlamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung age Rabat.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Taß vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in fd. Rechnung gehen. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Schriftleitung, Druck und Verlatz: Joh. Mactin, Geſchüftsctehe: Rathausſter 8 * Die Unterſuchung Hoeſch⸗ Briand. Ein franz. Kommunique.— In Erwartung deutſcher Vorſchläge Partei ſei, liege es an ihm, geeignete Gegen⸗ vorſchläge zu machen. Man begreife in Frank⸗ reich ſehr wohl, daß Streſemann und die deutſche Regierung ſehr großes Intereſſe da⸗ ran hätten, ſo ſchnell wie möglich zu poſitiven Reſultaten zu gelangen, da das Scheitern der eingeleiteten Politik ſowohl für Streſemann ſelbſt wie für das republikaniſche Regime in Deutſchland die verhängnisvollſten Folgen haben könnte. So groß auch der Wunſch Frankreichs ſei, die Bedingungen zu erleich⸗ tern, könne es jedoch andererſeits nicht zulaſ⸗ ſen, daß ſeine Verſtändigungsbereitſchaft und ſein Friedenswille allein die Koſten der An⸗ näherungspolitik trügen. Das„Journal des Debats“ macht der Politik Briands den Vorwurf der Unbe— ſtändigkeit und des unausgeſetzten Schwan⸗ kens. Die franzöſiſche Regierung ſcheine im Augenblick ſelbſt nicht zu wiſſen, in welchem Sinne ſie die Politik gegenüber Deutſchland orientieren ſolle, ob im Sinne einer Verſöh⸗ nung, einer Annäherung oder lediglich mit dem Ziel der Wiederherſtellung normaler Be— ziehungen zwiſchen den beiden Ländern. Auf jeden Fall ſei eine Politik der Annäherung mit Deutſchland nur langſam und etappen⸗ weiſe zu begrüßen. Sie müſſe mit allen Si⸗ cherheits⸗ und Vorſichtsmaßregeln umgeben werden. Jeder Verſuch, die Entwicklung zu brüskieren, könne nur zum Scheitern der Ver⸗ handlungen und neuen Verwicklungen füh⸗ ren. Bainville meint in der„Libertsé“, die gefährlichſte Frage ſei die territoriale. Die deutſche Regierung würde ſich keinesfalls mit der gegenwärtigen Landkarte von Europa abfinden. Die Deutſchen hätten nicht einmal die Hoffnung auf Eupen und Malmedy aufgegeben. Um wieviel weniger würden ſie 3. B. auf die Abſchaffung des polniſchen Kor- ridors verzichten, die Polen niemals zugeben könne? Bainville meint dann, die Deutſchen verlangten für den Uebergang die Erlaubnis „zur moraliſchen Annektion“ Oeſterreichs. Dr. Seipel, zu dem man bei den Alliierten Vertrauen habe, ſcheine ihnen der geeignetſte Mann, um den Anſchluß Oeſterreichs an Deutſchland ſchmerzlos durchzuführen. Wei⸗ ter ſolle von Hoeſch die Räumung des Rhein— landes ohne jede Kompenſation verlangen mit dem Hinweis darauf, daß Deutſchland alle dafür im Verſailler Vertrage angegebe— nen Bedingungen erfüllt habe. Von den Vor⸗ teilen, die ſich für Frankreich aus Thoiry er— geben ſollten, ſei heute nicht mehr die Rede. Das Echo, das die Wiederaufnahme der perſönlichen Beſprechungen zwiſchen Hoeſch und den Mitgliedern des franzöſ. Außen miniſteriums in der Preſſe findet, iſt darauf abgeſtellt, daß es ſich bei der Verſtändigungs⸗ aktion um ein Unternehmen auf lange Sicht handelt. ſchwebenden ausführlich Stellung zu nehmen. Fragen Aufgedeckte Beamtenbeſtechung. Berlin, 22. Okt. Der Oberpoſtdirektion fiel ſeit einiger Zeit auf, daß bei Lieferungen, die ſi⸗ von der Berliner Niederlade der Deutz⸗Motoren A.⸗G. in der Döberitzerſtraße erhielt, nicht alles ſtimmte. Um der Sache auf den Grund zu gehen, ſetzte ſie die Kriminaldienſtſtelle in Kenntnis und dieſe betrieb die weiteren Ermittelungen und Nachſorſchungen. Die Beamten gewannen dabei Einblick in dieſe Gepflogenheiten der Niederlage im Verkehr mit der Poſtverwaltung und ſtellten durch Vernehmungen feſt, daß zwei Beamte, der 32 Jahre alte techniſche Oberpoſtſekretär Mareske aus Köpenick und der techniſche 60jährige Ober⸗ poſtſekretär Groanandt, der ſeit 30 Jahren im Poſtdienſt ſteht, von dem Vorſteher der Zweig⸗ niederlaſſung der Deutz⸗Motoren A.⸗G., dem Ober⸗ ingenieur Groſſing, dauernd Schmiergelder erhiel⸗ ten. Die Beſtechungen Mareskes reichen bis in das Jahr 1921 zurück. Bei Groenandt begannen ſte etwas ſpäter. Die Oberpoſtdirektion Berlin ſtand ſeit 1921 mit der Deutz⸗Motoren A.⸗G. in Verbindung. Sie erhielt von ihr nicht nur Motoren, ſondern auch Oel geliefert. in Königswuſterhauſen Poſtämter unterſtellt. und die Werkſtellen der Er hatte deshalb haupt⸗ ſächlich mit den Motoren zu tun. Die Oellieſe⸗ rungen wurden von Grenandt beſorgt. Mareske erhielt nun für jede Lieſerung 5 bis 10 Prozent des Wertes der gelieferten Ware und für jede Montageſtunde, die Angeſtellte der Firma in ſei⸗ nem Auftrag leiſteten, 20 Pfennige. Es wurde feftgeſtellt, daß er ſchon im Jahre 1921 bei einer größeren Beſtellung von Groſſing in ein Wein⸗ lokal eingeladen wurde und dort von ihm eine Reklamebrieftaſche der Firma mit etwa 1000 Mark erhielt. Groenandt bekam für Oellieferungen ebenfalls 10 Prozent des Wertes der gelieferten Mengen. Die Beſchuldigten leugneten anfangs jede Be— ſtechung. Bei einer Durchſuchung der Wohnung Mareskes fand man jedoch noch die Reklamebrief— taſche. Mareske gab dann auch zu, daß ſie etwa 1000 Mark enthalten hätte. Seinem Geſtändnis nach habe er mindeſtens 4000 Mark erhalten. Groenandt bezog jährlich 8001000 Mark. In ſeiner Wohnung fand man ein Bankbuch über 15000 Mark Bareinlagen und Aktien im Werte von ebenfalls 15000 Mark. Die Beſchuldigten, die verhaftet wurden, ſind jetzt geſtändig. Groſſing behauptet, daß die beiden Poſtbeamten an ihn herangetreten ſeien. Er habe ihnen auch nicht Proviſionen und Schmiergelder, ſondern nur kleine Zuwendungen gemacht, um ſie zu veran⸗ Mareske ſind die Hauptfunkſtelle . ͤ———v— ͤ rn— Ln. loſſen, geringe Mängel bei den Vie zerren richt ſofort weiter zu melden, ſondern ſich aun Deſciti⸗ gung zunächſt an ihn zu wenden. goiden Be⸗ amten dagegen erklären übereinſtinmend, daß ſie von Groſſing zur Annahme von Scthmierz verleitet worden ſeien. Wie hoch ſich im tanzen die Schmiergelder belaufen, wird ſich kaum noch genau feſtſtellen laſſen, weil alle Aufeeichnungen über dieſe Dinge bei der Niederlaſſung der Nieme vernichtet worden ſind. Die Poſtverwallung kaum geſchädigt. Deutſches Reich. Sitzung des Reichskabinetts. Berlin, 23. Okt. Das Reichskabinett har geſtern eine kurze Sitzung abgehalten, in der ein Nachtragsetat erledigt wurde, der ſich im weſentlichen auf Hilfemaßnahmen für den Oſten und auf die für den Völkerbund bereit⸗ zuſtellenden Mittel erſtreckte. Um das Reichsſchulgeſetz. Wiesbaden, 22. Okt. Die Vorſitzenden des naſſauiſchen, des badiſchen und des heſſiſchen Lehrervereins begaben ſich zum Reichsmini⸗ ſter Dr. Külz, um im Hinblick auf die bevor⸗ ſtehende Beratung des Reichsſchulgeſetzes im Intereſſe der Simultanſchule vorſtellig zie werden. Letzte Meldungen. Um die Rücktehr Wilhelms 2. Zuſagen v. Hoeſchs. Paris, 23. Okt. Vom Quai d'Orſay ſo⸗ wohl als auch von amtlicher deutſcher Stelle wird die in einem Teil der Pariſer Preſſe veröffentlichte Mitteilung, der deutſche Bot⸗ ſchafter v. Hoeſch habe in ſeiner Unterredung mit Berthelot bindende Zuſagen abgegeben, daß die deutſche Regierung eine Rückkehr des Exkaiſers nicht geſtatten werde, als nicht den Tatſachen entſprechend bezeichnet. — Keine 2 Perſonen getötet. Zürich, 23. Okt. Wie aus Bellinzong gemeldet wird, entgleiſte bei der Stadt Ca⸗ ſtione im Kanton Teſſin der Perſonenzug 552 Luzern—Chiaſſo geſtern nachmittag. Zwei Perſonen wurden getötet und mehrere ver⸗ letzt. Der Verkehr auf der Gotthardt⸗Linie konnte in beiden Richtungen nur durch Um⸗ ſteigen aufrecht erhalten werden. (Caſtione iſt die erſte Station nördlich von Bellinzona, das durch die große Eiſen— bahnkataſtropge vom Jahre 1924 bekannt wurde.) Erdbeben. Newyork, 23. Okt. San Franzisko wurde um ½5 Uhr Pacific⸗Zeit( Uhr nachmit⸗ tags mitteleuropäüiſche Zeit) von einem Erd⸗ beben heimgeſucht. Umfang und Wirkung ſind zurzeit noch unbekannt. Offizielle deutſch⸗engliſche Induſtriebeſprechungen. Berlin, 22. Okt. Wie die„Tägliche Rundſchau“ hört, bat nunmehr die Britiſh Federation of In⸗ duſtrial den Reichsverband der Deutſchen Indu⸗ ſtrie zu offiziellen Beſprechungen nach London ein⸗ geladen. Attentatsverſuch auf den ſyriſchen Oberkommiſſar. Berlin, 23. Okt. Einer Meldung des„B. T.“ aus Jeruſalem zufolge ſollen dort Nachrichten aus Beiruth vorliegen, wonach auf den neuen franzöſiſchen Oberkommiſſar von Syrien Ponſot bel einem Beſuch in Damaskus Schüſſe abgegeben worden ſeicn. Die ftanzöſiſchen Behörden dementierten dieſe Behauptung und baten die ſyriſche Preſſe, nichts darüber zu melden. Der Oberkommiſſar ſei un⸗ verletzt. Newyork, 22. nunmehr einlaufenden Meldungen Zahl dürfte ſich allein dadurch noch erhahen, viele Seeleute ertranken. Der Sachſchaden ſoll nach vorläufigen Schätzungen 100 Millionen Dollar betragen. Von bemerkenswerten Bau⸗ ten iſt u. a. das Haus der amaezikaniſchen Botſchaft nahezu zerſtört worden, 650 Tote auf Kuba. Okt. Die aus Habana geben einen Begriff von der Größe des durch den Orkan verurſachten Unglücks. Bisher wurden 650 Tote und 4000 Verletzte gemeldet. Dieſe daß etwa 100 Schiffe geſunken ſind, wobei Aus Nah und Fern. Mannheim, 20. Okt.(Großfeuer.) Durch Ue⸗ berhitzen von Holzdielen entſtand geſtern abend in der Möbelfabrik Gebr. Reiß Großfeuer, das von der Feuerwehr in dreiſtündiger Arbeit ge⸗ löſcht werden konnte. Dem Brand fielen große Mengen Nutzholz zum Opfer. Auch das Gebäude erlitt Beſchädigungen. 0 Billigheim, 20. Okt.(Der Purzelmarkt.) Bei vrüchticem Oftohermatter erfſillte geftern der Bil uigheimer Purzelmarkt ſeine gewohnte Anzieh⸗ ſungskraft. Die Wirte machten ein gutes Geſchäft, der Feſtzug hatte zahlreiche Zuſchauer angelockt. Auf der Feſtwieſe entwickelte ſich ein frohes Trei⸗ ben. Die Spiel⸗ und Sportveranſtaltungen nah⸗ men einen guten Verlauf. Lambrecht, 20. Okt.(Der Dieb in der Fuchs⸗ falle.) Beim Birnenräubern im Obſtgarten der chieſigen Textilſachſchule trat ein Dieb in eine Fuchsfalle und ſchrie jämmerlich um Hilfe. Sein Genoſſe ging flüchtig und überließ den Dieb einer hehörigen Tracht Prügel, die ihm nach ſeiner Be⸗ Freiung aus der Falle verabreicht wurde. „ Bad⸗Dürkheim, 20. Okt.(Böſe Familienſtrei⸗ igkeiten.) Der 38 Jahre alte Winzer Jakob Mel⸗ bert geriet heute mittag mit ſeinem kn gleichen Hauſe wohnenden 68 Jahre alten Vater, dem Landwirt Philipp Melbert in Streit. Dieſer ging ſoweit, daß Philipp Melbert, wie behauptet wird, in Notwehr, eine Hacke ergriff und mit dieſer auf den Sohn einſchlug. Letzterer erhielt hierbei ſo erhebliche Schädelverletzungen, daß er bewußtlos in das Krankenhaus überführt werden mußte. Der alte Melbert ſtellte ſich ſelbſt der Polizei, wo er heute nachmittag verhört wurde. Mutterſtadt, 20. Okt.(Glück im Unglück.) Am Neugraben ſcheute geſtern mittag das Pferd eines Fuhrwerks, als der Lokalzug herankam. Der Wa⸗ genkaſten wurde von der Lokomotive erfaßt und eine auf dem Wagen ſitzende Frau herunterge⸗ ſchleudert, ſodaß dieſe vor die Lokomotive des Zuges zu liegen kam. Dem Lokomotivführer ge⸗ lang es, ſofort Gegendampf zu geben, ſodaß die Frau mit einigen Verletzungen und dem Schrek⸗ ken davonkam. Landau, 20. Okt.(Ein Opfer des Strafſen⸗ verfehrs.) Der Unbekannte, der, wie wir berich⸗ teten, auf der Straße von Böchingen nach Landau mit ſchweren Verletzungen aufgefunden wurde, und in der folgenden Nacht im hieſigen Kranken⸗ Haus ſtarb, iſt der 50 Jahre alte Jakob Türwäch⸗ ter aus Freckenfeld, der am Montag abend von einem unbekannten Auto überrannt und tödlich werletzt wurde. Das Auto fuhr weiter, ohne ſich um ſern Opfer zu kümmern. Neulußheim, 20. Okt. Piſtole.) Geſtern vormittag ſpielten zwei Kna⸗ ben mit einer Terzerolpiſtole. Die Wafſe ging unvermutet los und eine Kugel traf den 13jähri⸗ gen Otto Klever von hier in die linke Bruſtſeite. Der Knabe mußte zur Operation nach Heidelberg verbracht werden. Waldfiſchbach, 20. Okt.(Fahrläſſigteit.) Von der Betriebs⸗ und Bahninſpektion wird zu dem bereits gemeldeten Eiſenbahnunfall mitgeteilt: Heute Nachmittag wurde auf dem ſchienengleichen Uebergang bei der Moſchelmühle zwiſchen Vie⸗ bermühle und Burgalben durch Güterzug 9243 ein dem Landwirt Chriſtian Landemann in Waldfiſchbach gehörendes Fuhrwerk überfahren. Die zwei Pferde wurden verletzt, das Fuhrwerk beſchädigt. Letzteres war führerlos. Unterſuch⸗ ung iſt im Gange. ö Waldmohr, 20. Okt.(Gefährliches Spielzeug.) In einem Arbeits⸗ und Gerätewagen von Stra⸗ ßenbahnarbeitern fand der 13 Jahre alte Sohn des Metzgermeiſters Grandpaire eine Dynamit⸗ patroue, die für Dynamitſprengungen zur Beſeiti⸗ gung von Hinderniſſen bei Planierungsarbeiten beſtimmt war. Als der Junge mit einem Nagel an der Patrone herumbohrte, entlud ſie ſich und riß dem Knaben an der linken Hand drei Finger vollftändig ab. Pforzheim, 20. Okt.(Wegen Amtsunterſchla⸗ zum feſtarnnmmen! In einem hieſigen Gaſthaus (Das Spiel mit der Der Raub des„Großen Conde Senſationeller Juwelendiebſtahl in der J 5 Nähe von Paris. b 1 Das Schloß von Chantilly mit dem Schatzturm. In dem Schatzturm des vierzig Kilometer nördlich von Paris gelegenen hiſtoriſchen Schloſſes Chantilly iſt ein verwegener Ein⸗ bruchsdiebſtahl verübt worden. Den Ein brechern fielen eine Reihe der ſeltenſten Koſt— barkeiten in die Hände, deren hiſtoriſcher Wert garnicht abzuſchätzen iſt, vor allem der Krondiamant des Hauſes Conde, der ſoge⸗ nannte„Große Conde“ ein wundervoller ro⸗ ſenroter Diamant, deſſen Wert ſchon vor dem Kriege auf 10 Millionen Franken geſchätzt wurde. Die Einbrecher ſind durch das auf dem Bilde mit X bezeichnete Fenſter in den Turm gedrungen. anne mm eee 0 h wurde ein Pfleger verhaftet, ver nach unterſchra⸗ gung von 10000 Mark zum Nachteil einer preu⸗ ßiſchen Heilanſtalt flüchtig gegengen war. Das veruntreute Geld konnte zum größten Teil wieder beigebracht werden. Frunkfurt a. M., 20. Okt.(Verhaftetes Hoch⸗ ſtaplerpaar.) Ein geriſſenes Hochſtaplerpaar, das feine Schwindeleien beſonders in Weſt⸗ und Mit⸗ teldeutſchland betrieben hatte, wurde jetzt in der Perſon eines ſchon wiederholt vorbeſtraften Buch— halters und deſſen Ehefrau feſtgenommen. Das naar lebte ſeit Jahren aus den Erträgniſſen der von ihm verübten Heiratsſchwindeleien. De 2 dann trat in jeder Stadt unter anderem Namen cuf. Um Eindruck zu machen, legte er meiſtens die Uniform eines Reichswehrhauptmannes an nnd ſchmückte ſeine Bruſt mit einer Fülle von Or⸗ men und Ehrenzeichen. Er gab ſich als hoher Of⸗ (ier aus, der eine Frau ſuche, und erlangte da⸗ tit Eingang in Offizierskreiſe. Hier verübte er ann ſeine Schwindeleien. Der Hochſtapler wurde kuf einer Feſtlichkeit verhaftet, an der er in vol— her Uniform teilnahm. Frankfurt, 21. Okt.(Vom Laſtauto über⸗ fahren.) Heute vormittag überholte ein von Oberrad kommender Radfahrer einen in glei⸗ cher Richtung fahrenden Laſtwagen einer Sachſenhäuſer Firma. Kurz darauf geriet er mit dem Rade in die Trambahnſchienen, ſo daß er ſtürzte und ſo unglücklich vom Rade fiel, daß der kurz hinter ihm fahrende Laſt⸗ wagen ihm über den Kopf fuhr, ſo daß der Tod eintrat. Der Name des Verunglückten konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. ſches Perſonenauto Bezirkskrankenhaus. Rohr nicht mehr halten Nürnberg, 21. Okt.(Selbſtmord.) In del Nähe des Fürther Flugplatzes hat der 24 Jahre alte ledige Schneider M. Barth zu erſt ſeine Geliebte, die ledige 21 Jahre alte Regina Fleiſchmann aus Fürth durch einen Schuß in die Schläfe getötet und ſich dann ſelbſt einen tödlichen Schuß in den Kopf bei⸗ gebracht. Die beiden jungen Leute hatten ein Liebesverhältnis unterhalten, das von den Eltern des Mädchens nicht geduldet wurde. Barth hat jedenfalls das Mädchen mit ſeinem Einverſtändnis erſchoſſen. Zürich, 21. Okt.(Mißlungener Raub⸗ mord.) Einen frechen Raubüberfall verſuchte Seidenfabrikanten Bloch in deſſen Villa in der Heulſtraße, die dieſer allein mit einigen Dienſtboten bewohnt, zu unternehmen. Er hatte ſich als angeblicher Vertreter eines in⸗ ternationalen Detektivbüros Eingang ver⸗ ſchafft, war in einem Mietauto vorgefahren und erzählte dem Fabrikanten von einem an⸗ geblichen Verbrechen, das gegen ihn geplant ſſei. Im Verlauf der Unterredung zog der fal⸗ ſche Detektiv plötzlich einen Revolver und gab 5 Schüſſe auf den Fabrikanten ab, von denen jeduch nur einer ihn am Hinterkopf verwun⸗ dete. Der Verbrecher konnte nach heftiger Ge⸗ genwehr verhaftet werden. Mannheim, 21. Okt.(Ein Pfülzer Kind ertrunken.) Geſtern nachmittag kurz vor 3 Uhr iſt im Rhein beim Großkraftwerk bei Neckarau der auf dem Schleppkahn„Joſe Maria“ beſchäftigte 20 Jahre alte Schiff junge Adolf Thümling aus Jockgrim bei Beſteigen eines Nachens ausgerutſcht, in den Rhein gefallen und ertrunken. Die Leiche konnte bis jetzt noch nicht geborgen werden. St. Ingbert, 21. Okt.(Seltene Arbeits ⸗ leiſtung.) Eine ſeltene Arbeitsleiſtung hat der geſtern hier im Alter von 77 Jahren geſtor⸗ dene Arbeiter Jakob Kaiſer vollbracht. Er arbeitete 64 Jahre lang ununterbrochen auf dein hieſigen Eiſenwerk, darunter mehr als 40 Jachre als Hammerſchmied. Seit 10 Tagen hat er die Arbeit niedergelegt und iſt nun ge⸗ ſiorben. Von ihm kann man mit Recht ſagen, doß ſein Leben nur Arbeit war. Annweiler, 21. Okt.(Opfer des Straßen⸗ nertehrs.) In der Landauer Straße wurde beute morgen der Arbeiter Gerhard Neu aus Wräfenhauſen, der mit dem Rade zur Ar⸗ beit fuhr, von einem franzöſiſchen Laſtauto erfaßt und vom Rade geſchleudert. Er erlitt erhebliche Verletzungen, während das Rad volfändig zertrümmert ward. Ein franzöſt⸗ brachte ihn ins hieſige in den Heßheim, 21. Okt.(Vom Spiel Tod.) Die Reichs bahndirektion teilt mit: Am 20. Oktober, nachmittags 2 Uhr, Bahnhof Heßheim beim Verſchieben abgeſtell⸗ ter Schmalſpurwagen durch ſpielende Kinder der jährige Franz Marnet mit dem Kopf zwiſchen die Puffer zweier Wagen und ward getötet. geriet am 21. Okt. In Niederſchelden Dillenburg, fiel ſpielenden Kindern ein Ball zwiſchen Ka⸗ nalrohre, die in der Nähe lagen. Ein älterer Junge hob ein Rohr an, kroch darunter, um den Ball zu holen. und ein 4jährigel Del ältere Junge konnte aber plötzlich das ſchwere und ließ es fallen. Dabei wurde der Jjährige am Kopf getroffen und ſofort getötet. Bachum. 21. Oft. /amei Kinder erſtickt.) geſtern gn gegen 9 Uhr der 20jährige Ar⸗ Landgericht Potsdam beſchäftigen. its 518. ht Seiden ſabritanten Bloch in deſſen Vila in burde as 12 Jahre alte Möschen Lon Shneberg Ein bedauerlicher Unfall ereignete ſich in einem Hauſe am Marbachplatz. In Abweſen⸗ heit der Eltern waren zwei Kinder in ein Manſardenzimmer eingeſchloſſen, in dem plötzlich Feuer ausbrach. Ehe Hilfe zur Stelle war, waren die beiden Kinder, ein Knabe von 5 und ein Mädchen von 2½ Jahren, durch den Rauch erſtickt.„ Berlin. Berufung Frau Prof. Schna⸗ bels. Das Potsdamer Schöffengericht verurteilte bekanntlich die Witwe des Profeſſors Schnabel wegen Teſtamentsfälſchung zu 3 Monaten Gefängnis ohne Bewährungsfriſt. Gegen das Urteil hat Frau Prof. Schnabel jetzt Berufung eingelegt, Der ganze Fall wird nun noch einmal die große Strafkammer beim Bregenz. Kindesmord. Samstag nacht! im Gaſthaus zum„Langen Trog“ im Bette tot aufgefunden. Die nähere Unterſuchung ergab, daß das Kind Würgſpuren aufwies und der Tod auf gewaltſame Weiſe herbeigeführt wurde. Ein zugereiſter Fremder aus Innsbruck, der im Gaſt⸗ haus nächtigte, wurde unter dem Verdachte des Kindesmordes feſtgenommen. Paris. Schnelltzugentgleiſung in Frankreich. Bei dem Bahnhof Legued in Mittel⸗ frankreich entgleiſte beim Ueberfahren einer Weiche der Schnellzug Nantes Lyon. Der Materialſchaden iſt groß, doch wurde, da der Zug glücklicherweiſe nur Keine geringe Geſchwindigkeit hatte, nur ein Reiſender verletzt... Bern, 21. Okt.(Verhafteter Defraudant.) In Flums im St. Galler Oberland wurde der 29jährige Kaſſierer Ernſt Müller eines Berliner Warenhauſes verhaftet, der ſich nach Begehung von Betrügereien und Urkunden⸗ jälſchungen im Betrag von 30 000 Mark nach zer Schmeis geflüchtet hatte. Biſchofsheim, 21. Okt.(Unfälle.) Vorgeſtern ürzte der Maurer Peter Kreim vom Neubau der face Kirche ab und trug Verletzungen am Kopfe davon. Ein ſchwerer Unfall betraf am gleichen Bau den Steinhauer Chriſtoph Nau, der bei einem Sturz außer ſonſtigen Verletzungen einen Beinbruch erlitt und ins Krankenhaus ver⸗ bracht werden mußte. Ober⸗Ohmen(Oberheſſen). 21. Okt. Einer Frau, die am Herdfeuer beſchäftigt war, fing die Schürze Feuer. Bei dem Verſuch, die Schürze abzubinden, gerieten auch die ande⸗ ren Kleidungsſtücke in Flammen. Von Angſt gepackt, ſtürzte die Frau auf die Straße. Ein Reiſender aus Friedberg war geiſtesgegen⸗ wärtig, warf der Frau ſeinen Mantel über und erſtickte ſo die Flammen. Der Zuſtand der Frau. die an Bruſt, Hals und Geſicht ſchwere Brandwunden erlitt. iſt bedenklich. Aus Rheinheſſen. Aus dem Wonnegau, 20. Okt. Wegen einer Katze, der die Milch der Nachbarin beſſer ſchmeckte als die der eigenen Herrin, iſt zwiſchen zwei Fa⸗ milien in der Nachbarſchaft ein kleiner Krieg en! ftanden, der ſolche Dimenſionen annahm, dal beide Parteien ein gerichttiches Urteil beantrag haben. Die eine Partei verlangt Erſatz der Fut terkoſten in Höhe von 60 Mark, die andere Ven urteilung wegen Beleidigung.— Die Kartoffel ernte iſt eben in vollem Gange; der Ertrag i ein ſehr befriedigender in Qualität und Quan tät. Dieſelben werden an der Bahn verladen zu 8 Mark pro Doppelzentner.— Der 1925er hat die Gärung überſtanden und verſpricht einen ange⸗ nehmen Mittelwein. Kaufluſtige waren bis jetzt noch nicht in unſerem Gau. Pfeddersheim, 19. Okt.(Konſervenfabriz Joh. Braun A.⸗G.) Die heute ſtattgefundent Aufſichtsratsſitzung der Konſervenfabrik Joh. Mraun A.⸗G. bat beſchloſſen. der am 15. Nov Die Spinne. Roman von Sven Elveſtad. Urheberrechtlich geſchützt dem Lit. Bureau M. Lincke, Dresden 21. enn ich mich nicht irre, rnyrt de Wunde von der Kugel eines Browningrevolver! her, und es iſt juſt ein Browningrevolver, den der Tote in der Hand hält. Die Kugel iſt vom Ohr zur linken Schläfe gegangen, wo eine bläu. liche Erhöhung ihren Sitz anzeigt. Alſo,“ ſchlof Krag, indem er Falkenberg ernſt zunickte,„haben Wir es hier mit Mord und nicht mit Selbftmord In tun.“ Falkenberg fuhr heftig zuſammen und ſtarrte ben Detektiv verblüfft an. „Es iſt eine ſtehende Regel,“ fuhr Asbjörn Krag fort,„daß bei Selbſtmördern, die durch Er⸗ ſchießen enden, die Kugel zum Hinterkopf geht. bier aber geht ſie vom Ohr zum Vorderkopf; alſe iſt es Mord.“ „Wie lange meinen Sie, daß es her iſt?“ fragte Falkenberg. i 5 Anscheinend hat der Schuß nicht gleich tödlich zewirkt, da der Blutverluſt ſo groß iſt. Ich Mann ſeit ungefähr achtzehn iſt geſtern nacht, gegen zehme an, daß der Stunden tot iſt. Er geg Morgen erſchoſſen worden. Er hat in dieſem Stuhl geſeſſen, als der Mörder ſich von hinten n ihn heranſchlich und ihn erſchoß.“ „Aber wie erklären Sie ſich das Blut aui der Tiſchdecke im erſten Zimmer?“ fragte Falken! berg. „Noch weiß ich es mir nicht zu erklären,“ ant wortete Asbjörn Krag,„aber über kurz ode lang werden wir auch das erfahren. Hier in die ſen Zimmern iſt geſtern nacht offenbar eine grö ßere Geſellſchaft verſammelt geweſen. Plötzlich iſt ſie durch irgendeine Begebenheit überraſch worden und hinausgeſtürzt. Davon zeugen die umgeworſenen Stühle und der verlaſſene Spei. iſch.“ Falkenberg war von allem, was er in dieſen Kimmern gehört und geſehen hatte, vollſtändi verſtört. Er wußte nicht mehr ein noch au ſetzte ſich auf einen Stuhl und begrub ſein Ge⸗ in den Händen. N „Und Ada. Ada?“ murmelte er. „Ich habe Ihnen ja gesagt,“ vemerkte der De⸗ tektiv,„daß ich Ihnen Ada wieder verſchaffen werde; wenn ich ſie im Laufe des Tages nicht finde, habe ich ein letztes Mittel.“ „Und was ſollen wir mit der Leiche machen?“ fragte Falkenberg verzweifelt. „Wir laſſen ſie ruhig dort ſitzen,“ antwortete Asbjörn Krag mit einer kaltblütigen Gleichgül⸗ tigkeit, die den anderen ſchaudern machte. Der Detektiv ſchraubte die qualmende Petroleum— lampe herunter, ging darauf ans Fenſter und ſchob die dicken Vorhänge beiſeite. Graues Morgenlicht ſtrömte ins Zimmer. Bei dem ſchwachen Tagesſchein erſchien Falken— becg die Szene noch unheimlicher. Er konnte es nicht länger ertragen, das wachsbleiche Geſicht des Toten zu ſehen, Asbjörn Krag dagegen ſchien ganz unange, g fochten. Er begann ſeelenruhig die Taſchen des Toten zu untertzuchen In der Weſtentaſche Uhr. Er öffnete die Kapſel. „J. R.!“ rief er. Falkenberg blickte auf. J. R.— dieſe Buchftaben lagen irgendwo 1 Erinnerung. Aber er beſann ſich nicht recht— „Was iſt damit?“ fragte er. „In der Uhr des Toten befindet ſich ein Monogramm,“ ſagte Asbjörn Krag.„Sehen Sie, hier ſtehen, zierlich verſchlungen, die zwei Buchfſtaben J. R. Dieſelben, die unter dem Brief ſtanden. Dieſer Mann hat alſo zur Bande der Spinne gehört.“ 6„Der, der uns helfen wollte?“ fragte Falken⸗ berg. Fa.“ antwortete Hraa. fand er eine goldene Ich muß an das ö 9 ö ö 1 denken, was er ſchrieb, ſuyr er leicht erſchau⸗ ernd fort,„wie ſchrecklich es dem ergeht, der die Spinne verrät! Vielleicht iſt dies eine Rache, viel⸗ überhaupt noch verſfallener anderes. Möglicherweiſe hat ſie erfahren, daß er uns ge⸗ leicht eine Strafe, vielleicht etwas ſchrieben hat. Vielleicht aber hat er auch Ada zu Hilfe eilen wollen. Der Revolver in ſeiner Hand und das Ausſehen der Zimmer darauf, daß hier ein Kampf ſtattgefunden hat. Nun, wir werden ſehen.“ Er ſuchte weiter in den Taſchen des Toten. In der anderen Weſtentaſche fand er eine unbe⸗ nutzte Rückfahrkarte erſter Klaſſe von Chriſtiania nach Gotenburg. Ferner fand er einen goldenen Schreibſtift, aſer ohne Monogramm, und ein ele— gantes, mit Rubinen beſetztes Zigarettenetui mit drei, vier Zigaretten. Asbjörn Krag nahm eine Zigarette beraus, merkte ſich die Marke ſeinen Platz. Die inwendigen Taſchen des Smokings waren leer In der Hoſentaſche fand er ein Schlüſſelbund mit größeren und kleineren Schlüſſeln, dazwiſchen den Schlüſſel zu einem Geldſchrank— ſonſt nichts. Krag knöpfte die 589 auf und unterſuchte die Wäſche. Sie trug asſelbe Monogramm wie die goldene Uhr: „J. R.“ Aber er fand nicht ein einziges Do⸗ kument, das Aufſchlüſſe über die Leiche gegeben hätte. Das ſchien Krag indeſſen nicht im ge⸗ ringſten in Erſtaunen zu ſetzen. „Die Mörder haben alle Spureen entfernt, ſagte er zu ſich ſelbſt. Falkenberg wurde aufmerkſam und fragte: „Die Mörder— glauben Sie, daß mehrere die Untat begangen haben?“ Krag nickte.„Zweifellos,“ ſagte er. Falkenberg ſaß eine Weile ſchweigend da, Dann erhob er ſich plötzlich und rief: „Aber die anderen Zimmer! Wollen wir nicht das ganze Haus durchſuchen? Vielleicht hal Ada noch eine Spur hinterlaſſen?“ „Ich glaube kaum, daß wir hier noch etwas inden werden,“ antwortete der Detektiv,„aber wir können nachſehen.“ Sie gingen durch mehrere Zimmer. waren ganz leer, andere mit alten, Möbeln gefüllt. Sie lamen durch einen ſangen Gana, gelang⸗ Einzelne ſtaubigen deuten Die Uhr mochte und legte ſie wieder an ten zu einer Treppe und ſtiegen Stockwerk hinauf. Hier waren vollſtändig von Möbeln entblößt, zum zweiten alle Zimmer und es ſah aus als im erſten ſich Spuren, die daß die Zimmer kürzlich be⸗ Stockwerk. Nirgends fanden darauf deuteten, wohnt worden waren. Inzwiſchen war es immer heller geworden. jetzt gegen fünf ſein. Asbjörn Krag zog Falkenberg mit an ein Fenſter und zeigte ihm ein hübſches Bauerngehöft, das in einem nahegelegenen Gehölz ſichtbar wurde. „Das wird die Wohnung des Verwalters ſein,“ ſagte Asbjörn Krag.„Begeben Sie ſich dorthin, wecken Sie ihn und bringen Sie ihn hierher!“ „Soll ich ihm von vem Mord erzählen?“ „Nein. Sagen Sie nichts und fragen Sie ihn nicht aus! Bringen Sie ihn nur ſo ſchnell vie möglich hierher!“ „Und Sie?“ „Ich bleibe hier.“ Einar Falkenberg fand den Weg zur Haus- jür, und einen Augenblick ſpäter konnte Asbjörn ſtrag ihn über die Felder auf die Verwalter⸗ vohnung zulaufen ſehen. Der Detektiv ſtieg ruhig ins erſte Stockwerk hinunter und begab ſich in das Zimmer, wo ſie die blutdurchtränkte Decke gefunden hatten. Er unterſuchte noch einmal alles ſorgfältig ind ging darauf noch einmal durch die Zimmer⸗ 1705 die ſie im Laufe der Nacht durchſchnitten atten. Er blieb ungefähr eine Viertelſtunde in dem Zimmer des Toten und ging dann auf den Hof platz hinaus. Hier betrachtete er eingehend di den Kieswegen. 170 e e Nach kaum zwei Minuten hatte e f wage 5 6 n 0 r gefunden, s er zum Hof zurückkehrte, ſah er Falken⸗ berg mi ö 0 bade t einem fremden Mann auf der Treppe er Konſul ſtellte ihm den Verwalter Elund e 19 5 155 4h Aug erf gleich, 1 ö en äußerſt erſtaunt den Namen des Detektivs ſbörte 7 9 5 (Fortſetzung folgt.) 90 BVerſammlung ab, ſtattfindenden Generawerſammlung vorzu⸗ chlagen, den Reingewinn aus dem Geſchäfts⸗ jahr 1925/06 in Höhe von 26 486.56 Reichs⸗ mark auf neue Rechnung vorzutragen. g Pfeddersheim, 21. Okt.(Die hieſige Orts⸗ Hruppe des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten, Rriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebenen) hält am Samstag, den 23. Oktober, abends 8 Uhr in der Wirtſchafſt„zum Karpfen“ eine öffentliche wozu alle kriegsbeſchädigten Teilnehmer und Hinterbliebenen ſowie Altrentner und fonſtigen Intereſſenten herzlich eingeladen werden. Herr Gauleiter, Kamerad Momberger, Darmſtadt, wird einen Vortrag über den Kampf um unſere Verſorgung, Fürſorge, ſowie Sied⸗ ſungs⸗ und Hellſtättenweſen halten. Freie Aus⸗ prache ſowie Aufklärung an jedermann. Bingen, 20. Okt.(Ezploſiun.) In dem Ein⸗ cang zu einer Wirtſchaft in der Haſengaſſe ent⸗ ſtand geſtern mittag eine Exploſion, die leicht ſchlimme Folgen hätte haben können. Eine in dem Hausflur ſich befindende 10flammige Gasuht war explodiert und ging ganz in Trümmer. Das herausſtrömende Gas brannte nach der Exploſion peiter. Durch Abſtellen des Hahnes wurde das⸗ elbe gelöſcht. Die Entſtehungsurſache der Er⸗ gloſion iſt unbekannt. Sicher iſt die Gasleitung an dieſer Stelle mit offenem Licht in Verbin⸗ bung gekommen, wodurch die Entzündung ent⸗ ſtand. Stücke der Uhr wurden mit ſolcher Wucht gegen die Wand geſchlendert, daß ſie zentimeter⸗ tief darin ſtecken blieben. Ebenſo, blieben auc Glas ſplittr zentimetertief in den Holzteilen ſtel⸗ fen. Eine Fenſterſcheibe in dem dem Anweſen gegenüberliegenden Haus ging in Trümmer. Die Furcht vor Strafe. Mainz, 21. Okt. In der Wohnung ſeine Onkels zu Albig hat ſich der 23 Jahre alte frühere Finanzgehilfe Georg Sperb mit einem Trommelrevolver erſchoſſen. Dei Selbſtmörder, früher am Finanzamt Wörr— ſtadt, wo er wegen verſchiedener Unregel— mäßigkeiten abgebaut wurde, ſoll die Tat wie verlautet begangen haben, weil ſeitens der Staatsanwaltſchaft wegen Betrügereien und Unterſchlagungen ein Verfahren geger ihn anhängig gemacht worden war. e Die Hundertjabrſeier der Realſchule in Darmſtadt. Darmſtadt, 22. Okt. Die Vereinigung ehe— maliger Real- und Oberrealſchüler hat in Verbindung mit den Direktionen der beiden Darmſtädter Oberrealſchulen ihre gemeinſa— men Jubiläums⸗Veranſtaltungen nunmehr endgültig feſtgelegt. Am Samstag, 6. Popem— ber, wird neben einem Begrüßungsabend im Reſtaurant Sitte eine akademiſche Feier der aus der Jubelanſtalt hervorgegangenen Real— anſtalten im Landestheater und ein Eltern— abend der Liebigs⸗Oberrealſchule ſtattfinden. 170 Für Sonntag, 7. November, ſind vorgeſehen: Kranzniederlegungen an den Gefallenendenk mnälern in den Schulen, Feſtakt der Ludwigs oberrealſchule und N* 2 27 7 12 Gahrgangs⸗ bezw. gruppenweiſe in verſchi⸗ (Turnhalle ul am Woogsplatz) anſchließend gemeinſames Mittageſſe denen Reſtaurants), der Nachmittag iſt für Ausflüge in die Umgebung oder Gänge durch die Stadt frei, während der Abend wieder alle Teilnehmer zu einem glänzenden Feſt⸗ ſtommers in der Turnhalle am Woogsplatz ſpereinigt. Am Montag vormittag iſt gemein⸗ ſamer Frühſchoppen(Reſtaurant Heß, Kirch raße) und am Abend Abſchiedsbeiſammeu— ein im Reſtaurant Sitte.— Aus der katholiſchen Welt. Verliehener Rechtstitel. Kaiſerslautern, 21. Okt. Das Kultusmini⸗ ſterium hat der Niederlaſſung der Franzis kaner⸗Minoriten in Kaiſerslautern ſuchen die Eigenſchaft als Körperſchaft öffentlichen Rechts verliehen. 1 9111 auf An des Das deutſche A B G Arzt— Sonnenblumen. voller Kuß. Heinrich Federer hat uns köſtliches Büchlein geſchenkt. ein erſchienen bei Eugen Salzer, Heilbronn. lateiniſchen Buchſtaben entſcheiden zwiſchen ihnen garnicht ſo groß ſei, Alphabeten ziemlich gleich ſeien. die Sache zur Entſcheidung bringt, Schullehrer unſterblich Balzlied überführt. kes Gefühl nicht ihrer Koalitionskämpfe den. Armes Deutſchland! nur richtig klaſſifizieren. Das ſüße Kläusli Klinik und Parlament— Der mitleidige — Ein bedeutungs⸗ geradezu Es trägt den Titel:„Das Deutſcheſte ABC“ und iſt Es ſtreiten ſich in dieſer humorvollen Erzählung die Leute einer kleinen Dorfgemeinde darum, ob ſie ſich nun für die gotiſchen oder für die ſollen. Schließlich entdeckt man, daß der Unterſchied da ja doch eins ganze Anzahl von Lettern in beiden Was aber iſt der Amſtand, daß ſich die reizende Kläusli in den di ſtreitbaren 1 verliebt und dadurch den Hahnenſchrei ſeiner Kriegs⸗ luſt in ein ebenſo friedliches wie glückliches Man kann freilich nicht verlangen, daß politiſche Parteien in ihrem heutigen ſtark gealterten Zuſtande ſich gegen⸗ ſeitig noch frühlinghaft begrüßen; aber da⸗ rum bleibt es doch war, daß ſie ohne ein ſtar⸗ über den Buchſtabenſtreit hinauskommen wer⸗ 500 Früher gab es bei uns zwar auch ſchon Preußen und Bay⸗ ern, Schwaben und Schleſier, Frieſen, Weſt⸗ falen, Sachſen und Rheinländer, aber heute müßte man das Genie Linnes beſitzen, wollte man die verſchiedenen Arten von Deutſchen b Je weniger Men⸗ ſchen es nämlich unter uns gibt, die zunächſt und vor allem nichts anderes ſein wollen als Menſchen, und die ſich auf dieſe ihre Gerichtszeitung. Ein ſeltſamer Berufungsgrund. Mannheim, 21. Okt. Die örtlichen Verhült⸗ niſſe der beiden hieſigen Gerichte ſind mit der Zeit völlig unhaltbar geworden. Zu welchen Folgen dieſe führen können, zeigte eine Ver⸗ handlung vor der Strafkammer. Wegen Ve⸗ trug hatte ein Auswärtiger ein Strafmandat von 100 Mark erhalten, ſein Einſpruch am Schöffengericht wurde aber verworfen, weil er nicht zum Termin um 3/9 Uhr erſchienen war. In ſeiner Berufung an die Strafkam⸗ mer macht er geltend, daß er um ½9 Uhr in b aber ſich nicht zurechtgefunden, den Sitzungsſaal im Amts⸗ Mannheim angekommen ſei, gerichtsgebüude geſucht hätte. So ſei er erſt um 9 Uhr in den Sitzungsſaal gekommen, der zugleich Zivilkammerſaal vom Landgericht iſt. Das Gericht erkannte die Berufung an und verwies die Sache zurück an das Amts⸗ gericht. Der Vorſitzende in der Kleinen Straf⸗ kammer führte hierzu in der Begründung aus, es handle ſich leider um den Zuſtand, daß die Dienſträume des Landgerichts Amtsgerichts nicht nur ineinander hinein⸗ gehen, ſondern es fänden ſogar Sitzunge vom Schöffengericht in Dienſträumen des Landgerichts ſtatt, wodurch das Publi ſich nicht zurecht finden kann. Aus den ange⸗ führten Gründen mußte die Eniſchuldigung des Angeklagten als eine genügende angeſe— hen werden. und Zuchthaus für Diebſtahl. Landau, 21. Oft. Das Schöffengericht ver⸗ urteilte den vorbeſtraften Maurer Jakob Kühner aus Gräfenhauſen, der im Februar dieſes Jahres mit zwei Kumpanen einen Einbruchsdiebftahl in Eſchbach verübte und die Beute im Werte von 600 Mark in Mann- heim an einen polniſchen Hauſierer verkauft hatte, zu 2 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverluft. Der Gerichtsſachverſtändige als Kokain⸗ ſchieber. Berlin, 20. Okt. Vor dem erweiterten Schöffengericht Schöneberg begann am Mitt⸗ woch ein Kokainſchieberprozeß, der dadurch eine beſondere Note erhält, daß der gericht— liche Sachverſtändige, Apotheker Horſt Hahn, die aus ehemaligen ruſſiſchen Offizieren be— hat und daß wiederum als Lieferant von ſtehende Kofain-Schiebergeſellſchaft beliefert Hahn niemand anders als die Staatsanwalt— ſchaft ſelbſt ſich entpuppt hat. Allerdings war die Staatsanwaltſchaft dar Meinung, daß der gerichtliche Sachverſtändige das von der Staatsanpaltſchaft erworbene Kokain auf ordnungsmäßigem Wege an Apotheken über- weiſen würde. Hahn hectte es verſtanden, das beſchlagnahmte Kokain, das er zu begutachten hatte, in die Hände zu bekommen. Der Ge— richtshof verurteilte den Apotheker Hahn zu 4 Monaten, den Kaufmann Leſeritz zu ſechs Monaten Gefängnis. Von den ruſſiſchen An⸗ bekamen Oberſt v. Meyer, Film— ſchauſpieler Papkewitſch, Kaufmann Michae— low und Landwirt v. Sievers je 3 Monate Gefängnis, Karl Krauſe, Max Buhn und der frühere Oberſt Waldemar v. Manteuffel je 4 Monate Gefängnis. Die Haftbefehle gegen ſämtliche Angeklagte wurden aufgehoben. Verurteilung eines Separatiſten. Trier, 20. Ott. Das hieſige Schwurgericht berurteilte geſtern den 27jährigen ehemaligen Separatiſten Max Johann Menſeus, ein ge— geklagten borener Holländer, der in Deutſchland mehr— mals vorbeſtraft ift, zu 4 Jahren Gefängnis. Menſeus hatte am 22. November 1923 in Wittlich den Ackergehilfen Philipp Klas aus Oheröfflingen mit einem Karabiner erſchoſ— ſen. bachlokal, ung aurückten, um tiſten wieder zu befreien. ro zeſſes 4 Reichspräſident von Hindenburg ſtattete am 15. Oktober der Stadt Braunſchweig einen Beſuch ab. Unſer Bild zeigt den Reichs⸗ präſidenten nach ſeiner Ankunft, wie er die Front der Ehrenkompanie abſchreitet. ihm(in Zivil) Hinter der Miniſterpräſident von Braunſchweig, Maryuardt. 1 4 Er war Poſten vor dem Separatiſten⸗ als die Bauern aus der Umgeb⸗ Wittlich von den Separa⸗ 0 Menſeus trat vor das Wachlokal und gab auf die heranrücken⸗ den Bauern einen Schuß ab, der den Klaas N traf und ſofort tötete. Ein anderer Separatiſt f Werner, der an dem gleichen Tage ebenfalls zeſchoſſen hatte, iſt flüchtig. Der Mörder Groppe verurteilt. Rom, 20. Okt. Der des Mordes angeklag⸗ 7 Domenico Groppo, dem während ſeines in Neapel 48 weitere Miſſetaten nachgewieſen wurden, wurde zu lebensläng⸗ 1% 0e lichem Gefängnis verurteilt. Da der Mörder von dem neuen Geſetz gehört hatte, das für Attentate auf den König und den Duce die Todesſtrafe feſtſetzt, machte Groppe eine Ein— gabe, die um Anwendung der Todesſtrafe auf ſeinen Fall bittet, um als erſter die Todes⸗ ſtrafe au erleiden. Vermiſchtes. Römiſche Funde bei Fanau. Hanau, 21. Okt. In Heldenbergen bei Hanau wurden von dem Hanauer Lehrer Meſſerſchmied Ausgrabungen vorgenommen, die zu neuen Funden aus der Römerzeit führ— ten. Die Grundmauern eines römiſchen Wach⸗ turms, mächtige Sandſteinplatten und eine ſehr gut erhaltene, mit Knochenreſten gefüllte Urne, wurden bisher entdeckt. Nebenverdienſt beim Rennen. Mannheim, 20. Okt. Vor dem Schöffengericht hatten ſich heute vier Perſonen zu verantworten, die in einer hieſigen Druckerei, in der ſie beſchäf⸗ tigt waren, Eintrittskarten zum Rennen entwen— det und auf dem Rennplatz verkauft hatten. Im ganzen wurden 70 Karten entwendet, von denen jedoch der größte Teil vernichtet worden war. Das Gericht erkannte auf Strafen von 1 bis 4 Monaten Gefängnis und einmal auf eine Gel ſtrafe von 25 Mark. Dem zu einem Monat Ge— fängnis Verurteilten wurden 15 Tage in eine Geldſtrafe umgewandelt und für den Reſt der Straſe Strafauſſchub gewährt. menſchliche Würde mehr einbilden als auf weiß Gott durch welche Schiebungen erreichte NRatsherrnzitel oder Doktorhüte oder Ehren— diplome böder auch nur auf einen neumodi— ſchen Pelzbeſatz auf einem wenn auch zwei— mal gewendeten Wintermantel, je ſeltener alſo die echten großen Exemplare der Gat— tung Menſch werden, umſo mehr ſchießen üppig ins Kraut der gotiſche Menſch, der romaniſche Menſch, der ökonomiſche Menſch, der ſüdliche Menſch, der nördliche Menſch, der öſtliche Menſch, der weſtliche Menſch, der phi loſophiſche Menſch, der künſtleriſche Menſch, der Sportmenſch natürlich nicht zu vergeſſen, der Bergmenſch, der Talmenſch, der Edel— menſch, der Proletariermenſch, und unzählige andere, die ſich von der Wiſſenſchaft ihre Individualnoten beſtimmen laſſen und beim weiteren Fortſchreiten der analytiſchen Me— thoden ſicherlich einen Platz im Herbarium des deutſchen Volkes, wo denn alles fein gepreßt und eingetrocknet nebeneinander ſitzt, erringen werden. Auch dann wird man ſich noch ſtreiten, ob man die Namen dieſer ver⸗ ſchiedener Menſchentyven nun mit gotiſchen oder mit lateiniſchen Buchſtaben ſchreiben ſoll, obwohl dieſe Herbarium-Exemplare ein— ander gleichen wie eine Butſterblume der andren. Süßes Kläusli— lautet das nicht ganz anders wie„gnädiges Fräulein“— alſo ſüßes Kläusli, hier kannſt du allein noch helfen. Es muß eben geſorgt werden, daß in den verſchiedenen Parteien immer etwas iſt, was ſich über die Parteiklüfte hin mit der Gegenſeite gotiſch-romaniſch verliebt. Es muß ein Gefühl gefunden werben, das wie eine große Flut all die halbgeſtrandeten Schiffe und Schifflein wieder hebt, es muß der Menſch, der einfache, ſchlichte, grade, deut⸗ ſche Menſch wieder zu Worte kommen, und mit allem Gezänkel wird es ein ſchnelles Ende nehmen. 1 1 1 1 1 Der Erweiterungsplan für das Kölner Meſſe⸗ amt. f Köln, 21. Okt. Für die großen Köln“: Meſſe⸗Erweiterungspläne, die in den letzten Tagen ſtarke Gegnerſchaft gefunden haben ſetzen ſich eine Reihe führender Kölner Archi⸗ tekten mit einer Erklärung an die Preſſe ein. Sie begrüßen im Intereſſe einer Stützung u. Förderung des Kölner Wirtſchaftslebens den Durchführung der Baupläne in guten Händen Plan der Stadtverwaltung zur Schaffun großer einheitlicher Ausſtellungshallen und geben ihrer Meinung Ausdruck, daß die liegt. 3 Ein Arbeitsausſchuß der Zeitungs⸗ Wiſſenſchaftler. Köln, 21. Okt. Die bei der geſtrigen Grün⸗ dungsverſammlung der Internation. Preſſ ö Ausſtellung Köln 1928 anweſenden Vertreter der Zeitungswiſſenſchaft an den deutſchen Hochſchulen haben einen Arbeits⸗Ausſchuß gebildet, dem Prof. Dr. Max Fleiſchmann⸗ Halle, Prof. Karl Eſter⸗-München und Dr. Martin Mohr-Berlin angehören. Das Sekre⸗ tariat des Ausſchuſſes iſt im Inftitut für Zei⸗ tungskunde in Berlin. 5 Der Mäuſekrieg. Ladenburg, 20. Okt. Auf behördliche Auffor⸗ derung wurden innerhalb zwei Tagen nahezu 1000 tote Mäuſe auf der Wachtſtube im Rathaus abge⸗ liefert. Sie werden ins Kiesloch verbracht und dort verbrannt. Für jede Maus werden drei Pfennige bezahlt. Erſter Schnee. Berlin, 21. Okt. Auf dem Brocken befin⸗ det ſich bereits ſeit geſtern eine leichte Schnee⸗ decke. 14 950 Neuer Heimatbeſuch aus Amerika. Heidelberg, 21. Okt. Nach den glänzenden Eindrücken, die der Pfälzer Volksfeſtverein bei ſeinem diesjährigen erſten Pfalzbeſuch in die neue Heimat mitbrachte, und denen die Teilnehmer der Fahrt in begeiſterten Schil⸗ derungen bei ihrer Ankunft am 2. Oktober Ausdruck verliehen, hat jetzt auch der badiſche Volksfeſtverein in Newyork beſchloſſen, eine Fahrt nach der Heimat zu unternehmen. Da iſt mir vor kurzem ein Arzt begegnet. Es war ein ſchon etwas älterer ruhiger Mann, dem man es in den eigentümlich ſchwermütigen und doch wieder leuchtenden Augen anſehen konnte, daß er eine Seele hatte, was man nämlich nicht bei allen Männern bemerkt, wie übrigens auch nicht bei allen Frauen. Dieſer Arzt erzählte mir von den verſchiedenen Patienten, die im Laufe des Tages durch Unglück und Krank— heit in ſeine Klinik gelangt waren.„Da war ein junger Mann“, ſo ſagte er,„der plötzlich dalag, als wäre er geſtorben. Sein Schlum⸗ mer war regungslos und ſeine Farbe faſt wöächſern bleich. Ich habe ihn dann feſt ge— grifſen, ſo daß er wieder aufwachte, aber der Gedanke allein, er könnte geſtorben und ſei⸗ nen Eltern entriſſen ſein, hatte mir das eige— ne Herz ſo gelähmt, daß ich ſchon an einen Herzſchlag dachte.“ Dieſer gute Arzt lebte und litt mit ſeinen Kranken und konnte es nicht verſtehen, daß allerlei junge Mediziner unter ſeinen Studenten von ſolchen Mitleids⸗ empfindungen garnicht beſchwert ſchienen. Wie er das ſo in langſamen, oft durch eine Art von Seufzern unterbrochenen Sätzen ausſprach, mußte ich mich unwillkürlich fra⸗ gen: gibt es heute wohl Arbeiter, die vor Schreck gelähmt werden, wenn es ihren In— duſtrieherrn ſchlecht geht? Oder iſt wohl ſchon ein Unternehmer am Herzſchlag geſtor— ben, weil er ein paar Arbeiterfamilien auf die Straße ſetzen mußte? Oder werden unſere Hausfrauen ohnmächtig, d. h. vor Mit⸗ leid ohnmächtig, wenn ein Dienſtmädchen die Treppe herunterfällt und unten wie tot liegen bleibt? Ich ſagte jenem Arzt, daß doch durch ſein übertriebenes Mitleid einem Kran⸗ ken nicht geholfen werde, während ſich ſein eigenes Gemüt dadurch verdüſtere. Er meinte aber, gerade das Mitleid ſtelle die beſten Di⸗ ſchreibe die beſten Rezepte. wieder recht, und für alle jene Krankheiten, die kommen, hat er dreifach und vierfach recht. Es gilt ſeine Weisheit auch für die Staats⸗ männer und für die Parlamente. doch ein Parlament als die Klinik betrachten, in der geheilt werden ſollen. das weiß ich. ſchäft ift und weiter nichts, das iſt ſchon grau⸗ ſam. Da hatte er num mehr von der Seele als vom Körper Kann man Krankheiten des Volkes Geſchäft iſt Geſchäft, Aber eine Klinik, die nur Ge— mancherlei Jetzt weiß ich auch, warum die Sonnenblu⸗ men ſo traurig in die Welt ſchauen. Solange ſie noch aufwuchſen, da ſchien ihnen die Kraft der Sonne nur immer noch zuzunehmen. Und das macht ſie froh, bis ihre Freude in viel⸗ fachen flammenden Sternen aus dem Grün ihrer Blätter hervorbrach. Als ſie aber nun ihre Augen recht weit aufgeſchlagen hatten, da wurden ſie bald gewahr, daß der Sonnen- bogen immer kürzer wurde und die Luft im⸗ mer kühler. genſterne, ihrem Glanz zwiſchen den welkenden Blät⸗ tern hingen. Sonne, und ſie bemitleiden die in den eiſigen Winter Mitleid ſterben ſie dahin, die letzten Herbſt⸗ blumen, die mehr als alle anderen der müt⸗ terlich ſtrahlenden Sonne Bild noch einmal in ihre ſpäten Kelche auf⸗ nehmen. dem ſtummen Blick der Trauer grüßen, ſchei⸗ nen ſie zu ſagen:„Sieh, der Sommer iſt ge⸗ ſtorben doch nur die ſchmerzliche Auflöſung weißen märchenhaften Lichtes. Lenz werden, nur die Sonne kann ihn zurück⸗ bringen, und merk dieſe Weisheit wohl: Ihr ſeid nun daran, So färbten ſich dunkel ihre Au⸗ bis ſie ſchließlich gebrochen in Sie trauern um die weichende ſinkende Welt. An dieſem ihrem gleichen und ihr Dem Wanderer aber, den ſie mit des Herbſtes ſind ſeines Soll wieder und alle Farben alle Wunden zu ſanieren. agnoſen, mache die geſchickteſten Schnitte, und Das zweite Wort bei Euch iſt dann das Ra⸗ TC