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Dieſe Vorſchrift findet keine Anwendung auf Betriebe, in denen bei Inkrafttreten dieſer Anordnung bereits mehr Lehrlinge beſchäftigt werden. Neueinſtellungen von Lehrlingen dür⸗ fen jedoch in ſolchen Betrieben nur unter Zu— grundelegung der obengenannten Höchſtzahlen erfolgen. N Dieſe Beſtimmungen treten am 1. Dezember 1926 in Kraft. Darmſtadt, den 18. Nov. 1926. Her Minister für Arbeit und Wirtſchaft gez. Raab. Wir machen die einſchlägigen Gewerbetrese benden auf obige Bekanntmachung des Miniſterz für Arbeit und Wirtſchaft aufmerkſam und empfehlen, ſich hiernach zu bemeſſen. Viernheim, den 23. Nov 1926. Heſſ. Polizeiamt Viernheim. Ludwla. Radfahrer⸗Verein„Einigkeit“ Sonntag, den 28. November, nachmittags 1 Uhr, findet Lokal eine Mitglieder⸗ Verſammlung ſtatt.— Wichtige Tagesord⸗ nung. Alles erſcheinen. 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Von einer ganz außerordentlichen Be— deutung, nicht nur allein nach der ſozialen und wirtſchaftlichen Seite, ſondern auch nach der politiſchen Seite hin wird das neue Ar⸗ beitszeitgeſetz ſein, das jetzt im Entwurf vor⸗ und den beteiligten Intereſſengruppen war. Dieſes Geſetz iſt nicht zu ſchaffen, ohne eine große und ſtarke parlamentariſche Mehrheit. Wenn ſchon die Erwerbsloſenfrage ſo pein⸗ die Frage zur Unerträglichkeit geſteigert wer⸗ den, wenn nicht über dieſes wichtige und Einvernehmen erzielt werden könnte. Nicht zuletzt im Hin— blick auf dieſes Geſetz ſind auch die gegenwär— tig ſchwebenden Verhandlungen wegen Her⸗ beiführung einer feſten Regierungs- bildung zu erklären. Nun weiſt das Berliner Tageblatt darauf daß der Reichstag beſtenfalls erſt im Sommer des nöchſten Jabres ſich mit dem Arbeitszeitgeſetz befaſſen könne. Unter Um: ſtänden könne es noch länger dauern, das ſei ein unmöglicher Zuſtand. Leider haben die bisherigen Verhandlungen trotz dem Eingrei⸗ fen des Reichskanzlers noch immer zu kei⸗ ner Einigung geführt. Der Kampf gehe in der Sache um die exakte Formulierung des Ueberſtundenbegriffes. Schwierigkeiten ſeien durch die Forderungen der Gewerkſchaf— ten nach einem Notgeſetz noch vergrößert worden. Marx verſuche jetzt offenbar, dieſes Notgeſetz durch eine Nerſtöndigungsaktion überflüſſig zu machen. Es müßte vor allem erreicht werden. daß Reichsrat und Reichs wirtſchaftsrat ihre Beratungen auf Tage und Wochen beſchränkten, um eine Klärung der „Sachlage zu beſchleunigen, was dringend not wendig wäre, da ohne eine vorherige brauch— bare Regelung der Arbeitszeitfrage die Schaf⸗ fung der großen Koalition unmöglich ſei. In den nächſten Tagen ſollen interfraktionelle Beſyrechungen ſtattfinden, die eine Kompro— mißlöſung der Arbeitszeitfrage zum Ziele haben. Auch von anderer Seite werden ſchon für nächſte Woche offizielle Verhandlungen über das Arbeitszeitgeſetz angekündigt, die man auch unmittelbar in Verbindung bringt mit den Beſprechungen über die Regelung der allgemeinpolitiſchen Verhältniſſe. Es wird vor allen Dingen darauf ankommen, ob eine Verſtändigung zwiſchen den Regierungspar⸗ teien und den Sozialdemokraten über dieſes Geſetz möglich iſt. Da die Arbeitsfrage bei den Sozialdemokraten als eine geradezu dogma tiſche Grundſatzfrage behandelt wird, kommt ganz außerordentlich viel darauf an, ob in dieſer Frage eine Einigung herbeizuführen iſt, die, was ja allein in Frage kommen kann, den Intereſſen der Geſamtheit und der Notwendigkeit der Erhöhung der Produk— tivität entſpricht. bin, Die die Deutſches Reich. Holzmann gegen Kaution freigelaſſen. Berlin, 22. Nov. Der Reichsminiſter für die besetzten Gebiete teilt mit, daß der von den Fran⸗ zuſen auläßlich des Zwiſchenfalles in Germersheim inhaftierte Holzmann gegen Stellung einer Kaution von 5000 Mart freigelaſſen worden iſt. Hindenburg und die Freimaurer. Berlin, 22. Nov. In einem jetzt vorliegen⸗ den Bericht ſchildert der Großmeiſter der drei altpreußiſchen Freimaurerlogen einen Em⸗ pfang beim Reichspräſidenten v. Hinden⸗ burg. In dieſem Bericht heißt es: Der der⸗ zeitige geſchäftsführende Großmeiſter trug dem Herrn Reichspräſidenten kurz Ziel und Zweck der deutſchen Freimaurerei vor und erwähnte dabei auch die Angriffe, die gerade in jüngſter Zeit die deutſchen Freimaurer ſei⸗ tens ſolcher Kreiſe erfahren habe, mit denen ſie ihrer Stellung zum Gottesglauben und zum deutſchen Vaterlande nach Hand in Hand zu wirken berufen wäre. Der Herr Reichsprä⸗ ſident erwiderte darauf, daß er ſelbſt dieſen Angriffen ſtets objektiv gegenübergetreten ſei, und daß es der Verſicherung treuer deutſcher und vaterländiſcher Geſinnung ſeitens der Vertreter der altpreußiſchen Großlogen nicht bedurft hätte, weil er ſelbſt niemals eine an⸗ dere Auffaſſung von der. 10 rerei gehabt habe. Seine beiden Großväter äg lich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bagzugs pee Is monatl. 1.50 Mark frei ius 292 7 en: wöchentl. Saastag das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne Fahrplan ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich — Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermei deutſchen Freimau⸗ Viernheimer M. Anzeigenpreise: abgeſtufter Rabatt. vorher.— Inſerate Tageblatt imer Anzeiger (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) — Annahmeſchluß für Inſerate und müſſen bei Aufgabe bezahlt werben, mit Ausnahme derjenigen, ſterei und des Polizeiamt⸗ Viernheim Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag 1 die in Ifb. Rechnung ſiehen. Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathaus ſtu. 88 Mittwoch, den November 1926 eee eee Ankum cen Die Frage, ob die große Koalition zuſtande kommt oder nicht, iſt gegenwärtig die Tagesfrage der inneren Politik. Die lebhaften Erörterungen, die ſich um dieſen Gegenſtand in der Preſſe aller Parteirichtungen gegen⸗ wärtig abſpielen, geben Zeugnis davon, daß die innere Politik nunmehr allem voranſteht, nachdem die Regelung der außenpolitiſchen Fragen zwiſchenzeitlich zu einem gewiſſen Ab⸗ ſchluß gekommen iſt. Tatſächlich iſt das Problem der Schaf⸗ fung einer feſten Mehrheitsregierung unbe⸗ dingt dringlich. Wir haben ſchon wiederholt auf die ungemein wichtigen Fragen verwie⸗ ſen, die in der inneren Politik in der nächſten Zeit zu erledigen ſind, und die mit einer Min⸗ derheitsregierung unmöglich bewältigt wer⸗ den können. Ein Geſetz beiſpielsweiſe von der Bedeutung des Arbeitszeitge ſet⸗ ze 8, das nicht nur ſozial und allgemein wirt⸗ ſchaftlich, ſondern auch politiſch von den aller⸗ ſtärkſten Auswirkungen iſt. kann nicht mit einer parlamentariſchen Minderheitsregierung bewältigt werden, und dasſelbe gilt auch für eine ganze Reihe anderer Probleme der In⸗ nenvolitik, bezögen ſie ſich auf wirtſchaftliche, politiſche oder kulturelle Fragen. Der Weg zur großen Koalition iſt un⸗ geheuer ſchwer. Obwohl wir im Reiche früher ſchon einmal eine derartig aroße Koa lition gehabt haben die allerdings durch einen ungeheuer ſchwerwiegenden toktiſchen Fehler der Sozialdemokratie in die Brüche geraten iſt. erſcheint es ungeheuer ſchwierig, die Par⸗ teien zuſammenzubekommen. Eine große Koa⸗ lition iſt denkbar bei einer Verbreiterung der bisher von der Mitte gebildeten Baſis entwe⸗ der nach rechts oder nach lin ks. Die Af. neigung der Mitte, mit Rechts zu gehen, iſt durch die Taktik der Rechten in außen wie jnnenpolitiſchen Fragen, namentlich durch das Ausſpringen aus der Regierungsfront nach Locarno, ungeheuer erſchwert. Die Parteien, die jahrelang die Verantwortung getragen haben, um die Außenpolitik an den Punkt zu bringen, an dem ſie ſich beute befindet. kön⸗ nen ſich nicht damit abfinden, daß von der Oppoſition die vollendete Tatſache hingenom— men und taktiert würde, als wäre in der Zwiſchenzeit überhaupt nichts geſchehen. Sie verlangen für ſich das Recht, zu fordern. daß die bisher geführte außenpolitiſche Linie als die richtige anerkannt werde, und daß Garantien für die Fortführung die— ſer Linien gegeben werden. Aehnliches gilt nach der innen volitiſchen Seite, für die es ebenfalls nicht genügend ſein kann, ſich lediglich auf den Boden der Tatſachen zu ſtel⸗ ſen, ſondern für die das Bekeuntn i s z um Staat erforderlich iſt. Nun ſind ja in der letzten Zeit von deutſchnationaler Seite wie derholt Erklärungen abgegeben worden, die erkennen laſſen. daß die Deutſchnationale Volkspartei in ihrer Einſtellung zum heutigen Staat eine ſtarke Wandlung vollzogen hat. Und beſonders bemerkenswert iſt eine Aeuße⸗ rung der„Kreuzzeitung“ in Beantwortung von Ausführungen des Zentrums abgeordne⸗ ten Stegerwald in Oſterfeld, in der gegenüber der Behauptung Stegerwalds, daß die Deutſchnationale Volkspartei als“ Ganzes im Grunde genommen rein intereſſenpolitiſch eingeſtellt ſei, dort folgendes zugegeben wird: „Zweifellos ſind in der Deutſchnationalen Volkspartei verſchiedene Strömungen vor⸗ handen, und es iſt auch nicht abzuleugnen, daß gewiſſe Gegenſätze in ihr aus der Einſtel⸗ lung ihrer Mitglieder zu den Fragen der Ta⸗ vaterländiſche Geiſt, der damals die Freimau⸗ rer beſeelte, auch heute noch in ihren Kreiſen herrſche. Reichslonferenz des Spartakusbundes. Göttingen, 22. Nov. Im Volkshauſe in Göttingen ſand geſtern die erſte Reichskonfe⸗ renz des wiedererſtandenen Spartakusbundes ſtatt, in dem ſich die aus der kommuniftiſchen Partei Deutſchlands ausgeſchloſſenen Kom⸗ muniſten mit der Allg. ee, be mengeſchloſſen haben. Die Tagung war vo 30 5 ee aus dem Reiche beſchickt. Die Reichstagsabgeordneten Katz und Pfem⸗ ſeien zurzeit der Freiheitskriege Freimaurer deweſen und er zweifle nicht daran, daß der ferts hielten Referate, nach denen eine (Von einem parlamentariſchen. Mitarbeiter.) gespolitik gelegentlich ſcharf aufeinanderpral⸗ len.“ ö. Am meiſten haben die Mitte die Vor gänge verſtimmt, die ſich in den letzten Wochen im Reichstag im Anſchluß an die Haltung der Deutſchnationalen zu der Frage der Er⸗ werbsloſenfürſorge vollzogen haben. Es iſt in parlamentariſchen Kreiſen beobach⸗ tet worden, daß ſelbſt bei Perſönlichkeiten, die durchaus einem Zuſammenarbeiten mit den Deutſchnationalen an ſich geneigt wären, der Unwille über eine ſolche Art von Oppoſition ſehr ſchroff zum Ausdruck gebracht wurde mit der Erklärung, daß mit einer ſolchon Partei nicht regiert werden könne. Tatfächlich iſt ja auch die Taktik der Deutſchnationalen letzten Endes in das genaue Gegenteil deſſen umge⸗ ſchlagen, was wohl beabſichtigt war. N Denn nunmehr ſtehen die Dinge ſo, daß die große Koalition in Geſtalt einer Frweiterung der Mitte nach Links 43. Jahrgang ————Ü—¼.—— es„auf die Erhaltung der Lebeusfähigkeit der N Länder Rückſicht zu nehmen hat. Die Zentrumsfrauen zum Schund⸗ und Schmutzgeſetz. Nov. Der Reichsfrauenbeirat der Deutſchen Zentrumspartei hat an die Reichsregierung zur bevorſtehenden parla⸗ mentariſchen Verhandlung des Geſetzes gegen Schmutz und Schund folgende Eingabe gerich⸗ tet:„Der Reichsfrauenrat der Deutſchen Zen⸗ trumspartei, hinter dem mehrere Millionen Frauen aller Bevölkerungsſchichten ſtehen, be⸗ fürchtet, daß die große Agitation, die gegen den Geſetzentwurf zur Bewahrung der Ju⸗ gend vor Schund- und Schmutzſchriften einge⸗ ſetzt hat, die Verabſchiedung des Geſetzent⸗ wurfſes gefährden kann. Wer aber dem Geſetzentwurf vorurteilsfrei gegenüberſteht. muß energiſch betonen, daß die Angriffe grundlos ſind. Künſtlertum, Buchhandel und Vertreter von Jugend- und Volksgruppen ſollten einen gemeinſamen Kampf gegen die entſittlichende und verrohende Wirkung einer verantwortungsloſen Schundliteratur fübren. Der Reichsfrauenbeirat der Deutſchen Zen⸗ trumspartei fordert deshalb die umgehende Verabſchiedung des Entwurfes, der in ſeiner. 21. „ 24 Berlin die jetzigen Debatten beherrſcht. als bei der Außenpolitik, ſo macht man parlamentariſchen Kreiſen geltend, ſei es für die»Nolitik der Gegenwart wichtig, den großen T taſſen, die nun einmal in l atie ihre politiſche und parlamentariſche Vertretung ſehen, mit an der Mehr noch in gegenwärtigen Form eine gute Gewöhr dafür; bietet, daß der Kampf auch erfolgreich durch⸗ geführt werden kann.“ Die Nheinlandordonnanzen. Berlin, 22. Nov. Wie verlautet, hat vor kurzem im Reichsminiſterium für die beſetzten Verantwortlichkeit zu halten. Wir haben ſchon [das Arbeitszeitgeſetz erwähnt, das ohne Linke überhaupt nicht zu machen iſt. Aber auch die außenpolitiſchen Probleme, ins beſondere die Auswirkungen von Thoiry, ſind ohne die ſichere Mitwirkung der Linken nicht möglich. Es iſt gewiß verſtändlich wenn die Brücken nach rechts nicht vollſtändig werden. Spannung., die der Deutſchen Volkspartei und den nationglen ziemlich ſtark iſt, von da bis einer Regierung sgemeinſchaft noch ein wei⸗ ter Weg iſt. Aus der gegenwärtigen politi ſchen und varlamentariſchen Not kann uns eine Verbindung mit Rechts nicht retten, ſolange der Standvunkt des Grafen Weſtarp vorherrſchend bleibt, daß die Linke orundſötzlich von jeder Mitbeteiligung an einer Regierung ausgeſchaltet bleiben muß, und daß es Regaierunasarundſatz bleiben müſſe, gegen die Sozialdemokratie zu re⸗ gieren. Das iſt in einem Ztaatsweſen wie dem unſrigen, das auf die Mithilfe der Arbei terſchaft in vielen Dingen angewieſen iſt, ein fach eine Unmöglichkeit. Das Problem der großen Koalition iſt nicht nur mit politiſchen und wirtſchaftlichen, ſondern auch mit geſellſchaftspolitiſchen Fra⸗ gen durchſetzt und in einem ſozialen Staat geht es nicht an, daß Intereſſengruppen, wo ſie immer ſtehen mögen, die Vorhand erlan— gen, oder daß Standes- und Geſellſchafts gruppen die Vorherrſchaft an ſich reißen. und ju ihrem Verhalten ſogar bis zur Aechtung anderer Volks- und Verufsſchichten gehen. Mit dem Beariff einer Volksgemeinſchaft iſt ein derartiges Verhalten unvereinbar, wie es überhaupt ein unerträglicher Gedanke iſt, daß nur beſtimmte Teile der Bevölkerung ſich für geeignet und fähig halten, ein niedergebroche— nes Land und Volk wieder aufwärts zu brin— gen. Das iſt nur möglich durch Zuſa mmen⸗ faſſung aller poſitiv ſchaffenden Kräfte, die bereit ſind, gemeinſam Hand anzulegen für die allen gemeinſamen großen Aufgaben und Ziele, die für uns im deutſchen Volke ge— nüchſten abgebrochen l zwiſchen Deutſch⸗ Zu liche insbeſondere N 2 5 gegeben ſind in der Befreiuung unſeres Va terlandes. Entſchließung angenommen wurde, in der die beſtehenden zentraliſtiſchen Arbeiterorga— niſationen als für den proletariſchen Klaſſen— kampf untauglich bezeichnet werden. Held geht zum Staatsgerichtshof? Berlin, 22. Nov. Wie mitgeteilt wird, der bayeriſche Miniſterpräſident Held bei ſeiner Anweſenheit in Berlin wegen der Finauzaus⸗ gleichsfragen die Abſicht zu erkennen gegetzen, den Staatsgerichtshof anzurufen. Der bayeriſche Miniſterpräſident glaube, vor dem Staaisgerichts⸗ hof das Reich anklagen zu können, den Beſtim⸗ mungen des Artikels 8 der Weimarer Verſaſſung zuwider gehandelt zu haben, wonach. wenn das Reich Abgaben oder ſonſtige Eirnahnten in An⸗ ſpruch nimmt, die bisher den Landern zuſtanden, hat die obwohl die augenblick Gebiete eine Beſprechung der zuſtändigen Re⸗ ferenten ſtattgefunden, in der die von der In⸗ teralliierten Rheinlandkommiſſion vorgelegten [Ordonnanzen beraten wurden. Eine endgül⸗ tige Stellungnahme der Reichsregierung wird ſerſt nach der breiteren und ſehr eingehenden Prüfung der Ordonnanzen erfolgen können. Die Prüfung geſtaltet ſich deshalb ſchwierig, Reihe ſchwerwiegender juriſtiſcher Fra zu erörtern ſind. Für die gründliche (materielle Prüfung ſpricht ſchon die Tatſache, daß die Interalliierte Rheinlandkommiſſion ſelbſt faſt ein Jahr an der Neukodifikation des Ordonnanzrechtes gearbeitet hat. Nach ab⸗ ſchließender Prüfung werden vorausſichtlich Verhandlungen zwiſchen dem Reichskommiſ— ſariat und der Rheinlandkommiſſion in Kob⸗ lenz ſtattfinden. da eine Fragen Chamberlain über Deutſch⸗ lands Völkerbundseintritt. Staatsſekretär des Aeußern Chamberlain nahm in der geſtrigen Sitzung des Parlamentsausſchuſſes für den Völkerbund das Wort zu einer längeren Anſprache, in der er nach einem Rückblick auf die Sitzungen des Völkerbun⸗ des im März und September u. a. erklärte, daß die deutſche Regierung in den Völkerbund einge⸗ treten ſei, entſchloſſen, loyal an ſeinen Arbeiten mitzuwirken, und daß die deutſche Regierung bei dieſer Politik einen zunehmenden Teil des deut⸗ ſchen Volkes hinter ſich habe. Weiter betont Cham⸗ berlain, daß in der Frage der Abrüſtung eine er⸗ ſchöbende Vorbereitung notwendig ſet, bevor et⸗ was ſo Außergewöhnliches wie eine Weltkonfe⸗ renz tatſächlich einberuſen werde, und erklärte, er teile die Zweifel Lord Cecils, daß es unklug ſein werde auf die Abhaltung der Konferenz im Jahre 1927 zu dringen. London, 23. Nov. Der Standpunkt der franzöſiſchen Regierung in der Inveſtigationsfrage. Paris, 23. Nov. Der„Intranſigean 2 ver⸗ öffentlicht einen Leitartikel, der ausdrücklich als Information von autoriſierter Quelle be⸗ zeichnet wird und in dem der Standpunkt der franzöſiſchen Regierung in der Frage der In⸗ veſtigation des Völkerbundes geklärt wird. In dem Artikel wird behauptet, daß es ſich für Deutſchland darum handele, zugleich mit der Zurückziehung der Kontrollkommiſſion aus Berlin das Inveſtigationsrecht des Völ⸗ kerbundes in Deutſchland unwirkſam zu ma⸗ chen. Nach einer kurzen Schilderung der Ver⸗ handlungen im Völkerbundsrat über dieſe Frage, die mit der einſtimmigen Annahme eines Reglements für die Inveſtigationskom⸗ miſſion und die Einſetzung des Generals Deſticker geendet hätten, unterſtreicht, das Blatt, daß dieſer einſtimmige Beſchluß nur durch einen neuen einſtimmigen Beſchluß des Völkerbundsrates abgeändert werden könne. nabhängig von dieſem Beſchluß ſei die e der permanenten Kontrolle im beſetzten biet, über die ſich der Völkerbundsrat nie⸗ Nach Auffaſſung franzöſiſchen Regierung ſei das Inveſti⸗ s einig werden konnte. ationsrecht in ganz Deutſchland nach Arti⸗ 1 218 des Verſailler Vertrages und nach dem Beſchluß des Völkerbundsrates als endgültig und unabhängig zu betrachten. Aber gegen die Ausführungsbeſtimmungen zum Inveſti⸗ nationsprotokoll richteten ſich die deutſchen Angriffe. Deutſchland wolle ſich vor allem der umerwarteten und überraſchenden Kontrolle entziehen und weigere ſich, das Recht der In⸗ veſtigationskommiſſion auf Unterſuchungen bei Privatleuten anzuerkennen, um dadurch ede Kontrolle wertlos zu machen. Dann for⸗ rt der Artikel, daß Deutſchland erſt die ſchriftliche Verpflichtung eingehen müſſe, ſich⸗ der Inveſtigation des Völkerbundes in der Form zu unterwerfen, in der ſie beſchloſſen worden ſei, bevor man die Zurückziehung der Kontrollkommiſſion ins Auge faſſen könne. Aufdeckung einer Verſchwörung in Rumänien. Wien, 22. Nov. Die„Wiener Allgemeine Zei⸗ tung“ meldet aus Bukareſt, die Regierung habe eine Verſchwörung aufgedeckt, die den Zweck ver⸗ folge, Extronprinz Karol heimlich nach Rumä⸗ nien zu bringen und, im Notfalle mit Gewalt, auf den Thron zu ſetzen. Im Zuſammeunhang mit dieſem Putſchplan wurden mehrere Verhaftungen worgenommen. Die Zenſur hat einen Bericht, den as Blatt„Romania“ über den Putſch bringen Wollte, geſtrichen. Miniſterpräſident Averescu hatte eine län— gere Beratung mit dem Kriegsminiſter und dem Generalſtabschef, in deren Verlauf beſchloſſen wurde, alle jene Offiziere aus der Armee zu ent⸗ fernen, die Anhänger des Exkronprinzen ſind. Gleichzeitig wurde auch eine allgemeine Umgrup⸗ pierung der Garniſonen beſchloſſen, mit der be— teits begonnen wurde. Die geheime politiſche Po— Jizei wurde verſtärkt, ebenſo die Grenzwachen. Die Regierung hat nicht nur in Rumänien, fondern auch in Paris Vorkehrungen getroffen und einige rumäniſche Detektive nach Paris entſandt, die unter Führung eines rumäniſchen Polizei— zoffiziers die Aufgabe haben, den in Paris wei— Aenden Exkronprinzen Karol zu überwachen und ihm das Verlaſſen der Stadt unmöglich zu machen. J Aufſtand in Albanien? Belgrad, 21. Nov. Nach einer Meldung der „Brema“ aus Skutari haben vier nordalbaniſche tämme einen Marſch auf Tirana beſchloſſen, um die Regierung zu ſtürzen. Der Anſchluß weiterer Stämme wird erwartet. Der Aufſtand in Braſilien. London, 22. Nov. Die braſilianiſche Re⸗ gierung veröffentlicht ein Kommunique über die Aufſtandsbewegung im Staate Rio Gran⸗ de do Sul, worüber bis jetzt Meldungen nur über Buenos Aires und Montevideo erhältlich waren. Danach hatten zunächſt eine Artillerie- batterie und einige Kavallerieſchwadronen in Bago gemeutert. Der Aufſtand wurde aber ſofort niedergeſchlagen und alle Schuldigen vor ein Kriegsgericht geſtellt. Ein Teil des 9. Skavallerieregiments von San Gabriel meu— terte etwas ſpäter. Ebenſo ein Teil der Gar⸗ niſon von Santa Maria. Vier Leutnants nah⸗ men an der Bewegung teil. Nachdem die Aufſtändiſchen während 18 Stunden von den Bundestruppen beſchoſſen worden waren, gaben ſie den Kampf auf und flohen. wurden von den Bundestruppen verfolat. Sie Freiwillige Beamten⸗ gehaltsverkürzung in Danzig. hat an den Senat ein Schreiben gerichtet. in dem ſer eine freiwillige Kürzung der Beamtengehälter ohne geſetzliche Maßnahme als Notopfer anbietet. Vom Beamtenbund iſt einſtimmig beſchloſſen wor⸗ den, die Beamten zu veranlaſſen, folgende Ver⸗ zichtserklärung zu unterſchreiben:„Ich erkläre mich bereit, vom 1. Januar 1927 ab zur Behebung der außerordentlichen finanziellen Notlage von Staat und Gemeinden bis auf weiteres ein Ni opfer zu bringen. Die Höhe des jeweiligen Not⸗ opfers richtet ſich nach der Anſtellung. Der Be⸗ trag ſoll von den Dienſtbezügen einbehalten wer⸗ den. Dieſe Erklärung ſoll ſolange gelten, bis der Senat im Einvernehmen mit dem Danziger Beamtenbund feſtgeſtellt hat, daß die außerordent⸗ liche Notlage des Staates als gemildert angeſehen werden kann. Lebensgefahr für den rumäniſchen König. Wien, 23. Nov. Nach Zeitungsmeldungen aus Bukareſt iſt der Zuſtand des Königs Ferdinand! beſorgniserregend. Die Unterſuchung durch einen franzöſiſchen Chirurgen ſoll darüber entſcheiden, ob ein chirurgiſcher Eingriff erfolgen ſoll. Die Rückberuſung der Königin Maria hängt mit der Verſchlimmerung des Zuſtandes des Königs zu— ſammen. Die Königin ſoll zwiſchen dem 8. und 10. Dezember in Bukareſt eintreffen. Die Regulierung der Etſch. Verdrängung des Deutſchtums. Innsbruck, 23. Nov. Nach einer Bozener Mel⸗ dung veröffentlicht das italieniſche Amtsblatt ein Geſetz über die Regulierung der Etſch und ihrer Nebenflüſſe ſowie über die damit zuſammenhän⸗ genden Koloniſationsarbeiten. Die Arbeiten ſind dem nationalen Frontkämpferverband übertragen worden, der die Aufgabe hat, Arbeiterſiedlungen zu errichten, die als Grundſtock zu neuen Dörfern und Landſiedlungen dienen ſollen. Dementſpre— chend werden auch Grundſtücksenteignungen vorge— nommen. Bis zu dem Enteignungsverfahren kann der Verband ermächtigt werden, von den Grundſtücken Beſitz zu ergreifen. Aus dem In— halt des Geſetzes geht hervor, daß es ſich nicht um die Durchführung von Regulierungsbauarbei⸗ ten, ſondern nur um die Verwirklichung des Pla⸗ nes, durch eine künſtlich geförderte Einwanderung von reinen Italienern das deutſche Volk aus Süd— tirol zu verdrängen. Der deutſche Außenhandel im Oktober. Berlin, 21. Nov. Der deutſche Außenhandel ift im Oktober wieder paſſiv und zwar beträgt der Einfuhrüberſchuß im reinen Warenverkehr 110 Millionen Mark, insgeſamt jedoch 266 Millionen Mark. Die reine Wareneinfuhr im Oktober zeigt gegenüber dem Vormonat eine Zunahme um 167 Millionen Mark. Die Ausfuhr zeigt gegenüber dem Vormonat ebenfalls eine Belebung. Auch hier erſtreckt ſich die Zunahme auf alle Gruppen; es zeigen eine Steigerung: Lebensmittel und Ge— tränke um 14 Millionen, Rohſtoffe und halbfertige Waren um 8 Millionen Mark und Fertigwaren um 20 Millionen Mark. Walch wieder in Berlin. Berlin, 23. Nov. Wie mitgeteilt wird, iſt der Vorſitzende der Interalliierten Militärkontroll— kommiſſion General Walch wieder in Berlin ein— getroffen. mit den zuſtändigen deutſchen Stellen ſind aber noch nicht wieder aufaenommen worden.— Ein Fetzen lapier. Roman von Thea Malten. [Nach einer rnappen Stunde hatte er Purtey er— reicht, ein langgeſtrecktes Farmdorf, deſſen Gehöfte in ziemlichen Abſtänden voneinander lagen. Auch hier wurde im Wirtshaus Raſt gemacht, das zu dieſer Stunde keine weiteren Gäſte aufwies, und deſſen alte, halbtaube, zudem ſehr mißtrauiſche Wirtin wenig Chancen zur Unterhaltung bot. So begnügte ſich Miſter Smithers mit einem kurzen, ſchweigſam eingenommenen Imbiß und ſſetzte dann ſeinen Weg fort. Am Ende des Dorfes begegneten ihm zwei Landmädchen, die hn neugierig muſterten. Er ſchwenkte ſeinen Hut und rief ihnen einen Gruß zu. Sie ſtießen ſich an und kicherten. Der kleine Hund fand dieſes Benehmen albern und knurrte. „Still“, ſagte ſein Herr ſtreng zu ihm und zu den Mädchen gewandt:„Fürchtet euch nicht vor ihm, meine hübſchen jungen Ladys. Er kann allerdings wild wie ein Löwe werden, aber nur, wenn ich es ihm befehle.“ Die Mädchen en kleinen Hund an und lachten. „Könnt ihr mir wohl ſagen, welches der nächſte Weg nach Cheltenham iſt?“ fragte der Beſitzer des„Löwen“ nähertretend. Die Mädchen pufften ſich. bis endlich die kleine, ſtupsnaſige ſich ein Herz faßte und ant wortete. 1„Immer rechts. Herr. bis zum Waldrand. wo Tomktins Haus ſteht. Es iſt das letzte vom Dorf. dann links daran vorbei, und dann geradeaus und dann rechts und dann—“ 7 „Um Himmelswillen, das iſt ein ſchwieriger Weg! Nun, ich werde zunächſt nach Tomkins Haus gehen und dann Tomkin weiter fragen— ſchön Dank, mein hübſches Kind.“ N Die beiden Mädchen brachen in ein lautes Gelächter aus, als habe er etwas ſehr Komiſches geſagt. „Warum lacht ihr denn ſo?“ Fremde etwas verwundert. „Wenn Sie George Tomtins fragen wollen, Herr,“ platzte die Stubsnoſige heraus.,„dann müſſen Sie nach Amerika gehen. Er iſt vor einer Woche fort.“ „Vor einer Woche— nach Amerita?“ Fremde ſtutzte einen Augenblick Dann filate ſahen fragte der l Der und überlegte. er in mohſwaſlendem Non binzu: „Das war ſeyr dumm von George Tomkins. Wie kann man aus einem Dorfe fortgehen, in dem es ſo hübſche, freundliche Mädchen gibt. Zum min— deſten hätte er eine von euch als Mrs. Tomkins mitnehmen ſollen“. Die beiden Mädchen wollten ſich ausſchütten vor Lachen, „Ich danke!“ rief die Stubsnaſige, und die Größere fügte, mutig geworden, hinzu:„Er Fl ein alter häßlicher Knaſter, den keiner leiden mag. dbet bie wearzörte iſt unſere Freundin, und vas iſt ſeine Tochter.“ „Und die wird jetzt eine feine Lady und be— kommt viel Geld,“ fügte die Stubsnaſe eifrig hin— zu.„Sie wollte uns vom Schiff aus eine Karte ſchreiben, aber bis jetzt haben wir noch keine be— kommen. Und dann wird ſie drüben Hochzei machen mit dem Italiener.“ „Hm.— Ach.— Von wem bekommt ſie denn das viele Geld?“ Die Mädchen ſahen ihn ob ſeiner Unwiſſenheit faſt mitleidig an. „Nun, von ihrem Onkel doch, dem alten Mat Kenna. Er läßt ſie ja herüberkommen, und den alten Tomkins auch. Er hat ſchrecklich viel Gelg der alte Mac Kenna. Und alles ſoll Marjorii einmal haben, wenn er tot iſt.“ „Dann wird Marjorie allerdings ſtolz gewor— den ſein und euch nicht mehr ſchreiben.“ „Oh, Marjorie iſt nicht ſo“, verſicherte jetz die andere,„ſie war immer ein gutes Mädchen, wenn ſie auch manchmal ein bißchen abſonderlich war. Sie hatte ſich's von klein auf in den Kopf geſetzt, mal eine ſeine Dame zu werden.„Paß auf, Luiſa“, hat ſie mir oft geſagt,„wenn ich mal ſterbe, werde ich wie eine Lady begraben.“ Ja, das hat ſie geſagt.“ „Nun, wünſchen wir Marjorie, daß ſie recht lange als Lady leben kann“, ſagte der Fremde, „jetzt aber— Gott befohlen, meine hübſchen Mäd⸗ chen. Ich habe mich, weiß Gott, zu lange feſtge⸗ ſchwatzt, was wohl eine verzeihliche Sünde iſt, wenn einem zwei ſo verführeriſche Evastöchtei in den Weg laufen. Alſo auf— zu Tomkins Haus!“ Mit dieſen Worten ſchüttelte er den nun wieder kichernden Mädchen die Hand, kniff ſie in die Backen, und— ſchon halb im Gehen— be⸗ merkte er beiläufia: Geſchah nicht ziemlich um Danzig, 22. Nov. Der Danziger Beamtenbund Irgend welche neuen Verhandlungen Zentrumswähler und g Zentrumswählerinnen! Laßt euch nicht euere Parole vom Rechts⸗ block(Deutſchnationale, Völkiſche, Bauernbund, Deutſche Volkspartei) vorſchreiben, ſondern ſtimmt alle ohne Ausnahme am 5. Dezember mit Nein! Die Finanzlage Heſſens. Die Finanzpolitik Heſſens ſteht im Vor⸗ dergrunde des Wahlkampfes. Der ſog. Wirt⸗ ſchafts⸗ und Ordnungsblock verbreitet unent⸗ wegt die Behauptung, daß an der heſſiſchen Finanzmiſere die Koalitionsparteien und der demokratiſche Finanzminiſter Henrich die Schuld trügen. Die ausführlichen Darlegun⸗ gen des Finanzminiſters über die heſſiſche Finanzlage, die wir vor einiger Zeit veröf⸗ fentlicht haben, beweiſen das Gegenteil. Um den unangenehmen Eindruck dieſer Tat⸗ ſache zu verwiſchen, ſind die Darlegungen des Finanzminiſters als„Wahlbroſchüre“ bezeich⸗ net und von verſchiedenen Abgeordneten des, O.⸗W.⸗Blockes heftig angegriffen worden. Der Finanzminiſter nahm zu dieſen Angriffen er⸗ neut Stellung und wies in einem ausführ⸗ lichen Artikel der„Darmſtädter Zeitung“ da⸗ rauf hin, daß es ſich bei ſeinen Angaben um amtlich nachgeprüfte Zahlen handele. Bei der Bedeutung, die die Finanzfrage für den Wahlkampf hat, laſſen wir die Ent⸗ gegnung des Finanzminiſters hier abſchnitts⸗ weiſe im Wortlaut folgen: 1. Die Ueberſchüſſe der Jahre 1923 und 1924. Herr Dingeldey meint: Wenn die Jahre 1923 bis 1925 ohne Fehlbetrag abſchließen und ſogar noch erhebliche Deckungsmittel für 1926 zur Ver— ſügung bleiben, dann iſt das auf den Raubbau zurückzuführen, den der heſſiſche Finanzminiſter (nicht etwa der Reichsfinanzminiſter) an der Steuerkraft der Steuerzahler ausübte. Das wirkt ſchon mehr erheiternd. Weiſt der Voranſchlag einen Fehlbetrag auf, dann iſt das auf die Un fähigkeit des Finanzminiſters zurückzuführen. Bleibt dieſer Fehlbetrag in der Rechnung aus oder verwandelt er ſich gar in einen Ueberſchuß, dann zeugt dies von brutaler Steuerpolitik. Wie ſind denn die Ueberſchüſſe zuſtande, gekommen? Für 1923 betrugen ſie 3,7 Millionen. In den er— ſten neun Monaten des Jahres bis zum Ende der Inflationsperiode ſind bekanntlich Steuern ſaſt nicht bezahlt worden, ihr Wert deckte nicht einmal 1 v. H. des öffentlichen Bedarfs. Im erſten Vier teljahr 1924(dem letzten Abſchnitte des Rech— nungsjahres 1923) führte die Reichsregierung zur Stabiliſierung der Wöhrung die bekannten rohen Steuern ein, deren Ertrag mangels zuverläſſiger Unterlagen im voraus nicht zr berechnen war. Die Länder und Gemeinden mußten ihre Steuern gleichfalls den veränderten Verhältniſſen anpaſſen, Die Wirkung war am Jahresſchluß eine ſtarke Mehreinnahme. Wer hat nun zuviel erhoben: das Reich, oder die Länder und die Gemeinden, die für ihre Steuerberechnungen keine andere dieſelbe Zeit, ars wriarjorie und der alte Tom kins abdampſften, der ſchreckliche Mord?“ „Jawohl— freilich!“ riefen die Mädchen ihn zu,„am ſelben Morgen,— aber da wußte man noch von nichts!“ Miſter Smithers— ſonſt Fred Hall genannt ſchwenkte noch einmal ſeinen Hut, und, ſeinen Weg fortſetzend, murmelte er vor ſich hin:„Am ſelben Morgen ſind ſie weg— ſo, ſo— und der Onkel in Amerika und ſie wollte gerne eine Lady ſein— wir wollen uns das merken, wenn der Zuſammenhang auch noch dunkel iſt. Was meinſt du dazu, Bing?“ Bing meinte vor allem, daß dies ein herrlicher Spaziergang ſei und tanzte mit freudigem Ge— bell vor ſeinem Herrn und Gebieter her, um— kreiſte ihn ſechsmal, ſtürzte wie beſeſſen hinter einem Sperlin her, gab die erfolgloſe Jagd bald wieder auf und ſteckte ſeine ſchwarze Naſe in alle möglichen Dinge am Wege, die ihn nichts an— gingen. Tomkins Haus lag eine gute Viertelſtunde von den übrigen Gehöften entfernt, dicht am Waldrand. Die kurze Zeit der Verlaſſenheit hat ten ihm bereits den Stempel der Oede und des Verfalles aufgedrückt. Ein Zettel am Zaun be⸗ ſagte, daß dies Grundſtück zu verkaufen ſei und man Näheres bei B. O. Gerſchers erfahren könne. „Dies Haus wollen wir uns einmal näher beſehen, Bing“, ſagte Fred Hall, ſtieß die nur angelehnte ſümple Lattentür auf und trat in den Garten, aus dem auch die letzte Gemüſeſtaude herausgerupft war und an deſſen Obſtbäumen weder Apfel noch Birne mehr ſichtbar waren. Das Haus ſchien mit ſeinen kahlen Fenſtern die Ein⸗ dringlinge wie aus leeren Augenhöhlen drohend anzuſtarren. Fred Hall blieb eine kurze Minute ſtehen, wars einen prüfenden Blick in die Runde und ſteckte die Hände in die Hoſentaſchen.„Nicht eben ge— mütlich hier“, bemerkte er, und auch Bing ſchien das zu empfinden. Er ſtellte ſich dicht neben ſeinen Herrn und zeigte wenig Luſt, auf Ent⸗ deckungsreiſen zu gehen. Der bis vor kurzem freundliche Septemberhimmel hatte ſich unver⸗ merkt bewölkt, und die ganze Stimmung der Landſchaft ſchien mit einem Male überaus me⸗ lancholiſch, trübe und faſt unheimlich. „Alſo weiter!“ ſagte Fred Hall und ſtieg die Steintreppe hinauf, die zur Haustür führte. Bing folgte ihm auf den Ferſen. Die Tür war ver⸗ ſchloſſen, doch Hall holte ein kleines Inſtrument aus der Taſche, dem das kunſtloſe Schloß nach kurzer Bemühung nachgab. Die Tür öffnete ſich Grundlage hatten aus vie Anggaven ver Reichsre gierung? Die Mehreingänge in 1923 waren an ſich nicht beſonders bedenklich, denn ſie bedeuteten ur einen kleinen Ausgleich für die ungenügend Steuerleiſtungen in den vorausgegangenen ne Monaten des Jahres. Für 1924 war eine genauen Schätzung der Reichsſteuereinnahme ſchon eher möglich. Die Reichsregierung verfuhr hierhe ſehr vorſichtig, und die heſſiſche Regierung ging bei der Schätzung ihres Anteiſes über die Anſüz des Reiches hinaus. Das Ergebnis für das Reich war eine Mehreinnahme über den Etatsanſaß hinaus von 2 Milliarden, an der die Länder und die Gemeinden entſprechenden Anteil hatten. Und ſo hat es kein Land und ſaft keine Gemeinde ge⸗ geben, die nicht in 1924 erhebliche Ueberſchüſſe zu verzeichnen hatte. In Heſſen entfallen von dem Rechnungsüberſchuß von 6,8 Millionen auf Mehr⸗ einnahmen aus Steuern nur 2,7 Millionen, wenn man die weiteren 4,1 Millionen abſetzt, die auz geſchenkten Betriebsvorſchüſſen des Reiches her⸗ rühren, die alſo mit Steuerleiſtungen der heſſ— ſchen Steuerzahler nicht das geringſte zu tun ha⸗ ben. Es iſt auch nicht richtig, daß die heſſiſche Regierung dieſer Entwicklung der Steuereinnah⸗ en keine Rechnung getragen habe: bekanntlich hat ſie in 1924 auf ein volles Quartal der Grund⸗ und Gewerbeſteuer verzichtet. Und nun betrachte man dieſen nüchternen Tatſachen gegenüber die Behauptung des Herrn Abg. Dingeldey, der Rück⸗ gang der Steuerkraft und damit der wirtſchaſt⸗ lichen Leiſtungsfähigkeit in 1926 gegen 1922 ſei vor allem auf die rückſichtsloſe und kapitalver⸗ nichtende Steuergeſetzgebung des heſſiſchen Staa⸗ tes während der abgelaufenen Jahre zurückzufüh⸗ ren. Iſt das nicht grotesk? Worin beſteht denn dieſe„rückſichtsloſe Steuergeſetzgebung“!? Die Grundſteuer ſollte in den letzten drei Jahren je etwa 7 Millionen bringen. Davon entſallen etwa 3 Millionen auf die Gebäudeſteuer, die bei wei— tem den geringſten Satz in Deutſchland hat. Un⸗ gefähr 3 Millionen laſten auf dem rein landwitt— ſchaftlichen Grundbeſitz, der nur in dem großen Beſitz infolge der Staffelung ſtärker belaſtet iſt alz in anderen Ländern. Dem Gewerbe ſind gleich— falls 7 Millionen Landesſteuern auferlegt. Man⸗ gels einer zuverläſſigen Veranlagung der Erträge wirkt leider die Steuer in einzelnen Fällen hart und ungerecht, und es läßt ſich bis zur Auswirkung einer richtigen Veranlagung des Einkommens und des Vermögens in dieſen Fällen nur auf dem Wege der Billiakeitserläſſe und der Stun— dungen helfen. Hiervon wird in liberalſter Weiſe Gebrauch gemacht. Im Ganzen iſt es aber unbeſtrittene Tatſache, daß die Belaſtung des Ge— werbes mit ſtaatlichen und gemeindlichen Ge— werbeſteuern in Heſſen erheblich geringer iſt als 3. B. in vielen Landesteilen Preußens. Die Son⸗ dergebäudeſteuer hat in 1924 und 1925 nicht we⸗ ſentlich anders gewirkt wie in den übrigen deut— ſchen Ländern. Erſt in 1926 macht ſich ihre un— ſoziale Tendenz beſonders ſcharf bemerkbar. Die Regierung hat verſucht, nach der ſozialen Seite hin Abhilfe zu ſchaffen. Aber hier hilft nur eine grundſätzliche Neuordnung, wie ſie für den end— gültigen Finanzausgleich erwartet werden muß. Es darf aber doch auch darauf hingewieſen wer— den, daß dem Miethausbeſitzer in der gleichzeitig erfolgten Erhöhung der Miete ein Erſatz für die erhöhte Hauszinsſteuer gewährt wurde. Schwere Sturmverheerungen Kochel, 22. Nov. In der Kochel⸗ und Wal⸗ chenſeegegend richtete ein Föhnſturm furcht⸗ bare Verheerungen an. Die Windſtürme riſſen zahlreiche Waſſerhofen in rieſige Höhen el por und trieben ſie kilometerweit ins Land, wo ſie, oft bei klarem Sonnenſchein, als Ne gen niedergingen. Faſt alle Straßen ſind durch umgeworfene Bäume und abgelöſte Stein blöcke zerſtört. In Schleedorf am Kochelſee wurden faſt alle Hausdächer vom Sturm ab⸗ getragen. Nachts ſab man trotz der Dunkelbeit Inarrend, und gleich darauf ſtand Hall in einem kleinen düſteren Vorflur, der mit ſteinernen Flie— ſen bedeckt war. Zunächſt ſtieß Hall ſämtliche Türen auf, die zu dieſem Flur führten— es waren deren drei und trat dann in die zur linken Seite gelegene Küche. Auf dem Herd war noch Aſche, und alte Kiſten wie zerbrochenes Hausgerät lagen und ſtanden überall herum. Mit aufmerkſamer Miene ſtöberte Hall in dem Gerümpel herum, durchſuchte die beiden rechter Hand gelegenen Zimmer, in denen es nicht viel anders ausſah und kllet⸗ terte dann die ſchmale Stiege hinauf, die zu den Bodenkammern führte. Hier oben hatte anſcheinend die Familie Tomkins ihre Schlafräumlichkeiten gehabt; die als unbrauchbar zurückgelaſſenen Gegenſtände häuften ſich, in einer Ecke ſtand eine alte, wurm— ſtichige Bettſtatt. Ueberall hatte der Staub ſchonf ſeinen ſiegreichen Einzug gehalten. Hier, dieſe Kammer, mochte Marjorie, der Tochter des Hauſes gehört haben. Sie war et⸗ was heller und freundlicher, die Wände geweißt, und an der einen Wand lehnte ein zerbrochener Spiegel. Sonſt war die Kammer leer. Gerade wollte Hall den Raum verlaſſen, als ihm in einer Ecke etwas Weißes auffiel. Er bückte ſich darnach und hielt einen Fetzen Papier in der Hand, mit einer kindlich unbeholſenen, aber deutlichen Schrift bedeckt, ein Teil eines zerriſſenen Briefes. Er las: „— E habe zu große Angſt vor dir gehabt, um es dir zu ſagen, weil du mich immer gleich bedrohſt, aber nun ſage ich es doch, mag daraus werden was will, denn dieſes Leben ertrage ich nicht länger, und lieber magſt du——“ Hier war der Fetzen zu Ende. f Fred Hall las dieſe wenigen Zeilen ein vaar⸗ un cht uufmertſam durch, die andere Seite war unbeſchrieben.„Das nehmen wir mit“, ſagte er und verwahrte das Blättchen ſorgfältig in ſei⸗ ner Brieftaſche Dann ſetzte er ſeine Unterſuch⸗ ungen fort. Er ſtieg vom Dach bis in den Keller, holte ſeine kleine elektriſchen Taſchenlampe hervor und durchſtöberte jeden Winkel. Nichts entging ſeinem ſcharfen, wachſamen Auge. Die Stunden ver⸗ rannen und es war hoher Mittag, als ex wieder auf der ſteinernen Treppe vor der Haustüre ſtand und mit einem anderen kleinen Inſtrument das Schloß kunſtgerecht in ſeine alte Stellung brachte. „Damit ſich die braven Purleyer nicht aufte⸗ gen über den vermeinlichen Einbrecher, der we⸗ nig genug zu holen fände in dem alten Kaſten⸗ — Komm, Bina!“ N 8 8 Verbandsnachrichten der kath. Männer⸗ und Arbeiter⸗ Vereine. Vorſtände⸗Konferenz. Dienstag, den 30. November, nachm. 3 Uhr, findet in Mainz, im Vereinshaus des Männer- vereins(Ballplatz) eine Verbands⸗-Vor⸗ ſtändekon ferenz ſtatt. Hierzu ſind vor allem die hochwürdigen Herren Präſides eingeladen. Außerdem ſollen möglichſt die Präſidenten der Vereine, oder ſonſt ein Vertreter des Vorſtandes beiwohnen. * Tagesordnung: Soziale Fürſorge in der Vereins-Verſicherung der Mitglieder. 2. Verbandsbericht. Verbands- u. Vereinsaufgaben im Jahre 1927. Ausſprache. ſchimmernd weiß die neuen unzähliger Waſ⸗ ſerhoſen, die vom Sturm aus den Seen in die Lüfte gepeitſcht wurden. Faſt ſämtliche eleltriſchen Leitungen wurden zerſtört. Inte⸗ ſreſſant iſt, daß die durch die Benediktenwand geſchützten Orte Pöſſenbach und Benediktbeu⸗ ren faſt völlige Windſtille verzeichneten. Von Samstag abend 11 Uhr bis Sonn⸗ lag mittag tobte am Königſee ein heftiger Wirbelſturm. Er legte auf der Inſel faſt alle Bäume um, ebenſo hundertjährige Ahorn— bäume beim Fährhaus. Die aufgepeitſchten Waſſerhoſen ſchlugen an die Fenſter des Ho— tels Schiffmeiſter. Viele Häuſer haben an, ihren Dächern Schaden erlitten oder ſind ganz abgedacht. Die Straße nach Berchtesgaden u. Ramſau ſind zur Zeit von den umgeriſſenen Bäumen geſperrt. Ein Zug aus dem Gleis geworfen. Bregenz, 22. Nov. Aus dem Gleis gewor- ſſen wurde von dem Sturm der Frühperſonen⸗ 1050 von Bezgau nach Bregenz. Als der Zug in der Nähe von Unterbach wegen einer Be⸗ ſchädigung der Gleiſe hielt, packte ihn ein Windſtoß und warf ihn, mit Ausnahme der Lokomotive, aus dem Gleis. Zwei Reiſende wurden bei dem Unfall leicht verletzt. Sturmſchäden in Tirol. Innsbruck, 22. Nov. Schneeſtürme richte⸗ nen in Nordtirol großen Schaden. ſowie Stö— rungen im Telephon- und Bahnverkehr an In Vorarlberg wurde ein Perſonenzug der Bregenzer Waldbahn vom Sturm umgewor— fen, wobei einige Reiſende verletzt wurden. In Südtirol beſteht neuerdings Ueberſchwem— mungsgefahr. In Arlberg wurde die Weſt— rampe der Drahtleitung der Arlberabahn durch entwurzelte Baumſtämme und Stein lawinen 500 Meter weit bergab geriſſen. Der Verkehr der Perſonenzüge wurde eingeſtellt. Die Schnellzüge erlitten große Verſpätungen durch Umſteigen. Aus Heſſen. Alsheim, 22. Nov.(Das läßt ſich hören.) die Metzger haben beſchloſſen, daß Rindfleiſch don 1.20 auf 1 Mark herabzuſetzen. Zur Nach— ihmung empfohlen. Heidesheim, 22. Nov.(Zimmerbrand) In einer hieſtgen Wohnung entſtand am vergangenen dienstag ein Zimmerbrand. Aus einem Ofen in Abweſenheit der Bewohner glühende Kohlen auf den Boden. Der Boden entzündete ſich und durch die große Rauchentwicklung wurden die Bewohner noch zur rechten Zeit auf den Brand aufmerklſam gemacht. Er konnte ohne großen Schaden anzurichten, gelöſcht werden. Gau⸗Algesheim. 22. Nov.(Hoher Beſuch.) Sr. Erzellenz der Miniſter des Innern von Brentano nahm im Beiſein von Herrn Kreisdirektor Schön, Bingen und Herrn Reg-Rat Kuhn Bingen heute ine Beſichtigung des Landwirtſchaftsamtes und der landw. Schule dahier vor Darmſtadt, 22. Nov.(Beſuch auf dem Waldfriephof.) Trotz des ſchlechten Wetters batten ſich am Sonntag Tauſende nach dem Waldfriedhof begeben, um den lieben Toten, die dort in der Erde ſchlummern, zu gedenken. Es war wohl nicht ein Grab zu verzeichne beſſen friſche Blumen nicht die gedenkende Hand der Angehörigen oder Freunde verriet. Die einzelnen Vereine hielten Totengedenk eltern ab und auch die Gräber der ehemals feindlichen Staatsangehörigen wurden mit Kränzen bedacht, teilweiſe mit Schleifen in den heſſiſchen Farben.— Wie wir hören, wurden dieſe Schleifen heute mit Frankreich Ausgetauſcht, als gegenſeitiger Beweis für die Ehrung der Krieger, die in fremder Erde ſchlummern. jolor felen 5 „Weingarten. 21. Nov.(Frühling im Herbſt.) Seit einigen Tagen ſteht hinter der Kleinbahn auch hier ein Birnbaum in voller Blüte. Bergſtraße und Odenwald. n Heppenheim(Bergſtr.), 22. Nov.(Sonderbarer Anfall) Der in der Autogarage Fetſch beſchäftigte Lehrling W. Keppler wollte, da die nördliche Stadteinfahrt nach Heppenheim geſperrt iſt, einem uhekannten Autolenker den richtigen Umgehungs⸗ zeigen. Der Junge beſtieg das Auto und ſprang plötzlich in der Nähe der Dreſchhalle bei e raſchem Tempo aus dem Auto. Er fiel da⸗ bei ſo unglücklich gegen einen Kilometerſtein, daß k ſich ſchwere Kopſverketzungenn Er mußte len bewußtloſem Zuftande in das dtiſche Kran⸗ 1 verbracht werden, wo er bedenklich dar⸗ berdeillegt, Was den Lehrling zu dem Sprung exanlaßt hat, iſt unbekannt. Aus Nah und Fern. „ Groß⸗Gerau, 21. Nov.(Stelettfunde.) Bei Umbauarbeiten wurden in der Frankfurter Straße ſteben Skelette aus vorgeſchichtlicher Zeit aufge⸗ deckt. Beigaben waren nicht vorhanden., Leichen lagen von Oſten nach Weſten, mit dem Geſicht nach der aufgehenden Sonne. Rechtenbach, 21. Nov.(Das alte Lied.) Am Freitag abend machte ſich das 4 Jahre alte Kind des Karl Forſcher hier in einem unbewachten Au— genblick am Herdfeuer der Küche zu ſchaffen, wo⸗ bei Glut aus dem Feuertürchen fiel und umlie— gende Gegenſtände in Brand gerieten. Durch den Rauch wurde das Kind bewußtlos und konnte nur mit ärztlicher Hilfe ins Leben gerufen wer— den. Becherbach, 21. Nov.(Ungezogene Burſchen.) Die Polizei ermittelte 24 junge Burſchen, die ſich an den Ausſchreitungen gegen mehrere Pfarrer, die in einem Auto ſaßen, beteiligt hatten. Die Burſchen ſtammen aus dem Orte Krebsweiler. Der Haupttäter iſt verhaftet und wurde in das Amtsgerichtsgefängnis Meiſenheim eingeliefert. Kleinroſſeln, 21. Nov.(Liebestragödie.) Den Liebhaber ſeiner Frau angeſchoſſen hat auf der neuen Kolonie zur Alten Glashütte ein Berg— mann. Da trotz aller Verwarnungen das Liebes— verhältnis weiter beſtand, griff der Bergmann zur Waffe und verletzte den bei ihm wohnenden Lieb— haber ſchwer durch zwei Kopfſchüſſe. Der Schwer— verletzte wurde in das Bergmannslazarett einge— liefert, während der Täter ſich freiwillig der Gen— darmerie ſtellte. Harthauſen, 21. Nov.(Ein Juvalide miß⸗ handelt.) Ein hinterliſtiger Alt wurde an dem hieſigen Maurer Adam Schreiner dieſer Tage ver⸗ übt. Weil Schreiner als Mitglied der Woh— nungskommiſſion dem 22jährigen verheirateten Frarl Schütt kleine Wohnung verſchafft hatte, wurde er auf offener Straße von Schütt und deſ— ſen Schwager angefallen und mißhandelt. Schrei— der, der auch blutende Wunden davontrug, konnte ſich als Invalide nicht zur Wehr ſetzen. Die Tä ter wurden nunmehr angezeigt. Heidelberg, 21. Nov.(Aus dem Zuchthaus entlaſſen.) Der frühere Kirchheimer Schuldiener Rimmler, der auch eine kurze Zeit dem Stadtrat angehörte, war bekanntlich wegen Beteiligung an einer Sprengſtoffafſäre zu mehrjariger Zucht⸗ hausſtraſe verurteilt worden, von der ihm jetzt auf Wohlverhalten ein Vierteljahr geſchenkt wor— den iſt. Aus Anlaß ſeiner Rückkehr veranſtalteten die hieſigen Kommuniſten eine Begrüßungsfeier— lichteit auf dem Marktplatz. Dem Heimkehrenden wurde ein Bild von Roſa Luxemburg und Karl Liebknecht überreicht. Rimmler ſoll wieder als Stadtratskandidat aufgeſtellt werden. Bellheim, 21. Nov.(Eine wilde Jagd.) Durch ein durchgehendes Pferd wurde am Freitag abend der Landwirt Biſſon überrannt, ſodaß er bewußt los vom Platze getragen werden mußte. Sein Fahrrad wurde zertrümmert. Lörrach, 21. Nov.(Großfeuer.) Geſtern nach— mittag brach in dem Lager des Wollwarengeſchäfts von Tröndle Feuer aus, das auch auf das Ver— lagsgebäude des„Oberländer Bote“ übergriff. An beiden Häuſern brannten die Hinterfronten voll— ſtändig nieder, die vorderen Stockwerke teilweiſe. Durch das raſche Eingreiſen der Feuerwehr konnte die Druckerei des„Oberländer Bote“ gerettet wer— den. Bei den Löſcharbeiten erlitt ein Schutzmann eine Rauchvergiftung. Ein junger Mann fiel durch einen Lichtſchacht des„Oberländer Bote“, und verletzte ſich ſchwer an Beinen und Kopf. Hüfingen bei Donaueſchingen, 21. Nov.(Eine alte Unſitte.) Als die Familie des Stadtrechners Moog am Sterbebette der Mutter der Ehefrau weilte, vergnügte ſich das 21/ Jahre alte Kind der Eheleute zu Hauſe damit, daß es auf dem Treppengeländer herunterrutſchte. Hierbei verlor das Kind das Uebergewicht und ſtürzte etwa fünf Meter in die Tiefe Der Tod trat alsbald ein. Pirmaſens, 21. Nov.(Folgen der Trunkſucht.) Der in der Herberge wohnhafte Gelegenbeitsarbei— ter Jakob Loſeus wurde nachts gegen 3 Uhr in ſchwer betrunkenem Zuſtande und mit einer er— heblichen Stichwunde im Kopf auf dem Exerzier platz von einer Polizeiſtreife aufgefunden. Ueber die Herkunft der Verletzung will er keine Anga— ben machen lönnen. Vermiſchtes. Politiſcher Zuſammenſtoſt. Berlin, 22. ov. Bei einer Kundgebung der kommuniſtiſchen Jugend am Sonntag Nachmittag auf dem Michael-Kirchplatz kam es zu heftigen Zuſammenſtößen zwiſchen den Demonſtranten und der Polizei. Anlaß gaben einige tätliche Angriffe einiger Teilnehmer gegen einen Polizeioſſizier. Bei der polizeilichen Feſtſtellung der Angreifer lam es zu einem Tumult, ſodaß die Polizei von dem Gummiknüppel Gebrauch machen mußte. Der Platz wurde geräumt. Mehrere Perſonen haben leichte Verletzungen erlitten. Das verſchwundene Hirn des Hellſehers. Baden⸗Baden, 21. Non. Zu der durch die Preſſe gegangenen Meldung über das verſchwun dene Hirn des Hellſehers Savary wird jetzt be— kannt, daß das Hirn Savarys nach deſſen Tode von hieſigen Aerzten herausgenommen worden iſt, um es zu konſervieren, da es ſonſt nach wenigen Tagen den Wert für eine wiſſenſchaftliche Unter— ſuchung verloren hätte. Das Hirn iſt dann den Angehörigen Savarys in Hannover zur Verfü— gung geſtellt worden, um es allgemein wiſſenſchaft— lichen Unterſuchungen zugängig zu machen. Neue Signalein richtungen der Reichsbahn. Berlin, 21. Nov. Wie von Seiten der Reichs— bahngeſellſchaft mitgeteilt wird, hat die Reichs- bahn die Vorarbeiten für die Einrichtungen zur Beeinfluſſung fahrender Züge jetzt derart geſör— dert, daß die Löſung des ſchwierigen Problems der Uebertragung der Signalſtellung auf den ſah— renden Zug unter automatiſcher Einwirkung auf die Bremſe der Verwirklichng näherrückt. Nach eingehenden Vorverſuchen läßt die Reichsbahn längere, beſonders aber nebelreiche Strecken, wie z. B. Hamm Oberhauſen, mit elektro induktiven Uebertragungsmitteln ausrüſten. Sollten dieſe großzügigen Verſuche einen günſtigen Verlauf nehmen, ſo iſt damit zu rechnen, daß bereits Ende nächſten Jahres die planmäßige Ausrüſtung aller Reichsbahnſtrecken mit Vorrichtungen gegen das Ueberfahren der Halt⸗Signale in Angriff genom⸗ men wird. um die Getränkeſteuer. Berlin, 22. Nov. Wie zuverläſſig mitge⸗ leilt wird, ſind in dem Geſetzentwurf Zur Uebergangsregelung des Finanzausgleiches zwiſchen Reich, Ländern und Gemeinden, der ſoeben vom Reichskabinett verabſchiedet und dem Reichsrat überwieſen worden At, die Ge⸗ meindegetrünkeſteuern nicht mehr enthalten. Die Reichsregierung iſt alſo dem Reichstags⸗ beſchluß vom Frühjahr dieſes Jahres beige⸗ treten, wonach vom 1. April 1927 ab die Ge⸗ meindegetränkeſteuern nicht mehr erhoben werden dürfen. Eine Ergänzung findet dieſer Entſchluß der Reichsregierung darin, daß auf Peranlaſſung des Reichswirtſchaftsrates in dem neuen Entwurf eines Spiritusmonopol— geſetzes, der in der vergangenen Woche vom Reichsrat verabſchiedet worden iſt, eine Be⸗ ſtimmung aufgenommen wurde, wonach an— dere Behörden als die Monopolverwaltung zranntwein in Zukunft nicht mehr beſteuern ürſen., ſodaß alſo auch von dieſer Seite die Peſeitigung der Gemeindegetränkeſteuer er— ſtrebt wird. Es iſt anzunehmen. und in der Oeffentlichkeit och ein heftiger Kampf Dien Auftakt dazu hat bereits der Deutſche Siädtetag gegeben. der in ſeiner fürzlich ver— zffentlichten. vielbeſprochenen Denkſchrift die bebaſtung der Gemeindegetränkeſteuer for— Heber die Haltung der politiſchen Par- teien läßt ſich noch wenig mitteilen. Die Ge— meindegetränkeſtener iſt eine von ſoge— nannten kleinen Steuern, die man ſeinerzeit während der Inflation eingeführt hat. Nach⸗ dem jeßt das Beſtreben dahin gebt, das ganze Steuerſyſtem zu vereinfachen, iſt auch für dieſe Gemeindegetränkeſteter. die bei Wein und Bier 5 Prozent, bei Sekt und Spirituoſen 15 Prozent betrögt. kein Pſatz mehr. Es gibt kaum eine zweite Steyer, die bei den von iht betroffenen Gewerbekreiſen eine ſolche Erhit⸗ terung hervorgerufen hat, wie gerade die Ge— moeindegetränkeſteuer. Schon vor einigen Mo— naten hat der Deutſche Weinhauverband dar— auf hingewieſen, daß es eine große Reihe von Hleinverkaufsſtellen gibt, die den Wein— verkauf völlig eingeſtellt haben, weil ſie nicht dauernd die Laſten der umfangreichen Buch— führung und die Belöſtigung durch die ſtän⸗ dige Kontrolſe fragen wollen. Ganz beſonders für die große Maſſe der mittſeren Betriebe, für die kleinen Handels- und Gaſtſtätten, be⸗ deuten die umfangreichen Buchführungsarbei⸗ len eine ungeheure Beläftigung. Wenn der Deutſche Städtetag, der im Namen der ganz großen Städte ſpricht, der Auffaſſung iſt. daß die Gemeinden auf die Gemeindegetränkeſteuer auch weiterhin ange— vieſen ſind, ſo iſt das zweifellos eine Ueber— lreibung. Geſamtaufkommen der Ge— meindegetränkeſteuer im Reiche dürfte zwi— ſchen 65 und 75 Millionen liegen. Die Anga⸗ ben des Deutſchen Städtetages über den Geſamthaushalt aller deutſchen Städte in Höhe von 2½ Milliarden Mark ſind ganz ſicher zu niedrig geſchätzt. Der Anteil der Gemeinde— getränkeſteuer am Geſamtetat iſt jedenfalls ſehr gering und ſpielt, von einigen wenigen Ausnahmen abgeſehen, eine unweſentliche Rolle. Es darf ja nicht überſehen werden, daß die volkswirtſchaftlichen Unkoſten der Ge— neindegetränkeſteuer ſehr erheblich ſind. Sie dürften im allgemeinen 50 Prozent überſchrei— ten daß im Parſamen! um dieſe Steuer entbreunen wird. dert. den Das Gegen die Gemeindegetränkeſteuer ſpre— chen auch die bisher gemachten Erfahrungen. wonach eine eimigermaßen reſtloſe Erfaſſung des ſteuerlichen Verbrauches innerhalb einer Gemeinde nahezu unmöglich iſt. Es hat ſich herausgeſtellt, daß die Einfuhr faſt gar nicht kontrolliert werden kann. Es ſei denn, daß ein umfangreicher und koſtſpieliger Kontrollappa— rat aufgeboten wird. In dicht nebeneinander— liegenden Gemeinden, wie z. B. Berlin und Potsdam, wo Berlin die Steuer eingeführt hat, Potsdam dagegen nicht, hat ſich ein re gelrechter Schmuggelbetrieb von einer Ge meinde in die andere entwickelt. Schon aus dieſem einen Beiſpiel läßt ſich erſehen, welche verheerenden Wirkungen die Gemeindegeträn— keſteuer auf die Steuermoral hat. Eine Steuer, die den ehrlichen Gewerbetreibenden auf das ſchwerſte benachteiligt und den un— ehrlichen begünſtigt, Fund das ift bei der Ge— meindegetränkeſteuer der Fall— iſt ein volks— wirtſchaftlicher Unſinn. Ein großer Teil der deutſchen Städte erhebt bereits heute keine Gemeindegetränkefteuer mehr. Darunter be— finden ſich große Kommunen, wie z. B. Bar— men, Bremen, Hamburg. Hamborn, Lübeck, München⸗Gladbach und Stettin. Es gibt nur noch ganz wenig Städte, für die heute dieſe Steuer eine nennenswerte Einnahmequelle darſtellt. Die Hauptmaſſe der Gemeinden iſt an ihr völlig unintereſſiert. Aus dieſem Grunde hat ſich auch die Reichsregierung ent— ſchloſſen, den Geſetzentwurf über den vorläu— figen Finanzausgleich mit dieſer Steuer nicht mehr zu belaſten. Gerichtszeitung. Worms, 19. Nov.(Amtsgericht.) Strafſache gegen den Dentiſten A. L. Worms, wegen Betrug und Betrugsverſuch. Der Angeklagte wurde durch Rechtsanwalt Jung vertreten. Die Ver⸗ handlunzen dehnten ſich bis gegen 2 Uhr aus. Dem Angeklagte! wird zur Laſt gelegt, bei Ab⸗ rechnung mit der hieſigen Ortstrankenkaſſe zuviel Arbeiten oder Arbeiten anderer Natur als die tatſächlich ausgeführten, alſo Arbeiten, die nicht geleiſtet worden waren, in Rechnung geſetzt zu haben. Nach Vernehmung eines großen Zeugen⸗ apparates, der in Bewegung geſetzt worden war, kam das Gericht ſu folgender Urteilsvertündung: 300 Marr Weirnraſe over erſatzwerſe 20 Tage Ge; fängnis und Tragen ſämtlicher Koſten. Die Staatsanwaltſchaft hatte 600 Mark beantragt. Der erſte Kohlenſchieberprozeſt. Duisburg, 21. Nov. Vor dem Schöffengericht in Duisburg fand geſtern der erſte der Prozeſſe ſtatt, die mit den Kohlenſchiebungen ins Ausland im engſten Zuſammenhang ſtehen. Angeklagt war ein Angeſtellter Boſch vom holländiſchen Fracht⸗ kontor, der beſchuldigt wird, in zwei Fällen Koh⸗ lenausfuhrſcheine für Kohlenſendungen benützt zu haben, die nicht regelrecht ausgeſtellt ſind. Boſch war geſtändig. Er ſei von dem Angeſtellten Ra⸗ demacher der Kohlengroßhandelsgeſellſchaft Heng ſtenberg u. Wiener in Duisburg⸗-Ruhrort telepho⸗ niſch dazu angeſtiftet worden. Als Vergütung habe Rademacher für jeden Schein 200 Reichs mark erhalten. Das Gericht kam zu der Feſtſtel lung, daß Diebſtahl vorliege und verurteilte den Augeklagten zu 6 Wochen Gefängnis unter An rechnung von 5 Tagen Unterſuchungshaft. Der Haftbefehl wurde, da kein Fluchtverdacht vorliegt, aufgehoben. Boſch hat gegen das Urteil Beru⸗ fung eingelegt. Briefberaubung. Grünſtadt, 21. Nov. Vor dem Schöffengericht beim Amtsgericht Frankenthal ſtand geſtern der Oberpoſtſchaffner Joh. Bornheimer unter der An⸗ klage, im Monat Auguſt und September 1926 Gegenſtände, die ihm zur amtlichen Aufbewahrung übergeben worden waren, beſeitigt zu haben. Bornheimer wurde zu 6 Monaten Gefängnis ab⸗ züglich 2 Monaten der erlittenen Unterſuchungs⸗ haft verurteilt. Ferner hat er die Koſten zu tragen; Strafe für Guttesläſterung.. Doſſenheim, 21. Nov. In der Nacht zum Kirch⸗ weihmontag am 20. September wurden von rohet Hand zwei ſteinerne Kruzifixe in Doſſenheim um⸗ geworſen und zertrümmert. Als Täter wurde der 20 Jahre alte Heinrich Knödler vom Pfaffengrund ermittelt, der nun vom Schöffengericht wegen Sachbeſchädigung und Gotesläſterung 20 Tage Gefängnis erhielt. Strafbare Autoraſerei. ö Bingen, 21. Nov. Durch rechtskräftiges Urteil des Amtsgerichtes Bingen wurde in öffentlicher Verhandlung der Führer und gleichzeitig Be⸗ ſitzer eines Autos beſtraft, weil er innerhalb eines geſchloſſenen Ortsteils eine Strecke von 200 Me⸗ tern in 19 Sekunden zurückgelegt hat. Das ent⸗ ſpricht einer Stundengeſchwindigkeit von 38 Km. und überſchreitet die geſetzlich zuläſſige Höchſtge⸗ ſchwindigkeit um 8 Km. Dieſe Verurteilung iſt inſofern von prinzipieller Bedeutung, als derar⸗ tige Fälle häufig vorkommen und oftmals die Führer von Autos den Einwand erheben, nach ihrem Taxometer hätten ſie die Geſchwindigkeil von 30 Km. eingehalten, und die Feſtſtellungen der Beobachtungsbeamten ſeien irrig. 3 Handel und Induſtrie. b Frankfurter Getreidebörſe. An der heutigen Frankfurter Getreidebörſe no⸗ tierten bei ſtetiger Tendenz: Weizen 29,50; Rog⸗ en 24.50 24,75: Sommergerſte 2426,50; Hafer inl. 19,5020: Mais 19.25— 10,50: Weizenmehl 41.50—41,75; Roggenmehl 25—35,75: Weizenkleie 11,25; Roggenkleie 12; Erbſen 48—75; Linſen 50 bis 90: Heu 8,75—10; Stroh gepreßt 4,50—5, ge⸗ bündelt 4—4,25; Biertreber 1725, alles in Reichs⸗ mark die 100 Kilo. 5 Frankfurter Viehmarkt. Zum geſterigen Viehmarkt waren aufgetrieben: 272 Ochſen, 46 Bullen, 767 Kühe, 298 Färſen, 478 Kälber, 257 Schafe und 3984 Schweine. Notiert wurde der Zentner Lebendgewicht: Ochſen 42—61: Bullen 38—54: Kühe 20—57; Färſen 3861; Käl⸗ ber 54—77; Schafe 20—42: Schweine 70—79 und Sauen und Eber 65—70 Reichsmark. Marktver⸗ lauf: Rinder werden bei anfangs regem, ſpäter abflauendem, Kälber und Schafe bei ſchleppendem Handel ausverkauft. In Schweinen verblieb bei gedrücktem Geſchäft Ueberſtand. Mannheimer Produktenbörſe. Bei ruhiger Haltung wurden nur geringe Um— ſätze erzielt. Man verlangte für die 100 Kilo ohne Sack waggonfrei Mannheim in Reichsmark: Wei⸗ zen inl. 30,25—30,50; ausl. 3233.25; Roggen inl. 25,25— 25,50; Hafer inl. 19,50—20; ausl. 20 bis 24; Braugerſte 26—29; Frttergerſte 21,50—22,25: Mais mit Sack 19,75—20; Weizenmehl Spezial 0 41,7542; Weizenbrotmehl 31,7532; Roggenmehl 3,75—37; Kleie 1111,50. Mannheimer Viehmarkt. Zum geſtrigen Viehmarkt waren zugeführt und wurden die 50 gilo Lebendgewicht gehandelt je nach Klaſſe: 195 Ochſen 22—59, 114 Bullen 28—49: 619 Kühe und Rinder, Kühe 1048, Rinder 34 bis 60: 476 Kälber 50—76: 155 Schafe 30—44; 2161 Schweine 75—81, 197 Arbeitspferde pro Stück 600 bis 1300: 48 Schlachtpferde 40100. Marktverlauf: Großvieh mittelmäßig, in geringeren Qualitäten Ueberſtand, Kölber mittel. geräumt, Schweine mittelmäßig, ausverkauft, Pferde ruhig. a Humor des Tages, „Fritz, haſt Du den Brief an den Kaſten ge⸗ bracht, die Marke dann aufgetlebt und den Brief in den Kaſten geſteckt?“ „Ich habe vor dem Kaſten ſo lange gewartet, bis deine hingeſchant hat, und dann habe ich ihn ohne Marke reingeworfen.“ b t