Betr.: Die VI ERN HEIN lorschersty. ö. moheusstr 50. bakpflanzer mengen der Ein getroffen in meinem Centrallager Mannheim ein Waggon s ü Be Ab bden pfd. 36 Pig. ſtunden bei macht, Bekanntmachung. dem Felde im Erntejahr 1927 in der Gemarkung Viernheim. Das Flurbuch, in welchem die durch die Schätzungskommiſſion für einen jeden Ta⸗ lich ſind, liegt auf dem Rathaus, Zimmer Nr. 23 zur Einſicht der Intereſſenten vom 14. bis einſchließlich 16. ds. Mts. offen. Einwendungen gegen die Abſchätzung können in dieſer Zeit während der üblichen Dienſt⸗ Ferner wird darauf aufmerkſam ge⸗ daß nach§ 9 der Tabakbauordnung die auf dem e (Stengel) nach beendeter Ernte, ſpäteſtens 14 Tage nach dem Abblatten vernichtet werden müſſen. Zuwiderhandlungen werden beſtraft. Viernheim, den 13. September 1927. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim Tuchtige kauttensfähge Utsleule für den Saftladen zum grünen Laub zum 15. Oktober ö gesucht. Schriftliche Angebote ſind bei ö Mathias Iräger, Blauehutſtr. 34 abzugeben. 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Martin, Geſchöfts telle Rathaus ſtu. ——— 3— Rr. 218 3 Neues in Kürze. 16: Unter dem Vorſitz des Reichskanzlers fand eme Miniſterbeſprechung ſtatt, in der die Frage des Poſtfinanz⸗ geſetzes erörtert wurde. 16: In der ſechſten Völkerbundskommiſſion für Po⸗ litit gab Reichstagsabgeordneter Profeſſor Hoetzſch im Namen der deutſchen Reichsregierung die Erklärung ab, daß die Reichsregierung noch in dieſem Jahre die Kon⸗ vention über die Sklaverei vom Jahre 1926 ratifizieren werde. 16: Einer Meldung aus Madrid zufolge, hat der ſpaniſche König das Dekret über die Einberufung der ſpaniſchen Nationalverſammlung unterzeichnet. 16: Das Wrack des Nomflugzeuges„Old Glory“ iſt 100 Meilen von der Stelle, an der das Flugzeug Hilferufe ausgeſandt hatte, von dem Dampfer„Kyle“ gefunden worden. Von den beiden Fliegern ſehlt jede Spur. 1 — Die Beſoldungsreform. e Während es ſonſt bei uns Sitte iſt, daß Geſetz⸗ entwürfe bekannt werden, ehe ſie an die zuſtändige Stelle gelangen, iſt es bei der Beſoldungsreform mög- lich geweſen, ein Stillſchweigen zu bewahren, das es unmöglich machte, bis zur letzten Rede des Reichs; finanzminiſters in Magdeburg Details der Vor⸗ lage zu erfahren. Nun hat Herr Dr. Köhler geſpro⸗ chen und ſowohl die Beamtenſchaft als auch das ganze deutſche Volk, die beide ein ſehr ſtarkes Intereſſe an der Frage haben, wiſſen nun, wie der Reichsfinanzminſſter ſich die Beſoldungsreform denkt. f 15 . Man braucht kein Wort darüber zu verlieren, aß es eine Staatsnotwendigkeit war, die Gehälter der Beamten aufzubeſſern. Es war unſozial im höch⸗ ſten Grade, daß im Staate manche Familienväter mit großer Kinderſchar nicht mehr als 110 bis 120 Mark im Monat verdienten. Es war aus ſtaatspolitiſchen Grün⸗ den unklug und unerträglich geworden, den an den verantwortungsvollſten Poſten ſtehenden Männern Line Vergütung zu gewähren, die weit, weit unter de n ſtand, was führende Leute in der Wirtſchaft, o Un mit ſolcher Verantwortung belaſtet zu ſein, verdienten. Auch das, was zwiſchen dieſen beiden Extremen an ſtaatlichen Vergütungen gewährt worden iſt, war in Au⸗ betracht der ganzen wirtſchaftlichen Lage und der Preis⸗ bildung, die ſtatt einem Preisabbau einen Preisauf au brachten, unhaltbar geworden. Nachdem, der Staat in ſeiner Sozialgeſetzgebung mit einer von ber Wirt ſchaft nicht ſelten bekämpften Weitherzigkeit einen Vor⸗ wärtsdrang bewieſen hat, war es ganz unmöglich ge⸗ worden, daß er ſelbſt noch als Arbeitgeber Gehälter zahlte, die weit unter dem lagen, was eigentlich das Eriſtenzminimum bedeutet. Und beeügli⸗ der Spitzengehälter waren die Dinge ſo gelagert, daß mancher geeignete Mann mit Rückſicht auf die peku⸗ nären Nachteile nicht mit ſeiner Arbeitskraft dem Stgate erhalten werden konnte, weil der Staat im Ver; hältnis zu den Einkünften, die die entſprechende Perſön. lichkeit im Dienſte der Induſtrie oder von anderswoher bezog, verſchwindend gering war. Da der Staat als ſolcher nur die beſten Kräfte haben ſoll, war es na⸗ türlich unumgänglich notwendig, daß in dieſen Hinſicht Abhilfe geſchaffen wurde. 995 Nun ſoll die Beſoldungsreform eine wesentliche Ae derung bringen. Insbeſondere ſollen die unteren Ge⸗ hälter zeitgemäß geſtaltet werden. Die Schwierigkeit liegt nur darin, wie das Geld aufgebracht wer⸗ den ſoll. Es beſteht kein Zweifel, daß das Nei imſtande ſein wird, das Geld, das es für die Beſol⸗ dungserhöhungen braucht, aufbringen kann. Viel ſchwie riger ſieht die Situation bei den Ländern aus. S ſollen aus den ihnen durch den Finanza usgleich zugeſprochenen Geldern die Beſoldungserhöhung vor nehmen. Der Reichsfinanzminiſter will an dem abge ſchloſſenen Finanzausgleich durchaus nicht rütteln 1 ſen und verlangt, daß Länder und Gemeinden dit Ausgaben von ſich beſtreiten. Die Generoſität, die man ſeinerzeit bei der Vorlage über den Finanzausgleich zeigte, ſcheint alſo zu Ende zu ſein. Da nun bie Länder die in den meiſten Fällen die Exekutive auch der Reichs⸗ eſetzgebung in Händen haben, viel mehr Beamt! rauchen als das Reich ſelbſt, iſt es ganz klar, daß di Länderregierungen in * chwierigkeiten über ufbringung der für die Beamtenbeſoldungsreform not- wendigen Mittel geraten. Auf ihnen ruht die Haupt⸗ laſt der ganzen Angelegenheit und es iſt verſtänblich, daß ſie von ſich aus alles mögliche unternehmen, um die Mehrbelaſtung, die ihnen aus der Beſoldungsreform erwächſt, zu vermindern. Es wird ſicher noch einen har⸗ den Kampf ſabent bis auch die Länder ſich zu der Köh⸗ lerſchen Vorlage durchgerungen haben. N Andererſeits wird aber auch von Seiten der Beam⸗ en gegen den Entwurf mancher Normurf erboben wer⸗ ſchen Grundbeſitzes an Rumänien auf 17 Jahre zu⸗ . Viernheimer — Kr e mittags 8 en beſtimmt vocgeſch Gteenheteen Bürger- ig.. Sternb: Velten Oe einſpaltige Petitzetle + 2⁵ 1. die Reklamezeils 60 fs, 171 75 abgettufter Rabatt.— Annahme ſchluß für Inſ hr, größere Artikel einen Tag vorher.— Geſchäftsſtelle und von ſüämtlichen Aunenten-Expebitionen Deutſchlands Aulsblatt der Heſiſcen Virzemeiſerei uud des Polizeiend Platzvorſchriſten bet An erate und Notizen 568 Anzeigen in unſeren und des Austr. 0 nunahme von en werben 2 5 1 3 2 4 1 Mittwoch, den 14. September 1927 44. Jahrgang ieee, den muſſen. Insveſondere wiro e voſes Gir machen, day man das Reſſort des RNeichswehrminiſte⸗ riums aus der ganzen Beſoldungsvorlage heraus genommen hat. Da inzwiſchen bekannt geworden iſt, daß das Reichswehrminiſterium gegen die Vorlage Einſpruch erhoben hat, darf man heute ſchon annehmen, Naß den Angeſtellten des Reichswehrminiſteriumes eine Ausnahmeſtellung zugebilligt werden ſoll. Man darf annehmen, daß die Beamtenſchaft dieſe Ausnahmeſtel⸗ lung durchaus nicht ruhig hinnehmen wird und daß fie mit allen Mitteln verſuchen wird, auch hier eine Homogeni⸗ tät zu erreichen. Von beſonderer Tragweite wird die Vorlage für die Reichsbahngeſellſchaft und für die Reichspoſt ſein, die beide weitaus mehr Be⸗ amte beſchäftigt haben, als die übrigen R==Uunoen Da mit der Vorlage micht gleichzeitig ein Reform der Verwaltung geplant iſt, wird es unzweifelhaft ſehr ſchwierig ſein, beſonders für die Län— derregierungen und für die außerhalb des Reichsetats ſtehenden Betriebe, die zur Deckung erforderlichen Mus⸗ gaben durch Einnahmen hereinzubringen. Es iſt ſehr erfreulich, daß der Reichsfinanzminiſter erklärt hat, die deutſche Wirtſchaft ſolle von der Erhöhung nichts zu ſpüren bekommen. Ob aber dieſes miniſterielle Wort auch eine Bürgſchaft iſt, wird ſich in der Zukunft zei— gen. Es war notwendig, daß die Bezüge der Beamten aufgebeſſert wurden. Es war aber ebenſo notwen⸗ dig, daß man zu gleicher Zeit die große Verwal⸗ tungsreform erledigte. 2 2. r Die ſabotierte Abrüſtung. Drei Fragen des Grafen Bernſtorff. D Genf, 13. September. Im Völkerbundsausſchuß für Abrüſtungsfragen rich⸗ lete Reichstagsabgeordneter Graf Bernſtorff an den Präſidenten der Kommiſſion, den tſchechoſlowakiſchen Außenminiſter Beneſch, die Anfrage, wie die Erklä⸗ rung en des Präſidenten der Kommiſſion auf⸗ zufaſſen ſeien, nach denen die Abrüſtungskommiſſion nun mit der Beſchränkung nicht aber mit der Her⸗ abſetzung der Rüſtungen ſich beſchäftigen ſolle. Er ſei der Auffaſſung, daß die Kommiſſion ſich mit einer Her⸗ abſetzung der Rüſtungen zu beſchäftigen habe. Eine Konſetenz für die Beſchränkungen wäre keine Ab⸗ rüſtungskonferenz. Es wäre zwecklos, eine der⸗ artige Konferenz einzuberufen. Deutſchland habe die Abrüſtungsbeſtimmungen des Friedensvertrages bis zum letzten Punkt durchgeführt, ſür Deutſchland han⸗ dele es ſich jetzt darum, daß die übrigen Mächte, die im Verſailler Vertrag feſtgelegten Verpflichtun⸗ gen zur allgemeinen Abrüſtung entſprechend den Be⸗ ſtimmungen, durchführen. Graf Bernſtorff richtete an den Präſidenten die Bitte, zu di'ſer Frage Stellung zu nehmen. Es handele ſich hierbei um eine grundſätzliche Frage, denn in dem Bericht der vorbereitenden Abrü— ſtungskommiſſion befinde ſich ein deutſcher, ein engliſchen und ein franzöſiſcher Entwurf für die Präambel. In allen drei Texten werde von der Herabſetzung, dagegen nicht von Beſchränkung der Rüſtungen geſprochen. Graf Bernſtorff wies in ſeinen Ausführungen weiter dar— auf hin, daß der Vorſitzende Beneſch in ſeiner Erklärung auf den Zuſammentritt der Abrüſtungskonferenz hin⸗ gewieſen habe, ohne jedoch hierbei, den Termin für den Zuſammentritt zu erwähnen. Es müſſe jedoch daran erinnert werden, was bei dem Abſchluß der Tagung der vorbereitenden Abrüſtungskommiſſion der Vor⸗ ſitzende Laudon nachdrücklich erklärt habe, daß die Konferenz noch in dieſem Jahre wieder zuſam⸗ mentreten werde. Graf Bernſtorff richtete ſodann an den Präſidenten die zweite Frage, ob die Abrüſtungskon⸗ ferenz noch in dieſem Jahre und zu welchem Zeitpunkt zuſammen treten werde. Er müſſe dringend auf bal⸗ diges Zuſammentreten der Konferenz drängen. Der ungariſch⸗rumäͤniſche Gtreitfall. Keine Ausſicht auf Beilegung. D Genf, 13. Seplember. In den letzten Tagen ſind fortlaufend Verhandlun— gen zur Herbeiführung eines Kompromiſſes in dem un⸗ gariſch-rumäniſchen Streitfall geführt worden. Gegenwär⸗ tig gehen die Kompromißverhandlungen hauptſächlich von dem tſchechoſlowakiſchen Außenminiſter aus, der der un⸗ gariſchen Regierung vorgeſchlagen hat, ihre Entſchädi⸗ gungsanſprüche wegen der Enteignung des ungari⸗ rückzuſtellen und auf die Zuſtändigkeit des gemiſchten ungariſch⸗rumäniſchen Schiedsgerichtshofes in Paris in allen Agrarfragen zu verzichten. Dieſer Kompromiß⸗ vorſchlag iſt jedoch von ungariſcher Seite kategoriſch abgelehnt worden. Zur Zeit wird die Streitfrage von einem Juriſtengremium unter dem Vorſitz des engliſchen Außenministers Chamberlain geprüft, dem Scialoja, Ce⸗ cil Hurſt, Miniſterialdirektor Ganß, Fromageot und Ville⸗ gas angehören. Die Verhandlungen geſtalten ſich nach wie vor außerordentlich ſchmieria. land gegebenen Rückwirkungsverſprechungen Der Abbau der Beſatzungstruppen. ee „Amun erwarten vuß ver deurſche Neichsaußen⸗ miniſter mit Briand und Chamberlain über dieſe Angelegenheit eine längere Besprechung haben wird, da Deutſchland, wie aus dem Verlauf der jetzigen Rats⸗ tagung bekannt iſt, den Standpunkt vertritt, daß auf Hrund der beſtehenden Friedensverträge eine Beeinträch⸗ tigung der ſchiedsrichterlichen Beſtimmungen nicht ſtatt⸗ finden dürfe. Trotzdem Chamberlain neuerdings zu ver⸗ mitteln ſucht, iſt keine Ausſicht auf Beilegun des Streötalles vorhanden. 9 Die Locarnobeſprechungen. Die Alliierten gegen den Zuſammentritt der Mächte. D Genf, 13. September. Der Zuſammentritt der Locarnomächte noch vor der zu Ende dieſer Woche vorgeſehenen Abreiſe Chamberlains und Briands ſcheint nach der gegenwärtigen Lage zweifel⸗ haft zu werden. Von franzöſiſcher und auch eng⸗ liſcher Seite zeigt man wenig Neigung zu einem Zuſammentritt der Locarnomächte, da man hierbei ſchein⸗ bar eine Aufrollung der Rheinlandfrage von deutſcher Seite befürchtet. Die Verhandlungen hierüber find gegenwärtig noch im Gange. Es muß jedoch ſchon jetzt darauf hingewieſen werden, daß von deutſcher Seite das Zuſtandekommen einer Beſprechung der Locarnomächte dringend erwünſcht erſcheint, da hierbei zum letzten Mal auf der gegenwärtigen Tagung des Völkerbundes die Ge⸗ legenheit gegeben wäre, bei den alliierten Außenminiſtern noch einmal eindringlich auf die Erfüllung der Deutſch⸗ hinzuweiſen. 2 Die Verminderung der engliſchen Kontingente. O London, 13. September. Offiziell wird mitgeteilt, daß die Frage der Zurück⸗ ziehung eines Teiles der britiſchen Beſatzungs⸗ truppen auf Grund des engliſch⸗franzöſiſchen Ueberein⸗ kommens nunmehr im einzelnen geregelt wurde. Danach wird ein Bataillon Infanterie in Stärke von 700 Mann zurückgezogen, ferner 300 Mann aus an⸗ deren Formationen, ſowie ein Dutzend Stabsoffi⸗ ziere. Durch die Zurückziehung des Bataillons Infan⸗ terie wird nunmehr auch die zweite Rheinbrigade auf drei Bataillone reduziert. Polens Sicherheitsbedürfnis. Ein Verſuch mit der Sowjetunion? d Berlin, 13. September. Aus gut unterrichteten Kreiſen wird berichtet, daß die polniſche Diplomatie ſich gegenwärtig ernſt⸗ lich mit dem Gedanken trage, der Sowjetregierung die Enthaltung Polens von jeglichen antiruſſiſchen Plänen zu garantieren gegen ein ſowjetrußfſiſches Desintereſſement an der Wilnafrage. Polem ſei entſchloſſen, ſein Genfer Fiasko durch eine neue Schwenkung nach der ſowietruſſiſchen Seite hin wett⸗ zumachen und zwar durch die Anerkennung des ruſ⸗ ſiſch⸗litauiſchen Garantievertrages von 1926. Von einer ſolchen Politik verſpreche man ſich einen pol⸗ niſch⸗ruſſiſchen Garantievertrag nach dem Muſter des Berliner Vertrages. 2 Ein politiſches Attentat! Bluttat auf dem italieniſchen Generalkonſulat in Paris g Paris, 13. September. Auf dem italieniſchen Generalkonſulat erſchien ein ärmlich gekleideter Italiener, der den Vizekonſul Grafen Nardini in einer perſönlichen Angelegenheit ſprechen wollte. Graf Nardini empfing den Fremden in ſeinem Arbeitszimmer in Gegenwart eines Sekretärs. Der Ita⸗ liener, der anſcheinend von Beruf Arbeiter iſt, bat den Konſul, ihm die Rückreiſeerlaubnis nach Italien erteilen zu wollen. Er beklagte ſich darüber, daß ſeine Heimats⸗ behörden ihm die Zuſtimmung zur Rückreiſe noch nicht bewilligt hätten. Als Graf Nardini nun ſeinerſeits ſich weigerte, unter dieſen Umſtänden das Rückreiſe⸗Viſum zu geben, zog der Unbekannte einen Revolver und gab zwei Schüſſe auf den Konſul ab, die beide trafen. Der erſte Schuß berührte den linken Arm, der zweite durchbohrte das Herz. Nardini ſank zu Boden. Er wurde von den her⸗ beieilenden Konſulatbeamten in die Klinik geſchafft, wo er gleich nach ſeinem Eintreffen verſchied. Graf Nardini, der 56 Jahre alt iſt, lebt ſeit 27 Jahren in Paris und iſtz ſeit 15 Jabren italieniſcher Nisefonſul. 5 (. Es gelang, den Mörder beim Verlaſſen des Kon latsgebäudes zu verhaften. Auf dem Polizeikommiſſarial rfiel er in Krämpfe und mußte zunächſt in das Kran⸗ haus geſchafft werden. Nach einer Morphiumeinſpritzung wurde er in das Gefängnis verbracht. Man verſuchte, ihn U Verhör zu unterziehen, was ohne Erfolg war, da Mörder in verſtocktem Schweigen beharrte. Es gelang nicht einmal ſeine Perſonalien feſtzuſtellen. Da Graf Nar⸗ dini keine perſönlichen Feinde beſaß, ſo verſtärkt ſich den Eindruck, daß es ſich um ein politiſches Attentat dle. Auch die Tatſache, daß auf dem einzigen Papier, as in den Taſchen des Mörders gefunden wurde, ſein arte ausradiert war, ſcheint dieſen Verdacht zu ver⸗ ärken. 2 ——.— Die Beſoldungsreform. Beratung im Reichskabinett. Berlin, 13. September. Das Reichskabinett hielt heute eine Beratung ab, die jedoch nur den laufenden Angelegenheiten galt. Wie wir hören, wird die abſchließende Beratung am Donnerstag vormittag ſtattfinden. Ob es allerdings mög⸗ lich ſein wird, bis zu dieſem Tage auch über die Anlage zum Beſoldungsgeſetz, durch die die Bezüge für die Reichs⸗ wehr geregelt werden ſollen, eine Einigung herbeizufüh⸗ ren, läßt ſich im Augenblick noch nicht überſehen. Die Ver⸗ treter der Beamtenſchaft werden ihre Wünſche zu der Vorlage im Laufe dieſer Woche dem Finanzminiſter vor⸗ tragen. Es ſcheint daber notwendig, darauf hinzuweiſen, daß ſich die Erhöhungen um 18 bis 33 Prozent, die der Reichsfinanzminiſter in ſeiner Magdeburger Rede angekündigt hat, ſtets nur auf die Grundgehäl⸗ ter, nicht aber auf die Geſamtbezüge der Beamten be⸗ ziehen. Dieſe Geſamtbezüge erfahren keineswegs eine der— artige Erhöhung, da die Wohnungszulagen, Ortsgelder . 8 722* f 74 e f 5 15 J 5 8 etc. nicht erhöht werden. ——— Reform des poſtverkehrs. Vermehrte Briefzuſtellung? ö o Berlin, 13. September. Der Reichspoſtminiſter hat bei einem Runderlaß die Oberpoſtdirektionen unter Hinweis auf die durch die Ge— bührenerhöhung zu erwartenden Mehreinnahmen auf— fordert, die Frage der Erweiterung des Poſtverkebrs be— ſchleunigt einer Prüfung zu unterziehen. Die Berichte den Oberpoſtdirektionen ſollen bis zum 1. Oktober beim Reichs poſtminiſterium vorliegen. Die Reform des Poſiverkehrs ſoll vor allem auf eine vermehrte Briefzuſtel⸗ lung hinauslaufen. In den Geſchäftsgegenden ſoll ein ſechsmaliger Zuſt elldienſt, ſtatt bisher, viermaligen, in den übrigen Gegenden wenigſtens ein viermaliger eingerichtet werden. Nach Möglichkeit ſoll auch in kleineren Orten mit bisher nur einmaliger Zuſtel— lung der Dienſt verdoppelt werden. In den grö— ßeren Städten ſollen die Paketannahmeſtellen, die wäh— rend des Krieges ſtark eingeſchränkt wurden, erheblich ver— mehrt werden. Die ſtörenden Mittagspauſen im Schalter— dienſt ſollen aufgehoben und nach Möglichkeit ein durch— gehender Schalterdienſt eingerichtet werden. Auch die Zahl! der Briefmarken- und Poſtkartenautomaten ſoll erheblich verzehrt werden, wobei die Automaten nach Möglichkeit nut außerhalb der Poſtämter aufgeſtellt werden ſollen, um auch eine Nachtentnahme zu ermöglichen. Für die Landbeſtellung ſollen Kraftwagen und Motorräder ein⸗ zeſtellt werden. Rußland und die Abberufung Nakowſlis. Einſchränkung der lommuniſtiſchen Propaganda in Frankreich? V Riga,, 13. September. Wie aus Moskau gemeldet wird, iſt dort bei der Sitzung der Sowietregierung üher den Beſchluß des fran⸗ . e bezuglich per Apperuſung Ra⸗ owſkis beſchloſſen worden, daß R a einen Urlaub antritt und ſich nach Moskau begeben ſoll. Die Sowjetregierung ſei der Anſicht, daß die Tätig⸗ keit Rakowſkis nicht über den Rahmen der üblichen diplomatiſchen Tätigkeiten eines Botſchafters hinausge⸗ gangen ſeien.. Der Rücktritt Nakowſkis wird zweifellos einen gro⸗ ßen Einfluß auf den weiteren Verlauf der ruſſiſch⸗ franzöſiſchen Verhandlungen ausüben. Wer an die Stelle Rakowfkis treten wird, iſt noch nicht beſtimmt. Als Nach⸗ folger werden Kreſtinſki und Jureneff genannt. Offiziell weiſt die Sowjetregierung darauf hin, daß es einen Konflikt zwiſchen Moskau, und Paris nicht gebe. Die Somietregierung ſei an der Beſſerung der ruſſiſch⸗franzöſiſchen Beziehungen intereſſiert. Wie es heißt, ſoll die kenmuniſtif e Mropaganda in Frankreich i: ſchrä nt 1 Das Wrack der„Old Glorh“ gefunde Von der Beſatzung keine Spur. O Newyork, 13. September. tau d, James Dr. Hill und der Chefredakteur Ph. Payne am 6. September zum Flug nach Nom ge⸗ ſtartet waren, iſt hundert Meilen von der Stelle entfernt, von der die Flieger die letzten SOsS.⸗Ruſe ausſandten. zauf 51 Grad 17 Minuten nördlicher Breite und 39 Grad 5 ö 1 Flieger Bertsud. 23 Minuten weſtlicher Länge auf dem Meere trei⸗ bend gefunden worden und zwar durch den von dem Blatte Paynes auf die Suche nach den Vermißten aus⸗ geſandten Dampfer„Kyle“. Von der Beſatzung der„Old Glory“ konnte keine Spur entdeckt werden. Aus den bisherigen Meldungen von Bord der„Kyle“ iſt nicht zu erſehen, ob das ganze Flugzeug oder nur deſſen Tragflächen gefunden wurden. Auffindung von Teilen eines zerſtörten Flugzeuges in Cornwall. London, 13. September. Nach einer Mitteilung des Luftfahrtminiſteriums, wurden in Newquuay in Torn wall Teile eines zerſtörten Flugzeuges ge- funden. Am frühen Morgen wurde am Strand das Ru⸗ der eines Flugzeuges gefunden, bei ſpäteren Nachforſchun⸗ gen der Küſtenwache wurden drei Meilen von der Fund⸗ ſtelle entfernt etwa zwei Meter lange Bruchſtücke von Tragflächen entdeckt. Zu welchem Flugzeug die aufgefun⸗ denen Teile gehören, konnten bisher nicht ermittelt werden. r akowſktt zun ächſt Das Wrack der„Old Glory“, mit der Lloyd Ber⸗ dae ben Ji, und Aust, Eine Zusammenkunft Chamberlain und 1 London, 13. September. Im Zusammenhang mit en italieniſchen Bemühungen, eine allgemeine Konferen. er Außenmiliſter der vier europäiſchen Großmächte zu⸗ andezubringen, wird in London erneut mit der Möglch a 1 e e aten Can g 908 Muſ⸗ et und zwar während Chamberlains Ferien⸗ ufenthalt am Mittelländiſchen Moor. Ein angebliches faſchiſtiſches Komplott an der franzöſiſchen Riviera? Paris, 13. September. Die„France de Nice“ veröf! kentlicht ſenſationelle Enthüllungen über ein auge faſchiſtiſches Komplott an der franzöſiſchen Rivfera. Da⸗ nach ſoll ſich nahe der italieniſchen Grenze auf franzöſi⸗ ſchem Boden eine geheime Telefonverbindung nach Ita⸗ lien befinden, auf der Geſpräche ohne Kontrolle 10 die franzöſiſchen Behörden geführt werden können. Dan der Nachläſſigkeit verſchiedener Beamter ſei es Ausländern möglich, unbehindert franzöſiſchen Boden zu betreten und zu perlaſſen und Waffen und Munition zu verteilen. Der faſchiſtiſche Agitator Violpi, der bei der Ermordung Mat⸗ teotis eine Rolle geſpielt haben ſoll, ſoll in den franzöſi⸗ ſchen Gehalpen geſehen worden ſein und eine Nacht bei dem franzöſiſchen Konſularagenten in Antihes zugebracht haben. Das Blatt läßt durchblicken, daß mit dieſen Feſt⸗ ſtellungen das Ergebnis ſeiner Unterſuchungen noch nicht abgeſchloſſen ſei. i Nachwehen des Putſches in Litauen. ö Kowno, 13. September. In Litauen herrſcht wieder vollkommene Ruhe und Ordnung. Wie jetzt erſt bekannt wird, hatten die Aufſtändiſchen die Stadt Tauroggen 12 Stunden in ihrer Gewalt. Es iſt feſtgeſtellt worden, daß die Aufſtändiſchen ihre Waffen aus den Militärlagern der litauiſchen Armee bezogen hatten. Als Organiſator dieſer Verſchwörung wird nunmehr das Mitglied des! . Ne ſeerglotr 7. pure pen. 5 N.— litauiſchen Parlamentes, Pletſchkaities, bezeichnet. Bei dem Sekretär des geflüchteten Hauptmannes Majos iſt eine Liſte derjenigen Perſonen gefunden worden, die nach dem Putſch in die Regierung eingeſetzt werden ſollten. Majos ſelbſt ſollte das Kriegsminiſterium und das Präſi⸗ dium erhalten, zum Außenminiſter ſollte der frühere Ka⸗ binettchef Sleſewitſchus ernannt werden. Erneuter Vormarſch der chineſiſchen Südtruppen. London, 13. September. Wie aus Schanghai be⸗ richtet wird, ſind die letzten Truppen Suntſchungfangs ſüdlich des Pangtſe zerſtreut worden. Die Südtruppen ha⸗ ben damit alle verlorenen Stellungen wieder zurücker⸗ obert, ſie haben ſelbſt den Yangtſe in Richtung Lukow überſchritten. Furchtbares Blutbad in China. Berlin, 13. September. Nach Meldungen aus Peking richteten die Truppen Fengyuſiangs in Tſchangte in der Provinz Honan, wo einige Soldaten Fengs von einer chineſiſchen Vereinigung ermordet worden waren, ohne ö ö Rückſicht auf Alter und Geſchlecht ein furchtbares Ge⸗ metzel an. Die allerdings ſehr unverläßlichen Schätzungen der chineſiſchen Blätter ſchwanken in der Zahl der Nieder⸗ gemetzelten zwiſchen 30 000 und 80 000. 6 i Vöm Leben gehefzi Roman von J. S chneider- Foersfl Urheberrechlsschulz 1926 durch Verlag Oskar Meister, Werdau (35. Fortſetzung.)(Nachdruck verboten.) „Leidend nicht gerade, Herr Doktor!— Aber ſie war ſehr ruhig und ſehr blaß und hat mir einmal geſagt, daß ſie ſich fürchtet vor den Menſchen und nur ihrem Bruder zuliebe das Leben weiter ertrage.“ „Und von mir?—— Von mir, Filcher?— Hat ſie da nie zu Ihnen geſprochen?“ -Nein!— das heißt— ein einziges Mal, das war da⸗ mals, als ich ſie aus dem Haus der Geheimrätin holte, da ſagte ſie in der erſten fürchterlichen Aufregung, nun müſſe ſie ſich zeitlebens vor Ihnen verſtecken, denn dieſer Menſch, der junge Ringberg, habe ſie geküßt und im Arm gehalten, und Sie würden ihr ſicher nie glauben, daß ſie daran keine Schuld trage.“. „Haben Sie ihr denn das nicht ausgeredet?“ fragte der Doktor. 5 „Sie wollte mir's ja nicht glauben, als ich ihr ſagte, Sie würden das ſchon verſtehen, und ſie ſollte ſich deswegen nicht ſo hinuntergrämen.— Wenn ich ihr nur geſchrieben hätte, wie ich hierhergekommen bin, ſie hätte mir ſicher ge⸗ antwortet, und ich könnte Ihnen nun ſagen, wo ſie ſich auf⸗ ält.“ b Sanders nickte gedankenverloren und zog das Thermo⸗ meter aus Martens Achſelhöhle. „Ganz minimal!“ ſagte er zufrieden.„In ein paar Tagen iſt alles erledigt! Sie brauchen auch keine Sorge mehr zu haben, Sie dürfen bleiben, hat mein Onkel geſagt. — Freut Sie das?“ „Ja!— Ich danke Ihnen, Herr Doktor!“ Zwei ſchmale, noch fieberheiße Hände griffen nach den Fingern Sanders und gen ſie an die Lippen. Der Dok⸗ tor fühlte, wie ſie zitterten. „Nicht aufregen!“ befahl er freundlich.„Ein andermal wollen wir beide vorſichtiger ſein, daß uns ſo etwas nie mieder naſſiert!— Ich ſohe nor dem Mittaatiſch ſchon noch⸗ paar Minuten ſchicken?“ „Nein!“ kam es raſch. Sanders ſah ihn verwundert an, ſtrich ihm die Decke glatt und nickte ihm unter der Tür nochmals zu. Der junge Menſch war zweifellos aus einem ganzen Konglomerat von Widerſprüchen zuſammengeſetzt. Viel⸗ leicht war er mit ſeinem Wollen und Fühlen ſich ſelbſt das allergrößte Rätſel.— Nur wiſſen, was es mit dieſem Guonſki für eine Bewandtnis hatte! Umſonſt griff dieſer ſo‚eſt ſo gute Menſch ſicher nicht zu einer Lüge. Umſonſt ſpielte er auch in ſeinen Fieberträumen keine Rolle! Vielleicht glückte es ihm, über kurz oder lang das Dunkel zu lüften. Er ertappte ſich dabei, wie aus dieſem Mißtrauen, das ſich nun einmal bei ihm eingeſchlichen hatte, immer wieder Sympathie zu dem jungen Menſchen emporwuchs. Wenn er zu Guonſki hinüberfuhr, wie der Onkel geraten hatte! Vielleicht morgen ſchon!— In drei Stunden ritt er die Strecke ſpielend. Wenn er nachmittags frühzeitig von Eck wegkam, konnte er am Abend wieder zu Haufe ſein. Guben billigte ſein Vorhaben ohne weiteres. Ehe er am nächſten Tage wegritt, ſah er noch einmal 115 Martens, der bereits wieder in ſeinem Bette aufrecht aß. „Ich komme nicht mehr vor abend,“ ſagte er und beobach⸗ kete ihn ſcharf.„Ich reite nach Falkenberg, um Herrn Guonſki einen Beſuch zu machen!“ Ein Zucken ging über das blaſſe Geſicht des Kranken. Langſam begann es ſich mit ſeiner Röte zu färben. 5 „Guonſki!“ ſtieß er heraus.—„Was wollen Sie bel Guonſki?“ „Mich bei ihm nach meiner Braut erkundigen!“ „Er wird Sie belügen, Herr Dokter!“ „Woher wiſſen Sie das?“ „Weil—— ich ihn kenne!“ e „Sie kennen ihn?“ ſagte der Doklor brüsk.—„Vor⸗ 1 abend behaupteten Sie, Sie kennen ihn nicht!“ „Ja!——7 7175 „Sie haben mich belogenl“ „Ja!“ 115 „Weshalb?“ zmals nach Ihnen!— Soll ich Ihnen jetzt die Anne für ein „Es hat— wir haben— ich war einmal bei ihm in. lung und mir haben uns nicht im Guten getrennt.“ „Alſo deshalb!“ ſagte Sanders erleichtert. Sie doch wahrhaftig nicht brauchen! Das iſt häßlich! an Ihrem Privatleben, aber mit der Wahrheit kommt man immer am weiteſten! Das müſſen Sie ſich merken. Es macht keinen guten Eindruck, wenn ein Menſch, insbeſondere ein Mann, lügt!“— Mit einem kurzen Gruß entfernte er ſich. Als er den Auftrag gab, ihm ein Pferd zu ſatteln, fiel es ihm ein, doß er ſeinen Hut in der Nordſtube liegengelaſſen hatte. Er lief nochmals zurück, ihn zu holen. Bei ſeinem Eintreten griff Martens eilig nach dem Taſchentuch, das er in den Aermel ſeines Nachthemds ge⸗ ſchoben hatte, und fuhr ſich über die Augen. „Wahrhaftig, der Menſch hatte geweint.“ Gefühl für ihn ſchlug wieder in Mitleid um. „Ich habe es nicht bös gemeint, Martens,“ ſagte er freundlich und nahm ſeinen Hut vom Stuhle auf.„Wenn Sie jetzt geſund wären, könnten Sie mitkommen!“ „Was für ein Pferd reiten Sie, Herr Doktor,“ kam es ſchüchtern. „Den„Nordſtern“. „Den„Nordſtern“ ſollten Sie nicht nehmen, Herr Dok⸗ tor!— der iſt nicht verläſſig. Bitte, nehmen Sie ein anderes.“ „Seien Sie nicht komiſch!“ ſachte Sanders.„Glauben Sie, ich ſei ein ſchlechterer Reiter als Sie? Sie haben ihn ja doch auch ſchon zu dutzenden Malen unter dem Sattel gehabt. Ich habe es ſelbſt geſehen, wenn Sie immer die Poſt zur Station brachten. Sie ſcheinen überhaupt eine ſehr geringe Meinung von mir zu haben! die Wunde wollten Sie ſich nicht verbinden laſſen, weil Sie mich wahr⸗ ſcheinlich für einen Pfuſcher halten, nun ſoll ich den„Nord⸗ ſtern“ nicht reiten, weil Sie der Anſicht ſind, er wirft mich ab.— ich weiß nicht, wie ſch das auffaſſen ſoll!“ „Wenn Sie den„Nordſtern“ reiten, werde ich abends wieder Fieber haben, Herr Doktor! Ich rege mich aufl Die ganze Zeit, die Sie unterwegs ſind, werde ich keine Ruhe finden!“ Gortſetzung folg.) — Sanders 5 „Da hätten. 5 zu einer Lüge zu greifen Ich habe ja keinerlei Intereſſe Aus Nah und Fern. Frankfurt.(Erwiſchter Faſſadenkletterei) Während der Hauptturzeit wurden in den Taunusbädern Einbrüche durch Faſſadenkletterer verübt, ohne daß es ge⸗ lang, des Täters habhaft zu werden. Nunmehr wurde in Altona der aus der Erziehungsanſtalt entwichene Für⸗ ſorgezögling Hermann Albert aus Lingen als der mut⸗ maßliche Faſſadenkletterer und Einſteigdieb verhaftet. Der erſt 20 Jahre alte Burſche hat eingeſtanden, daß er in vielen Orten ſich als Faſſadenkletterer betätigt habe. In Osnabrück hat er eine Dame, die ihn bei einem nächt⸗ lichen Einbruch überraschte, durch einen Schuß erheblich verletzt. An einem andern Ort hat er die Inſaſſen eines Autos mit einem Revolper bedroht. Man rechnet in den zuſtändigen Kreiſen mit Sicherheit damit, daß Albert noch weit mehr Straftaten ausgeführt hat, und daß er, höchſtiwahrſcheinlich auch für die Faſſadenklettereien und Einſteigdiebſtähle in den verſchiedenen Taunusbadeorten, in Frage kommt. Frankfurt a. M.(Er will ſich intereſfant ma⸗ chen.) Dieſer Tage wurde im Frankfurter Staotwald ein junger Mann aufgefunden, der an Armen und Beinen Meſſerſtiche aufwies. Er wurde von der Rettungswache ins Krankenhaus gebracht. Er gab an, auf einem Spa⸗ iergang von einer Anzahl junger Leute überfallen, mit eſſern bearbeitet und ausgeraubt worden zu ſein. Er verwickelte ſich jedoch in Widerſprüche und geſtand jetzt ein, daß er die Sache erdichtete, um„ſich intereſſant zu machen.“ Es handelt ſich um einen Friſeurgehilfen aus Of⸗ fenbach. 15 Kaſſel.(15 Jahre Zuchthaus für einen Un⸗ hold.) Der Gelegenheitsarbeiter Johann Pecher aus Ehrſten, der eine Lehrerin im Walde angerufen und ſie zur Hilfeleiſtung an ſeinem Rad gebeten hatte, ſie dann aber in ein Gehüſch geſchleppt und vergewaltigte, wurde vom Großen Schöffengericht wegen Notzucht zu 15 Jahren, Zuchthaus gemäß dem Antrag des Staatsanwaltes ver⸗ urteilt. Pecher war früher ſchon wegen ähnlicher Fälle zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden, war dann aber bedingt entlaſſen worden, weil er ſeine Frau und fünf Kinder zu ernähren hatte. Fulda.(Tödlich vom elektriſchen Strom getroffen.) Im benachbarten Maberzell wollte der 21jährige Schuhmacher in ſeiner elterlichen Scheune den Motor einſchalten. Er hatte dabei keine Schuhe an und ſtand mit bloßen Füßen auf dem Scheunenboden. Da an⸗ ſcheinend an der Schaltung eine Störung eingetreten war, wurde er vom Starkſtrom getroffen und ſtürzte plötzlich leblos zu Boden. Der herbeigerufene Arzt konnte nur noch den Tod feſtſtellen. ‚ ö Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 14. September. Der Zuſtrom polarer Luft nach dem Feſtlande wird durch eine über Frankreich heranrückende Hochdruckwelle gebrochen werden. Infolgedeſſen folgt ein Ausläufer des neuen weſtlich Schottlands angelegten Wirbels, ſodaß die mit der Hochdruckwelle bei uns bevorſtehende Auf⸗ heiterung nu. von kurzer Dauer ſein wird. Auf dem atlantiſchen Ozean herrſcht noch immer rege Zyklonen tätigkeit. Das Weſtwetter wird daher vorausſichklich noch lange Zeit anhalten. Vorausſichtliche Witterung bis Don⸗ nerstag: Vorübergehende Aufheiterung, Nachlaſſen der Niederſchläge, etwas wärmer. — Vorzugsrente für Anleihe⸗Altbeſitzer. Durch Reichsgeſetz iſt die für die Gewährung einer Vorzugs— rente feſtgeſetzte Einkommensgrenze von 800 Reichsmark auf 1000 Reichsmark erhöht worden. Hiernach, wird die Vorzugsrente auch ſolchen im Inland wohnenden deut⸗ ſchen Anleihe-Altbeſitzern gewährt, die ein Jahresein⸗ kommen von über 800 Reichsmark, jedoch nicht über 1000 Reichsmark beziehen. 5— Können eßbare Pilze vergiftend wirken? Alljähr⸗ lich gehen in den Sommermonaten durch die Zeitungen Nachrichten über mehr oder weniger ſchwere Pilzvergif— tungen, und ſo manche überängſtliche Hausfrau wagt aus dieſem Grunde nicht, das ſo würzig ſchmeckende„Fleiſch des Waldes“ auf den Tiſch zu bringen, obwohl die Schwämme auf dem Markte kontrolliert und daher ruhig verbraucht werden können. Die meiſten Pilzvergiftungen kommen ja doch dadurch zuſtande, daß bei eigenem Sam⸗ meln in der Sommerfriſche nicht ausreichende Pilzlenntniſſe vorhanden ſind. Allerdings vermögen auch die an ſich eßbaren Pilze vergiftend zu wirken, wenn ſie längere Zeit gelegen und dabei feucht, klebrig und weich geworden ſind und durch die entſtandene Zerſetzung, Giftſtoffe er⸗ zeugten. Man ſollte daher nur friſche Pilze verwenden und beim Kauf darauf achten, daß beim leichten Finger⸗ druck keine zurückbleibende Vertiefung in ihrem Fleiſch entſteht, da in dieſem Fall ihre Verwendung nicht mehr einwandfrei iſt. 5 — Gebühr für Druckſachenkarten. In Verſenderkrei⸗ ſen herrſcht oft die Meinung, daß die Gebühr auch für die zwei⸗ und mehrteilige, offen zu verſendenden Druck⸗ ſachenkarte 3 Reichspfennig beträgt; hierzu wird bemerkt, daß nur die einfache und offen verſandte Druchachenkarte (auch mit anhängender Antwortkarte zuläſſig) 3 Pfennig, koſtet, die zwei⸗ und mehrteiligen dagegen 5 Pfennig, — Zahlung der Verſorgungsgebührniſſe. Die Zah⸗ lung der Verſorgungsgebührniſſe nach Paragraph 96 des Verfahrensgeſetzes beginnt nach einem neuerdings ergan⸗ genen Beſcheide des Reichsarheitsminiſters mit den auf die Verkündung des Urteils des Verſorgungsgerichts fol⸗ genden Tage. Iſt dieſer Tag nicht der erſte Tag eines Monats, o iſt für den erſten Monat der entſprechende 7 des Monatsbetrages der Verſorgungsgebührniſſe zu zahlen. f 2 Die Arbeitsloſenverſicherung. Mit der Verkündung des Geſetzes über die Ar⸗ beitsloſenvermitklung und Arbeitsloſenverſicherung, das am 1. Oktober 1927 in Kraft tritt, hat ein langanhal⸗ tender, heftiger Kampf auf ſozialpolitiſchem Gebiete ſei⸗ nen Abſchluß erreicht. Im Brennpunkt des Kampfes ſtanden die Organiſation und Verwaltung der neuen Van e ſowie die Ablöſung der Fürſorge mit der damit verbundenen Bedürftigkeitsprüfung durch das reine Is berungs prinzip und die Regelung der Unterſtützungs⸗ Die mit der Erwerbsloſenfürſorge im Zuſammen⸗ hang ſtehenden Verordnungen und das Arbeitsnachweis⸗ geſetz vom 22. Juli 1922, mitſamt den Aenderungen vom 30. Oktober 1923 treten am 1. Oktober 1927 außer Kraft. Entgegen den verſchiedenen Anträgen iſt die Un⸗ abhängigkeit und Selbſtverwaltung der neuen ſozialpoli⸗ tiſchen Einrichtung durchgeſetzt worden und der Träger iſt die Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Ar⸗ beitsloſenverſicherung. Ihre Gliederung ſind die Haupt⸗ telle, die Landesarbeitsämter und die Arbeitsämter. Bei der Errichtung der Stellen ſoll nach wirtſchaftspoliti⸗ ſchen Geſichtspunkten verfahren werden. Infolgedeſſen iſt mit Zuſammenlegungen von Landes⸗ und Ar⸗ beitsämtern zu rechnen. Z. B. ſollen Beſtrebungen im Gange ſein, für Baden, Württemberg und die Pfalz ein Landesarbeitsamt zu erſtellen. Inwieweit ſolche Ideen Wirklichkeit werden, iſt heute noch nicht abzuſehen. Die Löſung dieſes Problems iſt ſehr ſchwierig. Bei aller Anerkennung für die Nützlichkeit eines Aufbaues nach unitariſchen wirtſchaftspolitiſchen Grundſäten werden die Selbſtändigkeitsbeſtrebungen der L er und auch der Gemeinden allein ſchon genügend Schwierigkeiten be⸗ reiten.. Die Organe der Reichsanſtalt ſind: 1. Die Verwaltungsausſchüſſe der Arbeitsämter, 2. die Verwal⸗ tungsausſchüſſe der Landesarbeitsämter, 3. der Verwal⸗ tungsrat der Reichsanſtalt und 4. der Vorſtand der Reichs⸗ anſtalt. Die Unterſtützungsſätze richten ſich nicht mehr wie bisher nach Wirtſchaftsgebieten, Ortsklaſſen oder nach dem Alter der Erwerbsloſen, ſondern nach elf Ein⸗ heitsiohnklaſſen. Für die Höhe der Unterſtützung iſt die Beitragshöhe maßgebend, die ſich wiederum nach dem Lohneinkommen richtet. Der Prosentſatz der Unter⸗ Invaliden⸗, kutzung iet regreſſv geſraffelt. Während in der Loyntlaſſe n Prozent vom Einheitslohn an Anterſtützung gezahlt wird, fällt e Hundertſatz bis in der höchſten Klaſſe auf 35 Prozent. Die Regelung der Unterſtützung erfolgte alſo nach ſozialpolitiſchen Geſichtspunkten. Die Arbeits⸗ loſenunterſtützung ſetzt ſich aus der Hauptunterſtützung und Zuſchlägen zuſammen. Für zuſchlagsberechtigte Fa⸗ milienangehörige werden fünf Prozent des Einheitsloh⸗ nes Zuſchlag gewährt. Der Anterſtützung iſt jedoch eine Höchſtgrenze geſetzt, die in Klaſſe 1 auf 80 Prozent dez Einheitslohnes feſtgeſetzt iſt und ſich bis zur 11. Klaſſe auf 60 Prozent ſenkt. In der Aufrechterhaltung der Anwartſchaften zur Angeſtellten⸗ und Knappſchaftsverſicherun⸗ gen iſt neu, daß in Fällen beſonderer Härte, beſonders wenn in der Erfüllung der Wartezeit nur noch eine ge⸗ ringe Zahl von Beiträgen erforderlich iſt, das Arbefts⸗ amt verpflichtet iſt, auf Antrag die erforderlichen Bei⸗ träge zu leiſten. Den Grundſatz der Pflichtarbeit aus dem Geſetz zu entfernen, iſt nicht gelungen. Aber. iſt merkbar eingeſchränkt worden. Die Auswahl der Ar⸗ beiten und ihre Zuweiſung trifft der Verwaltungsaus⸗ ſchuß. Bei der Beſchlußfaſſung iſt er an die Zuſtimmung von zwei Dritteln ſeiner Mitglieder gebunden. Die Mit⸗ tel der Arbeitsloſenverſicherung werden durch Verſiche⸗ rungsbeiträge aufgebracht, die vorläufig drei vom Hun⸗ dert des Arbeitseinkommens betragen und von Arbeit⸗ gebern und Arbeitnehmern je zur Hälfte getragen wer⸗ den. Die Einziehung erfolgt durch die Krankenkaſſen. Das Reich leiſtet keine Zuſchüſſe mehr. In ganz beſon⸗ ders vorgeſehenen, Fällen ſpringt das Reich mit einem Darlehen ein. Die Ueberleitung in die Reichsanſtalt ſol is zum 1. Oktober dieſes Jahres ſtattfinden. Soweit es nicht möglich iſt, führen die beſtehenden Einrichtungen das Heſetz durch.. Sitzungs bericht 5 über die Gemeinderatsſitzung vom 13. September 1927. Herr Bürgermeiſter Lamberth eröffnete die Sitzung um 7 Uhr, nachdem 20 Gemeindevertreter erſchienen waren. Vor Eintritt in die Tagesordnung gab der Vor⸗ ſitzende folgende, in der letzten Zeit von der Finanz⸗ kommiſſion beratene bezw. erledigte Angelegenheiten bekannt. 1. Die Ablöſung der Tiſgungsrente wurde von der Gemeinde ſchon ſeit Jahren, allerdings ohne nennenswerten Erfolg, betrieben. Auf wiederholte Vorſtellungen hat jetzt das Finanzminiſterium mitgeteilt, daß, nachdem nunmehr neue Aufwertungsbeſtimmungen in Kraft getreten ſind, die Erledigung in der nächſten Zeit bevorſteht. 2. Für die Stellvertretung des Beige ⸗ ordneten Roos anläßlich der diesjährigen Beur⸗ laubung des Bürgermeiſters wurde eine Vergütung von 125 Mark bewilligt. 3. Die Verhandlungen mit den Erben Blaeß wegen Erwerbung des Geländes in der Wein- heimerſtraße zur Schaffung eines Marktplatzes haben zu dem Ergebnis geführt, daß dieſe wohl bereit ſind, das Gelände en bloc zu dem genannten Zweck ab⸗ zutreten, jedoch nur zu einem Preis von 7.80 Mark pro qm. Die Bürgermeiſterei wurde beauftragt, weitere Ver⸗ handlungen mit den Eigentümern wegen Herabſetzung des Preiſes einzuleiten. 4. Ein Geſuch des früheren Feldſchützen Kempf 19 n einer laufenden Unterſtützung wurde ab⸗ gelehnt. 5. Die Finanzkommiſſion genehmigte eine weitere Darlehensaufnahme von 50000 Mark für die Waſſerleitung. 6. Die Einſührung der Filialſteuer wurde ab- gelehnt. 7. Die Lieferung der Bedürfniſſe für die Schulen und das Rathaus durch die Buchbinder ſoll in Zukunft gleichmäßig verteilt und bei größerem Bedarf per Sub⸗ miſſion vergeben werden. 8. Für die laufende Unterhaltung der Feuerwehr⸗ uniformen wurde ein Rechnungsbetrag von 113 Mark genehmigt. Hierauf wurde in die Tagesordnung eingetreten. Punkt 1. Beſetzung zer Lehrerſtellen. Bekanntlich wurde ſeinerzeit von dem Gemeinderat für die vakanten 2 Lehrerſtellen je ein Lehrer aus Viernheim und einer aus Mörlenbach vorgeſchlagen. Die zuſtändige Schulbehörde nahm hiervon keine Notiz und ernannte 2 Lehrer von Mörlenbach für die beiden Viernheimer Stellen. Hiergegen erhob der Ge— meinderat unter eingehender Begründung Proteſt. Nun⸗ mehr teilt das Landesamt für das Bildungsweſen mit, daß bei etner Anſtellung eines Lehrers der Gemeinderat nur Wünſche zu äußern habe. Der Gemeinderat nimmt hiervon Kenntnis und behält ſich weitere Schritte in dieſer Sache vor. Punkt 2. Wertzuwachsſteuer. Nachdem das Miniſterium des Innern eine Muſterſatzung über die Aenderung bezw. Neueinführung der Wertzuwachsſteuer herausgegeben hat, wird dieſe Satzung für die Gemeinde Viernheim unverändert angenommen. Punkt 3. Hindenburgſpende. Mit Be⸗ dauern muß feſtgeſtellt werden, daß in den öffentlichen Zeichnungsliſten für die Hindenburgſpende noch nichts gezeichnet wurde. Der Gemeinderat bewilligt die Summe von 50 Mark. Punkt 4. Pflaſterung der Ortsdurch⸗ fahrten. In welch erbärmlichen Zuſtand ſich die Ortsdurchfahrten, insbeſondere die Rathausſtraße befindet, iſt jedem bekannt Es iſt eine Tatſache, daß bei ſchlechtem Wetter der durch ſchnellfahrende Autos beiſeite geſchleu⸗ derte Dreck beſonders in der unteren Lorſcherſtraße die Häuſer bis zum zweiten Stock verunreinigt. Bei einer Pflaſterung dieſer Ortsdurchfahrten hat die Hälfte der Koſten die Gemeinde und die andere Hälfte die Provinz u tragen. Mit Rückſicht darauf, daß in den letzten Rage die Unterhaltung der Ortsdurchfahrten durch den eis ſehr vernachläſſigt wurde, iſt deshalb der Gemeinderat der Anſicht, daß nunmehr die Provinz als jetzige Eigen⸗ ö ö tümerin der Verkehrsſtraßen weit mehr als die Hälfte tragen müſſe. Der Gemeinderat beſchließt deshalb, die Pflaſterung der Rathausſtraße von Lorſcher⸗ bis Holzſtr. zu genehmigen, unter der Vorausſetzung, daß die Provinz mehr als die Hälfte der Koſten trägt. Die Bürgermeiſterei wird mit den weiteren Verhandlungen beauftragt. Punkt 5. Beſteuerung der Wohnungs⸗ neubauten. Bekanntlich ſind Wohnungsneubauten 5 Jahre lang von der Staatsſteuer befreit. Das Kreisamt hat der Gemeinde angeſonnen, dieſe Neubauten auf fünf Jahre lang von der Gemeindeſteuer zu befreien, ein Wunſch, der wirklich im Intereſſe der Bauherrn liegen dürfte. Der Gemeinderat beſchließt einſtimmig, eine Be⸗ freiung von der Gemeindegrundſteuer abzulehnen, dagegen die Gemeindeſonderſteuer zu erlaſſen. Der Gemeinderat beſchließt, mit Rückſicht darauf, daß die Sonderſteuer von Neubauten nicht erhoben werden kann, den Erlaß der Grundſteuer abzulehnen. Punkt 6. Vergnügungsſteuer. Mit Rück⸗ ſicht auf die geringe Tätigkeit der Luſtbarkeitsſteuerkom⸗ miſſion wird dieſe aufgehoben und die Befugniſſe der Finanzkommiſſion übertragen. Punkt 7. Feuerwehrfeſt. Infolge der un⸗ günſtigen Witterung ſchloß das 40 jährige Stiftungsfeſt mit einem Defizit ab. Der Gemeinderat beſchloß deshalb, auf entſprechenden Antrag hin eine Rechnung für ge⸗ liehene Koſtüme für die Vorreiter im Betrage von 189 Mart auf die Gemeinde zu übernehmen. Schluß der Sitzung 8/ Uhr. » Gaſtſpiel. Neben Max Adalbert wirken anläßlich des am Fieitag, den 16. de. Mits., im Mannheimer Künſtlertheater Apollo beginnenden kurzen Gaſtſpils des Berliner Theaters, Berlin, eine Reihe erſter Berliner Dar- ſteller wie Max Landa, Feltz Spira, Richard Stacuburg, Maria Oeſer, Colette Corder, Frieda Brock, Margot Walter Landa, Ernft Putſchau, Wolf Kerſten, Helmut Kaſſing mit Regie: Direktor Hans Kuhnert. Das vorzüglich eingeſpielte Enſemble hat bisher in Köln, Frankfurt, München, Stuttgart, Wilen mit dem erfolgreichen Luſtſpiel in 3 Akten„Mällers“ von Friedmann—Frederich bei Preſſe und Publikum vollſte Anerkennung und einen ſich allabendlich wiederholenden ſtür ⸗ miſchen Heiterkeniserfolg errungen. * Der Nährwert der Milch. Milch iſt für die heranwachſende Jugend wegen ihrer das Wachstum fördern⸗ den Eigenſchaften ein weſentlicher Teil der Nahrung. Aber auch Erwachſene können die in der Milch enthaltenen Nähr⸗ ſtoffe zur Erhaltung und Kräftigung ihres Körpers vorzüglich verwerten. Das in der Milch enthaltene Eiweiß iſt ein be⸗ ſonders hochwertiges, wle der Vergleich zeigt, enthält Milch gegeyüber anderen Nahrungsmitteln recht viel Eiweiß Das Fett der Milch zeichnet ſich infolge ſelner feinen Verteilung durch einen hohen Grad leichter Verdaulichkeit aus, durch den Eiſengehalt wird bas Blut bereichert. Milch verbeſſert und ergängt die oft fehlerhafte Zuſammenſetzung unſerer Mahl⸗ zeiten; für werdende und ſtillende Mülter iſt Milch nahe; zu unentbehrlich. * Staatsbürgerliche Bildungstagung der Reichzentrale für Heimatdienſt. Am kommenden Sonnabend, den 17. September, findet im mittleren Saal des Gafthofs„Halber Mond“ in Heppenheim eine Staats bürgerliche Bildungste gung der Reichs zentrale für Heimatdienſt ſtatt. Die Tagung beginnt um 1120 Uhr vor⸗ mittags mit einem Vortrag des Dozenten an der Pädagogiſchen Akademie, Frankfurt a/ Main, Dr. K. Körber über„Die großen Linien der deutſchen Außenpolitik nach dim Welt⸗ kriege“. Nach der Mittagspauſe um 14,30 Uhr ſpricht Hern Dr. Meler, Referent für Exporikreditverſtcherung, Frankf 4/ Main, über„Deutſchland, Guropa und die Weltwirtſchaft“ Die Tagung ſchlteßt mit einem Referat von Oberſtudtendtrektor Dr. R. Oehlert⸗Frankfurt a/ Rain über„Wege zur Volks- gemeinſchaft“. Alle an der objektiven Erörterung politiſcher und witiſchaftlicher Fragen Jatereſſierte ſeien auch an dleſer Stelle zum Beſuch der Tagung herzlich eingeladen.