0 d 1 2 3 ö Land wirtſchaft 0 Noggenſaat will den Himmel ſehen. In dieſem Jahre iſt die Getreideernte ſpäter als . geworden und damit wird die Zeitspanne, die für e Vorbereitungen für die Herbſtſaat zur paßt da 2 6 eine kürzere. Es muß deshalb mehr als ſonſt dar⸗ auf geachtet werden, daß der Boden vor Beginn der Saat genügend abgelagert iſt, bezw. daß er— am beſten durch Anwendung eines Untergrundpackers— vorher genügend gefeſtiat wird. Auf friſch gepflügtem und lok⸗ erem Boden kommt das Saatkorn zu tief in den Boden inein, und namentlich Roggen iſt gegen eine tiefe Unter⸗ ringung ſehr empfindlich. Sante% Daß gerade der Roggen eine möglichſt flache Saat verlangt, hängt mit der Art ſeiner Bewurzelung zuſam⸗ men. Der Roggen entwickelt ſeine Wurzeln d' unter der Erdoberfläche, und man muß deshalb im Zcühjahr bekanntlich mit dem Eggen oder Hacken des Roggens ehr vorſichtig ſein. Bei flach geſätem Roggen entwickeln ich, wie die Abbildung zeigt, nach oben hin ohne wei⸗ eres die Blätter und nach unten hin die Wurzeln. Bei einem Roggenkorn, das zu tief in den Boden hineinge⸗ raten iſt, entwickelt ſich nach oben hin zunächſt ein ſchwa⸗ cher Blattrieb. Daneben wächſt dann ein ſogenanntes rhizomartiges Glied nach oben und an dieſem entwickelt ſich dann, dicht unter der Erdoberfläche, der eigentliche Beſtockungsknoten, von dem aus mehrere Blattriebe nach 920 und auch ein neues Wurzelſyſtem nach unten hin Bei einem tief liegenden Saatkorn dauert es nun zu⸗ nächft ſchon längere Zeit bis der grüne Blattkeim die Erddecke durchbrochen hat, dann wird das rhizomartige Glied gebildet und dann erſt beginnt das Wachstum der eigentlichen Pflanze. Bei zu tiefer Saat geht daher die ganze Herbſtentwicklung nicht ſo ſchnell vorwärts, wie es ſein müßte. Der Beſtand kommt ſchlecht in den Win⸗ ter und wird auch im nächſten Jahre einen geringeren Ertrag liefern. f Der Acker iſt für die Beſtellung gut vorberettet, wenn er ſo feſt iſt, daß einzelne Körner gar nicht in den Boden hineinkommen, ſondern obenauf liegen bleiben. Bei der Roggenſaat ſagt man daher:„Der Roggen will den Himmel ſehen“, womit geſagt ſein ſoll, daß es rich⸗ tia iſt. wenn einzelne Körner unbedeckt bleiben. 9 7 Der Sternenhimmel im Ortober. Jupiter, der Rieſe unter den Geſchwiſtern der Erde, beherrſcht den Nachthimmel jetzt vollständig. Auch die hellſtrahlende Wega übertrifft er noch bei weitem mit ſeiner Helligkeit. Viele Unkundige werden ihn für den Abendſtern halten. Abends, im Oſten aufgehend, iſt er die ganze Nacht ſichtbar, alſo in beſonders günſtiger Be⸗ obachtungsſtellung. Die jedem Sternfreund ja wenigſtens von Abbildungen bekannten Aequatorſtreifen und die vier Hälften ſeiner neun Monde können ſchon mit geringen op⸗ tiſchen Hilfsmitteln gut beobachtet werden. Die eben er⸗ wähnten Aequgtorſtreifen ſind Bildungen in der Jupiter⸗ Atmosphäre. Die Jupiterkugel iſt pollſtändig in einer dichten, wolkenähnlichen Hülle umgehen, die es unmög⸗ lich macht, die eigentliche Oberfläche ſelbſt zu ſehen. Die Streifen ſind wahrſcheinlich Lücken, an denen wir etwas tiefer ſehen. Der überaus reizvolle Anblick Jupiters ent⸗ ſchädigt dafür, daß ſonſt am Abendhimmel faſt keine Planeten mehr zu ſehen ſind. Merkur geht den ganzen Monat über ſchon mit Dämmerungsende unter und kann kaum aufgefunden werden. Venus erſtrahlt jetzt in gro⸗ ßem Glanze am Morgenhimmel. Mars ſteht in Kon⸗ junktion(Gleichſchein) mit der Sonne, iſt(ſo unſichtbar. Saturn iſt nach Ende der Abenddämmerung nur noch kurz am Südweſthorizont zu finden. Uranus ſteht nahe bei Jupiter, iſt alſo ebenfalls in günſtiger Stellung, kann aber wie Neptun, der fernſte unſerer Planeten, nicht mehr mit bloßem Auge aufgefunden werden. Im Oſten beginnen abends ſchon die Winterſtern⸗ bilder heraufzuſteigen. Der Stier, zu dem die hübſche Sterngruppe der Plejaden(Gluckhenne) gehört, iſt ſchon in voller Ausdehnung zu ſehen. Auf ihn die Zwillinge und ſpäter den Orion., Dafür ſind Schlangenträger, Krone, Bootes und ihnen folgend Herkules dem Unter⸗ gangshorizont beträchtlich nähergerückt. Um den Schei⸗ telpunkt grupppieren ſich Anoromeda, Pegaſus, Schwan, Kaſſiopeia und Pepheus, daran anſchließend weſtlich die Leyer, ſüdweſtlich der Adler. Der große Himmelswagen ſteht jetzt tief über dem Nord⸗Horizont. Im Nordweſten iſt der Fuhrmann mit dem Hauptſtern Capella ſchon be⸗ trächtlich emporgeſtiegen. Zwiſchen ihm und Kaſſiopeia die Sterne des Perſeus. Capella zeigt im Spektrum faſt vollſtändige Uebereinſtimmung mit unſerer Sonne, ſteht alſo auf der gleichen Entwicklungsſtufe, wie dieſe. Da ſie auch annähernd dieſelbe Maſſe hat, wird ſie nicht nit Un⸗ recht als das Schweſtergeſtirn unſerer Sonne bezeichnet. Menſchenwerrtr Zur Kataſtrophe von St. Louis. Kaum ſind die Wogen der Sintflut, die vor wenigen Wochen St. Louis zu verſchlingen drohten und Teile der Stadt auch wirklich verſchlungen haben, verebbt, da iſt über dieſes Zentrum der zukunftsreichſten Stadt des mittleren Gebietes der U. S. A. neues Unheil hereinge⸗ brochen. Tornado und Miſſſiſſippihochflut— das ſind die beiden elementaren Gewalten, in deren düſterem Zei⸗ chen vorläufig noch und ſicher noch auf lange Zeit die Entwicklung der Mittelſtaaten ſteht. Daß jemals Ar⸗ chitekten und Ingenieure den vernichtenden Kräften ame⸗ rikaniſcher Tornados Einhalt gebieten könnten, erſcheint faſt ausgeſchloſſen. Es iſt ausgeſchloſſen auf dein flachen 7 Land, wo ſelbſtverſtändlich keine Eiſenbetonbauten er⸗ richtet werden können. die vielleicht der Mut des Sturmes Bammnen wurden, wo vielmeyr leichteste und luftigſte muart eine unumgängliche klimatiſche Forderung iſt. Daß man verſuchen wil, den alljährlichen Miſſiſſippi⸗ Ueberſchwemmungen zu begegnen, dafür zeugen die ge⸗ waltigen Pläne, die der amerikaniſche Wirtſchaftsmini⸗ ſter Hoover kürzlich entwickelt hat. Den Wirbelſtürmen gegenüber iſt man machtlos, denn ſelbſt die großen und wirklich ſo ſolide wie nur möglich gebauten Befonhoch⸗ häuſer halten nicht ſtand, wenn ſie in das Zentrum des Tornados geraten. Nur der rieſige amerikaniſche Kon⸗ tinent mit ſeinen endloſen ebenen Steppen bietet die Vorausſetzung für das Zustandekommen ſolcher Wirbel⸗ ſtürme, von deren pernichtender Kraft ſich keiner, der nicht einen ſolchen erlebte, einen Begriff machen kann. Die Tornados bilden ſich infolge von Störungen des at⸗ moſphäriſchen Gleichgewichts, die zunächſt zur Bildung kleiner Wirbel führen, die dann weiter wandern und ſchließlich Durchmeſſer von mehreren hundert Metern er⸗ reichen. Die Fortbewegung des Wirbels ruft naturgemäß weitere Sturmerſcheinungen hervor, die aber von den rotierenden Luftmaſſen innerhalb des eigentlichen Wir⸗ bels ſtreng zu ſcheiden ſind. Ueber die Kräfte, die die wirbelnden Luftmaſſen entwickeln und über die Geſchwin⸗ digkeit, mit der das Zentrum eines ſolchen Tornados fort⸗ ſchreitet, iſt mit Sicherheit nur zu ſagen, daß beides un⸗ meßbar ſſt. Zwar weiß man, daß die Fortpfanzungsge⸗ ſchwindigkeit 200 Kilometer in der Stunde überſteigt, aber es beſteht keine Möglichkeit, ſie erakt zu meſſen, weil kein Meßinſtrument der Welt der ungeheuren Gewalt ſtandhält. Angeſichts ſolcher Kräfte kann ſich Menſchen⸗ werk nicht behaupten und die einzige Chance, die man dem Verderben abringen kann, iſt die reine Glückschance. Sol⸗ ches Glück hatte im Sommer 1924 die Stadt Cleveland am Erie⸗See, die mitten in der ee e ene eines außerordentlich ſchweren Tornados lag, vor der aber in ganz geringer Entfernung der Tornado aus unbekannten Urſachen in eine andere Richtung abbog. Die letzten gro⸗ ßen Tornados waren die vom März 1925, die die Skaa⸗ ten Illmois, Indiana und Miſſouri verwüſteten, und der vom September 1926, der die Seebäder der berühmten Halbinſel Florida heimſuchte. 22 ——ů——— Aus Heſſen. Darmſtadt.(Verworfene Berufung.) Unter der ſchweren Anklage einer qualifizierten Urkundenfäl⸗ ſchung ſtand ein junges, an der Bergſtraße wohnendes Mädchen, das für ſeinen Vater Gemeinde⸗ und Provin⸗ ſialſteuern zu zahlen beauftragt war und eine Steuer⸗ zuittung mit dem Namen des Gemeinderechners fälſchlich derſehen haben ſoll. Das Bezirksſchöffengericht hat wegen Urkundenfälſchung in rechtlichem Zuſammentreffen mit Betrugsverſuch auf vier Monate Gefängnis erkannt. Ge⸗ zen dieſes Urteil haben Staatsanwaltſchaft und Ange⸗ klagte Berufung verfolgt. Das Urteil verwarf die Be⸗ tufungen. Oppenheim. Eine Brennerei zum Verkaui rusgeſchrieben.) Die bekannte Kloſterbrennerei Ma⸗ tiacron, die vor einigen Monaten wegen großer Sprit⸗ ſchiebungen geſchloſſen und deren Beſitzer Nödling verhaf⸗ et wurde, wird durch das Hauptzollamt Mainz zum Ver⸗ kauf ausgeſchrieben. Die Brennerei iſt neuzeitlich einge⸗ tichtet und hat Kellereien mit zwei Millionen Liter Faſ⸗ junas vermögen. Strumpfwelle 100 Gr., Strang-. 70,. 80.,. 90 Pfg. und andere Sportwolle in schönsten Farben 100 Gramm, Strang Mk. 1.85, 1.40 und andere Dienstag, den 4 Oktober 1927, nachm. 2 Uhr ſollen im Rathaushof in Viernheim die nachverzeichneten Gegenſtände zwangs⸗ weiſe gegen Barzahlung verſteigert werden: 1 Obſtkelter, 1 Obſtmühle, vier Rähmaſchinen, 1 Kleiderſchrauk, 1 Schrank, 1 Sofa, 2 Fahrräder, 2 Schweine und 1 Ferkel. Daran anſchließend in der Induſtrieſtraße: 1 Zementſteinmaſchine, 1 Partie Bretter, ca 160[ m, 1 Tiſch, 3 alte Läden und 1 Schlacken⸗ brecher. Gernsheim, den 30. September 1927. Litters, Gerichts vollzieher. Versteiperungs⸗Azelge. eee Feines Modewarenhaus in Weinheim ſucht 1 tüchtige Verkäuferin CAU aus der Manufaktur⸗ und Seidenwarenbranche. Gefl. Offerten mit Zeugnisabſchriften, Gehaltsan⸗ ſprüche und Angabe des Eintritt⸗Termines unter Chiffre 9 M. 105 an die Expedition dieſes Blattes erbeten. weckeruhren mit 24 Std ⸗Zeit, mit und ohne Leuchtblatt billigſt A. Specht, Uhtmacherneifer Rathausſtraße 68. Prima leichte Desss kraut öh ruin en kaufen Sie dllligſtabei zu verkaufen. J. Wund Aunaſtr. 13. Marktylaß 0 IN-Ia enuge Schöne Eine größere Anzahl Arbeiteruner geſu Eugen 8 Herm. Herbst, N Corſetfabril Mannheim Pozziſtraße 11 vermieten. der Verlag. 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Mürz zu Zu Artikel 59 der Allgemeinen Bauordnung. 8 1 In den 88 1,4 und 10 des 5. Nachtrages uind ind r Dieſer Nachtrag tritt mitf dem Tage der Ver⸗ öffentlichung im Amtsverkündigungsblatt in Kraft. Viernheim, den 24. Sept. 1927. Beſſiſche vürgermeiſtere biernheim Lamberceh. Biernhe (VBiernheimer Zeuung— Biernheimer Nachrichten) 5 int glich mit Ausnahme der Bonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 120 15 frei 5 e gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements täglich in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungs träger Erſtes, älleßes u. erfolgreiches Lobal⸗Anzeigeblatt in Viernheim recher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt ert a..— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. ——......— Viernheimer Tageblatt Nr. 230. Ein häßlicher Streit. 2„Man hätte annehmen können, daß das deutſche Volk fähig geweſen wäre, ſeine kleinlichen Streitigkeiten zu vergeſſen zu Ehren des 80. Geburtstages eines Prä⸗ ſidenten, deſſen ganzer Charakter eine leben⸗ dige Auflehnung gegen den Fluchdes Partoei⸗ haders iſt, und troßdem iſt das, was für Hindenburg vorbereitet wurde, nicht mehr eine nationale Geburtstags- feier, ſondern ein häßlicher Streit zwiſchen den ſchwarz⸗ weiß⸗roten Farben des alten Regimes und den ſchwarz⸗ rot⸗goldenen des neuen.“ So ſpiegeln ſic) die Dinge in einem ausländiſchen Blatte wieder, nämlich in der„Mor⸗ ningpoſt“, deren Berliner Korreſpondent am Vorabend des Hindenburgtages alſo urteilte. Man wird leider zugeden müſſen. daß die Worte dieſes Engländers nicht unberechtigt find und daß neben vielem Erfreulichen der Hindenvurg⸗ tag manche unerfreuliche Erſcheinung gebrocht hat, daß auch dieſer Tag wieder die Zerriſſenheit des deutſchen Volkes deutlich hervortreten ließ, wenn auch ſchließlich doch nicht in ſo ſtarkem Maße, wie man ur⸗ sprünglich glaubte, annehmen zu müſſen. Einmal kenn⸗ zeichnete ſich das ſchon rein äußerlich bei der Beflag⸗ gung, wenn es ſich auch hier um eine Erſcheinung han⸗ delt, die uns im Deutſchland der Nachkriegszeit nur leider allzu bekannt iſt. Trotzdem kännte man über dieſe Dinge eher noch fortſehen, wenn nicht die Aufrufe zum Flaggen vielfach nur allzu ſehr verraten hätten. daß es ihren Ver⸗ faſſern ſehr viel weniger auf eine Ehrung des greiſen Reichspräſidenten, als auf eine politiſche Detaonſtration ankam. Es muß bedauert werden, daß es bis heute noch nicht gelungen iſt, den Flaggenſtreit zu beenden und daß auch keinerlei Aus icht dafür beſteht. daß dieſer Kampf in abſehbarer Zeit liquidiert werden wird. Wie wenig die Zeit dafür reif iſt, ergibt ſich ſchon daraus. daß der Reichspräſident, deſſen ganzer Charakter, wie die „Morningpoſt“ ſagt, eine lebendige Auflehnung gegen den Fluch des Parteihaders iſt, nicht vermocht hat. den Flaggenkampf zu beenden und dem deutſchen Volk wieder ein einigendes und einheitliches Sybol zu geben. : Aber auch ſonſt hat es an unerfreulichen Erſcheinungen nicht gefehlt und es braucht nur an die Tatſache erinnert zu werden. daß beiſpielsweiſe die Groß⸗Berliner reches⸗ radikale Kreisleitung des Tannenberg-Bundes es ihren ſämtlichen Angehörigen unterſagt hatte, an den ZFeier⸗ lichkeiten anläßlich des Ehrentages des Reichspräſidenten ſeilzunehmen, während weiterhin auch in den Reihen des Reichsbanners ein ſehr lebhafter Meinungsſtreit über den gleichen Gegenſtand entbrannt war, der jedoch,. noch in dem Sinne ausgetragen werden konnte, daß ſich dieſe große republikaniſche Organiſation nicht oſtentativ zurück⸗ elt. 0 In das Gebiet der direkten Flegeleien gehört es da⸗ gegen, wenn in Berlin die in den Lokalen aufliegenden illuſtrierten Blätter mit dem Bilde des Reichspräſidenten von unbekannter Seite mit einem Zettel überklebt wur⸗ den, auf dem eine Karrikatur Hindenburg zu ſehen war mit der Ueberſchrift:„Der Sieger von Tan⸗ nenberg“ und mit dem Vers:„Es geht mein Ruhm niemals zu Schanden,— hab ich auch nicht gewußt. wo die Armeekorps ſtanden.“ Daß dann weiterhin ſolche Geſchmackloſigfeiten von kommuniſtiſcher Seite noch überbo⸗ ten wurden, bedarf leider keiner beſonderen Betonung. Aber auch die Stadtväter Berlins haben ich zum Hindenburgtag mehr als ſeltſam benommen. Es war nicht möglich, die Vorlage über die Hindenbarge Stiftung, eine Stiftung, die Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen zugute kommen ſollte, in der Stadt⸗ verordnetenverſammlung rechtzeitig zu verabschieden und es verlautete mit großer Beſtimmtheit, daß die Kommuni⸗ ſten und Sozialdemokraten gegen eine ſolche Vorlage ſtimmen würden. So iſt es nicht einm al zu einer Behandlung dieſer Vorlage in der Stadtverordnelen⸗ ſitzung gekommen und zum Geburtstag des Reichspräſt⸗ denten mußte das Oberhaupt der Stadt, in der der Reichspräſident reſidiert, mit leeren Händen er⸗ ſcheinen. Berlin hat ſich damit leider wieder einma blamiert, wenn auch die Stadtväter der Tradition tren geblieben ſind. Als nämlich Bis mardi ſeinen 80. Ge⸗ burtstag feierte und dieſem Ehrenbürger der Stadt Borlin eine Ehrung vom Magiſtrat zugedacht worden war, wurde dieſe Ehrung von der Stadtverordnetenverſammlung ab gelehnt. Trofſan dichtete damals unter der ſchrift„Die Erbärmlichen“: „So iſt es wirklich denn geſchehen, Was ſchlechterdings unmöglich ſchien: Frähwinkel und Abdexa ſehen Sich übertroffen von Berlin. O Großtat, ruhmpoll zu vermelden: Beſchränkter Köpfe Haß und Neid Verſagt den Gruß dem greiſen Helden, Dem Schöpfer deutſcher Herrlichkeit! 15 bald wenn es weiter dann in dem Trojan'ſchen Gedicht ißt: 0 „Schad' aber wär's, wenn ihre Namen Verſchwänden in der Zeiten Lauf; 2 Man bring ſie unter Glas und Rahmen 31 Und bänge ſie im Rathaus auf. 5 f 2 —— (Viernheimer Bürger- Zta.— Biernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzetle koſtet 25 1 85 die Reklamezeile 60 fg. dei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inf mittags 8 Uhr, größere Geſchäftsſtelle und von erate und Notizen vor⸗ Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer ſümtlichen Annoncen⸗Expebitionen Deutſchlands und des Auslands. Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiants latzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme 10 Nechen vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen 3. Dienstag, den 4. Oktober 1927 8 — 44. Jahrgang Urber⸗ Damit auch noch Urenkel leſen, Wenn manches ſich verändert hat, Was für Kamele einſt geweſen, Die Väter unſerer größten Stadt!“ ſo gilt natürlich nur der erſte Teil dieſer Zeilen für die heutigen Väter der Stadt, beileibe aber nicht die vorletzte Zeile, obwohl ſich ſeit 1895, wie man ſieht, nur wenig gewandelt hat. Die Hulöigungsfeier des Kyffhäuſerbundes. Ueber 60 000 Mitglieder im Berliner Stadion. a( Berlin, 3. Oktober. Ueber 60 000 Mitglieder des Kyffhäu⸗ ſerbundes waren am Montag im Stadion zu ihrer Huldigungsfeier für Hindenburg verſammelt. Unter den Ehrengäſten an der Feier bemerkte man wieder an der Spitze der alten Generalität den Generalfeld⸗— marſchall von Mackenſen, an der Spitze der hohen Reichswehrofſiziere Weneral Heye und Admiral Zenker. Ein Maſſenorcheſter des Bundes ehemaliger Militärmuſiker konzertierte. Um 11,15 Uhr ertönten brau⸗ ſende Hochrufe; der Reichspräſident, begleitet vom Präſidenten des Kyffhäuſerbundes, General v. Horn, fuhr in Marſchallsuniform in das Stadion ein. Der Reichspräſident nahm in der Ehrenloge Platz. Die Hul⸗ digungsfeier nahm damit ihren Anfang. Nach der Begrüßung der Generalität marſchierten die Fahnenabordnungen, darunter die Heſſens mit der älteſten Fahne aus dem Jahre 1743 unter den Klängen des Präſentiermarſches in die Bahn. Ein über⸗ wältigendes Bild bot das faſt unüberſehbare Meer der Abordnungen mit ihren etwa 2500 Fahnen. Nach einem Heroldsvorſpruch defilierten Gruppen in hiſto⸗ riſchen Uniformen aller Epochen der deutſchen Vergangenheit von den Deutſchordensrittern bis zum Sturmtrupp 1918 vor dem Reichspräſidenten vorüber. Ungeheurer Jubel grüßte die Fahnenkom⸗ pagnie der Reichswehr mit 36 Fahnen des alten Heeres, die ſich grüßend vor dem Reichsprä⸗ ſidenten, den Vertretern des alten und des neuen Heeres ſenkten. Nach dem Huldigungsakt fuhr der Reichspräſi⸗ dent unter nicht endenwollendem Jubel der Tauſende noch eine Ehrenrunde um die Bahn, worauf er das Stadion erließ. 2 Das Weltecho zum Hindenburgtag. Pariſer Kritik. Berlin, 3. Oktober. Nachdem die Hindenburgfeier vorüber iſt, kann ohne Uebertreibung geſagt werden, daß nicht nur das ganze deutſche Volk ſich von Herzen daran beteiligte, ſondern daß auch das Ausland regen Anteil an ihr genom⸗ men hat und daß man ſich ſelbſt in Frankreich, wo man ja von jeder gewohnt iſt, hinter allem und jedem, was in Deutſchland geſchieht etwas zu wittern, mit einiger Zurückhaltung befleißigt hat. Ganz allerdings kam man hier nicht darum herum, den Ehrentag des Reichspräſi⸗ denten zu einem nationaliſtiſchen Familienfeſt aufzubau⸗ bien, immerhin aber fehlt die bösartige Kritik, je man ſonſt in den Spalten der Pariſer Preſſe zu leſen gewohnt iſt, wenn auch Ausfälle vorhanden ſind, die gleichwohl noch im deutſch-feindlichen Sinn gehalten ſind. So bezeichnet der„Matin“ den Feſtzug als Mas, kerade und Karneval, während das„Echo de Paris glaubt feſtſtellen zu können, daß auch dieſe Feierlichkeiten wieder einmal gezeigt hätten, daß ſich das deutſche Voll in ſeinem Weſen nicht geändert habe. Auch der„Petit Pariſien“ ſegelt im gleichen Fahrwaſſer, indem er den Ehrentag des Reichspräſidenten als eine Kaiſer⸗Geburts⸗ jagsfeier verbunden mit einer Sedanfeier bezeichnete und ſogar die Preſſe der Linken zeigt ſich nach dem Eindrudl des 2. Oktober äußerſt beſorgt. Ueberall fehlen die Ver⸗ gleiche mit der Kaiſerzeit nicht und die allgemeine Furch! der franzöſiſchen Preſſe, die ja jetzt ſchon unſterblich ge⸗ worden iſt, gipfelt immer wiederfeheend darin, daß eine Kundaekung nationalen Ehrgeizes vorliegen würde. 4. Die Auffaſſung in London. Im Gegenſatz zur Pariſer Preſſe läßt man dagegen in England der Feier des Geburtstages des Reichspräſi⸗ denten mehr Gerechtigkeit widerfahren, wenn auch hier einzelne beſorgte Warner nicht fehlen. Im Großen und Ganzen dagegen feiert man aber hier Hindenburg als den Mann der ſtrengen Pflichterfüllung, der nichts höheres kenne, als ſeinem Vaterlande und ſei⸗ nem Volke mit Hingabe zu dienen und zu dem aus dieſem Grunde ganz Deutschland vertrauensvoll aufblicke. Beſonders wird hier die Tatſache unterſtrichen, dak jeit Bismarck kein Deutſcher ſo populär gaeweſen klärung des ſel, wle es der zweite veulſche Rmeuyrpraſibent ii unm daß das ganze deutſche Volk und alle Vollsſchich⸗ ten bei den Feiern vertreten waren. Die Würdigung in Amerika. Auch die Newyorker Preſſe veröffentlicht ſpaltenlange Berichte über die Hindenburgehrung, wobei beſonders unterſtrichen wird, daß die Feiern nicht dem Soldaten und nicht dem Präſidenten, ſondern dem Menſchen Hin⸗ denburg galten. Dabei heben die Blätter ergreifende Szenen hervor, ſo z. B. wie die Kinder im Stadion die Abſperrungslinie durchbrachen und jubelnd das Auto des Reichspräſidenten umringten, der„mit den Augen zu zwinkern“ begann. In den Berichten heißt es dann weiter, daß derartige Huldigungen bisher nur gan: Wel nigen in der Geſchichte der Menſchheit zuteil 9.901 ſeien und daß Hindenburg das nationale Ido darſtelle, das der Jubel ſeiner Mitbürger umbrauſt habe. Hindenburg der Menſch ſei es geweſen, dem die Huldi⸗ gungen gegolten hätten, der, jeder Zoll ein Mann ſchnell um Symbol und zur Legende vor den Augen ſei ner Zeitgenoſſen werde. —:— Beſoldungsreform und Kommunaletat. Die mittleren und kleineren Städte melden ſich zum Wort. Berlin, 3. Oktober. Oberbürgermeiſter Dr. Belian, der Vorſitzende des Reichsſtädtebundes in dem mehr als 1350 mittlere und kleinere Städte des Reiches vertreten ſind, betonte in einem Interview, daß die ganze Be⸗ ſoldungs⸗Aktion der Regierung über deren Not⸗ wendigkeit er an ſich keinen Zweifel übt, ohne Ein⸗ vernehmen mit den maßgebenden kommuna⸗ len Inſtanzen erfolgt ſei. Daß bei der gegenwär⸗ tigen Geſtaltung des Finanzausgleiches die Aus⸗ wirkung der Beſoldungsreform auf die kommunalen Finanzen ohne entſprechende Ueberweiſungen von Reich und Ländern eine Neubelaſtung der Wirtſchaft durch Erhöhung der Gewerbeſteuerzuſchläge und Anſchaffung der Werktarife, unvermeidbar mache, habe der Vorſtand des Reichsſtädtebundes, deſſen Mit⸗ glieder ſich aus allen parlamentariſchen Parteien zuſam⸗ menſetzen, in ſeiner kürzlich veröffentlichten Entſchließung zur Beſoldungsreform nachdrücklichſt unterſtrichen. Die Gemeindeetats für 1927 balancierten meiſtens nur dem Papier, da die heutigen geringen Einnahmequel⸗ len kaum ausreichten, das vorjährige Defizit abdecken zu können. Die Erklärung des Reichsfinanzminiſters, daß die Reichs“ jerung einer mit der Beſoldungsreform be⸗ gründeten Preiswelle zu begegnen wiſſen wer⸗ de. habe leider nicht die ihr in der Oeffentlichkeit bei⸗ gelegte Bedeutung, weil ſie ſich naturgemäß nur auf die Verhältniſſe der Reichsfinanzen bezie⸗ hen könne und außerdem den Ländern und Gemeinden durch die Erzberger'ſche Steuerreform keine Möglich⸗ feit zur Sammfung irgendwelcher ſtillen Re⸗ ſerven geblieben ſei. Eine grundlegende Er⸗ Reichsfinanzminiſters oder der Reichs⸗ regierung über die Regelung der Deckungsfrage hinſicht⸗ lich der Beſoldungsreform für Länder und Gemeinden iſt bisher leider nicht bekannt geworden. ſodaß die Gefahr beſteht, daß die Deckungsfrage den Gemeinden, überlaſſen bleibe. Dies ſei gleichbedeutend mit einem Hineintragen der Frage in die Stadtparlamente, was im Intereſſe der rechtzeitigen Verabſchiedung der kommunalen Etats unter allen Umſtänden vermieden werden müſſe. Oberbürger⸗ meiſter Dr. Belian ſchloß mit einem dringenden Appel! an die verantwortlichen Stellen des Reiches und der Län⸗ der und der Oeffentlichkeit, die Lage der deutſchen Kom⸗ munen nicht nur mit dem Maßſtabe der ſtarken Akti⸗ vität der Großſtädte zu meſſen, ſondern auch die Ver, hältniſſe der übrigen kommunalen Gebilde in denen ein hoher Prozentſatz der Einwohner des Deutſchen Rei, ches wohne, in Betracht zu ziehen. , 5—: 2 405 7 Neues in Kürze. 28: Wie der Reichskommiſſar für die beſetzten Gebiete mitteilt, hat die Interalliierte Rheinlandkommiſſion den Weltkriegsfilm für das beſetzte Gebiet verboten. ze: Aus Moskau wird nochmals offiziell dementiert, daß Rakowſkis Abberufung beſchloſſen worden ſei.“ Alle dieſe Nachrichten beruhen angeblich auf freie Erfindung. 28: Wie aus Waſhington gemeldet wird, ſoll die ame, rikaniſche Regierung die Abſicht haben, im Gegenſatz zu den franzöſiſchen Wünſchen den Noten wechſel über die franz, ſiſch⸗amerikaniſche Auseinanderſetzung in der Zollfrage zu veröffentlichen. :: Wie aus Athen gemeldet wird, iſt die Frau del früheren Diktators Pangalos im Zuſammenhang mit dem aufgedeckten Komplott verhaftet worden. 22——— Aus Nah und Fern. Die Wetterſchäden in der Schweiz. 1 Bafel, 3. Oktober. Im ſchpwoeizeriſchen Nationalrat teilte Bundesrat Chuard, der ſchweizeriſche Innenminiſter, auf eine Interpellation über die letzte Hochwaſſerkataſtroph⸗ mit, daß im Jahre 192 bisher für zirka 14 bis 5 Millionen Franken an W. eerſchäden in der Schweiz an⸗ gemeldet erden ſind. Der Bundesrat werde beſtrebt ſein, für die dings von der Anwetterkataſtrophe betroffe⸗ nen Geb! one möglichſt umfangreiche Hilfsaktion durch⸗ anden N 8 6 Um Thereſe von Konnersreuth. ö München, 3. Okt. Die Ueberführung von Thereſe eumann in eine Aniverſitätsklinik zur fachmänniſchen obachtung wird in Bayern auch von kirchlicher Seite degrüßt, da die Entwicklung der ganzen Angelegenheit ormen angenommen hat, die den Kirchenbehörden höchſt nerwünſcht ſind. Schon vor einiger Zeit haben die in Freiſing verſammelten bayeriſchen Biſchöfe öf⸗ entlich die eindringliche Mahnung ausgeſprochen,„über e Vorgänge in Konnersreuth nicht abſchließend zu ur⸗ eilen, bis die kirchliche Autorität ſelbſt entſchieden hat nd dashalb alle Beſuche dort zu unterſaſſen, wie auch er zuſtändige Biſchof von Anfang an davor gewarnt t“. Jetzt wird bekannt, daß das Ordinariat in Regensburg den Sanitätsrat Dr. Seidel mit der mtlichen Unterſuchung des Geſundheitszuſtandes von hereſe Neumann beauftragte. Das Gutachten Dr. Sei⸗ ls geht davon aus, daß der katholiſche Arzt vor ällen Wunderglauben warnen müſſe, da kußere Zeichen für den Glauben des Chriſten nicht ausſchlaggebend ſind. In ſeinen fachkundigen Aus⸗ führungen ſucht das Gutachten die einzelnen Phänomene auf pſychologiſche Störungen des Zentral⸗ nervenſyſtems zurügzuführen. Auch auf die Stoff⸗ wechſelfrage geht Dr. Seidel in ſeinem Gutachten aus⸗ führlich ein, doch läßt er ſchließlich die Möglichkeit einer außernatürlichen Erklärung offen. Unwetter in England. London, 3. Okt. Ueber ganz England gingen geſtern ſchwere Stürme nieder. Mehrere Autos wurden auf offe⸗ ner Straße vom Winde umgeriſſen. In London wurden jſechs Perſonen getötet. In Newcaſtle wurden durch eine unter der Gewalt des Sturmes zuſammenbrechende Mauer 55 Kinder zermalmt. In Cheſtern traf ein umſtürzen⸗ er Baum ein Ehepaar tödlich. Durch langanhaltende Unwetter ſind weite Gebiete in Mittel⸗ und Nord⸗England unter Waſſer. In Greenock allein ſind durch einen Wol⸗ kenbruch 80 Häuſer unter Waſſer geſetzt worden. Frankfurt a. M.(Doppelmord und Selbſt⸗ mord.) Eine furchtbare Tat vollbrachte die Ehe⸗ frau des Gasarbeiters Franz Mundſchenk aus der Wind⸗ eckſtraße. Aus bisher unbekannten Beweggründen öffnete ſie den Gashahn, um ſich und ihre beiden kleinen Kinder im Alter von 5 und 2 Jahren zu vergiften. Durch den Gasgeruch aufmerkſam gemacht, konnte die Polizei jedoch bald die Wohnung öffnen. Die Wiederbelebungsverſuche an den beiden Kindern blieben leider erfolglos, während. die Frau bald ſchwache Lebenszeichen von ſich gab und ſofort dem Krankenhaus zugeführt wurde, wo ſie, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben, verſtarb. Bei den Kindern wurde feſtgeſtellt, daß ſie ſchon mehrere Stunden tot waren. Frau Mundſchenk, die als eine ſehr fleißige und ſparſame Frau und gute Mutter geſchildert wird, hatte ſich, ofefnbar unter einem krankhaften Zwang ſtehend, kleinere Unregelmäßigkeiten zu ſchulden kommen laſſen, die die Urſache der Tat bilden dürften. Frankfurt a. M.(Schwere Meſſerſtecherei aus politiſchen Motiven.) Nach dem Fackelzug der Va⸗ ſerländiſchen Verbände und Kriegervereine kam es in der Altſtadt an der Dominikanergaſſe zu einer ſchweren Meſ⸗ ſerſtecherei. Einige, aus einer in der Nähe liegenden Wirt⸗ ſchaft kommende Nationalſozialiſten gerieten mit einigen jungen Leuten, wahrſcheinlich Kommuniſten, in Streit, in deſſen Verlauf auch die Meſſer gezogen murden. Do- der erhielt der Schneider Chrſttan vteubig aus der Ite⸗ Beige einen Meſſerſtich in den Rücken. An dem Auf⸗ mmen des Mannes wird eee Emige der Strei⸗ tenden wurden von der Polizei verhaftet. Kaiſerslautern.(Brand in einer Lederfa⸗ brik.) Ein gefährlicher Brand brach in der Lederfabrik B. Tuteur in der Karlſtraße aus In wenigen Minuten war das ganze Gebäude in eine Rauchwolke gehüllt. Die Rettung des Perſonals geſtaltete ſich ſehr dramatiſch. Es wurden hohe Leitern angelegt, auf denen die in großer Gefahr befindlichen Hausinſaſſen herabſtiegen, außerdem wurde vom Sprungtuch Gebrauch gemacht. Der Aus⸗ ge 1 Brandes wird auf eine Venzinexploſion zurück⸗ geführt. Halle a. S.(Eine Mutter mit drei Kindern Opfer der! Der Münchener Auto⸗ mobiliſt Heinrich Hartmann überfuhr mit ſeinem Renn⸗ wagen in raſender Fahrt eine Frau aus Ammendorf mit ihren drei Kindern im Alter von vier bis ſechs Jahren. Die vier Schwerve letzten mußten ins Krankenhaus ge⸗ bracht und operiert werden. Ein ſechsjähriger Sohn iſt bereits geſtorben. Die übrigen haben das Bewußßtſein noch nicht wieder erlangt. Hartmann wurde in Haft ge⸗ unmmen und den Staatsanmaltſchaft zugeführt. Bad Homburg.(Doppeltes Autounglucd.) Aus noch unbekannten Urſachen verunglückte auf der Straße zwiſchen dem Sansplacken und der Hohemarkt ein großer Perſonenwagen. Dabei wurden einige der Inſaſſen nicht unerheblich verletzt. Ein hinter herkommender kleiner Opel⸗ wagen nahm drei der Verletzten auf und wollte ſie in das Homburger Krankenhaus verbringen. In der Dunkelheit berfehlte der Fahrer in der Nähe des Schloßgartens jedoch die Fahrſtraße und ſauſte in vollem Tempo in den Straßengraben, wo er ſich überſchlug, die ſämtlichen In⸗ ſaſſen unter ſich begrabend. Einer der Verunglückten erlitt dabei einen derart ſchweren Schädelbruch, daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird. Zwei andere wurden gleich⸗ falls nicht unerhehlich verletzt. Koblenz.(mutter und Kind überfahren.) In der Nähe des Bahnhofes Niederſpay überfuhr ein von Koblenz kommendes Laſtauto eine Frau mit ihrem Kinde. Beide mußten in ſchwer verletztem Zuſtande dem Krankenhaus zugeführt werden. Marburg.(Großfeuer durch Brandſtiftung.) In einer Scheune des Hofgutes Attenborn bei Odemhauſen brach ein Brand aus, der in kurzer Zeit die große Scheune und einige Ställe völlig in Aſche legte. Dem Feuer fie⸗ len die geſamten Ernteerträgniſſe dieſes Jahres und zahl⸗ reiche landwirtſchaftliche Maſchinen zum Opfer. Der Scha⸗ den wird mit 40 000 Mark nicht zu hoch beziffert ſein. Als 10 5 des verheerenden Feuers wird Brandſtiftung vermutet. ö Berlin.(Schweres Bootsunglück.) Bet Brandenburg ereignete ſich ein ſchweres Bootsunglück. An der Uferböſchung fand man einen jungen Mann bewußtlos auf, während ein Boot mit Außenbordmotor auf dem Waſſer trieb. Nach den Angaben des jungen Mannes, hat⸗ ten er, zwei Schiffer und zwei junge Mädchen in den frühen Morgenſtunden, anſcheinend nach durchgezechter Nacht, eine Bootsfahrt unternommen. Dabei iſt das Fahr⸗ zeug gekentert. Alle Männer ſchwammen ans Land ohne ſich um das Schickſal ihrer Begleiterinnen zu kümmern. Nach längerem Suchen wurden die Mädchen als Leichen Min der Nähe der Unfallſtelle gefunden und geborgen. 6 Wohnhäuſer und 5 Scheunen niedergebrannt 30 Perſonen obdachlos. Pforzheim, 3. Oktober. Heute Nacht gegen 1 Uhr brach in Eiſingen in der oberen Gaſſe in der Scheune der Witwe Schickle Feuer aus, das in kurzer Zeit die Wohnhäuſer und die anſtoßenden Scheunen ergriff. Ein Doppel⸗Wohn⸗ haus und vier einfache Wohnhäuſer wurden von den Flammen ergriffen und zerſtört. Ferner fünf Scheunen, die ſämtlich bis auf den Grund abbrann⸗ ten. Die Entſtehungsurſache des Feuers iſt noch nicht be⸗ kannt. Die Weckerlinie war zur Hilfe Berbeineeilt. aegen J ³ĩVÜ62Q 2 885 vier Uhr war lede Weſahr beſeitigt. Ver Schaden N ſehr erheblich, trotzdem ein Teil des Fahrniſſes und das Vieh gerettet werden konnte. Sechs Familien mit 30 Köpfen ſind obdachlos, die Geſchädigten ſind nur mäßig verſichert. 2— 27 Börſe und Handel. Amtliche Notierungen vom 3. Oktober. Berliner Deviſen. Diskonſätze: Reichsb. 6, Lomb. 7 v. 8. olland 168,09— 168,43, Brüſſel 58,385— 58,505, stalien 22,89— 22,93, Kopenhagen 112,31— 112,53, siſſabon 20,83— 20,87, Oslo 110,38— 110,58, Paris 16,45— 16,49, Prag 12,429— 12,449, Schweiz 80,855— 81,015, Spanien 73,41— 73,55, Stockholm 112,79— 113,01, Wien 59,16— 59,28, Budapeſt 73,33— 73, 47, London 20,404— 20,444, Newyork 4,192— 4, 200. Berliner Effektennotierungen. Hapag 153,25, Nordd. loyd 156,25, Berliner Handelsgeſellſchaft 248, Comm. und Privatbank 175,50, Darmſtädter und Nationalbank 233,50, Deutſche Bank 166, Diskonto 158,50, Dresdner Bank 164, Schultheiß⸗Patzenhofer 435, A. E. G. 188, Daimler 121,75, J. G. Farben 300, Gelſenkirchen 155,50. Th. Goldſchmidt 130,25, Ph. Holzmann 201, Metall⸗ dank 141, Phönix 116, Rhein. Braunkohlen 254, Rhein. Elektrizität 165,5, Rheinſtahl 196, Salzdetfurth Kalt 260, Ver. Glanzſtoff 665, Ver. Stahl 126,5, Weſteregeln 191, Zellſtoff Waldhof 323. Mannheimer Wochenmarkt. Nach den Feſtſtellungen des Städtiſchen Nachrichtenamts wurden auf dem heutigen Wochenmarkte folgende Preiſe für ein Pfund in Pfennig verlangt und bezahlt: Kartoffeln 5 bis 61 Salatkartoffeln 15 bis 17; Grüne Bohnen 20 bis 35; Wirſing 9 bis 15 Weißkraut 8 bis 19, Rotkraut 10 bis 15; Blumenkohl. Stück 20 bis 100 Karotten, Büſchel 5 bis 10, Gelbe Rüben 50; Spinat 14 bis 20; Zwiebeln 12 s 15; Knoblauch, Stück 5 bis 10; Kopfſalat, Stück 7 bis 15: Endivienſalat, Stück 5 bis 15; Salatgurken 5 bis 20; Schlangengurken 25 bis 80; Kohlraben, Stück 4 bis 10; Mangold 10 bis 15; Rettich, Stück 5 bis 20; Meerrettich, Stück 30 bis 40; Suppengrünes, Büſchel 5 bis 10; Schnitt⸗ lauch, Büſchel 5 bis 8; Peterſilie, Büſchel 5 bis 8; Sel⸗ lerie, Stück 15 bis 40; Aepfel 10 bis 35; Birnen 12 bis 40; Zwetſchgen 15 bis 25: Trauben 45 bis 60; Pfirſiche 20 bis 50; Brombeeren 55; Preiſelbeeren 60; Nüſſe 30 bis 70; Kaſtanien 35 bis 40; Pfifferlinge 30 bis 40; Grünreizker 30: Süßrahmbutter 220 bis 260; Landbut⸗ ter 190 bis 220; Weißer Käſe 50, 55: Honig mit Glas 170 bis 280; Eier, Stück 11 bis 19; Quitten 20 bis 30; Schwarzwurzeln 50; Tomaten 15 bis 20; Hahn, lebend, Stück 150 bis 400; Hahn, geſchlachtet, Stück 130 bis 200 bis 650; Huhn, lebend, Stück 150 bis 500; Huhn, ge⸗ ſchlachtet, Stück 120 bis 300 bis 900; Enten, lebend, Stück 150 bis 400: Gänſe, lebend, Stück 700 bis 800; Gänſe, geſchlachtet, Stück 1400 bis 1600; Tauben, geſchlachtet, Stück 100: Feldhühner, Stück 150 bis 250; Faſanen, Stück 300 bis 600; Rindfleiſch 120 bis 130; Kalbfleiſch 140; Schweinefleiſch 120 bis 130: Gefrierfleiſch 72; Rehragout 100; Rehbug 150: Rehrücken und Keule 200 bis 250. Mannheimer Produktenbörſe. Infolge des ſtärkeren Angebots im Auslande verkehrte die Börſe in ruhiger Hal⸗ tung. Man nannte: Weizen, inländiſchen mit 27, Weizen, ausländiſchen 30 bis 32; Roggen, inländiſchen 25,50, Rog⸗ gen, ausländiſchen 25,50 bis 26; Hafer, inländiſchen 21,50 bis 23, Hafer, ausländiſchen 24 bis 25; Braugerſte, in⸗ ländiſche 26,50 bis 28,50, Braugerſte, pfälziſche 27 bis 30; Futtergerſte 22 bis 24; Mais mit Sack 19,75; Wei⸗ zenmehl, Spezial Null 39; Brotmehl 31: Roggenmehl 34 bis 36; Kleie 13; Biertreber mit Sack 16,50 bis 17; alles per 100 Kilo in Reichsmark waggonfreri Mannheim. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Dem Schlachtvieh⸗ markt am Montag waren zugeführt: 419 Ochſen, 193 Bul⸗ len, 190 Kühe, 371 Färſen, 594 Kälber, 63 Schafe, 3384 — Schweine, 12 Ziegen. Bezahlt wurden pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen 60 bis 61, 42— 48, 50 bis 53, 38 bis 40, 32 bis 34, 30 bis 32; Bullen 56 bis 58, 46 bis 48, 36 bis 40, 31 bis 32; Kühe 48 bis 52, 33 bis 37, 26 bis 30, 14 bis 20; Färſen 61 bis 62. 48 bis 52, 35 bis 41; Kälber 82 bis 86, 77 bis 81, 66 bis 70, 60 bis 65; Schafe 42 bis 48; Schweine 74 bis 75, 74 bis 75, 74 bis 75, 73 bis 74, 70 bis 71, 64 bis 68, 58 bis 62.— Marktverlauf: Mit Großvieh und Schwer⸗ nen mittelmäßig, kleiner Ueberſtand; mit Kälbern lebhaft, geräumt; Speckſchweine über Notiz. Frankfurter Getreidebärſe. An der Frankfurter Ge⸗ treidebörſe notierten bei abgeſchwächter Tendenz: Weizen 25.50. Roggen 24.75 Piss Sammeraerſte ß his 28. Dre Vom Leben gchefzi Roman vòn J. S chneider-Foersfl Urheberrechlsschuiz 1926 durch Verlag Oskor Meisfer, Werdau (52. Fortſetzung.)(Nachdruck verboten.) Er gehorchte, ſetzte ſich aber nicht auf die Bank, ſondern an den Straßenrand, der etwas erhöht lief, und ſah ihr zu. Sie ſtellte ſich nicht ungeſchickt. Zuweilen gab er ihr mit einem Lächeln eine Anleitung. „den Rechen weiter unten faſſen, Fräulein von Salden, und nicht ſo ſchief, ſonſt ſtoßen Sie immer mit der Spitze in den Boden.“ „Iſt es jetzt beſſer?“ frug ſie zurück. 8 „Ja, aber noch immer nicht ganz!“ Nach einer Weile kam ſie herüber und ſetzte gich neben ihn. „Tut's noch weh?“ Sie bog ſeinen Kopf zu ſich herunter und fuhr behutſam über die Schramme, an der ſie Schuld trug. Er verneinte. „Gar nicht mehr?“ „Nein, gnädiges Fräulein!“ „Wollen Sie mir eine Freude machen?“ „Jede!“ gab er zurück. „Dann ſagen Sie Siſſi zu mir. 4 16 Er ſtrich über ihre weiße Hand, die ſich wie Sammet N 0 12 1 fühlte. 5*. „Liebe, kleine Siſſi!“ ſagte er in Gedanken. „Können Sie mich ein klein wenig lieb habe Martens!“ Eine brennende Röte rann ihr bis unte, die Haax⸗ wurzeln.„Ich— ich dachte— Sie lieben D Sanders?“ „Aber nein,“ lachte ſie auf und lehnte ſich an ſeine Schul⸗ ter.„Ich will den Berni nicht! Wie kommen Sie nu dar⸗ auf? Gleich am erſten Tag, da hat er mir ja ganz gut ge⸗ fallen, aber jetzt— Martens—“ Knie. „Seine Hände ſtrichen weich und zärtlich über ihr flim⸗ werndes Blondhagr.„Siſſi, liebe, kleine Sill? Sie ſprach nicht weiter und legte ihre Stirn auf ſeine hutſam an ſeine Bruſt. „Darf ich dich küſſen?— Ein einziges Mal nur?— weil ich uach lieb habe, Siſſi, von Herzen lieb.“ Sie legte den Kopf gegen ſeine Schulter und bot ihm die Lippen dar. Er neigte ſich darüber und legte die ſeinen darauf. „Martens!“ Sie fuhren beide vom Straßengraben auf. Sanders ſtand dicht hinter ihnen. Der Grasboͤden hatte den Hall ſeiner Schritte verſchlungen. „Schämen Sie ſich nicht?“ donnerte er,„die Nichte Ihres Brotherrn in ſo ſchamloſer Weiſe zu übertölpeln?“ Im nächſten Augenblick ſtand Siſſi hochaufgerichtet vor ihm auf dem Kiesweg.„Er hat mich nicht übertölpelt,“ verteidigte ſie den Martens, da dieſer ſchwieg.„Ich habe dir es geſtern ſchon geſagt, daß ich ihn liebe, Bernhard. Sag' es meinetwegen der Mama! Sie kann nichts mehr daran ändern. Der Onkel wird uns ſchon irgendeine Zu⸗ fluchtsſtätte ſchaffen! Und du—“ Ihre Stimme klang zornig auf.—„Du ſollſt ihn nicht mehr quälen, Bernhard! — Sie ſagen es alle, daß du ihn marterſt bis aufs Blut! Nur dul— Du ganz allein!— Und— und meine Mutter!“ Sanders wurde bleich, wandte ſich um und ging nach dem Schloß zurück. Am Mittag packte Frau von Salden ihre Koffer. In höchſter Eile und Haſt, als wäre der Typhus oder die Peſt auf Burg Eck ausgebrochen. Alles Bitten und Betteln ihres Kindes half nichts. f i a „Das ginge mir noch ab.“ kreiſchte ſie,„daß du dich in einen Stallburſchen verliebſt! Statt Schloßherrin zu werden, willſt du mit einer Geſindeſtube vorliebnehmen!— Lerne erſt die Welt kennen, und dann, wenn du wirklich nicht ſein kannſt ohne dieſen Menſchen, dann, dann hole ihn dir meinetwegen. Aber in derſelben Stunde haſt du auf⸗ gehört, meine Tochter zu ſein.“ Stumm, mit verweinten Augen, ſah das junge Mädchen, in die Sofaecke gedrückt, den Vorbereitung. die ihre Mutter für die Abreiſe traf.. ee Heute wollte man noch bleiben, aber morgen „ 1 Frühe fuhren ſie dann von Schloß Eck ab. 5 Er hob ihr glühendes Geſichtchen auf und nahm es be⸗ Martens hatte im Laufe der letzten Zeit nicht mehr an ſeine Unterredung mit Guonſki gedacht. Er hatte vollſtändig darauf vergeſſen. Heute erinnerte er ſich deſſen wieder. Aber es ſchien ihm nur begreiflich, daß er nicht kam. Was wollte er auch bei ihm! Nach dem Veſpern ging er auf ſeine Stube und putzte ſeine Büchſe blank. Die Läufe ſpiegelten, die Windungen glitzerten wie Silber. Er lud ſie und ſtellte ſie vorſichtig in die Ecke. Dann begann er in ſeinem Schrank und in ſeiner Kom⸗ mode zu räumen. Es machte das nicht viel Arbeit, denn er war arm wie eine Kirchenmaus. Ein bißchen Wäſche. einen zweiten Anzug, mehr beſaß er nicht. Ein Lächeln. ging über ſein Geſicht. Hatte er denn gar nichts, das en Siſſi zum Erinnern ſchenken konnte? Morgen mußte ſie ja fort! f Arme, kleine Siſſil Wie ſie ihn liebte!— Wie vertrauensvoll ihre Augen an ihm hingen, wenn er zu ihr ſprach!l— Wie tapfer ſie ihn gegen Bernhard verteidigt hatte! Wenn ſie wüßte, an wen ſie ihr kleines Herz verloren hatte! Ob ſie ihm zürnen würde? Aber die Täuſchung würde wohl raſch verwunden ſein, wenn ſie es einmal er⸗ fuhr. Nach vielem Suchen fand er endlich ein kleines Keuuchen mit einem winzigen Silberanhänger, das in ſeiner Nät⸗ ſchatulle gelegen hatte. Das wollte er ihr geben, vum geſetzt, daß es ihm glückte, ihr vor der Abreiſe noch einmac zu begegnen. Ein erſtes Dämmern begann in der Stube die Ecken ab⸗ zudunkeln. Eine wäſſerig dünne Sonne ging droben über dem Hochwald zur Neige nud badete die Wipfel in mattem Glanz und ſchwacher Wärme. 8 Auf dem Kieswege ſchillerten noch die Waſſerlachen von dem letzten Regen, die erſt nach und nach verſickern mußten. Die Bäume und Sträucher ſtanden in friſchem, hellem Grün. Sie waren in der Vornacht tüchtig abgeſchwemmt und von allem Ungeziefer freigewaſchen worden. ö Er öffnete beide Fenſterflügel und blickte durch das Git⸗ terwerk auf den Weg, der am Hauſe vorbeilief. 1 Plötzlich fuhr ſein Kopf zurück. Die Scheiben klirrten 5 3 e Fortſetzung folgt Fuhrwerk, das in derſelben Richtung fuhr. Mais 19 bis 19,70, Weizenmehl 38,75 bis 39,75, Rog⸗ genmehl 35 bis 35,50 Heie 13,50. Alles in Goldmarf je 100 Kilogramm. Frankfurter Viehmarkt. Zum Frankfurter Viehmarkt waren aufgetrieben: 1530 Rinder, 396 f 90 Bul⸗ len, 604 Kühe, 401 Färſen, 525 Kälber, 98 Schafe und 5966 Schweine. Notiert wurden für die 50 Kig. Lebend⸗ gewicht je nach Klaſſe: Ochſen% bis 61, 57 bis 60, 5 bis 58, 52 bis 55; Bullen 57 bis 61, 52 bis 56; Kühe 50 bis 54, 44 bis 49, 37 bis 46: Färſen 60 bis 64, 55 bis 59, 47 bis 54; Kälber 80 bis 85, 72 bis 79, 60 bis 71: Schafe 44 bis 54 und Schweine 72 bis 74, 70 bis 71. 63 bis 69.— Aa r Mit Kälbern und Schafe S800 und ausverkauft; Großvieh langſam, geräumt; mi Schweinen ſchlevvend und Ueberſtand.. Aus Heſſen. Darmſtadt.(Moorbrand.) An der Grube Prinz von Heſſen wurde ein Moorbrand bemerkt. In der Nähe des Teiches ſind Braunkohlenreſte mit Moor über⸗ zogen, die nun vermutlich durch Selbſtentzündung zu bren⸗ nen begannen. Die Feuerwehr grub die gefährdeten Stel⸗ len ab und verhinderte ſo eine weitere Ausdehnung des Brandes. i a Worms.(Die Mannheimer Logisſchwind⸗ ler verhaftet.) Das Logisſchwindlerpaar,. in Mannheim ſein Unweſen durch Betrügereien trieb, fonte hier von der Polizei feſtgenommen werden. Es handelt ſich um einen 24 Jahre alten Techniker aus Ludwigsburg und eine 23 Jahre alte Schneiderin aus Waſſera fiagen. Das Pärchen wurde ſofort nach Mannheim gebracht. Meb⸗ rere Betrugsfälle und nicht unbedeutende Diebſtähle koan⸗ ten bereits wieder aufgeklärt werden. Ein großer Teil des geſtohlenen Gutes wurde wieder beigebracht. Mainz.(Unfälle.) Eine ſchwere Rückenquet⸗ ſchung erlitt in einer Backſteinhrennerei auf der Pariſer Straße ein Arbeiter, da er mit einem durchgebrocheen Holzſteg abſtürzte. Das Sanitätsauto ſchaffte ihn nach dem St. Vinzenzkrankenhaus.— Von plötzlichen Krän⸗ pfen befallen ſtürzte am Höfchen ein 27jähriger Mann zuſammen. Das herbeigerufene Sanitätsauto ſchaffte ihn nach dem Krankenhauſe.— Ebenſo wurde vom fünften Polizeibezirk in der Nacht eine 34jährige weibliche Per⸗ on, die ebenfalls von Krämpfen befallen wurde, durch as Sanitätsauto nach ihrer Wohnung in der Synagogen⸗ ktraße gebracht. a . Wcultiz.(TChronit der Verkehrsunfälle.) Ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem Perſonenaut' und einem Motorradfahrer vaſſierte Ecke Hindenb ieg⸗ und Frauenlobſtraße. Der Lkotorradfahrer erlitt eine Ver⸗ letzung am Knie und an der Stirn; ſein Nad wurde ſtark beſchädigt.— Ein Perſonenauto wollte auf der Stra⸗ genbrücke einen Nadfahrer überholen, wobei es ihn aber ſtreifte und zu Boden warf. Glücklicherweife kam er mit Verletzungen leichter Natur davon und auch ſein Rad wurde nur wenig beſchädigt. Der Autobeſitzer nahm ihn in ſeinen Wagen und verbrachte ihn nach der Polizei⸗ wache in Mainz⸗Koſtheim, von wo aus der Verletzte, nachdem er ſich erholt hatte, den Heimweg mit der Stra⸗ ßenbahn antreten konnte. 0 ue Nüſſelsheim.(Rege Bautätigkeit.) Ein neues Villenviertel iſt in dieſem Jahre in der Umgebung der unter Denkmalsſchutz ſtehenden hiſtoriſchen, noch guterhaltenen Feſtungsruine Rüſſelsheim entſtanden. Die dort erſtandenen fünf Neubauten(darunter das ſchmucke Bootshaus des Rudervereins Rüſſelsheim) ſind bezüglich ihrer Bauart den mittelalterlichen Feſtung⸗anlagen ange⸗ 10 und verſchönern nach der Mainſeite hin das Stadt⸗ ild. a —— Marienborn.(Schwerer Motorradunfall.) Am Bahnübergang der Straße Bretzenheim—Eſſenheim ereignete ſich ein ſchwerer Motorradunfall. Ein Küfer aus Eſſenheim wollte mit einer Begleitperſon mit ſeinem Mo⸗ torrade nach Mainz fahren und rannte dabei gegen ein Infolge des ſtarken Anpralles ging bei dem Fuhrwerk der Homm⸗ baum in Stücke. Der Fahrer und ſein Begleitec wurden über das Fuhrwerk auf die Straße geſchleudert. Daß Mo⸗ torrad wurde dabei völlig zertrümmert. Die bei em Schwer⸗ verletzten wurden beſinnungslos nach Hauſe verbracht. Dexheim.(Unredlicher Finder.) Vor meh⸗ reren Tagen verlor ein Handlungsgehilfe von hier in Mainz ſeine Brieftaſche mit Geld und Ausweispapieren. Nunmehr wurde die Brieftaſche mit den Papieren durch die Poſt der hieſigen Bürgermeiſterei zugeſtellt. Geld aber hatte der unredliche Finder der Brieftaſche ent nommen. 1 Lokales und Allgemeines. — Beſtimmungen über die Arbeitszeit müſſen gusge⸗ hängt werden! Vielen Geſchäftsinhabern ſcheint es immer noch nicht bekannt zu ſein, daß ſie gemäß den Ausfüh⸗ ſind, die die Arbeitszeit regelnden Beſtimmungen des Ta⸗ rifvertrages an einer leicht ſichtbaren Stelle des Be⸗ triebs auszuhängen und zwar gilt das ſowohl für die Arbeitszeit der gewerblichen Arbeiter, wie für die der kaufmänniſchen Angeſtellten. Aus dieſen Aushängen müſ⸗ ſen Beginn und Ende der Arbeitszeit, ſowie der Pause einwandfrei zu 0805 ſein. Werden jugendliche Arbei⸗ ter bis zu 16 Jahren beſchäftigt, ſo müſſen ſie in einem beſonderen Verzeichnis unter Angabe ihrer Arbeitstage ſowie Anfang und Ende ihrer Arbeitszeit und der Pau⸗ ſen angeführt werden. Dieſes Verzeichnis iſt ebenfalls auf den Aushängen anzubringen. — Die Reichsbahn ſorgt für gute Heizung. Am 2. Oktober tritt bekanntlich der Winterfahrplan der Deutſchen Reichsbahn in Kraft. Schon jetzt hat die Verwaltung der Reichsbahn Vorſorge getroffen, um eine einwandfreie Heizung der Züge ſicherzuſtellen. Abweichend von den bis⸗ her geltenden Vorſchriften, ſollen im kommenden Winter die Abteile auf eine Wärme von 15 bis 18 Grad gebracht werden. Das Ueberheizen, d. h. eine Temperatur von mehr als 20 Grad, wird unbedingt vermieden werden. Ferner iſt vorgeſehen, die Hetzvorrichtungen bis zum 31. Mai zu belaſſen, damit die Züge bei niedriger Außenwärme auch noch in den Uebergangsmonaten geheizt werden kön⸗ nen. Sämtliche Dienſtſtellen ſind auf die ſorgfältige Re⸗ gelung der Stell⸗ und Droſſelventile 155 auf die Ein⸗ ſtellung der Heizkeſſelwagen beſonders hingewieſen worden. — Die Vorteile des metriſchen Meßſuſtems. Das ſeit mehr als 50 Jahren in Deutſchland offiziell eingeführte metriſche 1 hat ſich hinſichtlich der Flächenmaße in der Praxis immer noch nicht vollständig durchgeſetzt. In weiten Teilen des Reiches hänat die Benölkerung noch „Weizentleie 12,75 bis 13, Roggen⸗ Das rungsbeſtimmungen des Arbeitszeitnotgeſetzes verpflichtet und Ehrenpreis Frl. Maria Hoock, in Abteilung 200 an den alten Flachenbezeichnungen Nute, Morgen, Tag- werk, Acker uſw. und wendet ſie beſonders auf dem fla⸗ chen Lande, vielfach auschließlich av. Es ergeben ſich aus dieſer nicht mehr zeitgemäßen Uebung mancherlei Schwie⸗ rigkeiten, Bei den ſtakiſtiſchen e z. B. muß das eingehende auf Tagwerk lautende Makerial vor der Ver⸗ arbeitung mit großem unproduktiven Kräfteaufwand in das metriſche Syſtem umgerechnet werden. Würde ſich die Bevölkerung an die modernen Bezeichnungen Hektar, Ar, Quadratmeter, gewöhnen, ſo fielen die Mehrarbei⸗ ten des Umrechnens und mancherlei Verdruß und Schwie⸗ rigkeiten im praktiſchen Leben weg. Jeder, der daran mit⸗ Jarbeiten vermag, ſollte deshalb die Einführung der Bezeichnungen Hektar, Ar, Quadratmeter auf dem Lande fördern helfen. — 2 Oktober. ö Nun iſt als zehnter Herrſcher dieſes Jahres der Oktober in das Land gekommen. Er iſt der zweite bzw. der dritte Herbſtmonat. Saatmonat, Weinmonat, Gilb⸗ fahr und Laubbruſt nannten ihn wohl auch unſere Vor⸗ ahren. Der Oktober bringt uns eine Fülle köſtlicher Früchte. Mit ihm beginnt die Weinleſe, die ihm ſeinen beſonderen Ruhm verleiht. Herbſtbirnen und Herbſtäpfel ſchüttet der Oktober reichlich aus. Weniger genießbar für die Men⸗ ſchen ſind die Eicheln und Bucheckern, die man jetzt im Walde findet. Die edlen Borſtentiere aber, das Haus⸗ ſchwein ſowohl wie das Wildſchwein, betrachten dieſe Früchte als eine beſondere Delikateſſe. Einen neuen Blu⸗ menflor ſchenkt uns der Oktober nicht. Dafür leuchten jetzt die Pilze auf in den Wäldern. Vorſicht, ihr Menſchen⸗ kinder! Gerade die ſchönſten und bunteſten von ihnen ſind aiftig, doch nicht alle. Jetzt reift auch die(öſtliche Trüf⸗ fel, eine vielgeſchätzte Delikateſſe des Feinſchmeckers. Meiſen, Schwalben, Bachſtelzen und Stare rüſten jetzt zum Aufbruch. Auch die wilden Gänſe ziehen mit großem Spektakel davon. Ihnen folgen die Kraniche. die Fiſchreiher und die Buchfinken. Die Hirſche brunſten. Der Dachs wird jetzt immer fetter und fetter. Er kann bald aus ſeinem Bau ausgegraben werden. Der Oktober fällt noch in die feſtloſe Zeit. Des⸗ wegen müſſen ſich die Menſchen ihre Feſte jetzt noch ſel⸗ ber machen. Sie machen Landpartien wie im Mai oder feiern Oktoberfeſte. Das berühmeſte unter ihnen iſt das Münchener Oktoberfeſt, das auf der Thereſienwieſe zu Füßen der Barbaria abgehalten wird. Es iſt ein wah⸗ res bayriſches Nationalfeſt, das alljährlich eine unge⸗ heure Menge von Beſuchern aus dem Reiche und aus dem Auslande nach der bayeriſchen Hauptſtadt lockt. — Amueſtie in Heſſen. Aus Anlaß des 80. Ge⸗ burtstags des Reichspräſidenten ſind von dem Heſſiſchen Juſtizminiſter entſprechend dem Porgehen des Reiches und der Länder in 330 Fällen Strafen im Wege der Gnade erlaſſen oder gemildert wordeu. * Die Kapelle Hauf⸗Blank wurde für kommen⸗ den Samstag, Sonntag und Montag von der evangeliſchen Kirchengemeinde in Wallſtadt zum Splelen bei dem Wohl ⸗ tätigkeitsbazar verpflichtet. Der Bazar finder zwecks Errich⸗ tung eines Kinderheimes ſtatt. Auch hat die Kapelle ſchon des öfteren in den umliegenden Orten und Städten bei Klrchweihen und ähnlichen Anläſſen konzertiert. Wir erſehen hieraus, daß die Kapelle Hanf⸗Blank weit über die Grenzen unſeres Ortes hinaus belannt und beltebt iſt und wir können ſtolz darauf ſein, in Viernheim eine derartig gut ausge⸗ bildete Kapelle zu beſitzen. Steuographen Verein„Gabelsberger“. Wenn der hieſige Stenographen⸗Verein mehr denn je mit kleineren oder größeren Berichten an die Oeffentlichkeit herantritt, ſo geſchieht dies nur deshalb, um die Bevölke⸗ rung auf die Notwendigkeit und den Nutzen der Kurz⸗ ſchrift aufmerkſam zu machen. Welche Bedeutung im heutigen Wiutſchaftsleben dieſer beizumeſſen iſt, ſoll hier nicht weiter erörtert werden. Tüchtige Stenographen werden auch heute überall geſucht. Der hieſige Verein hat es ſich deshalb zur Aufgabe gemacht, nicht nur den jungen Leuten die Anfangsgründe der Kurzſchrift beizu⸗ bringen, ſondern er iſt auch beſtrebt, ſolche in der Rede⸗ ſchrift weiter auszubilden. Daß ihm dies bis jetzt ge⸗ lungen iſt, beweiſen die Erfolge, die er ſich auſ den ver⸗ ſchiedenen Wettfchreiben errungen hat. So konnten auch am letzten Sonntag anläßlich des Gautages des Gaues Bergſtraße in Seeheim ſämtliche am Wettſchreiben teil⸗ nehmende Mitglieder des hieſigen Vereins unter außer⸗ ordentlich ſtarker Konkurrenz mit Preiſen verſehen zurück⸗ kehren. Es errangen: in Abteilung 220 Silben: 1. Preis Silben: 1. Preis und Ehrenpreis Frl. Anna Lammer, J. Preis Herr Adolf Effler, in Abteilung 100 Silben: 1. Preis und Ehrenpreis Herr Ludwig Fieger, 1. Preis Herr Hans Dewald, 1. Preis Herr Georg Schmitt, 1. Preis Herr Albrecht Schrimpf, 1. Preis Herr Michael Knapp, 1. Preis Herr Adam Mandel. Wir gratulieren zu dieſen Erfolgen und wünſchen auch bei weiteren Ver⸗ anſtaltungen gleiche Reſultate.— Der Verein rüſtet nun zum Wettſchreiben in Weinheim am 16. d. Mts. und zu ſolchem in Viernheim am 30. d. Mts. und werden die Mitglieder gebeten, an den regelmäßigen Diktatſtunden teilzunehmen. Kreis Uuterbaden. Viernheim verliert in Heddesheim 2:1(1:0) Sport⸗Bg. Amicitia 1.— Fortuna Heddesheim 1. 1:2 7 5 2.—„ i 7 10 8.130 Nun hat auch Viernheim ſeine Niederlage. Aus gerechnet der Neuling Heddesheim brachte es fertig, die gefürchteten„Grünen“ zu ſchlagen, das„Wie“ iſt eine 77 0 87— 70* Nebenſache. Zugegeben, daß die Viernheimer einer ihrer ſchwärzeſten Tage gehabt haben, aber mit etwas mehr Energie und ihrem ſonſt gewohnten flachem Spiele wären ſie mindeſtens dem Spielverlauf nach mit 3 Toren Unterſchied als Sieger nach Hauſe gegangen. Nicht weniger als 13 Eckbälle gegen 1 von Heddesheim konnten die Unſrigen erringen, aber was nutzt dieſes alles, Tore entſcheiden und von dieſen ſchoß eben der Platzbeſitzer, trotz der paar armſeligen Chancen eins mehr und.. ach was! Strich drunter! Jeder Meiſterſchaftsanwärter erhält ab und zu mal eine Spritze und die war hier au⸗ gebracht, ſonſt wären die Bäume der Viernheimer in den Himmel gewachſen. Drum in Zukunft keinen Gegner unterſchätzen, anſonſten noch mehr Punkte flöten gehen. Und nun anbei den Spielverlauf, der hier kurz wiederge⸗ geben iſt. Gleich die erſten Minuten bringen den„Grünen“ 2 Ecken. In der 12. Minute unterbindet Haas A. einen Angriff des Platzbeſitzers hart am Strafraum. Der Schiedsrichter entſcheidet gefährliches Spiel. Der Straf- ſtoß führt zum 1. Tore für Heddesheim. Immer noch vermißt man den ſonſt gewohnten Kampfgeiſt der Viern⸗ heimer. Die 25., 28. und 30. Minute ſieht harte Kämpfe vor dem Heddesheimer Tore. Bis Halbzeit erzielt Viern⸗ heim ſeine 3. und der Gegner ſeine 1. Ecke. Nach der Pauſe ſcheint ſich das Blatt zu wenden. Die„Grünen“ drängen mächtig, wieder werden 2 Ecken erzielt. In der 5. Minute ſchießt Pfenning den Ausgleich. Viernheim gibt auch weiterhin den Ton an. In der 15. Minute geht ein Heddesheimer Stürmer an der zu weit aufge⸗ rückten Verteidigung vorbei, ſchießt aufs Tor und den ſchwachen Schuß läßt Schüßler irrtümlicherweiſe paſſieren. Viernheim macht alle Anſtrengungen den Sieg an ſich zu reißen, doch nur Eckball auf Eckball iſt das Ergebnis. So kommt der Schlußpfiff, und weit über 500 Biernheimer Sportler ziehen enttäuſcht der Heimat zu. Weitere Ergebniſſe: Feudenheim— Weinheim 1:2 07 Mannheim— V. f. R. 4:0 Vereinsnachrichten der Sportvereinigung Dienstag: Spielausſchuß, Freitag: Abend 8 Uhr Jugend, ½9 Uhr 7. Mannſchaft Spieler Zuſammen kunft, 9 Uhr: Singſtunde der Geſangsabteilung. Sonntag, den 9. Okt.: Verbandsſpiele in Rheinan Die Sportleitung. Jugendhraftſport. Der letzte Sonntag brachte den Vlernheimern die 2 erſten Punkte ohne jede Anſtrengung. Bensheim war nicht angetreten und mußte deshalb die Punkte an unſere Einheimiſchen abgeben. Darauf folgte das Spiel der 1. Mannſchaft gegen die verſtärkte Privatelf, das die erſte Elf mit 3:1 gewinnen konnte.— Das Freundſchaftsſpiel der 1. Fauſtballmannſchaft gegen die gleiche von Weinheim ging mit wenig Unterſchied für Viernheim verloren. Ss brauchte nicht zu ſein, wenn die erſte Spielhälfte beſſer und ficherer geſpielt worden wäre. Immerhin kann man in der Viernheimer Fauſtballmannſchaft ſchon ſehr gute Fortſchritte feſtſtellen. Der nächſte Sonntag bringt vorausſichtlich Leben auf dem Jugendkraftſportplatz. Die am 25. September verregneten und darum ausgefallenen leichtathletiſchen Clubkämpfe werden den Mittelpunkt der Sonntagsveranſtaltung bilden. Mannheim, das von ſämtlichen Verbandsſpielen an dieſem Sonntag frei iſt, wird in verſtärktem Maße nach Viernheim kommen und um die Siegespalme ſtreiten. Die Viernheimer Leichtathleten werden alle Kräfte an⸗ ſtrengen müſſen, um den Gäſten die Stange halten zu können. Freunde, Gönner und Mitglieder der Jugend⸗ kraft, ſtellt euch heute ſchon darauf ein, daß ihr am 1 0 Sonntag auf dem Jugendkraftſportplatz ſein önnt. Wochenplan der Deutſchen Ingend kraft. Dienstag abend 6 Uhr Training für die 1. und 2. Handballmannſchaſt. Von 7—9 Uhr Turnſtunde des Jahrgangs 1925(Schvlentlaſſungsjahr) im Gaſthaus zum Gichbaum. Mittwoch abend 6 Uhr Training für alle Leichtathleten. Von 7—9 Uhr Turnſtunde des Jahrgangs 1926 (Schulentlaſſungsjahr) im Qaſthaus zum Eichbaum. Donnerstag abend 6 Uhr Tralning der 1. und 2. Fußballmannſchaft. Von 7—9 Uhr Turnſtunde des Jahrgangs 1927(Schulentlaſſungsjahr) im Gaſihaus zum Eichbaum. Freitag abend 6 Uhr Training für die dritte und Ju⸗ gendmannſchaft in Fußball. Abends punkt 8½ Uhr Zuſammenkunft aller Spottler im Lokal zur Harmonie. Auch die Paſſiven werden gebeten, an den nozwendi⸗ gen Beſprechungen teilzunehmen. Samstag nachm. 4 Uhr Training für dle 1. und 2. Fauſt⸗ ballmaunſchaft. Von 4 Uhr ab Reinigung der Lauf⸗ bahn und Einteilung derſelben. Sämtliche Leicktath⸗ leten werden beſonders gebeten, fich an dieſen Arbeiten zu beteiligen. Am nächſten Sonntag finden die am 25. Sept. 1927 ausgefallenen Klubkämpfe ſtatt. Unſere badiſchen Nachbarn werden an dleſem Tage in verſtärktem Maße nach Viernheim kommen. Alles Nühere hierüber wird die Donnerstagnummer bringen. Die Sportleitung. Weinheimer Jungſchweinemar kt. Zugeführt waren: 396 Stück; verkauft warden 304 Stück. Milchſchweine das Stück 5—9 Mk. Lüuferſchweine 12—40 Mark. N