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Von dem Wunſch, über die mit dem Memorandum behandelten Pro⸗ bleme bald in mündliche Erörterungen einzutreten, iſt in dem Schreiben nichts enthalten. 1: Im polniſchen Innenminiſterium wird eine gemiſchte Rommiſſion für die Regulierung der deutſch⸗polniſchen Grenzverhältniſſe zuſammentreten. 28: Das Dekret des polniſchen Staatspräſidenten, durch das der Sejm am 28. November geſchloſſen werden wird, iſt fertiggeſtellt. Wie weiter verlautet, wird das Datum der Neuwahlen am gleichen Tage bekannt gegeben werden. 18: Der ſüdſlawiſche Außenminiſter Marinkowitſch iſt von Paris direkt nach Belgrad zurückgekehrt, ohne Rom zu beſuchen. 1: Die Zentralkontrollkommiſſion der Kommuniſtiſchen Partei hat Trotzki und Sinowjew aus der Partei und Kamenew aus dem Zentralkomitee ausgeſchloſſen. : Der ſinniſche Geſandte Dr. Holma in Berlin hat dem Reichspräſidenten von Hindenburg ſein Abberufungs⸗ ſchreiben überreicht. 25: Wie aus Mexiko gemeldet wird, wurde der frühere mexikaniſche Handelsminiſter Aleſſion VBobles unter dem Verdacht der Teilnahme an dem Attentat auf General Obregon verhaftet. 1 Die Sprache der Wahlen. ** Das einzige Land, das neben Baden ſeit dem Jahre 1919 ununterbrochen eine Regierung der Weimarer Koalition beſitzt, iſt Heſſen. Im letzten Jahre verſuchte dort die Oppoſition durch Volks⸗ befragen dieſe Regierungskoalition zu ſtürzen, doch mißlang der Verſuch. Aus den Wahlen vom letzten Sonntag ging die Regierung erneut als Sieger hervor. Dieſer Sieg klärt aber keineswegs die innerpolitiſche Lage in Heſſen. Nahezu die Hälfte der Wähler ging nicht zur Urne. So groß war die Wahlmüdigkeit und Wahl- flauheit. Dies erſcheint umſo auffallender, als von den Sozialdemokraten und Demokraten die Frage in den Wahlkampf geworfen wurde, ob Heſſen nicht zweckmäßi⸗ gerweiſe ſeine ſtaatliche Selbſtändigkeit auf⸗ geben ſolle. Rund die Hälfte aller Heſſen iſt ihr gegenüber völlig teilnahmslos. Dieſer Tatſache kommt bei den Beſtrebungen auf eine Vereinheitlichung unſerer Geſamtverwaltung und Regierung unverkennbar eine weittragende Bedeutung zu. Man weiß, daß heute ſchon einige Länder geneigt find, ihre Eigenſtaatlichkeit aufzugeben und Reichsland z werden. Auf Grund des beſtehenden Reichsrechts iſt dies aber nicht möglich, da die Reichsverfaſſung in dieſer Hinſicht eine Lücke aufweiſt. Dieſe auszufüllen iſt eine vordringliche Aufgabe, von Reichsregierung und Reichstag. Ob der gegenwärtige Reichstag ſie noch in Angriff nehmen wird, muß allerdings dahingeſtellt blefben. In Heſſen hat die ſozialdemokratiſche Par⸗ tei einen namhaften Rückgang an Stimmen und den Ver⸗ luſt von zwei Mandaten auf Koſten der Kommuni⸗ ſten zu verzeichnen, die beſonders in den radikalen Be⸗ zirken Offenbach und Mainz vordringen konnten. Dagegen haben die Sozialdemokraten in Bremen, Roſtock, arnemünde und Danzig tauſende von Stimmen gewonnen. Beſonders ſchlecht haben überall die Deutſchna⸗ tionalen abdeſchnitten. Im Danziger Volkstag ver⸗ oren ſie acht kandate, in den mecklenburgiſchen Städte Roſtock, Wa münde und Güſtrow ſind ſie zur völ⸗ ligen Bedeutungsloſigkeit verurteilt, in Heſ⸗ ſen büßten ſie von ſechs Mandaten gerade die Hälfte ein und bei den Bremer Bürgerſchaftswahlen erhielten ſie im rein mit der Deutſchen Volkspartei eine ſolche Schlappe, daß die Sozialdemokraten und Kommuniſten zuſammen die Hälfte aller Mandate der neuen Bürgerſchaft einnehmen. Eine beſondere Würdigung verdient das Schickſal der liberalen Parteien, der deutſchen Demokraten und der deutſchen Volksparteiler in den letzten Sonntagswah⸗ len. Beide Parteien litten in der Regel durch Sonder⸗ liten der Hausbeſitzer, der Bodenreformer, der Volks⸗ rechtler und der Aufwertungsparteien, um von anderen Splitterparteien zu schweigen. Ihre eigene Uneinigkeit in Danzig führte dazu, daß ſich hier nicht weniger als drei liberale Parteien im Wahlkampf gegenüberſtanden. . 15 allen Parteigezänks und inneren Haders haben ſich die Kommuniſten bei den letzten Wahlen nicht nur gehalten, ſondern teilweiſe auch beträchtlich an Stimmen gewonnen. Das iſt die unerfreu⸗ ichs Erſchemung biefer Wahlergeontſſe. Wohl ge⸗ lang es in Danzig, ihnen drei Mandate abzunehmen und ſie auch in den mecklenburgiſchen Gemeinden drängen. Aber in Bremen konnten ſie über 3000 Stim⸗ men und ein Mandat und in Heſſen ſogar über 6500 ö Stimmen und zwei Mandate erobern. Als abſchließendes Ergebnis läßt ſich alſo ein weite res Anhalten des Zuges nach links feſtſtellen, der ſich hauptſächlich bei den Sozialdemokraten ziem⸗ lich gleichmäßig auswirkt. Bei den Kommuniſten iſt die Entwicklung eine recht uneinheitliche, da ſie teils erhebliche Gewinne buchen können, andererſeits, wie in Mecklenburg und Danzig, Rückſchläge zu verzeichnen haben. Während das Zahlenverhältnis der bürgerlichen Parteien unter ſich in Bremen, wo eine Einheitsliſte zwiſchen Deutſch⸗ nationalen, Deutſche Volkspartei, Völkiſchen und Wirt⸗ ſchaftlern beſtand, nicht klar zum Ausdruck kommt, zeigt ſich in Heſſen bei prozentualer Verrechnung der Stim⸗ men ein beſſeres Abſchneiden der Deutſchen Volkspartei als der Deutſchnationalen. Selbſtrerſtändlich wud dieſen Wahlergebniſſen in Berlin die größte Aufmerkſamkeit geſchenkt. An zahlreichen politiſchen Kombinationen fehlt es nicht. Von keiner Seite wird aber daraus gefolgert, daß die Stunde des gegenwärtigen Reichstages und der herrſchenden Regierungskoalition geſchlagen hat und 0 Neuwahlen tunlichſt umgehend auszuſchreiben ud. Frankreichs Einkreiſungspolitik. e Die zielbewußte Einkreiſungspolitik, die von den Engländern vor dem Weltkriege ſeit dem Jahre 1904 konſeguent gegenüber dem deutſchen Reiche getrieben wurde, wird jetzt in anderer Form von Frankreich wei⸗ terverſolgt. Schon der Vertrag von Verſailles hat das deutſche Reich mit einem Ring von Puffer⸗ ſtaaten umgeben, der ſich zwiſchen uns und den großen! Mächte des Oſtens und Weſtens liegt. f. Sie genügte indeſſen Frankreich, nicht. Seine führenden Staatsmänner bauten die Sicherheit Frank⸗ reichs, wie ſie zu ſagen pflegen, aus, indem ſie mit einem dieſer Pufferſtaaten nach dem anderen beſondere Freundſchafts⸗ und Schieds verträge abſchloſ⸗ ſen. Derartige Verträge beſtehen mit Belgien, Po⸗ len, der Tſchechoſlowakei, en u Rumänien. Dem Namen nach handelt es ſich hier⸗ bei, wie geſagt, um Freundſchafts- und Schiedsverträge. N In Tat und Wahrheit aber gehen dieſe Ver⸗ träge weit über das hinaus, was gewöhnliche Schieds⸗ abkommen, wie ſie z. B. die Schweiz mit zahlreichen Staaten abgeſchloſſen hat, vorſehen. Die Vertragspartner kommen nicht nur überein, alle zwiſchen ihnen auftauchen⸗ den Konflikte auf diplomatiſchem Wege zu regeln und, wenn dies nicht gelingen ſollte, ſich einem Schieds⸗ gerichtsverfahren zu unterwerfen, ſie verpflichten ſich auch, jeden Verſuch einer Aenderung der gegenwärtigen politiſchen Lage gemeinſam zu bekämpfen und über die in einem ſolchen Falle zu unternehmenden Ak tionen eine Verſtändigung anzuſtreben. Auch wenn, wie verſichert wird, dieſen Verträgen keine Militärkonventionen angeſchloſſen ſind, ſo liegt es doch auf der Hand, daß man es hier mit Sonder⸗ bündniſſen zu tun hat, die zwar äußerlich in das Syſtem des Völkerbundes eingereiht werden, inner⸗ lich aber ſeinem Weſen und ſeinem Geiſte durchaus wi— derſprechen. Weil es dem Völkerbund nicht gelungen iſt, ein univerſelles Garantie und Sicherheitsſyſtem zu ſchaffen, wie es das Genfer Protokoll anſtrebte, greifen einzelne Staaten, allen voran Frankreich, zum Mittel der Sicherung durch Einzelverträge, denen, trotz ihres defenſiven Charakters, eine Spitze gegen einen dritten Staat innewohnt. f Es wäre reine Vogelſtrauß⸗Politik, wenn man ſich dieſer Erkenntnis verſchließen wollte. Die hohe franzö⸗ ſiſche Politik befindet ſich aber gegenwärtig in einer un⸗ gleich ſchwierigen Lage, als die engliſche Einkrei⸗ ſungspolitik vor dem Weltkriege. Damals gab es in Europa nur ein Land, das im Herzen unſeres Feſt⸗ landes liegende Deutſche Reich, das von ſeinen Gegnern diplomatiſch und politiſch umfaßt wurde. Die Einkrei— ſungspolitik der Franzoſen richtet ſich aber gegen zwei Pole, gegen Berlin und gegen Rom. Durch die Locarnopolitik iſt der nördliche Pol etwas in den Hin⸗ tergrund getreten, die letzten Völkerbundsverhandlungen in Genf verrieten aber jedem, der aufmerkſam hin- horchte, daß die franzöſiſchen Beſtrebungen nach einem Oſtlocarno weitergehen und die be⸗ ſtehenden Sonderbündniſſe Frankreichs mit Polen und der Tſchechoſlowakei von den verantwortlichen franzöſiſchen Staatsmännern nicht als ausreichend an⸗ erkannt werden. Die Völkerbundsbeſchlüſſe der letzten Sep⸗ tembertagung, auf die wir an dieſer Stelle wiederholt mit großer Sorge hinwieſen, werden ſich auswirken. Der franzöſiſch⸗jiuaoſlawiſche. Friedens⸗ Viernheimer Volksblatt (Viernheimer Nachrichten) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 28 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtuſter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vorm. s Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Ge⸗ ſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands und des Auslands⸗ Amtsblatt der Heſſ. Bürgermeiſterei u. Polizeiamt Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden. zurückzu⸗ Südſlawien und no Urrun ohe d g ichret lich unvertenn⸗ bar gegen Italien. Frankreichs führende Diploma⸗ ten griffen zur alten Zangenſtrategie und faßten die appenniniſche Halbinſel von zwei Seiten an. Ein Blich auf die Karte Europas zeigt, daß der Zangenanſatz ſich unmittelbar gegen das wirtſchaftliche Herz Ita⸗ liens richtet, gegen Piemont, Lombardei und Venetien. Den Beſchwichtigungsaktionen der Franzoſen auf die ungeheure Erregung, die dieſer Vortrag in Italien aus⸗ löſte, iſt wenig Bedeutung beizumeſſen. Wichtiger will uns ſcheinen, daß auf Grund einer geheimen Mili⸗ kärkonvention Südflawien ſeine militäriſchen Vor⸗ bereitungen möglichſt bald zum Abſchluß bringen ſoll, um jeder Eventualität gerüſtet entgegentreten zu können. Frankreich hat Südſlawien einen faſt unbe⸗ ſchränkten Rüſtungskredit eingeräumt. Im Bau befindliche militäriſche Werkſtätten ſind ebenſo wie Muni⸗ tionsfabriken, Arſenale, Flugzeuganlagen und ähnliche Rü⸗ ſtungsſtätten von franzöſiſchen Kriegsinduſtrie-Firmen zur Fe tigſtellung und Inbetriebnahme übernommen worden. Man ſpricht ferner von einer ſüdſlawiſchen Beſtellung auf U⸗Boote und dem Ausbau der Bucht von Cattaro zur U⸗Boot⸗Station. Südſlawiens Rüſtung ſoll bis Mitte des nächſten Jahres bereits auf einen Stand gebracht ſein, der es dem L„ Italien ein Paroll u bieten. 5 Wurde dieſes geheime militariſche Abkommen auch in Abrede geſtellt, ſo weiß doch Italien, daß Jugoſlawien nicht mehr allein daſteht, ſondern mit Frank⸗ reich verbündet iſt. Die Entwicklung, die zu dieſer Lage führte, iſt außerordentlich bedenklich und ge⸗ fährlich. Der Genfer Völkerbund iſt daran aber nicht unſchuldig. Er hat in verhängnisvoller Weiſe der Politik der Sonderabkommen und Sonderbündniſſe Vorſchub geleiſtet, da er davor zurückſchreckte, auf⸗ zuuchende Konflikte zwiſchen größeren Staaten und Großmächten vor ſeinem Forum zur Sprache und zu ſeiner Löſung zu bringen. Schon im Frühjahre dieſes Jahres, wenn nicht ſchon im letzten Jahre, hätte ſich der Völkerbund mit den italieniſch-jugoſlawiſchen Zwi⸗ ſchenfällen befaſſen müſſen. Er wich aber ihrer Behand⸗ lung aus. Die Folge davon iſt, daß jetzt die Adria zu einem der gefährlichſten Brandherde in Euro- pa geworden iſt. Herzlicher Empfang in Wien. Die Kanzler feiern die deutſch⸗öſterreichiſche Freundſchaft. 2 Wjen, 15. November. Bei den vom Bundeskanzler Dr. Seipel zu Ehren der deutſchen Gäſte gegebenen Feſteſſen brachte Dr. Seipel folgenden Trinkſpruch aus:„Wir freuen uns von Herzen, Sie wieder in unſerer Mitte zu ſehen. Wir hoffen, daß es uns gelingen möge, Sie in dieſen Tagen ein wenig füh⸗ len zu laſſen, wie groß die freundſchaftliche Hoch- ſchätzung iſt, die Oeſterreich nicht bloß den politiſchen Führern des großen Deutſchen Reiches, ſondern wie es ins⸗ beſondere ſie den beiden deutſchen Männern, die heute unſere Gäſte ſind, entgegenbringt. In dieſer Stunde denke ich zurück an jenen Sommertag 1922, da ich zum erſtenmal als Bundeskanzler zu Deutſchlands Reichsregierung nach Berlin kam. Das Wegſtück, das unſer Volk in Deulſch⸗ land und Oeſterreich in dieſen Jahren zurückgelegt hat, war voll von Widrigkeiten und Mühen ohne Zahl, Aber es war ein Weg nach aufwärts. Heute, Freunde, wenden wir unſere Augen dorthin, wo der, der noch Verantwortung für viele trägt, ſtets hinzublicken hat, nach vorwärts in die Zukunft. Sittliche Werte müſſen wieder das Ziel der und der Inhalt aller Politik werden, nicht bloß ein gefälliges Mänteſchen ſein. Solange nicht die Rückſicht auf das Ganze und das Vertrauen in den Nach⸗ bar die Grundlagen der europäiſchen Poli⸗ tik ſind, gibt es keinen geſicherten Frieden, keine Abrüſtung, keine wirtſchaftliche Erholung, keinen wahren Fortſchritt der Kuſtur in Europa. Ich denke, daß wir dieſen Wahrheiten raſcher zur allgemeinen Anerkennung verhelfen können, wenn wir, die wir heute die vpolitiſchen Führer des deutſchen Volkes in Deutſchland und Oeſter⸗ reich ſind, immer wieder ein ganz ſtarkes, ganz vor be⸗ haltloſes Bekenntnis zu dieſer Politik des prak⸗ tiſchen Idealismus ablegen. Wer iſt berufener, wer ge⸗ eigneter, Führer zu ſein in dieſem Kreuzzug, als Sie, meine lieben Gäſte, die Sie gemeinſam mit den hervor⸗ ragenden Männern der anderen Völker in London und Locarno die Saat der Verſöhnung ausgeſtreut haben. Daß dieſe Saat bald zur Frucht reifen, daß wir in naher Zu⸗ kunft das große Erntefeſt des wirklichen euro⸗ päiſchen Friedens feiern mögen, das iſt unſer innig⸗ ster Wunſch.“ f Neichs kanzlee Dr. Marr 3 erwiderte:„Es war für uns aus dem Reich eine große, nufrichtige Freude, uns wieder in Wien zu wiſſen. Wie Sie, hochverehrter Herr Bundeskanzler, mit vollem Recht ſoeben ausführten, brachte die verfloſſene Zeit Jahre woll ſchwerer Sorgen, unabläſſige Arbeit für unſere Staaten. Aber auch darin, ſehr verehrter Herr Bundeskanzler, ſtimme ich vollkommen mit Ihnen über⸗ riſt, daß dieſe Jahre uns trotz allem, was auf uns laſtet, aufwärts und vorwärts geführt haben. Es iſt nicht der Ort, dem im einzelnen nachzugehen, aber wir fühlen, daß beide Staaten ſich Schritt für Schritt vom Abgrund entfernen und daß ſichere Grund⸗ lagen gelegt ſind zur Wiederaufrichtung im In⸗ nern, zur Wiedererſtarkung nach Außen. Vie⸗ les hat ſich in dieſer, im Wirbel der Ereigniſſe uns unend⸗ lich lang erſcheinenden Zeit geändert. Manche Fortſchritte find ſchneller erzielt, als wir zu hoffen wagten, manches Ziel, das leichter zu erreichen ſchien, iſt noch immer in weite Ferne gerückt. Aber eine Empfindung iſt geblieben, die auch in dem Unterton Ihrer Worte gipfelt, die Zunei⸗ gung und das Verſtehen zu Ihnen und uns, zwi⸗ ſchen Oeſterceich und Deut! and. Zwiſchen unſeren SHer⸗ zen, unſerer Freundſchaft gibt es keinen Trennungsſtrich Wie könnte es auch anders ſein. Gemeinſam iſt unſere Sprache, gemeinſam iſt unſere Kultur, gemeinjam much der bhensweg, den wir zu wandeln haben. So find wir zu Ihnen gekommen als treuer Freund zum treuen Freund. Wir haben manches gemeinſam zu tegein, manche Fragen zu klären, auch manche Schwie⸗ rigkeiten aus dem Wege zu räumen, aber das, was wir bei unſerem erſten Beſuche wollten, gilt auch für unfer diesmaliges Hierſein. Wir wollen die Freundſchaft auch äußerlich betonen und ſie durch unſer Wiederſehen kräf⸗ tigen und vertiefen. die öſterreichiſch⸗deutſche Freundichaft.“ Oeſterreichiſche Ehrenzeichen für die Gäſte. Der Bundespräſident Dr. Ha! niſch hat dem Reichs⸗ kanzler Dr. Marx und dem deutſchen Geſandten in Wien, Graf Lerchenfeld, das große goldene Ehrenzeichen am * Bande, Staatsſekretär Dr. Pünder das große Ehren⸗ d zeichen am Bande, Miniſterialdirektor Dr. Zechlin das große Ehrenzeichen mit dem Stern und Regierungsrat Walter, Legationsrat Nedlhammer und Konſul Bernhard das große ſilberne Ehrenzeichen für Ver⸗ dienſte um die Republik Oeſterreich verliehen. Dr. Stre⸗ lemann hatte das goldene Ehrenzeichen bereits frü⸗ her erhalten. Dienstag feierten Dr. Marx und Dr. Streſemar im Kloſter Neuburg den Tag des heiligen Leopold Ait.“ Daran ſchloß ſich eine Fahrt durch den Wiener Wald. Nachmittags fand ein Empfang der deutſchen Kolonie in der deutſchen Geſandtſchaft ſtatt. Abends war Galavorſtellung in der Staatsoper, woran ſich ein intimes Diner anſchloß. — 1 sorgt für das Wohlbe- finden der ganzen Fa- mille und bringt nurſ nahrhafte und wohlbe- 32 kömmliche Spelsen auf Wes den fisch, bei denen ? 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Ihre Lippen waren rot gefärbt und im Munde hatte ſie eine ſchwarze Lücke. Die Vorderzähne waren ihr ausgeriſſen. Sie ſchickte die vierzig Frank nach Montfermeil. Es war eine Liſt Thenardiers geweſen, um Geld zu erhalten. Coſette war nicht krank. Den Spiegel warf Fantine aus dem Fenſter. Lange ſchon hatte ſie ihr Stübchen mit einem anderen unter dem Dache vertauſcht, einem von denen, in welchen man nach der einen Seite nicht weit hingehen kann, ohne ſich den Kopf zu ſtoßen. Die Scham hatte ſie verloren; ſie verlor auch die Luſt, zu gefallen. Eines Tages entwickelte ſich zwiſchen ihr und einem Manne ein Streit, der in eine Schlägerei ausartete. Eine Menge Schauluſtiger bildete ſich um die Streitenden. Mit einemmal trat ein hochgewachſener Mann aus der Menge, packte das Frauenzimmer und ſagte barſch: „Folge mir!“ Fantine ſah auf. Ihre Augen waren gläſern, ſie Durde totenbleich und zitterte angſtvoll an allen Gliedern. Sie hatte den Inſpektor Javert erkannt. Im Polizeibureau, einem niedrigen Zimmer mit einem Ofen, einer Schildwache und einer vergitterten Glastür nach der Straße zu, machte Javert die Tür auf, trat mit Fantine ein und ſchloß die Tür hinter ſich. Javert ſetzte ſich, nahm ein Blatt Stempelpapier aus der Taſche und fing an, zu ſchreiben. Als er zu Ende gekommen war, unterzeichnete er ſeinen Namen, brach das Papier zuſammen, übergab es dem Unteroffizier der Wache und ſagte:„Nehmen Sie drei Mann und bringen Sie das Mädchen da in das Gefäng⸗ nis.“ Gegen Fantine ſetzte er hinzu:„Sechs Monate Haſt du.“ Die Unglückliche zuckte und rief:„Sechs Monate Ge⸗ rignis! Was ſoll aus Coſette werden? Mein Kind! 2. Und ſo erhebe ich mein Glas auf Reichstagsplenarſizung am 22. Novemben Keine Verſchiebung der Wiederaufnahme. f Berlin, 15. November. Der Se ne des Reichstages war Dienstagmittag zu einer Sitzung zuſammenberufen worden, weil der Ab⸗ geordnete Graf Weſt a rp(Du.) angeregt hatte, den für den 22. No pember in Ausſicht genommenen Wie⸗ der beginn der Plenarfitzungen mit Rückſicht auf noch laufende Ausſchußarbeiten zu verſchieben. In Aelteſtenrat erhoben jedoch die Sozialdemokraten gegen dieſe Anregung Widerſpruch, auch Reichstags⸗ präſident Loebe machte Bedenken dagegen geltend, daß immer von neuem wieder vertagt werde. Infolgedeſſen og Graf Weſtarp ſeine Anregung zurück. Um jedoch den usſchüſſen auch während der Plenarſitzungen Zeit genug zu laſſen, beſchloß der Aelteſtenrat, das Plenum immer erſt um 4 Uhr nachmittags beginnen zu laſſen. Nur am 22. November ſoll es bei der Zeit von 3 Uhr nachmittags belaſſen werden. Am 22. November bil⸗ det den wichtigſten Verhandlungsgegenſtand der deut ſch⸗ franzöſiſche Handelsvertrag. An den fol⸗ genden Tagen wird zunächſt die Beamtendiſzipli⸗ narorbnung und ſodann das Rentnerſchutzgeſetz behandelt werden. Reichstagsausſchuß für Wohnungsweſen. Heftige Debatten.— Vertagung. Berlin, 15. November. Im Reichstagsausſchuß für Wohnungsweſen bean⸗ tragten am Dienstag die Sozialdemokraten und die Kom⸗ muniſten Ausſetzung der Verhandlungen bis Donnerstag, um das bei den Ländernerwaltungen vorliegende Material bezüglich Lockerung der Zwangswirtſchaft her⸗ beizuſchaffen. Der Vertagungsantrag wurde mit 19 gegen 12 Stimmen abgelehnt. Auf Antrag der Sozialdemo⸗ kraten beſchloß der Ausſchuß aber, eine Pauſe eintreten zu laſſen. Nach Wiedereröffnung der Sitzung ſetzte eine heftige Geſchäftsordnungsde batte ein, in der die Sozialdemokraten Einſpruch dagegen erhoben, daß ihrem Verlangen nach Vertagung nicht entsprochen worden ſei. Dieſes Vorgehen der Mehrheit widerſprach allen parlamentariſchen Gepflogenheiten. Die Vertreter der Regierungsparteien wieſen den Vorwurf zurück, daß ſie ie Minderheit des Ausſchuſſes vergewaltigen wollten. Man einigte ſich ſchließlich auf die Vertagung bis Donnerstag, um den Vertreter der Länderregierun⸗ gen Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Reform der Miniſterialzulagen. Aus dem Haushaltsausſchuß des Reichstages. Berlin, 15. November. Der Haushaltsausſchuß des Reichstages ſetzte Diens⸗ tag die Beratung der Beſoldungsvorlage mit einer Aus⸗ ſprache über die Miniſterialzulage fort. Für die Sozialdemokraten erklärte Abgeortner Steinkop f, daß ſeine Partei die preußiſche Regelung der Frage der Mi⸗ niſterialzulagen nicht mitmachen könne. Von der Regie⸗ rung wurde feſtgeſtellt, daß eine Miniſterialzulage nur in, den ſogenannten oberſten Reichsbehörden, d. h. in den Miniſterien und den ihnen gleichſtehenden Behörden ge⸗ währt werde. Bei der Reichsſchuldenverwaltung gäbe es keine Miniſterialzulage. Der Regierungsvertreter machte dann zahlenmäßige Angaben über die Höhe der Zu⸗ lagen in den einzelnen Gruppen. In der weiteren Aus— ſprache kam bei allen Parteien der Wunſch nach einer Reform der Miniſterialzulagen zum Aus⸗ druck. Nach Beendigung dieſer Ausſprache ſetzte der Aus⸗ ſchuß die Beratung der Beſoldungsgruppe x fort. Die Beratung wurde jedoch nicht zu Ende geführt; ſie wird am nächſten Montag fortgeſetzt werden. Die litauiſchen Wilna⸗Proteſte. Einſetzung eines Anterſuchungskomitees. N 5 London, 15. November. Wie der diplomatiſche Korreſpondent des Dalln Tele- — Mein Kind! Herr Inſpektor, wiſſen Sie, ich bin Thenar⸗ diers über hundert Frank ſchuldig.“ Sie rutſchte auf den Knien, mit gefaltet emporgehobe⸗ nen Händen, auf dem Fußboden hin, der von naſſen Stiefeln vieler Männer beſchmutzt war, und jammerte: „Herr Javert, Gnade! Gnade! Ich beteuere, daß ich keine Schuld gehabt habe. Wenn Sie beim Anfange zu⸗ gegen geweſen wären, würden Sie alles geſehen haben. Ich ſchwöre es Ihnen bei Gott, dem Allmächtigen, daß ich keine Schuld habe. Schicken Sie mich nicht in das Ge⸗ e E Stb Giee 55 5 Sie rutſchte auf den Knien mit gefaltet emporgehobenen Händen. fängnis! Denken Sie ſich, wenn man meine Kleine aus dem Hauſe ſtieße, mitten im Winter, was auch aus ihr werden möchte!“ So ſprach ſie, niedergebeugt, gebrochen, vom Schluchzen geſchüttelt, durch die Tränen geblendet, die Hände ringend. „Genug!“ ſagte Javert.„Ich habe dich angehört. Haſt du nun alles heraus? Marſch nun! Sechs Monate haſt du!“ Javert wendete ihr den Rücken zu. Seit einigen Minuten war ein Mann eingetreten, ohne daß man ihn beobachtete. Als die Soldaten die Unglückliche, die nicht aufſtehen wollte, anfaßten, trat er aus dem Schatten vor und ſagte: ah berichrer, land zwischen ven Wroß ten mformatoriſcher Meinungsaustauſch darüber ſta wie 115 Manchen Minde über di f lechte Behan ung der litauiſchen Minderheiten in Wikna⸗ Bezirk am zwech⸗ mäßigſten behandelt werden können. Zwiſchen den Mach len ſei nunmehr Uebereinſtimmung erreicht worden, daß der Proteſt der Kownoer Regierung bei dem Völker⸗ bundsrat mit der Einſetzung eines dreigltedri⸗ gen Komitees beantwortet werden 9 15 das eine ein- 1. ſich auf mehrere Monate erſtreckende Anter⸗ uchung durchführen wird. Dieſem Komſtee ſollen Staa. ten angehören, die weder mit Polen noch mit Litauen irgendwelche Meinungsverſchedenheiten haben. 2 55 Trotzki und Sinowjew ausgeſchloſſen. Beſchluß des Zentralkomitees und der Zentralkommiſſion. Kowno, 15. November. ö In einer Sonderſitzung hat das Zentralkomitee und die Zentralkommiſſion der Kommuniſtiſchen Partei in Molau endgültig beſchloſſen, die Oppoſitionsfüh⸗ rer Trotzki und Sinowjew aus der Partei auszu⸗ ſchließen. Ferner wurden Kamenew, Rakowſli, Smilga, Ewbekinow und Awdew ihre Poſten im Zentralkomitee, ſowie weite en ſechs Perſonen ihre Stellungen im Kon⸗ trollausſchuß entzogen. Sämtliche waren der Propaganda, die auf die Zerſtörung der Diktatur des Pro⸗ letariats gerichtet war, beſchuldigt. Damit iſt alſo der ſchon lange erwartete Schlag der Partei gegen die Oppoſition noch vor Beginn des im Dezember ſtattfindenden Parteikongreßtages er⸗ folgt. Das Zentralkomitee und die Zentralkommiſſion werden bei Faſſung des Beſchluſſes von dem Gedanken ge⸗ leitet worden ſein, die immer ſtärker werdende Oppoſition auf dem Kongreß nicht mehr zu Worte kommen zu laſſen. gegen Trotzki wegen parteifeindlicher und anti⸗ ſowjeliſtiſcher Tätigkeit ſtrafrechtliche Verfolgung einge⸗ leitet wird, wird von dem Beſchluſſe des Parteikongreſſes anhängen. — 22 25 Manoilescu freigeſprochen. Bratianus Diktaturgeſetz angenommen. & Bulkareſt, 15. November. Im Prozeß Manoilescu wurde das Arteil geſpro⸗ chen. Es lautete mit drei gegen zwei Stimmen des Ge⸗ richtshofes auf den Freiſpruch des Angeklagten. Ma⸗ noilescu wurde ſofort auf freien Fuß geſetzt. Bei der Verleſung des Urteils wurden ihm außerordentlich le b⸗ hafte Ovationen bereitet, die ſich auch auf der Straße fortſetzten. Die Kammer hat das Staatsſchutzgeſetz mit 107 gegen eine Stimme bei einer Geſamtzahl von etwa 300 Kammermandaten angenommen. Vorher hatte naitonale Bauernpartei den Sitzungsſaal verlaſſen, nach⸗ dem der Parteivorſitzende Man iu eine Erklärung ab⸗ gegeben hatte. In dieſer beſtritt er die Berechti⸗ Jung der Regierung, ein ſolches Geſetz zu ſchaffen. Das Geſetz iſt auch vom Senat angenommen worden und wird unverzüglich in Kraft treten. Wachſende Beunruhigung in Italien. „Hoch Frankreich, (Laibach und anderen Städten dum Ausdruck gekommen ſeien. „Einen Augenblick!“ Zum franzöſiſch⸗jugoſlawiſchen Vertrag. Nom, 15. November. „Die Beunruhigung, die der Abſchluß des fran⸗ zöſiſch⸗-jugoſlawiſchen Abkommens in Italien 5 rufen hat, dauert an, trotz aller offiziellen Beruhi⸗ gung. I. Weſentlich beſtärkt durch Kommentare der jugy˖⸗ llawiſchen Preſſe, die nach italieniſcher Auffaſſung 12 25 klar den agreſſiven Charakter des Vertrages durchblicken laſſen und jugoflawiſche Hoffnungen enthül⸗ len, wie ſie durch die Demonſtrationen mit dem Rufe: nieder mit Italien“ in Nach einer italieniſchen ürdiaung der juagoſla⸗ 8 MD enn eee 5 Javert ſah auf und erkannte Herrn Madeleine. Er nahm ſeinen Hut ab, grüßte ärgerlich und linkiſch und begann: Ich bitte um Entſchuldigung, Herr Bürgermeiſter.“ Dieſe Worte:„Herr Bürgermeiſter“ machten auf Fantine einen ſeltſamen Eindruck. Sie richtete ſich plötzlich von dem Boden auf wit ein Geſpenſt, das aus der Erde ſteigt, ſtieß die Soldaten mit beiden Armen zurück, ging gerade auf Herrn Madeleine zu, ehe man ſie zurückhalten konnte, ſah ihm ſtarr und verſtört in das Geſicht und rief: „Ah, du biſt der Herr Bürgermeiſter?“ Dann lachte ſie laut auf und ſpuckte ihm ins Geſicht. Madeleine wiſchte ſich ab und ſagte: „Laſſen Sie das Frauenzimmer Javert.“ Javert glaubte, den Verſtand verlieren zu müſſen. Nicht minder mächtig aber wirkten die Worte auch auf Fantine. „Frei! Frei ſoll man mich laſſen? Wer hat das geſagt? Mein guter Herr Javert, ſagen Sie, daß man mich freilaſſen ſolle? Ja, Sie waren es; ich wußte es ja. Dieſer Unmenſch von Bürgermeiſter iſt ſchuld an allem. Denken Sie ſich, Herr Javert, er hat mich entlaſſen. Iſt das nicht ein Greuel und eine Schande? Ein armes Mädchen fortzuſchicken, das ſeine Arbeit ordentlich tut und ehrlich durchkommen will! Darauf verdiente ich nicht genug und das Unglück kam.“ Herr Madeleine hörte ſie mit großer Aufmerkſam⸗ keit an. Sie weinte nicht mehr, ging nach der Tür hin, nickte den Soldaten zu und ſagte: „Der Herr Inſpektor läßt mich frei und ich gehe.“ Javert hatte bis zu dieſem Augenblicke mit niederge⸗ ſchlagenen Augen unbeweglich dageſtanden. Bei dem Türklinken erwachte er gleichſam und richtete den Kopf empor mit einem Ausdrucke ſouveräner Autorität. „Unteroffizier!“ rief er,„ſehen Sie nicht, daß das Frauenzimmer fortgeht? Wer hat ſie gehen heißen?“ „Ich!“ antwortete der Bürgermeiſter. Fantine zitterte, als ſie die Stimme Javerts hörte, und ließ die Hand von der Türklinke los wie ein Dieb von einem geſtohlenen Gegenſtande. Bei dem Worte Madeleines drehte ſie ſich um und von die ſem Augenblicke an wanderte ihr Auge, ohne daß ſie ein Wort zu ſprechen wagte, abwechſelnd zwiſchen Madeleine und Javert hin und her, je nachdem dieſer oder jener ſprach.(Fortſetz. f.). frei, Inſpektor der Geſandte ſorgfältig vermeide. wird die Arbeit ſofort überall wiedez aufgenommen opfern. eie iraueniſche Jeuung zu dem fiziellen Auffaſſung und nach der len Meinung über den franzöſiſch⸗ſugoſlawiſchen rtrag, müßte man dieſen ohne jede Eienſchränkung uniitartenfſch und antifaſchiſt iſch und direkt nuf den Krieg gerichtet beurteilen. Die von eini⸗ gen engliſchen Blättern gebrachte Berſion, das franzö⸗ arge dc Abkommen richte ſich auch gegen Deutſch⸗ nd, weil Frankreich und Jugoslawien dieſelben Intereſ⸗ ſen daran hätten, den Anſchluß Oeſterreichs an Deutſch⸗ land zu verhindern, findet in der italieniſchen noch keinen Widerhall. 1 nale Italia“ ſtellt der Behauptung jugoflawiſcher Blät⸗ ter, der Vertrag bedeute eine Niederlage der italieniſchen Politik, die Behauptung entgegen, daß die Anregung, Ita⸗ lien für den Beitritt zum franzöſiſch⸗zugoſlawiſchen Ab. kommen zu gewinnen, von dem franzöſiſchen Botſchafter Besnard ausgegangen ſei, aber von Italien von vorn⸗ herein abgelehnt wurde, weil Italien genügend gu⸗ ten Willen gezeigt habe, ſich mit Jugoſlawien zu verſtändigen. — 2— Einigungsbeſtrebungen in der Kuomintan. Einnahme von Hankau. London, 15. November. Wie aus Hongtong gemeldet wird, ſind die beiden führenden Männer von Kanton, General Li und Miniſter Wang, nach Schanghai gereiſt, um mit der Nanking⸗ regierung an der Wiederherſtellung der Einig⸗ keit in der zerſplitterten Kuomingtan⸗Bewegung zuſam⸗ menzuarbeiten. Hankau iſt nach heftigem Kampf von den Nan⸗ Bei der Einnahme der king⸗Truppen beſetzt worden. Stadt ſind gegen 2000 Soldaten des nach Japan ge⸗ flüchteten Generals Tang in Gefangenſchaft ge⸗ raten. Die britiſchen Marineſoldaten hatten mehrere Zuſammenſtöße mit den flüchtenden Hankautruppen, die im Ausländerviertel zu plündern verſuchten. Die Pariſer Fälſchungsaffäre. Der ungariſche Staat Mitwiſſer? J Paris, 15. November. paris Matiagal vertritt gegenüber der Fälſchungs⸗ affäre der ungariſchen Goldrenten, in die bereits zahl⸗ reiche Perſönlichkeiten aus Paris verwik⸗ kelt ſind, die Anſicht, daß die Fälſchung im Einver⸗ nehmen mit der ungariſchen Regierung ge⸗ ſchehen ſei und zwar nicht mit der Abſicht, wie man zuerſt vermutete, um eine Reviſion des Vertrages von Trianon zu erzielen, ſondern um die Auseinanderſetzung mit den Titelsbeſitzern auf Frankreich abzuſchieben und ſich ſelbſt die vorteilhafte Goldaufwertung zu verſchaffenn. Der ungariſche Geſandte in Paris, Baron Koranty, habe bereits zugeben müſſen, daß die ungariſche Regierung ſeit mehreren Monaten von der Angelegenheit wußte und eine Miſſion nach Paris ſandte, deren Auftrag zu definieren, 2 * Aus dem In⸗ und Muslande. Beendigung des Streiks in der rechtsrheiniſchen Textilinduſtrie. Berlin. 15. November. Wie aus Barmen berichtet wird, wurde in der Geſamtſtreitigkeit über Löhne und Arbeitszeit in der rechtsrheiniſchen Textilinduſtrie nach zehnſtündiger Verhandlung der Schiedsſpruch des ſtaat⸗ lichen Schlichtungsausſchuſſes mit der Maßgabe für ver⸗ bindlich erklärt, daß die Löhne der Gummiarbeiter in einem beſonderen Abkommen geregelt werden. Nach dieſer Verbindlichkeitser klärung und den neuen Vereinbarungen „Das eiſenbewaffnete Deutſchland“. Pieberphantaſien eines franzöſiſchen Abgeordneten. O' Paris, 12. November. Der berüchtigte Deputierte Taittinger ſtellte in LUenem Blatt„National“ Erwägungen über den Waffen ſtillſtand und den Frieden an, und benutzt 1 dieſen. Anlaß zu neuer Hetze gegen Deutſchland. Taittinger ſchreibt u. a.: 0 ſein Haupt, ſondern es droht mit der Fauſt gegen uns und dieſe Fauſt iſt wie früher eiſen bewaffnet.(]) „Deutſchland erhebt nicht nur Die deutſche Abrüſtung iſt eine Komödie. die franzöſiſche Abrüſtung dagegen eine Realität() die von heute auf morgen zu einer Tragödie werden kann. N 4 Die Politiker der Linken erkauften den Frieden von ö Deutſchland durch das Nachgeben von Locarno um die KLapitulgtion von Thoiry um einige Jahre Ruhe zu er⸗ halten, ſind ſie jetzt dabei, ſchleunigſt das linke Rü e in⸗ ufer zu räumen(hoffentlich auch von Negern und Aſia⸗ ten! d. Red.) und unſere beſte Sicherheitsgarantie zu 1 Wir werden bald darauf angewieſen ſein, auf die Unterſtützung der britiſchen Flotte(h rech- nen zu müſſen, um unſere Sitze zu verteidigen und auch die zeutſche Armee um die Anverſehrtheit unſerer Grenzen zu ſichern.() Die Politiker bereiten uns heute den Frieden und morgen den Frieden der Gräber.“ * Dieſe Ausgeburten einer überhitzten Fieberphantgſie, die nicht nur ſelbſt der allergeringſten Unterlage autbehren, ſollten eigentlich keinen Raum in der deutſchen ſreſſe finden. Allein die ſtändige Wiederkehr der⸗ ger Hallunzinationen, die immer wieder auf Frankreichs ſogenannten Friedenswillen, auf ſeine gebrachten Opfer und ſeine Vertragsehrlichkeit(ſiehe die erneute Sabotage es Beſatzungsabbaus im beſetzten Gebiet) hinweiſen und andererſeits Deutſchland als ein„racheſchnaubendes Un⸗ getüm“ 1 das„bis an die Zähne bewaffnet“ nur darauf ware über ſein Schlachtopfer herfallen zu können, laſſen es gleichwohl angebracht erſcheinen, daß man 15 uch bei uns mit dieſen Ausgeburten der franzöſiſch⸗ natſonaliſtiſchen Hetze gegen Deutſchland beſchäftigt, die ein ganz gefährlich ö 5 r ſtellen. Kommentare ſind allerdings überflüſſig, da die geichen der Lüge, der Verläumdung und des gehäſſigen Anwurfs zu klar und deutlich zu erkennen ſind, als daß ſie noch beſonders bezeſchnet werden müßten. — 2— Preſſe Das gut informierte„Jour⸗ Granatfeuer belegt worden wäre. es Propagandaſyſtem dar⸗ fung. Der gleiche Anſpruch beſteht u. a. auch bei den Per⸗ Exploſionsunglück in Pittsburgh. Ein Gaſometer in die Luft geflogen.— 27 Tote und 600 Verwundete.— 5000 Perſonen obdachlos. 2 Newyork, 15. November. In Pittsburgh esplodierte mit ungeheurem Getöſe der fünf Millionen Kubilfuß Gas enthaltende Gaſometer der Pittsburgher Gasanſtalt. Nach den bisher vorliegenden Meldungen ſind der Kataſtrophe 27 Per⸗ ſonen zum Opfer gefallen. Die Zahl der Ver⸗ wundeten wird mit 600 angegeben. Die Wirkung der Exploſion war furchtbar. Die Decke des Behälters lö ſte ſich los und flog in die Luft. Der Behälter glich einem ungeheuren glühenden Ballon und verbreitete eine Rieſen⸗ hitze um ſich. Die Erde bebte, zahlloſe Fenſterſcheiben zerſprangen, Häuſerdächer und Mauern ſtürzten ein. Unter den Einwohnern brach eine Rieſenpanik aus. Alles glaubte zunächſt an ein Erdbeben. Beſonders ſchwer ge⸗ litten hat das untere Geſchäftsviertel der Stadt. Sechs Häuſerblocks gleichen einen Trümmerbau fen. Man befürchtet, daß ſich die Zahl der Toten noch erhöhen wird. Durch die Exploſion wurden in dem ganzen tiefergelegenen nördlichen Stadtteil ſo ſtarke Verwü⸗ ſtungen angerichtet, als ob der Bezirk mit ſchwerem 5 Eine Schule wurde infolge der herumfliegenden Eiſen- und Stahlſtücke buch⸗ ſtäblich bombardiert. Die Bevölkerung befindet ſich in größter Aufregung, da trotz der beruhingenden Verſicherung der Behörden noch neue Exploſionen befürch⸗ tet werden. Man ſchätzt, daß etwa 5000 Perſonen obdachlos geworden ſind. Zahlreiche Häuſerblocks be— finden ſich infolge der Erſchütterung der Exploſion in ſehr gefährlichem Zuſtande und von Zeit zu Zeit bricht eines der Häuſer in ſich zuſammen. Eiſen⸗ und Stahlſtücke, Steine und Schutt, liegen in weitem Umkreis mehr als zweieinhalb Meter hoch. Einige Straßen ſind nicht mehr zu erkennen und gleichen einer unentwirrbaren Maſſe zu⸗ ſammengefallener Mauern. Die Exploſion iſt darauf zurückzuführen, daß Arbeiler bei Vornahme von Ne⸗ paraturen unvorſichtig mit einer Lötflamme umgingen. Aus Nah und Fern. Heimlicher Ozeanflug? Berlin, 15. November. Der Dampfer„Isle De „France“ ſichlete 250 Meilen ſüdweſtlich von Hallifax ein Flugzeug, das in großer Höhe weſt⸗nordweſtwärts, alſo in Richtung Amerika, flog. Da Erkundungsflüge, ſoweit ozeanwärts allgemein nicht üblich ſind, und auch weiter nicht bekannt iſt, daß ein ſolcher Erkundungsflug von Amerika aus unternommen wird, nehmen die Newyorker Zeitungen an, daß das Flugzeug vielleicht eine heimliche Ueberquerung des Ozeans unternimmt. Untergang eines indiſchen Dampfers.— 135 Perſonen ertrunken. London, 15. Nov. Wie aus Bombay gemeldet wird, ſoll der Küſtendampfer„Tukaran“ bei einem Sturm ungefähr 100 Kilometer von Bombay geſunken ſein. 135 Perſonen ſollen ertrunken ſein. Nur ſieben Mann hätten ſich gerettet. Einſturz einer japaniſchen Kohlengrube.— 42 Arbeiter verſchüttet. Tokio, 15. Nov. Auf der japaniſchen Inſel Jeſſo iſt eine Kuhlengrube eingeſtürzt, wobei 42 Bergarbeiter verſchüttet wurden. Bisher ſind 14 Leichen geborgen wor⸗ den. Die amtliche Anterſuchung hat ergeben, daß der Einſturz vorausſichtlich als mittelbare Folge des letzten Erdho hong onzuſo ben iſt. Das Saargeblet will deutſch bleiben. Der ehemalige Präſident des Saargebietes, Präſident ens hat bei ſeiner Rückkehr nach Kanada in einer Stephens, deo frühere Pœäs ident . Jes SAD NSS feSs.„ Rede bekannt, daß die Saarbevölkerung ſich vom deut⸗ ſchen Vaterlande nicht trennen laſſen wolle. Verſorgungsheiſbehandlung nach dem Neichsverſorgungsgeſetz. 5 Die vor dem 1. 4. 1920 geltenden Geſetze über Ver⸗ ſorgung von Angehörigen der früheren deutſchen Wehr⸗ macht haben einen Rechtsanſpruch auf Heilbehandlung nie gekannt. Erſt das mit Wirkung vom 1. 4. 1920 in Kraft getretene Reichsverſorgungsgeſetz gibt allen Ange⸗ hörigen der früheren deutſchen Wehrmacht, bei denen we⸗ gen der geſundheitlichen und wirtſchaftlichen Folgen einer Dienſtbeſchädigung ein Anſpruch auf Verſorgung von der Verſorgungsbehörde(Verſorgungsamt) anerkannt wo: den iſt, auch erſtmals einen Rechtsanſpruch auf Heilbehand⸗ ſonen, die aus der jetzigen Wehrmacht ausſcheiden und wegen einer 1910 Dienſtbeſchädigung beruhenden Geſund⸗ heilsſtörung verſorgungsberechtigt ſind, ferner bei ſoſchen, die auf Grund des Kriegsperſonenſchädengeſetzes verſorgt werden. Ohne einen Rechtsanſpruch auf Verſorgungsheil⸗ 1 zu haben, erhalten u. a. auch die nach den riften des Uftorarontnaraatohea Narfaraunas herech⸗ biſche Segelflugſchule oder„S nennt der tigten Heilbehandlung im Rahmen der Vorſchriften den Reichsverſorgungsgeſetzes. f Die Heilbehandlung umfaßt: b 1. ärotliche(zahnärztliche) ambulante Behandlung, Ver⸗ ſorgung mit Arznei und anderen Heilmitteln, Zahn⸗ erſatz ſowie Heilanſtaltspflege und Hauspflege. Diese Zeilbehandlungsformen werden grundſätzlich von den Krankenkaſſen und zwar im allgemeinen im gleichen Umfang wie bei Kaſſenmitgliedern gewährt. Gewährung von Badekuren leinſchließlich Heilſtätten kuren), von Körpererſatzſtücken, orthopädiſchen und an⸗ deren Hilfsmitteln, ſowie die Lieferung von Führer⸗ hunden für Blinde. a Für die Durchführung dieſer Heilbehandlungsformen ſind nicht die Krankenkaſſen, ſondern ſtets die Verſor⸗ gungsämter bezw. die orthopädiſchen Verſorgungsſtellen zuſtändig. Grundſätzlich erhält nur derjenige Kriegsbeſchädigte eine koſtenfreie Heilbehandlung, der im Beſitze eines ſcheift⸗ lichen Ausweiſes(Rentenbeſcheides ſeines zuſtändigen Ber⸗ ſorgungsamtes) iſt, in welchem der Zuſammenhang feines Leidens mit einer Dienſtbeſchädigung von dem Verfor⸗ gungsamt vor dem Beginn der ärztlichen Behandlun uſw. anerkannt iſt. Ein Merkblatt über die Mögliche der Inanſpruchnahme von Verſorgungsheilbehandlung iſt dem Rentenbeſcheid beigegeben Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 15. November. Mit Rückſicht auf die von Weſten in mehreren Fronten heranrückenden Warmluftmaſſen, die von einem dei Island lagernden Tief nach Europa transportiert perdeen, iſt mit ſchnellem Verfall der noch über dem Feſt⸗ and lagernden Kaltluft zu rechnen. Infolgedeſſen ſteht n dex nächſten Zeit mildes Wetter in Ausſicht. Vorausſichtriche Witterung bis N Don⸗ norstag: Milder, auch im Gebirge, wolkig, zeit⸗ veiſe auffriſchende Weſtwinde und Regen. — 100 000 Fluggäſte im Jahre 1927. Nachdem die Zahl der von der Deutſchen Lufthanſa beförderten Paſſa⸗ giere bereits im Laufe der erſten neun Monate dieſes Jahres annähernd die doppelte Höhe der im Jahre 1926 erzielten erreicht hat, dürften bis zum Ende des Winter⸗ luftverkehrs insgeſamt etwa 100000 Paſſagiere im Jahre 1927 mit den Maſchinen der Lufthanſa geflogen ſein, eine Ziffer, die einen Markſtein in der Entwicklung des deut⸗ ſcchen Luftverkehrs darſtellt. Ebenſo ſind die Ergebniſſe für die beförderten Gepäck und Frachtkilogramme ſchon nach neun Monaten um das Doppelte geſtiegen. — 2. Winterausgabe 1927-28 des Reichs⸗Kursbuches. Die 2. Winterausgabe 192728 des Reichs⸗Kursbuchs wird in der Zeit vom 10. bis 13. Dezember erſcheinen. Sie enthält außer den zahlreichen wichtigen Aenderungen, die ſeit dem Inkrafttreten des Winterfahrplans in den Eiſen⸗ bahnfahrplänen in Deutſchland eingetreten ſind die neueſten Fahrpläne der Eiſenbahnen in Frankreich, Eng⸗ land, chenland, Rußland und Aegupten. Der Verkaufspreis für ein Reichs⸗Kursbuch l n. trägt wieder 6,50 Reichsmark. Beſteltungen nehmen alle Poſtanſtalten, die B 0 Spanien, tugal, Italien, Jugoſlawien, Grie⸗ mit Eiſenbahn⸗Ueberſichtskarte be⸗ hnhöſe der Deutſchen Reichsbahn ſowie auch die Sortimentsbuchhandlungen und Reiſebüros entgegen. — Warnung vor einem Schwind elunlernehmen. Schwä⸗ Segelfingſchule Pforzheim“ Flugzeugführer Joachim Müller in Pforz⸗ heim ſein betrügeriſches Unternehmen. Durch Inſerate in. Tageszeitungen bietet er ſich an, jungen Leuten die Fliegerei zu erlernen, und erweckt dabei den Glauben, die Leute würden bei ihm zum Motorflug vorgebildet. Diejenigen, die ſich bei ihm melden, müſſen vorerſt 25 Lehrbriefe zu 4,20 Mark(ie wöchentlich einen) von ihm beziehen. Daraufhin erhalten ſie Einberufung zum prak⸗ vraktiſchen Kurs. Dieſer beruht in der Haupkſache in der Anleitung zur Ausführung eines Gleitfluges von ca. 150 bis 600 Meter und in der Aus rung des beſchä⸗ digten Segelflugzeuges. Es iſt noch zu erwähnen, daß die Lehrbriefe aus einem Buche abgeſchrieben und als wertlos begutachtet worden ſind. Das ze Unterneh⸗ men beſteht nur in der Ausbeutung unerfahrener junger Leute. f — Die Zusßerunz Geſetz über die Zuckerung der Wei 31. Oktober 27 jo! f Paragraph 1. des Jahr. es 1927 wird das im Pa⸗ 1 des Geſetzes vom 7. April 1909 vor⸗ ſaß der Zuckerung auf ein Viertel der geſamten Flüſſigleit erhöht und die in dem genannten Paragraph 3 Abſah 2 vorgeſehene Zuckerungsftiſt bis zum 31. Januar 1928 verlängert. Paragraph 2. Dieſes Geſetz tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraſt. —————.— 1 3 *Die Oſterferien in Heſſen. Der Staatspräſident hat den Beginn der Oſterferlen für 1928 auf Sonntag, den 1. April, fefigeſetzt. Das neue Schulfahr beginnt mit dem 23. April 1928 Der Polizeibericht meldet: 3 Diebſtähle, darunter! Koffer auf dem Marktplatz, 1 Fall wegen Sittlichkeits⸗ vergehen, 5 Radfahrer wegen Nichtbeleuchtung ihrer Räder, 1 Mann wegen Bettelns und 2 Perſonen wegen Vergehen gegen die Meldeordnung. * Urkundenfälſchung. Die Witwe eines Rentenem⸗ pfängers in Lampertheim hat bei der Poſt 2 Monate mit ge⸗ fälſchter Quittung die Rente weiter erhoden. Als ſie nun die Oulttung bei der Polizei beglaubigen laſſen wollle, kam der Betrug heraus und die Frau wurde zur Anzeige ge⸗ bracht. 5“ Tabakverkäufe. Geſtern wurde auch in Za den⸗ burg Tabak verwogen, einige größere Partien wurden ver⸗ kauft. Mit Trinkgeld wurden bis 61 Mark je Zentner be⸗ zahlt. Sandblatt wurde zu ungefähr 50 Mark verkauft. Neuhinzutretende Abonnenten erhalten den „Viernheimer Anzeiger“ bis Ende dieſes Monats Gratis!