verannt ist nur, vaß ſogar eine Anzuht Gelehrter auf dieſes Geſetz ſchwört. 5 Wer nicht bisher von dem Geſetz der Serie gehört Hat, wird ſich erſtaunt fragen, was es beſagt. Es be⸗ t eben alles. Der Landwirt weiß aus jahrelanger g ſahrun„daß ein Mißjahr nie allein kommt. Warum uber? Eben, Geſetz der Serie! Auf den Schneekuppen der Schweizer Alpen ereignet ſich ein furchtbares La⸗ winenunglück, bei dem acht Engländer tödlich verun⸗ lücken. Mit beſtimmter Sicherheit ereignet ſich kurze Zeit darauf wieder ein Lawinenunglück, bei dem viel⸗ leicht auch einige Engländer verunglücken. Grund da⸗ für: Geſetz der Serie. Das furchtbare Leiferder Eiſen⸗ bahnattentat iſt eben geſchehen, ſchon erhält man be⸗ ſtimmt 12— 24 Stunden ſpäter die Nachricht von ande⸗ ren Eiſenbahnattentaten, die nicht im geringſten mit dem erſten zuſammenhängen. Geſetz der Serie! So geht es bis in das Kleinſte hinunter, alles ſcheint dem Geſetz der Serie unterworfen. Man ſteigt mit dem linken Bein zuerſt aus dem Bett, verpaßt tot⸗ ſicher die Straßenbahn, hat außerdem die Schlüſſel vergeſſen oder wichtige Papiere liegen gelaſſen, nur weil das Geſetz der Serie es ſo will. Oder man ſpielt Roulette. Zehnmal hintereinander gewinnt erſtaunli⸗ cherweiſe Rouge. Nun aber nur nicht mehr auf Rouge ſetzen, aller menſchlichen Wahrſcheinlichkeit nach ge⸗ winnt jetzt Noir. Aber auch zum elften Male gewinnt Rauge. Wie iſt das möglich? Geſetz der Serie! Aber nichts iſt Geſetz der Serie! Das Geſetz der. Serie liegt nicht in der Natur, es iſt eine Gehirnkon⸗ ſtruktion der Menſchen, um Dinge und Vorgänge zu bezeichnen, die ſie nicht ohne weiteres verſtehen. Ein ſetz der Serie gibt es nicht. Das, was man gemein⸗ in unter das Geſetz der Serie ſtellt, findet im allge⸗ meinen eine nicht beſonders ſchwere, beſtimmt aber keine unnatürliche Löſung und Aufklärung. einanderfolge der Abenteuer des falſchen Prinzen und der falſchen Prinzeſſin erklärt ſich am einfachſten da⸗ mit, daß Domela Schule hat. Das plötzliche beängſtigende Hintereinanderfolgen der Eiſenbahnattentate iſt, wenn man davon abweicht, daß auch die Leiferder Attentäter Schule gemacht haben, folgerichtig ſo zu erklären, daß, nachdem das Leiferder Attentat ſoviel Menſchenleben gefordert hatte, das allgemeine Intereſſe für Eiſenbahnattentate, die man ſonſt kaum beachtete, erwacht war. Das Geſetz iſt nur eine Ausrede für die menſchliche Den kfaulheit. Scherz und Ernſt. tk. Mit dem Meſſer zu eſſen, d. h. es zum Munde zu führen, galt nicht immer wie heute als unfein, im Gegenteil, früher war es gang und gäbe; denn man kannte die Gabel noch nicht. Man hatte ſpitze Meſſer, mit denen man das Fleiſch nicht nur ſchnitt, ſondern auch zum Munde führte, höchſtens, daß man dabei moch Brot benutzte. Dazu kamen mit dem 16. Jahr⸗ hundert Eßlöffel. 0 al Der Mitte des 17. Jahrhunderts am franzöſiſchen Hofe bekannt. Bei dieſer Gelegenheit ſei noch bemerkt, daß einzelne Teller für jede Perſon im 16. Jahrhundert allgemein benutzt und die tiefen Teller erſt um die Mitte des 17. Jahrhunderts, alſo mit der Gabel zu— ſammen gebraucht wurden.—nn— Die Welt der bunten Täuſchung. Mit ſeiner ungeſunden Wärme iſt uns der dies⸗ jährige„Winter“ zu einem Winter ſchwerſten Miß⸗ vergnügens geworden. Umſomehr darf man erwar⸗ ten, daß er uns, gerade wegen der ungünſtigen Witte⸗ Wied zu einem Winter der geſellſchaftlichen Freuden wird. Die Anfänge, die in der Veranſtaltung von Mas⸗ kenbällen bisher gemacht worden ſind, dürfen als recht verheißungsvoll angeſehen werden. Ueberall in den Maskenverleihgeſchäften herrſcht Hochbetrieb, denn be⸗ deutend ſtärker als in früheren Jahren beherrſcht ge⸗ rade wieder die Maske die Situation. Das kommt in der Hauptſache wohl daher, weil heutzutage das Ball⸗ kleid ſchon faſt als Straßenkleid gilt. Und gerade bei der diesjährigen Bedeutung der Maske hat ſich der Erfindergeiſt der Maskendichter diesmal ganz beſon⸗ ders angeſtrengt. Die Masken ſind ſogar um ein Pa⸗ tent bereichert worden. Es handelt ſich um eine Art Krinoline., die wäbrend des Tragens nach Belieben fre eee eee Edith Bürkners Liebe. Roman von Fr. Lehne. 21. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) Sie drückte ihm zum Abſchied bedeutungsvall die Hand und lächelte ihn an. Frau Bürkner begleitete ſie hinaus. 0 „Aber, liebſtes Tantchen, bemühe dich doch nicht, ich finde mich ſchon allein zurecht! Grüße alle und ſage Edith, wie ſehr ich bedauere, ſie nicht getroffen zu haben!“ 705„Eine liebenswürdige Dame, Ihr Fräulein Nichte,“ bemerkte der junge Künſtler. 1 ban„Ja, ſie iſt ſehr nett,“ iſt allerdings verwöhnt. erfüllen. 1775 einen gibt es alles, dem anderen nichts,“ ſeufzte ſie. e„Ja, ja, das liebe Geld,“ klagte auch der Künſtler,„ſchön iſt's, wenn man's hat! N Bürkner, darum laſſen wir aber noch lange nit iſt! Die Hauptſach' iſt, daß man geſund iſt.“ ter, ehe er in ſein Zimmer ging.—— Edith war nicht im Konzert geweſen, trotzdem ſie von Lucian eine Eintrittskarte dazu bekommen hatte. Schweren Herzens hatte ſie darauf verzichtet, als ſie ah, daß die Mutter ſich gar nicht recht wohl fühlte, ſie daran ſemacht, Wäſche auszubeſſern und Strümpfe zu ſtop⸗ 1 In Gedanken war ſie bei dem Geliebten, ſah ihn uf dem Podium ſtehen und hörte ihn ſpielen— alle Jeute klatſchten ihm dann Beifall— voran natürlich wenn ihr dieſe auch zum Gehen zuredete. e Still hatte ſie die weiße Wollbluſe, mit der ch hatte ſchmücken wollen, weggelegt und ſich e Nartha Hildebrandt. Leeſe ſeufzte Edith da auf. Die Auf⸗ Dagegen wurde die Gabel erſt in s recht gutartig. beſtätigte Frau Bürkner, ſte Kein Wunder— mein Bru⸗ der iſt ſehr reich, da kann er ihr ſchon jeden Wunſch Wie das Geſchick es manchmal fügt— dem junge Na, Mutter den Kopf hängen, wenn's auch manchmal a biſſerl knapp Gutmütig klopfte er Frau Bürkner auf die Schul⸗ Aa werbe alitet und nach Derteven wieder entfal⸗ werden kann. Die ganze Prozedur wird durch eine Schnur bewerkſtelligt, die unſichtbar getragen werden ann. Es wirkt ungemein komiſch, wenn ſich z. B. eine ſpindeldürre Dame auf dieſe Weiſe plötzlich„mächtig aufpuſtet“ und ſich Erft einer Weile wieder„dünne macht“. Die 99 Erfindung iſt auch für alte Masken, z. B. die des Rigoletto oder des Falſtaff, verwertet worden, wo auf dieſe Weiſe Höcker oder Bauch vorgetäuſcht werden. Im übrigen Vhen in dieſem Jahre die Damen zumeiſt als Inka. s iſt eine Koſtümart, bei der man einen Schuß Indianiſch mit einer Doſis Indiſch und einer Portion Aegyptiſch vermengt hat. Auch die Cowgirl⸗Maske iſt ſehr beliebt. Sie beſteht aus ſchwar⸗ zen Samthoſen, weißer Seidenbluſe und breitrandigem Schließlich werden Stilkleidchen zu Sombrero⸗Hut. Maskenzwecken viel verwandt. Unverändert wiederkehren wie in ſonſtigen Jahren die Spanierin, die Zigeunerin und auch die Schäferin. Wegen der männlichen Maske war man weniger wähleriſch. Eine der meiſtvertretenen Figuren iſt der unvermeidliche Maharadſcha in ſeinem weiten, farben⸗ freudigen Talar. Dann dominieren auch wieder die Toreros und die Mexikaner. Schließlich ſind noch zu nennen die Trachten der„alten Deutſchen“, die na⸗ mentlich von denen bevorzugt werden, die„immer noch eins“ trinken 1 Prüfung der mittleren Reife ſtatt Einjährigen Zeugnis. Es iſt zwiſchen Reich und Ländern eine Eini⸗ gung zuſtandegekommen, an Stelle des früheren Ein⸗ jährigen⸗Zeugniſſes eine Prüfung der mittleren Reife einer gleichwertigen Klaſſe erworben werden kann. Aus( tadt und Land. e Auf und davon. Neuerdings war vom Unter⸗ einzuführen, die mit Abſchluß der Unterſekunda oder ſuchungsrichter beim Landgericht 1 zu Berlin im Zuſammenhang mit der Moabiter Aktenbeſeitigungs⸗ affäre auch Haftbefehl gegen einen Berliner Gold⸗ warenhändler erlaſſen worden. Bevor jetzt die Kri⸗ minalpolizei den Haftbefehl vollſtrecken konnte, hat der Juwelier Reißaus genommen. Bisher konnte ſein Aufenthalt noch nicht ausfindig gemacht werden. ** Zunahme der leichten Grippefälle in Berlin. Die Krankenmeldungen bei der Berliner Ortskran⸗ kenkaſſe im Zuſammenhang mit dem Auftreten der ö 1 1 Grippe haben während der letzten Tage in ſtärkerem Umfange zugenommen. Man kann daraus den Schluß ziehen, daß es ſich nach wie vor um leichtere Er⸗ krankungsformen handelt, die die Befallenen zwar ar⸗ beitsunfähig machen, ſie aber nicht zwingen, die Kran⸗ kenhäuſer in Anſpruch zu nehmen.— Im Gegenſatz zu den an Baden angrenzenden Gebieten der Schweiz, wo die Grippe⸗Epidemie täglich mehr abflaut, iſt in Oberbaden noch immer keine Beſſerung zu verbuchen. In ſtärkerem Maße ſind die Landgemeinden in Mit⸗ leidenſchaft gezogen. Immerhin verläuft die Epidemie * Tie Eiferſucht. In einem Reſtaurant in der Kyffhäuſerſtraße zu Berlin ⸗Schöneberg warf die eiferſüchtige Inhaberin des Gaſthauſes, die fortgegan⸗ gen war, um ihren Mann zu ſuchen, bei ihrer Rück⸗ kehr einen Revolver mit ſolcher Wucht auf den Tiſch, daß ſich die Waffe entlud und die Kugel einen anwe⸗ ſenden Gaſt, einen Kohlenhändler, ins Herz traf, ſo⸗ daß er nach wenigen Minuten verſchied. Die Gaſt⸗ wirtsfrau wurde verhaftet. * Eiſenbahnauſchlag mit Handgranaten? Wie aus Brandenburg(Havel) berichtet wird, fand auf der Bahnſtrecke Großwuſterwitz—Genthin ein Strecken wärter fünf Handgranaten in unmittelbarer Nähe eines Weges, der von Arbeitern viel begangen wird. Die polizeilichen Ermittlungen ſind noch nicht abgeſchloſſen. » Von der Maſchine erwürgt. In einer Schneide⸗ mühle in Wepritz(Neumarh) kam ein 25jähriger Ar⸗ beiter mit ſeinem Halstuch dem Getriebe der Maſchine zu nahe, die das Halstuch erfaßte, den Arbeiter mehr⸗ mals herumſchleuderte und ihn erwürgte. Der Ver⸗ unglückte wurde erſt einige Stunden ſpäter tot im Maſchinenraum aufgefunden. * Zerſetzung des Vetous,—. die Urſache des Gartzer Brückeneinſturzes. Bezüglich der Urſachen des Brückeneinſturzes in Gartz(Oder) wird jent von der Am anderen Tage machte ihr daß ſie nicht im Konzert geweſen war. Er wollte nicht einſehen, daß ſie ſelbſt am meiſten darunter gelitten, nachdem ſie ſich ſo ſehr darauf gefreut hatte. r Sie habe wohl gar kein Intereſſe mehr für ihn und ſeine Kunſt, meinte er, ſo daß das ſonſt ſo ſtarke Aber weinen konnte er ſie nicht ſehen.. Tröſtend nahm er ſie in die Arme und küßte, ihr die Tränen von den Wangen. Vielleicht erkannte er verfallen Ediths Mutter ausſah. und der Arzt wurde geholt. Edith hatte jetzt ſchwere ermüdlicher Sorgfalt war ſie ſtändig um die Mutter bemüht. Sie hatte dann auch die Freude, daß ihre heimlichen Beſorgniſſe unbegründet waren. Die Mutter erholte ſich wieder, und beruhigt konnte das Mädchen nachmittags ſeinen Verpflichtungen nachgehen. Lucian Waldow war ſehr lieb zu Edith, wenn er ſie ſah, und ſie war glücklich über ſeine zarte Sorgfalt, ſo daß ſie ihm im ſtillen Abbitte tat, einmal ſeinet⸗ wegen trübe Gedanken gehabt zu haben. nen, blauen Augen und ſein Mund, der ſo heiße Küſſe und innige Liebesworte für ſie hatte, konnten doch nicht lügen! e Mehr als je ſuchte ſie ihm zu bege wich ihm nicht aus; ihn. wenn durch ſchaftlichkeit ihrer Natur brach. ten, wenn ſie wußte, daß er zu Hauſe war. Aber als zu vor, daß ſie kleine Obliegenheiten zu erfüllen hatte: Mit einem freundlichen Worte begrüßte er ſie dann, u. u in Unrecht, als er ſelbſt bemerkte, wie blaß und f 1 0 80 1 1200 Sie öffnete die Tür und betrat ſeine Stube. Die Schließlich mußte Frau Bürkner das Bett hüten, 9 Tage und Nächte; in un⸗ junge mich— ich glaubte, du ſeieſt Seine offe⸗ 75 Stets hatte ſie vermieden, ſein Zimmer zu betre- die Mutter krank im Bette lag, kam es doch ab und ihm friſches Waſſer oder die Lampe hineinzuſchaffen. 1 1 ö ö baugusfuyrende n Firma der Allgem Berlin, eine Miteflun wweelſſenh zurückzuführen. wie die von verſchiedenen Sachve menen Unterſuchungen ergeben ha eine Bau len i ſpiel dieſe Veränderung geweſen ſein muß, geht bei⸗ eißt: Der Einſturz iſt einzig und al Ja etzung des Betons im unterſte aſſer liegenden Teil des zerſtört l. Dieſe Zerſetzung eto de 5 e digen vorgenom⸗ 9 1 e 51950 ufällige chemiſche Veränderung des Aan e die ihre Urſachen in den kataſtropha⸗ ochwäſſern des vergangenen Jahres hatte Wie pielsweiſe daraus hervor, daß in dem Baujahre zum erſten Male im Oderlauf als Folge der außergewöhn⸗ lichen ſetzte, Unterſuchung der verſtändigen in Die von ein allgemeines Fiſchſterben ein⸗ die Regierung veranlaßt ſah, zur Verhältniſſe einen beſonderen Sach⸗ das betroffene Gebiet zu entſenden. ieſem Sachverſtändigen gemachten Feſtſtellun⸗ ochwäſſer odaß ſich gen ſtimmen mit den Ergebniſſen der Unterſuchungen der Urſache des Brückeneinſturzes überein. einer Meldung aus zu Boizenburg einem in einem Armenhauſe. Nach Schwerin iſt das Armenhaus: Großfeuer zum Opfer gefallen. Feuersbrunſt Das alte Fachwerkgebäude, das von ſieben Familien bewohnt 196 7 0 in kürzeſter Zeit in Schutt und Aſch Auch der allergrößte Teil des Mobiliars iſt verbran. Das Feuer, über deſſen Entſtehungsurſache noch ein näherer Anhalt fehlt, hat einen Geſamtſchaden von 40 000 Mark verurſacht. n Tas Neueſte: die Kuh mit einem Holzbein. In Nieder⸗Hone(Heſſen⸗Naſſau) amputierte ein Tier⸗ arzt das kranke Bein einer guten Milchkuh, deren Ein⸗ gehen infolge einer ſchweren Knochenvereiterung des rechten Hinterbeines befürchtet werden mußte. Die Operation verlief gut. Das Tier erhielt eine Protheſe. Es wird dem Beſitzer dadurch eine wertvolle Kuh wenigſtens bis zum Abkalben erhalten bleiben. Die Kuh mit dem Holzbein dürfte ſelbſt für unſere an Merk⸗ würdigkeiten ſo reiche Gegenwart etwas bisher Un⸗ bekanntes darſtellen. s Wiederaufnahmeverfahren im Leiferde⸗Prozeſſ. Einer Meldung aus Hannover zufolge wird die Verteidigung im Leiferde⸗Prozeß die Wiederaufnahme des Verfahrens anſtreben, und zwar auf Grund eines neu vorliegenden Gutachtens eines namhaften Züricher Arztes, nach dem die Angeklagten pſychiſch ſtärker be⸗ laſtet ſein ſollen, als das in dem Gutachten, das in der Hauptverhandlung abgegeben worden iſt, zum Aus⸗ bruck gebracht wurde. 5 an Schröders Guadengeſuch. Bekanntlich hatte der wegen Mordes an dem Buchhalter Helling zum Tode verurteilte falſche Student Schröder in Magdeburg, nachdem das Urteil gegen ihn gefällt war, die Behaup⸗ ſuch zu machen. 1 ö g tung aufgeſtellt, daß ſeine während der Verhandlung gemachten Angaben nicht der Wirklichkeit entſprechen. Infolgedeſſen hatten ſich die Juſtizbeamten eingehend mit den neuen Behauptungen Schröders befaßt und dabei die Ueberzeugung gewonnen, daß die neuen Aus⸗ ſagen Schröders, zumal der falſche Akademiker während des ganzen Verfahrens ſtets immer wieder ſeine An⸗ gaben umſtieß, keinen Anſpruch auf Glaubmürdigkeit machen können. Infolgedeſſen kommt eine Wiederauf⸗ nahme des Verfahrens nicht in Frage, und es iſt des⸗ halb Schröder anheimgeſtellt worden, ein Gnadenge⸗ Das hat Schröder neuerdings auch ge⸗ tan. Das Juſtizminiſterium iſt bereits im Beſitze dez Geſuches, das darüber zu befinden hat, ob das Geſuch dem Reichspräſidenten unterbreitet werden ſoll. s Verhungert und erfroren. Unweit Grö⸗ ningen(Bezirk Magdeburg) iſt eine 32jährige, geiſlig beſchränkte Landarbeiterin aus Kochſtedt tot in einer Feldſcheune aufgefunden worden. Wie die Ermitt⸗ lungen ergaben, hat die Arbeiterin, vom Hunger ge⸗ ſchwücht, den Erfrierungstod in der Scheune erlitten, wo ſie während der letzten Zeit genächtigt hatte. Ter Vater als Richter ſeines Sohnes. In der Nähe der galiziſchen Stadt Stryf hat ſich eine nicht alltägliche Familientragödie ereignet, die an alt⸗ römiſche Familienzucht und Sittenſtrenge erinnert. Ein ſumme beraubt worden. Bauer war von ſeinem Neffen einer größeren Geld⸗ Als der Bruder des Beraub⸗ ten von dem Verbrechen ſeines Sohnes erfuhr, erſchlug er dieſen mit einem Beil. Alsdann ſtellte er ſich ſelbſt dem Gericht, wobei er die Erklärung abgab, er habe 4 Mädchen in Tränen ausbrach. 4 70 1 1 nen, und ſie es war, als wolle ſie ſich an ihn klammern, als lebe ſie nur noch in ihm und durch Und er war förmlich berauſcht von ihrer Art, all ihre Zurückhaltung doch die Leiden⸗ * — Lucian Vorwürfe, * ſeinen Sohn nicht ermordet, ſondern gerichtet. Nee 2* —z und ſie dankte es ihm im ſtillen. ö e Einige Wochen nach dem erſten Konzert, wal ein prachtvoller Blumenkorb für ihn abgegeben worden. Etwas mitleidig lächelnd betrachtete ihn Edith Von wem kam wohl dieſe koſtbare Gabe Vielleicht gar von Martha? Sie ſollte ſich nur keine Mühe um ihn geben— ihr Werben hatte doch teinen weck „ N wenn ſie eilig wieder hinaus huſchte, hielt er ſie nicht Lucian Waldow war vor einer Weile ausgegan⸗ gen, wie ſie gehört hatte; ſo war es gut möglich, die Blumen unbemerkt in ſein Zimmer zu ſtellen Bei ſei⸗ ner Rückkehr würde er dann davon überrascht werden. war vom Mondlicht erhellt, das in einer breiten Licht⸗ welle durch die Fenſter flutete. Vorſichtig ſetzte ſie den Blumenkorb auf den Tiſch und ordnete noch zan den 55* ee Blumen. 5 ard N ö Da fühlte ſie ſich feſt umſchlungen. Sie wollte einen Schrei des Erſchreckens ausſtoßen; aber ihr Mund wurde ihr von heißen Küſſen verſchloſſen. - Mädele, geliebtes,“ flüſterte es in ihr Ohr.„Eben hab' ich an dich gedacht!“!-/„ 1 ee e „Lucian, wie haſt du mich erſchreckt! Bitte, laß ausgegangen— hier, dieſe Blumen ſind für dich abgegeben worden.““ „Laſſe die Blumen, goldenes Mädele, komm, ſetze dich zu mir,“ bat er, ihre Hände feſthaltend.„Ich bin vorhin ſchon wiedergekommen und hielt auf dem Sofa ein Dämmerſtündle. Und bei wem meine Gedanken waren— kannſt's wohl erraten. Er drückte ſie an ſich und ſie fühlte ſeinen heißen Atem über ſich wehen. 4 1 „Warum willſt du ſchon gehen? Bleibe doch!“ flehte er, und wieder küßte er ſie, wie er ſie nie Ju- vor geküßt. 17. ö Erſchauernd ließ ſie es über 110 ee d Augen geſchloſſen und ſeine Küſſe erwidernd. Halb ab⸗ geriſſene Worle ſchlugen da in leidenſchaftlichem Flehen an ihr Ohr. 8 1% Da beſonn ſich Edith auf ſich ſelbſt. 8 i(Joriſebung fel ſchiefe und ſchwierige Wa ndlung vollzogen hat, ken des Zentrums zu * 7 7 E Inſicherung dem Zentrum ein beſonders mit den warmen Appells des Reichspräſidenten unmöglich b bier hier einer hin e 7 (Viernhetmer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 150 Mf. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements täglich in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungs träger Erſtes, ältestes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt rankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. N 15 IEE Viernheimer Tageblatt 2 Anzeigenpreife: bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher. Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands und des Auslands. Amlsblatt der Heſſiſchen Bürgermeisterei und des Polizeiamts Platzvorſchriften bet Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden. (Viernhetmer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die einſpaltige Petſtzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg. Inſerate und Notizen vor⸗ — Annahme von Anzeigen in unſerer Das Aktionsprogramm der Jentrums⸗ Partei. Chronik des Tages. — Der Preußiſche Landtag wählte den volksparteilichen Abgeordneten Wiemer mit 262 Stimmen als Nachfolger des R Abgeordneten Garnich zu ſeinem Vizepräſi⸗ denten. .. General von Pawelsz und Geheimrat Forſter haben mit alliierten Sachverſtändigen eine neue Unterredung über die deutſchen Oſtfeſtungen gehabt. — Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann gab zu Ehren des in Berlin weilenden Neffen des Begründers des Nabel⸗ inſtituts ein Frühſtück. E die amerikaniſche Regierung weigert ſich ergant, die Kriegsdokumente zu veröffentlichen. — Der Volkskommiſſar des Aeußeren der Sowjetunten. Tſchitſcherin, hat ſich nach Wiesbaden begeben. Der Amſchwung. ! Das Schreiben des Reichspräſiden⸗ ten an den Re skanzler Dr. Marx hat der gegen⸗ wärtigen innenpolitiſchen Lage und insbeſondere der Löſung der Regierungskriſe eine ganz andere Wen- dung gegeben, als nach der bisher vom Zentrum ein⸗ Hauri e Linie hätte vermutet werden können. Die entrumsfraktion geriet durch dieſes Schreiben und den darin enthaltenen Appell zweifellos in eine äußerſt 1 Lage. Wurde doch gewiſſermaßen 10 auf ſie von höchſter autoritativer Stelle der deutſchen Republik ein Druck ausgeübt, ſich plötzlich umzuſtel⸗ len. Nicht aus Prinzip, ſondern nur aus ſchweren außen⸗ und innenpolitiſchen Bedenken heraus, die ge⸗ rade in den letzten Tagen durch die politiſch ſo un⸗ Getgo Rede des Führers der Deutſchnationalen olkspartei, Graf Weſtarp, noch verſtärkt worden waren, hatte die Zentrumsfraktion ein Zuſammen⸗ gehen mit Deutſchnationalen bisher ablehnen zu müſſen geglaubt. Nun kann man wohl ohne weiteres annehmen, daß der Reichspräsident dieſe Bedenken des gentrums wohl zu würdigen wußte und deshalb ja auch von ſich aus ſich mit dem Verſuch der Bildung eines Kabinetts der Mitte einverſtanden erklärte, daß er aber auch inzwiſchen die Ueberzeugung gewonnen hat, daß ſich in den 58 den vernünftigen und Kreiſen— wenigſtens den politiſch . gemäßigten Kreiſen der Deutſchnationalen Volkspartei eine die die obigen Beden⸗ zerſtreuen vermögen. Um den nun gegebenen politiſchen Notwendigket— ten Rechnung zu tragen, hat die Zentrumsfraktiou nach langer reiflicher Ueberlegun ſer om Reichspräſidenten luchen und hat ihren Parteiführer Mar xermä ch⸗ tigt, Verhandlungen in mit Deutſchnationalen anzubahnen. ö Antwort auf den Brief des Reichspräſidenten und als Motivierun bung an 9 Anhang daran eine Art programmatiſcher Darſtellung ihrer wirtſchafts⸗ ö Jorderu ungen aufgeſtellt, die ja auch ſchon in dem Brief des Reichspräſidenten als berechtigt angedeutet waren. Auf dieſe Weiſe will 1 11 lex und die Geſantheit dahin aufklären, daß Ini ſich entſchloſſen, den vom vorgeſchlagenen Weg zu ver- 5 dieſem Sinne den anderen bürgerlichen Parteien vor allem den Sie hat zugleich als ihrer neuen Einſtellung eine Kundge⸗ te Wähler gerichtet und als weiteren und ſozialpolitiſchen die Zentrumsfraktion ihre g 8 von dem po illſchen Programm der letzten Jahre ſomohl in außenpolitiſcher wie in innenpoli⸗ tiſcher und kulturpolitiſcher Hinſicht auf gegeben wird. Die beiden programmatiſchen Veröffentlichun⸗ gen, die ſich übrigens nicht nur an die Zentrumsan⸗ hänger wenden, ſondern an alle anderen Par⸗ eien, vornehmlich die, liche e skoalition verhandelt werden ſoll, ent⸗ mit denen über dieſe bürger⸗ halten indeſtforderungen, ohne deren Zuſammengehen Deutſchnationalen auch trotz des gemacht wird. Sie geben in nicht mißzuverſtehender eiſe die Einſtellung des Zentrums zur Weimarer Verfaſſung, zur Außenpolitik, zur Wirt⸗ ö ſchafts⸗ und Sozialpolitik und zur Kult ur⸗ olitik. Der Gebanke der Feſtigung der Deutſchen Republik auf dem Boden chriſtlichen Glaubens völliger Gleichberechtigung aller Deutſchen wird rf herausgeſtrichen, der Machtgedanke irgend⸗ artei im 0 oder einer Nation nach außen 5 entſchieden abgelehnt. be ß Männer wie Reichskanzler a. D. Dr. Wirth 0 0 g an Hieſor KHundaehnna in erſter Linie mitgearbeitet, daß die in der Zentrumsfraktion vertre— tenen Arbeiterführer ihr voll und ganz zuge⸗ ſtimmt haben, mag weiteſten Kreiſen beſonders den unteren Volksſchichten zur Beruhigung dienen. Reichskanzler Dr. Marx kann aber nunmehr 968 0 auf dieſe beiden programmatiſchen Erklärun⸗ gen ſeine Richtlinien für die Verhandlungen mit den anderen Parteien und im Falle ihres Gelin⸗ gens für ſein künftiges Regierungspro⸗ gramm ausarbeiten. Kundgebung der Zentrums⸗ fraktion. Die Richtlinien für die Regierungsbil⸗ dung. !! Die Zentrumsfraktion des Deutſchen Reichs— tages hat ſich entſchloſſen, als Antwort auf den Brief des Reichspräſidenten an den Reichskanzler Marr zugleich aber auch als Grundlage für die von Mary nunmehr zu führenden Verhandlungen über eine bür— gerliche Mehrheitsregierung eine Kundgebung an die Wählerſchaft zu richten, in der die Partei zu den großen Fragen des acagenwärtiaen politiſchen Lebens gr.„ſätzlich klare Stelluag nimmt. Zugleich hat ſie aber eine Reihe wirtſchaſtlicher und ſo⸗ ödialpolitiſcher Forderungen aufgeſtellt, deren Be⸗ rechtigung ja ebenfalls durch den Brief des Reichs⸗ präſidenten betont worden iſt. Die Kundgebung, in der die Richtlinien für die Verhandlungen über die Regierungsbildung feſtgelegt ſind, lautet in ihren wichtigſten Teilen:—. „In wachſendem Befremden ſind weite Kreiſe des deut— ſchen Volkes der politiſchen und parlamentariſchen Entwick— lung der letzten Wochen gefolgt. Die öffentliche Mei nung im Lande will in dem politiſchen Wirrwarr unſerer Tage klaren Weg und zuverſichtliche Führung ſehen. Beides iſt nur zu gewinnen, wenn wir unſerem politiſchen Tun Richtung auf ein hohes Ziel geben und das politiſch Notwendige entſchloſſen ausſprechen. Die Zeutrumspartei hat ſeit den Tagen des Zuſammenbruchs ihre politiſche Sendung wohl erkannt und iſt ihr in den ſchweren verantwortungsvollen Jahren ſtets treu geblieben. Ihre ganze Arbeit war Rettungsarbeit am deutſchen Volk und Aufbauarbeit am deutſchen Staat. Die Fundamente unſeres neuen deutſchen Staates ſind in Weimar gelegt worden. Im Weimarer Verfaſſungsmerk iſt jener neue politiſche Wille durchgebrochen, der nach außen hin die natignale Geltung auf dem Wege der Verſtändigung mit den anderen Nationen und nach innen die Erzielung eines vertieften Volksbewußtſeins durch eine umfaſſende ſo— ziale Erneuerung unſeres nationalen Lebens erſtrebt. Es gibt für uns keine andere ſtaatliche Wirklichkeit als die der deutſchen Republik mit ihren Symbolen. Sie hat dem deutſchen Volke ſeine Einheit in verzweifelten Tagen geret— tet. Auch für die fernere Zukunft iſt ſie der allein hoffnungs⸗ volle Weg. Die deutſche Zentrumspartei hat dieſe Verfaſſung mit— geſchaſſen. Wir ſtehen zu ihr, indem wir uus ſtändig bemühen, dieſe Verfaſſung in organiſcher Verbindung mit dem Volksganzen und ſeinen lebendigen Kräften zu halten. Die deutſche Republik ſoll uns nach außen hin freimachen und nach innen die Kräfte auslöſen, die den deutſchen Staat zum echten Volksſtoat machen. Der Geiſt deutſchen Volks— tums aber muß ſich immer wieder erneuern aus dem chriſtlichen Glauben. Auf ihm muß ſich die ſittliche Erziehung unſeres Volkes insbeſondere die Erziehung unſerer Jugend aufbauen. Bei der Geſtaltung des Schulweſens ſind die Gewiſſensfreiheit und das El— ſterurecht zu wahren. Als Machtinſtrument unſeres Staates iſt uns nur die Reichswehr verblieben. Sie iſt eine Staatsnotwendigkeit. Sie iſt ein Beſtandteil der deutichen Republik. Es gibt keine politiche Hoheit des Staates ohne Macht. Daraus erwächſt dem deut— ſchen Volksheer ſeine innere Begründung und ſeine Auf— gabe. Heute gilt es gewiſſe Befürchtungen wegzuräumen, als ob die Reichswehr nur beſtimmten politiſchen Gruppen dienſtbar wäre. Unſere Reichswehr darf weder einer Partei, noch einer Klaſſe, noch irgendwelchen ſonſtigen Machtgrappen dienen. Sie gehört dem in der deutſchen Republik geeinten Volk. Die Rekrutierungsſrage muß in einer Form gelöſt werden, die den wahrhaft verfaſſungstreuen Söhnen unſeres Volkes Zugang zu dieſem Waffendienſt ermöglicht. Gewaltig und tiefgreifend ſind die ſozialen Umſchichtun⸗ gen in unſerem Volke ſeit dem Weltkrieg geweſen. Sie haben die Zahl der unſelbſtändigen und beſitzloſen Maſſen in un⸗ ſerem Volke vermehrt und die Notwendigkeit, auf den inne⸗ ren Zuſammenhalt in unſerem Volke bedacht zu ſein, erſt recht fühlbar gemacht. Die deutſche Zukunft erfordert, daß Weſt und Oſt, Süd und Nord, Stadt und Land, Unterneh⸗ mer und Arbeiter ſich im gemein onen dee eee. 14 den, (Frater und kultureuer entfaltung Veſfer vernehen und in gegenzeitiger Achtung würdigere Formen des Austrags vom Intereſſengegenſätzen finden. Unſere ſtaatliche Sozialpolitik muß ſich zur ſozialen Stagtspolitik ausweiten. Über nicht Geſetze allein, ſondern mahrhaft ſoz: ale Erueuerun⸗ gen im Geiſte und im Willen tut not, wenn die bedrückten und verzweifelten Maſſen neue Hoffnung und neues Ver⸗ trauen gewinnen ſollen. N Alle Aufbauarbeit im Innern wird nur dann Erfolg haben können, wenn es gelingt, das deutſche Volk als Gan⸗ des wieder in eine europäiſche zwiſchenſtaatliche Rechtsord⸗ nung einzufügen. Auch die Außenpolitik und die Beziehungen Deutſchlauds zu den Völkern der Welt muß, in einem neuen Geiſte der Vertragstreue, des Ver ſtändigungswillens, der löyalen Mitarbeit in den Einrich⸗ tungen der Völkerſolidarität, ſich vollziehen. Deutſchlans iſt Mitglied des Völkerbundes. Und nun habeꝛr wir unſere Politik ſo einzurichten, daß ſie der Gemeinſchaft der Nationen angemeſſen iſt. In der Einoroͤnung in die gegebene Soldarität der Völker darf und ſoll das Weſen unſerer eigenen Nation nicht verdunkelt werden. Unſer Sehnen geht nach Freiheit und ſelbſtändiger Schickſalsge⸗ ſtaltung. Kein geſittetes Volk kann ohne geſicherte Grenzen leben, kann es ertragen, daß ſein Gebiet von fremder Macht beſetzt bleibt. Jede deutſche Politie wird deshalb in zäher Ausdauer mit den Methoden der neuen Politik und ohne nationale Lebensintereſſen zu ver⸗ letzen, auf eine möglichſt baldige endgültige Räumung des Rheinlandes hinarbeiten müſſeu. Wir ſtehen zu den in London und Genf eingegan⸗ genen internationalen Verpflichtungen und ſehen in der Rechtsgültigkeit der Verträge von Locarus die weſentliche Vorausſetzung jeder erfolgverheißenden Außenpolitik. Früchte dieſer Politik, die wir in langen, ſchickſalsſchweren Jahren ſtetig vertreten haben, ſind heran⸗ gereift. Niemand, der ernſthaft zur Verantwortung ſchreſ⸗ ten will, vermag dieſe unſere politiſchen Grundlinien zu überſehen und darf verſäumen, ſie anzuerkennen.“ N Rechte und Pflichten der Beamten. Ein Erlaß des Kultusminiſters.— Der Beamte iſt * niemals Privatmann. Der preußiſche Kultusminiſter Dr. Becker gibt Grundſätze bekannt, die der freien Meinungsäußerung und der politiſchen Betätigung der Beamten Schranken auferlegen und nach denen in Zukunft ſtreng verfahren werden ſoll. Darin heißt es: 5 5 Dadurch, daß der Geſetzgeber den Veamten ein würdiges Verhalten in und auſßſer dem Amte vor⸗ ſchreibt, bringt er zum Ausdruck, daß der Pflichtenkreis des Beamten über die Verwaltung des Amtes hinaus⸗ greift, und daß er auch außerhalb des Tienſtes, ins⸗ beſondere alſo auch bei politiſchen Kundgebungen, auf die ſtaatlichen Intereſſen, denen er in ſeinem Amte 3 dienen hat, gebührende Rückſicht nehmen muß. Das Amt erfaßt die Geſamtperſönlichkeit des Be— amten. Er iſt niemals nur Privatmann: in allen ſeinen Handlungen, auch außerhalb des Dienſtes im engſten Wortſinne, muß er ſich deſſen bewußt ſein, daß das Amt ihn bindet. f Was den Lehrer betreffe, werde er ſich in jedem einzelnen Falle fragen müſſen, ob und inwieweit ſein außerdienſtlichen Meinungsäußerungen damit verträg⸗ lich ſind, daß es zu ſeinen Amtspflichten gehört, die Jugend für die Mitarbeit am Vollsſtaate heranzubil— ſie zur Mitverantwortung für das Wohl 3 Staates zu erziehen, Staatsgeſinnung zu wecken und zu pflegen. des Politiſche Nundſchau. — Berlin, den 22. Januar 1927. — Der preußiſche Kultusminiſter hat eine von dem Breslauer Profeſſor Bednorz hergeſtellte Büſte des früheren Reichspräſidenten Ebert für die Nationalgalerie angekauft. — Die braunſchweigiſche Regierung ließ dem Land— tag einen Geſetzentwurf zugehen, durch den die Mitglieder- zahl des Landtags von 48 auf 36 herabgeſetzt werden ſoll. 1 :: Ter Mißtrauensautrag gegen die ſächſiſche Re⸗ gierung, über den nach der Beendigung der Ausſprache über die Regierungserklärung im Sächſiſchen Landtag abgeſtimmt wurde, wurde gegen die Stimmen der So⸗ zialdemokraten und Kommuniſten abgelehnt. Die Na⸗ tionalſozialiſten hatten vorher den Saal verlaſſen. Der Antrag auf Auflöſung des Landtages wurde ebenfalls abgelehnt. Für den Auflöſungsantrag ſtimmten So⸗ zialdemokratenu nd Kommuniſten, alle anderen Par⸗ teien dagegen. :: Proteſt gegen den polniſchen Sprachenerlaſß. Die Danziger Eiſenbahnergewerkſchaft hat gegen den Sprachenerlaß des polniſchen Verkehrsminiſteriums, durch den die Eiſenbahner zur Erlernung der polniſchen Sprache verpflichtet werden ſollen, Einſpruch erhoben. Die Sache ſoll durch den Senat zur Entſcheidung des Völkerbundskommiſſariats gebracht werden. Nundſchau im Auslande. Die Debreziner Univerſität in Ungarn hat den un⸗ gariſchen Miniſterpräſidenten Graf Bethlen zum Ehren⸗ boktor der politiſchen Wiſſenſchaften ernannt. ! In London trat ein allgemeiner Gewerkſchaftskon⸗ reß zuſammen, der ſich mit dem Abbruch des engliſchen Generalſtreiks im Mai 1926 beſchäftigt. 4 Der amerikaniſche Botſchafter in England, Houghton, der als Nachfolger des amerikaniſchen Staatsſekretärs Kel⸗ logg genannt wurde, hat die Rückreiſe nach London ange⸗ treten. „ In einem Rundſchreiben an die Schulen betont das amerikaniſche Amt für Erziehung und Unterricht die Wich⸗ tigkeit der Erlernung der deutſchen Sprache für ein ſpäteres wiſſenſchaftliches Studium. Ungarn verlaugt Aufhebung der Militärkontrolle. * Die ungariſche Regierung hat bei der Botſchafter— konferenz in Paris Schritte auf Aufhebung der interalliier⸗ ten Militärkontrolle für Ungarn unternommen. Die Ent⸗ ſcheidung der Botſchafterkonferenz ſteht noch aus. Ter Katalanen⸗Prozeß. k Die Anklagebank in dem in Paris eröffneten Prozeß gegen die katalaniſchen Verſchwörer, die ſich in Frankreich allerdings nur wegen verbotenen Waffenbeſitzes zu verant⸗ worten haben, iſt von 17 Angeklagten beſetzt. Die Kata⸗ lanen proteſtieren gegen die Verbindung mit dem Prozeß Garibaldi und erklärten, mit Garibaldi nichts zu ſchaffen zu haben. Garibaldi ſei ein Verräter und italieniſcher Poligeiſpitzel, ſie aber heimatliebende Männer. Der Führer der Katalanen, Oberſt Macia, verlas dann eine lange Er⸗ klärung, in der er zum Ausdruck brachte, daß er Frankreich liebe und bedauere, ſeine Geſetze verletzt zu haben. Eri habe gewollt, daß ein ehrliches und treues Volk, wie die Katalanen, an der Grenze Frankreichs die Wache gegen das feindliche Spanien halten ſoll, und fuhr fort:„Wir Kata⸗ lanen ſind für die ſpaniſchen Generale ſchlimmer als die letzten Indianer. Auch wir ſollen von der Erde ver⸗ tilgt werden.“ Verhandlungen zwiſchen Briand und Muſſolini? * Rechtsſtehende franzöſiſche Zeitungen behaupten, Briand verhandele ſeit einigen Tagen durch Vermittlung des franzöſiſchen Botſchafters beim Quirinal mit Muſſolini, woraus hervorgehe, daß der Miniſter eine Verſtändigung mit Italien für notwendig halte. mee Aus Stadt und Land. ** Verhaftung Veranlaſſung der Prüfungsſtelle des Berliner Ma⸗ giſtrats iſt der Stadtoberinſpektor Wachsmuth vom Be⸗ zirk Prenzlauer Berg verhaftet worden. Wachsmuth hat ſeit 1919 fortgeſetzt der ſtädtiſchen Wohlfahrrs⸗ pflege gehörige Geldbeträge unterſchlagen und, unn dieſe Unterſchlagungen zu vertuſchen, auch Akten beſeitigt und verbrannt. Der Verhaftete hat die Unterſchlagun⸗ gen und Aktenbeſeitigungen bereits eingeſtanden. Ob Wachsmuth auch Urkundenfälſchungen verübt hat, wie Gerüchte behaupten, iſt augenblicklich Gegenſtand deer Unterſuchung. ö* Pleikrankheit bei Kühen. Wie man aus Eus⸗ kirchen mitteilt, hatten ſich während der letzten Zeir in auffallender Weiſe die Fälle vermehrt, wo ſich unter dem Viehbeſtand einer Anzahl Bauerngehöfte, die im Gebiet des von Mechernich herkommenden Bleibach lie— gen, Krankheiten einſtellten. Vielfach gingen die Tiere an den Folgen ein. Auf Veranlaſſung des Kreistages, der ſich mit den Vorkommniſſen letzthin befaßte, wurden von der tierärztlichen Hochſchule in Hannover Unter⸗ ſuchungen angeſtellt, die ergaben, daß es ſich um„Blei⸗ krankheit“ handelt. Die Nähe von Bleihütten und ſonſtigen Fabriken hat zur Folge, daß trotz aller Vor ⸗ ſicht Bleiſpuren in den Bach geraten und bei Ueberflu⸗ tungen ſich den umliegenden Wieſen mitteilen. Tat⸗ ſächlich hat man in den Leichen verendeter Tiere Blei— ſpuren vorgefunden. 23 000 Mark draufgebracht. Dieſer Tage, wurde eine 36jährige Bureauvorſteherin aus Düſſel⸗ dorf verhaftet, die ſich durch Wechſel- und Scheckfälſchun⸗ gen nach und nach 23 000 Mark angeeignet hatte. Auch der Geliebte der Bureauvorſteherin, mit dem die Be⸗ trügerin das Geld durchgebracht hat, kam hinter Schloß und Riegel. Blutiges Nachſpiel zu einem hypnotiſchen Expe⸗ riment. Zwei in Buer(Weſtfalen) wohnende Kauf— leute, die beide aus der Schweiz ſtammen, gerieten mit⸗ einander in Streit, in deſſen Verlauf der eine auf ſeinen Gegner vier Schüſſe abgab, ſodaß der Verletzte in hoffnungslaſem Zuſtande nach dem Krankenhauſe Edith Bürkner Liebe. Roman von Fr. Lehne. 22. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) Sie befreite ſich aus ſeinen Armen und bittend ſchauten ihn ihre wunderſchönen Augen an. „Lucian, ich kann nicht wiederkommen— nein—“ Er ſtrich über ihr heißes Geſicht. „Mein liebes Mädele, ſei nit böſ', daß ich dich gar ſo erſchreckt hab'!“ Er holte tief Atem; dann griff er aufs Gerate— wohl in die Blumen und brach eine Roſe, die er an ihrer Bluſe befeſtigte. Er preßte ſeine Lippen auf ihre Hände.„Mein ſüßes Mädele.“ Sie eilte hinaus. Draußen lehnte ſie die Stirn an die kühle Scheibe des Vorſaalſenſters. Sie war wie betäubt— und doch durchrann ſie ein Glücksgefühl ohnegleichen, wenn ſie an ihn dachte! a 0 Kaum zehn Minuten ſpäter kam Martha Hilde— brandt. „Ich wollte ſehen, wie es Tante geht. Ich habe eine Taube mitgebracht: wir haben zu Mittag welche gegeſſen,“ ſagte ſie. 0 a Ihren prüfenden Augen entging die ö Ediths Kleid nicht. Wie kam dieſe dazu? Die Kuſine erſchien ihr überhaupt heute ſo verändert. Ihre Augen leuchteten; auf den Wangen lag roſige Glut, und wie heimlicher Jubel klang es aus ihrer Stimme. 45 „Ich danke dir ſchön, Martha! Mutter iſt jetzt nachmittags immer auf. Vorhin erſt hat ſie ſich wieder gelegt. Wenn du ſie begrüßen willſt—?“ Lange verweilte Martha nicht bei der Tante. »Sie wolle nicht ſtören und müſſe auch gleich wie⸗ der gehen, da ſie zum Abend eine Einladung habe.. Aber von wem Edith die Roſe hatte, mußte ſie noch wiſſen, und ſie fragte auch ganz ungeniert danach. Einen Augenblick zögerte Edith mit der Antwort; dann aber ſagte ſie ruhig: „Die Roſe? Die hab' ich von Herrn Waldow!“ „Ah— er ſchenkt dir Blumen?“ Roſe an 7 eines Stadtoberinſpektors. Wuff Gehirn und ſtarb bereits nach kurzer Zeit. 1 en mußte. Bever de N zur Tar U gebracht werd ö erklärte der Revolverheld vor der Polizei, daß der Freund ihn vor Jahren einmal hypnotiſiert habe, wo⸗ durch ſeine Nerven gelitten hätten. Zu einem tragiſchen Vorfall kam es in Todten⸗ hauſen im Kreiſe Minden. Dort geriet eine Arbeiter⸗ frau beim Mehlabfahren, da plötzlich die Kühe wild ö fällig des Weges kam, nahm ſich der Aermſten an und trug ſie in das nächſte Haus. Hier brach der Gemeinde⸗ vorſteher plötzlich infolge der überſtandenen Aufregung Ein Herzſchlag hatte ſein Leben jäh⸗ Nach einer Mel⸗ tot zuſammen. lings beendet. ö* Zecheneinſturz bei Bochum. dung aus Bochum lief auf der Zeche Hannover Ii, im Flöz Sonnenſchein die Kohle in den Streben ein. Dadurch ging die darunter liegende Strecke zu Bruch. Der Streckenhauer wurde verletzt ins Krankenhaus ge⸗ bracht. Die beiden Strebenhauer ſind von der Kohle verſchüttet und werden noch geſucht. Es muß befürchtet werden, daß ſie den Tod gefunden haben. e Irrfahrt eines Oberprimaners. beamten, vermißt. ef des Sohnes aus Valence(Frankreich) zugegangen, worin der Oberprimaner ſeine Irrfahrten ſchildert. zukommen. feſtgeſtellt werden. an Kinder, die den Vater ermorden. Am Rande eines nur ſelten benutzten Steinbruchs bei Böhne (Waldeck) fand man jetzt die Leiche eines 70 Jahre alten Rentenempfängers, der bereits ſeit März vorigen Jahres vermißt wurde. Die Feſtſtellungen haben er⸗ geben, daß der Greis von ſeinem bereits wegen Raub⸗ mordes vorbeſtraften Sohne Theodor und ſeiner Toch⸗ ter Marie aus Gewinnſucht ermordet worden iſt. Der; Sohn iſt in Bremen, die Tochter in Vohwinkel ver⸗ » Verhängnisvoller Kopfſprung. Im Stadtbad zu Göttingen prallte bei einem Kopfſprung ein Student im Waſſer auf den Kopf eines dort ſchwimmen⸗ den Kommilitionen. Dieſer erlitt einen Bluterguß ins haftet worden. n Ausbau des Magdeburger Flugplatzes. Vom Flugausſchuß der Magdeburger Stadtverordneten⸗ verſammlung ſind zwecks Erweiterung des dortigen Flugplatzes rund 100 000 Mark bereitgeſtellt worden. n Ein Denkmal für die Schöpfer der„Stillen Nacht.“ Nach einer Münchener Meldung ſoll für den Hilfsprieſter Franz Joſeph Mohr und den Lehrer Franz Gruber, die vor mehr als 100 Jahren Texr und Melodie zu dem berühmten ſtimmungsvollen Weih— nachtsliede„Stille Nacht, Heilige Nacht“ ſchufen, in Oberndorf, wo das Lied entſtanden iſt, ein Denkmal errichtet werden. n Große Schäden durch Schnee- und Voindoruch. Wie man aus Bamberg berichtet, iſt fachmänniſchen Schätzungen zufolge über die Hälfte des Waldbeſtan— des des nördlichen Frankenwaldes durch Schnee- und Windbruch zurückgegangen.— Nach einer Moskauer Meldung herrſcht im Donez-Gebiet eine Kälte von 26 Grad Réaumur. Die Kohlenförderung iſt ſehr in Gefahr. un Wertvolle Entdeckung in München. Vor we⸗ nigen Tagen hat in einem Münchener Antiquariat ö der Altmeiſter der Inkunabelnforſchung, Conrad Haeb- ler, die Fragmente einer italieniſchen Ausgabe des Leidens Chriſti gefunden, die ſich als das älteſte Druck⸗ Es iſt Haebler gelungen, werk Italiens herausſtellten. nachzuweiſen, daß die ſieben vorhandenen deutſchen Ausgaben desſelben Werkes von ein und demſelben Drucker ſtammen und dieſer etwa um 1462 nach Ita⸗ lien ging und dort die italieniſche Ueberſetzung mit den gleichen Holzſchnitten druckte, die für die in der Münchener Stadtbibliothek befindliche letzte deutſche Ausgabe verwandt wurden. Auf Grund der Mund— art des italieniſchen Textes hat der Rektor der Mün— chener Univerſität, Geheimrat Voßler, auf Bologna als mutmaßlichen Druckort geſchloſſen. Seither ſah 75 eute einen Korb voll Ro— ſen bekommen— von wem, weiß ich nicht. Es lag keine Karte dabei. Da kam es ihm auf eine mehr oder weniger nicht an,“ entgegnete Edith mit leichtem Lä⸗ cheln, die ſtrahlenden Augen feſt auf die Kuſine gehef— tet.„Er bekommt ja ſo viel Blumen und noch mehr Briefe. Es vergeht wohl kein Tag— er amüſiert ſich köſtlich darüber!“ N Dieſe kleine Bosheit gönnte ſie ſich. Martha biß ſich auf die Lippen, als ſie das hörte. Das ſaß! „So, er qmüſiert ſich darüber? Dann gibt er dir die Briefe wohl auch zu leſen?“ i „Nein, das tut er nicht. Dazu iſt er viel zu dis⸗ kret. Aber zuweilen erfreut er mich mit den Blumen, die er bekommt.“ „Sag mal, Edith, du ſcheinſt ſehr— nun, ſehr be⸗ freundet mit Waldow zu ſein! Zwar, eine günſtigere Gelegenheit, als ſie ſich euch hier bietet kann es wohl kaum geben.“ Hohnvoll ſchürzte Martha die Lippen. 0 „Wie meinſt du das? Ich verſtehe dich nicht—“ Edith war ganz bleich geworden. „Nun, ich finde ihn, gelinde geſagt, etwas merk⸗ würdig, euren Verkehr! Gott ja, eine gewiſſe Ver— traulichkeit bleiht ja wohl nicht aus, wenn man an junge Herren Zimmer vermietet! Sie nehmen ſich leicht kleine Freiheiten heraus, die ſie einer Dame ge⸗ genüber nicht wagen.“. Martha ſprach langſam und geringſchätzig, merklich das Wort„Dame“ betonend. Das war Revanche, und das ſaß auch. Denn mit merklichem Beben in der Stimme entgegnete Edith: „Herr Waldow hat es nie an der ſchuldigen Rück⸗ ſicht gegen mich fehlen laſſen. Veranlaſſung dazu gegeben.“ Martha zog die Mundwinkel etwas herab und zuckte die Achſeln. 5 Und in dieſer einen Gebärde lag ſo viel Unglau⸗ ben und Nichtachtung, daß die leicht erregbare Goith alle Vorſicht und Klugheit vergaß. geworden waren, unter das eigene Fuhrwerk und wurde bedenklich verletzt. Der Gemeindevorſteher, der zu⸗ Seit dem 28. Dezember vorigen Jahres wurde ein Oberprimaner aus Offenbach(Main), der Sohn eines Eiſenbahn⸗ Nunmehr iſt den Eltern ein Brief Er hat ö aus noch unbekannter Urſache die Heimat verlaſſen, um ſich zunächſt nach Mainz zu begeben, wo er ver⸗ gebliche Verſuche anſtellte, bei der Fremdenlegion an⸗ Später überſchritt er bei Baſel ohne Paße die Grenze und gelangte dann nach einiger Zeit nach! der franzöſiſchen Stadt Valence. Was inzwiſchen aus dem jungen Abenteurer geworden iſt, konnte aoch nicht Ich habe ibm auch nie man are arteſtes ꝛrauuieniſches Bruawerr ein um ſches aus der Preſſe des Kloſters zu Subiageo bei von 1465 an. 2 d Kleine Nachrichten.„ Von der Mehrheit der Berliner Stadtverordneten⸗ perſammlung wurde dem Ankauf des Gutes Düppel⸗Drei⸗ linden zugeſtimmt. Ferner wurde der Schnellbahnbau Lich⸗ tenberg⸗Friedrichsfelde genehmigt. f Ein 14 jähriger Rechtsanwaltsbote aus Berlin, der mit 7000 Mark durchgebrannt war, iſt in Cuxhaven aufge⸗ griffen worden. 6150 Mark waren noch in feinem Beſih. 10 In. Seidenberg(Oberlauſitz) ſtürzte ein Arbeiter die Treppe hinab und erlitt tödliche Verletzungen. * Beim Reinigen eines Abzugsrohres erſtickte in Zie⸗ genhals(Schleſien) ein 19 jähriger Heizer an Kohlengaſen. *Geiſtig umnachtet erſchoß in Neunz bei Nei ſe ein Lehrer ſeine Prat und dann ſich ſelber. 0 b ö„„Am 8. September d. I. wird die Stadt Rheine in Weſtfalen ihr 600 jähriges Stadtjubiläum durch einen großen hiſtoriſchen Feſtzug begehen. n einem Schwermutsanfall ertränkte ſich bei Dins⸗ 110 eine 25 jährige Ehefrau mit ihrem 14 Tage alten inde. Nach einer Meldung aus Rheinhauſen wurde auf der Zeche Diergardt ein 20 jähriger Hauer von herabſtürzendem Geſtein erſchlagen. Zurzeit leidet London unter ſehr ſtarkem Nebel. Es iſt zu einer größeren Reihe von Verkehrsunfällen ge⸗ kommen. *Der Schulkreuzer„Hamburg“ iſt am 19. Januar in Argostoli eingelaufen. 5 Weil ſie zu dick war, hat ſich in Miami(Amerka) eine Frau durch Vergiften das Leben genommen. Gerichtsſaal. E Begnadigte Raubmörder. Die vom Schwur⸗ gericht des Berliner Landgerichts III wegen Raub⸗ mordes zum Tode verurteilten Arbeiter Goſe und Labs, die auf der Landſtraße bei Oranienburg einen Handelsmann überfallen und getötet hatten, ſind jetzt zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden. Ein betrügeriſcher Finanzbeamter. Das Bam⸗ berger Gericht verurteilte einen Finanzbeamten wegen fortgeſetzter Urkundenfälſchung in Tateinheit mit Be⸗ trug und Unterſchlagung zu 2½ Jahren Gefängnis und drei Jahren Ehrverluſt. I Lebenslängliches Zuchthaus für einen Vater⸗ mörder. Vor dem Schwurgericht des Berliner Land⸗ gerichts III ſtand der 33jährige Arbeiter Friedrich Biell unter der Anklage des Vatermordes und des ver— ſuchten Muttermordes. Biells Vater beſaß in Oſt⸗ preußen ein Landgut, verzog aber nach dem Kriege nach Bernöwe bei Oranienburg. Bereits im Alter von neun Jahren hatte der Angeklagte ſeine Mutter ver⸗ loren und eine Stiefmutter bekommen. Der Vater, ein Trinker, mißhandelte wiederholt die Stiefmutter und auch die Kinder aufs ſchwerſte. Am Pfingſttag des vorigen Jahres kam es zwiſchen Biell und ſeinem Vater zu einer Auseinanderſetzung wegen eines Erb⸗ ſchaftsanteils. Da der Vater die Herausgabe des An⸗ teils ablehnte, gab der Angeklagte auf ſeinen Vater aus einer Mehrladepiſtole drei Schüſſe und auf ſeine Mutter zwei Schüſſe ab. Während ſich die Mutter nach einiger Zeit wieder erholte, ſtarb der Vater bereits am darauffolgenden Tage. Der Staatsanwalt bean⸗ tragte gegen den Angeſchuldigten wegen vollendeten Mordes an ſeinem Vater die Todesſtrafe und wegen verſuchten Mordverſuchs an ſeiner Stiefmutter 10 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverluſt. Das Gericht ſprach Biell des Totſchlags und des verſuchten Tot⸗ ſchlages ſchuldig und verurteilte ihn zu lebensläng⸗ lichem Zuchthaus, zum Verluſt der bürgerlichen Ehren⸗ rechte auf Lebensdauer, ſowie ferner zu 10 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverluſt. N 4 Socbe⸗ 1. attes Finale.— Sechstage⸗Rennen und Exiſtenzberechtigung.— Lehren der neuen Grippe⸗Gpi⸗ demie.— Geiſtermaskerade in München. Man kann ſchwerlich behaupten, daß ſich die Mann⸗ ſchaften des 18. Berliner Sechstage⸗Rennens über⸗ nommen haben. Schon von jeher war in der Neichs⸗ 1 auf ſechstageſportlichem Gebiete der New Vorker Schwung etwas ziemlich Unbekanntes, aber ſelbſt beide, gut! Wir ſind heimlich miteinander verlobt!“ ſagte ſie triumphierend. 10 —1* 17 Martha atmete tief auf. raſchende Mitteilung. 5 Dann bemerkte ſie in möglichſt nachläſſigem, gleich⸗ gültigem Tone: „Welche Ueberraſchung! Meinen Glückwunſch Edit“!“ Sie ſtand auf und zog die Handſchuhe an. Edith hätte ſich ſtrafen mögen wegen ihrer Unvor⸗ ſichtigkeit., Nun aber war das Wort heraus und nicht mehr ungeſchehen zu machen! Mochte ſie die Folgen tragen! Denn in dieſem Augenblicke, das fühlte ſie genau, hatte ſie 10 die Kuſine zu einer unverſöhnlichen Feindin ge⸗ macht. 5 0 Das war doch eine über⸗ Daß ſich Waldow über ihre Blumenſendungen amü⸗ ſierte, glaubte ſie nicht; ſie hielt es für eine aus der Luft gegriffene Aeußerung oder Behauptung Ediths. Daß dieſe ſich aber als heimliche Braut Waldows be⸗ trachtete, mochte vielleicht nicht ganz unbegründet ſein. Dieſe Stunde, die ihre Hoffnungen vernichtete, wollte ſie der Kuſine ſchon gedenken— ſie hätte vor Wut wei⸗ nen können!——— Auch Edith hatte ſich erhoben. ö „Danke, Martha, aber noch ſind wir nicht o weit,“ meinte ſie ruhig.„Du willſt gehen? Dann, bitte, grüße zu Hauſe und nochmals beſten Dank!“ * 1* Am übernächſten Morgen bekam Waldow von Martha Hildebrandt einen Brief, in dem ſie ihn ein⸗ lud und ihm eine ganz ſeltene Ueberraſchung verſprach —„er müſſe aber beſtimmt kommen!! „Ihr geht doch auch hin, Herzele?“ fragte er, Ebith bey Brief zeigend., 11(Fortſetzung folgt 1 1 rtiſchen Mamſell. Geiſter hätten doch manchen wertvollen Aufſchluß ge⸗ ben können, z. B., ob man für die nächſten zwanzig Jahre eine Milderung der Wohnungsmiſere erwarten barf, wie viele Opfer noch dem Moabiter Aktenbeſei— dem Baumrondell vor der Bergkirche. mal, das eine ſtattliche Höhe erhalten wird, ſoll auch zugleich Zeugnis geben von der großen muſikgeſchicht⸗ lichen Bedeutung der Hauptſtadt des Burgenlandes. Demnächſt werden Aufrufe an die ganze muſikaliſche Welt erfolgen, durch Sammlungen die Mittel für dieſes Ebßbrenmal aufzutreiben. ö Marthas Augen ſprühten förmlich vor Wut.—— ö und Laſtkraftwagen geſperrt. g Bieber.) Der uten Sitzung beſchloſſen, bef der Stadtverwaltung Offen⸗ ö ach Niem vorſtellig zu werden, daß das Straßenbahnpro⸗ jekt Offenbach—Bieber umgehend verwirklicht wird. Die e en e 0 ig an den Koſten zu beteiligen. Die Stadtverordneten⸗ ſaſſene wird ſich demnächſt mit der Angelegenheit be⸗ aus dieſ⸗ in hahmen althergebrachter Genügſamkeit fiel 6 Fiesmel da Rennen noch 5 9 40 0 anz erheblich heraus. Was der letzten Stunden noch 5 nis erſter Ordnung wurde. Unter dieſen Umſtänden iſt in der Berliner Preſſe der Unmut außerordentlich groß. Man a ſogar ſo weit, zu erklären, mit dieſem renn⸗ Eo chen Unikum ſei auch der letzte Schimmer einer, xiſtenzberechtigung für loſchen. ob man über ſie lachen oder heulen ſoll. Die inzwi⸗ ſchen von Froſt und Schneefall ſtellenweiſe endlich ab. gelöſte ungeſund⸗laue Witterung, die überall ſaftig⸗ aflo l pulver verſchreiben. Obgleich der Arzt befahl, nur 1 Pul⸗ grüne, junge Grasſpitzen hervorſprießen ließ und bei der ſich die Meiſen ohne Gefahr für eine Magenerkäl⸗ tung ſtundenlang heimlichen Zwiegeſprächen hingeben konnten, hat an ſich herzlich wenig froh gemacht, denn alles zu ſeiner Zeit, ſagt ein altes Sprichwort. Ind Grunde genommen war der Wintervorſchuß auf die. Lenzſeligkeit nur ein böſes Dangergeſchenk, namentlich har diejenigen, die ſich nicht genug Zeit für ihre Ab⸗ ärtung gönnen. Es iſt trotz aller neuzeitlichen Er⸗ tüchtigungsbeſtrebungen eine traurige Tatſache, daß ſich Abertauſende nicht ein paarmal in der Woche wenigſtens ein Stündchen Zeit laſſen, um gerade in dieſer Bezie⸗ Hung etwas mehr für ihre Geſundheit zu tun, denn Vor⸗ beugen iſt immer noch hundertmal beſſer als Heilen. Oefteres Spazierengehen in der gewohnten Kleidung ohne Rückſicht auf die jeweilige Wetterlage ſchafft Wune der des Fortſchrittes. Selbſtredend ſind aber Gewalt⸗ turen ebenſo ſchädlich wie ängſtliche Verzärtelung und Werhätſchelung. Auffallenderweiſe ſind heute nicht wenige Men⸗ ſchen bedeutend ſtärker für Erkältungserſcheinungen empfänglich als in früheren Zeiten. Vielleicht trägt daran eine Erſcheinung in beſonderem Maße Schuld, die noch viel zu wenig beachtet wird. Es iſt die leider unter dem heutigen Geſchlecht ſehr ſtark verbreitete Angſt vor der Krankheit, die vor allem durch eine Nethe unwiſſenſchaftlicher Schriften über Modekrank— heiten gleichſam großgezogen wird. Namentlich Frauen iehen dabei aus an ſich ganz richtigen Beobachtungen falſche Schlüſſe und ſuchen ſich dann ſozuſagen für jeden Taß des Jahres eine andere Krankheit aus. Durch eine derartige Aengſtlichkeit wird naturgemäß die Beherr— ſchung des Körpers durch den Willen ſtändig mehr gausgeſchaltet und die geſunde Freude am Leben ſyſte⸗ miatiſch unterwühlt. Soweit die Menſchheit wieder die Grippetücken nögeſchüttelt hat, wiegt ſie ſich jetzt in den lichter⸗ flütenden Sälen der Koſtümfeſte und Maskenbälle in einen kurzen, aber umſo ſchöneren Vergeſſenheitstraum. „Karneval in München“,„Karneval in Nizza“ ſchreit es donnergewaltig aus dem Anzeigenteil der Zeitungen. Mitunter als phantaſtiſchſte Steigerung auch:„Karne— dul in Sevilla“. Je trübſeliger und mietsſteuerum— drohter die Zeiten, je nüchterner die Tagespflichten, deſto lebhafter bricht ſich das Verlangen Bähn, we— kicſſtens für ein paar Stunden den ganzen Krimskram zuitd Sorgenplunder zu vergeſſen, um in dieſer blü— henden Welt des Scheins und der Selbſttäuſchung ein bißchen unterzutauchen und um zu ſcheinen, was man niemals war und niemals ſein wird. In München haben vor einigen Tagen ſogar wie— der einmal die Geiſter eine Maskerade abgehalten. Sie waren änſcheinend von ganz übler Garnitur, denn mit Porzellantellern und Eßbeſtecken wirft niemand von Bildung und Wohlerzogenheit um ſich. Leider erwieſen ſich die vielverſprechenden„Phänomene“ ſchon nach wenigen Tagen als der plumpe Schwindel einer hyſte— Und das war bedauerlich, denn die tigungsſkandal anheimfallen und ob die Muſſolini⸗ Hymne, für die jetzt ein italieniſches Komitee ein großes Preisausſchreiben erlaſſen hat, auch als Black . Bottom zu tanzen iſt Scherz und Ernſt. tk. Eis Grabdenkmal für Joſeph Haydn. ſterblich an dem großen Meiſter der Töne, Joſeph Haydn, war, iſt bekanntlich zu Eiſenſtadt in der Berg⸗ kirche zur letzten Ruhe gebettet worden. Neuerdings nun iſt das Projekt aufgetaucht, dem Unvergeßlichen ein Denkmal in Eiſenſtadt zu errichten, und zwar in Das Denk⸗ Aus Heſſen. W e. Kranke s ei j J Kranklenhauſes ein und entwendeten eine große Menge Lebensmittel, darunter 200 Eier, 25 Pfund Schmaßz, 50 Pfund Nucßſchmalz in zwel Kiſten und ſonſt allerlei für Kranke beſtimmte gute Sachen. Von den Tätern fehlt jede Spur. 5 Oſthofen.(Schwerer Sturz.) Der Maurer Deil 142 2 2* 27 7 7 2 7 29765 71 55 ſtürzte in Rheindürkheim in der Strohfabrit von einem 85 Gerüſt herab und erlitt ſchwere Verletzungen. Oppenheim.(Brückenſperre.) Die fliegende Brücke iſt in der Zeit vom 31. Januar bis 4. Februar wegen dringender Reparaturen für ſchwere Fuhrwerke Bingen.(Rückkehr aus der Fremden beg ion.) Nach ſechsjähriger Dienſtzeit in der Fremdenlegion iſt der Philipp Wahle im benachbarten Genſingen in ſein Hei⸗ matsdorf zurückgekehrt. Offenbach.(Eine Straßenbahn Offenbach Gemeinderat in Bieber hat in ſeiner hat ſich bereit erklärt, ſich anteils⸗ e rachten, entſprach durchaus der tagelang bewieſenen unbegreiflichen Läſſigkeit, ſo⸗ daß die Veranſtaltung voll und ganz zu einem Aerger⸗ die Sechstage-Rennen er⸗ Es lag überhaupt über den ganzen letzten Tagen wie eine Limonadenmattigkeit, von der man nicht weiß, Was b.(Cinbruch im Krankenhaus.) Diebe! drangen in die Küche und das Küchenmagazin des hieſigen von ihren Alltagsſorgen zu entheben. Vereine und Wirtſchaften. feſt abhielt. „ Dutirzborn. ob infolge Mißhandlung) Ein unliebſamer Vorfall trug ſich hier zu. Die 71jährige Ehefrau des Schmiedemeiſters Heinrich Wulf, die mit ihrem Mann getrennt lebte, ſollte beerdigt werden und zahlreiche Trauergäſte waren ſchon in Bereitſchaft, als in letzter Stunde bekannt wurde, daß die Leiche von der Staatsanwaltſchaft beſchlagnahmt wurde, zwecks einer Sek⸗ tion. Wie verlautet, ſoll die Frau vor einigen Tagen von einem at Landwirt geſchlagen worden ſein, worauf ein Darmſtädter Arzt eine leichte Gehirnerſchütterung ſeſt⸗ ſtellte und daraufhin von Angehörigen der Verſtorbenen eine Sektion der Leiche beantragt wurde. Einzelheiten fehlen noch zur Stunde. Alsfeld.(In geiſtiger Umnachtung durch eigne Schuld.) Ein Einwohner aus Stumpertenrod litt an Schlafloſigkeit und ließ ſich vom Arzt einige Schlaf⸗ ber jedesmal zu nehmen, nahm er, um einmal recht gut ſchlaſen zu können, 5 Pulver auf einmal und verſiel in einen todähnlichen Schlaf. Als er nach drei Tagen nicht erwachte, holten die Angehörigen den Arzt. Alle Ver⸗ ſuche, den Schlafenden zu wecken, waren aber vergebens; auf einen Nadelſtich durch die Ferſe reagierte er nicht im geringſten, ſondern ſchlief ruhig weiter. In eine Wanne mit warmem und dann mit kaltem Waſſer verbracht, ſchlug er wohl einmal die Augen auf, um dann aufs neue weiter zu ſchlafen. Nachdem der Mann endlich er⸗ wachte, iſt ſein Geiſt noch ſtark umnachtet, da eine völlige Nerpenlähmung eingetreten iſt. Frickhhofen.(Ein Kind in kochendes Waſſer gefallen.) In einem unbewachten Augenblick fiel das zweijährige Kind eines Arbeiters in ein Gefäß mit ko— chendem Waſſer und wurde ſo ſtark verbrüht, daß es in der darauffolgenden Nacht verſtarb. Steinbach. Erdichteter Raubüberfa cle) Zwi⸗ ſchen hier und Eſchborn will der 22jährige Landwirt Julius Hutmacher aus Sindlingen von einem Auto an— gehalten worden ſein. Drei Inſaſſen in gewöhnlichen Straßenanzügen hätten ihm aus der Bruſttaſche 250 Rm., die er in Weißkirchen an eine Fabrik landwirtſchaft⸗ licher Maſchinen einzahlen wollte, geraubt und ſeien dann mit dem Auto, das keine Kennzeichen trug, ſchleunigſt! nach Weißkirchen— Frankfurt davongeraſt. Sofortige Nach— forſchungen der zuſtändigen Polizeibehörden ergaben, daß man nirgends anderswo ein ſolches Auto geſehen hat. Auch der Straßenwärter, der auf der Landſtraße gear⸗ beitet hat, weiß ſich auf kem Auto zu beſinnen. Außer⸗ dem iſt in keiner der in Frage kommenden Ortſchaften, ein ſolcher Wagen geſehen worden. Der junge Mann hat ſich bei ſeinem Verhör bereits in Widersprüche ver⸗ wickelt. Während er bei dem Bürgermeiſter angab, er wollte das Geld für Maſchinen bezahlen, behauptet die Firma, daß der junge Mann die Gelder einkaſſieren und abliefern ſollte. Aller Wahrſcheinlichkeit nach wird ſich der Ueberfall durch das geheimnisvolle Auto als ein reines Phantaſie-Erzeugnis entpuppen. Braunfels.(Brandſtiftung.) In der Nacht wurde das Anweſen der Erben von Gilbert im Ortsteil Braunfels-St. Georgen zum Teil durch Feuer vernichtet, und zwar Stallungen und Scheune, während das Wohn— haus, in dem ſich auch eine Gaſtwirtſchaft befindet, ſchwer beſchädigt wurde. Ein naher Verwandter der Beſitzerin wurde unter dem Verdacht der Brandſtiftung in Haft genommen. Das Beſitztum iſt in letzter Zeit nicht weniger als dreimal vom Feuer heimgeſucht worden. I. Grünberg.(Beſſerung der Wirtſchaftslage.) Die Eiſenſteingrube Weickartshain in der Nähe von Grün— berg, die vor gut einem Jahre infolge der allgemeinen Wirtſchaftsſchwierigkeiten ihren Betrieb ſtillegen mußte, hat ſeit einigen Wochen mit der Ausbeſſerung ihrer Be— triebsanlagen begonnen. Der Grubenbetrieb ſoll in aller Kürze wieder aufgenommen werden. Die Arbeiterſchafti hat Nachricht erhalten, ſich zur Wiederaufnahme der Beſchäftigung bereit zu machen. Die Förderung dieſer! Grube erreichte früher einen ſehr hohen Stand. f Lokale Nachrichten. Viernheim, 24. Jauuar * Aus den Vereinen. In einer unſerer letzten Nummern brachten wir eine Notiz, daß unſer Vlernhelm ein reges Perelnsleben aufzuwelſen hat. Dieſe Notiz war von einen hleſigen Berſchterſtatter an eine auswärtige Zeitung geſchickt, die auch wir reſtlos abdruckten. Dieſe Noiſz hat ihre volle Wahrheit, ſie trifft den Nagel auf den Kopf. Die lange Periode Friedenszeit vor 1914 hat dem Vereinsleben 10 kräftig aufgeholfen. Wie die Wirtſchaften zu dieſer Zeit aus dem Boden wuchſen, ſo war es auch mit den Vereſnen. Und belde, Wirtſchaften und Verelne, gehören zuſammen. Was wollten die Vereine machen, wenn die Werſchaften nicht wären, und umgekehrt die Wlriſchaften? Den Saal— beſitzern iſt durch das Auftauchen und das Daſein der Ver— elne die Exiſtenzmöglichkeit geboten. Wie die Wlriſchaften Stätten der Geſelligkeit und Erholung ſind, gilt das Gleiche auch von unſern Vereinen. Es iſt alles Zweck zum Zweck. Und beide Einrichtungen ſind notwendig, um die Menſchen Darum ſollten die Giiesgrämer ſich denn hüten zu ſagen, wir hätten zuviel Belde ſind nützlich und der Volks⸗ gemeinſchaft förderlich.— Förderlich auch, wenn es bloß ein Maskenball iſt. Der Menſch lernt das Gute vom Böſen unterſcheiden. rigen Zeit ſelnen Humor noch nicht verloren hat, das hat der Maskenball der„Club der Dreizehn“ bewieſen, Sein Motto: ſehr gemütlich gemacht. ball nicht wie gewünſcht beſucht war, ſo war es aber immer Daß Prinz Karneval auch in unſerer trau— „Brauchſcht nix zu plaurern“ hatte den Abend Wenn er auch als erſter Maslen⸗ noch elne größere Anzahl Masken, die in den Saal des „Fürſten Alexander“ Leben brachten.— Eine weitere Ver⸗ eonſtaltung am Samstag abend war im Gaſthaus zum Löwen, wo der Odenwald ⸗ Klub ſein 5. Wanderer ⸗Ehrungs⸗ Es war auch am Samstag wieder recht ge⸗ mütlich und die Veranſtaltung ſelbſt hatte gezeigt, daß man ſich im Odenwald⸗Klub wohl fühlen kann. Um das Ganze zu würdigen, kommen wir in einem beſonderen Artlkel noch darauf zurück.— Eine beſondere Stelle nimmt unſer Ratholiſcher Männerverein im hleſigen Vereins⸗ leben ein. Der bls zum letzten Platz gefüllte Saal bewirs, daß der Kath. Männerverein elne große Anzahl Getreuer in trägt-das Legen der Waſſerleitung. Samstag kann man zu ſeiner Anregung nur beipflichten. Ob was geſchieht, das iſt eine anbere Frage. Notwendig wärs, ſchon im Intereſſe der Arbeiterbevölkerung, die tag · täglich dieſen Weg gehen muß. zahler hat ein Recht, gehört zu werden. unſerer Gemeinde kann es nur ein Vorteil ſein, wenn dkeſe auf menſchliche Gerippe. Otrtsviertel vor alter Zeit ein Friedhof geweſen ſein ſoll. Bei dem Fund ſoll es ſich um menſchliche Schädel handeln, die noch Haarwuchs zeigten. morgen Dienstag wieder ſeines Amtes walten. zeige in heutiger Nummer heißt es noch ſſollen“, iſt aber bts morgen Mittag die Wunde noch nicht geflickt, dann muß der gute Mann wohl oder übel, wozu er ſelbſt nichts kann, Darum heißt bie Parole: Theater. geſehen haben. ſich vereinigt. Die hochwürdige Geiſtlichlelt war ebenfalls erſchienen. Es bedarf keiner Erwähnung, zu ſagen, daß dem Männerverein ganz andere Aufgaben obliegen, als anderen hleſigen Vereinen. Das hat der Abend in vollem Maße auch wleber gezeigt. Als konfeſſtoneller Verein hat er Auf⸗ gaben zu erfüllen, die in kultureller und ſozialer Hinſicht zur Lebensnotwendigkelt geworden ſind. Darum dürfen ſich die kathollſchen Männer Vlernheims niemals irreführen laſſen. Sie müſſen allerorts ein mutiges Bekenntnis zur kathollſchen Sache zelgen, zum Wohle ihrer ſelbſt, der Fa⸗ milte und der Gemelnde.— Soweit wir hören konnten, iſt die Veranſtaltung des Arbetter⸗Geſangvereins „Harmonie“ im Karpfen bei gutem Beſuche ſehr gut verlaufen. Die Operette„Verliebte Leut“ wurde in allen ihren Teilen wieder glänzend gegeben und erntete ſtürmiſchen, wohlverdienten Applaus.— Der Radfahrer⸗Bund hielt einen ſtark frequentierten Maskenball beim Saftladen⸗ krämer ab, woſelbſt Prinz Karneval die tollſten Streiche ſplelte. Mit dem Ergebnis kann der Verein wohl zufrieden ſein und auch der„Krämer“ des Abends. Für heute: Auf Wiederſehn bei der nüchſten Runde! „Vom Wetter und den Straßen. Am geſtrigen Sonntag war es auf der Straße recht einſam. Zum Spa⸗ zierengehen war es zu naßkalt und die Straßen zu grundlos. Wer ſeinen Kirchenbeſuch hinter ſich batte, blieb am beſten in ſeinem trauten Heim. Bei ſolchem Wetter haben die Schuhmacher gute Konjunktur. nötlge getan und die Straßen mancherorts unpaſſierbar ge⸗ Das Tauwetter hat das macht. Am Nebenbahn ſiehts ſchlimm aus. Schuld daran Dem Einſender vom Der Bürger und Steuer⸗ Dem Anſehen Zuſtände möglichſt raſch beſeitigt werden. Auf den Fremden macht dies keinen guten Eindruck. Sgtzelettfunde. Bei Ausgrabung der Waſſerleltung in der Holzſtraße bezw. Neubauſtraße ſtießen die Erdarbeiter Es wird erzählt, daß in dieſem Der Gerichtsvollzieher will In der An⸗ UAnterm Zwang. die Siebenſachen einpacken und verſteigern laſſen. Eine Sehenswürdigkeit. Heute iſt noch Jedem die Gelegenheit geboten, den ge⸗ waltigſten Ruſſenfilm aller Zeiten„Der Kurier des Zaren“ im Central⸗Theater anzuſehen. Zählt doch ein Kinobeſuch zu den ſchönſten und bllligſten Vergnügungen und beſonders in dieſem Falle, wo es ſich um einen außergewöhnlichen Filmſchlager handelt, von dem die ganze Welt begeiſtert iſt. Heute abend 8 Uhr ins Central⸗ Den Fllm„Der Kurier des Zaren“ muß man Armtlicher Teil. Bekanntmachung. Im Wege der Submiſſton ſoll die Lleferung folgender Waren an den Wenigſtnehmenden, der im Kreiſe Heppenheim ſeinen Wohnſitz hat, vergeben werden: 1. ca. 130-150 m dunkelblauer, reinwollener Chevplot, 140 cm breit für Kommunlkanten- und Konfirmanden⸗ Anzüge einſchl. des Futtertuches, 2. ca 150 m weißer Wollbatiſt, 76 em breit für Kom⸗ munikantenkleider, ca. 100 m ſchwarze Kammgarnſerge, 85 om brelt für Konfirmandenkleider. ca. 400 m welßes Hemdentuch, 80 oem breit, mittlere Qualität, 5. ca. 100— 120 Paar Sonntagsſtiefel und zwar etwa: 5060 Paar für Knaben in den größeren Nr. 34 bis 40, 50 60 Paar für Mädchen in den gleichen Größen, Für die Knaben kommen Stiefel und für die Mädchen Halbſchuhe in Betracht. Es iſt zu ſubmittieren auf die von uns vorgeſchriebenen Warerqualitäten. Dieſe können bei uns eingeſehen werden, Auf Wunſch werden auch Muſter von den Textilwaren überſandt. Angebote find bis ſpäteſtens Dienstag, den 1. Febeuar 1927, abends 6 Uhr, an das Kreiswohlfahrtsamt Heppen⸗ heim einzureichen, Die Angebote ſind zu verſchlleßen und mit der Auf⸗ ſchrift„Angebote auf Lieferung von Kommunikanten⸗ und Konfirmandenkleidungsſtücke“ zu verſehen Der Zuſchlag an den Wenigſtnehmenden blelbt vorbe⸗ halten; er iſt beſonders davon abhängig, daß dle Leiſtungs⸗ fähigkeit des Lieferanten bekannt iſt und die Lleferung in den noch vorzuſchrelbenden Abmeſſungen innerhalb der von uns feſtgeſetzten Friſt erfolgen kann. Eröffnung der Angebote findet Donnerstag, den 3. Fe⸗ bruar 1927, nachmittags 3 Uhr, auf Zimmer 22 des Kreis⸗ amtsgebäudes ſtatt. Vie Submittenten können der Eröff⸗ nung beiwohnen. Heppenheim, den 17. Januar 1927. Kreiswohlfahrtsamt. dt. Jan, Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir hiermit zur Kenntnis der Intereſſenten. Viernheim, den 22. Januar 1927, Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth.