Beilage zum viernheimer Anzeiger(viernheimer Tageblatt) Gültig ab 15. Mai 1927. Elektriſche Bahn von Viernheim nach Mannheim(Hauptbahnhoß). 555* 542 552. 559 610 624 640 655, 702 715 722 gol 82 955 1110 1200 123% 168 170 17 181 198 20 215¹ 458¹. 533˙ 60 616 7 16 8 16 9 16 101˙⁶ 11 16 1216 2056 211(2138 224 23455 Zeichenerklärung: Die mit Stern verſehenen Züge verkehren nur bis Neckarſtadt. Elektriſche Bahn von Mannheim(Hauptbahnhof) nach Viernheim. Werktags: 5 6˙7 6˙ ᷣJ7 Ju 7e 8 9% 10% 12% 12˙5 nur Samstags 12 13: nur Samstags 15˙⁰⁵ 16˙⁰⁴ 16˙¹⁰* 16 16˙˙* 16** 17 17% 17¹bi 17⁴⁰ 18 18˙⁰ 190 20⁰¹⁸ 22¹⁸ 23⁰⁰ 7 85o 9% 10% 11% 12% 12 13% 13% 14% 14 15% 15 16% 17% 1805 22% ii e, eee ee Die mit Stern verſehenen Züge verkehren nur ab Neckarſtadt. Elektriſche Bahn von Viernheim nach Weinheim. Werktags: 4%„% ö 5% 6˙% 60 6˙% 7 7% 8. 9% 11% 12% 13% 13% nur Samstags 178 18195, 19% 21% 22˙ 055 Sonntags: 4 6% 6 7% 8% 9% 10% 11% 12% 12 13 13 14½ 14% 15% 15 16“ 165 Elektriſche Bahn von Weinheim nach Biernheim. werktags: 5% 5 5% 67 62 64ë 7 74 805 9½¼ 100 12 13 14% 1456 nur Samstags 21⁵ 233³² 0³t⁵⁵ Sonntags: 4 7% 8% 90% 23³⁰ 0³⁵ Mit der Staatsbahn von Viernheim nach Weinheim. 606 6058 728 90⁴ 124 1 4 16 1620 1 6308 17 19³ 5 Mit der Staatsbahn von Viernheim nach Lampertheim(Worms). BW 5138 64 gosw) nur bis Lampertheim 1050 132“ 15 w 170 1828 208 218 Zeichenerklärung: W bedeutet nur Werktags. S bedeutet nur Sonn- und Feiertags. Von Weinheim nach Heppenheim Darmſtadt—Fraukfurt. 80AE 9388 P 101 1027 D 11440 0 12²⁶ 13⁵⁵ 14328P 1512 1531 553 22 345 210 21588 22 sb 23s 055 VV Ab Darmſtadt, Heppenheim, Weinheim nach Heidelberg. 41= 44600 509 612 6428 9408 FJoiZp JsWWY 802 7460 7560 1018 1000 50 1328 51 10 18%%% 18 1800 1948 2025 2222 22160) 232 000 7 000 11 13 12510 13190 Ab Heppenheim: 4 4s) 6 70s 738 718 78i8P 85˙ 11% 127 14 15 Ab Weinheim(Hauptbahn) nach Heidelberg: 4 57. SW 550 625 14 BP 16L 155d) 1801 1956 184000 20 21¼ 234 22500 0ʃ6D Mit der Staatsbahn von Weinheim nach Mörlenbach: 6ĩ8 758 87 94½/ 13 1332 Mit der Kleinbahn von Käfertal nach Heddesheim. 1 18561985 P20 ee nuf Sa. Sonntags: 8 Mit der Kleinbahn von Weinheim nach Heidelber (Zwiſchenſtationen ſind folgende: Lützelſachſen, Großſachſen, Leutershauſen, Schriesheim und Doſſenheim) Werktags: 50 62“ 8 10 12% 150 1630 182 194% 2045 nur bis Schriesheim Sonntags: 70 90 11 13 150 1900 210 2220 nur bis Schriesheim Zeichenerklärung: D- Zuſchlagspflichtiger Schnellzug. B'— Beſchleunigter Perſonen 58 8 a i 2 tig. 6 zug, W Werktags, 8 Sonn- und. Die Rückfahrtszeiten erfahren die Reiſenden an den Bahnhöfen.. i e Ausſchneiden! 457 155⁶ 52³⁰³ 16⁰¹ Werktags 2 12547 nur Sa. 132⁸ 1416 1512 Sonntags VVVHIIiHiUlUlUwU(üCõ⁰ d ⁵ ⁵» 14%kbßk nur Samstags 14“ 151 15 Sonntags: 190 19% ̃ 2070 200 21% 21 21 Zeichenerklärung: 148 nur Samstags 14 15 16“ 17 18% 19% 20 20% 21% 210 22% 15²⁰ 161 16⁴8⁸ 1721 18⁰⁵ 183³⁰ 197 20¹⁵ 10⁰⁰ 10⁴⁵ 1 10⁰⁰ 1 2⁰⁰ 130⁰ 13 15 14⁰⁰ 14 15 1 50⁰ 1 6⁰⁰ 17⁰⁰ 18⁰⁰ 18²⁰ 190⁰ 1 9²⁰ 20⁰⁰ 20²⁰ 21⁰⁰ 21 20 2225. Mit der Staatsbahn von Weinheim nach Viernheim. 4˙⁶ο§ 4588 6356 1058s 130 1̃—⁹= 165 1808 20⁵) 21558 Mit der Staatsbahn von Lampertheim nach Viernheim. SW 54½8 7u 84% 1232 1357 16%, 16128 172 19 06 24 4 27 743 4000 2 0 17⁵ͤ 175 18 ige 19 00 208 Ab Darmstadt: 142 140% P 15106 1500 1468p 160. 15400 1741 736 7508 7378 19³³ 7448p 910 20% 21 8300 112³ 2311 0ʃ⁴⁶ 1080 130 1320 16 U⁰§ 16⁰ 18% 2008 20055 Werktags: 627 65 915 12 13⁵ 1545 17⁰⁰ 10³² 1432 1632 1802 2032 1351 17⁰⁰ Schützenabteilung. Am nächſten Donnerstag, den „ 19. d. Mts., abends 9 Uhr, findet im Schützenhof eine Mitalieder⸗Verſammlung Krieger und Goldgterverein Teutonia“ Odenwald ⸗ Klub Ortsgruppe Viernheim. Bekanntmachung. Die Ferkelmärkte in Mannheim finden mit Ermächtigung des Herrn Mini⸗ ſters des Innern vom Donnerstag, d. 19. Mai 1927 ab wieder im ſtädtiſchen Viehhof ſtatt. Mannheim, den 14. Mai 1927. Viehhofdirektion. Tabakbauverein Uhm. Am Mittwoch, den 18. Mai, nachmittags 1 Uhr wird bei Herrn Lorenz Roos der HGarnſtoff ausgegeben. Wir bitten unſere Mitglieder dringend, denſelben an dieſem Tage abzuholen. b Der Vorſtand. Turngenoſſenſchaft. „Anläßlich der Hauptver- ſammlung des Odenwaldklubs am 28. und 29, ds. ts. in Hep⸗ e ene n penheim an der Bergſtraße findet ft agesordnung: Eröffnung unſer Klubabend 5 Mice 5 900 e a Seen, den 18. ds. Mts., abends 8½ Uhr im klublokal Hierzu ue e Miitglte⸗ ü ſtatt. Es iſt Pflicht eines jeden Mitgliedes im KHlublokal zu erſcheinen, da das Programm für un⸗ der freundlichſt eingeladen und erbittet zahlreichen 3 Beſuch 2 Bonſende 1980 Ortsgruppe zur Hauptverſammlung feſtgelegt Deutſche Bau⸗ u. Siedlung Viernheim, den 16. Mai 1927. Mit Wandergruß„Friſch auf“ Darmſtadt.. 5 Zusloſer Wohnungsbau. e NB. Heute Dienstag ½9 Uhr im Gaſthaus zur Traube Kegelabend. 5 N 10 Mittwoch abend ½9 Uhr im Gaſthaus zum „Roten Löwen“ 1 1 0 8 Werbe ⸗ Vortrag. Saat⸗ und Speiſekartoffeln Gäſte willkommen. Ortsgruppe Vlernhelm. Böhms Gifolg werden nur heute Dlens tag Bauernverein. und Mittwoch Vormittag am Staats bahnhoſ⸗ Wir empfehlen in beſter Ware: ausgeladen. Hch. Faltermann heute Abend finder in der eil. Ammoniak, b 1 J falschen Gele 100 9 Ahe 15 ret, ze. 5.8 Moltkeſtr. 15. Lelefon 76. 11 Joppen, Lüſter⸗Saccos Waſch⸗Anzüge Blaue Arbeits⸗Anzüge Tüncher⸗ und Gipſer⸗Kleidung Uerloren 1 W ee Meſſer von Wleſen⸗ l elmer Vertiko weg bl a 1 Komode Zu verkaufen 1 Ltur. Klelderſchran! u werden alle Bot⸗ owie Bau⸗⸗ Aufbewahren; iernheimer ernheimer Zeitung—. Bternheimer Nachrichten) erscheint täglich mit Ausnahme ber Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. r ö 150 205 frei 15 Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte* 5 5* bel Gonntagsblatt„Sterne und Blumen“ halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ 1 5 1 Hesel u. beim Beltangeträger Eides, illeſtes 1. erfolgreiches Lobal⸗Auzeigeblatt in Bierubein ſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Sternheim— Voſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt furt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathaus ſtr. kalender.— Annahme von Abeunements täglich in der Geſch 1 Mittwoch, den 18. Mai 1927 Neues in Kürze. te: Die elſüſſiſche Autonomiſtenpartei, deren Grün⸗ dung bevorſteht, ſtellt ein Programm auf, in dem die rüclſichtsloſe Durchführung des Selbſtbeſtimmungsrechtes gefordert wird. 12: Der Kampf um den franzöſiſchen Zolltarif hat zu ſcharfen Gegenſätzen zwiſchen der Kammer und der Regie⸗ rung gefürhrt. 28: In Griechenland ſcheint ein monatchiſtiſcher Putſch bevorzuſtehen. Nach unbeſtätigten Meldungen iſt eine Re⸗ volution ſchon ausgebrochen. a Am das Zündholzmonopol. , Das Zündholzmonopolgeſetz, oder, wie es richtig heißt, das Geſetz über die Erlaubnispflicht für die Herſtellung von Zündhölzern, wäre längſt Geſetz ge⸗ worden, wenn ſich nicht bei der zweiten und dritten Leſung des Geſetzentwurfes ein Zwiſchenfall ereignet hätte. Die Sozialdemokraten hatten dem Berichterſtatter, dem Reichs⸗ tagsabgeordeneten Behrens, vorgeworfen, daß er im Auf⸗ ſichtsrat jener Bank ſitze, die vom ſchwediſchen Zünoholz⸗ truſt beherrſcht werde. Daraufhin war die Vorlage ex⸗— neut an den Ausſchuß zurückgegangen, und jet ſoll, nach⸗ dem auf Anregung des Reichswirtſchaftsminiſters Dr. Curtius an Stelle des Abgeordneten Behrens der Zen⸗ trumsabgeordnete Schlag zum Berichterſtatter beſtellt worden iſt, die Verabſchiedung des Geſetzentwurfſes er— folgen. Das Zündholzgeſetz beabſichtigt, dem jetzigen Zün bholzſyndikat geſetzlich eine abſolute und auch zeillich nicht begrenzte Monopolſtellung zu ſichern und da⸗ durch zu verhindern, daß weitere Zündholzfabriken richtet werden. An ſich iſt es ſchon eine gefährliche Sache, wenn der Staat Privatunternehmern ein Monopol ein⸗ räumt. Bisher dürfte das nur ſelten der Fall en ſein. Vor allem iſt dieſes Verfahren deshalb ſo geſäl ch, weil es einen Eingriff in die verfaſſungsmäßig garantierte Ge⸗ werbefreiheit darſtellt. Geſetzes wäre es unmöglich, daß ſich jemand eine neue Zündholzfabrik aufmacht und gewiſſermaßen als Konkur⸗ rent gegen das monppoliſierte Zünd holzſyndikat aufteitt. Dadurch wäre natörlich auch die Preisbildung voll, ſtändig in die Hand des Syndikats gegeben, und man müßte jeden Preis zahlen, den dieſes Syndikat diktiert. So ungewöhnlich es iſt, daß das Reich einem privaten Produktionsſyndikat ein Monopol einräumt, ſo koͤnute das doch noch leichter hingenommen werden, wenn die Syndi⸗ latsleute lediglich deutſchen Urſprungs wären. So aber iſt, wie jetzt ohne Widerſpruch feſtgeſtellt worden iſt, das deutſche Zündholzſyndikat zu ung⸗fähr 8 Prozent in Händen des ſchwediſchen, zum Tei mit amerikaniſchem Gelde finanzierten, Zu Ivard Kreuger. Man kann Jvard Kreuger heute mit Recht deu „Zündholzkönig der Welt“ nennen. Er hat es mit einer ausgezeichneten Geſchicklichkeit verſtanden, den größten Teil der Weltproduktion in Zündhölzern unter ſeine Kontrolle zu ſtellen. So beſitzt er ſtaatliche Zünd⸗ holzmonopole in Griechenſand und Polen, erkauft durch Millionen⸗Anleihen, und andere Länder. wie Frankreich, Litauen und Wolivien, verhandeln noch mit ihm. Die deut, — ſche Zünd holzinduſtrie, die er ſich zu 75 Prozent in und lach der Inflationszeit geſichert hat, iſt bereits aach, nach⸗ dem ſie in Syndikatsform gebunden iſt, mehr oder min⸗ der ſeinem Einfluß unterworfen. Wenngleich nun di: beutſche Zündholzproduktion auch keine hervorragende Stellung in der deutſchen Volkswirtſchaft einnimmt tes ſind in Deutſchland annähernd 4000 Arbeitnehmer in der Zündholzinduſtrie beſchäftigt— ſo iſt doch gegen die Ver⸗ leihung eines Monopols an dieſe Induſtrie, nachdem ſie zum großen Teil ſogar noch unter auslöndiſcher Kontrolle ſteht, allerhand einzuwenden. Nicht nur daß durch dieſe Monopolſtellung dem Zündholzſondifat eine willkürliche Preisgeſfaltung ermöglicht wird, viel wichtiger iſt der Präzedenzfall, der dadurch geſchaffen werd. Seit Jahren geht bei uns der Kampf um die Ein⸗ dämmung der Macht der Kartelle, und es be⸗ eht keine Ausſicht, daß es dem Stgate gelingen wird, in jeſem Kampfe Sieger zu bleihen. Alle Anſtrengungen ind bisher vergebens geweſen. Um wieniel schwieriger erſt müßte dieſer Kampf werden, wenn der Stagt ebenfalls jo denkenlus, wie er es im Falle des Zündholzmonopole du dun bereit iſt, auch anderen Wirtſchaftsgruppen ähnliche Vorrechte einräumen würde! Wenn dieſer Einzelvorgang wirlich zum Syſtem würde, ſo wäxe es mit der Sou. 17 J Staates wirflich hald vorbei, und das A Wäre der Eeangen und e, ohne daß eine Fanpßabe eriſtierte, ſich die entziehen. Der Reichstag muß es ſich 0 en ah er hu„ Hündeenndilatee 7 31 d⸗ Nach Zuſtandekommen des Zündholzkönigs e all dieſer Syndikgte daher Viernheimer Tageblatt Anzelgenpreiſe: mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— e und von ſämtlichen Annoncen⸗Expebitionen Deutſchlanbs und des Auslanbs. Amtsblatt der Heſſiſchen Vürgermeiſerei und des Polizeiants latzvorſchriften dei Anzeigen werben nach Moglichkeit berückfichtigt.— Für die Aufnahme 2 Lehnt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen— 1 geiger (Siernhetmer Bürger- ig:—. Sternh. Bolte bla Ole einſpaltige Petitzetle koſtet 25 Pfg., bie Reklamezeile 80 Pig. tederholung abgestufter Rabatt.— Annahmeſchluß far Inſerate und Notizen v. Annahme von Anzeigen in unſerer N 44. Jahrgang Wirklich verbriefte rechte, wie die Wewerbefreſheit, an. taſten will, um einer Produ kiionsgruppe Vorteile feen Er ſollle dabei auch nicht vergeſſen, daß er der notleidenden deutſchen Zünd holzinduſtrie, ie weit ie nich: unter dem Diktat des ſchwediſchen Zündholzkönigs ſteht. auf dieſe Weiſe nicht helfen kann. Deutſchland 18. nicht Griechenland. Es ann nicht mit etlichen Millions aus Stockholm ſeine Währung ſtützen. Darf man hoffen, daß ſich der Reichstag die Sache doch noch anders überlegt? Die jetzige Verhaudlung wird ergeben inwieweit die Ver⸗ treter des deutſchen Volkes im Wallot⸗Hauſe den Tatſach⸗n Rechnung tragen werden.„ —— 2—— 7 N Verlängerung des Zollproviſoriums. Keine Erhöhung der Zollpoſitionen. Berlin, 17. Mai. Am 31. Juli läuft das Zollproviſorium vom Augaſt 1925 ab. Innerhalb der zuſtändigen Reſſorts haben daher in den letzten Tagen eingehende Beſprechungen über dieſe Angelegenheit ſtattgefunden, und man iſt zu dem Be— ſchluß gelangt, das Zollproviſorium um drei Ia hre tu verlängern. Das Reichskabinett wird jetzt eine entsprechende Vorlage ausarbeiten und dieſe dem Neichs⸗ ſag zugehen laſſen. Die Annahme der Vorlage iſt ge ſichert. Wie wir hören, iſt die Verlängerung des Zollpro— oiſoriums auf die Intervention des Kanzlers zu rückzu⸗ führen. Die Deutſchnationalen Forderungen über eine Er⸗ höhung der Zollſätze verſchiedener Poſitionen ſind ſomit abgelehnt worden. Die engliſch⸗ruſſiſche Spannung. Nie geſuchten Schriſtſtücke nicht gefunden! O London, 17. Mai. N Die Durchſuchung des Gebäudes der ſowjetruſſiſchen Handelsgeſellſchaft Arcos in London iſt jetzt beendet und die britiſche Polizei wurde, nachdem ein außerordentlich reichhaltiges Dokumentenmaterial beſchlagnahmt worden ſt, wieder zurückgezogen. Naturgemäß konnten all dieſe Schriftſtücke, nachdem dieſelben faſt ausnahmslos chiffriert ind, noch nicht geſichtet werden, ſo daß noch einige Tage ergehen werden, bis die Oeffentlichkeit über den Erfolg zer ungewöhnlichen Polizeiaktion des britiſchen Innenmini teriums erfährt. Immerhin aber läßt ſich heute bereits eſtſtellen, daß die Stimmung innerhalb des Ra zinetts im Augenblick nur noch wenig zuperſicht⸗ ich iſt und wenn nicht alles täuſcht, werden die Moskauer Hewalthaber einen Triumph verzeichnen können, wie je ihn bisher noch nicht erringen konnten und den ſie um o höher anſchlagen werden, als er gleichbedeutend iſt mit iner kläglichen Niederlage der ihnen am meiſten ver⸗ )haßten Bourgeoisregierung der britiſchen Die-Hards. In⸗ wiſchen iſt dann die bereits angekündigte Proteſtnote zus Moskau in London eingetroffen, doch wird man vohl erwarten dürfen, daß nach der amtſichen Erklärung der engliſchen Regierung über das endgültige Ergebnis der Unterſuchung ein weiterer diplomatiſcher Schritt Sowjet⸗ ußlands erfolgen wird, der dann für die weitere Geſtal⸗ nung der britiſch-ruſſiſchen Beziehungen bon Bedeutung ein dürfte. Für die Zwiſchenzeit kann ſich dann Nußland der teil⸗ peiſen Genugtuung erfreuen, welche der engliſche In⸗ tenminiſter den Gegnern der Polizeiaktion bereitet hat ind welche darin beſteht, daß er vor dem Unterhaus die Erklärung abgegeben hat, daß das amtliche Dolu⸗ neut, das ſich angeblich im Beſitz einer von der Arcos zeſchäftigten Perſon befunden haben ſoll and von dem, vie das Kriegsminiſterium dem Innenminiſterium mitge⸗ ſeilt hat, nichthevollmächtigte Perſonen Durchſchläge zu erlangen verſucht hätten, noch nicht gefunden wor⸗ den ſei, doch gehe die Unterſuchung der beſchlagnahmten Schriftſtücke weiter, ſo daß dieſe Mitteilung noch lein end⸗ gültiges Ergebnis darſtellen könne. Depreſſion im Auswärtigen Amt. Wenn dann weiterhin der Staatsſekretär i m engliſchen Auswärtigen Amt auf Anfrage mitge⸗ teilt hat, daß weder die ruſſiſche Handelsdelegation, noch deren Leiter und Perſonal, noch die Gebäulichkeiten der Arcos ſich der divlomatiſchen Immunität er⸗ freuten. ſo muß diele Feſtſtellung nur als Verleacn⸗ beitsverſuch angeſehen werden. der auch als ſolcher ohne weiteres von der Linken des Anterhauſes erkannt und bezeichnet wurde. Dementſprechend verlangt nun auch die britiſche Arbeiterpartei, daß dieſe Frage, welche von ſo weittragender Bedeutung ſei, unmöglich im Rahmen einer parlamentariſchen Ausſprache behandelt werden könne, und auch Lloyd George berfrat die Anſicht, da 1 ob die Dokumente ge⸗ funden worden ſeien oder nicht, die Behandlung der An⸗ arſegenheit eine einae hende Debatte erfordere. 0 Dementſprechend herrſcht naiurgemäß in Dowuing⸗Streel eine ziemlich bedeutende Verwirrung, da jetzt das britiſche Außenminiſterium in die unangenehme Lage verſetzt werden wird, ſeine Politik gegen u ber Sowjetrußland offen darzulegen und zwar in einem Augenblick, in welchem dem Foreign Office Jatan gelegen iſt. nach Möglichkeit größte Zurückhaltung zu üben. ————— Das Nepublleſchußgeſet verlängert. ine Erklärung der Deutſchnationalen. Berlin, 17. Mai. ö Präſident Löbe eröffnete die heutige Sitzung um 2 Uhr. ratung des Antrags der Regierungsparten⸗ Auf der Tagesordnung ſtand die dritte Be⸗ en zur Verlängerung des Republitſchutzge⸗ ſetzes, die von Abg. von Graefe(Völk.) als ein Aus⸗ nahmegeſetz bekämpft wurde. Sodann gab im Namen ſeiner Fraktion Abg. Graf von Weſtarp(tn.) eine kurze Erklärung ab, in welcher er gegenüber den An⸗ griffen der Oppoſition auf die Haltung der Deutſchnationa⸗ len bemerkte: Die Reden der Oppoſition haben uns keinen Anlaß geboten, in die Debatte einzugreifen, da ſachliche Geſichts⸗ 111 5 darin nicht enthalten waren.(Großes Gelächter inks). grundſätzlichen Standpunkt vor der Abſtimmung noch ein⸗ mal klarzulegen. Unſere Gegnerſchaft gegen die Ausnah⸗ mebeſtimmungen diefes Erſetzes, Paragraphen 23, der dem Kaiſer die Rechte vorenthält, die den Deutſchen zuſtehen, iſt bekannt und unverändert. Wir haben dem jetzt abgeſchloſſenen Kompromiß nur des⸗ Wir halten es nur noch für erforderlich, unſeren insbeſondere gegen den halb zuſtimmen können, weil in der vorgeſchlagenen Ent- ſchließung und in der dazu abgegebenen gemeinſamen Er⸗ klärung der Regierungsparteien eine weitere Prüfung der Frage in Ausſicht geſtellt iſt, welche Einzelvorſchriften des Geſetzes der Dauergeſetzgebung in entſprechender An⸗ paſſung einzugliedern, oder aufzuheben ſein werden und weil ferner ihm dieſe Prüfung zu ermöglichen, die unver⸗ änderte Verlängerung der materiellen eine kurze Zeit als angemeſſene Löſung bezeichnet wird. Das gibt uns die Möglichteit, weitere für ſötzliche Auffaſſungen, notwendig gehaltenen Fortfall der genannten und anderer Ausnahmevorſchriften einzutreten.(Lachen links). Abg. Müller⸗Franken(Soz.) Vorſchriften auf; unſere grund⸗ insbeſondere für den von uns für: hielt hierauf dem Grafen Weſtarp vor, er habe eine ſehr traurige Rolle zu ſpielen. Die abgegebene Erklärung get nur ein ſchlecht geſchriebener Ent e Deutſchnationalen ſtützten unter Führung von Deigt und Keudell am Kyffhäuſer die Republik, während gleichzeitig Entſchuldigungszettel. Die Wilhelm 2. ſich in Doorn den Bart durch den Tiſch wach⸗ (Heiterkeit). Abg. S örnle(K.) a erklärte, es ſei bezeichnend, daß der Kronprinz ſchon längſ. in Oels reſidiere. Eine bedeutſame Perſönlichkejt des Kaiſerhauſes ſei alſo ſchon zurückgekehrt. Damit ſchloß die Ausſprache. In namentlicher Schlußabſtimmung würde die Vor lage mit 323 gegen 41 Stimmen der Nommu⸗ niſten, Völkiſchen, Nationalſozialiſten und Deutſch⸗ Hannoveraner angenommen. Der Präſident ſtellte feſt, daß das Geſetz mit verfaſſungsmä⸗ ßiger Zweidrittelmehrheit angenommen iſt. Es folgt die dritte Beratung des Geſetzentwurfes über den ſen laſſen könnte. f S g ee, Schutz der Jugend bei Luſtbarkeiten. Die Regierungsparteien beantragten hierzu einige Ergän⸗ zungen dahingehend, daß von jeder Anordnung dem zu⸗ ſtändigen Jugendamt Kenntnis zu geben iſt, daß ſerner ge⸗ gen eine ſolche Anordnung und gegen einen Antrag des Jugendamtes durch eine Verfügung die Beſchwerde zuläſ⸗ ſig und daß jede feſtgeſtellte Uebertretung des Geſetzes den: Jugendamt zu melden iſt. Ferner beantragte die Deutſche Volkspartei. die Frage der Beſchäftigung bei Vichtſpielauf⸗ nahmen aus dem HGoeſetz zu ſtreichen. 327 Abg. Seydewitz(S.) begründete ſodann die ſozial⸗ demokratiſchen Anträge, die erneut die Muß⸗Vorſchriften der Vorlage in Kann⸗Vorſchriften umwandeln wollen, die die Beſchäftigung gleichfalls ſtreichen und tünſtleriſche und wiſſenſchaftliche Veranſtaltungen von den Beſtimmun⸗ gen des Geſetzes ausdrücklich ausſchließen wollen. Weiter wurde die Einrichtung einer Beſchwerdeſtelle beim Neichs⸗ miniſterium des Innern beantragt. Reichsinnenminiſter von Keudel! wies darauf hin, daß es ſich nur um eine Ergänzung des Jugendwohlfahrisgeſetzes durch ſtrafrechtliche Begrenzung der polizeilichen efuaniſſe handele. die bis ber ſchon be⸗ ä „7n77PFPFPbbpbcffff f ſ0T00T0bT0TTTTTTTTTTTTTTTTTTTTT .—— unden. Der Schutz ber pouuſchen und tunſrleriſchen Wer anſtaltungen ſei durch den Wortlaut des Geſetzes gewähr leiſtet. Eine Beſchwerdeſtelle beim Reichsinnenminiſteriun ſei techniſch unmöglich. Die notwendige Einheiklichkei werde durch die Verhandlungen mit den Ländern über di Ausführungsbeſtimmungen gewahrt werden. Ihre Beden ken gegen die Beſchäftigung bei Filmaufnahmen hat di Regierung fallen laſſen. ö Abg., Brodauf(Dem.) betonte, daß die neuen An träge der Regierungsparteien dieſelben ſeien, die bei den zweiten Leſung als demokratiſche Anträge abgelehn wurden. ö Die Vorlage wurde darauf mit den Anträgen der Re gierungsparteien und der Deutſchen Volkspartei ange nommen, ebenſo die Abſchlußbeſtimmung gege die Stimmen der Demokraten, Sozialdemokraten und Kom muniſten. Es folgte die Beratung der Anträge und Interpella tionen der Kommuniſten und Sozialdemokraten zur Kri ſenfürſorge. Abg. Räde!(Komm.) begründete ein Antrag ſeine! Fraktion, die Geſetzesbeſtimmung zu ſtreichen, daß für ein zelne Bezirke und Berufe die Kriſenfürſorge aufgehoben werden kann. Die Anträge zur Beſoldungsreform der Be, amten wurden ohne Ausſprache dem Haushaltsausſchuf überwieſen. Das Haus vertagte ſich dann auf morgen nachmittag 3 Uhr. 9 4 5* Die deulſch⸗polniſchen Beziehungen. Vor Vernichtung des ee 1e Nachdem jetzt die grundſätzliche Auseinanderſetzung im Reichskabinett, welche die notwendige Klarheit über die künftig zu verfolgende Linie der deutſchen Handelspolitil bringen ſoll, ſo weit durchgeführt iſt, als Polen in Frage kommt, ſollte eigentlich einer Wiederaufnahme der Han⸗ delsvertragsverhandlungen nichts mehr im Wege ſtehen. Tatfächlich müßte es auch zu erreichen ſein, daß die Beſpre⸗ chungen binnen kürzeſter Friſt zu Ende geführt werden, nachdem die zur Entſcheidung ſtehenden Dinge längſt in allen Einzelheiten mehrmals beſprochen worden ſind. Hier- bei iſt allerdings die große Vorausſetzung die, daß nunmehr auch Polen erkennen läßt, daß ihm an einer Beſchleunigung und wirklich ſachlichen Durchführung der Verhandlungen mit dem Ziele des Abſchluſſes eines Handelsvertrages gelegen iſt, doch ſcheint dieſe Hoff⸗ 5 a . rat die„Intereſſen“ der Balkanſtaaten wahren ſolle, ſo in letzter Zeit wieder allerlei Maßnahmen getroffen hat, nung mehr wie trügeriſch zu ſein, nachdem Polen welche vielfach geradezu brutale Eingriffe in die Rechte des Deutſchtums in und damit auch das Verhältnis zwiſchen Deutſchland und Polen aufs ſchwerſte gefährden. — An erſter Stelle iſt hier das geradezu ungeheuerlich. [Geſetz zu nennen, durch welches die polniſchen Wofewoden ihnen nicht„genehme“ Gemeindevertretungen auflöſen kön⸗ nen. Das heißt alſo, wenn ſie eine deutſche [Mehrheit aufweiſen! Immer wieder muß ferner auf die aufreizende Art hingewieſen werden, in der ſich Polen über den Genfer Schiedsspruch in der Schulfrage hinwegſetzt, ja ihn geradezu mit Füßen tritt, indem die polniſchen Behörden, als wenn er über⸗ haupt nicht vorhanden wäre, die deutſchen Eltern drangſalieren, um ſie mürbe zu machen und dazu zu, bringen, daß ſie ihre Kinder polniſchen Schulen ausliefern. Das Tollſte aber— weil es ſich hier um eine unzweifel⸗ hafte Folge dieſer Politik handelt— ſind doch wohl die Ausſchreitungen polniſcher Nationaliſten, die am. vergangenen Sonntag bei den Nachwahlen zur Ge— meindevertretung in der oſtoberſchleſiſchen Stadt Rybnik die dortige deutſche Bevölkerung in der fürchterlichſten Wei⸗ ſe terroriſierten. Zu 40 und 50 zogen ſie durch die Stadt ſchlugen deutſche Zettelverteiler und deut⸗ U che Kirchgänger nieder und verletzten ſie zum Teil ſo ſchwer, daß 50 Perſonen zum Teil die ſchwer—⸗ ſten Knochenbrüche und innere Verletzungen erlitten. Telegraphiſche Schreckensrufe und Bit⸗ ten um Schutz wurden, wie berichtet wird, ſowohl von dem polniſchen Landrat, wie von den Wojewoden nicht beantwortet. Das Ergebnis? Eine polniſche „Siegesmeldung“ von dem Rückgang der deutſchen Stim— men um 800 und einer großen polniſchen Gemeindemehr⸗ heit! Und weil nach polniſcher Anſicht die nationaliſtiſche Knüppeltaktik zur Sicherung dieſes Ergebniſſes allein nicht ausreichte, ſo machte man eine deutſche Kontrotle 1 lung unmöglich, indem man die deutſchen Beiſitzer vertrieb. Um das Bild zu runden: wie⸗ der iſt eine große Anzahl Deutſcher auf der Flucht bor den Totſchlägern und Knüppeln der pol⸗ niſchen Nationaliſten über die Grenze ins Reichsgebiet ge⸗ kommen Solche Zuſtände bedeuten einen Schlag ins Ge⸗ ſicht Europas, und man muß erwarten, daß die volniſche Regierung das ihrige zur Beſeitigung tut. Das letzte deutſche Angebot vor Abbruch der Handelsvertengs⸗ berhandlungen war außerordentlich entgegen⸗ lommend, aber ſchließlich beanſpruchen die deutſchen In⸗ kereſſen auch einen angemeſſenen Schutz. Es iſt eine fal⸗ ſche Behauptung geweſen, daß die Schuld an dem Abbruch allein auf deutſcher Seite zu ſuchen geweſen ſei. Im Gegenteil. And jedenfalls hat Polen lein geringeres Intereſſe an einem Handelsvertrag als wir. Es möge ſich demgemäß verhalten. Die ſterbende Kleine Entente. Folgerungen aus der Joachimsthaler Konferenz. M Wien, 17. Mai. gel ver Stimmzay rung wahreno der wahyhl⸗ Trotz der programmatiſchen Feſtſetzung der Ziele der Kleinen Entente auf der Konferenz von Joa⸗ himsthal läßt ſich nicht verkennen, daß die früher ein⸗ mal ohne Zweifel vorhanden geweſene Bedeutung die⸗ 5 Balkanbundes immer mehr rückſchrittlich ge⸗ eutet werden muß und daß weiterhin Jugoſlawien mehr und mehr der Einkreiſung durch Italien, Polen darſtellen hinter dem dann wieder England ſteht, verfällt. Daran äindert auch nichts mehr, daß die Tſchechoſlowakei bereit iſt, möglichſt eng mit Belgrad zuſammenzuarbeiten, doch kann auch dieſe Unterſtützung keine Hilf e mehr bringen, da die Bedeutung Prags in der internationalen Politik eine ſehr empfindliche Einbuße erlitten hat und kunmehr ſeinerſeits darauf angewieſen iſt, den An⸗ ſchluß im Konzert der Mächte nicht vollends zu ver⸗ ieren, wodurch dann der Ring der Feinde nur noch vergrö⸗ zert werden würde. Das bedeutet einerſeits, daß man u den Kreiſen der Kleinen Entente erkannt hat, daß man unter allen Umſtänden in Fühlung mit den tonange⸗ benden Mächten des Völkerbundes zu bleiben verurteilt iſt und wenn in der Joachimsthaler Zielfeſtſetzung darauf verwieſen wurde, daß die Tſchechoſlowakei im Völkerbunds⸗ iſt damit nur ausgedrückt, daß eben die eigene Kraft unzulänglich iſt und daß ſogar das Vertrauen in den eigenen Zuſammenhalt nicht ſehr groß erſcheinen konnte. Mit der Erkenntnis, daß man auch guf dem Balkan von den Großmächten abhän⸗ gig in, zieht man es daher vor, die Verantwortung für die teiſenden Entſcheidungen auch dieſen Großmächten zu lberlaſſen und da überdies noch die Gefahr beſteht, daz Rumänien, das Muſſolini wegen der italieniſchen An⸗ exlennung des Beßarabienabkommens zu Dank verpflichtet iſt. ſich nicht mit Schärfe und Nachdrücklichkeit gegen das gleichfalls mit Italien befreundete Ungarn zu wenden ver⸗ mag, ſo bleibt alles in allem feſtzuſtellen, daß die Joa⸗ chimsthaler Konferenz eine taube Nuß ge⸗ wurden ist, nachdem ihr Ergebnis nicht geeignet iſt, das Urteil über die augenblicklich mangelhafte Handlungs⸗ fähigleil der Kleinen Entente, ſelbſt für die Intereſſen des Heſamtbalkans, auch nur irgendwie zu beeinfluſſen. Vermiſchtes. 5 .Die Wichtigkeit der Muskeln. Man ſpricht von Muskelmenſchen und Gehirnmenſchen. Damit will mar die vorwiegend körperliche oder geiſtige Einſtellung einer Perſon kennzeichnen. Was die Menge hetrifft, nehmen die Muskeln einen hervorragenden Teil des menſch⸗ lichem Körpers ein. Sie machen bei einem ausgewachſe⸗ nen Menſchen faſt die Hälfte des ganzen Körpers aus. Wieviel wohl erſt bei einem berufsmäßigen Kraftmen⸗ ſchen, bei einem Breitenſträter oder Rudi Wagener? Verſchluckte Silben. Manche Leute ſcheinen einer derartigen Hunger zu haben. daß ſie beim Sprechen die Endſilben der Worte verſchlucken. Erſtens klingt das nicht ſchün und zweitens gibt es häufig dadurch ſprach⸗ liche Mißverſtändniſſe. Wenn beiſpielsweiſe jemand ſagt: „Du ſpeiſt“, ſo wein man nicht. uh dar andere. von Nen Vom Glück vergeſſen. Noman von Fr. Lehne. 54. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Wie betäubt lehnte Gwendoline am Geländer der Treppe und ließ geduldig die verbiſſenen Wutausbrüche der Kommerzienrätin über ſich ergehen— gewann ſie da⸗ durch doch eine Minute Zeit, ehe ſie Hanna das Schreckliche ſagen mußte! Sie hatte immer Mut gehabt und war dem Unange⸗ nehmen im Leben nicht feige ausgewichen— war ihm ſunerſchrocken entgegengetreten— aber das, was ihr jetzt bevorſtand, ließ ſie doch erbeben— der Jammer! Das Herz zerriß es ihr, wenn ſie daran dachte! „Ich muß nun meine Gäſte benachrichtigen! O, o— meine Nerven, mein armer Kopf!“ Frau Likowski legte die Hände gegen die Schläfen und ſtöhnte tief auf; der Zorn hatte ſie ſchreckenerregend verändert. Ihre Augen ſprühten giftige, haßerfüllte Blicke nach dem blaſſen, trau⸗ rigen Mädchen, das leiſe ſagte:„Blanka iſt wohl bereits dabei, in dem Sinne, daß Malte ein Unfall zugeſtoßen iſt.“ „Es glaubt mir ja doch niemand,“ jammerte die andere. „Doch nur für heute, für jetzt, wegen Hanna! Alles andere iſt Nebenſache! Nur: Hanna darf keinen Schaden an ihrer Geſundheit erleiden,“ bat Gwendoline. Und dann war ſie drinnen bei Hanna, die, auf den Arm der Baronin Reinhardt geſtützt, wartend daſtand. „Ich bringe Nachricht, Liebſte!“ ſagte ſie mit nieder⸗ geſchlagenen Augen. Sie konnte Hannas forſchenden Blick nicht ertragen. „Faſſe dich, Hanna, ſei ſtandhaft— Malte kann heute und morgen nicht kommen.— Auf der Fahrt— hierher hat er— einen— Automobilunfall erlitten— er liegt— im chirurgiſchen Spital— ein Beinbruch— ſoeben erſt — kam Nachricht—— man—“ wie ſchwer die Lüge ihr g e zugeſprungen und ſtarrte mit angſtvollen, von den 10 glitt! Sie konnte nicht vollenden. Hanna war auf entſetten Augen in das Geſicht der Sprecherin. 1 — er ſpricht, ausſpuar over eine Speiſe genleßr. und wenn man ſagt„du hauſt“, ſo bleibt es immer noch zwei⸗ felhaft, ob der andere irgend jemanden verprügelt oder irgendwo wohnt. Selbſtverſtändlich wird das Miß⸗ verſtändnis in der Praxis niemals ſo kraß zum Vorſchein kommen, immerhin iſt es aher beſſer, man ſchändet ſeine Mutterſprache nicht durch Verſtümmelung und ſpricht die ae auch richtig aus:„du ſpeiſeſt“,„du haufeſt“. Das Hungertuch.„Am Hungertuche nagen“ iſt eine alte deutſche Redensart. Sie kommt von einem alten Fa⸗ ſtenbrauche her. Zur Faſtenzeit hängte man ein Tuch ate Altar, zum Zeſchen, daß jetzt gehungert werden ſe. AZucdker als Medizin. Es gab tatſächlich eine Zeit, in der der Zucker überhaupt nur als Medizin verwandt wurde. Das war kurz nach ſeiner Einführung in Europa. Er war koſtbar und teuer, und nur die Aerzte wußten leinen Wert zu ſchätzen. Exſt ſpäter wurde der Zucker zum allgemein verbreiteten Nahrungsmittel. Kleintierzucht. Ueber Geflügeltuberkuloſe. i(Nachdruck verboten.) Ju den letzten Jahren iſt allgemein die Beobachtung gemacht worden, daß die Geflügeltuberkuloſe an Aus⸗ breitung ſehr erheblich zugenommen hat. Während früher in den wiſſenſchaftlichen Inſtituten, die ſich mit der Er⸗ forſchung dieſer Seuche befaſſen, unter den obduzierten Hühnern 3,5 bis 11,1 Prozent mit Tuberkuloſe behaftet gefunden wurden, hat ſich der Prozentſatz der erkrankten Tiere in der Nachkriegszeit ganz erheblich erhöht. So hat man z. B. in der Provinz Sachſen Ortſchaften gefun⸗ den, in denen 40 bis 75 Prozent der Gehöfte mit Ge⸗ flügeltuberkuloſe befallen waren. Die Einſchleppung der Seuche erfolgt gewöhnlich durch den Zukauf kranker Tiere. Die Ausbreitung wird durch dauernde Stallhaltung in den Wintermonaten, durch Uebervölkerung der Ställe, durch Inzucht, durch mangelhafte Fütterung und unhygie⸗ niſche Anterkunftsräume in hohem Maße gefördert. Wie kürzlich von Räbiger nachgewieſen wurde, unterliegt es keinem Zweifel, daß die Geflügeltuberkuloſe auf Säuge⸗ tiere und auch auf den Menſchen übertragen werden kann. Ein außerordentlich wertvolles Verfahren zur frühzei⸗ ligen Erkennung der Krankheit beſitzen wir in der Tu⸗ berkuliniſierung, deren ſachgemäße Ausführung und Be⸗ urteilung nur durch einen Tierarzt vorgenommen werden kann. Als ſehr wirkungsvoll hat ſich auch nach neueſten Anterſuchungen die Impfung der auf Grund der Tuber⸗ kulinprobe als geſund erkannten Hühner mit Kaltblütertu⸗ berkelbazillen nach der Friedmann⸗Methode erwieſen. Es gelang mit Hilfe dieſer Methode, die Seuche nach der Impfung und nach Ausführung der Stalldesinfektion zum Stehen zu bringen. Hierbei wurde auch von neuem feſtge⸗ ſtellt, daß ſowohl die Tuberkuliniſierung als auch die Impfung mit Kaltblütertuberkelbazillen ohne den ge⸗ ringſten Einfluß auf das Befinden der Geflügelſtücke blei⸗ ſtor und weder die Legetätigkeit noch das Brutgeſchäft ören. Tierarzt Dr. H. Schroeder, Berlin. Aus Heſſen. Darmſtadt.(Unfall auf der Grube Meſſel.) Ein ſchwerer Unglücksfall ereignete ſich auf der Grube Meſſel. Der verheiratete Arbeiter Andreas Abt aus Dieburg war mit dem Entleeren eines Kippwagens heißer Aſche beſchäftigt, als ſich plötzlich eine Stichflamme, die durch Oelreſte und angeſammelte Gaſe entfacht wurde, bildete, wodurch Abt ſchwere Brandwunden am ganzen Oberkörper erlitt. Er wurde in bedenklichem Zuſtande in das hieſige Krankenhaus eingeliefert. Darmſtadt.(Für die Rheinbrücke bei Oppen⸗ heim und Nierſtein.) Die heſſiſche Induſtrie- und und Handelskammer hat auf ihrer vierten in Groß⸗ Gerau abgehaltenen Jahresſitzung eine Entſchließung an⸗ genommen, in der die Zuſammenfaſſung der Groß⸗Gerauer Bahnanlagen in einen einzigen Bahnhof empfohlen wird, die ſtärkere Belegung der Eiſenbahnſtrecke Darmſtadt— Mainz und Frankfurt—Ludwigshaſen den maßgebenden Behörden nahegelegt, den Ausbau des Straßennetzes im Kreiſe Groß⸗Gerau beſonderer Fürſorge der heſſiſchen Behörden empfiehlt und dem vielfach erörterten Profckt einer feſten Rheinbrücke bei Oppenheim und Nierſtein das Wort redet, damit die heſſiſchen Lande rechts und links des Rheins noch enger als bisher perhunden mürdon „Malte hat—— Malte kommt nicht,“ flüſterte ſie; dann lauter:„Malte— kommt— nicht—“ Sie ſchüttelte Gwendoline an beiden Oberarmen,„ſo ſage mir doch—“ und dann ſchrie ſie wild und gellend auf —„du haſt mir nicht die Waͤhrheit geſagt! Willſt mich mitleidig ſchonen—— Malte kommt überhaupt nicht— es iſt nicht wahr mit dem Unfall—“ Stumm ſtand Gwendoline bei dieſem erſchütternden Ausbruch des Schmerzes. Wenn Hanna die Wahrheit erraten hatte, um ſo beſſer. „Du ſagſt nichts? Warum widerſprichſt du mir nicht?“ Sie drückte die Hände aufs Herz. „Malte, Malte,“ wimmerte ſie. Mit einer ergreifenden Gebärde nahm ſie dann den Myrtenkranz aus dem Haar, betrachtete ihn mit einem herzzerreißenden Blick und Lächeln und legte ihn ſtill auf den Tiſch. Dann zog ſie den glatten Reif vom Finger, der ſeinen Platz neben dem Kranze fand. Tief, tief ſeufzte ſie auf. Maltes Mutter war auf einen Stuhl geſunken, das Geſicht in den Händen verbergend. 9 Gwendoline nahm die unglückliche Braut feſt in ihre Arme.„Mein liebes, liebes Hannchen!“ Hanna machte ſich los. „Laſſe mich, Gwendoline! Ich weiß jetzt alles. Ganz klar iſt es mir: 105 bin verſchmäht! Ich wollte glücklich werden, und nun hat mich das Glück doch vergeſſen!“ Sie fand keine Tränen. Ihr Geſicht war wie zu Stein erſtarrt. Langſam begann ſie ſich auch ihres Brautſchleiers zu entledigen. Gwendoline wollte ihr helfen. „Geht nur alle, Rest Ich brauche euch nicht! Se geht doch!“ ſetzte ſie heftig, beinahe ſchreiend, hinzu. Aber ſie brauchte doch e denn ihre Geſtalt be⸗ gann bedenklich zu ſchwanken, und wenn Gwendoline ſie nicht gehalten, wäre ſie jetzt gefallen. Kurz entſchloſſen nahm ſie die ſchwache Geſtalt auf ihre 1 kräftigen Arme und trug ſie ins Schlafzimmer. Die oſtbare lange 75 ringelte ſich am Boden hinterher. Und dann kam, was Gwendoline ſchon mehr als ein⸗ mal bei Hanna durchgemacht: in beängſtigend ſchwerer Weiſe trat ein Herzkrampf ein. Das Telephon wurde in Bewegung geſetzt. Der Arzt kam— es roch nach Baldrian, nach Kampfer, und eine ſchwere Stille lag lähmend in dem Hauſe, in dem kurz vorher noch fröhliches Leben geherrſcht. Gwendoline war bei Hanna geblieben. In fluchtartiger Eile hatte die Baronin Reinhardt das Haus verlaſſen. Die Kommerzienrätin lag in einkrämpfen, unfähig zum Denken und Handeln. Blanka lief zwecklos umher, die Dienerſchaft, die in Gruppen zuſammenſtand und tuſchelte, auseinanderſcheuchend. Die ganze Nacht ſaß Gwendoline mit einer Pflegerin an Hannas Lager. Sie hatte ſich nicht Zeit genommen. das Kleid zu wechſeln. Sie bewachte den tiefen, toten⸗ 0 Schlummer der Leidenden, keine Regung, kein imperzucken entging ihr. Die Schuld des Bruders gegen dieſes gütige, zarte Weſen drückte ſie beinahe zu Boden; unbedenklich hätte ſie ihr Leben ae e wenn ſie dadurch der armen Hanna das erträumte Glück wirklich hätte verſchaffen können. Und die Mutter! Mit 0 und Teilnahme dachte ſie an die arme, ſchwergeprüfte Frau Ihr Platz wäre wohl jetzt bei der Mutter geweſen— doch hier war ſie noch nötiger. Und ſie hätte wohl auch nicht die richtigen Troſtesworte in dieſem Fall gefunden! Würde die Mutter wohl dieſen Streich des abgöttiſch geliebten Sohnes vergeben können? Gwendoline zweifelte nicht daran. Ein Mutterherz findet immer neue Entſchul⸗ digungen; das vergibt jede Kränkung und Schuld— und liebt dann noch heißer, ſchmerzlicher. Sie aber konnte das nicht— für ſie war der Pruder tot! Vielleicht te er auch ihr— der vernichtet! Mußte Axel Kronau nicht die einer ſolchen Familie verſchmähen? f 5 Der Morgen dämmerte heran und das Leben im Hauſe erwachte allmählich. a nete es; eintönig klang das aufſchlagenden Regens auf die Fenſterbleche. emeinſchaft mit weſter— Glüt Der Sturm 55 n e de J Mainz. 1 n ice ind eh Ein dreijähriger ob. ufſicht auf der Straße befand, In dem benachbarten Roſenthal wurde bei einer Sport⸗ veranſtaltung des„Arbeiterſportverein“ der Steinſetzer⸗ Knabe, der ſich ohne N geriet in der Wallauſtraße unter ein Laſtauto. Durch raſches Bremſen des Wagens wurde verhütet, daß das Kind, das direkt vor den Rädern lag, überfahren wurde. Paſſanten nahmen ſich des Knaben an und brachten ihn zu einem in der Nähe wohnenden Arzt, der nur eine leichte Fußverletzung feſtſtellte. Weiſenau.(Zuſammenſtoß.) An der Endſtation der Elektriſchen Straßenbahn fand zwiſchen einem Auto zund einer Radfahrerin ein Zuſammenſtoß ſtatt. Die Rad⸗ fahrerin wurde vom Rad geſchleudert, am Kopf und im Geſicht ſo verletzt, daß ſie ärztliche Hilfe in Anspruch neh⸗ men mußte. Mittels Auto wurde ſie nach ihrer Wohnung verbracht. Das Auto fuhr weiter, ohne ſich um ſein Op⸗ 100 10 kümmern. Die Nummer desſelben wurde feſt⸗ geſtellt. Bingen.(Gegen die Schließung der Him⸗ mels bacherwerke.) Der Kreisausſchuß des Kreiſes Bingen faßte in ſeiner jüngſten Sitzung folgende Ent⸗ ſchließung: Der Kreisausſchuß nimmt Kenntnis von den Schritten, die vom Kreisamt unternommen wurden, um der drohenden Schließung des Gaulsheimer Werkes der e Gebr. Himmelsbach A.⸗G. vorzubeugen. Der Kreisausſchuß billigte die Stellungnahme des Kreisamtes und richtet auch ſeinerſeits an die Regierung die dringende Bitte, alles zu tun, um der Arbeiterſchaft des Gauls⸗ heimer Werkes die Arbeitsmöglichleit zu erhalten und dadurch das Wirtſchaftsleben des beſetzten Gebietes vor einer neuen ſchweren Erſchütterung zu bewahren. Jugenheim.(Autounfall.) Auf der abſchüſſigen Straße Ober⸗Hilbersheim— Jugenheim verſagte an einem ſchweren Laſtauto die Bremſe, ſo daß der Wagen in voller Heſchwindigkeit die Straße hinunterſauſte. Beim Aus⸗ weichen vor einem Fuhrwerk konnte der Führer in einer engen Straße die Kurve nicht nehmen. Der Wagen rannte mit aller Wucht gegen ein Haus. Der Führer ſprang noch rechtzeitig ab, während der Begleitmann be⸗ reits vorher abgeſprungen war, wobei er ſich leichte Ver⸗ letzungen zuzog. Infolge des ſtarken Anpralles wurde das Haus wie auch das Auto ſtark beſchädigt. 5 Ober⸗Olm.(Schwere Unglücksfälle.) Beim Pflügen ſeines Weinberges ging einem Landwirt die Pflugſcharte in den linken Fuß. Sie ſchnitt ihm die beiden Zehe beinahe ganz ab. Bei dem vom hierigen Radfahrer⸗ verein veranſtalteten Radrennen kam ein daran Beteilig⸗ ter kurz nach dem Start zu Fall und fiel ſo unglücklich, daß er ſich an Arm, Bein, Hand und Geſicht ſchwere Verletzungen zuzog. 5 Horchheim.(Tödlich verunglückt.) Einem be⸗ dauerlichen Unglücksfall iſt in Oberlahnſtein ein hier be⸗ ſchäftigter auswärtiger Arbeiter zum Opfer gefallen. Beim Kamin⸗Neubau ſtürzte der Ausleger, welcher den Laſten⸗ aufzug trägt, aus etwa 25 Meter Höhe herab and er⸗ ſchlug einen Arbeiter von hier. Der Bedauernswerte war ſofort tot. Wie der Unfall entſtanden iſt, dürfte die eingeleitete Unterſuchung ergeben. Rothemann.(Vier Scheunen und drei Wohn⸗ häuſer abgebrannt.) In der erſt kürzlich erbauten Scheune des Ferdinand Klug brach ein Brand aus, der bei dem ſtarken Wind ſchnell auf die Nachbargebäude über⸗ griff. Im ganzen fielen dem Brand vier Scheunen und drei Wohnhäuſer zum Opfer. Die Entſtehungsurſache iſt moch nicht geklärt. Heſſiſcher Landtag. Fortgang der Einzelberatung zum Staatshaushalt. O Darmſtadt, 17. Mai. Der Landtag ſetzte heute die Einzelberatung zum Staatshaushalt bei Kapitel 1(Forſtgüter) fort, wozu Landesforſtmeiſter Heſſe über die in der Debatte aufgewor⸗ fenen Fragen Bericht erſtattete. Er ſtellte feſt, daß ſich die Verſtaatlichung der geſamten Forſtverwaltung gut bewährt habe. Der Forderung, die Beiträge der Gemein⸗ den herabzuſetzen, trat der Regierungsvertreter entgegen und bat den Landtag, die ſeitherige Regelung betzube⸗ halten. In, der Abſtimmung wurde dann Kapitel 1 an⸗ genommen, worauf bei Kapitel 2(Siedlungsweſen) vom Landbund eine ſtärkere Siedlung im Lande gefordert und vor der Oſtſiedlung gewarnt wurde, während das Zentrum den Standpunkt vertrat, daß auch zur Förderung der Oſt⸗ ſiedlung Staatsbeiträge zur Verfügung geſtellt werden müßten. Sodann wurde Kapitel 2 unverändert angenom⸗ men, ebenſo Kapitel 3(Kameralgüter). Zu Kapitel 4 (Weingüter) forderte die Sozialdemokratie eine beſſere Fürſorge für die Weinbergarbeiter, worauf auch dieſes Ka⸗ pite! Annahme fand. Sodann fand noch Kapitel 5 (Braunkohlenwerk, Kraftwerk Wölfersheim), ſowie der Reſt der Hauptabteilung Estaatsgüter Annahme. worauf dann die Abteilung„Landtag“ ohne Debatte genehmigt wurde. Damit war die Tagesordnung erſchöpft und der Landtag vertagte ſich auf morgen vormittag 9 Uhr. Aus Nah und Fern. „„ Limburg a. d. L.(Beſtätigtes Todesur⸗ 0.) Die Reviſion des Mörders Nobert Krämer aus A0 im Oberweſterwald gegen das vom Schwurgerich“ Reſcpurg wider ihn ergangene Todesurteil, wurde vo., eichsgericht verworfen. Krämer hatte bekangtlich im 1 Braut, die Anna Benner aus * en 0 joſa bi öhn⸗ Aas g ede ienburg auf einer Wieſe bei Höhn Kleine Chronik. Tragiſcher Autozuſammenſtoß in Oeſterreich. In Unterſchneefeld ſtieß das Auto des Fabrikanten Häſch aus Dresden mit einem aus Innsbruck kommenden Kragken⸗ auto zuſammen. Die Inſaſſen beider Wagen erlitten ernſte Verletzungen. In dem Krankenauto hefand ſich eine Frau. die wegen eines Beinbruchs aus der Klinik kam; nun wurde das geſunde Bein auch 5 1 9 . Tödlicher Anfall bei einer Autotonrenfahrt. Bei der zweiten Etappe der Tourenfahrt des Oeſterreichichſchen Touringklubs kam unweit von Prägarten ein großer ſechszylindriger Auſtro⸗Daimler⸗Wagen ins Schleudern, stürzte über die Böſchung und überſchlug ſich. Die oh. rige Gattin des Ingenieurs Biro kam unter den Wagen zu liegen und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie nach wenigen Stunden 11 1 45 het Pore * Grubenkataſtrophe in ten. Au ö. Prube in Karwin 9 60 0 12 Bergleute verſchüttet. Bis⸗ —— 2 1 wurden zwei Bergarbeiter in ſchwer vellebien Zu⸗ g 1 Naſtenburg,(Durch einen Borhiebegetötet,) lehrling Schönholz beim Boxen durch einen Schlag in die Herzgrube getötet. Friedenshütte.(Ein Hochofen in die Luft ge⸗ flogen.) Anter gewaltiger Detonation flog einer der größten Hochöfen der Friedenshütte in die Luft. Glück⸗ licherweiſe erfolgte die Exploſion, deren Urſache bisher nicht bekannt iſt, während einer Arbeitspauſe, ſodaß keine Opfer an Menſchenleben zu beklagen ſind. Drei Arbeiter oerl!“ e lichte Verletzungen. — Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 18. Mai. „ Aeber die Nordſeeländer zieht ein Teiltief in öſt⸗ licher Richtung, auf deſſen Südſeite Warmluft nach dem Feſtlande vordringt. Da in Südweſtßen ebenfalls tiefer Druck liegt, behalten wir die Luftzufuhr aus ſüdlichen Breiten. Vorausſichtliche nerstag: gung. ichtliche Witterung bis Don⸗ Zeitweiſe heiter, warm mit Gewitternei⸗ — Fachſchüler und Erwerbsloſenfürſorge. Der Reichs⸗ arbeitsminiſter hat in einem Beſcheide neuerdings her⸗ vorgehoben, daß den Empfängern von Erwerbsloſenunter⸗ ſtützung nicht verwehrt werden kann, in ihrer freien Zeit eine unentgeltliche Beſchäftigung auszuüben, z. B. an dem Lehrgang einer Fachſchule teilzunehmen. Es wird in der Regel nur begrüßt werden können, wenn der Erwerbsloſe die Zeit ſeiner unfreiwilligen Muße in dieſer Weiſe ver⸗ wendet. Er kann jedoch eine Arbeit, die ihm nachgewieſen wird, nicht deshalb ablehnen, weil ſie ihn an ſeinem Stu⸗ dium hindert. Tut er das ſo muß er aus der Erwerbs⸗ loſenfürſorge ausſcheiden. — Das Schisſal der unbeſtellbaren Briefe. Auf jeder der vielen Poſtanſtalten des Deutſchen Reiches kommt täglich eine mehr oder minder große Anzahl von Poſt⸗ ſachen an, die unbeſtellbar ſind. Insbeſondere die Zahl der unbeſtellbaren Briefe iſt ungeheuer groß. Sie wer⸗ den den bei den Poſtämtern für dieſen Zwo; beſtehen⸗ den Dienſtſtellen zugeleitet. Zwei Beamte offnen hier unter Wahrung des Briefgeheimniſſes die unbeſtellbaren Briefe und Drucksachen, um den Abſender zu ermitteln. Iſt der Abſender nicht zu ermitteln, ſo bleiben die Briefe ein Vierteljahr lang bei der betreffenden Die itſtelle lie⸗ gen. Briefe, die Zeugniſſe oder Urkunden enthalten, müſſen ſogar ein volles Jahr liegen bleiben, aber dann fallen auch ſie der Vernichtung zum Opfer. Nie ſoll man darum vergeſſen, auf Briefe den Abſender zu ſchreiben oder zu ſtempeln. — Perſuchsballone. Vom 17. bis 21. Mai, ſowie von 13. bis 18. Juli d. J. ſteigen an vielen Orten Europas, duch in Deulſchland, zu wiſſenſchaftlichen Zwecken unbe⸗ nannte Verſuchsballone auf. Der Finder eines ſolchey vird gebeten, ihn ſamt den darin befindlichen Selbſt⸗ chreibegerät ſorgfältig zu behandeln und nach der am Ballon oder Gerät befindlichen Anleitung zu verfahren. Es wird betont. daß mit Rückſicht auf die Gegenſeitig⸗ zeit auch ausländiſche Ballone geradeſo zu behandeln ind wie die deutſchen. In der Regel zahlt die den Bal⸗ jon entſendende meteorologiſche Anſtalt dem Finder eine ingemeſſene Belohnung. Die Ballone ſind mit leicht drennbaren Waſſerſtoff gefüllt, daher iſt Vorſicht geboten. In Zweifelsfällen wende man ſich an die nächſte Orts⸗ bolizeibehörde. — Viftige Blumen. All die Majenpracht der duften⸗ den bunten Blumen und des friſchen Grüns an Bäumen und Sträuchern, die unſere Sinne ſo ſehr erfteut, birge auch manch ernſthafte Gefahr in ſich. Viele Blätter, Blü⸗ ten und Knoſpen bergen geſundheitsſchädliche, ja giftige Stoffe. Deswegen ſoll man ſie auch nie aus Spielerei in den Mund nehmen. Beſonders Kinder tun das häufig. Es muß ihnen ſtreng unterſagt werden, denn Krankhein und Tod ſind nicht ſelten die Folge ſolcher Unvorſichtig— leiten. — Brflefaufſchriften. Die wiederholten Hinweiſe, daf es ſich empfiehlt, auf Briefſendungen nach Ländern, wo die deutſchen Schriftzeichen nicht geleſen werden können, die Anſchriften in der Sprache des Beſtimmungslandes oder wenigſtens mit lateiniſchen Buchſtaben zu ſchreiben, finden immer noch nicht die nötige Beachtung. Es wird daher nochmals— zum Vorteil ſowohl der Abſender als auch dir Empfänger— dringend geraten, bei Sendungen nach Ländern, wo die deutſche Sprache und Schrift wenig oder garnicht gebräuchlich iſt, in der Anſchrift die Sprache des Beſtimmungslandes oder eine andere dort bekannte Sprache anzuwenden, mindeſtens aber die Anſchrift mit lateiniſchen Buchſtaben zu ſchreiben, die Sendungen laufen ſonſt Gefahr, unrichtigen Empfängern ausgehändigt oder als unzuſtellbar behandelt zu werden. — Benutzt mehr die Luftpoſt! Die Oberpoſtdirektion ſchreibt: Die Luftpoſt wird immer noch nicht in dem Umfange benutzt, wie es bei einem ſo vorzüglichen Ver— kehrsmittel, das erheblich ſchneller iſt. wie die Eiſenbahn, erwartet werden ſollte. Die Flugzuſchläge ſind niedrig: ſie betragen für Poſtkarien und für Briefe bis 20 Hromm nach dem Inland 10 Pfennig, nach dem europäiſchen Aus⸗ land ohne Rußland 20 Pfennig. Mairegen. „Wenn es doch nur bald regnen wollte!“ Wie oft hat man dieſe oder jene Redewendungen in den letzten Wo— chen aus dem Munde des Landmannes vernommen. Was der April zuviel an Regen gebracht hatte, brachten, abgeſe— hen von einzelnen gebirgigen Landſtrichen in der Pfalz, in Baden und in Württemberg, wo Umpetter tobten, die erſten Wochen im Monat Mai zu wenig. Schnell wird daher der Erdboden ausgedörrt und die den Beeten anvertrauten Sämereien wollten und wollten weder kei⸗ men noch aufgehen. Man mußte ſchon tüchtig mit der Gießkanne ſprengen, um wenigſtens die ausgeſetzten Kohl, und Salatpflänzchen nicht verwelken zu laſſen. Die dre Eisheiligen brachten traditionsgemäß einen Kälteeinbruch, den nunmehr ein zwar kühler, doch erquickender Landre⸗ gen abgelöſt hat. 5 Nun regnet es, wenn auch nicht in Strömen, mit Don⸗ ner, Blitz und Hagelſchlag, ſo doch im a Gerieſel, wie es der Natur am zweckzienlichſten iſt. Es iſt ein großes Glüd, daß es in dieſer Form regnet; denn durch die vor⸗ aufgegangenen heißen Tage iſt die Luft derart mit tigkeit überladen worden, daß euch Ein frischer, wurziger Wind net über die Felder. wie die grünen Saaten, in denen ſich bereits Krähe und Elſter verſtecken können. Im Garten purzelt der Spar⸗ gel aus ſeinen Beeten, daß man ſeine Freude daran hat. Der Regen wirkt wunder. Es grünt und blüht nicht nur alles mit neuer, lebensbeladener Kraft, nein, auch dem Ungeziefer, den Raupen auf den Bäumen vergeht die Luſt, das begonnene Zerſtörungswerk fortzuſetzen. 5 Wenn der Aufenthalt im Freien nun auch weniger angenehm geworden ſein mag, ſo müſſen wir doch mit gutem Humor die kleine Unannehmlichkeit mit in den Kauf zu nehmen verſtehen. Schaut euch nur den Bauer an, wie er vergnügt vor ſeiner Haustür ſteht und nach Weſten ſchaut. Dort geht die Sonne unter, doch nicht glühend in purpurner Röle, einen klaren wolkenloſen Tag verkündend, ſondern bleich und trübe verſinkt ſie weinend am Horizont.„Morgen gibt's Regen!“ ſpricht der Land⸗ mann, ſchmaucht ſein Pfeifchen und murmelt vor ſich hin: „Mairegen— Gedeihregen!“ —— » Mit dem Autobus von Viernheim zu den Heidelberger Schloßbeleuchtungen. Die Heidel⸗ berger Rundfahrt⸗ und Autobus verkehrsgeſellſchaft teilt uns mit, daß ſie auf Grund von Anregungen den Gedanken trage, zu den Heidelberger Schloßbeleuchtungen von Laden⸗ burg, Heddesheim und Viernheim Sonderwagen laufen zu laſſen. Die erſte dieſer Fahrten ſoll voraus⸗ ſichtlich am 26. Mai(Chriſti Himmelfahrt) zur erſten dies⸗ jährigen Schloßbeleuchtung ſtattfinden. Näheres wird, wenn die Fahrten zuſtandekommen, noch bekanntgegeben. * Wieder Ferkelmärkte in Mannheim. Wie aus geſtriger Bekanntmachung erſichtlich, finden ab morgen Donnerstag, den 19 Mai 1927 wieder Ferkelmärkte im Städt. Viehhof in Mannheim ſtatt. Die 24⸗Stundenzählung Es ſchlägt nicht nur 24, es ſchlägt auch 0 Uhr! Wenn auch die geſtrige Einführung der 24. Stunden⸗ zählung eine Vereinfachung bedeutet, ſo dürften doch etliche Hinweſſe zur Vermeidung von Mißverſtändniſſen am Platz ſein. Die neue Stundenzählung, die außer in England nun in ganz Europa durchgeführt wird, wird nicht nur von der Reichsbahn, ſondern auch von den meiſten Klein⸗ und Privatbahnen ſowie auch von der Heeresleitung dienſtlich angewandt, während ſich zu ihrer Uebernahme im allgemeinen Leben heute noch nichts vorausſagen läßt. Das von der Hauptverwaltung der Reichsbahn den Direktionen im Reich übergebene Muſter, das für die Bahnhofsuhren Gültigkeit hat, ſieht die Ziffern von 1— 12 in ſchwarzen arabiſchen Zeichen, die Ziffern von 13—24 in kleineren roten Ziffern innerhalb des 12⸗Stun⸗ den-⸗Kreiſes vor. Die Gelegenheit der Umänderung ſoll nach Anweiſung der Hauptverwaltung auch dazu benutzt werden, unklare Ziffernblätter, wie man ſie mit ver⸗ ſchnörkelten Zeichen auf manchen Bahnhöfen findet, zu ver⸗ beſſern. Eine Erläuterung des neuen Fahr⸗ planes iſt nur hinſichtlich der Mitternachtsſtunde er⸗ forderlich. Dieſe erfährt nämlich eine doppelte Benennung: 24 Uhr gilt für die Ankunft, 0 Uhr für die Abfahrtszeiten. Ein Zug, der z. B. 6 Minuten nach Mitternacht abgeht, iſt im neuen Fahrplan mit 0.06 Uhr bezeichnet. Eine öffentliche Kundgebung der heſſiſchen Gemeindebeamten. 15 Die Gewerkſchaft heſſiſcher Gemeindebeamten veranſtalte anläßlich ihres 7. Vertretertages, der am 21. und 22. Mai in Warms a. Rhein ſtattfindet, eine öffentliche Kundgebung über„Staatspoliuk und Beamtenſchaft“. Als Referenten ſind gewonnen der Geſchäfts führer des Reichsbundes der Kommunalbeamten und»Angeſtellten Deutſchlands, Herr Meurer Berlin und Herr Oberinſpektor Böhringer. Karlsruhe vom Verband der Gemeiadebeamten Badens. Bekanntlich hat die Gewerkſchaft heſfiſcher Gemeindebeamten der peſſi. ſchen Regierung und den politiſchen Parteien den Entwure eines heſſiſchen Gemeindebeamtengeſetzes vorgelegt, der die Rechtsverhältniſſe der heſſtſchen Gemeindebeamten wu geregelt wiſſen will. Zu der Kundgebung ſind u. a. dle Regterung, die Fraktionen des Landtags und die Preſſe eingeladen. Sport und Spiel. Sportvergg. Amkeitia— Spielvgg. Plankſtadt 2:0(1:0). Ein großer Kampf gehört der Vergangenheit an. Das A e Treſſeu um die Führung im Kreiſe Neckar und Unterbaden endete am vorgeſtrlgen Sonntage mit einem grandioſen Siege unſerer Sportvereinigung gegen Plankſtadt. Dadurch daß Hockenheim auf eigenem Gelände gegen Heidel⸗ berg verlor, hat ſich Viernheim unn entgüllig an die Spitze der Tabelle geſetzt und wird hoffentlich in den 2 noch 125 ſtehenden Spielen die Führung zu behaupten wiſſen. 5 a Spiel ſelbſt war bis in die letzten Minuten hinein 1 inteteſſant und relch an ſchönen Momenten beiderſeits, 1 aß die überaus große Zuſchauermaſſe voll und ganz 0 hre Rechnung kam. Kur; vor Schluß der 1. Halbzeit konnte Viernheim durch ein ſchönes Tor in Führung 3015* der zweiten Halbzeit wogt der Kampf auf und ab 1 10 der 20. Minute Gölz durchbricht, 2, 4, 5 Mann umſpie 1 und dann das Leder an Kiß 2 weitergibt, der durch 2 jen Schuß das 2. Tor erztelt. Hermit war das Spier ö kataſtr ghale Wolkenbrücht uns leicht hätten heimſuchen Fünnon. 1 eniſchteden. Im Vorſpiel ſiegte die 2. Mannſchaft 139 5 Hüttenfeld 7: 1.„„ 9