1 e Frauen und Altz mer 1 Eine ſommerliche Plauderei. Von Margarethe Herbert. der Sommer mit ſemer mannigfaltigen Blumen, pracht entzückt gerade durch dieſe lieblichen Naturkinde⸗ die Herzen unſerer Frauen. Es gibt wohl wenige Frauen die nicht mehr oder minder große Blumenfreundinnen lind. Man braucht nur einen Zug heimkehrender Aus⸗ flügler zu betrachten, um das beſtätigt zu finden. Ganze Hände und Armen voll Blumen werden da von Frauen mit heimgebracht. Leider geſchieht das meiſt im Ueber⸗ maß. Eine Frau, die Blumen wahrhaft liebt, ſollte es gar nicht übers Herz bringen, Sträuße bis zun: Um⸗ fange eines Wagenrades mit nach Hauſe zu, ſchleppen. Das Schickſal dieſer der Natur entriſſenen Kinder Flo⸗ tas iſt bald erfüllt. Ihre traurig geſenkten Blüten- köpſchen weiſen ſchon darauf hin. Einige Tage noch ſteher ſie in irgend einer unpraktiſchen Vaſe, kaum beachtet und ſelten mit friſchem Waſſer perſehen, verwelken ſie lang⸗ ſam. Dieſes übermäßige Blumenpflücken iſt eine der Gedankenloſigkeiten, die eine echte Frau meiden ſollte. Ein kleiner Strauß aus wenigen ſchönen Blumen, der daheim ſoraſam gehegt und gepflegt wird, tut es auch. In dieſer Beſchränkung zeigt ſich erſt die wahre Blumen⸗ freundin. Ueberhaupt ſoll man nicht darauf ausgehen, ſich ſeinen Blumenvorrat nur immer ſelber pflücen zu wol⸗ len. Die Blumengeſchäfte klagen alle. Immer wieder hört man ihre Inhaber ſagen:„Alles, alles darf Geld koſten, nur Blumen nicht. Da wird gehandelt und ge— feilſcht um Pfennige.“ Es liegt eine gewiſſe Berechtigung in dieſer Klage. Anſere Frauen ſollten ſich daran ge⸗ wöhnen, die Blumengeſchäfte mehr als bisher zu be⸗ ſuchen und dort ihren Bedarf zu decken. Es wird in man⸗ chem Haushalt ſo viel Geld für unnütze Dinge ausge⸗ geben, daß aber auch Blumen gekauft werden müſſen, daran denkt niemand. Man freut ſich nur der Blumen, die man geſchenkt bekommt oder die man ſelber pflückt. Sicher gibt es auch manche Ausnahmen in dieſer Bezie⸗ hung, dennoch iſt dieſer Vorwurf durchaus berechligt. Wie man ſich niemals zu einer Mahlzeit ſetzen würde, wenn der Tiſch nicht von einem weißen Tuch be— deckt iſt, ebenſo ſollte man auch nicht vergeſſen, Blumen darauf zu ſtellen. Sie verleihen dem einfachſten Mahle eine gewiſſe Feierlichkeit, ihre bunten Blüten und ihre grünen Blätter ſtrahlen Lebensfreude über die ganze Tafel. Auch zu Geſchenkzwecken wird die Frau— bei dem Herrn ift das ja ſchon durchaus Gebrauch— häufig Blumen allen anderen Geſchenkartikeln vorziehen. Mit Blumen läßt ſich ſehr Vieles ſagen, was man vielleicht ſonſt nicht ausſprechen mag. Es gibt eine Blumenſprache, die auch heute noch in unſerm geſellſchaftlichen Leben eine nicht unerhebliche Rolle ſpielt. Daher iſt beim Schenken von Blumen, wenn der Bedachte ein Herr iſt, immer eine gewiſſe Vorſicht am Platze, damit keine Mißverſtändniſſe entſtehen. Ueber all den ſchönen Blumen, die es im Sommer gibt, vergißt die Frau häufig ihre Zimmerpflanzen. die ihr während des ganzen blumenloſen Winters ſo viel Freude bereitet haben. Wir wollen nicht gerade ſagen. daß ſie nicht getränkt werden und daß ſie nicht in die Sonne rommen, aver un ver richrigen Pflege und Sorg: fehlt es den Zimmerpflanzen im Sommer doch häufig, Sind ſie krank, ſo wird oft nicht vſel Weſens mit ihnen gemacht, höchſtens, f man ein paar trockene Blätter abſchneidet. Die Topfblumen welken dahin und keiner denkt daran, daß ſie vielleicht friſche Erde brauchen oder daß ſie in einem Winkel ſtehen, der ihnen Luft und Licht nimmt. Darum, ihr Frauen, vergeßt auch dio Zimmerpflanzen nicht im Sommer. Wenn es wieder Winterszeit iſt, werden ſie es euch reichlich lohnen. 2 . Glſsderung der erwerbstsfigen Bevöftebung Dedtschfs rds. e Arbeifer 4 8 tei Angestellte ange sStelne G 9 2 * 2— Der Hofhund. Irgendwo iſt es neulich geſchehen, daß man den treuen Hüter des Hauſes, den Hofhund, tot vor ſeiner Hütte an der Kette liegend, vorfand. Der Tierarzt ſtellte feſt, daß der brave Caro verdurſtet war, weil man ihm drei Tage lang kein Waſſer gegeben hatte. Dieſer Vor⸗ gang kennzeichnet ſo recht die Stellung, die manche Hof⸗ beſitzer gegenüber einem ihrer treueſten Freunde aus dem Tierreich einnehmen. Tag und Nacht iſt der vierbeinige Wächter ſtets bereit und tätig zu ihrem Schutze. Sie aber kümmern ſich nicht um das Wohl und Wehe des Tieres, das da jahrelang an der Kette liegt und höch⸗ ſtens gelegentlich nachts einmal freigelaſſen wird, wenn die Gegend unſicher iſt. Sie verſtehen die Sprache ihres Hundes nicht. Sie vernehmen nicht, was ſein oft ſo klagendes Geheul und Gebell beiagen will.„Wauwauwau— das Halsband ſcheuert und quält mich— in meine Hütte traue ich mich nicht hinein, das Stroh iſt faul und naß— kleine Quälgeiſter plagen mich— ich möchte gerne einmal ba⸗ den, denn ich bin ja nicht im Schweineſtall geboren — meine Freßportionen ſind viel zu klein, nie werde ich ganz ſatt— wenn man bei dieſer Sonnenhitze vor der Hütte liegt, bekommt man Durſt, warum gebt ihr mir kein friſches Waſſer? Wauwauwau, ich möchte mich gern einmal auslaufen, 1 wundert ihr euch denn, wenn ich einmal die Tollwut riege!' Es gibt wenige Menſchen, die dieſe Klagen ihres Hundes verſtehen. Der Hofhund iſt oft das vernach⸗ aher ihr verſteht mich ja nicht— Uthe Zier ves zungen Seſitztums und voch rr er fich, + is un tut er ſeing ag für Tag, Nacht für Nacht. Wie f Hofhund hat ſeinem Herrn ſchon 10 0 5 als ena de ben und Eigentum gerettet. Dann wird er vielleicht freund. ede bedacht, viel. iſt alles. An eine dallernde den Hofhund denken die wenigſten. Langſam alt, ſchwach und krank. Blefernd und keuchend an ſeiner Kette. Heimtuckiſch und rachſüchtig iſt er ge. worden. Altersblindheit und Schwäche verhindern il zäufig, ſein Amt richtig zu verſehen. Für Hofhunde gi 1 Gift ile die vine 95 ar e oder ein Brok f einzige Wohltat, di i äufi 10 0 6e e ba ie man ihm häufig 5 je. Andankbarkeit iſt eine weitverbreitet 5 iche Eigenſchaft. Man ſollte ſie aber 1 1 5 1 ud d 1 auslaſſen. Darum ver iden un ede i i uch, ſie zu beſeitigen. N ee nicht und beeilt Aus dem badiſchen Lande. Schwere Hagelkataſtrophe.— Millionenſchaden. Eppelheim b. Heidelberg, 9. Auguſt. Ueber einen ſchmalen Landſtreifen Unterbadens ging ein ſchweres Un⸗ wetter nieder, das von heftigen Hagelſchlagen begleitet war. Der Herd dieſes Unwetters lag über Eppelheim. Hier hat der Hagel auf der Janzen Eppelheimer Gentar⸗ kung ſämtliche Feld⸗ und Gartenfrüchte vernichtet. Die ganze Tahakernte iſt zerſtört. Kartoffeln und Rüben wurden zuſammengeſchlagen, der Klee iſt buchſtäblich in den Boden gedroſchen. In den Gärten ſind die Gurken— und Tomatenpflanzen überhaupt verſchwunden. Der Hagel hat ſie dem Erdboden gleichgemacht. Der Schaden wird nach den bisherigen Berechnungen auf eine Million Reichsmark geſchätzt. Noch zwei Stunden nach dem Wet⸗ terſchlag lagen in den Straßen und auf den Feldern die Hagelkörner, die ſtrichweiſe die Größe von Hühnereiern erreichten. Viele Fenſterſcheiben wurden zertrümmert. Die Straßenbahn blieb auf der Strecke zwiſchen Eppelbeim und faffengrund im Eiſe ſtecken, das ſich in den Schienen feſtgekllemmt hatte, und mußte nahezu eine halbe Stunde auf offener Straße halten. Heute Vormittag konnte man in verſchiedenen Dunggruben noch centimeterdicke Eis⸗ ſchichten wahrnehmen. Ausläufer dieſes Unwetters haben in Wieblingen, Plankſtadt und Oftersheim gleichfalls ſchweren Schaden in Gärten und Feldern angerichtet. In Plankſtadt wurde der größte Teil der Tabakernte ver⸗ nichtet und über 50 Fenſterſcheiben zertrümmert. Mannheim.(Selbſttötungsverſuch.) Um die Mittagsſtunde wollte ſich unter der Friedrich-Ebert brücke ein 60 Jahre alter Schiffer durch Ertränken das Leben nehmen. Von vorübergehenden Perſonen konnte er noch rechtzeitig von ſeinem Vorhaben abgehalten werden. Ladenburg.(Im Neckar ertrunken.) In folge eines Herzſchlages ertrank im Neckar der 16 Jahre alte Sohn des Philipp Hund von Neckarhaufen. Die SINNE Neu eröffnet! Neu eröffnet! Gebe der verehrlichen Einwohnerſchaft Biernheims, der werten Nachbarſchaft, Freunden Verwandten und Bekannten ur Kenntnis, daß ich im Hauſe meiner Schwlegereltern, Gaſthaus z. Deutſchen Michel(Math. Bugert) ein Spezialgeſchäft in Haushaltungswaren und abends ſtraft. Feuerwehr⸗lebung. Am Donnerstag, den 11. Auguſt 1927 Nur wenige Tagel 7½ Uhr findet eine Uebung der 2 freiw. Feuerwehr und der Pflichmannſchaft Fr Maier des Jahrgangs 1902 ſtatt. N Signal 7 Uhr. J. Unentſchuldiges Fernbleiben wird be- Jungbuſchſtraße 30 ll. Viernheim, den 9. Auguſt 1927. Achtung! Mannheim (Eingaug d. den Hof.) Beliannteſter Pre⸗ mologe der Gegen⸗ wart deutet Charak⸗ Das Kommando. zes eie ee Küchengeräten eröffnet habe. Ferner führe: Oefen, Herde, die neueſten Gas⸗ backherde, Badeöfen, Keſſelöfen, ſowie ſämtliche Feld⸗ u. Gartengeräte Bitte um geneigte Unterſtützung meines Unternehmens und lade zur Beſichtigung ohne Kaufzwang freundllchſt ein. Anton Mandel Ratdfahrer-Verein„Vorwärts“ angeben derte u Gegründet 1906. und die hieraus ſich Handlinien. Wichtig Unſere Mitglieder ver⸗ pe et A ſammeln ſich nächſten 74 5 5 955 11 Samstag, ben 13. Auguſt bis 1 1105 2-7 Uhr abends punkt 8 Uhr, ohne f 1a. Haeg ere Wurſt u. Fleiſch zu verkaufen Joh. Bugert 4. Ludwigſtraße 39 Leiche konnte eine Stunde ſpäter geborgen werden. 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Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Re 0 bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Aba 1 i e mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher. 75 Annahme von 95 1 N Nun Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands und de 8 Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiants 9 rif i zei öglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme Platzvorſchriften bei Anzeigen werben nach Möglich ccſichtigt.— Fa N 45 beſttmmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werben Nr. 185 rantfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rarhausſer. 44. Jahrgang 5 3 Neues in Kürze. ꝛe: Botſchafter von Hoeſch iſt nach völliger Wiederher⸗ ſtellung ſeiner Geſundheit in Paris eingetroſſen und hat die Leitung der Geſchäfte wieder übernommen. 5 1: Der deutſche Votſchafter Graf Brockdorff iſt wie⸗ der in Moskau eingetroffen. Er hat eine Unterredung mit itſcherin gehabt. 5 18 5 1 hat die Abſicht, eine dritte Maſchine auf den Dzeauflug zu ſchicken, die von dem Pekingflieger Schnä⸗ bele geſteuert werden ſoll. Außer den franzöſiſchen und engliſchen Flugplänen wird jetzt auch eine polniſche Dzean⸗ überquerung angekündigt. g 1: Wie aus Moskau berichtet wird, ſollen Trotzki und Sinowjew mit überwältigender Mehrheit durch den kom⸗ muniſtiſchen Parteikongreß aus dem Zentralkomitee der Partei ausgeſchloſſen worden ſein. : Nach einer Meldung aus Newyork hat die Boſto⸗ ner Polizei zwei Italiener verhaftet, die angeblich ein Attentat auf Fuller verüben wollten. 2 22 Die korrigierte Fortuna z Zur Zeit geht durch Deutſchland eine Bewegung, die die Bezeichnung„Maſſenbewegung“ im wahrſten Sinne des Wortes verdient. Handelt es ſich doch daram, daß nicht weniger als rund 700 000 Losinhaber der Preu⸗ ziſchen Klaſſenlotterie um ihre Gewinnchance zittern, davon über die Hälfte um dieſe Chance zittern, weil ſie ilmen ent⸗ gangen iſt und der kleinere Teil darum, weil ſich in der Ferne leicht die Umriſſe abzeichnen, ſchon gemachte Ge⸗ winne vielleicht wieder zurückerſtatten zu müſſen. Doch das Letztere iſt noch ein weites Feld, wie wir gleich hören werden. Wenn man bisher ſowohl eitens der Direktion der Preußiſchen Klaſſenlotterxie wie auch ſeitens der Hun— derttauſende von Spielern des guten Glaubens war, es ſei äußerſt unwahrſcheinlich, daß hei dem bisherigen Sy. ſtem der Ziehung irgendwelche Maniwpulattonen im Stile von Schiebungen vorgenommen werden könnten, ſo hat dieſer gute Glaube jetzt eine ziemlich heftige& rſchüt⸗ terung erfahren. Bei den im, Februar und Mätz die⸗ ſes Jahres vorgenommenen Ziehungen haben es zwei Beamte verſtanden, künſtlich einen Gewinnanfall auf ein Los zu konſtruieren, deſſen Beſitzer ſie geweſen ſind. Am 24. Feburar 1927 wurde auf dieſe Weiſe ein Ge⸗ winn von 100 000 Mark herausgeholt und einige Tage päter, am 9. März, noch ein kleinerer Gewinn von 25 000 Mark. Da die beiden Beamten vor dem U tterſuchungs⸗ tichter darüber ein Geſtändnis abgelegt hahen. daß ſie es gemacht haben, ſo ſteht feſt, daß alſo das Syſtem unſe⸗ der Ziehungen doch noch die Möglichkeit zu ir⸗ gendwelchen Schiebungen in ſich bi.gt. dings ging dieſe Möglichkeit— ein Umſtan ö. ins in Deutſchland und in Preußen wirklich als 0 ener Fall angeſehen werden kann— auf dem Unm⸗ veg über ein Amts verbrechen. Die beiden Betrüger, handelt ſich um den Lotterie oberielretir Schleun⸗ ein und den Lotterieinſpekltor Böhm; maren als Be⸗ e amtlich gehalten, ſich niemals elbſt 20 eſitzer an der Lotterie zu beteiligen. Darin allein liegt ſchon ein umtspergeyen, daß ſie rosen ein Los er⸗ worben haben. Wie ſie es dann angeſtellt haben. um durch as Syſtem der Sicherungen, das für die Z; hungen er⸗ richtet iſt, hindurch Gewinne auf vorher friert Losnum⸗ nern herbeizuführen, iſt noch Gegenſtand gerichtlicher und gachmänniſcher Erörterungen. Gerade weil man der Meinung war, daß beeidete Beamte eine größere Sicherung bedeuteten, als die Waiſenknaben, deren man ich früher bei der Ausloſung bedient hat. wurden ſolche ingeſtellt. Die Beamten hatten alſo jetzt die Funktion auszu⸗ iben, die früher von Waiſenknaben ausgeübt wurde. Aus einem großen Rade werden in He genwart einer Reihe zon kontrollierenden und protokollierenden Beamten und n Gegenwart zahlreichen Publikums die Losnum⸗ nen gezogen, während aus einem kleinen Rade gleich⸗ eitig die Gewinnummern ente namen werden. adurch, daß die Beiden Hand in Hand gearbeitet haben und offenbar auch ihren Coup auf lange Hand vorbereſtet hatten, muß es ihnen möglich geweſen ein, gerade ihre osnummern dann zum Vorſchein zu bringen, trotzdem ie mit Argusaugen bewacht wurden— wie olle Beamten dei der Ziehung—, als die großen Gewmuummern zum Aufruf kamen. Wie man es jetzt nach Wochen aufgedeckt hat, daß dieſe Schiebungen gemacht worden ſind, dar⸗ über wird ſich ja wohl aus dem Gang der Unterſuchung och Einiges ergeben. i Darüber hinaus intereſſiert hier viel mehr die Frage, was geſchehen wird, um den ganz offenbaren Scha⸗ zen, den alle Spieler durch dieſen Enten der Gewinn⸗ ance erlitten haben, wieder gutzumachen. Wenn die e Lotterie, in der die fraglichen Ziehungen liegen, ür ungültig erklärt werden fofllte, 5 bekämen alle zeteiligen ſa die Chance wieder, n einer anderen, zu dieſem Zwecke zu veranſtaltenden Lotterſe die keiden Ge⸗ binne von insgeſamt 125000 Mark zu erlangen. Das ird ledoch die Lotteredſtektion ſchon aus kein techn e chen Gründen nich f durchkünren kännen. was niel⸗ Konferenz teilnehmender Delegierter. Donnerstag, den 11. Auguft 1927 eee leicht in oer logischen Konſequenz iner ſoſchen Ungül⸗ tigkeitserklärung läge, nun auch die anderen, regulär er⸗ zielten Gewinne zu annullieren und zurückzagerlangen. Der Schaden, der ſich notwendigerweiſe für die Lot⸗ teriedirektion ergibt, wird von ihr getragen wer⸗ den müſſen, wie jeder Privatunternehmer den Schaben tragen muß, der durch ungetreue Angeſtellte herbeigeführt wird. Wie liegt nun, ganz unabhängig von der Möglichkeit, die fragliche Lotterie für ungültig zu erklären, die Rechtslage? So ganz günſtig liegt ſie für die Hun⸗ derttauſende, die heute einer verlorenen Hewinnmöglich⸗ feit nachtrauern, nicht. Denn die Direktion hat viel⸗ leicht die Möglichkeit, ſich auf einen formal turzſti⸗ ſchen Standpunkt zu ſtellen und zu ſagen, daß die von den Spielern anerkannten Spielbebingunges maßgebend ſein müſſen. Im Paragraph 5 des Spiel⸗ planes aber heißt es:„Ueber die Gültiakeit und Ungül⸗ tigkeit einer Ziehung entſcheidet mit Ausſchluß des Rechtsweges der Präſident der Generallotteriedirek⸗ tion und auf Beſchwerde gegen ſeinen Beſcheid endgül⸗ tig das preußiſche Finanzminiſterinm.“ Wenn es lediglich nach dem Herzen der Direktion, vom Standpunkt führer Bilanz aus geſehen, ginge, würde ſie wohl alle An⸗ ſprüche ablehnen, und höchſtens damit tröſten, daß man Sicherungen errichten will, die die Wiederholung eines ſol⸗ chen Falles unmöglich machen ſollen. Wenn jedoch die Direktion und die zuſtändigen Aufſichtsbehörden recht he⸗ raten ſind, ſo werden ſie auf Mittel und Wege ſinnen müf⸗ ſen, um nicht eine Vertrauenskriſe in die Preu⸗ ßziſche Klaſſenlotterie zu tragen, die noch prel größere materielle Verluſte herbeiführen könnte. als ſi: vielleicht durch eine entgegenkommende Regelung dieſes Betrugsfalles ſich ergeben würden. Bis jeßt iſt immerhin der Eindruck nicht ganz don der Hand zu wei⸗ ſen, daß ſeltens der Verantwortlichen alle Maßnah⸗ men im Gange ſind, um den Schaden, auch den mo⸗ raliſchen, der ſich durch dieſen Betrugsfall eingeſtellt hat, ſchnellſtens zu tilgen, ſo daß den Meldungen, wo⸗ nach die Klaſſenlotterie beabſichtige, ſämtlichen Los⸗ beſitzern der 28. Ziehung ein volles Freilos eu gewähren und ihnen ſomit die Ausſicht zu geben, moch⸗ mals ihr Glück zu verſuchen, eine zemiſche Wahr— ſcheinlichkeit zugeſprochen werden muß. 2 — Der Naub der deutſchen Kolonien. Das eh: malige Deutſch⸗Oſtafrika Teil eines oſtafrikanlſchen Dominions. b Wriin, 10. Augutt. uf der dien oſtaſrikaniſchen Konferenz in Nei⸗ tobi erklärte der Präſident der Konferenz, Lord De⸗ (amere, unter anderem, daß die Zukunft Tangan⸗ ikas(Deutſch⸗Oſtafrika) nur geſichert werden könne, venn dieſes Territorim mit unzertrenunlichen Banden an die übrigen Staaten des britl⸗ chen Empire geknüpft werden und r Ver⸗ ande eines oſtafrikaniſchen in bem Kenia. Uganda, Tanganjika, Nord⸗ und S:! zeſien ſowie Njaſſaland angehören ſollen. Der Kenſchlußplan fand die Zuſtimmung kli Taganiila prach General Bond Moß, der erklärte, der Zufam⸗ nenſchluß ſei eine Lebensnotwendigkeit für das Taganſika⸗ Territorium, das hierdurch alles gewinnen könne und wicht nerlieren könne. Frankreich und Deutſchland Der Kampf um die Beſatzungsverminderung. Paris, 10. Auguſt. Mit der geſtern erfolgten Rückkehr des Herrn v Hneſch auf ſeinen Botſchafterpoſten in Paris, iſt da⸗ Problem der deutſch⸗franzöſiſchen Span tung in ein neues, doch keineswegs in ſein letzte Stadium getreten. Bereits die frühere Ankündigung vol deutſcher Seite, daß das Reichsminiſterium gegenübe Frankreich von neuem einen diplomatiſchen Schrit! wegen der endlichen Löſung der Beſatzungsfrage einleiteß werde, hat das franzöſiſche Kabinett veranlaßt. eineß Miniſterrat einzuberufen, um ſich ſeinerſeits mit dieſe Frage zu hefaſſen und im Anſchluß hieran hat dann aue Außenminiſter Briand mit dem Kriegsminiſter Pain, le ve, ſowie mit Marſchall Petain eine eingehende Un— ſorredung gehabt, in deren Mittelpunkt die Frage dei Zeſatzungsverminderung ſtand. Zwar wurde ein offi⸗ ſielles Kommuniquee über beide Sitzungen nicht heraus gegeben, doch wenn man der in Frankreich ſo beliebter Berichterſtattung der großen Bouſevardpreſſe folgt und hren im allgemeinen auf ofſtziöſen Mitteilungen be⸗ ruhenden Behauptungen Glauben ſchenkt, ſo iſt an uneh⸗ nen, daß man am Quai d Orſay der inzwiſchen Nei ſingeleiteten divlomatiſchen Aftion mit Unbehagen ent nich gegellfſehyr unn oaß mal bort bel uuffaffung haroigt, daß es beſſer iſt. hier mit einer Art zuvorkomm ender Geſte in die Dinge einzugreifen. So kurſieren denn auch unkontrollierbare Gerüchte, nach denen die Behauptung aufgeſtellt wird, daß nächſtens 58- 10000 Mann der Rheinlandbeſatzung zurückgezogen wer⸗ den würden, doch läßt ſich hierüber Beſtimmtes nicht er⸗ fahren, zumal ſich die amtlichen franzöſiſchen Stel⸗ len vollkommen in Schweigen hüllen und nur zu erkennen geben, daß„in nächſter Zeit nähere Angaben folgen könnten“ und daß die von der franzö'iſchen Mor⸗ genpreſſe gebrachten Mitteilungen das einzige ſei, was z. Zt. veröffentlicht werden könne. Dabei wird jedoch nicht dementiert, daß die genannten Zahlen der Truppen, die zurückgezogen werden ſollen, auch wirklich ſtimmen, vielmehr wird amtlicherſeits nur hervorgehoben, daß ſich bei allem um eine beſtimmte Formel handle. gegen nicht um eine beſtimmte Zahl, über die ſich der Miniſterrat geeinigt habe. Botſchafter v. Hoeſch bei Briand. Inzwiſchen, alſo unmittelbar im Auſchluß an den franzöſiſchen Miniſterrat von geſtern, hat dann heute morgen der deutſche Botſchafter von Hoc ſch ſich ſeines arſten Auftrages entledigt und Außen miniſter Briand einen Beſuch abgeſtattet. über den dann auch ein amtliches Kommuniquee veröffent⸗ licht wurde. Hierin heißt es nun, daß der Zweck deſes Beſuches darin beſtanden habe, die durch die lange Keani⸗ heit des Votſchafters unterbrochene ver fönliche Nu ſyrache mit Briand wieder aufzunehmey, di eine Reihe Deutſchland und Frankreich intereſſierender Fragen zur Sprache gebracht worden ſeien und daß wei⸗ terhin auch die gegenwärtig ſchwebenden Verhandlungen über den Abſchluß eines deutlſch⸗fran:özſiſchen Handels⸗ nertrages einen„breiten Raum“ eingensmmen hätten. Nicht erwähnt wurde dagegen in dem Kommuniquee die Frage der Herabminderung der Beſatzunas⸗ truppen und vielleicht darf man gerade aus dem Feh⸗ len eines Hinteiſes auf dieſes Problem mit Be⸗ ſtimmtheit ſckieſſen daß der„breite Naum“, der den Handelsvertr? verhandlungen gegolten haben ſoll, meht der mit Still“ beigen übergangenen Nheinlan frage ge⸗ golten hat. Es iſt denn der perſönliche ſchafters von Hoe 8 82 einunasaustauſch Hoe Herrn Briand fortgeſe den wird und de dann auch näheres über die erfährt, die Frau reich mit ſeiner bisherigen Politi Abwartens verfolgt und daß dann auch endlich eine kla Antwort erfolgt. wie ſich Herr Pomcaree die Ein! löfung der feierlichen Vernprechungen vor Locarno und Thoiry denkt, die Deutſchland in Vertrauen auf die Ehrlichkeit ſeiner Vertragspartner ſchor längſt bezahlt hat. Jedenfalls ſcheint jetzt der Tugenblick gekommen zu ſein, in welchem das ganz roblem der Beſatzungsfrage und in Verbindung dami wohl auch die Frage der Rheinlandräumung endgülti geregelt werden wird, zumal ſich Frankreich infolge det tändig ſich verſchlechternden Stimmung in Völkerbunds kreiſen nicht mehr weiterhin den Luxus erlauben kann allgemein als der einzige Störenfried in Europe angeſehen zu werden. Kritik am Völkerbund. Gegen die Diktatur der Großmüchte. O' Paris, 10. Auguſt. Der Völkerbund, das praktiſche Ergebnis der Wil— ö ſon'ſchen Ideologie und das eigentliche Machtinſtrument der erſten europäiſchen Kontinentalmacht Frankreich, ſo⸗ wie dieſes letztere ſelbſt haben einen außerordentlich ſchwe⸗ ren Nackenſchlag zu verzeichnen, indem der bisherige fran⸗ zöſiſche Völkerbundsdelegierte, Henry de Joupenel, ſeinem Außenminiſter mitgeteilt hat, daß er in Zukunft icht mehr beabſichtige, ſich als Mitglied der Völkerbundsdelegation Frankreichs zu beteiligen. In einem ſeinem Schritt nachgefolgten Schreiben an den „Matin“ begründete dann Senator de Jouvenel ſeine Haltung damit, daß er betonte, daß es nicht genüge, ſtändig den Willen zum Frieden zu betonen, ſondern daß vielmehr dieſer Wille auch in die Tat umgeſetzt werden müſſe. Insbeſondere betont er, daß die Gleich ⸗ heir der Nationen, die während des Krieges immer wieder als das Ziel des Sieges der Alliierten hingeſtellt wurde, nicht dadurch im Völkerbund zu einer Farce werden dürfe, daß die großen Staaten den kleinen immer wieder ihren Willen aufzwingen dürften und daß es insbeſondere keinen Sinn habe, während 11 Monaten des Jahres zu den Taktiken zurückzugreifen, die Europa bankerott gemacht haben, um dann während einem Monat die Wohltaten des Völkerbundes mit gro⸗ ßen Worten zu verkünden. 8 8 5 ieſer Brief Henry de Jouvenels hat naturge, dberaft dort wo 198 9900 des Völkerbundes in ſeiner heu⸗ igen Geſtalt ſich befinden. ſehr unliebſames Auf⸗ 1 und es it bauahrr auch terseswocgs Je, verwunderlich, dun man in Frankreich, das ja dem Völ⸗ kerbund immer der ſeinen eigenen Willen aufzuzwin⸗ en verſtand, de. Schritt des eigenen Delegierten als eine esaboulerung der franzöſiſchen Bölker⸗ bundspolitik empfindet. e aber iſt die Pa⸗ riſer natiogaliſtiſche Preſde nicht perlegen um Aucflüchte und ſo konſtruſert das„Echo de Paris“ ſogar einen„Ge⸗ genſatz zwiſchen Genf und Locarno“ und behauptet, daß nur die Abkehr von dem von Briand eingeſchlagenen Wege und die Rückkehr zum Völkerbund, ſo wie er vor dem Eintritt Deutſchlands ausgeſehen habe, es verhindern könne, daß ſich Genf und Locarno nicht„zerfleiſchten“. Daß mit derartigen wohlfeilen Redensarten um den eigentlichen Kern der Sache, nämlich üm die tatſäch⸗ lich beſtehende Diktatur der Großmächte, wie ſie 50 nur ſchon zu oft gezeigt hat, herumgegangen wird, iſt jedoch nur ein Verlegenheitsmanöver, das bei der nun einſetzenden ſachlichen Kritik, die ſchon in allernächſter Zeit erfolgen muß, jedoch ohne Bedeutung ſein dürfte. reren 22 7* Oie Pariſer Wirtſchaſtsverhandlungen Verſchie bung der Amerikareiſe Bokanowſkis.— Ten⸗ ( denzjöſe Berichterſtattung der Pariſer Hetzpreſſe. Paris, 10. Auguſt. Angeſichts der immer noch ſchwebenden deutſchefran⸗ zöſiſchen Wirtſchaftsverhandlungen hat Handelsminiſter Bokanowſki nunmehr beſchloſſen, eine Abreiſe nach den Vereinigten Staaten um einige Tage hinauszu⸗ ſchieben. Das„Petit Journal“ nimmt die Entſchei⸗ dung des franzöſiſchen Handelsminiſters zum Ausgangs⸗ punkt neuer Angriffe gegen die deutſche Pra⸗ Kis und meint, die Verhandlungen ſeien auf dem toten Punkt angelangt. Die deatſchen Unter⸗ händler ſeien der Ueberzeugung geweſen, daß Frankreich infolge der auf den heutigen Tag ſeſtgeſetzken Ahreiſe Bokanowſſis um jeden Preis den Vertrag abſchließen werde. Als geſtern Nachmittag Bokanowſki den Auf⸗ ſchub ſeiner Reiſe bekannt gegeben habe, hätten die Deut⸗ ſchen eine Ueberraſchung bekundet, die deutlich den Fehl⸗ ſchlag ihrer Manöver verraten haben(7). Frankreich wolle verhandeln, werde aber nichts von ener Würde opfern und nicht das Gleichgewicht ſeiner Wirtſchaft über den Haufen werfen. Auch der„Matin“ erklärt. die un⸗ vorhergeſehene Verlängerung der Beratungen erwecke den Gedanken, daß der gute Wille nicht in gleicher Stärke bei beiden Parteien vorhanden ſei. Der gute Wille der franzöſiſchen Unterhändler ſei nicht anzuzweifeln. Die deutſchen Delegierten ſeien ſicherlich geneigt, zu einer Einigung zu gelangen, ſie würden aber durch ſtändige neue Forderungen der Berliner Stellen gehemmt(1). Allerdings glaubt das Blatt zu erkennen, daß über die großen Prinz ipienfragen eine Verſtän⸗ digung erzielt worden ſei und augenblicklich dreh⸗ ten ſich die Verhandlungen nur um die Tariſierung gewiſ— er Warenkategorien. —2 — 28 Aus dem In⸗ und Auslande. Die„Erhöhung“ der Beamtengehälter in Polen. Warſchau, 10. Auguſt. Die Frage der Erhöhung der Beamtengehälter, durch die man die Korruption in Polen bekämpfen wollte, hat ein jämmerliches Fiafko er, litten. Der Miniſterrat hat beſchloſſen, als Gehaltser⸗ höhung, die ſeit etwa einem halben Jahre angekündigt vorden war, den Beamten eine einmalige Beihilfe in döhe des monatlichen Wohnungszuſchuſſes zu gewähren. ieſe Entſcheidung hat unter den Staatsbeamtken allge⸗ neine Entrüſtung hervorgerufen. Wilder Streil im Saargebiet. Saarbrücken, 10. Aug. Infolge falſcher kommugiſti⸗ cher Streikparole ſind die Belegſchaften von St. Ing⸗ ert,„Jägersfreude“,„Wreden“ und„Velſen“ geſtern laorgen nicht zur Frühſchicht eingefahren. Die Bergarbei⸗ ornaragniſatipnen orklären daß ihrorſoits kein Streikbe⸗ ſchruß geſaßr wurve, und daß augenplichich ein Stiel N lber aupt undenkbar ſei. Die Gewerkſchaftsführer haben Verhandlungen mit der Regierungskommiſſion nommen. aufge ieee „ Die Vorbereitungen zum Ozeanflug. Nochmalige gründliche Aeberholung der beiden Flugzeuge V Deſſau, 10. Auguſt. Die Feſtſetzung des Starts zum Ozegnflug auf Sonn⸗ abend wird von den Junkerswerken damit begründet, daß einmal das Wetter über dem Atlantik ungunſtig ſei, daß ſich ferner der Pilot Koehl von ſeinem Unfall noch nicht voll erholt habe. Nunmehr wird aber auch be⸗ kannt, daß beide Flugzeuge noch einmal völ⸗ lig auseinander genommen wurden und zwar zu einer nochmaligen Ueberprüfung aller Teile, aber auch zum Zwecke des Ein baues einer Reihe von Ver⸗ beſſerungen die ſich auf Grund der bei dem Re⸗ lordflug gemachten Erfahrungen als notwendig heraus⸗ geſtellt haben. Dieſe Arbeiten ſollen etwa zwei Tage in Anſpruch nehmen, ſodaß die Maſchinen bald zu weiteren Probeflügen ſtartbereit ſein werden. Sle studieren des Wetter. f von ns nech rechts ETO(oose der Wetten Guei e πν ονα νοονν οννjðẽUiEͤ Unſer Bild zeigt die drei Flieger Edzard, Looſe und Riſticz zuſammen mit dem Fachkundigen für Wetterprog⸗ noſe, Gutezeit,, beim Studieren der meteorologiſchen Ozeankarten. Es iſt, beabſichtigt, in jedem Flugzeug außer den beiden Piloten noch je einen Paſſagier mit⸗ zunehmen, und zwar den amerit ichen Journgliſten Knickerbocker und den Preſſechef des Norddeutſchen Lloyd, die in dem hinteren Raum der Kabine angebrachten Hängematten Platz nehmen ſollen. Aus Nah und Fern. Schwere Unwetterſchäden in der Altmark. Salzwedel, 10. Aug. In der letzten Nacht richteten ſchwere Gewitter in der Altmark großen Schaden an. Meh⸗ rere Gebände ſind durch Blitzſchlag eingeäſchert worden, Größere Erntevorräte ſind vernichtet worden. An vielen eme wurde in kurzer Zeit 40 Milimeter Regenhöhs gemeſſen. * Frankfurt a. M.(Verſuchter Verrat von Fabrikgeheimniſſen bei der J.⸗G. Farben, — 900000 Mark für das Pyramidon⸗Re⸗ zept.) Durch einen Zufall iſt man dem Verkauf und Verrat von Fabrikgeheimniſſen der J.⸗G. Farbeninduſtrie Werk Höchſt und Griesheim, an das Ausland, auf die Spur gekommen. Drei Arbeiter der J.⸗G. Farbenin⸗ duſtrie hatten ſich die Rezepte zur Herſtellung des in Höchſt fabrizierten Pyramidon und eines in Griesheim hergeſtellten Chrom-Schnellgerb-Verfahrens zu ſchaffen gewußt und verſuchten nun, dieſe mit möglichſt hohem Gewinn an das Ausland zu verkaufen. Ein Mittelsmann, dem ſie von ihrem Vorhaben Kenntnis gaben. verriet 2727] ĩ—2Q. rr e ſevoch, worauf vie Boch wen furter Chemiler veranlaßten mit in Verbindung zu ſetzen. Der Chemiker ga ö länder aus und heſtellte ſeine Kunden in ein Fra 10 Hier wurden ihm genaue Skizzen der zur Fabri⸗ ation notwendigen Keſſelanlagen vorgelegt, ſowie ein Vertragsentwurf, worin als Kaufſumme 900 000 Ma“ efordert wurden. eitere Bedingungen waren: gefahr⸗ ie Transport mittels Flugzeug nach Enaland. dort aturaliſierung und Einſtellung in eine engliſche Fabrik 105 ſechsprozentiger Beteiligung am Reingewinn. Die Polizei hatte auf Veranlaſſung des Chemikers die 3 Leute derhaftet, mußte ſie aber wieder freigehen, da nur der Berſuch zum Verrat der Fabri'geheimniſſe vorlgg. Zum 11. Auguſt. Auch in dieſem Jahre wird der 11. Auguſt, der Tag, an dem vor acht Jahren die Weimarer Verfaſſung in Kraft trat, nicht als Nationalfeiertag gefeiert werden, ſondern man wird ſich auch in dieſem Jahre damit be⸗ gnügen, in offiziellen Feiern des Werkes von Weimar zu gedenken, während, mit der alleinigen Ausnahme ron Baden, im ganzen Reich das Wirtſchaftslehen un Großen und Ganzen ſeinen Gang gehen wird vie an jedem Werk⸗ tage. Man mag es bedauern, daß es nicht gelungen iſt, einen Nationalfeiertag zu ſchaffen, wie ihn andece Volker haben, aber man muß doch um der Gerechtigkeit willen darauf verweiſen, daß das deutſche Volk auch zu den Zei⸗ ten des früheren Regimes einen ſolchen Nationalfeiertag nicht beſeſſen hat. Die deutſche Zwietracht, der Florian Geyer ſeinen Dolch mitten in das Herz ſtieß, hat die Schaffung eines nationalen Feiertages bis heute verhin⸗ dert, ja, dieſe Zwietracht hat dazu geführt, daß das neue Reich nicht einmal ein allgemein anerkanntes Sygibol hat, wenngleich auch erfreulicherweiſe der Flaggenſtceit abgeebbt iſt. Noch immer gilt das Wort, das Gerhart Hauptmann ſeinem verzweifelnden Florian Geyer in den Mund legt:„Deutſchland iſt ein gut Land, iſt aller Län⸗ der Krone, hat Gold, Silber, Brot, Wein genug, zu er⸗ halten dies Leben reichlich. Aber es iſt der Zwietracht kein Ende.“ Es iſt noch zweifelhaft, ob der Verfaſſungstag ſe ſich großer Popularität erfreuen wird, da die große Menge nur allzu leicht in der Verfaſſung das Paragravphenwerl ſieht, die einzelnen Artikel mit ihren hochgelehrten Kom⸗ mentaren, und es noch mancherlei Arbeit bedürfen wird, um den Geiſt dieſer Verfaſſung allen denen niher zu bringen, die nur allzu leicht vor dem Studium eines Wer⸗ kes zurückſchrecken, das in Artikel⸗ und Paragraphenform die wichtigſten Fragen behandelt. Darüber aber kann doch heute kein Zweifel mehr beſtehen, daß dieſe Verfaſ⸗ ſung ihre Feuerprobe beſtanden hat. Gewiß ind man⸗ cherlei Beſtimmungen der Verfaſſung nicht als der Weis⸗ heit letzter Schluß zu bezeichnen, und es wird ſpäteren Zeiten vorbehalten bleiben müſſen, hier und da Korrykru⸗ ren vorzunehmen, um den Erforderniſſen der Zeit gerechter zu werden, als es bei der Schaffung der Verfaſſung mög⸗ lich war. Das ändert aber nichts an der Tatſache, daß dank dieſer Verfaſſung die Einigkeit des Reiches erhal⸗ ten blieb, daß gewiſſe ſeparatiſtiſche Beſtrebungen ver⸗ pufften, und daß trotz aller Stürme und aller Bedrohun⸗ gen das koſtbare Gut, die Einheit des Reiches, gerettel werden konnte. Hält man ſich heute vor Augen, mit welch ungeheuerlichen Mitteln die Gegner des Reiches ge⸗ gen Deutſchland gearbeitet haben, wie immer wieder ver⸗ ſucht worden iſt, die Einheit des Reiches zu zerſtören, und wie alle dieſe Bemühungen zerſchellt ſind, ſo wird man in der Tat nicht leugnen können, daß mit der We:marer Verfaſſung dem Reich en Werkzeug gegeben wurde, das wohl geeignet war, die Einheit durch alle die ſtürmiſchen Nachkriegsjahre zu retten. Wir vergeſſen gur allzu ſchnel die Fährniſſe, in denen ſich das Staatsſchiff befunden hat, wir vergeſſen, daß die Weimarer Verfaſſung Jeſchaffen wurde zu einer Zeit, als die Maſchinengewehre en deut⸗ ſchen Lande knafterten, und wir überſehen heute bereite wieder, daß die Nationalverſammlung nicht nach Weimar zog, um an die Tradition des großen Namens anzuknll⸗ pfen, ſondern weil man in Weimar dieſe Verſammlung heſſor zu itzen nermochte als in Borlin . ĩ˙ A Vom Leben gcheizi Roman von J. S chneider-Foersfl Urheberrechtsschutz 1926 durch Verlag Oskar Mefsler, Werdau (7. Fortſetzung.)[Nachdruck verboten.) Der tote Gutsherr wurde wieder aus dem Grabe geholt und alles Schöne und Fehlerhafte an ihm von neuem durch- gehechelt. Dann kamen ſeine Kinder an die Reihe. Ueber den jungen Herrn war nicht viel zu ſagen. Und die Tochter tat vieles Gutes! Das mußte man ihr laſſen! Immerhin, was brauchten ſolche Leute zu ſtudieren, wenn ſie kein Geld hatten. Und dem Fräulein war der Guonſki ſcheinbar auch nicht gut genug! „Den hätte eine andere auch nicht genommen,“ ſagte eine klangvolle Frauenſtimme dazwiſchen. Für ein paar Minuten war Ruhe, dann begann das Hin und Her von vorne. Händler kamen, mit Gamsbärten am Hute und ſchweren Lodenſoppen mit Schafspelz gefüttert. Sie hielten die Hände breit in die Hoſentaſchen vergraben und trugen braunlederne Gamaſchen an den Füßen. Auf dem Parkett des Geſellſchaftszimmers ſchwammen ſchmutzige Lachen von Schneewaſſer, von den geſchmierten Stiefeln der Steigerungsluſtigen herrührend. Das Zimmermädchen ſchlug die Hände über dem Kopf zuſammen. Der alte Martin fluchte, daß ſeine Frau droben in der Dachſtube ein Kreuz nach dem andern ſchlug. f „Bringſt das Unglück ins Haus, Alter!“ lamentierte ſie. „So— ich bring's ins Haus?— Als ob's nicht ſchon da wäre! Dicker kann's ja nimmer kommen. Nur zu jetzt! Geht in einem hin!“ „Beten hätt' man halt ſollen,“ klagte ſie. „Hätt'ſt es getan!“ grollte er.„Bel euch Weibern, da iſt der Herrgott nichts als ein Hausknecht, der alles wieder zu⸗ rechtrücken ſoll, was ihr verſchoben habt. Der lacht ſich was und denkt: Freßt nur die Suppe aus, die ihr euch ein⸗ gebrockt habt! Baſta!“ e Sie ſchwieg und horchte wieder nach unten. „Hab' ich's nicht geſagt,“ polterte er weiter,„daß mit dem Polacken der Teufel ins Haus geritten kommt! Nun kann Beſeſſenen im Alten Teſtament! Da müſſe der Herr Jeſus ſelber kommen. Ein ganzes Hundert Heilige brächten das nicht fertig!“ Er paffte aus ſeiner geſchnitten Holzpfeife, daß die Stube wie eine Räucherkammer qualmte. Die Frau ſtrickte zwei Nadeln, legte die Arbeit zur Seite, lief nach dem Fenſter, horchte, lief nach der Tür und horchte wieder und griff dann wieder zu ihrem Strumpf. Zwei Minuten ſpäter wiederholte ſich das gleiche. So trieb ſie es den ganzen Nachmittag. Das Zimmermädchen kam heulend hereingeſtürzt.„Es iſt alles gar! Alles gar!“ „Na endlich,“ brummte der Kutſcher,„hat lang genug gedauert.“ „Alles gehört ihm jetzt!“ machte ſie ihre unterbrochene Rede fertig. „Wem?“ ſchrie die Alte. „Dem Guonſki!“ „Sooo—“ nickte Martin,„gehört's ihm jetzt, dann bin ich die längſte Zeit auf dem Kutſchbock geſeſſen. Der macht alles ſelber. Der ſtriegelt ſeine Pferde, melkt die Kühe und geht vor dem Pflug, wenn's ſein muß. Je weniger Eſſer, deſto beſſer! Wenn's nicht um das gnädige Fräulein wär' und der Verdacht auf ſie fiele, dem ſollte man das ganze Gut über dem Kopf anzünden! Viel wird ihr nicht geblie⸗ ben ſein!“ „Nichts!“ ſagte das Mädchen und wärmte ſich die Hände an dem kleinen eiſernen Ofen in der Ecke. „Mein Gott! Mein Gott!“ klagte die Alte und goß dem frierenden jungen Ding heißen Tee in die Taſſe. „Tu nicht ſo!l“ mahnte Martin,„du änderſt nichts mehr dran, und ich geh jetzt, das gnädige Fräulein ſuchen. Wird ſich wohl in irgendeinen Winkel verkrochen haben! Und dann ſtehe ich vor ihrer Türe Schildwache, daß ſie mit Ruh zuſammenpacken kann, was ihr noch gehört, und wenn ſie fertig iſt mit dem, dann fahr' ich ſie zweiſpännig hinüber in die Stadt, oder wohin ſie ſonſt will, rund ſollte der Polack alle Höll' und Teufel fluchen!“ 5 Die Tür ſprang heftig hinter ihm ins Schloß. Von der Köchin, die mit tränenüberſtrömtem Geſichte neben dem erkalteten Herde ſaß, erfuhr er, daß das gnädige Fräu⸗ lein mit einem Koffer bereits vor einer Stunde weggegangen ſei. Einen zweiten habe ihr der Stallknecht nachgetragen. gehen müſſen! Zweimal hat ſie am Tor noch nach rückwärte geſehen! Martin! Und ſo was kann unſer Herrgott mit. anſchauen!“ klagte die weinend. Er klopfte mit zittrigen Fingern den Reſt ſeiner Pfeife in den Kohlenbehälter und nickte. „Iſt ja kein Wunder, wenn ihm die ganze Welt immer wieder dareinredet. Er kann's machen, wie er will, es paß! niemand. Da läßt er's halt laufen, wie es lauft.— Und der Polack— wollte ſagen: der neue gnädige Herr,“ verbeſſerte er ſich ſpottend,„dem wird ſchon auch noch einmal etwas zwiſchen die Radſpeichen kommen! Mit Ehren fährt der nicht in die Grube. Und zu ihrem Ehrenbürger machen ſie ihn auch nicht drunten in der Stadt. Zum 1. Februar zieh' ich ab, wenn er mich nicht ſelber zuvor hinauswirft!“ Aber Guonſki hatte ſchon längſt den Plan gefaßt, ſämi⸗ liches Perſonal zu entlaſſen, um vollſtändig neuen Boden 371 ſchaffen. Im Vollgefühle ſicheren Beſitzes ließ er droben in den Räumen des Gutshauſes in allen Zimmern die Lichter auf⸗ flammen. N Ob mit— ob ohne Weib, es war doch ein köſtliches Gefühlt, „Herr“ zu ſein. Nun konnte das dumme Ding ſehen, wie es mit dem Leben zurechlkam. Ueber kurz oder lang würde ſie ſich die Hörner gründlich abgeſtoßen haben. Und dann kam vielleicht eine Tages ein Brief, in dem ſie ihre Geneigtheit anzeigte, ſeinen Antrag von dazumal anzunehmen und ats Herrin in das Gut ihrer Väter einzuziehen, das ſie als Bettlerin verlaßſen hatte müſſen. 5 War alles ſchon dageweſen! 0 Und er konnte warten!— Und wenn es Jahre dauerte. Le ſaß hier warm. Es gab niemand, der ihn vertreiben kön e. Keiner kannte ſeine Vergangenheit. Er hatte ſich nicht un ſonſt ſo weit weggemacht von dem Schauplatz ſeiner frühe ⸗ ren Tätigkeit. Und ſo ſtille hatte er ſich gehalten all die vielen Jahre her und es nur ab und zu einmal riskiert, in ſeine eigene Taſche zu verdienen. Hier einen Tauſender und dork einen einzuſtecken, war mühelos geglückt. Der Gutsherr war auch zu naiv gens den. hatte immer über Büchern geſeſſen und alten Scharteken unn für Muſik geſchwärmt und Schriftſtellerei, und all den An⸗ ſinn, der abſolut nichts trug. Da war es leichtes Spie! ge⸗ ihn keiner mehr austreiben! Der ſitzt feſt wie bei den e„So arſuſelig zu Fuß hat ſie durch den Schnee digußen. weſen, ſich unentbehrlich zu machen.„ ration von Fr. Müller Wiw. am Bahnhof. 13. Auguſt Woeschanan Perek 4 ted Vanzetti vor der Hinrichtung Die letzten Vorbereitungen bereits getroffen. D Newyorf, 10. Auguſt. Die Tragödie um die beiden Anarchiſten Sacco unk Vanzetti geht nun ihrem Ende zu, nachdem der Rich ter Thayer die Wiederaufnahme des Ver fahrens abgelehnt und ſich lediglich die ſchriftlicht Beantwortung ſeiner Anträge auf Aufhevung des Urteil; und auf Hinausſchiebung der Hinrichtung vorbehalten hat Dies bedeutet, daß die Ausſichten für die beiden Verurteilten unverändert ſchlecht ſind, zumal auch die unmittelbaren Vorbereifungen für di Hinrichtuzg getroffen und weiterhin auch dil amtlichen Zeugen ſowie die Stunde der Ere⸗ Exekution bereits beſtimmt worden ſind. VS Inzwi chen arbeitet das Verteidigungskomi⸗ tee fieberhaft daran, wenigſtens durch einen Akt der Be⸗ gnadigung die Verurteilten zu retten, doch auch ein Te legramm an den Präſidenten Coolidge, der dazu aufgefordert wurde, auf den Gouverneur von Maſ— ſachuſetts, Fuller, einzuwirken, dürfte kaum von Er— folg gekrönt ſein, da ſowohl die rechtlichen, wie auc die politiſchen Umſtände eine Ein miſchung des Präſidenten unmöglich machen. Auch ſind die in alle! Welt inszenierten Proteſtkundgebungen wenig geignet, das Urteil zu mildern, da ſich die amerikand ſche Regierung nicht den Anſchein geben darf, als wiche ſie unter dem Druck der Maſſen von dem für Recht erkann. ten Spruche ab und da das Staatsdepartement in Wa⸗ ſhington eben wieder eine Drohung erhalten hat, daf alle wichtigen Staatsgebäude in Waſhing ton in die Luft geſprengt würden, falls man der beiden Verurteilten keine Begnadigung zuteil werden laſſe ſo iſt man in politiſchen Kreiſen fetzt erſt recht der Auf faſſung, daß ein Nachgeben nicht mehr angebracht er ſcheint, zumal eine ſolche Handlung nur zu ſehr geeigne ſei, ein für alle Mal einen Präzedenzfall zu ſchaß fen, auf den ſpäter immer wieder zurückgegriffen werden könne. Wohl aus dieſem Grunde hat dann auch Prat dent Coolidge den nochmaligen Antrag des Verteidigung ausſchuſſes abgelehnt, auf den Gouverneur Fuller enten Einfluß auszuüben, die Verurteilten zu begnadigen, s daß auch die Hunderte von Begnadigungstelegramme, di— täglich in dem Sommeraufenthalt des Präſidenten ein⸗— laufen, unerfüllt bleiben werden. Börſe und Handel. Marktberichte vom 10. Auguſt. Mannheimer Wochenmarkt. Nach den Feſiſteltungen des Städtiſchen Nachrichtenamts wurden auf dem heutigen Wochenmarkte folgende Preiſe für ein Pfund in Wfennig verlangt und bezahlt: Neue Kartoffeln 6 bis 7, Wirſing 12 bis 15, Weißkraut 8 bis 10, Rotkraut 15 bis 18, zrüne Erbſen 30 bis 35, grüne Bohnen 7 bis 15, Blu⸗ nenkohl, Stück, 20 bis 40, Karotten, Büſchel, 5 bis 6, gelbe Rüben 8 bis 12, rote Rüben 10 bis 12, Spinat 30 bis 35, Zwiebeln 10 bis 12, Knoblauch, Stück, 7 bis 18, Lauch, Stück, 10, Kopfſalat, Stück, 7 bis 18, Endivien⸗ ſalat, Stück, 10 bis 15, Salatgurken, groß, Stück 10 bis 30, Einmachgurken, 100 Stück, 90 bis 120, Kohlrabien, Stück, 5 bis 10, Mangold 10 bis 12, Rettich, Stück, 3 bis 15, Meerrettich, Stüc, 30 bis 60, Suppengrün, Büſchel, 8 bis 10, Peterſilie, Büſchel, 6 bis 8, Sellerie, Stück, 10 bis 30, Tomaten 25 bis 35, Pfifferlinge 35 bis 40, Aepfel 20 bis 35, Birnen 2 bis 45, Heidelbeeren 50 bis 60, Johannisbeeren 30 bis 35, Pfirſiſche 60 bis 80, Him, deeren 60, Süßrahmbutter 200 bis 230, Landbutter 160 bis 180, weißer Käſe 50, Honig mit Glas 150 bis 250, Eier, Stück, 8 bis 16, Hahn, geſchl., Stück 150 bis 600, Huhn, geſchl., Stück 300 bis 700, Enten, geſchl., Stüch 00 bis 700, Tauben, geſchl., Stück 109 bis 140, Gänſe, geſchll., Stück 900 bis 1200, Rindfleiſch 120, Kuh⸗ leiſch 70, Schweinefleiſch 110 bis 120, Hammelfleiſch 120, Kalbfleiſch 130, Gefrierfleiſch 70, Reh⸗Ragout 90, Reh⸗ Bug 150, Reh⸗Rücken und Keule 200 bis 250. Maunheimer Kleinviehmarkt. Für den Kleinvi 5 betrug der Auftrieb: 70 Kälber, 57 Schweine, 310 fer, 90 und Läufer. Bezahlt wurden pro 50 Kilogramm Le⸗ bendgewicht in Reichsmark je nach Klaſſe: Kälber 58 bis 8“ Schweine 64 bis 70, Ferkel und Läufer 7 bis 20 Reichs mark pro Stück. Marktverlauf: Mit Kälbern ruhig, lang⸗ am geräumt; mit Schweinen mittelmäßi ft: mi Jerkeln nd ae e 95. 1 Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 11. Auguſt. i 5 Ein über Deutſchland hinwegziehendes Teilhoch be; ö dingt heiteres Wetter. Es muß jedoch nach dem Vor überzug des Teilhoches mit Störungen von den briti⸗ ſchen Inſeln gerechnet werden. Darnach wird es zu⸗ nächſt zu erneuten Gewitterregen kommen, dann werden die weſtlichen Luftmaſſen weiter binnenwärts fluten. Voxausſichtliche Witterung bis Frei ⸗ tag: Nach erneuten Gewitterbildungen weiteres Ein⸗ dringen weſtlicher Luftmaſſen. — Wenn man verreift. Wer heute eine Reiſe an⸗ treten will, der ſorge dafür, daß die Wohnung nicht einen verlaſſenen Eindruck macht, was Diebe veranlaſſen könnte, ſich für ſie zu intereſſieren. So laſſe man beiſpielsweiſe die Fußmatte vor dem vorderen Eingang liegen. Man ſchreibe nicht etwa an die Wohnungstür„Verreiſt“ Wo es angängig iſt, laſſe man auch die Vorhänge offen. Beim Fortgehen ſchließe man die Vordertüre von innen ab, und lege Kette und Sicherungsſchloß vor. Man verlaſſe die Wohneng durch den hinteren Ausgang, der ebenfalls gu verſichert werden muß. g Achtung! Kath. Männer! Was ſchon mancher ernſter Denkende für ſich wünſchte, nämlich eine kurze Zeit ſich ganz und gar ſeinem Seelenheil ungeſibrt zu widmen, das ſoll am Sonntag und Montag für Männer ermöglicht werden. Denn an deen beiden Tagen werden nicht etwa auswälts, ſondern hier bei deu Engliſchen Fräulein ꝛeligtöſe Vorträge gehalten, um ſich in der Seele zu ſammeln. Von dieſen Einkehrtagen ſagt unſer Biſchof im letzten Hirtenbrief:„Dieſe Einkehrtage, die ſchon längere Zelt bei uns in Uebung find, bringen nicht wenig Nutzen; ſicherlich iſt hler eine gründliche Abſage der Seele an die Sünde und die Welt für vlele eher möglich als in elner nur mit gewöhnlicher Vorbereitung abgelegten Oſter⸗ belcht. Man geht von einem ſolchen Tage, wle dle Erfah⸗ rung lehrt, auch viel geſammelter und gefeſtigter zurück als etwa von einer Predigt. Der Blick in dle eigene Seele und der Blick in den Himmel werden viel mehr Eindruck auf die Seele machen und die Gnade Gottes wird ſtärker in uns wirken. Es wird ſein, wie wean ein Engel gleich Gabrlel, der die gebenedeite Jungfran in ihrer Einſamkeit aufſuchte uns ein Wert l röſtlicher Verheißung geſagt hätte, das in unſerer Seele nachllingt. Es iſt als ob er immer ſpräche:„Du biſt eln Gotteekind; ſo bleibe es auch für immer.“ Elnen ſo hohen Wert alſo müſſen wir den Eln⸗ kehrtagen beimeſſen! Da nur eine beſchränkte Zahl angenommen wird und dieſe aber noch nicht ganz erreicht iſt, möge ſich der elne oder andere noch bis zum Samstag ½2 Uhr bel Herrn Koplan Spahn anmelden Für die Mahlzeiten, die auch im Schweſternhauz eingenommen werden, ſind pro Tag 2.— Mark zu zahlen. Die Teilnehmer begeben ſich am Sonn⸗ tag ½7 Uhr in die heillge Meſſe in der neuen Kirche, von wo aus ſie ſofort mit ihrem Geſangbuch ins Schweſternbaus gehen. Dort wird ihnen alles weltere mitgeteilt. * Wirtſchafts Eröffnung. Die Wirtſchaft zum Ochſen, die nach innen u. außen neu renovlert iſt, wird heute Donnerstag wieder ihie Pforten öffnen. Siche auch Er⸗ öffgunge⸗Anzeige in heutiger Nummer. „ Obſtverſteigerung. Auf die Verſteigerung des Obſtertrages an der Provinz:alſtraße von Viernheim ge⸗ gen Mannheim am Freitag, den 12. Auguſt 1927, vorm 8½ Uhr bei Kilometer⸗Stein 9,2 beginnend, werden die Liebhaber nochmals aufmerkſam gemacht. Kirchweihfeſte. Am Sonntag, den 14. Auguſt, finden in den meiſten Orten der Umgebung die beliebten Kirchweihfeſte ſtatt. Es iſt alſo genügend Gelegenheit geboten, ſich zu amüſteren und das Geld an den Mann zu bringen. Das ſchadet ja weniger, denn ſo eine Kirchweihteilnahme bringt allerhandErlebniſſe. * Erbacher Laudſturm Bataillon. Das bekannte, gemütliche Zuſammenſein aller Angehörigen des ehemali— gen Erbacher Loſt. Batl., mit ihren Familien, findet Sonn— tag d. 21. Auguſt in Rimbach i. O. ſtatt. Nähere Aus⸗ kunft durch H. Förſter Wex. * Zum erſtenmal wieder ſelt zwei Jahren weilt am Sonntag der F. C.„Olympia“ Lampertheim bel uns zu Gaſt. Vor zwei Jahren, als wir in der Odenwaldkteisliga ſpielten, hat Lampertheim ſein letztes Spiel hier abſsloiert. Jeder kann ſich noch der 6: 1 Pakung erinnern, dle un ſere Grünen in Lampertheim erhielten Lamperhelm hot auch heute noch eine gute Mannſchaft im Felde ſtehen und unſere Elf k un in dleſem Splele zeigen, wie ſie für die kommenden Verbaudsſp'ele gewappnet iſt. Zweifellos kommen unſere [Fuchs Mannheim, K 1, 4 155 Größte Aus wahl in 5 Schlafzimmer und MHüchen Weltgehendste Zahlungserleichterung bel billigsten Kassapreisen ohne Zuschläge. Nur Qualitsis Ware. Zuſchauer auf ihre Rechnug, denn es wird ein ſchöner Kampf zu erwarten ſein. Vorſpiel 2. Mſchft„Olympia“ Lamperthelm gegen unſere Privatmannſchaft 3 Uhr; 1. Mſchft. 5 Uhr. Das Heldenmädchen von Treuton; ein hiſter⸗ iſches Filmwerk, in welchem der Ausbruch einer Revolution mit anſchließenden Freiheitskriegen der Koloniſten gegen die engliche Herrſchaft geſchildert wird läuft heute Donneztag u. am Freitag im Contral Theater. Zugleich ein Fllm der Liebe„Ich liebe dich“. Das Programm iſt wert von jedem Fllmfreund geſehen zu werden. Darum auf ins Central⸗ Theater. Die neue Schutzmauns⸗Kleidung, welche der Freiſtaat Heſſen eingeführt hat, wurde heute erſtmals von den Beamten der hieſigen Polizei getragen. Die Herren er⸗ regten ob ihrer neuen Unlform nicht wenig Bewunderung. Viernheim auf dem Gauturnfeſt in Leimen. Große Erfolge des Turnerbundes. Am letzten Sonntag fand in Leimen b. Heidelberg das Gauturnfeſt des Bad. Neckarturngaues ſtatt. Der hieſige Turnerbund beſchickte das Feſt mit einer ſtattlichen Anzahl Einzelwetturner, die ſchon in den Vormittagsſtunden in allen Klaſſen unter 530 Mitbewerbern in den Wett⸗ kampf eingetreten waren. Es errangen ſich im Geräte⸗ Zehnkampf Oberſtufe, unter 80 Mitbewerbern: Hans Effler den 6. Preis mit 166 Punkten. Heinrich Kempf„ 14.„„ 153 Nik. Adler FF Nil. Bugert„ 19.„ 7147 5 Im Geräte ⸗Zwölfkampf⸗ Oberſtufe, unter 120 Mitbe⸗ werbern: Mathias Träger den 12. Preis mit 168 Punk⸗ ten. In Geräte ⸗Zwölfkampf⸗Unterſtufe unter 82 Mit⸗ bewerbern: Val. Lang den 8. Preis mit 189 Punkten. Peter Bauer den 20. Preis mit 167 Punkten. In der Jugendklaſſe unter 130 Mitbewerbern: Mich. Winkenbach den 14. Preis mit 149 Punkten. Valzntin Träger„ 24.„„ 181 Michael Adler HV Hans Bugert„ Engelberth Müller, 40.„„ 120 5 Im Sechskampf unter 200 Mitbewerbern: Franz Bugert den 13. Preis mit 73 Punkten. Hans Bugert„ 18.„ 1 Beim Vereinsturnen erreichte der Verein bezgl. der Schwierigkeit der Uebungen die höchſte Punktzahl und errang ſich ſomit in der B⸗Klaſſe einen 1. Preis erſten Ranges. Im Feſtzuge war der hieſige Turnerbund mit ſeiner wackeren weißen Turnerſchaar ſtark vertreten. Einen beſonders guten Eindruck machte das ſchneidige Trommlerkorps des Bereins, das unter der taktvollen Leitung des Herrn Lorenz Lammer geführt wurde. Für die muſterhafte Marſchordnung und die in den Wettkämpfen erzielten Erfolge erhielt der Turnerbund ſeitens der Gau⸗ leitung eine beſondere Belobtgung. Mit dieſen ſchönen Erfelgen hat der Turnerbund nicht nur ſeinen eigenen Namen ſondern auch den Namen der Gemeinde Viernheim in weitem Umkreiſe ehrenvoll bewahrt. Wir gratulteren, dem ſtrebſamen Verein und ſeinen preisgekrönten Wett⸗ turnern herzlichſt mit einem kräftigen„Gut Heil“. J + Krieget⸗ 1. Sold.⸗Verein, Teutonia“ 5 ur Beteiligung am 40jähr. . 4 Stfftungsfeſt der Freiw. Feuer⸗ wehr laden wir unſere ſämtliche 1 ttglieder hierdurch freundlichſt ein. 1 Wir bitten alle, die nicht beim feſt⸗ gebenden Verein oder aktiv bel — Geſang⸗ und Turnvereinen beteiligt und, ſich unſerer Fahne anzuſchl'eßen. Zuſammen⸗ kunft Sonntag Nachmittag 1¾—Uhr in der Reſtau⸗ Der Vorſtand. Gebetzetten der jüd. Gemeinde 15. Ao. Sadbat⸗Anfang 71 Uhr „Morgen 8„ „ Nachmittag 4%„ „ Abend 8 Wochentag ⸗Abend. N. 77 Morgen 6³⁰ 5 LL Aanmelden taununudtua gta amataausdustutdadnnn Maeder er Bunung des altbekannten Gasthauses „Zum Ochsen“ in der Rathausstrasse am Donnerstag Abend den II. August 1927. Folnstes Elchbaumbler, gute Speisen und sonstige ff. Getränke. Das Anwesen ist als neuzeitliches Gasthaus umgebaut und angenehm bürgerlich ausgestattet mit Nebenzimmern und besteingerichteten Fremdenzimmern. Reelle Bedienung bei billigstenpreisen. Um geneigten Zuspruch bittet Math. Kempf. fͤdannadthnannndunaumannnmnnaammnmmannnmnnmnnugunniuwunmnmmm Viernheim. NE 0 5 2 2— 8 9 4 n, A W e Heute Donnerstag Abend Kutze Chorprobe. 2 Der Dirigent läßt dringend um vollzähliges Erſcheinen bitten Der Vorſt and. Männer⸗Geſang⸗Verein eee eee Empfehle meine erstklassig verarbeiteten la. Qualitäten in Schlosser. Maleranzuge Der Besitzer: und Mitglieder gebeten. Radfahrerverein Eintracht 3 a Freitag, 12. Auguft, 2* abends ½9 Uhr im Ver⸗ einslokal zum grünen au Mitgliederverſanmlung Der wichtigen Tages ord⸗ nung wegen wird um vollzähliges der Vorſtandsmitglieder Der Vorfitzende. Manchssler-Hriey-S onen: Inn Iurnnosen 3 sowie Sommer teinenzautel u. Anzuge fager Erſcheinen 8 Robert Steiert, aan minmnuemniunnaninmmnneannknguningtnnguunmnmmnnmumnmuununnmutnnnmnunnunnmn Inſerieren bringt Gewinn! Weinheimerstraße 62