iernheimerfinzeiger (Viernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) —————uv—ͤ———— ä——LU—ä————.———— Viernheimer Tageblatt (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Erſchelnt täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 2 8 Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg. 1.50 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis beklagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements täglich in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungs träger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. . In Hamburg ſtarb der ehemalige nationalliberale Relcdstogsabdgeordnete Dr. h. e. Bäumer, der frühere Gene⸗ ralſekretär des Vereins Rheiniſch⸗Weſtfäliſcher Induſtrieller. — Der preußiſche Miniſterpräſident Braun, der von einem vor kurzem erlittenen Unfall noch nicht völlig wie⸗ derhergeſtellt war, hat ſich erneut durch einen Fall eine Quetſchung der linken Hüfte zugezogen. — Die Botſchafterkonferenz in Paris hat Ende der Woche eine Sitzung abgehalten, in der ſie ſich mit der Erle⸗ digung laufender Angelegenheiten befaßte. 5 — Der Papſt empfing den bayeriſchen Geſandten, Frei⸗ berrnev Ritter, der die Glückwünſche zum Neuen Jahre darbrachte. N Jahresſ chau und Wochenſchau. Aus dem alten Jahr 1926. 5 Die letzte Woche des alten Jahres ſchließt etwas friedlicher als die voraufgegangene Weihnachtswoche. Der deutſche Proteſt gegen Landau hat ſeinen Ein⸗ druck nicht verfehlt und dazu geführt, daß die von dem Kriegsgericht verurteilten deutſchen Staatsbürger von der franzöſiſchen Regierung ohne langes Zögern be⸗ gnadigt werden mußten. Mit dieſem Akt hat die fran⸗ zöſiſche Regierung die Landauer Militärs desavouiert und Deutſchland zum Teil Genugtuung verſchafft. Da⸗ mit iſt Deutſchlands berechtigten Anſprüchen jedoch noch nicht völlig genügt. Rouzier, der ſich zum min⸗ deſten des Totſchlags ſchuldig gemacht und willkürlich oder aus Feigheit von ſeinem Schußinſtrument Ge⸗ brauch gemacht hat, läuft auch heute noch unbehelligt in Frankreich umher. Deutſchland verlangt nicht, daß die franzöſiſche Regierung ſich über die Geſetze ihres Landes hinwegſetzt und Kabinettsjuſtiz treibt. Wohl f aber erwarten wir, daß die Pariſer Regierung alle Mittel erſchöpft, durch die Rouzier zur Verantwor⸗ tung gezogen werden kann. Dazu gehört auch die Ein⸗ leitung eines Diſziplinarverfahrens. Darüber hinaus muß Deutſchland auf eine ſchleu⸗ nige Abberufung der Beſatzungstruppen drängen. Für eine Beſetzung deutſchen Bodens beſteht, wie auch der Oberpräſident der Rheinprovinz, Dr. Fuchs, bei der Eröffnung des rheiniſchen Provinzial⸗ landtags in Düſſeldorf ausführte, heute kein Anlaß mehr. Nach Locarno und Genf hat das Rheinland! einen Anſpruch auf die Räumung. Leider hat 1926 dem beſetzten Gebiet noch nicht die Freiheit gebracht. Wird dieſe Hoffnung auch 1927 enttäuſcht, müßte das verhängnisvolle Wirkungen zur Folge haben. Darum kann der Ruf nach der baldigen Abberufung der Be ſatzungstruppen, die nun einmal ein ernſtes Hindernis für eine wahre Befriedung bilden, gar nicht oft ge⸗ nug erhoben werden. Wenn Frankreich Sicherheit will, muß es ſich für den Frieden und für die Ver⸗ f ſtändigung mit Deutſchland entſcheiden. Das aber iſt nicht möglich, ehe nicht die Trikolore am Rhein zu⸗ ſammengefaltet wird. Kann ſich das Kabinett Poin⸗ caré dazu nicht entſchließen, nimmt Paris eine ſchwere Verantwortung auf ſich. Denn dann würde Poincaré eine neue politiſche und wirtſchaftliche Un⸗ ſicherheit heraufbeſchwören, die Europa zum Verhäng— nis werden muß. Der Streit um die deutſche Entwaffnung iſt letzt bis auf die Frage der Oſtfeſtungen und des Kriegs⸗ materials beigelegt worden. Das wichtigſte Ereignis der letzten Woche des Jahres 1926 war der Abſchluß des deutſch⸗ita⸗ lieniſchen Schiedsvertrags. Der Vertrag iſt in monatelangen Verhandlungen vorbereitet und in Genf zwiſchen Gauß und Scialoja endgültig for⸗ muliert worden. Der Schiedsvertrag, der den Miß⸗ verſtändniſſen des letzten Jahres ein Ende machen ſoll, enthält ſechzehn Artikel. Die vertragſchlie⸗ fenden Parteien verpflichten ſich darin, etwa zwiſchen ihnen auftretende Streitfälle, die nicht auf dem gewöhn⸗ lichen diplomatiſchen Wege freundſchaftlich beigelegt werden können, zum Gegenſtand eines Ausgleichs⸗ verfahrens zu machen. Zu dieſem Zwecke wird eine ſtändige Ausgleichs⸗Kommiſſion eingeſetzt. Für den Fall, daß das Ausgleichsverfahren nicht zum Ziele führt, kann der Streitfall Schiedsrichtern oder dem Haager Gerichtshof unterbreitet werden. Der Vertrag ſetzt genau die in Betracht kommenden Verfahren feſt und iſt für einen Zeitraum von zehn Jahren ab⸗ geſchloſſen. Auf„ tkreitigkeiten, die aus Tatſachen ent⸗ 41 0 0 ſind, die zeitlich vor dem gegenwärtigen ertrage liegen und der Vergangenheit angehören, N finden dieſe Beſtimmungen keine Anwendung. Innenpolitiſch benutzte die Berliner Preſſe die Zeit zwiſchen den Feſten zu Erörterungen über die Möglichkeiten einer neuen Regtlerungsbildung. Dabei hatte der Präſident des Reichsbürgerrats von Loebel! die Bildung einer Regierung der„Kleinen Rechten“, die aus Deutſchnationalen, Deutſcher Volks⸗ eite Wirtſchaftspartei und Bayeriſcher Volkspartei eſtehen ſollte, vorgeſchlagen und das zentrum um die Duldung einer ſolchen Regierung erſucht. Das Ber⸗ liner Zentrumsorgan, die„Germania“, hat jedoch zu einer ſolchen Politik keine Luſt und ſchreibt, das Zentrum würde einfach ſeine Politik verleugnen, wenn es auch nur indirekt die Regierung der kleinen Rechten unterſtützen wollte. Dieſes Experiment darf nicht ge— mac werden. Dann ſei es ſchon beſſer, daß der Reicſstag gleich aufgelöſt würde. Die„Germania“ gibt ihrer Meinung dahin Ausdruck, daß das Zentrum ſich wieder an der Regierung beteiligen müſſe, und daß die Führung nur bei der Mitte liegen könne. Damit ſind auch die Verſuche, die darauf abzielten, das Zen— trum zur Tolerierung einer Regierung der„Kleinen Rechten“ zu bewegen, geſcheitert. Die Regierungskriſe beſteht alſo in unverminderter Schärfe fort. 1926 hat mit einer Kriſe begonnen und ſchließt damit. Im übrigen hat 1926 eine Fülle guter und böſer Ereigniſſe gebracht. Das Jahr begann mit großen Ueberſchwemmungen und iſt auch ſonſt an Ele— mentarereigniſſen, Kataſtrophen, Unglücksfällen, Tyhus⸗ epidemien, ſchweren Verbrechen, Witterungsunbilden, ſehr reich geweſen. Erdbeben und Wirbelſtürme haben namentlich in Aſien und in Amerika(Florida) große Verluſte angerichtet. In Deutſchland brachten Witte— rungsunbilde ſchwere Ernteſchäden. Ein unerhörtes Eiſenbahnattentat wurde gegen einen D-Zug bei Hannover verübt. Aber auch Großtaten gab es. Der Nordpol wurde zweimal überflogen, der Kanal zwiſchen England und Frankreich mehrfach, auch von Frauen, durchſchwommen. Auch ſonſt trug 1926 wiederholt einen ſtürmiſchen Charakter. In Griechenland wurde der Diktator, General Pangalos, davongejagt, in Litauen kam eine Militärdiktatur ans Ruder. In Nicaragua kämpfte der„rechtmäßige“ Präſident Diaz um Thron und Leben und in Marokko ſtreckte Abd el Krim nach heldenmütigem Widerſtand die Waffen. Unruhen und Kämpfe überall. In Italien ereignete ſich Attentat auf Attentat gegen Muſſolini und an der italieniſch⸗franzöſiſchen Grenze zeigten ſich die lateiniſchen Brüder die Gewehre. England hatte unter einem monatelangen Bergarbeiterſtreik zu lei— den und in Deutſchland kämpfte man mit der Not und um die Fürſtenabfindung. In Oſtoberſchle⸗ ſien, deſſen deutſche Bevölkerung unter polniſchen Drangſalierungen zu leiden hatte, brachten die Ge— meindewahlen große deutſche Erfolge. Die übrigen Ereigniſſe, ſoweit Deutſchland in Betracht kommt, ſind bekannt: Eintritt in den Völkerbund, Freigabe Kölns, Aufhebung der Kontrolle. Möge 1927 bringen, was uns 1926 ſchuldig ge— blieben iſt: unſern Volksgenoſſen am Rhein die Frei— heit und uns Frieden und Eintracht. Dazu ein herz— liches: Glückauf! Chaos oder Löſung? e, Innerpolitiſche Gefahren. 1 Wir ſtehen an der Wende des neuen Jahres in ebendemſelben innerpolitiſchen Chaos, das wir zu Be⸗ ginn des verfloſſenen angetroffen haben. Mit Recht heißt es in einer Zuſchrift der„Germania“ aus der Zentrumsfraktion des Reichstags u. a.:„Dem Zen⸗ trum fehlt jede Veranlaſſung die Löſung der Kriſe von vorneherein jenen Parteien, die ſie herbeigeführt haben, zu erleichtern. Die Zentrumspartei war ſeit vielen Jahren geſchloſſen für die große Koalition. In den letzten Wochen iſt es ihr auch gelungen, die in der Deutſchen Volkspartei vorhandenen Widerſtände weit— gehend niederzukämpfen. Reichsregierung und die ſie ſtützenden vier Parteien haben trotz der Inſterburger Rede des Herrn Scholz einmütig beſchloſſen, in Ver— handlungen mit der Sozialdemokratie über die große Koalition einzutreten. Dieſe Bemühungen hat die Sozialdemokratie in letzter Stunde zerſchlagen. Die Deutſchnationale Volkspartei hat durch ihren Austritt aus der Reichsregierung bei Locarno eine große Dummheit gemacht, worüber es in dieſem Lager heute mur eine Meinung gibt. Das gegenwärtige Verhalten der Sozialdemokratie iſt mehr als das. Es iſt das politiſch Unbegreiflichſte, was ſich ſeit der Staatsumwälzung in Deutſchland abgeſpielt hat.“ Da⸗ mit iſt allerdings das Verhalten der Sozialdemokratie treffend gekennzeichnet. Sie hat ohne Not eine Regie— rungskriſe hergufbeſchworen, deren Löſung heute noch unüberſehbar iſt. Wenn man in rechtsgerichteten Blättern der Deut⸗ ſchen Volkspartei, die ſich zweifellos mit der Anſicht des Herrn Scholz decken, nunmehr einfach glaubt, daß ſich nach dieſer Abſage der Sozialdemokraten ohne wei⸗ teres die Möglichkeit von Verhandlungen über eine Verbreiterung der Regierungskoalition mit den Deutſchnationalen ergäbe, ſo iſt das nach Anſicht der Zentrumsfraktion völlig irrig. Es ſprechen dagegen nicht nur ſchwere innenpolitiſche, ſondern vor allem noch ſchwere außenpolitiſche Bedenken. Für das Zentrum iſt es un mfa lich. mit oinor Mav⸗ bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen dor mittags 8 Uhe, großere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen 105 unseres Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands und des Auslands. Amtsblatt der Heffiſchen Bürgermeisterei und des Polizeiantz Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden. kel zuſammenzugehen, dle ſich immer wieder in ſchärfſte Oppoſition zu der von uns innegehaltenen Außenpoli⸗ tik, zu Locarno, zu unſerer Zugehörigkeit zum Völker— bunde ſtellt, wie es gerade die Deutſchnationale Volks⸗ partei tut.„Man kann nicht eben gleichzeitig Beſtand⸗ teil einer Regierungskoalition und in außenpolitiſchen Fragen„nationale Oppoſition“ ſein.“ Und innenpoli⸗ tiſch geht es nicht an, durch völlige Ausſchaltung der Sozialdemokratie, wie es die Rechte anſtrebt, die brei⸗ ten Wählermaſſen, die die Sozialdemokratie nun ein⸗ mal vertritt, weiter zu radikaliſieren und dem Staate zu entfremden. Die Ausſichten für die Löſung dieſer Regierungs- kriſe ſind aber nicht allzu roſig. Die Mehrheit der ſozialdemokratiſchen Reichstagsfraktion ſperrt ſich, die große Koalition mitzumachen. Sie befürchtet das Ab— ſchwenken großer Wählermaſſen zu den Kommuniſten hin und benutzt deshalb ſehr willkommen jede ſich bietende Gelegenheit, eine irgendwie ablehnende Aeu— ßzerung aus Kreiſen der Deutſchen Volkspartei ſofort aufzugreifen und als allgemeine Abſage erſt recht dick zu unterſtreichen. Die Sozialdemokraten merken nicht oder wollen es 1 merken, wie ſie durch übertriebene Forderungen das Zentrum nach rechts abtreiben und das Schwergewicht der Mittelparteien und damit die Politik der mittleren Linie nach rechts hin zu verſchie— ben drohen. Die Mittelparteien müſſen, gleich- wie die Löſung dieſer Regierungskriſe letzten Endes ausfällt, die Führung behalten.— 2 Deshalb ſcheidet auch für das Zentrum ein Plan, wie er jetzt durch den früheren Staatsminiſter von Loebell im„Berliner Lokalanzeiger“ zur Löſung der Regierungskriſe empfohlen wird, von vornherein völlig aus. Herr von Loebell kommt nach Ablehnung aller übrigen Löſungen zu dem Ergebnis, daß im Augenblick nur eine Koalitiyn der„Kleinen Rechten“ möglich ſei, alſo eine Regierung, die ſich auf, Deutſchnationale, Deutſche Volkspartei, Bauriſche Volkspartei und Wirtſchaftspartei ſtützt. glaubt, daß das Zentrum ſich dieſer Regierung gegenüber, wenn auch in„unfreundlicher Neutralität“, ähnlich wie ge⸗ genüber dem erſten Kabinett Luther, abwartend ver⸗ jalten, alſo dieſe Regierung dulden wird. Davon kann aber keine Rede ſein. Das Zentrum kann unmög⸗ lich die Geſchicke Deutſchlands einer Regierung über⸗ laſſen, in der die Deutſchnationalen die Mehrheit haben. Das würde gleichzeitig eine Gefährdung aller bisher errungenen außenpolitiſchen Erfolge und Auf— gabe der erhofften Rheinräumung bedeuten, ganz ab⸗ geſehen von den innenpolitiſchen Schwierigkeiten. Politiſche Rundſchau. — Berlin, den 31. Dezember 19286. 0— Der japaniſche Kaiſer hat dem Reichsy enten für das Beileidstelegramm zum Tode des Kaiſers Joſchi— hito ſeinen Dank ausgeſprochen. — Die Rei egierung hat den Vorſitzenden der Deut— ſchen Geſellſchaft für Völkerrecht, iedermeyer in Kiel, zum Mitglied des deutſch-finniſchen Vergleichsrats er— nannt. — Der Weltbund tungen, der in Brüſſ b kommunalen Spitzenverbänd eutung der deutſchen Kommunalwirtſche m ihren Beitritt. Die deut⸗ ſchen Verbände haben dazu bereit erklärt. — Der Hamburger Seuat wählte für 1927„. Pe⸗ terſen zum erſten und Dr. Schramm zum z»ger⸗ meiſter wieder. — 2 Deutſ Juftfahrtverband 6 r deu 9. Januar 1 i eil 8 2 ine zu einem außere tlichen Luft— fahrertage Berlin eingeladen. 5 ** :: Ter Zwiſchenfall in Mainz. Nach einer Mittei⸗ lung der Beſatzung de ſin! beiden franzöſiſchen Soldaten, die in d J it Händel mit der Be⸗ völkerung ſuchten und läge abbekommen ha⸗ ben ſollen, wegen Wide in ihren Ausſagen feſtgenommen worden. :: Wohnung er und gekündigte Wohnungsin⸗ haber. Durch verſchi» Verordnungen ſind im lau— fenden Jahre V en beſtimmter Art aus der Wohnungszwan aft herausgenommen und die Vermieter zur Kündigung berechtigt worden. Da ein⸗ zelne Wohnungsämter die Inhaber derartiger Woh⸗ nungen auch dann, wenn ſie infolge Aufhebung des Mieterſchutzes die Wohnung räumen mußten, überhaupt nicht als Wohnungsſuchende in die Liſte eingetragen oder ihre Unterbringung nicht als dringlich anerkafint haben, hat jetzt der Reichsarbeitsminiſter die Landes⸗ regierungen in einem Rundſchreiben gebeten, die Ge⸗ meindebehörden anzuweiſen, derartige Wohnungsſu⸗ chende in gleicher Weiſe zu behandeln wie Wohnungs⸗ ſuchende, die auf Grund einer Aufhebungsklage zur Räumung verurteilt ſind und bei denen die Zwangs⸗ vollſtreckung von der Sicherung eines Erſatzraumes abhängig gemacht iſt. 232 ͤbb — — Nundſchau im Auslande. Die holländiſche Regierung hat 700 gefangen gs⸗ nommene kommuniſtiſche Auſſtändiſche nach der Inſel Noeſa Kembangan, einer als Strafkolonie dienenden Inſel an der Oſtkuſte Javas, verbannt. Der franzöſiſche Außenminiſter Briand empfing den engliſchen Botſchafter Lord Crewe zu einer kürzeren Aus⸗ ſprache. Wie aus einer amtlichen Bekanntmachung aus Kowno hervorgeht, ſind die vier vom Feldgericht verurteilten Kom— muniſten doch erſchoſſen worden. E Durch eine Verfügung der italieniſchen Regierung iſt in 19 Städten zum 1. Januar die Selbſtverwaltung der Gemeinden aufgenommen worden. 5 0 d. Rückzahlung der Antwerpener Kontribution. 1 Durch einen Spruch des deutſch⸗belgiſchen Schiedsge⸗ richts iſt Deutſchland zur Rückzahlung der der Stadt Ant⸗ werpen im Kriege auſerlegten Kontribution von einer Million Franks zuzüglich 5 Prozent Ziuſen ſeit dem 1. Oktober 1915 verurteilt worden.. „Siüdflawien ſucht Rußlands Freundſchaft. 4 In einer dem neuen ſüdſlawiſchen Außenminiſter nahe⸗ ſtehenden Zeitung fordert der Führer der ſerbiſchen Bauern⸗ partei Jovanowitſch eine„Politik der ſlawiſchen Gemein⸗ ſchaft“. Zu dieſer Politik ſei Südſlawien durch Ftalien ge⸗ zwungen. Da Dentſchland und Rußland in Zukunft bie Säulen der europäfſchen Kontfnentalpolitik ſein würden, habe Südflawien von heute ab ſeine Aufmerkſamkeit die⸗ ſem Umſtaud zu widmen. Weiterhin müſſe es auch mit Un⸗ garn und Bulgarien Fühlung nehmen. Tie Mächte und das Chinamemorandum. 4 Obwohl die engliſche Regierung von den Mächten auf ihre Chinadenkſchriſt noch keine Antwort erhalten hat, alaubt man in London doch zu wiſſen, daß die Note allgemein eine gute Aufahme gefunden hat, wenn auch Frankreich Zurück⸗ haltung zeigt und Japan zur Kritik neigt. Man glaubt, daß die Vorſchläge von beiden Parteien in China angenommen werden. Ob dieſe Hoffnung gerechtfertigt iſt, iſt ſedoch noch ſehr zweifelhaft. Kanton hat keine Luſt den Vorſchlägen zu⸗ zuſtimmen und Frankreich will abwarten, bis in China eine Regierung vorhanden iſt, die das ganze Reichsgebiet vertritt. N 5 Das wird jedoch noch gute Weile haben. Fons ahbrao mfg: keujahrsempfänge. Neujahrsglückwünſche des diplomati— 125 ſchen Korps. Zum Beginn des neuen Jahres empfing Reichs— präſident von Hindenburg die Chefs der diplomatiſchen Auslandsvertretungen in Berlin. Außer den Herren aus der Umgebung des Reichspräſidenten waren auch Reichskanzler Dr. Marx, Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann und Staatsſekretär v. Schubert bei dem Empfang zugegen. Während der Auffahrt der Diplomaten erwies eine Reichswehrabtelung die mili— täriſchen Ehrenbezeugungen. Die 6 „ — Glückwünſche des diplomatiſchen Korps brachte der Rangälteſte, der Apo— ſtoliſche Nuntius Pacelli, zum Ausdruck, in dem er Deutſchland unter der weiſen Führung des Reichs— präſidenten von Hindenburg von Herzen ü Größe, Glück und friedlichen FJortſchritt wünſchte. Weiterhin betonte der Nuntius noch, daß 1926 durch den Beitritt Deutſchland zum Völkerbund gekennzeichnet ſei. Trotz mancher Schwierigkeiten habe der Gedanke des Friedens und der internatio⸗ nalen Zuſammenarbeit einen neuen mächtigen Aufſchwung genommen. Wenn die tatſächliche, endgültige Auswirkung dieſer Bemühungen auch noch nicht zu überſehen ſei, ſet es doch tröſtlich, feſtzuſtellen, daß der Gedanke der Schickſalsgemeinſchaft der Nationen immer klarer und tiefer erkannt werde. Es ſei zu wünſchen, daß dieſe Keime ſich weiter entwickeln und im neuen Jahre Früchte der Wohlſahrt und der Befriedung tragen. Dann könne der durch den furchtbaren Weltkrieg in ſeinen Grundfeſten er— ſchütterte wirtſchaftliche und ſoziale Organismus wieder gefeſtigt und das Schreckensbild der Er werbsloſig⸗— keit wieder verſcheucht werden. 0 Reichspräſident von Hindenburg dankte mit einer kurzen Anſprache, ſtreifte dabei die von Pacelli erwähnten Beſtrebungen, auf friedliche Zu⸗ ſammenarbeit der Völker und fuhr fort:,„Wenn ſich auch noch nicht mit voller Sicherheit überſehen läßt, ob die Bemühungen um eine gegenſeitige Verſtän⸗ digung den gewünſchten Erfolg haben werden, ſo bin ich doch mit Ihnen der Ueberzeuaung daß diefe Be⸗ b Edith Bürkners Liebe. 22 Roman von Fr. Lehne. 4. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) „Endgültig ſage ich dir noch nit Lebewohl, Schatz. Nach dem Abendbrot komme ich doch noch mal'rüber! Uebrigens muß ich noch meinen Kuß haben— drei Tage ſind es ſchon her. Ach, Hekzele, goldenes, ich hab' dich gar ſo lieb,“ ſagte er innig, tief in ihre dunklen Augen ſehend, aus denen ihm ſo unverhüllt ihre Liebe ſtrahlte. Er drückte ihre Hand.„Weißt doch: „Deine Augen grüßen ſo heimlich, Deine Lippen küſſen ſo ſacht— Noch einen Kuß bei der Türe, 5 Herzliebſte, gute Nacht!“ e Und ob ſie es wußte! Hatte er ihr doch jenes kleine Gedichtchen in eine reizende, gefällige Muſik ge⸗— ſetzt, was ſie als ihr größtes Heiligtum verwahrte. „„Sie wurde rot. f f Noch klang ihm ihr leiſes, glückliches Lachen, mit dem ſie ihn verlaſſen, in den Ohren, als er weiterging. Sie war doch zu ſüß!— Es wurde ihm ſo warm, wenn er in ihre Augen ſah und ihre Stimme hörte, die von wunderbarem Klang war— tief und voll und weich, ſchmeichelte ſie ſich ſeinem muſikaliſchen Ohr un⸗ widerſtehlich ein. 5 Wenn nur der Mangel an dem nötigen Kleingeld nicht wäre, der vorläufig ihre Verbindung zur Unmög⸗ lichkeit machte! Sonſt hätte er Edith Bürkner am lieb⸗ ſtenn morgen ſchon als ſein Weib heimgeführt. Aber er, ein Künſtler, konnte und durfte ſich nicht der Mi⸗ ſere des Lebens ausſetzen, wenn er künſtleriſch auf der Höhe bleiben ſollte; denn nur im Vollen, im Ueber⸗ fluß konnte er arbeiten, fern von den gemeinen Sor⸗ gen des Daſeins, ſonſt ging ihm alle Schaffensfreude verloren— und gerade jetzt——— Zu dumm!! —————— trevungen mir auen Kruſten forrgeſetzt werven muſſen, um den Gedanken der Zuſammengehörigkeit der Nas tionen zur Verwirklichung zu bringen. 5 Nach den Spannungen und Erſchütterungen der vergangenen Jahre ſind die Völker in der Tat zu einer Schickſalsgemeinſchaft verbunden und in ihren poli⸗ tiſchen, wirtſchaftlichen und geiſtigen Lebensnotſbendig⸗ keiten mehr denn je aufeinander angewieſen. Jedes Volk hat in erſter Linie das Recht und die Pflicht, ſeine politiſche Unabhängigkeit, ſeine Eigenart aufrecht zu erhalten. Das ſoll und darf aber nicht hindern, auf der Grundlage der Gerech⸗ tigkeit und der Gleichberechtigung aller Nationen das allgemeine Wohl der Meuſchheit zu pflegen und zu fördern. Seien Sie überzeugt, daß das deutſche Volk in dieſem Sinne mit aller Kraft an der Errei⸗ chung des hohen Ziels der Völkerverſtändigung mit⸗ arbeiten wird. a Möge das neue Jahr die Wünſche, mit denen wir ſein Kommen begrüßen, möge es das tiefe Verlangen der Menſchheit nach ruhiger, gedeihlicher Arbeit und nach einer wahren Friedensgemeinſchaft der Völker er⸗ füllen. Möge es uns und allen anderen Völkern die wirtſchaftliche Geſundung bringen, die der Not der Er⸗ werbsloſigkeit ein Ende ſetzt. In dieſer Hoffnung ſpreche ich Ihnen, zugleich für Ihre Staatsoberhäupter; Regierungen und Völker, im Namen des deutſchen Vol— kes und im eigenen Namen meine aufrichtigſten und lichſten Neujahrswünſche aus.“— Hierauf begrüßte der Reichspräſident die einzelnen Botſchafter, Geſandten und Geſchäftsträger und wechſelte mit ihnen Neu- jahrswünſche. 5 g N Freiheit und Einigkeit. Hindenburgs Ziele für Nach der Verabſchiedung der Botſchafter empfing der Reichspräſident auch den Reichskanzler Dr. Marr, die Reichsminiſter und Staatsſekretäre und nahm die von Dr. Marx erſtatteten Glückwünſche der Reichsregie— rung entgegen. Danach warf ö a Reichskanzler Dr. Marx ö einen kurzen Rückblick auf das alte Jahr, in diem Deutſchland auf politiſchem und wirtſchaft⸗ lichem Gebiet neue Fortſchritte erzielt und ſich in ſteigendem Maße die Achtung des Auslandes und die Berückſichtigung ſeiner Lebensintereſſen geſichert habe. Erfreulicherweiſe habe ſich die Regierung dabei auf einen die verſchiedenſten Bevölkerungsſchichten und Parteigruppierungen umfaſſenden Willen zum Wie⸗ deraufbau der deutſchen Weltgeltung ſtützen können. Dieſer Zug zur einheitlichen Willensbildung in den großen Lebensfragen der Nation berechtige zu der Er— wartung, daß unter der vorbildlichen Leitung des Reichspräſidenten Deutſchlands Bemühungen um die europäiſche Verſtändigung erfolgreich fortgeführt wer— den können. Reichspräſident v. Hindenburg erwiderte die Wünſche des Kanzlers und dankte dem Reichskanzler und den Miniſtern für die dem Vaterlande geleiſtete Arbeit. Wenn das alte Jahr auch gewiſſe Fortſchritte gebracht habe, müßten doch noch gewaltige Aufgaben bewältigt werden.„In erſter Linie,“ fuhr Reichs⸗ präſident v. Hindenburg fort,„muß es unſer Ziel ein balvigſt die Räumung der immer noch veſetzten Gebiete zu erreichen, damit das deutſche Volk überall in deut⸗ ſchem Land frei und ungeſtört ſeine Kräfte in, fried⸗ licher Arbeit entfalten kann. Im Bereiche der inne⸗ ren Politik iſt am dringendſten die Behebung der wirtſchaftlichen Not, der immer noch ſo überaus großen Erwerbsloſigkeit, die täglich für über eine Million deutſcher Arbeiterfamilien ſchwere mate⸗ rielle und moraliſche Sorgen bringt. Daneben harren wichtige ſozialpolitiſche Fragen und die Neu⸗ redelung des finanziellen Ausaleichs der Löſung.. Wir hoffen und wünſchen, daß es im neuen Jahre gelingt, alle dieſe bedeutſamen Aufgaben durchzufüh⸗ ren und damit eine Grundlage zu ſchaffen, auf der die weitere Geſundung und der Wiederaufſtieg unſeres Volkes ſich vollziehen kann. Hierzu iſt die erſte Vorausſetzung, daß in allen Lebensfragen unſerer Nation der einige Wille und d' zu ammengefaßte Kraft aller Teile und Schichten un— ſeres Volkes eingeſetzt werden können. Daher richte ich auch an dieſem Tade und von dieſer Stelle aus an 2. Es war ſchon ſieben Uhr vorüber, als Edith mit vor Kälte geröteten Wangen nach Hauſe kam. Sie hatte ſich ſehr beeilt, fand aber doch den Abendbrottiſch ſchon gedeckt, als ſie in das Wohnzimmer trat. „Guten Abend, Mütterchen,“ rief ſie fröhlich.„Ihr habt wohl ſchon gewartet? Ich konnte nicht früher kommen; Frau Herbſt hat mich ſo lange aufgehalten. Dafür bringe ich auch ſchon Stundengeld! Ah, du haſt ein bißchen gefeuert? Das iſt recht. Es iſt doch ziem⸗ lich friſch draußen—“ und fröſtelnd rieb ſie ſich die Hände—„wo iſt Vater?“ „Vater hat ſchon gegeſſen; er iſt heute abend bei Franzes, denen er bei den Büchern helfen ſoll. Sie werden allein nicht ſo recht fertig damit. Wenn du dich nur nicht erkältet haſt, Edith! Dein Kleid iſt zu leicht. Ich ſagte dir doch, daß du dein Jackett anziehen ſollteſt,“ meinte Frau Bürkner beſorgt. „J wo, Mütterchen, ich bin doch jung! Das biſſel ſriſche Luft ſchadet mir nichts, und wenn du eine Taſſe Tee haſt, bin ich ſchnell durchwärmt!“ Mittlerweile hatte Edith ihren Hut weggelegt, war flink in ihr Hauskleid geſchlüpft und band ſich eine Schürze vor. „Thankmar, komm ſetzte ſich an den Tiſch. Der Gerufene erſchien. Es war ein ſchlanker, hüb⸗ ſcher Menſch von ungefähr achtzehn Jahren mit einem ſehr klugen Geſicht, das dem der Schweſter ſehr ähn— lich war. 0„Na, Dita, biſt du da?“ Zärtlich klopfte er Edith auf die Schulter, als er ſich neben ſie ſetzte.„Nun gib mir was zu eſſen; ich habe einen Bärenhunger!“ „Was willſt du haben, Käſe oder Wurſt?“ 8 Mit flinker Hand ſchnitt ſie Brot und belegte die Scheibe, die ſie für den Bruder beſtimmt hatte, dick mit Wurſt, während ſie ſich mit einer einfachen Butter- ſchnitte begnügte, — eſſen!“ rief ſie dann und ſeine Freiheit und 192 ö man auf etwa 7,5 Millionen. 5 die von zahlreichen Familien ſelber hergeſtellten Sil⸗ veſterpfannkuchen, dann dürfte die Geſamtmenge der für die Jahreswende verfertigten Pfannkuchen mit rund mD unſer Volk, an 8 Parteken und alle Berufsſtände den dringenden Appell, nicht immer die Verf hie⸗ denheit der Weltanſchauungen und die Gegenſätze der Intereſſen in den Vordergrund zu ſtellen, ſondern ſich in erſter Linie von der Rückſicht auf das Geſamtwohl des Vaterlandes leiten zu laſſen. Nicht darauf kommt es an, das Trennende zu betonen, ſondern darauf, das uns allen Gemeinſame zu ſuchen und feſtzuhalten, das alle perſönlichen Gegenſätze überbrücken und alle Deutſchen verbinden muß, nämlich die Sorge um Deutſchland und ſeine Zukunft.“ 0 Zum Schluß ſeiner Anſprache betonte Reichsprä⸗ ſident won Hindenburg noch einmal nachdrücklichſt, daß nur auf dieſem Wege das Geſpenſt der Zwietracht und der Zerriſſenheit gebannt werden könne. Daß es gelingen möge, ſei ſein tiefempfundener Wunſch.— Im Anſchluß daran nahm der Reichspräſi⸗ dent noch die Glückwünſche des Reichstags, des Reichsrats, der Wehrmacht, der Reichs band und der Reichsbahn entgegen. ö Aus Stadt und Land. on Berlins Pfannkuchenverbrauch zu Silveſter. Jahr für Jahr werden in Berlin für die feierlichen Stunden der Silveſternacht ganz enorme Mengen Mehl zu Pfannkuchen verarbeitet. Die von den Bäckereien alljährlich an Silveſter hergeſtellten Pfannkuchen ſchätzt Rechnet man hierzu zehn Millionen Stück nicht zu hoch gegriffen ſein. Auch der Karpfen ſpielt an Silveſter für den Berliner eine ſehr wichtige Rolle. Diesmal umfaßte die„Karpfen⸗ invaſion“ etwa 20 000 Pfund. Auch ſonſt iſt der Kon⸗ ſum an Lebensmitteln ganz ungeheuer. Eines der größten Berliner Reſtaurants, in dem ſich in der jahr⸗ wendenden Nacht ein ungemein lebhafter Betrieb ab⸗ zuſpielen pflegt, verbraucht allein etwa einen Zentner Kaviar, über ſechs Zentner Hummern, ungefähr 350 Poulards, über einen Zentner friſcher Ananas, an⸗ nähernd einen Zentner Gänſeleber und was dergleichen Leckerbiſſen mehr ſind. 15 n„Baron von Korff“. Ein überaus geriſſener Gauner, der als preußiſcher Prinz unter dem Namen „Baron von Korff“ in Gotha, Weimar und Erfurt Streiche verübte, iſt von der Berliner Kriminal⸗ polizei als ein 22 Jahre alter in Gruſche, Kreis Ja⸗ niſchke in Eſtland, geborener„Arbeiter“ Harry Do⸗ mela feſtgeſtellt, der von früheren Schwindeleien her den Behörden ſchon bekannt war. Im Jahre 1924 trat der Nichtsnutz bereits in Berlin mit Erfolg als „Sachwalter“ des Baltiſchen Roten Kreuzes auf. Er fälſchte Stempel und Briefbogen dieſer Organiſation, veranſtaltete Sammlungen und verſchwand mit, der Beute. Später wurde er feſtgenommen und beſtraft. Nach ſeiner Entlaſſung tauchte er bereits in Berlin in einem Hotel als„Prinz von Preußen“, in einem anderen als Baron Korff, in einem dritten als Prinz von Lieven auf. Ueberall blieb er nur eine Nacht. In Potsdam und Berlin prellte er einige Geiſtliche um Geldbeträge. In Heidelberg tauchte er dann wieder auf, und zwar als Prinz von Lieven, Leutnant vom 4. Reiterregiment in Potsdam. Dort wollte er an⸗ geblich ſeinen Bruder in einer vornehmen Studenten⸗ verbindung unterbringen. Nach einiger Zeit ſtiegen den Studenten jedoch Bedenken auf, ob der Prinz echt ſei. Man machte ihn deshalb mehrmals ſchwer be⸗ trunken, da man dachte, daß er ſich dann wenigſtens verrate. Der Prinz beſtand jedoch die Probe glänzend. Der vermeintliche Prinz konnte noch ſo alkoholbeſchwert ſein, er fiel niemals aus der Rolle. Neuerdings fahn⸗ det auch die Berliner Kriminalpolizei nach dem ab⸗ gefeimten Schwindler. 5 5 e Fünf Schwerverletzte bei einem Autozuſammen⸗ ſtoſt. Zwiſchen Berlin⸗Niederſchöneweide und Adlershof ſtießen ein Laſtkraftwagen und ein Privat⸗ auto zuſammen. Der Anprall war ſo heftig, daß das Privatauto in Trümmer ging. Der Laſtkraftwagen wurde ebenfalls arg mitgenommen. Die Inſaſſen des Perſonenwagens, zwei Damen und drei Kinder, haben ſchwere Verletzungen davongetragen. Sie wurden von anderen Automobiliſten nach dem Krankenhauſe ge⸗ bracht. Der eine der Chauffeure trug einen Arm⸗ bruch davon. a e FE N er eee e „Iſt dein Aufſatz fertig?“ 5. „Habe vorhin die letzte Seite geſchrieben— bin froh, wenn ich eine Drei kriege! So ein blödſinniges Thema aber auch— wir haben alle geſchimpft! Nicht in die ſerne Zeit verliere dich— den Augenblick be— greife! der iſt dein!“ n. Dabei biß er herzhaft in ſein Brot und ließ es ſich gut ſchmecken. a 5 f „Weißt du, Dita, du könnteſt mir eigentlich nach⸗ her beim Präparieren des Franzöſiſchen noch ein biß⸗ chen helfen; das heißt, wenn du Luſt haſt— ſchreibſt mir'in paar Vokabeln'raus. Du willſt? Danke! Bitte, gib mir noch'ne Taſſe Tee. Ein weiteres Stück Brot wäre auch nicht zu verachten. So, danke dir, Schwe⸗ ſterlein! Elende Plagerei!“ l „Na, Brüderchen, biſt ja bald erlöſt, in Tagen gibt's Ferien.“ 10 85 „Und danach geht die Ochſerei erſt recht los. Ich danke! Wenn ich nur das nächſte halbe Jahr hinter mir hätte!“. „Du haſt wohl Angſt, daß du durchfällſt?“ „Das nun gerade nicht; aber bei Gott und beim Schniefke iſt kein Ding unmöglich; da kann's ſchon vorkommen, daß man glatt durchraſſelt,“ meinte Thank⸗ mar, dabei aber in aller Gemütsruhe ſeinen Tee ſchlür⸗ fend. 5 „Das wäre ja ſchrecklich.“ n 5 Vor Beſtürzung legte Frau Bürkner ihr Beſteck aus der Hand und ſah den Sohn ängſtlich an. ö „Das wäre ja ſchrecklich! Um Gottes willen, was ſollte da werden! Was würde der Onkel ſagen?“ „Der? Der kann mir den Buckel—“ das andere unterdrückte er auf einen warnenden Blick der Schwe⸗ 7 grüßen von Martha,“ ſter. „Ich ſoll euch auch ſagte dieſe„ie iſt mir begegnet!“ 5 „Dante, leg's nur dahin!“ knurrte Thankmar.„Das gnädige Fräulein braucht ſich gar nicht zu bemühen.“ (Fortſetzung folgt.) wenigen lähriges nnheil durch eine oſſene Acteiltür. Unweit Berlin ⸗ Zehlendorf wurde der D⸗Zug Magdeburg— Berlin beim Vorbeifahren eines Berliner Vorortzuges von einer offenſtehenden Abteiltür geſtreift, wobei meh⸗ rere Fenſterſcheiben an beiden Zügen zertrümmert wur⸗ den. Vier Perſonen erlitten leichtere Verletzungen. Im Zuſammenhang mit dem Unfall wurden verſchiedene Attentatsgerüchte laut, die jedoch jeder Begründung entbehren. * Beim Spazierritt verunglückt. Ein 24 Jahre alter Milchkontrolleur aus Uſedom(Pommern) ſttirzte in der Gegend von Gülzow bei einem Spazierritt ſo unglücklich vom Pferde ab, daß er ſich ſchwere innere Verletzungen zuzog, denen er im Stettiner Kranken⸗ hauſe bald darauf erlag. * Großfeuer in Schneidemühl. Wahrſcheinlich in⸗ folge Brandſtiftung entſtand in einer Baracke in Schneidemühl ein Feuer, das in kürzeſter Zeit großen Umfang annahm. In der Baracke waren das ſtädtiſche Arbeitsamt, das Wohnungsamt und das Miet⸗ einigungsamt untergebracht. Die Bureaueinrichtungen und ein Teil der Akten ſind mit verbrannt. Nur im Wohnungsamt, dem ein feuerſicherer Geldſchrank zur Verfügung ſtand, ſind die wichtigſten Papiere erhalten geblieben. Die Liſten des Arbeitsnachweiſes und des Mietseinigungsamtes müſſen dagegen völlig neu an— gelegt werden. Der Brandſchaden iſt durch Verſicherung bei der Provinzial-Feuerverſicherung vollauf gedeckt. * Im Kampf mit einem Keiler. Nach einer Mel⸗ dung aus Trier wurde bei einer Saujagd in der Ge— gend von Eiſenſchmitt im Kreiſe Wittlich ein Förſter bon einem Keiler angegriffen und ſo übel zugerichtet, daß der Förſter bereits in kürzeſter Friſt an den Fol⸗ nen der Verletzungen ſtarb. a 1 e e eee n Mutter und Sean uin Leben gekommen. In Aachen ſtieß ein Laſtkraftwagen mit einem kleinen Kohlenhandwagen zuſammen, der von einem Mann gezogen und von ſeiner Schweſter und deren Sohn ge— ſchoben wurde. Die Frau wurde überſahrer und auf der Stelle getötet. Ihr 14jähriger Sohn warde von der Kurbel des Autos aufgeſpießt und fortgeſchleift. Die Verletzungen waren ſo ſchwer, daß der junge Menſch in kurzer Zeit unter großen Qualen verſchied. n Aluf eigenartige Weiſe das Augenlicht verloren hat in Hörde ein kleiner Junge. Während der Kleine mit ſeinem Vater die Treppe hinaufging, ſtieß der Vater aus Verſehen dem Knaben ſo unglücklich mit dem Spazierſtock ins Geſicht, daß der Junge, der in⸗ folge Schrecks die Treppe hinabgeſtürzt war, nicht allein das Augenlicht einbüßte, ſondern auch noch ſchwere Kopfverletzungen davontrug. s Blutiger Streit zwiſchen Reichswehrſoldaten. In einer Gaſtwirtſchaft zu Hannover entſtand zwi— ſchen zwei Reichswehrſoldaten ein ſchwerer Streft, in deſſen Verlauf der eine Soldat von ſeinem Kameraden erſtochen wurde. Der Täter iſt dem Militärgefängnis zugeführt worden.— In Gießen ſchlug ein Grena— dier, der wegen kaum nennenswerter Urſache mit einem Gärtnereibeſitzer in Streitigkeiten geraten war, dieſen nieder. Der Getroffene ſtarb innerhalb ein paar Mi— nuten an Gehirnblutung. Der Täter wurde ver— haftet. en Sie konnten zuſammen nich Zeitz erſchoß ein 35 jähriger Geſchäftsführer ſeine Braut, da die Eltern des Mädchens mit der beabſich— tigten Eheſchließung nicht einverſtanden waren. Der Täter hat ſich ſelber ſo erheblich verletzt, daß er nun— mehr in hoffnungsloſem Zuſtande im Krankenhauſe darniederliegt. n Erſchütternde Familientragödie. Bei der in Rotenwaldſtraße in Stuttgart wohnenden 41 Jahre alten, von ihrem Ehemanne getrennt leben— en Kaufmannsehefrau Helene Schairer erſchien dieſer Tage der 44 Jahre alte Hilfsarbeiter Gottlob Fi— cher. Seine Frau Theodora Fiſcher und ſeine 20jäh⸗ ige Tochter Anna, die er fortwährend bedrohte und bor einigen Wochen durch Meſſerſtiche verletzt hatte, vohnten ſeit einigen Wochen bei Frau Schairer, die eine Schweſter der Frau Fiſcher iſt. Fiſcher geriet mit den Frauen in einen Wortſtreit, der ſchließlich zur Folge hatte, daß der Wüterich eine Selbſtladepiſtole zog und mehrere Kugeln auf die Frauen abſchoß. Während die Schwägerin und Tochter ſofort tot waren, erlitt die Frau lebensgefährliche Verletzungen. Der Täter, ſchon ſeit längerem als gewalttätiger Menſch bekannt, richtete hierauf die Piſtole gegen ſich ſelbſt und verletzte ſich ſo erheblich, daß er bereits auf dem Transport zum Krankenhauſe verſchied. »s Noch Todesopfer der letzten Kältewelle. In Frankreich iſt die Witterung nun faſt allgemein umgeſchlagen. Die große Kälte hat bis auf wenige Bezirke, namentlich in Südfrankreich, nachgelaſſen. Trotzdem waren am Mittwoch noch fünf Todesfälle infolge Erfrierens zu verzeichnen. Im übrigen hat ſich in Paris die Temperatur auf 6 Grad über Null ge— hoben. n Erſchöpfungstod eines Stifahrers. Im Böh⸗ merwald wurde in ſpäter Nacht der Pächter des Schutz⸗ hauſes Brückelalm bei Eiſenſtein durch Hundegebell geweckt. Er ſuchte in Begleitung ſeines Bruders die Umgebung der Schutzhütte ab. Ungefähr 300 Schritte vom Hauſe entfernt fanden die Männer einen Ski⸗ fahrer im Schnee liegen. Er war völlig erſchöpft, konnte nur noch ſagen, daß er Dr. Epſtein aus Teplitz ſet und auf den Skiern zur Brückelalm wollte, dann wurde er bewußtlos. Noch bevor man den Beſinnungs— loſen ins Haus bringen konnte, gab er ſeinen Geiſt auf. n Pilotenſchickſal. Wie Londoner Zeitungen aus Allahabad(Indien) melden, ſtürzte in der Ge⸗ gend von Ambala ein engliſches Militärflugzeug ab, wobet die beiden Flieger ums Leben kamen. Kleine Nachrichten. :* Vom 1. bis 15. Dezember 1926 iſt die Zahl der männlichen Hauptunterſtützungsempfänger von 1124 000 auf 1 208 000 geſtiegen, die der weiblichen von 245 000 auf 256 600, die Geſamtzahl von 1369000 auf 1 464 000. Die Geſamtzunahme beträgt rund 95 000 oder 6,9 v. H. * Ein Berliner Buchdrucker wurde im Flur eines Hauſes der Naunynſtraße von einem Unbekannten niederge— ſtochen und bedenklich verletzt. .* Auf dem Stettiner Hauptbahnhof ſtürzte. infolge Sturmes ein Bahnhofshallendach ein. Perſonen ſind nicht in Mitleidenſchaft gezogen worden. * Die Zahl der Verletzten beim Eiſenbahnunglück in Schweikersheim(Sachſen) wird amtlich mit 11 angegeben. * Auf der Eiſenbahnſtrecke Hagen—Ambrock ließen ſich ein 18 jähriger junger Mann aus Delſtern und ein 16⸗ abchen aus Hagen von einem Zuge totfahren. 4 7 kommen.. In ) Schulze“ endgültig aufgegeben worden. Eein Neufahrsbrief. Ein »Ein wergmann in Sprocthövel(Weſtfalen) rutſchte beim Hinabſteigen in den Keller aus und ſtarb an den Folgen einer Gehirnerſchütterung, * Beim Veſteigen eines Perſonenzuges kam in Dahl⸗ hauſen(Weſtfalen) ein 34 Jahre alter Mann zu Fall 525— und erlitt tödliche Verletzunge. * Die Telephonſtörung zwiſchen Danzig und Warſchau infolge des letzten ſtarken Weſtſturmes iſt wieder behoben, dagegen iſt die Verbindung mit Lodz, dis inzwiſchen wieder- hergeſtellt worden war, abermals geſtört worden. 90* Unweit Caeskerke bei Dixmuiden(Belgien) wurden m a Zuſammenſtoß eines Autos mit einem Schnellzug vier Personen getötet. 7 Wie man aus Trondhjem(Norwegen) meldet, iſt die Bergung des geſtrandeten deutſchen Dampfers„Eliſe 5 Man hofft jedoch, einen Teil des Inventars noch bergen zu können. * In Frankreich wird infolge der Hauſſebewegung aur dem Getreidemarkt für die erſten Tage des Januar eine neue Brotpreiserhöhung zu erwarten ſein. i* Nach einer Meldung aus Rom iſt einem Bauunfall in Lateran ein Arbeiter zum Opfer gefallen. Drei weitere Arbeiter wurden ſchwer verletzt. In Süditalien dauert das Unwetter mit großer Heftigkeit fort. In Calabrien iſt Schnee gefallen, der auf den Bergen mehrere Meter Höhe erreicht hat. * Bei der Jagd auf einen in den Hühnerſtall einge- drungenen Adler tötete in Vinica(Dalmatien) ein Bauer Sul ſeinen in der Nähe ſtehenden ſiebenjährigen Sohn. * Der drahtloſe Telephonverkehr zwiſchen London und New Pork ſoll bereits Mitte Januar der Oeffentlichkeit übergeben werden. *Die Zahl der Todesfälle, die im Laufe des letzten Jahres in New Pork infolge von Alkoholvergiftung ver— urſacht wurden, ſchätzt man auf 400. Sport. 22 Oßmellas Befinden. Der bekannte Rennfahrer Oß— mella erlitt bei den Berliner Weihnachtsrennen am Kaiſer— damm einen Sturz, dem man anfangs nicht allzu viel Bedeutung beilegte. Jetzt haben ſich ſeine Folgen aber doch als ſchwerer herausgeſtellt, ſodaß Oßmella nunmehr der Klinik zugeführt werden mußte. 22 Der Frankfurter Tennisklub 1914 ſchreibt mit Ge⸗ nehmigung des Deutſchen Tiſch-Tennisbundes die Inter— nationalen Tiſchtennismeiſterſchaften von Süddeutſchland für den 14. bis 16. Januar aus. Man rechnet in dieſem Jahre mit der Beteiligung der Berliner Extra-Klaſſe. Man hat auch bereits ausſichksreiche Verhandlungen mit den ungari— ſchen Weltmeiſterſchaftsſpielern angeknüpft. 22 Schneeſchuh⸗ Dauerlauf im Taunus. Am 6. Fe⸗ bruar findet der ſeit mehreren Jahren zu den regelmäßigen Veranſtaltungen des Verbandes Mitteldeutſcher Ski-Vereine zählende große Taunus-Dauerlauf über 30 Kilometer ſtatt. Die Rennſtrecke wird auch in dieſem Jahre wieder rund um den Feldberg führen. Der Termin für die eigentlichen Ver— bands-Wettläufe, deren Abhaltung in der Rhön geplant iſt, ſteht bis jetzt noch nicht feſt. Vermiſchtes. 15 Handwerksmeiſter erhielt von ſeinem Schuldner folgenden Brief: Sie Schuſter, wenn Sie ſich noch einmal, erdreiſten, mir einen Mahnbrief zu ſchreiben, geht es ihnen verdammt dreckig. Die bei mir ein⸗ laufenden Rechnungen fliegen ſamt und ſonders in den Pa⸗ pierkorb. Auf Silveſterabend verbinde ich meinem Diener die Augen, dann hat er drei Stück blindlings dem Papierkorb zu entnehmen. Dieſe vom Glück begünſtigten drei werden im Laufe des Jahres bezahlt. Mahnen Sie mich auch nur noch ein einziges Mal, dann werden Sie von der Verloſung ausgeſchloſſen! Ein Wort. Ein Wort rettete einſt die Republik Hol— land. Ludwig XIV. erſchien im Jahre 1627— alſo vor 300 Jahren— vor den Toren von Amſterdam, welches in dieſem Augenblick keinen Widerſtand zu leiſten vermochte. In der Stadt herrſchte die größte Beſtürzung. Der Magiſtrat trat zuſammen, um zu beraten, was in dieſer Bedrängnis zu tun ſei, ſchließlich war man ſich darüber einig, daß man dem König die Schlüſſel ausliefern müſſe. Im letzten Augenblick bemerkte man, daß der alte Bürgermeiſter einge— ſchlafen war und ſeine Stimme noch nicht gegeben hatte. Als man ihn geweckt hatte, erkundigte er ſich nach dem Re— ſultat der Beratung.„Wir wollen dem König die Schlüſ— ſel ausliefern“, belehrte man ihn.„Hat er ſie denn ſchon, gefordert?“ fragte der Alte.„Noch nicht.“„Wenn das iſt, meine Herren“, erwiderte er,„ſo wollen wir doch wenig— ſtens ſo lange warten, bis er ſie gefordert hat.“ Die— ſes einzige Wort rettete die Republik, denn die Stadt hat widerſtanden. Holzgemüſe. Zwar finden wir's in keinem Kochbuch, aber an der Nordküſte Sibiriens dient das Holz den Eingeborenen als Nahrungsmittel. Nachdem die Borke entfernt iſt, werden feine Scheiben geſchnitten, klein gehackt, und, mit Schnee ver mengt, gekocht. Zuweilen wird auch Fiſchrogen, Milch oder Fett dieſem„Gemüſe“ zugeſetzt. Die Erfindung der gläſernen Spiegel wird den Phöniziern zugeſchrieben, und Plinius bezeichnet die Glashütte zu Sidon als die Wiege der gläſernen Spiegel. Alle alten Schrift— ſteller ſtimmen darin, überein, daß man dem durchſchtigen Glafe den nötigen Hintergrund durch einen dunklen Farben⸗ überzug gab; ſpäter belegte man die Rückſeite mit Blei, und Vinzenz von Beauvais erklärt noch um, 1240 die mit Blei verdichteten Spiegel als die beſten. Die Erfindung, Zink⸗ platten mit Queckſilber zu belegen und dieſe als Unterlage an den Glasplatten zu befeſtigen, wird erſt Reymundus Bellius(geſt. 1315) zugeſchrieben, der überhaupt als der eigentliche Erfinder der gläſernen Spiegel gilt. Hiſtoriſche Spielzeuge. In Silſey Beach in Süd Wales fand ein dortiger Einwohner eine Katze, der die Kinder ein Halsband umgebunden hatten, das ſie in einem Keller bei dort vorgenommenen Ausſchachtungsarbeiten gefunden hatten. Das Halsband geht auf die älteſte Römerzeit zurück und iſt eine koſtbare Arbeit aus Halbedelſteinen, die jetzt dem briti⸗ ſchen Muſeum übereignet; wurde. Bei dieſer Gelegenheit erinnert die engliſche Preſſe daran, daß im Jahre 1876 ein holländiſcher Farmer ſeine Kinder, mit einem großen Stein ſpielen ſah, der ſich ſpäter als Diamantengrund erwies und zur Entdeckung der ſüdafrikaniſchen Diamantenfelder führte.! Ein gelehriger Vogel. Der zu der Sperlingsfamjlie ge., hörige Vogel Lorig iſt in Indien ſehr häufig, Er lernt gleich dem gelehrigſten Hunde apportieren, kommt auf den Ruf ſeines Herrn herbei und ſetzt ſich ihm auf den Finger. Ebenſo läßt er ſich gleich den Tauben als Briefbote gebrauchen und lernt Brieſchen aus einem Hauſe in das andere tragen. Der Inſtinkt des Loxia iſt noch bewundernswerter als ſeine Ge⸗ lehrigleit. Aus Grashalmen webt er ſich ein Neſt in Geſtalt einer Flaſche, das wie aus Tuch gemacht ausſieht. Der Eingang desſelben iſt von unten, um die Jungen vor Raub⸗ vögeln zu ſichern. Dieſes Neſt, in welchem ſich zwei bis drei geſonderte Kämmerchen befinden, wird von dem klugen Vogel nachts gegen unerwünſchte Eindringlinge geſichert. 1 Der Weihnachtsſtadtbaum. Einen ſehr ſchönen Brauch hat die AAngenbhe 00 Dresden aus den nordiſchen, Ländern eingeführt. indem ſie auf freiem Platze einen prächtigen, acht 1 4 J N ie 8 Meller hohen Tunſtenbuuim dufſteitte, oer m 1 2 ur zahlreichen elektriſchen Glühbirnen beſetzt war. Der Baum war 510 1. Geländer umgeben, an deſſen Ecken ſchmucke Rieſenſparbüchfen in Geſtalt von Holzkäſten angebracht waren. Al. ſangvereine und Jugendverbände ſangen vor n e abends Weihnachtslieder. Viele von den Vorübergehenden ſpendeten eine Münze und der Ertrag dieſer öffentlichen ene Heben 115 115 e 170 fac ee ſchöne Brauch ſchon: g der Wohltätigke ür a lä pelt itigkeit auch für a. Handelsteil. 7— Berlin, den 31. Dezember 1926. Am Deviſenmarkt waren die Kurſe kaum verän⸗ dert. Am Effekten markt befeſtigten ſich die Kurſe nach ſchwachem Beginn, doch war die Tendenz nicht einheitlich. Am Produktenmarkt war bei recht ruhigem Ge⸗ ſchäft die Stimmung etwas freundlicher. Das Angebot von Brotgetreide hatte nicht zugenommen, auch zeigten die Eigner. keine Neigung zum Entgegenkommen bei den Forderungen. während die Mühlen gute greifbare Ware ſuchten. Die Nachfrage nach Mehl blieb ſchleppend. Warenmarkt. Mittagsbörſe.(Amtlich.) Getreide und Oelſaaten per 1000 Kilo, ſonſt per 100 Kilo in Reichsmark ab Station: Weizen Märk. 264 267(am 29. 12.: 264— 267). Roggen Märk. 232—237(233— 238). Sommergerſte 217—245(217 bis 245). Wintergerſte 192— 205(192205). Hafer Märk. 176-186(176-186). Mais loko Berlin 193—195(192 bis 194). Weizenmehl 34,75 37,75(34,75— 37,75). Roggen⸗ mehl 32,75— 34,25(32,75 34,25). Weizenkleie 13,25 bis 13,50(13,25— 13,50). Roggenkleie 12— 12,25(12— 12,25). Raps—,—(—,—). Leinſaat—,.—(—.—). Viktorigerbſen 51 bis 61(51-61). Kleine Speiſeerbſen 31—33(31-33). Futtererbſen 21—24(21— 24). Peluſchken 20—22(20— 22). Ackerbohnen 21—22(21— 22). Wicken 22—24(22— 24). Lupinen blaue 13,50— 14,50, gelbe 14,50— 15(14,50—15). Seradella neue 21,50—24(21,50— 24). Rapskuchen 16,40 bis 16,50(16,40 16,50). Leinkuchen 20,80— 21,20(20,80 bis 21,20). Trockenſchnitzel 9,80—10(9,60 9,80). Soja⸗ ſchrot 19,10 19,80(19,30— 19,90). Kartoffelflocken 29 bis 29,40(28,50— 29). b Magerviehhof Verlin⸗ Friedrichsfelde. (Amtlicher Bericht vom 30. Dezember.) Auftrieb: 269 Rinder(darunter 258 Milchkühe, 8 Bullen, 3 Stück Jungvieh), 84 Kälber und 221 Pferde. Es wurden gezahlt für das Stück: Milchkühe und hochtragende Kühe: 1. Qualität 480 bis 590, 2. Qualität 300— 460, 3. Qualität 260-300 Mark. Tragende Färſen, 1. Qualität 350— 480, 2. Qualität 220— 280 Mark. Jungvieh zur Maſt: Bullen, Stiere und Färſen 43 bis 47 Mark für 1 Zentner Lebendgewicht. Marktverlauf: Schleppend. Nicht ausverkauft. Bei allen Gattungen ausgeſuchte Poſten über Notiz. Pferdemarkt: 1. Klaſſe 1100-1400, 2. Klaſſe 800 bis 3. Klaſſe 500-800, 4. Klaſſe 100— 400 Mark das ück.— Marktverlauf: Ruhig. Eierpreiſe. Bericht der Berliner amtlichen Notierungskommiſſion: Inlandseier: 1. große, vollfriſche, geſtempelte 24, J. friſche über 55 Gramm 20, 3. friſche unter 55 Gramm 15, 4. ausſortierte Schmutz- und kleine Eier—.— Pf.: Auslandseier: 1. extragroße 24, 2. große 18-19, 3. normale 11/0—14½, 4. abweichende 10½— 12, 5. kleins und Schmutzeier 7½— 10 Pf.: Kühlhauseier: Diverſe 10½- 12, Chineſen 9— 13, Dänen 14—16½ Pf.: Kalk⸗ eier: Diverſe 10, Dänen 12— 14 Pf. das Stück.— Tendenz: Ruhig. 1 Butterpreiſe. 5 Amtliche Berliner Notierungen für Butter im Verkehr zwiſchen Erzeuger und Großhandel. Fracht und Gebinde zu Laſten des Käufers: 1. Qualität 180, 2. Qualität 168. abfallende Ware 144 Mark je Zentner.— Tendenz: Ruhig. Lokales. Gedenktafel für den 2. Januar. 1831 f. Der Geſchichtsſchreiber B. G. Niebuhr in Bonn G 1776)— F. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen in Sansſouei(“ 1795)— 1905 Kapitulation von? Arthur— 1921 7 Der Maler Franz v. Defreg⸗ ger i. Rünchen& 1835)— 1923(2.—4.) Pariſer Kon⸗ ferenz. ö Sonne: Aufgang 8,5, Untergang 4,3. Mond: Aufgang 6,33 V., Untergang 2,50 N. Gedenktafel für den 3. Jaunar. 1737.“ Der Dichter Heinrich Wilhelm v. Gerſtenberg in Tondern( 1823)— 1829 Der Philologe Konrad Duden auf Gut Boſſigt bei Weſel f 1911)— 1871 Sieg der Deut⸗ ichen bei Bapaume— 1912„ Der Geſchichtsforſcher und Dichter Felix Dahn in Breslau( 1834). Sonne: Aufgang 8,5, Untergang 4,4. Mond: Aufg. 7,42 V., Unterg. 3,40 N. Neumond. Des Jahres erſter Monat. Janus, dem doppelgeſichtigen Gott, nach dem die alten Römer ihren erſten Jahresmonat genannt hatten, waren einſt alle Türen und Straßendurchgänge geweiht. Er war der Gott alles Anfangs und Eingangs im Raum und Zeit, und der Monat, der heute noch ſeinen Namen trägt, iſt gleich ihm das Sinnbild des Eingangs in die ungewiſſe Zukunft, die das vor uns liegende Jahr in ſ' birgt. Die zahlreichen Namen, die der Volksmund vem Januar gegeben hat, kennzeichnen faſt alle ſeine Wetterunbilden.„Eismonat“ nennt man ihn oder„Hartmonat“,„Wintarmanoth“ wollte ihn Karl der Große bezeichnet haben in ſeinem Reich, und „Dickkopf“ hieß man ihn in Mecklenburg, weil er ge— wöhnlich gar ſo eigenſinnig kalt iſt. a Daneben hat der Januar aber doch auch ſeine gu⸗ ten Seiten.„Im Januar iſt gut Bratwurſt eſſen!“ ſagt ein altes Sprüchlein, womit geſagt werden ſoll, daß im Januar auch manch fettes Schwein ſein Leben laſſen muß. Als der erſte und älteſte ſeiner zwölf Brüder ſoll der Januar ein ganz beſonderer Wetterzauberer ſein. Vor allem ſoll er trocken ſein: denn ſobald er feucht iſt, bedroht er die Frucht- und Weinernte des ganzen Jahres. Januarnebel bringen Krankheit und ein naſſes Frühjahr, auch der Januarwind ſoll beileibe nicht von Weſten her wehen, weil ſonſt Regen folgt, der den Saft zu ſchnell in die Bäume treibt.„Januar warm, daß Gott erbarm!“, heißt es: ſo hat denn in dieſem Monat jede Witterung ihre beſondere Bedeutung, und muß genau beobachtet werden; denn manchmal ſtimmt's ſchließlich doch, und dann weiß es der Januar beſſer als der unausrottbare hundertjährige Kalender. Dem Jäger bieten ſich im Januar hauptſächlich die Freuden der Haſenjagd, die aber in den meiſten Revieren mit der erſten 1 zu Ende geht. Allzulange hat man 0 auch dem den abi e e un raven Haſen auf ſoll die Art erhalten bleiben, 1010 en 197 an e werden. Alles Reh⸗ wild genießt jetzt onzeit. 9 licherel leut im Januar noch ziemlich dar⸗