ä 5 . eingetreten Ricciotti Garibaldi Oberſt Macia In der Affäre Garibaldi iſt eine überra⸗ ſchende Wendung eingetreten, zu der eine nochmalige Hausſuchung in ſeiner Villa in Nizza Anſtoß gegeben hat. Garibaldi iſt mit dem Führer der katalaniſchen Verſchwörer, Oberſt Macia, der unter beſonderen Sicher⸗ heitsmaßnahmen nach Paris gebracht wurde, konfrontiert und danach verhaftet worden. Wie verlautet, werden Maciag und Garibaldi wegen Vergehens gegen das Sprengſtoffgeſetz rricht geſtellt werden. tinem ſchonen Brauch zufolge in Romanen und Filmen von Zeit zu Zeit ſerviert werden, hat die Liebesgeſchichte des Großfürſten Gab⸗ kiel Mexewitſch einen recht materiellen, um nicht zu ſagen finanziellen Beigeſchmack. Der Anfang allerdings ift romantiſch genug. Vor anderthalb Jahren etwa lernte Großfürſt Ga⸗ briel, der außer ſeiner goldſtrotzenden, zari— ſtiſchen Uniform wenig mehr beſaß als ein Buch voll ungedeckter Rechnungen und ein Buch voll ungedeckter Schecks, in St. Moritz die Gattin eines reichen Leopoldſtädter Fabri⸗ Kanten kennen. Bald war der Großfürſt der unzertrennliche Begleiter der ſchönen und ziugendlichen Kaufmannsgattin, und der Herr Gemahl, wohl von dem Glanze des Titels und des Ranges ſeines Hausfreundes geblen— det, ließ ſich dieſen Zuſtand widerſpruchlos gefallen. Noch mehr, er pumpte dem immer geldbe dürftigen Großfürſten im Laufe der Zeit mehrere tauſend Dollar, ohne auf Rück⸗— gabe zu drängen. Etwas unangenehmer be⸗ rührt war er ſchon, als er mit ſeiner Gattin ſich nach einer Zeit in Monte Carlo aufhielt und den Großfürſten auch hier zufällig antraf. Nunmehr hielt er es doch für geraten, den „Nückzug in die Heimat anzutreten. Leider war das ungeſtörte Familienglück hier jedoch micht von lauger Dauer, denn ſchon nach eini⸗ Gen Wochen erhielt die Frau des Großkauf⸗ danns äußerſt beunruhigende Nachrichten nber den Geſundheitszuſtand ihrer Mutter in Wien und ſah ſich auf ein dringendes Tele— gramm hin ſchließlich zu einem Beſuch der Kranken veranlaßt. Nachdem der Gatte einige Tage lang weder von ſeiner Frau noch von der totkranken Schwiegermutter irgendeine Nachricht erhalten hatte, reiſte er mit tiefer Beſorgnis und dämmernder Ahnung im Her— zen nach Wien und mußte hier erfahren, daß Ein Fetzen Papier. Roman von Thea Malten. „Oh— taufendmal Verzeihung! Der Be— ſitzer des blauen Monſtrums beeilte ſich, dem Be⸗ fehl der jungen Dame nachzukommen. Als er ſein Rad aufgerichtet und daneben liegend auch ſſeinen Hut gefunden hatte, ſagte er mit einer ehrerbietigen Verbeugung:„Nichts für ungut“ meine ſchöne Lady. Ich wiederhole, daß ich kein Landſtreicher und Räuberhauptmann bin, ſondern meines Zeichens Klavierſtimmer, mit Namen Dick Nettleſhiv und in Catford London S. E. anſäſ— ſig. Wenn Sie mir nun den Schrecken, den ich Ihnen leider verurſachte, vergeben haben, ſo etzen Sie Ihrer Güte vollends die Krone auf und ſagen Sie mir, auf welchem Wege ich am beften und ſchnellſten nach Great Glanham komme“ 2 Gwendolin hatte halb amüſtert, halb ärger⸗ ich dieſe kleine Rede über ſich ergehen laſſen und bezeichnete nun, dem noch immer nervöſen Hyp⸗ politus den Hals llopfend, den Weg, den Dick Nettleſbip einzuſchlagen hatte, um zu ſeinem Ziel zu gelangen. Er führte durch einen Teil des Waldes, und Dick Nettleſhip ließ ehrfurchts— voll der Reiterin den Vortritt, nachdem er ſich noch in verſchiedenen Redensarten ergangen batte, die ſeinen Dank bezeugen ſollten, begleitet von zahlreichen Verbeugungen, die Gwendolin ein Lächeln entlockten. Dann lenkte ſie in den Wald ein, während Dick Nettlefhip noch ein Weil⸗ chen wartete, bis er ſein blaues Stahlroß beſtieg und ebenfalls in dem grünen Dickicht verſchwand, ö 2. 4 In den nächſten Tagen wören alle engliſchen Zeitungen erfüllt von dem ehenſo geheimnisvol— len wie grauenhaſten Verbrechen, das in dem Wald zwiſchen Cheltenham und Purley von un— bekannter Hand verübt worden war. Man hatte die junge ſchöne Lady Gwendolin Cheltenham, einzige Tochter des Earls von Cheltenham und Braut des Lord Inverley, auf ſchreckliche Weiſe ermordet aufgefunden. Nachdem der Tod durch einen Schuß in die Lunge unzweifelhaft ſoforl war, hatte der entmenſchte Täter durch einen zweiten Schuß in den Mund der Un⸗ glücklichen den Kopf bis zur Unkenntlichkeit zer⸗ die Krankheitsgeſchichte ein aufgeregtre⸗ Schwindel war. Die Schwiegermutter befand ſich zwar erfreulich wohl und munter, die Frau Gemahlin aber war mitſamt ihrem großfürſtlichen Kavalier unbekannten Aufent⸗ haltes verzogen. Vielleicht hätte dem bet genen Ehemann unter den obwaltenden Um⸗ ſtänden wenig an der Wiedererlangung der teuren Gattin gelegen, wenn dieſe nicht den ganzen Familienſchmuck nebſt gehörigen Bar⸗ mitteln aus der Geſchäftskaſſe vorſorglicher⸗ weiſe mit auf die Reiſe genommen hätte. So alſo brachte er die Geſchichte zur Anzeige mit dem Erfolg, daß ein Steckbrief erlaſſen wurde, auch hinter dem Großfürſten, von dem die Staatsanwaltſchaft reſpektloſerweiſe annim daß er die ganze Entführungsgeſchichte we⸗ niger im Hinblick auf die gewiß reizvolle Per⸗ ſon der Großkaufmannsgattin als auf ihre finanzielle Beilage in Szene geſetzt hat. Eine tollkühne Einbrecherin. Ein weiblicher Einbrecher, der mit un⸗ glaublicher Kühnheit zu Werke geht, treibt zur Zeit in London ſein Unweſen. Die Polizei ſpricht von der Verbrecherin nicht anders als von der„Dame in Schwarz“. Sie taucht bald in dieſem, bald in jenem Stadtteil d Rieſenſtadt plötzlich in Häuſern reicher Leute auf und führt ihren Beutezug mit beiſpielloſer Schnelligkeit durch. Sie holte ſich aus dem Haufe des Unterhausmitgliedes Kavitän Er⸗ neſt Evans, eine große Menge Tafelſilber, deren Wegſchaffung große Körperkraft erfor— dert. Kürzlich ſtattete ſie neuerlich einen viel⸗ beſprochenen Beſuch ab. Diesmal beehrte ſie Lord Doverdale. Sie drang durch die Küche ins Innere des Hauſes und kam bis in die Schlafzimmer des Lords und der Lady. Dort raffte ſie an Juwelen zuſammen, was für ſte raſch erreichbar war, und verließ das Gebäude in frecheſter Weiſe durch das vordere Tor. Das alles ſpielte ſich in kaum fünf Mi⸗ nuten ab. Die Polizeidetektivs, die mit ihrer Ausforſchung betraut ſind, vermuten, daß es ſich um dieſelbe Frau handelt, die noch ſechs Diebſtähle von ebenſo verwegener Art auf dem Gewiſſen hat und nach der ſchon ſeit eini— ger Zeit geſohndet wird. Die Polizei ſcheint mit weiblichen Verbrechern Pech zu haben. Vor mehreren Wochen machte die ſogenannte „Lady⸗Banditin“ London unſicher, ohne daß es der Polizei bisher gelang, ihrer habhaft zu werden, und jetzt macht ihr die„Dame in Schwarz“ viel zu ſchaffen. Faſſadenkletterer. In London iſt aber noch ein anderer auf— ſehenerregender Einbruchsdiebſtahl verübt worden und allerdings nur zum Teil gelun— gen. Faſſadenkletterer ſtiegen in den ſpäten Abendſtunden in die Wohnung des Lords Cavill auf dem Grosvenor Square. Da das Perſonal zu Hauſe und die meiſten Zimm gut geſchloſſen waren, konnten die Banditen Humor. Die Rache der Köchin.„Du, das Eſſen ſchmeckt herr ich; wenn ich doch einmal auch ſo eine gute Köchin kriegen würde!“—„Das iſt ja die, die du vorige Woche entlaſſen haft. Ich hab' ihr nur ge⸗ ſagt, daß du heute mein Gaſt biſt.“ ſiheren ee 0 Sie eden e Tip geben?“— Jockei:„Ja, behalten Sie Ihr Geld!“ 1. Selbſterkenntnis. Kundin:„Herr Apotheker, meine Katz' is krank. Geben Sie mir was!“— Apotheker:„Suchen Sie ſich was heraus, das iſt alles für die Katz!“ KLunſttenner.„Was haben Sie da für eine wundervolle Urne, Herr Raffke, iſt die etwa aus Nn— Weiß nicht— ich glaube aus Ter⸗ akotta.“ Vier Generationen. Urahne, Groß⸗ eltern, Eltern und Kind. Die Jubilare vor der Villa des Fabrikanten Pioch. ſeltene Familienfeier fand dieſer Tage in Kalberge bei Rüdersdorf in der Nähe von Berlin ſtatt. Der 88 Jahre alte ehemalige Förſter und Kriegsveteran Fried— rich Schulz, der beinahe ein halbes Jahrhun⸗ dert ein Waldrevier bei Frankfurt a. Oder be— treut hat, beging mit ſeiner 84jährigen Frau das Feſt der diamantenen Hochzeit. Gleichzei— Eine nicht viel Beute finden. Aber das Wenige, das ſie ſich aneigneten, iſt vom hiſtoriſchen Standpunkt aus wertvoll. So fiel ihnen ein mit Diamanten beſetzter Anhänger in die Hände, den der berühmte Admiral Nelſon getragen hatte; dieſer Anhänger enthält eine Haarlocke der nicht minder berühmten Lady Hamilton. Ihre Wut über das teilweiſe Miß⸗ lingen ihres Einbruchs äußerten die Diebe in charakteriſtiſcher Weiſe; in den paar Zimmern die ſie durchſtöbern konnten, vernichteten und beſchädigten ſie alles, was, ohne großen Lärm f zu machen, zerſtört werden konnte. tig feierte ihre Tochter Martha, die mit dem Fabrikanten Paul Pioch verheiratet iſt, das 25jährige Ehejubiläum. Die einzige Tochter des Piochſchen Ehepaares wiederum, die vor einem Jahre den Kaufmann Kurt Philipp ge— heiratet hat, wurde am Jubeltag der Eltern kirchlich getraut, wöhrend die 4 Monate alte Urſel des jungen Ehepaares die Taufe em— pfing. Zu der Feier hatten ſich zahlreiche Be— wohner der Nachbarorte eingefunden, um den Jubilaren ihre Glückwünſche Zuszuſprechen. ſchmererr. Das ſchone goldvonde Haar klebte an einer blutigen Maſſe, die noch vor kurzer Zeit ein reizendes Mädchengeſicht geweſen war. Dem Befund der Kugel nach war der Lun— genſchuß in nur wenigen Schritten Entfernung abgegeben. Der Täter mußte ziemlich nah an die junge Dame, die vom Pferde geſtiegen war, herangetreten ſein. Das Rätſelhafte war, daß, obgleich die Hände der Toten rot angelaufen, zer— kratzt, zerſchunden und geſchwollen waren, wie nach einem heftigen Kampfe, dennoch im ganzen Umkreis auf dem Waldboden nicht die geringſten Spuren dieſes Ringens um Tod und Leben zu entdecken waren. Wollte man auf einen Raub⸗ mord ſchließen, ſo war der Täter ohne Zweifel geſtört worden, denn man fand an ſeinem Opfer die koſtbare Nadel, mit der Gwendolin den Kra⸗ gen ihres Reitkleides zuſammenzuhalten pflegte, ſowie den überaus wertvollen Brillantring, ein Verlobungsgeſchenk Lord Inverleys. Im übri⸗ gen waren keine Spuren von Gewalttat an der Leiche zu erkennen. Hyypolitus, an einen Baum— ſtamm gebunden, ſah mit klugen, traurigen Au⸗ gen auf ſeine tote Herrin, der ſtumme Zeuge einer ſchrecklichen Szene. Die Verzweiflung des Earls von Cheltenham war unbeſchreiblich; im ganzen Schloß herrſchte tiefſte Trauer. Als Gwendolin an jenem ver— hängnisvollen Morgen nicht zur feſtgeſetzten Zeit zurückkam, ja, als Stunde auf Stunde verrann, ohne die Erwartete zu bringen, hatte Mrs. Hary⸗ ham voll Sorge dem Earl Mitteilung gemacht, und es waren ſofort Boten nach allen Seiten ausgeſchickt, um die Vermißte zu ſuchen. Nach Verlauf einer Stunde hatte man die furchtbare Entdeckung gemacht, die den gebrochenen alten Mann verwandelte.— Nachdem alle gerichtlichen Formalitäten erle- digt, die Totenſchau abgehalten und die Leiche zur Beerdigung freigegeben war, wurde Lady Gwendolin Cheltenham in aller Stille im Erb⸗ begräbnis der Cheltenhams beigeſetzt. Mrs. Ha⸗ ryham ſelbft zog ihr unter bitteren Tränen das weiße Brautkleid an und verhüllte das arme, zerſtörte Geſicht mit dem welßen Schleier, nach⸗ dem ſie die ſchönen. golphfonden Haare darüber dürftige Inſtrumente anvertraut, vagabundenhaftes Aeußere die Leute mißtrauiſch gebreitet und den Orangenmutentranz darum gewunden hatte.Der junge Lord Inverley war ſo untröſtlich, daß er nur mit Mühe die äußere Faſſung bewahrte, die ein engliſcher Gentleman in allen Lebenslagen aufrecht erhalten muß. In tiefem Schweigen bewegte ſich der Trauerzuge— einem trüben, grauen Septemberabend durch den Park, in deſſen alten Bäumen der Wind raſchelte und raunte, und die ſchweren Pforten der Gruft ſchloſſen ſich für immer hinter dem jungen Ge— ſchöpf, das noch vor wenigen Tagen glaubte, ein Leben des Glückes und der Liebe vor ſich zu haben.—————————— Für die Ermittelung des Täters hatte der Earl von Cheltenham eine Nieſenſumme ausge— ſetzt, und nicht nur die Polizei, ſondern die ganze Umgebung von Cheltenham nahm die Suche nach dem Schuldigen auf. Von größter Wichtiakeit war die Ausſage zweier Landleute, die am Mor- gen der Tat beobachtet hatten, daß Gwendolin am Waldrand ihr Pferd anhaltend, einige Minu— ten mit einem fremden Manne geſprochen hatte. Ferner hatten dieſe Leute geſehen, wie der Mann, nachdem Lady Gwendolin in den Wald geritten, auf ſein Rad geſtiegen war, das einen merkwür⸗ digen grellblauen Anſtrich aufwies, um ihr in einigem Abſtand zu folgen. Dieſen Mann zu ermitteln, ſchien von größter Wichtigkeit, und bald hatte die Polizei ſeine Perſonalien feſtgeſtellt, ohne daß er ſelbſt im mindeſten auf die öffentlichen Aufrufe reagierte oder auch nur das geringſte über ſeinen Ver⸗ bleib zu erfahren war. Es handelte ſich um den Klavierſtimmer Dick Nettleſhipv, der in letzter Zeit vielfach auf dem blauen Rade in den um⸗ liegenden Dörfern und herrſchaftlichen Landſitzen aufgetaucht war, um Beſchäftigung zu ſuchen, und man hatte ihm verſchiedentlich reparaturbe⸗ ohne ſchlechte Erfahrungen zu machen. Häufig aber hatte ſein gemacht. An dem bewußten Tage war er in Great⸗Glanham geſehen worden und von da ab verſchwunden, als habe der Erdboden ihn ver⸗ Nechſsbrieffaſſen 7 ö Automat In Ihrem Lokal haben Sie ei ö ne automaten aufgeſtellt. Mehrfach ſind Waren ald de Automaten entnommen worden, indem Blechmaarle oder Neil den eingeworfen worden iſt. Die Hanz lungsweiſe des Täters ſtellt e iuriſtiſch nicht al, Betrug dar(wer ſollte denn betrogen werden, eie die Seele des Aukomaten?) ſondern als Einbruch diebſtahl, denn zur ordnungsmäßigen Eröffnung dez Behältnifſes ind nicht die zum ordnungsmätzgen Oeffnen beſtimmten Werkzeuge angewendet worden Der Täter kann alſo ganz ſchlimm hereinfallen. Schauſtellung von Photographien. Daß der Photo- graph Ihre Photographie in ſeinem Schaukaſten an der Ecke ſeines Hauſes auf der Straße ausgeſtelſt hat. ohne hierfür Ihre Erlaubnis einzuholen, war durchaus ungehörig und verſtieß gegen§ 22 des Geſetzes betr. das Urheberrecht an Werken der bil denden Künſte und der Photographie vom 9. Januar 907, Sie können deshalb von dem Photographen die ſofortige Anterlaſſung der Ausſtellung in dem Schaukasten verlangen. Ja, Sie können fag gegen ihn Privatklage mit dem Ziele der Beſtrafung er— heben Alsdann kann der Photograph neben einer Strafe noch dazu verurteilt werden, Ihnen eine Buße zu zahlen, die bis zu 6000 Reichsmark gehen kann. Widerſtand gegen Vollſtreckungsbeamte. Ihr Freund hat eine fte Unporſichtigkeit begangen, daß er den Rechtsvollſtrecker, als dieſer wegen der Steuern pfän⸗ den wollte, zur Tür hinausgeſtoßen hat. Wer einem Beamten, welcher zur en b von Geſetzen, von Befehlen und Anordnungen der Verwaltungsbehörden oder von Urteilen und Verfügungen der Gerichte be— ruſen iſt, in der rechtmäßigen Ausübung ſeines Amte durch Gewalt oder durch Bedrohung mit Gewalt Widerſtand leiſtet, oder wer einen ſolchen Beamten während der rechtmäßigen Ausübung ſeines Amts tätlich angreift, wird mit Gefängnis von 14 Tagen bis zu 2 Jahren beſtraft. Zwar ſieht das Geſetz vor, daß beim Vorhandenſein mildernder Umſtände auf eine Gefängnisſtrafe zwiſchen 1 Tag und 1 Jahr oder auf Geldſtrafe bis zu 1000 Mark herunter gegangen werden kann. Die Frage über die mildernden Umſtände liegt aber ganz im Ermeſſen des Gerichts. Ihr Freund kann deshalb gar nicht unbedingt damit rechnen, daß ſeine große Nervoſität ihm als mildernder Umſtand zugute gerechnet wird. Erbſchaft. Sie fragen an, wie hoch der geſegzliche Pflichtteil iſt, den Sie als Univerſalerbin bei gegen ſeitigem Teſtament an die Kinder auszuzahlen haben. Wenn kein Teſtament vorhanden iſt, ſo erben beim Tode eines Ehegatten der überlebende Ehegatte ein Viertel des Mela und die Kinder zuſammen drei Viertel des Nachlaſſes des verſtorbenen Ehegatten. Hierbei kommt es auf die Zahl der Kinder nicht an. 3. B. wenn nur ein Kind vorhanden iſt, ſo erbt es drei Viertel, und wenn 10 Kinder vorhanden ſind, ſo erben ſie zuſammen auch drei Viertel, es würden alſo auf jedes Kind drei Vierzigſtel des. Nachlaſſes fallen. Durch Teſtament können die geſetzlichen Erben auf Pflichtteil geſetzt werden. Das Pflichtteil beträgt die Hälfte des geſetzlichen Erbteils. Die Kinder würden in dieſem, Falle alſo drei Achtel des Nachlaſſes erben. Falls Sie alſo durch Teſtament als Univerſalerbin eingeſetzt ſind, und die Kinder verlangen ihren Pflicht teil, ſo hätten Sie drei Achtel des Nachlaſſes an die Kinder als Pflichtteil zu zahlen. Bäume an der Grenze.( Neuhardenberg.) Sie ſchreiben, daß Ihr Nachbar vor 40 Jahren auf ſeinem Grundſtüch Erlen gepflanzt hat. Und heute erſt wollen Sie deshalb gegen Ihren Nachbarn vorgehen. Sie haben leine Ausſicht auf Erfolg. Eine Vorſchrift, daß Ihr Nachbar ſeine Bäume in beſtimmtem Abſtande von der Grenze zu pflanzen hat, exiſtiert zwar in ver ſchiedenen Landesrechten, nicht aber im Bürgerlichen Geſetzbuch und im Allgemeinen Landrecht. Offenbar liegt eine Verwechſelung vor mit der Beſtimmung des Allgemeinen Landrechts, nach welcher Düngegruben. Kloaken, Schweineſtälle und ähnliche Anlagen drei Werkſchuh von den Bäumen des Nachbargrundſtüch⸗ entfernt ſein müſſen. Eine andere Frage iſt die, o die Bäume oder Aeſte über Ihr Grundſtück wegragen. In dieſem Falle können Sie dem Nachbarn eine Frist ſetzen. innerhalb deren er die herüberragenden Aeſte zu entfernen hat. Nach Ablauf dieſer Fritz können Sie ſelbſt, die 5 abſchneiden und behalten. Wir machen Sie aber darauf aufmerkſam, daß Sie dieſes Recht nur haben, wenn durch den Ueberhang der Aeſte die Benutzung Ihres Grundſtücks beeinträchtigt wird. (88 905, 910 Bürgerliches Geſetzbuch.) Nur kleine Rechtsfragen von allgemeinem Intereſſe, die uns ſchriftlich aus unſerm Abonnentenkreiſe zugehen, ſchluckt. „Das iſt der Mörder!“ war die Stimme, die im ganzen Umkreis herrſchte. Alle Tatſachen ſprachen für die Annahme. Und dieſe Annahme wurde zur Gewißheit, als einige Polizeibeamte unter Führung des Kriminalkommiſſars Williams aus einem See unweit Great⸗Glanhams Stück werden hier— jedoch unter Ausſchluß der Hafkung— beantwortet. Briefliche oder mündliche Rückäußerung erfolgt in keinem Falle.. für Stück das zertrümmerte blaue Fahrrad her— ausſiſchten. An einem trüben Septembertage ſaß Fred Hall, deſſen Name durch den großen Warndice prozeß noch rühmlichſt in aller Erinnerung war, in ſeinem behaglichen Wohnzimmer und röſtete ſich ſeine Sohlen am Paminfeuer, während er ſich mit ſeinem Freunde Bing unterhielt. Bing war ein kleiner weißer Terrier mit einer ſchwar zen Naſe und einem ſchwarzen Ohr, und Fred Hall gab viel auf ſeine Meinung. „Du meinſt alſo, alter Burſche“, ſagte Fred Hall und räkelte ſich in ſeinem Klubſeſſel,„du meinſt, wir wollen uns jetzt eine kleine Erholung gönnen!?— Du biſt der Anſicht, wir haben ge nug geſchuftet und wollen uns nun einige Zeit auf die Bärenhaut legen und unbändig faulen zen!? Dein Rat iſt gut und wird einſtimmig angenommen.“ 1„Waff“, ſagte Bing und ſpitzte das ſchwarze Ohr. „Aber hier in dem garſtigen London bleiben wir nicht. Wie denkſt du über Eaſtbourne? Du machſt ein abfälliges Geſicht? Ah,— ich ver ſtehe— zu viel Menſchen— zu ſehr Modebad. Wir würden dort all den Leuten wieder begeg⸗ nen, die wir hier in London das ganze Jahr über genießen, und wenn wir über die Prome⸗ nade gingen, würden die hübſchen Damen hinter unſerem Rücken mehr oder weniger ſchmeichel— hafte Bemerkungen machen. Ja ja, Bing, das haben wir von unſerer Berühmtheit! Aber nun mach du mal einen Vorſchlag, jetzt biſt du an der Reihe.“ Bing legte ſich hin und ſah ſeinen Freund und Gönner mit klugen Augen aufmerkſam an. Fred Hall ſtemmte ſeine Füße höher gegen das Kamingitter und paffte ein wahres Rauch geſchwader aus ſeiner kurzen Pfeife.„Ach, Bing“, fuhr er fort und wurde ordentlich elegiſch,„am allergemütlichſten iſt es eigentlich zu Hauſe. Meinſt du nicht auch? Wir werden ſagen, wir reiſen ſort, damit uns die langweiligen Menſchen nicht mehr beläſtigen, und dann bleiben wir hier und führen ein Schlaraffenleben.“ Zum Zeichen ſeiner Zuſtimmung ſtieß Bing ein kurzes Gebell aus, legte dann die Naſe zwi⸗ ſchen die Vorderpfoten und fing an, verdächtig mit den Augen zu blinzeln. Nach Verlauf einer Minute ſchlief er den Slachf des Gerechten, wäh⸗ rend ſein Gebieter ſich in die Betrachtung ſeinen Fußſpitzen verſenfte. (FJortſetzung folgt). Auf zur Arbeit und ö gegen die unveranlaßte Auflöſung . des heſſiſchen Landtags! . heſſiſche Volk durch Stimmabgabe entſcheiden, ber, zur Volksabſtimmung zu gehen und mit Nein zu ſtimmen. . Verantwortung der Regierung fändiges Zentrum! Wir ſtimmen mit Nein! Viernheimer Anzeiger (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Viernheimer Tageblatt 0 e Zeitung— Viernheimer Nachrichten) b 35 ttäg l it Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins 0 i 5 6 5 atis b 1185 en: wöchentl. Samstags das achtſeitige illustrierte Sonntagsblatt„Sterne hrplan ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich — Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim ö Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr.— 8 Blumen“, halbjährlich einen Ja Erſte und älteſte Zeitung am Platze. Anzeigenpreiſe: abgeſtufter Rabatt.— vorher.— Inſerate müſſen bei Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. 5 271 Paris gemerdet wird. iſt dort Legatkonsrar Forſtner, der zuſammen mit dem deut⸗ 1 U 1 zum Kampf Am 5. Dezember ſoll das wahlmündige ob der dritte heſſiſche Landtag, der ſo wie ſo f im Laufe des nächſten Jahres ſchon zu Ende 9 geht, vorzeitig heimgeſchickt werden ſoll. N „ Wir ſind dagegen und fordern hier— a mit alle unſere Wähler und Wählerinnen in . Stadt und Land auf, am Sonntag, 5. Dezem⸗ Wir, die wir 7 Jahre lange die Laſt und mitgetragen haben, würden uns ja ſelbſt ins Geſicht ſchla⸗ gen, wenn wir jetzt unſere eigene Tätigkeit 5 verleugnen wollten. Gegen den einſeitigen Rechtsblock! Gegen deſſen Unterſtützung durch das kommuniſtiſche Moskau! Gegen den die Unordnung bei den N Volksbegehrensliſten maßlos beweiſenden . Wirtſchafts⸗ und Ordnungsblock! Für ein ſtarkes, unabhängiges und ſelb⸗ Wir arbeiten, agitieren und kämpfen für das [Nein am 5. Dezember. So will es der Be— N ſchluß unſeres Landesausſchuſſes. Die Leitung der Zentrumspartei der und des Kreiſes Worms. Stadt Deutſches Neich. Der engliſche Votſchafter beim Reichskanzler. Berlin, 19. Nov. Reichskanzler Dr. Marx em⸗— pſing heute vormittag 11 Uhr erſtmalig den neuen engliſchen Botſchafter Sir Lindſay. 3227 e Viermalige Vertrauensfrage Poincares. Paris, 19. Nov. Die Taktik Poincares, die Kammer durch fortgeſetzte Stellung der Vertrau ensfrage mundtot zu machen, ſeierte heute einen Rekord. Er ſtellte nicht weniger als viermal die Vertrauensfrage, einmal ſogar wegen einer Kres diterhöhung um nur 100 000 Franken. Die Mehr⸗ heit Poincares betrug ſtets unverändert 365, die Minderheit bewegte ſich zwiſchen 190 und 200 Stimmen. Die Finanzkommiſſion der Kammer beſchloß heute bei Behandlung der interalliierten Schul— deufrage, den Miniſterpräſidenten Poincare um einen perſönlichen Vortrag über das Schulden— problem vor die Kommiſſion zu bitten. Erſt dann will die Kommiſſion in nähere Beratungen ein⸗ treten. die Finanzkommiſſion des Senats wählte heute den ehemaligen Finanzminiſter Doumer zum Vorſitzenden. 5 0 5 1 1 1 5 4 Letzte Meldungen. Eine Erklärung der„D. A. 3.“ Berlin, 20. Nov. Verlag und Redaktion ber„D. A. Z.“ veröffentlichen eine Erklärung, h der ſie ſich gegen die Behauptung wenden, wonach die Medaktian der- Deutichen Allaem beitung“ die Verpflichtung übernommen habe, 5 ſich jeder gehäſſigen Angriffe auf die preußi⸗ ſche Regierung und ihre Politik zu enthalten. Verlag und Redaktion der„D. A. 3.“ erklä⸗ ken auf das Beſtimmteſte, daß ſie niemals eine derartige Verpflichtung eingegangen ſind und daß die Redaktion in ihrer politiſchen Haltung frei und unabhängig ſei. 9 Frankreichs Wünſche in der Kontrollfrage. Berlin, 20. Nov. Nach einer Pariſer Mel⸗ dung des Berliner„Lokal⸗Anzeigers“ wird am Quai d'Orſay erklärt, daß die franzöſiſche Regierung die Forderung auf Einrichtung deiner ſtändigen Militärkontrolle durch die In⸗ veſtigationskommiſſion niemals erhoben habe und auch nicht erheben werde. Eine ſolche Forderung würde den Verträgen nicht ent⸗ ſprechen. Dagegen wünſche die franzöſiſche Re⸗ gierung, daß Mittel und Wege gefunden wer⸗ n, um eine gewiſſe Stabilität der Militär⸗ kontrolle auch nach ihrem Uebergang an den Wölterbund zu gewöhrleiſten. Wie weiter aus ſchen im Krankenhaus geſtorben. Erhebungen Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., ö 1 Anaahmeſchlu für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Taß Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen. bie Neklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung 43. Jahrgang ———————————— gur Woprborzritung ber Weltwirtſchaftstonferenz den Plan degen, dem Völterbundsrat den! Vor⸗ ſchlag zu machen, er ſolle die Weltwirtſchaftskon ſerenz, die nunmehr am 4. Mai ſtattfinden ſoll; nicht nach Genf, ſondern nach einer anderen gro— ßen eurrnäiſchen Handelsſtadt einberufen, und zwar mit Rückſicht auf ihren, die europäiſchen Handelskreiſe beſonders intereſſierenden Charak— 1 1 U ſſcchen Botſchafter in Paris die Verhandlun— gen am Quai d'Orſay über die Fragen der Militärkontrolle führen ſoll, eingetroffen. Die offiziellen Verhandlungen haben noch nicht begonnen. ter Bel dieſer Abſicht ſpiele ſtark die Hoffnung mit, daß in dieſem Falle die Moskauer Regierung kei nen Vorwand mehr haben würde, ihre Beteiligung an der Konferenz abzulehnen.— Weiter wird aus Genf gemeldet, daß die Ta gesordnung der Weltwirtſchaftskonferenz, ſoweit te bisher feſtgelegt werden konnte, u. a. folgende Themen enthält: Die gegenwärtige Wirtſchafts⸗ lage, Ein⸗ und Ausfuhrbeſchränkungen, Zollta⸗ krife und Handelsverträge, indirekte Mittel zum Schutze des nationalen Handels und der nationa— len Schiffahrt, die Dumping-Frage, die Frage der hauptſächlichſten Induſtriezweige, Organiſation ver Produktion und ſchließlich die gegenwärtige Lage der Landwirtſchaft im Vergleich zur Vor⸗ krlegszeit. Die endgültige Abfaſſung des Berich⸗ Eine Draiſine vom Schnellzug erfaßt. tes an den Völkerbundsrat iſt geſtern einem be⸗ N tordrai ſonder itee, de 5 eutſche Sachver⸗ Treuchlingen, 20. Nov. Eine Motordrai andige 5 5 ſi iſterei 2 Treuchlingen wurde ige von T 6 g angehört, 9 ſine der Bahnmeiſterei 2 Treuchling rd 855555 auf der Fahrt zwiſchen den Stationen Möh⸗ 5 ren und Treuchlingen von dem nachfolgenden Aus aller Welt. Zuſammenſtoß zweier Güterzüge. Weiden, 19. Nov. In der nahen Bahn- ſtation Etzenbricht iſt der Güterzug Nr. 10 Neukirchen— Weiden auf den dort ſtehenden berſpäteten Güterzug Nr. 20 Weiherhammer— Weiden aufgeſtoßen. Drei mit Sand beladene Güterwagen wurden aus den Gleiſen gewor— fen, die aufſtoßende Maſchine des Zuges 10 entgleiſte. Vom Perſonal wurde niemand be— deutend verletzt. 2 Deutſches Reich. Reichstagsſitzung erſt am Dienstag. Berlin, 19. Nov. Die nächſte Plenarſitzung des Reichstages, mit der die auswärtige Debatte be; ginnt, iſt vom Montag auf den kommenden Diens tag verſchoben worden. Die außenpolitiſche Aus ſprache wird mit einer Rede Dr. Streſemanns ein geleitet werden. ü. Die Verſchiebung um einen Tag iſt zum groß ken Teil darauf zurückzuführen, daß der ſozialde⸗ mokratiſche Abgeordnete Dr. Breitſcheid, der als Debatteredner vorgeſehen iſt, am Montag noch nicht von der internationalen Sozialiſtenkonferenz in Luxemburg zurück ſein kann. Frankfurter Schnellzug D 57 angefahren und einige Meter weit geſchleift. Der Führer der Draiſine, Oberbahnmeiſter Wihl. Weiß, erlitt einen Armbruch, desgleichen der Bahnarbei— ter Karl Fiſcher eine Kopfverletzung und Ge⸗ hirnerſchütterung. Ein im D-Zug mitreiſender Arzt leiſtete die erſte Hilfe. Die Verletzten wurden mit dem D-Zug nach Treuchlingen verbracht. Der Bahnarbeiter Fiſcher iſt inzwi⸗ über die Urſache des Unglücks ſind eingeleitet. Franzöſiſcher Dampfer geſtrandet. Paris, 19. Nov. In der Nähe von Lypſo. iſt, wie Havas aus Rhodos berichtet, der fran— zöſiſche Dampfer„Braga“ geſtrandet. Die 300 Paſſagiere wurden von einem anderen Dam⸗ pfer übernommen. Tagung des Auswärtigen Aus ſchuſſes. Berlin, 19. Nov. Der auswärtige Aus ſchuß des Reichstages wird nächſten Montag niſammentreten, um den Bericht des Unter ausſchuſſes über die Militärkontro le entgegenzunehmen. Außerdem ſollen verhan⸗ delt werden: der deutſch⸗holländiſche Schieds gerichts⸗ und Vergleichsvertrag, ſowie dit polniſchen Fragen, darunter auch der Eiſen Jbahnverkehr zwiſchen Deutſchland, Danzig und Polen. 1 1 b 1 1 1 1 1 ö 1 0 Großfeuer im Berner Oberland. Zürich, 19. Nov. Auf dem 1650 m hoch ge⸗ legenen Kurort Mürren im Berner Oberland iſt in der Donnerstag Nacht Großfeuer aus⸗ gebrochen, das zufolge des Höhenſturmes ſich raſch ausbreitete und gegenwärtig noch fort⸗ wütet. Fünf große Hotels ſind niedergebrannt, ein ſechſtes ſchwer beſchädigt. Der Feuerwehr gelang es nach mehrſtündiger Arbeit, das Feuer im Dorfe ſelbſt einzudämmen, jedoch hat es auf den Wald übergegriffen, der lich terloh brennt. Oſtmarkfeier 1930. Königsberg, 19. Nov. Deutſche hatte als Parallele zu der Jahrtauſendſeier d Rheinlande eine große Jahrtauſendfeier der Oſt— mark angeregt. Nunmehr hat ſich Oberbürger— meiſter Lohmeyer mit einem neuen Vorſchlag an ben Reichspräſidenten gewandt, der dieſem ſchlag auch zugeſtimmt hat Er ſchlägt vor, ei 700 Jahrfeier im Jahre 1930 zu veranſtalten zwar zur Erinnerung an das Jahr 12 hem dem deutſchen Ritterorden das Beſitzergreifung des Preußenlandes erteilt wurde, in welchem Jahre dann der Orden als erſte Burg die Ordensburg Thorn anleg Nach dem Vor ſchlag des Königsberger Ober ermeiſters ſoll die Feier in Königsberg und Marienburg ſtatt finden. Millionendeſizit der Frankfurt a. M., 19 5 der Stadt Frankfurt erfordert gegenüber den Voranſchlag für 1926 10½ Millionen Mar Mehrausgaben. die zum aller größten Tei rund 7½ Millionen Mark, durch verſtärkte Anforderungen der Wahlfahrtspflege entſtan den ſind. Dieſen Ausgaben ſtehen nur„65 Millionen Mark Mehreinnahmen Eine große Oſtbur D 178 Der 10 er 1 ö 1 Eiſenbahnkataſtrophe in England. London, 19. Nov. Schnellzug vor Birmingham nach Pork iſt bei Rotherdam min einem Güterzug zuſammengeſtoßen 9 Perſonen wurden getötet und etwa 40, da von eine große Anzahl ſchwer verletzt. Der ** Nutounfall in Speyer. Speyer, 19. Nov. Der geſtrige Autounfall ö in der Haſenpfuhlſtraße, dem das Zjährige Töchterchen des Schiffers Adam H auck zum Opfer fiel, ſcheint auf das Ungeſchick des Führers des franzöſiſchen Laſtwagens zurück zuführen ſein, der bei einer Wendung mit dem Auto auf den Bürgerſteig Frankfurt. Der Hau Stadt Nov. und in eine ſpielende Kindergruppe hineinfuhr. Die Un terſuchung liegt in den Händen der deutſchen und franzöſiſchen Polizei.— Zu dem Unglück wird noch gemeldet: Bei Auflöſung des fran⸗ zöſiſchen Autoparkes hatte der Franzoſe Rein in Speyer ein Auto von den Franzoſen, ge⸗ kauft. Das Auto war damit alſo in ſeinen Privatbeſitz übergegangen. Reins unterließ es aber, das militäriſche Fahrzeichen von dem Laſtwagen zu beſeitigen. Zudem wurde feſt +„if. e 20 geſtellt, daß der franzöſiſche Soldat, der den Ein Zwischenfall e Wagen lenkte, des Fahrens nicht in genügen— zin Iwiſchenfall be ; 2 2282 2. dem Maße kundig war. Es liegt ſomit nicht ö Reichspräfidentenbeſuch in Dresden f gegenüber. Nach Verwendung einer Reſerve von 900 000 Mark blieben noch 3.95 Millionen W Zu decken. Die Erhebung einer Nachumlage ſoll 7 r N 1 1 1 1 31% dadurch vermieden werden, daß das auf 2 2 bis 3 Millionen Mark geſchätzte Mehrauftom— men aus der Gewerbeſteuer 1925 zur Deckung dieſes Fehlbetrages gewendet werden ſollen N nur eine fahrlöſſige Tötung vor. ſonder es iſt Dresden, 19. Nov. Ein Zwi⸗ auch verwunderlich, daß die franzöſiſche Ve⸗ iſche FH. reignete ſich auf des hörde nach Verkauf des Wagens keine Kon⸗ enfal 1 05 1 Dune Pie 5 1 27 nz 3 3 pröſi 1 rcd N trolle ausübte, ob das militäriſche Zeichen fer ein bot 9 junger Mann eingezogen worden war oder nicht, und daß pat 9 5 1 0 be 1 des Reichs⸗ es möglich war, daß franzöſiſche Soldaten auf das Trittbrett des Wagens, . ii ver is 0 Lagen! präſidenten f Aer 1 auf ſolchen Wag ſprach den Reichspräſidenten an und verſuchte, als Führer. ihm ein Schreiben zu überreichen. Polizeibe— Die Genfer Weltwirtſchafts⸗ ö holangloſer der Fahrt Königsbrücker— amte zogen den Mann ſofort vom Auto konferenz. herunter, brachten ihn in ein nahegelegene? Haus und durchſuchten ihn nach Wafſen. Es hurde jedoch nichts Verdächtiges bei ihm vor⸗ Berlin, 19. Nov. Nach einer Genfer Drahtung der„Voſſiſchen Zeitung“ verbreitete ſich in Völ⸗ kerbundskreiſen geſtern abend das Gerücht, daf gefunden. Man fand nichts weiter als ein Buch. Der Nerhaftete machte den Eindruck einzelne einßußreiche Mitalieder des Komitees eines Geiſteskranken, der anſcheinend ein Bitt⸗ a 1 g* 2 geſuch an Hindenbura ahaoehon wollte. EA iſt ein fellenloſen Keuner, der geſtern erſt aus der Heil- und Pflegeanſtalt entlaſſen worden iſt. Die Kommuniſten verſuchten eine Gegen⸗ kundgebung gegen den Reichspräſidenten) doch wurde ihr Zug von der Polizei nicht durchgelaſſen. 1 5 Ausland. Die aßerſchteſiſche Ma znerteilung. Nach einer vorläuſigen bisher von den Deutſchen Gomeinde vertretungen er— Nattowitz. 19. Noy. Zuſammenſtellung ſind 335 Mandate in den rungen worden, während alle polniſchen Parteien zuſammen nur 265 Maudate erobern konnten. Der Faszismus in Italien. Wie der„Frank beginnt Frankfurt a. M., 19. Nov fuürter Zeitung“ berichtet wird, italieniſche Unterrichtsminiſter die nie ziſtiſchen Lehrer aus den höheren und 2 ſchulen zu entlaſſen. 10 Profeſſoren und eint Reihe Lehrer wurden bereits abgeſetzt. Die Oppoſitionsführer bleiben im Aint. Die ruſſi⸗ Moskau. 19. Nov. Führer der ſchen Oppoſition ſollen, wie verlautet, wieder in den Staatsdienſt auf werden. Trotzki bleibt, wie bisher, Vorſitzender des Hauptkonzeſſionskomitees und Mitglied des Volkswirtſchaftsrates. Der ehemalige Polks⸗ kommiſſar für Finanzen, Zokolniko w, geht als Handelsvertreter nach Paris. Pia⸗ takow wird als Vorſitzender der ſowjie: ſtiſchen Handelsgeſellſchaft in Amerika,„Am⸗ torg“, nach Newyork entſandt. Die Kandida⸗ tur Kamenjews als Botſchafter in To⸗ kio bleibt aufrecht erhalten. Aus Nah und Fern. Frankenthal, 18. Nov.(Wiederverhaftung.) Auf die Beſchwerde der Staatsanwaltſchaft Frankenthal das Oberſte Landesgericht Aufhebung des Haftentlaſſungsbe⸗ gen Landgerichts die neuer⸗ liche Verhaftung des Landesproduktenhänd⸗ lers Julius Maver und deſſen Prokuriſtem Auauſt Wenz angeordnet. Einlieferung in das bieſige Gefängnis erfolgte im Laufe des geſtrigen Tages. Wenz iſt in Jettenbach verhaftet worden. Neuſtadt a. unter ſchluſſes des hie Die H., 18. Nov.(Aus der Fremdenlegion ückgekehrt.) Vor einigem Tagen iſt in Haard ch fünfjähriger Ab⸗ weſenheit der 1 in die Fremdenlegion ein⸗ getretene Fritz Müller nach Hauſe zurückge— kehrt. Auf der Suche nach Arbeit war er im Saarbrücken Legionswerbern in die Hände gefallen. Altheim, 18. Nov.(Brände.) Heute nachk Uhr brach in zwei zuſammengebautem cheunen Feuer aus. In kurzer Zeit griff das raſende Element u. a. auch auf die gegen- überliegende Gebäude über, ſodaß gegen 7 11 Seunen und drei Wohnhäuſer im Schutt und Aſche lagen. Das Vieh konnte mit von einigen Schweinen geret⸗ tet werden. Die Urſache des Brandes iſt noch nicht aufgeklärt, doch ſprechen alle Anzeichen für Brandſtiftung. Dienstag abend wurden in Muagental vier Scheunen und vier 0 2 Ausnahme Am Stallungen in Schutt und Aſche gelegt. Landſtuhl, 18. Nov.(Schadeufeuer.) Geſtern abend entſta ſtraße ein S peicherbrand, dem das Dach und die Stroh- und Holzvorräte zum Opfer fielen. Sückingen, 18. Nov.(Rätſelhafter Skelettfund.) Bei Grabarbeiten am Tanzenplatz für die Auf⸗ ſtellung eines Hochmaſtes, wurden in einer Mift⸗ grube eingebettet drei Skelette gefunden. Zwei! davon ſind weiblichen Geſchlechtes. Wie die Kör⸗ per in die Miſtgrube hineingekommen ſind, iſt⸗ ein Rätſel. Ungſtadt, 18. Nov.(Ein braver Sohn.) Vor etwa drei Wochen verbrannte ſich, wie ſeinerzeit, berichtet, die Ehefrau des Schneidermeiſters Plet— ſcher hier durch eine Erploſion einer Benzinkanne beim Feueranmachen ſchwer an Bruſt und Armen. Um die Frau wiederherſtellen zu können, wurde die Uebertragung von Menſchenhaut notwendig. Der 16jährige Sohn der verunglückten Frau ſtellte ſich hierfür zur Verfügung. Die Operation ver⸗ lief zufriedenſtellend. Haßloch, 18. Nov.(Selbſtmord durch Ver⸗ giftung.) Vergiftet hat ſich in vergangener Nacht der hieſige, im 50. Lebensjahr ſtehende Arbeiter Karl Marneth. Marneth lebte ge— trennt von ſeiner Frau. Goch, 18. Nov. Auf Anordnung der Staatsanwaltſchaft Cleve ſind der erſte Bei⸗ geordnete der Stadt Goch Gieben, der Ver⸗ treter des Bürgermeiſters und der Stadtrent⸗ meiſter Kleinofen von der Stadtkaſſe Goch wegen Verdunkelungsgefahr in Polizeige⸗ wabrſam genommen worden. Es ſoll ſich um neu aufgebeckte Unterſchlagungen in der Er⸗ werbsloſenfürſorge in Höhe von rund 200 000 Mark handeln, die beſonders in der Zeit be⸗ gangen worden ſind, als der Bürgermeiſter während des paſſiven Widerſtandes ausge⸗ wieſen war. Siegen, 18. Nov.(Einſturz eines Kirchtur⸗ mes.) Der vor noch nicht langer Zeit neu errichtete etwa 12 Meter hohe Turm der evan⸗ geliſchen Kirche im benachbarten Ort Eiſerfeld iſt eingeſtürtzt. Da man bereits vorher ein bedenkliches Schwanken des Turmes bemerkt hatte, hatte man rechtzeitig für eine Abſper⸗ rung des Gotteshauſes ſorgen können, ſodaß Menſchenleben glücklicherweiſe bei dem Unfall nid! zu Schaden kamen. Zabern, 18. Nov.(Dammbruch.) In der Nacht von Samstag auf Sonntag brach hin⸗ jer Stambach der Damm des Rhein-Rhone⸗ Nanals und das Waſſer ergoß ſich in die den Kanal entlang laufende Zorn. Durch den plötzlichen Waſſerandrang wurde ziemlicher Schaden angerichtet. Auch die Schiffahrt iſt unterbrochen. Heppenheim(Bergſtr.), 16. Nov.(Verſchiede⸗ ines.) Der geſtrige Martinimarkt hier war ſowohl von Schau- und Verkaufsbuden als auch von Käufern ſehr ſchlecht beſucht. Dahingegen war Weißkraut in Maſſe aus dem Ried ange— fahren. Morgens ſorderte man 3 Mark pro Zent- ner. Gegen Abend wurde es aber für 1.50 Mark zabgegeben. Und ſelbſt zu dieſem billigen Preis fanden ſich nicht Käufer genug, ſodaß manche mit, vollen Wagen den Heimweg wieder autreten mußten. Dieſer Umſtand iſt wohl dadurch verur— ſſacht, daß dieſes Jahr auch hier viel Weißkraut gewachſen iſt.— Wirtſchafts verkauf. Die ehemalige Gaſtwirtſchaft„Zur Bergſtraße“ in der Ludwigsſtraße ging um 15000 Mark in denn Beſitz des Frz. Mai dahier über. In dieſer Wir ſchaft ſanden vor dem Kriege hauptſächlich Durch-; ſreiſende, Handwerksburſchen u. dal. Nachtquar⸗ tier, was zurzeit derartige Leute auf dem Rat- Haus ſuchen müſſen. Dieſen wird nun auch wie⸗ der geholfen werden. ö ü Clauſen, 19. Nov.(Ungetreuer Bürger⸗ meiſter.) Bei der hieſigen Erwerbsloſenzahl- ſtelle wurden Unregelmäßigkeiten feſtgeſtellt. U. a. ſollen die Zahlliſten nicht ſtimmen. Ueber eine größere Geldſumme fehlt jeglicher Nachweis. Im Zuſammenhang damit wurde letzt der verheiratete 30 Jahre alte Bürger— meiſter Johann Schäfer durch die Gendar— merie verhaftet und in das Unterſuchungs— gefängnis in Pirmaſens eingeliefert. Limburg g. Lahn, 20. Nov.(Expreſſer⸗ briefe.) Dieſer Tage wurde ein hieſiges Ehe— paar unter dem Verdacht feſtgenommen, zahl— reiche anonyme Drohbriefe an führende Wer— rönlichkeiten verſandt zu haben. In den Brie— fen wurden die Empfänger aufgefordert, 500 is 800 Mark an einer beſtimmten Stelle zu deponieren, andernfalls ihr Leben verwirkt ſei. Carlsberg, 19. Nov.(Schüſſe in der Nacht.) Auf das Anweſen des Philipp Röſſel, das bereits am 30. Oktober und 3. November das Ziel mehrerer Schüſſe im Dunkel der Nacht geweſen iſt, wurden am Montag abend wiederum ſechs Schüſſe abgegeben. Die Un— terſuchung der dunklen Angelegenheit iſt noch im Gange. Die neuen Vorfälle laſſen die Tä⸗ terſchaft des bisher verhafteten Metzgers Scheib aus Ramſen wiederum als zweifelhaft erſcheinen. Paris, 19. Nov. In einer Kohleugrube bei Lille wurden geſtern durch eine Exploſion drei Bergleute getötet. Roman von „Hallo!— Was gibt's!?“ Bing war einem kurzen, ſcharfen Gebell in die Höhe geſah ren und ſtarrte, halb mißbilligend, halb geſpannt zur Tür. Gleich darauf klopfte es, und Mrs. Jefferſon, Halls alte Wirtſchafterin, ſchob bedäch⸗ ö tig ihre weiße Schürze nebſt ihrer ganzen um— fangreichen Perſönlichkeit ins Zimmer. „Bitte um Verzeihung, Miſter Hall, ein Herr wünſcht Sie zu ſprechen.“ „Er ſoll zum— ſonſt wohin gehen! verreiſt.“ „Aber er machte es ſehr dringend. Es iſt ein ſehr feiner Herr, ſein Auto hält vor der Tür. Ein ſehr feines Auto. Hier iſt ſeine Karte.“ Und Mrs. Jefferſon hielt ſehr unzeremoniell ihrem Herrn eine Viſitenkarte unter die Naſe. Fred Hall warf einen flüchtigen Blick darauf und machte ein gelangweiltes Geſicht.„Lord Inverley! Aha, ich kann mir ſchon denken! Er war der Verlobte der ermordeten Lady Chelten ham.— Nun Bing, was ſollen wir tun? Du machſt ein ſehr neugieriges Geſicht und ſcheinſt Luſt zu haben, die Bekanntſchaft dieſes hochgebo— renen Herrn zu machen. Hat auch nur zwei Beine und wahrſcheinlich nicht viel Grütze im Kopf. Wir wollen unſere Ruhe haben. Schicken Sie ihn weg, meine Gute.“ Mrs. Jefferſon ſchob ſich hinaus, kam aber nach kurzer klärte:„Er will nicht!“ „Himmliſche Güte! Ich bin bedächtig zur Tür Zeit zurüd und er— Was will er nicht?“ Er will nicht gehen. Ich habe ihm geſagt, Sie ſind verreiſt. Da hatte er nur geſagt, dann müßte ich mich mit Ihnen nicht ſo lange unter— halten, wenn Sie verreiſt ſind. Dann hat er ge— ſagt. Bing hätte gebellt. Und Bing kennt jeder in ganz London. Und er will nicht gehen, ehe er Sie geſprochen hat, und er will warten, bis Sie von Ihrer Reiſe zurück ſind, hat er geſagt.“ „O, Mrs. Jefferſon, Perle aller Haushälterin⸗— nen, Sie kochen ausgezeichnet, aber zum Anmel⸗ den tauchen Sie nicht. Warum iſt James, der Schlingel, noch nicht zurück? Er verſteht es beſ⸗ ſer, mir die Leute vom Halſe zu halten. Nun, ich ergebe mich in mein Schickſal. Führen Sie Lord Inverley herein.“ „Es iſt ein ſehr feiner Herr“, bemerkte Mrs. Jefferſon tröflend im Hin auage hen. mit, — 9— Am Sonntag, den 17. Oktober fand in der Pe⸗ terskirche in Rom die feierliche Seligſprechung von nicht weniger als 191 Marthyrern ſtatt, die während der franzöſiſchen Revolution ihr Blut für den katholiſchen Glauben vergoſſen haben. Un⸗ ter der Zahl der Seligen befindet ſich der Erzbi⸗ ſchof Jean⸗Marie de Lau, Biſchof Franz Joſef de la Rochefoucauld von Beauvais und Biſchof Pierre-Louis de la Rochefoucauld von Saintes. Es iſt dies der erſte Fall, da ſo vielen Glaubens⸗ bekennern gemeinſam die Ehre der Altäre erwie⸗ ſen wird. Unter den zahlreichen franzöſiſchen Pil⸗ gern, die zur Seligſprechung nach Rom geeilt wa⸗ ren, befanden ſich mehr als 200 Verwandte der neuen Seligen, unter ihnen der Herzog und die Herzogin von Rochefoucauld, die Gräfin Lau u. a. Das univerſale Königtum Chriſti hat kürzlich die belgiſche Stadt Gent, dem Beiſpiel von Brügge folgend, dadurch anerkannt, daß ſie durch die geiſtliche und weltliche Behörde dem heiligſten Herzen Jeſu, deſſen Standbild auf dem Markt⸗ platz errichtet wurde, ſich weihte. Vom 21. bis 26. Oktober fand in Toledo der nationale Euchariſtiſche Kongreß Spaniens ſtatt, die größte religiöſe Kundgebung, die Spanien in der Neuzeit erlebt hat. Am zweiten Tag wurde eine feierliche Pontifikalmeſſe in dem einheimiſchen mozarabiſchen Ritus gefeiert, den Kardinal Kime— nes nach dem Eindringen der römiſchen Liturgie mit päpſtlicher Erlaubnis für eine einzige von ihm bei der Kathedrale von Toledo geſtiftete Ka⸗ pelle erneuert hat. An der Schlußprozeſſion be— keiligten ſich die vier ſpaniſchen Kardinäle, der Infant Fernando als Vertreter des Königs, der päpſtliche Nuntius, drei Miniſter, faft der geſamte ſpaniſche Epiſkopat, die Stadtverwaltungen von Madrid, Toledo und Salamanca ſowie eine Volksmenge von 60 000 Perſonen. Der in unſerem Vaterlande ſo ſegensreich wir— kende Bonifatius verein brachte im Jahre 4925 die Summe von 2946 871 Mark auf, 26 Pro⸗ zent mehr als im Jahre zuvor. Dieſer Fortſchritt rührt in erſter Linie her von den katholiſchen Volksſchulkindern, die mit ihren Lehrperſonen, 491.632 Mark für die Diaſporaſchulen, und von benden Mitbrüder von ihrem Gehalt durch frei— willige Abzüge 449998 Mark für die Ausgleichs- kaſſe aufbrachten. Wie ungenügend dieſe an ſich ſtattliche Summe noch immer iſt für die Beſtrei— tung der wichtigſten Aufgaben in dem gewaltigen Diaſporagebiet, zeigt ſchon die Tatſache, daß der diesjährigen Generalverſammlung nicht weniger als 155 Kirchen, 109 Pfarrhäuſer, 115 neue Seel⸗ ſorgsſtationen, 26 Schulen und 22 Anſtalten ge— meldet wurden. Einen großen Teil der Ausga— ben beanſprucht die Beſoldung von 130 Lehrper⸗ ſonen an den katholiſchen Privatſchulen und 500 Diaſporaprieſtern, die ganz oder zum größten Teil vom Bonifatiusverein beſoldet werden müſſen. Eine andere zum Nachdenken ſtimmende Sta— tiſtit brachte vor kurzem das„Klerusblatt“ über die Zahl der katholiſchen Prleſter. Auf der geſamten Erde, die 1700 Millionen Einwoh— mer hat, befinden ſich 312 000 katholiſche Prieſter. Davon entfallen 200 324 Prieſter auf die Seelſorge in Europa. Es bleiben alſo nur rund 140 000 Prieſter für die Seelſorge in den übrigen Erdtei— len. In Afrika kommt ein Prieſter auf 400 Ka tholiken und 82000 Heiden, in Ozeanien ein Prie— ſter auf 300 Katholiken und 11000 Heiden, in Ja⸗ pan ein Prieſter auf 880 Katholiken und 220000 Heiden, in China ein Prieſter auf 860 Katholiken und 100 000 Heiden. Die Statiſtik beweiſt die Wahrheit des Wortes der heiligen Schrift:„Der Weinberg iſt groß, aber der Arbeiter ſind nur wenige.“ Es iſt eine betrübende Tatſache, die noch kürzlich Kardinal Faulhaber bei der Einweihung der Kobinianskirche in München deutlich ausge— Thea Malten. Eine weinute ſpater ſtand Lord Inverley dem Detektiy gegenüber. „Ich muß um Entſchuldigung bitten“, ſagte Fred Hall und bot dem Beſucher mit einer leich— ten Handbewegung Platz au.„Mein Diener iſt ausgegangen und meine Haushälterin iſt ein wenig ungeſchickt. Sie werden begreifen, Lord . daß man zuweilen etwas ruhebedürftig * „Es iſt an mir, Sie um Verzeihung zu bit— ten, daß ich Sie zu ſo ungelegener Zeit ſtöre“, entgegnete der junge Lord höflich.„Auf jeden Fall bin ich Ihnen ſehr dankbar, daß Sie ſe raſch von Ihrer Reiſe zurückgekehrt ſind, Miſter Hall. Sie werden ſich denken können, weshalb ich zu Ihnen komme.“ ö„Ganz Engtand ſpricht von dem ſchrecklichen Freignis, das Sie ſo nahe angeht. Mylord.“ Lord Inverley legte einen Augenblick die Hand vor die Augen, eine ſchmale, nervige Ari— ſtokratenhand. Dann wandte er dem Detektix wieder ſein ruhiges, beherrſchtes Geſicht zu. „Ich bin bereit, jeden Preis zu zahlen“, ſagte er feſt,„ich bin bereit, mein eigenes Leben da— tum zu geben, um den Schuldigen zu ermitteln. Kein Opfer könnte mir zu groß ſemn. Ich komme zu Ihnen, denn in ganz England ſind Sie der Mann. der das furchtbare Rätſel ſöſen wird. Ge⸗ währen Sie mir Ihre Hilſe, Miſter Hall, ich bitte Sie darum.“. Einen engliſchen Lord läßt man nicht gern umſonſt bitten, und mit einem kleinen Seuſz“ der Reſignation ſah Hall ſeine ſchönen Ferien⸗ pläne in der Ferne verſchwinden.„Du ſiehſt, es ſoll nicht ſein, Bing“, ſagte er betrübt zu dem (kleinen Hund. der der Unterredung der beiden Herren mit Aufmerſſamkeit gefolgt war und für den Beſucher ein wohlwollendes Intereſſe an den Tag legte. Dann, zu Lord Inverley ge⸗ wandt:„Ich ſtehe zu Ihren Dienſten, Mylord, und bitte Sie, mir alles mitzuteilen, was Ihnen N 125 den für Sie ſo ſchmerzlichen Fall bekannt 1 Lord Inverley folgte der Aufforderung und erzählte der Reihe nach, was er ſelbſt wußte und vermutete, und was die Nachſorſchungen der den Geiſtlichen, die zur Unterſtützung ihrer dar Aus der katholiſchen Welt. Von Dr. Kozelka.“ 19 80 ſprochen hat, vaß auch unſere deutſchen Dibzeſen unter Prieſtermangel leiden und daß insbeſondere die ländlichen Gebiete, die bisher den größten Prozentſatz der Theologen ſtellten, durch den Krieg fund die Inflation vom Geiſte des Mammonismus ſowie dem Geiſt des Vergnügens und der moder⸗ nen Sittlichteit angeſteckt ſind, ſo daß weniger Jünglinge als bisher bereit ſind, die Opfer zu übernehmen, die der geiſtliche Beruf erfordert. „Bittet alſo den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in ſeinen Weinberg ſende.“ In Japan läßt die Regierung zur Zeit einen; Geſetzentwurf ausarbeiten, auf Grund deſſen dien chriſtlichen Religionen den anerkannten Staats⸗ religionen, dem Buddhismus und Shintoismus, gleichgeſtellt werden und dieſelben Vorrechte wie dieſe genießen ſollen. Wenn der Geſetzesantragf angenommen wird, werden die Güter der chriſt⸗ lichen Religionen unantaſtbar und frei Steuern ſein. Japan zählt unter 48 Millionen Shintoiſten 250 000 Chriſten, darunter 150 000 Katholiken.— Ein katholiſcher Miſſionar, Pater Flanjac, Pfarrer an der Kathedrale von Seki— guchi, wurde von der Radio-Geſellſchaft von To⸗ lio eingeladen, einen Vortrag am Sendeapparat zu halten. Der Vortrag wandte ſich an die japa⸗ niſche Jugend und erklärte die Grundbegriffe der ben Lehre als des einzig wahren Glau- ens. ö Das ſeitherige deutſche Benediktinerpriorat au der Dormitio auf dem Sion in Jeruſale mj wurde durch päpſtliches Breve zur Abtei erhoben.) Der neue Abt, der erſte deutſche kirchliche Wür⸗ denträger in Paläſtina, Pater Maurus Kaufmann, war bisher Prior der Dormitio. Am 31. Oktober erhielt er durch den lateiniſchen Patriarchen Mſgr. Barlaſſina die Abtsweihe.— Der deutſche Verein vom heiligen Land wird demnächſt ein ihm gehö⸗ rendes neben dem Paulushoſpiz gelegenes Haus ausbauen, um zunächſt Mitgliedern des archäolo⸗ giſchen Inſtituts der Görresgeſellſchaft, die ſich zu Studienzwecken in der heiligen Stadt aufhalten, Unterkunft zu bieten. Ein ſehr ehrenvolles Zeugnis erteilt den ka⸗ tholiſchen Miſſionaren in der Südſee der pro⸗ teſtantiſche ehemalige Gouverneur von Samoa, Dr. Erich Schultz⸗Ewerth, in ſeinen unlängſt er⸗ ſchienenen„Erinnerungen an Samoa“. Er ſchreibt wörtlich:„An Selbſtüberwindung und tätiger Nächſtenliebe ſteht der katholiſche Miſſionar voran. Die Pflege der Leprakranken liegt in der ganzen. Südſee ausſchließlich in den Händen der katho— liſchen Miſſion, weil ſich keine andere dazu bereit findet.“ Am Sonntag, 7. November hielten die Katho— liken in Berlin eine impoſante Proteſtkund— gebung gegen die geplante Errichtung eines Frei⸗ bades von der Michaeliskirche ab. Dr. Sonnen— ſchein ſtellte in ſeinem Referat die Parole voran: „Baut Volksbäder, aber baut ſie nicht vor die Kirchen.“ Es müſſe, führte er in ſeinem Vortrag aus, das letzte Mal ſein, daß man ſage:„Es ſind ja nur Katholiken.“ Die Proteſtkundgebung hat übrigens die gewünſchte Wirkung gehabt; der Plau, vor der Michaeliskirche ein Freibad zu er— richten, iſt endgültig fallen gelaſſen worden, zumal auch der preußiſche Miniſterpräſident und der Mi- niſter des Innern die ſchwerwiegendſten Bedenken gegen ihn äußerten. Noch eine andere Beleidigung der deutſchen Katholiken hat ihre Sühne gefunden. Der Schrift- ſteller Huppertz, der gegen den verſtorbenen Kar— dinal Hartmann ſowie gege nͤKardinal Faulha— ber die unerhörteſten Verleumdungen geſchleudert hat, und der in erſter Inſtanz vom Gerichtshof in Hamburg unter einer für das ganze katholiſche Deutſchland beleidigenden Bearünduna freigeſpro— Hall hörte ihm das Geſicht ver Bing hörte auch Polizei bis jetzt ergeben hatten. zu, ohne ihn zu unterbrechen, ſchloſſen wie eine Auſternſchale. zu. „Nehmen Sie an, daß dieſer Dick Nettelſhip der Täter iſt?“ fragte er, als der Lord geendet hatte. „Ich finde, es liegen genügend Gründe vor, das anzunehmen. Der Mann hatte einen Raub— mord geplant und wurde geſtört.“ „Die Polizei iſt ihm auf der Spur?“ „Wäre das der Fall, ſo würde ich Sie nicht mehr beläſtigen. Der Mann iſt ſpurlos ver ſchwunden.“ „Hm.“ Der Detektiv überlegte einen Augen blick. Dann fragte er:„Wann geht der nächſte Zug nach Cheltenham?“ „Die Bahnſtation iſt Great-Glenham. Jetzt iſt es gerade fünf Uhr vorbei. Der nächſte Zug geht 6 Uhr 10. Ich werde telephonieren, daß man ein Auto an die Station ſchickt.— Sie er— lauben?!“ Hall hielt die Hand des jungen Lords ſeſt, die nach dem Hörer des Apparates griff, der auf dem Schreibtiſch ſtand.„Nichts da“, ſagte er gutmütig.„Ich bin bereit, die Sache zu überneh— men, nur müſſen Sie ſo gütig ſein, mir die Führung zu überlaſſen. Wie lange geht man von Great⸗Glanham nach Cheltenham?“ „Nun— über Purley zwei gute Stunden. Und das iſt der nächſte Weg.“ „Purley iſt das Nachbardorf, nicht wahr? Und im Walde zwiſchen Purley und Cheltenham geſchah die Tat?“ Lord Inverley nickte.„Und im Great-Glan— ham iſt der Mann mit dem blauen Rade zuletzt geſehen worden, nicht war? Nun, das paßt ja alles ausgezeichnet. Ich fahre mit dem 6 Uhr 10 Zug von Victoria-Station. Sie werden die Güte haben, Mylord, mit einem anderen Zuge zu fahren und keine Notiz von mir zu nehmen, wenn Sie mich irgendwo rreffen ſollten.“ „Aber ich bekomme Nachricht von Ihnen, Mi⸗ ſter Hall?“ „Gewiß. Sobald ich etwas zu ſagen habe, werde ich es ſagen. Wollen Sie mich jetzt freund⸗ lichſt entſchuldigen? Ich habe einige kleine Vor⸗ bereitungen zu treffen, und die Zeit iſt knapp.“ Lord Inverley erhob ſich und reichte Fred Hall die Hand, die er kräftig drückte.„Ich ver⸗ traue Ihnen, Miſter Hall,“ ſagte er nur,„auf Wiederſehen.“ Bing begleitet in Geſellſchaft ſeines Herrn den Gaſt höflich zur Tür und ließ ſich darnach anvertrauen, daß„dieſer Inverley ein verdammt hbübſcher Junge ſei. der ſogar etmas Verſtand im von 5 ö chen worden war, it nunmeyr von der Reviſſon inſtanz noch über den Antrag des Staatsanwalte 4 mit 6 Monaten Gefängnis beſtraft won. n Die Tſchechoſlowakef ſtrebt nach den Lorbeeren der Kulturkämpfer. Vor kurzem wur, der Guardian der Franziskaner in Kremnice he ter Otto Orlopſty, der in Bad Stubyng auch eiu Schüler der Präparandie Beicht gehört hatte, von dieſem bei der Staatsanwaltſchaft angezeigt unter der Beſchuldigung, die durch ihre Beleſſſ gung bei den wüſten Husfeiern in ihrer Katholl⸗ kenfeindlichkeit hinreichend gekennzeichneten Soll. vereine(Turnvereine) als katholikenfeindlich he zeichnet zu haben. Unter Mißachtung des Beſcht geheimniſſes, das in der Geſchichte der Rechlſprz, chung noch immer anerkannt wurde. verurteik das Gericht den Pater auf die Ausſage des Schi lers zu neun Tagen Gefängnis. N Das neue tſchechoſlowakiſche Beſoldungsgeſeh iſt geradezu eine Verhöhnung des Prieſterſtandez den man in die vierte, die unterſte Beſoldungz Haſſe, geſetzt hat, in der ſich die Beamten befin⸗ den, die nur die Volksſchule beſucht haben. Ein Prieſter bekommt monatlich 400 tſchechiſche gro nen, d. h. 48 Goldmark, der Amtsdiener des He zirksvorſtandes hingegen 1800 Kronen oder 20 Goldmark, der Gendarm 2500 Kronen oder 30 Goldmark. Sehr eifrig betätigt ſich die tſchechoſlowakiſchſ Regierung in ſogenannter„Bodenreform“, inden ſie den kirchlichen Grundbeſitz„enteignet“. Die ſtaatlichen Verwalter des ehemals kirchlichen Grundbeſitzes ſchwimmen in hohen Gehältern, während Geiſtliche und Prälaten in abgeſchabten Kleidern gehen. Der weitaus größte Teil der be— ſchlagnahmten Kirchengüter iſt vom Staat an Ju⸗ den verpachtet worden. So ſieht die„Boden— reform“ aus, die angeblich dem Volk zu gutz kommen ſoll. Vermiſchtes. Ein Wahltandidat der Junggeſellen. Langenelz, 18. Nov. wahl haben die hieſigen ledigen Burſchen eine eigene Liſte aufgeſtellt und einen ihrer Mandaten als Gemeinderat durchgebracht. Sie feierten an Montag ihren„Sieg“ durch einen Umzug. Der neue Mannheimer Hauptbahnhof. Mannheim, 19. Nov. Dem Oberbürgermei⸗ ſter der tadt Mannheim iſt von der Reichsbahn direktion Karlsruhe das Programm für die Er⸗ richtung des neuen Mannheimer Hauptbahnhoſez übergeben worden, um der Stadtverwaltung die Möglichkeit zur Prüfung der Frage zu geben, wie dieſer Entwurf ſtch in den Stadtbauplan fügt. Nach Mitteilungen in einer Ausſchuß ſitzung des Mannheimer Verkehrsvereins wind der Bahnhof ein Durchgangsbahnhof Nord-Z, Oſt⸗Weſt. Ferner iſt eine Höherlegung an Ot und Stelle um 4,80 Meter vorgeſehen. Blühender Birnbaum. Neuſtadt a. d. Hdt., 19. Nov. Im Garten del Bäckermeiſters Mattern hinter dem Schlachthau ſteht ein Birnbaum in voller Blüte. Der Chriſtbaumhandel ſetzt wieder ein Mannheim, 19. Nov. Der Chriſtbaumhan del hat begonnen. Gegenwärtia ſind berein die Händler auf der Suche nach Chriſtbäu— men. In den Waldungen des Taunus, de Weſterwaldes und des Odenwaldes, wurden bereits größere Poſten abgeſchloſſen. Meter hohe Bäume werden 2 Mark, bis 3 Meter große 1,20 Mk., für 1— 80 Pfg., und für ſolche, die bis zu Höhe haben 50 Pfg. pro Stück an Ort un Stelle bezahlt. Natürlich verteuert der Trans port uſw. die Bäume recht beträchtlich. „ut 3 über! Meter Melet 2 1 Mete Kopfe habe, was man von den fſonſtigen— Darauf folgte ein unverſtändliche, aber ohe Zweifel reſpektloſes Gemurmel, die übrige et— lauchte engliſche Ariſtokratie betreffend. Gleich darauf wurde Mrs. Jefferſon in Be— wegung geſetzt, der noch immer fehlende James mit ein vaar frommen Münſchen bedacht, und Fred Hall verſchwand in ſeinem Ankleidezimme 3. Ein flinker Herr, der ſeinem Aeußeren nah zur Klaſſe der Handelsreiſenden gehörte, ſtieſ u Great-Glanham aus dem Abendzuge, begleitet von einem kleinen, ebenſo flinken Hunde. 6. ließ ſich von einem der Bahnhofsbeamten del Weg nach dem beſten Wirtshaus weiſen u ſchritt dann die bereits im herbſtlichen Dune liegende ſtattliche Straße entang, raſch, und dog ruhig, anſcheinend in ſeine Gedanken vertieft uu doch nichts und niemand auf ſemem Wege außel acht laſſend. In der großen Wirtsſtube waren um den nu den Stammtiſch noch die Honoratorien des Da fes verſammelt, behäbige Pächter mit dicken ga denen Uhrletten über den ſanft gerundeten d ſten. Hinter dem Schenktiſch thronte mafeſtauſ und umfangreich die Wirtin und verhandelte n dem neuen Gaſt um ein Nachtlogis. Sie waren bald einig, und der Fremde sech ſich an einen kleinen Tiſch unweit der Tale runde, beſtellte ſich Abendbrot und Bier un gab ſich mit Behagen der angenehmen Beſchug gung des Eſſens hin, nachdem der kleine Hin ſeinen Teil, und nicht den ſchlechteſten, bekomme hatte. a „Sie kommen aus London, Herr“, fragte det Wirt, der hemdärmelig und mit bleudend 198 ßer Schürze, das Wohl ſeiner Gäſte überwach und ſich wohl verpflichtet fühlte, den einsame Gaſt etwas zu unterhalten. „Heute abend aus London, jawohl, Herr Ml Mit dem 6 Uhr 10⸗Zug ab Victoria-Station. Bil aber noch ein bischen weiter her— Bradford 7 dürfte Ihnen bekannt ſein.“ „Na ob!“ Der Wirt ſetzte eine ſchlaue Mie. auf er wußte Beſcheid. Bei dem Wort„Bras ford“ hatte auch der Stammtiſch die Ohren e spitzt.„Ein Woll⸗Onkel!“ Das ging ſie alle. „Wollen hier Abſchlüſſe machen, was?“ 10 Wirt machte ein pfiffiges Geſicht.„Iſt aber 0 die richtige Zeit, Herr. Glaube auch, daß hie alle ihre Abnebmer für die Wolle ſchon baben. (Fortſetzung folgt). 0 Bei der Gemeinderats Wenn man mur eine kurze Wichs hat. München, 18. Nov. Vor 6 Jahren wollte der Schloſſer Georg Finkenzeller von Tegernſee in die franzöſiſche Fremdenlegion eintreten. Da er aber nur eine kurze Wichs beſaß. glaubte er nicht, daß er ſich in dieſem An- und Aufzug den Franzoſen vorſtellen könne. Er ſtahl daher einem Konditor eine lange Hoſe, ſuhr ins beſetzte Gebiet und ver— pflichtete ſich zu einer ſechsjährigen Dienſtzeit in der Fremdenlegion. Er diente ſeine ſechs Jahre ab und iſt nun wieder nach Deutſchland zurück— gekehrt. Wegen des Hoſendiebſtahls war ſeiner Zeit gegen ihn ein Steckbrief erlaſſen worden. gufgrund deſſen er jetzt verhaftet wurde. Das Schöffengericht München-Land verurteilte den An— geklagten zu 2 Monaten Gefängnis, abgebüßt durch die Unterſuchungshaft. Ein Schwebebahnprojekt auf den Unterberg Bad Reichenhall, 19. Nov. Das Schwebe— bahnvrojekt auf den Untersberg zu realiſieren bemüht man ſich auf öſterreichiſcher Seite. Die Sektion Salzburg des Deutſchen und Oeſter— reichiſchen Alpenvereins hat nunmehr gegen den beabſichtigten Bau einer ſolchen Bahn ſowohl beim Verkehrminiſterium als auch bei ber Salsburger Landesregierung entſchieden Proteſt eingelegt. Fahndung nach einem wertvollen Gemälde. München, 19. Nov. Nach einem wertvollen Gemäfde forſcht die Münchener Polizeidirek— tion. Es handelt ſich um eine Darſtellung des heiligen Franz von Paul, die in der Michae— is⸗Kirche in Genf geſtohlen wurde. Das von dem fpaniſchen Maler Joſe Ribera 1656 gemülte Bild zeigt den Heiligen mit grauem Pollbart und mit der Kapuzinermütze, wie er in einem Buche lieſt, in dem die Inſchrift Charitas zu ſehen iſt. Die Indienreiſe Oskar von Millers. München, 19. Nov., Einer Einladung des Norddeutſchen Lloyd folgend wird Exzellenz Oskar von Miller mit Gemahlin am 24. No- vember eine Reiſe nach britiſch und hollän⸗ diſch Indien antreten. Da gegenwärtig im Deutſchen Muſeum die Gruppen für das Bau— weſen eingerichtet werden, für die ſowohl die Wohnſtätten der Naturvölker wie auch die Paläſte und Tempel Indiens von großer Be- deutung ſind, iſt zu hoffen, daß dieſe Studien— teiſe für das Deutſche Muſeum von Nutzen ſein wird Münchener Preſſefeſt 1927. München, 18. Nov. den vergangenen Wie in Jahren ſoll auch im Karneval 1927 wieder ein; großes Preſſeſeſt veranſtaltet werden für das der. 17. Februar vorgeſchlagen iſt. Während in den letzten Jahren die Preſſeſeſte recht prunkvoll aus⸗ geſtattet waren, ſoll das nächſtjährige Preſſefeſt in einfacherem Rahmen gehalten werden, hauptſäch⸗ lich, um den Wohlfahrtseinrichtungen, zu deren Gunſten das Feſt abgehalten wird, einen größeren Reinertrag überweiſen zu können. Wie immer, wird das Feſt im Deutſchen Theater abgehalten werden. Ausbeutung des Berginsverfahrens durch England? London, 19. Nov. Die„Daily News“ melden, daß ein engliſches Syndikat, das aus mehreren großen Eiſen- und Benzolfirmen unter Beteiligung von Gruben angeblich heſteht, das Recht erworben habe, das Bergtetsverfahren in England auszu— beuten. Während in Deutſchland vor allem Braun— kohle verwendet werde, würde man in England in erſter Linie Kohlenſtaub und die ſchlechten Steinkohlenſorten verarbeiten. Die Hygienekommiſſion tagt in, Berlin. Berlin, 19. Nov. Die Hygienekommiſſion des Völkerbundes tritt zu ihrer erſten Tagung am 2. und 3. Dezember in Berlin zuſammen. An dieſer Konferenz werden teilnehmen außer einem Ver— treter Deutſchlands Mitglieder der Hygienekom— miſſion aus der Schweiz, aus England, Frankreich, Holland und Portugal. — Praltiſche Erfindung. Dagersheim, 18. Nov. Dem Spengler Adolf Jung von hier iſt es gelungen, einen, Lötapparat mit Vorwörmer und eine mit elektriſchem Antrieb verſehene Löteinrichtung und andere Vorrichtungen dazu herzuſtellen. Die Erfindung iſt zum Patent angemeldet. Der älteſte Mann Weſtfalens geſtorben. Gelſenkirchen. 18. Nov. Am heutigen Don- merstag iſt im Alter von 102 Jahren der älte— ſte Bürgermeiſter Weſtfalens Markius Elias geſtorben. Elias war am 25. Mai 1824 in Lüdinabauſen bei Münſter i. W. geboren und war bis zu ſeiner letzten Stunde bei voller körperlicher und geiſtiger Rüſtiakeit. Eine Fälſchung von Erlauer Wein. München, 19. Nov. Eine Fälſchung von Erlauer Wein, der ſeit einiger Zeit in auf— fallend großen Mengen nach Deutſchland ver⸗ ſchickt wurde, iſt durch Vermittlung der Mün⸗ chener Weinkontrollſtelle in Erlau feſtgeſtellt worden. Es handelt ſich bei den Fälſchungen um Verſchnittweine verſchiedenſter Herkunft. Aus Heſſen. Guntersblum, 19. Nov.(Mäuſe und Raben.) Die feuchte Witterung, unterſtützt durch die in vie⸗ en Gemarkungen angewendeten Vertilgungsmit— tel, hat unter den Feldmäuſen ziemlich aufge⸗ räumt, ſodaß iheerſeits eine weitere Schädigung der Getreideäcker nicht mehr zu befürchten iſt. Da⸗ gegen richten die mit jedem Morgen aus den Wäl⸗ dern der Bergſtraße kommenden Raben an der Roggen- und Weizenſaat großen Schaden an, ſo daß vielerorts die Vertilgung dieſer gefräßigen Vögel durch Schießen oder Vergiftung während ds Winters vorgenommen werden ſoll. Aus dem Ried, 18. Nov.(Verſchiedenes.) Die Zuckerrübenernte geht ihrem Ende entgegen. Bei gegen das Vorjahr vergrößerter Anbaufläche wur— den ungefähr hundert Prozent mehr geerntet und den Zuckerrüben verarbeitenden Fabriken zuge— fahren. Biblis, 19. Nov.(Gemeinderatsſitzung.) Ju der Gemeinderatsſitzung am 16. Nov. abends halb 8 Uhr übernahm die Gemeinde für einige Baulu— ſtige die Bürgſchaft für Zwiſchenkredite von der Heſſ. Landeskreditbank für in 1926 begonnene Kleinwohnungsbauten. Darlehensgeſuche wurden zum Teil abgelehnt und zum Teil zurückgeſtellt, weil ſie gegen früher zum finanziellen Schutze der Gemeinde gefaßten Beſchlüſſe gingen. Einem Ge— ſuch um Kleinrente konnte nicht ſtattgegeben wer— den, weil die geſetzlichen Vorausſetzungen nicht vorhanden waren. Das Geſuch wurde an die Armenkommiſſion verwieſen. Die Verſteigerung der Korbweiden wurde wegen des geringen Ge botes nicht genehmigt. Die Verſteigerung wird nochmals ſtattfinden. Auf Geſuch der Bewohner der verlängerten Lindenſtraße wurde beſchloſſen, die Straßenlampe in der Mitte der Rheinſtraße billigkeitshalber an das weſtliche Ende der Straße zu verlegen. Zwecks unnötigen Stromverbrauchs ſoll der Lichtregulator auf dem Rathaus, der ſchon längere Zeit defekt iſt, repariert werden. Biblis, 19. Nov.(Silberne Hochzeit.) Am Sonntag begingen die Eheleute Eduard Hebling, Rottenmeiſter, und am Mittwoch die Eheleute Lo— renz Enghof das Feſt ihrer Silbernen Hochzeit. Beide Paare erfreuen ſich voller Geſundheit und glücklicher Eheverhältniſſe. Wir gratulieren von Herzen und wünſchen, daß Gott ihnen es ermög— licht, auch das Goldene Jubiläum feiern zu können. Erbach i. O., 18. Novy.(Die Spareinlagen) der hieſigen Bezirksſparkaſſe ſind nach einer Mit⸗ teilung des Zentralanzeigers jetzt wieder auf eine Million Mark geſtiegen, was mit Rückſicht darauf, daß mit der Inflation doch alles verſchwunden iſt, an die Sparfreudigkeit der Bevölkerung des hieſigen Kreiſes doch ein ſehr erfreuliches Licht wirft. Butzbach(Oberh.), 18. Noy.(Schadenſeuer.) In dem Nachbarorte Griedel eutſtand in der Nacht zum Montag ein großes Schadenfeuer, dem die gel zum Opfer eien. Das Feuer wurde erſt ge⸗ gen Mitternacht entdeckt, es konnte aber durch energiſches Eingreifen der hieſigen und einer aus⸗ wärtigen Feuerwehr auf ſeinen Herd beſchränkt werden. Bis jetzt iſt die Urſache noch nicht auſge⸗ klärt. Hersfeld, 18. Nov.(Vom Lullusbrunnen.) Nach einer neuen Zuſammenſtellung betrug der Verſand des Lullusbrunnens im Jahre 1925 übe⸗ 175 000 Flaſchen. Mit dieſer Zahl iſt bereits die Höchſtverſandziffer vor dem Kriege überſchritten. Der diesjährige Verſand beträgt, trotz der ſchlech⸗ ten Monate Mai und Juni bereits über eine Vier- telmillion. —— Zu teuer begraben. Weſtheim, 18. Nov. Der hieſige 53 Jahre alte Totengräber Gottfried Deſchlor grub ent— gegen den geſetzlichen Vorſchriften die Gräber meiſtens nur ein Meter tief, während eine Tiefe von 1,80 bis 2 Meter vorgeſchrieben iſt. Er wurde daraufhin ſeines Amtes enthoben. Nachträglich ſtellte ſich heraus, daß er die Taxe bei der Verrechnung eigenmächtig er— höht hatte und ſtatt 6 Mark 8 Mark für ein Grab verlangt hatte. Er hatte ſich deshalb wegen Betruges im wiederholten Falle vor dem Amtsgericht Germersheim zu verantwor- ten. Der günſtige Umſtanb, daß manche Ver— fehlung inzwiſchen verjährt iſt. und richterliche Milde ließen ihn mit einer Geldſtrafe wegen einfachen Betruges dovynkommen. ————— Lokale Nachrichten. * Viernheim, 22. November. * Das diesjährige Kirchweihefeſt iſt nun glücklich unter Dach und Fach gebracht. Der geſtrige Sonntag gab den Veranſtaltungen den Abſchluß. Die Wünſche, die wir bezüglich des Wetters hegten, erfüllten ſich leider nicht ganz. Dulch vorgehende Regengüſſe waren die Straßen aufgeweicht und grundlos. Nachmittags hielt ſich das Wetter, doch blieb es kalt, trübe, unfreundlich. Der Betrieb auf dem Meßplatze blieb daher in erträglichen Grenzen. Die Jugend nützte die Gelegenheit des„Herumkommens“ noch einmal tüchtig aus. In den Wirtſchaften war am Nachmittage der Verkehr durchweg mäßlg, am Abend ging das Geſchäft flotter. Man konnte ſich jedoch des Eindrucks nicht erwehren, daß viele„abgebrannt“ waren. Es iſt ja nun leider ſo, daß zum Feſtefeiern vor allen Dingen das nötige„nervus rerum“ gehört. Es wäre zu wünſchen, daß dle Verhältniſſe es endlich ein⸗ mal dem Menſchen wleder geſtatten, aller wirt⸗ ſchaftlichen Sorgen entledigt ein frohes Feſt zu feiern. Hoffentlich ſind bei der nächſten„Kerwe“ die Zeiten beſſer als heute. Soweit wir erfah⸗ ren konnten, verlief auch der letzte Tag ohne Zwiſchenfall. * Vom Tabakbau. Bekanntlich ging die Rentabiluät des Tabakbaues in den letzten Jahren hier derart zurück, daß an ſeine voll. ſtändige Aufgabe und den Uebergang zur Spar gelkultur gedacht wurde. Die als Gegenſtoß gegen dieſen Niedergang erfolgte Gründung eines Tabakbauvereins und die ſtrengſte Durchführung der von dieſem herausgegebenen Anbauvorſchriften nebſt Sortenänderung erwieſen ſich nunmehr als ein großer Erfolg. Dieſer Tage fand die amt. liche Verwlegung und der Verkauf des Tabaks ſtatt. Während im vorigen Jahre 28— 30 Mk für den Zentner bezahlt wurden, konnten in dieſem Jahre 70—75 Mk. und für Sandblatt ſogar 110—115 Mk. pro Zentner erzielt werden. Es Es kanu keinem Zweifel unterliegen, daß ledig⸗ 3 1— 4 22 5 Scheunen der Landwirte W. Haman und Ga. Vo lich der einmütige Zuſammenſckhluß der Tabak Zick⸗Zack. Ein Zauberer.— Tanzmeiſter der Politik.— Das gefallene Bruder Menſch im Zuchthaus. Zwei gebrochene Rippen.— Mädchen. werden den Die wunderbarſten Dinge Harry Houdini erzählt, ſter Zeit entſchlüpft wäre. Man Hiſten verpackt, man hat ihn mit hat ihn ſo gar einmal in ſchloſſenen Glashauſe untergebracht, ſprang er, an Händen und Füßen wie aber ſiehe da, auf einmal Nun iſt Houdini in Chicago geſtorben, Dieſer ſeltſame Künſtler könnte ſchon wieder. fällt ab, und die tigen ehernen Flügel. von man den Entfeſſelungskönig genannt hat. Es gab kein Schloß, das er nicht hätte aufbrechen können, und keinen Käfig, aus dem er nicht in kürze⸗ hat ihn in eiſernen Ringen an Geföngnis zellen geſchmiedet, man einem allſeitig ge⸗ aber Houdini kam immer wieder heraus. Einmal ein Schwerverbrecher gefeſſelt, durch das Eis in einen tiefen Strom. Atemlos wartete am Ufer die Menge, was nun wohl geſchehen würde, erſcheint in dem Eisloch eine Hand mit den aufgelöſten Feſ⸗ ſeln, und dann der Kopf und der ganze ee un man kann geſpannt ſein, ob er nicht nächſtens auch aus dieſem Gefüngnis wieder auftaucht. einem beute als Symbol des deutſchen Volkes er⸗ ſcheinen. Sind wir nicht auch in Politik und Wirtſchaft über und über gefeſſelt, durch jenes fürchterliche Eisloch des Verſailler Vertrages in eine unheimliche Tief hinabgeſtoßen wor⸗ den? Es gab wohl Leute bei uns und an den Uſern aller Kontinente, die ſich dieſes Schau⸗ ſpiel mit Grauſen anſahen. Man meinte, wir kämen nie wieder hoch, und da ſind wir nun Eine Feſſel nach der anderen Wirtſchaft regt ihre gewal⸗ Dieſe Wiederbelebung des niedergeſchlagenen Rieſen iſt ein ſo unge— heures Ereignis, daß man meinen ſollte, wir ſtänden in Ehrfurcht und Bewunderung da und dankten Gott. Stattdeſſen aber geſtaltet ſich unſer politiſches Tun immer kleinlicher. Was wir hrauchten, bei liche politiſche Willensbildung aller poſitib gerichteten Kräfte des Staates. Sie will nicht zuſtande kommen. In dieſem Deutſchland, das ſich ſeiner wiederkehrenden Kräfte bewußt wird ſcheint es unmöalich zu ſein, das partei volitiſche, Denken in ein wirklich ſtaatliches überzueühren. Das volitiſche Parkett in unſe⸗ rer Hauptſtadt wird nach und nach das ſchwierigſte der Welt und nähert ſich ſchon bedenklich polniſcher Wirtſchaft. Der Taktiker, der Tanzmeiſter herrſcht. Die politiſche Lf gabe iſt zum ſportlichen Exveriment gewor— den, wo es denn gift. mit möglichſter Pfiffig keit von Nall zu Fall ein paar Spieler hinter den jeweilig mit einer Geſetzesvorlage hinge worſenen Ball zu bringen und ihn mit den nͤtigen Fußtritten nach links und rechts ans Ziel zu befördern. Die Folge iſt, daß das wahre Intereſſe für die Politik im Volks— ſtaate ſinkt, und daß man ſich daran gewöhnt, keine Kriſe mehr ernſt zu nehmen. Steht aber das Segel der Politik nicht mehr vor dem vollen Wind der Volks meinung. ſo hängt es bald ſchlaff., und es kommt das ganze Schiff in das übelſte Fin und Her aller möglichen parteipolitiſchen Wetterfahnen. Als mildernde Umſtände müſſen wir frei⸗ lich manches in Anrechnung bringen. Es ging zuletzt um die Erwerbsloſenfrage. Ob es von allen ſchon in ſeiner ganzen Trag⸗ weite begriffen wird? Millionen Menſchen gibt es bei uns, die der Staat ernöhren muß, ohne daß er dafür eine Gegenleiſtung erhielte. Es iſt auch einſtweilen nicht abzuſehen, wie man dieſe Zahlen weſentlich herabdrücken das wäre eine einbeit— re kann. Der Bergbau z B. wird beſtimmt nicht dazu imſtande ſein, die einſt in ihm unterge- brachten Maſſen wieder aufzunehmen. Was ſoll nun geſchehen? Gewiß wird man Mitleid mit dieſen Erwerbszoſen haben, die vielfach an ihrem Mißgeſchick nicht ſchuldig ſind. Aber dieſe Liebe muß ſich doch von innen heraus wieder beſtimmte Grenzen ſetzen. Leicht führt ſie dazu, in Millionen von Menſchen die Luft am Exiſtenzkampf und den Sinn für ſeine Notwendigkeit abzuſchwächen. Man darf voz allem nicht das Gefühl dafür verlieren, daß man ſelber es ſein muß, der durch Aufbietung aller Energie ſich eine neue Exiſtenz ſchafft. Ich weiß wohl, daß die traurige Lage Unſe— res Arbeitsmarktes auch die verzweifeltſten Anſtrengungen vieſer Erwerbsloſen vergeblich macht. Ich weiß auch, daß der Staat, der an der Inflation ſo ungeheure Summen verdient hat, das Seinige zu leiſten verpflichtet iſt. Aber ich weiß auch, daß es unmöglich iſt, Hunderttauſenden von Menſchen, in denen der Lebenswille langſam verkümmert, durch ſtaatliche Luftzufuhr am Leben zu erhalten. Wer immer mit Arbeitsloſen zu tun hat, der möge die Notwendigkeit, daß jeder ſoviel wie möglich ſeine letzte Energie für eine neue Ar⸗ beit einſetzte, immer wieder betonen. Dauern kann dieſer Zuſtand ja nicht, und es ſteht an ſeinem Ende ein drohendes Geſpenſt. Eines Tages wird der Staat oder die Wirtſchaft es einfach nicht mehr tragen können. Die mäch⸗ tigen Dämme des Tarifweſens, der in ſozia⸗ lien Kämpfen geſteigerten Arbeitsbewertung und ſo vieles, vieles, was zur Hebung des Arbeiters geſchehen iſt, werden durchbrochen werden und die arbeitende Klaſſe wird wie⸗ der da ſein, wo ſie vor Jahrzehnten geweſen iſt. Darum beurteile man einer billigen Po⸗ pularität zuliebe dieſen und jenen Wirt⸗ ſchaftspolitiker nicht zu hart, der da weiß, daß Liebe ohne Vernunft und Mitleid ohne bauern und dle ſtrenge Durchführung der von dem Verein im Einvernehmen mit Tabakſachver⸗ ſtändigen vorgeſchrlebenen Anbaugrundſätze den erfreulſchen Erfolg für die gewiß wirtſchaftlich in Not befindlichen Landwirte gebracht hat. „Aufwertung von Spareinlagen. Wir verwelſen auch an dieſer Stelle auf die heutige Bekanntmachung der Bezirksſpankaſſe Lorſch wegen der Aufwertung der Spareinlagen. Hier⸗ nach bedarf es im allgemeinen einer Antragſtel⸗ lung oder Anmeldung zur Aufwertung der Spar⸗ guthaben nicht. Eine Anmeldung iſt nur daun erforderlich 1. wenn der Einleger bei der Rück⸗ zahlung der Einlage ſich ſeine Rechte vorbehalten hat, 2. wenn ein Sparguthaben von elner Spar⸗ kaſſe auf eine andere Sparkaſſe überwieſen wor⸗ den iſt. Da die Einlagerückzahlungen nur auf ausdrückliches Verlangen der Einleger erfolgten, werden Vorbehalte kaum gemacht worden ſein, und Anmeldungen deshalb nicht notwendig werden. Die Fälle zu Ziffer 2 werden insbeſondere dann eingetreten ſein, wenn ein Sparer in den Bezirk der Bezirksſparkaſſe Lorſch verzogen iſt und die für ſeinen ſeitherigen Wohnort zufländige Spax⸗ koſſe beauftragt hat, ſein Sparguthaben der Be⸗ zirksſparkaſſe Lorſch zu überweiſen, oder wenn die Ueberweiſung aus anderen Gründen erfolgte. Da es ſich um eine Ausſchlußfetſt handelt, die am 31. Januar 1927 endet, werden alle in Betracht kommenden Einleger guttun, die An⸗ meldung rechtzeitig bei der Bezirksſparkaſſe zu bewirken. n, Falſche Zehamarkſcheine. Nach eimer Mitteilung des Reichsbankdirettoriums ſind von den im Umlauf befindlichen Reichsbanknoten zu mt. 10 mit dem Datum vom 11. Oktober 1924 meue Fälſchungen entdeckt worden. Sie ſind im Buchdruck auf glätterem und weicherem Papier hergeſtellt, die Pflanzenfaſern ſind durch rotbrau⸗ nen Strichaufdruck vorgetäuscht, auch das Waſſer⸗ zeichen iſt durch Aufdruck nachgeahmt.: Beleuchtet Treppen und Fluren. Nach den Polizetverordnungen maſſen bei eintretender Dunkelheit in Gebäuden, Treppen und Haus⸗ fluren beleuchtet ſein. Wenn Unfälle zu verzeich⸗ nnen ſind, haben die Verpflichteten neben den Er⸗ latzanſprüchen Poltzeiſtrafen zu gewärtigen. „Einteichung der Belege über den Steuer⸗ abzug vom Arbertslohn fut das Kalenderfahr 1926. Arbeitgeber, die den Steuerabzug vom Arbeitslohn im Kalenderjahr 1926 im allgemeinen Teberweiſungs- und Behordenverfahren vorge⸗ nommen haben, müiſſen nach Ablauf des Kalender⸗ jahrs für jeden Arbeitnehmer ein Ueberweiſungs⸗ blatt ausſchreiben. Die Summe der einbehalte⸗ nen Steuerbeträge jedes Ueberweiſungsblattes iſt in eine ſur jede Gemeinde aufzuſtellende Nachwei⸗ ſung zu übertragen. Die Summen der Nachwei⸗ jungen gehen in eine vom Arbeitgeber auszu⸗ ſchreibenbe Zuſammenſtellung uber, die ebenfalls, aufzurecgnen iſt. Zuſammenſtellungen ſind nur. cuszuſchreiben wenn mindeſtens 9 Fcachweiſungen. abzulieſern ſind. Die ausgefüllten Formulare muſſen bis ſpateſtens 51. Januar 1927 im Beſitz ber Fmanzamter ſein. Die Vordruce zu den Ue⸗ berweiſungsotattern, Nachweiſungen uno Zuſam⸗ menſtellungen und unentgelteuch bei oen Fi⸗ nanzamtern erhaltlich. g * Reiſepäſſe. Deutſche Neichsangehörige bedürfen zum Betreten und Verlaſſen des Reichsgebietes grundſätzlich nach wie vor eines Reiſepaſſes. Dieſe Beſtimmung iſt durch die inzwiſchen erfolgte Aufhebung des Sicht⸗ vermerkszwanges im Verkehr mit Oeſterreich, der Schweiz, mit Liechtenſtein, den Nieder⸗ landen, mit Japan, Dänemark, Luxemburg, Portugal, Schweden, Danzig, Kuba, Haiti, Panama, Island und der Dominikaniſch; Republik nicht aufgehoben worden. Deutſche Reiſende, die ohne Reiſepaß an der deutſchen Grenze eintreffen, müſſen gewärtig ſein, am Grenzübertritt gehindert zu werden. * Parteitag der Heſſ. Deutſchen Volks⸗ partei. Am 27. und November hält die 2 4. heſſiſchſte D. Vp. in Worms ihren Landespar⸗ teitag ab. 1 28 Strenge nicht ſelten das Gegenteil von dem hervorbringen, was man gewollt hat. Jene Kreiſe aber, die Brot und Arbeit haben, ſollen wahrhaft großzügig zu helfen ſuchen. Das gehört ſchon in das Gebiet des ſoztalen Verſtändniſſes binein und des wah⸗ ren chriſtlichen Mitleids. Da wird vor einiger Zeit ein Mädchen eingeltefert. Es iſt ein alte Geſchichte: Ein Schwindler, der alles ver⸗ ſpricht. Ein Kind. Verzweiflung. Waſſer. An⸗ klage. Gefängnis, nun ja, ſind es nicht immer 14 Stationen: aber iſt einer nach zweien ſchon gekreuzigt worden. Dieſes Mädchen war mehr unglücklich geweſen als ſchlecht. Aber die menſchliche Geſellſchaft. die oft vor denen tief den Hut abnimmt., von denen ſie weiß. daß ſie tauſendmal ſchlechter ſind als jenes Mäd⸗ chen. dieſe heuchleriſche Geſellſchaft. von denen ſo viele nur dadurch vor dem Fenſter geſchützt ſind, daß die Polizei es nicht weiß, die ſchlägt dem armen Kinde jede Türe vor der Naſe zu. Was geht das uns an du biſt im Gefängnis geweſen, geh zurück auf die Straße. wohin du gehörſt. Und da war neulich ein Mann. einer von vielen, vielen. Ein Strolch hat ihn irgend eines niederträchtigen Verbrechens angeklagt, von dem nach kürzeſter, oberflächlichſter Unter⸗ ſuchung auch nicht der Schein eines Verdach⸗ ſes übriableibt. Man muß den Mann entlaſ— ſen, aber man hat ihn ſeeliſch gebrochen. Denn er war im Gefänanis, und das weiß die ganze Straße. 65 Jahre lang ein ehrenwertes Daſein, und dann ins Gefängnis... Sorge du aber, daß jeder, der mit dir ſpricht, wenn er dich verläßt. ein wenig Sonne mehr im Herzen hat als vorher. Wiſſe, daß kein Ver⸗ brechen die Verwandtſchaft aller Menſchen untereinander aufzuheben vermag, und ſo find ſie alle deine Brüder und Schweſtern, ob ſie hinter den damaſtenen Vorhängen, wohnen oder hinter den Gittern eines Zuchthauſes.