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Neues in Kürze. 6: Wie die Zentralleitung des mitteldeutſchen Berg⸗ arbeiterſtreiks mitteilt, hat der Bochumer Bergarbeiterverein den ſtreikenden Braunkohlenbergarbeitern eine Millton Mark Streikunterſtützung zugebilligt. : Botſchafter Rakowſki traf von Paris kommend in Berlin ein, und ſetzte kurze Zeit darauf ſeine Reiſe nach Moskau fort. 1: König Boris von Bulgarien iſt inkognito in Bres⸗ lau eingetroſſen, um ſich in kliniſche Behandlung bei Profeſſor Dr. Ercklentz zu begeben. 18: Die ſchweizeriſche Regierung hat durch ihren Ge⸗ ſandten in Rom wegen der Verhaftung eines ſchweizert⸗ ſchen Arbeiters auf ſchweizer Boden bei der italieniſchen Regierung Vorſtellungen erheben laſſen. «: Die franzöſiſche Antwort auf die amerikaniſche Zollnote wird in maßgebenden Waſhingtoner Kreiſen ala unbefriedigend angeſehen. Offiziell verlautet, daß der Text nicht veröffentlicht wird, bis die Note von den Sachper⸗ ſtändigen des Schatzamtes geprüft iſt. ie: Wie amtlich gemeldet wird, ſind die chineſiſch⸗ japaniſchen Verhandlungen über die mongoliſchen und manbpſchuriſchen Fragen aufgenommen worden. EA—. K— Die römiſche Frage. TE Cc. e In Rom hat ſich ein bemerkenswerter Vorgang abgeſpielt. Zwiſchen dem offizlöſen Organ des Vatikans, dem„Obſervatore Romana“ und verſchiedenen, wohl im Einverſtändnis mit Muſſolin! handelnden Führern des Faſchismus, iſt eine ernſthafte Diskuſſion über die Löſung der ſogenannten römiſchen Frage ent⸗ ſtanden. Aus der ganzen Art der Debatte kann geſchloſſen werden, daß hinter den Kuliſſen die Dinge ſchon viel weiter gediehen ſind und daß die jetzigen Preſſe⸗ veröffentlichungen nur dazu dienen, die geplante Verein⸗ 10 05 in der Oeffentlichkeit pſychologiſch vor zube⸗ reiten. Die römiſche Frage gehört zu den vielen unge⸗ löſten Problemen, die immer die Welt in Aufregung halten und nicht endgültig begraben werden können. Sie datiert von jenem Tage her, wo die„ſubalpiniſche Re⸗ gierung“ den Kirchenſtaat beſetzen und durch eine Volksabſtimmung die Vereinigung des päpſt⸗ lichen Gebietes mit dem Königreich Italien zu Wege brachte. Obwohl anfänglich noch unter dem Druck der zontervention auswärtiger Mächte von Seiten der ita⸗ lieniſchen Regierung immer wieder verſichert worden war, daß auch bei der Beſetzung Roms die Souveräni⸗ tät und Anab hängigkeit des Papſtes in durchaus befriedigender Weiſe gewahrt werden würde, hat man ſich nachdem die Hauptſtütze des Vatikans, das fran⸗ zöſiſche Kaiſertum, vernichtet worden war und oc ſich herausgeſtellt hatte, daß das Intereſſe der dächte an der Lage des Papſtes nicht ſo groß war, um Italien vor gewaltſamen Schritten zurück⸗ zuhalten, nicht mehr an die urſprünglichen Verſi⸗ cherungen gehalten und eigenmächtig durch die Ga⸗ rantiegeſetze vom Jahre 1871 die Stellung des Papſtes geregelt. In dieſem Garantiegeſetz wurden dem Papſte der Beſiz des Vatikans, des Laterans und der Villa Caſtel Grandolfo zugeſichert, außer⸗ dem wurden ihm die Slellung eines Souveräns und die Unverletzlichkeit ſeiner Perſon garantiert. Er behielt das Recht auf eigene Leibwache, auf ein genes Poſt⸗ und Telegraphenamt, auf Empfang und Beglaubigung von Geſandten. Ferner ſebk die italieniſche Regierung dem Papſt eine jährliche Rente von 3255000 Lire aus. Der Papſt, der natürlich mit flammendem Proteſt gegen dieſe Ver⸗ gewaltigung ſich wandte und außerdem alle, die daran zekelligt waren, mit dem Kirchenbann belegte, nahm die Forrechte eines Souveräus ſelbſtperſtändlich in Anspruch. 19 Rente nahm er aber nicht an und hat ſie bis⸗ habeauch nie erhoben. Seit dieſer Zeit verließ kein In⸗ 1 des päpſtlichen Stuhles mehr den Vatikan. Da⸗ 110 kommt es auch, daß man vom„Gefangenen im Va⸗ kan“ ſpricht. Unter den letzten Päpſten ſchien ſich nun eine leichtere Auffaſſung der Dinge anzubah⸗ den und wiederholt war es ſchon ſo weit, daß Träger er Tigra die ſelbſtgewählte Iſolierung aufgeben woll⸗ 5 ohne aber damit ihren Rechtsanſprüchen zu 10 agen. Dieſe Abſichten ſcheiterten aber in letzter Stunde mmer wieder an dem Einſpruch verſchiedener Kardinäle, 90 glaubten, im Intereſſe der endgültigen Auseinander⸗ tung an der ſtrengen Proteſtpolitik feſthalten zu müſſen. ba Da in den letzten Jahren, ſeitdem Muſſolini an Re Herrſchaft iſt, auch von Seiten der italieniſchen gerung unverkennbar das Beſtreben ſichthar murde, endlich einmal einen Ausgleich mit dem Va⸗ an du erreichen, iſt der Zeitpunkt nähergerückt, an m über die Modalitäten einer Verſtändi⸗ Ang geſprochen werden kann. Wie es ſcheint, iſt auf taterürdiſchen Kanälen bereits ein lebhafter Aus“ opal der Anſichten erfolgt. Von Kennern wird ogar verſichert, daß man von der Einigung nicht mehr weit entfernt ſei. Der Kernpunkt iſt die * Viernheimer Tageblatt 4 Mittwoch, den 19. Oktober 1927 Derhcnung cincr„wuyren uno offenrundigen weltlichen Souveränität des Papſtes“, von der man im Vatikan nicht abgehen zu können glaubt. Dieſer Punkt ſoll da⸗ durch geregelt werden, daß der Papſt einen Teil von Rom und einen Landſtreifen bis zum Meere als neuen Kirchenſtaat erhält, deſſen Beſitz garan- tiert wird. .Es wäre ſehr erfreulich, wenn auf dieſer Baſis end⸗ lich einmal der unerquickliche Zuſtand beſeitigt würde, der von niemandem, beſonders nicht von der italieniſchen Re⸗ gierung, angenehm empfunden wird. Ob, wie es heißt, die Wiederherſtellung der päpſtlichen Souveränität dem Vatikan Veranlaſſung geben wird, auch dem Völker- bun de als Mitglied beizutreten, iſt eine Frage, die noch verfrüht iſt. Auf alle Fälle aber würde durch ein en Aus⸗ gleich die Stellung des Papſtes unbedingt gehoben und der päpſtliche Stuhl würde, ſicher zum Vorteil des Weltfriedens, noch beſſer ſeiner großen Miſ⸗ ſion gerecht werden können. a —— Ehrung für Ebert und Hindenburg. Aufſtellung ihrer ee e e Im Reichstag wurden am Dienstag mit einer ſchlich⸗ ten Feier die Marmor büſten der erſten beiden Reichspräſidenten Friedrich Ebert und Hin⸗ denburg übernommen, die in der Wandelhalle auf⸗ geſtellt worden ſind. Die Büſte Eberts iſt von Pro⸗ feſſor Blecker-München, die Büſte Hindenburgs von Profeſſor Scharff-Berlin geſchaffen worden. In der feſtlich geſchmückten Wandelhalle hatten ſich neben den Vertretern der Parteien auch die Miniſter Dr. Streſemann, Dr. Köhler, Dr. Koch, Hergt, vo. Keudell und der Reichskanzler verſammelt. Der Reichskanzler führte die Witwe des verſtorbenen Reichspräſidenten Ebert an den Ehrenplatz. Anweſend war auch Dr. Meißner, der beiden Reichspräſidenten ſeine Dienſte als Staatsſekretär gewidmet hat. Von einem mit der ſchwarz⸗rot⸗goldenen Reichsflagge drapierten Rednerpult aus hielt Neichstagspräſident Loebe eine kurze Anſprache, in der er u.a. ſagte, der Reichstag übernehme heute die Standbilder der beiden erſten Prä⸗ ſidenten der Deutſchen Republik. Friedrich Ebert, der Mann aus dem Volke, habe aus dieſem Hauſe ſeinen Ausgang zu den höchſten Aufgaben übernommen. Als Abgeordneter, als Vorſitzender des Hauptaus⸗ ſchuſſes, als Parteiführer, wirkſam habe er ſich ſchon dadurch die Wertſchätzung ſeiner Kollegen, die Achtung auch der politiſchen Gegner erworben. Der Zuſammen— bruch des alten Staates habe ihn zu Aufgaben und Pflichten geführt, die er in ſeinem Leben ſicher nicht ahnen konnte. Als ſie aber an ihn herantraten, habe er ſie mit ſtaatsmänniſcher Begabung gemeiſtert. Heute würden ihm, der dem Volke die Einheit des Deutſchen Staates retten half, der die neue Verfaſſung mitſchuf, rings im Lande Denkmäler der Dankbarkeit errichtet. Neben dem erſten wollte der Reichstag den zweiten Reichspräſidenten von Hindenburg in der gleichen Weiſe ehren, ihn, der von innerem Pflichtge⸗ fühl getrieben, die Erbſchaft Eberts angetreten habe, als die Mehrheit der abſtimmenden Bürger ihn dazu be— ſtimmte. Vom Tage ſeines Amtsantrittes an, habe auch der zweite Reichspräſident ſich als der Repräſentant des ganzen deutſchen Volkes gefühlt, nicht als der Vorſtand einer einzelnen Par⸗ tei. Er habe ſeine Stimme immer für einen ver⸗ ſöhnlichen Ausgleich der Intereſſen, oder für eine ſachlich vornehme Austragung der einmal unvermeidlichen politiſchen Kämpfe erhoben. Welche Ach⸗ tung er ſich dadurch erworben habe, habe ſein Geburts⸗ tag gezeigt. Von den Standbildern ſolle überſtrömen das Vorbild ſelbſtloſer Hingabe an das deutſche Volk. Als Friedrich Ebert nach faſt ſechsjähriger Amts⸗ führung in der Heidelberger Erde beſtattet wurde, ſei er ſo vermögenslos geweſen, wie an dem Tage, als er zum erſten Mal den Schritt in den Reichstag lenkte. Auch dem lebenden Reichspräſidenten bleibe nur ein perſönlicher Erfolg ſeines Amtes: die Ehre. Wenn der Geiſt der Pflichterfüllung und der Opfer⸗ willigkeit, der beide Präſidenten beſeelte und be⸗ ſeelt als Beiſpiel für alle die gelte, die zu ihren Füßen arbeiten, dann würden ſie noch lange als hohe Mah⸗ ner auf Generationen ihrer Nachkommen blicken können. Der Reichstagspräſident dankte dann den Schöpfern Fei age und übernahm dieſe in die Obhut des Reichstages. — 2— (Sternhetmer Bürger- Ztg.— Siernh. Belksblath Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzetle koſtet 25 15 die Reklamezeile 60 Pfg. leberholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Juſ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Aunencen⸗Expebittonen Deutſchlands und des Auslands. Autsblutt der Heſiſen Bittermelſetel uud des Pilükiunts latzvorſchriften bei Anzeigen werben nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme We be Tagen, kann jedoch eine Gewühr nicht übernommen werben. erate und Notizen vos⸗ 44. Jahrgang ieee Der Steil um Braunkohlenrepiet. Anveränderte Lage. ö D Halle, 18. Oktober. Ueber die Ausſichten für eine baldige Beilegung des Streiks im mitteldeutſchen Braunkohlen⸗ bergbau läßt ſich noch nichts Beſtimmtes ſagen. Nach wie vor beharren beide Parteien auf ihren Stand⸗ punkten, und zeigen wenig Neigung zum Nach⸗ geben, ſodaß lediglich ein Eingreifen des Reichsar⸗ beitsminiſteriums eine Aenderung der Lage herbeiführen könnte. Im übrigen kann geſagt werden, daß der Streil 1 7 5 f N N a Elsſeben. N 1 N besen 0 0 9* ene 44 1 0 8— 0 Ffannennsusen 4———. 15** ö a 8 Zum Stpein im mittel-„ bag. J 70 55 jep Frribul 52 5 7 21 deutschen BSunHenrevier Feibuſg kss ene Caect : Breunkohſe ber uv. gn ii lisenbhnen 8 25 1 1 omgurg 6 abgeſehen von bei allen Streikbewegungen üblichen klei⸗ neren Zwiſchenfällen, ruhig verläuft. Nach den von den einzelnen Werken vorliegenden Nachrichten hat ſich das Streikbild nicht weſentlich geändert. In Merſeburg liegen zur Zeit Verhandlungen mit den Regierungspräſidenten über die Frage der Einſetz⸗ ung der Techniſchen Nothilfe vor. Gewerkſchaftsverbände und Notſtandsarbeiten. Die drei großen Angeſtelltenverbände, nämlich der Afa⸗Bund, der Geſamtverband deutſcher Angeſtelltenor— ganiſationen und der Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten, hatten Vertreter der Bergbauangeſtellten aus Mittel⸗ deutſchland nach Berlin berufen, wo zur Frage der Notſtandsarbeiten grundlegende Beſchlüſſe gefaßt wurden. Nach einer längeren Ausſprache, in der von allen Seiten betont wurde, daß Notſtandsarbeiten lediglich von den Arbeitern ausgeführt werden dürften, wurden Richtlinien für die Angeſtellten herausgegeben, in denen es heißt: Notſtandsarbeiten dürfen lediglick von Arbei⸗ tern im Einverſtändnis mit der zentralen Streik⸗ leitung oder den örtlichen Streikleitungen ausgeführt werden. Die Notſtandsarbeiten beſchränken ſich auf die Sicherung der Gruben vor Erſaufen, Brän⸗ den uſw. Notſtandsarbeiten werden ferner verrichtet für lebenswichtige Betriebe; insbeſondere iſt an al⸗ len Orten die Verſorgung der Krankenhäuſer mit Licht, Kraft und Kohle ſicherzuſtellen. Jede Produk⸗ tion zu anderen Zwecken iſt dagegen zu unter bin⸗ den. Anträge auf Durchführung der Notſtandsarbeiten ſind lediglich an die örtlichen Streikleitungen zu richten. Gegen die techniſche Nothilfe. In einer Sitzung der Zentralſtreikleitung in Halle wurde beſchloſſen, daß ſie ſich gezwungen ſehe, bei einem Einſatz der Techniſchen Nothilfe in den be⸗ ſtreiktten Braunkohlenbergwerken jegliche Notſtands⸗ arbeiten ſofort einſtellen zu laſſen. Demgegen⸗ über wird von Seiten der Merſeburger Regierung er⸗ klärt, daß Beſchlüſſe über den Einſatz von techniſcher Nothilfe bisher noch nicht gefaßt worden ſeien, Ausſtand auch im braunſchweigiſchen Revier. In den Bergarbeiterverſammlungen in Helmſtädt, Sommersdorf, Harbke und Barmeberg iſt jetzt ebenfalls im Anſchluß an den nstteldeutſchen Bergarbeiter⸗ ſtreik der Ausſtand beſchloſſen worden. Einſtimmig wurde die vom Schlichter des Reichsarbeitsminiſteriums vorgeſchlagene Lohnerhöhung von 4—6 Pro⸗ zent abgelehnt. Damit iſt der Ausſtand auch in Braunſchweig zur Tatſache geworden. Der Betrieb der braunſchweigiſchen Kohlenbergwerke ruht vollkommen. Obgleich die meiſten Arbeiter gar keine Kündigung einge⸗ reicht haben. Der Streik hat bereits auf die Metall⸗ und Farbwerke in Oker im Harz übergegriffen, wo die Ar⸗ beiter wegen Lohnforderungen, die nicht bewilligt werden konnten, die Arbeit niedergelegt haben. Auch hier ruht der Betrieb vollkommen. Eefur. N 4 2 U Mui 2 Eine polniſche Niederlage. Das internationale Schiedsgericht gegen den Magiſtrat von Kattowitz. 8 Kattowitz, 19. Oktober. Der Chefarzt des Kattowitzer Kinderkrankenhauſes. Dr. ru d, ver leit Juhrzeynten in Kattowitz er⸗ folgreich tätig iſt, iſt vom Kattowitzer Mag iſtrat m. 1. Oktober entlaſſen worden, da er deutſcher Reichsangehöriger iſt. Dr. Bruck hat gegen dieſe Entlaſſung beim internationalen Schiedsge⸗ richt Einſpruch erhoben, das jetzt unter Vorſitz des Präſidenten Kaſten⸗Kasgenberck entſchieden hat, dor die Kündigung des zwiſchen dem Antragſteller Dr. Bruck und der Stadt Kattowitz beſtehenden Dienſtverhält⸗ niſſes Rechte verletzt, die dem Antragſteller aus dem im Genfer Abkommen garantierten Wohnrecht zuſtehen. Das Gericht hat damit anerkannt, daß die Kündigung zu Unrecht erfolgt iſt. g Auftakt im Reichstag. Kriſengerüchte. be Berlin, 19. Oktober. Nach langer Sommerpauſe iſt der Reichstag am Dienstag nachmittag wieder zu einer Sitzungsperiode zu⸗ ſammengetreten, welcher, wenn ſie vorerſt auch nur auf 5 Tage feſtgeſetzt iſt, doch eine hervorragende Bedeutung zukommt. Denn nicht nur das heiß umſtrittene Schul⸗ geſetz. ſondern auch die Beſoldungsvorlage ſteht neben anderen kleineren Anfragen und Interpellationen auf der Tagesordnung der diesmaligen Plenarſitzungen, während im Hintergrund aller parlamentariſchen Erör⸗ terungen ſich ein Kriſeln bemerkbar macht, das kemes⸗ wegs unbeachtet bleiben darf, da es eng mit den zur Debatte ſtehenden Kardinalfragen zuſammenhängt: Die Deutſche Volkspartei ſteht immer noch in ziem⸗ licher Oppoſition zu dem Keudell'ſchen Schulgeſetzentwurf und verlangt Berückſichtigung ihrer Wünſche huſichtlich der Simultanſchule, die ihr das Zentrum nicht zu⸗ geſtehen will und die die Deutſchnationalen infolge ihrer beim Eintritt in das Reichskabinett an das Zentrum ge— gebenen Zuſagen nicht geben können. Andererſeits ver⸗ langt Bayern in ganz entſchiedener Weiſe eine Ab- änderung des Finanzausgleichs, damit die we⸗ niger leiſtungsfähigen Länder die Beſoldungsordnung auch durchzuführen vermögen und da ſich das Reichskabi⸗ nett und insbeſondere der Reichsfinanzminiſter gegen eine neuerliche Belaſtung der Reichsfinanzen ent⸗ ſchieden ſträuben, ſo ziehen auch hier Gefahren für den Beſtand der Regierungskoalition herauf, die von bayeriſcher Seite ſchon ziemlich deutlich angedeutet wor— den ſind. Die Fraktionen beraten. Aus all dieſen Gründen heraus herrſchte ſchon vor dem Zuſammentritt des Reichstagsplenums ein ſehr ge⸗ ſchäftiges Treiben in den Wandelgängen des Walloth— baues, bis die Fraktionen zu internen Sitzun⸗ gen zuſammentraten, um zu den ſchwebenden politiſchen Fragen Stellung zu nehmen. Dann herrſchte wieder Hoch⸗ betrieb in den Wandelgängen, wie an Tagen, an welchen gewichtige Ereigniſſe zur Erörterung ſtehen. Verſchiedent⸗ lich ſah man den Abgeordneten direkt die Erregung an, welche das Für oder Wider der zur Debatte ſtehenden Fragen bei ihnen ausgelöſt hatte und alles ſah fieberhaft geſpannt der erſten Sitzung entgegen, die pünktlich um 3 Uhr nachmittags begann. Die erſte Sitzung. Das Intereſſe an der erſten Sitzung des Plenums war überaus groß. Die Tribünen waren gut beſucht und der Saal füllte ſich raſch. Am Regierungstiſch nahmen Reichsinnenminiſter v. Keudell, Reichsarbeitsminiſter Brauns, der preußiſche Miniſterpräſident Braun, der preußiſche Kultusminiſter Becker, ſowie die Vertreter der übrigen Länder Platz. Sodann eröffnete Reitchs⸗ taaspräfid en! Hoehe die Situna und bearüßte au⸗ 9 nächſt die Abgeordneten nach der Sommerpauſe. Verner teilte er mit, daß der Vorſtand des Reichstags dem Reichspräſidenten v. Hindenburg zu ſeinem 80. Ge⸗ burtstag die beſten Glüdwünſche ausgeſprochen hahe und daß der Neichspräſident dem Reichstage ſemen Dank hier⸗ für ſage. 8 Lebhafte Geſchäftsordnungs debatte. Vor Eintritt in die Tagesordnung eetzte ſodann eine kebhafte Geſchäftsordnungsdehatte ein, in⸗ dem Abgeordneter Müller⸗ Franken(Soz.) beantragte, die erſte Leſung des Reichsſchulgeſetzentwurſes von der Tagesordnung zu ſtreichen, nachdem die Var⸗ lage ſchon vom Reichsrat abgelehnt worden ſei. Etwas der⸗ artiges ſei ſeit Beſtehen des Reiches noch nicht dage⸗ weſen. Nunmehr bringe die Regierung ihren alten Geſetz⸗ entwurf unverändert ein. Da ſei ein unbegreifliches Vor⸗ gehen, denn der Entwurf ſei zweifellos verfaſſungs⸗ ändern d. Nachdem es der Regierung nicht gelungen ſei, ſich mit den Ländern zu einigen, ſei es wenig wahrſchein⸗ lich, daß ſich im Reichstag eine Mehrheit dafür finde. (Zuruf kechts: Laſſen Sie das unſere Sorge ſein!) Je⸗ denfalls liege keine Veranlaſſung vor, jetzt mit dieſem Entwurf die Zeit unnütz zu vergeuden.(Zustimmung lumks,) Der Redner ſchlug dann vor, anſtelle des Reichsſchul⸗ geſetzentwurfs die ſozialdemokratiſche Interpellation über die Wirtſchaftslage und über den Streik in Mitteldeutſch⸗ land zu beraten. Sodann wandte ſich Abg. Graf Weſtarp(Dn.) als nächſter Redner gegen den ſozialdemokratiſchen An⸗ trag, während ſich Abg. Dr. Haas(D.), dem Ab⸗ ſetzungsantrag anſchloß und darüber Auskunft verlangte, ob es ſich bei dem Geſetzentwurf um eine Vorlage des geſamten Reichskabinetts handle. Im Zuſammenhang mit, dem mitteldealtſchen Braunkohlenarbeiterſtreik brachte dann Abg. Jaddaſch(K.) einen Mißtrauensant rag gegen die Reichsregierung ein, den er mit ſchweren Beſchuldi⸗ gungen, insbeſondere gegen die Perſon des Reichsarbeits⸗ miniſters begründete. Unter großer Spannung des Hau⸗ ſes ergriff hierauf ſofort Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns das Wort, um auszuführen, daß die kommuniſtiſchen Anſchuldigungen vollkommen aus der Luft gegriffen ſeien, was er ſpäter eingehend darlegen werde.“ 1 dem Streik ſelbſt möchte er jedoch im Augenblick das bemerken, daß das Reichsarbeitsminiſterium in ſtändi⸗ ger Fühlung mit den beiden Parteien im Streikgebiet ſtehe und daß begründete Hoffnungen beſtünden, daß die Verhandlungen in den nächſten Tagen wie⸗ der aufgenommen werden würden. Es ſei weiterhin begründete Hoffnung vorhanden, daß dieſe Verhand⸗ lungen zu einem befriedigenden Ergebnis füh⸗ ren würden, doch ſei es im gegenwärtigen Augenblick nicht ratſam, in eine ſachliche Debatte einzutreten, die aber immerhin noch vor Ablauf der Woche ſtattfinden würde. Nach dem Reichsarbeitsminiſter äußerte ſich dann noch Abg. von Guerard(3.) zur Geſchäftsordnung und beſtritt, daß die Vorlage verfaſſungsändernd ſei. Sodann wurde der Antrag auf Abſetzung der Schulvorlage von der Tagesordnung gegen die Stimmen der Kommuniſten, Sozialdemokraten und De⸗ mokraten und in gleicher Weiſe auch die übrigen An⸗ träge auf Aenderung der Tagesordnung abgelehnt. Das Haus trat dann in die erſte Beratung des Reichs⸗ ſchulgeſetzentwurfes ein, mit welcher eine demokratiſche In⸗ terpellation über die Koſtenfrage verbunden wurde, 5 wurden die Beſprechungen durch ein Referat es Reichsinnenminiſter v. Keudell der betonte, daß in erſter Linie die Wünſche derchriſt⸗ lichen Elternſchaft für die Einbringung des Ent⸗ wurfes maßgebend geweſen ſeien, während andererſeits auch von den Ländern, namentlich von Preußen, Anregungen gekommen ſeien. Unter Hinweis auf Ar⸗ tikel 146 der Reichsverfaſſung bemerkte ſodann der Miniſter. daß dieſer verſchiedener Ausle⸗ pace 17 und ram zu vem age nicht de än ede nachteiligung der Gemeinſchaftsſchule 9 ch vermie⸗ den werde. Ueberdies würde es der freiheitlichen Ent⸗ wicklung unſerer Zeit widerſprechen, wenn man allen Län⸗ dern von Reichs wegen eine beſtimmte Schulform als Re⸗ gelſchule e würde(Beifall rechts und beim Zen⸗ kfrum). Es ſei ein Gebot der Toleranz, auch der Be⸗ kenntnisſchule ihr Recht zu geben, das ihr ver. faſſungsmäßig zuſtehe und es entſpreche durchaus der Verfaſſung, wenn dieſes Recht auch im Schulgeſetz An⸗ wendung finde, Es entſpreche auch der Reichs verfaſſung, wenn man es den Religionsgeſellſchaften über⸗ laſſe, den Inhalt des bekenntnismäßigen Religions unterrichts zu beſtimmen und den Staat hiervon ent⸗ laſte. Uebergehend zu den Reichsratsverhand⸗ lungen erklärte der Miniſter, daß die Reichsregierung „. hinſichtlich der Koſtenfra ge auf dem Standpunkt ehe, daß Erklärungen erſt dann möglich ſeien, wenn die Geſtaltung des Entwurfs die entſtehenden Koſten genauer überblicken laſſe. Die Reichsregferung ſei weiterhin nicht gewillt, die Zahl der Länder, in welchen Simultanſchulen beſtehen, zu erweitern und den Ländern danernd die Entſcheidung hierüber zu überlaſſen. Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Haas(D.) bemerkte er ſodann, daß der Entwurf einmütig von der Reichsregierung gutgeheißen und die Entſcheidung der volksparteilichen Miniſter ſ. 3. in der Preſſe bekanntgegeben worden ſei. Im übrigen ſei mit der Vorlage des Entwurfs in ſeiner urſprünglichen Faſſung nach Auffaſſung der Regierung den Erforderniſſen der Verfaſſung vollauf Genüge geleiſtet. Der Miniſter be⸗ merkte dann weiter, daß die Regierung mit beſonderem Eifer an das ſ. Z. vom Reichskanzler gegebene Ver⸗ ſprechen herangehe, ein Geſchlecht heranzuziehen, das feſt⸗ ſtehe in ſturmbewegter Zeit, in welcher zur materiellen Not der Jugendlichen auch die innere Not und die Ver⸗ zweiflung über die falſchen Ziele trete, die ihr gewieſen wurden. Wenn ſich heute Ziel⸗ und Schamloſigkeit auf allen Gaſſen breitmache, wenn das Gefühl für Recht und Unrecht weithin verloren gegangen ſei, ſo beſtehe für jeden jugendlichen Menſchen die Gefahr, den Verſuchun⸗ gen der Zeit zum Opfer zu fallen. Schule und Elternhaus ſeien aber dafür da, der Jugend das richtige Rüſtzeug für das Leben mitzugeben. Zum Schluß ſprach der Mini⸗ ſter die Hoffnung aus, daß die Verabſchiedung des Ge⸗ ſetzes als äußeres Zeichen innerer Erſtarkung des Vater⸗ landes angeſehen werden möge.(Beifall bei den Regie⸗ rungsparteien, Ziſchen links.) Nach der Rede des Miniſters ergriff ſodann Abg. Schreck(S.) das Wort, der bemerkte, der Reichsinnen⸗ miniſter ſei offenbar der Gefangene der Reichsregierung und der den Miniſter frug, wie er es noch mit ſeiner Ehre vereinbaren könne, daß er nicht ſein erſtes Auftreten dazu benutzt habe, das Unrecht an Treskow gutzumachen.(Zu⸗ ſtimmung links.) Die jetzige Regierung ſei ein Kabinett der Hilfsloſigkeit. Man ſolle Sorge tragen, daß eine rein⸗ liche Trennung von Kirche und Staat ſtattfinde, denn letz⸗ ten Endes hätten nicht die Eltern über die Kinder zu beſtimmen, ſondern die Kirche. Das Ziel der Sozialdemo⸗ kratie ſei, die Gemeinſchaftsſchule als Regelſchule durch⸗ e e Charakter nach der Verfaſſung weltlich ein müſſe. Abg. Mumm(D. Vp.) führte ſodann als nächſter Redner aus, das deutſche Volk wolle Freiheit für die chriſtliche Schule auf der Grundlage des verfaſſungsmä⸗ ßigen Elternrechtes. Die Verfaſſung beſtimme, daß der Wille der Eltern möglichſt zu berückſichtigen ſei, ſo daß auch auf eine Feſtlegung des geordneten Schulbetriebes im Ge⸗ ſetz nicht verzichtet werden könne. Seine Partei habe für die beſonderen Verhältniſſe Südweſtdeutſchlands vol⸗ les Verſtändnis, halte es aber nicht für tragbar, daß jeden Tag ein anderes Land behaupte, es ſei geſchichtlich Simultanſchulland.(Beifall rechts.) Abg. Rheinländer(3.) begrüßte ſodann den Entwurf und empfahl baldige Ueberweiſung an den Aus ſchuß. Das Zentrum fordere betont die Regelſchule und die Sozialdemokratie ſei froh, daß ſie nicht in der Zwangs⸗ lage ſei, an dem Entmurf mitarbeiten au müſſen. Der Vom Leben geheizi Roman von J. 5 chneider-Foersfl Urheberrediisschufz 1926 durch Verlag Oskar NMeisfer, Werdau (65. Fortſetzung.)(Nachdruck verboten.) Als ſie wieder gegangen war, atmete er auf. Nur allein ſein!— Immer allein! Das war noch das beſte von allem. Er ertappte ſich, wie er anfing, auf den Schlag ſeines Herzens zu horchen, ob er nicht eine Unregelmäßigkeit in demſelben entdeckte. Aber es pochte immer in ſtetem Gleichmaß gegen die Rippen. Wie lange würde das noch dauern, bis es einmal müde wurde, und endlich ganz ſtille hielt— vielleicht noch zehn — noch zwanzig— noch dreißig Jahre. Ein Grauen be— ſchlich ihn,— das Leben dehnte ſich vor ihm wie eine Ewigkeit. Immer wieder hoffte er, es müßte einmal etwas kommen, das ihm ein Ende ſetzte. s 1 Aber es kam nichts. Wurde er nachts oder bei Unwetter gerufen, dann ſah er hinauf nach den Bäumen, ob keiner niederſtürzte und ihn unter ſich begrub, ob kein Aſt brach und ihm den Schädel gertrümmerte. Fiel denn kein Ziegel von einem Dache, der ihm die Stirn ſpaltete? Er wäre dankbar geweſen für jede Art des Sterbens. Hundert anderen hatte er ſchon die Augen zugedrückt, nur die ſeinen ſtanden noch immer offen. Er griff in die Seitentaſche und legte einen Revolver vor ſich hin. Mit zärtlichen Händen ſtrich er über das kalte Metall. Die Augen ſogen ſich daran feſt. Hier lag die Erlöſung!— So nahe— und doch ſo un⸗ erreichbar für ihn. N Er hatte bei ſich ſelbſt geſchworen und es dem Oheim in die Hand verſprochen, daß er ſeine Schuld fühnen wollte dadurch, daß er dieſe furchbare Marter der Reue ein ganzes eben lang ertrug. J)) 5 ö Ein ganzes Leben langl e 9 Manchmal ſchien es ihm unmöglich, dies auch nur einen Tag noch auszuhalten. Die Worte Gubens fielen ihm dann ein: Die Reue und der nie ruhende Vorwurf des Gewiſſens ſühnen mehr als ein vierfacher Tod. 10 Mehr als ein hundertfacher! murmelte er und ſteckte den Revolver langſam wieder zu ſich. Er konnte ſonſt der Ver⸗ ſuchung nicht mehr widerſtehen, ihn an die Schläfen zu ſetzen und loszudrücken. Draußen im Flur ſchlug die Klingel an— ein Kranker, der nach ihm verlangte? Es mußte wohl ſchlimm ſtehen, ſonſt würde man ihn nicht holen heute. Er hörte die Stimme ſeiner Haushälterin, dann fiel die Flurtür wieder ins Schloß. Sie klopfte, legte ein Tele⸗ gramm vor ihn hin und ging dann wieder. Er erhob ſich und ſchritt zum Fenſter, denn es dunkelte ſchon. Dann brach er es ohne Eile auf und hielt mit der Rechten die Vorhänge zurück, um beſſer leſen zu können. Die Hände fingen ihm an zu zittern, die Mundwinkel bewegten ſich zuckend, die Augen liefen über. Unfähig, ſich auf den Füßen zu halten, brach er in einem Stuhl hinter ſich zuſammen. So traf ihn die Haushälterin? als ſie nach einer Viertel⸗ ſtunde kam. um zu ſehen, warum er noch immer kein Licht „herr Voriori“ vteſ ſie srſchrvoden, dis s„ch nicht „Herr Doktor, ſoll ich den Herrn Baron! hatte. regte und rührte. rufen laſſen?“ „Ja! Bitte!— Gleich!“ nickte er und legte den Kopf gegen die Lehne. „Sofort, Herr Doktor!“ Sie war ſchon hinausgelaufen. Drüben in ſeinem Sprechzimmer riß ſie die Kurbel am Telephon und bat, als Schloß Eck ſich meldete, der Herr Baron möchte kommen, aber gleich,— es würde eilen— es ſtünde ſchlimm um den Herrn Doktor. Guben nahm ſich kaum Zeit, in ſeinen Mantel zu ſchlüpfen, und haſtete aus ſeinem Zimmer die Treppe her⸗ ab. Der Stallmeiſter hatte ihm ſchon ein Pferd geſattelt. Im Galopp ſprengte er den breiten Fahrweg hinunter. Nun war es alſo doch noch gekommen, was er immer ge⸗ fürchtet hatte: Bernhard hatte ſelbſt ein Ende gemacht. Wo⸗ zu mochte er gegriffen haben? Zu Gift oder Revolver? Es ſtand jedenfalls ſchlimm, ſonſt hätte die Haushälterin es 11 ſo eilig gemacht. Er lebte wohl noch und wartete auf ihn.* 1 5 War nicht das Leben voll Entſetzen auch dann, wenn man nicht Weib und Kind beſaß, die man zu verlieren fürchtet? Jemand war immer da, an dem das Herz hing, um den man ſich ſorgte. Jemand, um den man weinte, wenn er ging, der eine Lücke ließ, die nie mehr auszufüllen war, wenn er uns verlaſſen hatte. f Am Doktorhauſe wartete ſchon der Kutſcher, der ihm das Pferd abnahm und nach der Stallung führte. Die Haus⸗ hälterin ſtand unter der Tür und legte den Finger auf die Lippen.„Ich bin ſchon ein halb dutzendmal bei ihm drinnen geweſen, aber er rührt ſich nicht!“. „Wo iſt er denn?“ fragte Guben. „In ſeinem Arbeitszimmer, Herr Baron!“ 9 Als der Freiherr dort eintrat, wendete ſich ihm ein blaſſes, verhärmtes Geſicht zu. i ö „Bernhard!“ rief Guben, eilte auf ihn zu und legte den Arm um ſeinen Nacken. „Ja, Onkel!“ kam es langſam. „Fühlſt du dich krank, mein Junge?“ Sanders ſchüttelte den Kopf und öffnete die Hand, in der das Telegramm verknittert lag. Guben überlas es haſtig. Es enthielt nur eine einzige Zeile: e a »Ich habe Ihre Braut gefunden!— Erwarte Sie morgen mit Schnellzug 12 Uhr 25. Hellmuth.“ Guben mußte ſich ſetzen. Ihm war, als ſtürzte alles über ihm zuſammen. a Gertraud Rommelt lag nicht im Schlamm des Weihers begraben?— Sie lebte— lebtel— „Jungel— Junge,“ rief er,„und da tanzeſt du nicht? Da ſingſt du nicht? Da ſtellſt du nicht die geſamte Well auf den Kopf?“ 00 „Ich glaube es nicht, Onkel!“ ö „Hellmuth würde es doch nicht ſchreiben, Bernhard, wenn es nicht ſo wärel“ 0 „Er hat ſich getäuſcht!“ 5 „Ich bitte dich, Bernhard!— Hellmuth, dieſer gewiegte. erfahrene Detektiv und ſich täuſchen.— Lach' doch, mein Junge!“ Er rieb ſich ſelbſt die Hände. 5 Gorlſehung 1010 9 b e und erklär Saal bei der das Zentrum wolle alles tun, um den rfüllung ſeiner Pflichten zu unterſtützen. Nachdem er dann noch für die Bekenntnisſchule für alle drei Konfeſſionen eingetreten war, wurden die Beratungen abgebrochen und auf Mittwochnachmittag 1 Uhr vertagt, U 1 die muutellen Wilichten des Staa. ärte — 2— Aus dem In⸗ und Auslande. Rückgang der VPilſudſki⸗Partei in Polen. Warſchau, 18. Okt. Die Stadtratswahlen in ver⸗ ſchiedenen Städten Polens haben im allgemeinen den Sozialiſten einen Zuwachs gebracht. Auffallend war die geringe Stimmenzahl, die auf die Liste der Filſudfti⸗ Partei entfiel. In Wloclawek erhielt ſie von 34 Man⸗ daten lediglich zwei. Die Deutſchen, die zum erſtenmal eine eigene Liſte aufgeſtellt hatten, errangen dort ein Mandat. Die auffallend geringe Stimmenzahl, die die Pilſudſti⸗ Partei trotz des günſtigen Anleiheabſchluſſes erhalten hat, wird mit den Wirkungen der letzten Skandal-Affären, vor allem der Zagorſki⸗Affäre, erklärt, die das Ver⸗ trauen der breiten Volksmaſſen zu der gegenwärtigen Re⸗ gierungsmethode in Polen ſtark erſchüttert haben. Moskaus Kampf gegen die Oppofition. Kowno, 18. Okt. Aus Leningrad wird gemeldet, daß Vertteter der Oppoſition den Verſuch unternahmen, in der Sitzung des Zentralvollzugkomitees der Sowjetunion das Wort zu ergreifen. Dieſe Ausſprache wurde ihnen jedoch verweigert. Trotzki und Sinowjew beabſichtigen, als Proteſt gegen dieſe Maßnahme aus dem Zentralvpoll⸗ zugskomitee der Sowietunion auszuscheiden.— Die Lon⸗ trollkommiſſion von Leningrad hat bisher über 180 Mit⸗ glieder aus der Partei wegen oppoſitioneller Tendenz aus⸗ geſchloſſen. Das Zentralkomitee der Partei zur Bekäm⸗ pfung der Oppoſition innerhalb der Jugendorganiſationen hat weitere Maßnahmen ergriffen. Eine Reihe ſolcher Organiſationen iſt aufgelöſt worden. Ein neuer Komitadſchi⸗Zwiſchenfall. Belgrad, 18. Okt. Wie aus Kraljevic gemeldet wird, kam es in der Nähe des dortigen Pulverdepots zu einem lebhaften Feuergefecht zwiſchen der jugoſlawiſchen Grenz⸗ wache und bulgariſchen Komitadſchis. Die Grenzwache konnte die Angreifer zurücktreiben. Sie zogen ſich zur bulgariſchen Grenze zurück. Ein jugoflawiſcher Soldat wurde tödlich verwundet. * Aus Nah und Fern. D 1220 in Liſſabon. Madrid, 18. Okt. Das Heinkel⸗Flugze ig O 1220 iſt Dienstagvormittag 6 Uhr von Vigo geſtartet und um 9 Uhr in Liſſabon glatt gelandet Es iſt beabſichtigt, dort Benzin zu tanken. Ein Weiterflug nach den Azoren kommt vor Mittwoch nicht in Frage. Neues Erdbeben Wien. Mien, 18. Okt. In Wien und Umgebung wurde heute früh wieder ein neues Erdbeben verſpürt. Der Herd des Bebens liegt nach den bisherigen Feſtſtellun⸗ gen wieder bei Schwadorf. Dort wurde der Erdſtoß ſo ſtark verſpürt, daß die Leute im Schlaf als den Betten geſchleudert wurden. Laut Mitteilung der meteordologi⸗— ſchen Zentralanſtalt verzeichneten die Apparate um 2.14 Uhr früh das Beben. Cyklon im Golf von Mexiko. Rewyork, 18. Okt. Im Golf von Mexiko richtete ein Cyklon großen Schaden an. Infolge Ueberſchwem— mungen ſind drei Ortſchaften völlig vernichtet worden. Taufende von Einwohnern ſind obdachlos geworden. Die Lungenpeſt in der Mongolei.— Mehr als 1000 Fälle. Paris, 18. Okt. Nach einer Meldung aus Charbin wird eine Zunahme der Lungenpeſt in der inneren Mon⸗ golei gemeldet. Der Tod tritt gewöhnlich 20 bis 30 Stunden nach Auftreten der erſten Krankheitsſymptome auf. Mehr als tauſend Fälle wurden bereits ſeſtgeſtellt, Die Kälte und die Weigerung der Bewohner, aus Furcht vor Anſteckung, die Leichen zu begraben, machen die Epi⸗ demie noch ſchrecklicher. Frankfurt a. M.(Ein Fußballſchiedsrich⸗ ter unter polizeilichen Schutz.) Auf den Sand⸗ höfer Wieſen mußte bei einem Fußballſpiel zwiſchen dem Klub Germania 95 und Hanau 93 der Schiedsrichter ſei⸗ nes Amtes unter polizeilichem Schutz walten, weil die Zuſchauer mit ſeinen Entſcheidungen unzufrieden waren und gegen ihn tätlich vorgehen wollten. Frankfurt a. M.(Zwei Millionen Reichs; mark Fehlbetrag bei der Muſikausſtellung.) Daß die Muſikausſtellung in Anbetracht des regneriſchen Sommers mit einem Fehlbetrag abſchließen würde wa vorauszuſehen. Man hatte dafür auch bereits einen ſogengnnten„Betriebsfonds“ von 1 300.000 Reichsmark bewilligt. Der Fehlbetrag iſt aber weit höher. Man ſchätzt ihn nach vorläufigen Berechnungen auf mindeſtens zwei Millionen Reichsmark. Fine endgültige Abrechnung iegt noch nicht vor. Franlfurt a. M.(Verdorbene Speiſen in einer Stadtküche.) Die Inhaber der bekannten Frühſtücksſtube und Feinkoſthandlung von Thomas, Schil⸗ lerſtraße, hatten ſich vor dem Gericht zu verantworten, weil ſie verdorbenes Fleiſch, madige Gänſe und allerhand andere duftige Dinge in den Verkehr gebracht hatten. Außerdem wurden ſie beſchuldigt, das Perſonal über die geſetzliche Arbeitszeit beſchäftigt zu haben. aß es in dem Geſchäft wenig appetitanregend zugegan⸗ gen ſei, daß man z. B. eine von Maden wimmelnde Gans mit übermanganſaurem Kali abgewaſchen und wieder in das Schaufenster geſtellt habe. Speiſereſte ſeien abgewa⸗ ſchen und wieder anderen Gäſten vorgeſetzt worden. Fleiſch, das pon den Gäſten zurückgeſchickt worden ſei, habe man zu Frikadellen verarbeitet. Ebenſo wurde abgeſchabtes Knochenfleiſch, das ſchon ſtark geduftet habe, zu Klößen umgewandelt. Die Verhandlung wurde zwecks Ladung anderer Zeugen vertagt und findet vorausſichtlich am 20. November ſtatt. ö 1 Weimar.(Ungeſchützter Bahnübergang.) An der ſchrankenloſen Kreuzung mit der Erfurter Land⸗ ſtraße ereignete ſich ein Verkehrsunfall. Der vom Haupt⸗ ahnhof kommende Zug ſtieß mit einem Erfurter Auto⸗ tank zuſammen, ſo daß die Lokomotive mit den Vorder⸗ rädern auf dem Tank ſtand. Der Tankwagen mit ſei⸗ Pan 0 100 1 9 8000 10 653 7 7 50 Durch das ſofortige Löſchen des Feuers unter der Lo⸗ komolive wurde eine Exploſſon des Benzins verhütet. 1 ö In der Ver⸗ handlung blieben die Zeugen, entlaſſene Angeſtellte, dabei, Eſchwege.(Völlig eingeäſchert.) In Mei⸗ ßenborn⸗Lüderode brannte der Hof des Landwirts Os wald nieder. Neben den Erntevorräten verbrannte auch das geſamte Vieh. Die Feuerwehren der Umgegend konnten erſt ſehr ſpät auf der Brandſtätte erſcheinen, wei keine Fernſprechverbindung hergeſtellt werden konnte. Hofgeismar.(Großfeuer ohne Ende.) Eir Großfeuer vernichtete in Boffzen ein von drei Familier bewohntes Gehöft bis auf die Grundmauern. Der Schaden iſt nur teilweiſe durch Verſicherung gedeckt.— Im Nachbarort Schoningen brannte der H5f des Land⸗ virts Sahn nieder. Dabei fand auch ein Teil des Groß⸗ diehes und ſämtliches Federvieh ſein Ende in den Flam⸗ nen. Der Brand iſt durch eine umgeſtürzte Laterne entſtanden. N Eſſen.(Ein Auto vom Zuge erfaßt.) In der Nacht überfuhr ein Leergüterzug bei dem Bahnhof Eſſen ein Perſonenauto. Während der Kraftwagenführer mit dem Schrecken davonkam, wurden die vier Inſaſſen drei Herren und eine Dame, ſchwer verletzt. Die Ar⸗ ſache iſt noch nicht geklärt. Der Schrankenwärter wurde ſofort abgelöſt. Göttingen.(Unſere Jugend.) Als der eine hieſige Lehranſtalt beſuchende 11jährige Schüler Wil⸗ helm Born auf einer Bank des Bahnhofes ſaß, ent⸗ lud ſich plötzlich ein Revolver, den der Junge in der Hoſentaſche verborgen hielt. Der Schuß fügte dem Schü⸗ er eine ſchwere Verletzung zu. Wie der Verletzte angibt, hätten auch ſeine anderen Mitſchüler Repolver zum Schutz für ihre— perſönliche Sicherheit.— Etwa beim Unter⸗ richt in der Schule??? Wilhelmsburg.(Zwei Knaben im Sande erſtickt.) Drei Knaben, die in den Sandgruben eines Bauplatzes ſpielten, wurden unter den Sandmaſſen be⸗ graben. Mährend einer von ihnen gerettet werden konnte, fanden die beiden anderen den Erſtickungstod. Inning(Oberbayern).(Mord.) Die 24jährige Dienſtmagd Kreſzenz Greger wurde im Walde mit ſchwe⸗ ren Kopfverletzungen erdroſſelt aufgefunden. Ihr Gelieb⸗ ter, der Landwirtsſohn Georg Thalmayr aus Inning, wurde feſtgenommen und als der Tat verdächtig ins Un— terſuchungsgefängnis München gebracht. München.(Schweres Autounglück.— Ein To ter.) Auf der Heimfahrt von Vohenſtrauß nach Weiden wurde das Automobil eines Kaufmaans gegen einen Baum geſchleudert und zertrümmert. Von den In⸗ ſaſſen war einer ſofort tot, während zwei andere ſchwer verletzt wurden. Der Führer des Kraſtwagens und ein vierter Fahr t kamen mit leichteren Verletzungen davon. Kleine Chronik. Ein franzöfiſches Marineflugzeug durch ein Ha⸗ pagſchiff aus Seenot gerettet. Das Motorſchiff„Ramſes“ der Hamburg-Amerila⸗Linje traf im Mittelmeer in der Nähe von Sardinien ein franzöſiſches Marineflugzeug in Seenot. Es gelang ihm, die aus drei Mann beſtehende Beſatzung des Flugzeuges zu retten und an Bord zu nehmen. Das Flugzeug wurde ins Schlepptau genom⸗ men. M. S.„Ramſen“ wird Neapel an aufen und die Flugzeugbeſatzung dort landen. ö * Verjüngungsoperation nach Woronoff in Wien, Im Sanatorium Hera in Wien wurde in Anweſenheit deutſcher, engliſcher, tſchechiſcher, ungariſcher und amerika⸗ niſcher Aerzte, ſowie zahlreicher Preſſevertreter eine Ver⸗ jüngungsoperation nach dem Verfahren Woronoffs por⸗ genommen. Verjüngen ließen ſich zwei Greiſe im Alter von 66 und 70 Jahren. Die Operation, für die Dr. Wo⸗ ronoff einen Affen aus ſeinem Tierbeſtand zur Ver⸗ fügung geſtellt hatte, beſorgte der Wiener Chirurg Dr. Schweyer, ein Schüler Woronoffs. Nach einſtündiger, ſchwerer Arbeit, war die Verpflanzung der Drüſen des Affen auf die beiden Greiſe gelungen. In drei Monaten muß es ſich zeigen, ob die Verjüngung gelungen iſt. Ein tragiſcher Flugzeugunfall bei der Begrüßung von Ozeanfliegern. Wie aus Rio de Janeiro gemeldet wird, ſtießen bei der Begrüßung der franzöſiſchen Ozean⸗ fliger zwei braſilianiſche Flugzeuge zuſammen und ſtürz⸗ 15 e ab. Die drei Flugzeuginſaſſen wurden ge— ötet. . Großer Brand in einem Gefängnis in Uesküb. In dem Polizeizentralgefängnis von Uesküb entſtand ein Großfeuer, das in einer halben Stunde das ganze Gebäude einäſcherte. Polizei, Gendarmerie und Militär brachten die 150 Gefängnisinſaſſen ins Freie. Todesopfer ſind nicht zu beklagen. . Kampf mit Räubern in Philadelphig. In Phi⸗ ladelphia überfielen Banditen zwei Kaſſenboten auf der Straße, ſchoſſen den einen nieder und verwundeten den zweiten ſchwer. Mit einer Beute von 13 000 Dollar flüchteten ſie darauf in einem Automobil. Bei der Ver⸗ folgung durch drei Polizeibeamte wurde einer der Beam⸗ ten gleichfalls niedergeſchoſſen. Die Verbrecher ſind ent— kommen. 2 22 4* Preußiſch⸗Güddeutſche Klaſſenlotterie. 2. Tag der 1. Klaſſe vom 17. Oktober. Nachmittags⸗ Ziehung. 2 Gewinne zu 5000 Mark 268,890. Gewinne zu 3000 Mark 7540, 21765. 4 Gewinne zu 2000 Mark 193 491, 259 601. 8 Gewinne zu 1000 Mark 99 256, 245 490, 260 922, 326 910. Ferner 10 Gewinne zu 800 Mark, 30 Gewinne zu 500 Mark, 118 Gewinne zu 200 Mark und 212 Gewinne zu 120 Mark. 5 Börſe und Handel. Amtliche Notierungen vom 18. Oktober. Berliner Deviſen. Diskontſätze: Reichsb. 7, Lomb. 89.. Holland 168,17— 168,51, Brüſſel 58,23— 58,35, Dau⸗ zig 81,21— 81,37, Italien 22,86— 22,90, Kopenhagen 112,10— 112,32, Liſſabon 20,73— 20,77, Oslo 110,09 — 110,31, Paris 16,44— 16,45, Prag 12,393— 12,413. Schweiz 80,645— 89,805, Spanien 71,56— 71, 70, Stockholm 112,64— 112,86, Wien 39,015— 59,135, London 20,363— 20,403, Newyork 4,1820— 4,1900. Berliner Efſektennotierungen. Hapag 145,50, Nordd. Lloyd 148, Comm.⸗ und Privatbank 169, Darmſtädrer⸗ und Nationalbank 219, Deutſche Bank 160, Diskonto 152,25 Dresdner Boauk 157, Schultheiß⸗Patzenhofer 421, A. E. G. 170,50, Daincer 120,125, J. G. Jarben 285,75, Gelſenkirchen 144,75, Th. Goldſchmidt 120, Ph. Hotz⸗ mann 184,50, Klöckner 146,50, Metallbank 135,50, Oſt⸗ werke 398, Phönix 107,875, Rhein. Braunkohlen 235,75 1 71 Elektrizität 153,75, Rheinſtahl 192,75, Salzdetfurth 237,50, Ver. Glanzſtoff 639,50, Ver. 710 122.125, Weſteregeln 175,125, Zellſtoff Waldhof 302,50. —— Aus dem badiſchen Lande. Die Lage des Arbeitsmarktes in Baden. Macht ſich auch in einigen Gewerben— z. B. in der Ziegelindustrie, die Kündigungen ausgeſprochen und auch bereits Entlaſſungen vorgenommen hat— eine Verrin⸗ gerung des Beſchäftigungsgrades bemerkbar, ſo kann jeden⸗ falls, wie das Landesamt für Arbeitsvermittlung mit⸗ teilt, im ganzen immer noch ein erfreuliches Anhalten der ſeitherigen Entwicklung, zum Teil ſogar noch eine wei: tere Steigerung des Beſchäftigungsgrades feſtgeſtellt werden. 4 Mannheim.(Die Käfertaler Bluttat.) Der Mörder der Kontoriſtin Anna Becker, der Arbeiter Friedr. Kettner wurde an den Tatort geführt. Der Täter iſt im allgemeinen geſtändig. Erſt nach Beendigung der An⸗ an e wird feſtzuſtellen ſein, wie die Anklage lauten wird. Graben⸗Neudorf.(In voller Fahrt zuſam⸗ mengeſtoßen.) In dem nahe gelegenen Philipps⸗ wald ſtießen zwei Motorradfahrer in voller Fahrt zu⸗ Es handelt ſich um den 20 Jahre alten Mechaniker Weick von Hattenheim und den 19 Jahre alten Kirchgäßner von hier. Der Zuſammenvprall war ſo ſtark, daß beide von den Rädern flogen. Weick wurde in das Bruchſaler Spital gebracht und iſt dort ſeinen Verletzungen erlegen. Kirchaäßner wurde ſchwer verletzt. a Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 19. Oktober. ö Das Tiefdruckgebiet iſt nach dem Baltikum abgezo⸗ gen, doch wird uus ſeine Rückſeite keine erhebliche Ab⸗ kühlung bringen, da bei Island bereits ein neues Tief nachfolgt, deſſen warme Vorderſeite das weſtliche Eng⸗ land überbeckt. Eine zwiſchen den beiden Tiefdruckge⸗ bieten über das Feſtland hinwegziehende Hochdruckwelle wird bei uns noch vorausſichtlich vorübergehend Aufhei⸗ terung bewirken, doch iſt wieder meiſt wolkiges Wetter, ſtrichweiſe auch Regen zu erwarten. Die bei uns einge⸗ tretene zyklonale Witterung wird wahrſcheinlich längere Zeit anhalten. Vorausſichtliche Witterung bis Don⸗ nerstag: Nach vorübergehender Aufheiterung wieder meiſt wolkig und ſtrichweiſe leichter Regen, Temperaturen wenig verändert. i * — Billiges Obſt. Der überreiche Obſtſegen, mit dem in dieſem Herbſt faſt jeder Landſtrich überſchüttet wird, hat ſchnell eine erhebliche Senkung der Preiſe herbeige⸗ führt, allerdings nur beim Erzeuger. Dieſer iſt froh, wenn er von ſeinem Rieſenüberfluß ſo viel als möglich abgeben kann. Er findet aber vorläufig nur beim Verbraucher Entgegenkommen, da ſich der Zwiſchenhandel merkwür⸗ digerweiſe noch ſtark zurückhält, um noch geringe Frei⸗ ſätze zu erlangen. Der Erzeuger bringt neuerdings ſein Obſt in die Städte und ſtellt es auf den Märkten zum Verkauf aus und hat durchweg Glück damit. Er erhält auch höhere Preiſe, als ihm der Händler bezahlt. Leider tritt aber auf dieſen Märkten ſchon wieder ein bedauer⸗ licher Uebelſtand ein, indem der Verbraucher lediglich feines Tafelobſt fordert und das Wirtſchaftsobſt unbe⸗ achtet läßt. Dann aber hat der Erzeuger trotz aller War⸗ nungen und Belehrungen noch immer nicht gelernt, ſein zum Verkauf an den Markt gebrachtes Obſt zu ſortieren und anſprechend zu verpacken. Beſtes Tafelobſt iſt be⸗ reits für 10 Rm. den Zentner zu haben, Diels Butter⸗ birne koſtet z. B. 10 Rm., die bekannte Goldreinette von Belnheim 10—11 Rm., die graue franzöſiſche Reinette ſogar nur 8—10 Nm., Schafsnaſe iſt ſchon für 6 Rm. zu haben.— Wo aber bleibt die Organiſation, die in wirklich großzügiger Weiſe das Obſt in Mengen in die Städte unmittelbar zu den Verbrauchern bringt? Erſt dann kann ſich jede Familie etwas Obſt für den Winter in den Keller legen. — Von der Invalidenverſicherung. Um ſich die An⸗ waltſchaft aus der Invalidenverſicherung zu ſichern, ge⸗ nügt es, wenn man monatlich eine Marke, entſprechend dem Einkommen, klebt. Mindeſtens aber müſſen Marken zweiter Klaſſe verwendet werden. 0 E * Odenwaldklub(Ortsgruppe Biernheim.) Alljährlich, wenn die Sommertage kürzer werden und die Oktoberſonne ihre letzte Glut auf das geſegnete Rebgelände der Pfalz herniederſtrahlt, begeht die hieſige Ortsgruppe ihre Pfalzwanderung. Während im Sammer mit einer oft ärger⸗ lich ſtimmenden Regelmäßigkeit faft jeder Sonntag verregnet war, hat uns der Herbſt bisher ſchöne Sonntage beſchert. Zu dieſen zählt auch der letzte Sonntag, wo die Sonne gol⸗ den vom Firmament herunterſtrahlte. Jafolgedeſſen war auch die Beteiligung an der Wanderung eine gute. Die Rhelnhaardbahn drachte uns nach Bad Dürkheim. Nach Ein⸗ nahme des Frühſtücks beſuchten wir eine große Kelterel⸗Au⸗ lage die im Betriebe war. Das Perſonal zelgte durch weg frohe Geſichter, denn das Keltern iſt heute gerade eine ideale Arbeit, weil man faſt nichts zu tun braucht. Früher hieß es beim Traubenherbſt: Hinein ihr Buben in die Bütte! Da flogen die Schuhe von den Füßen und die Buben ſtiegen barfuß in die Bütte und zertraten die Beeren. Ob dies wohl der Güte des Weines geſchadet hat? Ich glaubs nicht, denn die Füße der Buben waren ſauber. Wer dies nicht wollte, zerſtammpfte die Beeren mit einem ſchweren Stampfer aus Holz. Beide Arten ſind nun durch Maſchlnen abgelöſt, die ſchneller und ſicherer arbeiten. Heute iſt es die hydrauliche Preſſe de ohne menſchliche Anſtrengung die größten Mengen der gemahlenen Früchten ausdrückt, daß faſt kein Tropfen mehr heraus qulllt. Von der Kelterei aus führt uns der Weg nach dem Bismarcktuim zum Heldefelſen, von da nach der Hardenburg, Limburg nach Bad⸗Dürkheim zurück. Dle Wanderung war für jeden Naturfreund ein Hochgenuß und bildete einen beſonderen Reiz. Das Blätterdach der Bäume und Sträucher zeigt vom tiefſten Grün bis zum ſchönſten Goldgelb und Purpurrot eine Fülle von wunderbaren Farben⸗ ſchattierungen. Nur zu ſchnell vergingen die ſchönen Stunden in Dürkheim und werden wohl jedem Klübler und Klüblerin noch lange in Erinnerung bleiben. Für die„Daheimge⸗ bleebenen“ möge es aber ein Anſporn ſein, nüchſtes Jahr, wenn Gott will, die Pfalzwanderung mitzumachen, denn er bringt ſich ſonſt um ſchöne und reine Freuden. 6