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Mittags 1 Uhr: Preisrichter-Sitzung i. Vereinslokal Z. Er. Laub. 9 92: Aufstellung des Festzuges in der Blauehut- straße, sowie Abholen des Festpräsidenten Herrn Gregor Gärtner und des Ehrenvorsitzenden Herrn Phil. Schmitt. Der Korsozug bewegt sich durch die Hofmann-, Wasser-, Schul-, Rathaus- u. Lorscherstrabe nach dem Festplatz am Ochsenbrunnen. Auf dem Festplatz i I. Begrüßungsansprache. 2. Eestrede. ö 3. Uebergabe der Fahnenschſeife durch die Festjung- frauen, sowie gesangl. Darbietungen von verschiedenen Gesangvereinen. 6 Uhr: Preisverteilung. Die geehrte Einwohnerschaft, insbesondere Freunde und Qönner des Radsports, sind zu unserem Feste recht herzlich eingeladen. Der Festaussc hub. NB.*Die Anwahner der Straßen, durch welche sich der Eest- zug bewegt, W bei trockener Witterung die Stra- den zu begieben und ihre Häuser zu beflaggen. 5.0 4 5 2 K 1 5—6 Zentner Kor uſtroh zu verkaufen. Aunaſtraße 25. Für eine gutgehende Witriſchaſt geſucht. Tauſchwohnung von 2 Zimmern und Küche muß geſtellt werden. Offerten unter R. J. 101 find an die Exped. ds. Bl. einzureichen. von 16 18 Jahren für in die Landwirtſchaft hler geſucht. Ntsgewerbeverein Vieruhein Einladung. Donnerstag, den 23. Juni, abends ½9 Uhr findet die ordentliche General⸗Verſammlung im Engel ſtatt. 5 Unter anderem Wahl des Vorſtands, Lehr⸗ lingsweſen, Meiſterprüfungskurs uſw. Vollzähliges Erſcheinen erbittet Der Vorſtand. Odenwald⸗Klu heim waren 2 Uh i Aus obigem Anlaß fällt das Preis- u. Uebungs⸗ ſchießen am genannten Samstag, den 25. ds. Mts. von nachm. 3 Uhr ab abgehalten. Klieger⸗ u. Goldatenverein, Teutonia“ Am Sonntag, den 26. ds. Ne. Mts. findet in Mannh.⸗Käferta! ie die Denkmalseinweihung für bie Gefallenen des Weltkrieges 1914. 1918 ſtatt. Wir laden unſere 5 ſämtlichen Mitglieder hierzu ein und erbitten recht zahlreiche Be⸗ teiligung. Ganz beſonders aber werden diejenigen Mitglieder er⸗ wartet, die nicht mit in Lampert Abfahrt 13(1:9) Uhr mit O. E. G. Tage aus und wird am Der Vorſtand Ortsgruppe Viernheim 7. Prügramm-wangerung „am Sonntag, den 26. Jun 1927 Weinheim— Eichelberg— Weißer Stein— Schriesheim. Abfahrt 6 Uhr vorm. O. E. G. Sonntagskarte Weinheim. In Wemheim Gelegenheit z. Gottes⸗ dienſt um ½7 Uhr Recht zahlreiche Beteiligung erwartet Der Führer. Gebetzeiten der jüd. Gemeinde 25. Junt Korach Perek 3 25. Siwan Sabbat⸗Anfang 730 Uhr „ Morgen 8⁰⁰ „ Nachmittag 400 „ Abend 940 Wochentag ⸗Abend 8⁰⁰ „ Morgen 69 Donnerstag und Freitag iſt Roſch⸗Cchodlſch Tammus Empfehle: Kirſchen, Glachelbeeren, Orangen, ttronen, Bananen Galalgnilen, Eibſen, Gelbeniben Blumenkohl, Kopfſalat, Rettich, Meerrettich, Zwiebel Neue Italiener Kartoffel Lebensmittelhaus Sta Bon wen, ſagt bie Grpeb. bs. Bl. Se C peter Koſchauer Täglich friſche Kirſchen chelbeeren, Orangen, Bauanen. Lebensmittelhaus Peter Roſchauer 1 zum Rebſtock. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg. bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Armahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expebitionen Deutſchlands und des Auslands. Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeisterei und des Polizeiants Plagvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden. 1— . 144 1 S Freitag, den 24. Juni 1927 — 44. Jahrgang Ne Reſorm det Beamtenbeſoldung Woher Immen die notwendigen Mehreinnahmen! b Berlin, 23. Juni. .. Nas dem geſtern unter dem Vorſitz des Reichsfinanz⸗ miniſter eine Konferenz der Finanzminiſter der Länder ſtattgefunden hat, wird Dr. Köhler morgen dem Haushaltsausſchuß des Reichstages nähere Mitteilungen über ſeine Unterredung mit den Ver⸗ tretern der Länderregierungen machen und hierbei insbe⸗ ſondere Stellung dazu nehmen, wie die mehrere hundert Millionen umfaſſenden Mehrausgaben der Beſol⸗ dungsreform aufgebracht werden ſollen. Obwohl nun über die geſtrige Beſprechung keine amtliche Verlaut⸗ barung herausgegeben wurde, verlautet gleichwohl in ſehr beſtimmter Weiſe, daß bei den Miniſtern der Länder all⸗ gemeine Uebereinſtimmung darüber herrſchte, daß eine Reform der Beamtenbeſoldung un⸗ umgänglich und eine Erhöhung der Beamtengelder un bedingt erforderlich ſei. Es herrſche ferner Uebereinſtimmung darüber, daß die Erhöhung der Ge— hälter aus ſchweren finanziellen Bedenken heraus nicht vor dem 1. Oktober vorgenommen werden könnte. Allerdings mit der Maßgabe, daß wenn die Reforn: erſt nach dem 1. Oktober Geſetz werden würde, dieſes rück⸗ wirkende Kraft haben müſſe; die Länder jedoch wa⸗ ren einmütig der Auffaſſung, daß ſie die Koſter für die Erhöhung der Gehälter aus eigenen Mitteln keinesfalls aufbringen könnten. Demgegenüber hat der Reichsfinanzminiſter erneut auf ſeine Erklärang im Haushaltsausſchuß des Reichstages hingewieſen, daß auch das Reich nicht in der Lage ſei, den Ländern weitere Zuſchüſſe zu gewähren. Es ſteht alſo Meinung gegen Mein ung mit dem praktiſchen Ergebnis, daß die Notwendigkeit der Erhöhung der Beamtenbezüge allgemein aner⸗ kannt, aber ebenſo allgemein zum Ausdruck gebracht iſt, daß Mittel hierfür nicht vorhanden ſind Erhöhung der Steuern kommt aus begr Gründen gleichfalls nicht in Frage. Das Reichsfinanz⸗ miniſterium hat es ferner abgelehnt, die geplante Erhöhung der Poſtgebühren in einen Zuſam⸗ menhang mit der Reform der Beamtenbeſoldung zu bringen. Gleichwohl werden auf Grund dieſer beſtehenden Geſetze, ſowohl die Reichspoſt wie die Reichsbahn für die Erhöhung der Bezüge ihrer eigenen Beamten ſelbſteinzuſtehen haben. Was die Beträge für die übrigen Beamten angeht, ſo ſcheint nur noch die Hoffnung zu bleiben, daß die Einnahmen über den Voranſchlag hinausgehen und der Verſuch gemacht wird, an den ſoge— nannten Rechtsausgaben noch Abſtriche zu machen. Bei der Haushaltungsausſchußſitzung wird nun vor allem nochmal die Frage auftauchen müſſen, ob es wirklich nicht möglich ift. durch Aenderung des Finanzausgleiches noch Mittel den einzelnen Ländern die Mehrausaahe zu ermöalichen. 4 1 a Das Reichsſchulgeſetz fertiggeſtellt. Die Vorlage den Regie cungsparteien unterbreitet. Berlin, 24. Juni. Reichsinnenminiſter Dr. von Keudell hat dem Reichskabinett den Reichsſchulgeſetzentwurf un⸗ terbreitet und die Reichsregierung hat hiervon Kenntnis genommen. Ein Beſchluß hat das Kabinett naturge⸗ mäß noch nicht gefaßt, weil man zunächſt die Stel⸗ lungnahme der Regierungsparteien abwar⸗ ten will. Die Vorlage ſoll nun heute den Negierungs⸗ varteien zur Begutachtung zugehen, doch wird die Frage, ob das Schulgeſetz als Urvorlage oder als Initia⸗ ti vantrag der Regierungsparteien an den Reichstag gelangen wird, erſt dann entſchieden werden, wenn die Gewißheit darüber beſteht, daß das Geſetz wenigſtens innerhalb der Regierungsparteien nicht auf ſtarke Widerſtände ſtößt. Angarn und der Völkerbund. Oie Gefahren der Genfer Verſchleppungstaktik. Budapeſt, 23. Juni. In der geſtrigen Sitzung des Abgeordnetenhauſes brachte der Abgeordnete der Regierungspartei Lukacs ſeine Interpellation ein, in der er von der Regierung Auf⸗ klärung verlangt, ob ſie in Anbetracht des Umſtandes, daß ber Völkerbundsrat den ungariſch⸗ rumäniſchen Schiebsgerichtsſtreit vertagt hat, geneigt ſei, den Aus⸗ tritt Ungarns aus dem Völkerbunde in Er⸗ wägung zu ziehen. Miniſterpräſident Bethlen erklärte, die Lage ſei ernſt, doch ſei die Sache Ungarns noch nicht endgültig verloren. Es wäre daher ver⸗ ſehlt, wenn Ungarn aus dem Völkerbunde austreten und dieſen wichtigen politiſchen Poſten räumen werde, ehe och ein endgültiger Beſchluß des Völkerbundsrates ge⸗ jallonm fei. Miniſternrzſident Mehle fchloß ſeine Rede eee eee mit der Erklärung, Ungarn werde im September vor dem Völkerbund neuerlich auf das energiſchſte fordern, daß der Völkerbund ſeine Pflichte erfülle und gemäß den Beſtimmungen des Völkerbundsrates ſofort einen Erſatzrichter ernenne. * Die Urſache der außerordentlich ſtarken ungariſchen Verſtimmung gegenüber dem Völkerbund bildet die er⸗ neute Vertagung des ungariſch⸗rumäniſchen Hun⸗ dert⸗Millionen-Prozeſſes. Bekanntlich hatten die Rumänen, als ſie Siebenbürgen beſetzten, nichts eiligeres zu tun, als die radikale„Nationaliſierung“ des Bodenbeſitzes durchzuführen, ſie ſchufen ein Agrar- geſetz, das dem Staat die Enteignung von Grund und Boden ermöglichte, wobei als Ablöſungsſumme der Vorkriegswert der zu enteignenden Liegenſchaften feſtgeſetzt wurde, jedoch in Papierlei. Dies Geſetz wurde rückſichtslos gegen die in Siebenbürgen be— güterten ungariſchen Staatsbürger angewandt, die dafür eine in 40 Jahren fällige, unverzinsliche Schuld— verſchreibung bekamen. Sachverſtändige berechnen den Verkehrswert dieſer Scheine auf etwa 1 Prozent des realen Wertes der enteigneten Güter. Die enteigneten ungariſchen Gutsbeſitzer und Bauern wandten ſich daraufhin an das im Friedensvertrag von Trianon vorgeſehene gemiſchte Schiedsgericht. Nachdem in den erſten zur Verhandlung ſtehenden Fällen dies Ge— richt ſich als zuſtändig bezeichnete, berief Rumänien kurzerhand ſeinen Richter aus dieſem Schiedsgericht ab. Nun wandte ſich Ungarn mit Berufung auf den Friedens— vertrag an den Völkerbundsrat, der anſtelle des abberufenen Richters einen Staatsbürger eines neutra— tralen Staates in das Schiedsgericht hätte entſenden müſſen. Das geſchah jedoch nicht, vielmehr ſetzte in der Märztagung der Völkerbundsrat einen Sonder⸗ ausſchuß zur„Prüfung“ dieſer Frage ein, deſſen Prä— ſident Chamberlain iſt. Man rechnete dann mit Beſtimmtheit damit, daß dieſe Frage, die im übrigen auch für andere Länder von Wichtigkeit iſt, jetzt in der Juni— tagung entſchieden werden würde, jedoch wandte auch diesmal der Völkerbundsrat wieder das beliebte Prinzip an und vertagte das ganze Problem. Schon die erſten Preſſeßzußerungen in Ungarn ließen keinen Zweifel darüber, wie ſehr dieſe Entſcheidung des Völkerbundes in Ungarn enttäuſchte und die geſtrige Interpellation im Budapeſter Abgeordnetenhaus laſſen nunmehr jeden Zweifel darüber verſtummen, wie groß die Gefahr des fortdauernden Preſtigeverluſtes für den Völ⸗ kerbund iſt, wenn dieſer in der bisher von ihm befolgten Methode ſortfälfri und die Vertagung unbequemer Fragen als der Weisheit letzten Schluß anſieht. Or. Streſemann über Genf. Die außenpolitiſche Ausſprache im Reichstag. d Votlin, 23. Juni. Pünktlich um 3 Uhr eröffnete heute nachmittag Reichstagspräſident Loebe die Sitzung des Reichstags, auf deren Tagesordnung als einziger Punkt die Ent gegennahme einer Regierungserklärung über die auswärtige Politik in Verbindung mit der Interpellation der Regierungsparteien, der So zialdemokraten und der Kommuniſten über die außen— politiſche Lage ſtand. Infolge der Wichtigkeit dieſer Tages— ordnung waren die Tribünen überfüllt und in den 1 matenlogen wohnten die Vertreter der auswärtigen Mächte den Verhandlungen dei. Sofort zu Beginn der Sitzung erhielt Neichsaußenminiſter Dr. Streſemann das Wort, der etwa folgendes ausführte: Ich begrüße es, daß die vorliegenden Interpella tionen Gelegenheit geben zu einer Ausſprache über die gegenwärtige außenpolitiſche Lage' und über die Tagung in Genf. Die kommuniſtiſche Fraktion des Deutſchen Reichs⸗ tages glaubt in ihrer Interpellation, daß die Erörterungen in Genf den Zweck und das Ziel gehabt hätten, Deutſch— land in die anti⸗ſowjetruſſiſche Front einzuglie⸗ dern. Ich könnte mich in meiner Antwort auf das be— ziehen, was die ruſſiſche„Isweſtija“ zur Völkerbunds⸗ tagung geſagt hat. Dieſe erklärt, daß die Zuſtimmung Deutſchland zu den anti⸗ſowjetruſſiſchen Plänen nicht ver⸗ langt werden konnte, ſie führt dazu aus, ſie glaube nicht, daß dieſer Umſtand eine Niederlage Deutſchlands auf der Ratstagung bedeutet habe. Im Gegenteil habe Deutſch⸗ land durch ſeinen Widerſtand zweifellos auch volles PVerſtänbnis für ſeine Politik bei den übrigen Mächten gefunden und damit das politiſche Preſtige Deutſchlands in der Weltpolitik geſtärkt. Das iſt die Auffaſſung eines der Sowietregierung äußerſt naheſtehendes Organ, aber ich möchte dieſe außer⸗ ordentlich wichtige Frage nicht damit allein abtun. Der Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen England und Rußland würde ein Vor⸗ gang fein. der für die goſ omi intornationale Lage — bot größter Bedeutung wäre. Deshalb iſt auch in Genf über dieſes Thema zwiſchen den Vertretern der beteiligten Regierungen und mir vertrauensvoll und offen besprochen worden. Ich habe ſchon in der letzten Reichs⸗ tagsdebatte geſagt, daß ſich an unſerer bisherigen Außenpolitik nichts ändern 90 werde, die durch die abgeſchloſſenen Verträge, beſonders die Verträge von Locarno und Berlin und durch den Eintritt in den Völkerbund charakteriſiert iſt. Von kei⸗ ner Seite haben ſich überdies Beſtrebungen bemerkbar gemacht, uns von dieſer Politik abzudrängen. Ich kann auch auf das Beſtimmteſte erklären, daß mir von einer Koalition gegen Sowjetrußland nichts be⸗ tkannigeworden ſſtt und ich habe vielmehr die Ueber⸗ zeugung gewonnen, daß alle in Betracht kommenden Staaten volle Freiheit behalten wollen. Ihr Ver⸗ hältnis zu Rußland ſelbſtſtändig und nach Maßgabe ihrer individuellen Intereſſen zu beſtimmen.(Lachen bei den Kommuniſten.) Ein Intervention in den inneren Angelegenheiten des ruſſiſchen Regimes kann für uns ſelbſtverſtändlich nicht in Betracht kommen. Ebenſo werden wir auch in Zu— kunft allen Verſuchen mit größter Schärfe entgegen⸗ treten müſſen, die ſich etwa von außen gegen unſere eigene Staatsform richten. Darin befinden wir uns in Uebereinſtimmung mit allen anderen Staaten, daß wir einer weltrevolutionären Propaganda entſchjedenen Widerſtand entgegenſetzen werden. Aber das iſt nicht etwa die Folge einer aus⸗ drücklichen oder ſtillſchweigenden Vereinbarung(Lachen bei den Kommuniſten), ſondern bereits die tatſächliche Folge des allen Staaten gemeinſamen elementaren Ge⸗ ſetzes der Selbſterhaltung. Das hat mit irgend einer gegen Sowjetrußland gerichteten Politik gar nichts zu tun. Das beſondere deutſche Intereſſe geht ausſchließ⸗ lich dahin, an der Beſeitigung ah ler Spannungen zu arbeiten, die die friedliche Entwicklung der Verhältniſſe in Europa und in der Welt ſtören könnten. Zwei Spannungsmomente hat die letzte Zeit gebracht, den Mord des ruf Geſandten in Warſchau und den Abbruch der diplomatiſch ziohungen zwiſchen Jugo⸗ ſlawien und lhanjen. Es war zu befürchten, daß der Geſandtenmord in Warſchau zu einer außer g wöhnlichen Spanneng zwiſchen Rußland und Po- len führen könnte. Auf Grund unſerer torretten und gu⸗ ten Beziehungen zu Sowjetrußland waren wir berechtigt und verpflichtet, in freundlicher Weiſe die Vertreter Sow⸗ jetrußlands darauf hinzuweiſen, daß der bedauerliche Vor— fall nicht zur Verſchärfung der europäiſchen Lage führen dürfe. Wir wollen den Frieden und befinden uns damit in Uebereinſtimmung mu der Auffaſſung, die in den Gen⸗ fer Beſprechungen einmütig zum Ausdruck gekommen iſt. Wir haben inzwiſchen mit Befriedigung feſtſtellen können, daß die Regierung von Sowjetrußland nicht die Ab⸗ ſicht hat, dieſen Zwiſchenfall irgend wie zu verſchärfen, wenn die Haltung der polniſchen Regierung dieſelbe bleibt, wie es bisher geweſen iſt. Beim Abbruch der Beziehungen zwiſchen Al⸗ banien und Jugoſlawten hat die Reichsregierung auf Grund von Beſprechungen mit Frankreich und Eng⸗ land ſich entſchloſſen, ihnen in Belgrad beizutreten, um im Falle von Grenzſtreitigkeiten die Tatſache feſtzuſtellen und dadurch zur Entſpannung beizutragen. In den Beſprechungen in Genf wurde eine Einigung dar⸗ über erzielt, Jugoſlawien und Albanien Vor ſchläge zur Löſung der Frage zu machen, die zum Abbruch der Beziehungen geführt haben, um die normalen Be⸗ ziehungen beider Länder wiederherſtellen zu können. Ich gebe der zuverſichtlichen Erwartung Ausdruck, daß das Zuſammenwirken von England, Frankreich, Italien und uns dieſes Ziel erreichen wird. Ich glaube, das hohe Haus iſt damit einverſtanden, daß wir unſere Kräfte zur Ent— ſpannung der Lage zwiſchen anderen Staaten einſetzen. Solange wir eine gleichberechtigte Macht in dem euro⸗ päiſchen Konzern ſein wollen, können wir uns einer ſolchen Aufgabe nicht entziehen. a Der Völkerbundsrat hat in dem Sinne der von mir vorgeſchlagenen Entſchließung der Reichsregierung zur Durchführung der Beſchlüſ,e der Weltwert⸗ ſchaftskonferenz entſchieden. Inzwiſchen iſt auch das Wirtſchaftskomitee bereits auf den 12. Juli zuſammen⸗ berufen, um die praktiſche Verwirklichung der Beſchlüſſe auf dem Zolltarifgebiet vorzubersiten. Die überwiegende Mehrheit der in Genf vertretenen Regierungen hat ähnlich poſitive Erklärungen abgegeben wie wir. Das Abrüſtungsproblem iſt leider durch die Fülle der Beratungen und Neſolutionen beinghe zu einer Gehe imwiſſenſchaft geworden, dabei iſt es doch nicht ſo komplizjert, wenn man es nut entſchloſſen angreift(Sehr richtig bei der Mehrheit). Welcher von unſeren Nachbarn könnte von uns noch neitere Sich rungen»elanoen? Unsere Eutwaff⸗ N 9 en mung bis zur Nacktheit iſt doch das ä u ßerſte wa⸗ man fordern kann. Wie gehen alſo zu den Abrüſtungs verhandlungen nicht als Schuldner, ſondern 415 WIäubiger. Für den Völberbund ſelbſt ift die Lö: fung cinfach ei ne Frageſein reigenen Geltung ia eine Frage ſeiner Ex(Erneute ZJuſtimmung) Der Miniſter beſprach dann di: Regelung der Memelfrag. und erklärte, das Hauptorgan der Deutſchen das„Memeler Landblatt“ erkenne an, daß das in Genf Erreichte die Durchſetzung der deukſchen Forderungen be⸗ deutet. Meine letzte Beſprechung mit dem litauiſchen Miniſterpräſidenten, vor zwei Tagen hier in Berlin, be⸗ ſtärkte mich in der Auffaſſung, daß Litauen gewillt iſt. gute Beziehungen zu ſeinen Nachbarländern zu unter⸗ halten. Der Miniſter behandelte dann weiter die Zuzie⸗ hung eines Deutſchen zu der kolonjalen Mandatskommiſiſon und bemerkte hierzu, daß anzunehmen ſei, daß im Dezember 555 Zuziehung eines deutſchen Mitgliedes in die Man⸗ datskommiſſion erfolgt. Mit Enttäuſchung iſt es auf⸗ genommen, daß der Wunſch der Freien Stadt Danzig in⸗ bezug auf die Feſtſtellung des Rechtszuſtandes auf der Weſterplatte noch nicht erledigt worden iſt. Die Stadt Danzig will dem Völkerbundsrat neue Vorſchläge unter⸗ breiten, auf eine andere Löſung der Differenzvunkte mit Polen. Das wax auch der Grund, der Danzig und uns veranlaßt hat, nicht auf eine ſofortige Entſcheidung des! Völkerbundsrates zu drängen. Die ſtärkſte Enttäuſchung hat in Deutſchland die Tat⸗ ſache hervorgerufen, daß die Frage der Truppenreduktion im Rheinland bei den diesmaligen Beſprechungen in Genf nicht ge⸗ ſöſt worden iſt. Die Reduktion der Rheinlandtruppen bildet einen Teil derjenigen Zuſicherungen, von denen die Unterzeichnung des Locarnovertrages abhängig war.(Lebhaſ. Zuſtimmung.) Wir haben auf die Erfül⸗ jung der Zuſicherung der Truppenreduktion einmal einen formellen und zweitens einen politiſchen Anſpruch. Der formelle Grund beſteht in der unbedingten Klarheit der gege en Zuſagen. Die i pürbare Verminderung der Truppen, die intrͤten ſoll, kann natürlich nicht mit einer Verminderung von vier⸗ bi; fünftauſend Mann zufri en ſein. Die Erledigung dieſei Frage iſt einmal eine Frage des Nheinlandes, das ein Recht auf die Verminderung der Beſatzung hat, aber es iſt noch mehr geworden, nämlich der Kampf um die Methoden der Locarnopolitik über⸗ haupt. Wenn das Mißtrauen gegen die feierlich gegebenen Zuſagen ſich ausbreitet und erhärtet durch dit Nichterfüllung auf ein em Gebiet, ſo iſt die Gefahr vor handen, daß die Zuverſicht auf anderen Gebieten mit⸗ verzögert wird.(Lebhafter Beifall.) Ich begrüße es deshalb, daß der engliſche Anterſtaatsſekretär ausdrüc⸗ lich darauf hingewieſen hat, daß der engliſche Außenmini⸗ ſter Chamberlain die Zuſage in derſelben Weiſe alls gelegt hat, wie wir. Der deutſche Botſchafter bat in London über die ſpätere Erklärung eine Ausſprag, ge⸗ habt, von ihm iſt verſichert worden, daß nach englischer Auffaſſung die Erledigung der Frage der Oſtfeſtun⸗ gen nicht etwa als eine Vorausſetzung für die Erfüllang der Zuſage der Truppenreduktion im Rheinland anzu⸗ ſehen iſt. Die Frage iſt eine Frage des Vertrauens geworden. Aber es liegt nicht an uns, ſondern au der unglaublichen Hinauszögerung der Entſcheib ung, daß die deutſche Oeffentlichkeit die Geduld darüber verloren hat. (Lebhafter Beifall.) N ö Angeſichts der entgegenkommenden Haltung Deutſch⸗ lands iſt die deutſche Oeffentlichkeit umſo mehr empfind⸗ lich berührt worden durch die Ort und Weiſe, in der der franzöſiſche Miniſterpräſident Poincaree in ſeiner kürzlich gehaltenen Rede geglaubt hat, das Deutſch-franzöſiſche Verhältnis kennzeichnen zu ſollen. Die Widerlegung der gegen die deutſche Kriegsführung gerich— teten Vorwürfe entſpräche der Aufklärung der Weltöf— fentlichkeit. Noch bedenklicher ſei dagegen, was Herr Poin— caree über die Frage der Abrüſtung geſagt hat, ſowie ſeine Schlußfolgerung auf die deutſche Geiſtesver⸗ faſſung aus der Tatſache zu ziehen, daß ein deutſches Kriegsſchiff eine Reiſe angetreten hahe. das den Namen —— Die Liebe des Herrn von Gudewill. 1 Roman von Ella Luiſe Rauch. „In der Parkallee, die das Ufer des Elbſtromes mit der kleinen Stadt verband, geſchah es an einem Maienabend, daß der Herr von Gudewill der jungen Monika Zumbuſch Sie war die Tochter des verſtorbenen Amts⸗ gerichtsrats, der in ſeinem Seitenwege der Allee jenes entzückende Varockſchlößchen beſaß, das alle Profeſſoren der Kunſtgeſchichte aufzuſuchen und zu bewundern pfleg⸗ len. Dem Amtsgerichtsrat hatte ein langes arbeitſames Leben ſeine verſchwiegene Liebe zur Kunſt nur in der ſtän⸗ pigen Bereicherung und Vervollkommnung des inneren Schlößchens auszudrücken erlaubt, außerdem aber hatte er dieſe Liebe auf ſeine Tochter vererbt, wie denn über⸗ haupt die Zumbuſch alle irgendwie mit der Kunſt verſippt waren und es deshalb völlig in der Ordnung ſanden, daß begegnete. die junge Monika ſich der Malerei ergeben hatte. An dieſem Abend nun kehrte Monika vom Beſuche bei einer Tante heim und ſtrebte eiligen Schrittes dem elter⸗ lichen Hauſe entgegen, denn ſie hakte ſich verſpälet, und da begab es ſich eben, daß ſie von dieſem Herrn von Gudewill angeſprochen wurde. Sie blieb ſtehen und lauschte auf ſeine dunkle ihr ſehr angenehme Stimme, die die Frage an ſie richtete, ob ſie nicht an dieſem ungewöhnlich ſchönen bend noch ein Weilchen mit ihm zum Strom hinabgehen möchte, es ſei ja noch früh und er würde ſie ſicher wieder Ga Wahrſcheinlich würden ſie auch Be⸗ annte treffen, was allerdings denn ein zweifelhaftes Ver⸗ 0 Hauſe geleiten. nügen ſei. Das junge Mädchen konnte, während er ſprach, nicht e mit welch beſonderem Ausdruck von Zärtlich⸗ i dem Willen ſeine großen hellen Augen denn er ſtand im Schatten und ſie Ellaß'“ trugr. Vas Vintenſchif„Fiſaß it aver ſchun un Fahre 1903 erbaut worden und hat alſo vor 23 Jahren ſeinen Namen erhalten.(Heiterkeit.) Dann betont Poin⸗ 1 er ſei ein„aufrichtiger Anhänger der Locarno⸗ politik. 5 Wenn er weiter ſagt, Deutſchland müſſe erſt einma die Forderungen der Botſchafterkonferen in den einzelnen Entwaffnungsfragen erfüllen und damit einen Beweis für ſeinen guten Willen liefern, ſo läßt ſich eine ſolche Aeußerung nur ſo erklären, daß Herr Poincaree jnfolge ſeines Amtswechſels der tatſächlichen Behandlung der Einzelfragen nicht mehr nahe genug ſteht und liber die Verhältniſſe nicht mehr genügend informiert iſt. Die Botſchafterkonferenz ſelbſt hat Ende Januar ſchriftlich anerkannt, daß ein Bedürfnis zu weiteren Auflöſungen nicht vorliegt.(Hört, hört!) i Von den freigewordenen Kaſernen iſt bereits ein großer Teil dem privaten Erwerbsleben zugeführt und für die Verwertung der übrigen iſt mit den Mächten eine am erſten Januar beginnende Friſt von fünf Jahren vereinbart worden. Endlich iſt auch die Zerſtörune der Unterſtände an der Oſtgrenze vereinbarungs gemäß erfolgt. Dem großen Ziele der Annäherung der beiden Länder ſteht alſo auf deut ſcher Seite nich! das Geringſte mehr entgegen. Poincaree kann ſeine politiſche Abſicht ſofort ver wirklichen und der deutſchen Oeffentlichkeit den Beweis! ſeiner guten Abſicht erbringen, wenn er ſeinen großen verſöhnlichen Einfluß dafür einſetzt, uns beiſpielsweiſe zu nächſt in der Frage der Truppenreduktion Genugtuung zu verſchaffen.(Lebhafter Beifall.) Das deutſche Vol iſt bereit, die Hand zu erfaſſen, aber nicht die Hand des Gegners. Es gibt aber keinen verantwortungs⸗ vollen Menſchen in Deutſchland, der ſo verbrecheriſch wäre, Deutſchland in einen Krieg gegen irgend eine Mach im Weſten oder Oſten zu ſetzen. Wir wollen aber end⸗ lich, acht Jahre nach dem Kriege, die Wieder herſtellung der deutſchen Souveränität, wir wollen ein friedliches, aber ein freies Volk ſein.(Beifall) Unſer Volk iſt ſchwer enttäuſcht. An Frankreich haben wir Fragen zu richten: Wohin geht Dein Weg? Soll der Geiſt der Kriegs pſychoſe ewig dauern oder fehlt die Deviſe„Fü Frieden und Freiheit?“ Nicht nur wir, ſondern all Völker, die den Frieden wollen, warten auf Antwort (Stürmiſcher Beifall.) Reichskanzler Dr. Marx reicht den Redner glückwünſchend die Hand. Abg. Kaas(Z.) deutſche Reich hat durch Taten bewieſen, wie ernſt es ihm mit einer Zuſammenarbeit der Nationen iſt. Die Haltung der deutſchen Delegatſon bei der Beratuns der Erhaltung des europäiſchen Friedens, findet unſere Bil⸗ ligung. Wir billigen das Beſtreben der Reichs- regierung unſer Verhältnis zu England unabhängig zu geſtalten. Mit Nachdruck weiſen wir den Gedan⸗ ken der Einordnung Deutſchlands in eine aggreſive Front gegen Rußland zurück.(Lebhafte Zuſtimmung). Das ſchließt ſelbſtverſtändlich das Recht Deutſchlands nicht aus, gegebenenfalls gewiſſen Beſtätigungsformen der Sowjetpolitik mit Nachdruck entgegenzutreten und ſich der berechtigten Entrüſtung anzuſchließen, welche die Maſ⸗ ſenverurteilungen der letzten Wochen in der ge⸗ ſamten Kulturwelt ausgelöſt haben. Mit Recht ſieht die Weltöffentlichkeit in der Zuſammenarbeit Deutſchlands mit den anderen Mächten im albaniſch-jugoſlawi⸗ ſchen Konflikt einen Beweis für die gleichberechtigte Großmachtſtellung Deutſchlands. Umſo unverſtändlicher iſt es, daß man uns immer noch, die für jeden Staat ſelbſt⸗ verſtändliche Souveränität vorenthält. Nicht einmal die Verminderung der Beſatzungstruppen iſt durchgeführt worden, auf die Deutſchland einen unbe⸗ ſtreitbaren Anſpruch hat. Mit ſtärkſter Ent⸗ täuſchung entnehmen wir aus der Rede des Reichs⸗ außenminiſters, daß es nicht gelungen iſt, die diesbezüg— lichen Genfer Beſprechungen zum Abſchlbuß zu bringen. Wir erwatten beſtimmt, daß es der deutſchen Außen⸗ politik gelingen wird, die Einlöſung dieſes längſt fälligen Rechts endlich zu erreichen und zwar ohne deutſche Konzeſſijonen(Lebhafte Zuſtimmung bei der Mehrheit). ö ttändigkeit des Haager bahnprozeß.) I! 0 richt folgendes Urteil: Es ſteht feſt, daß der Unglücks⸗ wagen nicht genügend gebremſt war, daß aber die Bremſe Abg. Dr. Breitſcheid(G.) ſprach ſeine Bewunderung über die Zuſtimmung der Deutſchnationalen zur Erklärung der Regierungsparteien aus. Dr. Streſemann ſei kein Vorwurf zu machen, daß er die memelländiſche Frage zur Sprache gebracht hat. Hoffen wir, daß Litauen ſeine Pflicht erfüllt. Hier ha⸗ ben wir einen Beweis für den Wert der Zugehörigkeit Deutſchlands zum Völkerbund. Aehnlich iſt es in der Danziger Frage. Der Redner ſtimmt der Feſtſteklung des Miniſters zu, daß Deutſchland das moraliſche Recht auf die Abrüſtung der großen Staaten habe. Jetzt ſoll⸗ ten die Völker dafür ſorgen, daß ihre ſaumſeligen Regierungen energiſcher vorgehen. Der Anſpruch Deutſchlands auf Räumung der Rheinlande iſt durchaus berechtigt. Die Rede Ro, incarees hat die Lage gewiß nicht gebeſſert. Die Sozialdemokratie werde den Weg der Verſtändigung wei⸗ tereghen.(Beifall bei den Soz.) Abg. Stöcker(Kom.) g bemerkte, von dem Völkerbund könne man keine Sicherung des Friedens erwarten. Ein Muſterbeiſpiel dafür ſei das Vorgehen Englands gegen Sowjetrußland. England ſuche Deutſchland in einen Krieg mit Rußland zu ver⸗ wickeln. 5 5 Darauf wurden die Beratungen abgebrochen — 22 Aus dem In⸗ und Auslande. Der deutſch⸗polniſche Streit wegen Chrozow vor dem internatlonalen Gerichtshof im Haag. Amſterdam, 23. Juni. Vor dem ſtändigen Gerichts⸗ hof im Haag begannen die Verhandlungen in dem deutſch⸗ polniſchen Streit wegen der Stickſtoffwerke in Chorzow. Zu Beginn der Sitzung gab der erſte Vertreter Polens Sobolewski den Standpunkt ſeiner Regierung wegen der Entſchädigungsanſprüche der bayeriſchen und oberſchleſi⸗ ſchen Sticktoffwerke für die durch Polen beſchlagnahmte Stickſtoffwerke in Chorzow bekannt, während der zweite Vertreter Polens, Außenminiſter a. D. Politis, die Zu⸗ Gerichtshofes für die in Frage kommende Entſcheidung anzweifelte. Der Vertreter Deutſchlands, Profeſſor Kaufmann, Bonn, erbat ſich für ſeine Replik Friſt bis Freitag. Da es ſich zunächſt um eine Kompetenzfrage handelt, rechnet man damit, daß die Ver⸗ handlungen noch im Laufe dieſer Woche beendet werden, während das Urteil in 8—14 Tagen gefällt werden dürfte. Neue Erſchjeßungen in Rußland. Riga. 23. Juni. Aus Turkeſtan wird gemeldet. daß das dortige Kriegs- und Revolutionstribunal drei ruſſi⸗ ſche Offiziere wegen Spionage zum Tode verurteilt habe. gab ſodann namens der Regierungsparteien eine ge⸗ meinſame Erklärung ab, in der es heißt: Das politiſche Büro beſchloſſen haben, die außerordentlichen Das Arteil ſoll bereits vollſtreckt worden ſein. Infolge der angeblichen Beruhigung in der Sowjetunion ſoll das Vollmachten der GPU. zu 1. Juli d. J. aufzuheben. Aus Nah und Fern. Kaſſel.(Freiſpruch im Kaſſeler Straßen⸗ Im Straßenbahnprozeß fällte das Ge⸗ an ſich ausreichte. Verantwortlich iſt allein der Führer Gerlach. Das Gericht nimmt an, daß er ſeine Körper⸗ kraft bei der Bremſung voll ausgenutzt hat, ferner, daß die Hinterbremſe vielleicht etwas angezogen war, wofür er nicht verantwortlich zu machen iſt. f Bremſe von dritter Seite gelöſt wurde, ſcheidet aus. Daß die Bremſe nicht genügen würde, brauchde Gerlach nicht anzunehmen da in vielen anderen Fällen nicht anders gebremſt wurde. Der Schaffner Henttich iſt für die Auf⸗ ſichtspflicht verantwortlich. Es iſt lediglich die Frage zu prüfen, ob er ſeiner Aufſichtspflicht nicht genügt hat. Im Rahmen ſeiner Dienſtobliegenheiten konnte er nicht voraus⸗ ſehen, daß der Wagen abrollen werde. Die Frage, ob die Es fehlt ſonach an dem vorausſehbaren Erfolg, nur etwaige Fahrläſſig⸗ keit. Beide wurden freigeſprochen. Fiſchbach(Nahe).(Den eigenen Schwager er⸗ würgt.) In dem benachbarten Orte Mittelreidenbach kam es zwiſchen dem 19 Jahre alten Otto Kollet und ſei⸗ nem Schwager Johann Heinen zu Tätlichkeiten. Dem erſteren kamen noch zwei Burſchen aus Oberſtein zu Hilfe. Es gelang den Dreien, Heinen zu Boden zu werfen, wo er dann von Kollet zu Tode gewürat murde. Der Erdroſſelte Heute beginnt ein neuer Roman. war hell beleuchtet. Sie erwartete auch keinerlei Beweiſe eines beſonderen Intereſſes von ſeiner Seite, willigte aber trotzdem erſt nach kurzem Zögern ein, weil ja wirklich der Abend bedeutſam ſchön war und weil es zu ihren beſon⸗ deren Freuden gehörte, den Strom in der Abendbeleuch— tung zu ſehen. 1 Ihr Zögern hatte ihm gegolten, der von allen jungen Mädchen ihres Kreiſes ohne Ausnahme gefürchtet wurde, was zum Teil auf ſein Ausſehen, zum größten Teil aber auf ſein Weſen zurückzuführen war. Und doch beſaß er eigentlich nichts Abſchreckendes. Auf ſeiner hohen feinen ſchmalſchultrigen Geſtalt trug er einen etwas außergewöhn— lich modellierten Kopf mit ſtark und kühn nach vorn ge⸗ bogenem Kinn. Die Naſe mit feinen Flügeln, ſehr ſchön geformt, trat in ſtrenger Harmonie mit dieſem eigenwil⸗ ligen Kinn ſcharf und ſpringend vor und ſein Mund hatte feſte, beinahe harte, aber dennoch beſeelte Linien, und wenn die jungen Mädchen behaupteten, daß er grauſam lächle, ſo war dies eine unerwieſene Behauptung. Aber da ſein Kopf auch ſehr ſchmal war, ſo gewann er durch die vorwärtsdrängende Haltung des Kinnes und der Naſe und beherrſcht von den hellen leuchtenden Augen mit dem weiten, oft auch hochmütigem Blick leicht den Ausdruck wie von etwas ſehr Eiligem, Fliegenden, was durch ſein über⸗ raſchend ſchnell erfolgendes Handeln noch betont wurde, und unſichere Leute, wozu die jungen Mädchen doch mei— ſtens gehören, beunruhigte. Auße dem wußte man ja, daß er ſich mit Frauen und Mädchen überhaupt wenig abgab. Es war, als ſähe er über ſie hinweg, wie über etwas Spieleriſches, das man nicht ernſt zu nehmen brauchte unv naturgemäß fühlten ſie ſich ſchon deshalb von ſeiner Gegenwart bedrückt. Dazu aber ging von ihm die Sage, daß er Frauen, die er wirklich haben wolle, ohne Federnleſens nähme. Gewiſſes hierüber wußte indeſſen 75 niemand, doch war das Gerede zum Gruſeligmachen ia ausreichend und die jungen Mädchen fürchteten ſchon ſei— nen Schatten. Die Männer ſchätzten ihn nun deſto mehr. Seine Geſellſchaft ward von ihnen mit Ausdauer geſucht und ſeine Leute— er beſaß drei große prächtige Güter— gingen für ihn durchs Feuer. Man wußte, er wirtſchaftere als Landwirt muſtergültig, und doch konnte niemand, der ihn ſah, ihn für einen Landwirt halten. Er war in keine, Schablone zu bringen und da er außerdem unverheiratet war, ſo beſchäftigte ſich die Geſellſchaft der Stadt beſonders gern mit ihm. Doch er nahm hiervon nicht die geringſte Notiz und eigentlich war es auch für die wenigen ihm Näherſtehenden nicht recht erklärlich, weshalb er überhaupt die Geſellſchaft ſo häufig aufſuchte, zumal er ſeinerſeits nie irgend welche Einladungen ergehen ließ. Dies alles wußte Monika Zumbuſch. Ihr Zögern war aber nicht in der Furcht begründet, vielmehr war ſie unter den jungen Mädchen ihres Kreiſes die Einzige, die ihn nicht fürchtete, weil ſie zugleich die Einzige war, die über dem Durchſchnitt ſtand, die über Alltägliches nicht zu ſprechen liebte, ſondern gern ſchwieg und die allgemeinen Mädchenunterhaltungen nicht pflegte. Gefühl gehabt, daß er hochfliegend über ſie hinwegſähe, da⸗ gegen konnte ſie bei ſich nicht leugnen, daß ſie oftmals Be⸗ wunderung für ihn empfunden hatte, wenn ſie ihn ſah und ihn in den kleinen Geſellſchaften, wo er eben in letzter Zeit!“ häufiger wie ehedem geſehen ward, ſprechen hörte, und da⸗ gegen wehrte ſie ſich. Kind, ſie wollte keinen Mann bewundern, der nur viel⸗ leicht acht Jahre älter war als ſie. Dazu hätte er doch mindeſtens graue Haare haben müſſen. 1 5 (Fortſetzung folgt.) Sie hatte nie das Sie war ein ſtolzes und trotziges Hand im 34. Levenszahre und hinterlaßt Frau und bret Kinder. Der Täter wurde verhaftet. Würzburg.(Folgen einer Waffenſpiele⸗ rei.) Ein zehnjähriger Knabe ſpielte in Winterhauſen mit einem Gewehr, welches ſich plötzlich entlud. Die Kugel ſchlug der 22jährigen Schweſter des Knaben in den Kopf, drang in das Gehirn, ſo daß das Mädchen bewußtlos zuſammenbrach und alsbald verſtarb. Chemnaſtz.(Zweimal zum Tode verur⸗ teilt.) Von dem hieſigen Schwurgericht wurde ein 29. jähriger Dienſtinecht aus Seifersdorf wegen Mordes in zwei Fällen, in einem Falle in Tateinheit mit ſchwerem Raub, zweimal zum Tode und außerdem wegen verſuchten Mordes und verſuchter Brandſtiftung zu elf Jahren Zucht⸗ haus und dauernden Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Stolp i. P.(Auf der Jagd erſchoſſen.) Bei Köslin befanden ſich der Jagdpächter Dr. Blümcke und der Schmiedmeiſter Tietz abends auf der Rehbockjagd. Als beide getrennt ein Kornfeld durchpürſchten, gab Tietz aus ungefähr 30 Meter Entfernung, in der Meinung, einen Rehbock vor ſich zu haben, einen Schuß ab, der Dr. Blümcke in die Schläfe traf. Der Verunglückte ſtarb noch einer Sekunde. — 2 2 Fr. Wiſheim Raiffeiſen. fünfzigjährigen Beſtehen des Raiffeiſen verbandes. Als Fried rich Wilhelm Raiffeiſen in dem Teuerungsfahr 1847/48 als damaliger Bürgermeiſter von Weyerbuſch im Weſterwalde den Weyerbuſcher Konſum⸗ verein gründete, um die härteſte Not unter der Landbe⸗ völkerung zu linden und damit die Grundlage ſeines heute ain allen Teilen der Welt verbreiteten, rund 80000 Ge⸗ noſſenſchaften zählenden Werkes ſchuf, war ohne Zwei⸗ fel die Abſtellung äußerer, materieller Nöte der Zweck des Schrittes. Auch heute, am 50. Jahrestag des Beſtehens des Anwaltſchaftsperbandes,(jetzt Generalverbandes Raiff— eiſen), deſſen Gründung am 26. Juni 1877 zu Neil⸗ wied mit dem Zwecke erfolgte, die Raiffeiſen-Vereine zu verbreiten und ſie in ihren Beſtrebungen zu unterſtützen— während dem 1876 geſchaffenen Zentralkaſſenperband die Erledigung aller Geldgeſchäfte der beteiligten Vereine ob— lag— und dadurch dem Raiffeiſenvereine innere Ge— ſchloſſenheit und vorläufigen Abſchluß gab, iſt man geneigt, die Bedeutung dieſes Mannes als eines großen Wirt⸗ ſchaftsorganiſators gebührend anzuerkennen. Immer ſtand bei ihm das Bewußtſein ſozialer Verantwort⸗ lichkeit im Vordergrunde ſeines Wirkens:„Die wahre und eigentliche Aufgabe der Vereine beſteht darin, die Verhältniſſe ihrer Mitglieder in fittlicher und materieller Beziehung zu verbeſſern,“ ſchrieb Fr. Wilhelm Raiff⸗ eiſen in einer Zeit, die durch und durch materialiſtiſch ein— geſtellt war. Gegenüber Klaſſenhaß ermahnt Raifſeiſen zu Ge— meinſinn,„einzuſtehen einer für alle, alle für einen, in chriſtlicher Solidarität ſich zu vereinigen und zuſammen— zuwirken“. Das iſt ihm„chriſtlicher Soziglismus“. Wer Opferwilligkeit und Gemeinſinn nicht beſitzt, der rede doch nicht von ſeinem Chriſtentum! Was will man unter Hemeinſinn verſtehen, wenn nicht jedes Glied der Ge— ellſchaft für die Gemeinſchaft Opfer bringen ſoll?“ Dieſe hohen ſittlichen Gedanken haben aber auch dem Raiffeiſenwerke die Kraft gegeben, ſich trotz aller Rück— ſchäge und Gegenheſtrebungen aufwärts zu entwickeln. Börſe und Handel. Marktberichte vom 23. Juni. Mannheimer Wochenmarkt. Nach den Feſtſtellungen des Städtiſchen Nachrichtenamtes wurden auf dem heu— igen Wochenmarkt folgende Preiſe pro Pfund in Pfennig erlangt und bezahlt: Kartoffeln, alte 10 bis 11; Sa⸗ atkartoffeln 13 bis 20; Ausländiſche Kartoffeln 16 bis 20: Wirſing 15 bis 18; Weißkraut 20 bis 25; Spargeln 10 bis 80; Blumenkohl. Stück 30 bis 100; Karotten, Büſchel 6 bis 10; Gelbe Rüben, Vüſchel 5 bis 10; Rote Rüben, Büſchel 15 bis 20: Grüne Erbſen 18 bis 25; Spinat 25 bis 30: Zwiebeln 17 bis 18: Kopfſalat, Stück 5 bis 18; Gurken, Stück 30 bis 70; Kohlraben, Stück 5 bis 15; Mangold 15; Rettich, Stück 5 bis 18 Meerrettich, Stück 40 bis 60: Suppengrünes, Büſchel 8 his 10: Schnittlauch. Büſchel 5 bis 8: Peterſilie, Büſchel 5 bis 10; Kirſchen 40 bis 65: Ananas 50 bis 80: Stachelbeeren 25 bis 50; Johannisbeeren 30 bis 35; Heidelbeeren 55 bis 65; Pfirſich 90 bis 120: Aprikoſen 30 bis 100; Süßrahmbutter 200 bis 230; Landbutter 160 bis 180; Weißer Käſe 35 bis 50; Honig mit Glas 4 Zum 150 bis 160; Eier, Stück 8 bis 16; Hahn, lebend, Stück 150 bis 400; Hahn, geſchlachtet, Stück 200 bis 700; Huhn, lebend, Stück 150 bis 400: Huhn, geſchlachtet, Stück 200 bis 650; Enten, lebend, Stück 350 bis 450; Tauben, geſchlachtet, Stück 80 bis 140: Gänſe, geſchlach— tet, Stück 900 bis 1450; Rindfleiſch 120 bis 130; Kuh⸗ fleiſch 70: Kalbfleiſch 130 bis 140: Schweinefleiſch 110 bis 120; Gefrierfleiſch 70: Rehragout 90 bis 100; Rehbug 150: Rehrücken und Keule 200 bis 250. Mannheimer Produktenbörſe. Die Tendenz am Prao— duktenmarkt war ruhig. Es wurden verlangt für je 50 kg: Auslandsroggen 28,75 M., inl. Hafer 25— 25.75, ausl. Hafer 2425,50, Braugerſte ausl. 3133,50, Futier⸗ gerſte 24—26, Mais gelbes m. Sack 19,50, Biertreber 16 — 16,25, Weizenmehl 41—41,75, Weizenbrotmehl 33— 33,75, Weizenfuttermehl 17.50, Roggenmehl 38,50— 40, Weizenkleie fein 13,25, Roggenkleie 16,25. Viehmarkt M, heim. Zufuhr 34 Kälber 70— 75. 99 Schweine 58 8, 687 Ferkel und Läufer 8—25 M. Moſaik. (Unpolitiſche Zeitbetrachtungen.) Rundfunk auf Reiſen.— Die Kunſt des Kofferpackens.— Dei zraue Zylinderhut.— Benzin⸗Inſeln.— Fallenſteller.— Das anheimelnde Zuchthaus.— Dichter und Denker.— Bolſchewiſten⸗ Pferde. Begeiſterte Rundfunkfreunde legen ſich ſogar abends mit dem Hörer ins Bett, um ſich von der gefunkten Tanz⸗ muſik in den Schlaf wiegen zu laſſen. Auch den Laut⸗ ſprecher benutzt man dazu, bis weniger muſikaliſch ver⸗ anlagte Nachbarn mit Klopfen und Trampeln rückſichtslos dazwiſchenfahren. Ihnen wird die Nachtruhe durch For⸗ krott und Tango nicht verſüßt, ſondern geſtört. Viele der Rundfunkverehrer werden ihr Empfangsgerät auch auf die Sommerreiſe mitnehmen. Sie rechnen damit, daß der bDimmel noch weiterhin jeglichen Tag regnen und daß man inter ceinem fremden Dach ſitzen und ſich ſträflich öden Amme. ö Illinois ſeine Begnadigung mit der Begründung abgelehnt. daß er das Zuchthaus, in dem er alles in allem annähernd ober wohl gar auf bumune webanien rommen ionnte. Bei ſolch einem Wetter fühlt ſelbſt ein menſchlicher Ein⸗ ſiedlerkrebs ein ſtarkes Anſchlußbedürfnis, und man weiß ja nie, wie ſo etwas endet. Darum lieben ſie den Rundſfunk⸗ anſchluß, er iſt ungefährlich und man hat ſeine Unter⸗ haltung. Für das Empfangsgerät wird ſich auch im voll⸗ ſten Koffer noch ein Plätzchen finden. In der Regel wird ja zu viel eingepackt, zu viel Ueberflüſſiges und Entbehr⸗ liches mitgenommen. Und auch hinſichtlich der Raumaus⸗ nutzung und zweckmäßigſten Verſtauung läßt das Koffer⸗ packen zu wünſchen übrig. Die älteſten Reiſeonfel und Tanten bleiben hierin oft zeitlebens klägliche Stümper, die die Kunſt des richtigen Packens nicht erlernen. Dazu. gehört Organiſationstalent, praktiſcher Sinn, eine ga wandte Hand. Man iſt heute auf der eifrigen Suche nach neuen Berufen, es wollen ſich aber kaum noch welche entdecken laſſen. Wie wäre es mit dem des Koffer⸗ packers oder der Kofferpackerin? Kammerdiener und Kam⸗ merzofen, die auch darin bewandert ſein mußten, können ſich nur noch ſehr reiche Herrſchaften halten, in Theater⸗ ſtücken und Films ſind ſie am häuſigſten anzutreffen, aber auch da wirken ſie ſchon als veraltete Staffage. Für eine vertrauenswürdige Hilfskraft, die einem die Arbeit des Kofferpackens abnimmt, würde beſonders zur n lohnende Beſchäftigung gewiß genug vorhanden ein. Eine Dame, die auf eine Erholungsreiſe geht, ſollte nicht alle ihre beſten Kleider und Hüte mitnehmen, ein Herr kann weniaſtens den Znlinderhut zu Hauſe laſſen. Es it aueroings em Irrtum, daß man den nur vei ſeter⸗ lichen Anläſſen trägt und tragen darf, und die auch für die Herren des Kontinents maßgebende engliſche Mode propagiert neuerdings wieder den grauen Zylinder, der lange von der Bildfläche verſchwunden war, als männ⸗ liche Kopfbedeckung für die Straße, den Rennplatz uſw. Er, der nicht glänzende, hatte ſeine Glanzperiode in den Tagen der Krinoline.' jenes monſtröſen Reifengeſtells der weiblichen Kleidertracht, zu dem die heutige ſchlanke Linie, der enge, kurze Frauenrock im denkbar ſchroffſten Gegen— ſatz ſtehen. Wir wollen uns den grauen Zylinder nur un⸗ ter der Bedingung wieder gefallen laſſen, daß er nicht auch eine Wiederkehr der Krinoline mit ſich bringt. Bei der Mode iſt ja bekanntlich kein Ding unmöglich. Aber dagegen müßte heute ſchon die Verkehrspolizei einſchreiten. Die ſchlanke Linie entſpricht der Forderung der Gegen— wart, ein Mindeſtmaß von Raum zu beanſpruchen und ſich tunlichſt reibungslos zu bewegen. Je näher ſich durch den Luftverkehr die Länder und die Völker rücken, deſto mehr wird ſich die Kleidung auch vereinheitlichen. was freilich ein zweifelhafter Fortſchritt iſt, denn er wird die letzten ſchönen Volkstrachten verbannen. Und er wird die letzten Naturkinder bekleiden, die noch ſo herumlaufen, wie ſie Gott erſchaffen. Auf den ſtillen Inſeln des Stillen Ozeans fängt man ſchon an. ſich in europäiſche Gewänder zu hüllen. Kanakenfrauen blättern bereits in Modezeitun⸗ gen und intereſſieren ſich für Schnittmuſter. And hat man erſt den Atlantiſchen Ozean mit Ben— zin-Inſeln ausgeſtattet, wo die Flieger Station machen und ſich mit neuem Betriebsſtoff verſorgen können, wird auch der Atlantiſche Ozean bald derſelben Errungenſchaft teilhaftig werden. Die friſche Seebriſe, die balſamiſchen Lüfte Hawais und Samoas werden ſich mit Benzin- düften vermiſchen. Die Auspuffgaſe des Autos, womit die Ziviliſation auch jene paradieſiſchen Eilande ſchon be— glückt hat. haben den Inſulanern einen Vorgeſchmack da— von gegeben. Aber die Luftfahrzeuge werden ihnen auch Gäſte bringen, und eine aufblühende Fremdeninduſtrie mit Hotelpaläſten und allerlei Möglichkeiten, Geld zu ver⸗ dienen, entſchädigt ſie vielleicht für das verlorene Eden, wie ſie es anderswo ebenfalls getan hat. Die beiden vermißten franzöſiſchen Flieger Nungeſſer und Coli wären am Ende nicht verunglückt, gäbe es auf dem Atlantik ſchon Notlandsinſeln, auf die ſie ſich hätten retten kön— nen. Die ſchwache Hoffnung daß ſie Amerika erreicht und in einſamer Gegend miedergegangen ſein konnten, wird ſich auch kaum noch länger aufrechterhalten laſſen. Der kana⸗ diſche Fallenſteller, der das Gerücht ausſprengte, die Flie⸗ ger in der Wildnis geſichtet zu haben, hat ſich damit nur in der Eintönigkeit ſeines Daſeins einige Abwechslung berſchaffen wollen. Es war eine Falle für die Gut⸗ gläubigen, ein ſehr ſchlechter Scherz, und ſtatt der Pelztiere, die dieſer Kanadier fängt, ſollte man ihm das Fell gerben. Ob auch der Erfinder der Geldzählmaſchine, damit herauszureden, daß er nur geſcherzt habe, als er ſeine Erfindung auspoſaunte? Aber daß es ſich lediglich um eine zu Schwindelzwecken aufgeſtellte Falle handelt, geht ja daraus hervor, daß er den Leuten vorlog, die Reichsbank habe ihm für die Erfindung anderthalb Millionen geboten, und durch die Vorſpiegelung dieſer falſchen Tatſache eine kleine Bank zur Auszahlung, von fünfundzwanzigtauſend Mark bewog. Da helfen keine Ausflüchte. Es iſt aber wieder einmal ein etwas ungewöhnlicher Schwindel im Vergleich zu den meiſten, die nur Schablonenarbeit ſind. Auch der Scheckſchwindler in Hamburg, der auf Grund ge— fälſchter Schecks in einer knappen Stunde zwei Banken un über hunderttauſend Mark betrog, iſt keine alltägliche Er⸗ ſcheinung. Nicht, daß Scheckſchwindeleien ſelten wären, aber die Banken ſind ſo vorſichtig, daß es faſt jedesmal bei dem Verſuch bleibt und der Täter abgefaßt wird. Die Gefängnſſſe und Zuchthäuſer wollen nicht leerer werden, die Strafrichter haben Arbeit über Arbeit und ein freies Wochenende iſt ihnen nicht vergönnt. Kein Ver⸗ brecher läßt ſich gern einſperren, wer kann, bricht aus, aber einzelne leben ſich ein und wollen nicht wieder heraus. Die Gewohnheit nennt der Menſch auch noch als Greis ſeine So hat ein alter Inſaſſe eines Zuchthauſes in dreißig Jahre ſeines Lebens zugebracht hat, nicht mehr zu ö gerlaſſen wünſche. Er ſehne ſich nicht nach der Freiheit. Zur Belohnung für ſolche Anhänglichkeit und Treue wird chm ſein Wunſch wahrſcheinlich erfüllt werden. Setzte man ö hn zwangsweiſe hinaus, würde er ja doch wieder irgend⸗ eine Straftat begehen, die ihn in das liebgewordene Aſyl urückbrächte. änder, der uns um die Mitte des vorigen Jahrhunderks an, Volk von Denkern und Kritikern nannte. ö Kritikern ſind im Sprachgebrauch Dichter geworden, lrotz⸗ dem das ganz weſensverſchiedene Perſönlichkeiten ſind, die ich ziemlich feindlich gegenüberſtehen. Aber es hatte ſeine Eine wunderliche Welt! Es war ein Eng⸗ Aus den Berechtigung, weil in Deutſchland immer mit einer wah⸗ en Leidenſchaft gedichtet worden iſt— ob mehr gut als ch echt oder umgelehrt wil ih hier dahingeſtellt ſein laſſen. in rühriger uchverlag möchte unſeren Ruf als Dich⸗ er- und Denkervoll aber unerschütterlich feſt ktabilieren, udem er alle nicht berufsmäßigen deutſchen Dichter und Denker auffordert. ein naar Geiſtesnerlen in gereimter fſinlen zu laſſen, Erreichung des giſteckten Zieles, zur Ehre des Vereins und zum Wohle des deutſchen Liedes. oper ungereimter Faſſung aufs Papier rollen zu laſſer und ihm unter Beifügung einiger Mark für Unkoſten ein zuſchicken. Vergißt einer die Märker, werden die Perlen wohl unter den Verlagstiſch rollen. Man ſieht, es gib nicht bloß Menſchen, ſondern auch wahre Volksfreunde Ueberhaupt: alles für, nichts gegen das Volk! Ir Rußland will man jetzt auch das Pferd vervolkstümlichen. das Vollblut widerſpricht den Lehren der Bolſchewismus es regt über die Maſſe der Pferde hinaus, iſt die beſſere Klaſſe, der verkörperte vierbeinige Dünkel. Alſo weg damit! Es iſt der Vorſchlag gemacht worden, kein Voll, blut mehr zu züchten, auch die Pferde ſollen gleich ſein, und es ſoll nur noch proletariſche Arbeitspferde geben. Ick möchte vorſchlagen, die Pferde ſelbſt darüber zu befragen und ſie abſtimmen zu laſſen. Sie würden, glaube ich, meh) Verſtand beweiſen als Menſchen, die ſie bolſchewiſierer und nicht hoch⸗, ſondern herunterzüchten möchten. und auch das Arbeitspferd würde in dieſem 55 14 5 men. o bs. * Lokale Nachrichten. Viernheim, 24. Juni. “ Neuer Roman. Ia hentiger Nummer beginnen wir mit dem Abdruck des neuen Romans„Die Liebe des Herrn von Gudewill“, mit der Verfaſſerin Ella Luiſe Rauch. Von unſeren geſchätzten Leſern wird derſelbe gewiß gerne geleſen. Neu hinzutretenden Abonnenten wird der neue Roman gratis nachgellefert. Geſangswettſtreit.(Wiederholt, da geſtern ſinn⸗ entflellende Druckfehler ſich eingeſchlichen hatten.) Die Glücks⸗ göttin, die auch beim Geſaugswettſtreit oft mehr oder weniger elne Rolle ſpielt, verſagte leider dem Vertreter der Sänger⸗ ſache unſeres Heimatortes auf dem am verfloſſenen Sonntag in Bürſtadt ſtattgefundenen Geſangsweltſtreit itre Gunſt. Der Geſangverein Liederkranz mußte ſich mit dem 3. Preis in der 1. Klaſſe zufrieden geben. Ein Grund zur Mißſtimmung hier ⸗ über dürfte unſeres Erachtens jedoch nicht Platz greifen. Denn wenn wan bedenkt, daß die Sängerſchar des Geſangvereins Liederkranz zum größten Tell aus jüngeren Leuten beſteht, die noch nicht vor einer größeren Oeffentlichkeit aufgetreten waren und tyofolgedeſſen vielleicht mit einem gewiſſen Lampen⸗ fieber zu kämpfen hatten, ſo ift die Leiſtung des Vereins, der in der 1. Klaſſe eine Punktzahl von 199 erreicht, doch als eine gute zu bezeichnen. Ehr, dem Ehre gebührt. Wir gönnen den beiden Kon⸗ kurrenten unſeres hieſigen Vereins, dem Geſangverein Sänger⸗ luft, Waldhof(72 Sänger) der mit 201 Punkten ſich den 2. Platz ſicherte und dem Geſangverein Cäcilia Lampertheim (120 Sänger,) der mit 210 Punkten den 1. Preis errang. Jedenfalls braucht Leiſtung nicht zu ſchämen. 199—201—210 zeigt, daß die Leiſtungen der 3 konkurrieren⸗ den Vereinen in Anbetracht der Sängerzahl im Großen und Ganzen ebenbürtig waren.— Im höchſten Ehrenſingen er⸗ reicht unſer hieſtger Verein von 98 zu erreichenden Punkten der Geſangverein Liederkranz ſich ſeiner Die Dlfferenz der Punktzahl 96. Ein Bewels, der auch hier guten Leiſtung des Vereins. Beſonders zu erwähnen ſei noch die richtige Deutung der Kompoſition ſämtlicher Chöre, durch den Dirigenten des Vereins, des Herrn Lehrer Baldauf, was ſeltens der Preis⸗ richter in der Rubrik:„Auffaſſung“, mit der höͤchſt zu erreichen⸗ den Punktzahl 7 anerkannt wurde. für die wackere Sängerſchar des Geſangvereins Liederkranz mit ihrem unermüdlichen Dirigenten, die ſich am Sonntag in Alles in Allem dürfte allen Ehren ſchlug, kein Anlaß dazu ſein, nun den Mut ſondern jetzt erſt recht an dle Arbeit zur * Jugendtag. Die hieſigen Schulen veranſtalteten heute den alljährlich wiederkehrenden Jugendtag, der einen recht ſtimmungsvollen Verlauf genommen hat. Spielen wurde von den Kindern mit Freude gehuldigt. Dle U ö Gemeinde ließ auch dieſes Jahr Bretzel an d i der angebliche Student aus Nürnberg, verſuchen wird, ſich e ee e ee Den dlverſen »Wertungsſingen. Die kath. Kirchenchöre der Dekanate Heppenhelm und Bensheim halten am Sountag ihr diesjähriges Wertungsſingen in Wald Michelbach ab. Hieran betetligt „Cäcilia“, der dieſen Anlaß gleich als Familten⸗ ausflug gelten läßt. ſich auch der hleſige Kirchenchor Auf das heutige Inſerat ſeten da⸗ her alle Mitglieder auch an dieſer Stelle aufmerkſam gemacht. “Eine neue Wirtſchaft. Das Gaſthaus„Zum welßen Roß“, welches infolge der mißlichen Zeitverhaͤltulſſe mehrere Jahre flillgelegen hatte, wird von dem Sohne des ehemaligen Inhabers Herrn Karl Faltermanu morgen Samstag wieder eröffaet. Ein gleichzeitig vorgeſehenes Schlachtfeſt läßt allenfalls eine gemütliche Eröffnungs⸗ feſer auftrommen. Herrn Faltermann wünſchen wir zu ſelnem Unternehmen biſten Erfolg!(Siehe auch heutiges Inſerat.) * Stiftungsfeſt. Der Radfahrer ⸗ Bund hält am Sonntag den 17. Juli ſein 13jähriges Stiſtungsfeſt, verbunden mit Korſo- und Mannſchaftsfahren, am Ochſen⸗ brunnen ab. Dee titl. Vereine mögen ſich hiernach bemeſſen. * Bruchleidende. Wir wollen nicht verfehlen, alle Bruchleidende auf das diesbezügliche Inſerat in heutiger Nummer beſonders aufmerkſam zu machen, »Von hier nach Teiſendorf. Der Ballon des Heren Lehrer Sutter(2tes Schuljahr Knaben) landete bei Telſendorf unweit von Salzburg an der öſterrelchiſchen Sieaze. Er wurde am 21. ds morgens 3 Uhr 15 Minuten von einem Gratzmäher gefunden. Fr hat, inſoſern er in gerader Richtung flog, einen Weg von nahezu 380 Kllomet er zurück gelegt. Es wäre nur intereſſant zu wiſſen, um welche Zelt er niederging, um eine umgefähre Stundengeſchwiadigkeit er ⸗ rechnen zu können. Gewiß eine gewaltige Leſſtung dleſes primitiven Flugzeugs(Weitere Mittellungen ſind uns will⸗ kommen. Die Red.) „Filiale. Die Konfekttons firma Vetter, Mann⸗ heim J 1, s hat im Hauſe Lampertheimerſtraße Nr. 3, (Klee) eine Filſale eröffnet. Es empfiehlt ſich, den Proſpelt in heutiger Nummer zu beachten. 1 b 1