5 Gctner 1 1 Saat- weizen zu verkaufen Peter Belz Luiſenſtraße 56. Frau oder Mädchen zur Aushilfe einige Stunden täglich geſucht. Wo, ſagt die Exped. ds. Bl. g Biernheimerflinzeiger (Wiernheimer Zeitung— Biernheimer Nachrichten) Statt besonderer Anzeige Gott, dem Allmächtigen, hat es gefallen, meinen lieben teuren Mann, guten Vater, Sohn, Schwiegersohn, Bruder, Schwager, Onkel und Neffen Herrn Josef Dimer nach kurzem, schweren Leiden im Alter von 36 Jahren zu sich in die Ewigkeit abzurufen. Geſtern Abend um 8 Uhr verſchied nach langer, ſchwerer Krankheit meine liebe Frau, unſere gute Mutter, Großmutter, Urgroßmutter, Schwiegermukter, Schweſter, Schwägerin und Tante, Frau Maria Schneider geb. Spornring Viernheimer Tageblatt wohlvorbereitet durch den Empfang der hl. Sterbe⸗ 7 ü 2 8 ſakramente, im Alter von 78 Jahren. 0 8 r J d 5 F* ee 171 da u 15 5 4 dür S 0 1 1.50 Mf. fre aus gebracht.— Gra etlagen: wöchen achtſeitige illustrierte 8 0 0 bitten, für unſere liebe Verſtorbene zu beten. Sonmagsblatt„Sterne und Blumen“, halbſährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ Viernheim, den 11. Oktober 1927. kalender.— Annahme von Abonnements täglich in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungs träger Die tieſtrauernden Hinterbliebenen: Familie Valt. Schneider 3. Elſtes, älteſtes u. krfolgreichſtes Lekal⸗Anzeigeblat in Viernheim Familie Weiß 2 ——— (Biernhetmer Bürger-Ztg.— Sieenh. Vellsblaug S—— Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzelle koſtet 25 P., die Reklamezeile 80 Pfg. bei Wiederholung abgestufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen ves mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle und von ſümtlichen Annoncen⸗Erpeditionen Deutſchlands und des Anstanbs. Antablatt der Heſiſcen Bürgermeiperel und des Polizeients 0 0 precher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim— Poſtſchecktonto Rr. 21577 Amt Plagvorſchriften dei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückfichtigt.— Für die Aufnahme Familie nee„ 5 a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Jewähr nicht übernommen— Die Beerdigung findet morgen Mittwoch nachmittag 0.————— a in, 15 Air e Kath. Krankenhaus, Seegartenſtraße, Nr. 237 1 5. N 8 Mittwoch, den 12. Oktober 1927 ö 1 0 —— Mannheim, Elisabethstr. 6, den 10. Oktober 1927. Viernheim—— Koſt u. Logie für ein Mädchen In tiefster Trauer: Bärbel DBimer geb. Künner Familie Wilhelm Dimer 44. Jahrgang Familie J. J. Kühner, Viernheim Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 12. Oktober, nachmittags 2½ Uhr von der Friedhofskapelle statt. geſucht Meldungen werden im Berlag entgegenge⸗ nommen. Ein ſchönes Aanmer zu vermieten Wo? ſagt der Verlag. Dankſagung. Zurückgekehrt vom Grabe meines nun in Gott ruhenden, unvergeßlichen Gatten, unſeres lieben Vaters, Großvaters, Onkels und Schwagers, Herrn Adam Wunder 5. ſagen wir für die vielen Beweiſe inniger Anteilnahme und für die vielen Kranz⸗ und Blumenſpenden unſeren herzlichſten Dank. Beſonderen Dank der hochw. Geiſtlichkeit für den troſtreichen Beiſtand, ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruheſtätte und den Stiftern von Seelenmeſſen. Viernheim, Waldhof, Worms, Weiher, Unterflockenbach, New⸗Hork, den 11. Oktober 1927. Die fleftrauernden Hinterbliebenen. wahl in eee 0 flllundanundaaaaauauuddalunalnda nun Leſen Sie gerne d e 8 ifgadnnmand nana nedgtdftakg agua dentata dann kommen Sie in unſere Buch— handlung, da finden Sie reiche Aus— Romanen Novellen Erzählungen Kriminalgeſchichten Für ihre Kinder! Märchenbücher Erzählungen llnuununentdantoactetnndtdannütndddddaddadtanunudndeneeh 5 Danksagung. Für die uns anläßlich unserer Silber-Hochzeit und Verlobung dargebrachten Glückwünsche u. 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Vorübergehende Aufklärung. ee Der politiſche Himmel gleicht nicht dem blauen Himmel, den dieſe letzten Herbſttage uns beſchert haben. Der politiſche Himmel ſieht ſehr viel weniger erfreulich aus, er iſt, oder er war doch zum mindeſten mit ſo chweren dunklen Wolken verhangen, daß nicht wenige achkundige Beurteiler mit ſchweren Gewittern glaubten rechnen zu müſſen. Ueber dem Balkan hingen wie⸗ der einmal die Gewitterwolken, in jener Gegend, in der noch immer polniſche Truppen litauiſchen Sol⸗ daten gegenüberliegen, ſah es nicht weſentlich beſſer aus und wenn man noch hinzunahm, daß das franzöſiſch⸗-ruſſiſche Verhältnis ſich ſehr be⸗ denklich zugeſpitzt hatte, und man vielfach glaubte, von einem Bruch zwiſchen Moskau und Paris ſprechen zu müſſen, ſo hat man ein Bild von den europäiſchen Zu⸗ ſtänden. wie es unerfreulicher nicht ſein kann und wie es fatal au jene Tage erinnert, die dem Weltkrieg vorangin⸗ gen. Nun iſt Prophezeien ſtets ein undankbares Geſchäft, denn nicht nur das Wetter geſtaltet ſich oft weſentlich anders als es die Herren Sachverſtändigen vorausſagen, jondern auch in der Politik ſoll es gelegentlich anders kommen, als Leute meinen, die das Gras wachſen hören. Trotzdem kann man im Augenblick doch wohl von einer vorübergehenden Aufklärung des politiſchen Himmels ſprechen. In der Dokumentenſammlung, die zum Fall Ra⸗ kowſki von der franzöſiſchen Regierung veröffentlicht worden iſt, wird erneut unterſtrichen, daß Frankreich den Abbruch der Beziehungen zu Moskau nicht wünſcht. Man hat keinen Grund, an dieſer Darſtellung zu zwei⸗ feln, hat doch Briand von Anfang an ſich dem Bruch mit Moskau widerſetzt und kann es doch auch in den Augen des franzöſiſchen Außenminiſters nur vorteilhaft ſein, wenn Frankreich den ruſſiſchen Trumpf in der Hand hat. Das iſt offenbar auch die Auffaſſung des Leiters der Außenpolitik Räterußlands geweſen und nur aus die⸗ ſem Grunde dürfte Herr Tſcheitſcherin ſich bis zuletzt der Abberufung ſeines Pariſer Botſchafters widerſetzt haben. Freilich ſieht man auch aus anderen Gründen in Moskau Herrn Rakowſki nicht gerne heimkehren, gehört Rakowſki doch zu den oppoſitionellen Kreiſen, die die herr⸗ ſchende Stalin⸗Gruppe gerade jetzt ſo weit gebändigt hat, daß man zum entſcheidenden Schlag gegen Trotzki gusholen kann, während die Rückkehr Rakowſkis be⸗ fürchten läßt, daß ſich die Poſition der Oppoſition erneut beſſert. Trotzdem dürfte nun wohl auch Tſchitſche⸗ rin es für zweckmäßig erachten, einzulenken, denn auch Rußland kann nichts an einem Bruch mit Frankreich ge⸗ legen ſein und ſo wird man denn vermutlich wohl in ab⸗ ſehbarer Zeit die Akten über den Fall Nakowſfki ſchließen können. Dabei iſt es ſicherlich kein Zufall, daß gerade in den kritiſchen Tagen der deutſche Botſchafter in Mos⸗ kau, Graf Brockdorff⸗ Rantzau, eine Unterredung mit Tſchitſcherin hatte. Sicherlich kann man nicht von einer deutſchen Intervention ſprechen, aber man dürfte doch wohl kaum in der Annahme fehlgehen, daß von deutſcher Seite in Moskau zur Mäßigung ge⸗ raten worden iſt, wie es auch nach der Ermordung des ruſſiſchen Geſandten in Warſchau geſchah. Das erſcheint um ſo näherliegend, als eine Zuſpitzung des franzöſiſch⸗ ruſſiſchen Verhältniſſes keineswegs im Initereſſe der deutſchen Politik liegen kann, da dadurch es Dentſchland nur noch ſchwerer gemacht wird, an ſeinem Standpunkt, weder für den Oſten noch für den Weſten zu optieren, feſtzuhalten. Kann man mithin von einer gewiſſen Entſpannung zwiſchen Moskau und Paris ſprechen, ſo gilt das auch für die Balkanverhältniſſe. Die Großmächte haben ſofort ſowohl in Belgrad wie in Sofia zur Ruhe gemahnt und es ſcheint auch, als ob dieſe Mahnung licht ganz vergeblich geweſen iſt. Die letzten vorliegenden Nachrichten laſſen jedenfalls erkennen, daß die ſüdſla⸗ piſche Regierung micht die Abſicht hat, die bulgariſche egierung für die Toten der Komitadſchis verantwortlich zu machen und wenn die franzöſiſche Preſſe darüber hin⸗ aus zu berichten weiß, daß von einem offenen Konflikt deiſchen Südſlawien und Bulgarien nicht geſprochen wer⸗ en könne, ſo dürfte das wohl zutreffend ſein. Die Groß⸗ mächt: wünſchen zweifellos die in ſo reichem Maß vor⸗ bandenen Schwieriakelten in der Mollnalilit nichf noch durch kriegeriſche Attionen auf dem Baltan vermehrt u ſehen, ſie werden alſo ſicherlich nicht die für einen Krieg erforderlichen Mittel vorſtrecken und da man andererſeits mit Schulden allein einen Krieg nicht finanzieren kann, ſo erſcheint die Gefahr, daß auf dem Balkan die Flin⸗ ten losgehen, im Augenblick weniger groß. Nicht weſentlich anders liegen die Dinge aber auck im litauiſch⸗polniſchen Konflikt. Der Tag der Eroberung Wilnas durch den polniſchen General Ze liaowſki, ein Taa. dem man mit einigen Befürchtungen entgegengeſehen hatte, iſt erfreulich ruhig verlauſen. In Wilna gab es zwar die übliche Parade der polniſchen Truppen, ein Schauſpiel, an dem ſich auch die militari⸗ ſierte Jugend aus den Kampfverbänden der polniſchen Schulen und ſelbſt eine militäriſche Mädchenabteilung be⸗ teiligte, aber Pil ſudſki verhielt ſich außerordentlich zurückhaltend, er vermied es, kriegeriſche Reden vom Stapel zu laſſen, ja, der Marſchall zeigte ſich öffentlich nach dem Empfang am Bahnhof überhaupt nicht mehr. Man geht wohl kaum fehl in der Annahme, daß der in Paris weilende polniſche Außenminiſter Zaleſki ſeine Regierung darüber unterrichtet hat, wie wenig man in England und Frankreich eine Verſchärfung des polniſch⸗ litauiſchen Konfliktes wünſcht. Auf der anderen Seite verhielten ſich auch die Litauer, die den Wilna⸗Tag als Trauertag feierten, verhältnismäßig ruhig und ſo ſcheint auch hier die Gefahr zunächſt wieder überwunden zu ſein. —9 33 Finanzierung der Beſoldungsvorlage Bayern fordert Aenderung des Finanzausgleichs. München, 11. Oktober. In der erſten Vollſitzung des Bayeriſchen Land— tages nach den Ferien wurde die unbefriedigende finanzielle Lage zwiſchen dem Reiche und den Län⸗ dern zum Gegenſtand einer Kundgebung gemacht. Landtagspräſident Dr. Königsbauer erklärte, eine Subventionierung der Länder von Fall zu Fall nach Koſtgängerart ſei auf die Dauer un⸗ tragbar. Anter ſolchen Umſtänden könne keine Län⸗ derregierung ihren Haushalt aufſtellen. Entweder ſeien Reichstag und Reichsregierung davon überzeugt, daß die Länder mit ſtaatlicher Hoheit, eigener Selbſtver— e ng und eigenen Haus halt weiter beſtehen oder micht. Dann ergriff der Finanzminiſter Dr. Schmelzle das Wort zu einer großangelegten Rede über die bayeriſche Finanzlage. Er betonte dabei, daß die Beſoldunasreform für Bayern eine ungefähce jährliche Belaſtung von 58 Millionen Mark mit ſich bringe, wozu noch der Mehrbedarf für die Gemeinden komme. Dabei ergebe ſich im bayeriſchen Staatshaushalt ſchon im Jahre 1927 ein Fehlbetrag von rund 85 Millionen. Neue Steuern könnten ebenſowenig in Ausſicht genommen werden, wie eine Erhöhung der beſtehenden Landesſteuern. Die Dek— kung ſennur dadurch möglich, daß das Reich dem Lan— de und den Gemeinden neue Einnahmen eröffne. Die bayeriſche Regieeung habe daher im Reichsrat den Antrag geſtellt, den Finanzaus⸗ gleich dahin abzuändern, daß der Anteil der Länder an Einkommen⸗ und Körperſchaftsſteuer von 75 Prozent auf 30 Prozent erhöht und der ſoge⸗ nannte Entbehrungsfaktor in Paragraph 35 von 20 auf 10 Prozent herabgeſetzt werde. Der Mi⸗ niſter bezeichnete die Erfüllung der bayeriſchen For⸗ derungen als eine moraliſche und rechtliche Ver⸗ pflichtung des Reiches. Die Frage habe mit Uni⸗ karismus und Föderalismus nichts zu tun. Bürden die Länder heute zu beſtehen aufhören, ſo würde ſich an der Notwendigkeit, das Steueraufkommen auf die einzel⸗ nen Reichsgebiete zu teilen, nichts ändern. Der Finanz⸗ miniſter kam zu dem Schluß, daß es keinen anderen Ausweg gebe, als eine Aenderung des Finanz- ausgleiches. —— Frankreichs Beſatzungs politik. Lebhafter Meinungsaustauſch Berlin— Paris. Berlin, 11. Oktober. Obwohl Reichskanzler Dr. Marx gelegentlich ſeiner Anweſenheit in Koblenz betont hat, daß die von den Be⸗ ſatzungsmächten zugeſagte Verminderung der Trup⸗ penbeſtände im Rheinland um 10000 Mann durch— geführt werde, wollen die Meldungen von einer neuen Sabotage des Beſatzungsabbaus durch die franzöſiſchen Militärſtellen nicht verſtummen. Geſtützt werden nun dieſe Nachrichten durch die Tatſache, daß der bisher zwi⸗ ſchen Deutſchland und Frankreich in der Frage der Be⸗ ſatzungsverminderung gepflogene Schriftwechsel von amtlicher Seite lediglich den Charakter„Mitteilung“ der Beſatzungsbehörden über Einzelheiten der Truppen⸗ herabſetzung zugeſprochen worden iſt, die„nicht als endgültig“ anzuſehen ſei und daß eine offizielle Note noch nicht eingelaufen ſei. Andererſeits aber iſt es ein offenes Gebeimnis. daß augenhlicklich zwiſchen Ber⸗ 7 lin und Paris eu ſeyr lebhafter Meinungs⸗ austauſch im Gange iſt, daß Botſchafter von Hoeſch in dieſer Angelegenheit in Berlin geweſen iſt und daß deſ⸗ ſen Verhandlungen mit dem Quai d'Orſay noch kein befriedigtes Ergebnis gezeitigt hat. Infolgedeſſen gewinnt die Vermutung immer mehr an Boden, daß es tatſächlich den franzöſiſchen militariſtiſchen Stel⸗ len in Frankreich geglückt iſt, ihre Auffaſſung von der Beſatzungsverminderung im Kab„ett durchzuſetzen und auch die bisher immer wieder hinausgeſchobene Veröffent⸗ lichung der Mitteilung, die General Guillaumat der Reichsregierung durch den Reichskommiſſar für die beſetz⸗ ten Gebiete hat zugehen laſſen, läßt den Optimismus der amtlichen Berliner Stellen etwas verdächtig erſcheinen. Beſtimmt dürfte daher anzunehmen ſein, daß ins⸗ beſondere dieſe„Mitteilungen“ des franzöſiſchen Ober⸗ befehlshabers in den Rheinlanden toch nicht als aus⸗ reichend angeſehen werden und daß die Reichsregie⸗ rung immer noch hofft, auf dem Verhandlungs⸗ weg ein günſtigeres Reſultat erzielen zu können. So⸗ mit bleibt nunmehr alſo trotz aller Beſchwichtigungsver⸗ ſuche der Eindruck beſtehen, daß von Militärſeite wieder einmal die Zuſage der Botſchafterkonferenz grö b⸗ lichſtſabotiert werden ſoll, und dieſer Eindruck dürfte um ſo nachhaltiger ſein, als die mannigfachen Enttäuſchungen, die man gerade in der Beſatzungs⸗ frage mit den Verſprechungen der Gegenſeite bisher ge⸗ macht hat, zu einer ſehr vorſichtigen Beurteilung der Lage nötigen. — * England öffnet ſeine Archive. Zwei Bände Kriegsvorgeſchichte. Die beiden erſten Bände über die engliſche Ge⸗ ſchichte von 1908 bis 1914 ſind von der bri⸗ tiſchen Regierung veröffentlicht worden. Der erſte Band iſt„Das Ende der britiſchen Iſolierung“, der zweite„Die engliſch⸗japaniſche und die franzöſiſch⸗britiſche Entente“ betitelt. Die Veröffentlichung dieſer Auswahl diploma⸗ tiſcher Dokumente wurde ſeinerzeit noch von Ramſan Macdonald, als er Staatsſekretär des Auswärtigen Amtes war, angeordnet. Chamberlain hat dieſe Anordnung dann beſtätigt. 5 Der Reichstag einberufen Zum 18. Oktober mit der Tagesordnune: a chul⸗ geſetz. g Berlin, 11. Oktober. Der Reichstag iſt nunmehr endgültig auf Diens— tag, den 18. Oktober, nachmittags 3 Uhr, einbe⸗ rufen worden. Auf der Tagesordnung ſteht an erſter Stelle das Reichsſchulgeſetz. Man rechnet in parlamentariſchen Kreiſen damit, daß die erſte Leſung der Vorlage, die vom Reichsinnenminiſter von Keudell eingebracht wird, mindeſtens zwei Tage in Anſpruch nehmen wird. Sie ſoll dann einem beſonderen Aus⸗ ſchuß zur Weiterberatung überwieſen werden. Einberufung des Neichsrates. Der Reichsrat iſt jetzt zu zwei Vollſitzungen in dieſer Woche einberufen worden. Die erſte Sitzung findet am Donnerstag, nachmittags 8 Ahr, ſtatt. Auf der Tagesordnung ſteht u. a. die Beſoldungs⸗ vorlage, die zweite Site iſt für Freitag, 11 Uhr, einberufen worden. Auf der Tagesordnung dieter Sitzung ſteht nur das Reichs ch. deſetz. Die preußiſche Beſoldungsvorlage. Der preußiſche Staatsrat wird Mittwoch um 2 Uhr zu einer Vollſitzung zuſammentreten, um zu der preußiſchen Beſoldungsvorlage Stellung zu nehmen. Der Hauptausſchuß des Staatsrates, der die Vorberatung der Beſoldungsordnung begonten hat, hielt Dienstagnachmittag eine gemeinſame Sitzung mit den Mitgliedern des Gemeindeausſchuſſes ab. Dte Beratungen werden vorausſichtlich Mittwochmorgen abgeſchloſſen werden. 22 2 f 7 N 82 7„ Reichsregierung und Auslandskredile. Die nellen Richtlinien der Beratungsſtelle. on Berlin, 11. Oktober. Im Neichsfinanzminiſterium fand unter dem Vorſitz des Reichsminiſters der Finanzen und in Gegenwart des Reichswirtſchaftsminiſters ſowie des Reichsbankpräſiden⸗ ten eine Beſprechung über die künftige Geſtaltung der Beratungsſtelle für Auslandskredite ſtatt. Es herrſchte völlige Uebereinſtimmung über die Vorſchläge, die den Ländern gemacht werden ſollen. Die Einladungen an die Länderregierungen ſind bereits er⸗ gangen. 5 —— 9 Die Entſcheidung vertagt. A Waſhington, 11. Oktober. ö Der Oberſte Gerichtshof hat die Klage deutſcher Schiffahrtsgeſellſchaften und Radioſtatio⸗ nen wegen Entſchädigungen in Höhe von etwa 100 Millionen Dollar auf Grund der Beſchlagnahm⸗ ihres Eigentums behandelt. Wiederholt hatten die deut⸗ ſchen Kläger Vertagung beantragt, da ſie die Freigabe des deutſchen Eigentums durch den Kongreß erhofften, doch drängten zwei Kläger auf ſofortige Entſcheidung zw. Abtrennung dieſer Prozeſſe, da ſie inzwiſchen däni⸗ ſche Bürger geworden ſind. Der Oberſte Bundesgerichts⸗ hof hat die Abtrennung dieſer Prozeſſe abgelehnt und die weitere Verhandlung bis zum 5. März 1928, alſo s nach Schluß des Kongreſſes, von dem diesmal eine Erledigung des Freigabegeſetzes allgemein er⸗ wartet wird, vertagt. Dieſe Entſcheidung iſt für die deutſchen Kläger günſtig, da das Schickſal ihrer Pro⸗ zeſſe vor dem Bundesgericht immerhin ungewiß iſt, wäh⸗ rend im Kongreß auf die Freigabe gerechnet wird, wenn auch zunächſt nur 60 v. H. ausgezahlt werden dürften. Frankreichs Zollſorgen. Die amerikaniſche Zolltarifnote überreicht. Paris, 11. Oktober. Die Pariſer Botſchaft der Vereinigten Staaten hat we ergehen Anerlla etzt die Note des Staatsdepartements über die Zolltariffrage zur Weiterleitung an die fran⸗ zöſiſche Regierung erhalten. Die Ueberreichung der amerikaniſchen Antwort iſt dann im Laufe des Dienstag erfolgt. In Pariſer amerikaniſchen Kreiſen hofft man, daß die neue Haltung der Waſhingtoner Re⸗ gierung die Verhandlungen erleichtern wird. Die Note, die noch nicht veröffentlicht iſt, ſoll gleichfalls den Standpunkt des Präſidenten Coolidge beſtätigen, nach dem der franzöſiſche Zolltarif zum Nach⸗ teile der Vereinigten Staaten Diskriminierungen vornehme. Zum Schluß ſoll darauf verwieſen ſein, daß die amerikaniſche Zolltarifkommiſſion eine Unterſu⸗ chung über die Möglichkeit einer Senkung der ame- rikaniſchen Tarife veranſtalten wird, falls keine geſetzlichen Hinderniſſe im Wege ſtehen. In Pariſer po⸗ litiſchen Kreiſen iſt man einigermaßen ungehalten, darüber, daß amerikaniſchen Informationen zufolge, die Zollfrage mit derjenigen einer Konſolidierungs⸗ anleihe verquickt werden ſoll. Ob jedoch dieſe Verm4⸗ tungen über den Inhalt der Note zutreffend ſind, läßt ſich augenblicklich noch nicht beurteilen, ſo daß alſo die Veröffentlichung des Textes erſt abgewartet werden muß, über deren Zeitpunkt Verhandlungen mii Waſhington im Gange ſind. Wieder Ruhe in Mexiko? Widerſprechende Berichte. London, 11. Oktober. Die mexikaniſche Geſandtſchaft gibt bekannt, daß ein offizieller Bericht der mexikaniſchen Regierung die Situation in ganz Mexiko als ruhig bezeichnet. Die Regierung ſei vollkommen Herr der Lage. Der Außenminiſter ſei eben von einer Tour durch die nörd⸗ lichen Teile Mexikos zurückgekehrt, wo das Leben ſeinen normalen Gang gehe. Alle Eiſenbahnverbin⸗ dungen ſind wieder hergeſtellt. General Gomez und ſeine Gefolgſchaft ſeien geſchlagen und verſuchten gegenwärtig die Küſte und die Berge im Staate Veracruz zu erreichen. Die Regierung rechnet damit, daß ihre Truppen in Kürze die Rebellen umsinagelt haben vollkommen normal bezeichnet. i. Im Gegenſatz zu dieſer optimiſtiſchen Darſtellung 1 700 pripate Berichte die beſagen, daß die Nie⸗ erlage der mexikaniſchen Rebellen noch keineswegs ſo vollſtändig ſei wie es dargeſtellt wird. Im Staate Tlarcal in Zentral⸗Meriko ſollen ſchwere Kämpfe zwiſchen Regierungstruppen und Rebellen im Gange ſei Ausgang unſicher iſt. Der frühere Präſident von Me⸗ kiko, Alfonſo de la Huerta, deſſen Bruder kürz⸗ lich erſchoſſen wurde, betont, daß Veracruz als wich⸗ tigſter Hafen Merikos von den Regietungstrup⸗ pen geräumt wurde. werven. Vie Sttuauon in wreriro⸗Gity wird als 22. 25 Tagung des internationalen Arbeitsamtz Begrüsnangsanſprache des Neichsarbeitsminiſters Berlin, 11. Oktober. In dem mit Blattpflanzen und Fahnen geſchmückten Feſtſaal des Reichsarbeitsminiſteriums wurde Dienstag Nachmittag die 37. Tagung des Verwaltungs⸗ rates des Internationalen Arbeitsamtes eröffnet, nachdem ſchon vorher Gruppen⸗ und Ausſchuß⸗ ſitzungen ſtattgefunden hatten. Ueber dem Vorſtands⸗ tiſch waren die Flaggen aller dem interngtionalen Ar⸗ beitsamt angegliederten Länder angebracht, in ihrer Mitte die deulſche Reichsflagge. Zu Beginn der Sitzung begrüßte Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns die Tagung im Namen der Reichsregierung und ver⸗ ſicherte der internationalen Arbeitsorganiſation des reg⸗ ſten Anteils des deutſchen Volkes an ihrer wertvollen Arbeit. Deutſchland gehöre zu den Ländern, die ſeit vielen Jahrzehnten an dem Ausbau ihrer ſozialpolitiſchen Geſetzgebung arbeiten. Auf die⸗ ſem Gebiet habe Deutſchland vielfach Richtung ge ben⸗ des geleiſtet. Eine beſondere Genugtuung ſei es ihm, dem Präſidenten der Tagung die Ratifikationsur⸗ kunde des Deutſchen Reiches zum Waſhingtoner Abkommen über die Beſchäftigung der Frauen vor und nach der Niederkunft überreichen zu können. Deutſchland ſei das erſte große Induſtrieland, das dieſes Uebereinkommen xatifiziere. Der Reichsminiſter teilte wei⸗ ter mit, daß die Reichsregierung vor wenigen Tagen dem Reichsrat eine Vorlage zur Ratifizierung der in dieſem Jahr von der internationalen Arbeitskonferenz an⸗ genommenen Uebereinkommensentwürfe über die Krankenverſicherung der gewerblichen und der landwirtſchaftlichen Arbeitnehmer zur Beſchlußfaſ⸗ ſung vorgelegt habe. Ferner ſei beabſichtigt, das große deutſche ſozialpolitiſche Geſetzgebungswer! zuſammenzufaſſen und zu verbeſſern durch ein neues Arbeitsſchulgeſetz, das gegenwärtig dem Reichsrat vorliege. Mit der zu Beginn dieſer Reichstagsſeſſion zu erwartenden Verabſchiedung dieſes Geſetzes werde der deutſche Rechtszuſtand mit dem Inhalt wichtiger inter⸗ nationaler Uebereinkommen in Einklang gebracht ſein und deren Ratiffzierung ermöglicht werden. Was das Ark»itszeitproblem angehe, ſo habe die Reichsregie ung auf dieſem Gebiet prakti⸗ ſche Vorarbeit dur“ die Geſetzgebung und noch mehr durch Tarifverträge getan. Von beſonderer Bedeutung ſei auch die neuere Geſetzgebung auf dem Ge⸗ biete des allgemeinen Arbeitsrechtes, des Wohnungs⸗ und Siedlungsweſens uſw. Den vielſeitigen und bedeu enden ſozialpolitiſchen Fortſchritten nach dem Kriege in Deutſchland werde man trotz noch vorhandener Unvollkommenheiten die allgemeine Aner⸗ kennung nicht verſagen können. Zum Schluß wünſchte Miniſter der Tagung einen erfolgreichen Verlauf. Nach der mit großem Beifall aufgenommenen Rede Dr. Brauns ergriff der Präſident des Verwaltungsrats, Fontaine, das Wort, der einleitend ſeiner Freude Ausdruck gab, daß Dank der Einladung dor doutſchen Regierung der ſozialen Schichten der Bevölkerung vorgekommen. DDr BVerwanungsrar in Bern f e e ee 1 n, deren 10 Ernen n die Rich⸗ tigkeit und gegenseitigen Verſtehens aufgebauten Har⸗ monſe, die den Frieden begründe, und aufrechterhalte. Fontaine wies weiter darauf, wie die Tagung des Ver⸗ waltungsrates in Deutſchland beſonders wertvolle Eindrücke ſozialpolftiſcher Art bieten werde. Er gedachte mit größter Anerdennung des umfaſſenden Aufbaus der deutſchen Sozialverſicherung, betonte die Stärke und Disziplin der deutſchen Ar⸗ beitgeber⸗ und Arbeitnehmerverbände und das interna⸗ tionale Intereſſe an den deutſchen Erfahrungen mit dem Betriebsrätegeſetz. Der Verwaltungsrat habe das Vertrauen, daß man auch in Deutſchland zur Annahme der internationalen Uebereinkommen beſonders über die Arbeitszeit gelangen werde. Der Direktor des Internationalen Arbeitsamtes, Albert Thomas, dankte hierauf für den Empfang, der dem Verwaltungsrat in Berlin bereitet worden ſei und wies auf die Gründlichkeit und Gewiſſenhaftigkeit der deutſchen Soziglgeſezgebug in. Freilich warte man mit Angeduld auf deufſche Ratifikationen. Man habe aber das unveränderte Vertrauen, daß ſie 1 10 wür⸗ den. Thomas ſchloß mit dem Gelöbnis, mit aller Kraft und wohlüberlegt unabläßlich am Aufhau der gerechten i und am Aufbau des Weltfriedens tätig zu ſein Aus dem In⸗ und Auslande. IVtdſtein wird geräumt. Frankſurt a. M., 11. Oktober. Ein 600 Mann ſtar⸗ kes engliſches Infanteriebataillon hat den Taunusort Id⸗ ſtein verlaſſen. Sobald die Engländer aus Idſtein ab⸗ gerückt ſind, dürfte auch die Wohnungsnot behoben und das befannte Bahnhofshotel, das gegenwärtig als Offt⸗ zierskaſino beſchlagnahmt iſt, wieder frei ſein. Zum Abzug der Beſatzungstruppen aus Diez. Diez, 11. Oktober. Zu dem Abzug der Beſatzungs⸗ truppen erfahren wir noch, daß insgeſamt 1400 Mann den Befehl erhalten haben, ſich zum Abtransport nach Landau und Neuſtadt bereit zu halten. Wie wir weiter erfahren, ſollen dieſe Truppen durch 200 Mann Gen⸗ darmerie erſetzt werden, die jedoch kaſerniert werden ſol⸗ len, ſodaß nach Abzug der Beſatzungstruppen nunmehr ſämtliche 64 Wohnungen, die bisher beſchlagnahmt waren, vollkommen frei werden. Schweizeriſch⸗italieniſcher Zwiſchenfall. Baſel, 11. Oktober. Das italieniſche Konſulat in Lu⸗ gano hat dem teſſiniſchen Regierungsrat Kanevaſcini, der zuſammen mit anderen Vertretern der Bau⸗Departement der Kantone der Welſchen Schweiz die Autoſtraße Vareſi— Mailand beſichtigen wollte, die Einreiſe nach Italien ver⸗ weigert. Daraufhin haben auch die anderen ſchweizeriſchen kantonalen Regierungsvertreter auf die Reiſe nach Italien verzichtet. Nachher zog das italieniſche Konſulat ſeine Wei⸗ gerung zurück. Dieſe Maßnahme kam jedoch zu ſpät, da der Regierungsrat die Angelegenheit bereits dem Bun⸗ desrat unterbreitet hatte. Im Kanton Teſſin herrſcht über diefes Vorgehen Italiens große Aufregung. 2 Aus Nah und Fern. Der Stand der ſpinalen Kinderlähmung in Leipzig. Leipzig, 11. Okt. Der Rat der Stadt Leipzig hat der Preſſe wieder umfaſſende Erklärungen über den Stand der ſpinalen Kinderlähmung gegeben. Demnach ſind ſeit dem 1. Auguſt bis zum 8. Oktober d. J. in Leipzig 159 Er⸗ krankungsfälle gemeldet worden. Unter dizſen 159 Er⸗ krankten befanden ſich 99 Kleinkinder, 50 Schulkinder und 10 Erwachſene. 21 Perſonen ſind im Jahre 1927 an der ſpinalen Kinderlähmung geſtorben, zwei davon vor dem 1. Auguſt. Von den ſeit dem 1. Auguſt gezählten 19 gefährlichen Forſtſchädlings im Gefolge. ee fünf Erwachſene. Die Erkrankungsfälle ſind in DN N n N e Vom Leben gchefzi Roman von J. S chneider · Foersi Urbeberrechisschuiz 1926 durch verlag Oskar Melsſer, Werdau (59. Fortſetzung.)(Nachdruck verboten.) ie Ich habe dir ſchon geſagt,“ er machte; ärgerlich ſein Ge⸗ lenk frei,„daß ich nichts mehr zu ſchaffen haben will mit 3 m!“ 5 5 g N e 5 4 1 Sie trat einen Schritt zurück. Das junge Geſicht wurde ſtolz und abweiſend.„Als ich kam, da dachte ich, ich könnte dich lieben,“ ſagte ſie und ſah ihm kalt in die Augen.„Aber heute— heute verachte ich dich, Bernhard! Es iſt herzlos, einen Menſchen, den man ſchon halb zertreten hat, noch vollſtändig zu zerſchmettern.— Ich werde ſchon Wege finden, daß ich ihm Nachricht von mir geben kann, und werde nichts unverſucht laſſen, ihm eine andere Stelle zu verſchaffen. Ich habe viele Bekannte, jedes hilft mir!— Und du brauchſt ihn auch nicht mehr zu grüßen von mir, Bernhard! Du würdeſt ihn ja doch nur wieder quälen!“ e Ohne ihm die Hand gereicht zu haben, ſtieg ſie in den Wagen. 1 „ Willſt du Berni nicht noch einen Kuß geben?“ frug rau von Salden. 5„Nein, Mama!“ Im nächſten Augenblick glitten die Gummataset ſaſt laut⸗ los durch den Torbogen. Frau von Salden winkte noch zurück, aber Siſſi blieb reglos in ihrer Ecke ſitzen. Sie hatte kein Verlangen mehr, mach dem Vetter zurückzuſehen. Nur nach vorwärts irrten ihre Augen. Vielleicht ſah ſie den Geliebten noch einmal im Park.. Aber auch das blieb ihr verſagt. Sanders ging verärgert durch die Ausfahrt, den Serpen⸗ ſtinenweg hinab und dann wieder hinauf zur Höhe. Die Worte ſeiner Baſe hallten in ihm nach. Aber das Geſtern, das hatte auch den letzten Reſt von Mitleid gegen ihn noch „zum Schweigen gebracht. Zugleich machte ihn die Ungeduld, u erfahren, was Hellmuth ihm melden würde, überreizt und. nervös. Fee dee Auf einem der erſtemal ohne Stock und Stütze einen Ausgang unternom⸗ men hatte. Sie gingen zuſammen nach der Lichtung hinauf, in der ein kleiner Weiher eingebettet lag. Er war voll⸗ ſtändig überfilzt und im Zuwachſen begriffen. Ein paar dürftige Erlenſtämme gruppierten ſich um ihn. Der Frei⸗ herr hatte im Sinne, ihn austrocknen zu laſſen, dann aus⸗ zufüllen und mit Grasſamen zu überſäen, damit er ſich der angrenzenden Wieſe eingliedere. Ein Mann lag bäuchlings vor dem Waſſer und ſuchte mit einer Stange etwas herauszuholen. Filcher lief mit einem Haken ebenfalls herbei und ſtreifte die Filzdecke etwas zur Seite. „Was machen Sie denn?“ frug Guben und trat mit Sanders zu den beiden heran. Sie lüfteten grüßend den Hut. „Ich hab' da was gefunden,“ ſagte der Gärtner,„das ausſieht wie ein Hut, aber ich kann's nicht herausbringen. Und dort liegt noch etwas, halb ſchon vom Waſſer hinunter⸗ gezogen. Das müßte doch ein Rock ſein oder etwas Aehn⸗ liches, mein' ich!“ Sanders nahm ihm die Stange aus der Hand. Mit ver⸗ einter Anſtrengung gelang es ihnen, das Kleidungsſtück herauszufiſchen. Gubens Geſicht wurde fah. Entſetzt ſah er auf den Rock mit den grünen Aufſchlägen und den großen Beinknöpfen. Auch dem Doktor rann ein Schauer über den Rücken. Er ſah mit erblaßtem Geſicht Filcher zu, wie er nun auch den Hut herausgezogen hatte. Der Freiherr fuhr ſich über die Augen und wiſchte den Schweiß von der Stirn:„Das—— das hat doch dem Martens gehört?“ f „Wahrhaftig, dem Martens!“ ſchrie Filcher nun auf, von Schrecken gepackt. Er ließ den waſſertriefenden Hut voll plötzlichen Grauens aus der Hand fallen. 0 „Was mag ihn zu dieſem Ende getrieben haben,“ wandte Guben ſich an Sanders und fuhr mit dem Taſchentuch über die Augen.„Aber ich werde ſchon Sorge tragen, daß ich Licht in die Sache bringe. Laſſen Sie alles liegen! In einer Stunde kommt Detektiv Hellmuth, und dunn wird es ſich ſchon herausſtellen, wer die Schuld an ſeinem Tode trägt!— Sorgen Sie,“ wandte er ſich an Filcher,„daß ſo viel Mann, als abkommen können, den Teich nach ſeiner uns die Wahrheit zu ſagen Wege traf er auf Guben, der heute das Leiche durchſuchen!— Wer ihn findet, ſoll tauſend Mark von mir haben.“ Der Arbeiter, der mit Filcher am Weiher ſtand, ſchüttelte den Kopf: „Den bringt keiner mehr herauf, Herr Baron, auch um tauſend Mark nicht!— Der Schlamm iſt metertief.— Der Mesner vom Dorf, der ſich vor fünf Jahren hier ertränkt hat, iſt bis heute noch nicht zum Vorſchein gekommen!“ Guben nickte ſchmerzlich zuſtimmend.— Nun ſollte das Unglückswaſſer aber ausgefüllt werden, und zwar ſofort. Obwohl— wenn einer den Tod ſuchte, konnte er ihn auch wo anders finden als hier. Aber immerhin, es war dann nicht auf ſeinem Grund und Boden. „Ich mache mir fürchterliche Vorwürfe, Onkel!“ geſtand Sanders, als ſie dem Schloſſe zugingen. „Ich kann mir's denken,“ ſagte Guben.„Aber das nützt nun nichts mehr! Mich hat es ohnedies gewundert, daß du ſo hart mit ihm ſein konnteſt. Du biſt doch ſonſt nicht ſo!l“ „Er hat mich belogen, Onkel!“ f 7 „Bernhard!— Was iſt Lüge?—— Die Unwahrheit, deren ſich der arme Tote ſchuldig gemacht hat, war vielleicht die unſchuldigſte von tauſend anderen, die wir tagtäglich ſelbſt verüben, um unſere Mitmenſchen über dieſes oder jenes hinwegzutäuſchen, was ſie unſerer Anſicht nach nicht zu wiſſen brauchen. Die gange Etikette unſerer überkulti⸗ vierten Geſellſchaft iſt nichts anderes als eine fortgeſetzte Kette von Betrug und Täuſchung, die wir vornehmen, und deren wir uns ſelbſt bedienen als etwas Althergebrachtes, völlig zur Tagesordnung Gehörendes, etwas, das wir und die anderen einfach nicht miſſen können!— Es iſt Lüge, wenn du als Arzt einem Todkranken Hoffnungen machſt. obwohl du weißt, daß der Senſenmann ſchon nach ſeinem Herzen greift.— Lüge iſt es, wenn ich als Burgherr einen Gaſt willkommen heiße, der mir ſo unerwünſcht als möglich ins Haus fällt.— Wir kommen nicht aus ohne die Lüge. Es gäbe noch viel mehr an Haß und Neid und Mord und Totſchlag, wenn die Menſchen alles ſo offen, als es ſein ſollte, enthüllen würden. So gehen wir alle leidlich ver⸗ träglich aneinander vorüber, wiſſen, daß wir einer den anderen hintergehen, täuſchen, betrügen, und ſind es ganz zufrieden, und lächeln, wo wir verdammen ſollen, und ver⸗ dammen, wo wir danken müßten, daß einer den Mut hat! Cortſetzung folgt.)“ Toten waren ſieben Kleinkinder, ſieben Schulkinder 10 allen e Beben— Ein Rangietet geistet Bebrach, 11. Okt. Auf dem hieſigen Bahnhof entglei⸗ ſten beim Rängſeren fünf Güterwagen. Alle Wagen fie⸗ len um. Hierbei kam der Rangierer Müncher aus Bebra unter einen Wagen zu liegen und wurde totgedrückt. Der eee wurde durch den Unfall nicht beein⸗ trächtigt. 47 Fischerboote auf dem Schwarzen Meer untergegangen. Kowno, 11. Oktober. Nach Meldungen aus Molkau herrſchen im Schwarzen Meer zur Zeit ſchwere Stürme. Es ſollen iſcherboote untergegangen ſein. Ruſſiſche 47 i Kriegsſchiffe haben Befehl erhalten, zur Hilfeleiſtung für Schiffsbrüchige in See zu gehen. 8 Frankfurt a. M.(Schwerer Autounfall.) An der Ecke Miquelſtraße— Grüneburgweg wurde ein älterer bisher unbekannter Herr von einer Autodroſchke überfah⸗ ren und ſehr ſchwer perletzt. Der Herr kam in hoff⸗ nungsloſem Zuſtande in die Heil⸗ und Pflegeunſtalt. Frankfurt a. M.(Ein Heiratsſchwindler feſt⸗ genom men.) Der ſeit Jahren ſich in den Rheinlanden. beſonders in Frankfurt, Köln, Aachen, Mainz usw. her⸗ umtreibende Heiratsſchwindler Anton Domazet, ein geb. Dalmatier, iſt jetzt in Düſſeldorf feſtgenommen worden. Hanau.(Falſchmünzer verhaftet.) Nachdem in Hanau und Umgebung vereinzelt falſche Dreimark⸗ Stücke im Umlauf waren, iſt zes der Hanauer Kriminal⸗ olizei gelungen, die Falſchmünzerwerkſtätte auszuheben, die ein Mechaniker und früherer Kinobeſitzer in einer Manſarde ſich eingerichtet hatte. Er wurde von der Kri⸗ minalpolizei gerade beim Herſtellen von Formen, die für falſche Dreimarkſtücle beſtimmt waren, ertappt und gab auch zu, ſich in der letzten Zeit mit der Anfertigung von Dreimarkſtücken beſchäftigt zu haben. Der bei ihm woh⸗ nende Bruder ſeiner Frau wurde der Beihilfe beſchul⸗ digt und die beiden Ehefrauen, die die Markſtücke in den Umlauf geſetzt haben, wurden feſtgenommen. Hanau a. M.(Tödlicher Motorradun⸗ fall.) Ein 24jähriger Mechaniker von hier befand ſich abends kurz vor 7 Uhr mit ſeinem Motorrad auf der Heimfahrt von Büdingen, als ihm in der Nähe von Frei⸗ ſpitze in kurzem Abſtand zwei Perſonenautos enigegen⸗ kamen. Durch das Scheinwerferlicht der Wagen geblen⸗ det, geriet er von der Fahrbahn ab, verlor die Herr⸗ 1 über ſeine Maſchine und flog gegen einen Baum. it einem ſchweren Schädelbruch wurde der Motorradfah⸗ rer in das Landeskrankenhaus Hanau gehracht. wo er kurz nach ſeiner Einlieferung ſtarb. Ein auf dem Sozius baun junger Mann kam mit leichteren Verletzungen avon. Rödelheim.(Durch Säure ſchwer verbrannt) Ein bedauerlicher Unfall ereignete ſich in der hieſigen Deutſch⸗Vereinigten Schuhmaſchinen-Fabrik, wo beim Schweißen von Eiſenſtangen der 14jährige Enders aus Eſchersheim durch Säure ſchwer verbrannt wurde. Man brachte den Verletzten in das Eliſabethenkrankenhaus in Bockenheim, wo feſtgeſtellt wurde, daß das rechte Auge verloren und das linke ſchwer beſchädigt iſt. Auch der Meiſter wurde am Arm verbrannt. Königſtein.(Gefährlicher Forſtſchädling im Hochtaunus.) Die radikalen Abholzungen, die die Franzoſen vor mehreren Jahren an den Hängen des Kleinen Feldberges nahe der Erdbebenwarte vornahmen, haben das maſſenhafte Ueberhandnehmen eines überaus Auf den weiten Schlagflächen dieſes Gebietes hat ſich in den verfaalen⸗ den Baumſtümpfen der Fichtenrüſſelkäfer eingeniſtet. Die⸗ ſer etwa 14 Millimeter große Käfer von düſterem brau⸗ nem Ausſehen hat in ungeheuren Mengen von den Baum⸗ ſtümpfen Beſitz ergriffen und von hier aus ſein: ver⸗ heerende Tätigkeit auf die neugepflanzten jungen Fichten⸗ bäumchen ausgedehnt. Maſſenweiſe fallen die Käfer über die Stämmchen her und es dürften Jahre vergehen, ehe die weiten Kahlflächen um den Kleinen Feldberg wieder im Schmuck junger Bäume prangen. Eltville.(40 Perſonen an Fleiſchvergif⸗ tung erkrankt.) Nach dem Genuß von Fleiſch aus einer Metzgerei ſind 40 Perſonen unter Vergiftungser⸗ ſcheinungen erkrankt. Einzelheiten ſind noch nicht bekannt. Niederlahnſtein.(Vom Auto erfaßt und chwer perletzt.) Bei Ehrenbreitſtein fuhr ein mit größter Geſchwindigkeit fahrendes Automobil in eine von einem Ausflug heimkehrende Geſellſchaft. Dabei wurden der Kanzleiſekretär Hofmann und ſeine Braut von dem Auto erfaßt und viele Meter weit mitgeſchleift. Beide wurden ſehr ſchwer verletzt und dem Krankenhauſe zuge⸗ führt. Der Kraftwagenführer fuhr unbekümmert um das von ihm angerichtete Unheil weiter, konnte aber ſpäter geſtellt werden. Die Schuld trifft nach den einſtimmigen Zeugenausſagen allein den Führer des Wagens. Kleine Chronik. In die Seine geſtürzt. In Paris ſtürzte ein mit ſieben Perſonen beſetztes Auto in die Seine. Zwei Per⸗ ſonen ertranken, während die übrigen fünf gerettet wer⸗ den konnten. e Sturmverheerungen in Süditalien. Ein furchtbarer Sturm hat in Süditalien großen Schaden angerichtet: Beſonders ſchwer heimgeſucht wurde die Gegend von Bari Monopoli und Reggio di Calabria. In Monopoli riſſen ſich ein Dampfer und ein Segelſchiff von den Ankertauen los und wurden gegen die Küſtenfelſen geſchleudert, wo ſie zerſchellten. Mehrere Fiſcherbarken ſind untergegangen. „ 10 Tuphus⸗Todesfälle in einem italieniſchen Hotel. In dem Hotel„Apennin“ in Pracchia ſind zehn Kurgäſte infolge ſchlechten Trinkwaſſers an Typhus geſtorben. Sie⸗ ben Dienſtboten des Hotels liegen ebenfalls an Typhus ſchwer darnieder. Der Hotelier wurde unter der Anſchul⸗ digung verhaftet, in ſeine Trinkwaſſerquelle Bachwaſſer geleitet zu haben. ei Ein 400facher Millionär geſtorben. Einer der reichſten Männer Englands, Lord Iveagh, ſtarb im Alter von 80 Jahren in London. Er war Brauereibeſitzer und ein Vermögen iſt auf kaum weniger als 400 Millionen Mark oder 20 Millionen Pfund geſchätzt worden, das nur noch von John Ellermanns in England überboten wer⸗ den könnte. N „. Zwiſchenfall in Maroklo. In der Nähe von Ke⸗ nifra überfielen Marokkaner ein franzöſiſches Ehepaar, 155 mit einer bekannten Dame und ſeinen beiden Töch⸗ ern am Abend ſpazieren ging. Das Ehepaar wurde een die Begleiterin ſchwer verletzt und die Töchter E Stukmperwüſtungen in Saditallen. Ein furchl⸗ barer Sturm hat in Süditalien großen Schaden angerich⸗ tet. Beſonders ſchwer heimgeſucht wurde die Gegend von Bari, Monopoli und Regio di Calabria. In Monopoli kiſſen ſich ein Dampfer und ein Segelſchiff los und wur⸗ den gegen die Küſtenfelſen geſchleudert, wo ſie zerſchell⸗ ten. Mehrere Schifferbarken ſind untergegangen. Aus der Fiugwelt. Todesſturz eines Sportfliegers. Berlin, 11. Oktober. Auf dem Flugplatz Rechlin am Müritzſee ereignete ſich ein bedauerlicher Unglücksfall. Die Die Arado⸗Flugzeugwerft hatte mit einem Sportflugzeug hier bereits ſeit einigen Wochen Flüge veranſtaltet. Bei einem in niedriger Höhe vorgenommenen Kunſtflug ſtürzte das Flugzeug ab und geriet bei dem Aufſchlag in Brand, 150 der Flugzeugführer, Dr. Ing. Bienen, den Tod and. Weltrekord im Dauerflug für Waſſerflugzeuge. In Warnemünde ſtellte das Flugzeug H. E. 6 der Heinkel⸗Werke mit 10 Stunden 43 Minuten 31 Sekunden inen neuen Weltrekord für Waſſerflugzeuge auf. Das Flugzeug war mit drei Perſonen, und zwar mit dem Flug⸗ zeugführer Merz, einem Piloten der Lufthanſa, dem Funker Bock ſowie dem Monteur Rohde, einem Deutſch⸗ amerikaner, beſetzt und hatte 1000 Kilogramm plom⸗ bierte Laſt an Bord. Die Maſchine iſt mit einer fanken⸗ telegraphiſchen und telephoniſchen Sende- und Empfangs⸗ anlage ſowie mit Peilgerät ausgerüſtet. Die Verſuche mit dieſen Anlagen ſind zur vollen Zufriedenheit ausgefallen. 85 11 Weltrekord iſt 10 Stunden 2 Minuten 45, Sekunden. 100 000 Pen für den erſten japaniſchen Transozeanflieger. Aus Tokio wird gemeldet, daß der Abgeordnete Kumejoro Tali, einer der größten Geſchäftsleute von Kobe, einen Preis von 100 000 Pen für jenen japaniſchen Flie⸗ ger 2 0 hat, der als erſter den Stillen Ozegn füver⸗ guert. 15 Trausozeanflug mit Hinderniſſen. Zum Atlantikflug der Junkerswerke. f Der Junkers⸗Transozeanflug ſcheint den Verlauf neh⸗ men zu wollen, den man von dieſen in einer ſo ungün⸗ ſtigen Jahreszeit begonnenen Unternehmen erwar⸗ ten mußte. Es wird aus Liſſabon gemeldet, daß Liſſabon als„der eigentliche Stützpunkt der Ozeanflieger anzuſehen ſei, daß die Maſchine dort vor dem Weiterflug noch einmal gründlich überholt werden würde und daß man dazu die gegenwärtige Schlechtwetterperiode benutzen wolle“. Man erinnert ſich, daß die Zwiſchenlandung des Flugzeuges auf der Zuy⸗ der⸗See damit erklärt wurde, daß das Flugzeug auf den ſtarken Wellen der Nordſee mit voller Belaſtung nicht habe ſtarten können, daß man deswegen den ruhigeren Spiegel der Zuyder⸗See benutzt habe, um das Flug⸗ zeug dort landen und volle Ladung aufnehmen zu laſ⸗ ſen. Man wird für weitere unprogrammäßige Zwi⸗ ſchenfälle, von denen man nur hoffen möchte, daß ſie nicht kataſtrophaler Art ſeien, entſprechende Erklärungen fin⸗ den. Man wird ſchließlich, falls die Flieger glücklich in Newyork ankommen ſollten, ſie auch nach Verdienſt feiern und ſolche Feier wird ihrem Unternehmen auch gebüh⸗ ren, denn ſeine Durchführung iſt oder wäre jedenfalls eine Leiſtung von außerordentlicher Art. Von außerordentlicher Art— der Ausdruck iſt aber in dieſem Falle in ſeiner vollen Bedeutung zu verſtehen. Es iſt eine Leiſtung, von der man nicht hoffen kann, daß ſich aus Wiederholungen ſolcher Leiſtung etwas inſzenieren läßt. was den Namen Transozean⸗Verkehr verdiente. Man muß in der Tat endlich verlangen, daß alle intereſ⸗ ſierten und Fachkreiſe aufhören, bei ſolchen Flügen (die am beſten vorerſt noch gänzlich unterblieben) von der 1„Vorbereitung des regelmäßigen Transozean⸗Ver⸗ kehrs“ zu ſprechen. Man gefährdet durch ſolchen— —— ä——— —Falſche Rertenbanlſcheine zu fünf Marl. Neuerding? ſind zur Abwechſlung falſche Rentenbankſcheine zu fünf Mark im Umlauf. Die Fälſchung fällt beſonders durch die blaſſe Färbung auf. Sie iſt auf photographiſcher Grundlage im Stein⸗ und Buchdruckverfahren auf ge⸗ wöhnlichem Parzer hergeſtellt, das um drei bzw. zwei Mil⸗ limeten zu kurz»eſchnitten iſt. Das Waſſerzeichen fehlt vollkommen. Der Stoffauflauf iſt durch zu blaſſe Tö⸗ nung des Schaurandes nachgeahmt, die Faſern ſind durch rote und grüne Striche vorgetäuſcht und die einzelnen Li⸗ nien zeigen die Riffelung in zu unregelmäßigen Abſtän⸗ den und auch in unregelmäßigem Verlauf. Die bisher aufgetauchten Stücke tragen die Nummer F 0212 348 und wurden in Schleſien feſtgeſtellt. 10 — Auslandsbriefe richtig frankſeren. Trotz wieder⸗ holter Hinweiſe werden Poſtkarten und Briefe nach der Tſchechoflowakei und Ungarn immer noch unrichtig fran⸗ kiert. Die Poſtkarten müſſen mit 10 Pfennig freigemacht werden. Man ſoll auf die richtige Freimachung immer 0 0 da es ſonſt nur Mißhelligkeiten und Verzögerungen gibt. — Neue Freimarkenheftchen. Die Reichsdruckerei ſtellt gegenwärtig Freimorrenheſchen mit zehn Marken zu acht Pfennig und acht Marken zu 15 Pfennig her. Die neuen Heftchen ſollen aber erſt verkauft werden, wenn die jetzigen Heftchen mit Marken zu fünf und zehn Pfennig ſämt⸗ lich abgeſetzt worden ſind. — Bekämpfung der Ackerſchnecke. Zu den wirkſamſten direkten Bekämpfungsmitteln der Ackerſchnecken gehört von altershe: das Beſtreuen der Schnecken mit gebranntem Kalk. Die Wirkung beruht bekanntlich darauf, daß dis Schnecke infolge der ätzenden Wirkung des Kalkes Schleim abſondert. Wird die Schleimabſonderung za ſtark, ſo tritt in wenigen Minuten der Tod ein. Ein ſehr wirk⸗ ſames Bekämpfungsmittel haben wir im Kainit, wie in den übrigen gebräuchlichen Kaliſalzen. Sie wirken auf die Schnecken wie Gift. Bedingung iſt, daß die Schnecken beim Ausſtreuen auch von Salzteilchen getroffen werden. Das Ausſtreuen muß daher dann geſchehen, wenn die Schnecken auf dem Acker umherkriechen und freſſen. Die Jugendherbergen in Deutſchlandz Wer die Jugend ſich ertüchtigen laſſen will, der muß ſie hinausſchicken in Wald und Flur, hinaus in die Wei⸗ ten, hinaus auf die Wanderſchaft. Soll dieſes aber nicht ein ziel⸗ und planloſes Herumbummeln in der Landſchaft werden und zu allerhand Abträglichkeiten führen, muß dafür Sorge getragen werden, daß man überall verſtreut in Deutſchland zwangsloſe Unterkünfte, alſo Herbergen hat, wo die Wanderungsluſtigen jederzeit Zuflucht finden können. Tatſächlich hat man auch heute ſchon ein ziemlich umfangreiches Netz von Jugendherbergen im ganzen deat⸗ ſchen Reich. Es gibt ſogar eine Organiſation, die ſyſtema⸗ iſch die Errichtung ſolcher Herbergen anſtrebt, es ist dies der Jugendherberge-Verband, der in dieſem Jahr am 1 und 2. Oktober in Heidelberg ſeine 9. Reichstagung abge⸗ halten bat. Der Verband für deutſche Jugendherbergen, ö der ſeit dem Jahre 1919 beſteht, hat heute etwa 85 000 Mi“»der. Das von ihm geſchaffene Herbergsnetz um⸗ faß nehr als 2300 Jugendherbergen. Das Jahr 1926 weist eine Uebernachtungsziffer von 2,1 Millionen gegen⸗ über 1,4 Millionen im Jahre 1925 auf. Die meiſtbeſuchten Jugendherbergen waren, wie es der Bericht angibt, der gelegentlich der Reichstagung erſtattet worden iſt:„Ju⸗ gendb urg Hohenſtein in der Säch iſchen Schweiz mit 48.009. Dresden mit 28 683, Oſtrau bei Dresden mit 20 333 und Leipzig mit 19 337 jugendlichen Beſachern. Man hat weiterhin ausgerechnet, daß die Gäſte mit 30 Prozent gelinde geſagt— Optimismus nicht nur in den Kreiſen ü der Laien den Glauben an die Idee des Trans⸗ ozeanfluges der Zukunft, man gefährdet vor allen Din⸗ gen auch das Renommee der deutſchen Luft⸗ fahrt⸗Fachleute, das Vertrauen auf die Urteils⸗ fähigkeit und den Urteilsmut der Verantwortli⸗ chen. Es ſei zur Beſtätigung dieſer Anſicht, nur zitiert, was der Nordpolüberflieger General Nobile ſoeben über dieſe Frage erklärt hat.„Ein regelmäßiger Luft⸗ verkehrsdienſt zwiſchen Europa und Amerita wird nach meiner Anſicht hergeſtellt werden. Was Land⸗ oder Waſ⸗ ſerflugzeuge betrifft, ſo gibt es hier noch eine große Reihe von Problemen zu löſen. Bis dahin wird ein Flug über den Atlantik immer ein Ausflug oder ein Abenteuer ſein.“ Das iſt das Urteil eines Berufenen. Wen es angeht, der möge ſich entſinnen, mit welch üher⸗ menſchlicher Geduld und Selbſtbeherrſchung die erſten Pioniere der Luftfahrt an der großen Sache qsarbeitet habe. und mögen ſich hüten, deren Werk durch Ungeduld und Voreiligkeit zu diskreditieren. Börſe und Handel. Amtliche Notierungen vom 11. Oktober. Berliner Deviſen. Diskontſätze: Reichsb. 7, Lomb. 8 v. H. Holland 168,06— 168,40, Brüſſel 58,315— 58,435, Danzig 81,32— 81,48, Italien 22,87— 22,91, Kopen⸗ hagen 112,28— 112,50, Liſſabon 20,68— 20,72, Osle 110,41— 110,63, Paris 16,45— 16,49, Prag 12,413— 12,433. Schweiz 80,77— 80,93, Spanien 73,08— 73,22, Stockholm 112,79— 113,01, Wien 59,10— 59,22, Lon⸗ don 20,401— 20,441, Newyork 4,1880— 4.1960. Berliner Effektennotierungen. Hapag 147, Nordd. Lloyd 148,375, Berliner Hanbels⸗Geſellſchaft 239,575, Comm.⸗ und Privatbank 174, Darmſtädter⸗ und National⸗ bant 224,50, Deutſche Bank 161,25, Diskonto 152,75, Dresdner Bank 160, Mitteldeutſche Kreditbank 231, Schult⸗ heiß⸗Patzenhofer 430, A. E. G. 183, J. G. Farben 259,25, Gelſenkirchen 148,50, Goldſchmidt 125, Holzmann 190, Metallbank 137, Oſtwerke 409, Phönix 110,25, Rhein. Braunkohlen 242,75, Rhein, Elektrizität 160, Rheinſtahl 195, Ver. Glanzſtoff 642, Ver. Stahl 124,50, Weſtere zeln 181,25, Zellſtoff Waldhof 310,75. Cokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 12. Oktober. In Nord⸗Europa wurde ſtärkerer Temperatur⸗Anſtieg beobachtet. Das Hochdruckgebiet hat ſich zwar verlagert, doch dürfte immer noch mit ſchönem und heiterem Wetter zu rechnen ſein. Vorausſichtliche Witterung bis Don⸗ nerstag: Tagsüber etwas wärmer, meiſt trocken, noch ziemlich heiter, in tieferen Lagen Morgennebel. 510 ö Volksſchüler, mit 32 Prozent höhere Schüler und Stu⸗ denten und mit 38 Prozent Schulentlaſſene ſind. Die Zahl der weiblichen jugendlichen Teilnehmer iſt erfreuli⸗ cherweiſe ſtändig geſtiegen. Im Jahre 1926 zählte man 70 Prozent männliche und 30 Prozent weibliche Beſucher. Wie der Bericht erwähnt, ſollen von einzelnen Jugend⸗ heimen Meldungen vorliegen, die beſagen, daß ſich dort die Zahl der weiblichen Beſucher auf 50 Prozent ge⸗ ſteigert habe. Natürlich leidet die Arbeit der Organiſation trotz ſtarker Beteiligung aller intereſſierten Kreiſe immer noch an dem Mangel der notwendigen Gelder. Wer ein gutes Werk tun will für unſere Jugend, kann dies ſehr wohl durch eine kleine finanzielle Anterſtützung dieſer Or ganiſation tun. a Bekanntmachung Betr. Aufſtellung von Urliſten zu Berufung von Schöffen und Geſchworenen. Die Liſte zur Berufung von Schöffen und Geſchwo⸗ renen für das Jahr 1928 liegt vom 14— 21. Oktober 1927 auf dem Rathaus⸗Zimmer 23 während der üblichen Büro⸗ ſtunden zu jedermanns Einſicht offen. — Betr: Koksabgabe aus dem Gaswerk. Mit Beginn der kältzren Jahreszeit wird auch die Anſchaffung von Brennmaterial notwendig. Wir wollen daher nicht verläumen, die hieſige Einwohnerſchaft, insbe⸗ ſondere die Gewerbetreibende, auf unſer Kokslager im Gas⸗ merk aufmerkſam zu machen. In verſchiedenen Sortierungen iſt der Gaskoks vorrätig. Der Preis iſt ſehr günſtig und beträgt für Koks 1. Körnung 60/90 mm für Induſtrieheizungen pro Btr. 1,80 RM ö „ 2. Körnung 40%0 mm für Centratheizungen pio Ztr. 1,90 RM „ 3. Körnung 20/40 mm flir kleinere Centralhel⸗ zungen und Füllöfen pro Ztr. 1,80 RM. Die Koks ſcheine für Wagenladungen und für kleinere Mengen werden auf der Bürgermeiſterei Zimmer 23 währ⸗ end der üblichen Büroſtunden ausgegeben. Kleine Mengen ſind ſofort zu bezahlen, während Wagenladungen in Nechnung geſtellt werden. Viernheim, den 11. Oktober 1927 Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Aus der Pfalz. Ludwigshaſen.(Seinen Arbeitgeber beſtol⸗ len.) In der Nacht ſtahl der Schuhmachergeſelle Ernſt Heyer, 24 Jahre alt aus Eisleben, der gelegentlich ſeiner Durchreſſe hier bei einem Schubmachermeiſter vorüber. gehend Arbeit und Quartier erhalten hatte, zum Nachtei des Letzteren ein Herrenfahrrad, außerdem vier Pakete Gummiabſätze und ein Paar Herrenſtiefel im Geſam“! wert von 75 Mk. Der Schuhmachergeſelle, der in de. Hof fahre ſeines Arbeitgebers nächtigte, erbrach eine zum Hof führende Tür und ſuchte das Weite.