MNeglerung erfucht, an Ork und Stene wermmumogen über die Höhe der Schäden vorzunehmen. ö Ferner ſtimmte der Ausſchuß noch einem Antrag zu, Durch den die Reichsregierung erſucht wird, auf die HDauptverwaltung der Reichseiſenbahn ein⸗ Wirken, daß mon Enklaſſung en von Arbeitern der Eiſenbahnwerlſtätten im beſetzten Gebiet A bſtand Henommen wird. Für die Bäder des beſetzten Ge⸗ Pietes wurde auch für das Etatjahr 1927 eine Unter⸗ Mutzung beſchloſſen. Hierauf vertagte ſich der Ausſchuß. Amerila und die Abtüſtungsftage 6 Ein Vorſtoß Coolidges gegen Frankreich. 1 5% Waſhington, 11. Februar. 8 15 Seitdem Präſident Wilſon in ſeinen 11 Punkten Forderung nach einer allgemeinen Abrüſtung ſämt⸗ r Nationen und Staaten aufgeſtellt hatte, kommt. ſes Problem nicht wieder zur Ruhe und wenn auch 15 allüerten Staaten im Vertrag zu Verſailles die Deutſche Abrüſtung als Vorläufer für die all- emeine Abrüſtung bezeichnet haben, ſo wollen es leichwohl die Rüſtungsmächte nicht eingeſtehen, daß ſie Hiermit auch eine bindende Verpflichtung für ſich jelbſt musgeſprochen haben. Denn gerade die gegen Deutſchland ichtete Beſtimmung des Verſailler Vertrags nach voll⸗ Fune Entwaffnung, die dann jo ſchön mit der For⸗ derung nach der allgemeinen Abrüſtung verbrämt wurde, Rellt ja nichts anderes dar, als eine Verbeugung Hegen Wilſon und das amerikaniſche Volt, welchen man mit dieſem Versprechen Sand in die Augen uen wollte, da man auf alliierter Seite niemals die Abſicht erwogen hatte, ſelbſt ernſtlich an das Ab⸗ küſtungsproblem heranzutreten. Allein die Hoffnung, daß ö doe Forderung nach der allgemeinen Entwaffnung nach Der deutſchen Entwaffnung nicht auch gegenüber den Rüſtungsmächten erhoben werden würde, erwies ſich für Dieſe als ſehr trügeriſch und wenn auch die vor⸗ bereitenden Arbeiten der Abrüſtungskommiſſion des Völ⸗ zerbundes im gegenſeitigen Einverſtändnis immer wieder künſtlich erſchwert und hinausgeſchoben wur⸗ den, ſo lamen doch auch von außenſtehender Seite im⸗ mer wieder neue Anregungen, welche es nicht ge⸗ vaten erſcheinen laſſen wollten, direkt auf inen Ab⸗ bruch der Besprechungen hinzuarbeiten. In dieſem Sinn ift denn nun auch die VBotſchaft ö zu verstehen, welche ſoeben der amerikaniſche Präſident Coblidge an den Kongreß gerichtet hat und welche davon Mitteilung macht, daß er an die Mächte eine Note geſandt hat, in der er um Einberufung inet Seeabrüſtungs konferenz erſucht. Als Be⸗ gründung gibt dann Präſident Coolidge noch an, daß die Genfer Beſprechungen doch keine poſitiven Ergebniſſe zeitigen würden und es müſſe daher ge⸗ ordert werden, daß jetzt endlich eine wirkliche Ab⸗ rüſtungskommiſſion zuſtande komme. Zu dieſem Memo⸗ roudum Coolidges, das an Frankreich, England, Japan, Italien, Argentinien, Braſilien und Chile übermittelt wurde, wird nun in amerikaniſchen politiſchen Kreiſen Reichspoſt bei den Barmatkrediten insgeſamt einen Ver⸗ bemerkt, daß es haupt ſächlich an die Adreſſen Ftankreichs und Italiens gerichtet ſei, da man werade von dieſen beiden Staaten behaupten könne, daß ſle immer den Abtüſtungsbeſtrebungen entgegen⸗ arbeiteten. N Ablehnung in Paris und London. Dieſe Botſchaft des enten Coolidge hat na⸗ türlich ſowohl in Frankreich, als auch in land viel Staub aufgewirbelt, denn wenn man dort much gegenüber Deutſchland die Notwendigkeit der Rü⸗ ngsbeſchränkungen betont, ſo bedeutet das doch nicht, h man in London und Paris auch bereit wäre, den⸗ ſelben Maßſtab auch an die eigene Macht anlegen 2 f Immerhin zedoch zt ein sroßer Unten vrt ichen der Stellungnahme in Frankreich und der in Eng⸗ fand zu verzeichnen, indem man ſich dort direkt ab⸗ lehnend verhält, während man hier in zuſtimmen⸗ den Kommentaren den Aerger über das unwillkommene Memorandum zu verbergen ſucht. So wird vor allem in Frankreich Coolidge vor⸗ Neworfen. die Abrüſtunaslonſerenz des Völkerbundes uun⸗ .. Edith Bürkners Liebe. Roman von Fr. Lehne. 79. Fortſetzung.(Nachdruck verbot n.) Eines Abends las Edith in der Zeitung die Mit⸗ zeilung, daß Anfang nächſter Woche die Erſtaufführung des Waldowſchen Schauſpiels„Charlotte Krondorf“ ſtati⸗ finden würde. ö Sie ſchob dem Bruder die Zeitung hin. ö„Haſt du geleſen, Thankmar?“ „Nein, das habe ich wirklich überſehen. Alſo kann ich es noch erleben, wie der ſchöne Lucian durchraſſeln wird! Na, da hat er an Martha keine gnädige Her⸗ rin!“ „Das iſt auch meine Anſicht. Wie konnte er nur auf ſenen Einfall kommen!“ entgegnete Edith.„Aber er würde mir t½% alledem leid tun! Ich wünſche nie⸗ mandem etwas Böſes, weil ich nicht weiß, ob mir nicht ein noch größeres Unheil vor der Tür liegt.“ „Na, wir werden ja ſehen. Abwarten und Tee trinken! Am liebſten ſähe ich mir ja die Sache anz ſaber wegen unſeres guten Mütterchens kann ich das nicht!“ meinte Thankmar. 12. e hatte mit ſeiner Prophezeihung recht ge⸗ Das Schauſpiel war vom Publikum glatt abge⸗ lehnt worden, wenn auch die zahlreichen Freunde des Berfaſſers ihr Möglichſtes taten, das Stück zu halten. Sämtliche Kritiken waren ſich einig über den Un⸗ wert des Schauſpiels; 1 wollen. Lucian Waldow war tief enen Unw illkürlich mußte er an einer Befähigung gehört hatte. reich den Vorſchlag Coolidges feinen Sach verſtändi⸗ ſtern vormittag im Miniſterrat erklärt, daß die Staats⸗ 3: ſie bedauerten das Mißgeſchick des ſonſt ſo talentvollen, liebenswürdigen Künſtlers u. gaben ihm den guten Nat, künftig keine Verſuche mehr zu machen, auch noch Lorbeeren im Drama pflücken zu diths Worte denken, aus denen er damals zu ſeinem Aerger Zweifel an möglich gemacht zu haben und man beront weiterhin, vaß eine Abrüſtung zur Set allein unmöglich wäre. wenn ſie nicht verbunden würde mit einer Lan d⸗ und Luftentwaffnung. Auch wird mitgeteilt, daß Frank⸗ nen unterbreiten und bis zu deren Stellungnahme nichts unternehmen werde. Dies iſt deutlich genug, denn das bedeutet nichts anderes, als eine direkte Ablehnung der Anregung Coolidges. Diplomatiſcher verfährt jedoch die engliſche Preſſe, die das amerikaniſche Memorandum als„ein Zeichen des Fortſchritts“ begrüßt, einen Aerger aber mit dem guten Rat an Coolidge bemäntelt, Amerika möge in den Völkerbund eintreten,„da dort die Entwaff⸗ nungsbeſtrebungen am beſten erlebigt werden können.“ Da natürlich Amerika niemals bereit ſein wird, die⸗ ſem frommen Wunſche zu entſprechen, iſt auch nicht daran zu denken, daß England auf das Memorandum näher eingehen wird, doch iſt es immerhin eine Frage, ob nicht auch dieſe Macht, wie ihre gleichgeſinnten Verbündeten moraliſch gezwungen wird, endlich doch auch an ihre eigenen Rüſtungsbeſchränkungen zu denken, die ſie bei ihren politiſchen Gegnern ſo gerne ſehen und, wenn auch häufig nur aus Geſchäftsneid, mit größtem Eifer zu fördern ſuchen. 0 Aus dem In⸗ und Auslande. Die Erholung der franzöſiſchen Finanzen. Paris, 11. Febr. Handelsminiſter Bokanowfki hielt geſtern auf einem Bankett des Syndikates der Handels⸗ börſen eine Rede, in der er mitteilte, Poincaree habe ge⸗ einnahmen im Januar um 100 Millionen Franken den Budgetvoranſchlag überſchritten hätten. Das franzöſiſche Nationalvermögen ſei infolge der Frankenhauſſe ſeit Juli des letzten Jahres um 20 Milliarden Franken geſtiegen. Die Banken hätten Poincaree mitgeteilt, wenn eine innere Konſolidierungsanleihe aufgelegt würde, würde dieſe am erſten Tage überzeichnet werden. 10 Italieniſch⸗franzöſiſcher Zwiſchenfall. Paris, 11. Februar. Auf einer Mittelmehrfahrt wurde der franzöſiſche Paſſagierdampfer„Theophil Gau⸗ tier“ von der faſchiſtiſchen Polizei in Neapel feſtgehal⸗ ten und unterſucht, da die italieniſchen Behörden erfahren hatten, daß ein Antifaſchiſt als blinder Paſſagier ſich an Bord des Dampfers befinde. 150 bewaffnete Poli⸗ zeibeamten durchſuchten das ganze Schiff und nahmer ſchließlich 18 blinde Paſſagiere feſt, die ſich in einer Maſchinenroum verborgen hatten. Neues in Kürze. 18: Im Reichstag wurden die Mißtrauensauträige der Demokraten, Sozialdemokraten und Kommuniſten ger gen Reichsinnenminiſter v. Keudell mit 217 gegen 161 Stimmen abgelehnt. a 18: Wie ſoeben mitgeteilt wird, hat die deutſche luft von 13,5 Millionen Mark erlitten. 28: Wie aus Liſſabon amtlich berichtet wird, iſt der vortugieſiſche Aufſtand endgültig niedergeſchlagen worden. In Ovorto ſind Standgerichte errichtet worden. Aus Nah und Fern. Eng-„Amberg.(Schweres Unglüd auf der Luit⸗ pvolbhütte.) Bei der Gasreinigung der Luitpoldhütte ereignete ſich ein ſchweres Unglück. Jufolge Ausſtrömens der Gaſe erkrankten ſieben Mann unter ſchweren Vergif⸗ zung serſcheinungen. Einer von ihnen iſt inzwiſchen ge⸗ dorben und zwar der Apparatenwärter Guſtap Leitner. Der Staatsanwalt hat die Unterſuchung der Urſache der Sasvergiftungen eingeleitet. Der Apparatewächter Leit⸗ ner wollte den Arbeitern helfen, wobei er ſich ſelbſt die rödliche Vergiftung holte. Duisburg.(8 Jahre Zuchthaus für einen Meſſerhelden.) Das Duisburger Schwurgericht ver⸗ urteilte den Matroſen Bogus. 7 im Streite einen Arbeitskollegen erſtochen hatte, 2 Mule: Zusi: d den blichey Nebeyſtrafer Wie richtig war ihr Urteil geweſen! Seine Braut dagegen hatte ihn bewundert, ange⸗ feuert, und nur, um ſich keine Blöße vor ihr zu ge⸗ ben, hatte er das Schauſpiel ſchließlich vollendet, trotz⸗ dem er längſt keine Luſt mehr dazu gehabt. Denn die anfängliche Begeiſterung war bald verflogen. Aber Martha hatte ihm keine Ruhe gelaſſen, er mußte ſeine Arbeit vollenden. Und am Abend der Erſtaufführung thronte ſie in höchſter Eleganz mit ihren Eltern in einer Proceniums⸗ loge, die Wangen vor Aufregung heiß und rot. Und nun mußte ſie das erleben! 5 17 vor Ingrimm und Zorn ging ſie nach auſe. Lucian mußte noch mit heraufkommen, trotzdem er nicht in der Stimmung dazu war, ſondern ſich an der Gartenpforte verabſchieden wollte. Sie fühlte ſich blamiert, lächerlich gemacht vor ih⸗ ren Bekannten, gegen die ſie ſich mit dem Schauſpiel ihres Verlobten ſo hervorgetan. Alle Leute würden nun mit Fingern auf ſie zeigen! Das alles ſchleuderte ſie Lucian ins Geſicht, der Empfindungen nicht achtend, die ihn erfüllen mußten. Sie, nur ſie kam in Betracht — ſie und ihre gekränkte Eigenliebe. Sie dachte nicht daran, daß ihm nach ſeinem kläglichen Fiasko ein Wort des Troſtes nötiger geweſen wäre, als ihre törichten Vorwürfe. Eine Weile ließ Lucian die sch ihrer Vorwürfe ſtill über ſich 4 Er fühlte ſich zu matt und ab⸗ geſpannt von all den Aufregungen und Enttäuſchungen, bütt daß er Luſt zu einer Auseinanderſetzung gehabt e. Als aber ſeine zukünftigen Schwiegereltern auch noch anfingen,„daß er das doch hätte vorher wiſſen müſſen,“ griff er nach ſeinem Hut. „Ich habe nit mehr Luſt, deine Vorwürfe noch län⸗ er anzuhören, Martha! Deshalb gehe ich 45 und offe, dich morgen abend nach dem Konzert in beſſerer aune anzutreffen! Mich 12 5 die Sache doch noch et⸗ was mehr an, als dich. Gute Nacht!“ f Sohnes ſank. Elsdorf bei Düren.(Todesfall an Im hieſigen Krankenhaus iſt auch das zweite der beid Kinder, die ſeinerzeit an ſchwarzen Pocken war eſtorben. Das Kind war von der Krankheit ſedoch ſo hart mitgenommen worden, daß die Aerzte es nicht zu retten vermochten. ee 5 7 Kleine Chronik.. nee Kiems zum Tode verurteilt. Wie aus Paris be⸗ richtet wird, hat nach einer Meldung aus Rabat das fran⸗ zöſiſche Kriegsgericht von Meknes den früheren deutſchen Anteroffizier Klems, der ſechs Jahre lang in der Frem⸗ denlegion kämpfte und zu Beginn des franzöſiſchen Ma⸗ rokkokrieges in das Lager Abd el Krims überlief, zum Tode verurteilt. 13 Hochzeitsgäste an giftigen Schnaps geſtorben. In einem Dorfe des Wilnagebietes hatte ein Bauer zur Hochzeit Schnaps von einem illegalen Händler gekauft und dabei offenbar Methylalkohol erhalten. Am Tage nach der Hochzeit ſtarben 13 Gäſte und weitere 12 liegen hoff⸗ mungslos darnieder. Die übrigen Gäſte ſind mit einer leichten Erkrankung davongekommen. I Tödlicher Anfall eines Eis kunſtläufers. Bei einem Eisfeſt in Pontreſina fiel der berühmte ſchwediſche Eis⸗ kunſtläufer Larſen während der Ausführung eines Kunſt⸗ laufes plötzlich um und blieb tot liegen. Als Todesurſache, wird Herzſchlag angenommen. dt Tod in den Bergen. Auf dem 1520 Meter hohen Monte Boglio wurden zwei Dienſtmädchen erfroren auf⸗ gefunden, die einen Ausflug nach dem genannten Berge 0 hatten. Eines der Mädchen ſtammte aus zig. 4 Vier Opfer eines Sprengungsunglücks. Wie aus Oslo gemeldet wird, ſind bei Overhalla in Weſtnor⸗ wegen bei einer Minenſprengung zur Durchtunnelung eines Berges vier Perſonen ums Leben gekommen. ö f: Wenn Kinder mit Dynamit ſpielen. In den letz⸗ ken Tagen ſind in Helſingfors drei Attentate zur Spren⸗ gung von Häuſern feſtgeſtellt worden. Zwei Häuſer ſind in die Luft geflogen. Bei dem dritten Haus gelang es durch Zufall, die Zündſchnur der Sprengkörper zu löſchen. Die Polizei konnte feſtſtellen, daß der Urheber dieſer Spren⸗ gungen ein 13jähriger Knabe iſt, welcher die Schönheit der Exploſionen bewundern wollte. Man fand bei ihm fünf Kilogramm Dynamit vor. N Turnen Sport Spiel. Sr. Deutſche Bozer in Paris geſchlagen. g Bei dem in Paris veranſtalteten Boxkampfes Deutſch⸗ land— Frankreich wurden die beiden deutſchen Meiſter Rand und Grimm geſchlagen. Enſel wurde in der dritten Runde von Fritſch und Grimm von Alois Noſa in der ierten Runde außer Gefecht geſetzt. e Die Durchquerung des Catalina⸗Kanals. Nach einer Newyorker Meldung hat ſich ber dem Wettſchwimmen durch den Catalina⸗Kanal, das bekannt⸗ lich von einer Frau gewonnen wurde, ein gußerordent⸗ lich dramatiſcher Zwiſchenfall abgespielt. Die Siegerin, Frau Huddleſton, die den Verſuch unternommen hatte, um die nötigen Geldmittel für die Erziehung ihres elf⸗ jährigen Sohnes zu erwerben, wurde unterwegs von einem haifiſchartigen Fiſch angefallen, der ihr ſchwere Wunden an der Bruſt anfügte und durch Gewehrfeuer von dem Begleitſchiff aus vertrieben wurde. Trotz der erlittenen Verletzungen ſetzte Frau Huddleſton jedoch ihre Bemühun⸗ gen fort und es gelang ihr, als Erſte die kalifornische Küſte zu erreichen, wo ſie ohnmächtig in die Arme ihres Börſe und Handel. 550 N 15 Frankfurter Getreidebörſe. An der heutigen Getreide⸗ börſe notierten bei ſtetiger Tendenz: Weizen 29,50 bis 29.75. Roggen 27 bis 27,25, Sommergerſte 26 bis 27.50, Hafer 21,50 bis 22,25, Mais 18,50 bis 18,75. Weizenmehl 40,25 bis 40,75, Roggenmehl 38,25 bis 38.75, Weizenkleie 13,50 bis 13,75, Roggenkleie 13,75 bis 14. Alles in Goldmark je 100 Klg. — ———ů— — * Ohne ihr die Hand zu geben, ging er fort und legte ſich auch ſogleich zu Bett. Er verſuchte an nichts mehr zu denken,— und bei ſeiner Veranlagung war er auch in der glücklicher. Lage, bald einzuſchlafen.. Am anderen Tage nahm er keine Zeitung zur Hand. Er wollte ſich die Kritiken erſparen, um ſich die Stimmung für den Abend nicht zu verderben, an dem er ein ſchwieriges Violinkonzert von Vieuxtemps zu ſpielen hatte. Er übte fleißig, dachte gar nicht an ſeine Braut und gab ſich dem Zauber hin, den die Muſik auf ihn ausübte. Für den Augenblick hatte er alles Mißgeſchick vergeſſen, und leichten Herzens ging er, als es Zeit dazu war, mit ſeiner geliebten Violine dem Konzert⸗ hauſe entgegen. Heute ſah er ſich einem noch viel zahlreicherem Pub⸗ likum gegenüber, als gewöhnlich. Alle ſchienen wohl ſehen zu wollen, was für ein Geſicht er nach dem geſtrigen Abend machen würde. Er lächelte etwas über die liebe Neugierde vor ihm: man ſtarrte ihn ſo eigen an— richtig ſezierend: wie es wohl in ihm ausſehen möge. Merkwürdigerweiſe erſchien Martha mit ihren El⸗ tern nicht; ihre gewohnten Plätze blieben leer. Auch gut— vielleicht ſogar beſſer— dann wurde ihm we⸗ nigſtens durch ihren Anblick die Laune nicht verdorben! Er 1 an zu ſpielen; er hatte ſeine ganze Faſ⸗ ſung und Kraft zuſammengenommen. ſo, wie wohl noch nie zuvor. Als er geendet, wurde er mit Beifall überſchüttet, ſo daß er ſich zu einer Zugabe entſchließen mußte. f (Fortsetzung folgt.) le, die ſelbſt die Schuld an allem tr reifen e ee Sto N 50 0 5 4 03 195 99 ante 8 UAußenminiſter Vandervelde, worden ſei. und derſelben Richtung: den iſt, d. h. die ſofortige des Artikels 431, da 15 waffnungsfrage die Vorbedingu! jer fü 1 5 gungen hierfür der belgiſchen überein, ſtimmungen fordern, mung„ſofern Deutſchland vor Ablauf der 15 Jahre allen bpflichtungen genüge lei ſte t“. Und er ſpielte deſſen handelt es ſich einer vorzeitigen mung, 450 erfüllt hat und deswegen auch einen ein⸗ d. h. i lernheimer Zeitung— Biernheimer Nachrichten) Srſcheind täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ ſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, ankfurt a. M.— Schriftleitung, und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mf. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeltige ſuuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements täglich in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungs träger Erſtes, äiltees n. erfolgreichſte⸗ Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Viernheim— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Tageblatt en 14 Februar 1927 Anzeigenpreife: 8 bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittaget 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands uns des Auslands. Amsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Platzvorſchriften dei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückfichtigt.— Fur die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Wewähr nicht übernommen werden. — * Hlnzeige iernheime (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 80 Pfg. 2 P 0 44. Jahrgang 6 5* er Neues in Kürze 12: Das Völkerbundsſekretariat teilt off eint, daz die Klage der deutſchen Regierung auf Zahlung einer Ent⸗ ſchädigung für die Enteignung des Stickſtoffwerkes Chor⸗ zow gegen die polniſche Regierung beim internationalen Haager Schiedsgerichtshof eingegangen iſt. 2: Wie aus Moskau gemeldet wird, ſind die ruſſiſch⸗ polniſchen Verhandlungen über den Eiſenbahnverkehr ab⸗ geſchloſſen. Dem Abkommen wird beiderſeits politiſche Bedeutung beigemeſſen. : Wie aus Guatemala gemeldet wird, hat die Re⸗ gierung ihren Geſandten in Nikaragua abberufen und ihre. Beziehungen zu dieſem Lande abgebrochen. s: Eine japaniſche Telegraphenagentur meldet, dir britiſche Regſerung werde im März in Genf vorſchlagen, Schanghai zum Freiſtaat unter dem Völkerbund mit ſtatus analog dem des Freiſtaates Danzig zu erklären. e: Der Außenminiſter von Kenton teilte den Kon⸗ ſulgten mit, daß auf Grund einer Anordnung des vpoli⸗ tiſchen Büros ausländiſche Kläger künftig keine Klage mehr vor dem gemiſchten Gerichte anhängig machen kön⸗ nen. Alle Ausländerprozeſſe müſſen vor chineſiſchen Ge⸗ richtshöfen durchgeführt werden. Wann ſoll geräumt werden! Eine Interpretation des Artikels 431 des Verſailler Vertrags. Berlin, 12. Februar. „ Tau die Reiſe Dr. Streſemanns nach dem Süden, die— gewollt oder ungewollt, das iſt gleich⸗ gültig— einen hochpolitiſchen Charakter trägt, * iſt die Rheinlandfrage wieder in den Vordergrund des politiſchen Intereſſes in Europa gerückt worden. Daß 1 9. die Frage der Rheinlandräumung beſonders in politi⸗ kerbund vorbereitet wird, bezeichnet. Allerbings hat auch ſchen Kreiſen der Beſatzungsmächte laufend erörtert wird, ergibt ſich aus zwei parlamentariſchen Anfragen im Fondoner Oberhaus und in der belgiſchen Kam mer. Im engliſchen Oberhaus erklärte Lord Sa— lisb ury als Sprecher der Regierung auf eine Anfrage, daß, ſoweit das geltende Recht in Betracht kommt, kein Anſpruch auf vollkommene Räumung beſtehe, ehe alle Bedingungen des Verſailler Vertrages erfüllt ſind. Es ſei jedoch zuzugeben, daß eine beſchleu⸗ nig te Räumung ſehr zu begrüßen ſein würde und daß England ſehr gern auf jeden Fall eine Verringe⸗ rung der Streitkräfte in der zweiten und dritten Zone des beſetzten Gebietes ſobald als irgend möglich ſehen würde. In der belgiſchen Kammer erklärte daß während und ſeit Einer Re 3 1 11 ir 1 4 3 0 f 1 ſener deten, Anweſenheit in Genf ein neues Abkommen uber die Räumung des Rheinlandes nicht Nu. vor Jure 10„11 f 7 1 2 1 7 4 durch die Artikel 429 bis 431 des Verſailler ö 5 Vertrages beſtimmt. elde Anfragen und beide Antworten liegen in ein⸗ 3 aufe lichtu vorzeitige oder rechtzei⸗ lige Räumung? Eine borzejtige Räumung kommt lach deutſcher Auffaſſung nicht mehr in Frage, da 1 beliebte frumöſiſche um j f 3 ſpruchteif gewor⸗ beliebte frunzöſiſche Argumentation nichts mehr ändern die rechtzeitige Näumung Räumung auf Grund nach der Erledigung der Ent⸗ Die engliſche Ant luf⸗ f eugliſche Antwort ſcheint dieſer Auf⸗ faſſung entgegemuſtehen. ö ſch indem ſich bel de die Beſtimmungen des Verſailler Vertrages zu eigen machen. Dieſe Be⸗ wie erwähnt, eine ſofortige Räu⸗ ihm aus dem gegenwürtigen Vertrage erwachſenden Ver⸗ Es iſt ſchon mehrfa betont werden, daß dieſer Zuſtand mit der 8444 112 gung der Entwaffnungsfrage erreicht iſt, d. h. praktiſch, wenn die in dem Kompromiß von Pari 1 1 f aris zum 1. Februar 1927 festgelegte Zerſtörung der 34 Ater⸗ ſtände an der deutſch⸗volniſchen Grenze friſtgemüß, d. 5. bis zum 15. Jun d. J., durchgeführt ſſt. Infolge⸗ jetzt nicht mehr um die Frage dern nur noch um die Frage der rechtzeiti d . zeitigen Nän da Deutſchland alle Bedingungen des Versailler teien rechtlichen Anſpruch auf rechtzeitige u dieſem Falle o. laue K 7 5 fortige worden ei. Was die Dauer der Beſetzung anbetreffe, ſo würde die Politik der belgiſchen Regierung nach wie In Wirklichkeit ſtimmt ſie mit Räumung, für welche Deutſchland irgendwelche Gegen! eiſtungen anzubieten bült ſon⸗ Räumung der Nhein⸗ 1 — getroffen Frankreich und die Abrüſtung. (Sobotage des Coolidge' ſchen Vorſchlags. Berlin, 12. Februar. Es liegt eine eigentümliche Ironie des Schichals darin, daß Coolidge bei ſeiner neuerlichen entſchiedenen. Anterſtützung der Leitidee des Völkerbundes eben aus jenen Ländern die kühlſte Ablehnung erfährt welche es ſeinem Amtsvorgänger Wilſon ſeinerzeit am tief- ſten verübelten, daß er die Vereinigten Staaten vom Völkerbund ferngehalten hat. Nunmehr kann Coo⸗ lidges Abrüſtungsappell zu Prüfſtein der Ehrlichkeit des Abrüſtungswillens wer⸗ den und es ſcheint, als ob dieſe Prüfung weder für Lo ndon. noch für Paris ſonderlich günſtig ausfallen würde. Wenigſtens iſt die Aufnahme, welche Coolid⸗ ges bei dieſen hauptſächlichſten Rüſtungsſtaaten gefun⸗ den hat, alles andere als freundlich. Dabei muß man. was England betrifft, darüber hinwegſehen, daß die Londoner Diplomatie ſich offtzieliefre üdig über⸗ raſcht ſtellt, dann aber den wohlmeinenden Rat an die Vereinigten Staaten richtet. jetzt dem Völkerbund beizutreten und dort an den Beratungen über die all— gemeine Abrüſtung teilzunehmen. Dieſe Einladung an Coolidge bedeutet natürlich infolge der bekannten ableh⸗ nenden Haltung Amerikas gegenüber dem Weltparla⸗ ment, nur eine verſchleierte Ablehnung der Coo⸗ lidge ſchen Abrüſtungsbeſtrebungen und man iſt auch in Waſhington weit davon entfernt, hierunter ein wohl- meinendes Eingehen Englands ſuchen zu erblicken. —— 4— einem neuen wichtigen ö auf das amerikaniſche Er⸗ f Deutlicher wie England bringt jedoch Frankreich ſeine unverhohlene Ablehnung gegenüber Coolidges Vor⸗ ſchlag zum Ausdruck und es läßt wirklich nichts an Deut⸗ lichkeit in wünſchen übrig, wenn die franzöſiſche Preſſe dieſes Memorandum als eine„Torpedierung“ der gro⸗ ßen allgemeinen Abrüſtungskonferenz, wie ſie vom Völ⸗ Frankreich mehr Gründe dafür, ſich gegen jede all⸗ gemeine Abrüſtung einzuſetzen, denn wenn man unter den vielen Rüſtungsſtaaten einer Macht den Vor⸗ rang hinſichtlich der militäriſchen Stärke zuerkennen will, ſo muß unter allen Umſtänden die Wahl auf Frank⸗ reich fallen, welches ſoeben, alſo zu derselben Zeit, in welcher es ſich wieder einmal mit großen Worten für die allgemeine Abrüſtung einſetzt, im Begriffe iſt, 6 5. 7 Milliarden für den Ausbau der franzöſi⸗ ſchen Oſtfeſtungen auszuwerfen, nachdem es Deutſch⸗ land gezwungen hat, ſein Befeſtigungsſyſtem zerfal⸗ len zu laſſen und die bereits beſtehenden Unterſtände zu zerſtören. Wenn dann weiterhin Coolidge noch vor⸗ geſchlagen hat daß die Seerüſtung getrennt von der bis Landrüſtung behandelt werden ſoll, ſo befürchtet man in Frankreich mit vollem Recht, daß, wenn einmal dieſe Trennung der Seeabrüftung von der Land⸗ und Luft⸗ abrüſtung angenommen werden würde, Frankreich ſpä⸗ tet bes der Beſprechung der Landabrüſtung als die ein⸗ zige militariſierte Nation angeſehen werden müßte und daß dann an dieſer Feſtſtellung auch die ſo könnte, daß es in Anbetracht des„zweifelhaften mili⸗ täriſchen und angriffsluſtigen Charakters ſeiner Nachbarn auf gewiſſen Sicherheiten beftehen müßte.“ Bei dieſer Auffaſſung über die Verwirklichung der vornehmſten Idee des Völkerbundes bei den Rü⸗ ſtungstaten iſt es daher heute ſchon nicht mehr zwei⸗ felhaft, daß das amerikaniſche Erſuchen nach ernſtlicher Inangriffnahme des Abrüſtungsgedankens ſich a ber⸗ mals als ein Schlag ins Waſſer erweisen wird, denn all die bisherigen Erfahrungen haben lediglich das eine erwieſen, daß noch ſehr viel zu tan übrig bleibt und daß— was das traurigſte bei allem darſtellt— vorerſt lediglich die Tatſache zu recht beſteht, daß alle zenſthaften Abrüſtungsbemühungen wohl immer Gefahr laufen, als„Torpedierungsverſuche“ det Ab⸗ ü ſtungs idee, wie Frankreich die auffaßt, verdächtigt iu werden 0 Vaſhington erloartet franzöſiſchen und italieniſchen Widerſtand. Newnork, 11. Februar. In Waſhingt iti⸗ ſchen Kreiſen rechnet man damit, daß 55 Menbrandu der ameritaniſchen Regierung über die Einberufung der neuen Seeabrüſtungskonferenz von England und Ja⸗ nan angenommen fer Trankreich und Italien volniſchen werden kann. dagegen auf Widerstand ſroßen werbe. Es wird darz auf hingewieſen, daß die engliſch⸗franzöſiſchen Be⸗ ziehungen ſich ſeit der Waſhingtoner Abrüſtungskon⸗ ferenz ſtändig verſchlechtert hätten, während an⸗ dererſeits das Auftauchen Muſſolinis italieniſche Macht⸗ räume hervorgerufen habe, deren Verwirklichung nur mit tarker Armee und Flotte möglich ſei. Von Coolidge nahe⸗ ſtehenden Perſönlichkeiten wird erklärt, daß fetzt die Zeit gekommen ſei, da die Großmächte Farbe bekennen und die theoretiſchen Reden aufhören nüßten, wenn es ihnen tatſächlich ernſthaft um die Abrüſtung zu tun ſei. Eine deutſche Note an Polen. e volniſche Ausweiſungspolitik verhindert den Abſchluß des Handelsvertrags. Berlin, 12. Febian. Nachdem am 9. Februar von deutſcher Seite den doluiſchen Unterhändlern in Berlin mitgeteilt worden war, daß unter den gegebenen Umſtänden eine Fortſetzung der Handelsbeſprechungen als ausſichts los angeſehen wer⸗ zen müſſe, fand geſtern nachmittag unter dem Vorſitz des Reichskanzlers ein Miniſterrat ſtat, in welchem das dolniſch-deutſche Geſamtproblem eingehend be⸗ prochen und der Entſchluß gefaßt wurde, in Form einer offiziellen Note an Polen die Gründe darzulegen, welche Deutſchland zu der einſtweiligen Ausſetzung der Vertragsbeſprechungen bewogen haben. 1 Dieſe Note der Reichsregierung, welche heute nach⸗ mittag den polniſchen Verhandlungs bevollmächtigten zu⸗ geſtellt wurde, ſtellt nun ausdrücklich feſt, daß Deutſch⸗ ſand die Handelspertragsverhandlungen nicht abzu⸗ brechen beabfichtigt, ſondern dieſe lediglich bis zr Klärung verſchiedener politiſcher Fra⸗ gen auszuſetzen wünſcht. Hierbei ſtehen nun in er⸗ ter Linie die bisher von Polen verfolgte Aus wetl⸗ ſungs taktik gegenüber deutſchen Staatsangehöriger und weiterhin die Frage des Niederlaſſungstech⸗ tes Deutſcher in Polen. In einem die Note begleiten⸗ den Kommentar der Neichs regierung wurde weiterhin insbeſondere darauf hingewieſen, daß dieſe bei den politiſchen Fragen innig verknüpft ſeien mit del Frage der Handelsbeziehungen mit Polen, indem det Nachweis geführt wurde, daß bei der bisher üblicher Gepflogenheit, Deutſche in leitenden Stellen eben wegen dieſer Eigenſchaft auszuweiſen, un mög⸗ lich die Handelsbeziehungen nicht beeinflußt werden könn ten. Auch die Frage des Niederlaſſungsrechtes, die 11 hiermit in allerengſtem Zuſammenhang ſteht, bewegt ſig in derſelben Richtung, indem bei der Verweiger unt dieſes Rechtes an deutſche Staatsangehörige, der de ut ſch Handel in Polen ohne weiteres ausgeſchalte! Polen als Naubſtaat. Sekundantendienſte der franzöſiſchen Preſſe. Berlin, 14. Februar. Die polniſche Regierung hat nach der Kenntnisnahme des deutſchen Vorgehens in der Chorzow⸗Angele⸗ genheit durch die Anrufung des ſtändigen Internotio⸗ nalen Schiedsgerichts im Haag nicht Veranlafſung genommen, ihre Politik gegenüber Deutſchland zu ändern. Sie will den Kampf gegen das Deutſchtum ir Polen weiter fortſetzen und auch auf dem wirt⸗ ſchaftlichen Gebiet keine Zugeſtändniſſe machen. Sehr verwundert iſt man in Berlin über die Haltung der franzöſiſchen Preſſe, die Polen täg⸗ lich ermutigt, in der un nachgiebigen Haltung gegen⸗ über Deutſchland weiter zu verharren. Sowohl in Warſchau als auch in Paris vergnuickt man die Wirt⸗ ſchaftsfragen mit dem Korridorproblem und legt der Reichsrenierung Ahſichten bei, die tatfächlich in Berlin nicht erörtert worden sind. i 9 c. Aus dem In⸗ und Auslande Berlin, 15 ehr ditenorderungen %% Derhin, 18. Febr. Die Beamtengewerkſchaften beab⸗ e d Tagen eine Ausſprache mit dem nellen ne Or, Köhler herbeizuführen, um ihin Be 0 he der Beamten bezüglich der Neuregelung der laclichdald ing vorzulegen, mit der ſich der Reichstag 91900 891 bevorſtehenden Etatsberatung beſchäftigen 90 ihn, Beamtengewerlſchaften fordern u. a., daß die zu. eihnachten gewährte Wirtſchaftsbeihilfe als Aus⸗ gleichssablung bis zur endaültigen Neuregelung der Be⸗ iumtenveſowung were wrrben for. r ee W dem Nei zminiſter wird erſt nach der am ch gehaltenen Statsrede Dr. Köhlers ſtattfinden. e 1 zur Anleihe⸗Aufwertung. N 12. Febr. Die demokratiſche Reichstagsfrak⸗ Fraktion hat im Reichstag folgenden Antrag e gebracht „Der Reichstag wolle beſchließen, die Reichsregierung zu Erfuchen, unverzüglich einen Geſetzentwurf vorzulegen, durch den im Wege einer ſofort verzinslichen Umtauſchanleihe Eder auf andere geeignete Weife die Altbeſtter von Reichs⸗ guleiben an Stelle von Anleihe⸗Ablöfungsſchuld und Ausſofungsrechten in den Beſitz eines Wertpapiers ge⸗ letzt werden, deſſen Wert einem mindeſtens zwölfeinhalb⸗ prozentigen Aufwertung des ursprünglichen Betrages der in Anleihe⸗Adlöſungsſchuld umgetauſchten Reichsanleihe e. 0 das laufend mit mindeſtens fünf Prozent uc. Ge in Hav oer. Gef dt laschen Ahern aαοννπ d Hic run uααννιι σ O νοννν n ene u iv pe,? a. Klembs offt auf Begnadigung. Murt's, 12. Febr. Wie der„Temps“ meine. l der culſche Fremdenlegione Klembs gegen das von iegs⸗ reicht Meknes verhängte Todesurteil Reviſion eingelegt. zn Paris glaubt man, bat die deutſche Regierung in reundſchaftlicher Weiſe bei der franzöſiſchen Regierung ich für ſeine Begnadigung verwenden werde. Klembs, jer, wie bereits gemeldet, im Marokkokrieg zu Abd el Krim übergelaufen war und bei Abd el Krim eine leitende influßreiche Stellung erlangt hatte, hofft beſtimmt auf Begnadigung, da er ſich ganz als Rifkabyle fühle. Der Berlauf des Prozeſſes hat die völlige Haltloſigkeit der Beſchuldigung erwieſen, daß er ein deutſcher Agent ge⸗ heſen ſei. Die Erfaſſung der Saarabſtimmungs berechtigten. München, 12. Febr. Das Innenminiſterium hat an ie Gemeinden und Meldepolizeibehörden einen Erlaß über zie Erfaſſung der Saarabſtimmungsberechtigten gerichtet. Er betrifft in erſter Linie die Ergänzung der Saarliſten ind die Anlegung eines Verzeichniſſes aller ſeit dem 28. uni 1919 aus dem Saargebiet zugezogenen Saarab- timmungsberechtigten.: Aus Nah und Fern. dem niederbayeriſchen Dorf Petersaurach hatte der Mann kirex geiſtesſchwachen Frau einen Glaubensgenoſſen einer Seite kommen laſſen, den er befragte, wie ſeiner Frau zu helfen ſei. Der Befragte meinte, die Leidende ſei vom Teufel beſeſſen, der„ausgetrieben“ werden müſſe. Nach den erhaltenen Ratſchlägen ſtellte der Ehemann einen Schaff Waſſer ins Wohnzimmer, ſchlug mit einem Stoch kräftig auf ſeine Frau ein, um dadurch den Teufel in das Waſſer zu jagen. Die Frau wurde durch die Mißhand⸗ lung in höchſte Aufregung verſetzt und erlitt einen Schlag⸗ anfall, dem ſie erlag. Ueber den Vorfall wurde eine Unter⸗ ſuchung eingeleitet.. Magdeburg.(Meſſerſtecherei mit tödlichem Ausgang.) In Schönebeck kam es zwiſchen zwei Fami⸗ lien aus geringfügiger Urſache zu einem Streit, der bald in Tätlichleiten ausartete. Dabei wurde ein Nichtbeteiligten durch einen Meſſerſtich ſo ſchwer verletzt, daß er kur; darauf ſtarb. Eine weitere Perſon wurde in hoffnungs— loſem Zuſtande ins Krankenhaus überführt. Berlin.(Mord wegen einer Verſicherungs⸗ ſumme.) In Blankenſee in Mecklenburg wurde der 26. jährige Landwirt Karl Rohde von dem Erbpächter Krüger wegen einer Verſicherungsſumme von 50090 Mark um⸗ gebracht. Edith Bürkners Liebe. b Roman von Fr. Lehne. 40. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) Fr ließ die glänzenden Augen über das Publikum hinwegſchweifen bis in die fernſte Ecke des Saales— gleichſam, als ſuche er da etwas— einen goldlockigen Mädchenkopf mit märchendunklen Augen— dann ſetzte er den Bogen von neuem an und ſpielte ein Adagio, ſo weich und ſüß und klagend, daß noch lange, nach⸗ dem er geendet, atemloſe Stille herrſchte. Dann aber brach ein Sturm des Beifalles aus. Das Publikum klatſchte, rief Bravo und wollte ſich gar nicht beruhigen, bis er noch einmal anfing zu ſpielen. Er war heute in einer königlichen Geberlaune; ſtolz 805 er in ſeiner männlichen Schönheit da, als er auf⸗ gehört. Der Beifall wollte kein Ende nehmen. „Da lächelte er ſein freundliches, gutes Lächeln, das ihn ſo unwiderſtehlich machte. Er nickte gemütlich und ſagte in ſeiner impulſiven Art: „Ich wollt' halt gut machen, was ich geſtern abend verbrochen.“ Dieſes Wort flog im Nu durch den ganzen Saal. Er wurde jubelnd umdrängt; die Leute aus den er⸗ ſten Reihen kamen auf ihn zu und drückten ihm die Hände; Damen löſten Blumen von ihren Kleidern u. warſen ſie ihm zu. So war er wohl noch nie geehrt worden— ſeine Augen feuchteten ſich vor innerer Rüh⸗ rung. Ja, hier war er ein ganzer! Das fühlte er! Hier konnte er es mit den Größten aufnehmen. Nun wollte er nicht wieder von dem Wege abwei⸗ chen, der ſo klar vor ihm lag. Wenn Edith das erlebt hätte— wie hätte ſie ſich gefreut, ſein goldenes Mädele!— Zu ihr flogen in dieſem Augenblick ſeine Gedanken voller Liebe und Sehnſucht, da ſeine Braut ſich grollend zurückgezogen hielt, beleidigt, verletzt durch* Mißgeſchick! f 10 1721 Kleine Chronik. . Gerüſteeinſturz bei einem Kirchenbau. Bei dem Bau einer Kirche in dem holländiſchen Dörfchen Heerlem 15 das Gerüſt eingeſtürzt. Sieben Arbeiter ſtürzten in die jefe, wobei zwei tödlich verletzt wurden. a Exploſion in einer chemiſchen Fabrik bei Brüſſel. In einer chemiſchen Fabrik in der Nähe von Brüfſſel ereig⸗ nete ſich eine Exploſion, wobei ein Arbeiter getötet, vier ſchwer und fünf leicht verletzt wurden. E Ein italieniſcher Dampfer im Kanal geſunken. Bel dichtem Nebel ſtieß im Kanal ein däniſcher Dampfer, dei ſich auf dem Wege nach den Kanariſchen Inſeln be⸗ findet, mit einem italieniſchen Dampfer zuſammen. Dei italieniſche Dampfer ſank innerhalb 10 bis 15 Minuten, dil aus 30 Mann beſtehende Beſatzung konnte jedoch von dem däniſchen Dampfer gerettet werden. z Zugszuſammenſtoß in Polen. Auf dem Warſchaue Hauptbahnhof fuhr der Kattowitzer Zug beim Um. rangieren gegen den Lodzer Zug. Drei Wagen wurden zertrümmert und eine Lokomotive ſchwer beſchädigt. Dre Reiſende wurden in ſchwerverletztem Zuſtand ins Kran kenhaus überführt. Außerdem wurden mehrere Perſoner leichter verletzt. Der Zuſammenſtoß ſoll auf Fahrläſſig keit der Beamten zurückzuführen ſein. Fünf Millionen Schwedenkronen unterſchlagen Der Direktor der Stockholmer Firma Dietrichſon u. Co ſtellte ſich der Kriminalpolizei; er hatte über fünf Mil, lionen Kronen unterſchlagen. Von einer Lawine begraben. Wie aus Aiazzir gemeldet wird, wurde bei Zicava auf der Inſel Korſike eine Baracke pon einer Lawine verſchüttet. Von den darin befindlichen 17 Holzfällern konnten ſich vier retten, wäh⸗ rend die übrigen 13 den Tod fanden. % Raubüberfall auf eine ruſſiſche Bahnſtation. Auf einer Vorortſtation von Schitomir überfielen Banditen den Stationschef, ermordeten ihn und zwei Fahrgäſt⸗ und bemächtigten ſich der Bahnkaſſe mit 18 000 Rubeln Die Banditen entkamen auf einer Lokomotive. l Folgenſchweres Sturmwetter in Japan. In den Provinzen Niigata, Tojama und Fukui ſind durch Schnee⸗ türme 103 Perſonen ums Leben gekommen, zehn wer⸗ den vermißt. Mehr als 2000 Soldaten ſind gegenwärtig mit den Aufräumungsarbeiten längs der Eiſenbahnlinie beſchäftigt. An gewiſſen Stellen liegt der Schnee fünf bis ſechs Meter hoch. Kinderentführungsſkandal in Warſchau. Die War⸗ chauer Polizei iſt umfangreichen Kinderentführungen auf die Spur gekommen. In den letzten Tagen war es wie⸗ derholt aufgefallen, daß Kinder verſchwanden, bis ſchließ⸗ lich eine Mutter der Polizei einen Erpreſſerbrief über⸗ brachte, in dem ſie aufgefordert worden war, eine größere Zahlung für die Wiedererlangung ihres Kindes zu leiſten. Hierdurch gelang es der Polizei, das Verbrecherneſt aus⸗ zuheben, in dem 6 Kinder geknebelt und halb verhungert zufgefunden wurden. Die Entdeckung gelang nur durch einen Zufall. Einem der entführten Kinder war es ge⸗ lungen, aus dem Keller zu entkommen und auf Linen Ballon zu klettern. Als die Entführer kommen drei franzöſiſche Lehrer und eine Lehrerin in Frage, die in Warſchau ein regelrechtes Syſtem zur Entführung von Kindern eingerichtet hatten, die gegen Löſegeld wieder Nürnberg.(Eine Teufelsaustreibung.) In freicrenben werden ſollten. Wicſcaſtiche Wochenschau Die Lage auf dem Arbeitsmarkt.— Geſundung der deutſchen Wirtſchaft?— Die Geſchäftstätigkeit an der Börſe.— Das Wohnungsbauproblem. Die Arbeitsmarktlage hat in der abgelaufenen Woche keine weſentliche Veränderung aufzuweiſen. In den ländlichen Bezirken ſetzt ſich die ſchon früher erwähnte Beſſerung weiter durch. Im rheiniſch⸗weſtfäliſchen Berg, bau haben inzwiſchen weitere Neueinſtellungen ſtattgefun⸗ den, doch hat ſich hier das Tempo der Beſſerung immerhin merklich verlangſamt. Auch das Baugewerbe zeigt ein weitere Zunahme der Beſchäftigten. Man hat vielfach den Eindruck, daß die Verſchlechterung der Arbeitsmarkt lage im großen und ganzen zum Stillſtand gekommen iſt. Trotz der hohen Arbeitsloſenzahlen muß darauf hin gewieſen werden, daß der Anfeil der Vollbeſchäftigten z. B Ende 1926 gegen Ende 1925 ſich weſentlich gebeſſert hat Auch die Kurzarbeit hat im allgemeinen nachgelaſſen Noch viel zu wünſchen läßt die Lage der Maſchinenindurſti 7 tin 101 use 157 N Die optim uffaſſung r eine innere Ge⸗ undung der deutſchen Wirtſchaft wird durch n kürzlich veröffentlichten Bericht der Allgemeinen Elik⸗ lrizitäts⸗Geſellſchaft(A. E. G.) unterſtrichen. Auch hier vird darauf hingewieſen, daß ſich im abgelaufenen Jahr e Zeichen einer Beſſerung der Geſchäftslage emerkbar gemacht haben. Allerdings wird auch betont, daß es verfehlt wäre, die Schwierigkeiten, mit denen eit der Deflation die deutſche Wirtſchaft kämpft, bereits für überwunden anzuſehen. Was die Ac. ſelbſt be⸗ trifft, ſo konnte ſie trotz der notwendigen Rationaliſie⸗ ſungsmaßnahmen ihre Fabriken im Durchſchnitt mit 75 Prozent ihrer Leiſtungsfähigkeit beſchäftigen. Für das Inlandsgeſchäft erwarket ſie eine weitere günſtige Ent⸗ wicklung infolge der raſch wachſenden Kaufkraft im Innern und der fortſchreitenden Elektrifizierung der induſtriellen Betriebe. Auch betont ſie eine unverkennbare Belebung des Baumarktes. Bezüglich des Auslandsgeſchäftes fußert ſich der Bericht dagegen recht vorſichtig. „Die ſehr lebhafte Geſchäftstätigkeit an der Börſe hat auch in der letzten Zeit unvermindert ange⸗ halten, wenn auch gerade in den letzten Tagen verſchie⸗ dentlich die Tendenz nach unter ſchwankte. Die allgemeine Hauſſeſtimmung an der Börſe erfüllt ernſthafte Wirt⸗ ſchaftskreiſe teilweiſe mit wachſender Befürchtung. Wenn auch zugegeben werden muß, daß bei einem Reichs bank⸗ diskontſatz von fünf Prozent eine große Zahl von Di⸗ oidendenpapieren, deren Erträge um die 10 Prozent liegen, eine entſprechende Kursſteigerung rechtfertigen, ſo iſt doch zweifelsohne das allgemeine Kursniveau an der Börſe für überſpannt zu betrachten. Man macht die Beobachtung, daß beſonders das Publikum in ſteigendem Ausmaße ſich am Börſenſpiel betätigt und ſeine freien Mittel dem Ef⸗ fektenmarkte zuleitet. Der Kreis, der ſich an der Börſe beteiligenden Perſonen iſt gegenüber dem Frieden ſehr weſentlich gewachſen, was durchgehend wohl nicht zu be⸗ grüßen iſt. Ein ganz beſonderes Intereſſe verdient die Ent⸗ wicklung des Wohnungsbauproblems. Die Löſung dieſer wichtigen Frage muß im Vordergrunde des JJV ae geh noch chen iind. ter aner Bettlebe öffentlichen Intereſſe ſtehen. Nach vorliegenden Schätzun⸗ gen muß man zur Zeit mit einem Fehlbetrage von etwg 600 000 Wohnungen für ganz Deutſchland rechnen. 1919 der bisherigen Bevölkerungsbewegung iſt der alljährli auftretende Neubedarf an Wohnungen für das ganzt Reich auf etwa 170000 Wohnungen zu ſchätzen. Fü das Jahr 1927 hofft man etwa 250000 Wohnungen ner zu ſtellen, wodurch, wenn man berückſichtigt, daß eine Reihe von jungen Ehepaaren die Wohnungen der Eltern mitbenutzt, ſchon ein weſentliches Stück vorwärts ge bracht wäre. Die Baupolitik des Reiches kam ſich wohl kaum bis in die letzten Einzelheiten erſtrecken, ſon dern's Reich wird mehr odex minder nur in der Lag, ſein gemeine Richtlinien aufzuſtellen, während die letzt Telührung aller Pläne Sache der Gemeinden iſt Erfreulich iſt die Tatſache, daß die Sparkaſſen i immer zunehmenden Umfange ihre Mittel dem Wohnungs markt zur Herſtellung von Kleinwohnungen zu tragbare Bedingungen zur Verfügung ſtellen. Es ſind auch kürzlie Richtlinien ſeitens der Sparkaſſen bekannt gemacht wor den, die allerdings noch den Gegenſtand von eingehende Beratungen zu bilden haben. Immerhin geht aus dieſe⸗ Richtlinien hervor, daß die Sparkaſſen gewillt ſind, ü ziemlich reichlichem Umfange und zu durchaus angemeſſene⸗ Sätzen Baugelder zur Verfügung ſtellen zu wollen. G iſt zu wünſchen, daß die Oeffentlichkeit ſich mit dieſen für die deutſche Wirtſchaft ſo außerordentlich wichtige Problem möglichſt eingehen beſchäftigt, um auck ihren ſeits zur Klärung dieſer is alle angehenden Leer gen beizutragen. e Rund um Moabit. Bilder vom Berliner Kriminalgericht. Von Hans Langkow. (Nachdruck verboten.) Moabit iſt ein Berliner Stadtteil. Der Reichshaupt⸗ ſtädter aber, der dieſes Wort hört, denkt nicht an dieſes Quartier im Nordweſten der Rieſenſtadt mit ſeinen Straßen und Plätzen, ſeinem Häuſermeer und ſeinem Men⸗ ſchengewimmel, er denkt nur an den rieſigen roten Ge⸗ bäudekomplex des Kriminalgerichts, das ſich in Moabit er⸗ hebt. Hier iſt der Ort der Anklage und der Sühne, der Ort, wo in den kahlen, nüchternen Zellen des Unter⸗ ſuchungsgefängniſſes Hunderte in qualpollem Bangen auf die 15 warten, da ſie vor ihre Richter treten müſſen. e Als er nach Hauſe kam, lag ein Brief von Martha da, der mit der letzten Poſt gekommen war. Anfänglich wollte er ihn gar nicht leſen, um ſich die weihevolle Stimmung nicht zu verderben; aber die Neugierde, zu wiſſen, was ſie ihm wohl zu ſchreiben iſnet überwog doch, ſo daß er den Brief ſchließlich öffnete. Beim Leſen furchte ſich ſeine Stirn, und er biß ſich heftig auf die Lippen. „Warte, mein Püppchen, wenn du denkſt, daß du mich tyranniſieren kannſt, biſt du halt im Irrtum. Noch haſt du mich nit feſt!“ murmelte er. i In kurzen kalten Worten teilte ihm Martha mit, daß ſie nach den Kritiken, die heute in der Mittags⸗ und Abendzeitung geſtanden, nicht den Mut habe, in das Konzert zu kommen, um ſich nicht einer nochmali⸗ gen Blamage auszuſetzen. Er ſolle ſich daher nicht wundern, wenn er ſie nicht ſehe; außerdem ſei ſie von den Aufregungen viel zu angegriffen. Er möge ſie deshalb entſchuldigen und werde ihr ſicher ihr Fern⸗ bleiben nicht verdenken können. „Nein, wirklich nicht,“ dachte er ingrimmig. Früh ſchon am anderen Morgen ging er zu Hil⸗ debrandts. Martha, die ihn hatte kommen ſehen, triumphierte. Sie wollte ſich anfangs gar nicht ſehen laſſen, denn ſi fühlte ſich doch immer noch als die Beleidigte. Aber e beſann ſich doch anders— ſie mochte den Begrü⸗ ßungskuß des Geliebten nicht entbehren und kam des⸗ 1 in ein verführeriſches Matinee gehüllt, ins Wohn⸗ zimmer. Bei ſeinem Anblick ſtutzte ſie und tat, als wolle ſie nicht eintreten. „Ah, du biſt es, Lucian? So t vermutete ich dich noch nicht! Verzeih, ich bin noch nicht angezogen“ 100 1 faßte ſie nach dem Halsausſchnitt ihrer Mor⸗ genjacke. N 5 3 i f Er 1 7% aber keine Anſtalten, ſie in die Arme zu fete 1 10 llen gehofft hatte. digen Zeilen von geſtern abend. weshalb du nit im Konzert warſt!“ einige Zeitungen, die ſie vor ihn auf den Ti dieſe Aufmerkſamkeit!“ ſagte er ſpöttiſch. dann will ich dir den Gefallen tun und gleich obwohl ich jene Kritiken erſt heute abend mit den Be⸗ 1752 5 über fle leſen wollte, s wär' halt ein Ab⸗ achen 5 a ärter ist's, daß di i 155 15 aße Kuffährung des urückgez 5 25 12 6 „Ich wollte dir nur danken für deine liebenswür⸗ Nun weiß ich halt, „Nein, ich traute mich nicht,“ ſagte ſie trotzig,„die Leute hätten ja mit Fingern auf mich gezeigt.“ „Und ich? An mich dachteſt du wohl nit, der ich doch ſchon wieder dem Publikum gegenüberſtehen mußte? Das fiel dir nicht ein, mir Troſt und Sicherheit durch deinen Anblick zu geben?“ Sie zuckte die Achſeln. „Du biſt's gewohnt! Aber ich, die ich ſo viel von deinem Stück geſprochen und Reklame gemacht habel Glaubſt du, mir wäre das angenehm geweſen? Förm⸗ lich Spießruten hätte ich ja laufen müſſen, nachdem mein Bräutigam ſo zerpflükt wurde von den Kritiken. Du haft ſie doch geleſen und weißt—“ „Nein,“ unterbrach er ſie trocken,„noch nit!“ „Wie, du haſt die Kritiken noch nicht geleſen? Du hatteſt wohl Furcht?“ fragte ſie verwundert und entrü⸗ ſtet zugleich. Sie ſtand auf und nahm von dem S 1 9 warf. wenn du Luſt haſt, kannft du ſie Er faltete die Blätter ohne eine Spur von Erre⸗ „Hier ſind ſie; gleich leſen.“ gung auseinander, und Martha beobachtete ihn ſcha Ich danke dir har „Nun wohl, leſen, „Auch noch rot angeſtrichen! eweſen!“ 1 Er las die Rezenſionen aufmerkſam durch; dann legte er die Zeitungen wieder zuſammen und ſagte gemütlich: „'s iſt hart und bitter, das zu leſen; aber noch t haben. Im üb⸗ e e des Schauspiels f. geſchehen, erheblich. lorgens um die neunte Stunde ſetzt in Moabit der chbetrieb ein. Scharen von Zeugen und auf freiem Fuße 5 ndlicher Angeklagter wandern durch die weiten und angen Gänge, ſitzen des Aufrufes wartend mit meiſtenteils ehr bellemmenden Gefühlen auf den einfachen Bänken in den Sitzungsſälen. Talare wehen durch die Gänge. Rich⸗ er und Staatsanwälte eilen zu ihren Kammern. An⸗ välte, bepackt mit Aktenbündeln, kommen ſchnellen Schrit⸗ es vorüber. Wehe, wenn aus ſolch einem Aktenbündel dem gelehrten Herrn ein loſes Blatt herausfällt. Er wird ich hüten, es ſelbſt wieder aufzunehmen, denn das bedeu⸗ et nach dem Aberglauben, der auch in Moabit herrſcht, ſchwores Pech. Vor den Eingängen zu den Zuſchauerräumen drängen ſich die Maſſen derjenigen, die aus dieſen oder jenen Grün⸗ den die Sitzungen anhören müſſen. Angehörige der Ange⸗ klagten oder Zeugen, Nachbarn, Verwandte, durch hervor⸗ ragende Sachkenntnis des einzelnen Falles gekennzeichnet, lind darunter. Arbeitsloſe, die ſich hier die Zeit vertrei⸗ ben wollen, fehlen nicht. Auch mancher Journaliſt, man⸗ cher Student der Rechte iſt dazwiſchen. Und dann kommen die echten Kriminalſtudenten, die Gewohnheitsverbrecher, die hier lernen wollen, wie man es macht, oder die durch ihre Anweſenheit einem Angeflagten ihre Teilnahme zu erkennen geben wollen. Ständige Juſtizwachtmeiſter, in kleidſamer Uniform, rufen in den Gängen die Namen der Parteien aus, oder führen aus der Unterſuchungshaft kommende Angeklagte in die Verhandlungsſäle. Blau uniformierte Schutzpoliziſten ſind dutzendweiſe zu ſehen. Sie ſind meiſtenteils als Zeu⸗ gen geladen. Nur bei ganz großen Prozeſſen ſind ſie als Wächter im Saale tätig. Man braucht nur die Türen der Sitzungsſäle zu beohachten, um zu ſehen, was ſich dahinter lo ungefähr ab⸗ gespielt hat. Da wird ein Mann herausgeführt, an jeder Seite von einem Wachtmeiſter begleitet. Wilder Trotz liegt auf ſeinen Mienen. Er beißt die Zähne zuſammen und doch liegt es noch wie Hohn auf leinen Zügen. Zehn N a2 2 1 8 10 1 5 9 5 bi 5 ö 2— 8. + 92 55 7 Jahre Zuchthaus haben ſie ihm gegeben. Aber er hat Ein die Schußwaffe gegen ſich gerichtet, wollte aber nur, um Ein junger Mann im Smoking. Blume im Knopfloch, 15 die Tat von ſich abzuwälzen, ſie auf einen anderen über⸗ hinüber. Größte Troſtloſigkeit liegt in ſeinen Zügen. Er kam frer nach Moabit und wurde im Gerichtssaal verhaftet. Da kommt einer, der lacht über das ganze Geſicht. Kunſtſtück zu raten, daß er freigeſprochen. Ein anderer läßt ſich mit vergnügt lächelndem Geſicht wieder in die Zelle führen. Er elle, traße ü t, i f 0 b drei Wegelagerern überfallen. Einer ſchlug ihm mit einem Knüppel über den Rücken, ſo daß e ſpruch eingelegt. In der nächſten Inſtanz wird man ſehen. denſelben Weg zum Anterſuchungsgefängnis weiß, in einer halben Stunde iſt er frei. Sein Urteil lautet auf Freiſpruch. Drinnen in den Sitzungsſälen läuft die Geſetzesma-⸗ ſchine weiter. Beweisaufnahme, ſchwere Kontroverſen zwi ſchen Staatsanwalt und Verteidiger einerſeits und zwiſchen Verteidiger und Vorſitzenden andererſeits.„Ich beantrage Zeugenvernehmung.“„Ich ſchwöre, es iſt die reine Wahr⸗ heit...„Angeklagter, bekennen Sie ſich ſchuldig?“ Stundenlanger Kampf zwiſchen Vorſitzenden und Ange⸗ klagten, dramatiſche Zwiſchenfälle. Dann endlich zieht ſich das Gericht zurück, kommt wieder, es rauſcht im Zuſchauer⸗ raum.„Im Namen des Volkes.. Stunden in Moabit ſind unvergeßlich für den, der für menſchliches Leid, für Menſchenſchickſal und Menſchennof nur noch irgendwie Empfinden hat. Auf atmet wohl jeder, der das rote Gebäude in Moabit verläßt, und mag er noch ſo unbeteiligt ſein. Fern den Gängen, Sitzungsſälen und Zellen von Moabit ſpürt man ſich erſt befreit von dem Banne und atmet auf in friſcher und freier Luft unter Menſchen, Bäumen, Aukomobilen. Straßenbahnen, fern jener Atmosphäre den: d en ernten Winen von Maahit. 1 Aus Heſſen. Neue Steuergeſetze. . Darmftadt, 12. Febr. Dem heſſiſchen Landtag iſt dieſer Tage ein ganzes Bündel neuer Steuergeſetze zuge⸗ gangen, nämlich je ein Geſetzentwurf über die Grund⸗ ſteuer, die Gewerbeſteuer, die Sondergebäudeſteuer und die Gemeindeſteuern. Es handelt ſich nicht um die Einfüh⸗ rung neuer oder um die Erhöhung beſtehender Steuern, oielmehr iſt der Zweck der neuen Geſetzesvorlagen ledig⸗ lich der, die zum Teil infolge der Reichsgeſetzgebung oder aus anderen Gründen abänderungsbedürfigen ſteuergeſetz— lichen Vorſchriften den Erforderniſſen der Zeit anzupaſſen. * Darmſtadt.(Selbſtmordverſuch oder Ver— brechen?) In den Abendſtunden wurde durch die Roet⸗ tungswache auf dem Heſſenſportplatz ein zugereiſtes Dienſt⸗ Maschen geholt und nach dem Krankenhaus verbracht. Das Mädchen gibt an, auf dem Wege von Griesheim habe es eine Frau um Waſſer gebeten, doch müſſe in der gereſchten Flaſche Salzſäure geweſen ſein. Das Mäd⸗ chen iſt innerlich und auch an der Zunge durch die Säure r verbrannt. Man fand es vor Schmerzen in den Sand eingekrallt am Boden. Anſcheinend handelt es ſich um einen Selbſtmordverſuch. Darmſtao. zuſammenſtoß.) Ein Agen: aus Ar⸗ heilgen ſtieß, a er mit ſeinem Auto in die Heinheimer⸗ kraße einbiegen ollte, mit einem Poſtauto zuſammen. Der Wagenlenk“ des Prwatwagens wurde aus dem Auto geſchleudert und erlitt Armverletzungen. Er wurde durch die freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz nach dem Stadtkrantenhaus verbracht. Zwei in dem Auto ſitzende Damen aus Frankfurt kamen mit leichten Kopf⸗ end Armverletzungen davon. Das Perſonenauto erlitt inen Bruch der Vorderachſe und des Vorderrades. Viernheim.(Gefährlicher Zuſammenſtoß nit einem O. E. G. Zug.) Ein Juſammenſtoß zwi⸗ chen einem Laſtauto und einem Materialwagen der elek⸗ riſchen Straßenbahn ereignete ſich jenſeits der Eiſen⸗ dahnüberführung. Ein. 1a der Chemiſchen Fabrik „Elektron“ in Griesheim, das mit eiſernen Säure⸗Fla⸗ chen nach Ludwigshafen beſtimmt war, karambollierte deim Ausweichen mit einem aus Viernheim kommenden, Hücdlicherweiſe leeren Triebwagen der elektriſchen Ueber⸗ audbahn in ſo ſchwerer Weiſe, daß der Vorderperron des Triebwagens eingedrückt wurde und der Anhänger des Laſtautos umſtürzte. Der Führer der Elektriſchen ret⸗ eie ſein Leben durch ſchleuniges Abſpringen. Hätte er ncht die Geiſtesgegenwart beſeſſen, noch rechtzeitig abzu⸗ bringen, ſo wäre er kaum mit dem Leben davongekom⸗ men. Der Chauffeur des Laſtautos kam mit dem Schrek⸗ Der beiderſeitige Materialſchaden iſt ſehr 5 Die Schuldfrage muß noch durch die Unter⸗ ſuchung ermittelt werden. „Rüſſels heim.(Betriebsunfall) In den 17 5 en danon. verlen verunglückten drei Arbeſter und trugen 1 5 f n. Aerztliche Hilfe mußte ſofort erden.. Wöllſtein.(Wom Dient ſuspendiert.) Ein in dem benachbarten Wonsheim angeſtellter Lehrer wurde wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten bis auf weiteres vom Schuldienſt dispenſiert. „„ Bingen.(guſammenſtoß zwiſchen Tralekt⸗ ſchiff und Laſtkahn.) Das Eiſenbahntrajektſchiff Bin⸗ dampfers befindlichen Laſtkahn zuſammen. Der Schlepp⸗ dampfer war im Beidrehen begriffen, und dem Trajekt⸗ chiff, das ſich gerade vor der Krausaue befand, blieb ur die Möglichkeit, den Zuſammenſtoß mit dem Laſt⸗ chiſff einem Anfahren der Felſen vorzuziehen. Unter den Paſſagieren entſtand eine kleine Panik, die ſich jedoch dald wieder beruhigte, da auffallenderweiſe trotz des heftigen Anpralls weder Trajektſchiff noch Laſtkahn Scha⸗ zen genommen hatten. Beide konnten ohne Aufenthalt hre Fahrt fortſetzen. „ Gerſtetten. Immer noch die Grippe.) Infolge peiterer Ausbreitung der Grippe werden die Schulen durch Verfügung des Oberamts geſchloſſen. In mehreren Schul⸗ flaſſen fehlt die Hälfte der Schüler. „Lich.(Vom Stamm erſchlagen.) Der 19 Jahre alte Arbeiter Otto Stein aus Oberbeſſingen wurde in dem Baſaltſteinbruch bei Münſter(Kreis Gießen) von einem herabſtürzenden Baumwurzelſtamm ſo ſchwer ge⸗ kroffen, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Der junge Mann war der einzige Sohn ſeiner Eltern. .. Gießen.(Vier Finger abgeriſſen.) In der hieſigen Teigwarenfabrik geriet die 21 Jahre alte ledige Arbeiterin Mögel aus Watzenborn mit der rechten Hand in eine Maſchine, wobei dem Mädchen vier Finger glatt abgeriſſen wurden. Außerdem wurde die Hand am Knö⸗ chel ſo ſchwer verletzt, daß ſie in der Klinik wohl ab⸗ genommen werden muß. Wallerſtädten.(Fingierter Ueber falt.) Der angebliche Ueberfall, der ſich in der Nacht auf der Chauſſee nach Groß⸗Gerau ereignete, hat durch die Gendarmerie ſeine Aufklärung gefunden. Der junge Mann hatte ſelbſt tragen. Erſt nach langer Vernehmung legte er ein Ge⸗ ſtändnis ab. Stipshauſen.(Ueberfall.) Ein Bauunternehmer ö: karnevaliſtiſches Treiben abgeſpielt. wurde, als er ſich mit ſeinem Rade auf dem Heimweg befand in der Dunkelheit auf der Kreisſtraße an eier Stelle, wo die Straße durch einen Wald führt, von Er hatte aber noch die Geiſtesgege ert, in den Wald zu laufen. Verfolgt von den Band: Wehr und verletzte den einen, worau ie im Walde das Weite ſuchten. Zwiſchen Mitternacht und Morgen. Angenbücksbilder aus dem kriminellen Berlin. Von Herbert Steinmann. N(Nachdruck verboten.) Itn Tiergarten, der Lunge Berlins, iſt nach Mitter⸗ nacht einſames Wandeln nicht ratſam. Der in dieſen Din⸗ gen noch etwas harmloſe Herr Alfred Knubbe kann es ſich trotzdem nicht verkneifen, ſeinen von einer ausgedehn⸗ len Geburtstagsfeier etwas ſchweren Kopf im Tiergarten noch auszulüften. Vergnügt wandelt er die einſamen Wege entlang, als ihm plötzlich an einer Ecke ein ſchäbig ge⸗ kleidetes Individuum mit der Bitte um Feuer entgegen⸗ tritt. Herr Knubbe iſt ein höflicher Mann, er öffnet Man⸗ el und Rock, um die Streichholzſchachtel zu ſuchen, doch 1 ſelben Augenblick hebt der andere die Hand. Etwas Staubiges fliegt Herrn Knubbe in die Augen. Brüllend vor Schmerz greift er nach ſeinen Sehorganen. Der Pfeffer verurſacht ihm Höllenqualen. Er fühlt noch, wie die ſuchende Hand des Banditen Uhr und Brieftaſche er⸗ zreift, dann iſt es ſtill um ihn.„Hilfe! Hilfe!“ tönt der Ruf, des Ueberfallenen durch den nächtlichen Tiergarten. Plötzlich erklingt von irgendwo der ſchrille. langgezogene Pfiff einer Polizeipfeife. Einige Blauuniformierte kom⸗ nen durch die Büſche, bemühen ſich um den Ueberfalle⸗ zen. Von irgendwoher fällt plötzlich ein ſcharfer Schuß. Zehn Minuten ſpäter ſieht Herr Knubbe mit tränenden Augen auf der Tiergartenwache den Banditen zwiſchen zwei Beamten wieder.„Ein Glück, daß wir gerade bei iner Razzia waren,“ ſagt der Wachthabende. 5 1 5 Villa im Weſten. Eben iſt die blaue Polizeipatrouille um die nächſte Ecke verſchwunden. Da huſcht es ge— zäuſchlos über das Gitter, durch den Vorgarten, um das Haus herum. Vorn auf der Straße torkelt mit einem Male ein elegant gekleideter Herr umher, immer im Bereich der Villa bleibend. Die anderen ſind ſchon am Küchenſenſter, helfen ſich gegenſeitig hoch, kleben das Pechpflaſter an die Scheibe. Klirr, klirr. Hinein ins Haus reiß fer Wee und Flure. Der ſchmale Licht- reif einer Taſchenlampe taucht auf, verſchwindet. Scharf. l 15 0 a Ohren horchen an der Schlafzimmertür. Niemand zu die Alte ihre prophetiſchen Worte nicht den Karten ent⸗ Hauſe. Die Herrſchaften tanzen noch irgendwo auf einen Ball. Das Dienſtmädchen ſchnarcht oben in der Boden kammer. Flinke Hände durchwühlen Schränke und Schub— laden. Eine Schreibtiſchſchublade ſpringt, dem Drue des Stemmeiſens folgend, mit einem kleinen Knall auf Bündel werden zuſammengeſchnürt. Scheine kniſtern. Wie der hinaus zum Fenſter. Lauſchen an der Hausecke. Del Betrunkene vorn pfeift:„Das haben die Mädchen ſi gerne!“ Die Luft iſt rein. Ein Auto kommt des Weges Hält mit ſcharfem Ruck. Ja, der iſt pünktlich. Hinein mit den Bündeln, die Kerle hinterher. Der Chauffeui gibt Vollgas. Huſch, iſt das Auto verſchwunden. An nächſten Morgen ſteht es in der Zeitung:„Villenein bruch im Weſten! Die Täter unerkannt entkommen!“ 0 e Hochbetrieb im Nachtkeller. Nachtbummler, Chauf ſeure, Mädchen der Straße, Kriminelle allar Gattungen breite Kellner in weißen Jacken in bunter Miſchung. Al Holztiſchen ſitzen ſie, gießen das Bier aus der Flaſch gleich in die Kehle, qualmen Zigaretten zur Verbeſſerun⸗ der Atmoſphäxe, gröhlen ſtill vor ſich hin, ſchwatzen kmüpfen Beziehungen an. Der Zitherſpieler produzier Valencia“. Einige brüllen den Refrain mit. Der Bo heiſcht mit drohenden Blicken Ruhe. Ein Mädel wird a die friſche Luft geſetzt. Zwei wollen ſich an den Kragen Die breiten Kellner bringen ſie auseinander. Plötzlie kommt einer die Kellertreppe herunter, rot vor Aufregung Der Spanner. Er legt beide Hände zu einem Trichte an den Mund und brüllt mit Stentorſtimme:„Stieke die Bullen kommen!“ Da find ſie ſchon. Mitten unter den es der Puder zuläßt. jen⸗Rüdesheim ſtieß mit einem im Anhang eines Schlepp⸗ ischen ſich nur den einen öder anderen 50 zwei Männer und drei Mädchen mit ſich zum Präſidium ſetzte or ſich zur dauerndem Froſt war es geſtern und heute empfindlich kalt. in die Zukunft gewähren läßt. andere fragwürdige Geſtaften in dieſer Beziehung 10 dufgeregten Vom. Stamunge verren mir runden Hue und breiten Stiefeln. Schlagen die Nockklappe zurn zeigen eine Bronzemarke. Einer ſag aeeli„Nur im mer mit der Ruhe. Hier iſt die Kriminalpolizei. Bit ausweisen!“ Ein pockennarbiger Burſche verſucht, unte den Tiſch zu kriechen. Einige Mädels werden blaß, ſowe Sie machen es diesmal gnädig eraus, führe Hinter ihnen blüht der Betrieb wieder munter weiter. Lokale Nachrichten. Oratorium. Das vom Katholiſchen Kirchenchor „Cäcllia“ am gefirigen Sonntag gebotene Oratorium hatte ſich eines außerordentlich guten Beſuches zu erfreuen. Zur Genugtuung kaun heute ſchon feſigeſtellt werden, daß die ganze Aufführung als glänzend gelungen bezeichnet werben kann. Diclgent, Chor und die mitwirkenden muſtkaliſchen Kräfte verdienen unſer aller Lob, wel ſte die keineswegs leichte Aufgabe ſo präeis und glänzend gelöſt haben. Um das Ga ize zu würdigen, kommen wir in elnem ausführlichen Ar⸗ tikel noch darauf zurück * Prinz Karneval. Am letzten Samstag Abend konnte man ſchon auf der Straße wahrnehmen, daß Prinz Karneobal in unſeren Mauern weilt. Das„Auf und Ab“ in der Rathausſtraße ließ erkennen, daß im Ober⸗ und Unter⸗ dorf was los ſein muß Und plrklich, es war ſo! Im „Fürſten Al⸗xander“ vereinigte der Geſaug Verein„Flora“ ſeine Mitglieder und Freunde zu einem wohlgelungenen Ma kenball, der alle Teilnehmer hoch befriedigte.— Der „Turnerbund“ hatte wie immer, ſo auch dieſes Jahr mit ſeinem Masken ball ein großes Publikum um ſich verſammelt. Die Lokalitäten des„Freiſchütz“ waren gepfropft voll. Mehr als 100 Masken fanden ſich ein. Prächtige Masken konnte man ſehen. Es bleibt dabef, was der Turnerbund mit ſeinem Maskenball bietet, kann ſo leicht nicht überboten werden. Herrſchte doch„Stimmung“ bis zum frühen Mor⸗ gen.— Im Gaſthaus zum goldenen Karpfen hat ſich großes Auch hier war der Be⸗ ſuch ganz gewaltig.— Aus alledem erſieht man, daß die Ueberlieferungen des Prinzen Karneval trotz Kriegs- und ö Nachkriegselend bis zum heutigen Tag treulich behütet wurden. vom Rad ſtürzte. 0 3 utigen Tag ch deh r » Kälte und Eis. Was der Januar verbummelt hat, das ſcheint der Februar nachholen zu wollen. Bei fort⸗ Ausgangs letzter Woche konnte ſogar„geelſt“ werden. Und trotz Kälte und Els wollen wir auch mit dem Februar, ſo wle er bis heute war, recht zufrieden ſeln. Die bekannten Eiszapfen uud Blumenfenſter ſind im heurlgen Winter noch wenig in Etſcheinung getreten. Man ſpart Holz u. Kohlen! * Schönes Frühlings weiter beſcherte uns der geſtrige Sonntag. Vom frühen Morgen und über den ganzen Tag grüßte die Soane mit ihren goldnen Strahlen. Viele Menſchenkinder, die in der Woche in Fabriken und Kontos gebunden, holten ſich in Gottes freier Natur erquickende Stärkung Zahlreiches Leben herrſchte im Wald und im Feld Es geht vorwärts, ſchon bekommen die Bäume Leben ihr Saft ſteigt. Das läßt auf den nahen Frühling hoffen. Kartenlegen. Kartenlegen? Ja, gibt es dem heute noch ſo etwas? Der moderne Menſch iſt doch mehr als real eingeſtellt und glaubt, wenn man ihn reden hört, weder an Spuk⸗ geſchichten noch an Weisſagungen aus ſchwarzem Kaffee⸗ grund oder abgegriffenen, ſchmutzigen Karten. Trotzdem muß es Wunder nehmen, daß in jeder Stadt mehrere und im ſtillen abgelegenen Dorf mindeſtens eine Perſon ſich befindet, die ſich mit der dunklen Wiſſenſchaft der Kar⸗ tenlegerei beſchäftigt. Wären wir Menſchen ſo real ein⸗ geſtellt, wie es im Grunde genommen das moderne Zeit⸗ alter verlangt, müßten die Kartenlegerinnen keinen Zu⸗ ſpruch haben. Aber das Gegenteil ſcheint der Fall zu ſein, denn ihre Geſchäfte blühen, ſie werden dick und rund von ihren Einnahmen. Zumeiſt ſind es Frauen und liebestrunkene junge Mädchen und Burſchen, die zum Kundenkreis der alten Doxfſybille gehören. e Alle diejenigen, welche die Kartenlegerin ein oder mehrere Male beſucht haben, konnten mit Sicherheit feſt⸗ ſtellen, daß die Alte ihre prophetiſchen Worte ſo wählt, daß der wahre Sinn in ein geheimnisvolles Dunkel ge⸗ hüllt bleibt. In der Regel ſpricht ſie von einer ſchwarzen Perſon, vor der man ſich hüten ſoll, weil dieſe nach unſe⸗ rem Glück trachtet, zum mindeſten aber es nicht ehrlich meint. In Liebesſachen verheißt ſie ſtets das, was der Beſucher zu hören wünſcht. Sie legt ihm nur einge Steine, einige Hinderniſſe in den Weg, die die gewünſchte ichnelle Erreichung des erſtrebten Zieles in Frage ſtellen. Jeder vernünftige Menſch ſollte ſich doch ſagen, daß nimmt, ſondern lediglich ihre reiche Erfahrung aus dem Menſchenleben nutzbringend anwendet. Wenn heute ein junger Mann im Ballſaal ein reizendes Kind kennen lernt, ſich bis über die Ohren in ſie verliebt, ſo hegt er nicht ſelten im geheimen den Wunſch, die Angebetete in kürze⸗ ſter Friſt zum Traualtar führen zu können. Daß ſolches nur in den wenigſten Fällen möglich iſt, lehrt die Erfah⸗ rung und wir brauchen nicht erſt zur Kartenlegerin zu gehen, die uns in dunklen Weisſagungen Hinderniſſe in den Liebesweg legt. Ihre Worte beängſtigen nur und lenken unſeren geſunden Menſchenverſtand auf Abwege; ganz abgeſehen davon, daß wir ihr für die hohlen Phraſen noch gutes Geld geben müſſen. So harmlos das Kartenlegen an und für ſich ſcheint, lann es doch kataſtrophale Folgen nach ſich ziehen, kann Ehen zertrümmern, kann zu Streit und Zwiſtigkeiten füh⸗ ren und ſogar den Selbſtmord begünſtigen. Die Gerichts⸗ verhandlungen, die in jedem Jahre des öfteren wegen ſol⸗ cher Dinge geführt werden, legen ein beredtes Zeugnis von den Folgen der Kartelegekunſt ab. Und doch gibt es kein Mittel. um den Kartenlegerinnen das ſchändliche Hand⸗ werk zu unterbinden. Rur wir ſelbſt können ihrem Trei⸗ ben ein Ende machen, wenn wir endlich zu der Einſicht kom⸗ men, daß es leine Kunſt auf der Erde gibt, die einen Blick Mögen es nun Karten⸗ legerinnen, Kaffeegrunddeuter, Hand⸗ oder Fußleſer oder Immheit ihrer Mitmenſchen chteſte Weiſe, die man ſich Schoß werfen. Darum: ſie alle ſchlagen aus der Geld und laſſen ſich auf denken kann, das Geld un Kampf den Zukunftsdeutern!