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Martin, Geſchäftsſtelle Rathaus ſtr. 2155 1 N 31 — imer Tageblatt N Anzeilgenpreiſe: bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Anſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands und des Auslands. Aafoblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Platzvorſchriften bet Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden. (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Blernh. Volksblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg. f — FF Donnerstag, den 7. Juli 1927 —— 2 44. Jahrgang Neues in Kürze. 1: Botſchaſter Dr. v. Hoeſch hat ſich in München einer nottvendig gewordenen Mandel⸗Operation unterzogen. Die Operation iſt gut verlaufen. Das Befinden iſt zufrieden⸗ ſtellend. : Im preußiſchen Staatsrat iſt ein kommuniſtiſcher Antrag eingegangen, der das Staatsminiſterium erſucht, nit allen Mitteln dafür einzutreten, daß alle geplanten Zollerhöhungen unterbleiben und daß die beſtehenden Zölle beſtätigt werden. 765 Nach einer Verordnung des polniſchen Miniſterrats wurde die Einfuhr von Weizen und Weizenmehl nach Po⸗ len bis zum 1. September d. J. verboten. i: In Riga iſt eine große Spionageorganiſation zu unſten Sowjetruflands aufgedeckt worden. Wichtiges be⸗ laſtendes Material ſei bechlagnahmt und acht Perſonen ſeien verhaftet worden. 16: Die belgiſch⸗franzöſiſchen Handelsvertragsverhande lungen ſind infolge Widerſtaudes der belgiſchen Induſtriel— len gegen den franzöſiſchen Zolltarif unterbrochen worden., Die Verhandlungen dürften früheſtens Eude Auguſt wieder aufgenommen werden. 1e: Der franzöſiſche Miniſterrat hat beſchloſſeu, der Rammer die Gewährung eines Kredites von fünf Millionen Franken für die Unterſtützung eines Pzeaufluges Rar Newhork uſchlagen. Frankreichs kommender Mann 4. Am 11. Mai 1928 muß die Wahl für die franzöſiſche Kammer ſtattfinden. Wenn bis ad flir Termin auch nach reichlich Waſſer die Seine inabfließen wird, ſo wirft doch heute ſchon das kommenoe Ereignis ſeinen Schatten voraus. Wer etwa der Mei⸗ nung ſein ſollte, daß es noch zu früh iſt, ſich um die kom⸗ menden Wahlen zu kümmern, der wird durch einen Vor- br den Tardieu unternahm, eines Beſſeren belehrt ein, einen Vorſtoß, mit dem ſich die franzöſiſche Preſſe ehr eingehend beſchäftigt und der auch über Frankreichs Grenzen hinaus Beachtung verdient, da nach Anſicht wei⸗ ter Kreiſe Tar dien der kommende Mann Frank⸗ reichs iſt. Für den Fall, daß Poincaree ſich aus irgend einem Grunde veranlaßte ſehen ſollte, doch noch vor den Neuwahlen das Ruder aus der Hand zu geben, ilt Tardieu als ſein Nachfolger. Seine letzte Rede n Belfort, die nicht nur in Frankreich großen Staub aufgewirbelt hat, ſondern auch geeignet iſt, über die Grenzen„hinaus allgemeine Aufmerkſamkeit zu erregen, iſt denn auch vielfach als Kandidaten⸗ rede für die Miniſterpräſidentenſchaft angeſehen worden. , Dieſer Mann, mit dem man in Zukunft vermutlich wird rechnen müſſen, hat in der franzöſiſchen Po⸗ litik bereits eine große Rolle geſpielt, er gilt als zo litiker, der genau weiß, was er will und er U ferner als geſchickter Taktiker, der alle Wege ennt und zu nutzen weiß, die zum Ziele führen kön⸗ nen, Geboren im Jahre 1876 war Tardieu urſprünglich Diplomat, dann außenpolitiſcher Leiter des„Temps“, während der Friedensverhandlungen war er einer der vichtigſten Helfer Clemenceaus und als Mit⸗ zlied wichtiger Kommiſſionen führte er die für Deutſchland ingünſtige Entſcheidung inder Reparations⸗ [rage und in der Saargebietsfrage gegen die Urſprunglichen often ber Engtanver uno Ameritane: erbei. Tardieu verdanken wir es in erſter Linie, daß der aub des deutſchen Eigentums im Aus⸗ lande zum Syſtem erhoben worden iſt und Tar⸗ dieu war auch der Vater der Zerſtückelung Oeſterreichs und der Abſchnürung deutſcher Gebiete im Oſten und Weſten. Ein franzöſiſches Blatt, die linksſtehende„Ere Novelle“ hat von Tardieu geſagt, daß er ſeine Rolle bei der Beratung der Friedensverträge dazu benutzte, um in Europo die Keime von zehn künftigen Kriegen zu legen. Es iſt denn auch lein Wunder, daß der gleiche Tardieu ſchroff gegen die Locarno⸗Politik Stellung genommen hat, daß er damals betonte, daß Locarno aus dem Vertrag von Ver⸗ lichen beinahe alles ſtreiche, was in ihm der alten franzö⸗ iſchen Tradition entſprach.„Locarno bedeutet den Ver⸗ zicht auf die Vorſicht, die Frankreich bisher Deutſchland gegenüber angewandt hat. Frankreich hat einen brüsken Wechſel ſeiner Politik vorgenommen, es hat die we⸗ ſentlichen Beſtimmungen des Friedensvertrages von 1919 und eine 300 Jahre alte Tradition preisgegeben.“ So Tardieu nach dem Abſchluß der Locarnoverträge. Es liegt aber kaum ein Anzeichen dafür vor, daß ſich inzwiſchen bei Tardieu ein Wechſel ſeiner Geſin⸗ nung und ſeiner Anſchauungen eingeſtellt hätte, denn auch in ſeiner Belforter Rede hat Tardieu ſehr nachdrück⸗ lich unterſtrichen, daß Frankreich keins ſeiner Rechte im letzten Jahre preisgegeben habe. Mit Genugtuung hat Tardieu alſo gewiſſermaßen 77 daß ſeit e nem Jahr die Annachgiebigkeit geſiegt hat und man wird Tardieu ſicherlich nicht unrecht tun, wenn man lein außenpountiſches Programm in die Worte zuſammen⸗ faßt: Keinerlei Preisgabe irgend eines Rech⸗ tes, das der Verſailler Vertrag Frankreich verleiht. Von jeher hat denn auch Tardieu immer wieder be⸗ tont, daß man in Frankreich die Waffe, die man durch deu. Verſailler Vertrag in die Hand bekommen habe. nicht zu nutzen verſtehe und aus dieſem Grunde hat Tar⸗ dieu wiederholt ſchwere Angriffe gegen die franzöſiſche Negierung gerichtet. Nun iſt allerdings richtig, daß Tardieu aus Miß⸗ erfolgen, die er in Frankreich erlebte, ſo fiel er beiſpiels⸗ weiſe bei den Maiwahlen 1924 durch, die Lehre ge⸗ zogen hatte, daß er ſein Temperament zügeln müſſe und es iſt nicht zu leugnen, daß ſich Tardieu einem gewiſſe Mä⸗ ßigung in den letzten Jahren auferlegt hat. Daß ſich aber an der Grundeinſtellung Tardieus dadurch nichts geändert hat, ergibt ſich ſchon aus der Bel⸗ forter Rede, in der dieſer Mitſchöpfer des Verſailler Ver— trages gewiſſermaßen das außenpolitiſche Programm da— hin umreißt, daß Frankreich keines ſeiner Verſailler Rechte preisgeben dürfe. Man wird gut tun, dieſe Worte nicht zu überhören, denn da man mit Tardieu als den kommenden Mann rechnen muh, ſo ſcheint es zweckmäßig, ſich über die Einſ teln diele Mannes keinen Ihnionen hinzu⸗ gohoit. „ 1 v Für die franzöſiſche Innenohlitik war die Belſorten Rede Tardieus inſofern bedeutungsvoll, als Tardieu ſei nen alten Plan einer Zentralpartei wieder aufge⸗ nommen hat. Schon im April v. J. kündigte er die Bil dung einer neuen großen parlamentariſche Partei an, die ſich aus Elementen des Linkskartells und des nationalen Blockes zuſammenſetzen ſollte, dock blieb es damals bei dieſer Ankündigung. Jetzt hat nun Tardieu erneut die Abſicht bekundet, eine neue groß Partei, eine Partei der Mitte zu ſchaffen,„die alles um ihre Fahnen ſcharren ſoll, was republikaniſch vor Geburt, und demokratiſch von Geſinnung iſt.“ Mit dieſen Formel ſoll offenbar die Loslöſung der bürger lichen Linken von den Sozialiſten betriebe werden und die franzöſiſchen Preſſeſtimmen laſſen dem auch klar erkennen, daß man ſich in den Kreiſen der bür, gerlichen Linken über die Gefährlichkeit des Mand vers Tardieus nicht im Unklaren iſt. Inwieweit ſich die Pläne Tardieus verwirklichen laſſen werden, iſt naturge, mäß ſchwer zu ſagen. Seine Formel iſt geſchickt gewählt aber der ſchwache Punkt der Gedankengänge Tardieus liegt darin, daß dieſe geplante Zentralpartei ein Ding wäre, das kein rechtes Geſicht beſitzt, eine Partei, deren Ziele ſchwer zu definieren wären und deren Aufrufe unter ſolchen Umſtänden doch wohl der Werbekraft ent behren dürften 0 2 1 Das neue Gaagrabkommen. Mit rückwirkender Kraft ab 1. Juli. Paris, 6. Juli. Ueber die deutſch⸗franzöſiſchen Wirtſchaftsverhandlan gen wird folgen Komunique veröffentlicht: Die deutſcht und die franzöſiſche Delegation berieten gemeinſam in Handelsminiſterium. Dabei wurde eine Verſtändi gung über das Zollregime des Saargebie tes erzielt. Damit im Verkehr mit der Saar ede Stö rung vermieden wird, hat das Abkommen rückwirlen de Kraft vom 1. Jull. Das Abkommen gilt bi; zum 31. Juli. Seine Verlängerung oder Kün digung am Monatsende ſteht Frankreich fre Wie weiter berichtet wird, erfolgt die Verlängerunt des Abkommens automatiſch, falls Frankreich bis zun Monatsſchluß keinen Einwand dagegen erhebt. Daf Abkommen wurde zur Unterzeichnung durch Briand nac deſſen Landgut Cocherell geſandt, wo der Außenminiſte ſich zur Zeit aufhält. Die Unterzeichnung dürfte heut noch erfolgen. Das„Echo de Paxis“ berichtet, daß beid Delegationen den recht lebhaften Wunſch geäußert hätten ihre Verhandlungen über den Abſchluß eines Proviſorium, noch dieſe Woche zu beenden. Klagen der Saarbrücker Handelskammer. Die Handelskammer Saarbrücken hat zur Weiter leitung an die franzöſiſche Regierung der Saarxregierun. eine Denkſchrift überreicht, in der auf die ſchwer wiegende Nachteile des neuen franzöſiſche; Zolltarifentwurfes hingewieſen wird, der für na hezuſämtliche das Saargebiet intereſſierenden Erzeug niſſe ganz außerordentliche Erhöhungen der be reits in Kraft befindlichen Zollſätze bringt, ohne di beſonderen Bedürfniſſe des Saargebietes zu berünſichtiger In der Denkſchrift wird weiter betont, daß für das Saar gebiet der Bezug zahlreicher deutſcher Wa ren einfach eine Lebensnotwendigkeit ſei, wi auch die Möglichkeit des un behinderten Abſatze ſeiner eigenen Erzeugniſſe im Reichszollgebiet. ———— .. ö 1 0 2 2 r Der Kampf um die Zölle. Die Zuckerzollerhöhung geſichert. Berlin, 6. Juli. Nachdem in den letzten Tagen verſchiedene Beſprechun⸗ gen der Fraktionen untereinander ſtattgefunden haben, die ſich eingehend mit den Zollfragen befaßten, wird in den nächſten Tagen der interfraktionelle Aus- ſchu ß zuſammentreten, während im Handels poli⸗ tiſchen Ausſchuß des Reichstages die Zolldebatte be⸗ reits begonnen hat. Wie wir nun zuverläſſig erfahren, ſind ſich die Regierungsparteien in der Zuk⸗ kerzollerhöhung ſ einig, während das Schickſal der anderen Zollerhähungen noch nicht ganz entſchje⸗ den iſt und zum erheblichen Teil mit ber Erledigang an⸗ derer innerpolitiſcher Fragen verknüpft iſt. Weitere Mietserhöhungen? Stabiliſierung der Altmieten auf 130—160 Prozent. de Berlin, 6. Juli. Das Reichsarbeitsminiſterium hat ſoeben eine um angreiche Denkſchrift fertiggeſtellt, in der u. a. Fragen des Wohnungsbaues, insbeſondere der RNeubauwohnungen und zukünftige Mietsgeſtaltung n den Altbauten behandelt werden. Ausgehend von der zu Anfang dieſes Jahres beſchloſſenen Erhöhung auf zunächſt 110 Prozent und ab 1. Oktober auf 120 Prozent der Friedensmiete werde in der Denkſchrift geſagt, daß man gezwungen ſein werde, im Laufe der Zeit entſprechend der wirtſchaftlichen Entwick⸗ lung eine Stabiliſierung der Altmieten auf Die Mandatskommiſſion zum deutſchen Sitz Keine einheitliche Stellung der Kommiſſion. D Genf, 6. In der heutigen Sitzung der Mandatskommiſſion ſt der Beſchluß über den Antrag des Völkerbund— zates auf Schaffung eines deutſchen Sitzes in ber Mandatskommiſſion nun gefallen. Die Kom⸗ miſſion ſpricht ſich in dem Bericht an den Rat dahin zus, daß es ſich bei dem Antrag des Rates, um eine Frage po litiſchen Charakters handelt. Der Völlerbundsrat habe jedoch an die Mandatskommiſſion ebiglich die Frage gerichtet, obb Einwände jeglicher Art gegen die Einräumung eines Sitzes an Deutſchland in der Mandatskommiſſion beſtänden. Die Mandats⸗ lommiſſion iſt hierzu zu keiner einheitlichen Stel⸗ zung gelangt. Die Mehrheit der Kommiſſion erklärt, daß Einwände gegen einen deutſchen Sitz in der Mandatskommiſſion nicht vorliegen. Die Minderheit der Kommiſſion betont dagegen in dem Bericht an den Rat, daß es ſich hierbei um eine poli⸗ tiſche Frage handelt, zu der jedoch nicht mehr Stellung genommen werde. Dieſe Frage ſei bereits durch den Beſchluß der Vollverſammlung des Völ— ker bundes im Herbſt 1926 entſchieden und da⸗ mals ſei ein deutſcher Poſten in der Mandatsfom⸗ miſſion vorgeſehen worden. Fortgang der franzöſiſchen Hetze. Der„Temps“ kommt heute auf die Stellungnahme der Mandatskommiſſion des Völkerbundes zur Frage des Eintritts Deutſchlands in die Kommif— ſion zu ſprechen und meint, daß die Auffaſſung der Kommiſſion in keiner Weiſe bindend ſei fü den Völkerbundsrat, der allein die Verantwortung trage und die Frage erſt auf ſeiner September-Tagung ent⸗ ſcheiden werde. Bei dieſer Gelegenheit werde jedes Mit— glied des Rates offen und gewiſſenhaft zu der Frage Stellung nehmen müſſen. Der Eintritt Deutſchlands in die Mandatskommiſſion ſei von verſchiedenen Geſichts— punkten aus von ſchwerwiegendſter Bedeu⸗ tung. Auf alle Fälle werde aber die Anweſenheit eines Deutſchen in der Kommiſſion ihre Aufgabe micht er— leichtern. Juli. „ 2 Zur Frage der Militärattachees. Beträchtliche Melnungsverſchiedenheiten in Berlin? London, 6. Juli. Iin Zuſammenhang mit ſeiner geſtrigen Meldung daß Großbritannjen nunmehr gewillt ſei, die Ernen nung von ilitärattachees der ehemals feind lichen Staaten für deren Botſchaften und Geſandſchafter in London zuzuſtimmen, berichtet heute der diplomatiſch⸗ Korreſpondent des Dailn Telearanb. daß ſich in vo IUtiſchen Kletilen Gectmus eme berrachtitche Meinungsverſchſedenheit darüber geltend zu ma⸗ chen ſcheine, ob die Zeit wirklich gekommen ſei, den aus⸗ ländiſchen diplomatiſchen Vertretungen wieder Militär⸗ attachees beizugeben. Der alte Gegenſatz zwiſchen der deutſchen Diplomatie und den militäri⸗ ſchen Führern ſei noch nicht beſeitigt und gäbe ſowohl im Auswärtigen Amt als auch unter den Linksgruppen des Reichstages Einflüſſe, die jede derartige Entſchließung bekämpfen würden. Nicht deſtoceniger ſeſ es wahrſcheinlich, das Tradition und der natür⸗ liche Wunſch nach dem gleichen Status und Gegen⸗ ſeitigkeii zwiſchen Deutſchland und den anderen Maͤchten letzten endes den Sieg d vontragen würde Neue Anſchlußdebatte. Frankreich ſieht Gefahren. d= Berlin, 6. Juli. N In Paris und Wien wird das Anſchlußpro⸗ blem gleichzeitig erneut erörtert. Anlaß dazu gibt in Paris die Tatſache, daß der franzöſiſche Geſandte in Wien zur perſönlichen Berichterſtattung nach Paris be⸗ rufen worden iſt und dort allem Anſchein nach betont hat, daß die Anſchluß bewegung in Oeſterreich wei⸗ ter im Wachſen begriffen ift. Unter ſolchen Umſtänden gibt denn auch der Temps zu, daß man ſich bisher über die Bedeutung der Anſchlußbewegung in Frankreich einer gefährlichen Selbſttäuſchung hingegeben habe und daß man feſtſtellen müſſe, daß die übergroße Mehrheit der politiſchen Parteien Oeſterreichs hinter dem Anſchluß ſtehe. Daraus zieht aber das franzöſi⸗ ſche Blatt nicht etwa die Konſequenz, daß dem Sel b ſt⸗ beſtimmungsrecht des öſterreichiſchen Volkes Rech⸗ nung getragen werden müſſe, ſondern es richtet eine Warnung an die kleine Entente, ſich rechtzeitig gegen die„Gefahren“ zu ſichern, die aus der Wiedererſtarkung des mitteleuropäiſchen Gedankens erwuchſen. ö Während man ſo in Frankreich wenigſtens nicht mehr an der Bedeutung der Anſchlußfrage vorbeigeht, hat in Wien der Sozialdemokrat Dr. Bauer unter dem Titel „Wandlungen des Problems der Anſchlußpolitik“ einen Artikel veröffentlicht, in dem erklärt wird, daß der An⸗ ſchluß erſt erwogen werden könnte, wenn ein anderes Deutſchland, nicht mehr das Reich Hindenburgs und des Bürgerblockes, beſtehe. Die bürgerliche Preſſe Wiens perurteilt dieſen Artikel ſcharf. „ r Franzöſiſche Kongo⸗Greuel. Riedermetzelung von 32 Eingeborenen. 5 O Paris, 6. Juli. Wenige Tage nachdem die franzöſiſche Kolonjalge⸗ ſellſchaft beim Generalſekretär des Völkerbundes Ein⸗ ſpruch gegen die Aufnahme eines deutſchen Vertreters in die Mandatskommiſſion des Völkerbundes erhoben hat, veröffentlicht der Führer der franzöſiſchen Sozialde⸗ molraten, Blum, im Populaire einen Artikel über un⸗ menſchliche Behandlung von Eingeborenen in Franzöſiſch⸗ Kongo. Blum erzählt u. a. von einer Strafexpedition gegen ein Eingeborenen Dorf, das nicht die genügende Anzahl Arbeitskräfte für eine private Geſellſchaft geſtellt hatte. Von die⸗ ſer Strafexpedition ſeien 32 Ein geborene, Män⸗ ner, Frauen und Kinder, unter unmenſch⸗ lichen Grauſamkeiten niedergemetzelt worden. Wieder Maſſenerſchießungen in Rußland 40 Perſonen ohne Gerichtsverhandlung erſchoſſen. O Warſchau, 6. Juni. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat die Strafablei⸗ lung im, Kubankreiſe eine Abteilung antiſowjetiſtiſcher Aufſtändiſcher vernichtet, deren Anführer der, ehemalige Koſakenleutnant Blesnow war. Die ſowjetiſtiſche Ab⸗ teilung umzingelte die Aufſtändiſchen in der Nähe der Anſiedlung Gubskan im Kubankreiſe(Nordkaukaſus) und forderte die Aufſtändiſchen auf, ſich zu ergeben. Die Auf⸗ and l lehnten dies ab und leiſteten drei Stunden Wi⸗ tand, wurden jedoch mit Ausnahme einiger Ver⸗ wundeter alle niedergemacht. Der Anführer der Aufſtändiſchen, Blesnow, wurde ſchwer verwundet und erſchoß ſich ſelbſt. Gibſon zur Geeabrüſtung. Saämtliche Fragen noch in der Schwebe. g 5 D Genf, 6. Juli. Der Führer der amerikaniſchen Delegation und Prä⸗ ident der Seeabrüſtungskonferenz, Botſchafter Gibſon, rklärte vor der ne daß in den gegenwärtigen Ver⸗ andlungen der Konferenz ſämtliche Fragen noch n der Schwebe ſeien. Trotz der vorhandenen Dif⸗ exenzen in verſchiedenen Fragen hoffe er jedoch, daß man uf der Konferenz zu einer Verſtändigung und zu inem Uebere inkommen über die Beſchränkung der lottenrüſtungen gelangen werde. Auf Befragen erklärte 17 daß auch eine Einigung über die Mari⸗ malgröße der Unterſeeboote noch nicht erzielt worden ſei. Eine Vollſitzung der Konferenz werde erſt ſtattfinden, wenn über eine Reihe von Fragen eine Einigung zwiſchen den Delegationen zuſtandegekommen ſeſ eat die Notwendigkeit zu einer öffentlichen Sitzung vor⸗ iege. Der Zwiſchenfall am Mont Cenis. Das Ergebnis der Anterſuchung. Paris, 6. Juli. „Die Anterſuchung des letzten Zwiſchenfalles am Mont Cenis hat ergeben, daß die beiden Arbeiter, bevor der italieniſche Grenzſoldat auf ſie ſchoß, verſucht hatten, die italieniſche Grenze zu überſchreiten. Auf die Aufforderung des Grenzſoldaten, ihre Ausweispapiere vorzuzeigen, flüch⸗ teten ſie. Der Grenzſoldat handelte darauf entſprechend ſeiner Order. Er war der Anſicht, daß ſich die beiden Ar⸗ beiter noch auf italieniſchem Boden befänden. 5 2 SVEN 5 orm Cen! N K e S chambe F RA 88 CFe HAI 4 — 8 * „ 1721 . 8 5 UN . R EICH aneh Hriancun E. 5 85 Zum französisch · tslienisthen brenzzwischenfsl. N In franzöſiſchen Regierungskreiſen betont man den unpolitiſchen Charakter der letzten Zwiſchen⸗ fälle und bemüht ſich, beruhigend einzuwirken. Die Rechte iſt mit dieſem Vorgehen einverſtanden, nur die Linke möchte, wie ſich die nationaliſtiſche„Liberte“ aus- drückt, um das faſchiſtiſche Syſtem in Italien zu ſtürzen, ſelbſt vor einem Krieg gegen Italier nicht zurückſchra en. — 2— Die Königsberger Schleifungen. Reibungsloſer Verlauf der Beſichtigung. f K Königsberg, 6. Juli. Der auf Einladung des Generals P a welſz am An⸗ fang dieſer Woche ſtattgefundene Beſuch zweier inter⸗ alliierter Offiziere zur Beſichtigung der zerſtör⸗ ten Anterſtände iſt reibungslos verlaufen. Damit iſt die ſtrittig: Angelegenheit der„Oſtbefeſtigungen“ für Oftpreußen erledigt. Die Arbeitsloſenverſicherung. Deie zweite Beratung im 9 5 5 Berlin, 6. Juli. Nachdem der Reichstag zu Beginn der heutigen Ple⸗ garſitzung zunächſt einen kommuniſtiſchen Antrag auf Aus⸗ etz rens gegen die Abgeordneten Stök⸗ 0 pee Remmele und Pfeiffer we⸗ zen Vorbereitung zum Hochverrat dem Geſchäftsordnungs⸗ ker, Koenen, Hörnis, ſetzte das Haus die zweite Be⸗ zusſchuß überwieſen hatte, F en eee taſunga des Gaſekhontmur fe Löfenverficherun 10 f f ort. Hier Abg. Thiel(D. Vp.) einen auch v 10 0 1 Parteien unterzeichneten An ſicherung. Die Angeſtellten ſeien auch wirkungen des Geſetzes gegenüber den Millionen Arbeitern in großer Minderheit, deshalb müßten die Mitglieder der Angeſtelltenorganiſationen von der Zwangsverſicherung bei der e dene befreſt werden. Es folgte dann d gen, die den Umfang der Verſicherungen feſtlegen. Dazu beantragte Abg. Schmidt Eöpeni 85 die Binnen⸗ und Küſtenſchiffer in die ee cherung zuzuziehen und wünſchte ferner verſtärkte Sicherung gegen willlürliche Entlaſſungen. Abg. Freiherr von Stauffenberg(Dn.) wies darauf hin, daß in der Landwirtſchaft ein Mangel an Ar⸗ beitskräften beſtehe, darum ſeien die landwirtſchaftlichen Arbeiter von der Verſicherungspflicht ausgenommen wor⸗ den. Der Redner forderte Verſicherungsbefreiung auch für die rein landwirtſchaftlichen Gärtnereien. 1 Geheimrat Weigert vom Reichsarbeitsmini⸗ ſterium erklärte dazu, ze Begriffsbeſtimmung der Gärt⸗ nerei ſei ziemlich ſchwierig. Die Erwerhsloſenfürſorge rechne den feldmäßigen Gemüſebau zur Laudwirtſchaft, aber nicht diejenigen Gärtnereien, in denen Blumenzucht, Pflanzenveredlung uſw. betriehen werden. Eine weitere Abgrenzeng müſſe ſich erſt praktiſch ergeben. Abg. Obendiez(K.) verlangte die Einbeziehung aller landwirtſchaftlichen Arbeitskräfte in die Verſicherung. In der Meiterbeſprechung bezeichnete dann Abg. Groſtewohl(S.) beim Abſchnitt„Verſicherungsleiſtun⸗ gen“ die Reichszuſchüſſe als unbedingt erforderlich und ver⸗ langte weiterhin, daß die Geltungsdauer der Unterſtützung auf 52 Wochen ausgedehnt werde. Sodann bemängelt der Redner die Vorſchriften über die Kriſenfürſorge als un⸗ genügend und forderte, daß die Unterſtützung auch bei Ausſperrungen gezahlt werde. Als nächſte Rednerin lehnte dann Frau Abg. Arendſee(K.) die Einführung von Lohnklaſſen ab und ver⸗ langte einen einheitlichen Unterſtützungsſatz, der auch bei Streiks und Ausſperrungen gezahlt werden ſolle. Abg. Schneider⸗ Berlin(D.) beantragte ſodann eine Aenderung der Einteilung der Lohnklaſſen und eine Erhöhung der Hauptunterſtützung um fünf Prozent. Während Abg. Andre(Z.) die Faſſung der Re⸗ gierungsparteien verteidigte und erklärte, daß eine Ueber⸗ ſchreitung der Löhne durch die Unterſtützungsſätze ver⸗ mieden werden müſſe. Es folgten dann die Abſtimmungen über die erſten drei Abſchnitte der Vorlage. Die Beſtimmungen über die Arbeitsvermittlungsſtellen wurden dahin ge⸗ ändert, daß die dienſtgewerblichen Einrichtungen, deren Träger eine parteipolitiſche Organiſation iſt, unzuläſſig ſind. Der Antrag auf Zuaſſung der Erſatzkaſſe wurde ge⸗ gen die Sozialdemokraten und Kommuniſten und den größten Teil der übrigen Parteien abgelehnt. Ange⸗ ſſommen wurde der Antrag der Regierungsparteien, die bisherigen zehn Lohnklaſſen um eine zu vermehren. Klaſſe 1 bezieht darnach mit einem wöchentlichen Ar⸗ beitsentgeld 10 Mark ſtatt bisher 12 Mark. Auch die Sätze des Einheitslohnes wurden entſprechend ge⸗ indert. Die Hauptunterſtützung ſoll nach dem Antrag der Regierungsparteien betragen: In Klaſſe 75 Prozent, n Klaſſe 11 65 Prozent, in Klaſſe III 55 Prozent, in Klaſſe V 47 Prozent, in den Klaſſen V und VI 40 Pro⸗ t, in Klaſſe VII 37,5 Prozent, in den Klaſſen VIII. bis XI 35 Prozent des Einheitslohne⸗ 1 Im übrigen wurden die erſten drei Abſchnitt der Vorlage bis zum Paragraphen 90 unter Ablehnung aller Aenderungsanträge in der Ausſchußfaſſung ange⸗ nommen. ö Bei der Beſprechung der weiteren Abſchnitte der Vorlage forderte der Abg. Janſchek(Soz.), daß der Beitrag vom Verwaltungsrat der Reichsanſtalt einheitlich feſtgeſetzt wird. Er verlangte weiter, daß die Beſchäfti⸗ gung der Erwerbsloſen bei Notſtandsarbeiten unter den Bedingungen des freien Arbeitsvertrages erfolgt. Die Vorlage wurde ſchließlich in zweiter Beratung angenommen, ebenſo auch die vom Ausſchuß beſchloſſene Erhöhung der Verſicherungsgrenze in der Krankenverſiche⸗ rung auf 3600 Mark. f Es folgte nun die zweite Beratung des Kriegs- gerätegeſetzes. ö Dazu berichtete Abg. Dauch(D. Vp.) über die Aus⸗ ſchußverhandlungen. Der Redner ſtellte feſt, daß nach Regelung der Reparationsfrage durch die Annahme des „ Auch in Raimunds Augen 1 5—.——y—„—— nan: 5 Die Liebe des Herrn von Gudewill. 12 Roman von Ella Luiſe Rauch. 5 a Sie hatte daher lange den Wunſch, eine der großen Kunſtſtätten aufzuſuchen, was wir, meine Mutetr und ich, bisher in Anbetracht ihrer Jugend und Schönheit nicht zugeben wollten. Da wir ſie aber jetzt in den Schutz meines Onkels Glodwig, der ein Bruder meiner Mutter iſt, geben können, ſo—“ Rüdiger, der ruhig zugehört hatte, bis das Wort von den Kunſtſtätten fiel, ſprang erregt auf. „Raimund, Sie wollen es doch nicht tun? Monika fortlaſſen? Das leide ich nicht. Iſt ſie meine Braut oder nicht? Ich dulde nicht, daß ſolche Entſchlüſſe ohne mich gefaßt werden. Ueberhaupt— was ſollte es ihr nun nützen? Ich habe nichts dagegen, daß ſie malt, wenn ſie wirklich talentiert iſt. Wäre ſie's nicht, würde ſie's nicht wollen. Aber als ſie ſich ihren Plan zurechtgelegt hat, wußte ſie nicht, daß ſie Herrin von Hohenwalde werden ſollte.— Bitte, Raimund, laſſen Sie mich ausreden. Mo⸗ nika ſoll kommen und Hohenwalde ſehen. Sie ſoll ſehen, wie groß der Pflichtenkreis iſt, der auf ſie wartet, und ſie wird mir in allem recht geben. Schauen Sie ſich um. Dieſe Räume, die ich bewohne, ſind neu eingerichtet worden, aber das ganze übrige Schloß iſt noch in dem Juſtand, in dem meine Großeltern es hinterlaſſen haben. Glauben Sie, daß eine kunſtfreudige Monika ſich in dem altmodiſchen Kram wohlfühlen kann? Sämtliche Aenderungen und Neueinrichtungen 161005 aber nach ihrem Geſchmack aus⸗ eführt werden. 0 will ich's ſo, zweitens verſtehe ich nichts davon. Sie wird aber nicht gur Hausfrau in meinem 1 ſein. Ich habe meine Leute daran h dle daß ſie mit ihren Nöten zu mir kommen können und hier Hilfe finden. Da bekommt denn meine Frau Arbeit in“ vielen Häuſern. Dann hat ſie ſich um die Innenwirk⸗ ſchaft zu kümmern, Milch, Geflügel, Park, Garten, Bienen — das alles gehört in ihr Reſſort, und ſie wird, wie 0 ſie einſchätze, nicht lange ertragen, daß ihre Leute mehr verſtehen als ſie. Zuletzt ſtelle aber auch ich perſönlich noch Anforderungen an ihre Geſellſchaft, an ihre Mitarbeit. Denn wir wollen in keiner Hinſicht hinter unſerer Zeit zurückbleiben, auf allen Gebieten unterrichtet werden und haben beide, wie ich bereits genau feſtgeſtellt habe, jeder für ſich beſondere Neigungen, die dann der andere teilen ſoll. Unſer Tag wird ausgefüllt ſein bis zur letzten Mi⸗ nute. Erklären Sie mir, wo Monika da noch Zeit finden ſoll, um ihre Malkunſt ernſt und groß zu betreiben. Sie wird ſelbſtverſtändlich Mußeſtunden haben, aber ſie braucht ſie zur Erholung, nicht wiederum zu ernſter Arbeit. Bin ich unvernünftig, habe ich unrecht?“ „Nein, Rüdiger, ich ſehe es ja ein.“ a f „Alſo— dann gehen wir ſofort zu Monika und ihrer Mutter und reden mit ihr. Ich verſpreche Ihnen, daß ich ſie nicht anrühren werde. Aber wir gehen nun.“ „Wir können nicht, Rüdiger.“ „Weshalb nicht?“ 1 Raimund erhob ſich und ſtraffte ſich. Monika iſt nicht mehr hier.“ „Monika iſt nicht mehr hier?!——— Blaß ward das gebräunte ſtolze Geſicht. „Und ſo— Raimund— ſo kommen Sie damit heraus! Wo iſt ſie? Sie haben ſie fortgebracht, damit ich nicht zu ihr gehen ſoll— wo iſt Monika?“ Glihend vor Zorn, mit ger pon Stirnadern und tief verdunkelten Augen ſtand er vor ſeinem Gaſt und rüttelte mit ſeinen nervigen Händen deſſen Schultern, daß kam ein Funkeln. ich. Mit beiden Händen N 9 ber die Schläfen. Sein Atem ging hörbar laut. abe mich hinreißen laſſen. E 9 8 ö 906 be aber nicht, daß Monika ſich mir entzieht— ich, will ſie ſprechen— und ſie wird einwilligen. Wo iſt ſie? wollen heute nicht weiterreden. Leben Sie wohl.“ er hin und her ſchwankte. Nur mühſam konnte der An⸗ gegriffene ſich befreien. g„Herr von Gudewill!“ „Sie ſind unmäßig. Ich werde Ihnen gewiß nicht ſagen, wo meine Schweſter weilt, die ihrem eigenen Ent⸗ ſchluß getreu ſofort abge reiſt iſt.“ ört wandte er ſich zur Tür. Da kam Rüdiger zu ie e e 60 ſich an den Hals und ich war darauf nicht gefaßt. 0 eihen Sie mir— nicht, 1 Es tut mir leid. Raimund verneigte ſich höflich.„Ich gehe, Herr von Gudewill, und ich werde es Ihnen nicht ſagen.“ Rüdiger trat auf ihn zu.„So nicht— Raimund— Sie ſind mir böſe, das ſollen Sie nicht ſein.“ „Ich bin es nicht mehr, Herr von Gudewill. Aber wir 1 e Wir ſind beide zu erregt. Rüdiger hob ſtolz den Kopf. „Wenn ich Monika gewonnen habe. en wir un: wieder.“ ***— Ueber den Marienplatz zu München, lebhaft geſtikulie⸗ rend, im c und weißem breitrandigem Stroh. ut, ſchritt Glodwig l l 0 0 Nichte, der er launige Hiſtörchen erzählte, wobei er ſich indeſſen fortwährend unterbrach, blick auch des kleinſten Sie hatte den Kopf von links nach rechts, von rechts nad links zu wenden, ſchaute mit glänzenden! lugen und hörte dabei fröhlich zu. 5 Brugger und neben ihm ging ſeine damit ihr der An. Türmchens nicht entgehen ſollte Fortſ. folgt. 3 l der Erfagkaſſen bef der pete gender, aſſung der Erſatzkaſſen bei ge be ie Beſprechung über die Beſtimmun⸗ gelegt. 9 al des Völkerbundes verletzt ſein, nämlich die Gleich⸗ Preis errungen hatte, lenterte in der N 5 Woſkek Lotcarnovertrage und un⸗ 8 ölkerbund, nach Annahme des erätegeſtzes auch die Frage der Abrüſtung definitiv ö ſei und damit ſämtliche Bedingungen des Verſfäil⸗ ler Vertrages erfüllt wären. Es beſtänden alſo keinerlei Vorwände mehr für Beſetzung deutſchen Gebietes. Die führenden Mitglieder des Völkerbundes haben uns zum Eintritt in den Völkerbund aufgefordert. Mit den uns auferlegten Bedingungen haben ſie das Schema und den Umfang ihrer eigenen Abrüſtungen normiert und feſt⸗ Würden ſie das leugnen, ſo würde der Grundge⸗ berechtigung aller ihm angehörenden Mitglieder. Der Redner verwies dann auf die ſchwere Schädigung der deut⸗ ſchen Exportinduſtrie durch die einſchränkenden Beſtim⸗ ngen des Geſetzes. n Stand der leichten Seeſtreitkräfte der engliſchen Flotte. Genf, 6. Juli. Die engliſche Delegation veröffentlicht heute eine Ueberſicht über den gegenwärtigen Stand der eichten Seeſtreitkräfte der engliſchen Flotte. Danach beſitzt England nach dem letzten Flottenbaupprogramm von 1925 1 Kreuzer und 203 Zerſtörer, gegenüber 120 Kreuzern und 452 Zerſtörern zur Zeit des Waffenſtillſtandes 1918. Bei Ausbruch des Krieges habe England 114 Kreuzer ind 215 Zerſtörer beſeſſen. Berabſetzung des britiſchen Truppenkontingents in China. London, 6. Juli. Wie verlautet, beabſichtigt die eng⸗ che Regierung demnächſt die von Indien nach Chiaa geſandte Brigade zurückzuziehen. Ein Datum für den Ab⸗ ſransport iſt jedoch noch nicht feſtgeſetzt worden. Bei der ntſcheidung für die Zurückziehung dieſer Truppen iſt die Erwägung beſtimmend geweſen, daß die allgemeine Er⸗ ichterung der Lage in China eine Herabſetzung des bri⸗ ſchen Truppenkontingents zuläßt. Aus Nah und Fern. rinz Friedrich⸗Siegesmund von Preußen ſchwer viren: glückt.— Beim Luzerner Reitturnier geſtürzt. Berlin, 6. Juli. Prinz Friedrich Siegesmund von Preußen, der erſt am Sonntag beim internationalen Reitturnier gegen Vertreter von acht Nationen mit ſeinem Pferd„Heilger Speer“ in der Olympiade den erſten g a hat jetzt im weiteren Verlauf des Turniers einen ſchweren Unfall erlitten. Auf einem anderen ſeiner Pferde nahm er an der weiteren Tur⸗ Rierprüfung teil. Aus unbekannter Urſache ſcheute plötz⸗ ich das Pferd und warf ſeinen Reiter ab. Der Prinz plieb im Steigbügel hängen und wurde von dem ga⸗ ſoppierenden Pferde mitgeſchleift. Dabei trat ihn das Tier einige Male auf Bruſt und Leib. Als es gelang, das Tier einzufangen, wurde ſofort feſtgeſtellt, daß der Prinz ſchwere Verletzungen erlitten haben mußte. Er wurde bewußtlos aufgehoben und nach einer Kranken- anſtalt gebracht. Dort ſtellten die Aerzte ſchwere Quetſchun⸗ gen der Lunge und innere Verletzungen feſt, die eine Ope⸗ ation notwendig machten. Bei dem Eingriff hat man N eſtgeſtellt, daß der Prinz fünf Rippen gebrochen hat un d daß die Leber eingeriſſen iſt. Das Befinden des rinzen, das anfänglich zu ärgſten Bedenken Anlaß gab, hat ſich nach der Operation gebeſſert. N Köln.(22000 Arbeiter ausgeſperrt.) In 0 der Kölner Metallinduſtrie iſt der Ankündigung der Ar⸗ beitgeber zufolge die Belegſchaft ausgeſperrt worden. Von den 178 Betrieben der Metallinduſtrie mit einer Beleg⸗ ſchaft von mehr als 10 Mann ſind 123 im Arbeitgeber⸗ derband organiſiert. Sie haben reſtlos ausgeſperrt, wäh⸗ zend von den übrigen ſich nur einige dieſem Vorgehen geſchloſſen haben. Von der Ausſperrung werden ins⸗ geſamt etwa 22 000 Arbeiter betroffen. Magdeburg.(Aus dem Zuge geſtoßen.) Der Gärtner Reinhold Meyer aus Wolmirſtädt wurde ſchwer herletzt auf den Gleiſen aufgefunden. Er konnte bisher nur ngeben, daß er gewaltſam aus dem Zuge geſtoßen vorden ſei. Berlin.(Auto⸗ und Straßenbahn Unfall.) In der Heerſtraße ſtieß ein Straßenbahnwagen der Linie 53 mit einem Laſtauto„ſammen. Dabei wurden fünf Straßenbahnfahrgäſte!) Glasſplilter leiht verletzt. Das Auto wurde zertrümmert. dem Straßenbahnwagen wurde r Vorderperron abgeriſſen und die Scheiben zer— trümmert. Gotha.(Todesurteil im Mordprozeß Hart⸗ kann.) Vor dem Schwurgericht Gotha ſtand der Flei⸗ ſcher Oskar Becker wegen Ermordung des Fleiſchermei⸗ ters Hartmann⸗Aruſtadt. Er wurde zum Tode und zur Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebens⸗ eit verurteilt. Die Angeklagte Lydia Hartmann, die Frau des Ermordeten und Geliebte des Angeklagten Bek⸗ er, wurde wegen Beihilfe und Begünſtigung zu 12 Jah⸗ ren Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehren— echte auf 10 Jahre verurteilt. Kleine Chronik. Rieſenfeuer in Atlantic⸗City. hort, 6. Juli. In Atlantic⸗City wurde durch ein 1 e in der Nähe des Strandes vier Hotels und den und Hotelgästen entſtand eine Panik, die noch durch die durch das Feuer hervorgerufenen Exploſionen ver⸗ ergnügungsplätze eingeäſchert. Unter den Baden⸗ größert wurden. Menſchenleben ſind glücklicherweiſe nicht 1 zu beklagen. Der Schaden wird auf 100 00Ote von Dollar geſchätzt. i Wähleroerſammlung mit Meſſerſtecherei. In Coſpic in Jugoſlawien kam es bei einer Wählerverſamm⸗ lung zwiſchen Anhängern der verſchiedenen Parteien zu einem Zuſammenſtoß, wobei der Präſident der Kreisor⸗ ganſſation der radikalen Partei, der den Vorſitz in der Verſammlung führen ſollte, durch mehrere Meſſerſtiche getötet wurde. b Raubüberfall in einem Pariſer Hotel. In einem Pariſer Hotel wurde die Gattin eines Impreſſario von einem jungen Mann in Begleitung einer Frau über⸗ fallen und beraubt. Als ſich die Ueberfallene zur Wehr 1 15 ſetzen verſuchte, verprügelte er ſie und feſſelte ſie ſchließlich an das Bett. Sie wurde aus ihrer peinlichen Lage nach einer halben Stunde von einem Stuben⸗ mädchen befreit. ai Schweres Fährunglück bei Lyon. Auf der Rhone Perſonen ertranken. Ein Kind fonnte ſich durch Feſt⸗ gelernt, die die Vorzüge des Taues nicht nur als ähe von Lyon eine Baht, wobei vier Hgammern an pem. Boor uver 2baſſet ſieben Kilometer ſtromabwärts 10 das fer getrieben. 51 ib Schwere Unwetterſchäden in Siebenbürgen. Sieben⸗ Pal und Arat wurden von einem katastrophalen Wir⸗ bel urm, 75 pon heftigen Hagelſchlägen begleitet war, 5 imgeſucht. Die Ernte ift vernichtet. Alle Drahtverbin⸗ Ne gene 79 0 Gebäuden wurde großer Scha⸗ 100 000 8 Mi hat als erſte Hilfeleiſtung Schweres Eiſenbahnunglück in Amerika. Wi 1 berichtet wird, ſtieß bei Jonespoint ein Schreli⸗ ſtyſ mit einem Frachtzug zuſammen. Bei dem Zuſammen⸗ oß wurden nach den bisherigen Meldungen 5 Perſonen getötet und 30 e 1 wurden völlig 1 Sechs Wagen des Frachtzuges Lokales und Allgemeines. * 1 Wetterbericht vom 7. Juli. 1 Der Irland⸗Wirbel hat ſeine Lage nicht geänd Ele 1 te des heuteren Weiters 119 05 örun 8 iskaj ärme⸗ eite i g aus der Biskaja ſtellt Wärme⸗ Vorausſichtliche Witterung bis Frei tag: Fortdauernd ſehr war itt heiler, einzene Wär- fie ſehr warm, meiſt heiter, einzelne Wär⸗ „ e Woher kommt die Bezeichnung„Akrobat?“ Da ein Akrobat ein Artiſt iſt, der im Zirkus oder auf 125 Bühne halsbrecheriſche Sprung⸗, Klekter⸗ und Kraftübun⸗ gen zeigt, iſt bekannt. Woher das Wort„Akrobat“ aber. ſtammt, wiſſen wohl die wenigſten. Sein Urſprung ist griechiſch. Es bedeutet eigentlich: auf den Zehen laufen. Beim Baden ertrunken. Wir ſind erſt am Anfang der Badeſaiſon. Die we⸗ nigen warmen Tage, die uns der Juni ſo verheißungs⸗ voll bot, haben die Gewäſſer noch nicht genügend er⸗ wärmt und doch vernimmt man bereits die Trauerkunde: „Beim Baden ertrunken“, So ſehr es zu begrüßen iſt, daß die Freude am Waſſerſport in ſtändiger Zunahme begriffen iſt, noch mehr iſt es zu bedauern, wenn An⸗ vorſichtigkeit und waghalſige Unternehmungsluſt die Reihen blühender Jugend lichten. Es wird nie ausbleiben, daß Menſchen dem naſſen Element zum Opfer fallen. Da ſprechen meiſt zu viel unvorhergeſehene Begleitumſtände mit, aber die Zahl könnte geringer ſein, wenn Vernunft die Begehrlichkeit und den Wagemut manchesmal zügeln würde. Man iſt noch lange kein Held, wenn man ſich nach einem Wettlauf zum Badeſtrand als erſter in die kühlen Fluten ſtürzt. Was dann, wenn ein Herzſchlag den Vor⸗ eiligen tötet? Der Ertrunkene erlebt den Schmerz nicht mehr, den er ſeinen Angehörigen zufügt. Wie geht es aber den Eltern, Geſchwiſtern oder gar Frau und Kind? Trotzdem ſieht man es immer wieder, wie in boden⸗ loſem Leichtſinn das Leben aufs Spiel geſetzt wird. Man muß ſoweit als möglich hinausſchwimmen und überſchätzt ſeine Kräfte. Selbſt guten Schwimmern geht es ſo und ungehört verhallen dann die Hilferufe. 5 Noch größer iſt die Gefahr, wenn Nichtſchwimmer an unbekannten Stellen Erfriſchung im 1 7 05 ſuchen. Der Grund iſt verborgen und ein unvorſichtiger Tritt bringt ſie in tiefe Löcher, die der ſonſt ebene Boden nicht vermuten ließ. Das Schwimmen iſt keine ſo große Kunſt, als daß es nicht jeder lernen könnte. Viele hat es ſchon gerettet. Lernt ſchwimmen, und ihr ſchützt euch ſelbſt! Der Aberglaube im Getreidefeld. Wie um faſt alle Dinge, die zu der Menſchen un— mittelbarer Lebensnotdurft gehören, hat ſich auch am unſer Brotkorn eine lange Reihe von abergläubiſchen Meinungen und Handlungen gerankt, deren ſich manche bis auf den heutigen Tag erhalten haben, ohne daß man ſich des dahinter ſtehenden Sinnes immer noch ganz bewußt iſt. 5 Daß mißgeſtaltete Aehren als verhext galten, läßt ich leicht aus der Voreingenommenheit der Menſchen gegen alles Ungeſtaltet erklären. Seltſamer iſt ſchon die in Märchen und Sagen überlieferte Meinung, daß auch die normale Geſtalt unſerer Kornähren eine Miß⸗ oder dielmehr eine Rückbildung ſei. Es geht wohl auf die faſt allen Naturvölkern eigene Ueberlieſerung von dem vergangenen„goldenen Zeitalter“ zurück. wenn die Sage zu berichten weiß, daß einſt die Aehren über die ganze Länge des Halmes gereicht hätten und daß die ſpäter eingetretene Verkürzung der Aehren als eine Strafe für die Sündhaftigkeit der Menſchen anzuſehen ſei. Eine an⸗ gariſche Sage will ſogar wiſſen, daß Gott der Menſch⸗ heit zur Strafe für ihre Sünden eigentlich den Weizen überhaupt habe entziehen wollen. Doch der gütige alte Petrus habe aus Mitleid eine Handvoll zurückbehalten: ſo ſei der Weizen den Menſchen erhalten geblieben. Andere Legenden berichten ſo, daß, die Aehren zuſammen⸗ geſchrumpft ſeien, als einmal ein Bauer Jeſus und ſeiner Mutter auf einem Gang über Land Brot und Tran berweigert habe. Eine polniſche Ueberlieferung wiederum beſagt, daß jene Verkümmerung der Aehren eine Strafe für den Uebermut der Adligen geweſen ſei, die ſich aus den vollen Weizenähren Beſen gemacht hätten. Glück bedeutet es von jeher, wenn mehrere Aehren auf einem Halm wachſen. Sie werben noch heute viel⸗ fach geſammelt und als Schutz gegen Diebe und Feuers⸗ gefahr im Hauſe aufbewahrt, meiſtens hinter den Spie⸗ gel geſteckt. Die erſte reife oder auch die erſte blühende Aehre ſichert ihrem Finder Geſundheit. In Schweden glaubt man hie und da noch, daß Aehern vor Schlangen⸗ biß ſchützen und Kreuzſchmerzen vertreiben. In der Stube, hinter dem Spiegel ſchützen ſie vor Behexung. In Chino hängt man Beutelchen mit je 3 oder 4 verſchiedenen Getreidekörnern zum Schutze gegen böſe Geiſter am Haus⸗ pfoſten auf. 5 i Auch auf das Gedeihen des Getreides räumt der Aberglaube dem Menſchen Einfluß ein— außer dem der ſorgfältigen Pflege und Beſtellung des Ackers. Gerſten. körner, unter Weizen und Roggen ausgeſät, ſchützen das Feld gegen alles mögliche Mißgeſchick. Beſonders ſchön ſoll der Weizen gedeihen, den der Sämann aus einer mit einem goldenen Ringe geſchmückten Hand ausſät. 0 Baden im Tau des Getreides gilt bei den Getreide baueyden Völkern in aller Welt als etwas beſonders Köſtliches. Das hat man von den Zwergen und 80555 ade⸗ waſſer ſondern ouch als Nahrung von jeher zu ſchätzer wüßten. 5 f * Klatſch. Es flüſtert und wiſpert, über Treppen und Stie en, auf den Fluren und vor den Haustüren.„Haben Eu das ſchon gehört?“—„Wiſſen Sie ſchon von der Sache mit—7,.„Unglaublich!“—„Man ſollte es nicht für möglich halten!“—„Nein, eine ſolche Gemeinheit!“ Frau Jama, die Tauſendzüngige, die Mutter des Klatſches, iſt wieder einmal am Werke. Oft iſt es nur eine ganz belangloſe Kleinigkeit, die da erzählt wird. Irgend jemandem hat 1 etwas an einem Mitmenſchen mißfallen. Nun erzählt er es wei⸗ ter. Geſchwollen, voll Bosheit und Neid, und alle Klatſch⸗ mäuler, weibliche wie männliche, tragen es von Mund zu Mund. Jeder ſetzt etwas hinzu, jeder weiß das Ereig⸗ nis noch kräftiger auszuſchmücken, immer größer und im⸗ mer furchtbarer wird das Gerücht. Im Kaffeekränzchen, in den Kaufmannsläden und in den Barbierſtuben erzählt man es ſich voll Eifer. Gierig verſchlingen die Zuhörer den Bericht, um ihn gleich brühwarm anderswo wieder zu erzählen. Was tut es all dieſen müßigen Mäulern, wenn eines Menſchen Ehre über ihrem Klatſch zerbricht, wenn eines anderen Daſein verbittert und vergällt wird durch ihre nutzloſen Redereien? Wie oft hat man ſchon die Erfahrung gemacht, daß an all ſolchen Klatſchereien nicht das geringſte wahr iſt und daß ganz harmloſe Vorgänge mißverſtanden wurden! Man muß erleben, wie im Gerichtsſaal, unter der Führung eines menſchenkundigen Richters, ſolche Klatſch⸗ gewebe in nichts zergehen, um das beurteilen zu können. Wie jämmerlich winden und drehen ſich alle die tapferen Klatſchmäuler, wenn es gilt, unter dem Zeugeneid einmal die Wahrheit auszuſagen! Die Helden der Kaffeekränzchen, der Barbierſtuben, der Kneipen und der Treppenflure wer⸗ den meiſt dann ganz, ganz klein. Sie alle haben nichts gewußt, nichts geſehen, nichts gehört. Klatſch war es und noch mal Klatſch! Nutzloſes Zeug, weſenloſes Gerede! ö Wir alle haben es ſchwer genug in dieſen harten Zei⸗ ten. Jeder hat ſein Päckchen zu tragen. Deswegen ſollte man ſich nicht mehr um ſeine Mitmenſchen kümmern, als zur Wahrung der eigenen Intereſſen und im Sinne des Gemeinſchaftsgeſühls nötig iſt. G. »Gewitterregen. Auf dle vorgeſtrige und geſtrige große Hitze gingen verfloſſene Nacht in der weſteren Umgegend mehrere Gewiiter nieder. Unſer Ort blieb davon verſchont, dock hatten wir auch Nutzen davon, da gegen Morgen ein erfriſchender Regen fiel. Die letzten heißen Tage ließen das Getreide der Reſfe ziemlich näher bringen. Sonſt iſt man mit den Kulturen allgemein zufrieden. Nicht allzu lange wird es dauern, ſo wird mit dem Ausmachen der Frühkar⸗ toffeln begonnen. Dies wird ſicherlich begrüßt, zumal alte Kartoffeln trotz des guten Preiſes der hierfür bezahlt wird, nicht mehr zu haben ſind. Die Heuernte iſt noch nicht ganz unter Dach, aber noch wenige Tage dann wird auch der letzte Reſt in den Scheunen ſitzen. Die guten Tabakpreiſe im letzten Jahr haben dem Tabakanbau dieſes Jahr großen Anreiz geboten. Man iſt geſpannt, wie et dieſes Jahr ausfällt. Dle Ausſichten ind nicht ſchlecht. Fahnenweihfeſt. Der Verein kathol. Kaufleute und Beamte hier, begeht am kommenden Samstag u. Sonn⸗ tag in ſeſtlicher Weiſe ſein 15jähriges Beſtehen, mit wel⸗ chem auch dle Weihe einer Verelnsfahne verbunden ift. Das Feſtprogramm finden die Leſer in heutiger Nummer. * Wirtſchaftswechſel. Dle von Herrn Kübler inne⸗ gehabte Wertſchaft„zum goldenen Ritter“ ging an Herrn Eduard Holfelder über. Eröffnet wird dieſelbe un⸗ ter dem neuen Inhaber am nächſten Samstag. Inſerat folgt in nächſter Nummer. a Ortsmeiſterſchaften in Leichtathletik. Feſttag am 24. Juli. . In den hieſtgen Turn⸗ und Sportvereinen rüſtet man ſchon allgemein zu den dles jährigen Ortemeiſterſchaften, welche wieder wie al jährlich auf dem Waldſportplatze der Sportver⸗ einigung ſtattfinden. Die verſchiedenen Lauftrainings fir die bekannten Staffelläufe wie rund um Viernheim und die 100 m Stafetten werden eifrig betrieben, die langen Strecken von 800 und 1500 m werden im Wald abends trainiert, während die Sprung-, Stoß- und Wurfkonkurrenzen auf den elnzelnen Sportanlagen ergiebig ausprobiert werden. Nach allen Tlainings zu urteilen dürften die diesjährigen Kämpfe das allergrößte Intereſſe beanſpruchen umſomehr, als alle Vereine das Beſtreben haben, die Titel„Ortsmeiſter“ an ihre Fahnen heften zu können. Ein befonderer Aufmarſch wird dieſes Jahr die Betätigung in den Jugendklaſſen ſein, weil in unſerer Jugend der geſunde Kern zur Vorwärtsentwicklung, zum Höherkommen, zu Siegen und Ehren ſteckt. Welcher junge Sportler wollte in dieſem Jahre zurückſtehen, wenn es gilt, zu zeigen, welche Kraft und Ausdauer ia ihm ſteckt, die ihn im ſportlichen Kampf zum Manne ſtempeln! Auch für dle „alten Herren“ über 30 Jabren ſind 2 Konkurrenzen, 100 Meter Lauf und Kugelſtoßen geſchaffen, und es wäre zu be⸗ grüßen, daß ſich auch hier Viele beteiligen zum Zeichen da⸗ für, daß 30 und 40 Jahre im ſportlichen Leben noch lein Alter ſind. Der Sport hält jung! Es iſt elne Freude, als„alter Herr“ mit den jungen noch kämpſen und ſtreiten zu können.„Wer ſeinen Körper ſtählt, pflegt ſeine Seele“, ſo lautet der Turnerſpruch! Nar gute Eigenſchaften, er⸗ neheriſche und charaktervolle, ſind dem deutſchen Sporte eigen! Daher ſollten auch alle diejenigen, die nicht direkt einem Ver⸗ eln angehören, ſich in zahlreicher Welſe an dieſen Ortsmelſter⸗ ſchaften beteiligen, denn in Manchem ſteckt ein geſunder, ſport⸗ licher Kern. Helß wird um den Slegeslorbeer bei den Altlven geſtrltten werden: der Beſie wird Sieger werden! Und wenn dann abends wieder auf dem Wal dſportplatze die Kanonenſchläge aufblitzen, die grünen und roten Raketen in die Zuft ſauſen, die jepanlſche Sonne im Dunkel ihre Schwe ife dreht dann wirkt alles noch viel bezaubernder und der Otts⸗ meiſter ſieht ſeine Leiſtungen in gebührender Welſe belohnt. Das Feuerwerk, ſei ſchon jetzt veraten, wird in dleſem Jahre von ganz beſonderer Erſchetnung ſein, da ſolches erttmals von tinem Feuerwerker als Fachmann arrangiert wird. Es be⸗ ſteht alſo aller Anlaß, den dies jährigen Octsmeiſterſchaften am 24. 7. mit ganz beſonderer Freude entgegen zu ſehen. Meldeſchluß zu den Kämpfen iſt der 21. 7. 27. Nachmeldungen werden nicht mehr angenommen. 9 85 f