Aus Heſſen. Darmſtadt.(Zuchthaus für Urkundenfäl⸗ ſchung und Betrug.) Unter der Anklage einer ſchwe⸗ ren Urkundenfälſchung und Betruges ſtand der Karl Herrmann von Groß⸗Rohrheim vor dem hiei en Bezirks⸗ ſchöffengericht. Er war geſtändig, ſich durch einen ge⸗ fälſchten Kaufvertrag ein Fahrrad und drei Laternen erſchwindelt zu haben. Die Strafliſte des Angeklagten wies fünf Vorſtrafen wegen Diebſtahl und Betrug auf. Das Arteil lautete auf ein Jahr Zuchthaus und 100 Mark Geldſtrafe. Groß⸗Gerau.(Selbſtmord.) Die 34 Jahre alte Frau Anna El. Weber machte ihrem Leben durch Erhän⸗ gen ein Ende. Als die Kinder aus der verſchloſſenen Wohnung um Hilfe riefen, ſtieg ein Schutzmann in die Wohnung und holte die Frau herunter. Die Wiederbe⸗ lebungsperſuche waren ohne Erfolg. Gießen.(Schwerer Zuſammenſtoß.) Ein ſchwerer Unfall ereignete ſich in der Kaiſer⸗Allee. Der 17jährige Arbeiter Fritz Goß von hier befand ſich mit dem Fahrrad auf dem Heimweg. In dem Augenblick, als er ein Laſtauto überholen wollte, kam ihm von der an⸗ deren Seite die Straßenbahn entgegen. Der Zuſammen⸗ ſtoß war unvermeidlich, Goß wurde zur Seite geſchleudert, und flog mit dem Kopf auf den Bürgerſteig. Das Rad wurde zertrümmert. Der Schwerverletzte wurde mit dem Sanitätsauto zur Klinik gebracht. Aus dem badiſchen Lande. Mannheim.(Den Verletzungen erlegen.) Am 1. ds Mts. iſt ein auf dem Luzenberg wohnhafter 44 Jahre alter verheirateter Modellſchreiner auf dem Ulmen⸗ weg auf ſeinem Fahrrad mit einem Motorradfahrer zu⸗— ſammengeſtoßen, wobei beide zu Fall kamen. Der Rad⸗ fahrer hat ſich Verletzungen zugezogen, die ſeine Aufnahme im ſtädtiſche Krankenhaus notwendig machten. Dort wurde eine ſchwere Verletzung der Milz feſtgeſtellt, an deren Folgen er nach vorgenommener Operation nunmehr ge— ſtorben iſt. Mannheim.(Tödlich vom Auto überfahren) Ein 12 Jahre alter Schüler ſprang aus dem Hauſe Q 3, 16 hinter einem dort geſtandenen Wagen auf die Straße und lief dabei vor einen daherkommenden Perſonenkraft⸗ wagen. Der Knabe wurde umgeworſen und derart ſchwer verletzt, daß er auf dem Transnort zum Städtiſchen Kran⸗ ſenhaus bereits geſtorben iſt. In beiden Fällen iſt Unter— uchung eingeleitet. g 5 Aus der Pfaz. „ Lidwoisshafen.(Ein unhold feſtgenammen! Durch die Polizei feſtgenommen wurde wegen eines ſchwe zen Sittlichkeitsnerbrechens, begangen an neun bzw. el Jahren alten Mädchen, ein 49 Jahre alter geſchiedeneſ Zimmermann von Frieſenheim, der erſt vor kurzem au; dem Zuchthaus entlaſſen worden war. Oggersheim.(Opfer des Dürkheimer Wurſt⸗ marktes.) Auf der Nachhauſefahrt vom Dürkheime⸗ Wurſtmarkt fuhr der Motorradfahrer Otto Jakob Rup pert, Dentiſt aus Ludwigshafen, und als Soziusfahre⸗ ſein Bruder Willi Hans Ruppert etwa 200 Meter vo Oggersheim auf ein in gleicher Richtung fahrendes, mi 10 Perſonen beſetztes, Pferdefuhrwerk auf. Otto Jakok Ruppert war ſofort tot und Willi Hans Ruppert wurd⸗ in ſchwerverletztem Zuſtande in das ſtädtiſche Kranken. haus eingeliefert. Eine auf dem Pferdefuhrwerk befind. liche Perſon wurde durch den Anprall leicht verletzt. Sämt⸗ liche Perſonen wurden vom Wagen geſchleudert. Anong. Eyerragodte.) Die Kriminalpolizei fand den Bankier Alwin Lorf in ſeiner Wohnung tot auf. Die Ehefrau Lorfs erklärte, von ihrem Manne, mit dem ſie in Scheidung lebte, in letzter Zeit häufig mißhandelt worden zu ſein, und in der Frühe, als er das Hausgerät abholen laſſen wollte, mehrere Revolverſchüſſe auf ihn ab⸗ gegeben zu haben. Die Ehefrau wurde feſtgenommen. 100 Opfer des Erdbebens auf der Krim. Riga, 13. September. Aus Moskau wird amtlich gemeldet, daß durch ein Erdbeben in Südrußland, beſon⸗ ders die Städte Simferopol, Aluſchta, Livadia, Feodoſia Balaklawa gelitten haben. Insgeſamt ſind dem Erdbeben über 100 Menſchen zum Opfer gefallen. Die Telefon⸗ verbindung zwiſchen Sewaſtopol und Simferopol iſt un⸗ terbrochen, bei Blaklawa kenterte ein griechiſcher Dampfer. Die Manöver in Südrußland ſollen abgeſagt werden, da die Truppen zu Aufräumungsarbeiten herangezogen wor⸗ den ſind. Das Leningrader Obſervatorium verzeichnet ein, Erdbeben in einer Entfernung von 7000 Kilometern, deſ— ſen Herd man in Japan vermutet. Vom Sparen und ſeiner Kehrſeite. Es iſt von jeher eine der guten Eigenſchaften des deutſchen Volkes geweſen, daß es ſehr ſparſam war. Ungeheure Summen ſind vor dem Kriege auf die hohe Kante gelegt worden und dies gerade von Kreiſen, deren Einnahmen normalerweiſe ein Bankkonto nicht erforderlich machren. wenn wir die. Summen anfehe 5 Kriegsausbruch ſich als Sbafghllhaben ind f 15 a der Sparkaſſen befanden, ſo können wir heute ein Staunen nicht unterdrücken. Erreichte doch die Höhe der Sparguthaben 1914 im Deutſchen Reich den Betrag von faſt 20 Milliarden Mark. Wie dieſe Summen een mengeſchmolzen ſind, wie nach dem Kriege die Inflation die Beträge hat ſſch verflüchtigen laſſen, davon gibt die Zahl Kunde, die bei Beginn der Stabiliſierung als Sparvermögen des deutſchen Volkes ausgewieſen wurde. Sie betrug nämlich nur 200 Millionen Reichsmark. Welch ein Sprung von der Höhe der Milliarden in die Nie⸗ derungen kleiner Millionenzahlen. Aber ſo nach und nach ſcheint das Vertrauen zu der Feſtigkeit kulſchaf Wäh⸗ rung und zu der inneren Kraft unſerer Wirtſchaft doch wieder zurückzukehren. In dieſen Tagen konnte mitgeteilt werden, daß die Sparguthaben des deutſchen Volkes wieder auf vier Milliarden Mark angewachſen ſeien. Nun will das allerdings nicht dasselbe bedeuten, als wenn wir vier Milliarden in der Vorkriegszeit geſpart hätten. Das allgemeine Preisniveau ſteht heute um durchſchnittlich 60 Prozent höher als damals und infolgedeſſen kann der Wert dieſes Vier⸗Milliarden⸗Guthabens tatſächlich nur auf zweieinhalb Milliarden, an der Vorkriegszeit ge⸗ meſſen, berechnet werden. Wir haben alſo demnach erſt ein Achtel der Spartätigkeit von 1914 wieder zurückge⸗ wonnen. Nun darf man allerdings daraus nicht etwa den Schluß ziehen, daß die Stände, denen in der Haupt⸗ ſache die Spargelder entſtammen, wirtſchaftlich ſo glän⸗ zend geſtellt ſeien, um gewiſſermaßen Ueberſchüſſe als Sparguthaben zurücklegen zu können. Was heute geſpart wird, ſind tatſächlich nicht Ueberſchüſſe, ſondern Er⸗ ſparniſſe im wahrſten Sinne des Wortes. Auf ſo manche notwendige Anſchaffung wird verzichte, um einen Notgroſchen zu haben, falls irgendwelche Schickſalsſchläge kommen. Infolgedeſſen bedeutet dieſe Sparſamkeit heute immerhin noch eine Tatſache, die volkswirtſchaftlich mit ernſten Augen betrachtet werden muß: denn die Spar⸗ guthaben heute machen gewiſſermaßen einen Amweg und vermeiden den Eingang zu unmittelbarer produktiver Verwendung. Wenn für die Sparguthaben Anſchaſfungen gemacht würden, ſo würden die Summen direkt in die Wirtſchaft hineinkommen und nicht erſt auf dem Wege über die Sparkaſſen. Verantwortlich dafür zu machen iſt jedoch der Umſtand, daß heute unſer Lohn⸗ und Ge⸗ haltsniveau, an der Verteuerung der Dinge gemeſſen, weſentlich größer ſein könnte. Aufmerkſame Sozialpo⸗ litiker ſollten dieſer Kehrſeite des Sparens ihre Auf⸗ merkſamkeit ſchenken und auf eine Abhilfe ſinnen, die beides möolich macht, ſowohl Anſchaffungen beſorgen zu können, wie auch Sparguthaben zu hinterlegen. Bekanntmachung. Betr.: Die Abſchätzung des Tabaks auf dem Felde im Erntejahr 1927 in der Gemarkung Viernheim. Schätzungskommiſſion für einen jeden Ta⸗ Oktober bakpflanzer feſtgeſetzten Mindeſtertrags⸗ mengen der diesjährigen Tabakernte erſicht⸗ gesucht. Schriftliche Angebote lich ſind, liegt auf dem Rathaus, Zimmer g 14. bis einſchließlich 16. ds. Mts. offen.] ſind bei Einwendungen gegen die Abſchätzung können in dieſer Zeit während der üblichen Dienſt⸗ ſtunden bei uns vorgebracht werden. abzugeben. Tüchtige kautionsfähige Milsseute ß i„für den Saftladen zu Das Flurbuch, in welchem die durch die arunen Laub 3100 515 Mathias Träger, Blauehutſtr. 34 Schöne Zwetſchen 10 Pfd. 60 Pfg. hat zu verkaufen Bela, Luiſenſtraße 56. Vokloren am Freitag vom Brunnenfeld bis an Moltkeſtr. 15. Ferner wird darauf aufmerkſam ge⸗ macht, daß nach§ 9 der Tabakbauordnung 9 l ˖ 5 die auf dem Felde vorhandenen Strünke l I 1 Kartoffel⸗Karſt (Stengel) nach beendeter Ernte, ſpäteſtens f 14 Tage nach dem Abblatten vernichtet Schreibtisch werden müſſen. billig zu verkaufen. Viernheim, den 13. September 1927. Ludwigſtr. 12. 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W.— Schriſftlettung, Druck u. Berlag: Joh. Martin, Bech ftagelle Rathaus ftr. — Neues in Kürze. 28: Der preußiſche Finanzminiſter hat etklärt, Daß Preußen imſtande ſei, die Beſoldungserhöhung für die preußiſchen Beamten allein zu tragen. 16: Die Ankunft des franzöſiſchen Miniſters des Aeußern, Briand, aus Genf in Paris iſt offiziell für Freitag abend feſtgeſetzt. Briand wird bereits an dem Miniſterrat, der am Samstag vormittag ſtattfindet, teil⸗ nehmen. ö 16: Zur Anterſuchung der Taurogger Unruhen hat die litauſſche Regierung eine Kommiſſion eingeſetzt, der bereits die Verhaftung von 100 Aufſtändiſchen gelungen iſt. 16: Zwiſchen Italien und Frankreich iſt es in Genf zu einem Zwiſchenfall gekommen, weil Paul Boncour der Verlegung des Inſtituts für Kinematographie nach Rom wegen der Gefahr des Faſchismus widerſprach. 16: In Leningrad ſind neun Perſonen wegen Spio⸗ nage zu Gunſten Englands zum Tode verurteilt worden. 22 22 paris, Waſhington und Moskau. e In Paris iſt man eifrig mit den Vorbereitungen für den 19. September beſchäftigt. Die großen Pracht⸗ ſtraßen entlang ſind bereits die Fahnenſtangen aufgerich⸗ tet, geſchmückt mit metalliſch bemalten Pappeemblemen der Vereinigten Staaten und der franzöſiſchen Republik und die Champs⸗Elyſee hinauf ſind zwiſchen dieſen Stan⸗ gen nach der Art von Blumengewinden Ketten von elek⸗ triſchen Birnen gezogen. Man tut eben alles, um dem 19. September, der dieſes Jahr als geſetzlicher Feiertag gelten ſoll, einen würdigen Rahmen zu geben und die etwa 30000 ehemaligen amerikaniſchen Kriegsteilnehmer, die Mitglieder der ſogenannten amerikaniſchen Legion, ſo zu feiern, daß dieſe Tage nicht aus ihrer Erinnerung verſchwinden werden. Nicht weniger als fünf Miniſter ſind denn auch aufgeboten worden, um vor den Amerikanern die franzöſiſch⸗amerilaniſchen Waffentaten und die franzöfiſch⸗amerilaniſche Freundſchaft, zu feiern. Als erſter wird Poincaree bei einem Feſt⸗⸗ eſſen ſprechen, das am 18. September ſtattfindet, es fol⸗ gen dann Anſprachen Tardieus, des Kriegsminiſters Painleves, des Marineminiſters Leygues und auch der Penſionsminiſter Marin, der bekanntlich auf dem äußerſten rechten Flügel des Kabinetts ſteht, wird es ſich nicht nehmen laſſen, die Amerikaner zu feiern und ſo wer⸗ den uns Deutſchen dann in dieſen Tagen wohl häufiger die Ohren klingen. Vielleicht wäre der amerikaniſchen Re⸗ gierung mehr daran gelegen, daß die Handelsver— tragsverhandlungen vom Flecke kämen, denn man iſt in Amerila teilweiſe recht beſorgt, da Deutſchland auf Grund ſeines neuen Handelsabkommens mit Frankreich für eine Reihe von Waren, die Amerika ebenfalls für Frankreich liefert, Zugeſtändniſſe erreichen konnte, ſodaß ſich Washington nunmehr bemüht, ſeine handelspolitiſche Poſition in Frankreich wieder zu verheſſern, wobei es allerdings auf nicht allzu große Gegenliebe vorerſt ſtößt, was immerhin begreiflich iſt, da Amerika zweieinhalb Mal ſoviel Waren in Frankreich abſetzt, als es aus Frank⸗ reich bezieht. Man befürchtete in Paris zunächſt, daß die Feſtlich⸗ keiten des 19. September von kommuniſtiſcher Sei⸗ te geſtört werden würden und daß die ehemaligen ame⸗ ritaniſchen Kriegsteilnehmer, die die alten Kampfſtätten beſuchen wollen, mancherlei Beläſtigungen ausgeſetzt ſein würden, da die Kommuniſten die Parole herausgeg, ben hatten, gegen den Beſuch der Amerikaner zu prote⸗ ſtieren, da die amerikaniſche Legion eine„reaktionär⸗ nationaliſtiſche Organiſation des amerikaniſchen Impe⸗ rialismus“ ſei, die in der Hauptſache Faſchiſten umfaſſe. Die Sozialdemokraten hingegen begnügten ſich mit der Erklärung, daß ſie an den Feierlichkeiten nicht teilneh⸗ men würden und auch die„Liga für Menſchenrech⸗ tell, die in Frankreich über eine Million Mitglieder zählt, empfahl ihren Angehörigen, 0 von allen Feierlichkeiten fernzuhalten. Man ſieht, daß die Begeiſterung für merika, wie ſie nach dem Lindbergh⸗Flug in die Er⸗ ſcheinung trat, verpufft iſt und daß die Hinrichtung accos und Vanzettis die Stimmung in Paris, oder doch wenigſtens in gewiſſen Kreiſen der franzöſiſchen Bevölkerung hat umſchlagen laſſen. Nunmehr ſcheint es aber ſicher zu ſein, daß mit uheſtörungen nicht zu rechnen iſt, was wieder⸗ um weniger darauf zurückzuführen iſt, daß die Pariſer Polizei umfangreiche Maßnahmen getroffen hat, als viel⸗ mehr darauf, daß es Moskau nicht geraten er⸗ cheint, die Atmoſphäre durch kommuniſtiſche Demon⸗ rationen noch zu verſchlechtern. Tatſächlich zieht der zwiſchenfall Rakowſki immer weitere Kreiſe und ie Angriffe gegen den Sowjetbotſchafter in Paris halten n unverminderter Schärfe an, zumal ſich an ihnen neuer⸗ dings auch Blätter der Linken beteiligen. Es ſcheint ſicher, daß ſich der ran ch Miniſterrat be⸗ teits dafür entſchieden hat. die Rhberufuna Rakow⸗ Donnerstag, den 15. September 1927 A 44. Jahrgang luis zu fordern und daß man nur auf die fur Ende der Woche angekündigte Rückkehr Briands nach Paris wartet, um offiziell eine derartige Forderung zu er⸗ heben. Die Frage iſt dann lediglich, ob dieſe Abberufung Rakowſkis bereits den Auftakt zum Bruch zwi⸗ ſchen Paris und Moskau bedeutet, oder ob es Briand und auch Tſchitſcherin gelingen wird, dieſe Kon— ſequenz zu vermeiden. Daß man daher unter ſolchen Umſtänden in Mos⸗ kau alles vermeidet, was zu einer Verſchärfung der Lage beitragen lönnte und deshalb auch die urſprüng⸗ lich geplanten Demonſtrationen abbläſt, iſt nicht weiter verwunderlich, denn man dürfte in Moskau kein Intereſſe daran haben, daß dem Bruch mit London kuch der Bruch mit Paris folgt, und die Tatſache, daß Mos⸗ du in Paris einen Nichteinmiſchungspakt ange⸗ boten hat, läßt ja bereits erkennen, daß man den Bruch mit Frankreich zu vermeiden ſucht. Parteien und Neichsſchulgeſetz Die Diskuſſion lebt auf. Berlin, 14. September. In letzter Zeit wurden verſchiedentlich Nachrichten ver⸗ breitet, wonach zwiſchen der Deutſchen Volkspar⸗ tei und dem Zentrum erneut Verhandlungen über ein Kompromiß in der Schulfrage ſtattgefunden hätten. So war unter anderem gemeldet worden, daß die Deutſche Volkspartei ſich mit dem Regierungsent— wurf zufrieden geben würde, wenn ihre Anhänger in Süd weſtdeutſchland durch Schonung der Si⸗ mult anſchule zufriedengeſtellt würden. Demgegenüber betonte dann die„Nationalliberale Korreſpondenz“, das offizielle Organ der Deutſchen Volkspartei, daß die Mel⸗ dung in dieſer beſtimmten Form jeder Grundlage entbehre, daß die Haltung der Partei zu den ſtrit⸗ tigen Fragen unverändert ſei und daß überhaupt die Verhandlungen über das Schickſal des Reichsſchul⸗ geſetzes nicht früher einſetzen würden, bis ſie wieder in den Kreis der parlamentariſchen Arbeiten ge⸗ zogen ſeien. In der Folge hat dann auch die„Germania“, das offizielle Zentrumorgan zu dieſer Angelegenheit Stel⸗ lung genommen und wenn ſie auch dementierte, daß of- fizielle Verhandlungen zwiſchen Volkspartei und Zen— trum nicht ſtattgefunden hätte, ſo gab ſie doch zu, daß zwiſchen dem Zentrumsabgeordneten Rheinländer und dem Volksparteiler Runkel unverbindliche Beſprechun⸗ gen über den Geſetzentwurf ſtattgefunden haben, doch be— merkte das Zentrumsorgan gleichzeitig, daß binden de Erklärungen und Abmachungen vor dem Zuſammentritt der Fraktionen nicht möglich wären. N Nach dieſen Meldungen und Gegenmeldungen ſcheint ſich nun zu ergeben, daß zwar das Reichsſchulgeſetz wieder lebhafter ſeitens der daran intereſſierten politiſchen Perſönlichkeiten diskutiert wird, daß aber die weiter— gehenden Meldungen, die einerſeits von einer Nachgiebig— keit des Zentrums, andererſeits von einem Umfall der Volkspartei ſprechen, den Tatſachen weit vorauseilen. Kriſenſtimmung in der Regierungskoalition? Daß aber der Kampf um den Reichsſchulgeſetzent⸗ wurf jetzt wieder ſtärker in den Brennpunkt der politi⸗ ſchen Diskuſſion gerückt iſt, zeigen überdies auch die Aus⸗ führungen, welche der Vorſitzende der Deutſchen Volks— partei, Dr. Scholz, in Königsberg vor Mitgliedern ſeiner Partei gemacht hat und in welchen er betonte, daß die Volkspartei keinem Entwurf zuſtimmen werde, in wel— chem die abſolute Schulhoheit des Staates nicht völligunangetaſtet bleibt. Wei erh in betonte er, dag die Gemeinſchaftsſchule unbedingt als Regel⸗ ſchule anzuſehen ſei und daß ſie unbedingt beſtehen blei— ben müſſe, wenn nicht für die Konfeſſionsſchule eine aus— drücklich zugelaſſene Option vorliegen würde. Auch die Simultanſchule müſſe da, wo ſie geſetztlich feſt— gelegt iſt, alſo in Baden, Heſſen, Heſſen-Naſſau und in; der Pfalz, unbedingt erhalten bleiben, da es kein beſſeres Mittel gebe, um die konfeſſionellen Gegenſätze zu mildern. Weiterhin bemerkte Dr. Scholz noch, daß auch das zu erwartende Konkordat unter keinen Um⸗ ſtänden die Schulhoh eit des Staates antaſten dürfe, um dann zum Schluß ſeiner Ausführungen zu be— tonen, daß die Beratung des Reichsſchulgeſetzes einen ſchweren Prüfſtein für die Zuſam menarbeit der Regierungskoalition abgeben würde und daß, wenn es nicht gelingen ſollte, dem liberalen Stand⸗ punkt der Volkspartei auf dieſem Gebiet Geltung zu verſchaffen, darin eine Gefahr für die Beſt and der Koalition erblickt werden müſſe. Aus dieſen Aeuße⸗ rungen erhellt nun, daß tatſächlich die nächſte Zeit eine, Art Kriſenſtimmung im Reichstag bringen wird, denn da auch das Zentrum unbedingt auf ſeinem bis⸗ her eingenommenen und auf dem Dortmunder Katho⸗ likentag beſonders unterſtrichenen Standpunkt zu be⸗ harren gedenkt, ſo wird es aller Geſchicklichkeit der un⸗ terhandelnden Parlamentarier bedürfen, um das Regjie⸗ tungsſchiff um dieſe Klippe herumzuſteuern. Reichstagsbeginn am 3. Oktober. 0 0 Die Wiederaufnahme der parlamentariſchen Arbeiten. Berlin, 15. September. Der Aelteſtenrat des Reichstages trat ge⸗ ſtern nachmittag 4 Uhr zuſammen, um endgültig Be⸗ ſchluß über den Zeitpunkt des Zuſammentrittes des Reichstages zu faſſen. Hierbei wurde der 3. Oktober als Termin der nächſten Reichstagsvollſitzung feſtgeſetzt auf deren Tagesordnung die Beamtenbefoldung, das Reichsſchulgeſetz, das Liquidationsſchädengeſetz, ſowie berſchiedene kleinere Anfragen und Interp:! ionen ſtehen werden. f Zielloſe Abrüſtungsdebatten. Ein neuer franzöſiſch⸗polniſcher Vorſtoß. D Genf, 14. September. Des engliſchen Außenminiſters Hoffnungen, daß mil der Ueberweiſung des polniſchen Nichtangriffs⸗ pakt an die dritte Kommiſſion hier nur noch darüber beraten werden würde, wie man das Genfer Proto— koll in Ehren begraben könnte, haben ſich nicht erfüllt, vielmehr iſt ſogar im Gegenteil zu beobachten, daß in der Abrüſtungskommiſſion des Völkerbundes ein neuer Kampf entbrannt iſt, indem jetzt unter entſprechender Verquickung der Abrüſtungs- und Sicherheitsbegriffe ein neuer Sturm gegen die britiſche Politik gelaufen wird. War es während der Generaldebatte in der Voll— verſammlung des Völkerbundes nicht möglich, aus den Ausführungen Chamberlains und Briands eine ſtrikte Gegenſätzlichkeit in der Frage des Genfer Proto— kolls herauszuleſen, ſo hat ſich dies in dem Augenblick geändert, in welchem anſtelle des franzöſiſchen Außenmini⸗ ſters der Delegierte Paul Boncour in der dritten Kommiſſion die framöſiſchen Intereſſen verteidigte, wo er ſich in harmoniſcher Eintracht wit dem polniſchen Ver— treter Sokal zuſammenfand. i Jetzt erhellt weiterhin auch, warum Polen in den letzten Vollverſammlungen des Völkerbundes plötzlich in ſeinen Forderungen ſo beſcheiden geworden war, daß es faſt widerſpruchslos die ſtark friſierte Reſolution an die Kommiſſion überweiſen ließ. Denn Briand konnte ſich unmöglich zum Vor lämpfer eines franzöſiſch⸗eng⸗ liſchen Gegenſatzes deklarieren, während Paul Bon⸗ cour ſchon immer die franzöſiſche Sicherheits- und Ab⸗ rüſtungstheſe verteidigt hat, wie ſie auch dem polniſchen Bundesgenoſſen als erſtrebenswerte Löſung vorſchwebt. Damit war dann der franzöſiſche Außenminiſter nach außen hin entlaſtet, ſodaß unter dem Deckmantel der Abrüſtungsbeſprechungen jetzt die große Offen⸗ ſive für das Genfer Protokoll beginnen konnte, indem Paul Bonco ur den polniſchen Sicherheitsforde⸗ rungen weitgehendſte Anterſtützung gewährte und mit der Forderung hervortrat, ein kontinentales Protokoll auszuarbeiten, dem ſich England an⸗ ſchließen und an dem auch Deutſchlang mitar⸗ beiten ſoll. N Für Verewigung der Grenzziehung im Oſten. Der polniſche Delegierte Soka! führte dann die ſo begonnene Offenſire weiter, indem er ausführte, daß die Schwierigkeiten in der Abrüſtungsfrage in der Unklar⸗ heit der politiſchen Verhältniſſe und in der Furcht vor dem Kriege keoründet wären und daß deshalb erſt die territoriale Sicherheit und na— tionalen Unabhängigkeit gewälrleiſtet werden müſſe, ehe an das Abrüſtungsproblem ſelbſt herange— gangen werden könne. Auch der belgiſche Delegierte de Brouquere ſchloß ſich, mit einigen Vorbehalten den franzöſiſch-polniſchen Ausführungen an, ſodaß man jetzt alſo vor der Tatſache ſteht, daß der von franzöſiſch-polni⸗ ſcher Seite während der gegenwärtigen Völkerbundsta— gung während der gegenwärtigen Völferbundstagung im⸗ mer wieder geltend gemachte Hinweis auf die Gefährdung! des Friedens und im Zuſammenhang damit auf den Abſchluß von kontinentalen Sicherheitsverträgen in ver⸗ ſtärktem Maße zum Gegenſtand der Debatten gewor— den iſt und zwar mit der einzig möglichen Auslegung, daß der im Verſailler Vertrag geſchaffene Zuſtand der deut⸗ ſchen Grenzziehung im Oſten für die Zukunft durch Deutſchlands Beteiligung an derartigen Sicherheitsver⸗ trägen verewigt werden ſoll. Es kann daher die fortgeſetzte Betonung der Bedrohung des Friedens und die Schaffung der internatisnalen Sicherheitsgarantien nut als ein Mittel aufgefaßt werden, um in Genf bereits eine Atmoſphäre zu ſchaffen, die in der Zukunft den Abſchluß von weitgehenden Sicher⸗ heitsverträgen mit Deutſchland ermöglichen ſoll. 2 Wiederaufnahme der Natsſitzungen. Die Abänderungsmöglichteit von Natsbeſchlüſſen gegeben? Genf, 14. September. Wie ſoeben bekannt wird, ſind für morgen zwei Ratsſitzungen, eine Vormittags⸗ und eine Nachmit⸗ tagsſitzung ſeſtgeſetzt worden. In dieſen beiden Sitzungen rden die vier noch ſchwebenden Danziger Fragen, ba de ungariſch⸗rumäniſche Streitfall zur rledigung gelangen. f Zu den vier Danziger Fragen gehören: Das pol, niſche Munitionslager auf der Weſternplatte die Klage der Danziger Eiſenbahner gegen den polniſchen Staat, die Exterritorialität auf der We⸗ ſſternplatte und die Danziger Kommunal- Anleihe. Das juriſtiſche Komitee, das zur Prüfung der Abänderungs möglichkeit von Ratsbeſchlüſ⸗ ſen für die Weſternplattenfrage eingeſetzt worden iſt, hat nach Abſchluß ſeiner Arbeiten dem Völkerbundsrat ein noch vertraulich zu behandelndes Gutachten eingereicht. Es verlautet, daß dieſes Gutachten die Möglichkeit der Abänderung von Ratsbeſchlüſſen vor⸗ ſieht. Somit würde der Völkerbundsrat ſeine bis⸗ herigen Beſchlüſſe über das polniſche Munitionslager in Danzig formell⸗ rechtlich abändern können. Zur Klage der Danziger Eiſenbahner hat die polniſche Delegation ein umfangreiches Gutachten eingereicht. Die Danziger Kommunalanleihe wird vom Rat im Rahmen des Berichtes des Finanzkomitees behandelt werden. 2 * Der ungariſch⸗rumäniſche Streitfall. Der Bericht des Juriſtenkomitees fertiggeſtellt. O Genf, 14. September. Das ſechsgliedrige Juriſtenkomitee, das unter Vor⸗ ſitz Chamberlains den ungariſch-rumäniſchen Streitfall geprüft hat, hat nunmehr ſeine Arbeiten abgeſchloſſen und dem vom Völkerbund eingeſetzten Dreier⸗ komitee(England, Japan und Chile) einen Bericht vor— gelegt. Der Inhalt dieſes Berichtes wird vorläufig noch ſtreng geheimgehalten, da der Kompromißvor⸗ ſchlag des Juriſtenkomitees zunächſt von dem Dreierkomitee eingehend geprüft werden ſoll. Es ſteht noch nicht feſt, wann der ungariſch-rumäniſche Streitfall vor dem Völ⸗ kerbundsrat verhandelt werden wird, möglicherweiſe jedoch ſchon in der morgigen Ratsſitzung. Die Angariſche Re— gierung hat offiziell das Völkerbundsſekretariat davon in Kenntnis geſetzt, daß Ungarn im Rate bei der Be— handlung des Streitfalles durch den Grafen Apponyi vertreten ſein wird. Abreiſe der Außenminiſter. Die Rücklehr der deutſchen Völkerbundsdelegation. Genf, 15. September. Dr. Streſemann wird ſich wahrſcheinlich Anfang nächſter Woche nach Berlin zurückbegeben, doch dürfte ſeine Abreiſe von dem weiteren Verlauf der Ratsver— handlungen ſowie von der Rückkehr Briands nach Genf abhängig ſein. Die übrigen Mitglieder derde utſchen Delegation werden vorausſichtlich Mitte nächſter Woche nach Berlin zurückkehren. Außenminiſter Briand begibt ſich nach den bis— herigen Dispoſitionen morgen vormittag um 11 Uhr nach Paris, um an der am Samstag ſtattfindenden Ka— binettsſitzung teilzunehmen. Ob Briand Anſang näch⸗ ſter Woche wieder nach Genf zurückkehren wird, wie urſprünglich vorgeſehen war, ſteht noch nicht feſt. Außen⸗ miniſter Chamberlain reiſt vorausſichtlich bereits heute Abend ab. Polens Schulterror in Oberſchleſien. 0 Wieder eine deutſche Minderheitsſchule geſchloſſen. F Kattowitz, 14. September. Die Eltern von 32 deutſchen Kindern in Koſchen⸗ tin ſind in den Schulſtreik getreten, nachdem die deutſche Minderheitsſchule von der Wojwod⸗ ſchaft widerrechtlich geſchloſſen worden iſt. Bei Schließung der Schule wurde behauptet, daß die erfor⸗ derliche Anzahl von 40 Kindern nicht vorhanden ſei, ob⸗ wohl bereits 32 Kinder die Schule beſuchten und 16 weitere Kinder, die in dem Vorjahr zum Schulanterrich. angemeldet worden waren, vom Unterricht aber un⸗ berechtigterweiſe fern gehalten wurden. Inzwiſchen iſt die Zahl der Anmeldungen für die Minderheitsſchule auf 51 geſtiegen. Da die Eltern mit ihren Kindern bei Schulbeginn, als ſie die Kinder zur Schule führten an die polniſche Schule verwieſen wurden, weigerten ſie ſich ies zu tun und traten in den Schulſtreik. Die ſtrei⸗ kenden Eltern haben bereits Strafbefehle erhalten und hiergegen Einſpruch erhoben. Sollte die Wojwod⸗ 0 nicht einſchreiten, ſo ſind die Eltern entſchloſſen, 7 eim Völkerbund Ein ſfpruch einzulegen. Die Trümmer der„Old Glory“. Drei Behälter mit großen Benzinmengen geborgen. O Newyork, 14. September. Zwei Funkſprüche des Dampfers„Kyle“ geben nähere Einzelheiten über die von dem Dampfer gefundenen Aeber⸗ reſte der„Old Glory“ wieder. Es handelt ſich vor allem um 34 Fußflügelreſte mit drei Benzinbehäl⸗ tern kleineren Drahthebel und Röhrenreſten. Die Behälter ſind wahrſcheinlich infolge des ſtarken Anpralles auf das Waſſer gewaltſam losgeriſſen wor⸗ den und mit der Mannſchaft untergegangen. Der Dampfer„Kyle“ ſetzt trotzdem ſeine Suche weiter fort weil er einmal noch andere Flugzeugteile zu finden hofft, andererſeits noch mit der ſchwachen Möglich⸗ keit rechnet, die Mannſchaft im Rettungsboot zu finden. Bei dem hohen Seegang der letzten Zeit kann jedoch kaum damit gerechnet werden, daß ſich das Net⸗ tungsboot hat über Waſſer halten können. Naturkataſtrophen und Anglücksfälle. Taifunkataſtrophe in Japan.— Ueber 1000 Tote. London, 14. September. Wie aus Tokio berichtet wird, ſind durch rieſige Fluten in Kyuſhu ſchwere Ueberſchwem mungen verurſacht worden, wobei Tauſende von Perſonen ertranken. Die Verbindungen ſind vollſtändig unter⸗ brochen und man befürchtet, daß die niedriger gelegenen Teile der Inſel vollkommen weggeriſſen werden könnten. Die Boote an der Küſte wurden durch die Fluten in die Stadt getrieben. Hunderte von Fiſcherbooten ſind ver⸗ loren. Die Kataſtrophe wird auf ein Meeresbehen einige Meilen von der Küſte entfernt zurückgeführt. Na⸗ gafaki und einige andere. Städte wurden von einem ſchweren Taifun heimgeſucht. Zahlreiche Häuſer ſind zuſammengebrochen und die telefoniſchen Verbindungen ſind unterbrochen. 0 Nach den letzten Berichten aus den verſchiedenſten Teilen Japans iſt der angerichtete Schaden außerordentlich groß. In Kyuſiu wird die Zahl der Toten zwiſchen 1000 und 1150 angegeben. Die Stadt Kojima ſowie die Städte Nakamura und Nagawaki wurden am ſchwer⸗ ſten von dem Unwetter betroffen. Die drei Städte und ein zwei Meilen Meilen dahinter liegendes Gebiet wurden vollſtändig überſchwemmt. In Kojima wurden 2900 Häuſer zerſtört. In Nakumura etwa eine gleiche Anzahl und in Nakajima etwa 500. Der Taifun brach cc mit der Kaffeemühle. Er iſt kein 12 055 im landläufigen Sinne, ſondern ein Verbeſſerungsmit tel f feinſter Art. Alſo: Aecht Franck zu jedem Kaffee. etwa um 10 Uyr morgens aus und dauerte ununkerbro⸗ chen bis halb 12 Uhr mittags. Im Innern des Landes ſind die Flüſſe über ihre Ufer getreten und haben große Teile der Reisernte vernichtet. In Omuta ſtehen 5000 Häuſer unter Waſſer und 115 000 Perſonen ſind obdachlos geworden. Nagaſaki hat unter ſchweren Stürmen gelitten, iſt aber von den ſchlimmſten Ausbrü⸗ chen des Taifun verſchont geblieben. Auch in Kumanote Schiffe und Strandboote ſich vor dem Sturm retten, Unwetter in Mexiko. London, 14. Sept. Bei Ueberflutungen durch Stürme an der mexikaniſchen Küſte wurden zahlreiche Perſonen getötet. Hunderte ſind verletzt, tauſende ſind obdachlos geworden. Wegen der vollſtändigen Unter⸗ brechung der Verbindungen treffen die Nachrichten nur mit großer Verſpätung ſehr ſpärlich ein. Beſonders ſchwer ſind die Zerſtörungen am Golf von Tehuantepec im Staate Oaxaca bis nach Guyamas in Staate Sonora. Sie erſtrecken ſich auf ein Gebiet von mehr als 1000 Meilen Länge. Der Verluſt an Menſchenleben iſt beſonders ſchwer in Salina Cru. Schweres Straßenbahnunglück in Newyork. Newnork, 14. Sept. In dem Newyorker Vorort Weehawken fuhr ein vollbeſetzter Straßenbahnwagen bei geöffneter Schranke auf die Eiſenbahngeleiſe. Ein Gü⸗ terzug brauſte heran. Der Führer der Straßenbahn, der ſeine Geiſtesgegenwart verloren hatte, ließ den Wa⸗ gen mitten auf den Schienen ſtehen und der Zug raſte in die Straßenbahn hinein. Aus den Trümmern des Stra⸗ ßenbahnwagens wurden zwei Tote und 32 Verletzte, dar⸗ unter mehrere mit lebensgefährlichen Wunden, geborgen. Schweres Autobusunglück im Rheinland. Trier, 14. September. An der Prüm weſtlich von Bitburg ſtürzte ein Autobus infolge Verſagens der Bremſe ö Reer in einen Graben und überſchlug ſich. Ein Inſaſſe war 17 tot, ſechs Perſonen wurden ſchwer und vierzehn eicht verletzt. f eee Vom Leben geheizi Roman von J. S chneider-Foersfl Urbeberrechisschulz 1926 durch Verlag Osker Velsfer, Werdau (36. Fortſetzung.)(Nachdruck verboten.) Ganz verblüfft ſah ihm Sanders in das feingerötete Ge— ſicht. Die Augen des jungen Menſchen baten und bettelten und hingen unverwandt an den ſeinen. Dem Doktor wurde ganz eigens zumute.— Es gab Men⸗ ſchen, die ein gewiſſes Ahnungsvermögen ihr eigen nannten, ein Vorfühlen und Schauen von Dingen, die anderen noch völlig fremd und unbekannt waren. Trotzdem, was ging es den Bedienten ſeines Oheims an, wenn er ſich Hals und Bein brach!— Das war lediglich ſeine Sache! „Ob ich nun ſtürze oder nicht, das kann Ihnen doch völ⸗ lig gleichgültig ſein!“ ſagte er leichthin. „Und Ihre Braut, Herr Doktor?“ Sanders ſtarrte ihn an:„Erlauben Sie, was geht Sie meine Braut an?“ „Ich dachte nur!“ kam es verſchüchtert,„weil Sie vorher den Filcher ſo eindringlich nach ihr gefragt haben, da meinte ich, Sie hätten Sie ſehr lieb und würden ihr den Kummer erſparen, wenn ſie doch ohnedies ſchon ſoviel Leid trägt.“ Sanders kannte ſich nicht mehr aus, was er eigentlich von Martens halten ſollte. Der ſtürzte einem die Gedan⸗ zen über den Haufen, wie ein Wirbelwind das feſteſte Dach⸗ werk. Dieſer Menſch war direkt unheimlich in ſeiner geſamten Weſenheit. In ihm war alles vereint, was ſonſt zueinander paßte wie Feuer und Schnee: Er war die Beſcheidenheit ſelbſt und konnte eben im Augenblick ſo zudringlich ſein, wie nur irgend jemand. Er pflegte niemals ſeine Meinung zu äußern und kümmerte ſich dann plötzlich wieder um Dinge, die ihn abſolut nichts angingen. Er war die Ehr⸗ lichkeit in Perſon und log ein andermal wieder, daß es nur jo eine Art hatte. Und ſchämte ſich, das Hemd vor dem Arzt über den Oberkörper zu ſtreifen, und duldete, daß die Anne ſtundenlang an ſeinem Bette ſaß, ſelbſt nachts. * Der Doktor konnte es ſich nicht mehr zuſammenreimen. „Der Martens iſt nicht unter eine einzelne Haube zu bringen,“ hatte die Köchin einmal im Scherz geſagt. Es mochte wohl ſtimmen. An der Tür klang ihm die Stimme des Kranken noch nach:„Nicht den„Nordſtern“! Bitte, Herr Doktor!“ „Na, dann nehme ich eben ein anderes. In Gottes Na⸗ men!“ ſagte er ärgerlich und klinkte das Schloß ein. Er glaubte ganz deutlich ein Aufſchluchzen hinter ſich ge⸗ hört zu haben. ** * „Alſo, wie geſagt,“ ſprach Guonſki, der auf Falkenberg ſeinem Beſucher gegenüber ſaß,„ich weiß nichts über den Aufenthalt Ihrer Braut. Ich habe das auch Herrn Hell⸗ muth ſchon mitgeteilt. Ich hatte nie die Ehre, irgendwie in Korreſpondenz mit Fräulein Rommelt zu ſtehen. Ein leichter Spott glitt dabei um ſeinen breiten Mund. „Glauben Sie, daß auch von dem übrigen Perſonal mir niemand Auskunft geben kann?“ „Nein! Es iſt lauter neues Perſonal, das bei mir ſchafft.“ f Sanders erhob ſich:„Geſtatten Sie noch eine Frage, Herr Guonſtkil Iſt Ihnen ein Hans Martens bekannt?“ „Mir? Nicht, daß ich wüßte! Ich höre heute den Na⸗ men das erſtemal!“ „Er hat auch nie bei Ihnen auf dem Gute gedient?“ „Nein! Ich habe alle die Namen im Gedächtnis. Dieſen einen nicht. Weshalb?“ „Ein unbeſtimmtes Etwas warnte den Doktor, die Wahr⸗ heit zu ſagen, und zwang ihn, nach einer Lüge zu greifen, die er bei Martens erſt heute ſo ſehr gerügt hatte. „Vor einigen Wochen,“ ſprach er,„wollte ein Mann bei meinem Onkel Arbeit ſuchen, der angab, er habe zuvor bei Ihnen gedient. Er hieß Martens.“ „Das iſt gelogen,“ ſagte Guonſki hart.„Wenn er kommt, werfen Sie ihn hinaus. Es gibt ganz unverfrorene Indi⸗ viduen, die allen Schwindel los haben.“ Sanders empfand auf dem Heimweg einen maßloſen Zorn gegen Martens. Das hieß man denn doch die Leute an der Naſe herum⸗ führen! Welches war nun die Wahrheit? Kannte er Guonſki, oder kannte er ihn nicht? Halte er wirklich bei ihm im Dienſte geſtanden oder nicht? Da kam es ihm blitzartig zum Erinnern, was der junge Menſchen im Fieber geſagt hatte:„Lene, hab' doch Erbar⸗ men. Du mußt mir helfen, Lene, gib mir die Papiere deines toten Enkels, damit ich die Stelle bekomme.“ Hier lag des Pudels Kern, und er war noch dazu ſehr einfach zu knacken geweſen. g Er ſegelte mit falſchen Papieren. Das war des Rätſels Löſung. Da konnte er ganz gut bei Guonſki im Dienſt geſtanden haben, aber unter anderem Namen. Er mochte wohl Grund haben, ſeinen richtigen Namen zu verſchweigen. So war es und nicht anders! Wenn Hellmuth wiederkam, würde er ihn auf Martens aufmerkſam machen. Man durfte ihm nur vorher nichts merken laſſen, ſonſt kniff er allenfalls noch zur rechten Zeit aus. Je länger er darüber nachdachte, deſto mehr lebte er ſich in ſeinen Zorn hinein. Aus dem Zorn wurde Mißtrauen. aus dem Mißtrauen ein Ekel, der alles in doppelter Größe wiedergab, was der junge Menſch an Fehlern an ſich trug. Von heute an wollte er ſich nicht mehr von ihm beirren laſſen. Er hatte ihn nun völlig durchſchaut. Der Kerl tat ſcheinheilig, machte ſich jede Nachgiebigkeit zu Nutzen, log. täuſchte Tugenden vor, die er nicht hatte, ſein ganzes Ge⸗ baren trug den Stempel der Falſchheit und vielleicht—— vielleicht ſtahl er auch! Warum ſollte er nicht ein Dieb ſein, wenn er alles andere war. Aber er würde ihm ſchon auf die Spur kommen und ihm ſein Mätzchen vertreiben. Gut, daß das Pferd ſeinen Weg ohne den Reiter fand, denn dieſer achtete nicht im mindeſten auf die Richtung! Die ſchlanke Geſtalt ſaß hoch aufgerichtet, als gelte es der Abwehr eines Feindes, der aus dem Hinterhalte ſprang. Unter dem dunklen Hut lugte das ſchwarze Haar und fiel feucht in die Stirne. Die Augen aber zeigten ein zorniges Flammen und Blitzen. Und alle dieſe ganze Aufregung verdankte er nur dieſem Individuum, das ſich da unter einem falſchen Namen auf Schloß Eck eingeſchlichen hatte. „Wenn ich ihn entlarvt habe, dann ſei ihm Gott gnädig!“ murmelte er vor ſich hin und ſchrak auf, als das Pferd. einen Satz machte und vorwärtsſtürmte. f 0 Fortſehung folgt) * haben, wie man befürchtet, nur wenig der zahlreichen können. Aus dem In, und Auslande. pe Deutſch⸗ſpaniſche Luſtverkehrsverhandlungen. Berlin, 14. September. Zur Zeit finden in San Sebaſtian Verhandlungen über den Abſchluß eines deutſch⸗ ſpaniſchen Luftverlehrsablommen ſtatt, die deutſcherſeits vom Geheimrat Fiſch und Miniſterialrat Wegerdt vom Reichsverkehrsminiſterium geführt werden, Es handelt ſich um die Einrichtung eines ſtändigen Verkehrs Deutſchlands und Spanien mit der Möglichkeit von Zwiſchenlandungen in Marſeille. In entſprechenden deutſch⸗franzöſiſchen Ab⸗ machungen iſt dieſer Verkehrsweg bereits vorgeſehen. Die Herſtellung einer Luftverkehrsſtrecke Deutſchland—Spa⸗ nien dürfte auch für das Projekt Deutſchland— Sevillia— Buenos Aires nicht ohne Intereſſe ſein. Nardini doch Opfer eines politiſchen Attentats. Poris, 14. September. Wie zu der Ermordung des italieniſchen Vizelonſuls in Paris verlautet, verdichtet ſich der Verdacht, daß der Mörder nicht aus perſönlichen, ſondern aus politiſchen Motiven gehandelt hat. Die italie⸗ niſche Polizei übermittelte den franzöſiſchen Polizeibehör⸗ den Auskünfte, nach denen der Mörder zahlreiche Bezie⸗ sen zu auswärtigen Kommuniſten unterhalten haben ſoll. Litauen im Zeichen des Standgerichtes. Berlin, 14. Sept. Im Zuſammenhang mit dem Putſchverſuch in Tauroggen wurde dort ein Standgericht eingeſetzt, das in ſeiner erſten Sitzung ſechs an dem Staats⸗ ſtreich beteiligte Studenten zum Tode verurteilte. Das Urteil wurde bereits vollzogen. In ebenfalls zum Tode verurteiilt. Die Verhinderung der Vollſtreckung iſt bei den gegenwärtigen politiſchen Ver⸗ hältniſſen kaum zu erwarten. Aus Nah und Fern. Frankfurt a. M.(Sechs Jahre Zuchthaus für 34 Einbrüche.) Der bereits mit dreieinhalb Jahren Zuchthaus vorbeſtrafte Zimmermann Karl Red⸗ ierſti hatte ſich wegen 34 Einbrüchen, die er haupt⸗ ſächlich in Schulhäuſer verübte, zu verantworten. Seine Moa Mainz, Söchſt, Wiesbaden, Darm⸗ ſtadt, Gießen, Hanau, Marburg, Friedberg uſw. In Friedberg verſuchte er einen Kaſſenſchrank mit Pulver aufzuſprengen, was glücklicherweiſe beim Verſuch blieb. In Aſchaffenburg drang er in das Gerichtsgebäude ein und ſtahl Wertpapiere, die dort als Mündelgelder auf⸗ bewahrt waren. Trotz der hohen Zahl der Einbrüche war die Beute ſehr gering. Das Gericht erkannte auf eine Strafe Zuchthausſtrafe von ſechs Jahren und fünf Jahren Ehrverluſt. Frankfurt a. M.(Eine Geldbuße von 10000 Mark.) Hinter verſchloſſenen Türen verhan⸗ delte das Große Schöffengericht gegen einen Kaufmann, Beamtenbeſtechung zu verhindern, daß gegen ihn weiter ingeſchritten wurde. Das Gericht verurteilte den Ange⸗ klagten zu drei Monaten Gefängnis, begnadigte ihn aber inter der Bedingung, daß er eine Geldbuße von 10000 ein f ausgehändigt. Mark zahl, die ſeinen Vermögensverhältniſſen angepaßt 1 Frankfurt a. Mm,.(Mord und Selbſtmord. Als ein in der Alten Königſtraße wohnender Bankbeam, zer in ſeine Wohnung kam, fand er ſeine Frau und ſeir vierjähriges Töchterchen mit durchſchnittenen Kehlen tot vor. Man niwimt an, daß die Frau in geiſtiger Umnach⸗ tung ſich und ihr Kind entleibt hat. Mün hen.(Unterſchlagung von Steuergel, dern.) Der Oberpoſtſekretär Franz Kofler, der beauf⸗ tragt war, die Steuerabzüge von den Beamten und Ange⸗ ſtellten der Kraftpoſthauptwerkſtätte Neuaubing zu kaſ⸗ ſieren und abzuführen, veruntreute etwa 34000 Mk. und verdeckte die Unterſchlaggungen dadurch, daß er das für die Kontrolle erforderliche Poſtaufgabebuch beſeitigte. Er wurde zur Gefängnisſtrafe von zwei Jahren, ſowie 15 Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die auer von fünf Jahren verurteilt. ö Metz.(Zwei Soldaten erſchlagen einen Sergeanten.) In Begleitung von zwei Soldaten be⸗ gab ſich abends 10 Uhr ein Sergeant lalle drei Al⸗ gerier) von der Kaſerne in Queuleu auf Patrouille in die Stadt. Unterwegs kam es zwiſchen ihnen zu Aus⸗ einanderſetzungen. Die Soldaten hieben wie beſeſſen auf den Sergeanten ein, bis dieſer beſinnungslos auf der Straße liegen blieb. Im Militärkrankenhaus in Plan⸗ tieres verſtarb der Sergeant. Die beiden Täter konnten haftet werden. . Eiſenach.(Ein erdichteter Raubüberfall.) Hier hatte ſich, wie berichtet, der Arbeiter Schedler beim Stationsvorſtänd mit der Angabe gemeldet, daß er auf der Strecke Meiningen—Eiſenach durch einen Unbefannten im Zuge überfallen und dann auf den Bahnkörper geworfen worden ſei. Wie ſich jetzt herausſtellt, ſind dieſe Angaben erlogen. Schedler hoffte, für die Verletzungen. die er Ein Dichter, der ſich hinrichten laſſen will. 2 — Jockil Sersord Der däniſche Schriftſteller Torkil Barſord will ſich freiwillig 05 den elektriſchen Stuhl jſetzen, um nachzu⸗ weiſeß, daß durch den Strom allein der Tod icht her⸗ beigeführt werde, ſondern daß die Deli 5 t werde, quenken erſt anfer dem Seziermeſſer der Aerzte ſtürben. 8 a its einer weiteren Sitzung wurden fünf am Aufruhr beteiligte Perſonen uch veim Apſpringen vom fayrenven Juge zugezogen. hatte, von der Reichsbahn eine Entſchädigung zu erlangen. Jena.(Den Kollegen erſchoſſen.) Hier wurde aus noch unaufgeklärter Urſache in der Nacht der Polizeioberwachtmeiſter Demmler auf dem Kaſernenhofe von einem in Zivil befindlichen Beamten der Schutz⸗ polizei durch einen Piſtolenſchuß in die Bruſt lebensge⸗ fährlich verwundet. Der Täter unternahm darauf einen Selbſtmordverſuch. Beide Beamte wurden in hoff⸗ nungsloſem Zuſtand nach der Klinik gebracht. Eſſen.(Drei Bergleute verſchüttat.) Auf der Grube Vereinigte Saelzer⸗Neuakt in Eſſen wurden drei Bergleute verſchüttet. Der eine konnte bereits als Leiche geborgen werden, nach den anderen Verſchütteten wird noch geſucht, auch ſie dürften nicht mehr lebend ge⸗ borgen werden können. Leipzig.(Wegen Verrats militäriſcher Geheimniſſe verurteilt.) Nach nichtöffentlicher Verhandlung verurteilte der Ferienſenat des Reichsge⸗ richtes wegen Verrates militäriſcher Geheimniſſe den Kaufmann Wilhelm Steeg, den Kaufmann Claret⸗Wies⸗ court und den Funker Hans Wolf aus Mainz zu je drei Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Fhrverluſt und Stellung unter Polizeiaufſicht. Der Magazinverwalter Heinrich Müller erhielt wegen Beihilfe ein Jahr acht Monate Gefängnis und drei Jahren Ehroerluſt. Der Herren⸗Reiiertag in Mannheim. Von jeher iſt Mannheim die Stätte der großen, Herrenreiter-Meetings geweſen und mit Freude erinnert ſich gewiß jeder Sportsmann an die großen Entſcheidun⸗ zen, wo die beſten und unvergeßlichen Größen des deut⸗ 9205 Sports ſich hier trafen. So hat ſich ouch jetzt wieder er Mannheimer Rennverein zur Pflicht gemacht, der. Herrenſport trotz aller widrigen Umſtände zu pflegen und für den heutigen Donnerstag in den Mittelpunkt ſeines Programms 3 Herrenreiten geſtellt. Als Hauptereignis vird der Preis von der Pfalz gelaufen, ein langes Jagd⸗ 5 Dre 8 Rennen, das wohl 7 beſte Steepler an den Start bringen „Beſuche“ galten den verſchiedenſten Schulhäuſern, ſo u. 0 f g. in Mannheim, hürfte. Auch die beiden anderen Herrenreiten verſprechen zute Felder. Das übrige, den Berufsreitern gewidmete Programm, bietet ein Rennen der Dreijährigen über Hür⸗ den an, ein Verkaufsrennen, ein Ausgleich und ein Alters⸗ lewichtsrennen, alles auf der Flachen. ö 2 6 25 ius Heſſen. Darmſtadt.(Warnung vor einem Betrü⸗ ger.) In einigen hieſigen Geſchäften und Kiosken er⸗ ſchien ein Betrüger, der Waren einkaufte, die er nach der Wohnung eines hieſigen bekannten Dentiſten, für den er ſich ausgab, geſchickt haben wollte. Nach den Beſtellungen der einer jungen Zeugin gegenüber öffentlich Aergernig erregt und es ſpäter unternommen hatte, ſortgeſetzt durch erklärte er erſtaunt, daß er ſeine Brieftaſche verſehentlich im Hauſe liegen gelaſſen habe und bat deshalb um leih⸗ weiſe Ueberlaſſung von Bargeld, das er zu weiteren Be⸗ ſorgungen benötigen werde. In zwei Fällen wurde den Angaben des Schwindlers Glauben geſchenkt, und er er⸗ hielt in einem Falle 30 Mark und im andern 20 Mark 0 Der Betrüger iſt zirka 30 Jahre alt, etwa 1,70 Meter groß, ſchlank, glattraſiert, hat blon⸗ des geſcheiteltes, etwas lockiges Haar und iſt mit dunkel⸗ blauem Anzug und dunklem Hut bekleidet. Er trägt ab⸗ wechſelnd Kneifer und Brille. Alsheim.(Blutiger Streit.) In dem Tanz⸗ lokal einer hieſigen Wirtſchaft kam es während der Kirch⸗ weihe wegen eines Mädchens zu Streitigkeiten, wobei einem Arbeiter aus Gimbsheim mit einem ſpitzen Ge⸗ genſtand eine klaffende Wunde am Kopfe beigebracht, wurde. ö Aus dem badiſchen Lande. 1 Mannheim.(Exploſion in der Gießerei.) In ber Gießerei⸗Abteilung der Firma Heinrich Lanz explo⸗ dierte ein Kompreſſor, wodurch das Dach des Gebäudes jerſtört und eine Wand des Waſchraumes eingedrückt vurde. Von den Arbeitern, die ſich gerade in dem Um⸗ fleideraum beim Umziehen zur Arbeit befanden, erlitt ein Arbeiter durch den Druck der Exploſion und durch das Umſtürzen der Backſteinmauer einen e nußte in das Lanzkrankenhaus gebracht werden. Die an⸗ heren Arbeiter kamen mit dem Schrecken. davon. 5 Hlidelberg.(Unterſchlagung.) Vor dem hieſigen Schöffengericht hatte ſich der 27jährige Friedrich Stein⸗ mann in Wiesloch wegen Unterſchlagung zu verantwor⸗ ſen. Er hatte 1925 als Führer der Geſchäfte der Bäckerei⸗ znkaufsgenoſſenſchaft bis zum Dezember 1926 rund 10 000 Mark mit Freunden und Freundinnen verjubelt und das Held der Genoſſenſchaft entnommen. Dabei hakte er ſich nif ſeinen Vater verlaſſen, der dann auch die 10 000 Mark irſetzte. Der Angeklagte wurde zu drei Monaten Gefäng⸗ tis verurteilt. 16 0 7 0 ö INN Durch Ferienreiſen wird der Nörper erfriſcht, aber nicht jener iſt in der Lage, zumal wenn er geoße Familie hat, Ferienreiſen zu unternehmen. Unbedingt notwendig iſt es aber, den Körper, welcher Arbeit leiſten muß, von eit zu Seit aufzufriſchen, ihn arbeits⸗ und widerſtandsfähig zu machen. ein ſehr angenehm zu nehmendes Prä, parat, das leicht verdaulich iſt, nicht korpulent macht, leiſtet ſehr gute Dienſte, indem es das Blut verbeſſert und Rörper . und Geiſt friſcher macht. e In Apoth. u. Drog. N 1.75, gr. Fl. M. 3.— GALENUS chem. Ind., Frankfurt a- Depots: Apothene in Viernheim. Rathaus⸗ Drogerie, Rathausſtraße 15. nterſchenkelbruch und „ f ö ö 1 i ee 5 Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 15. September. Der weſtlich Schottlands gelegene neue Wirbel hat ſich zur Nordſee verlagert und iſt als Ranowirbel mit dem nordweſtlichen Tiefdruckgebiet in Verbindung getreten. Ein langgeſtreckter Ausläufer liegt über Irland und Süd⸗ England. Der Ausläufer über der Biskaia hat keine Fortſchritte gemacht. Das Aufheiterungsgebiet umfaßt mit ſeiner Vorderſeite noch Teile von Mittel⸗ und Süd⸗ Frankreich und wird bis zu uns gelangen. Da weſtlich Englands eine neue Verbindung des Eismeerhochs mit dem Azorenhoch erfolgt iſt, wird die ozeaniſche Warm⸗ luftzufuhr aus den Subtropen nach Europa vorderhand wieder abgeriegelt und ſo der Eintritt warmer Witterung bei uns verzögert. Vorausſichtliche Witterung bis Frei⸗ tag: Wechſelnd wolkig, zunächſt noch meiſt trocken, Tem⸗ peraturen noch unverändert. — Söchſtbezugsvauer in der Erwerbsloſenfürfor e. An⸗ geſichts der günſtigen Entwicklung des Arbeitsmarktes hat der Reichsarbeitsminiſter die allgemeine Höchſtbezugs⸗ dauer in der Erwerbsloſenfürſorge mit Wirkung vom 12. September 1927 ab grundſätzlich auf das regelmäßige Maß von 28 Wochen feſtgeſetzt. Bis zu 39 Wochen darf die Unterſtützung nur noch in folgenden Berufen gewährt werden: Gärtnerei, Metallverarbeitung und Induſtrie der Maſchinen, Lederinduſtrie, Holz⸗ und Schnitzſtoffgewerbe, Bekleidungsgewerbe Angeſtellte. Die Befugnis der ört⸗ ichen Stellen, zur Vermeidung unbilliger Härten die Un⸗ ſerſtützungsdauer im Einzelfalle bis zu 13 Wochen zu zerlängern, bleibt unberührt. K. K. V. Unſere Hauptverſammlung findet heute Donnerstag, den 15. September abends 1/9 Uhr im Ketteler⸗ ſälchen ſtatt. Der wichtigen Tagesordnung wegen werden alle Miiglieder gebeten zu erſcheinen. * Das Lied von der Glocke. Als Aufführungs- Daten ſind vom Vorſtand des Arbeiter⸗Geſangvereins Harmonie jetzt endgültig der 8., 9. und 16. Oktober feſtgeſetzt. Während zur Generalprobe am 8. Oktober nur Mitglieder mit ihren engeren Angehörigen Zutritt haben, ſind die beiden Sonntage, 9. und 16. Okt. für das allgemeine Publikum zugänglich. Den Muſtkpart hat das Konzertorcheſter„Fritzſche“, Zudwigshafen übernommen, das durch ſeine ſonntäglichen Konzerte im Ebert ⸗ park, Ludwigshafen beſtens bekannt iſt. Numerierte Ein⸗ trittskarten zu 150 Mk. können ab Samstag im Vorverkauf bezogen werden. * Ein Hahneneſſen veranſtaltet demnächſt der„Klub der Geflügelzüchter“, dem eine Mitgliederverſammlung heute Abend im„Stern“ vorausgeht. Das letzte Hahneneſſen iſt noch in guter Erinnerung. Man freut ſich jetzt ſchon wieder auf den bevorſtehenden Hahnenſchmaus, der wle ſeine Vor⸗ günger auch diesmal wieder einen gemütlichen Verlauf ver⸗ ſpricht. „ Zum guten Kaffee gehört ein guter Zuſatz. Dieſer alten Erfatzrung iſt es in erſter Linle zu verdanken, daß der„Echte Franck“ mit der Schutzmarke, der Kaffeemühle, über dle halbe Wel: verbreitet wurde. Sein reicher Gehalt an Würzſtoffen, ſeine Färbekraft, ſeine große Ausgiebigkelt und Billigkeit im Verbrauch ſind Eigenſchaften, die jede gute Hausfrau zu ſchützen weiß. Der„Echte Franck“ verleiht jedem Kaffeegetränk, gleichviel ob aus Bohnen;, Malz; od. Getreide⸗ kaffee, vollmundigen Geſchmack. Er fördert die Entwicklung eines feinen Aromas und bindet im Getränk jene Beſtand⸗ teile, von denen Geruch und auch Geſchmack des Raffees ab⸗ hängen. * Frankfurter Meſſe. Die diesjährige Herbſtmeſſe findet in der Zeit vom 18. bis 21. September flatt. Wie immer, ſo wird auch dieſes Jahr die Warenmeſſe die Haupt⸗ anziehung der Geſchäftsleute bringen. *Berbandstag der Heſſiſchen Polizeibeamten. In Butzbach fand der fünfte Verbandstag der heſſiſchen Poli zelbeamten ſtalit. Der Vorſitzende Stürmer bedauerte, daß die Offiztere bisher dem Verband ferngeblieben ſeien und ſich in emer Sonderorganiſation zuſammengefunden hätten. Miniſter Kiruberger ſprach für die heſſiſche Regierung und führte auk, daß das neue Polizelbeamtengeſetz manche Verbeſſerung bringe, die den Polizelbeamten bei ihren ſchwierigen Aufgaben die notwendige Erleichterung verſchaffen merde. Der Tagung wohnten auch Abgeordnete verſchiedener politlſcher Parteien bei. Poltzelhauptmann Lichring⸗Berlin ſprach über das Preußiſche Polizelbeamtengeſetz. * Dr. Streſemaun ſpricht in Darmſtadt. Am 15. und 16. Oktober findet hier der Landesparteitag der Deutſchen Volkspartei ſtatt, auf dem auch Reichsaußen⸗ miniſter Dr. Streſemann ſprechen wird. Als Wahltag für die heſſiſchen Landtags- wahlen iſt der 13. November feſtgeſetzt worden Der 13. November iſt ein Sonntag, an dieſem Tag auch das Kirch ⸗ weihfeſt hier ſtattfindet. * Die letzten Landtagswahlen fanden ſtatt am 7. Dezember 1924 und zwar auch an einem Sonntag. Mit dieſer Wahl war auch die Reichstagswahl verbunden. »Wie wurde am 7. Oezember 1924 gewühlt? In Viernheim erhielten Stimmen: Zentrum 2412, Soztal⸗ demokraten 1022, Kommuniſten 385, Deutſchnationale 150, Demokraten 115, Deutſche Volkspartei 83, Heſſ. Bauern⸗ bund 55, Nat. Freiheitsbew. 26, Wirtſchaftspartei 3 und Schaffende Landwirte 1. Wahlberechtigt waren 5869 Per⸗ ſonen, davon ſtimmten 4360 ab. „ Die einzelnen Parteien waren im Heſſ. Land tag bisher wie folgt vertreten: Soßtaldemokraten 26 Abge⸗ otbnete, Zentrum 11, Bauernbund 9, Deulſche Volkspartei 9, Demokraten 6, Deutſchnationale 5 und Kommuniſten mit 4. Die jetzige Koalitlon beſteht aus Sozialdemokraten, Zentrum und Demokraken mit zuſammen 43 Abgeorb⸗ neten, die Oppoſtiton beſteht aus den 4 anderen Parteien mit zuſammen 27 Abgeordneten. Die Rechtsoppoſitlon hofft, die jetzige Reglerungsmehrhelt zu ſpreugen.