eilia. 15 5 tes des ſingt der Hochamt. Sänger hlich zu rigent. W „Jö „ 28 Ben aten. — 1 Erſcheinttäglich mit Ausna baus gebracht.— Gratis beilagen: wöchentl. Samstags g„halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich Erſte und älteſte Zeitung am Platze. . Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt unb Blumen“ 1 g tionen, nicht 15(Siernhelmer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) M 255 Deutſchlands Verſtändigungspolitik. Im Zuſammenhang mit der letzten Un⸗ terredung zwiſchen dem deutſchen Botſchafter v. Hoeſch und Briand erklärte heute mor⸗ gen der Pariſer„Matin“, daß der finanzielle Teil des Thoiry⸗Programms, nämlich die Mobiliſierung der deutſchen Eiſenbahnobliga⸗ mehr diskutierbar ſei. Dem⸗ gegenüber iſt die Anſicht in den maßgebenden deutſchen politiſchen Kreiſen die, daß der deutſche Vorſchlag, der gerade die Mobiliſie⸗ rung der Obligationen zum Ziele hat, nach wie vor aufrecht erhalten werden muß. Die deutſche Regierung wird 0 ſich daher in ihrer Auffaſſung von der Zweckmäßigkeit und Rea⸗ liſierbarkeit dieſes Planes durch franzöſiſche Preſſeerörterungen nicht irre machen laſſen. In einer ähnlichen Richtung zielt eine Behauptung des„Petit Pariſien“, wonach Deutſchland ein neues Wirtſchaftsangebot an- ſtelle der Obligationen⸗Mobiliſierung gemacht habe. Die Meldung iſt objektiv unrichtig. Nach unſeren Erkundigungen an zuſtändiger Stelle hat Deutſchland kein derartiges Ange⸗ bot gemacht und denkt auch nicht daran, ein ſolches zu unterbreiten. Im übrigen verkennt man in Berliner maßgebenden Kreiſen durchaus nicht, daß in Paris ſtarke Tendenzen am Werke ſind, die von Anfang an dem Thoiry⸗Gedanken feind⸗ lich geſinut waren und daher von Anfang an darauf hingearbeitet haben. das deutſche An⸗ gebot zu diskreditieren. Man hält jedoch dieſe Kräfte für nicht ſo ſtark, daß die den Thoiry⸗ Gedanken ernſthaft gefährden können und ſteht der ganzen tendenziöſen Stimmungs⸗ mache mit kühler Ruhe gegenüber. Der Sabotierung des Verſtändigungs⸗ gedankens ſoll offenbar auch eine Nachricht des Londoner„Daily Telegraph“ dienen, wo⸗ nach der deutſche Botſchafter in London eine offizielle Demarche unternommen habe, um die Unterſtützung der engliſchen Regierung in der Entwaffnungsfrage zu erlangen. Die von dem genannten Londoner Blatt verbrei⸗ tete Nachricht iſt falſch. Eine ſolche Demarche hat nicht ſtattegfunden und wird auch nicht beabſichtigt, Damit fallen auch die Behaup⸗ tungen des„Daily Telegraph“ in ſich zuſam⸗ men, wonach die deutſche Regierung von der engliſchen eine Zurückweiſung erfahren habe. Die Erwerbsloſen. Berlin, 30. Okt. Bekanntlich wird die neue Erwerbsloſenvorlage der Reichsregie⸗ rung am Dienstag dem Reichstagsausſchuß zugehen. Geſtern hatten noch einmal Beſpre⸗ chungen des Reichskanzlers und anderer Ka⸗ binettsmitglieder mit Vertretern der Sozial⸗ demokraten ſtattgefunden. Die Vertreter der ſozialdemokratiſchen Reichstagsfraktion haben erklärt, daß ſie die vorgeſchlagene Löſung für ungenügend halten. Sie betonen, daß die Er⸗ höhung der Unterſtützung zu gering ſei. Die Nichterhöhung der Familienzuſchläge müſſe für die Familien der Erwerbsloſen zu einer großen Härte führen, ebenſo ſei das Entge⸗ genkommen der Reichsregierung in der Frage der Bedürftigkeitsprüfung nicht groß genug. Die ſozialdemokratiſche Reichs lagsfraktion wird noch vor dem Zuſammentritt des Ple⸗ nums ihre Stellungnahme gegenüber dieſen Porſchlägen präziſieren. „Nach einem Bericht des„Sozialdemokra⸗ tiſchen Preſſedienſtes“ beabſichtigt die Regie⸗ rung, die Sätze für eigentliche Hauptunter⸗ ſtützungsempfänger, ſoweit Alleinſtehende und Familienernährer in Frage kommen, um 10 Prozent zu erhöhen, nicht aber die Familienzuſchläge. Das Prob⸗ lem der Verlängerung der Bezugsdauer der Unterſtützung will man in Verbindung mit den Arbeits nachweiſen löſen. Danach ſollen die Ausgeſteuerten ihre Unterſtützung durch den Nachweis und nicht durch die Wohl⸗ fahrtsämter erhalten. Die Frage, wie man die Ausgeſteuerten⸗Unterſtützung finanziert, und wie die Laſten auf die Gemeinden gelegt werden ſollen, iſt noch nicht endgültig geklärt. Man denkt an eine Beſtimmung, wonach den bedürftigen Gemeinden bis 75 Prozent der Koſten vergütet werden können. Die Bedürf⸗ üigleitsprüfung ſoll nicht aufgehoben, ſondern 14 5 einen beſonderen Erlaß erleichtert wer⸗ den. 1115 hme der Sonn⸗ und Feiertage.,— Bazugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins R Viernheimer das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne Frankfurt a. M. E Dienstag, den 2. November 1926 Die A Von einem Mitarbeiter erhalten wir ſol⸗ gende beachtliche Zuſchrift: Am Sonntag, 5. Dezember, wird dem heſſiſchen Volke die Frage vorgelegt werden, die der Wirtſchafts⸗ und Ordnungsblock zur Entſcheidung geſtellt hat: die Frage, ob der heſſiſche Landtag aufgelöſt und neu gewählt werden ſoll. Auf dieſe Frage wird jede Wäh⸗ lerin und jeder Wähler mit einem flaren Ja oder Nein antworten müſſen. Wir werden bis zum 5. Dezember nicht verſäumen, das heſſiſche Volk in Wort und Schrift darüber aufzuklären. daß nim ein deutliches und lautes Nein in Betracht kommen kann. Der Gründe ſind viele und triftige. Heute wollen wir nur ein paar kurze Bemerkungen zu einem Artikel machen, der in Nr. 550 der „Wormſer Zeitung“ vom 28. Oktober Id. Is. unter obiger Ueberſchrift erſchienen iſt. Dieſer Artikel bezweckt u. a. mit ſanften und guten Worten, dem Zentrum und insbeſon⸗ dere den„katholiſchen Mitbürgern“ zuzure⸗ den, ſie möchten„ſich nicht erſchrecken laſſen“, wenn jetzt jedes Wort der einzelnen Konfeſ⸗ ſionen zum Anlaß einer politiſchen Propa⸗ ganda genommen werde. Verzeihung„Worm⸗ ſer Zeitung“, nicht jedes Wort, ſondern nur ein ſolches, das geeignet iſt. den konſeſio⸗ nellen Frieden zu ſtören! Die„W. Ztg.“ ſcheint auf unſern Artikel„Nom konfeſ⸗ ſionellen Frieden“ in den„W. Nachrichten“ erwidern zu wollen. Die Erwiderung gipfelt in dem wenig imponierenden Satz. daß ſie es allen Konfeſſionen mösolichſt recht machen will, um möglichſt bei allen Konfeſſionen volitiſche Geſchäfte für die Deutſche Volks⸗ partei machen zu können. Die„W. Itg.“ wird dieſe Feſtſtellung zwar wieder heſtreiten wol Anzeigenpreiſe: abgeſtufter Rabatt.— vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, — Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamt⸗ Viernheim Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 0 stimmung des heft Volkes. viernheimer Anzeiger 0 ö ö (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Tageblatt Annahmeſchluß für Inſerate und iſchen Sehr intereſſant iſt die ſchlaue Perſpektive, welche das deutſchvolksparteiliche Wormſer Blatt am Schluß des Artikels für Heſſen eröffnet., Es heißt da:„Wenn das heſſiſche Volk die Frage(vorzeitige Land⸗ tagsauflöſung) mit der notwendigen Stimm⸗ zahl bejaht, dann werden die regierenden Parteien doch gezwungen ſein, dieſer Abſtim⸗ mung Rechnung zu tragen, und es ift dann die Tür geöffnet, durch die neue Kräfte in eine Verwaltung hineinſtrömen können, die überlaſtet iſt mit den Rückſichten auf die ver⸗ ſchiedenartigen Parteiintereſſen.“ Wir geſtat⸗ ten uns die Frage: Wer ſind die neuen Kräfte, die in die Verwaltung hineinſtrö⸗ men ſollen? Sollen dies neben der Deutſchen Volkspartei auch die neuen Kräfte des Bauernbundes und der Deutſchnationalen ſein? Oder denkt das Blatt der Deutſchen Volkspartei nur an ſich ſelbſt?! Ihr Bauernbündler acht! Die Die Zum Schluß noch eine Frage: Ztg.“ ſpricht davon, daß Perſönlichkeiten für die heſſiſche Regierung zur Verfügung geftan⸗ den hätten, die eine Gewähr für höchſte Sach⸗ lichkeit und Zuverläſſigkeit in der Finanzver Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., mit Ausnahme derjenigen, deutſch⸗amerikaniſchen Wählerſchaft die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag die in lfd. Rechnung ſtehen. * 43. Jahrgang Regierungskreiſen keinerlei Verſtimmung ge⸗ gen Deutſchland beſtehe. Es herrſche dee vollſte Sympathie mit jeder Bemühung ſei⸗ tens Deutſchlands, mit Frankreich zu einer Verſtändigung zu gelangen. Die in letzter Zeit verbreiteten Nachrichten bildeten aber nicht nur gutes Material für die Streſemann feindlichen Gruppen in Deutſchland, ſondern könnten auch in den Vereinigten Staaten zur Erzeugung von Unzufriedenheit unter der mit der Coolidge⸗Regierung benutzt werden. Wenn auf Seiten Amerikas Verſtimmung gegen irgend eine Politik überhaupt beſtehe, ſo fei es Verſtimmung mit der franzöſiſchen Politik. Wenn ein Beweis einer Aenderung gegeben werden müſſe, ſo müſſe dies vor allem Frank⸗ reich tun, das dauernd verfuche, ſeine Ver⸗ pflichtungen nicht anzuerkennen. Erft dann könne ſich Amerika zur Verwirklichung eines Planes, wie des Verkaufs von Eiſenbahn⸗ obligationen, in Amerika bereit finden. Wenn Frankreich das Schuldenabkommen nicht rati⸗ fiziere, könne es keine Stabiliſierung des Franken geben. und Deutſchnationalen gebt Der„Matin“ zur Unterredung Briand⸗Hoeſch. Paris, 29. Okt. Der„Matin“ beſchäftigt ſich heute mit der geſtrigen Unterredung zwiſchen dem deutſchen Botſchafter v. Hoeſch und Briand und meint, daß man ſich, wenn man auch mit einer langen Dauer der Verhandlungen rechnen müſſe, doch dazu beglückwünſchen müſſe, daß in Paris und in Berlin man dem Gedanken einer deutſch⸗ waltung boten. Denkt ſie dabei an unſeren verdienſtvollen, leider verſtorbenen Oberbür germeiſter Köhler und— an deſſen damalige Gegenſpieler Oſann und Dingeldey?! „W. Ztg.“ ſollte ſich hüten, Interna zu machen, von Die Andeu tungen über denen auch wir einiges wi Wenn unſer He wird, ſo wird das N ein am 5. ſſen ſſenvolk richtig aufgeklärt Noꝛo mn Dezember len, aber es iſt ſo! Dieſer Meinung ſind nicht nur Katholiken und Zentrumsleute! das Ja übertrumpfen. e e Aus Frankreich. Beunruhigung über die Auswirkung der Frankenhauſſe in Frankreich. Paris, 30. Okt. Die franzöſiſche Wirt ſchaft iſt auf das lebhaftete beunruhigt durch die letzte Hauſſe des franzöſiſchen Franken, die ven Kurs des Nfundes in acht Tagen um nahezu 20 Punkte heruntergedrückt hat. Wäh rend teilweiſe darauf hingewieſen wird, daß die Hauſſe eine gewollte Wirkung der Poin⸗ care'ſchen Währungspolitik ſei, ſteht man in Regierungskreiſen dieſen Auffaſſung ſleptiſch gegenüber und erklärt, daß Poincare ſich ſelbſt über das Endziel ſeiner Währungs⸗ politik noch nicht ſchlüſſig zu werden vermocht habe. Vielmehr glaubt man, daß die neue Be wegung auf dem Deviſenmarkt ausſchließlich das Werk der Spekulation ſei, die von Am⸗ ſterdam und Newyork ausgegangen ſei. Die Kursſchwankungen erſchweren die Kalkulation außerordentlich. Dazu kommt, daß die Indu⸗ ſtrie ihren Bedarf an ausländiſchen Rohſtof⸗ fen zu einem um 20— 30 Punkte über der heu— tigen Notierung liegenden Deviſenkurs ge— deckt hat und dadurch gezwungen iſt, ihre Fa⸗ brikate mit Verluſt zu verkaufen. Für den Export iſt die neue Frankenhauſſe geradezu verheerend, denn ſie hat nicht nur die Export⸗ prämie, die der franzöſiſchen Produltion bis her zugute gekommen iſt, völlig abſorbiert, ſondern die Geſtehungskoſten ſind derart ver— teuert, daß an einen wirkſamen Wettbewerb auf den Auslandsmörkten nicht mehr zu den⸗ ken iſt. Die Rückwirkungen der Hauſſe auf das Budget ſind ebenfalls kataftrophal. Ur die Mobiliſierung der Eiſenbahnbons. Senat und Parlament. Paris, 30. Okt. Wie amtlich bekannt gegeben wurde, ſind in der geſtrigen Sitzung des franzöſi⸗ ſchen Miniſterrates die Senatswahlen enogültig auf den 9. Januar anberaumt worden. Havas glaubt mitteilen zu können, daß der Zuſammen⸗ tritt des Parlaments höchſtwahrſcheinlich am 9. November erfolgen werde. In politiſchen Kreiſen wird immer noch be⸗ Auf ſeinen Einfluß hauptet. daß der Hauptwiderſtand gegen den Plan einer Mohiliſierung der deutſchen Eiſenbahnobli gationen außer von Poincare auch von Parker Gilbert ausgegangen ſei, der angeblich dieſe Transoktion als unzulöſſig bezeichnet haben ſoll. hin hätten maßgebende ame rikaniſche Kreiſe ſodann Bedinaung geſtellt, daß der Erlös aus einer etwaigen Mobiliſierung eines Teiles der deutſchen Obligationen ausſchließ lich zur Stabiliſierung des frunzöſiſchen Franken verwendet werden müſſe. Die franzöſtſche öffent⸗ liche Meinung fürchtet offenbar eine amerikaniſche Kontrolle über die Verwendung des Geldes. Entgegen dem deutſchen Dementi wird in Paris non gewiſſer Seite die Behauptung aufrecht er halten, daß zwiſchen Naris und Berlin Vorbe— ſprechungen über eine gemeinſame deutſch⸗fran— zöſiſche Anleihe ſtattfinden. Der Gedanke ſoll an⸗ geblich bei den Verhandlungen Hoeſchs mit Briand eine bedeutſame Rolle geſpielt, dagegen noch leine feſte Geſtalt angenommen haben. 55 Die —— Deutſches Reich. Die Monarchie⸗Frage. München, 29. Okt. Im Anſchluß au eine Aus⸗ einanderſetzung mit Dr. Eberle, dem Herausgeber der„Schönen Zukunft“ ſchreibt die Augsburger „Poſtzeitung“!: Das Problem, an deſſen Löſung wir deutſche Katholiken zu arbeiten haben, beſteht unſerer Anſicht nach in etwas anderem als dem Abwarten der Rückkehr der Monarchie. Wir werden früher oder ſpäter einmal dazu kommen müſſen, unſer demokratiſches Syſtem an das ſchweizeriſche oder ameritaniſche anzulehnen. Das wird notwendig ſein, nicht aber eine Rückkehr zum alten obrigkeitlichen Regime, die wir für unmöglich halten. Darüber hinaus aber haben wir Katholiken die Pflicht, die ideellen Kräfte der Weltanſchauung mobil zu machen auch für die Demokratie, die Republik. Wir dürſen die chriſt⸗ lichen Ideen nicht aufſparen für die Pflege der konſervativen und monarchiſchen Anſchauungen, ſondern wir müſſen vielmehr daran arbeiten, daß ſie wirkſam werden auch im heutigen demokrati⸗ ſchen und republikaniſchen Staate.“ Die eutſchei⸗ dende Frage in den nächſten Jahren werde die ſein, inwieweit unſere Demokratien ſozialiſtiſches oder chriſtliches Gepräge tragen. Deutſchland und Amerika. London, 29. Okt. In einer Waſhingtoner Meldung wiederholten die„Times“ die be⸗ reits geſtern von der„Aſſociated Preß“ ge⸗ franzöſiſchen Verſtändigung eine nützliche Folge geben wolle. Wenn die in Thoiry behandelten Finanzhläne, wie die Mobiliſterung der Eiſen⸗ bahnobligationen, nicht diskutiert werden könnten. ſo müſſe man eben andere Verſtändigungsgrund⸗ lagen ſuchen. Wenn auch die franzöſiſche Regie⸗ rung von Seiten Deutſchlands verſchiedene Be⸗ weiſe des Verſöhnungswillens erhalten habe und ſie nicht unterſchätze, ſo ſo dürften aber doch Dr. Streſemann und Kollegen nicht auf halbem Wege ſtehen bleiben. Frankreich, das ſich der Bedeu⸗ tung des von ſeinem ehemaligen Gegner gefor— derten Pſandes vollkommen bewußt ſei, hoffe, von Deutſchland eine gerechte Gegenleiſtung für die Räumung des Rheinlandes zu erhalten. Das Anerbieten Deutſchlands müſſe nicht allein Frankreich befriedigen, ſondern auch beſſen Al- liierte von dem aufrichtigen Wunſch Deutſchlands! zur Herſtellung des europäiſchen Friedens über⸗ zeugen. Ausland. Luther in Argentinien. Berlin, 30. Okt. Nach einer hier vorlie- genden Meldung aus Buenos Aires wurde der frühere deutſche Neichskanzler Dr. Lu⸗ ther beim Betreten argentiniſchen Bodens von der Regierung als Gaſt des Landes amt- lich empfangen. Auf dem Bahnhof von Bue⸗ nos Aires wurde er im Namen der argentini⸗ ſchen Regierung vom Protokollchef, ſowie vom deutſchen Geſandten offiziell begrüßt. Später wurde er vom Präſidenten Al vear im Beiſein des Geſandten Gneiſt in Sonder⸗ inſtanz empfangen. 5 Dr Die engliſch-deutſchen Induſtriebeſprechungen. Berlin, 30. Okt. Der Reichsverband der deut⸗ ſchen Induſtrie teilt mit, daß die Meldung der „Weſtmiunſter Gazette“, wonach bei der bevor⸗ ſtehenden Beſprechung zwiſchen den Vertretern des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie und des Verbandes der britiſchen Induſtrie die Bil⸗ dung einer deutſch-engliſchen Handelsgeſellſchaft für Rußland erörtert werden ſoll, unzutreffend ſei.— Wie aus London gemeldet wird, teilt der Verband der britiſchen Induſtrie über die bevor⸗ ſtehende Beſprechung mit, daß eine Einladung an den Reichsverband der deutſchen Induftrie zwar ergangen ſei, daß aber weder über den Zeitpunkt der Zuſammenkunft, noch über die Fragen. die er⸗ örtert werden ſollen, Beſchluß gefaßt worden ſei. Die Zuſammenkunft ſei in leiner Weiſe eine Folge der kürzlichen Zuſammenkunft in Romſay. Letzte Meldungen. Der Reichskanzler in Erfurt. Berlin, 30. Okt. Wie wir erfahren, iſt geſtern Reichskanzler Dr. Marx nach Erfurt abgereiſt zur Tagung des Reichsparteiausſchuſſes der Zen⸗ trumspartei. Auf dieſer Tagung wird der Kanz⸗ ler bekanntlich eine große Rede halten. Keine vollſtändige Räumung Kreuznachs. Kreuznach, 30. Okt. Wie wir erfahren, wird Bad Kreuznach von den Franzoſen nicht vollſtän⸗ dig geräumt, ſondern es erfolgt nur die Verlegung brachte Nachricht, wonach in amerikaniſchen des Jägerbatillons 11 nach Kaiſerslautern. e e e Verwirklichung der Thoiry⸗ Politik. Die Unterredung v. Hveſchs mit Briand. Paris, 29. Okt. Ueber die geſtern ſtattgehabte Unterredung des deutſchen Botſchafters v. Hoeſch tit Briand, die über anderthalb Stunden dauerte, zwurde geſtern deutſcherſeits mitgeteilt: „Wie ſeinerzeit bekannt gegeben, war bei der Unterredung, die Botſchafter v. Hoeſch Ende letz⸗ ter Woche mit dem franzöſiſchen Außenminiſter Briands hatte, vereinbart worden, daß eine wei⸗ tere Beſprechung in der zweiten Hälfte dieſer. Woche ſtattfinden ſollte. Dieſe Beſprechung wurde heute nachmittag abgehalten und währte beinahe e Stunden. Es wurde bei dieſer Unter⸗ ltung das ganze Problem der deutſch⸗franzöſi⸗ ſſchen Verſtündigung, ſo wie es ſich bei der Unter⸗ redung in Thoiry dargeſtellt hat, beſprochen. Es wurden dabei der Schwierigkeiten, die die Löſung⸗ derartiger Probleme mit ſich bringt, gedacht. Zu gleich wurde die Möglichkeit der Verwirklichung fund der Methode, zu einer ſolchen Verwirklichung zu gelangen, erörtert. Es wurde vereinbart, daß eine weitere Unterredung in der erſten Hälfte der müchſten Woche ſtattfinden wird.“ Zur deutſchen Kolonial⸗ frage. Ein angebliches deutſches Geſuch. Küln, 28. Okt. Der Amſterdamer„Telegraaf“ meldet, daß zurzeit in deutſchen Regierungskreiſen meue Schritte für die Aufrollung der deutſchen K'iolonialfrage im Rahmen des Völkerbun⸗ des erwogen werden. Die deutſche Regierung, ſo Heißt es, beabſichtige, den Plan des Herzogs von Mecklenburg, einen Teil des bisher vollkommen Anerſchloſſenen, wegen ſeiner Bodenſchätze außer⸗ ordentlich zukunftsreichen Gebietes von Niederlän⸗ diſch Neu⸗Guinea durch eine deutſch-niederlän⸗ diſche privilegierte Geſellſchaft von deutſchen Ko⸗ loniften bewirtſchaften zu laſſen, in abgeänderter Form dem Völterbund vorzulegen mit dem Er⸗ ſuchen, die Frage der wirtſchaftlichen Erſchließung von Niederländiſch⸗Neu⸗Guinea nicht als eine. deutſch⸗niederländiſche, ſondern als eine allge- meine internationale Frage zu behandeln. Wei⸗ ter teilte der„Telegraaf“ mit, die deutſche Re⸗ gierung beabſichtige, für den Grundſatz der privi⸗ legierten Geſellſchaften zur gemeinſamen Bewirt⸗ ſchaſtung eines Teiles der brach liegenden Kolo— nien verſchiedener Staaten, denen es an Geld— mitteln, Arbeitskräften und Organiſationsvermö⸗ gen zur Koloniſterung Amangele, als allgemeines Syſtem einzutreten. a Wie die„Rolurſche⸗ Zeitung“ hierzu an unter⸗ nerlei Verhandlungen zwiſchen Deutſchland und denjenigen Ländern, die ſeinerzeit die deutſchen. Nolonien übernommen haben. Deutſchland beim Völkerbund Vorſchläge für be⸗ Ebenſowenig hat. deutſchen Eiſenbahnbonds und der Bildung des europäiſchen Stahltruſts. Das Staatsdeparte⸗ ment und das Schatzamt erklären, daß die ameri⸗ anuiſche Regierung über die beiden Vorſchläge nicht gefragt worden ſei. Das Staatsdepartement erklärt ausdrücklich, daß es durch Preſſenachrich⸗ ten Kenntnis von dem Stahltruſtplan erhalten habe. Das Schatzamt äußert, es ſehe keinen Grund, warum es über den Truſtplan hätte be⸗ fragt werden ſollen. Der Plan einer Auflegung von deutſchen Eiſenbahnbonds ſei in England durchkreuzt worden, ehe er der amerikaniſchen Regierung vorgelegen habe. In Regierunaskreiſen wird betont. daß die Londoner und Pariſer Meldungen über ameri⸗ kaniſche Verſtimmung keinerlei berechtigte Grund⸗ lage hätten. Es wird dagegen angedeutet, daß hier einige Verſtimmung beſteht über das kürz⸗ liche Beſtreben der franzöſiſchen und der briti⸗ ſſchen Preſſe, den Vereinigten Staaten die Ver⸗ antwortung für ein möaliches Scheitern von Nor⸗ ibarungen zwiſchen dem franzöſiſchen Miniſter⸗ täſidenten und dem deutſchen Außenminiſter zu⸗ guſchieben. richteter deütſcher Stelle hört, ſchweben zurzeit kei⸗ Die Arbeitgebervertreter ſtimmte Kolonien gemacht. die Deutſchland über⸗ tragen werden müßten. Der Plan der Ueberlaſ- ſung von Niederländiſch⸗Neuguinea an Deutſch⸗ and oder auch eine deutſch⸗holländiſche iſt bereits vor zwei Jahren, nur zur Bewirtſchaftung durch privilegierte Geſellſchaft als der Plan des Herzogs von Mecklenburg zur Erörterung geſtellt wurde, fallen gelaſſen worden. Deutſchland ſetzt ſeine Beſtrebungen, Kolonien zur Bewirtſchaftung Zu erhalten, fort. Es hat im Einverſtändnis mit England und Frankreich die Rückkehr deutſcher Soloniſten nach Oſtafrika, Kamerun uſw. unter⸗ t. Alle darüber hinausgehenden Meldungen beſtimmter Abſichten oder gar amtlicher Schritte der Reichsregierung ſind erfunden. [Keine Verſtimmung Amerikas gegen Deutſchland. Newyort, 28. Okt.„Aſſociated Preß“ meldet aus Waſhinaton: In Neaierungafroiſen iſt man Eine VBotſchaft Muſſolinis. Nom, 29. Okt. Zur geſtrigen Feier des Jah⸗ restages des Marſches auf Rom waren etwa 30 000 Mitglieder der faſziſtiſchen Jugend ver⸗ ſammelt, die ſich um das Koloſſeum ſcharten, auf dem Muſſolini ſprach. Muſſolini begrüßte die faſziſtiſche Jugend Italiens und faßte ihre Auf⸗ gaben dahin zuſammen, daß ſie zu hüten und zu verteidigen haben würde, was ihre Eltern und Kameraden geſchaffen hätten. Der faſziſtiſche Le⸗ bensſtil, den ſie alle annehmen müßten, laute: Arbeit, Diſziplin, Selbſtloſigkeit, Ehrlichkeit und Mut. Schließlich forderte Muſſolini die faſziſtiſche Jugend auf, geordnet heimzuziehen, damit die neidiſchen und eiferfüchtigen Fremden ſähen, daß wirklich ein neues Italien im Werden ſei, wie zes der Faſzismus wolle. Auf dem Colonna-Platz wurde dann wie in allen Städten Italiens eine Botſchaft Muſſolinis verleſen, in der alle Täten der faſziſtiſchen Regie⸗ rung aufgezählt und als unvergängliche Leiſtun⸗ gen des faſziſtiſchen Regimes geprieſen werden. Mus aller Welt. Die Rheinſchiffahrtsverhandlungen geſcheitert. Eſſen, 29. Okt. Die unter dem Vorſitz des Landesſchlichters Dr. Goetten in Duisburg ge⸗ ſtern ſtattgefundenen Ausgleichsverhandlungen im Konflikt der Rheinſchiffahrt ſind geſcheitert. zie A lehnten weitere Zuge⸗ ſtändniſſe rundweg ab, während die Vertreter des Rheinſchiffahrtsperſonals ihre Forderungen voll aufrecht erhielten. Der Streik iſt nicht mehr abzuwenden, falls nicht in zwölfter Stunde eine Einigung erreicht wird. Es erſcheint angeſichts der Unnachgiebigkeit beider Parteien mehr als zweifelhaft, ob es gelingt, in den heute vom Reichsarbeitsminiſterium angeſetzten Verhand⸗ lungen eine Einigung zu erzielen. Wiederaufnahme der Schleppſchiffahrt. Heidelberg, 27. Okt. Der Waſſerſtand des Neckars, der in den letzten Monaten außer- ordentlich niedrig war, hat ſich jetzt durch die Niederſchläge wenigſtens ſoweit gehoben, daß die Schleppſchiffahrt wieder beginnen kann. Omnibusunglück. Berlin, 28. Okt. Heute mittag verunglückte in Mariendorf bei Berlin ein Kraftomnibus durch ein ſcheugewordenes Pferd. Der Chauffeur ſteuerte den Omnibus in der Verwirrung gegen einen Baum. Der Omnibus zertrümmerte und acht⸗ zehn Perſonen wurden verletzt. Die Spinne. Roman von Sven Elveſtad. Urheberrechtlich geſchützt dem Lit. Bureau M. Lincke, Dresden 21. Der Architekt öffnete die Tür zum Rototoſaar und forderte Krag auf, die Einrichtung in Augen⸗ Be zu nehmen, ob er etwas daran auszuſetzen dhe. Krag war war wirklich überraſcht. Der ver⸗ liebte Architekt hatte anſcheinend nichts geſpart, um alles ſo großartig wie möglich zu machen. Der Saal war zu einem förmlichen Palmen⸗ garten umgewandelt; allerorts prangten Chry⸗ ſanthemen und andere Blumen. In der einen Ecke des Saales war ein gemütliches Kaffeeplätz⸗ chen eingerichtet hinter Palmen und großen, breit⸗ blättrigen Pflanzen. Die Muſik war hinter einer pyramidenförmigen Gruppe von Myrten und Palmen verborgen. Mitten im Saal ſtand gedeckter Tiſch mit vier Kuverts. ein verſchwenderiſch Der Oberkell⸗ 10 0 ner war gerade im Begriff, die letzte Hand ans Werk zu legen, und der Architekt eilte auf ihn zu und gab ihm flüſternd noch einige Befehle, die der Oberkellner lächelnd und mit Verbeu⸗ gungen entgegennahm. Die war dieſem Manne, der offenbar ein Künſtler in ſeinem Fache war, eine beſondere Freude. ganze Einrichtung Auf dem weißen Tiſchtuch zwiſchen den kunſt⸗ ſertig gefalteten Servietten und den verſchieden⸗ farbigen Gläſern von La⸗France-Roſen und Maiglöckchen. auf dem Tiſch ſtand eine hohe, aus deren Krone ein wahrer Blumenflor hervor- quoll; bei jedem Kuvert lag in einem Bukett eine elektriſche Birne verborgen. Das Meni war auf roſa Seide gedruckt. Zux Feier des Fe⸗ ſtes wurde das alte, berühmte Silberſervice des Hotels benutzt. Von weitem glich der üppige Tiſch einer blumengeſchmüctten, funkelnden Ju⸗ welenſammlung. gebt aber war es Zeit, ſich wieder in den Empfangsſalon zu begeben. Der Architekt faßte Krag unter dem Arm und ging mit ihm durch dn Saal lagen Bukette und Girlanden Mitten ſeegrüne Vaſe, Endlich kam Valentine. b „Mit Pen Rittmeiſter“ flüſterte der Architekt. Man konnte ihre Stimmen und das Säbelraſſeln des Rittmeiſters unten auf der Treppe hören. Als Valentine erſchien, blieb Asbjörn Krag Iprachlos ſtehen und betrachtete ſie. Er hatte ſie noch nie ſo ſchön geſehen. Sie war tatſächlich eine Offenbarung von Schönheit, wie ſie dort in einer weinroten Seidentoilette, mit einem Kollier von ſchwarzen Diamanten um den Hals, herein— kam. Er wurde voraeſtellt. „Ich habe bereits von Ihnen gehört,“ ſagte die Spinne lächelnd zu Asbjörn Krag.„Es freut mich, Sie kennen zu lernen., Der Detektiv verbeugte ſich und murmelte eine Phraſe. „Sie ſind gewiß ein gefährlicher Mann mi Ihrer Geiſtesgegenwart und Ihrer Sicherheit, fuhr Valentine fort. „Jemand, der mir und meinen Freunden Bö es zufügen will, hat allerdings Grund, mich zr fürchten,“ antwortete Asbjörn Krag und blickt! der Schönen feſt in die Augen. „Ich werde daran denken,“ lachte ſie und reichte ihm die Hand„Ich darf mich wohl zu Ihren Freunden rechnen!“ „Bis auf weiteres,“ antwortete Krag, eben— ſalls lachend. „Sie iſt wie eine Flamme,“ ſchnarrte der Ritt⸗ meiſter und ſtarrte Valentinens rote Seidentoi⸗ lette entzückt an. Valentine wandte ſich zum Architekten und er⸗ griff deſſen Arm indem ſie mit einem Seitenblic auf den Rittmeiſter antwortete: „Ja, hüten Sie ſich vor der Wärme, Heri Nittmeiſter, ſie iſt gefährlich.“ Man kann ſich „Hehe—he, gnädige Frau! leicht die Finger verbrennen?“ „Auch das,“ antwortete die Spinne. Das Mittageſſen begann mit Auſtern und f amvaaner. Uverraſcht uver die im Auslande veröffentlichten Nachrichten, daß Amerika gegen Deutſchland ver⸗ stimmt ſei wegen der geplanten Auflegung von g Erdbeben auf Jaug. a Paris, 28. Okt. Nach einer Havas⸗Meldung aus Perth(Südauſtralien) haben die Seismogra⸗ phen teilweiſe heftige Erdbeben verzeichnet, die geſtern vormittag 10,50 Uhr einſetzten und deren 2 in Borneo, Sumatra und Java liegen dürfte. Brand in einem Pariſer Hotel. Kurzſchluſſes im Treppenhaus Feuer aus, wodurch den Bewohnern des Hotels das Verlaſſen des Hauſes unmöglich gemacht wurde. Die Bewoh⸗ mer der oberſten Stockwerke konnten ſich auf die benachbarten Dächer retten, während ein Teil der Bewohner der unteren Stockwerke ſich durch die Fenſter auf die Straße ſtürzte. Hierbei wurden ſechs Inſaſſen des Hotels, unter denen ſich Ame⸗ rikaner, Italiener und Chineſen befanden, mehr oder weniger ſchwer verletzt. g In dem Pariſer Vorort Menileontant rich⸗ tete ein Großfeuer in einer Möbelfabrik, das auf eine Gießerei und auf eine benachbarte Kapelle 5 übergriff, für 700 000 Franken Schaden an. Die Induſtrie⸗Ausſtellung 1930. Berlin, 26. Oktober. Zu den Meldungen in der heutigen Berliner Morgenpreſſe ſtrieausſtegung gibt das Ausſtellungs⸗ und Meſſeamt der deutſchen Induſtrie im Einvernehmen mit dem Berliner Meſfeamt bekannt, daß dieſe Meldungen den Tatſachen vorauseilen. Es haben bisher lsdiglich Vorbeſprechungen stattgefunden. Hinſichtlich der Beteiligung; der Induſtrie wird darauf hingewieſen, daß ſeitens des Berliner Meſſeamtes ſeit längerer Zeit mit dem Fachausſchuß für Ausſtellungs⸗ fragen der Bauwirtſchaft Verhandlungen ge⸗ pflogen wurden. Mit den beteiligten Indu⸗ ſtriekreiſen werden in nächſter Zeit die Ver handlungen wieder aufgenommen werden. Weltſpartag. Die Einrichtung des allgemeinen Welt⸗ ſvartages iſt im Oktober 1924 auf dem erſten Weltkongreß der Sparkaſſen aller Länder in Mailand beſchloſſen worden. An dieſem Weltſpartag, der regelmäßig am 31. Oktober ſtattfindet, ſoll überall, in allen Ländern in! der Oeffentlichkeit rege Propaganda für den Spargedanken gemacht werden. Das alte Sprichwort: Spare in der Zeit! ſo haſt du in der Not! iſt infolge des Krieges und der mit ihm verbundenen Geldentwer⸗ tung leider bei vielen in Vergeſſenheit gera⸗ ten. Die gerade in der Zeit vor dem Kriege ſo ausgedehnte Spartätigkeit iſt in allen Län⸗ dern weſentlich zurückgegangen, zum Schaden für den einzelnen, die Völker und ihre Wirt⸗ ſchaften. Allenthalben iſt ein Hang zu leich⸗ terem Geldausgeben zu beobachten. An Stelle der früheren Sparſamkeit iſt eine gewiſſe Ver⸗ ſchwendungsſucht, ein„In⸗den⸗Tag⸗hinein⸗ leben“ zu beobachten. Dieſen ungeſunden Zuſtänden durch Wiederbelebung des Spar⸗ ſinns und Förderung der Spartätigkeit abzu⸗ helfen, iſt der Sinn und Zweck des Welt⸗ ſpartages. ö Die Notwendigkeit des Sparens ergibt ſich für uns Deutſche in der heutigen Zeit in ganz beſonderem Maße: Weiteſte Kreiſe un⸗ ſeres Volkes ſind in großer Not. Krieg und Inflation haben ſie um ihre in jahrelanger, harter Arbeit erworbenen Erſparniſſe ge⸗ bracht. Arbeitsloſigleit und Kurzarbeit ſind das Los von 2 Millionen Menſchen. Tau⸗ ſende. die vor wenigen Jahren noch ein aus⸗ zm ſelben Augendlick wurden die Türen ge— öfftet und der Saal lag mit ſeinem vollen Glan; vor ihnen. Asbjörn Krag hatte eine gewiſſe Unruhe an Valentine bemerkt, einen Schimmer von Bläſſe ſin ihrem Geſicht, der ſie nur noch ſchöner machte ein nervöſes Zittern an den Augen. Ahnte ſie den Kampf, der bevorſtand? In dem Lichtblitz einer Sekunde ſtrichen an dem inneren Auge des Detektivs all die Verbre— chergeſtalten vorbei, mit denen er es in ſeinem Leben zu tun gehabt hatte. Mit einem Verbre— cher wie dieſer Frau hatte er noch nie gekämpft Wie iſt ſie ſchön, und dennoch, was für ein Teufel von Bosheit! dachte er, als ſie am Arn des Architekten langſam über das ſpiegelglatte Parkett dahinſchwebte. Hinter Myrten und Palmen ftimmte die Ka pelle einen klingenden, exotiſchen Marſch an. Sechzehntes Kapitel. Die Geſellſchaft nahm an dem prächtig gedeck— ten Tiſch Platz, und unter Aufſicht des Oberkell⸗ all begannen die livrierten Kellner ihre Tätig, eit. Valentine äußerte ihre Freude über die wohl gelungene Veranſtaltung und dankte dem Arch tekten lächelnd. Der verliebte Architekt war Himmel. ein und näſelte ein Kompliment. Asbjörn Krag bemerkte, daß ſowohl der Ritt, meiſter wie der Architekt, beſonders aber dei Rittmeiſter bereits anfangs ſehr viel tranken und als er einen Blick auf die lange Speiſekarte warf, dachte er mit Grauen: Wie ſoll das noch enden? b 0 9 f 10 Die Spinne hob ihren Champagnerkelch und, nickte ihm lächelnd zu. „Schade, daß Sie oben in Ihrer öden Gru⸗ bengegend ſolche Mittage nicht veranſtalten kön⸗ nen,“ ſagte ſie. a „Ich bezweifle, daß das Leben dadurch ange⸗ nehmer würde,“ antwortete der Grubeningenieur alias Asbjörn Krag. „Aber es würde abwechſelungsreicher ſein.“ „Vorausgeſetzt, daß wir ebenſo ſchöne Tiſch⸗ genoſſinnen hätten wie hier im Süden,“ bemerkte 75 örn Krag und nippte wieder an ſeinem aſe. f Die Kellner ſchenkten unabläſſia Champagner im ſiebenter über die Veranſtaltung einer Wekt⸗ bezw. In du⸗ in Benin im Jahre 1930 Der Rittmeiſter klemmte ſein Monoke 1 kenden Notlage Paris, 28. Okt. In einem Hotel in der Nähe dern. des Lyoner Bahnhofes brach heute nacht infolge Weiſe anlegt Handel, Gewerbe, ßer Teil des Erfolges abhängt. teichendes Einkommen vaten, ſtehen heute dem Nichts gegenüber. Angeſichts dieſer drük⸗ iſt es Pflicht eines jeden Deutſchen, zu ihrer Beſeitigung ſein möglich⸗ ſtes zu tun. Dies kann er, indem er ſpart. Wo könnte er das beſſer als bei den Sparkaſſen, deren Hauptaufgabe es ſeit ihrem Beſtehen iſt, die Spartätigkeit anzuregen und zu för⸗ Wer ſein Geld in dieſer produktiven ſichert ſich für die Zeiten der Not und ſchützt ſich vor übereilten Geldaus⸗ gaben. Im Alter wird er ſich des überaus großen Wertes ſeiner Spartätigkeit erſt recht bewußt werden, wenn er, der drückenden Exi⸗ ſtenzſorgen überhoben, ſich einen frohen Le⸗ bensabend geſichert hat. Wer ſpart, gibt der Wirtſchaft Kredit und trägt mit dazu bei, daß ſie mit dem nötigen Betriebskapital verforgt wird. So hilft er mit, die Not in allen Erwerbszweigen, in Induſtrie und Landwirt⸗ ſchaft zu lindern und Arbeitern und Unter⸗ nehmern Beſchäftigung zu geben. Was könnte, um nur ein Beiſpiel zu nennen, auf dem Bau⸗ markte durch Zufuhr der ſo dringend nötigen Kapitalien geſchaffen werden? Wie viel ar⸗ beitsloſen Männern könnte hier Arbeit und wie großem Wohnungselend, wie ſchweren ſozialen Gefahren Abhilfe geſchaffen werden! Sparen iſt, mit einem Wort, das wirk⸗ ſamſte Mittel, um uns von den traurigen Folgen des Krieges zu erholen und unſerem Volke eine geſunde Zukunft zu ſichern. Kultu⸗ relle und wirtſchaftliche Fortſchritte laſſen ſich nur auf dieſer Grundlage erzielen. Je größer die Sparſamkeit in Deutſchland iſt, deſto grö⸗ ßer wird auch das Vertrauen des Auslandes zu unſerer Wirtſchaft und Währung ſein und deſto ſtärker ſind die Stützen für eine geſunde Weiterentwicklung im Innern. Auf dieſe Zuſammenhänge und Wahr⸗ heiten hinzuweiſen, das iſt der Zweck, den die Sparkaſſen mit ihrer Werbeaktion für den Weltſpartag verfolgen. Sie richten ihre Bitte um Mitarbeit in erſter Linie an die Frauen, die gerade in ihrem Bereich. im Hausbalt ſo unendlich oft Gelegenheit haben, bpraktiſche Spararbeit zu betreiben. Zur Mitarbeit auf⸗ gefordert werden ferner alle diejenigen, denen es obliegt, für die Erziehung junger Men⸗ ſchen in Kirche und Schule zu ſorgen. An ihnen liegt es, dem heranwachſenden Ge⸗ ſchlecht die Achtung auch vor dem kleinſten Geldſtück wieder einzupflanzen und es auf die ſchädlichen Folgen überflüſſigen Geldaus⸗ gebens immer und immer wieder hinzuwei⸗ ſen. Die Bitte um Unterſtützung ergeht an alle Behörden, von deren Mitarbeit ein gro⸗ Auch jeder Einzelne ſoll mit gaͤtem Beiſpiel vorangehen und andere dadurch zum Sparen mitreißen. Nur ſo kann unſer deutſches Volk ſich wieder eine beſſere Zukunft ſchaffen, nur auf dieſem Wege können wir uns aus den Feſſeln der drückenden Not, die uns heute noch gefangen hält, befreien. Darum: Wer ſpart, ſorgt für die Zu⸗ kunft. Wer ſpart, trögt zur Ueberwindung der wirtſchaftlichen Nöte bei. Wer ſpart, voll⸗ bringt eine nationale Tat. Das Herdſchenern iſt eine ſchwiecige und melſt nicht gern geübte Beſchäftgung. Un dleſe täglich notwendige Arbeft leicht und mühe ⸗ los zu bewältigen, nimmt man das bekannte Putz⸗ und Scheuermittel Ata zu Hilfe und hat in Überraſchend kurzer Zeit eine blanke Herdplatte. ein. Nach und nach wurde oie unterhaltung leb⸗ hafter. Im Laufe des Geſprächs wurde Asbjörn Krag gefragt, wie lange er ſich in Chriſtiania aufzuhalten gedenke. Bevor er antwortete, warf er einen verſtohlenen Blick zu Valentine hinüber und bemerkte, daß die ſchöne Dame einen ge— rar Ausdruck in ihrem Geſichte zur Schau rug. „Wenn ich meine Aufgabe gelöſt habe, ver⸗ ſchwinde ich wieder,“ antwortete der Grubenin— genieur. „Handelt es ſich um eine wichtige Aufgabe?“ fragte die Spinne. „In der Tat.“ „Um große Werte?“ „Ja, auch um große Werte. Zu meiner Auf⸗ gabe gehört außerdem, daß ich einige unglück⸗ liche Menſchen vor der Vernichtung retten will.“ „Sie ſind alſo eine Art Engel der Barmher⸗ zigkeit?“ „Nennen Sie mich lieber einen Handlanger der Gerechtigkeit,“ antwortete der Grubeninge⸗ nieur lächelnd. Valentinens Glas klirrte leiſe. „Das iſt eine ſchreckliche Benennung,“ ſagte ſie. „Dabei muß man an einen Schutzmann den⸗ ken,“ näſelte der Rittmeiſter, indem er den Löf⸗ fel in die Schildkrötenſuppe tauchte. Das verborgene Orcheſter ſpielte, die Melo⸗ dien aber klangen fern wie aus einer verſchloſ⸗ ſenen Grotte oder einem Grabe. „Dieſes Flunderfilet,“ ſagte der Architekt, als das nächſte Gericht auf den Tiſch kam,„iſt nach einer Beratung mit dem Koch des ruſſiſchen Ge⸗ ſandten zubereitet. Es hat dem Küchenmeiſter viel Mühe gekoſtet. Zu dem Filet gab es eine Sauce a la Pyrenee Teine ganz neue Zuſammenſtellung aus der kaiſerlichen Küche in St. Petersburg. Sie hatte eine Farbe wie die Tiefe einer Waſſerlilie und einen wunderſamen Geſchmack nach Kräutern. Foriſetzung folgt. Lokale 5 haupt eine gewiſſe Solidität, die trotz großer mer ſiegreicher durchſetzt. dem Bräutigam, an den ſie immer denkt, oder as dir ja doch eines Tages die„Perle“ zer⸗ Nachrichten. Viernheim, 2. Nov. „ UMlte Bauernregeln vom Rovem⸗ per. Ift der November kalt und klar, iſt trüb und mild der Januar.— Baumblüte ſpät im Jahr noch nie ein gutes Zeichen war.— Wenn um Martini Nebel ſind, ſo wird der Winter meist gelind.— Iſt um Allerheiligen die Birke ſchon trocken, müſſen wir im Winter hinter dem Ofen hocken; iſt er aber naß, nicht leicht, wird der Winter ſtatt trocken, feucht.— Wenn die Günſe zu Martini auf dem Elſe ſteh'n, müſſen ſie zu Welhnachten im Kote geh'n.— Martinus⸗ tag trüb', macht den Winter lind und lieb, iſt er aber hell“ bringt er bald die Schell“.— Sankt Glifabeth(19.) ſagt an, was der Winter für ein Mann.— Hocken die Hühner in den Ecken, kommt bald des Winters Froſt und Schrek⸗ ten.— Zteht die Spinne ins Gemach, kommt gleich der Winter nach. * Bauernreime. Erſter Schnee iſt ein Geck, was er ſchafft, iſt nur Dreck.— Kahle Aeſte, nahe Feſte.— Nicht jeder Müller wird erwiſcht, der gutes Mehl mit ſchlechtem miſcht. — Ein naſſer Keller macht den Groſchen zum Heller.— Gibt es Reif, ſtopf' die Pfeiſ'.— Beſſerſt du das Dach nicht aus, kommt dir leicht der Schwamm ins Haus.— Schütze dein Haus vor Ratte und Maus.— Lüft' die Räume, pflanze Bäume.— Iſt nun alles herein, laß es wettern und ſchnei'n. * Gottesdienſtordnung. Mittwoch: 3/7 Uhr, beſt. S.-A. für die beiden Krieger Georg Kühlwein, Schwager Friedrich Schmitt und Vater Georg Friedrich Kühlwein und Ange⸗ hörige; ¼8 Uhr beſt. S.⸗A. für den 7 Krieger Adam Trapp, beiderſeitige Großeltern und Ange⸗ hörigen. Donnerstag: ¼7 Uhr beſt. E.⸗A. für Ad. Englert, Sohn Hans, Sohn Gg. Knapp, Frau Krug geb. Englert, Großeltern und Ange⸗ hörige. ¼8 Uhr beſt. C.- A. für Franz Sax, Ehefrau Sophle geb. Gutperle, Tochter Cäcilia und Angehörige. Prozeſſion. Des ungünſtigen Wetters m Vormittage und der aufgerſſſenen Straßen wegen konnte die übliche Prozeſſton nach dem ledhofe am Allerhelligentage lelder nicht abge⸗ halten werden. *Die ſchöne Sitte, am Allerheiligen⸗ tage die Gräber lieber Verſtorbenen zu ſchmük⸗ ken, hatte geſtern wieder viele Hunderte hinaus⸗ geführt nach den Stätten des Friedens und der Ruhe, um in pietätvoller Weiſe ihrer Toten zu gedenken. hältnismäßig günſtig Die Witterung war nachmittags ver⸗ N Ueberall ſah man die Gräber geſchmückt, niemand kam mit leeren Hän⸗ pen. Hier legte eine arme Witwe auf dem Hügel des zu früh dahingegangenen Ernährers ein be⸗ ſcheidenes Tannenrelſigkränzlein nieder, dort auf der mächtigen Gruft prangen koſtbare Blumen- gewinde; aber alles wurde dargebracht mit dem einen Gedanken der Liebe und Verehrung für den Verſtorbenen! Die Gottes dienſte wleſen gleichfalls einen ſehr ſtarken Beſuch auf. Gottes Wort gab ſo manchem blutenden Herz Balſam und neue Kraft.— Nicht nur von der idealen Selte, auch vom praktifchen Standpunkte aus be⸗ trachtet iſt das Allerhelligesfeſt für viele ein wich⸗ tiger Tag. Was für große Umſätze an Binder⸗ eien hatten nicht in den letzten Tagen unſere Blu⸗ mengeſchäfte auszuführen, wodurch mancher eine lohnende Beſchäftigung fand. * Gedächtnisfeier für die Gefalle⸗ neu. Zu einer weihevollen Feier geſtaltete ſich die am letzten Sonntag Vormittag vom Reichs⸗ bund der Krlegsbeſchädigten und Hinterbliebenen veranſtaltete Gedenkfeier für die Gefallenen. Viele Hunderte pilgerten in der Morgenſtunde hinaug zur Ruheſtätte unſerer Toten, um ihre Gräber mit Kränzen und Blumen zu ſchmücken. Allerheiligen in ſeinem Gewande, der Tag der ſtillen Einkehr zum Gedächtnis der lieben Ver⸗ ſtorbenen nahte, und ſo paßte der ſchwermütlge Herbſttag mit der ſterbenden Natur, ſo recht zur ernſten Stimmung und treuem Gedenken unſerer Toten. Alte Llebe erwacht aufs neue, altes Leid und kaum vernarbte Wunden brechen blutend wieder auf. Pünktlich um 11 Uhr eröffnete die Muſik mit einem klangſchön vorgetragenen Choral, dem ein tief zu Herzen gehender Prolog von Frl. Lenchen Sax folgte, den feierlichen Alt. Nach dem wirkungsvollen Lied„Heilig, Heilig“ von Schubert, durch den Geſangverein„Sänger⸗ bund“, hielt Herr Gemeinderat Neff, anknüp⸗ fend an die Worte„Denke es, o Deutſchland, daß dein ärmſter Sohn auch dein getreueſter war“ aus Brögers Gedicht„Das Bekenntnis“, die Gedächtnisrede, in der er die hehren Gedanken der Völkerverſöhnung und»verſtändigung zum Mittelpunkt ſeiner gedankenreichen Ausführungen machte. Mit dem Manlfeſt„Nie wieder Krieg“, und mit der Wunſche, daß dleſer Ausſpruch Ge⸗ meingut des deutſchen Volkes werde, auf daß es durch Friede zur Freiheit und ſozialer Wohlfahrt entgegengeführt werde, ſchloſſen die ergreifenden und überzeugenden Worte des Redners, der gleich⸗ zeitig im Namen des Reichsbundes einen Kranz für die Gefallenen niederlegte. Nach dem Chor „Ruhe ſanft“ von Orth, vom Geſangverein „Sängerbund“ vorgetragen, intonierte die Kapelle „Ich hatt' einen Kameraden“, worauf dle Teil⸗ nehmer mit erhebenden Gefühlen die feierliche Stätte veriteßen. * Sozial⸗ und Kleinrentner. Mer; gen Mlttwoch von 2—4 Uhr Auszahlung der Bezüge pro November. * Die Schluß⸗Aebung der Feuer⸗ wehr am Sonntag verlief überaus befriedi⸗ gend. Der Uebung, die die Schlußprüfung des Jahrgangs 1901 der Pflicht Feuerwehr darſtellte, wohnten neben dem Vertreter der Gemeinde,! Herrn Bürgermeiſter Zamberth, als Vertreter des Kreisamts Herr Regierungsrat Dr. Jaun ⸗ Heppenheim und außerdem Herr Kreis⸗Feuer⸗ wehr⸗Inſpektor Knaub⸗Heppenhelm bei. Dle Wehren, die um 2 Uhr antraten, begaben ſtch zunächſt vor den„Fürſten Alexander“, wo ſte elnen Vortrag über Brandurſachen anhörten. Dann ertönte der Feueralarm. Das Brandobjekt war eine Scheune in der Eulerſtraße. Die Her⸗ ren, die die Bekämpfungsmaßnahmen beobachte⸗ ten und darauf die Brandſtelle beſichtigten, ga⸗ ben ihrer vollſten Zufriedenheit Ausdruck. Die Freiw. Sanitätskolonane, die an der Uebung teil⸗ nahm, bemühte ſich um einige vorgeſehene Ver⸗ letzte. Auch ſie entledigte ſich ihrer Aufgabe in beſter Weiſe. Nachdem die Wehren wieder zum Sprltzenhaus gezogen, wo ihnen Anerkennung ausgeſprochen wurde, begab man ſich mit kling⸗ endem Spiel zum Saftladen, wo eine zwelte„Löſch⸗ probe“ ſtattfand, die begreiflicherweiſe länger an⸗ dauerte, als die des Nachmittags.„Gut Wehr!“ * Gasbezug von Maunheim. Selt geſtern Vormittag 9 Uhr wird unſere Gemeinde mit Ferngas verſorgt. Hoffentlich macht ſich da⸗ durch bald eine Verbilligung des Gasbezuges be⸗ merkbar. * Rhein und Neckar ſind infolge der letzten Regenfälle wieder beträchtlich geſtiegen. Der Waſſerſtand des Rheins ſtleg in Mannheim von Samstag bis geſtern von 3.02 m auf 4.57 m und der des Neckar von Sametag bis geſtern von 3,03 m auf 4,59 m. * Wahlergebnis. Am Sonntag, den 31. Oktober fanden in Sachſen die Land— tagsneuwahlen ſtatt. Gewählt wurden 49 Ab⸗ geordnete der Linksparteien und 47 bürgerliche Abgeordnete. Eine weſentliche Veränderung hat nicht ſtattgefunden. Die Splitterparteien erzielten auf Koſten der Rechten und Linken einige Erfolge. Das Zentrum eroberte wieder ſein zuletzt verlorenes Mandat zurück. & Konzert der Sänger⸗ Einheit. Am verfloſſenen Sonntag hielt die„Sänger⸗Einheit“ vor einem ausverkauften Hauſe im„Freiſchütz“ ihr Herbſtkonzert ab. Kurz nach 3 Uhr betrat der ca. 90 Mann ſtarke Vereinschor das Po⸗ dium. Das 22 Mann zählende Strauß'ſche Orcheſter hatte vorher Aufſtellung genommen und eröffnete mit Beethovens Ouvertüre „Egmont“ das Programm. Außer dem wuch⸗ tigen Auftaktschor„Walther von Birbach“ von Joſ. Werth verdienen beſonders hervorgehoben zu werden. Die beiden Chöre„ Am Ammer⸗ ſee“ von Langer und Hegars„Beiden Särge“. Dies waren ohne Zweifel Glanzleiſtungen des wohldisziplinierten Chors. Schumanns„Ri⸗ tornell“ mit Solopartie wollen wir nicht un⸗ erwähnt laſſen in Bezug auf die Feinheit des Liedchens. Die Orcheſtereinlagen wirkten über⸗ aus in paſſender Anlehnung wie überhaupt die ganze Programmzuſammenſtellung einen Beweis muſikaliſchen Kunſtverſtändnis liefert. Nach dem Orcheſter„Fackeltanz“ von Meyer⸗ beer kam der Zyklus„Sechs altniederländiſcher Volkslieder“ mit Orcheſterbegleitung zum Vor⸗ trag. Rezitator, Tenor- und Baritonſoliſt entledigten ſich zur Zufriedenheit ihrer Aufgabe. Die Zuſammenſchweißung der ſechs Lieder mit dem Weinheimer Orcheſter unter Leitung des bewährten Chorleiters Fritz Wenger, Mannheim zeugte von Können und Aufmerk- ſamkeit. Der Schlußeffekt dieſes Werkes war überwältigend. Zum Abſchluß des Programms kam Hannes„Erinnerung an Wagners Tann⸗ häuſer“ zu Gehör. Kurz geſagt: Das Konzert war in faſt allen Teilen ein künſtleriſcher Hochgenuß, wie man ihn auch kaum in Städten beſſer hören kann Es kann nur lobend er⸗ wähnt werden, daß der Verein in den letzten Jahren nur erſtklaſſige Konzerte gibt und mit jedesmaliger Charakter⸗Aenderung. Man er⸗ innere ſich noch des vorjährigen echten Volks⸗ liederkonzerts. Das wiederum gut verlaufene Konzert, welches dem Verein und ſeinem tüch⸗ tigen Dirigenten zur Ehre und Genugtuung gereicht, hinterließ bei den Zuhörern tiefen Eindruck. Zum Schluſſe dankte der Vorſitzende, Herr Dölcher, den 500 Beſuchern und be⸗ ſonders den auswärtigen Sangesfreunden. Im Anſchluß hieran blieb man noch in Ge⸗ mütlichkeit beiſammen, wo Harmonie die Sänger⸗ herzen vereinigte. Es ſprechen von der Lorſcher ſowie der Heppenheimer Sängerſchaft Herren echte Worte der Anerkennung für das heute in Viernheim Gebotene und gaben ihrem Er⸗ ſtaunen Ausdruck über den Geiſt der Viern⸗ heimer Bevölkerung für ideale Zwecke. Nach dem Konzert ließen auch der hieſige A.-G.-V. „Harmonie“ und„Liederkranz“ Lorſch ihre Stimme ertönen und trugen ſo zur Unter⸗ haltung dankenswert bei. Auch der Vereins⸗ chor und die noch zum Teil vertretene Strauß⸗ Kapelle boten ihr Mögliches. 970ge grgiebiqhen und Hervorragence lasefubitt Eng! Olxin is fir ſedes Hseherfahren geeſgnei esocers vorteiſfaft due, fi. Vaschjnenudsche xu veru enden. One Oion — 212 Das ſchielende Fräulein.— Die Jungfrau mit den acht Seligkeiten.— Miautſe.— Abendland und Abendlünderei.— Genies N und Plattköpfe der Naturwiſſenſchaft. Von einem Fräulein ſoll heute geſprochen werden, von einem Orientaliſtenkongreß und von einer naturwiſſenſchaftlichen Sache. Das hängt zwar miteinander zuſammen wie Strumpf und Bändel, womit nicht geſagt ſein ſoll, daß das Fräulein ein Blauſtrumpf war. Aber dafür habe ich doch auch eine Dispoſi⸗ tion, und die iſt im Lande der Schulmeiſter immer noch unerläßliche Bedingung eines guten Aufſatzes. Alſo zunächſt von dem Fräulein, das neben verſchiedenen guten Ei⸗ genſchaften, die ſie beſaß, eine ſehr merkwür⸗ dige hatte. Gute Eigenſchaften an ihr waren ein paar ſchöne braune Augen, ſo richtige Rehaugen, eine energiſche Figur, ferner der Umſtand, daß ſie verlobt iſt und endlich über⸗ Neigung für Schokolade und Konfekt ſich im⸗ Die merkwürdige Eigenſchaft an ihr, das war aber, wenn ich es ſo nennen ſoll, ein ſtändiges Schielen nach oben. Sie ſitzt da zum Beiſpiel und näht an der Ausſteuer. Dabei denkt ſie, abgeſehen von vorſichtiger geſagt, dem ſie dauernd erklärt, daß ſie einzig an ihn denke, was in dieſem Falle übrigens nicht bezweifelt zu werden braucht, alſo dabei denkt ſie nicht etwa an die armen Leute, die heute überhaupt keine Aus⸗ ſteuer mit in die Ehe nehmen können, und die das Allernotwendigſte aus dem gewöhnlich⸗ ten Tuch zuſammenſchneidern, ſonvern ſie denkt vielmehr immer an die beſfere und beſte Geſellſchaft, an die ſeinſten Stoffe, an die zar⸗ leſten Federn, an die teuerſten Möbel und an die koſtbarſten Spiegel. Nun muß Taſfelge⸗ ſchirr eingekauft werden. Beſtes Fräulein, ſchau nach unten, wo es blecherne Töpfe gibt, irg Taſſen aus Steingut, Teller aus minderwer⸗ tigem Porzellan, aber hör um Gottes willen auf zu ſchielen nach dem glitzernden Kriſtall, ohten Si Dieſes Schielen nach oven iſt heute geradezu Epidemie geworden, Der Weg vom einen zum anderen iſt zu weit. Aber der gute deutſche Bürgerſtand, der in der Mitte ſteht, der könnte noch wohl helfen. Da kenne ich eine Frau., die nun ihren letzten Jungen verſorgt hat. Sie iſt das Sorgen ge⸗ wöhnt und kann ohne dem gar nicht mehr leben. Was tut ſie mum? Sie iſt in der Bahnhofsmiſſion tätig, ſie beſucht arme Fa⸗ milien, macht bedrängten Müttern Mut, ſam⸗ melt etwas Geld für ſie bei ihren Bekannten, hilft Strümpfe ſtricken und Hemden näben und gibt bei all dem manch gutes Wort dazu. Den Segen verſpürt ſie zunächft ſelber, denn erſtens bleibt ſie jung, zweitens iſt ſie inner⸗ lich immer froh und drittens wird ſie niemals zu jenen unglücklichen alten Junafern gehö⸗ ren, die alle acht Seligkeiten der Bergpredigt zu verſpüren glauben, wenn ſie an ihrem Kaffeetiſch ſitzen und in allerchriſtlichſter Nächſtenliebe die ganze Nachbarſchaft durch⸗ cheln. 4 i nun zum zweiten Punkt meiner Dis⸗ poſition, zum Orientaliſtenkongreß, der vor einiger Zeit in Hamburg ſtattfand. Ich bitte — da ſind 25 Männer in einem Saal, jeder ein verdienſtvoller Gelehrter, und dieſe 2⁵ Menſchen drücken ſich 20 Minuten bis eine halbe Stunde ſcheu an den Wänden herum und wagen kaum zu flüſtern, weil der„Pro⸗ minente“ zufällig in einem Geſpräch iſt und ſich nicht ſetzt. Endlich iſt das Geſpröch zu Ende. Der Mann ſieht auf. Alles macht Kotau. Wieder und wieder, daß die Frack⸗ ſchwänze ſich bewegen wie der Schlußteil einer Bachſtelze. Es iſt noch die gute alte Zeit. Man wäre verſucht, Perücken zu kaufen. Babel ſind es wirklich brave Gelehrte. Der eine hat 20 Jahre lang nicht anders getan als end einen chineſiſchen Dialekt betrieben. Dabei hat er ſich auf das Strengſte an ſein Jach gehalten und fühlt heiligſte Verantwor⸗ tung für dieſe ſeine kleine Provinz. Du fragſt ihn nach Miautſe und Kau, was nämlich ſüd⸗ chineſiſche wobei gibt herrlichen Beſcheid. L 0 denn das Elend da unten ſo leicht überſehen hört ſchon nicht mehr zu ſeinem Fach,„ wird. Von den ganz Reichen hoffe ich einſt⸗ weiß er nichts, ja, er würde ſich ja unsterblich weilen, von einigen ehrenwerten Ausnahmen blamieren und ſeinen ganzen Ruf als Fach⸗ eſehen, nicht gar viel für die ganz Armen. gelehrter ſe enn 98 abgeben, nich g b wüßte, was nicht zu ſeinem Miautſe gehört. W Dialekte ſind. Lolo aber, das ge- ſie was aufs Spiel ſetzen, wenn er die in unserer nächsten Ausgabe erscheinende Programm- Anzeige der Wormser Herbst-Messe Da lächelt er und] heimliches Frühſtück genommen hätten, was genau ſo gut im Hotel Adlon in Berlin hätten beſorgen können, denn was außerdem dort geredet vollkommen belanglos. Soll Deutſchland und Europa wieder hochkommen, ſo verzichte: es beſſer und getanzt wurde, war doch auf koſtſpielige Senſationen, die mit „Nun bin ich bald 50 Jabre,“ wird er ſagen, „und bin die ganze Zeit meinem Miautſe treu geblieben. Soll ich ſo ſpät noch Verrat an meiner Liebe üben, indem ich mich heute in der Welt auch nur einen Augenblick lang mit etwas beſchäftigte, was nicht Miautſe iſt?“ Allerdings, als Profeſſor Zenker, ein Mann der echten alten Schule, Wiſſenſchaftler Politiker, Kunſtenthuſiaſt. Kavalier, ein wirk⸗ lich feiner alter Herr, mit Proſeſſor Florenz in einen Disput geriet, da wurde man für vieles entſchädigt. denn da war auf einmal Geiſt, Sprache, höchſt kultivierte Bildung, Wiſſen und Menſchlichkeit. Aber alles in allem gehörte doch dieſer Kongreß mehr oder weniger zu den vielen allzuüberflüſſigen, die heute gehalten werden. Will man Europa bauen, ſo fange man doch nicht immer beim Dache an. ſondern auf dem Boden, dem hei⸗ miſchen Boden der guten, lieben nahrhaften mütterlichen Scholle. Abendland? Es iſt für den einfachen Bauern doch zunächft der Grund und Boden, auf dem ſeine Familie vielleicht tauſend Jahre ſchon ſitzt. Man laſſe den Luftikus aus ſo ernſten Dingen, der aus dem großen Gedanken des Abendlandes im Handumdrehen jene ſenſationelle Abendlän⸗ derei macht, die letzten Endes nicht mehr iſt als eine ſehr dünne öffentliche Suppe, auf der vielleicht ein paar Fettaugen für zweifel⸗ haftes Literatentum ſchwimmen. Es gibt Familienväter, die ihre vaterländiſche Rolle auf Koſten ihres eigenen Heims und der Er⸗ ziehung ihrer Kinder ſpielen und ſich noch einbilden, große Idealiſten zu ſein. Dem Vaterlande wäre aber beſſer gedient, wenn ſie die näheren Pflichten nicht über den ferneren vergeſſen wollten, und ſo dient man auch Europa nicht mit einem inhaltloſen Welt⸗ bürgertum und ſonſtigen internationalen Luftblaſen. In Genf hätte es am Ende ge⸗ nügt, wenn nur Streſemann und Briand ihr der Inflation ihrer Rethorik nur den Manaal an Subſtanz verhüllen. N Und nun käme der dritte Punkt: Es bat nämlich der bekannte Schriftſteller Grandmai⸗ ſon, einer der Schriftleiter der Etudes, eine Rundfrage an jene weltberümten Naturfor— ſcher geſandt, die der franzöſiſchen Akademie angehören. Es wurde darin gefragt. ob ein Widerſpruch beſtehe zwiſchen dem Chriſtem⸗ tum und den neueſten Errungenſchaften der Wiſſenſchaft, mit anderen Worten zwiſchen Glauben und Wiſſen. Die über 20 gefragten „Unſterblichen“ gaben jeder für ſich die ein⸗ mütige Antwort, daß ſie einen ſolchen Wider⸗ ſpruch in keiner Weiſe anerkennen könnten. Wie ſich doch die Zeiten geändert haben! Auch das muß man ſehen, damit man nicht Peſſe⸗ mift werde. Vor einem halben Jahrhundert hätten nämlich dieſe Herren wahrſcheinlich überhaupt nicht geantwortet, oder ſie hätten, wie unſer Haeckel in ſeinen Welträtſeln, im Namen der Naturwiſſenſchaft jegliche Reli⸗ gion verlacht und verhöhnt. Und heute? Die „Unſterblichen“ der Wiſſenſchaft erklären ſich wieder für die Religion, was ſich vor allem jene Plattköpſe der wiſſenſchaftlichen Mittel⸗ mäßigkeir bei uns merken ſollten, die immer noch glauben und in ihrer billigen reiden⸗ ſerweisheit behaupten, die freie Wiſſenſchaft von heute könne mit dem„Köhlerglauben“ des Volkes nicht beſtehen, und es gehe ſoyx ſagen jedesmal ein Altarlicht aus, wenn die moderne Phyſit ein neues Laboratoriumlicht anſteckt. Nur friedlich, ihr Herren: die Altar⸗ lichter haben etwas von den ewigen Sternen, die aus zublaſen euer Löſchhorn nicht reicht, und wenn ihr auch den mitternächtigen Glanz eurer Bogenlampen noch immer erhöht, es wird die Sonne doch eurer lachen und in jedem Frührot das Benedicite der Fchöpf⸗ anſtimmen. e Der Mann im Monde.