d 15 Pfg. 8 Pfg. rrätig ann lefon 76. — en 1 8 Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Seitung) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis: monatl. 1.50 Mk., durch die Poſt 2 Mk.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand— kalender.— Annahme von Abonnements täglich in der Geſchäftsſtelle u. beim Feitungsträger. Aelteſtes und erfolgreichſtes Lokal- Anzeigeblatt Fernſprecher 117— Telegramme: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 2157 Amt Frankfurt/ M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. 36 eaten ebnen. .. iernheimerinzeige Viernheimer Tageblatt 1 9 9 Neues in Kürze. 28: Die wirkliche Zahl der Todesopfer der Schiffs⸗ kataſtrophe bei Bahia wird jetzt von den braſilianiſchen Hafenbehörden und der Navigazione Generale Italiana übereinſtimmend mit 296 angegeben. *: Die Pariſer rumäniſche Geſandtſchaſt erläßt ein Kommuniquee, in dem ſie die Nachrichten über blutige Konflikte in Transſylvanien und Beſſarabien, militäriſche Ausnahmemaßnahmen in Bukareſt und Aneinigkeit zwi⸗ ſchen Regierung und Regentſchaft als falſch bezeichnet. —————— 18: Wie aus Bukareſt gemeldet wird, iſt die An⸗ llageſchrift gegen Maniolescu endgültig fertiggeſtellt wor⸗ den. Sie lautet auf Verſchwörung und Hochverrat. Die Verhandlung beginnt nächſte Woche. Dr. Marx ſpricht in Eſſen. Reichspolitik und Ziele des Zentrums. A Eſſen, 31. Oktober. Auf dem Parteitag des Zentrums für den Wahl⸗ kreis Düſſeldorf⸗Oſt ſprach Reichskanzler Marx bei der öffentlichen Kundgebung; Der Reichskanzler führte u. a. aus, daß man es ihm verüble, ein Kabinett mit Einſchluß der Deutſchnationalen gebildet zu haben.„Sonderbar“, ſo ſagte er,„mute der Vorwurf an, als hätte ich die Treue gebrochen, die ich in den vergangenen Jahren den republikaniſch⸗geſinnten Volkskreiſen verſprochen habe. Wenn einer Veranlaſſung hat, ſich zu beklagen, ſo bin ich es, deſſen Kabinett man in einem Augenblick ſtürzte, indem ich hinſichtlich der Reichswehr Zuſagen machen konnte, die vollauf den Forderungen der ſozial— demokraliſchen Fraktion entſprachen. Die Nepublik ſei ge⸗ rade im letzten Jahre gefeſtigt worden und er könne es nur als einen großen Fortſchritt werten, wenn eine Partei, die bisher in ſchroffſter Oppoſition gegen die Republik geſtanden habe, ſich bereit findet, auf den Boden der VPerfaſſung von Weimar poſitive Arbeit zu leiſten. Zur Flaggenfrage betonte Marx, daß dieſer Streit jetzt mit einer Leidenſchaft geführt werde, die das deutſche Volk in zwei Lager zu ſpalten droht und es ſei noch mehr zu bedauern, wenn etwa der nächſte Wahlkampf unter der Parole„hie ſchwarz⸗weiß⸗rot, hie ſchwarz⸗rot⸗gold“ geführt werden ſollte. Schwarz⸗rot⸗gold ſei keine Verketzerung und Verkennung von ſchwarz⸗weiß⸗rot und wer ſchwarz⸗weiß⸗rot in Ehren hält, brauche deshalb ſchwarzerot⸗golb nicht zu ſchmähen. Wer ernſtlich den Flaggenfrieden wolle, der ſorge dafür, daß die Flaggen von einſt und jetzt nicht herabgeſetzt, ſon⸗ dern ſo geehrt werden, wie es den Flaggen einer Nation, ie auf ihre Würde hält, gebühre. Die deutſche Außenpolitik zeige ſeit einer Reihe von Jahren eine urchaus gerade Linie auf und dies ſei nicht zuletzt das Verdienſt der Zentrumspartei. Auf die Zurücknahme der Beſatzungstruppen eingehend, ſagte Marz:„Wir erneuern immer wieder den dringenden Hinweis auf unſer Recht, die völlige Räumung des beſetzten Gebietes zu verlangen.“ Auffallend ſei das Auſſehen, das die Rede des RNeichspräſidenten von Hin⸗ denburg bei der Enthüllung des Tannenbergdenkmals in manchen Kreiſen des Auslandes erregt habe; eine Rede, die jowohl von ihm wie auch von dem Herrn Außen⸗ miniſter gebilligt worden ſei. Marx wies auf ſeine Erklärung hin, die er namens der Reichsregierung am 29. Auguſt 1924 anläßlich der Annahme der Dawes⸗ geſetze im Reichstage abgegeben habe und betonte, daß die Frage der Kriegsſchuld nur durch wiſſenſchaftliche Forſchung gelöſt wer⸗ en könne. Die Behauplung, Deutſchland habe den euro⸗ päiſchen Brand entfeſſelt, ſei eine ſchwere und tiefver⸗ letzende Ungerechtigkeit.“ Nachdem der Reichskanzler zu dem Schreiben des eparationsagenten an den Reichsfinanzminiſter füt e die Beamtenbeſoldungsvorlage geſprochen hatte, hrte er zum Schulgeſetz u. a. noch folgendes aus: Was nun das Vollsſchulgeſetz anbetrifft, ſo ſei zu hoffen, daß es gelingen werde, dem im Reichstag vorliegenden Regierungsentwurf eine Ge⸗ taltung zu geben, die allen berechtigten Wünſchen er verſchiedenen Parteien und Weltanſchauungsgruppen ſeine Hit werde. Es oll niemand gezpungen waer, eine Kinder in eine Schule zu ſchicken, die ſeiner Welt⸗ anſchauung nicht entspreche. Der Reichskanzler bedauerte. aß das Volksſchulgeſetz zu einem Kampfobjekt der 9 arteien geworden ſei. Die Gleichberechtigung der rei Sc'ularten werde auf jeden Fall in einem Geſeg ent⸗ lten ſein, das unter Mitwirkung des Zentrums zuſtande mmen ſoll. . Viernheimer Volksblatt (Viernheimer Nachrichten) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtuſter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vorm. 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Ge⸗ ſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expedtitionen Deutſchlands und des Auslands- Amtsblatt der Heſſ. Bürgermeiſterei u. Polizeiamt Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden. — Mittwoch, den 2. November 1927 44. Jahrgang Das eine werde man jetzt ſchon mit aller Beſtimmt⸗ heit als feſtſtellen können:„Das Zentrum wird nach den kommen⸗ den Wahlen, in die es, was ich mit Nachdruck nochmals Vectone, ohne jede Bindung hineingehen wird, genau ſo wie früher ſeine Kraft dem Staate zur Verfügung ſtellen und mit denjenigen Parteien Staatspolitik betreiben, die geneigt ſind, mit ihm zuſammen die bisherige Politil Boden der im Weſentlichen fortzuſetzen und auf dem Verfaſſung dan Staatswohl zu fördern.“ Rußland und die Abrüſtung. Die franzöſiſche Nechtspreſſe enttäuſcht. O' Paris, 1. November. Die ITſchitſcherin-Note an den Völkerbund in der Rußlands Bereitſchaft zur Mitarbeit an der vorbereiten⸗ den Abrüſtungskonferenz zum Ausdruck kommt, hat in der franzöſiſchen Rechtspreſſe das Gegenteil von Be⸗ geiſterung ausgelöſt. Das Journal erklärt z. B. fol⸗ gendes: Dieſer alte Tſchitſcherin will uns alſo wie⸗ der einen Streich ſpielen. Plötzlich entſchließt er ſich für die Entſendung eines Delegierten. Eine ſchöne Affäre für Frankreich Sicherheiten zu verlangen von Mächten, von denen die eine(Deutſchland) ſtändig nach einer Revi⸗ ſion der beſtehenden Verträge ruft und die andere (Rußland) die Abänderung der gegenwärtigen lapitaliſti⸗ ſchen Selbſtordnung predigt. In England itt eine ſtarke Bewegung gegen den Völkerbund im Gange. Sofort ſtürzen ſich die Ruſſen nach Genf und Frankreich droht die Gefahr zwiſchen Ambos und Hammer zu Lseraten. Zufriedenheit in England. Engliſcherſeits iſt man mit der Erklärung, daß die Sowietregierung an der Abrüſtungskonferenz teilnehmen wolle, allgemein ſehr zufrieden. Als bezeichnend iſt die Stimme der„Daily Chronicle“ anzuführen, die die Teilnahme Rußlands an der Abrüſtungskonferenz als den Beginn einer hoffnungsvollen Aera bezeich⸗ net, da die Tatſache, daß Rußland als unbekannte Größe außerhalb des Völkerbundes beſtanden habe, bis⸗ her jede befriedigende Löſung des Sicherheitsproblems unmöglich gemacht habe. Der„Mancheſter Guardian“ meint, daß, wenn Rußland nicht nur an der Abrüſtungs⸗ konferenz teilnehme, ſondern auch die Entwaffnung ver⸗ wirkliche, dies die Herſtellung eines friedlichen Europas entſprechend erleichtern würde. E 9 90 9 Die Lage in Rumänien. Stürmiſche Sitzung der Kammer. 2 Belgrad, 1. November. Nach Meldungen aus Bukareſt gab Innenminiſter Duca in der Kammer im Namen des Miniſterpräſi⸗ denten eine Erklärung über die Verhaftung des Staats- ſekretärs Manoilescu ab. Dabei kam es zu einem hef⸗ tigen Wortwechſel zwiſchen dem Innenminiſter und dem Nationalcaraniſten Joaicescu, der den Miniſter der Lüge geziehen hatte. Als im weiteren Verlauf des Wort— wechſels Joaicescu den Innenminiſter einen„politiſchen Poſſenreißer“ nannte, verließ dieſer den Saal. Es kam zu einer heftigen Kontroverſe zwiſchen der Mehrheit und der Oppoſition. Der Lärm wurde ſchließlich ſo groß, daß der Präſident die Sitzung unterbrechen mußte. Nach Wiederaufnahme der Sitzung forderte der Präſident Jbaicestu auf, ſeine Aeußerung gegen Duca zurückzuneh— men. Dieſer weigerte ſich jedoch. Die rumäniſche Regierung hat der Nationalen Bauernpartei bekanntlich vor kurzem das Angebot ge— macht, eine Koalitionsregierung zu bilden, in der die Nationale Bauernpartei die Hälfte der Miniſter— ſitze erhalten ſollte. Dieſes Angebot iſt jedoch von der Nationalen Bauernpartei abgelehnt worden. Eine Zu— ſammenarbeit iſt nach Anſicht der Nationalen Bauern— vartet nur dann möglich, wenn deren Forderungen: Demiſſion der Regierung, Auflöſung des Parlaments, Bildung einer neutralen Wahlregierung und Vornahme von Neuwahlen, erfüllt würden. Da die Regierung je⸗ doch nicht geneigt iſt, auf dieſe Forderungen einzugehen, bleibt der bisherige Zuſtand einer ſcharfen Oppoſition ſeitens der Nationalen Bauernpartei weiter beſtehen. Manoilescu vor dem Anterſuchungsrichter. Bei ſeiner Vernehmung vor dem Unterſuchungsrich— ter gab Mansoilescu folgende Erklärung ab:„Von einer Verſchwörung kann keine Rede ſein. Meine ganze Tätig⸗ keit beſtand darin, daß ich Briefe, die an politiſche Führer der Hauptſtadt gerichtet waren, vermittelte. Ich frage nun: Haben andere niemals Briefe aus Paris mitge⸗ bracht?“ Hat Bratianu keine Briefe von dort bekom —— * men; ſind dieſe Xuriere bamais verhaftet worden? Nein! Und doch wendet man mir gegenüber eine ausnahmsweiſe Behandlung an.“ Nach weiteren Meldungen wurde geſtern nachmittag in der Wohnung des Oberſten Gionſane, des General⸗ ſtabscheßs der Luftflotte, unerwartet eine Hausſuchung vorgenommen. Gegen Oberſt Gionſane, der aus der Stadt verſchwunden iſt, wurde ein Haftbefehl erlaſſen. „ 9 Eine neue Kanzlerrede. Die Schulfrage. Düſſeldorf, 1. November. In einer Elternverſammlung der katholiſchen Schul⸗ organiſation in Düſſeldorf führte Reichskanzler Marz in einer kurzen Anſprache folgendes aus: An der richtigen Löſung der Schulfrage muß je⸗ der deutſche Staatsbürger das ſtärkſte Intereſſe haben. Was uns die Reichsverfaſſung in großen Grundquadern unſeres Staates geboten hat, müſſen und wollen wi ſchätzen, Elternrecht und Gewiſſensfreiheit, die Grundrechte des deutſchen Staatsbürgers. Es muß ein Weg gefunden werden, daß dieſe Grundrechte nicht mit leeren Worten ausgelegt werden. Wir werden unſere Hand nicht dazu geben, daß irgend eine ehrliche Ueberzeugung vergewaltigt wird; denn das gleiche Recht verlangen wir für uns. Wir wollen loyal mithelfen an der Schaffung eines deutſchen Schulfriedens. Nur ſo läßt ſich das Fundament für eine gedeihliche Entwicklung unſeres Schulweſens legen. Stresemann übet die Wirtſchaſtslage Die Notwendigkeit der Verwaltungsreform. d Berlin, 1. November. Auf dem Jahrestreffen der Reſſource der Kauf⸗ mannſchaft in Dresden ergriff Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann das Wort zu einer Rede, in der er u. a. ausführte: Wenn auch die Wirtſchaftsentwicklung in den letzten Jahren eine günſtigere geworden ſei, ſo dürfe doch kein Zweifel darüber beſtehen, daß die Entwicklung erhebliche Gefahren in ſich berge. Weniger Ge⸗ fahren für die Gegenwart als Gefahren für die Zukunft. ö Das Uebermaß an Feſten, an Feiern uſw. ent⸗ ſpreche nicht unſerer tatſächlichen Lage und erwecke im Ausland den falſchen Eindruck, als wenn das d eut⸗ ſche Volk, das den Krieg verloren habe, ſich Dinge leiſten könne, die den„Siegerſtaaten“ verwehrt ſeien. Dies ſei eine große wirtſchaftliche und politiſche Gefahr für uns der mit oben Mitteln entgegengetrelen werden müſſe. Be dauerlich ſei es, daß man im Ausland bereit ſei, mehr nach dem Schein zu urteilen. Dr. Streſemann wies weiter auf die Notwendigkeit der von der Reichsregierung erſtrebten Verwaltungsreform hin. Der ſchroffe Gegenſatz zwiſchen der Rationaliſie⸗ rung der Wirtſchaft und der Verwaltung ſe beiſpiel dafür, daß die von der Regierung bego form der Verwaltung berechtigt ſei. Ein Volt könne nicht den größten Krieg der Weltgeſchichte verlieren und ſich dann ein Durcheinander und Nebeneinander von Behör⸗ den leiſten, wie es in Deutſchland der Fall ſei. Kein Land ſolle gezwungen werden, ſeine Selbſtändigkeit auf⸗ zugeben, aber wer den Weg zum Reiche finden wolle, dem dürfe er nicht verwehrt werden. Die Vereinheit⸗ lichung der Ve waltung werde aus den verſchiedentlichſten Gründen gebraucht. Nicht zuletzt um unſere wirtſchaftlichen Aufſtiegmöglichkeiten zu erreichen. Nur wenn ſich das deutſche Volk des Ernſtes der Lage, in der es ſich befinde, bewußt werde, wenn wir die Gefahren, die unſerer wirtſchaftlichen Zukunftsentwicklung bedrohten er⸗ kennen, die Zeichen, die im überwiegenden Import gegen⸗ über dem Export lägen, verſtünden und für die Abände⸗ rung der beſtehenden Verhältniſſe ſorgten, werde Anſere jetzige relativ gute Lage ſich aufrecht laſſen. „ rhalio n erhalten — 2— Aus Nah und Fern. Schweres Autounglück.— Zwei Tote, drei verletzte. Kaſſel, 1. Nov. Die Familie des zurzeit auf einer Geſchäftsreiſe in Spanien weilenden Fabrikanten und de⸗ mokratiſchen Stadtverordneten Ernſt Rocholl unternahm mit dem Auto einen Ausflug nach der Wartburg. Die Frau des Fabrikanten lenkte ſelbſt den Wagen. Zwiſchen Riechmannshauſen und Ifta, etwa 12 Kilometer von Eiſenach entfernt, verlor ſie in einer Kurve die Gewalt über die Steuerung, der Wagen flog gegen einen Baum und ſtürzte eine zwei Meter tieſe Böſchung hinab, ſämtliche Inſaſſen unter ſich bearahend. Die Beraunosarbeiten der Schwer⸗ r Merungglüdten geſtaueten uch ſeyr ſchwierlg. Frau Ro⸗ 9. und ihr 1I jähriger Sohn erlitten schwere Schädel⸗ rüche. Die Mutter des Fabrikanten, Frau Großwend⸗ Rocholl erlitt Quetſchungen, einen Bluterguß und das aus Berlin zu Beſuch weilende 62jährige Fräulein Eliſabeth Heinemann einen Schädelbruch. Lediglich der 37jährige Chauffeur Willi Bommhardt kam mit geringen Verletzun⸗ gen davon. Der Sohn das Fabrifanten ſowie das Fräz⸗ lein Heinemann ſind inzwiſchen geſtorben, während Frau Rocholl noch in Lebensgefahr ſchwebt. 2 d Tödlicher Flugzeugabſturz in Deſſau. Deſſau, 1. November. Heute morgen gegen 9 Uhr iſt der Diplomingenieur Plauth von den Junkerswerken bei einem Kunſtflug über dem Flugplatz der Junkerswerke tödlich abgeſtürzt. Plauth hatte verſucht mit einer drei⸗ ſitzigen Junkersmaſchine N 32 Kunſtflüge in der Art des Kunſtfliegers Fieſeler zu machen. Plauths Uebungs⸗ maſchine war aber für dieſe Kunſtflüge zu ſchwer, ſie rutſchte ſeitlich ab und ſtieß mit Vollgas in den Erdboden hinein. 3 Der Wochenendſturm über England.— 17 Fahrzeuge geſunken. London, 1. November. Nach den letzten Veröffent⸗ lichungen von Lloyds Beſitzer ſind während des Wochen⸗ endſturmes 17 Fahrzeuge geſunken. Eines der geſun⸗ kenen Fahrzeuge iſt von größerer Bedeutung. Man be⸗ fürchtet jedoch, daß die alte Erfahrung, wonach die ſchlimmſten Verluſte zuletzt berichtet werden, auch diesmal zutreffen könnte. 8 Frankfurt a. M.(Zahlungseinſtellung.) Die bekannte Firma Bensheim und Herrmann, die hier ſeit mehr als vierzig Jahren am Schillerplatz ein Geſchäft für Herren- und Damenmoden unterhält, iſt mit 400 000 Rm. in Schwierigkeiten geraten und hat die Zahlungen einge— ſtellt. Das Geſchäft wurde mit einem Gramdkapital von 250 000 Rm. als Aktiengeſellſchaft(Familiengründung) betrieben. Verha lungen über die Weiterführung des Geſchäftes ſind im Fange. Lokales und Allgemeines. — Die Lebenshaltungskoſten im Oktober. Die Reichs⸗ inderziffer für die Lebenshaltungskoſten(Ernährung, Woh- nung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und ſenſtiger Bedarf) beläuft ſich nach den Feſtſtellungen des Statiſti⸗ ſchen Reichsamtes für den Durchſchnitt des Monats Ok⸗ tober auf 150,2 gegen 147,1 im Vormonat, ſie iſt ſonach um 2,1 v. H. geſtiegen. Für dieſe Steigerung hat die infolge der Heraufſetzung der geſetzlichen Miete erfolgte Erhöhung der Wohnungsausgaben den Ausſchlag gegeben. Die anderen Bedarfsgruppen haben Steigerungen geringen Umfanges aufzuweiſen. — Freiwillige Verſicherung gegen Arbeitsloſigkeit. Eine ſolche Verſicherung iſt denjenigen Angeſtellten freigeſtellt, die nur deshalb aus der Verſicherungspflicht ausſcheiden, weil ſie die Gehaltsgrenze der Angeſtelltenverſicherung überſchritten haben. Sie beginnt mit dem Tage, an dem die entſprechende Anzeige der zuſtändigen Krankenkaſſe oder der Reichsknappſchaft zugeht. Das freiwillige Ver⸗ ſicherungsverhältnis hört auf, wenn der Verſicherte nicht mehr als Arbeitnehmer beſchäftigt iſt, wenn er der Kran⸗ fenkaſſe anzeigt, daß er von dem Rechte der Weiterver⸗ ſicherung keinen Gebrauch mehr machen will, wenn er zweimal nacheinander am Zahltage die Beiträge nicht ent⸗ richtet hat und ſeit dem erſten dieſer Tage mindeſtens vier Wochen verſtrichen ſind, wenn er wieder in eine verſiche⸗ rungspflichtige Beſchäftigung eintritt. Aenderungen des Beſchäftigungsverhältniſſes, die das Recht zur freiwil⸗ ligen Weiterverſicherung berühren, hat der Verſicherte innerhalb dreier Tage der Krankenkaſſe anzumelden. — Wann kann ein Schwerbeſchädigter entlaſſen werden? Schwerbeſchädigte können nur mit einer vier⸗ wöchigen Friſt und nur mit Zuſtimmung der Hauptfür⸗ ſorgeſtelle entlaſſen werden. Schließt ſich der Schwer⸗ beſchädigte dem Streik an, verliert er damit dieſen Schutz. — Strafbare Mehrarbeit. Bei einer Verſicherungsge⸗ ſellſchaft wurden eine Zeitlang die Angeſtellten über 10 Nach dem Roman„Die Elenden“ von Victor Hugo. 3(Nachdruck verboten.) Der Wanderer gelangte in ein Gäßchen mit vielen Gärten. Hier erblickte er ein einſtöckiges Häuschen und in dieſem ein erleuchtetes Fenſter. Durch das Fenſter ſchaute er hinein in ein ziemlich großes einfach geweißtes Zimmer mit einem Bett, einer Wiege, einigen hölzernen Stühlen und einer Doppelflinte an der Wand. In der Mitte ſtand ein gedeckter Tiſch. Eine kupferne Lampe beleuchtete das grobe weiße Tiſchtuch, einen ſilberblanken zinnernen Krug voll Wein und eine rauchende braune Schüſſel. An dem Tiſche ſaß ein Mann von etwa vierzig Jahren mit offenem, heiterem Geſicht, der ein Kind auf den Knien tanzen ließ. Neben ihm ſtillte eine ganz junge Frau ein anderes Kind. Der Vater lachte, das Kind lachte und die Mutter lächelte. Der Fremde blieb einen Augenblick wie in Trauer vor dieſem lieblichen Bilde ſtehen. Was ging in ihm vor? Er allein hätte es ſagen können. Wahrſcheinlich meinte r, dieſes heitere Haus werde auch ein gaſtliches ſein, und er werde da, wo er ſo viel Glück ſah, vielleicht auch ein wenig Mitleid finden. Er klopfte leiſe an die Scheibe. „Mann, es hat wohl geklopft,“ ſagte die Frau. Da ſtand der Mann auf, nahm die Lampe und machte die Tür auf. „Nehmen Sie es nicht übel,“ ſagte der Fremde. „Wollten Sie mir wohl für Geld und gute Worte einen Teller Suppe und in dem Schuppen da im Garten einen Winkel zum Schlafen überlaſſen? Sagen Sie, wollen Sie, gegen Bezahlung?“ „Wer ſind Sie?“ fragte der Hausherr. „Ich komme von Puy-Moiſſon,“ antwortete der Ge⸗ fragte,„ich bin den ganzen Tag gelaufen. Wollen Sie, gegen Bezahlung?“ „Ich würde einen ehrlichen Mann, der bezahlt, nicht abweiſen,“ ſagte der Mann weiter;„aber warum gehen Sie nicht in das Wirtshaus?“ Die Verlegenheit des Fremden wuchs und er ſtotterte: „Man nahm mich da nicht auf.“ Das Geſicht des Hausbeſitzers erhielt einen miß⸗ trauiſchen Ausdruck; er betrachtete den Fremden von Srunbden taglich veſchafrrgr. Der verantwortliche Leiter mußte ſich dieſerhalb vor dem Einzelrichter verantworten, der den Angeklagten wegen Vergehens gegen das Arbeits⸗ zeitgeſetz zu 20 Mark Geldſtrafe verurteilte. Es ſei zu berücdſichtigen geweſen, daß der Angeklagte ſich in einer gewiſſen Zwangslage befunden habe. Immerhin aber ſeien die Angeſtellten gegen derartige Uebergriffe des Geſetzes zu ſchützen. a — Fahrpreisermäßigung für Jugendliche. Am 31. Dezember dieſes Jahres verlieren die bla en Auspeis⸗ karten, die den Jugendvereinen als behördliche Aner⸗ kennung bei der Inanſpruchnahme für Preisermäßigung für Jugendliche dienen, ihre Gültigkeit. Es iſt daher an⸗ zuraten, ſich rechtzeitig mit einem entſprechenden Antrag um den Beſitz der neuen weißen Ausweiskarte für 1928 zu bemühen. Die Jagd im November. Gewöhnlich wird die Witterung im November eine Winterfütterung des Wildes noch nicht notwendig machen. Doch iſt mit ihr ſofort einzuſetzen, wenn das Wild not⸗ leidet. Bei Hirſchen und Schauflern heißt es Hahn in Ruh, dagegen gilt es die Hege mit der Büchſe bei Kahl⸗ wild bezw. Kälbern. Dem Schwarzwildjäger ein kerniges Horrido im November! Auch im November iſt für den Niederjäger der Haſe ein wichtiges Wild. Der Anſtand kann der Lichtverhältniſſe wegen nicht ausgenützt werden. Dagegen ſetzen die Treibjagden ein. Auch die Suche auf den Feldern an der Grenze— im Jagdzentrum ſollen ſpäter Feld⸗ oder womöglich Keſſeltreiben abgehalten wer⸗ den— bringt noch immer Erfolg, beſonders an ſüdlichen Abdachungen, wohin die Haſen aus dem Nachbarrevier flüchten, wenn der Nordwind über die Ebene fegt. Dann und wann kann auch noch mit feinen Poſten ein Huhn herabgehoben werden. Doch hat der weidgerechte Jäger die eigentliche Treibjagd ſchon abgeſchloſſen und wird trotz geſetzlicher Erlaubnis den Hahn in Ruhe laſſen, viel⸗ mehr mit der Fütterung beginnen, wenn Schneefall ein⸗ tritt. Viel Vergnügen bereitet auch die Jagd auf die ſchußgerecht aufſteigenden FJaſanen. Günſtige Beute ver⸗ heißt der Entenſtrich, vor allem, wenn ſtehende Gewäſſer bereits zugefroren ſind, und die ſchmackhaften Waſſervöge! offene, fließende Gewäſſer aufſuchen.— Sämtliches Haar raubwild iſt gut im Balg und kann mit Gewehr und Falle erbeutet werden, der Fuchs beim Riegeln oder auf dem Anſtande an mondhellen Abenden, beſonders bei Schnee oder mit dem Tellereiſen, wenn nötig auch am Lu⸗ derplatz, der Marder am zweckdienlichſten mit der ſoge⸗ nannten Schlagbaumſalle im dichten Tann. Günſtig iſt es jetzt auch, Hermelin und Wieſel durch Aufſtellen kleiner Tellereiſen in Gräben zu dezimieren. Die Hüttenjagd iſt bei der kalten Jahreszeit weniger zu empfehlen. Doch bringt ſie meiſt günſligen Abſchuß für Krähen, Elſtern und Eichelhäher. — 27 „Hubertustag“. „Am drltten des November, zu St. Huberti Preis, Soll jeder zieh'n zu Holze, der um das Handwerk weiß.“ 4 Hubertustag, höchſter Feſttag des Waidmannes! Jage er im grünen Rock mit Pulver und Blei, jage er im roten Rock auf dem Nüclen flüchtiger Pferde hinter dem Fuchs und dem wehrhaften Keiler her. Gleiches Geſetz für beide: An dieſem Tage kann keine Macht der Welt den Jäger abhalten, ſein Revier aufzuſuchen oder ſein Pſerd zu beſteigen. Frei und ungebunden will füll gerechte Jäger mit gerechter Jagd dieſen Tag aus⸗ üllen. Die jagdhiſtoriſche Seite des Hubertustages hat der ſtrengen Kritik der Forſchung vom grünen Tiſch nicht ſtandgehalten. Die Sage meldet: Hugu⸗Bert lebte als Biſchof von Lüttich von 700 bis 727. Er war der Sohn des Herzoges Bertrand von Guienne, der ſich am Hofe des Krankenkönigs Theoderich aufhielt. Hugo⸗Bert, ein leidunſchaftlicher Jäger, jagte am Karfreitag in den For⸗ ſten des Ardennenwaldes. Seine Rüden ſtellten einen weißen Edelhirſch, der ein ſtrahlendes Kruzifix zwiſchen dem Geweih trug. Ergriffen ſank Hubertus in die Knie und entſaate dem Waidwerk. um ſich der Kirche zu neuem vom Kopf bis zu den Füßen und plötzlich ſagte er wie bebend: „Wären Sie gar der Mann...“ Nach einem wiederholten Blicke auf den Fremden trat er einige Schritte zurück, ſetzte die Lampe auf den Tiſch und nahm das Gewehr von der Wand. Alles dies geſchah in der allerkürzeſten Zeit. Nachdem der Mann vom Hauſe den Fremden eine Zeitlang ange— ſehen hatte, wie man etwa eine Schlange anſieht, trat er wieder an die Tür und ſprach:„Packe dich!“ 1 75 0 0 1 0 pl ö 18 5 55 klopfen Sie dort an.“ „Aus Barmherzigkeit,“ bat der Fremde,„nur ein Glas Waſſer!“ „Einen Flintenſchuß!“ erhielt er zur Antwort. Darauf wurde die Tür heftig zugeſchlagen und ein feſter Riegel vorgeſchoben. Gleich darauf ſchloß ſich der Laden am Fenſter ebenfalls mit einem Riegel. Es dunkelte mehr und mehr und der Wind blies kalt von den Alpen her. In der Dämmerung bemerkte der Fremde in einem der Gärten an der Straße eine Art Hütte, die von Raſenſtücken gebaut zu ſein ſchien. Entſchloſſen ſtieg er über eine Barriere in dieſen Garten hinein und trat an die Hütte. Er fror und hungerte; in den Hunger hatte er ſich ergeben, aber hier gab es wenigſtens Schutz gegen die Kälte. Auf dem Bauche kroch er in die Hütte. weihen. un dem Wiatze leiner Erſchernung vaure er eie Klauſe und begann ſein Einſiedelleben. Kune Zeit ſpäter wallfahrte Hubertus zum ewigen Rom und wurde dort vom Papſt Sergius 1 zum Biſchof von Tongern ge⸗ weiht. Wenig ſpäter aber verlegte Hubertus ſeinen Bi. ſchofsſitz nach Lättich, erbaute zu Ehren ſeines Vorgängers eine Kathedrale und ſtarb nach ſegensreichem Leben anno 127. Sein Körper wurde 825 nach der Abtei Andain überführt, die nach ihm den Namen Saint Hubert erhielt. Dieſe traditionelle und romantiſche Darſtellung er⸗ kennt die ſtrenge Geſchichtsforſchung nicht an. Im Gegen⸗ teil, ſie ſtellt Hubertus als einen Zeloten wider die Jagd dar, der überall, wo es ihm möglich war, jagdfeindlich wirkte. Die Erſcheinung des Hirſches mit dem Kreuz im Geweih ſei nie Hubertus widerfahren, ſondern dem römiſchen Feldherrn Placidus, der unter dem Namen Euſtachius Thriſt wurde und als Märtyrer zur Regie⸗ rungszeit Hadrians ſtarb. Aus dieſer Sage und dem germaniſchen Dianakult, wie den keltiſchen Gebräuchen der Artemisverehrung hat ſich die Hubertusſage in ihrer heutigen Form entwickelt. Den Jägern iſt gleichgültig, was die Geſchichte her⸗ usgetüftelt hat, ſie wollen bei den althergebrachten ſeberlieferungen ihrer Zunft bleiben. Aus dieſer Ueberlieferung haben die Jahrhunderte nur Aeußerlichkeiten zu verändern gemocht. Sinn und Zweck iſt der gleiche geblieben und wird bei dem Korps⸗ geiſt, der die geſunden Teile der Jägerei beherrſcht, auch noch manches Jahrhundert überdauern. Frohe Jagd am Tage, frohes Schüſſeltreiben am Abend. Der„Jagd⸗ könig“, recte der Schütze, der die größte Anzahl Wild mit der geringſten Anzahl Schüſſe zur Strecke gebracht hat, nicht jener, der ſchlechthin das meiſte Wild erlegte, wird in einer humorvollen Rede geehrt. — Der November im Hundertjährigen. Der hun⸗ dertjährige Kalender hatte für den nun ſcheidenden Okto⸗ ber kalten Regen, unſchönes Wetter, Eis und Schnee und andere böſe Dinge prophezeit. Er hat ſich gründlich verrechnet. Denn dieſer Oktober 1927 war wohl der ſchönſte Monat des ganzen Jahres, warm und ſonnig, wie kein Sommermonat. Noch hängen Aepfel und Birnen an den Väumen, noch ſchwirren die Bienen durch die Gärten, und noch denkt niemand an das Ende der Feldarbeiten. Auch dem November wird kein freundliches Wort im hun⸗ dertjährigen Kalender zuteil. Man leſe: Der November zeigt ein trübes Geſicht, und rauhe ſcharfe Winde herr⸗ ſchen bis zum 5., der 6. und 7. aber ſind freundliche ſchöne Tage. Der 9. bringt kalte Negenſchauer und das naßkalte unſchöne Wetter hält dann bis zum 16. an. Am 17. und 18. gibt es Schnee, aber erſt am 19. bleibt er lie⸗ gen und eine ziemliche Kälte ſetzt ein, die dann auch bis zum Ende des Monats ohne Unterbrechung anhält. Neue Fußballregeln. Der International Board iſt die höchſte Regelkommis⸗ ſion im internationalen Fußballſport. Nach ſeinen Ent⸗ ſchlüſſen haben ſich alle der FI A angeſchloſſenen Ver⸗ bände zu richten und nur ſo iſt es zu erklären, daß in allen Ländern der Welt nach den gleichen Regeln gewielt wird. Die ſetzte Sitzung des International Board, dem auch der drutſche Schiedsrichter Dr. Bauwens⸗Köln angehört, brachte einige Auslegungen und Klarſtellungen zu den Regeln, wie ſie die Praxis erforderlich machte. So hatte ſich in England der Fall ereignet, daß ein einen Straf⸗ ſtoß ausführender Spieler den Ball gegen den Schieds⸗ richter ſtieß, von dem er ins Netz prallte. Der Schieds⸗ richter erkannte zwar das Tor nicht an, ausg hend von der richtigen Anſicht, daß ein Strafſtoß doch nicht dem Geg⸗ ner zum Vorteil gereichen könne, aber die Verbanosbe⸗ hörde mußte auf Proteſt hin das Spiel annullieren, da der proteſtierende Verein dem Wortlaut der Beſtimmungen nach Recht batte. Gleichzeitig aber aina ein Antrag auf Es war warm darin und ein gutes Strohlager. Einen Augenblick lag er da, ohne eine Bewegung machen zu können, ſo ſehr ermüdet war er. Da ihm indes der Tor⸗ niſter hinderlich war und recht wohl als Kopfkiſſen dienen konnte, fing er an, einen der Riemen loszuſchnallen; aber da ließ ſich ein wildes Knurren hören. Er ſah auf und Boge am Eingange der Hütte den Kopf einer rieſigen Dogge. Er befand ſich in einer Hundehütte. Er war ein ſtarker Mann, nahm ſeinen Stock feſt in die Hand, benutzte den Torniſter als Schild und kroch, ſo gut er konnte, aus der Hütte heraus, freilich nicht, ohne ſeine Lumpen noch weiter zu zerreißen. Er verließ den Garten, rückärts gehend, da er den bellenden Hund mit dem Stocke von ſich abhalten mußte. Als er, nicht ohne Mühe, wieder über die Barriere ge⸗ kommen war, befand er ſich von neuem auf der Straße, allein, ohne Obdach, ohne Schutz, ohne Nachtlager, ſelbſt aus der Hundehütte vertrieben, und er ſank auf einen Stein, während er vor ſich hinſprach:„Nicht einmal ein Hund bin ich!“ Es mochte wohl acht Uhr abends ſein. Da er die Straßen nicht kannte, begann er von neuem aufs Gerate⸗ wohl umherzugehen. Völlig ermüdet und gänzlich hoffnungslos legte er ſich auf eine Steinbank. i Eben kam eine alte Frau aus der Kirche und ſah den Mann da im Dunkel liegen.„Was tun Sie da, Freund?“ „Wie Sie ſehen, Frau, ich liege,“ antwortete er im Zorne hart.„Warum gehen Sie nicht ins Wirtshaus?“ „Überall wies man mich ab.“ „Auch jene dort?“ „Nein.“ „So klopfen Sie an.“ Der Biſchof von D. war an dieſem Abend, nach ſeinem gewöhnlichen Gange in der Stadt, lange in ſeinem Zimmer geblieben. Er beſchäftigte ſich mit einer großen Arbeit über die Pflichten, die leider unvollendet geblieben iſt. Um acht Uhr arbeitete er noch. Er ſchrieb ziemlich unbequem auf kleine Blätter, während er ein dickes Buch aufgeſchlagen auf den Knien hatte, als Frau Magloire wie gewöhnlich eintrat, um das Silberzeug aus dem Schränkchen neben dem Bette zu holen. Bald darauf ſchlug der Biſchof ſein Buch zu, weil er merkte, daß der Tiſch gedeckt ſei und ſeine Schweſter ihn erwarten werde, ſtand auf und ging in das Eßzimmer.(Fortſetz. folgt. Aenderung der megel an den Inrernatlonat Boaro, ber Annahme fand. Die Regel 15 hat damit den Zuſatz be⸗ kommen, daß durch einen Strafſtoß zwar ein direktes Tor erzielt werden dürfe, jedoch nur gegen jene Partei, die den Verſtoß begangen hat. f Weiter gab es in Deutſchland eine Diskuſſion über die Frage, ob ein Spieler abſeits ſein lönne, der zwar nicht zwei Gegner vor ſich habe, aber auf der gleichen Höhe mit dem Ball ſtehe. Die deutſche Regel hatte einen bejahenden Paſſus. Auf Anfrage beim International Board entſchied dieſer gegenteilig, ſo daß nunmehr aich die deutſche Regel 11 in ihren Ausführungsbeſtimmun⸗ gen geändert werden mußte und ein Spieler auf Ball⸗ höhe fortan als abſeits gilt. Die Regel 12 behandelt verbotene Spielweiſe. Auch Sperten und Rempeln kann verboten ſein, wenn es ge⸗ fährlich iſt oder zu werden erſcheint. Außerdem darf nicht jeder Spieler gerempelt werden, ſondern nur der, welcher irgendwie in das Spiel eingreift. Sperren des Gegners iſt erlaubt. Als Sperren gilt fortan:„einen Gegner mit erlaubten Mitteln am Vorbeikommen zu hindern“. Früher hieß die Beſtimmung:„daran hindern, an den Wall zu kommen“. Alſo iſt der Ballbeſitz fortan bedeu⸗ tungsſos beim Sperren. Hinzugefügt iſt weiter die Be⸗ ſtimmung, daß jeder ſperrende Spieler gerempelt wer— den darf. Die neuen Beſtimmungen zu den Regeln werden jetzt amtlich veröffentlicht und treten mit dem 1. November 1927 in Kraft. Kleintierzucht. Auf dem Geflügelhof im November. Von Paul Hohmann-Herbſt. (Nachdruck verboten.) Hühner: Wurde auch mit Recht wiederholt davor gewarnt, die Jungtiere zu früh auf Stangen nächtigen zu laſſen, ſo iſt doch nun die Zeit da, wo ſie daran ge— wöhnt werden müſſen, da ſie ſich ſonſt oft beſchmutzen. Die⸗ ſes Gewöhnen an die Ruheſtangen macht manchmal viel Mübe. Am ſchnellſten kommt man zum Ziele, wenn man einige Alkhennen dazwiſchen läßt. Deren Beiſpiel, aufzu⸗ bäumen, erweckt dann Nacheiferung. Wegen des jetzt mehr in die Nähe der Gehöfte kommenden Raubzeuges ſind die Stallungen beizeiten und ſicher zu verſchließen. Das Federkleid iſt bei vielen Hennen doch noch nicht pöllig entwickelt, daher darf nicht an eiweißhaltigem, reichlichem Futter geſpart werden. Kein Hühnerzüchter ſollte es fäumen, jetzt ſeine Tiere mit einem der in den ein⸗ igen Geſchäflen zu habenden Kalkbeinmitte! zu be⸗ handeln. Der Krätze auf dieſe Weiſe vorbeugen, iſt ent⸗ ſchieden leichter, als ſie nachher zu beſeitigen. Trut⸗ und Perlhühner; Nun ift fir de Truthühner im allgemeinen die herrliche Zeit vorbei, wo ſie weite Streifen in die Felder unternehmen konnten. Im gemeinſamen Stalle mit den Haushühnern ſind ſie um dieſe Zeit meiſt verträglich. Andernfalls empfiehlt es ſich, ihnen zwiſchen den Läufen ein etwa 18 Zentimeter langes Band zu befeſtigen. Dann können ſie keinen Hahn, keine Henne in böſer Abſicht verfolgen; denn dieſe würden ſchnell ausreißen, und ſie hätten das Nachſehen. — Bei den Perlhühnern geht es jetzt den überſchüſſigen Zuchttieren ſowie den jungen, nicht zur Zucht beſtimmten Hähnen an den Kragen. Letztere ſind mit etwas Weizen⸗ ſchrot und Kartoffeln anzumaͤſten, denen Garneelen beige⸗ mengt werden ſolltsn. Gänſe: Das Wullen der Gänſe, d. h. das gewalt⸗ ſame Entfernen von Federn bei lebenden Gänfen, ſollte vom November ab unterbleiben, weil dadurch der Be⸗ ginn der Legetätigkeit ſowie auch die Zahl der Eier un⸗ günſtig beeinflußt wird. Im Höchſtfalle könnten jetzt die Ganter noch einmal„gewullt“ werden, aber mit Besacht, ich meine, nicht zu gründlich. Der an mich alis dem Leſer⸗ kreiſe gerichteten Anfrage, ob ich für das Nudeln der Gänfr bin oder ob ich es für Tierquälerei halte, erwidere ich, daß das Nudeln der Gänſe in Mitteldeutſchland ganz all⸗ gemein üblich iſt. Ohne Zweifel werden die Gänſe da⸗ durch ſchnell fett. Wird es nicht übertrieben was die Zahl der Nudeln und die Zeitdauer des Mäſtens anbe⸗ langt, ſo kann m. E. von Quälerei dabei nicht die Rede ſein, obwohl ich gern zugebe, daß es leicht dazu ausarten kann. Die Zuchtgänſe müſſen im Gegenſatz zu den als e vorgeſehenen, noch recht knapp gefüttert 1 rden. Enten: Auf den Teichen und Gräben gibt es jetzt noch Meer- oder Waſſerlinſen in Hülle und Fülle. Haben die Enten aus irgendeinem Grunde keinen ſrꝛien Aus⸗ lauf, ſo ſind dieſe Waſſerlinſen für ſie herbeizuſchaffen. Mittels einer Harke laſſen ſie ſich leicht heranziehen und in einen Eimer tun. Brauchen die Züchter fremoblütige Erpel, ſo ſollten ſie ſich jetzt um deren Beſchaffung be⸗ mühen, weil gerade die Enteriche ſich verhältnismäßig langſam eingewöhnen in die neuen Verhältniſſe, in welche ſie kommen. Sind ſie aber damit nicht vertraut, ſo lei⸗ det darunter der ganze Zuchtbetrieb. Hochbrutflugenten— dies diene als Antwort auf eine Anfrage— eignen ſich nur für ſolche Entenzüchter, welche Großlandwirte ſind, d. h. ihren Enten ungebundene Freiheit gewähren können. Sie bevorzugen bruchiges Land und bleiben oft monate⸗ lang vom Gehöfte fort. Oft genug verſchwinden ſie auf Nimmerwiederſehen. Tauben: Um die ländliche Taubenzucht würde es bedeutend beſſer ſtehen, wenn es gelänge, die überſchüſ⸗ ſigen Täuber, dieſe Störenfriede im Zuchtbetriebe, zu beſeitigen. Vom November bis Februar ließe ſich bei einiger Aufmerkſamkeit ſo mancher dieſer Täuber weg⸗ fangen oder wegſchießen. Die ſich jetzt noch in den Neſtern findenden Jungen ſind zur Zucht nicht mehr zu verwenden, aber eine k äftige Suppe und einen knuſprigen Braten geben ſie a. Für diejenigen Jungtauben, welche ſich in der Maufer befinden, iſt etwas Mais als Beif itter an⸗ gebracht. Bei der Neubeſchaffung von Tauben bzw. bei der Wahl der Raſſe ſpielt auch die Höhe des Taubenſchla⸗ ges eine gewichtige Rolle. Tümmler und Brieftauben 3. B. lieben einen hochgelegenen Schlag, Malteſer⸗ und Trom⸗ meltauben dagegen bevorzugen einen tiefer befindlichen. Winke und Natſchläge. Thüringer Kartoffelklöße. Geſchälte und abge⸗ waſchene Kartoffeln werden gerieben und dann mit Waſſer übergoſſen, das nach einiger Zeit abgegoſſen und durch neues erſetzt wird. Man wiederhole das einige Male. Dan werden die Kartoffeln in ein Tuch getan, und ordent⸗ lich ausgepreßt. Inzwiſchen hat man einige in kleine Stücke geſchnittene Kartoffeln abgekocht und zerdrückt. Dieſe kommen nun zu den geriebenen rohen Kartoffeln hinzu, außerdem etwas Waſſer oder Milch, würfelförmig und in Butter geröſtete Semmeln und Salz. Daraus macht man einen Teig, formt die Klöße und tut ſie ſo lange in kochendes Waſſer, bis ſie an die Oberfläche kommen. e Vorſicht vor Natureis. Bei der Verwendung von Eis im Haushalt, ſoll man niemals Natureis benutzen, weil dabei die Gefahr beſteht, daß geſundheitsſchädliche Bakterien auf die Speiſen übertragen werden. Man be⸗ nutze ausſchließlich Kunſteis, das viel ſauberer iſt. Die Mehrausgabe lohnt ſich entſchieden. Honatsdurchschndt in 1000 t 8 In Sessmf-Deutschlsrid: 22 0 (5269(0 862 11 60(1590 1e— 18¹³ 82I+ 182 828 7827 — Der nüchſtiährige Weinhande... ctectag in Neu⸗ ſtadt. Der 10. Deutſche Weinhandelsvertretertag hat be⸗ ſchloſſen, aus Anlaß der im nächſten Jahre in Neuſtadt ſtattfindenden Pfälziſchen Weinfachausſtellung ſeine Ge— ſamttagung 1928 dort abzuhalten. — Zuſammenſchluß im Tabakbau. Der neugegründete Tabakbauverein in Haßloch iſt nunmehr auf 150 Mit⸗ alieder angewachſen und es beſteht die Abſicht, den Verein in fünf Bezirke einzuteilen. Zurzeit ſind Verhandlungen im Gange, die die Gründung eines ſüddeutſchen Tabak— bauberbandes zum Ziele haben. Aus Heſſen. Darmſtadt.(1000 Köpfe Blumenkohl ge⸗ ſtohlen.) Aus der Kultur der Gemüſegärtnerei K. Wal⸗ ter hier an der Kranichſteinerſtraße wurden von einer mehrköpfigen Diebesbande nahezu 1000 Köpfe Blumen⸗ kohl geſtohlen. Es gelang bisher trotz aller Wachſamkeit icht, die Täter zu faſſen.. 2 5 5 5 cht Daeuſtadt.(Eluſteigedieb. Ein Diebſtahl mit⸗ tels Einſteigens in der Nacht vom 11. zum 12. Oktober 1919 wurde einem Reiſenden aus Worms zur Laſt ge⸗ legt. Er ſoll aus der Bekleidungskammer des hieſigen Garniſonlazaretts ſechs Zwilanzüge und drei Alſter ent— wendet haben. Er wurde ſofort als fahnenflüchtig gemel— det und hat fünf Jahre in der Fremdenlegion zuge⸗ bracht. Ein Komplize iſt bereits abgeurteilt. Der Ange⸗ klagte beſtritt ſeine Beteiligung. Das Urteil lautete auf drei Monate Gefängnis. i Plötzlich tobſüchtig geworden. Ein im Juli aus der Irrenanſtalt entlaſſener 35jähriger Bauernſohn na— mens Joſef Höglinger wurde in St. Leonhard bei Linz plötzlich tobſüchtig, demolierte die Wohnung, riß die Klei⸗ der vom Leibe und eilte mit einem Küchenmeſſer nackt auf die Straße. Er ſchlitzte dem ihm begegnenden 65 Jahre alten Mühlbauer den Leib auf und ſchleppte dann die Leiche noch ein Stück fort. Endlich konnte man den fa überwälligen und in eine Zwangsjacke feſ— eln. Ir Die Kanalſchwimmerin vor Gericht. Gegen die Pſeude⸗Kanalſchwimmerin Miß Logan wird ein gericht— liches Verfahren eröffnet werden. Der Staatsazwalt hat Anklage gegen ſie erhoben, weil ſie, um den Scheck der Zeitung News of the World über 1000 Pfund zu er⸗ halten, vor einem Notar die eidesſtattliche Verſicherung abgegeben hatle, den Kanal urchſchwommen zu haben. Gegen ihren Trainer iſt aus demſelben Grunde die An— lage erhoben werden. 5 Aus der Flugwelt. Ein neuer Welterkord für Langſtreckenflug im Kleinflugzeug. Auf dem Königsberger Flugblatz landete der fran⸗ zöſiſcſe Flieger Max Knipping mit einem 40 PS.⸗mo torigen Caudron-Apparat. Knippping hat einen neuen Weltrekord für Langſtreckenflug im Kleinflugzeug auf⸗ geſtelll. indem er die 140) Klm. lange Strecke Paris Königsberg in 11 Stunden 20 Minuten zurücklegte. Der Flug wurde durch ſtarlen Weſtwind unterſtützt. Der bis⸗ herige Meltrekord, den ein Tſcheche inne hatte, betrug 10 mtr Börſe und Handel. Amtliche Notierungen vom 31. Oktober. Franlfurter Getreidebörſe. Weizen, gut, geſund, trocken, auswuchsfrei 26, geſund, trocken, vereinzelten Aus⸗ muchs 25 bis 30, geringerer Beſchaffenheit bei 23 Prozer Feuchtigkeit 22,75 bis 23,50, Roggen 25 bis 25,25, Son- mergerſte 26 bis 28, Hafer, inl., 22,75 bis 24, Hafer, ausl., 24,50 bis 25, Mais, gelb, 19, Weizenmehl, Spe⸗ zial 0, 37,75 bis 38,25, Roggenmehl 34,25 his 35, Wei⸗ zenkleie 12,75 bis 13. Roagenkleie 13.75. Tendenz: feſt. Frantfurter Schiachtoieymartt. Auftried: 1423 Nin⸗ der, 321 Ochſen, 59 Bullen, 665 Kühe, 332 Färſen. 434 Kälber, 107 Schafe und 5579 Schweine. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht: Ochſen 61 bis 63, 57 bis 60, 54 bis 60, 50 bis 53, Bullen 56 bis 60, 50 bis 55, Kühe 40 bis 53, 43 bis 48, 36 bis 42, 30 bis 35, Färſ 59 bis 64, 54 bis 58, 48 bis 53, Kälber 76 bis 80, 68 bis 75, 55 bis 67, Schafe 46 bis 50, 36 bis 45, 30 bis 35, Schweine 64 bis 67, 63 bis 66, 60 bis 65, 58 bis 63, 52 bis 58. Marktverlauf: Rinder ruhig, geräumt, Kälber und Schafe ruhig, ausverkauft. Schweine ſchlep⸗ pend, etwas Ueberſtand. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Dem Schlachtvieh⸗ matt am Montag waren zugetrieben: 406 Ochſen, 161 Bullen, 327 Kühe, 341 Färſen, 589 Kälber 89 Schafe, 3504 Schweine. Bezahlt wurden pro 50 kg Lebendge⸗ wicht in Rm. für Ochſen 58—60, 40 46, 51— 53, 40— 42, 3438. 32— 34; Bullen 56—58, 50—53, 42—45, 30—34; Kühe 49—51, 38-40, 30—35, 15—20. Färſen 59-31, 4853. 3642; Kälber 76. 80, 72—76, 26 — 68 52—860;: Schafe 42—48; Schweine 65—66, 54— 60, 6364, 6263, 5861, 5458. Marktverlauf: mit Großvieh ruhi, Ueberſtand; mit Kälbern ruhig, lang- 1 geräumt; mit Schweinen ruhig, Fettſchweine über Notiz. Mannheimer Produktenbörſe. Bei guter Konſum⸗ nachfrage verkehrte die Börſe in ſtetiger Haltung. Man nannte: Weizen inl. mit 26,00 bis 26,50, Weizen ausl. mit 23,50 bis 31,50, Rogen inl. mit 25,50, Roggen ausl. mit 25,50 bis 26,0, Hafer inl. mit 22,50 bis 23,75, Hafer ausl. mit 24.30 bis 25,50, Braugerſte mit 26,00 bis 28,50, Pfälziſche Gerſte mit 27.00 bis 30,00, Futtergerſte mit 22,50 bis 24,00, Mais mit Sack mit 19,50 bis 19,75, Weizenmehl Spezial 0 38,25, Weizen⸗ brotmehl mit' 30,25, Roggenmehl mit 34,35 bis 36,90, Weizenkleie met 12,75 bis 13,00, Briertreber mit Sack mit 17,00 bis 17,50 Rm. 20 000 Zigarrenarbeiter ausgeſperrt. ö Berlin, 1. November. Die weſtfäliſch⸗ ippiſchen Zi⸗ garrenfabrikanten haben etwa 20 00⁰ Zigcrrenarbeitern zwecks Ausſperrung gekündigt. Dieſe Maßnahme der Zi⸗ jarrenfabrifanten haben die Sortierer, Packer und Fer⸗ tigmacher mit ſofortiger Arbeitseinſtelluna beantwortet. „Her Allerheiligentag beſcherte uns ſommerlich⸗ warmes Wetter. Heute, an Allerſeelen, ging ein leichter Regen nieder. Der Beſuch des Friedhofes war ſehr ſtark. Ueberall waren die Gräber ſchön geſchmückt. Am Grabes⸗ hügel ging ein ſtilles Gebet über die Lippen. Sowohl die Trauerandacht, als auch die Prozeſſion wieſen eine ſtarke Teilnahme auf. * Wettſchreiben. Bei dem am 30. 10. in der Schillerſchule fiattgefundenen Wettſchreiben erhielten den 1. Preis mit Ehrenpreis für 60 Silben die Schülerinnen der 1. Mädchenklaſſe: Eliſabeth Adler, Jullane Bugert, Maria Hotz und Margarete Martin. Dieſen Erfolg haben ſie Herrn Georg Martin von hier zu verdanken, der ihnen im letzten halben Jahr Stenographie⸗ unterricht erteilte. Sowohl dieſem als auch den Schülerinnen darf man zu dleſem Erfolge gratulleren! * Beamtenbeſoldung. Große Unruhe geht durch die unteren Beamtenſchichten wegen Regelung der Be— amtenbeſoldung. In den letzten Nummern unſerer Zeitung wurde ſchon öfters die Neuregelung beſprochen. Die ſachlichen Grenzen, ſo wie wir ſie gerne vertreten wiſſen wollen, wurden von unſerem Korreſpondenzbüro nicht ganz eingehalten. Hiergegen haben wir bereits Beſchwerde geführt. Verſchiedentlich kam auch der Unwillen hierüber zum Ausdruck. Im lokalen Teil unſerer Zeitung haben wir unſeren Standpunkt zur Beſoldung ſchon kundgetan. Es iſt ein Unding, daß bei jeder Neurege⸗ lung immer nur die oberen Gruppen zufrieden ſein ſollen, während man den unteren Beamten nicht einmal das zum Leben Notwendige geben will. Dieſen Monat haben wir in Heſſen Landtagswahl. Vielleicht bekommt man bei dieſer Gelegenheit in Wahlverſammlungen von den Herren Abgeordneten die nötige Aufklärung und gut wird es auch ſein, wenn die Beamten ihre Nöten daſelbſt vortragen. »Die Zellſtoffabrin Waldhof hat einen ſchmerz⸗ lichen Verluſt erlitten. Ihr Generaldirektor, Herr Ko⸗ merzienrat Dr. Hans Clem m verſchied plötzlich an den Folgen eines Herzſchlags. Er wurde nur 54 Jahre alt. Zur Beiſetzung, die geſtern Dienstag im Kremato⸗ rium in Mannheim ſtattfand, hatten ſich auch zahlreiche Viernheimer, die in den Werken des Verſtorbenen tätig ſind, eingefunden. Wochenplan der Sportvereinigung Amicitia 09 Mittwoch Abend ½9 Uhr Training der 1. Mannſchaft. Freitag Abend ½9 Uhr Vorſtands uad Verwaltungaus⸗ ſchutzſitzuog, 9 Uhr Spielerverſammluug. Sonntag Verbande ſpiel der 1. 2. und 3. Mannſchaft gegen 09 Weinheim in Weinheim. Schweinemar kt. Weinheim, 29. Okt. Zugeführt 461 Stück; ver⸗ kauft 402 Stück. Milchſchweine wurden verkauft das Stüc von 6—12 Mark; Läufer das Stück von 12—40 Mark- ——— —— 2 8 2 ö 5 3 . — 2 .