Vermiſchtes. Ein ſeltſames Muſeum. Der Sammel- und For⸗ ſchungstrieb der Menſchen findet ſeine höchſte und dank⸗ barſte Aufgabe in der Einrichtung von Muſeen. Das ſeltſamſte Inſtitut dieſer Art befindet ſich wohl in Prag, in Geſtalt eines Kopfmuſeums. Alle Arten von Köpfen ſind darin vertreten. Es ſind ſogar Exemplare darunter, die über fünftauſend Jahre alt ſind. ——2— 2 Durch eigene Kraft. Aus der Geſchichte der Selfmademen. Von Pitt Olden. (Nachdruck verboten.) James Anites Selbſtmord.— Vom Maurer zum Millionär.— Als Friedrich Krupp begann.— Die Laufbahn eines amerikaniſchen Zeitungsverlegers.— Ediſon und Ford.— Der König des Humbugs. In London ſtarb kürzlich einer der bedeutendſten Fi nanzmänner der City, James White, dem Tod durch eigene Hand. Der Mann, der ſich durch kühne Speku⸗ lationen ein Rieſenvermögen zu gewinnen wußte, ſtand jetzt, im hohen Alter, vor dem Ruin. Man hat ihn ale den größten Spieler der Finanzgeſchichte bezeichnet. Und dieſer Große im Reiche der Millionen war nicht etwa in dieſem Milieu geboren worden, er war kein Erbe eines reichen Vaters geweſen, kein Fachmann der Finanzſpe⸗ lulation von Anbeginn. Sein eigentlicher Beruf war Maurer. Durch das Glück begünſtigt hatte er ſich dank einer hervorragend zähen Energie und einer glänzenden Intelligenz, gepaart mit unglaublicher Kühnheit, zum Ge⸗ waltigen der Finanzwelt hinauf gearbeitet. Er war ein Selfmademan im wahrſten Sinne des Wortes. Dieſe Männer, die ſich aus kleinen Anfängen heraus, aus eigener Kraft zu Reichtum und Macht emporringen, haben bisher immer im beſonderem Maße das Intereſſe und die Bewunderung der Allgen enheit erregt. Ihre abenteuerlichen Schickale, ihre Erfol ze ſind für manchen anderen Hochſtrebenden ſchon Vorbild geweſen. Man hat geſagt, daß in unſerer heutigen Zeit ſo etwas nicht mehr möglich ſei, das iſt aber nicht wahr. Noch heute vermögen Kühnheit und Zähigkeit das Glück zu zwingen, noch heute vermag ein wahrer Mann, ſich aus dem Nichts der Unbedeutenheit und Armut aus eigener Kraft zu den Höhen des Lebens aufzuſchwingen — Friede Trupp begann ſein Unterneymen im Jahre 1310. Nog 4625 waren in der Krupp'ſchen Werkſtatt tur vier Artzeer beſchäftigt. 1910 waren es 68 200. Viele inſerer heunigen Großinduſtriellen können auf ſolche klei⸗ zen Anfänge ihrer Unternehmen zurückblicken. Doch iſt zieſe Laufbahn für deutſche Verhältniſſe nicht immer Ypiſch. Allerdings hat die Inflationszeit manchen kühnen Mann auf die Höhe gehracht, wenn er es nur verſtand, ich ſelbſt zu machen. Erinnert ſei hier nur an den In⸗ haber einer bekannten Hühneraugenmittelfabrik, der noch zor wenigen Jahren ein kleiner unbekannter Apotheker var, Er fand ſeine Idee und hatte die Energie, ſie durch U 1 Ausnützung aller Reklamemöglichkeiten durch⸗ ulſetzen. Jas eigentliche Dorado der Selfmademan aber iſt das, Dollarland, iſt Amerika. Curtis, der erfolgreichste Zeitungsverleger Amerikas, begann ſeine Laufbahn als Zeitungsjunge. Später als er zu etwas Geld gekommen war, kaufte er ſyſtematiſch ſolche Zeitungen und Zeit⸗ chriften auf, die ſchon halb im Sterben lagen und die ein Menſch mehr las. Dank ſeiner hervorragenden jour⸗ zalfſtiſchen und verlegeriſchen Gaben brachte Curtis dieſe Zeitungen wieder ſo auf die Beine, daß ſie ihm Millionen an Anzeigengeldern einbrachten. Zweihundert große Preſ⸗ en gehörten ihm, die täglich vierhundert Tonnen Papier berbrauchten. Zweihundertſechzig Millionen Mark pro Jahr bringen ſeine Verlagswerke jährlich an Anzeigen⸗ geldern ein. Ebenfalls als Zeitungsjunge begann der berühmte Er⸗ znder Ediſon. Er hatte darin ſeine beſondsre Speziali⸗ bit. Er verkaufte in einem Eiſenbahnzuge eine Zeitung, bie er ſelber ſchrieb, redigierte und druckte. Auch er fand den Weg zur Höhe. Aus eigener Kraft, durch Zähigkeit und Energie, trotz zahlreicher Mißerfolge. Henry Ford, deſſen Namen niemand entgehen kann, der irgend eine Zeitung aufſchlägt, wuchs in kleinen Ver⸗ hältniſſen auf und betrieb in ſeinen Mußeſtunden das praktiſche Studium des Motorbaus um ſich ihm später ganz zu widmen. Dann plötzlich begann er ganz allmäh⸗ lich und langſam den Bau billiger Autos, den er ſchließ⸗ lich zu ſolch einer Maſſenproduktion ſteigerte, daß er zum echsfachen Markmilliardär wurde, jeder ſechſte Einwohner Amerikas aber ein Auto beſaß. Ganz eigentümliche Wege zum Erfolg ging Mr Barnum. Man kann ſeinen Namen nicht nennen, ohne daß ſofort, im Gehirn des Hörers der Beiname diieſes Menſchen auftaucht:„König des Humbugs.“ Nil hat ein Mann es beſſer verſtanden, Rekl me zu machen, wie er, nie aber hat auch einer beſſer die Kunſt des Bluffens ausgeübt. als Barnum. Dieſer berühmte Schal euer nung vam an, Weorge Wafhingrons ſchwa rz Amme, die angeblich einhundert chzig Jahre alt ſeir ſollte, zu zeigen. Er managte die japaniſche Seefungfrau ebenſo geſchſckt, wie den berühmten Zwerg Tom Thum und die geniale und bewundernswürdige Sängerin Jenn Lind, die ſchwediſche Nachtigall. Keiner hatte die Volks, 1 beſſer verſtanden als er, keiner hat mehr daran ver ient. Sie alle aber, mögen ſie mit Stahl, mit Zeitungen mit Automobilen, mit Aktien, mit Kuroſitäten oder mi ſonſt irgend etwas groß geworden ſein, ſie alle, dieſt Selfmademen, dieſe 1 e Männer, haben einet gemeinſamen Zug, der ihre Art ewig kennzeichnen wird, ſit ſind zäh und kühn. Darum lächelt ihnen auch das Glül und darum wird ihre Art auch nicht ausſterben, ſolangſ es Menſchen gibt.„Den Mutigen gehört die Welt“, dat Deutschlands Einbuße an Indusfrieerzeugnissen e LE Lale E N e eee 2 2 — Si N 98 NN . Ne,— 7 0 Heidelberg.(Motorradunfall.) Auf der Schloßſtraße ereignete ſich ein Motorradunfall dadurch, daß der Fahrer eine Droſchke ſeitlich anrannte, ſo daß ſich das Motorrad überſchlug und die Inſaſſin des Beiwa⸗ gens ſich am Kopf ſo ſtark verletzte, daß ſie das Be⸗ wußtſein für längere Zeit verlor. In der Klinik wurde bei ihr eine ſchwere Gehirnerſchütterung feſtgeſtellt. 4 Sonntag, 31. Juli 1927 Ausflugs nach Gchwetzingen. lch empfehle: 3 Abfahrt O. E. G.⸗Bahnhof 11 z Uhr. Ankunft in Schwetzingen 1 Uhr. Daſelbſt Führung durch den berühmten Schloßgarten. Anſchließend Konzert u. Tanz im Saale des Gaſthauſes„Ritter“. Alle Mitglieder mit Angehörigen ſind herzl. eingeladen. Der Vorſtand. NB. Samstag abend Singſtunde. A der auch mit Rieſternabe, Eſchenſpeichen und Bügelfelgen rad Schneider alle Sorten Heichspanngp gahtwap:-Noör.S0d Donnerstag, den 28. Juli, abends halb 9 Uhr im Gaſthaus zum„Roten Kreuz“ bel Kame⸗ Vorſtandsſitzung. EE Wegen wichtiger Beſprechungen bitte ich um das Erſcheinen aller Vorſtands mitglieder. Der Vorſitzende. Alle Größen kaufkörbe, Kartoffelkörbe, Backnäpfe uſw. empfiehlt zu billigſten Preiſen Jakob Beyer. Reiſekörbe, Waſchkörbe, Ein⸗ Gebetzeiten der jüd. Gemeinde „„ Heu⸗, Bord⸗, Steig⸗ und Doppelleitern ferner Gartenſchlauchhaſpeln uſw.„ Morgen 8⁰⁰ Franz Marl Merkel 30. Jult Sabbat⸗Anfang Maſſe Perek 2 1. Av. 7⁰⁰ Uhr „ Nachmittag 400 „ Abend 9⁰⁵ Wochentag⸗Abend 8⁰⁰ Wagnerei.„ Morgen 6³⁰ Die Schulentlaſſenen des Jahrgangs 1922 werben gebeten, behufs Beſprechung der Boerdigung unſeres Altersgenoſſen Nikolaus Gärtner ngverein Sängerbund neuen Chores iſt das Erſcheinen eines jeden Sängers dringendſte Pflicht. Mittwoch abeud halb 9 Uhr Slastunde. 15 rnleocra Wegen Inangriffnahme eines Der Dirigent. ſich heute Mittwoch Abend ½9 Uhr im Gaſthaus zum ſchwarzen Walliiſch voll⸗ zählich einzufinden. Nablahreropren Finnen. Einladung Mehrere Kameraden. 5 = 2 8 405 5 Pere für Sport- . Körperpflege. 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Tagesord⸗ nung: Der bevor⸗ ſtehende Sportwerbe⸗ Empfehle: Aepfel, Birnen, Pfirſich, Vobnen, Welßkraut, Rotkraut Salatgurken, Rettich, Gelberüben, Neue Kartoffeln. a Jean Lebensmittelhaus peter Roſchauer zum Nebſtock. am Marktplatz. 1 Weckeruhren mit 24 Std⸗Zeit, mit und ohne Leuchtblatt billigſt A. Specht, lhrmachermelſter Rathausſtraße 68 und Entlivien- Setzlinge zu verkaufen. Mar tin, an der Apotheke. 1 Etwas Gutes W f gel e 2 l l 5 k f le Heu⸗ Leitern— Mark 1.50. verkaufen. e. flags ragen E. Richter. 5 fich⸗ ſchweine hat zu verkaufen Philipp Baureis Bismarckſtraße 36 Einſpänner⸗ Pfaumen fd. Garten- und dweinschläuche Gummi ⸗Regenmäntel für Herren u. Damen Pelerinen für Radfahrer Gummi- Beltflaſchen für Aheumatisleidende Perſonen Gummi⸗Betteinlagen doppelſeltig gummiert ſowie ſämtliche Krankenartikel kaufen Sie am bllligſten im Gummiwarenhaus Val. Hoock 7. Rathausſtr. 91. Telefon 88. Intere Nernheimer Zellung— Biernhetmer Nachrichten) erfceint täglich ait Ausnahme der Wonn⸗ und Fetertage.— Bezugspreis monatl.. 1 5 Anzeigenpreiſfe: % Mit. frei ind Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte N bei W̃ Wauntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗— f elender.— Annahme von Abonnements täglich in der Weſchäftsſtelle u. deim Zeitungs träger Hrſtes, Alletes 1. erfolgreichtes Lokal⸗Anzeigeblett in Biernheſ ſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Niernheim— Vofſſchecktonto Nr. 21577 Amt 2 15 a. N.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Ratbaub tr. Neues in Kürze. ꝛ6: Die Botſchaſterkonferenz trat zu einer Sitzung zu⸗ ammen, um ſich mit dem Verient der atliierten Sachver⸗ kändigen über die Zerſtörung an den deutſchen Oſtfſeſtun⸗ jeu zu bofaſſen. : Nach den bisher vorliegenden Wahlergebuiſſen wird ſich die Memelläudiſche Kandwirtſchaſtskammer künftig aus 31 Deutſchmemelländern und ſechs Großlitauern zufſammen⸗ ſetzen. Eine Aenderung dieſer Verteilung der 37 Sitze ſt kaum zu erwarten. 1: Die Times rät in einem Leitartikel den öſterreichi⸗ ſchen Nachfolgeſtaaten zum Abban der Zollmauern und jum Zollabſchluß. : Der franzöſiſche Votſchaſter in Moskau hat einen Schritt bei Zſchitſcherin unternommen, wobei er auf pie lommuniſtiſche Propaganda und d Powjetſpionage in Frankreich hinwies. Die Nandſtaaten. Das Bündmisproblem. Von Zeit zu Zeit taucht immer wieder die Kom— bination eines Bündniſſes der drei Oſtſtaaten Li⸗ tauen, Lettland und Eſtland auf. Bisher war es aber immer nur eine Kombination geblieben. Das Bünd⸗ nis iſt noch nicht zuſtande gekommen. Jetzt wider ranken ſich um den Beſuch, den der eſtniſche Außenminiſter Dr. Axel in der nächſten Woche der lettiſchen Regierung macht, ähnliche Gerüchte, und es heißt, daß der Zweck der Zu⸗ ſammenkunft die Erweiterung des Freundſchaftspertrages zwiſchen Lettland und Eſtland ſein ſolle und daß ſich an dieſe Beſprechungen eine Zuſammenkunft des eſtländiſchen Außenminiſters mit dem litauiſchen Miniſterpräfidenten Woldemaras in Kowno anſchließe. Man darf geſpannt ſein, ob diesmal das Experiment gelingt und ein engerer Zuſammenſchluß Lettlands, Litauens und Eſtlands, wie er hauptſächlich von Litauen aus propagiert wird, zu⸗ ſtande kommt. . An ſich iſt es ein ſehr nahelſegender Gedanke, daß ſich die drei Randſtaaten zuſammenſchließen; ſtehen ſie doch in ihrer Iſoliertheit ziemlich ſchwach zwei mächtigen Geg⸗ nern, den Sowjetruſſen und den Polen, gegenüber. Wenn auch in Laufe der Jahre das Verhältnis zu Polen, beſon⸗ ders von litauiſcher Seite, etwas beſſer geworden iſt, ſo daß man ſich ſogar ſchon mit dem Gedanken trug, Po⸗ len in die Bündniskombination mit einzubeziehen, ſo ſind aber immerhin noch genügend Differenzpunfſe vor⸗ handen, die eine allzu intime Annäherung ausſchließen. So hat man heiſpielsweiſe in Litauen den Polen den Kaub von Wilna“ noch nicht vergeſſen, und immer wiedel tritt die Wilnafrage ſtörend zwiſchen die beiden Länder, ſo daß bereits in Paris eine Intervention Frankreichs und Englands erhoben worden iſt. Nichtsdeſtoweniger if aber doch ein ſehr ſtarker Berührungspunkt der Oſt⸗ eſtaaten mit Polen gegeben. Das iſt das gemeinſame Intereſſe an einem Schutz gegenüber Sowjetrußland, von en man eines Tages einen Angriff befürchtet. Es iſt natürlich nicht ausgeſchloſſen, daß man in Moskau, wenn ußland eines Tages ſich ganz konſolidiert hat, daran denkt, ſich den Zugang zur Oſtſee wieder zu öffnen. Das würde dann nur auf Koſten mindeſtens eines der Rand⸗ ſtaaten erfolgen können. In weiſer Vorausſicht bemühen ſich daher roh Eſtland wie Lettland und Litauen um eine Finheitsfront. 2 a u ſich aber ſtehen dieſem Beginnen grohe Schwie— ſogkeiten gegenüber. Die Regierungen in den drei Ländern ſind durchaus nicht homogen: während in Li⸗ tauen unter dem Miniſtervräſidenten Woldemaras mehr oder minder eine ſtramme Militärdiktatur aufgerichtet iſt, hat Lettland eine ziemlich linksgerſchtete Regierung, die wenig Anknüpfungspunkte zu dem litauiſchen Regime be⸗ ſitt. In Lettland ſelbſt haben ſich die Verhaältnife ziem⸗ lich konſolldiert, wenngleich die Außenpolitik des ſeit un⸗ gefähr einem halben Jahre am Ruder befindlichen Kabi⸗ lelts, deſſen Vorſitzender der Rechtsſozialiſt Skufeneek iſt, Schmankungen hervorgerufen hat. Der Außenminiſter Za⸗ lens hat ſeine Politik mehr nach Deutſchland und beſonders ach Nußland hin orientiert und die frühere Freundſchaft E Polen abgedreht. Insbeſondere hat er verſucht, mit den Sowjets in aute Beziehungen zu kommen. Jieſe Tatfache nafürlich nicht ſehr geeignet, ſeine Teimnahme an einer J uptſächlich gegen Moskau gerichteſen Koalition zu erwir⸗ en, Hier erhebt ſich das erſte große Hindernis, das den Zuſammenſchluß der drei Randſtaaſen im Mege ſteht. Es gibt aber deren noch mehr. Insbeſondere dürfte es die gegenwärtige Regierung in Litauen ſein, die beſonders Lettland wenig Vertrauen für eine gute Bündnfspolitil Fihfloßt. In Litauen herrſcht ſeſt Ayril eine Militär⸗ Sliatuf. wenn ſie auch verſchleiert iſt. Der litauische eim iſt aufgelöſt worden, ohne daß Neuwahlen anbe⸗ raumt worden find. Nur ſo konnte das Minderheitslkabinett 85 oldemaras, das im alten Seim von 85 Sitzen nur über 13755 ſich am Ruder halten. s dürfte daher fraglich ſein, ob es ſchon ſo weit iſt, baß das cen Mone gelöſt werden kann. Von den Sntereſte dichten chen hat vor allem England ein e daran, den Kuſammenſchlun au fördern. Es hat L Donnerstag, den 28. Juli 1927 ———— deiger (Sternhetmer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) — Die einſpaltige Petitzeile koſtet 5 1105 die Reklamezeile 80 Pfz. iederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands und des Auslauds Amfshlatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiants Platvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückfichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden. ——ů—— 44. Jahrgang enn aun son verſahevene ucale ſelbfr ben Verſuch demacht, die Wege zu ebnen und Hinderniſſe aus dem Wege zu ſchaffen, um in ſeinem Kampfe gegen Sowjet⸗ cußland einen Block der Randſtaaten als Bundesgenoſſen zu haben. Für Frankreich, das natürlich auch mit die⸗ ſen Bündnisplänen liebäugelt, dürfte aber eine ſtärkere Anteilnahme nur dann in Frage kommen, wenn auch Po⸗ len Mitglied dieſer Koalition würde. Im Intereſſe der zuropäiſchen Befriedung aber muß man ſagen, baß eme olche Koalitionsbildung auch ſchwere Gefahren mit ſich bringt, indem ſie mit dazu beiträgt, den„cauche nar des zbalitions“ neu erſtehen zu laſſen und ſo das Wirken für zen Frieden zu erſchweren angenommen wuroe, ernarr ber Gerichtsyof, er verwerſe den polniſchen Einſpruch und halte an der von dei deutſchen Regierung angerufenen Inſtanz zur Erledigung der Hauptfrage feſt. Nur der Richter polniſcher Nes tionalität, Ehrlich, gab zum Artikel 57 des Statu. 4 ein Expoſee, indem er ſeiner abweichenden Meinung Aus druck gah. Die Friſt zur Erledigung der Hauptfrage ſol päter feſtgeſetzt werden. Gegen die Rheinlandräumung. Gründung eines Aktionskomitees. Paris, 27. Juli. Anter dem Vorſitz von General Hirſchauet hal ſich in Nancy ein Aktionskomitee gebildet, daf in Elſaß⸗Lothringen eine Bewegung gegen die Räumung des linken Rheinufers ins Leben rufen will, bevor nicht die Nordoſtgrenze Frankreichs in Verteidigungszuſtand geſetzt wird. Die„Lothringiſche Vereinigung um Schutze der Nordoſtgrenze“ richtet an alle Franzoſen und Franzöſinnen einen Aufruf zum Bei⸗ tritt,„um der Regierung eine mächtige Stütze zu geben, wenn Deutſchland die vorzeitige Rheinlandräumung verlangen wird“. In ganz Elſaß⸗Lothringen ſollen ähn⸗ liche regionale Verbände gegründet werden. für die Ge⸗ neral Hirſchauer im voraus den Vorſitz übernommen hat. — 4** Die Lage in Gowjet⸗Nußland. Tieſgehende innere Kriſe. Warſchau, 27. Juli. Aus Moskau kommen erneut Nachrichten, die auf eine tiefgehende innere Kriſe in Sowfet⸗Nußland ſchließen laſſen. Die Sowjet⸗Regierung fühlt ſich durch die ſtändig wachſende Oppoſition und durch die Auf⸗ gumente anzuführen, als die durch die deutſche Note ad ſtandsbewegung in faſt allen Provinzen aufs äußerſte abſurdum geführte Anklage des belgiſchen Verteid.: bedroht, die Offiziere und Unteroffiziere der Roten gungsminiſters de Brocqueville. Der„Intranvi Armee erhalten hohe Zulagen, um ſie der Regierung geant“ gibt dann Deutſchland den Rat, wenn es auf zu verpflichten. Die Vollmachten der G. P. J. ſind die Amneſtie rechnen wolle, müſſe es auf die noch zu erneut erweitert worden. Zum Leiter im Kom miſ⸗ friſchen Wunden Schweigen als Balſam auflegen und ſariatsinnern iſt der frühere Chef der Tſcheka Latiz chließt dann:„Verlieren wir nicht den Schlüſſel des Frie⸗ Latzis ernannt worden. Sämtliche Auslandsvertretungen sſchuld, aus den Augen, der Sowjet⸗Regierung ſind angewieſen worden, über die ohne ſie ſtürzte es ganz Gebäude ein. Lage der Kommuniſten in den betreffenden Ländern and, über die Stellung der Staaten zu der engliſchen Politil gegenüber Rußland genaue Berichte zu erftatten. ** Die deutſche Kriegsſchuld. Der Schlüſſal des Friedensgebäudes. Paris, 27. Juli. Die Pariſer chauviniſtiſche Preſſe nimmt die Rede Poincarees in Orchies zum Ausgangspunkt der Kriegsſchuldfrage, ohne allerdings ſich um die Er— gründung der hiſtoriſchen Wahrheit zu kümmern. Ge—⸗ fliſſentlich vermeidet man, die deutſche Aktenpublikation zu erwähnen und macht es ſich ſehr leicht Deutſchlands Weigerung, das in Ver'ailles er p reßte Schuldbekennt⸗ nis zu ſanktionieren als Lüge zu bezeichnen. Der Grund für die erneut einſetzende Lügen propaganda liegt auf der Hand und wird auch heute offen von dem nationaliſtiſchen„Intranſigeant“ zugegeben, wenn ei ſchreibt:„Solange Deutſchland ſich von der Verantwort— lichkeit zu befreien ſucht, die es allein für ſeinen Angrift von 1914 trägt, werden wir ſeine Lügen feſtnageln, nicht weil es uns Spaß macht, es mit der Verantwortung zy belaſten, ſondern weil die Verſchiebung der Verantwortlich keiten der Verſchiebung der Sanktionen gleichkommt. Fü! die Abwälzung der Kriegsſchuld auf Deutſch— land weiß das Blatt allerdings keine anderen Ar Gegen Sowjetrußland. Amerikaniſch⸗engliſche Einigung. Riga, 27. Juli. Wie aus Moskau gemeldet wird, ſind dort Nach Der Wiener Nationalrat. Dr. Gürtlers Stellungnahme. a 5 M Wien, 27. Juli. In der heutigen Sitzung des Nationalrats nahmen die Vertreter der Bundesländer zu den Wiener Er, eigniſſen Stellung. Der chriſtlich⸗ſoziale ſteiciſche Ab. geordnete und frühere Miniſter Dr. Gürtler wandte; ne 1 1 91 f ſich gegen den Parteſegoismus, an dem alle Parteien kran. eichten eingelaufen, nach denen zwiſchen Amerika unt ten würden. die Wiener Revolte habe gezeigt, daa England eine Einigun 9, in dere ruffiſſh en die Sozialdemokraten in Oeſterreich die Maſſen nicht Frage erzielt worden iſt. Hoover habe offiziell er. mohr ſo in der Hand haben wie im Jahre 1918. Die klärt, daß er ein Gegner der Sowietr e bie hte Einwirkung der ſozialdemokratiſchen Partei auf ei. Von einer Anerkennung der Sownetregierung ſe die Maſſen müſſe auch auf die Achtung vor dem Gefet unter dee gegenwärtigen Umſtänden keine Rede. Hoo, hinzielen. Wenn ein Teil der Wiener Bevölkerung üben ber habe den Beſchluß der zamerikaniſchen Handelsfam. Vet fchattendorfer Urteil erzittert war ſo ſei die ländliche ner bestatigt den Handel mit der Sowfetunton nicht z Bevölkerung über den unglücklichen Verkehrsſtreik erbit⸗ unterſtützen. Trotz dieſer ſcharfen Stellungnahme gegen tert geweſen. Der Streikabbruch habe der Sogialdemo⸗ Moskau werde ſich die Regierung aber der Boykottbewe⸗ kratie nicht den Preſtigeverluſt gebracht, der bei einem gung gegen Rußland nicht anſchließen. Die Sowfetregie. Zuſammenbruch des weitergeführten Stleiles eingetreten auf neerde auch weiterhin ihre Beſtellungen in Ametito wäre. Dr. Gürtler erinnerte die Sozialdemokraten daran, tene daß 1070 nr 1 1 70 habe. Zu dieſen gehörte N vor allem die Aufrechterhaltung der Ordnung. 3 1 Nebel 115 1191 1 die Macht zu Terrorakten und Das Geſchäft mit Rußland. 8 a5 1 9 e 2 e fro 4 18 4 1 2 22 2 7 7 W geſſen. Darum fallen ee. Vor größeren ruſſiſchen Beſtellungen in Nene ren Grenzen einſchränken. Wohin hetzeriſche Agitation ds Berlin, 27. Juni. Salbamtlich wird mitgeteilt, daß der deutſch⸗cufſiſch⸗ Handelsverkehr in der letzten Zeit einen Aufſchwung er führe, hätten die Wiener Exeigniſſe deutlich gezeigt. fahren habe. Nach dem Abbruch der cuſſiſch⸗engliſchei Der Chorzower Gtrei 0 3 Grreit. Beziehungen wird Deutſchland zweifellos an dis erſte Stell im ruſſiſchen Außenhandel rücken. Es beſtehen zurzeil Die Vorentſcheidung zugunſten Deutſchlands. größere Pläne für die Aufgabe von Beſtellungen at Berlin, 27. Juli. Der ſtändige internationale Gerichtshof im Hag Deutschland. bie c en ro e der Judutede al b ſchließen und die Schaffung neuer Induſtriezweige er hat geſtern ſeinen Entſcheid bekanntge eben ü bon der polniſchen Negierung toben e möglichen ſollen. Die praktiſche Durchführung dieſer Ve⸗ i des Gerichtshofes in der Frage dee eee 95 1905 dee ee, adenerſatzes, den die deutſche Regierung für die Dieſe Mitteilung iſt auf Nachrichten zurückzuführen Beſitzergreifung der Chorzower Stickſtoffwerle ir die nach Meldungen aus Moskau in einem Teil der balti Oberſchleſien verlangt. Bezüglich der deutſchen ſchen Preſſe enthalten waren und von einem Antraf Forderungen für die Erhöhung der Erſatſ Deutſchlands auf Reviſion des deutſch⸗ruſſiſchen Handels und die Zahlungs wei ſe behält der Geri mm! vertrages zu berichten wußten. An amtlicher Stelle wir Entſcheidung bis Entſchei der Gerichtshof ſeint] die Nachricht entſchieden dementiert. Daß Rußland ſic da et dieſe Fra⸗ 1 dhe dung der Haupfftage vor ſo ausgiebig des deutſchen Marktes bedienen will, i agen als Nebenfragen betrachtet. im Intereſſe unſerer Volkswirtſchaft ſehr erfteulſch. Ol In dem Beſchluß. der mit 10 gegen drei Stu aber die Beſtellungen auch erfolhen. ——— 2— J. R Aus dem Ju. und Auslaube. Nene Kommuniſtenverhaftungen in Wien: Wien, 27. Juli. Die Polizei hat am geſtrigen Tag bermals Hausſuchungen bei Kommunisten vorgenommen ie hekannten Wiener Kommuniſtenführer Tomann un oritſchoner ſowie Mitglieder des Zentralkomitees del ommuniſtiſchen Jugend wurden verhaftet. Dagegen konnt er Redakteur der„Roten Fahne, Willy Schlamm, ge en den ein Haftbefehl vorlag, nicht aufgefunden wer⸗ Auch bei einigen Mitgliedern der Sozialdemokra⸗ en ſollen Hausſuchungen vorgenommen worden ſein. Beſondere Flugverbindungen für den Völkerbund in Kriſenzeiten. Genf, 2“. Juli. Ein beſonderes Sachverſtändigen komitee des Völkerbundes hat geſtern die Möglichkeit del Errichtung beſonderer Flugverbindungen zwiſchen Genf und den übrigen Hauptſtädten geprüft, die den Völ⸗ kerbund in die Lage verſetzen ſoll, in Kriſenzeiten ſich unmittelbar durch Flugzeuge mit den Hauptſtädten in Verbindung zu ſetzen. Das Komitee hat die Anlage des Flughafens eingehend geprüft und hierbei eine Reihe don Vorſchlägen zur Verbeſſerung der gegenwärtigen Luft⸗ derbindungen gemacht. Von Seiten der ſchweizeriſchen Bundesbehörden iſt die notwendige Mitwirkung zur Durch⸗ führung der vom Völkerbund in Ausſicht genommenen Flugeinrichtungen in Ausſicht geſtellt worden. Niederlage der Regierungsparteien in Kongreßpolen. Kattowitz, 27. Juli. Auf dem Gebiete der Woje⸗ wodſchaften des ehemaligen Kongreß-Polens ergaben die Wahlen für die Vertretung der Städte(nicht der Land⸗ gemeinden) folgende Ziffern: Polniſche Rechtsparteien 490 Mandate, polniſche Sozialiſten 371, jüdiſche Bürgerliche 302, jüdiſche Sozialiſten 115, Kommuniſten 64, Deutſche 1 und die der Regierung naheſtehenden Parteien im Hanzen 90 Mandate. Dazu kommen noch mehrere klei⸗ ere Gruppen. Die Regierungsparteien haben bei dieſen Wahlen im ehemaligen Kongreß⸗Polen unſtreitig eine. chwere Schlappe erlitten. Wrankreich warnt Moskau. Paris, 27. Juli. Wie der Matin meldet, hat der franzöſiſche Botſchafter in Moskau Herbette Tſchitſcherin in entſchiedener Form darauf aufmerkſam gemacht, daß die Sowjet⸗Regierung der Propagandatätigkeit in Frank⸗ reich ein Ende bereiten müſſe, wenn ihr überhaupt an einem Ergebnis der franzöſiſch⸗ruſſiſchen Verhandlungen gelegen ſei. Die übliche Erwiderung, daß die Propagan⸗ da⸗Tätigkeit nicht von der Sowjetregierung, ſondern von der dritten Internationale ausgehe, habe Herbette nicht gelten laſſen. Neue Verſchwörung in Liſſabon. Paris, 27. Juli. Wie aus Liſſabon gemeldet wird, erklärte der portugieſiſche Miniſterpräſident Carmona in einem Preſſeinterview, die Regierung habe Kenntnis von einer neuen Verſchwörung, die dazu beſtimmt ſei, das augenblickliche Kabinett zu ſtürzen und die beſtehende Verfaſſung abzuändern. Die Regierung aber, die ſich nuf das Vertrauen zum Heere und zur Marine ſtützen könne, werde keinerlei Unruhe dulden. Schon jetzt ſeien die ſtrengſten Maßnahmen ergriffen, um die Verſuche der Um— türzler im Keime zu erſticken. Politiſche Folge der Cholera im Irak. London, 27. Juli. In den angloperſiſchen Petro— leum⸗Raffinerien von Abadan am Nordende des Per ſiſchen Golfs iſt die Cholera ausgebrochen, was vor— läufig zur zeitlich nicht begrenzten Sperrung des geſam⸗ ten Verkehrs zwiſchen Baſra und Abadan führte und weiterhin zur Verhängung der Quarantäne über den ge⸗ amten Irak. Offentſichtlich wurde verabſäumt, die Ab⸗ perrung Abadans rechtzeitig durchzuführen, ſodaß auch in Baſra ſchon 5 Todesfälle an Cholera zu vermelden ſind. Den Engländern kommen dieſe Cholera-Fälle ſehr gelegen, da ſie notgedrungen zur Vertagung der hochaktuellen Frage der Irak-Autonomie führen müſſen. f Schwierige Lage Tſchianakaiſcheks. wurde als , 2/. Jun. Wie aus S hat derichrer wird gtaltet ſich die militäriſche Poſition Aſchlanglalſchete 50 ag zu Tag ſchwieriger. Suntſchuanfgn hat die an 1 entſin⸗Tuſow⸗Eiſenbahn gelegene Stadt Pengnu 0 Meilen nördlich von Nanking eingenommen und 1 im nördlichen Ufer des Hangtſes enklang auf Ttſche 19 10 dor. Gleichzeitig marſchieren kommuniſtiſche Truppente inter Führung des Generals a ae pee 8 i iang zu. Wi zweſt ie Mid, beabſtchte 4 Sowjelregierung die diplomatiſchen geziehungen mit T changfaiſcheks Nankinger ie ieder aufzunehmell, da Tſchangkaiſchek, obwohl Mostar eine innere Politit nicht billige, den Kampf, lee nindert gegen den ausländiſchen Imperialismus fortſetze 7 Fortdauer der Kämpfe in Nicaragua. Neewyork, 27. Juli. Nach einer Meldung aus Ma⸗ nagua kam es zwiſchen nicaraguaniſchen Regierungstrup⸗ pen und den Aufſtändiſchen unter Führung des Generals Sandino bei St. Fernando zu ſchweren Kämpfen, in deren Verlauf 20 Aufſtändiſche getötet und 200 verwun⸗ det wurden. Die Regierungstruppen waren von amerikani⸗ ſchen Marineſoldaten unterſtützt. Die Amerikaner haben die Verfolgung der Revolutionäre auch mit Flugzeugen aufgenommen. f 2 * Aus Nah und Fern. Trier.(Die Erledigung eines Beſatzungs⸗ zwiſchenfalles.) Ein Maurermeiſter aus Düren war angeklagt, die Beſatzungsbehörden beleidigt zu haben da⸗ durch, daß er franzöſiſche Kriminalbeamte bedrohte und mit beleidigenden Ausdrücken belegte. Die Kriminalbeam⸗ ten hatten vorher deutſche Kinder beobachtet, die fran⸗ zöſiſche Kinder beläſtigt haben ſollten, und hatten den deutſchen Kindern bei dieſer Gelegenheit einen Stock nach⸗ geworfen. Der Angeklagte, der den Stock aufgehoben hatte, verbot ſich wohl dieſe Uebergriffe, hat aber kei⸗ nesfalls die Beamten beleidigen wollen. Trotzdem wurde er ſofort verhaftet und vom Kriegsgericht in Trier zu acht Tagen Gefängnis verurteilt, die durch die achttägige Unterſuchungshaft verbüßt ſind. f Köln.(Generaldirektor Fritz Loeb zu Gefängnis verurteilt.) In M.⸗Gladbach ging über ſechswöchiger Verhandlung der Betrugsprozeß ge⸗ gen den früheren Generaldirektor Fritz Loeb von der Loeb⸗A.⸗G. in Trier zu Ende. Der Angeklagte warde wegen Betruges in ſechs Fällen, Betrugsverſuchs in drei Fällen und Diebſtahl in einem Falle zu zwei Jah⸗ ren drei Monaten Gefängms verurteilt, die Unterſuchungs⸗ haft von 17 Monaten wurde voll angerechnet und der Haftbefehl aufgeboben. Düſſedorf.(Zwei Tote bei einem Auto⸗ umfall.) Ein Händler aus Solingen ſtieß mit einem Perſonenkraftwagen in Hilden in einer Kurve gegen einen Bordſtein. Der Wagen überſchlug ſich, der Händler und ein mitfahrender Kaufmann wurden getötet, die übri⸗ gen Inſaſſen leicht verletzt. Berlin.(Untat eines irrſinnigen Kin⸗ dermädchens.) Die Hausangeſtellte Dora Karnat hat das einjährige Töchterchen ihres Brotherrn, des Bank⸗ beamten Köpke, in der Badewanne ertränkt. Die Täterin burde geiſteskrank erkannt und in die Heilanſtalt eingeliefert. Leipzig.(Eiſenbahndammrutſch in Sach⸗ ßen.) Nach Paſſieren des Münchener D⸗Zuges kurz nach 20 Uhr iſt der Eiſenbahndamm bei der güldenen Aue. in einer Länge von 50 bis 60 Metern abgerutſcht, ſodaß der eine Schienenſtrang teilweiſe freigelegt wurde. Der Betrieb wird eingleiſig aufrecht erhalten. Man glaubt, daß durch den Regen der letzten Tage die Erde des Bahnkörpers gelockert wurde. . Niederſedlitz.(Schwerer Bauunfall.) In der ſächſiſchen Malzfabrik in Niederſedlitz ſtürzte bei dem Er⸗ weiterungsbau eines Lichtſchachtes der Boden einer Darre ein, wobei zwei Arbeiter verſchüftet wurden. Einer von menan.(Autoſturz mit 2 den Pagan eh der Fablanz t r Löffler aus Gera, die beim Training erlegen. Sie ſtarben beide in das Krankenhaus. Dresden. In Röhrsdorf bei Winsdruff ermordete der e während ſeine chäftigt war, ſeinne ſich dann ſelbſt. führte, iſt nicht bekannt. ſtorben. Zwickau.(Mit ihren drei Kindern in den Tod gegangen.) In dem Nachbarorte Steinpleis ha ſich eine Familfentragödie ereignet. Die Frau des Spinn meiſters Leithold hat ſich in einem Anfall von Schwer mut mit ihren drei Kindern im Alter von 7, 6 und Jahren durch Leuchtgas vergiftet. Die ſofort herbeigerafe verſuche, hatten aber keinen Erfolg damit. Die neuen Poſtgebühren. Allgemeines Inkrafttreten am 1. Auguſt, für Palete und 0 Zeitungen am 1 Oktober. 1 Nach der neuen Poſtgebührenvorlage ſtaffeln ſich die Gebühren wie folgt:. Briefe im Ortsverkehr bis 20 Gramm 38 Rpf. über 20 bis 250 Gramm 15 Rpf. über 250 bis 500 Gramm 20 Rpf. im Fernverkehr bis 20 Gramm 15 Rpf. über 20 bis 250 Gramm 30 Rpf. über 250 bis 500 Gramm 40 Rpf. Poſtkarten im Ortsverkehr 5 Rpf. im Fernverkehr 8 Rpf. Diruckſachen lein Anterſchied zwiſchen Voll⸗ und Teildruckſachen wird nicht mehr gemacht) in Form einfacher Karten, auch mit anhängender Antwortkarte bis 50 Gramm 3 Rpf. über 50 bis 100 Gramm 5 Rpf. über 100 bis 250 Gramm 15 Rpf. über 250 bis 500 Gramm 30 Rpf. 40 Rpf. über 500 Gramm bis 1 Kilogramm (Meiſtgewicht 1 Kilogramm) Poſtwurfſendungen, Druckſachen, 3 Pfennig, Miſchſen⸗ dungen— Drucſachen und Warenproben fechszweidrittel Pfennig. Geſchäftspapiere, Warenproben und Miſchſen⸗ dungen die erſte Gewichtsſtufe 15 Ryf. Päckchen bis 1 Kilogramm 40 Rpf. Pakete: 1. Zone bis 75 Kilometer bis 5 Kilogramm jedes weitere Kilogramm 2. Zone über 75 bis 150 Kilometer bis 5 Kilogramm 60 Npf. jedes weitere Kilogramm 20 Rpf. 3. Zone über 150 bis 375 Kilometer bis 5 Kilogramm 80 Rpf. jedes weitere Kilogramm 30 Rypf. 4. Zone über 375 bis 750 Kilometer bis 5 Kilogramm jedes weitere Kilogramm 35 Rpf. 5. Zone über 750 Kilometer bis 5 Kilogramm 80 Rypf. jedes weitere Kilogramm 40 Rypf. Bei der Berechnung der Zonenentfernung zwiſchen Oſtpreußen und dem übrigen Reich wird zum Ausgleich der in Polen liegenden Strecke die Gebühr der jeweils nächſtliegenden Zone in Anſatz gebracht. 10 Rpf. Mont 1 Ga⸗ belbachrennen ſchwer stürzten, ſind jetzt ihren Verletzung acben beide nirz nach ihrer Een (Doppelmord und Selbſtmord.] Haushe⸗ Frau im Parten be⸗ a eiden ſechs ünd vier Jahre alten inder, einen Knaben und ein Mädchen, und erhängte Was den Mann zu der tragiſchen Tas München.(Vorſicht vor Tollkirſchen.) In Marqguartſtein hat in einem unbewachten Augenblick eir zweieinhalbjähriger Knabe von der verführerisch ſchönen. ſchwarzen Frucht der Tollkirſche gegeſſen. Anter gräß. lichen Schmerzen iſt das Kind an dieſer Vergiftung ge, nen Aerzte und Samariter machten Wiederbelebungs⸗ 1 Aananennananachpadanhmohpach mp Schl weller? verled d Auch für die fo ES NMleidun 3 11 haben wir die Preise Sionungsſo⸗ Hierab gesetzt]! Zu grellen— wir bieten in auen Abieillungen unerhörte vorteile! Me ie eat er eee eee eie fr ie Runen Besichtigen Sie unsere I2 Fahunmfenster! Ane eee eee eee Enke d dung. 50 Rpf. 80 Rpf. Telegramm! Ab Freitag zwei große Ufa-Schlager im Central- Theater. Kühler Aufenthalt. Ueber 500 Sitzplätze. 5 Ventilatoren ſorgen für friſche Luft. Das goldene Land Das Mädchen mit der Protektion Ein Riesenweltstadtprogramm wle es noch nie gezeigt wurde. Die Liebe des Herrn von Gudewill. Roman von Ella Luiſe Rauch. Von dieſem Gedanken verriet er indeſſen nichts. Sie ſaßen nun an der Mittagstafel in dem dunkel getäfelten Eßzimmer mit dem gotiſchen Erker, den das Weinlaub rot und feurig umrankte. Die Fenſter ſtanden geöffnet, das Rauſchen der hohen Eichen drang herein— ein dunkler, ruheloſer Akkord, an den Rüdiger von Jugend auf gewöhnt war, der aber jeden Gaſt anfangs erregte. Doch heute und augenblicklich nahm ihn keiner wahr. Denn Chlodwig Brugger hatte das Wort und ſeine ſprudelnde Laune rief ein helles Gelächter nach dem anderen herauf. Der Rhein⸗ wein glühte in den Gläſern unter den Sonenfunken, die durch die Fenſter brachen und Monikas goldene Augen ſprühten vor Freude und Daſeinsluſt. Keck hielt ſie dem übermütigen Onkel die Stange und Stephan, der Maler, hetzte ſie noch. Goldhell jubelte ihre Stimme in die dunk⸗ len Stimmen der Männer, und Rüdiger, der ſtolze Herr von Gudewill, der ernſthafte, ſtrenge Mann, verliebte ſich is zum Siedepunkt nun auch noch in die ausgelaſſene heinlandſeite ſeiner liebreizenden Frau. Er ſchenkte hnen den Feuerwein in die Gläſer, ſtieß an mit ihnen, 1505 59 ſchenkte wieder ein, denn was hätte er ſonſt auch un ſollen. f „Als ſie ſich endlich erhoben, bat der Maler die junge Hausfrau, ihm den Saal zu zeigen, in dem er arbeiten ſollte. Aber ſie lehnte ab. Nein, ſo nicht, ſie ſeien ſo aus⸗ Rroſſen geweſen, in dieſer Stimmung wollten ſie doch den Raum nicht betreten, den er zum Feſtſaal weihen ſollte. Sie wolle die Herren durch den Park führen und an den trom, wenn ſie nicht müde ſeien, denn die Landſchaft der Umgebung ſei ja für die Fresken auch von Wichtigkeit. Aber nun zeigte ſich's, daß der alte Herr doch etwas zu viel getan hatt, er war müde, wollte ruhen, doch Rüdiger ſollte ihm Geſellſchaft leiſten. So ging denn Monika mit ihrem Maler allein durch den Park. Rüdiger ſah 1 85 nach und ballte die Hände, was der Onkel ſehr woh be⸗ merkte. Es war ihm überhaupt nicht ſchwer geworden, feſtzuſtellen, daß der junge Schloßherr ſich innerlich nicht im Gleichgewicht befand. Hatte am Ende gar die Monika dieſem Gewalthaber ein hartes Köpferl entgegengeſetzt? Zutrauen mochte er ihr's, wie er auch der Meinung war, daß es dem Eigenwilligen da recht gut und dienlich ſein möge, wenn es ſo wäre. Er hatte zwar einen Zug um den Mund, der nicht dageweſen war, als er ihn zuerſt geſehen, der auch in das kühne Geſicht nicht hineingehörte, ſo einen Zug, wie Menſchen ihn haben, die innerlich leiden und ſich nicht ausſprechen. Der aber mußte doch wieder fortzu⸗ radieren ſein, dieſer Zeichenſtrich des Schickſals— zum Kuckuck, wie kam der Mann der Monika überhaupt daran? Er wollte mal ein bißchen kundſchaften gehen. „Rüdiger, wie gefallen Ihnen denn die Bilder, die Mo⸗ nika hier gemalt hat?“ fragte er ſondierend. Der Herr von Gudewill machte ſein allerhochmütigſtes Geſicht.„Meine Frau hat mir die Bilder noch nicht ge⸗ zeigt. Sie will mich überraſchen.“ „So? 91!— Ich freue mich ſehr, daß ſie den Pinſel nicht ganz beiſeite gelegt hat. Ihre früheren Sachen waren ſehr lebendig, ſehr innig, man fühlte ſofort ihr liebevolles Herz, wenn man ſie anſah, für kalte Räume des Prunkes waren ſie freilich nicht geeignet, es waren Bildchen, die man ſich gern zum täglichen Anſchauen an die eigenen lieben Wände hängt.“ Rüdiger wurde auch äußerlich erregt. Er ſtand vom Seſſel auf und begann im 1 0 auf und nieder zu gehen. Wären doch dieſe Maler geblieben, wo ſie waren. „Monika hat jetzt einen Wirkungskreis, in dem ſie ih liebevolles Herz auch nötig hat“, ſagte er abweiſend.„Si iſt glücklich und befriedigt. Ich halte ſie auch für zu prakti ſchen und hohen Sinnes, es hätte ihr auf keinen Fall ge nügt, für immer ſolch einfache Bildchen zu malen, ſie hätt doch Größeres gewollt. 1 „Und hätte ſie das vermocht?“ „Vielleicht ja— ſie iſt noch ſo jung.“ 05 „Dann wird ſie hier nicht daran gehindert ſein. werde keinen ihrer Wünſche beſchneiden.“ 5 „Sie ſind ein muſtergültiger Gatte, Rüdiger. alte Herr lächelte verſtohlen. Rüdiger erblaßte. Wie konnte der Onkel ſo etwa⸗ ſagen! War er ſo boshaft oder machte es ihm Freude, i! eine ſchmerzende Wunde hineinzuſtechen? Freilich, wohl er konnte nicht wiſſen, daß da eine Wunde war, geſtand en das ſich ſelbſt doch kaum. Mit jäher Bewegung trat e an das Fenſter. Die Monika— wenn er die Monika nu; wieder allein hätte! Ihre Lieblichkeit ſollte wieder fü ihn allein da ſein, ihre verſonnenen Augen wollte er falt ſich allein gelenkt wiſſen, die Geheimniſſe wollte er ihr ab lauſchen, von denen ſie geſprochen hatte. Es war ſo unbe dingt nötig, daß er mit ihr allein blieb und nun waren dieſe Farbenkleckſer da und blieben womöglich auf Wocher in ſeinem Hauſe kleben. Und die Monika ſchwamm darol in eitel Seligkeit. Es war zum Krankwerden. Nun ſtan! ſie wohl mit dem fremden Maler am Elbufer und ſichen prachen ſie über Dinge, die er hätte wiſſen müſſen. Den ganz Fremden gab ſie alſo mehr als ihm. Und er ſollt. ſich auch noch artig und liebenswürdig erweiſen und ihn olche Freuden von Herzen gönnen. Nun ja— er wollt, ſie nicht ſtören, ihr nicht wehe tun— aber den Male haßte er. e 125 Iaortſenung olaf! Telegramm! ZJeikungspatete gegen ermäßigte Gebühr und Einſchreibpakete fallen weg. Wertſendungen für je 500 Reichsmark der Wert⸗ angabe beträgt die Verſicherungsgebühr 10 Rpf. Nachnahmegebühr: Vorzeigegebühr 20 Rpf. Poſtanweiſungen bis 10 Reichsmark 20 Npf. über 10 bis 25 Reichsmark 30 Rpf. über 25 bis 100 Reichsmark 40 Rpf. über 100 bis 250 Reichsmark 60 Rpf. über 250 bis 500 Reichsmark 80 Rpf. über 500 bis 750 Reichsmark 100 Rpf. über 750 bis 1000 Reichsmark 120 Rpf. Eilzuſtellgebühr: Bei Vorauszahlung ducch den Abſender für jede Briefſendung uſw. im Ortszuſtellbezirk 40 Rpf. im Landzuſtellbezirk 80 Rpf. für Pakete leinſchließlich der Paketkarte) im Ortszuſtellbezirk 60 Rpf. 120 Rpf. 100 Rypf. im Landzuſtellbezirk Gebühr für dringende Pakete Zeitungsgebühr für monatlich einmal erſchei⸗ nende Zeitungen im durchſchnittlichen Rummergewicht bis 30 Gramm 1,5 Rpf. über 30 bis 50 Gramm 2 Rpf. über 50 bis 100 Gramm 4 Rpf. für monatlich zweimal erſcheinende Zeitungen im durch- ſchnittlichen Nummergewicht bis 30 Gramm 3 Rpf. über 30 bis 50 Gramm 4 Rpf über 50 bis 100 Gramm 8 Rpf Im Poſtſcheckverkehr iſt die Ueberweiſungsge— bühr fallen gelaſſen. Ebenſo iſt von einer Erhöhung der Auszahlungsgebühr abgeſehen worden. Für Einzahlungen auf Zahlkarten bis 10 Reichsmark verbleibt es bei dem bisherigen Gebührenſatz von 10 Rypf. bei Einzahlungen von 10 bis 25 Reichsmark 16 Rpf. von 25 bis 100 Reichsmark 20 Rpf. von 100 bis 250 Reichsmark 25 Rpf. In den folgenden Stufen bis 1250 Reichsmark bleibt die Gebühr unverändert. Ferner iſt für die Beförderung der Poſtſcheckbriefe eine Gebühr vorgeſehen, die bei Be⸗ nutzung der beſonderen gelben Briefumſchläge 5 Rpf. be⸗ trägt. Die von der Verwaltung vorgeſchlagene Gebühr von 5 Rpf. für das Ausfertigen des Kontoauszuges iſt abgelehnt worden. Die Wortgebühr für gewöhnliche Inlandstele gramme im Ortsverkehr wir 8 Rpf., im Fernverkehr 1“ Ryf. betragen. Die bisherige Stundungsgebühr für Auf gabe eines Telegramms durch Fernſprecher und die Ge⸗ bühr für Stundung von Telegrammgebühren kommer in Wegfall. 19 8 i Die in der Vorlage vorgeſehene Einrichtung bein, Verkauf durch Wertzeichengeber, eine 8⸗Ryf.⸗Karte für 10 Rpf. abzugeben, iſt beſeitigt worden, Es ſollen Vorkehrun⸗ gen getroffen werden, um durch Automat die Achtpfennig⸗ marke zum Nennwert abzugeben. Die neuen Gehühren kreten am 1. Auguſt, diejenigen für Pakete und Zeitungen am 1. Oktober in Kraft. Spinnen. 1„Spinnen am Morgen bringt Kummer und Sorgen Spinnen am Abend erquickend und labend.“ g a Gar viele Menſchen denken da, indem ſie den letz, ben Laut des Wortes„Spinnen“ verſchlucken, an die un, ſchuldige Spinne und verwünſchen ſie, wenn ihnen am Morgen eine über den Weg läuft. Soll man ſich da wun⸗ dern, wenn ſolche abergläubiſche, ſchwachſinnige Menſchen ſlit dieſem Alp den ganzen Tag belastet ſind, ja wenn ſie ſich mit Ergebung in ihr vermeintliches Schickſal fügen? Der Anglücksgedanke läßt ſie nimmer los und eine Unge⸗ ſchicklichkeit folgt der anderen.„Die Spinne hat's ja heute morgen ſchon prophezeit!“ 5 as ü nun Mahros an dem Snmrichmart? Snrich⸗ 1 obtlerl ſollen boch unmer Tebensweisheit, Levenserſay⸗ rung zum Ausdruck bringen. Sehen wir einmal etwas ge⸗ nauer hin. Zunächſt heißt das ominöſe Wort nicht„Spinne“, ſon⸗ dern„Spinnen“— das Spinnen. i Noch vor 50 Jahren ſahen wir in den Dörfern die Frauen und erwachſenen Töchter am Abend am Spinn⸗ rocken. Nach des Tages Laſt war ihnen dieſe Tätigkeit eine Erholung, eine Erquickung und Labung. Und wenn dann im Sommer die langen, weißen Linnenſtreifen an der Sonne bleichten, wer gewahrte da nicht den Stolz und die helle Freude der Mutter? Wie ganz anders aber, wenn eine arme, ſieche Frau ihren Unterhalt mit dem wenig lohnenden Spinnen des Flachſes ein kummervolles Daſein hatte und ſchon am Morgen mit dem Spinnen begann, eben weil ſie zu einer andern Arbeit nicht fähig war. Sie hatte wohl eine kum⸗ mervolles Leben und Sorgen für die Zukunft wollten nicht von ihr weichen. f Beſchuldigen wir aber beim Anblick einer Spinne dieſes unſchuldige Tierchen nicht ungerecht. Greifen wir am Morgen friſch und munter in die Speichen, dann wer⸗ den wir auch tagsüber von jedem Mißgeſchick, das wir 0 abergläubiſcher Furcht ſelbſt verſchulden, verſchont hleiben. 22 Aus dem badiſchen Lande. Verfaſſungsfeier 1927. er Verfaſſungstag am 11. Auguſt, der nach einem Beschluß 70 Au in Baden geſetzlicher Feng Aeibt, ſoll auch in dieſem Jahre in würdiger Weiſe degangen werden. Die ſtaatlichen und gemeindlichen Ge⸗ zäude werden an dieſem Tage Flaggenſchmuck anlegen. Hrößere Feiern und Feſtveranſtaltungen werden, wie in hergangenen Jahren, unter Mitwirkung der in Betrach! ſommenden Organiſationen in zahlreichen Städten und Hemeinden des Landes für alle Kreiſe der Bevölkerung tattfinden. Wo es wegen der Ferienzeit möglich iſt, ſollen hie Schulkinder zu kleinen feſtlichen Veranſtaltungen 10 5 einigt werden. An den Dienſtſitzen der Polizei werden heſondere Feiern karten Beamten des ſtaatlichen Sicher⸗ heitsdi abgehalten. 1 abs h gig regen hat in dieſem Jahre angeord⸗ jet, daß ſämtliche Reichsbehörden an dem Verfaſſungs⸗ ſag vorſchriftsmäßig zu flaggen haben und daß 7107 kei dieſen Behörden durchgängig Feiertag e vendig, iſt die Einſchaltung von Sonntagsdienſt erlaub — gehalten wird. Vermiſchtes. „% Woher kommt der Ausdruck„Atlas?“ Ein Atlas iſt bekanntlich eine in Buchform zuſammengeſtellte Anzahl von Landkarten. Der Urſprung dieſer Bezeichnung lieg! darin, daß die erſten derartigen Landkartenſammlunger das Bild des Atlas, einer alten griechiſchen Sagenfigur, trugen. Dieſer Atlas iſt nach der Ueherlieferung der Griechen der Träger des Himmelsgewölbes. Er ſoll zu dieſer Arbeit verurteilt worden ſein, weil er ſich am Sturm der Titanen auf dem Olymp, den Götterſitz, be— ſofligt hatte. Aus der Flugwelt. Ein Rieſenozeanflugzeug. i Der amerikaniſche Vertreter der deutſchen Dornier⸗ Wal⸗Flugzeug⸗Fabrik in Newyork erklärte, daß in Fried⸗ richshafen ein Ozeanflugzeug gebaut werden wird, das hundert Paſſagiere befördern kann. Im nächſten Früh⸗ jahr ſollen die erſten Probeflüge ſtattfinden. 9 2 Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 28. Juli. Der mit ſeinem Zentrum noch vor der iriſchen Weſt⸗ küſte liegende ziemlich kräftige Luftwirbel hat nach Sü⸗ den und Südoſten erheblichen Raum gewonnen und le⸗ innt ſeinen Einfluß durch ſüdoſtwärts gerichtete Aus⸗ fäufer zurzeit auch auf unſer Gebiet auszubreiten. Wir werden daher ſehr ſchwüles Wetter erhalten. i Vorausſichtliche Witterung bis Frei ⸗ tag: Vielfach Gewitter und ſtrichweiſe Regen, ſehr ſchwül, anhaltende Luftzufuhr aus ſüdlichen Gebieten. Inſerieren bringt Erfolg! Neun Punkte über den Urlaub. Nachſtehende Richtlinien enthalten beachtliche Hin. weiſe über den Urlaub für die Angeſtellten, die ſowoh für den Unternehmer als auch für den Angeſtellten wi⸗ tig ſind: 1. Steht der geltende Tarifvertrag einen Urlau vor, ſo iſt dieſer ſelbſtverſtändlich zu gewähren. Ein Ver⸗ zicht auf den Urlaub iſt im voraus unzuläſſig. 2. Das gleiche gilt für den Urlaub. der zwiſchen Arbeitgeber und Atucullehmer burch Finzetbertlag vereinpart worden iſt Auch die Urlaubsfeſtſetzung in der Arbeitsordnung i rechtsverbindlich. 3. Iſt ein Urlaub nicht vereinbar, ſo muß angenommen werden, daß dem Angeſtellten aufgrund von Gewohnheitsrecht ein Urlaub zuſteht, da der Urlauk nur für wenige Angeſtellte nicht vereinbar iſt. 4. Den Urlaubsantritt iſt durch den Arbeitgeber feſtzuſetzen unt zwar nach billigem Ermeſſen. Dabei ſind ſowohl di Wirtſchaftlichkeit des Betriebes, als auch die beſonderer Verhältniſſe der Angeſtellten zu berückſichtigen(3. B Schulferien der“ der.) 5. Iſt der Urlaub feſtgeſetzt, ſe kann die Verlegunz gur aus beſonders wichtigen Gründen argenommen werden. 6. Krankheitszeit iſt auf den ver maglichen Urlaub nicht anzurechnen. 7. Eine Beſtimmune, daß der Arbeitgeber den Urlaub ganz oder teilweiſe ſtrei⸗ chen kann, iſt unzuläſſig. 8. Hat der Arbeitnehmer ein An⸗ recht auf den Urlaub erworben, ſo behält er dieſen, auch wenn eine Kündigung des Dienſtverhältniſſes erfolgt. Wird der Urlaub vom Arbeitgeber nicht gewährt, ſo haf der Arbeitnehmer Anſpruch auf gelbliche Entſchädigung für den entgangenen Urlaub. 9, Kündigt der Arbeitge⸗ ber nur zu dem Zweck, um die Erwerbung des Arlaubs⸗ anſpruchs zu erreichen, ſo ſteht dem Angeſtellten trotz dem der Urlaubsanſpruch bezw. geldliche Entſchädigung zu. *Die neuen Poſtgebühren treten vom 1. Auguſt ab in Kraft. Es empfiehlt ſich, den Tarif, der in heutiger Nummer zum Abdruck gelangt, auszuſchnelden. * Einbruchs⸗Diebſtahl. In hieſiger Gemeinde wurde in letzter Nacht wiederum ein Einbruchs diebſtahl be⸗ gangen. Die Ermittlungen find im Gange. „Der Turnerbund veranſtaltet am Sonntag im Freiſchützgarten ein Gartenfeſt. Man beachte das Inſerat in heutiger Nummer. Die Radfahrervereine rüſten zur Aug trag ung der Ortsmeiſterſchaften, welche am Sonntag, den 31. Juli ſtattfindet. * Fußball! Auf Grund der Entſcheldung des Ver⸗ bands vorſtandes müſſen erneut alle Kreispokalmelſter mit⸗ einander ſpielen, weil Kaiſerslautern beim erſten Mal nicht mit ausgeloſt hat, Auf Grund der geſtrigen Ausloſung muß nun Viernheim mit FV Kalſerslautern am kommenden Sonntag in Ludwigshafen auf dem Pfalzplatze um 4 Uhr ſpielen. Kaiſerslautern iſt beſſer als Lorſch und wir werben uns anſtrengen müſſen, um zu gewinnen. Spieler mit enten Leiſtungen heraus! Und gewinnen! Teſtament. Häufig findet ſich in dem Nachlaß eines Verſtorbenen ein Teſtament vor. Das darf von dem Finder keineswegs verheimlicht werden. 28 der das Teſtament eines Verſtorbenen im Befitz hat, iſt ver⸗ pflichtet, es ſofort an den Nachlaßrichter des Amtsgerichts abzuliefern, in deſſen Bezirk der Erblaſſer geſtorben iſt. Dieſe Ablieferung des Teſtaments kann unter Umſtänden vom Nachlaßgericht durch Geldſtrafe erzwungen werden. “ Brieftaubenverein„Heimatliebe“.(Lokal Gaſthaus zum Löwen.) In einer vorhergehenden Nr. dieſer Zeitung war bekannt gegeben, daß ſich der Verein „Heimatliebe“ mit cirk. 40 Tieren an dem großen National- wettflug ab Bruck a.d.L. im Bund Mannheim beteiligt. Da die Tiere eine Strecke von 650 Klm. zurückzulegen hatten, ſo war dies für die beteiligten Züchter von großem Intereſſe u. Bedeutung, da den Skegern wertvolle Ehrenpreſſe in Aus⸗ ſicht ſtanden. Der Sonntagmorgen graute ſo langſam herauf. Ein jeder Züchter richtete ſich, ſeinen Tieren bei der nahenden Ankunft, die Ehre zu erweiſen. Trotz der unzünſtigen Witterungsverhältniſſe in Oeſterreich, ſcheuten die Tlere nicht, ſich durchzukämpfen und ihren Heimatſchlag aufzu⸗ ſuchen. Kaum hatte die Uhr 9 geſchlagen, ſo ſah man aus hoher Luft, wie eine Schwalbe, ein Tier auf den Schlag des Herrn Karl Burkert zueilen. Nach eintgen Sekunden, konnten ſich Obiger, die erſte Taube, ſämtlicher hieſigen Züchter buchen. Somit war dieſer Erringer des 1. und Ehrenpreiſes. In kurzen Abſtänden erhielt dann noch Frz. Buſalt den 2. Bäckermeiſter Jäger den 3. 4. und 7. Jak. Gölz den 5 und 6. Karl Burkert den 8. und Jak. Weidner den 9. Preis. Somit waren bis Sonn⸗ tag Abend 9. Tiere zurückgekehrt. Wir gratulieren dieſen Züchtern zu dieſem Erfolg und rufen dem Vetem für ſein weiteyes Blühen und Gedeihen ein dreifaches„Gut Flug“ aus. Oſſi Oſſwalda die bekannte und beliebte Film ſchau · ſplelerin gaſtiert mit Willy Friiſch am Freitag, Samstaz und Sonntag im Central-Theater ta dem Fllm,„Das Aubchen mit der Protektion“. Ferner kommt noch eln laſfdes Fllmwerk„Das goldene Land“ zur Aüffährung. Ein Baſach kann nur empfohlen werden.* Bekanntmachung. Betr: Aufſtellung der Bemsindevoranſchläge. Der vom Gemeinderat beratene Voranſchlag der Gemeinde Viernheim für 1927 liegt während einer Woche nämlich vom Freitag, den 29. Jul bis Donnerstag, den 4. Auguſt 1927— belde Tage elnſchlleßlich— auf unſetem Buüto zu jedermanns Einficht offen. Die Beteiligten können innerhalb dieſer Friſt den Vor⸗ anſchlag einſehen u. bei uns ſchriftlich oder zu Protokoll Ein ⸗ wendungen gegen den Inhalt vorbringen. f Bemerkt wird, daß die Erhebung einer Umlage be⸗ ſchloſſen wurde. zu der auch die Ausmärker herangezogen werden. Viernheim; den 27. Juli 1927. Heſſiſche en Viernheim a m er th. T