Kreuz und Quer. Allerweltsplauderei von Eernſt Hilarjon. Die gelehrten Schupomänner.— Beſuch vom Onkel Sam.— Der überwundene Charleſton.— Die ſich für die Kunſt opfern.— Die Statiſtik zeigt uns die nervöſeſte Menſchenklaſſe. Mit hellem Verſtande haben viele Menſchen bereits zu Ausgang des Krieges erkannt, daß es für die meiſten jetzt umlernen heißt; glücklich, wer mehrere Fertigkeiten beſitzt oder Talente hat! Und Tauſende haben das binnen kurzem mit der größten Bravour zuwege gebracht. Goethe ſoll ſich ja nichts einbilden auf ſeine„Univerſalität“; wir ſind heute alle univerſell. Im Reiche des Geiſtes belächeln wir Goethe in vielem; und auch in techniſchen Dingen ſind wir durchweg kleine Ediſons. Ein Schupo in Berlin, zum Beiſpiel, iſt noch kein vollwertiger Mann ſeines Faches, wenn er nur das Notizbuch und den Gummiknüppel zu handhaben weiß; heute ſoll er zugleich„ein Mann von Geiſt“ ſein. Nicht daß er etwa nur veranlaßt wäre, das Buch Mir oder Mich? auswendig zu lernen, er ſoll heute ſogar Fremdſprachen beherrſchen, und nicht nur boariſch und plattdütſch. Denn da wir in Deutſchland nun mal nicht ſo viel Vergnügungsluſtige beſitzen, die beim Studium des Berliner Nacht⸗ und Parlamentslebens die Taſchen der Wirte und Kaufleute und den Steuerſäckel füllen kön⸗ nen, ſind wir auf den Import von Amerikanern angewie⸗ ſen. Die haben das meiſte Geld. Viel zu viel. Denn von dort kommen auch all die grozen Erbſchaften. Ich möchte wiſſen, was das Dienſtmädchen in Sachſen mit den fünf Millionen Dollar anfängt, die es dieſer Tage geerbt hat. Zwanzig Millionen Mark! Reichsmark. Das Mädel wird jetzt wohl ſchon den Verſtand verloren haben.— Alſo, wir warten jetzt auf die Amerikaner. Für unſeren deutſchen Rhein haben wir es an Propaganda im Aus⸗ lande nicht fehlen laſſen. In ganz Amerika hängen Pla⸗ kate mit den ſchönſten Rheinſtädten und ⸗Stätten. Wenn das nicht zieht, iſt nur die Riviera ſchuld, wofür Streſe⸗ mann durch ſeinen dortigen Aufenthalt ein ſchlechtes Bei⸗ ſpiel gibt. Wenn in dieſem Sommer aber doch ſolch geld— beſchwerte Americans angeſtapft kommen, möchte ich das nerſchiedentliche Radebrechen zwiſchen ihnen und den Ger⸗ mans hören. Und die Kratzfüße der letzteren dazu ſehen. Aber zum Mittel haben wir nun ja unſere ſprachgelehrte Schupo. Daneben werden die Zeitungsſchreiber erpicht ſein, die Dollarkönige zu interviewen. Das laſſen ſie ſich am liebſten. Jene unter uns, die noch nicht Amerilaniſch verſtehen, tun gut, dies nachzuholen. Das iſt ſehr leicht; Geld heißt auf amerikaniſch Money. Und was den Mäd⸗ 8 nicht fremd bleiben darf, iſt, daß der Amerikaner iebe love nennt. Alles andere machen wir bereits ebenſo ie die Amerikaner. Charleſton tanzen kann heut jede Maid. Das lernt ſich weſentlich raſcher als wie ein alter Walzer. Strauß kann ſeine Walzermelodien einpacken: dieſes tolle Drehen macht nur ſchwindelig. Aber auch der Charleſton iſt noch zu lebhaft und ungehalten; der einzig richtige Tanz kommt jetzt aus Rußland. All die bisherigen ſeien viel zu überlebt ariſtokratiſch; dagegen ſpiegele der ihre, ſagen die Ruſſen, am beſten den Rhythmus der Zeit. Seine Taktart iſt großen Dampfhämmern und Fauchkolben nachgeahmt. Mit den Armen macht der Tänzer die Bewe⸗ gungen eines Dampfkolbens, derweil die Füße durch kräf⸗ tiges Aufſtampfen den Dampfhammer jymboliſieren. Die— ſer Tanz lernt ſich am allerraſcheſten; denn ſchon als Kindern haben wir gern Lokomotive gespielt. In Deutſch— land werden die Ten flokalbeſitzer nächſtens dazu über⸗ gehen, unter den Tanzboden wuchtige Stützbalken anzu⸗ bringen, auf daß unſere Jugend in ihrem Streben nach dieſem Modernſten ſich keinen Zwang anzutun braucht. Die Wände werden mit dicken Matten behangen, wie in den Irrenhäuſern die Gummizellen, auf daß die Nach— barn trotzdem ſchlaſen können. Es ſollte ſich niemand erboſen über die Lebenswut des jungen Geſchlechts. Die Jugend war zu allen Zeiten und überall die gleiche. Und auch in Italien wird ſie nicht unders werden, obgleich der dortige Staatsbeherrſcher aus Moral⸗ und Sparſamkeitsgründen die Vergnügungs- und Nachtlokale ſchließen läßt. Wo denkt er hin? Wo ſollen die jungen Männer jetzt ihre Bräute finden, auf daß ſie der Junggeſellenſteuer entgehen? Der Schiffbruch dieſer Verordnung wird gewiß kommen;„Ausnahmebeſtimmun— gen“ ſind bereits erlaſſen. Die große Maſſe der Lokale scon fich: aber einzelne wrominente. die ein Theater oder Edith Bürkners Liebe. Roman von Fr. Lehne. 51. a ilſetzung.(Nachdruck verboten.) „Ja, gnädige Frau, und ich freue mich auch dar— iber! Mein Bruder heißt Thankmar. Unſer lieber Bater hat die Namen ausgeſucht; er iſt nicht ſo für zas Alltägliche—“ 3 ö So ſprach man hin und her, bis Hausfrauenpflich— ſen Frau Thomas geboten, ſich auch in den anderen Räumen zu zeigen. f Herbert und Edith waren allein. Sie hatte vor einen heißen Blicken die Augen geſenkt, deren breite, bunkle Wimpern auf ihren roſigen Wangen lagen. In ſeiner Nähe wurde ihr ſo eigen; ſie fühlte ſich befangen, wie von einem mächtigen Einfluß ge— bannt. „Alſo Edith heißen Sie— wie der Name zu Ih⸗ nen paßt!“ ſagte er leiſe, und dann:„Fräulein Bürk⸗ ner, Sie ſind wunderſchön—“ Verletzt hob ſie die Lider empor und ſah ihn an. „Herr Thomas, würden Sie das wohl ohne wei⸗ leres einer Dame aus Ihren Kreiſen ſagen? Ich bin heute als Gaſt Ihrer Eltern hier—“ ihre Stimme bebte und hatte einen faſt traurigen Klang. Er zögerte ein wenig mit der Antwort; dann lä⸗ chelte er, was ihm wunderbar gut ſtand. „Nein, Fräulein Bürkner, denn zu einer ſolchen Behauptung würde mir vollſtändig die Veranlaſſung ſehlen.“. Sie errötete und mußte nun wider Willen falls lächeln. In dieſem Augenblick trat Herberts Vater zu den beiden. „Hier ſind Sie— meine Frau ſchickt mich! Nun eben Sie mir Ihr Händchen, daß ich Sie nach dem Klavier führe, uns etwas vorzuſpielen!“ „Gern, Herr Thomas,“ ſagte Edith ohne jede Zie⸗ retei;„aber Sie müſſen ein milder Kritiker ſein, denn ſo groß iſt mein Können nicht.“ Ja eben⸗ ö 1 „Ich will kein milder Kritiker, nein, nur ein eine Oper angegliedert haven, vleiben die Macht hindurch Ves d damit der Erlös aus efizi l plötzlich eine fabelhafte Anzahl von Kunſtgönnern. um das Theater durchzuhalten, halten dieſe Herrſchaften gern die ganze Nacht durch. Daneben bezeugt das die achtung vor der Tradition und den Symbolen des na⸗ tiongeln Kunſtlebens; wer wagt zu beſtreiten, daß Italien in Vergangenem und Gegenwärtigem groß iſtꝰ Unſer Geiſt erweitert, unſer Seelenleben vertieft und unſere Nerven entſpannen ſich, wenn umfängt. Auf daß wir allerdings keine Tragödien beſuchen. Revues ſind beſſer. lle Operettentexte ſchreiben ſollen; der Komponiſt des Ba⸗ nanen⸗Liedes hätte ſie vertont. f d ler dann das Hungern erſpart geblieben, und er hätte daneben ſeine geſunden Nerven und Lungenflügel behal⸗ ten. Seine geſunden Nerven! Denn „nerwiös“; abgleich wir uns brüſten können, unſeren Vor⸗ vätern gegenüber auch hierin den Rekord zu halten. Bis vor etwa hundert Jahren war dies ein Vorrecht der höhe⸗ ren Stände, der Rokokohöflinge und Mondſcheinſerenaden⸗ dichter. Damals war man nervös durch das Anſchmachten der Geliebten, die an den Qualen ihres Verehrers ſich entzückte, und durch das Leſen ſentimentaler Liebeslieder. Heute geht die Wiſſenſchaft dazu über, ſogar Plebejern zuzudichten, und in Tabellen von den verſchiedenen Gradationen dieſer Erſcheinung unter den Berufen zu faſeln. Das iſt Abteilung ordinäre Nervoſitäl und entſpringt der Arbeitswut und dem Mangel an Zeit zu gemächlichem Eſſen des Miltagsbratens. Die Nervoſi⸗ tätsſtatiſtik lehrt— ja, da leſen die Menſchen, die Hände überm runden Bäuchlein gefaltet, hinterm Ofen die Zei⸗ tung, und wiſſen nicht, daß ſie g 0 ſtoßen. Die armen Zeitungsmenſchen ſind's. Das iſt der Fluch der haſtigen Tat; warum auch 0 erfahren, was in juſt der Stunde, in der ſie das Blatt in der Hand halten, 1 paſſierte? Warum drängen die den Roman ein? Wollte man 1 Fernſehern und die Setzer nicht zu Wichtelmännchen ma. chen, würden die Geſchehniſſe einige Stunden ſpäter, aber dafür vielleicht„originalgetreuer“, vermeldet werden. Und dann, was je des Pudels Kern dem Nachtbetrieb das er Theaterkaſſe decke——. Und Italien hat nun Hoch⸗ Ohne Kunſt wäre das Leben wirklich zu proſaiſch. uns die Kunſt unſere Nerven ſich entſpannen, dürfen Operetten und Shakeſpeare und Schiller hätten Auch wäre unſerem Schkl⸗ nicht erſt wir ſind die Nervoſität Nährſalze entyauen ſtört vor mit der Naſe darauf wollen die Leſer in Hinterindien oder auf Alaska Leſerinnen ſo hitzig auf die Redakteure nicht zu ſein ſollte, wir hätten einer Klaſſe von Menſchen den oberſten Rang in jener Tabelle genommen, auf welche„Legitimation der Gei— ſtigen“ ſie gern verzichtet. Aus Feld und Garten. Etwas über Entenzucht. ö Es gibt in Deutſchland noch viele Gegenden mit flachen fließenden Gewäſſern, Tümpeln, Teichen, Gräben und Sumpfländereien, wo die Aufzucht und Haltung des Waſſergeflügels faſt gar keine Koſten verurſacht. Am rentabelſten iſt meiſtens die Entenzucht, ſelbſt wenn die Eierproduktion die Hauptſache bildet. Letztere Zucht richtung läßt ſich jedoch niemals lohnend. geſtalten, ſobald eine reichliche Nebenfütterung unerläßlich ſcheint. en Eine vorzugliche Legente iſt die Indiſche Laufente, vovon es drei Farbenſchläge gibt. Dieſe flüchtige, auf⸗ echtgehende Raſſe zeichnet ſich durch große Genügſam⸗ eit aus. Die jährliche Eierproduktion beträgt bei ent⸗ prechender Ernährung 140 bis 160 Stück, doch kommen lusnahmen bis zu 200 Stück vor. Da die Tiere ſehr ifrig Futter ſuchen, verurſacht ihre Unterhaltung, wenn in freier Auslauf nicht fehlt, eigentlich wenig Unkoſten. Futterzuſchüſſe, beſonders eiweißreiche, machen ſich gut, be⸗ ſahlt. Wo die Enten zu wenig tieriſche Nahrung finden, jibt man nebenbei zweckmäßig etwas Fiſch⸗ oder Kadaver nehl und ſonſtige Abfälle. Abgebrüht und zerſtampft zeben auch Schnecken ein vorzügliches Entenſutter. die Rücken der Laufente ſind ziemlich widerſtandsfähig und vachſen ſchnell heran. Mit 11 bis 12 Wochen erreichen ſie öft ein Gewicht von drei bis vier Pfund. Im ausgewache enen Zuſtande der Erpel bis zu fünf Pfund. N Die Aufzucht von Schlachtenten iſt auch bei be— ſchränktem Auslauf möglich und überall da lohnend. wo Garnelen, Fiſchabfälle oder Abgänge von Schlachthäuſern und Anſtalten billig zur Verfügung ſtehen. Zur Maſt eignen ſich die ſchweren Raſſen, wie Peking⸗, Rouenents, am beſten. Letztere verlangt jedoch mehr Freiheit. Ob⸗ wohl die Ende waſſerreiches Futter vorzüglich verwerket. Aiſſen doch in der Nahrung genügend Eiweißſtoffe und Heute 2 Blätter. Entwialung unge⸗ ein, vamir die 6 ſchnelle Aufzucht ſich gehen kann. Nur eine »Maſt bringt Gewinn. Kaninchenrände. Eene der gefährlichſten Krankheiten unter den Ka⸗ ninchen iſt die Räude. ö g 8 geht dann auf Hals, Bruſt und Vorderbeine und dann auf 175 ganzen Körper über. An den erkrankten Stellen gehen die Haare aus, es äschen, Flüſſigkeit abſondern, es bilden ſich häßliche Borken und Sie beginnt gewöhnlich am Kopf, entſtehen Bläschen, die eine eitrige Kruſten, die von klaffenden und blutenden Riſſen durch⸗ ſetzt ſind. Die kranken und verdächtigen Tiere ſind ſofort zu iſolieren; eine gründliche Reinigung des Stalles iſt vorzunehmen durch Auswaſchungen mit heißer Lauge unter Zufatz von Petroleum; dann ist der Stall mit Karbol auszuſtreichen. Bei ſchweren Fällen ſind die erkrankten Tiere ſofort zu töten und tief zu vergraben oder zu ver⸗ brennen. Befindet ſich die Krankheit noch im Anfangsſta⸗ dium, ſo ſind die Borken mit Glyzerin oder Vaſelin einzu⸗ weichen, mit gewöhnlicher Seife nochmals abzuwaſchen und dann zu entfernen. Nachher werden die kranken Stellen mit Karbolſalbe oder Petroleum eingerieben. Bemerkt ſei noch, daß die Kaninchenräude ſich weder auf Menſchen noch auf die anderen Haustiere überleägt, obgleich ſolches noch oft behauptet wird. N Haarwechſel der Kaninchen. Den Bedürfniſſen der Jahreszeit entſprechend, wech⸗ ſelt das Kaninchen im Februar ſein Winterkleid und iſt in dieſer Zeit ſehr empfindlich. Das kräftigere und ſichere Haar des Winterpelzes wird büſchelweiſe abgeſtoßen, und das neue dünnere Haarkleid bildet ſich allmählich darunter. Zur Förderung des Haarwuchſes iſt es ratſam, die Tiere hin und wieder mit einer Wurzelbürſte von dem loſen Haar zu befreien. Vor Zugluft und Näſſe ſind die Ka⸗ ninchen in dieſer Zeit beſonders zu ſchützen. Ein Auf⸗ enthaltswechſel iſt ſtreng zu vermeiden, auch iſt die Be⸗ deckung zu unterlaſſen. Zur Förderung der Neubildung iſt eine kräftigere Ernährung ſehr dienlich, beſonders Möhren ſind Leckerbiſſen für die Tiere; auch Körnernahrung, Kleie und Rüben kommen in Betracht. Im September, und Oktober findet ebenfalls ein Haarwechſel ſtatt, und die Be⸗ handlung der Tiere während dieſer Zeit iſt die gleiche. e e, Kleine Chronik. 5 . Explosion auf einem Petroleumdampſer. In Ba⸗ jonne im Staate New Jerſey iſt an Bord des engliſchen Ziſternendampfer„Black Seal“ eine Exploſion entſtan⸗ fült als man dabei war, das Schiff mit Petroleum zu üllen. iſt nicht bekannt. N % Goldfunde im Warſchauer Generalſtabsgebäude. Im polniſchen Generalſtabsgebäude wurde gelegentlich der Erneuerung des Hauſes in einem der Arbeitszimmer eine eingemauerte Panzerkaſſe entdeckt. Man fand in ihr zehn Barren Gold im Geſamtgewicht von 41 Kilogramm. Bis jetzt iſt es noch vollkommen unaufgeklärt, wer den Schatz hier hat einmauern laſſen und wann dies geſchehen iſt. Großfeuer in Kowno. Die Kontinental Zigaret⸗ lenſabrik in Kowno iſt durch ein Großfeuer. vollſtändig zerſtört worden. Bei der herrſchenden Kälte waren die Motorſpritzen der Feuerwehr eingefroren, ſo daß der Brand nicht rechtzeitig gelöſcht werden konnte. Der Schaden wird auf eine Million Lit geſchätzt. l Der Orient in tiefem Schnee. Wie aus Kohſtanti⸗ nopel gemeldet wird, fiel in Autraſien Schnee, teilweiſe bis zu drei Meter Höhe, ſo daß der Zugverkehr nach Europa ſtarke Unterbrechungen erleidet. i N Eine Hochzeitsgeſellſchaft unter Dedͤentrümmern begraben. Wie aus Konſtantinopel gemeldet wird, wurde ein anatoliſches Dorf von einem ſchweren Unglück heim⸗ geſucht. Eine größere Hochzeitsgeſellſchaft ſaß gerade beim Feſtſchmaus, als die Decke des Zimmers einbrach. Aus den Trümmern wurden ſechs Tote und zehn Verletzte hervor— dezo agen. 5 . e e e eee e dankbarer Zuhörer ſein! Man ſagte mir, daß Sie ſehr gut ſpielen; bei mir wird leider gar nicht muſi⸗ ziert; wir ſind eine ſehr unmuſikaliſche Familie und ich höre ſo gern zu.“ Galant öffnete Herr Thomas dem jungen Mädchen das Klavier und ſetzte ſich dann bequem in einen Klub— ſeſſel, die Hände über der weißen Weſte gefaltet. „Spielen Sie, was Sie wollen, Fräulein Bürkner; Noten ſind genug da,“ ſagte er auf Ediths Frage. „Nur nichts Trauriges oder Klaſſiſches, vielleicht etwas aus„Zar und Zimmermann“ oder dem„Freiſchütz“ oder „Waffenſchmied“; das ſind meine liebſten Opern.“ Edith begann zu ſpielen. Ihr Anſchlag war weich, aber doch fern jeder falſchen Sentimentalität. Ein klei⸗ ner Kreis von Zuhöhrern hatte ſich um ſie gebildet. Sie gab ſich ganz dem Genuſſe hin, auf dieſem vor⸗ züglichen, klangſchönen Inſtrument zu ſpielen. Als ſie aufhörte, klatſchte Herr Thomas begeiſtert in die Hände. „Bravo, bravo, Sie ſpielen ja ausgezeichnet, lie⸗ bes Fräulein!“ Und vergnügt ſummte er vor ſich hin: „Auch ich war ein Jüngling mit lockigem Haar—“ Edith mochte nicht lange zu bleiben. Sie nahm möglichſt unauffällig Gelegenheit, ſich von ihren Gaſt⸗ gebern zu verabſchieden, herzlich für den ſchönen Abend dankend. Herbert hatte es bemerkt. „Sie wollen ſchon gehen, Fräulein Bürknerk Das iſt ſchade.“ Ein unverhülltes Bedauern klang aus Stimme. „Ja, es wird Zeit für mich.“ „Und fürchten Sie ſich nicht, den Weg in der Nacht allein zu machen?“ Lächelnd ſchüttelte ſie den Kopf. „Nein. Uebrigens hoffe ich, eine Droſchke zu be⸗ kommen!“ „Wohnen Sie weit!“ ſeiner Stein⸗ „Es iſt doch ein ganzes Stück— in der ſtraße.“ Sie verneigte ſich leicht.„Gute Nacht, Herr Thomas.“ „Bekomme ich keine Hand, Fräulein Bürkner?“ Mit leichter Verwirrung legte ſie ihre Rechte in die ausgeſtreckte Hand Herberts. Zum erſtenmal hielt er die ſchmale Hand des Mäd⸗ chens in der ſeinen. Mit krampfhaftem Druck preßte er die ſchlanken Finger; er hielt ſie feſt, bis Edith er⸗ rötend ihre Hand befreite. „Kommen Sie gut nach Hauſe, Fräulein Bürkner! Gute Nacht— ſchlafen Sie ſüß—“ „O, das tue ich immer!“ Sie lächelte ein wenig und die Grübchen in ihren Wangen vertieften ſich. Sie hatte die wundervollen ſammetdunklen Augen voll zu ihm aufgeſchlagen; ſie war hinreißend in die⸗ ſem Augenblick. Er konnte ſich kaum trennen; er wollte ihr noch etwas ſagen, aber er beſann ſich anders, und mit einem Blick in ihr ſchönes Geſicht verneigte er ſich und kehrte dann zurück zu der Geſellſchaft, deren Ende er jetzt ſehnlichſt herbeiwünſchte, da alles Intereſſe daran für ihr erloſchen war. 4 * Dir Nachtluft kühlte Ediths heiße Stirn, als ſie nach Hauſe ging. Sie durchlebte im Geiſte den ver⸗ floſſfenen Abend noch einmal. Wie eine Oaſe in ihrem ſo einförmigen Leben war er ihr e chienen und ſie freute ſich, Gelegenheit gehabt zu haben, daß ſie ein wenig Toilette hatte machen können; ſie freute ſich auch der Bewunderung ihres jungen Chefs. Ihre Gedanken beſchäftigten ſich mit ihm. Daß ſie ihm nicht mehr gleichgültig war, wußte ſie jetzt genau, und an ihr lag es, dieſes Gefühl zu verſtärken. Nur klug ſein, dann hatte ſie gewonnenes Spiel! Denn als Frau Herbert Thomas ſtand ſie glänzend da; ſie würde eine Rolle in der Geſellſchaft ſpielen. und alle Sorgen hatten ein Endel (Fortſetzung folgt.) i ——ñ—E—ä—ä—ͤHũ.m. e——— — Die Zahl der Toten, die ſehr groß ſein ſoll, jernheimer e ene-Beibuel.—- Weer. chain erſceint tazuch mit Ausnahme der Bonn- und Felertage.— Bezugspreis monatl. Sranteisbles„ef 5 8 ntagsbla erne und Blumen“, halbjährlich kalenber.— UMunahme von dende dali ch einen ſprecher 117.— Telegramme: Anzeige Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeltige illuſtrierte ahrplan ſowie einen Wand⸗ in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, illeſtes 1. erfolgreichtes Lobal⸗Auzeigeblatt in Piernhein r, Viernheim— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt ankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. 1 Viernheimer Tageblatt bei Wiederho Montag, den f uar 1927 mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Geſchäſtsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expebitionen Deutſchlands uns des Auslands. Amisblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterel und des Polizeiants Platzvorſchriften bei abe werben nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchrie a 1 deiger (Biern heimer Bürger- igt. Lieb 240 Anzeig e Ote einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg. ung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ Annahme von Anzeigen in unſerer enen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden. JJJJJJCCCGG00005050—ꝛ ß 8 44. Jahrgang Neues in Kürze. 14: Das Befinden des Reichstagspräſidenten Loebe iſt weiter gut. Die Aerzte ſind ſo zufrieden, wie ſie nach Lage der Dinge überhaupt ſein können. 1: Die deutſch⸗franzöſiſchen Handelsvertragsverhand⸗ lungen werden am 2. März im franzöſiſchen Hanudelsmini⸗ ſterium ihren Anfang nehmen. 14: Wie verlautet, wird ſich König Ferdinand von Bulgarien, deſſen Zuſtand ſich gebeſſert haben ſoll, nach Italien begeben und dort mit ſeinem Sohn Carol höchſt⸗ wahrſcheinlich eine Begegnung haben, die eine endgültige Ausſöhnung mit ihm bringen dürfte. 18: Nach amerikaniſchen Berichten verhandelt Polen zur Zeit über die Auflegung einer Anleihe in Höhe von 100 Millionen Dollar, die gleichzeitig von engliſchen und amerikaniſchen Banken gewährt werden ſoll. 16: Die Konzentration der Truppen vor Schanghai dauert an. In aller Eile wurden abermals 3000 bri⸗ tiſche Truppen in eine Verteidigungsſtellung jſenſeits der Grenze der internationalen Niederlaſſung gebracht. 6 2 EFD 5 E Briand über Deutſchland. Senkationelle Erklärungen des franzöſiſchen Außenminiſters. O' Paris, 26. 8. Nachdem es mehrere Monale geſchienen hatte, als ob die Diskuſſion über die deutſch-franzöſiſche Verſtändigung, welche in Locarno angebahnt und in Genf und Thoiry auf breiterer Baſis ausgiebig zwi— ſchen dem deutſchen und dem franzöſiſchen Außenminiſter erörtert worden war, ſich vollſtändig in der Sackgaſſe verlaufen hatte, um einem wiederaufflammenden Nationalismus in Frankreich Platz zu machen, nachdem es weiterhin den Anſchein hatte, als ob Briand ſeit der Rückkehr Poincarees auf den Miniſterprä⸗ ſidentenſeſſel ſich deſſen außenpolitiſchen Richtlinien un- terworfen habe und die von Poincaree bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten geſchwungene Vertrauenspeitſche reſpektieren würde, hat derſelbe Außen⸗ miniſter Briand ſoeben einem Mitarbeiter des„Petit Pariſien“ ein Interview gewährt, in welchem er ſich in breiter Weiſe und, was beſonders anerkennens⸗ wert iſt, mit großer Deutlichkeit über die ſranzö⸗ ſiſche Politik gegenüber Deutſchland geäußert und hierbet manches Wort gefunden, das auch in Deutſchland gehört zu werden verdient. Insbeſondere iſt hierbei zu beachten, daß die Auslaſſungen des franzöſiſchen Außenminiſters nur wenige Tage vor der Eröffnung der März⸗ tagung des Völkerbundes gefallen ſind, wodurch eine Art programmatiſche Erklärung für dieſe Tagung gegeben wurde und wodurch weiterhin zum Aus— druck kam, daß die feſte Abſicht beſteht, daß jetzt in Genf das Problem der deutſch⸗franzöſiſchen Annäherung weiterbeſprochen und ſeinem End⸗ ziel nach Möglichkeit nähergebracht werden ſyl. Es iſt hierbei klar und auch ſelbſtverſtändlich, daß ſich Briand in ſeinen Auslaſſungen auf den franzöſiſchen Standpunkt ſtellt und daß ſich Deutſchland nicht ohne weiteres mit allen Bemerkungen des franzöſiſchen Außenminiſters wird einverſtanden erklären können insbeſondere gilt dies von der mehr wie ſonderbaren Anſicht Briands, daß Frankreich das Recht habe, bei einem Streit zwiſchen Deutſchland und Polen dieſem ſeinem Bundesgenoſſen durch deutſches Gebiet zu Hilfe zu kommen allein abgeſehen von wenigen Abweichungen beurteilt Briand die ganze Lage doch von einer ziemlich ob— ſektiven Warte aus und ſeine Werte werden nun⸗ mehr das Signal für eine erneute Diskuſſion des geſamten deutſch-franzöſiſchen Problems gehen und ſowohl die Freunde, als auch die Gegner des Annähe⸗ rungsgedankens auf den Plan rufen. In dieſer Voraus⸗ ſicht geben wir nun nachſtehend die Aeußerungen Briands, auf welche in nächſter Zeit wohl immer wieder zurüc gegriffen werden muß, in möglichſt weitgehender Aus⸗ führlichkeit wieder, ohne heute ſelbſt im einzelnen dazu Stellung zu nehmen: Verſailles und Locarno. Die e die mit Zuſtimmung des Parlaments fortgeſetzt wird, iſt bekannt. Sie hat zum Zwecke, zicht nur tatſächlich zwiſchen Deutſechland und Frankreich alle Reibungen, alle Konfliktsge ahren zu beſeitigen, ſondern ſie will auch durch polttihche und wirtſchaftliche Abkommen die beiden Län⸗ der ſo eng und dauerhaft wie möglich einander näher bringen, um nach und nach einen Zuſtand der morali⸗ ſchen Solidarität und materiellen Unabhängigkeit zu ſchaf⸗ fen, die praktiſch im Widerſpruch ſtehen zu den wider⸗ wärtigen Greueln des Krieges. Ich hahe nicht behauptet, daß das leicht iſt. Ich habe im Gegenteil immer geſagt, daß dies ein Werk non langer Sicht ſein werde, das uns Franzoſen i unſeren polniſchen und tſchechiſchen Verbündeten, wenn ſie die Opfer um alsdann paktes pfel Geduld, viel Meut uno viel Tant von peioden Seiten erfordert. Was immer die Peſſimiſten behaupten mögen, ſind die erzielten Reſultate nicht ſchon ſehr beachtenswert? Um ſich darüber Rechenſchaft abzulegen, muß man zurüde— denken an den Ausgangspunkt, den Vertrace von Verſailles. Man muß ſich daran erinnern, wie viel ſchlechtes man von ihm in Deutſchland, noch mehr— als in Frankreich geſagt hat. Denn das bedeutet dech Locarno: Freie Annahme durch das geſamte Deutſch⸗ land einſchließlich des Reichspräſidenten von Hindenburg, der, die Abkommen betreffend, die im Vertrag feſtgeſetzten Grenzen unterzeichnet hat. Es iſt dies freiwillig übernommene Verpflichtung, namentlich die Rheingrenze zu reſpektieren und die formelle Aner⸗ lennung, daß Elſaß-Lothringen endgültig franzö⸗ ſiſches Gebiet geworden iſt. N Ich weiß, daß man auf die polniſche Grenze zinweiſen wird, und daß nach dieſer Seite eine Gefahr ſorhanden iſt, wie dies die ſeit dem Waffſenſtillſtand richteten Befeſtigungen zeigen und ebenſo gewiſſe Schwierigkeiten, die zwiſchen Deutſchland und Polen beſtehen. Trotzdem hat das Deutſche Reich in Tocarno ſich verpflichtet, keine Abänderung dieſer Gren⸗ jen durch Gewalt zu verſuchen und das Abkommen zom 1. Februar laute nicht nur dahin, daß bis zum 15. 3. die Befeſtigungen zerſtört werden ſollen, ſondern man hat auch längs der Grenze vom Baltikum bis nach Baſel eine Art entmilitariſterte Zone errichtet, indem von nun ab keine Offenſiv⸗ ober Defenſivbauten errichtet werden ſollen, was im Frieden von Verſailles nicht vorgeſehen war. Die Sicherherheiten für Frau Uebergehend zum Sicherheitspakt erklärte Briand, der Ausgangspunkt iſt das vollſtändige Feh— len der von unſeren Hauptalliierten für das Rheinſtatut gewährten Garantien. Dieſe Garantie, ohne die, wie man erklärte, der Verſailler Vertrag nichts wert ſet, hat uns und Belgien ebenfalls Locarno ge⸗ [bracht mit dem von England und übrigens auch von Italien unterzeichneten Sicherheitspakt. Künftig muß die Verletzung der entmilitariſierten Rheinzone durch Deutſchland genügen, um die engliſche und italieniſche Nation zu entfeſſeln. Zu bemerken iſt, Locarno hindert nicht, dieſe Zone zu durchſchreiten, um Angriffes ſind, zu Hilfe zu eilen. (7 Die Red.) Iſt das alles nichts? Würde man es vor einigen Jahren überhaupt für durchführbar gehe ha⸗ ben und dennoch ſcheint es bereits, daß man vollkommen vergeſſen und aus den Augen verloren habe, ail das, wie die Anerkennung unſerer Defenſivverträge mit Po— len und der Tſchecho-Slowakei durch Deutſchland, all das, wie die Reihe von obligatoriſchen Schiedsgerichts— verträgen, die ebenfalls am Lago Maggiore abgeſchloſſen wurden. Eingeſtändnis der Wehrloſigkeit! Wenn man gewiſſe Perſonen ſpr man wirklich behaupten, daß unſere weniger gerantiert geweſen ſei, als än von den durchgeführten Entwaffnungsmaß⸗ nahmen, denen Mehrzahl Foch den Charakter des Ef⸗ fektiven zuerkannte, muß man ein wenig über den Wert der mit den befreundeten Nationen abgeſchloſſenen Ver⸗ träge nachdenken. Selbſt wenn man die vom Deutſchen Reiche freiwillig übernommenen Verpflichtungen nicht in Betracht zieht, muß man ſich fragen angeſichts eines derartigen Blockes, ob Deutſchland, ſelbſt wenn es bis an die Zähne bewaffnet wäre zuse eines könnte hört, hente. Unabhängig den Sraarsmannern zu vehſprechen. Danr dieſer hau⸗ figen Zuſammenkünfte, beſteht die Möglichkeit, endlich eine große Politik der deutſch⸗franzöſiſchen An⸗ näherung zu betreiben, deren Anhänger Streſemann ebenſo ſo ſehr wie ich iſt, und ohne die es un⸗ möglich iſt, an einen reſtloſen Wiederaufbau Euro— pas zu denken. Bedeutet dieſer Komplex von Tatſachen nicht einen beträchtlichen Fortſchritt, und ſchließt dieſer Fortſchritt nicht eine tiefe Aenderung des öffentlichen Geiſtes in beiden Ländern und namentlich in Deutſch⸗ land in ſich? Für ſich iſt das weſentliche dieſe moraliſche Evolution in den lebendigen Beziehungen der Länder. deren natürliche Annäherung nicht weniger ein ppcholo⸗ n ein politiſches und wirtſchaftliches Element ö Die RNäamung der Nheinland⸗ Briand äußerte ſich dann über die den Alt vagne für die vorzeitige Räumung des Rhein, 5a nd es: Was bedeutet das? Iſt das etwas Anor- mules, daß die Deutſchen die Befreiung ihres Bodens fordern? Sind ste nicht in ihter Rolle? Wür⸗ den wir nicht das Gleiche tun? And iſt das eir Grund, daß ſie ihre Forderung in ihren Zeitungen und Reden formulieren, daß die Angelegenheit plötzlich und unmittelbar, ohne die Erfüllung der nicht in den Ver⸗ * ſondern auch im Verſailler Ver⸗ irag, Artikel 431, feſtgelegten Beding 53 17 Die Red.) geregelt wird ä 5 e Briand erwähnt dann Thoiry. Streſemann a dorten ich 5 geſagt, was im Widerſpruch mit dem Bere Jailler Vertrag ſtehe. Er habe ſeit Jahren mit Cham⸗ berlain und. Vandervelde erklärt, daß die Frage der vorzeitigen Räumung in Genf im Dezem⸗ ber nicht geſtellt worden ſei. Sie ſei nicht Gegenſtand irgend einer Verhandlung geweſen, ſei ſie doch uin Wirklichkeit eine internationale Angelegen⸗ 5 it. Die den drei intereſſierten Mächten zu liefernden harantien ſeien außerordentlich ſchwierig durchzuführen was Streſemann ſelbſt feſtgeſtellt habe. N 0 Kritik über dab neue Reichskabinett. N Uebergehend auf das neue Reichskabinett bemerkte Briand, man werfe dieſem vor, daß 5. reaktionäre Elemente, Gegner der Nepu⸗ blik und der Annäherungspolitik enthalte. Um s zu beurteilen, wäre es das Beſte, ſeine Hand⸗ bil ng en abzuwarten. Eine Tatſache jedoch verdiene Aufmerlſamkeit, nämlich, daß die nationaliſtiſchen Elemente dem Programm des Zentrums und 1 75 der minkſteriellen Erklärung zugeſtimmt hät⸗ ben, die die gemäß dem Verſailler Vertrag übernommenen Verpflichtungen und zum erſten Mal, was man feſtſtellen müſſe, den Verzicht auf den Revanchegedanten proklamierten. Das müſſe man, ohne ihm eine überkrie⸗ bene Bedeutung beizumeſſen, feſtſtellen. 5 Ein Vergleich mit Frankreich nach 1871. Briand fuhr dann fort: Stellen wir uns doch ein⸗ mal unſere eigenen Politiker nach 1871 vor Augen? Die von der Höhe der Parlamentstribüne herab eine derartige Sprache gehabt hätten, einen Gambetta, der fünf oder ſechs Jahre nach dem Kriege fretwil⸗ lig in einem diplomatiſchen Akt die vom Frankfurter Frieden auferlegten Grenzen anerkannt und den end⸗ gültigen Verzicht auf Elſaß⸗Lothringen ausgeſpro⸗ chen hätte! Was hätten wir Franzoſen dann geſagt? Im übrigen, erklärte Briand, wäre es beſſer, an⸗ ſtatt die Zeit damit zu verbringen, über den mile täriſchen Wert der Neichswehr, ihre techniſche Organiſierung und die Moderniſierung dieſes Heeres zu ſprechen, daß doch ſchließlich eine Einrichtung ſet, die die Alliierten ſelbſt vorgeſchrieben hätten und anſtatt auch noch fortgeſetzt üher die Reorganiſte⸗ rung der Oſtgrenzen zu klagen, das franzöſiſche und ſeine wie 1914, es wagen würde, den Krieg zu entfeſſeln. Ich eigenen Grenzen zu organiſieren. Die Bedingungen antworte: Nein! Briand erinnerte alsdann an das, was ſich im Jahre 1922 in Cannes zugetragen und erwähnte, auch die Ver⸗ ſuche Moskaus, Deutſchland auf ſeine Seite zu ziehen, die Bedeutung des Sicherheits⸗ nochmals zu unterſtreichen. Deutſchland habe jetzt entſchloſſen ſich dem Weſten zugewandt und endlich begriffen, daß ſein wirkliches Intereſſe darin beſtehe, ſich mit den Alliierten, insbeſondere Frankreich, zu ver⸗ ſtändigen. Oer Eintritt in den Völkerbund. Briand beſprach dann den Eintritt Deutſch⸗ lands in den Völkerbund. Jetzt ſeien ſeine Ver⸗ treter, namentlich ſeine Außenminiſter gezwungen, vier⸗ mal im Jahre nach Genf zu reisen, um ſich mit der Sicherheit liegen nur bei uns. * * Die Beurteilung der Ausführungen Brianòs in Berlin. U ö „5 den Berlin, 26. Februar. Wie wic erfahren, iſt man in hieſigen maßgebenden politiſchen Kreiſen der Auffaſſung, daß das große In⸗ terview Briands weniger in ſeinen Einzel ⸗ heiten beurteilt werden darf, ſondern vielmehr als Ganzes. Wenn Briand im Einzelnen ſich in luriſtiſche Argumentation einließ, ſo kann man natürlich darüber ehr verſchjedener Meinung ein. Es iſt auch mmerhin begreiflich, daß Briand für Frankreich aus den Locarno⸗Verkrägen uſw. das Möalichſte herauszuholen 1 berſucht. Aver alle bieſe Einzethenten lind nichr von Be⸗ lang gegenüber der Geſamtbedeutung des Briand, nterviews, die zweifellos darin beet daß Briand mit, den, nierview eine neue große Aktion für die Ver, fländigungspolitik eingeleitet hat. Es iſt fü, Deutſchland außerordentlich wertvoll, daß Briand in ſie nem Interview die deutſch⸗franzöſiſche Verſtändigung⸗ olitit in den Mittelpunkt ſeiner Ausführungen ge⸗ tellt und damit ſeinen aufrichtigen Willen zu erkenner gegeben hat, die deutſch⸗franzöſiſche Verſtändigung, lo, weites an ihm liegt, mit allen Kräften zu fördern De Etat des Reichsarbeitsminiſteriums. Sozialpolitiſche Debatte im Reichstag. b Berlin, 26. Februar. Der R hstag nahm heute ohne jede Ausſprache den deutſch⸗türkiſchen Handelsvertrag in al, len 3 Leſungen an und ſetzte dann die geſtern abgebro— chene Beratung des Haushalts des Reichsar— beitsminiſteriums fort. Abg. Becker⸗ Arnsberg(Z.) wandte ſich gegen die geſtrigen Auslaſſungen des ſozialdemokratiſchen Redners, der u. a. behauptet hatte, die Sozialpolitik ſei erſt in Fluß geraten, als die Sozialdemokraten ſo ſtark geweſen ſeien, daß ſie ſelbſtändig Anträge im Reichstag ſtellen konnten. Das treffe nicht zu. Vielmehr habe das Zen⸗ trum ſchon lange vorher ſozialdemokratiſche Anträge mit— unterſchrieben. Man könne das Zentrum auf keinen Fall zur reaktionären Maſſe rechnen, weil es zuweilen weiter— gehende ſozialdemokratiſche Anträge abgelehnt habe. Sonſt müſſe man auch die Sozialdemokratie zu dieſer Maſſe rechnen; denn die Sozialdemokraten hätten ja auch ſchon weitergehende kommuniſtiſche Anträge niedergeſtimmt. Der Redner billigte die geſtrigen Erklärungen des Reichsar— beitsminiſters rückhaltlos. Als Hauptaufgabe der Wirt⸗ ſchaftspolitik bezeichnete der Redner die Steigerung des Konſums und die Hebung der Kaufkraft der Bevöl— kerung. Wolle man die Arbeitsloſigkeit mildern, ſo müſſe man das Ueberſtundenweſen hemmen. Die Sonntags— arbeit müſſe in engen Grenzen gehalten werden. eirbg. Thiel(D. Vp.) warf die Frage auf, ob f Schulzeit um 1 Jahr verlängern ſolle, u die jugendlichen Erwerbsloſen zu vermindern. Die . k(slage beurteilte der Redner ziemlich ungünſtig. Vorlauſig werde die Wirtſchaft wohl auf keine ſoziale Entlaſtung ᷣchnen können. Für die Aufrechterhaltung des ſtaatlichen Schlichtungsweſens trat der Redner ebenſo cie für eine Beſſerſtellung der Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen ein. Dann polemiſierte er gegen die Ausführungen des ſozialdemokratiſchen Redners von geſtern, deſſen Darſtellung der Wirtſchaftsverhältniſſe übermäßig einſeitig geweſen ſei. Das Gerede vom reak— kionären Beſitzbürgerblock ſet unſinnig. Der Redner zählte eine Reihe von Beiſpielen auf, in denen die Sozialdemo— kratie gegen ſoziale Geſetze geſtunmt habe. N Abg. Räde!(Kom.) trat für die umgehende Er— öhung der Arbeitsloſenunterſtützung, für die Einführung des Achtſtundentags als Maximalarbeitstag, ſowie für in völliges Verbot des Ueberſtundenweſens ein. Die Weiterberatung wurde dann auf Mittwoch, den 9. März vertagt. Aus Nah und Fern. Koblenz.(Erfundene Fememorde.) Die Er⸗ mittlungen gegen den jungen Mann aus Süddeutſchland, der hier erzählt hatte, daß er an mehreren Fememorden beteiligt geweſen ſei, ſind fortgeſetzt und von der Mün— chener Polizei nachgeprüft worden. Dabei hat ſich her— ausgeſtellt, daß der junge Mann die Selbſtheſchuldi gungen glatt erfunden hatte. Er wurde wieder aus der Haft entlaſſen. Straßburg.(Der Mädchenhandel blüht.) Während die Polizei ſich bemüht, die Privatverhältniſſe der Autonomiſten auszuſchnüffeln, nimmt das Verſchwin— den junger Mädchen in Straßburg beunruhigenden Um— fang an. Es vergeht in der letzten Zeit faſt kein Tag, an dem nicht die Polizei von ſolchen Fällen unterrichtet wird. Man bringt dieſe Vorkommniſſe mit einer Mäd— chenhandelsorganiſation in Verbindung und verlangt die ſcharfe Ueberwachung von gewiſſen elegant gekleideten und meiſt nur franzöſiſch ſprechenden Männern, die ſich Edith Bürkners Liebe. Roman von Fr. Lehne. 52. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) Da tauchte plötzlich vor ihrem geiſtigen Auge ein dunkler Männerkopf auf, deſſen blaue Augen ſie ſo borwurfsvoll anblickten— und wie ein ſcharfer, feiner Stich ging es ihr da durchs Herz——— Trotzig warf ſie den Kopf zurück. Was ging Lacian Waldow ſie noch an! * Wenn ihr jetzt Gelegenheit geboten wurde, ſich zu verheiraten— und glänzend zu verheiraten, dann wäre es töricht, dieſe Chance nicht zu benutzen. Und Herbert Thomas war ein intereſſanter Mann, dem ſie wohl gut ſein konnte, wenngleich ſeine Art— dieſes kühl Ueberlegende— ihr fremd war. Er war eben Kaufmann; er hatte keine Künſtlernatur! Aber Lucians Bild ließ ſich nicht verſcheuchen trotz allen Denkens und Sträubens; es verfolgte Edith zuf dem ganzen Weg und ſtahl ſich ſogar in ihre Eräume hinein, ſo daß ſie ganz ärgerlich wurde! 15. Bei Hildebrandts ſah es ſchlimm aus. Stumpfſinnig ſaß der alte Hildebrandt da und torte immerzu auf einen Fleck, kaum daß er etwas aß und trank. Es war ja nicht zu glauben, das Unglück, das Un⸗ llc, das über ihn hereingebrochen war! Den größten eil ſeines Vermögens hatte er verloren! Sein ſchönes, gutes Geld! Der Verluſt durch die Grundſtücksſpekulation wäre la noch auszuhalten geweſen; mußte ihn denn aber der Teufel reiten, daß er, um das Verlorene wieder einzubringen, ſich auf Börſengeſchäfte einließ, die ihn dem völligen Ruin nahebrachten? Nun ſaß er da, vor kurzem noch der reiche, an⸗ geſehene Mann— und jetzt beinahe ein Bettler! Denn was bedeuteten die kläglichen Reſte deſſen, das ihm geblieben, gegen ſeinen früheren Beſitzl 15 Wismar. baburch vemertvar gemachr haven, vaß ſie avends jung Mädchen auf der Straße anreden und zum Nachteſſer mitnehmen. (Schweres Autounglück.) In den Nähe von Wismar verunglückte infolge Steuerbruchz ein mit mehreren Perſonen beſetztes Automobil. Der Wagen ſtürzte eine 200 Meter hohe Straßenböſchung hinab, wobei ein Inſaſſe tot und zwei andere ſchwer ver— letzt wurden. Bittersfeld.(Tödliche Alkoholvergiftung.) Wie gemeldet wird, ſtarb der Rechtsanwalt und Notar Mendel an den Folgen einer Methylalkoholvergiftung Auch bei weiteren Teilnehmern einer Geſellſchaft des Verſtorbenen, auf der Likör gereicht wurde, ſind Augen⸗ Rasen bis zur Erblindung der Vergifteten einge⸗ reten. Eſchwege.(Raubüberfallauf ein Fuhrwerk.) In der Nähe des Dorfes Eigenrieden an der Straße Mühlhauſen— Struht iſt ein Poſtfuhrwerk von drei ver⸗ mummten Räubern überfallen worden. Der begleitende Poſtbeamte wurde durch Revolverſchüſſe ſchwer verletzt und die Poſtkaſſe mit etwa 1200 Mark Inhalt geraubt. Die Täter ſind unerkannt entkommen. Bremen.(Zwiſchen die Puffer geraten und getötet.) Auf dem Bremer Hauptbahnhof geriet ein Oberſchaffner bei der Prüfung der Heizungsröhren zwiſchen die Puffer zweier D-Zugwagen, die durch die Ankuppe⸗ lung von anderen Wagen in Bewegung kamen. Der Schaffner wurde zwiſchen den Puffern tot gedrückt. Potsdam.(Raubmord.) Auf der Chauſſee von Potsdam nach Bornſtedt wurde der 18 Jahre alte Kaſß⸗ ſenbote Kammermeiſter mit durchſchlagenem Schädel be⸗ wußtlos aufgefunden. Er ſtarb kurze Zeit nach der Ein⸗ lieferung in das Krankenhaus ohne das Bewußtſein wiedererlangt zu haben. Der Mörder hat ſeinem Opfer die Geldtaſche mit 4000 Mark geraubt. Berlin.(Runert in Paris verhafket.) Nach einer Pariſer Meldung iſt dort der aus Berlin geflüchtete und in die Aktenbeſeitigungsaffäre verwickelte Bankier Kunert verhaftet worden. Kunert dürfte nach Deutſch— land ausgeliefert werden. Berlin.( Familientragödie.) In einem Hause der Münzſtraße ſpielte ſich eine entſetzliche Familientra⸗ gödie ab. Der dort wohnende 39jährige Arbeiter Paul Schulz vergiftete ſich zuſammen mit ſeiner Ehefrau, ſei— nem Sohne und ſeiner Tochter mit Gas. Eine Herz. krankheit der Frau, die vom Arzt als unheilbar be⸗ zeichnet wurde, ſoll das Motiv zu der Tat geweſen ſein. ö Berlin.(Drei Schüler im Moor ertrunken.) Wie aus Freienwalde gemeldet wird, hat ſich in der Nähe oon Freienwalde auf einem Schulausflug ein bedauerns⸗ werter Unglücksfall ereignet. Vier Schüler wagten ſich auf die dünne Eisdecke eines Moorwaſſers und brachen ein. Während ein Schüler ſowie die Frau des Lehrers, die ebenfalls das Eis betreten hatte, gerettet werden konn⸗ ten, fanden drei Schüler durch Ertrinken den Tod. Leipzig.(NRinobeſuch mit einer Wahnſin⸗ nigen.) Ein hieſiger Ingenieur lernte eine junge Dame auf der Straße kennen und lud ſie zum Beſuch eines Ki— nos ein. Während der Vorſtellung verſuchte ſie ihrem Begleiter mit einem Raſiermeſſer die Kehle zu durch— ſchneiden. Der Ingenieur trug eine ſchwere Schnittwunde im Geſicht davon. Das Mädchen wurde feſtgenommen. Es ſoll an Verfolgungswahnſinn leiden. Leipzig.(Ein Maſſenmörder zum Tode ver⸗ urteilt.) Das Schwurgericht Leipzig verurteilte den Schloſſer Paul Hahn aus Bitterfeld, der im Jahre 1923 ſeine dritte Frau ermordet und wahrſcheinlich auch ſeine zweite Frau umgebracht hatte, zum Tode. Breslau.(44 Gewinner des Großen Lo- ſes.) Die eine Hälfte des Großen Loſes des Preußt— ſchen Klaſſenlotterie, das nach Breslau gefallen iſt, iſt von einem Eiſenbahnoberſekretär im Namen von 44 mitt- leren Beamten und Arbeitern geſpielt worden. Auf je— 11 3 dieſer Lotteriegemeinſchaft entfallen 4500 Mark. Kleine Chronik. Untergang eines franzöſiſchen Dampfers. In den Nähe von Breſt lief infolge ſtarken Nebels der fran— zöſiſche 4000 Tonnen-Dampfer„Sarrebourg“ auf emen elſen auf und ſank. Die Maunſchaft konnte gerettet Grimmig lachte er bei dem Gedanken auf u. ſchlug mit der Fauſt auf den Tiſch. Martha, die mit dick verweinten Augen am Fen— ſtler ſaß, zuckte nervös zuſammen. „Nicht doch, Papa, wie kannſt du einen nur ſo erſchrecken! Du biſt doch zu rückſichtslos,“ fuhr ſie ihn an. Das empörte ihn. „Halte den Mund! Und ſitze nicht ſo da! Laſſe dein Weinen!“ „Nun ja, denkſt du, daß es mir gleichgültig iſt, wenn einem ſo was paſſiert? Es iſt nicht auszudenken! Du brauchteſt auch nicht ſo unvorſichtig und leichtſinnig zu ſein, Papa, wenn du von ſolchen Sachen nichts ver⸗ ſtehſt,“ jammerte ſie.„All unſer ſchönes Geld!“ Da ſprang er wie ein gereizter Löwe auf und blieb dicht vor ihr ſtehen. Die Stumpfheit war end⸗ lich von ihm gewichen. Jene Vorwürfe erbitterten ihn aufs äußerſte. „Du undankbares Geſchöpf!“ ſchrie er ſie an.„Mich auch noch anzuklagen! Für wen hab' ich denn ſo ge⸗ arbeitet? Für dich, um deine immer größer werden⸗ den Anſprüche zu befriedigen! Dir konnte ja alles nicht nobel genug ſein! Rein verrückt warſte gewor⸗ den! Wo bleibt denn nun dein ſauberer Herr Aſſeſſor, für den du nicht genug Mitgift haſt kriegen können? Dünne gemacht hat er ſich beizeiten! Warum kam er ſonſt alle Augenblicke und ſchickte Blumen und jetzt—“ Martha brach in lautes Weinen aus. Das, womit ſie ſich unausgeſetzt beſchäftigt hatte, was ſie quälte, ſchleuderte ihr der eigene Vater jetzt ſo brutal entgegen. ö „O, ich unglückliches Mädchen! Nun ſoll ich da⸗ ran ſchuld ſein, wenn du alles verſpielt haſt! Was ſoll aus mir werden? Ins Waſſer könnte ich gehen! Was ſoll ich nur tun?“ Und ſie ſchlug die Hände vor das Geſicht. Arbeiten!“ verſetzte der Alte lakoniſch. Trotz ſeiner bisherigen blinden Vorliebe für die Tochter erkannte er jetzt deren kraſſen Egoismus, der vorgehalten. halten, die verſteht ſich eben einzuſchmeicheln!“ vernünftig beraten, was nun werden ſoll. gerade in der Stimmung dazu! iſt nun nichts zu ändern. Alſo, vor allem müſſen wir die Wohnung hier aufgeben!“ auf uns. erden. Es handelt ſich um einen 1920 von Veurſchlano übernommenen Frachtdampfer. Der Wert der Ladung beläuft ſich auf mehrere Millionen Franken. Maſſenvergiftungen in Leningrad. Wie aus Le⸗ ffingrad gemeldet wird, ſind dort annähernd 300 Per⸗ ſonen nach dem Genuß von Reſtaurantſpeiſen unter Ver⸗ giftungserſcheinungen erkrankt. 17 Perſonen ſind bereits geſtorben. Die Geſchäftsführer der betreffenden Reſtau⸗ rants ſind verhaftet worden. At Bombenexploſion im Flugzeug. Nach einer Mel⸗ dung aus Stockholm explodierte auf dem Flugplatz Vi⸗ borg in Finnland bei Bombenwurfübungen in einem Flugzeug eine Bombe. Das Flugzeug ſtürzte aus 1400 Meter Höhe ab und wurde vollkommen zertrümmert. Beide Inſaſſen waren ſofort tot. A. Bergwerksunglück in Südafrika. Infolge herab⸗ ſtürzender Geſteinsmaſſen wurden in einem Bergwerk bet Johannesburg 35 eingeborene Bergleute eingeſchloſſen. Man befürchtet, daß viele von ihnen getötet wurden. . Abſturz eines franzöſiſchen Rieſenflugzeuges. Wie aus Biſerta gemeldet wird, iſt das franzöſiſche Rieſen⸗ waſſerflugzeug„Jupiter“ mit fünf Mann Beſatzung ins Weir geſtürzt. Nur ein Mann konnte gerettet werden. Turnen Sport“ Spflel. Mannheimer Pferderennen. Die Mannheimer Mai-Pferderennen finden in tra— dilioneller Verbindung mit dem Mannheimer Maimarkt am Sonntag, den 8. Mai ſtatt. Das abwechslungsreich zuſammengeſtellte Programm ſieht für den Maimarkt⸗ Sonntag und Maimarkt-Dienstag wieder mehrere Her⸗ ren⸗ und Offiziersrennen vor. Diesmal aber auf Voll⸗ blut. Das dreitägige Programm wendet ſich zur Hälfte dem Flachſport zu. zur anderen dem Hindernisſport. Wei⸗ ter erhält das Programm ſeine ſportliche Würze durch Jahresklaſſenrennen inländiſcher Zuchtwerte, durch Spe⸗ zialrennen für Hengſte und Stuten, teils nur inländiſcher Zucht, teils unter Verſchmelzung mit Importationen durch Verkaufsrennen für Flach- und Jagdpferde u. dergl. Das Mädchenturnen. Für die körperliche Erziehung der Mädchen an der Mittelſchulen treten zu Oſtern neue Beſtimmungen ir Kraft, die jetzt der Volksbildungsminiſter näher erläu⸗ tert hat. Auch die Erläuterungen halten an den drei Turnſtunden und einem aufgabefreien Spielnachmittag feſt und tragen noch nicht der Notwendigkeit tägliche: Uebung Rechnung. Der Turnunterricht an der Mädchen ſchule gehöre ausſchließlich in die Hand der Lehrerin Abgelehnt werden Syſteme, die in der Hauptſache Muſtß erziehung anſtreben, ſolche, die im weſentlichen Tanz formen und ähnliches vermitteln, ſowie ohne Bekleidung Als berechtigt werden nur Uebungen anerkannt, die eben ſowohl im Freien wie in der Halle ausgeführt werder können. Grundſätzlich iſt im Freien zu turnen. Die aus ber Not eine Tugend machen. Erfinder im Gefängnis. Zur Pſychologie der Gefangenen in Strafanſtalten iſt ſchon mancher wertvolle Beitrag geliefert worden. Wir wiſſen, daß ſie dort durchaus nicht nur vegetieren und ſtumpfſinnig dahinleben, ſondern daß vielmehr ſehr häufig eine vielleicht nur langſame aber doch ſtändige Umlagerung und Richtungsverſchiebung— wenigſtens bei den für längere Zeit Inhaftierten— der Fähigkeiten und Neigungen eintritt. Dadurch werden oft ſeeliſche und gei⸗ ſtige Kräfte freigelegt, die außerhalb des Gefängniſſes niemals wirkſam geworden wären. So gibt Dr. K. E. Krack in den„Basler Nachrichten“ einige Beispiele, wie das Gefängnis für manche das Seſam ihrer Erfindungs— gabe wurde und ſie ſogar zu reichen Leuten gemacht hat: „Es war einige Jahre vor dem Weltkriege, als ein Hauſierer namens Hektor Rollins von einem Newyorker Gerichtshofe wegen eines Raubüberfalles zu ſechs Jah⸗ ren ſchweren Kerkers verurteilt wurde. Rollins verbüßte dieſe Strafe in Sing⸗Sing, dem berühmten am Hudſon gelegenen Gefängniſſe, führte ſich vorzüglich auf und wurde ſchon nach einjährigem Aufenthalte zum„Faktor“ ernannt, ein Poſten, der den Gefangenen verſchiedene Ar— beiten auferlegt, ihnen zugleich aber auch bedeutend mehr Beweaunasfreiheit geſtattet. Der frühere Straßenräuber ſie nur an ſich denken und ſie gänzlich vergeſſen ließ, was aus den Eltern werden ſollte. „Arbeiten?“ Faſt verſtändnislos ſtarrte ſie den Va⸗ ter an.„Ich— arbeiten? Ich kann doch nicht als Dienſtmädchen gehen—“ 1 „Warum denn nicht, wenn du da Geld verdienen kannſt?“ verſetzte er grimmig.„Ich dächte, du hätteſt genug gelernt, daß du jetzt nicht in Verlegenheit zu kommen brauchſt.“ Er hatte kein Mitleid mit ſeiner Tochter, von der er ſo ſehr ein gutes, teilnehmendes Wort erwartet hatte, das ihn in ſeinen Sorgen aufrichten ſollte. Statt deſſen überſchüttete ſie ihn mit kalten Vorwürfen, und faſt voll Haß blickten ihre grauen Augen auf ihn, wäh⸗ rend ein böſer Zug ihr Geſicht entſtellte. Ihr Weinen wurde ſo laut, daß ihre Mutter ins Zimmer trat und beſorgt fragte: „Was iſt denn, mein Marthachen?“ „Ach, Papa iſt ſo ſchlecht zu mir,“ ſchluchzte ſie. 54.6 ich ſei ſchuld, daß er unſer Geld verloren „Jetzt ſei aber ſtill, ſonſt vergeſſe ich mich noch!“ ſchrie Herr Hildebrandt erboſt.„Ich habe geſagt, ar⸗ beiten ſoll ſie! Geld verdienen ſoll ſie! Denk“ an Edith; die hat ſtets gewußt, was ſie wollte. Die iſt jetzt fein raus! Sie verdient ſchönes Geld bei Tho⸗ mas u. Wagner.“ Da lachte Edith höhniſch auf. „Ja, Edith, natürlich! Die wird einem immer Du haſt ihr auch immer die Stange ge⸗ „Ach was, jetzt hört mal auf! Jetzt wollen wir Ich bin An dem e Frau und Tochter jammerten. „Ja, aber wohin? Alle Welt zeigt mit Fingern Ins Oſtviertel auf keinen Fall—“ Fortſetzung folgt.) wurde mit dem Inſtandyallen der wragazmraume vetraur, wobei ihm beſonders die Aufgabe zufiel, auf die wegen der Nähe des Fluſſes ſcharenweiſe auftretenden Ratten Jagd zu machen, die längſt ſchlau genug geworden waren, allen gifthaltigen Vertilgungsmitteln und mit wohlſchmek— kenden Ködern beſteckten Fallen aus dem Wege zu gehen, Rollins gab ſich alle Mühe, die Zahl der gefräßtigen Tiere zu verringern. Vergebens. Nächtelang ſann er dar⸗ über nach, wie er die Reihen der langſchwänzigen Geſellen lichten könnte. Er begann ſchließlich mit dem Bau von neuartigen Fallen, die derart eingerichtet waren, daß das Tier beim Hineinſchlüpfen in die Falle durch einen ſtarken elektriſchen Strom getötet wurde. Nach verſchie⸗ denen mißglückten Verſuchen hatte er endlich eine Ratten⸗ falle hergeſtellt, die täuſchend einem gewöhnlichen, halb⸗ gefüllten Schmalzfäßchen glich und von dem Inſtinkte der Ratten als Falle nicht erkannt werden konnte. In kurzer Zeit gelang es ihm mit einigen dieſer Fallen— den notwendigen Strom lieferte die elektriſche Beleuchtungs⸗ anlage des Gefängniſſes— ſämtlichen Nagern im Magazin den Garaus zu machen. Der dem Sträfling ſehr wohl⸗ wollend geſinnte Direktor von Sing-Sing ſorgte dann dafür, daß Rollins ſeine Erfindung patentamtlich ſchützen ließ. Rollins wußte nun mit Hilfe eines Kapitaliſten und einer großzügigen Reklame die Beſitzer der am Newyorker Hafen gelegenen Speicher für ſeine Ratten⸗ und Mäuſevertilgungsweiſe zu intereſſieren, ſetzte ſeine elektriſchen, inzwiſchen noch mehr vervollkommenen Fallen in großen Mengen ab und wurde ſo in kurzer Zeit ein reicher Mann.“ Von beſonderem Intereſſe für die Damenwelt dürfte es ſein, daß der Erfinder der erſten Stickmaſchine gleich⸗ falls ein Sträfling namens Edward Cowper war, der we⸗ gen Totſchlags in dem Gefängniſſe der kleinen Stadt Sherborne in England eine längere Straſe verbüßte. Sherborne beſitzt große Seidenſpinnereien und bet einem gelegentlichen Arbeitermangel mietete ſich der Direktor der Haagerſchen Seidenſpinnerei von der Gefängnisver⸗ waltung eine Anzahl Gefangener. Unter dieſen befand ſich auch der genannte Edward Cowper, der ſeines Zei⸗ chens eigentlich Maurer war. Auf Cowpers Geiſt wirkte der Anblick der komplizierten Spinnſtühle mit ihren hin⸗ und herjagenden Spulen und Rädchen derart, daß er ſich allmählich den Gedanken zu einer Maſchine aus⸗ klügelte, die die glatten Seidenſtoffe mit Stickmuſtern verſehen ſollte. Er teilte dieſe Abſicht einem der Auf ſeher mit, einem Manne, der genug Verſtändnis beſaß, um das Wertvolle dieſes Gedankens richtig einſchätzen zu können. So erfuhr der Direktor der Spinnerei bol dieſer Angelegenheit, und auf deſſen Betreiben wurde dem Sträfling Gelegenheit gegeben, im Verein mit einen geſchickten Mechaniker die erſte Stickmaſchine zu bauen Das Patent für ſeine Erfindung verkaufte Cowper danr für ſchweres Geld an ein techniſches Büro in London Und als zwei Jahre ſpäter ſeine Strafzeit um war, kehrt, er als reicher Mann in die Freiheit zurück. Zum Schluß ſei hier noch der Erfindung eines Man nes mit Namen Viktor Orlille gedacht, der in Sydner in Auſtralien wegen eines Mordes zu lebenslänglichen Kerker verurteilt worden war. Orlille, ein äußerſt ge walttätiger Menſch, zeigte ſich ſtets widerſetzlich und mußt daher oft ganze Wochen lang im Dunkelarreſt zubringen In der ſtockfinſteren Zelle erſann er nun, um die furcht bare Langeweile zu vertreiben. ein Geduldſpiel, das au— verſchieden geformten Täfelchen beſtand, die zu beſtimm— ten Figuren zuſammengeſetzt werden ſollten. Das Material zu dieſen Täfelchen lieferte ihm die Kalkſchicht der Zellen⸗ pände, die infolge der ſtarlen Feuchtigkeit abblätterte. Mit unendlicher Geduld formte Orlille, in der Finſter— tis nur auf den Taſtſinn ſeiner Finger angewieſen, dar— aus die verſchiedenartigen Täfelchen. Als er dann mit den Jahren ruhiger geworden war und ſich in ſein Schick— al ergeben hatte, wurde er in der Schreinerwerkſtätte des Gefängniſſes beſchäftigt. Hier, wo ihm ein leichter zu bearbeitendes Material und gute Werkzeuge zur Ver— ügung ſtanden, vervollkommete er ſein Geduldſpiel der⸗ irt, daß er damit die Aufmerkſamkeit des Gefängnis— zeiſtlichen zu erregen wußte. Durch deſſen Vermittlung wurde die Erfindung des Sträflings an eine Kinder⸗ ſpielwarenfabrik in Sydney verkauft, die dann die Ge⸗ duldſpiele in großen Maſſen herſtellte und in alle Welt verſchickte. Jedenfalls ſteht feſt, daß das Geduldſpiel Vik⸗ tor Orlilles das erſte war, das Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts in Europa auftauchte. Orlille iſt im Jahre 1995 begnadigt worden. „ 0 Frau und Haus. Die Mutter im türkiſchen Sprichwort. Der türkiſche Sbrichwortſatz enthält einige Aussprüche über die Mutter, die von der großen Verehrung der Türken für die Mus ter Zeugnis ablegen, und zu den ſchönſten gehören, was an Mutterſprichwörtern vorhanden iſt. Sagt doch der Türke ſelbſt:„Hochſinn in der Verehrung der Mutter iſt die vornehmſte Tugend des Edlen.“ Es heißt da:„Die Liehe der Mutter iſt eine Brücke, zu allem Guten im Le— ben, wie in der Ewigkeit.“—„Unter den Schritten der Mutter ſproßt das Paradies.“—„Wer einer betrübten Mutter wohltut, den ſegnet Gott zehnfach.“—„Die Mutter iſt der Schild des Tapferen.“— Das letzte Sprichwort nimmt Bezug auf die Sitte der Bedumen— mütter, ihre Söhne im Kampfe anzufeuern. Vom Kinde ſagt der Türke:„Das Waiſenkind muß ſich ſeine Nabel⸗ ſchnur ſelbſt abſchneiden“, womit geſagt ſein ſolll, daß ein Kind ohne Mutter verlaſſen und auf ſich ſelbſt angewieſen iſt. Auch heißt es:„Kinder ſind die ſüßeſten Früchte am Baume des Erdenglückes.“ Nationelle Schweinemaſt. Von Dipl. agr. Otto Mildebrand⸗Eberſtabt b. D. Seit 3 Jahren dauert die üher die deutſche Land⸗ wirtſchaft hereingehrochene Kriſe mit unverminderter Hef⸗ tigkeit an, und wir müſſen mit tiefer Erſchütterung zu⸗ ſehen, daß der Niedergang von Hunderten von Land: wirtſchaftsbetrieben unaufhaltſam weitergeht. Die letzten Jahre mit ihren Abſatzſchwierigkeiten und Wetter⸗ lataſtrophen haben uns faſt den letzten Reſt von Hoff, nung genommen, und ſo iſt heute der Zeitpunkt gekom⸗ men, wo wir in der Betriebsführung unſerer Landgüter jede volkswirtſchaftliche Ueberlegung beiſeite ſtellen mü⸗ ſen, wo die einzige Sorge nur noch die iſt:„Wie erhalte ich meinen Kindern die von den Vätern ererbte Scholle? Es nimmt nicht wunder, daß man ſich bei dieſer troſtloſen Vage 5 Deuſſchland aut Beſſerungsmöglichkeiten beſinnr. So durfre es wohl auch angebracht ſein, pie ra⸗ tionelle Schweinemaſt, die teilweiſe beſonders in klein⸗ bäuerlichen Betrieben noch ſo wenig Anklang gefunden hat, einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Bei der Schweinemaſt muß man ſich zunächſt im klaren ſein, welche Raſſe wohl für den eigenen Betrieb in Frage kommt. Unter extenſiven landwirtſchaftlichen Verhältniſſen dürften die Landſchweine und die veredel⸗ ten Landſchweine am Platze ſein. Ueberall dort aber, wo die Bedingungen für die Haltung und Fütterung günſtiger liegen, wo ein ſchnellerer Umſatz verlangt wird, wo gute, kräftige Ferkel verkauft werden ſollen, die ſich leicht mäſten, bringen die frühreifen, durch ihre hohe Futterverwertung ausgezeichneten Edelſchwemraſſen den größten wirtſchaftlichen Vorteil. Vielfach iſt man auch zu dem Verfahren der ſogenannten Doppelzucht übergegan— gen, d. h. man führt neben der Reinzucht eines derberen robuſten Typs Kreuzungen mit edeln Ebern durch, um ſchnellwüchſige Maſtläufer zu erhalten. Will man Fleiſchſchweine erzielen, ſo beginnt man g am beſten mit der Maſt ſofort nach dem Abſetzen der jungen Tiere von den Müttern. Bei dem fortwährenden Wachstum der Knochen- und Muskelmaſſen ſolcher Tiere bilden ſich während der Maſtfütterung feine Knochen und weiche Fleiſchfaſern, zwiſchen die ſich etwas Fett einlagert, ohne daß zuviel Fett im Zellgewebe und unter die Haut abgeſetzt wird. Zur Maſt von Speckſchweinen ſind hin⸗ gegen ſchon mehr ausgewachſene Tiere zu beſtimmen. 0 Lie Auswahl der Fattergelttel it nun bet emen rationellen Schweinemaſt ſo zu treffen, daß dieſelbe gul foriſchreitet und raſch zu Ende gebracht wird. Zu dieſem Zwecke ſind außerordentlich gehaltreiche Futtermittel zu! verwenden, Da man nun aber in allen Wirtſchaften genötigt iſt, auch geringwertige Futtermittel, wie Kü chenabfälle etc. zu verwerten, ſo gibt man dieſe vorteil, haft beim Beginne der Maſt. Man unterſcheidet bei der rationellen Maſt, die nun in einer Schnellmaſt zu finden iſt, verſchiedene Arten der Maſt. Die hauptſächlichſten Arten ſind Ge— treidemäaſt und Kartoffelmaſt. Bei beiden ſpielt die Füt— terung von Fiſchmehl eine Hauptrolle. Wenn heute noch von verſchiedenen Seiten, beſonders aber von Seiten den Metzger behauptet wird, das Fleiſch von Schweinen, die mit Fiſchmehl gefüttert worden ſeien, habe allgemein einen tranigen Geſchmack, ſo trifft dies nur in den Fäle len zu, wo minderwertige, nicht entfettete Fiſchfutter— mehle verwandt werden. Entfettete Fiſchmehle mit 3 bis 5 Prozent Fett können aber ohne Bedenken bis zu einer Menge von 200 Gramm pro Tag und Stück gegeben werden. Bei der Getreidemaſt gibt man pro Tag und Stück von Anfang bis zum Schluß der Maſt 100 Gramm Fiſchmehl, dazu in der erſten Hälfte der Zeit 150 bis 200 Gramm Fleiſchmehl und dauernd Getreideſchrot, vor— nehmlich Gerſten- und Maisſchrot, bis zur vollen Sät— tigung. Bei der Kartoffelmaſt beträgt die Fiſchmehl— gabe 300 Gramm; außerdem gibt man 750 Gramm Gerſtenſchrot und ſoviel gedämpfte Kartoffeln, wie die Tiere, freſſen können. Vor allem iſt zu beachten, die Tiere nur bis zu einem Gewichte von 100 bis 120 Kilogramm zu mäſten; bei Fortſetzung der Mäſtung über das letztgenannte Gewicht wird gewöhnlich Geld zugeſetzt. Nun möchte ich noch ein Beiſpiel für Schweine-Schnell— maſt geben, wie es von mir mit Erfolg in meinem eigenen Betriebe angewandt wird. Tiere, die im Alter von 6 Monaten ein Gewicht von zirka 125 Klg. erzielten, ſind keine Seltenheit.— Ich unterſcheide 4 bis 5 Maſt— perioden mit je 4 Wochen; das Alter der Tiere 8 bis 10 Wochen im Gewicht von zirka 20 Kilogramm; am Ende der Maſt 100 bis 120 Klg. ö Es ſind zu füttern pro Stück und Tag mit Waſſer zu einem mäßig dicken Brei gemengt: 1. Periode: Gerſtenſchrot 1 Klg., Maisſchrot 0 Klg., Fiſchmehl 100 Gramm, Fieiſchmehl 150 Gramm. 2. Periode: Gerſtenſchrot 1 Klg., Maisſchrot 0,5 Klg., Fiſchmehl 100 Gramm, Fleiſchmehl 150 Gramm. 3. Periode: Gerſtenſchrot 1,25 Klg., Maisſchrot 1 Klg., Fiſchmehl 100 Gramm, Fleiſchmehl 100 Gramm. 4. Periode: Gerſtenſchrot 1,5 Klg., Maisſchrot 1,5 Klg., Fiſchmeh!l 100 Gramm, Fleiſchmehl O0. ö 5. Periode: Gerſtenſchrot bis 1,75 Klg., Maisſchrot 1,75 Klg., Fiſchmehl 100 Gramm, Fleiſchmehl 0. Nur eine intenſive Maſt iſt eine rationelle Maſt, n Landwirt einen Reingewinn abwir' Ber miſchtes. O“ Geduld! Kürzlich geſtand ein Schwerverbrecher, der in dem berüchtigten Sing-Sing-Geſängnis des Staa tes Newyork der Todesſtrafe entgegenſieht, daß er auch einen Einbruch in einem Gemiſchtwarengeſchäft verübt habe. Wegen dieſes Verbrechens war ein anderer zu fünf- zehn Jahren verurteilt worden. Jetzt, da ihm der elek— kriſche Stuhl ſicher iſt, ſah der Schwerverbrecher kein Hindernis mehr, Lie volle Wahrheit zu bekennen. Der unſchuldig Verurteilte ſagte, als man ihm das Geſtändnts des eigentlichen Täters mitteilte, er habe immer ſeine Unſchuld beteuert.„Wenn ich nicht ein rückfälliger Ver⸗ brecher geweſen wäre“, bemerkte er,„hätte ich die Geſchworenen von meiner Unſchuld überzeugen. können. Aber einem angeblich Rückfälligen wollte man nicht glau⸗ ben.“ Das war jedoch die einzige Unmutsäußerung, die der Unſchuldige machte. Er erklärte, er hege nicht den geringſten Groll gegen diejenigen, die ihn verurteilt hat⸗ ten. Er brennt auch nicht darauf, ſeine Freiheit ſo raſch als möglich zu erlangen. Er will nämlich um eine Re⸗ viſion des Prozeſſes anſuchen, ſtatt den kürzeren Weg der Begnadigung einzuschlagen. Dieſer Bewohner von Sing⸗Sing iſt ein wirklich geduldiger und gutmütiger Menſch. Hertenloſe Juwelen. Vor drei Jahren wurde der Gepäcdkaufbewahrungsſtelle des Paddington-Bahnhofs in London ein Koffer übergeben, der Juwelen im Werte von dreitauſend Pfund Sterling(mehr als 60 000 Mark) enthielt. Seither meldete ſich niemand mehr zur Be⸗ hebung des Gepäckſtückes. Die Polizet fahndet nun nach demjenigen, der den Koffer dort deponierte und nicht mehr abholte, da ſte mit Recht vermutet, daß die Ju⸗ welen von Diebſtählen im Weſt⸗End herrühren. Der koſtbare Inhalt des Koffers war jedoch bis vor wenigen Tagen unbekannt, denn jetzt erſt war die Friſt, während der gefundene bezw. herrenloſe Güter aufbewahrt wer⸗ den dürfen, verſtrichen. Als das Bahnpersonal den Koffer öffnete, benachrichtigte es ſofort die Polizei von der wertvollen Entdeckung. Es iſt nun natürlich ſehr ſchwer, ein Signalement desjenigen zu erlangen, der das Ge⸗ päcktück ſeinerzeit abgab. Es iſt möglich, daß er wegen und deshalb nicht in der Lage war, den Koffer aus der, Menäöckaufhemahrunasſtelle abzuholen. 3 Faſchlings. Waldſportplatz war es ſehr belebt, ö nt 5 e ſſe⸗ 28 0 0 e 5 1 10 2 Weibsbild!?, — Lokale Nachrichten. „Viernheim, 28. Februar. In der Kirche kam geſtern der Nur heute und morgen „ GHirtenbrief. Faſtenhirtenbrief zur Verleſung. Dienstag hält der Faſchingstrubel noch an, dann beginnt die ſtille, ernſte Faſtenzelt. * Der geſtrige Sonntag ſtand im Zeichen des Am Vormittag Regen, war am Nachmittag die Sonne doch noch zum Durchbruch gekommen. In den Lo⸗ kalen war der an dieſem Tage übliche Betrieb. Zahlreiche Kindermasken waren auf der Straße zu ſehen.— Auf dem Große Zuſchauer⸗ menge war erſchienen. Dle hleſige Sportvereinigung„Aml⸗ eitia 09“ bot ein ſehr ſchönes Spiel, das Eberbach verloren hat. Zu dieſem Erfolg kann man unſern Einheimiſchen nur gratulieren. * Evang. Gemeinde. Die für Mittwoch, den 2. März, abends 8 Uhr, angeſetzte 1. Paſſtonsandacht muß wegen des Trauerfalles im Pfarrhauſe ausfallen. f » Trauerfall. Die Famllie des Herrn Pfarrer Roos wurde geſtern Sonntag ganz plötzlich und unerwartet in tiefe Trauer verſetzt. Apotheker Klletſch, der wegen Eikranknug der Flau Pfarrer Noos hier zu Beſuch weilte, erlitt einen Schlaganfall, an deſſen Folgen er nach wenigen Minuten verſchled. Die Be⸗ Eln Schwager des Herrn Pfarrer, Herr erdigung findet am Mittwoch, nachm. 3 Uhr, vom hleſtgen evangel. Pfarthauſe aus ſtatt. Die Faſchingsveranſtaltungen am Samstag und Sonntag brachten ſo ziemlich den Abſchluß des dlesj. Karnevals. Sowohl der Männergeſangvereln als auch die Saäͤnger⸗Einhelt beherrſchten die Lage vollkommen. Zu Hun⸗ derten hatten ſich die Narren und Närrinnen zu dieſen Ver⸗ anftaltungen eingefunden. Sälen, wie ſolches ſich in Mainz und Köln nicht beſſer zu⸗ tragen kann. arangieit. unter auch ſolche, die geradezu zur Heiterkeit heraus forderten. Beide Vereine haben gezeigt. daß ſte karnevallſtiſche Veran⸗ Ein Leben herrſchte in beiden Die Narrenkomitees hatten alles vorzüglich Schöne und ſchönſte Masken waren zu ſehen, mit⸗ ſtaltungen in großzügiger Welſe inſcenleren können. Sowas, das bekommt man nicht alle Tage zu ſehen und zu hören. Deshalb war auch der Maſſenbeſuch wohl zu verſtehen.— Die„Turngenoſſenſchaft ließ ihren Masken ball im Saale zum Karpfen vom Stapel. In großer Zahl waren die Ge⸗ treuen erſchienen. Viele hatten ihre Schlager mitgebracht, die ſie prompt an den Mann brachten.— Im Saale des Gaſthauſes zum Kaiſerhof hatte die„Sport u. Körperpflege“ einen ſehr zahlreich beſuchten Maskenball, der in närriſcher Hinſicht edenfalls nichts zu wünſchen übrig ließ,.— Es muß feſtgeſtellt werden, daß auch die übrigen Veranſtaltungen beim „Dſcke Schorſch“ in der„Kanone“, im„Rebſtock“, der Stu⸗ dentenball im„Alexander“, im„Deutſchen Kaiſer“, die Tanz⸗ unterhaltung der Kapelle Hanf⸗Blank im„Freiſchütz“, jene im Gaſthaus„Zum Storchen“, wo das große Schnabelmetzen ſtatifand, der große Faſchingsrummel des„Sängerbundes“ in der„Germanfa“, der Blerrummel im„Deutſchen Michel“, wo der„Radfahrerbund“ beim„ſtowigen Mathes“ Einkehr hielt, im Gafihaus„Zum farpfen“ war großer närriſcher Tanz, dem Groß und Klein bis zum Bodenwackeln huldigte, in„ruhlger“ karnevaliſtiſcher Welſe verliefen. „M. G. V.„Harmonie“. In der„Harmonle“ heute Upterhaltungsabend, unter Mitwitkurg der Kapelle Hanf ⸗ Blank, e Ausgewandert. Dle Inhaberin der Waſchanſtalt Maler, Frau Julie Mater, hat am geſtrigen Sonntag dle Auswanderung nach Argentinten mlt ihrem 16 Jahie alten Sohne angetreten. Die Reiſe zum Beſtimmungsort währt 4 Wochen. Ihr Mann, Herr Ingenleur Mater, weilt ſchon ſelt 3 Jahren dort und ſoll daſelbſt eine gute Exlſtenz ge funden haben. Die einzige 20ſährige Tochter der Famille Maler bleibt hler in Deutſchland. Hoffen wir, daß der Famllie Maler in fremden Landen Glück beſchleden iſt. billige Samipreise Köp er- Samt 1 55 70 br., ganz hervorragend schöne Ware Köper-Samt an ca. 90 cm. breit Köp ers amt 70 em Ben tiefschwarz Neue Hostümstoffe 140 em breit Shetland 150 cm breit bildschöne, reinwollene Ware 23485 Sie finden sämtliche Frühjahrs- Neuheiten bei mir zu einzig billigen Preisen HiR SC M ANNNE INN R I, 1(Breitestraße). Gegründet 1879 ee 0 odes-Anzeige. Mein herzensguter Mann, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel Rudolf Klietsch Apotheker ist heute Vormittag 10 Uhr infolge eines Schlaganfalles verschieden und in die ewige Heimat eingegangen. Z. Zt. Viernheim bei Mannheim, den 27. Februar 1927. Die trauernden Hinterbliebenen: Meline Klietsch, geb. Schmidt. Familie Sanitätsrat Dr. Buchhold, Darmstadt. Familie Dr. Becker, Darmstadt. Familie Dr. Klietsch, San Diego, Californien. Familie Pfarrer Roos, Viernheim. ä —— ä — — ß —— —.— ———— N En 5** —— Die Beerdigung findet statt am Mittwoch, den 2. März. nachmittags 3 Uhr in Viernheim vom Trauerhause aus, Ringstrasse 92,(Evang. Pfarrhaus.) 8 2, 21. pe Aube Sesohaltsmann serie Odenwald- Klub Ortsgruppe Viernheim. Dienstag, den 1. März 1927 158 n gnupg im Löwen. Der Vorſtand. e e e e e e e 1 Gaſthaus „ur vorſtabr“? Zu dem am Dienstag, den 1. 3 ſtattſindenden Nürkiſchen; LL EL IEC ETL 17 1T2212 Abend eee A laden wir Freunde und Gönner recht herzlich dazu ein Das Rarreukomitee. N e Ack iu le r l. dh fl DS D M. G. V., Harmonie“ Mitglied des Heſſ. Sängerbundes. ene e Am Roſen-⸗Montag, abends 811 Uhr Karneval. Unterhaltungsabend im Lokal zur Harmonie unter Mitwirkung der Kapelle Hauf-Blank, wozu alle Mitglieder mit Angehörigen herzl. ein ladet. . Her Vorſtand. Drahtgeflechte (für Garten und Hühnerhof). Spaun⸗ und Stacheldraht — Eiſerne Gartenpoſten Alle Gartengeräte, wie Schaufeln, Spaten, Rechen ete. kaufen Sie billigſt bei J. Wunderle am Marktplatz. SS p p dbschälls-Frönnung u. kEmalemlung. Der Einwohnerschaft, besonders den Bauen— den zur Kenntnis, dab ich ab 1. März ein Tüncher⸗ u. Maler ⸗Geſchäft eröffnen werde. Es wird mein Bestreben sein nur saubere und gediegene Arbeit bei mäßig gestelltem Preis zu liefern. Um Unterstützung meines Unternehmens und Zuwendung von Aufträgen bittet Michael Träger Friedrich Ebert-Strasse 9. Achtung! i kielspreldel Solange Vorrat reicht 20, J0, 75, 96. 1.95 Jakob Beyer. Eds Geſchäfts empfehlung. 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