A Gchwere Blutarmut ſcheint heilbar. Amerikaniſche Forſcher haben feſtſtellen können, daß ſchwere und bisher im allgemeinen als unheilbar zu be⸗ trachtende Fälle von ſchwerer Blutarmut(Angemia per⸗ nicioſa) durch eine Verfütterung von Leberſubſtanz gün⸗ big beeinflußt, angeblich ſogar zur Heilung gebracht wer⸗ en können. Bei dieſer Krankheit verarmt das Blut an roten Blutkörperchen, während die weißen Blutkörperchen zunehmen. Der Wiener Arzt Pfrofeſſor Dr. Pal hat auf inneren Abteilungen der Wiener Krankenhäuſer dieſe ame⸗ rikaniſche Behandlung nachgeprüft. Nach ſeinen in dere Geſ. der Aerzte Wiens gemachten Mitteilungen beſtehe, in der Tat die amerikaniſchen Beobachtungen zu Recht. Auch in Wien hat man durch tägliche Gaben von Leber in allen möglichen durch raffinierte Kochkunſt erfundenen Kombinationen und Variationen Fälle von ſchwerer Blut⸗ armut gebeſſert, bezw. geheilt. Man iſt ſogar noch einen Schritt weitergegangen. Da die tägliche Verabfolgung von etwa einem halben Pfund Leber für die lange Dauer der Behandlung, die unbedingt erforderlich iſt, aus leicht zu begreifenden kulinariſchen Gründen auf große Schwie⸗ rigkeiten bei den Patienten ſtößt, hat man verſucht, das in der Leber wirkende heilende Agenz, den Urſtoff, den Extrakt in konzentrierter Form herzuſtellen als Pulver und Pillen. Man hofft, ſo eine ſehr lange Darreichung ohne Belaſtung der Kranken durchführen zu können. Eine ſtändige Kontrolle der Patienten ſcheint geboten, weil Ausſchläge nach der anderen Seite der Blutmiſchung— allzu ſtarke Zunahme der roten Blutkörperchen— nicht ausgeſchloſſen ſind. g Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 6. November. Aus Nordweſten iſt kühlere Luft nach Mitteleuropa vorgedrungen und hat bei uns Bewölkung und vereinzelt auch leichte Regen hervorgerufen. Die gegenwärtige Druck⸗ verteilung mit Hochdruck aus Nordweſten ſtellt für die nächſte Zeit kühles, zu Niederſchlägen neigendes Wetter in Ausſicht. * Vorausſichklich Witterung bis Diens⸗ tag: Kühl, zeitweiſe auffriſchende Weſtwinde, meiſt wol⸗ kig, vereinzelt auch Regen. * — Die Erhebung in der Kriſenfürſorge 1927. Um über die perſönlichen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe der Kriſenunterſtützten ein klares Bild zu gewinnen, hat der Reichsarbeitsminiſter mit dem Stichtag des 15. Juli ds. Js. eine beſondere Erhehung angeordnet, deren erſte Er⸗ gehniſſe jetzt vorliegen. Die Altersgliederung der Kriſen⸗ unterſtützten zeigt, für ſich allein betrachtet, das erheblich niedrigere Altersniveau der weiblichen Arbeitsloſen. Bei den weiblichen Anterſtützten ſind rund 17 Prozent über 50 Jahre alt, bei den Männern dagegen rund 40 Prozent. Die Zahl der Jugendlichen iſt in der Kriſenfürſorge erheb- lich geringer, als in der Erwerbsloſenmaſſe vom Vorjahre, wenn auch die abſolute Zahl der bis 25 Jahre alten Kriſenunterſtützten mit 26 100 noch recht beträchtlich iſt. Ein wichtiges Ergebnis war, daß von den erfaßten Kri⸗ ſenunterſtützten rund 15 Prozent Empfänger irgend einer Rente ſind, und zwar am meiſten der Invalidenrente mit 45 Prozent aller Rentenfälle. — Falſche Einmarkſtücke. Zur Zeit wird wieder ver⸗ ſucht, falſche Einmarkſtücke in den Verkehr zu bringen. Sie ſind aus Meſſing und verſilbert. ſind täuſchend ähnlich nachgemacht und tragen das Münz⸗ zeichen„J“ und die Jahreszahl 1925. —. Achtung! Arbeitgeber! Arbeitgeber, wünſchen Sie von Nachzahlungen und Beſtrafungen verſchont zu blei⸗ ben, dann kleben Sie die Marken bei jeder Lohnzahlung für jede Woche und in richtiger Höhe. Beachten Sie den Poſtaushang, aus dem erſichtlich iſt, in welcher Klaſſe die Marken zu kleben ſind. VIERN HEIM Lorscherstr. ö. Hathausstr. 50 Verlag. ... 5 15 gec elelen e aner inan e* 5 g Die Falſchſtücke Guterhaltenes komplettes Bett 5 mit Kapok⸗Matratze(Treiblagd am 9. Nov. 27) nnd neuem Federbett iſt billig zu verkaufen. Von wem, ſagt der Intereſſante Zahlen aus dem Handwerk. Anläßlich der Tagung des Deutſchen Werkbundes wurden die nachſtehenden intereſſanten Zahlen feſtgeſtellt. An erſter Stelle ſtehen ihrer Verbreitung nach die Be⸗ tleidungsgewerbe, ihnen folgen die Nahrungs⸗ und Ge⸗ außmittelgewerbe, das Baugewerbe mit dem größten Teil der Ausbaugewerbe, das Holzgewerbe und das Gewerbe der Eiſen⸗ und Metallverarbeitung. Auf die hierzu ge⸗ N hörenden Berufe entfallen im Durchſchnitt rund 80 Pro⸗ zent ſämtlicher Berufsarten des Handwerks überhaupt und annähernd ſoviel Prozent der überhaupt vorhandenen ſelbſtſtändigen Handwerksbetriebe. Die Ziffern der gegen⸗ wärtig vorhandenen ſelbſtſtändigen Handwerksbetriebe ſind uſt vor kurzem durch eine Erhebung feſtgeſtellt auf eine Viertel⸗Million. Davon ſind nach vorſichtiger Schätzung etwa 60 Prozent ſogenannte Alleinbetriebe, in denen der Meiſter, gegebenenſalls mit einem Lehrling, allein arbeitet. Beitere 25 Prozent werden ſolche Betriebe ſein, in denen kändig ein Geſelle neben einem oder mehreren Lehrlin⸗ zen gehalten wird, 17 Prozent ſtellen die Betriebe mit 2 bis 5 Geſellen und der noch fehlende Reſt verteilt ſich auf die anderen Betriebsgrößen bis zu 60 Geſellen. Selbſtverſtändlich ſind ſolche ſtatiſtiſche Zahlen mit einem zewiſſen Vorbehalt zu werten, da man bei der Flüſſig⸗ ſeit des Handwerkbegriffes und bei dem Fehlen einer ſegalen Definition für das Handwerk für ſtatiſtiſche Zwecke ohne eine willkürliche Grenzziehung nicht auskommen kann. Ir den 1,250 Millionen ſelbſtſtändigen Handwerksbetrie— ben werden 1378 000 Geſellen beſchäftigt und 398 000 Lehrlinge ausgebildet. Von dem im Bekleidungsgewerbe eipſtſtändig tätigen Gewerbetreibenden gehören 85 Pro⸗ zent zum Handwerk und 24 Prozent zur Induſtrie. Zu demerken iſt hierbei, daß die Zahlen der ſelbſtſtändigen Sewerbetreibenden noch kein ſchlüſſiges Beweismaterial rd, weil der Umfang der gewerblichen Tätigkeit aus ihnen nicht entnommen werden kann. Doch darf man mit (iemlcher Gewißheit behaupten, daß der Anteil an der Dedung des Geſamtbedarfs der deutſchen Wirtſchaft für das Handwerk zwiſchen 25 und 80 Prozent des Geſamt⸗ zenſatzes beträgt; dabei darf aber nicht überſehen wer⸗ den, daß die Ziffern für die einzelnen Berufszweige ganz zryebdeß im Schwanken ind. 585 —.Schärſere winwanderungskontrolle in den Vereinig⸗ ten Staaten. Noch immer iſt in Auswandererkreiſen die Anſicht verbreitet, als ob der ſcharfen Handhabung der nordamerikaniſchen Einwanderungsbeſtimmungen dadurch aus dem Wege gegangen werden könnte, daß man ſeinen Weg nur über Cuba oder eines der Nachbarländer(Me⸗ riko, Kanada) zu wählen brauchte, um der Zurückweiſung zu entgehen. Dieſe Auffaſſung iſt irrig. Wie dem Deut⸗ ſchen Auslands-⸗Inſtitut in Stuttgart berichtet wird, be⸗ faſſen ſich allerdings kleinere Fahrzeuge mit der Ein— ſchmuggelung von Einwanderern nach den Vereinigten Staaten von Cuba aus und Schiffahrtsagenten bezeugen natürlich das geſchäftliche Intereſſe an dieſer Tatſache, indem ſie Auswanderer immer wieder auf dieſe Möglich⸗ keit hinweiſen. Wiederholt ſoll es vorgekommen ſein, daß dieſe Art von Schiffsführern mit den nichtsahnenden Nei⸗ ſenden an der cubaniſchen Küſte kreuzen und ſie dann haben, irgendwo in Cuba wieder ausſchiffen. Die Zahl unter Vorſpiegelung die Vereinigten Staaten erreicht zu der notleidenden Deutſchen auf Cuba hat infolgedeſſen eine erſchreckliche Höhe erreicht. Die cubaniſche Regierung verſucht jetzt energiſch, den Auswanderungsſchmuggel lahm zu legen. Sie hat erſt vor wenigen Tagen eine Reihe von Perſonen feſtgenommen und aus dem Lande abgeſchoben, die der Beihilfe zur unerlaubten Auswandererbeförderung nach den Vereinigten Staaten hinreichend verdächtig wa⸗ ren. Auswanderer können nicht genügend davon gewarnt werden, zur Erreichung der Vereinigten Staaten den Weg über Cuba zu wählen. ö — Von der Untervermietung. Iſt die Erlaubnis zur Untervermietung in dem Mietvertrag mit dem früheren Hauseigentümer erteilt worden, ſo iſt auch der jetzige Eigentümer hieran gebunden. Talls tatſächlich die Ge⸗ Beſtellungen auf Haſen Jaadaufſetzer Krauſelſteigert werden: aus tägl. frischen Röstungen in reinsckmeckenden kräftigen Mischungen in Paketen: „ Pid. 75- 90 1.0 % Pfül. 1.50, 1.80, 2.20 offen Plund 2.40 und geliefert von Veſtellungen auf Kohlen Briketts werden angenommen lund frei ins Haus Fritz Neff, Blauehutſtr. 39. Gänſe und junge Hähne zu verkaufen. FZ. Aunihein teh. Lulſenſtraße. Tüchtige Köchin empfiehlt ſich über die Kirchweihe zum Kochen, Refferenzen vorh. Frau Schmitt Mannheim Mittelſtraße 13. Nähmaſchine. Lampertheim wegen Diebſtahl. in dem gerade niemand im Zimmer war 2.65 Mk. ge⸗ OCG. Bahnhof feſtgenommen werden. iſt erneut ein Beweis, daß man beim Verlaſſen der ab 8 Uhr mit Kapelle Hanf Blank. 5 versäume niemand die letzte Gelegenheit, das größte und gewaltigste der deutschen Fllmwerke sich anzusehen. neymiaung voruege, ann vie unerpermierung auch nicht zum Grund einer Mietaufhebungsklage g lacht werden. — 724 000 Kraftfahrzeuge in Deuts! land. Nach der ſoeben vom Statiſtiſchen Reichsamt veröffentlichten Auf⸗ ſtellung betrug der Beſtand der Kraftfahrzeuge im Deut⸗ ſchen Reich am 1. Juli 1927 723 035, während am 1. Juli 1926 nur 571893 Kraftfahrzeuge vorhanden waren. Die Zunahme beträgt alſo 152 042 Fahrzeuge oder 26,6 „ H. An dem Zuwachs ſind Kleinfahrzeuge beteiligt, wohl bei den Krafträdern— unter denen die Kleinkraft⸗ räder erhebliche Zunahme aufweiſen— wie auch bei den Kraftwagen. Bei den Perſonenkra'twagen entfällt der weitaus ſtärkſte Zuwachs auf die keinſten Wagen bis PSS, und bei den Laſtkraftwagen überwiegt die Zunah⸗ me der Wagen mit 1000 bis 200, Kilogramm Eigenge⸗ wicht. Von den deutſchen Ländern ſtellt Preußen mit etwa 400 000 Kraftfahrzeugen über die Hälfte der Ge⸗ ſamtzahl. Intereſſant iſt auch die Feſtſtellung, daß auf 8“ Einwohner in Deutſchland ein Kraftfahrzeug entfällt. Im Weltbeſtande nimmt Deutſchland augenblicklich nach den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien, Frankreich, Kanada und Auſtralien die ſechſte Stelle ein. „ Polizeibericht. In der letzten Woche wurden beim hieſigen Polſzeiamt folgende Anzeigen eingebracht: 5 Radfahrer wurden wegen fahren ohne Licht und falſchem Fahren 1 Perſon wegen Betteln, ſowie ein Bettler aus Er hat im einem Hauſe, ſtohlen und konnte noch kurz vor ſeiner Abfahrt am Dieſer Dtebſtahl Wohnung abſchließen ſoll, um ſolchen Individiums allein ſchon die Gelegenheit hierzu zu nehmen. *Schweineverſteigerung. Die Gemeinde läßt morgen Dienstag vorm. 11 Uhr 4 Schweine, im Gewicht von je 4 Ztr. öffentlich an die Meiſtbietenden verſteigern. Grüße an die Heimat. Unſer Landsmann Herr Johann Schalk, der ſich zur Zeit in Schlochau in der Grenzmark in Arbeit befindet, ſendet ſeinen Freunden und Bekannten recht herzliche Grüße und beſtes Kirchweih⸗ vergnügen. * Städt. Spiel⸗ und Feſthaus Worms. Für die Operettenaufführung„Dolly“, die auf Veranlaſſung des Verkehrsvereins am nächſten Dienstag, den 8. Nov. als Fremdenvorſtellung gegeben wird, macht ſich bereits ein lebhaftes Intereſſe geltend. außergewöhnlichen Erfolg zu rechnen, den dieſer neue Operettenſchlager auf allen anderen Bühnen hatte. Es ſchreibt die Mainzer Volkszeitung:„Endlich haben wir die Operette und ihr Publikum wird ſie finden. toll gehts zwar auf der Bühne her. ausgekochteſte Genießer, wie der keuſche Primaner kommen auf ihre Koſten.“ überall. Augenfreude und Amüſement, je toller es her⸗ geht, um ſo größer der Applaus. ſchlager, Beifall und Blumenſpenden, kündete der Pre— mierenerfolg.“ Dolly iſt wirklich ein doller Racker. lende Muſik, deren Hauptſchlager heute nicht mehr erſt „ins Volk getragen“ zu werden brauchen, weil ſie ſeit Jahren in der Luft herumſchwirren. Verkehrsverein. Es iſt auf den gleichen Ein wenig Der verwöhnteſte, Mainzer Journal:„Die Parole iſt „Dolly“, ein Kaſſen⸗ Mainzer Anzeiger: Dieſe ſüße kleine Leicht ins Ohr fal⸗ Kartenverkauf beim rsbuns ingtr gf Kommenden Dienstag, den 8. Noobr. 1927, nachm. 2 Uhr werden im Rathaushofe 2. Stock, per ſofort koͤnnen bis zum 8. Nov. zu Viernheim die nachverzeichneten Gegen- zu vermieten. abends gemacht werden ſſtände zwangsweiſe gegen Barzahlung ver⸗ Wo, ſagt der Verlag. Ein Morgen Dickrüben, 4 Kleiderſchränke, zwei Schweine, 1 Kuh, zwei 35 Verlikow, 1 Standuhr, gefahren wrden 1 Schreibtiſch, 4 Kiefern⸗ Näheres im Verlag. ſtämme, 1 Pferd, 2 Sack Korn, 1 Fahrrad und 1 Glohol Gernsheim, den 4. November 1927. Litters, Gerichtsvollzieher. Schweinemarkt. Weinheim, 5. Nov. Zugeführt 420 Stück; ver⸗ kauft 358 Stück. Milchſchweine wurden verkauft das Stüc von 8—13 Mark; Laufer das Stück von 10—35 Mark. Beſchlagnahmfreie Blumen⸗ töpfe empfiehlt jakob Deyer. Etwas Gutes für Haare und Haar⸗ boden iſt Dr. Erfle's echtes Brennessel Hasrwasser Mark 1.50. Flora- Drogerie E. Richter. 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November 1927 f i 5 Neues in Kürze. : Die Reichsregierung beabſichtigt, den Miniſterial⸗ direktor Dr. Poſſe mit der Leitung der in dieſen Tagen beginnenden deutſch⸗polniſchen Handelsvertrags-⸗ und Wirtſchaftsverhandlungen zu beauftragen, der in den letzten Jahren auch die deutſch⸗franzöſiſchen Wirtſchaftsverhand⸗ lungen geleitet hat. 6: Der polniſche Bevollmächtigte für die dentſch⸗ polniſchen Wirtſchaftsverhandlungen, Jakowſki, wird Diens⸗ tag abend in Berlin eintreſſen. Er wird nur von einem Sekretär begleitet ſein. 1: Nach einer Mitteilung der„Allgemein n Deutſchen Veamtenzeitung“ ſoll Preußen erwägen, die Beſoldungs⸗ reform ohne das Reich durchzuführen, da die Ausſichten für die Vorlage der Reichsregierung immer ausſichtsloſer geworden ſeien. 16: Kriegsminiſter Painleve hat bei einer militäriſchen Beſichtigung in Chaumont eine Rede gehalten, in der er auf die Bedrohung Frankreichs durch den Faſchismus hin⸗ wies. 1s: Nach amtlichen Meldungen aus Mexiks iſt rer Führer der Aufſtändiſchen, General Gomez, ſowie ſein Neffe, ſtandrechtlich erſchoſſen worden. 2— 22 Die Reparationsdenkſchriſten. Das ſo viel genannte geheimnisvolle Memoran⸗ dum des Reparationsagenten iſt mit der deutſchen Ant⸗ wort, die im Namen der Reichsregierung vom Finanz⸗ miniſter Parker Gilbert übermittelt wurde, veröffent⸗ worden. Es handelt ſich um recht umfangreiche Denkſchrif⸗ ken, die freilich nach den mancherlei Mitteilungen, die im Laufe der Zeit durchgeſickert ſind, und auch beſonders nach den Reden des Reichswirtſchaftsminiſters, des Reichsfinanzminiſters und des Reichsbankpräſidenten im Haushaltsausſchuß des Reichstages große Senſationen icht mehr bringen. Die Kritik des Reparationsagenten an der deutſchen Finanzgebarung iſt allerdings recht herbe. In ſeiner kritiſchen Beurteilung der Finanzpolitik des Reiches weiſt er darauf hin, daß die Geſamtausga⸗ ben des Reichshaushalts in den letzten beiden Jahren um nahezu 1700 Millionen Reichsmark geſtie⸗ gen ſind. Länder und Gemeinden erhalten z. Z. grö⸗ ßere Zahlungen vom Reiche als je zuvor. Sie treten überdies mit neuen Forderungen auf noch größere Zah⸗ lungen auf und„das Reich ſelbſt hat die Verwirrung noch erhöht, indem es neue Vorſchläge auf Veraus⸗ gabungen, welche die Etats der Länder und Gemeinden noch weiter belaſten, veranlaßt hat.“ In dieſem Zuſam⸗ menhang wird die neue Beſoldungstregelung der Beamten, das Kriegsentſchädigungsgeſetz und das Schulgeſetz eingehend gewürdigt. Parker Gilbert beſtreitet der Reichsregierung nicht das Recht, den Staatshaushalt aufzuſtellen, er glaubt uber auf vier natürliche und wahrſcheinliche Auswir⸗ kungen der Finanzpolitik des Reiches hinwei⸗ ſen zu ſollen: 1. Indem das Reich es unterläßt, die ge⸗ botene Zurückhaltung bei ſeinen Ausgaben zu beobach⸗ ten, getährdet es die Stabilität ſeines Etats, deſſen Aufſt g und Erhaltung der Eckſtein des Sachverſtändi⸗ genplanes für den Wiederaufbau Deutſchlands bildet. 2. Angeſichts deſſen, daß ſeine eigenen Ausgaben unauf⸗ börlich zunehmen, fällt es dem Reiche naturgemäß ſchwer, die Länder und Kommunen dazu zu bewegen, ihre Etats in Ordnung zu bringen, dies beſonders in einem Augenblick, wo Maßnahmen der Reichsregierung ihre Ausgaben möglicherweiſe ſehr beträchtlich vermeh⸗ ren, und viele ihrer Etats noch weiter aus dem Gleich⸗ gewicht bringen werden. 3. Das Ergebnis iſt ein allge⸗ meines Fehlen tatſächlicher Kontrolle über öf⸗ fentliche Geldausgaben und öffentliche Anlei⸗ en.„Demzufolge iſt in ſteigendem Maße ein ungeſundes öffentliches Finanzweſen in Deutſchland herrſchend, und 1s Geld, das für die Fortentwicklung der deutſchen Land⸗ wirtſchaft und Induſtrie ſo dringend benötigt wird, wird durch Steuern und öffentliche Anleihen von einer Reihe öffentlicher Ausgaben verſchlungen, die, anſcheinend ohne Rückſicht auf den von Deutſchland erlittenen Verluſt an ufer Kapitalien übernommen werdeg.“ 4. In noch umfaſſenderem Maße neigen die vom Reiche und aaderen öffentlichen Organen ergriffenen Maßnahmen energiſch zu der Richtung geſteigerter Produktionsko⸗ Lep. geſteigerter Preiſe und geſteigerter Koſten der ebenshaltung. Der Entſchädigungsagent kommt zu dem Schluſſe, daß die Zeugniſſe für übermäßige Geldausgaben und übertriebene Kreditaufnahme auf Seiten der deutſchen Uffentlichen Organe ſich häuften. Mürde man dieſen denzen geſtatten, ſich ungehemmt auszuwir ken,„ſo iſt es einerſeits 7 0 5 ſicher, daß ſie zu empfindlichen wirt⸗ chaftlichen Rücſchlägen und Depreſſionen hren müſſen und andererſeits wahrſcheinlich, daß ſie Eindruck verſtärken würden, Deutſchland handele nicht U gehöriger Berückſichtigung ſeiner Repara⸗ erb ic tune Glücklicherweiſe iſt die N 5 7 Viernheimer Volksblatt 0 (Viernheimer Nachrichten) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtuſter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vorm. 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Ge⸗ ſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands und des Auslands. Amtsblatt der Heſſ. Bürgermeiſterei u. Polizeiamt Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden. I 44. Jahrgang Lage noch micht iruuch geworden. Macht der Reichsregierung, wenn ſie rechtzeitig handelt, den jetzt drohenden Gefahren Einhalt zu gebieten und der deutſchen Wirtſchaft wiederum zu einer geſunden Lage zu verhelfen. Die Erwiderung der Reichsregierung vom 5. November befaßt ſich eingehend und rein ſachlich mit der Entwicklung und dem Stande der Wirtſchaft und der Reichsfinanzen. Das Reichskabinett ſieht die Aus- landsverſchuldung Deutſchlands als nicht be⸗ unruhigend an. Es erklärt, die Landwirtſchaft fördern, die Ausfuhr ſteigern und neue Maßnahmen zur Förderung des Exports treffen zu wollen. §' ſichtlich der Ausgabenſteigerung im Reichshaus⸗ halt wied darauf hingewieſen, daß die Poſten für Reparationszwecke in den letzten beiden Jahren allein um über 1500 Millionen Reichs⸗ mark gestiegen ſind. Der Haushalt für 1928, ker wiederum 400 Millionen Mehrleiſtungen für Reparationen bringt, ſoll nach den Geſichtspunkten ſtreng⸗ ſter Sparſamkeit aufgeſtellt werden. Die Reichsregierung ſieht es als ihre Pflicht an, fortſchreitenden Ausgabe⸗ erhöhungen auch im ordentlichen Haushals wirk⸗ ſam entgegenzutreten. Sie ſchließt ſich rückhalt⸗ los der Auffaſſung des Entſchädigungsagenten an, daß der außerordentliche Haushalt eine ſchwere Sorge für die weitere Finanzgebarung des Reiches darſtellt. Ebenſo wird die Auffaſſung Parker Gilberts geteilt, daß die Aufnahme von Anleihen der Länder und Gemeinden zu Verwaltungszwecken ſich in der gegenwärtigen Zeit durchaus verbietet. So— weit Anleihen für werbende Zwecke überhaupt in Frag: kommen, iſt für ſie planmäßig das Tempo zu verlang⸗ ſamen. Die Reichsregierung verſpricht, auf eine Ver- einheitlichung und Klärung des Finanzſyſtems hinzuwirken und beim Finanzausgleich auf die Siche- rung der Reparationsleiſtungen die erforder⸗ liche Rückſicht zu nehmen. Die Beſoldungsreform, das Kriegsſchä— denſchlußgeſetz und das Schulgeſetz werden im Anſchluß an die finanzpolitiſchen Erwägungen beſonders gewürdigt. Die Erwiderung der Reichsregierung wieder— holt hier ihren bereits im Reichstag eingenommenen und berkündeten Standpunkt. Neu iſt nur ihre Erklärung, daß die Leiſtungen aus dem Kriegsſchädenſchlußgeſetz und der Beſoldungsregelung Deutſchlands Fähigkeit zur Auf⸗ bringung der Reparationsleiſtungen nicht ſchwächen.— Der erſte Eindruck der Lektüre beider Denkſchriften iſt der, daß die deutſche Reichsregierung an den ſchweren Ausſtellungen Parker Gilberts vielfach vorbeiſchreibt und eine Erwiderung gibt, die nur als ſchwach be— zeichnet werden kann. ö Echwarzer Tag an der Berliner Börſe Als 7 der Denkſchrift Parker Gilberts. Berlin, 7. November. Die Veröffentlichang der Denkſchrift des Re⸗ parationsagenten brachte am Montag an der Ber⸗ liner Börſe den Ernſt der Lage zum Ausdruck, der auch von den Vereinigten Stahlwerken in ihren Mitteilungen über den Abſchluß betont wurde. Der erſte Tag der Woche brachte ſtarke Kursrückgänge, die an den Termin⸗ aktienmärkten im allgemeinen fünf bis zehn Prozent, bei zahlreichen Papieren aber 15 bis 30 Prozent be⸗ trugen. Die Verluſte wären zweifellos noch ſtärker ge⸗ weſen wenn nicht vereinzelt Deck käufe ſtatt⸗ gefunden hätten. Im internationalen Deviſen⸗ verkehr zog das engliſche Pfund auf 4,97 gegen Newyork an. In Berlin waren Dollars geſucht, der Kurs daher leicht befeſtigt. Im weiteren Verlauf der heutigen Börſe gingen die Kurſe ruckweiſe weiter zu⸗ rück. In einzelnen führenden Terminaktien betrugen die Tagesverluſte 30 bis 45 Prozent. Bis zum Schluß der Börſe traten kaum wieder nennenswerte Er⸗ holungen ein. de umkämpfte Beſoldungsreforn. Einigung der Regierungsparteien erreicht? 8] Stettin, 7. November. In einer von a hieſigen Gauverband der Deut⸗ ſchen Volkspartei einberufenen öffentlichen Beamte mver⸗ ſammlung teilte Reichstagsabgeordneter Mo⸗ rath mit, daß es zwiſchen den Regſerungspar⸗ teien hinſichtlich der zur Beamtenbeſoldungs⸗ tefoem zu ſtellenden Anträge zu einer Einigung ge⸗ kommen ſei. In der Frage der Wohnungsgeldzuſchüſſe werde man u. a. fordern, daß dieſe an alle lediger Beamten über 45 Jabre in voller Höhe gezahlt wer⸗ eueren Noch liegt es in der den. Bezuouch der unehelſchen Kinder werde man füt Beibehaltung des bisherigen Zuſtandes eintreten. Man werde ferner beantragen, daß in das Geſetz eine Beſtim⸗ mung eingefügt wird, die die Einbeziehung der Be⸗ züge aller Ruheſtandsbeamten und Hinterblie⸗ benen in etwa künftige Beſoldungserhöhungen garan⸗ tiere. Ueber die tatſächliche Erhöhung der Ein⸗ kommen äußerte ſich der Redner dahin, daß man über⸗ zriebene Forderungen angeſichts der Finanzlage des Reiches nicht ſtellen dürfe. Sollte die Oppoſi⸗ tio aber in Reichstag aus agitatoriſchen Gründen ſehr ede Anträge ſtellen, ſo werde man in Pre u⸗ ßen ie dieſelbe Oppoſition in der Regie⸗ tung befinde, genau dieſelben Anträge ſtellen. 22 5 924 * N*— Preſſeſtimmen zur Gilbert⸗Denkſchreff Die Auffaſſung in Frankreich. Paris, 7. November. Die Pariſer Preſſe veröffentlicht das Gilbert⸗Mem5⸗ randum und die deutſche Antwort vollſtändig oder bringt zum mindeſten ausführliche Auszüge. Nur das„Echo de Par is“ glaubt, die deutſche Antwort unterſchla⸗ gen zu ſollen, weil ſie, wie Pertinax ſagt,„nicht voll verſtändlich iſt“(1). Dafür müſſen ſich die Leſer mit der Feſtſtellung begnügen, das deutſche Dokument ſtehe den Behauptungen des Gilbert-Memorandums ablehnend gegenüber. Der„Temps“ iſt der Meinung, daß die Beſtimmung des Verſailler Vertrages, die den Repara⸗ tionszahlungen die Priorität ſichert, unter allen Umſtän⸗ den beſtehen bleibe, auch wenn Deutſchland infolge feiner Anleihe⸗ oder Ausgabenpolitik nicht mehr den Laſten gewachſen ſei, die es ſich ſelbſt geſchaffen habe. Die radi⸗ kalſozialiſtiſche„Volonte“ erklärt, um der deutſchen Produktion die Möglichkeit zu geben, ſich zur Zahlung der Reparationen auszudehnen, deutſchen dürften den Waren auf dem europäiſchen und dem Weltmarkt keine Prohibitionsſchranken entgegenſtehen, was jedoch noch zu oft vorkomme. Der„Quotidien“ gibt der Be⸗ fürchtung Ausdruck, daß trotz des guten Willens Deutſch⸗ land nicht mehr lange die vorgeſehenen Zahlun⸗ gen ſelbſt in der Form von Naturallieferungen hätte vornehmen können. Auch die Gläubiger könnten nicht lange mehr ohne ernſte Gefahr den Warentransfer auf⸗ nehmen. Wenn nicht an die Reviſion des Da⸗ wesplanes, ſo müſſe doch an die Feſtſetzung einen Geltungsdauer gedacht werden. Auch die Nechts⸗ preſſe beurteilt die deutſche Antwortnote im allgemeinen recht günſtig. Die amerikaniſche Preſſe. Das„Journal of Commerce“ meldet aus Waſhington, das Memorandum des Reparationsagenten ſtimme völlig mit der Meinung des Staatsdepar⸗ tements überein. In Wallſtreet habe man bereits ſeit längerer Zeit mit einem ſolchen Schritt des Reparations⸗ agenten gerechnet. Das„Journal of Commerce“ verweiſt auf die letzte Konferenz des Schatzſekretärs Mellon mit Parker Gilbert und ſchließt daraus, daß Amerika, wenn der Dawesplan in ſeiner jetzigen Form bleibe, in der Frage der Regelung der Kriegs⸗ ſchulden nicht nachgeben werde. Die„Newyork Ti⸗ mes“ bezeichnen das Schriftſtück des Reparationsagenten als eine ä ernſte Mahnung an Deutſchland, daß der Verluſt des Krieges ihm nicht zu überſehende inter⸗ nationale Verpflichtungen auferlegt habe. Das Blatt erklärt weiter, die Reichsregierung bezweifle nicht im ge⸗ ringſten Parker Gilberts Recht, die Aufmerkſamkeit der deutſchen Regierung auf gewiſſe gefährliche Handhabungen der deutſchen Staatsfinanzen zu lenken. Die Reichsregie⸗ rung ſtimme lediglich mit ſeinen Rückſchlüſſen überein. Sie akzeptiere die Warnungen im ganzen als etwas, was deutſche Finanz- und Bankautoritäten bereits vorbrach⸗ ten und worauf ſie notwendigerweiſe achten müſſe. Befrie⸗ digend ſei es, daß die Reichsregierung die kritiſchen Be⸗ merkungen des Reparationsagenten ohne Empfind⸗ lichkeit akzeptiere und erneut Deutſchlands ehr li⸗ chen Er füllungswillen feſtſtelle, man könne daher ſagen, daß Gilberts Ziel erreicht worden ſei.„New⸗ hork Werld“ ſieht in den Memorandum einen Be⸗ weis dafür, daß Gilbert ein Mann ſei, der nicht beſchönige. Den Grund, warum der Reparationsagent dazu über⸗ gegangen ſei, zu tadeln, ſieht das Blatt darin, daß ſeine bisherige Kritik ungehört verhallte. Engliſche Kommentare. Die Times geben neben dem vollen Text des Me⸗ morandums des Reparationsagenten noch einen langen Auszug daraus wieder, während die Antwort der deut⸗ ſchen Regierung nur im Auszug veröffentlicht wird. In einem Kommentar erklärt der Berliner Korre⸗ pondent des Blattes u. a. die Erwiderung Dr. Köhlers, hie in vielen Punkten mit dem Reyarationsagenten über⸗ einſumme, ſteue im wejemuchen eine Verteldigung der deutſchen Wirtſchaftspolitik dar. Die deutſche Antwort zeige, daß viele der in dem Memorandum des General⸗ agenten angeſchnittenen 8 Probleme von innerpoli⸗ ichen Erwägungen beherrſcht würden, die Gilbert nicht berührt habe, weil ſie außerhalb e Kompetenzen als Generalagent für Reparationszahlungen lägen. Obwohl die Reichsregierung ſich der auf der heiklen Natur der deutſchen Enkwicklung nach dem Kriege und der Inflation erwachſenen Gefahren bewußt ſei und alles zu ihrer Ueber⸗ windung tun wolle, wolle ſie die von dem Reparations⸗ agenten in der gegenwärtigen Wirtſchaftslage erblickten roßen Gefahren nicht zugeben. In einem weiteren Ar⸗ ikel wird das Memorandum Parker Gilberts ausführ⸗ lich behandelt, die Antwort des Reichsfinanzminiſters da⸗ egen mit der Erklärung abgetan, daß Dr. Köhlers Er⸗ klärungen nicht überzeugend ſeien, während er gleichzeitig deutlich genug zugebe, daß die Kritik Parker Gilberts berechtigt ſei. Die„Financial Times“ weiſen auf die erneute Verſicherung der deutſchen Regierung hin, daß ſie ihre Verpflichtungen loyal einhalten wolle nd betont, die Antwort zeige den Ton und Inhalt, das die Warnung des Reparationsagenten notwendig geweſen nd zur richtigen Zeit gekommen ſei. Es ſei zu hoffen, ß die deutſche Regierung die Kritik in dem Geiſte auf⸗ nehmen werde, in dem ſie erfolgt ſei und gleichzeitig einen irklich ernſthaften Verſuch zur Beſeitigung der Gründe ür dieſe Kritik unternehmen werde. Die übrigen Blät⸗ er geben lange Auszüge aus dem Memorandum des e eee wieder, wobei ſie offenſichtlich ſtär⸗ eren Nachdruck auf ſeine Kritik als auf die Entgegnung der deutſchen Regierung legen. Der ſabotierle Beſatzungsabbar. Die„durchgeführte“ Truppenreduzierung. Y Mainz. 8. November. In der Note der Beſatzungsmächte, die dem Reichsaußenminiſter in Genf übergeben wurde, war be— kanntlich angekündigt worden, daß die Stärke der Be⸗ ſatzungstruppen von 60000 auf 50 000 Mann her⸗ abgeſetzt werden ſolle. Nachdem dann weiterhin in mündlichen Beſprechungen der Außenminiſter die„kür⸗ zeſte Friſt“, wie es in der Note hieß, dahin ausgelegt worden war, daß der Abtransport der 10 000 Mann„im Laufe des Oktober“ erfolgen ſolle, fehlt bis jetzt, obwohl dieſe Zeit in herkömmlicher Weiſe be⸗ reits überſchritten iſt, gleichwohl ein abſchließender Bericht über die Truppenverminderung, doch wird von offiziöſer franzöſiſcher Seite erklärt, daß der Beſatzungs— abbau„beendet“ ſei. Demgegenüber wird nun von Seiten der deutſchen Behörden im beſetzten Gebiet ſeſtgeſtellt, daß bis jetzt zwar Abtransporte franzöſiſcher Truppen erfolgt ſind, daß weiterhin auch Umgruppierungen vorliegen und daß es den Anſchein hat, als ob der Beſatzungsabbau von franzöſiſcher Seite als beendet angeſehen wird daß aber bei alledem nicht davon geſprochen wer⸗ den könne, daß die feierlichen Vereinbarungen auch loyal innegehalten wurden. Vielmehr ſei im Gegenteil feſtzuſtellen, daß die Zahl der abtransportierten Trup⸗ pen, die 10000 Mann betragen ſoll, bedeutend un⸗ kerſchritten wurde und daß insbeſondere auch die „fühlbaren Erleichterungen“ für die Bevölke⸗ rung des beſetzten Gebiets, wie ſie bekanntlich in der Note der Beſatzungsmächte vom November 1925 angekündigt würde, nicht eingetreten iſt, zumal die Familien der verheirateten Oſſiziere und Unteroffiziere, die mit jhren Anſprüchen bekanntlich den Wohnungsmarkt am ſtärkſten belaſten, ihre Ueberſiedlung noch immer nicht vollzogen haben. Sollte daher der Zuſtand, wie er ſich jetzt herausgebildet hat, beſtehen bleiben, ſo kann un⸗ ler keinen Umſtänden von einem Erfolg der deutſchen Diplomatie geſprochen werden, ſodaß erneut die For⸗ derung nach entſchiedenen Vorſtellungen bel den Beſatzunasmächten erboben werden muß. Denn ver fur“ iſt vis jezt ieoigiich ein vor nahezu z wei Jahren gegebenes Verſprechen und zwar in einer Zeit, in der nicht von Beſatzungs minderung, ſondern nur noch von vollſtändiger Rheinlandräumung die Rede ſein ſollte. Das deuiſch⸗franzöſiſche Problem. Ein beachtenswerter Vorſchlag eines Franzoſen. 6 Paris, 7. November. Einen recht beachtlichen Aufſatz über die Löſung des deutſch⸗franzöſiſchen Problems veröffentlicht Fernand Corcos im Oeuvre. Einleitend zeigt er einen Vergleich zwiſchen der Größe des Deutſchlands der Vorkriegszeit und ſeiner Verſtückelung agd Ausflutung durch Verſailles. Corcos erinnert Frankreich daran, daß es ohne die Waffenhilfe faſt der ganzen Welt, nicht ätte ſiegen können, und daß jetzt nach ſeinen vierzig illionen Einwohnern, 70 Millionen Deutſche gegenüber⸗ ſtehen. Gewalt könne nicht die Rettung Frankreichs ſein. Dieſe könne vielmehr nur auf der Zuſammen⸗ arbeit der beiden Länder an dem Werk der Befriedung und der Zioiliſation beruhen, Frankreich und Deutſchland ſeien gegenwärtig bezüglich der Schaffung des Friedens ungleich. Frankreich betreibe eine Politik über ſeine Kraft, zweifellos eine Politik des Friedens, aber durch kriegeriſche Mittel. Frankreich werde vor 1935 das beſetzte Gebiet räumen müſſen, denn ein gedemütigtes Deutſchland laſſe ſich in einem befrie⸗ deten Europa nicht begreifen. Das internationale Sta⸗ tut der Koloniſation müßte vom Völkerbund zum Nutzen aller Völker ohne Ausnahme ausgearbeitet werden. Die öffentliche Meinung in Frankreich ſollte ohne Hintergedanken und Mißtrauen die Tatſache der deut⸗ ſchen Republik und den demokratiſchen Wert dieſer Re⸗ publik anerkennen. Der Verfaſſer erklärt dann weiter:„Spielen wir nicht länger mehr das verletzende Spiel des kleinen Soldaten an den Ufern des Rheins. Nicht der Sicherheit we⸗ gen, ſondern aus Provokation halten wir die Beſetzung aufrecht. Belachen wir nicht und bezwei⸗ feln wir nicht die Anſtrengungen einer großen Zahl her⸗ vorragender Deutſcher in Politik, Preſſe und Induſtrie zu Gunſten der Abrüſtung des Haſſes. Das Schick⸗ ſal Frankreichs iſt ſicherer, ſein Wirkungskreis gewiſſer und die Sympathie, die es der Welt einflößt, fruchtbarer, die franzöſiſche Ziviliſation gewährleiſteter, in einer freund⸗ ſchaftlichen Nachbarſ l aſt ohne gegenſeftioe Verdächtigung!“ Aus Heſſen. Das neue Landesarbeitsamt für Heſſen. Kaſſel, 7. November. Bei der Zuſammenlegung der Landesarbeitsämter von 22 auf 13 ſind die Grenzen des Landesarbeitsamtes Heſſen ſo feſtgelegt, daß es die Pro⸗ vinz Heſſen⸗Naſſau, ohne die Kreiſe Rinteln und Schmal⸗ kalden, den Freiſtaat Heſſen, den Freiſtaat Waldeck und den Kreis Wetzlar umfaßt. Mainz.(Der Raubüberfall auf die Ma⸗ rienborner Stationskaſſe.) Vor dem hieſigen Schwurgericht begann die Verhandlung gegen die drei Räuber der Stationskaſſe in Marienborn. Sämtliche An— geklagte, der Arbeiter Wegner, der Bergmann Rolf und der Maurer Noll, die ſich wegen ſchreren Raubes und Mordverſuchs zu verantworten haben, ſind ſchon vorbe— ſtraft. Anführer der Bande war Wegner, der trotz ſeiner 26 Jahre ſchon eine Gefängnisſtrafe wegen Mordes vor zehn. Jahren verbüßt hat. Nachdem die Verbrecher von April ab ſchon eine Reihe Einbrüche verübt hatten, über⸗ ielen ſie am 13. Juli in Marienborn, als der letzte Zug en Bahnhof verlaſſen hatte, das Stationsgebäude. Mit vorgehaltenen Revolvern wurden die beiden anweſenden Bahnbeamten in Schach gehalten und ihrer Barmitte! beraubt. Außerdem ſtahlen die Räuber noch 180. Marf aus dem Kaſſenſchrank. e 10 Arzneimitteln Offenbach.(Gef ängnis für Betrüger. 1 5 e. gen Betrugs fand bei dem Offenba jer Ames Ver⸗ handlung gegen zwei junge Leute ſtatt. Beide hatten eur Erlangung von Krankengald, ärztlichen Leiſtungen und um Schaden der Allgemeinen Ortskran⸗ kenkaſſe Anmeldungen unter fingierten Ramen einer Ar⸗ beitgeberin gemacht. Das Arteil lautete auf je einen Monat Gefängnis. Des weiteren wird ein Verfahren wegen Urkundenfälſchung durch die Staatsanwaltſchaft erhoben werden. Offenbach a. M.(Todesſturz beim Dach⸗ decken.) Der 20fährige Dachdecker Karl Inſel ſtürzte von einem Hauſe in der Bernardſtraße ab und ſtarb kurz nach der Einlieferung in das Krankenhaus an den bei dem Sturz erlittenen Verletzungen. Inſel war in Ruderkreiſen als hervorragende Kraft(Bugmann) be⸗ ſonders geſchätzt. Groß⸗Gerau.(Sich ſelbſt gerichtet.) Der Gelegenheitsarbeiter Johann Poſauner, wohnhaft in den Baracken, ſtand in dem Verdacht, an einem oder meh⸗ reren Einbruchsdiebſtählen, die in der letzten Zeit verübt worden waren, mitgewirkt zu haben. Nun verfuchte die Gendarmerie, den Beſchuldigten feſtzunehmen. Sie um⸗ ſtellte das Haus und verſuchte einzudringen. Als Po⸗ ſauner dies gewahrte, erſchoß er ſich mit einem Revolver. Bingen.(Unter Mordverdacht verhaf⸗ tet.) Am 30. September 1927 hatten Schiffersleute zuſammen mit einem nicht ganz einwandfreien Mädchen aus Rüdesheim in einer Wirtſchaft in Bingen gekneipt. Es handelt ſich um eine Johanna Bucher aus Rüdes⸗ heim. Nachdem man ſie zuletzt mit den Schiffersleuten zuſammen geſehen hatte, war ſie ſpurlos verſchwunden. Nach acht Tagen wurde ihre Leiche bei Salzig aus dem Rhein geländet. Daß ein Mord vorlag, ergab ſich daraus, daß die Leiche am Halſe Strangulierungsmerkmale trug. Die Recherchen der Polizei blieben anfangs er⸗ folglos, bis man vor einigen Tagen in Niederlahnſtein einen geborenen Niederlahnſteiner, den Matroſen Johann Scheffler, als der Mordtat dringend verdächtig verhaf⸗ tete. Scheffler, ein 29 jähriger, arbeitsloſer Matroſe, be⸗ ſtreitet den Mord, gibt aber zu, das Mädchen, mit dem er ein Verhältnis hatte, mit auf ein Schiff, das vor Bingen lag, genommen zu haben. Dort ei ſie ins Waſſer gefallen und ertrunken. Einige Zeit vor dem Geſchehnis hat der Matroſe, der durch die Buchner ge⸗ ſchlechtskrank geworden ſein will, erklärt, er werde ihr ſchon einen Denkzettel geben. . Braubach.(Rückſichtsloſe Autofahrer.) Hier fand man morgens einen ſchwerverletzten jungen Mann auf der Straße liegend auf, der in der Dunkelheit von einem Auto überfahren und lebensgefährlich verletzt worden war. Alzey.(Gefaßte Kartoffeldiebe.) Hier wurden des öfteren Kartoffeln geſtohlen, und zwar in größeren Mengen. Um den Tätern auf die Spur du lommen, verſteckte ſich ein Oberſchütze in einer Hecke. Die Kartoffeldiebe, drei Männer und zwei Frauen, ſtellten ſich um Mitternacht ein, und als ſie gerade beginnen wollten, geſellte ſich der Feldſchütz zu ihnen. Es gelang, die Perſonalien der Täter feſtzuſtellen. Als am näch⸗ ſten Tage die Hausſuchung ſtattgefunden hatte, mußten zie Täter das heimlich geerntete Gut, Kartoffeln und Aepfel, mit Handkarren zur Bürgermeiſterei fahren, wo es nun unter die Armen verteilt wurde. Bensheim.(Amtsunterſchlagung und ihre Sühne.) Gegen den ſtädtiſchen Steuereinziehungsbe⸗ amten Schmitt ſchwebte ſeit Jahresmitte wegen Unter⸗ ſchlagung von dienſtlich ihm anvertrauter Gelder ein Verfahren. Es war damals die Summe von etwa 2000 Reichsmark genannt worden. Er hatte ſich jetzt wegen Amtsunterſchlagung vor dem Strafrichter zu verantwor⸗ ten. Das Arteil lautete auf ein Jahr Gefängnis. Zu⸗ gleich wurde ihm für fünf Jahre die Fähigkeit zur Be⸗ kleidung öffentlicher Aemter abgeſprochen. Um die Stadt vor Schaden zu bewahren, hatte der Bürgermeiſter die zeitige Beſchlagnahme des Schmitt gehörigen Hauſes ver⸗ anlaßt, ſo daß die Stadt wohl ohne Schaden davon⸗ Fon: ee n Nach dem Roman„Die Elenden“ von Vietor Hugo. 8(Nachdruck verboten.) Einige Minuten darauf hielt er ſein Frühſtück an dem Tiſche, an welchem am Abend vorher Valjean geſeſſen hatte. Dabei bemerkte er wohlgemut gegen ſeine Schweſter, die gar nichts ſagte, und gegen Frau Magloire, die leiſe brummte, man brauche doch eigentlich weder Löffel noch Gabel, wenn man ein Stückchen Brot in eine Taſſe Milch tauche. „Kann man ſich's denken?“ ſprach Frau Magloire im Hin⸗ und Hergehen zu ſich ſelber.„Einen ſolchen Menſchen aufzunehmen! Ihn neben ſich ſchlafen zu laſſen! Und ein Glück, daß er nur geſtohlen hat! Es überläuft einen ganz kalt, wenn man daran denkt!“ Als der Bruder und die Schweſter von dem Frühſtück aufſtehen wollten, klopfte es an die Tür. „Herein!“ rief der Biſchof. Die Tür öffnete ſich und auf der Schwelle zeigte ſich eine ſeltſame Gruppe. Drei Männer hielten einen vierten am Kragen. Die drei waren Gendarmen, der vierte war Valjean. Der Biſchoff Ehregott war ſo ſchnell, als es ihm ſein hohes Alter erlaubte, hinzugetreten. „Da ſind Sie ja,“ ſagte er, als er Valjean erblickte. „Ich freue mich, Sie zu ſehen. Aber... ich hatte Ihnen ja auch die ſilbernen Leuchter geſchenkt, für die Sie wohl zweihundert Frank bekommen könnten. Warum nahmen Sie dieſelben nicht mit Ihren Löffeln zu ſich?“ Valjean riß die Augen weit auf und ſah den ehr⸗ würdigen Biſchof mit einem Ausdruck an, den keine menſchliche Sprache zu ſchildern vermag. „Ew. biſchöfliche Gnaden,“ bemerkte der erſte Gen⸗ darm,„der Mann hat alſo die Wahrheit geſprochen? Wir trafen ihn. Es kam uns vor, als fliehe er. So hielten wir ihn feſt... Er hatte das Silber bei ſich...“ Und er ſagte Ihnen,“ fiel der Biſchof lächelnd ein, „es ſet ihm von einem alten gutmütigen Geiſtlichen ge⸗ ſchenkt worden, bei dem er die Nacht zugebracht hatte, nicht wahr? Und Sie führten ihn wieder her. Es war ein 5 nen wir ihn gehen laſſen?“ fragte der Gen⸗ datm. e i 9———— 2 „Gewiß,“ antwortete der Biſchof. Die Gendarmen ließen Valjean los, der zurücktrat und mit faſt tonloſer Stimme, wie im Traume, fragte: „Man läßt mich wirklich los?“ „Ja, man läßt dich laufen; hörſt du nicht?“ ſagte einer der Gendarmen. N „Lieber Mann,“ ſagte der Biſchof gütig,„nehmen Sie, ehe Sie gehen, Ihre Leuchter. Nehmen Sie!“ Er nahm die beiden Leuchter von dem Kamin und brachte ſie dem Valjean. Die beiden Frauen ſahen ihm 4 „Geben Sie mir erſt mein Geld. zu, ohne durch ein Wort, eine Gebärde oder einen Blich zu verſuchen, ihn abzuhalten von dem, was er tat. Valjean zitterte an allen Gliedern und nahm die bei den Leuchter unwillkürlich, verſtört. „Und nun,“ ſagte der Biſchof,„gehen Sie in Frieden. Wenn Sie einmal wiederkommen ſollten, Freund, ſo brauchen Sie nicht durch den Garten zu gehen. Sie nur dur nur zugeklinkt.— Meine Herren, Sie können gehen!“ ſetzte er gegen die Gendarmen gekehrt hinzu, die ſich entfernten. Valjean war es wie jemand, den eine Ohnmacht an⸗ wandelt. Der Biſchof trat zu ihm und ſagte leiſe: 4 Treten die Haustür ein. Sie iſt Tag und Nachr „Vergeſſen Sie nicht, vergeſſen Sie nie, daß Sie mir verſprochen haben, das Geld anzuwenden, ein ehrlicher Menſch zu werden.“ Valjean verließ die Stadt. Er lief, ſo ſchnell er laufen konnte, ins Freie. Er irrte den ganzen Vormittag umher, ohne etwas zu eſſen und ohne zu hungern. Eine Menge ihm neuer Gefühle drang auf ihn ein. Er zürnte und wußte nicht gegen wen. Flüchtig erfaßte ihn eine wunderliche Weichheit, die er aber bekämpfte und der er die Verhärtung ſeiner letzten zwanzig Jahre ent⸗ gegenſetzte. Den ganzen Tag über drängten ſich in ihm unaus⸗ ſprechliche Gedanken. Als die Sonne ſich zum Untergange neigte und der kleinſte Stein am Boden einen langen Schatten warf, hatte ſich Valjean in einer völlig öden rötlichen Ebene hinter einem Buſch niedergeſetzt. Mitten in ſeinen Gedanken, die nicht wenig beige⸗ tragen haben würden, für jeden ihm Begegnenden ſeine Lumpen entſetzlich zu machen, hörte er heitere Töne. Er ſah ſich um. Auf dem Wege kam ein vierzehn⸗ jähriger Knabe heran, der ſeine Geige an der Seite, den Murmeltierkaſten auf dem Rücken trug und ſang, eines der harmloſen heiteren Kinder, die in zerriſſenen Bein⸗ kleidern von einem Lande zum anderen wandern. Immer ſingend, blieb der Knabe bisweilen ſtehen und warf ein paar Geldſtücke, die er in der Hand hatte, empor, wahrſcheinlich ein Spiel, das ihm ſagen ſollte, ob er Glück haben werde. Darunter war ein Einfrankſtück. Neben dem Buſche blieb der Junge ſtehen, ohne Val⸗ jean zu ſehen, und warf ſeine Geldſtücke empor, die er bisher ſehr geſchickt auf dem Handrücken aufgefangen hatte. Diesmal fiel das Einfrankſtück herunter und rollte in das Gebüſch bis zu Valjean. Dieſer ſetzte den Fuß darauf. Der Knabe war aber ſeinem Gelde nachgelaufen und hatte es geſehen. Er wunderte ſich nicht und ging gerade auf den Mann zu. f „Herr!“ ſagte der Kleine mit dem Kindervertrauen, das aus Unkenntnis und 1 beſteht,„mein Geld!“ „Wie heißt du?“ fragte aljean. „Der kleine Gervais. „Fort mit dir!“ „Geben Sie mir erſt mein Geld!“ i Valjean ließ den Kopf ſinken und antwortete nicht. ortſetzung felt). leren bringt Erfolg Rannheim. Bom Zug mitgeſchleift.) In der Nacht hat ein Hilfsſchrankenwärter beim Bahnüber⸗ gang der Altrhein⸗ und Waldstraße auf dem Waldhof aus Anachtſamkeit 1 die Schrank? vor dem um 12,40 Uhr fälligen Güterzug zu ſchließen. Die Folge davon war, daß ein e ne beim Ueberqueren des Bahnkörpers von dem einfahrenden Zug erfaßt, etwa 20 Meter weit geſchleift und dann zur Seite geſchleudert wurde. Der Führer des Wagens erlitt verhältnismäßig nur geringe Verletzungen, während der Wagen ſtark be⸗ ſchädigt wurde. Mannheim.(Beim Spiel tödlich verſchüt⸗ tet.) Drei Mittelſchüler hahen am Abhang eines Bagger⸗ loches im früheren Scharhöfer Wald bei Sandtorf aus Spielerei eine Höhle gegraben. Plötzlich löſten ſich grö⸗ ßere Erdmaſſen und ein 15 Jahre alter Realſchüler aus der Riedfeldſtraße wurde verſchüttet. Er konnte erſt nach etwa einer halben Stunde ausgegraben werden. Bei ſeiner Einlieferung in das Städtiſche Krankenhaus war der Tod bereits eingetreten. A Vermiſchtes. ASnensgiuft. In einem Kubikzentimeter Zimmer⸗ luft befinden ſich etwa 2 Millionen Staubteilchen, an der Zimmerdecke ſogar 5 Millionen. Das Land der Fernſprecher. Die weiteſte Ver⸗ breitung hat das Telefon wohl in Amerika. Dort kom⸗ men auf hundert Einwohner je 15 Telefone. 30 000 Erdbeben jährlich. Erdbeben ſind jetzt wieder einmal an der Tagesordnung. Es handelt ſich bei den gemeldeten Erdſtößen meiſt aber um größere Er⸗ ſchütterungen, denn eigentlich bebt die Erde immer irgend wo. Auf den 325 ſeismologiſchen Stationen der Welt werden jährlich durchſchnittlich 30 000 Erdbeben regi⸗ ſtriert, die ſelbſtverſtändlich meiſtenteils nur geringfügi⸗ ger Natur ſind. ——— Börſe und Handel. Amtliche Notierungen vom 7. November. Serliner Deviſen. Diskontſätze: Reichsb. 7, Lomb. 8 v. H. Holland 168,75— 169,09, Brüſſel 58,33— 58,48, Danzig 81,51— 81,67, Italien 22,865— 22,905, Ko⸗ penhagen 112,19— 112,41, Liſſabon 20,53— 20,57, Oslo 110,41— 110,73, Paris 16,425— 16,465, Prag 12,405— 12,425, Schweiz 80,70— 80,86, Spanien 71,31 — 11,45, Stockholm 112,57— 112,79, Wien 59,09— 59,21, London 20,381— 20,421, Newyork 4,1855— 4,1935. Berliner Effektennotierungen. Hapag 130,25, Nordd. Lloyd 135, Berliner Handels-Geſellſchaft 215, Commerz⸗ und Frivatbank 155,50, Darmſtädter- und Nationalbank 204, Deutſche Bank 150, Diskonto 142, Dresdner Bank 142,50, Schultheiß-Patzenhofer 369, A. E. G. 146, Daimler 90,5, IJ. G. Farben 251,125, Gelſenkirchen 131, Th. Goldſchmidt 101, Ph. Holzmann 150, Metallbank 124,75, Oſtwerke 336, Phönix 90, Rhein. Braunkohlen 201, Rhein. Elektrizität 138, Rheinſtahl 153, L. Tietz 146,50, Ver. Glanzſtoff 530, Ver. Stahl 96,25, Weſteregeln 155,75, Zellſtoff Waldhof 237. Mannheimer Wochenmarkt. Nach den Feſtſtellungen des Städtiſchen Nachrichtenamts wurden auf dem heutigen Wochenmarkte folgende Preiſe für ein Pfund in Pfennig verlangt und bezahlt: Kartoffeln 5 bis 6; Salatkartoffeln 15; Wirſing 10 bis 12; Weißkraut 6 bis 8; Rotkraut 12 bis 15; Blumenkohl, Stück 10 bis 80; Karotten, Büſchel 5 bis 8 Gelbe Rüben 10 bis 12; Rote Rüben, Büſchel 10 bis 12; Spinat 12 bis 15; Zwiebeln 12 bis 15; Kopf⸗ alat, Stück 15 bis 30; Endivienſalat, Stück 10 bis 15; Kohlraben, Stück 6 bis 10; Rettich, Büſchel 15 bis 20; Meerrettich, Stück 20 bis 50; Aepfel 10 bis 35; Birnen 12 bis 40: Nüſſe 45 bis 50; Kaſtanien 20 bis 35; Süß⸗ cahmbutter 220 bis 240; Landbutter 180 bis 200; Weißer Käſe 50; Honig mit Glas 160 bis 280; Eier, Stück 11 dis 21; Hahn, geſchlachtet, Stück 200 bis 700; Huhn, geſchlachtet, Stück 200 bis 750; Rindfleiſch 120; Kuhfteiſch 40: Kalbfleiſch 130 bis 140; Schweinefleiſch 120; Ge⸗ frierfleiſch 721 Feldhaſenragout 120; Feldhaſenbraten 180. Mannheimer Produktenbörſe. Die heutige Börſe ver⸗ lief in feſter Haltung. Größere Umſätze in Auslandsgetreide, größere Mehlverkäufe, haben ſtattgefunden. Man nannte für Weizen, inländiſchen 26 bis 27, ausländiſchen 28,50 91s 31,50, Roggen, inländiſchen 25,50 bis 26, ausländiſchen 2,00 bis 26, Hafer, inländiſchen 22 bis 24, ausländiſchen 243550 bis 25,50, Braugerſte 26,50 bis 28,75, pfälziſche bis 30,25, Futtergerſte 22,50 bis 24, Mats mit Sack 4,50, Weizenmehl, Spezial Null 38, Brotmehl 29,50 dis 30, Roggenmehl 33,75 bis 35,75, Kleie 12,50 bis 1,75, Biertreber mit Sack 17,25 bis 17,50; alles in Rm. der 490 Kilo Waggonfrer Mannheim. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Dem Schlachtviehmarkt am Montag waren zugeführt: 310 Ochſen, 116 Bullen, 303 Kühe, 300 Färſen, 528 Kälber, 79 Schafe, 3194 ine. Bezahlt wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht in ichsmark: Ochſen 59 bis 61, 42 bis 48, 52 bis 64, 41 bis 43, 35 bis 40, 32 bis 35: Bullen 57 bis 59, 50 bis 54, 42 bis 46, 30 bis 35; Kühe 49 bis 52, 38 bis 40 0 bis 34, 15 bis 20; Färſen 60 bis 62, 49 bis 54, bis 44,—; Kälber—, 76 bis 80, 72 bis 76, 64 bis 68, 54 bis 60; Schafe 42 bis 50; Schweine—, 66 bis 67, 66 bis 67, 64 bis 65, 60 bis 62, 56 bis 60, 54 bis „— Marktverlauf: mit Kälbern und Schweinen mittel⸗ ee govgzumt mit(Arnbnieh mittelmäfta. ausverkauft. Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 8. November. ieder Rückſeite des nördlichen Tiefdruckbebieles ſtrönt Polarluft ſtaffelweiſe nach Mitteleuropa, ſo daf wir mit kühler, unbeſtändiger Witterung rechnen müſſen Vorausſichtliche Witterung bis Mitt . Fühl, Durchzug weiterer Regenböen aus Weſt bis * Weihnachtsbücher⸗Borromäus Verein · Wer zu Weihnachten für ſich oder die Seinen ein gedie ⸗ genes Buch wünſcht, möge bis zum 13. November bei den Engl. Fyrl. eine Beſtellung machen. Spätere Wünſche können für Weihnachten keine Berückſichtigung mehr fin⸗ en, da von der Centrale in Bonn der Endtermin feſt⸗ geſetzt worden iſt. 2* Handwerkskammer ⸗Nebenſtelle Worms. Nauf den, morgen Mittwoch nachmittag von 1—3 Uhr im athauſe ſtattfindenden Sprechtag der Handwerkskammer ⸗ tel. ja nicht gerade ein echter zu ſein, Zu jeder Stunde des Tages wirkt der köſtliche Duft von e Waſſer erfriſchend und belebend. Kölniſch⸗Waſſer iſt zur Körperpflege unen tbehrl Flora⸗Drogerie Emil Richter Empfehle: — Frisch gebrannte Kaffees ½ von 70, 80, 90, 1.00, 1.25 Mk., ſowie Kaffee Haag Karlsbader Kaffeegewürz— Pfeiffer& Diller Cichorie uſw.— Tee, Kakao, Schokoladen. + Schlachtgewürze zu den billigſten Tagespreiſen. Sügrahmtafelbutter, Eier und verſchiedene Käse waren. Marinaden, friſche Rollmöpſe, Bismarck⸗ heringe, Bratheringe, Bücklinge, Lachsheringe Sardellen, Oelſardinen, echte holl. Fettheringe 2— * Todes-Anzeige Gott, dem Allmächtigen, hat es in seinem uner- forschlichen Ratschlusse gefallen, heute Nacht 2 Uhr meine liebe Gattin, unsere nerzensgute, treusorgende Mutter, Grobmutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwä⸗ gerin u. Tante, Frau Sophia Hoock geb. Seib nach kurzer, schwerer Krankheit, wohlvorbereitet durch den Empfang der hl. Sterbesakramenten im Alter von 63 Jahren zu sich in die ewige Heimat abzurufen. Wir bitten für unsere liebe Verstorbene zu beten. Viernheim, den 8. November 1927. Die tieftrauernd Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet Mittwoch nachmittag 4 Uhr vom Trauerhause, Bürstädterstrasse 25, aus statt. jakob Winkenbach Lorſcherſtraße 10 Telefon 83 pexraufaltet vom Modehaus Bergen. Wag man ſonſt nur in Frarkfurt, Mannheim oder Karlsruhe zu ſehen bekam, hat man nun auch in Wein ⸗ heim. Es gebührt dem Modehaus Bergen das Ver⸗ dienſt, unterſtützt vom einem Stab trefflicher Helfer, uns die neutſten Schöpfungen der Mode am Sonntag nachmittag vorgeführt zu haben. Wer am Sonntag nachmittag ſeine Schritte in den Pfälzer Hof lenkte in der Erwartung etwas Beſonderes zu ſehen, kam voll und ganz auf ſeine Rechnung. Wie im Fluge eilte die Zeit vorüber im Schauen und Hören. Die Leitung der Veranſtaltung lag in den Händen des Herin Mariy Er führte die Dame am Morgen, Mittag und Abend in den veiſchledenſten Gewändern vor, nachdem er in ein⸗ lettenden Worten auf die Bedeutung der Mode aufmerkſam machte. Was gab es da run alles zu ſehen? Mit den einfachſten bis zu den eleganteſten Morgenkleidern fing es an. Von graz öſen Frauen getragen folgten dann Strikkleider aller Art. Ja einer dritten Gruppe ſolgten allerhand Män⸗ Die große Mode iſt der pelzbeſetzte Mantel— es braucht wie Herr Marty witzig bemerkte! Die vierte, letzte Gruppe zeigte dann Abend⸗ und Geſellſchaftskleider in jeber Form. Wleviel uuerfülbare Wünſche mögen da im Saal entſtanden ſein, zumal da für jeden Geldbeutel etwas zu ſehen war. Die Aufmachung war ſehr glücklich. Die Bühne war in einen Phautaſie ald verwandelt. Aus dieſem Grün kommen die ſchlanken Trägerlunen der Modeſchöpfungen und zeigten in graziöſen Wendungen elnherſchreitend die mannigfachſten Kleider. Tänze und Vortrag brachten Abwechslung. Fräu⸗ lein Irmgard von Bieberſtein führte uns einen tadelloſen Spitzenzanz vor, und zeigte in der Tapzparodie„Stuben⸗ arreſt“ nicht minder ihre Vortrazskunſt Ihr zur Seite ſtand Herr Elneſto Karolt, Solotänzer an der ftäduſchen Oper Berlin. Er zeigte uns in der Harlekinade ſeine Kunſt und hatte ins⸗ beſondere mit ſeiner Charlestonparodle die Lacher auf ſeiner Seite. Eine Jazzband ſorgte für die nötige Stimmungswuſtk. U Das Modehaus Bergen hatte nicht zuviel verſprochen als es uns etwas Außergewöhultches in Ausſicht ſtellte. Der Beſuch ließ denn auch nichts zu wünſchen übrig 5 Kreis Unterbaden Vierunheims Großkampf am Stahlbad Mit 2:1 ſiegt wiederum unſere Sportvereinigung gegen den alten Lokalrivalen F.-Verein Weinheim. Wohl ſelten zeigte ein Kampf gegen Weinheim ein ſolch Intereſſe, wie gerade das Rückſpiel am vorgeſtrigen Sonntage am Stahlbad. Waren die fahrplanmäßigen Züge der O. E. G. nach 12 Uhr ſchon dicht beſetzt, ſo konnte man dies erſt recht bei dem um 2 Uhr abgehenden Sonderzug behaupten, der mehr als 400 Sportbegeiſterte gen Weinheim trug. Sie alle erwarteten einen Sieg ihrer Lieblinge und wurden auch nicht enttäuſcht Die „Grünen“ liefen wieder zu einer beachtenswerten Form auf und zeigten trotz dem gefürchteten, unebenen Gras⸗ boden einen ſtets überlegenen Kampf, deſſen Schlußer⸗ gebnis eher 5: 1, als das ſo knapp ausſehenee 2:1 heißen könnte. Der Anſtoß der Weinheimer wird abgefangen und ſchon wird es brenzlich. Ein Hände im Strafraum der Weinheimer vernichtet den Angriff. Haas A. knallt den Ball auf das Gehäuſe, doch an der zahlreichen Ver⸗ teidigung ſpritzt das Leder ab. 2 weitere Strafſtöße in der 3. und 6. Minute erleiden dasſelbe Schickſal. Wein⸗ heim kommt nicht auf und wird buchſtäblich eingeſchnürt. Immer wieder jagt die heute gutſpielende Läuferreihe, in deren Mitte Haas Ph. glänzt, ihren Sturm nach vorne, doch die beſtgemeinten Angriffe fuhren zu keinem Erfolge. So vergeben Kiß 2., Haas H. und die beiden Gebrüder Ringhof todſichere Chancen hart vor dem Tore ſtehend. Die 42. Minute bringt dann die Erlöſung. Pfennig umſpielt prachtooll 2 Mann und ſchießt ſcharf aufs Tor. Den vom Tormann abſpringenden Ball verwandelt Ring⸗ hof 2. zum 1. Tore. Wieder wird das Weinheimer An⸗ ſpiel abgefangen und noch iſt der Befall nicht verauſcht, ebenſtelle Worms wird hiermit aufmerkſam gemacht. als Haas H. elegant zur Mitte flankt, wo Kiß 2 mit dem Kopf das Nötige beſorgt. Viernheim führt 2:0— Modeſchan in Weinheim Halbzeit. Nach der Pauſe wird Weinheim etwas beſſer, ohne jedoch der Viernheimer Klaſſehintermannſchaft und dem mit aller Ruhe ſpielenden Schüßler im Tore, ge⸗ fährlich zu werden. Trotzdem führt in der 12. Minute ein nicht gefahrvoll ausſehender Ball zum Ehrentor der Weinheimer. Viernheim verſucht in elanvollen Angriffen den alten Torabſtand wieder herzuſtellen, aber alle, ſelbſt die beſtgemeinten Schüſſe werden von dem mit großem Glücke arbeitenden Torwart der Weinheimer zunichte ge⸗ macht. So kommt der Schlußpfiff und unter dem Jubel ihrer Anhänger verlaſſen die„Grünen“ den Platz. Ein Jeder hatte ſeine Pflicht getan. Durch die Niederlage der Alemania Rheinau auf eigenem Platze geg 07 Mann- heim hat die Sportvereinigung ihre Poſition als Tabellen- führer bedeutend geſtärkt und wenn kein Rückſchlag kommt wird Viernheim in dieſem Jahre als Meiſter durch das Ziel gehen. Die 3. Mannſchaft gewann 4:2 Die 1. Jugend gewann 2:0 Sonntag keine Verbandsſpiele. Samstag Abend Kirchweih Rummel im Lokal. Wochenplan der Deutſchen Jugendkraft Dienstag Abend 8 Uhr Turn ſtunde im Gaſthaus zum Eichbaum. Mittwoch Abegd 8 ½ Uhr Zuſammenkunft der erſten Mann; ſchaft und des Splielausſchuſſes im Lokal zur Hamonle. Donnetstag Abend 8 Uhr Turuſtunde im Gafthaus zum Elchhaum. Freitag nachm. 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde im Gafthaus zum Eichbaum. Abends 8 Uhr Zuſammenkunft aller Jugendkraftler im Lokal zur Harmonie. Ts wird gebeten, daß kein Jugendkreftmitglied unentſchuldig fehlt. 5 Samstag nachm. 4 Uhr Fauſtballtraining auf dem Sport⸗ platze. Es wird ferner bekannt gemacht, daß den Anordnungen des Platzmeiſter Schmitt in jeder Beziehung Folge zu leiſten iſt. Insbeſondere am Samstag Nach⸗ mittag d Fußballtraining zu unterlaſſen um dieſem die Abſtreuungsarbelten nicht zu erſchweren. Die Sportleitung. Bekauntmachung Betr: Sonntagsruhe im Handelsgewerbe. Nach§ 105 der Gewerbeordnung in der Faſſung von Art. 1 der Verordnung der Reichsregierung vom 8. Februar 1919, dürfen Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter an Sonn⸗ und Feiertagen nicht beſchäftigt werden. Nach 8 4 a der Gewerbeordnung darf deshalb an dieſen Tagen in offnen Verkaufs ſtelleu ein Gewerbebetrieb nicht ſtatt⸗ finden. Hiervon ſind für Viernheim folgende Ausnahmen zugelaſſen: e 1. Bäcker, Konditoren und Metzger dürfen an allen Sonn- und Feiertagen mit Ausnahmen der erſten Weih- nochts⸗, Oſter und Pfingſtfeiertagen von 7—9 Uhr vor⸗ mittags die Läden offen halten und verkaufen. Außerdem dürfen Metzger in dem Sommerhalbjahr und zwar in der Zeit vom 1. April bis 30. September an Sonntag Nach⸗ mittagen von 7—8 Uhr ihre Läden offenhalten und ver⸗ kaufen. 2. Friſeure und Barbiere dürfen an allen Sonn- u. Feſttagen mit Ausnahme der erſten Weihnachts-, Oſter⸗, und Pfingſtfeiertageihre Läden bis vorm. 12 Uhr offenhalten und darin arbeiten. Ein Verkauf von Waren darf in dieſer Zeit nicht ſtattfinden. 3. An den letzten 4 Sonntagen vor Weih⸗ nachten, ſowie an Kirchweihſonntagen dürfen alle Verkaufsſtellen von 11 Uhr vorm. bis 6 Uhr nachm. für den geſchäftlichen Verkehr geöffnet ein. a Weitere Ausnahmen ſind hier nicht zugelaſſen. Betreffen Straßenſperre: Während der Kirchweihtagen wird am 13., 14., 15 und 20. November 1927 die Rathaus⸗ ſtraße von der Hügelſtraße bis zur Holzſtraße für den öffentlichen Fuhrwerksverkehr geſperrs. Viernheim, den 8. November 1927. Heſſ. Polizelamt: Ludwig.