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Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. 36 4 16: Unter dem Vorſitz des Reichskanzlers fand in Berlin eine gemeinſame Sitzung des Reichskabinetts mit der pren⸗ ßiſchen Regierung ſtatt, in welcher die Beſoldungsreform gemeinſam beraten wurde. 1: Wie amtlich mitgeteilt wirv, ſind bei den in War⸗ 5 ſchau abgeſchloſſenen Verhandlungen zwiſchen der deutſchen Geſandtſchaft und der polniſchen Regierung die nötigen zorbedingungen geſchaffen worden, um das Inkrafttreten der polniſchen Maximalzölle während der Dauer der be⸗ vorſtehenden Wirtſchaftsverhandlungen zu verhindern. 18: Nach einer außerordentlich heftigen Debatte über den Zeitpunkt der Abrüſtungskonferenz hat die vorbereitende Abrüſtungskommiſſion beſchloſſen, die zweite Leſung des Konventionsentwurſs am 15. März 1928 vorzunehmen. 16: Der Streik der Eiſenbahnarbeiter im Saargebiet bält unvermindert au. Die Geſamtzahl der Streikenden beträgt 4000. Die Betriebe in Neunkirchen, Homburg, Saar⸗ brücken ſowie die Hauptwerkſtätten Burbach und Völtlingen liegen ſtill. Neuer Ruſſenvorſtoß in Genf. Die Schlußſitzung der Abrüſtungskommiſſion. S Genf. 3. Dezember. Die Schlußſitzung der Abrüſtungskommiſſion begann, wie erwartet, mit einer äußerſt lebhaften De⸗ batte über die Einberufung der Kommiſſion für die zweite Leſung des Konventionsent⸗ wurfes. Nach einem kurzen Bericht des Präſidenten des Sicherheitsausſchuſſes, Ben eſch, über die letzten Ver⸗ handlungsergebniſſe, in denen als Datum für den Zu⸗ Ffſammentritt des Sicherheitsausſchuſſes der 20. Februar genannt wird, brachte Litwinotw „Die Abrüſtungskommiſſion beſchließt, daß eine ſo⸗ fortige Weiterführung der Abrüſtungsarbeiten ſtattfinden ſoll, und die Abrüſtungskommiſſion zum 10. Januar 1928 einberufen werden ſoll. Die Abrüſtungskommiſſion weiſt hierbei einerſeits auf den komplizierten Charakter der Probleme hin, die jetzt vor dem Sicherheitsausſchuß aufgetaucht ſind und auf die unvermeidliche Langſamkeit mit der dieſe Ar⸗ beiten durchgeführt werden. Löſung des Abrüſtungsproblems die genü⸗ genden Garantien für die Sicherheit erfordert infolgedeſſen keineswegs weder eine Diskuf⸗ ſion, noch eine Löſung derjenigen Probleme die jetzt im Sicherheitsaus ſchuß zur Verhandlung gelangen ſollen. Aus dieſem Grunde beſchließt die Abrüſtungskommiſ⸗ ſion, daß weder die Behandlung der Abrüſtungs⸗ brobleme, noch das Datum des Zuſammentritts der Abrüſtungskommiſſion in irgend einer Weiſe von den Arbeiten des deren Reſultate abhängig gemacht werden darf.“ Andererſeits gewährt die und Sicherheits ausſchuſſes und Litwinow wies zur Begründung ſeiner Erklärung darauf hin, daß die Abrüſtungskommiſſion zum Beginn 3 ihrer Tagung ausdrücklich feſtgeſtellt hätte, der Sicherheitsausſchuß und die Abrüſtungskommiſſion würden barallel nebeneinander arbeiten. Darauf wurde bom Präfidenten Loudon die Debatte über den ſowjet⸗ luſſiſchen Antrag eröffnet, in der ſich bezeichnender Weiſe Junächſt keiner der Delegierten zum Wort meldete. Nach einiger Zeit ergriff ſodann Graf Bernſtorff das Wort und erklärte, die deutſche Delegation unter⸗ tütze den ſowiet⸗ruſſiſchen Antrag in Bezug auf das atum der Einberufung der Kommiſſion. Die deutſche Delegation habe ſtets den Standpunkt vertreten, daß der Beſchluß der Völler bundsverſammlung vom Sep⸗ tember über eine möglichſt baldige Einberufung der Abrüſtungskonferenz die Baſis der geſamten Ab⸗ küſtungsver handlungen zu bilden hätte. Er er⸗ bat ſodann eine kurze Pauſe, um einen Zuſatzantrag 5 1 dem ſowjet⸗ruſſiſchen Antrag formiert einbringen zu nnen. Beneſch ſabotiert abermals. Gegen den ruſſiſchen Antrag wandte ſich der tſche⸗ Hoflowalſſche Außenminiſter Dr. Beneſch. Er erklärte, b handele ſich hierbei nicht um eine Frage des Prin⸗ ps, ſondern lediglich um eine„praktiſche Ange ⸗ a e de Der ſowjet⸗xuſſiſche Antrag ſtehe im Ge, gensatz zu den Beſchläſſen der Völkerbundsverſammlung und werfe die geſamten, bisher eingeſchlagenen Metho⸗ der Abrüſtungsverhandlungen um. Die Diskuſ⸗ en lion wurde ſodann vom Präſidenten auf kurze Zeit un⸗ erbrochen. Viernheimer Tageblatt Montag, den 5. Dezember 1927 Die Abrüſtungsverpflichtungen der Siegerſtaaten Nach Wiedereröffnung der Sitzung ergriff Graf Bernſtorff dann abermals das Wort, um nochmals den deutſchen Standpunkt zu präziſieren. Hierbei be⸗ tonte er, daß die Abrüſtungskommiſſion nach Auf⸗ faſſung ſeiner Regierung die Aufgabe habe, alle notwen⸗ digen Vorbereitungen zu treffen, um die Einberufung der Abrüſtungskonferenz zu ermöglichen, die unter al- len Umſtänden noch im Jahre 1928 zuſammen⸗ treten müſſe. Wenn man aber jetzt die zweite Le⸗ ſung des Konventionsentwurfs abermals verſchiebe, ſo würde das bedeuten, daß auch die Einberufung der Konferenz für 1928 unmöglich würde. Graf Bernſtorff wies ſodann auf die juüriſtiſchen und morali⸗ ſchen Abrüſtungsverpflichtungen der Sieger⸗ ſtaaten gegenüber Deutſchland hin und bemerkte, daß dieſe Schuldnerſchaft von dieſen Staaten mehrfach feierlich anerkannt worden ſei. Es handle ſich in⸗ folgedeſſen augenblicklich ausſchließlich um das Prinzip des Völkerbundes, auch die Siegerſtaaten zur Abrüſtung zu veranlaſſen, wenn jedoch die Abrüſtungs⸗ kommiſſion ihre Arbeiten nicht ſo ſchnell wie möglich und zwar ohne Rückſichtnahme auf die Verhandlungen der Sicherheitskommiſſion durchführen würde, dann auch die Beſchlüſſe der Völkerbundsverſammlung über die Einberufung der Abrüſtungskonferenz nicht erfüllt wer⸗ den können. In der ſich an die Rede des Grafen Bernſtorff an⸗ ſchließenden Debatte ergriffen ſodann der ſchwediſche De⸗ legierte Hennings, ſowie Lord Cuſhendun das Wort, um zu betonen, daß es ſich bei der ganzen Frage nicht um eine prinzipielle, ſondern um eine praktiſche Frage handle. Hierauf richtete der erſtere den Appell an die Kommiſſion, ſich nicht von theoretiſchen Fragen ablenken zu laſſen, ſondern die Verhandlungen aus- ſchließlich auf den Zeitpunkt der Einberufung der Kon⸗ ferenz zu konzentrieren, während der engliſche Dele⸗ gierte den ruſſiſchen Antrag ablehnte und beantragte, einen möglichſt nahen Zeitpunkt für die Einberufung der vorbereitenden Abrüſtungskommiſſion anzuberaumen. Hier⸗ auf ergriff nochmals Graf Bernſtorff das Wort, um zu erklären, daß er an ſtrikte Weiſun⸗ gen ſeiner Regierung gebunden ſei, und nach wie vor darauf hinweiſen müſſe, daß die Abrüſtunaskonferenz unter allen Umſtänden noch im Jahre 1928 einbe⸗ fen werden müſſe. Infolgedeſſen habe die Kommiſſion jetzt lediglich die Entſcheidung darüber zu fällen, ob dieſe Einberufung der Konferenz möglich ſei oder nicht, wobei zu erwägen ſei, daß eine Verſchiebung der zweiten Leſung des Konvention entwurfes ohne weiteres be⸗ deuten würde, daß die Einberufung für abſehbare Zeit unmöglich ſei. Infolge der immer beſtimmter gewordenen Erklä— rungen des Grafen Bernſtorff, der die geheimen Sa⸗ botagegelüſte insbeſondere der franzöſiſchen Mächte⸗ gruppe klar dargelegt hätte, fühlte ſich der franzöſiſche Oelegierte Paul Boncour veranlaßt, auch das Wort zu ergreifen, wobei er darauf hinwies, daß das Abrüſtungsproblem unlösbar mit der Sicherheitsfrage verknüpft ſei. Sodann bemerkte er, daß in Europa zahlreiche ernſte Reibungs⸗ möglichleilen vorhanden ſeien, die eine eingehende Prüfung der Sicherheitsfrage erforderlich machten und bat die Verſammlung, wegen der Frage des Datums nicht das ganze Werk der Abrüſtung zu kompromittieren. Er ſchloß jeine Ausführungen mit dem vielſagenden und doppel⸗ innigen Satz, daß er gleichfalls der Anſicht ſei, daß die Einberufung der Konferenz für das Jahr 1928 möglich ſei, jedoch nur dann,„wenn die nächſte Tagung der Ab⸗ tüſtungskommiſſion nicht ſcheitere.“ Dieſe müſſe aher ſcheitern, wenn nicht die„genügenden Vorbe⸗ kejitungen“ getroffen würden. „... wenn alles gut geht“—! Mit ſeinen Ausführungen hatte dann Paul Bon⸗ tour gewiſſermaßen das Stichwort für ein Kom⸗ promiß zwiſchen der deutſch⸗ruſſiſchen und der fran⸗ zöſiſchen Auffaſſung gegeben, ſo daß ſich der Präſident der Abrüſtungskommiſſion, Loudon, der belanntlich fran⸗ ai bes orientiert iſt, dazu entſchloß, der Verſamm⸗ ung den Vorſchlag auf Einberufung der Kommiſſion auf den 15. März zu unterbreiten, woran er die Hoffnung knüpfte, daß dann auch,„wenn alles gut gehe“ die Ab⸗ rüſtungskonferenz noch im Jahre 1928 einberufen werden könne. Auf 13. März einberufen. Der ruſſiſche Delegierte Litwinow lehnte jedoch dieſen Vorſchlag mit dem Bemerken ab, daß er nicht ein⸗ ſeben könne, warum die Kommiſſion nicht ſchon am 10. Viernheimerfinzeige 5 Viernheimer Volksblatt (Viernheimer Nachrichten) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzelle koſtet 25 Pfg., die Neklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtuſter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vorm, 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Ge⸗ ſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands und des Auslands⸗ Amtsblatt der Heſſ. Bürgermeiſterei u. Polizeiamt Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückfichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden. 44. Jahrg Canadlar bie 3. Leſung bes Runventionsentwurfs vornenz men könne, doch ſchloß ſich Graf Bernſtorff, wo aus der Erwägung heraus, dem Vorſchlag Loudons an, daß den Rüſtungsſtaaten möglichſt wenig Propa⸗ gandamaterial gegen Deutſchland gegeben werden dürfe. Allerdings machte er den ausdrücklichen Vor⸗ behalt, daß die Einberufung der Konferenz nicht von politiſchen, ſondern lediglich von techniſchen allgemeinen Geſichtspunkten, wie auch aus dem Vor⸗ ſchlag des Präſidenten Loudon hervorgehe, für den Schluß des Jahres 1928 möglich ſei. Hierauf ſtellte der Präſident ohne Abſtimmung feſt, daß die Kommiſſion die zweite Leſung am 15. März abhalten werde, worauf die Tagung der Abrüſtungskommiſſion geſchloſſen wurde. n Die Wahrheit marſchiert. Senator Owen gegen die Kriegsſchuldlüge. O Newyork, 3. Dezember. Bei der Steubenfeier in Milwaukee erklärte der frühere Senator Robert Owen, daß der Welt⸗ lrieg nur von einigen wenigen Männern in den ruſſiſchen, franzöſiſchen und ſer biſchen Außenämtern mit Zuſtimmung einiger führender Engländer geplant worden ſei. Die Veröffent⸗ lichung von Geheimdepeſchen habe jetzt erwie⸗ ſen, daß der Depeſchenwechſel vor Kriegsausbruch nur eine Geſte war, um die Völker zu täuſchen und die Vorbereitungen gegen das unvorbereitet Deutſchland zu bemänteln. Owen wies dabei auf den franzöſiſch⸗ruſſiſchen Geheim vertrag hin, der allein den Zweck verfolgte, bei einer Mobil⸗ machung Oeſterreichs Deutſchland gemeinſam anzu⸗ greifen. Es ſtehe feſt, daß Deutſchland den Krieg nicht wollte. Er wurde allein von der Entente herbeigeführt. Dieſe blodlierte ſofor: die Mittelmächte, um die Welt mit ihrer Propaganda über Deutſchlands angebliche Alleinſchuld am Kriege überſchwemmen zu können. * 22.** 0 2 Die Eigentumsverhandlungen in Amerika. Das ewige Hin und Her zwiſchen Repräſentantenkaus und Senat. ( Newyork, 3. Dezember. Die Erklärung des Schatzſekretärs Mellon für möglichſt ſchnelle Erledigung der Rückgabe des während des Krieges beſchlagnahmten feindlichen Eigentums hat in allen amerikaniſchen Kreiſen größte Beachtung herruroerufen. Jedoch muß die gande Frage weiterhin mi! Skepſis behandelt werden. Wenn auch das Reprͤüſentantenhaus die Eigentumsvor⸗ lage annimmt, ſo beſtehen nach wie vor Schwierig⸗ keiten im Senat. Hier ſind Strömungen im Gange, die die Verabſchiedung der Eigentums bill bis auf die Zeit nach den Präſidentenwahlen verſchie⸗ ben wollen. — Immer noch Wiriſchaſtsdeballe Abſchluß der Ausſprache. b Berlin, 5. Dezember. Die Samstagsſitzung des Reichstages brachte die dritte Fortſetzung der vom Haus mit ziemlichem Gleich- mut aufgenommenen Wirtſchaftsdebatte zur Interpella⸗ tion der Sor ialdemokratie. Diesmal wurde die Aus⸗ ſprache eröffret vom Abg. Rauch(B. Vp.) der auf die Notlage des Mittelſtandes in Handel, Gewerbe und Land⸗ wirtſchaft hinwies, die ſtärker betroffen ſeien, als die Induſtrie, ſodaß außer einer großen Entſchuldungsaktion auch Verbilligung der Betriebskredile notwendig ſeien. In ſeinen weiteren Ausführungen nahm er Stellung zur Frage des Förderalismus und bemerkte, daß die not⸗ wendige Reform der Verwaltung auch ohne Zentralismus möglich ſei. Nach dem Abg. Urbahns(linker K.), der glaubte. in dieſem Zuſammenhang das Auftreten der ſowiet⸗ ruſſiſchen Delegation in Genf kritiſieren zu müſſen, for⸗ derte Abg. Reventlow(Nat. Soz.) die Aufhehung des Dawesplanes, worauf Abg. Schröder⸗Mecklen⸗ burg(Völk.) als Urſache der Mängel der kommunalen FTinanzrolſ'it die Erzberger'ſche Steuerte orm hezeich ete. Sodann beſprach Abg. Bachmann(Dtn.) die Kredit⸗ verhältniſſe in der Landwirtſchaft und betonte, daß die von dieſer aufzubringenden Mittel in ſchreiendem Mißver⸗ hältnis zu den niedtigen Preiſen ihrer Produkte ſtünden.“ Abg. Dr. Hilferding erklärte ſodann, keine Ar⸗ beits⸗ und Reichsinnenminiſter keiner Regierung haben ſo⸗ viel zu bewältigen gehabt, wie Streſemann und Rathenau. Durch die falſche Taftik des Reichsfinanzminiſters ſei der Reparationsagent in die Rolle eines Pinanaberaters ge⸗ drangt worden, eine Roue, bie dem Dawesabrommten keine Stütze bilde. Der Redner trat entſchieden der Auf⸗ aſſung entgegen, als ſeien die ausländiſchen Kredite in eutſchland verſchwenderiſch vergeudet worden. Der jetzige Wine e habe bei den Länderzuweiſungen eine ge⸗ wiſſe Verſchwendung getrieben, um die Bayeriſche Volks⸗ E bei der Koalition zu halten. Abgeſehen davon önne man uns aber keine Verſchwendung vorwerfen. Unſere nach dem Kriege vollkommen zuſammengebrochene Wirtſchaft lönne nur wieder aufgebaut werden, wenn ihr ährlich 11 Milliarden Auslandskapital zufließe. Es ſei arum unverantwortlich, wenn der Reichsbankpräſident durch ſeine Reden den deutſchen Kredit im Ausland ſchä⸗ dige. Die Auslandskredite ſeien in Deutſchland ſehr ver⸗ ſtändig verwertet worden zum Wiederaufbau der Han⸗ delsflotte, des Kohlenbergbaues, der Schwerinduſtrie und der chemiſchen Induſtrie, um die uns die ganze Welt be⸗ 0 Wir ſollten auf dieſe Beweiſe deutſcher Kraft ſtolz ſein und nicht durch dumme Selbſtheſchuldigungen unſeren Kredit ſchädigen(Beifall bei den Sozialdemokraten). Auch die Angaben Schachts über die verſchwenderiſche Wirt⸗ ſchaft der Städte ſeien falſch. Bei einem Vergleich der Budgets von Newyork und Berlin ſchneide Berlin außer⸗ ordentlich gut ab. Zum Schluß ſprach der Redner der Reichsregierung das ſchärfſte Mißtrauen aus. Das Miß⸗ trauensvotum einer Partei habe den Zweck, die Re⸗ erung aufzufordern, keinen Tag zu verlieren und an das zolt zu appellieren. Damit war die Beſprechung der Interpellation be⸗ endigt. Ueber die Mißtrauensuoten wird am Dienstag abgeſtimmt werden. Das Haus vertagte ſich dann auf Montag mit der Tagesordnung: Interpellation zur Wirt⸗ ſchaftslage im Oſten und im Rheinland. 5 22 Aus dem In⸗ und Auslande. ö Memel wird weiter terroriſiert. Berlin, 3. Dezember. Nach einer Meldung aus Me⸗ nel, ſind dort 14 Beamte der Hafenbauverwaltung und r Lotſenverwaltung Memel gekündigt worden. Es han⸗ elt ſich faſt ausnahmslos um Memelländer. In dieſen beiden Verwaltungen werden künftig faſt nur noch aus Großlitauen zugezogene Perſonen angeſtellt ſein. Immer noch Sprachprüfungen in Oſtoberſchleſien. Kattowitz, 3. Dezember. Trotz der deutſchen Be⸗ Entre gegen die falſche Auslegung des Genfer Schul— ompromiſſes vom 12. März ds. Is. und den Inter⸗ retationsbeſchluß Urutias prüft der Schweizer Schul⸗ a Maurer weiter Schulkinder des neuen Jahr⸗ ganges 1927/8 und hat dieſe Woche u. a. ſolche Sprach⸗ prüfungen in den Minderheitsſchulen in Tarnowitz und Lublinitz abgehalten. Kommuniſtenverhaftungen in Sofia. Paris, 3. Dezember. Nach einer Meldung aus Sofia hat eine Hausſuchung in den Räumen der unabhängigen Arbeitervereinigung ergeben, daß die kommuniſtiſche Par⸗ tei in Bulgarien verſucht ihre Tätigkeit wieder aufzuneh⸗ men. Etwa 30 Verhaftungen ſind vorgenommen worden. Aus Nah und Fern. Ein Laſtauto vom Zuge überrannt. Halle a. d. S., 3. Dezember. Der D-Zug 24 Berlin— Bitterfeld—Leipzig überfuhr an einer bewachten aber offenen Schranke bei Muldenſtein ein Laſtauto. Das Auto wurde vollkommen zertrümmert. Der Führer und fein Begleiter getötet. Beide Lokomotiven des D-Zuges wurden durch die Exploſion des Benzintanks des Autos ſtark beſchädigt, ein Lokomotivführer und ein Heizer ſchwer, ein Lokomotivführer und ein Heizer leicht verletzt. Die Unterſuchung iſt noch nicht abgeſchloſſen. Die Schuld trifft vermutlich den Schrankenwärter. * Frankfurt a. M.(Der Meſſingkäfer.) Nach Mitteilungen des Senckenberg-Muſeums wird das Auf⸗ treten des Meſſingkäfers jetzt an zahlreichen anderen Or⸗ ten in Frankfurt und ſeiner weiteſten Umgebung gemel⸗ Nach dem Roman„Die Elenden“ von Vietor Hugo. 10(Nachdruck verboten.) Achtes Kapitel. Eine ſtille Jagd. Valjean hatte niemals etwas geliebt. Seit fünfund⸗ zwanzig Jahren war er allein in der Welt. Als er Coſette ſah, als er ſie genommen, fortgeführt und befreit hatte, war ſein ganzes Innere aufgeregt. Alles, was er von Liebe in ſich hatte, erwachte und drängte nach dieſem Kinde zu. Er trat an das Bett, auf dem die Kleine ſchlief, und er zitterte vor Freude; er fühlte wie eine Mutter und wußte nicht, was es war, denn es iſt etwas gar Geheimnisvolles und Süßes, jene mächtige und wunderbare Regung eines Herzens, das zu lieben beginnt. Es war die zweite weiße Erſcheinung, die ihm be⸗ gegnete. Der Biſchof hatte an ſeinem Horizonte die Mor⸗ genröte der Tugend heraufgeführt; Coſette führte die Dämmerung der Liebe herauf. 5 Die erſten Tage vergingen in dieſer Art Blendung. Auch Coſette wurde ihrer unbewußt eine andere, die arme Kleine. Es drängte ſie vom erſten Tage an alles, was in ihr dachte und fühlte, den Mann zu lieben, der es gut mit ihr meinte. Sie fühlte, was ſie nie empfunden hatte— eine innere Entfaltung, ein Erblühen. Der gute Mann kam ihr nicht einmal mehr alt oder arm vor. Sie fand Valjean ſchön, wie ſie die häßliche Wohnung ſchön fand. Das Schickſal gab plötzlich mit ſeiner unwiderſteh⸗ Macht dieſe beiden dem Alter ſo verſchiedenen, der Trauer nach ſo ähnlichen Leben zuſammen. Das eine vervoll⸗ ſtändigte in der Tat das andere. Der Inſtinkt Coſettes ſuchte einen Vater, wie der Inſtinkt Valjeans ein Kind ſuchte. Begegnen hieß finden. In dem geheimnisvollen Augenblick, in dem ihre beiden Hände ſich berührten, er⸗ kannten ſie ſich. Als die beiden Seelen einander bemerkten, erkannten ſie einander als nötig, und ſie umſchlangen ſich innig und feſt. Und danach wurde Valjean 1 mreſcher Weiſe der Water Coſettes. Valjean hatte ſein Aſyl gut gewählt. Er befand ſich In ganz unbeobachtetem Dunkel. det. Ueber die Schaouchreit ves Kaſers rein vas muſeum mit, daß man nafürlich auf ſolche Inſekten achten müſſe. Doch ſei die vielfach geäußerte Angſt vor dem Käfer ſchon übertrieben. Das Tier ſei in Frankfurter Häuſern chon ſeit Jahrzehnten beobachtet worden, ohne daß nen⸗ nenswerte Zerſtörungen eingetreten ſind. Nur dort, wo das Tier dauernd und immer wieder erſcheint, namentlich in alten Gebäuden, Lagerräumen u. dgl. und wo 125 Fraß an Teppichen, Kleidern, Stoffen, Lebensmitteln und Leder hervortritt, müſſen umfangreiche Desinfektions⸗ maßnahmen ergriffen werden. Frankfurt a. M.(Politiſche Schießereien.) Die Fahrgaſſe war abends der Schauplatz wüſter Aus⸗ einanderfetzungen zwiſchen rechts⸗ und linksradikalen Bür⸗ gern. Dabei ſchoß der eine der Kampfhähne— es ſoll ein Stahlhelmmann geweſen ſein— auf ſeinen Gegner und verletzte ihn am Arm. Der Täter wurde feſtge⸗ nommen. Cronberg.(Der Mord bei Cronberg.— Vor der Aufklärung.) In gemeinſamer Arbeit der Frank⸗ furter und Cronberger Polizei konnte nunmehr durch die Auffindung des Briefwechſels zwiſchen der Auguſte Gerber und dem Peter Müller die wahrſcheinliche Ur⸗ ſache die Ermordung des jungen Mädchens durch ſeinen Verlobten einwandfrei feſtgeſtellt werden. Danach hatte der Müller ſeiner Braut, obwohl das Paar bereits ſtan⸗ desamtlich aufgeboten war, geſchrieben, daß er ſeine Lö⸗ ſung des Verhältniſſes wünſche und nicht heiraten wolle. Am Unglückstage erhielt die Braut einen weiteren Brief, in dem Müller mitteilte, daß er krank ſei. Darauf reiſte die Gerber nach Oberhöchſtadt, traf hier aber den Bräu⸗ tigam vollſtändig geſund an. Die Polizei folgert nun, daß Müller das Mädchen nur nach Oberhöchſtadt lok⸗ den wollte, um ſich ſeiner zu entledigen. Als die Gerber dem Verlangen Mülſers, das Verlöbnis aufzugeben, nicht willfahrte, hat der junge Mann in ſeiner Erregung den Mord begangen. Von dem Mörder fehlt noch jede Spur, Marburg.(Von der Transmiſſion erfaßt.) Der Mühlenbeſitzer Heinrich Gerlach der Somplarſchen Mühle in Somplar war mit dem Oelen des Getriebes der Transmiſſion beſchäftigt, als er von dem Getriebe erfaßt und einigemale herumgeſchleudert wurde. Seine Frau, die in der Nähe weilte, hatte die Geiſtesgegenwart, ſchnell das Waſſer abzuſtellen. Es war aber bereits zu pät. Gerlach war derart ſchwer verletzt, daß er nach zurzer Zeit verſtarb. Brandenburg.(Der ſchrankenloſe Bahn übergang.) Das Poſtauto, das den Verlehr zwiſchen Wollin und Brandenburg verſieht, wurde kurz hinter Brandenburg an einem ſchrankenloſen Bahnübergang über den Geleiſen der Brandenburgiſchen Stödtebahn von einer Rangiermaſchi ke erfaßt. Von den Paſſagieren des Autos wurden insgeſamt 12 Perſonen verletzt. Der An⸗ hänger des Autos wurde von der Lokomotive erfaßt, ſtürzte um und die beiden Wagen, die an die Lokomotive gekoppe! waren, entgleiſten und fielen auf den Anhänger. Polizen und Re ungsmannſchaften waren raſch zur Stelle und ban e 1 borletzte aus den Trümmern. Elberfeld.(Verwegener Fluchtverſuch.) Der Fürſorgezöglino Paul Maas aus Eſſen unternahm einen verwegenen Fluchtverſuch, den er wahrſcheinlich mit ſeinem Leben bezahlen muß. Als er von einem Beamten des Jugendamts Eſſen nach der Erziehungsanſtalt Benning— hof bei Mettmann gebracht werden ſollte, verſuchte er in einem unbewachten Augenblick auf der Strecke Langen⸗ berg— Neviges aus dem fahrenden Zug zu ſpringen. Maas hatte zu ſeiner Flucht das nebenam gelegene Aboct— fenſter benutzt. Er zog ſich derart ſchwere Verletzungen am Kopf zu, daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt werden muß. Der Verunglückte wurde nach Neviges ins Kran⸗ kenhaus gebracht. Delmenhorſt.(Der Dieb in der Klavier kiſte.) Vor einigen Tagen wurde ein hieſiger Spedi⸗ teur beauftragt, eine große Kiſte zwecks Frachtgutverſand an eine Berliner Adreſſe zur Bahn zu ſchaffen. Die Kiſte wurde verladen und erreichte in drei Tagen den Beſtim⸗ mungsort. Als ſie abgeholt wurde, ſiel das hohe Gewicht auf. Die in Frage kommenden Beamten gaben trotzdem Wochen vergingen. Die beiden Menſchen lebten in dem armſeligen Gemache ein glückliches Leben. Vom früheſten Morgen an lachte, ſchwatzte und ſang 9 J Die Kinder haben ihren Morgengeſang wie die ögel. Valjean unternahm es, ſie leſen zu lehren. Manch⸗ mal, indem er die Kleine buchſtabieren ließ, dachte er daran, daß er im Zuchthauſe mit der Abſicht leſen gelernt habe, um Böſes damit anzurichten. Und nun konnte er ein Kind im Leſen unterrichten. Da lächelte der alte Al Af 5. Valjean befand ſich in ganz unbeobachtetem Dunkel. Züchtling mit dem gedankenvollen Lächeln der Engel. Er fühlte, daß ſich darin eine Vorbeſtimmung von oben, der Wille eines Höheren zeige, und er verſank in Sinnen. Coſette leſen zu lehren und ſie ſpielen zu ſehen war jetzt faſt das ganze Leben Valjeans. Und dann erzählte er ihr von ihrer Mutter und lehrte ſie— beten. Sie nannte ihn Vater und wußte nicht, ob er einen anderen Namen führe. Valjean war ſo vorſichtig, niemals am Tage auszu⸗ gehen. Alle Abende, in der Dämmerung, wanderte er eine Stunde oder zwei, bald allein, oft mit Coſette, in den einſamſten Nebengängen der Boulevards einher und trat im Abenddunkel in die Kirchen. Gern ging er nach St. Modard. der nächſten Kirche Nahm er Coſette nicht mit bpieh getötet worden. die Senpung frei. Kurz varquf wu Güterſchuppen das Fehlen einer Anzahl 6 bemerkt. Man dachte an die Seupung m. 1 9 Uebergewicht. Der Berliner Polizei gelang es, den V fall aufzuklären. Ein gewiſſer Heckmann, der inzwiſchen verhaftet iſt, hatte ſich in die Kiſte einſchließen laſſen, öff. 1 der Fahrt die Kiſte und packte wertvolle Met(Eine Mordtat.) In der Nähe von Mit⸗ tersheim im Kreiſe Saarburg wurde auf dem Prumaux mit einer ſchweren Kopfwunde tot aufgefunden. Verſchiedene Anzeichen deuten darauf hin, daß Prumauxr, deſſen Tod ſchon vor nad„Tagen eintrat, auf ſeinem iff ermordet wurde und ſeine Leiche vom Kreuzungs⸗ 1 des Saaxkohlenkanals bis Mittersheim aus zur ortäuſchung eines Unfalls auf den Bahnkörper ge⸗ ſchleppt wurde. * Kleine Chronik. a Drei Fabriken in Schanghai niedergebrannt. In der internationalen Niederlaſſung in Schanghai iſt eig Feuer ausgebrochen, durch das bisher drei Fabriken zer⸗ ſtört wurden. Man glaubt, daß das Feuer durch Agi⸗ tatoren angelegt wurde, von denen im Verlauf von Kämpfen zwei getötet wurden. Ein Neger gelyncht. Wie aus Newyork gemeldet wird, ſtürmte eine große Menſchenmenge ein Gefängnis im Staate Kentucki, in dem ein wegen eines Mordes verhafteter Neger ſaß, holte ihn aus ſeiner Zelle und tötete ihn. 5 25. Aeberſchwemmungsunglück bei Catania. Catania auf Sizilien iſt von einem ſchweren Ueberſchwemmungs⸗ unglück heimgeſucht worden. Bei einer Zugsentgleiſung infolge des Hochwaſſers ſind mehrere Menſchen ums Le⸗ ben gekommen. Wegen eines Sacco⸗Vanzetti⸗Attentates verhaftet, Die luxemburgiſche Polizei verhaftete den Italiener Mael⸗ ſpina, der nach der Hinrichtung von Sacco und Vanzetti in Belgien ein Bombenattentat begangen hatte und zwe andersgeſinnte Landsleute erſchoſſen hatte. Dem Bom— e waren auch mehrere Perſonen zum Opfer gefallen. Mit ihren drei Kindern ertrunken. Auf dem Rhein bei Pannerden in Holland iſt ein mit Torf ſchwer⸗ beladenes Schiff beim Schleppen plötzlich geſunken. Der Schiffer konnte ſich mit einem Ruderboot retten, wäh⸗ rend ſeine Frau mit drei kleinen Kindern, die in der Kajüte waren, ums Leben kamen. a Kokainſchmuggel in Lyon. „ Ki Die Lponer Sicher⸗ heitspolizei hat einen umfangreichen Schmuggel mit Rauſchgiften aufgedeckt und eine größere Menge Kokain 5 beſchlagnahmt. nommen. i Schwere Wolfſchäden in Bulgarien. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorge— Aus Sofia wird gemeldet, daß in der näheren Umgebung der Stadt große Rudel Wölfe auftreten, vom Balkangebirge kom⸗ mend. Bisher ſind über 100 Schafe und 20 Stück Rind- Aus Heſſen. Mainz.(Diebiſche Angeſtellte.) Aus einem Geſchäftsbüro wurden in letzter Zeit fortgeſetzt Geldbe⸗— träge geſtohlen. Als vor einigen Tagen wiederum ein Betrag fehlte, wurde die Polizei benachrichtigt. Es gelang dann, die Putzfrau des Diebſtahls zu überführen. Obſchon ſie entſchieden beſtritt, die Gelder genommen zu haben, wurde doch im Saum ihres Mantels der fehlende 20⸗Mark⸗Schein gefunden. Da nun ein weiteres Leue, nen vergeblich war, ließ ſie ſich herbei, auch die frühere Gelddiebſtähle zuzugeben.— Aus der Wohnung eines Wiesbadener Geſchäftsmannes wurden Kleider und Wäſche in größerer Menge vermißt. Der Verdacht fiel auf ein ehemaliges Dienſtmädchen, das inzwiſchen nach Main verzogen war. Bei einer Durchſuchung wurden die Sa⸗ chen auch zum größten Teil gefunden und an den Beſtoh⸗ lenen zurückgegeben. Es fehlt noch ein wertvoller Bril— ſich, ſo blieb ſie bei der alten Frau, aber für die Kleine war es ſtets ein Feſt, mit dem„Vater“ auszugehen. Eine ſolche Stunde Spaziergang zog ſie ſogar dem Spiele mit Katharine vor. Wenn ſie gingen, hielt er ſie an der Hand und ſagte ihr allerlei Liebes und Freundliches. 8 Die Alte reinigte das Zimmer, beſorgte die Küche und kaufte ein. Auf der Straße hielt man ihn für einen Armen. Manchmal traf er auch auf einen Armen, der ſeine Mild⸗ tätigkeit anſprach, dann drehte er ſich um, ob ihn jemand ſehe, trat vorſichtig zu dem Bedürftigen, drückte ihm ein Geldſtück, oft ein Silberſtück, in die Hand und entfernte ſich raſch. Das hatte ſeine Unannehmlichkeiten. Man ſing an, ihn in der Gegend kennenzulernen, und benannte ihn den Bettler, der Almoſen gibt. Die alte„Hauptmieterin“ des Hauſes beobachtete Valjean ſehr, ohne daß er etwas ahnte. Sie war etwas ſchwerhörig und ſchon deshalb geſchwätzig. Sie hatte Coſette ausgefragt, die ihr nichts ſagen konnte, weil ſe ſelbſt nicht wußte, außer, daß ſie aus Montfermeil ge⸗ kommen war. Eines Morgens bemerkte die Lauſcherin, daß Valjean mit einer Miene, die ihr eigentümlich vor⸗ kam, in einen der unbewohnten Teile des Hauſes ging. Sie ſchlich ihm nach wie eine alte Katze und konnte, ohne geſehen zu werden, durch einen ziemlich weiten Türritz Valjean ſehen, welcher aus Vorſicht der Tür den Rücken zukehrte. So ſah ſie, daß er aus der Taſche ein Etui, aus dieſem eine Schere nahm, das Futter eines ſeiner Rock. ſchöße auftrennte und aus der Offnung ein Stück Papiet nahm, das er auseinanderſchlug. Die Alte erkannte, daß es eine Tauſendfranknote ſei. Erſchrocken lief ſie davon. Einen Augenblick darauf ſuchte Valjean ſie auf und bat ſie, ihm dieſen Tauſendfrankſchein wechſeln zu laſſen. Es ſei der halbjährige Betrag ſeiner Rente, die er am Tage vorher bekommen hatte. „Wo?“ fragte ſich die Alte.„Er iſt nach ſechs Uhl abends ausgegangen und zu dieſer Zeit iſt die Kaſſe nicht mehr auf.“ Die Alte wechſelte das Papier und hatte ihre Vermutungen. f An dem folgenden Tage ſägte Valjean, in Hemds⸗ ärmeln, Holz auf dem Korridor. Die Alte war in der Stube und machte da rein. Sie war allein, denn Coſettt bewunderte das Holz, das geſägt wurde, ſah den Ni an einem Nagel hängen und beſah ihn. Das Futter wieder angenäht. Sie begriff und befühlte dies ſehr 1 655 und glaubte überall I 5 Papier zu Gewiß auch Tauſendfrankſcheine.(Fortſetzung fo Gleiſe der »Strecke Saarburg— Metz der lothringiſche Kanalſchiffer rurng. Vus mdbcheeit, bus Im ubrigen geſtandt„ een aber enichteden, dieſen Ning geſſohlen d Mainz.(Beleidigung des preußiſchen Mi⸗ Kiſterpräſidenten.) Der Bäckergeſelle Georg Kar] Engel aus Steinbach, wohnhaft in Worms, hatte vom dortigen inter eden wegen Beleidigung des preu⸗ ßiſchen Miniſterpräſidenten Braun eine Geldſtraſe vor 00 Mark erhalten, weil er in einer Bäckerverſammlugo . September vorigen Jahres in Worms behauptet hatte, Miniſterpräſident Braun habe 250000 Mark Schmiergel⸗ der von Stinnes angenommen und außerdem einen Mein⸗ kid geleiſtet. Auf die Berufung des Staatsanwaltes hin verurteilte die hieſige Große Strafkammer den An⸗ 9 1 75 zu 200 Mark Geldſtrafe und Publikation des ils. Waldmichelbach.(Abſturz.) Der 17 Jahre alte Inſtallationslehrling Wilhelm Knapp von hier ſtürzte in einem Neubau zu Weinheim aus dem dritten Stockwerk in den Keller und erlitt dabei einen ſchweren Schäb bruch. Der verunglückte Junge mußte ins Krankenhaus ver⸗ bracht werden, wo er ſchwer krank, aber doch nicht hoff⸗ nungslos darniederliegt. .* — Berufe der heſſiſchen Abgeordneten. Unter den Ab⸗ geordneten des am 13. Dezember zuſammentretenden Land, tages befinden ſich 12 Lehrer, acht Bürgermeiſter, acht Landwirte(dieſe Zahl erhöht ſich jedoch auf 11, wenn wir drei unter den Bürgermeiſtern gezählte Landwirte dazu⸗ rechnen), neun Gewerkſchafts⸗ und Parteiſekretäre, ſieben . fünf Richter, vier Rechtsanwälte, zwei Mini: ter, zwei Pfarrer, zwei Kaufleute und ein weiterer Beruf. Unter den Abgeordneten befinden ſich vier Frauen. 1—.— Aus dem badiſchen Lande Heibelberg.(das Urteil im Edinger Tot ⸗ ſchlagsprozeß.) In der Edinger Totſchlagsaffäre wurde vom Schwurgericht nach zweitägiger Verhandlung das Urteil verlündet. Es lautete wegen Totſchlags unter Zubilligung mildernder Umſtände auf fünf Jahre Ge⸗ fängnis unter Anrechnung von ſechs Monaten Unter⸗ ſuchungshaft. Die bürgerlichen Ehrenrechte wurden dem Angeklagten auf drei Jahre aberkannt. Die Urteilsgründe geben an, daß man nicht, wie in dem erſten Arteil des Schwurgerichts Mannheim auf Körperverletzung, ſon⸗ dern auf Totſchlag erkennen mußte. Der Angeklagte wollte keine Körperverletzung, ſondern ſein Tatwille war von vornherein auf Tötung gerichtet. Mildernde Umſtände, die ihm zugebilligt wurden, liegen in den mißlichen Ver⸗ hältniſſen zwiſchen der Gemeinde und dem Angeklagten und zwiſchen den Familien des Angeklagten und des Ge⸗ töteten. Wegen der rohen Geſinnung, die aus dem Ver⸗ halten des Jung nach der Tat hervorgeht, ſah man ſich veranlaßt, ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf drei Jahre abzuerkennen. Heddesheim.(Einbruch in ein Poſtamt.) In der Nacht wurde in das hieſige Poſtamt eingebrochen, doch mußten die nächtlichen Beſucher ohne Beute ab⸗ ziehen. Dafür drangen ſie in einen benachbarten Laden ein, aus dem ſie eine Menge Weißwaren ſtahlen. Die Beſitzerin, durch das Geräuſch geweckt, ſah gerade noch die zwei Einbrecher ſchwer bepackt in der Dunkelheit ver— schwinden. Aus der Pfalz. Gegen die Einziehung der Steuern durch Peſtauftrag. München, 3. Dezember. Auf Anordnung des Reichs⸗ finanzminiſteriums wird in Zukunft jedem Sieuerbeſcheid eine Mitteilung des Inhalts beigefügt, daß, falls die zu entrichtenden Beträge nicht rechtzeitig eingingen, das Ein⸗ verſtändnis angenommen werde, die Beträge nebſt Ver⸗ zugszinſen auf Koſten des Steuerpflichtigen durch Poſt⸗ auftrag einzuziehen. Werde dieſer Poſtauftrag nicht ein⸗ gelöſt, ſo werde der Betrag auf dem Verwaltungswege auf Koſten des Steuerpflichtigen beigetrieben. In dieſem Verfahren erblicken weite Kreiſe eine ernſtliche Gefähr⸗ dung des Steuergeheimniſſes, wodurch die Kreditwürdig⸗ keit einzelner Steuerpflichtigen ernſtlich leiden könne.— In einer parlamentariſchen Ausſprache haben nun Ab⸗ geordnete des bayeriſchen Landtages die bayeriſche Re— gierung erſucht, darauf hinzuwirken, daß von dieſer Ver⸗ ordnung nicht allgemein, ſondern nur im Einverſtändnis mit dem Steuerpflichtigen Gebrauch gemacht werde. Germersheim.(Eine greiſe Schwindle rin.) Die 60 Jahre alte, wegen Belrügereien bereits mit Zucht⸗ haus vorbeſtrafte Creszencia Störßer aus Mannheim wurde vom Amtsgericht Germersheim wegen Betrugs in wiederholtem Rückfall zu fünf Monaten Gefängnis ver⸗ urteilt. Die greiſe Schwindlerin, zu deren Gunſten bei der neuerlichen Verurteilung lediglich ihr vorgeſchrittenes Alter ſprach, hat im März in Germersheim Samm⸗ lungen von Liebesgaben angeblich im Auftrag des Roten Kreuzvereins Ludwigshafen vorgenommen. In Mecken⸗ heim trieb ſie vorher ſchon den gleichen Schwindel, nur mit dem Unterſchied, daß ſie ſich als Beauftragte des Ro⸗ ten Kreuzvereins Neuſtadt a. d. H. ausgab. Wachenheim.(Eingeſchlafener Einbre⸗ cher.) Vor dem Schöffengericht hatten ſich der Kaufmann Heinrich Dörr aus Wachenheim und der Landwirt Auguſt Brecht aus Heiligenſtein wegen Einbruchsdiebſtahls bzw. Beihilfe zu verantworten. Auf dem Heimwege von Wa⸗ chenheim, wo Brecht bei Dörr Treſter geholt und ſchon ziemlich getrunken hatte, begleitete Dörr das Fuhrwer noch bis Forſt, wo ſie in der Wirtſchaft Ohler noch ein Glas Wein trinken wollten. Da die Wirtſchaft ſchon geſchloſſen war, ſtieg Dörr von der Rückſeite des Gebäudes gewaltſam ein und tat ſich an Schnaps, Wein, Zigarren und Käſe gütlich, entnahm der Kaſſe einige Mark und ſchlief dann infolge des Alkoholgenuſſes ein, indes Brecht weiterfuhr. Dörr erhielt jetzt für ſeinen unbedachten Streich ſechs Wochen Gefängnis, wührend Brecht von der Anklage der Beihilfe freigeſprochen wurde. Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 4. Dezember. Die Druckverteilung über Europa läßt weiterhin für die Ebene trockenes Wetter erwarten. Es beſteht einſtweilen keine Ausſicht, daß bald eine Aenderung eintreten wird. Vorausſichtliche Witterung bis Mon⸗ tag: Fortdauer des in der Ebene herrſchenden trüben Grad, mittlere Gebirgs- Wetter, vereinzelt leichte Schneefälle bei Wetters mit Temperatur um 0 lage heiteres leich Froſttemperatur. Höhere Lagen ziemlich heiter mit Tem⸗ peraturumkehr. 5 5 — Die Kapitalabfindung des Kriegsbeſchäd'gten. Nach Paragraph 72 des Reichsverſorgungsgeſetzes können Kriegs beſchädigte eine Kapitalabfindung ihrer Reaten⸗ anſprüche bekommen. Das geſchieht jedoch nur unter der Bedingung, daß das Geld zum Erwerb und zur wirtſchaft⸗ lichen Stärlung des eigenen Grundbeſitzes gebraucht wird. — Falſche Geldſtücle. Neuerdings ſind wieder falſche Dreimarkſtücke aufgetaucht. Sie ſehen aus wie gegoſſen. Das Gepräge iſt unſcharf. Ein weiteres Kennzeichen der Falſchſtücke it es, daß der Hals des Adlers oben und unten dicker iſt als auf echten Stücken. Die Randſchrift iſt recht unvollkommen, insbeſondere iſt der Abſtand zwiſchen den einzelnen Worten viel zu klein, der Abſtand zwiſchen An⸗ fang und Ende der Schrift dagegen viel zu groß. — Maſſenkündig ungen im Bankgewerbe. Die anver⸗ ändert ſchlechte Lage im Bankgewerbe hat erneut zu Kün⸗ digungen umfangreicher Art geführt. Nicht nur die Großbanken, ſondern auch viele Privatbanken haben einem nicht unerheblichen Teil ihres Perſonals zum 1. Januar 1928 gekündigt. Unter dieſen Leuten befinden ſich Be⸗ amte, die bereits länger als 20 Jahre bei dem gleichen Inſtitut angeſtellt waren. Verſchiedene Privatbanken haben allen Beamten bis auf die Prokuriſten und Lehr⸗ linge gekündigt. — Verpflichtungen des Hauswirts. Wenn jemand Gas oder Elektrizität in ſeine Wohnung legen laſſen will, ſo iſt der Hauswirt nicht ohne weiteres verpflichtet, das zu veranlaſſen, ſo etwas muß im Mietvertrag ausgemacht ſein. — Vorſicht, Gift! Ein Hauſierer hat ſchon des öfte⸗ ren verſucht, Flüſſigkeiten, die er in offenen Flaſchen feil⸗ bietet, als Putzmittel zu vertreiben. Eine chemiſche Un⸗ terſuchung dieſes Reinigungsproduktes hat ergeben, daß es ein gefährliches Gift enthält. Es wird deshalb ein⸗ dringlich davor gewarnt, ſolche Produkte zu kaufen oder zu verwenden. Für den Fall, daß derartige Hauſierer neuerdings betroffen werden, wird um ſofortige Verſtän⸗ difucg der nächſt erreichbaren Polizei oder Gendarmerie eſucht. 22. 27 St. Nikolaustag. (Zum 6. Dezember.) Sankt Nikolaus iſt's! Knecht Ruprecht geht durch's Lando, er der Vorläufer des Chriſtkinds. Er hat die Auf⸗ abe, nachzuſehen, ob die kleinen und großen Kinder auch alle brav waren, und ob ſie es wert ſind, zu Weihnachten beſchenlt zu werden. Hinter ihm her trabt ſein Eſel, der auf dem Rücken die ſchweren Säcke mit den Aepfeln und Nüſſen und mancherlei kleinen Geſchenken tragen muß, die Sankt Nikolaus, der Weihnachtsmann, beſonders arti— gen Kindern ſchon jetzt ſpendet. Der arme Eſel hat natür⸗ lich Hunger und deswegen müſſen die Kinder ihm Zucker oder Heu in die Schuhchen tun, die ſie am Abend vor dem Sankt Niſolaustage an den Ofen oder vor die Tür ſtellen. Am anderen Morgen iſt der Zucker verſchwunden, dafür liegen Aepfel, Nüſſe oder ſonſtige Leckereien in den Schuhen. Manchmal läßt ſich Knecht Ruprecht auch vor den Kindern am Sankt Nikolaustage Abends ſehen. Er kommt in einem großen Pelz gekleidet und einem lang⸗ wallenden Bart, ſchwer unter der Laſt des Gabenſackes ſtöhnend, aus dem oben eine Rute herausſchaut. Die iſt für die böſen Kinder, die ihr Weihnachtsverslein nicht aufſagen können oder die nicht brav geweſen ſind Da bebt und zuckt manches Kinderherz. Ach, vorher hat man alles noch ſo ſchön gewußt, man konnte das Gedicht vie am Schnürchen herunterſagen und nun, wo der Sank— Nikolaus in der Stube ſteht, da bringt man kein Ster— ſenswörtlein heraus oder wenn man ſchon ſprechen kann, ann redet man nur dummes Zeug. Ach, hat man nicht erſt kürz'ich wieder die liebe Mutter belogen, das Kätzchen in den Schwanz geiniffen oder gar genaſcht? Ach, wenr Sankt Ni olaus nur nicht zur Rute greift! Aber es gibt auch andere Kinder, die es fertig brin. gen, plötzlich zu ſagen: Ach, das iſt ja gar nicht der Sank Nikolaus, das iſt ja Onkel Fritz! Alle, alle aber empfin den die gleiche große Freude, brechen in den gleichen großen Jubel aus, wenn nachher die Aepfel und Nüſſ. durch die Stube rollen und Sankt Nikolas ſeine Ge⸗ ſchenke verteilt. r Wenn die Adventsglocken läuten. Volksgebräuche und Volksglauben in der Vorweihnachtszeit. Von Paul Nuban. (Nachdruck verboten.) Wieder Adventszeit!— Die Zeit der Geheimniſſe und der Wunder.— Barbarazweige.— St. Nikolaus kommt!— Der wilde Jäger Hackelberg.— Wunder der Thomasnacht. Jetzt iſt ſie wieder da, die Adventszeit, mit ihrem geheimnisvollen Zauber und ihrem großen Reiz für uns Menſchenkinder. Es iſt die Zeit det Vorbereitung zum Weihnachtsfeſt, in der viele heimliche Dinge geſchehen und, wie der Volksglaube meint, nicht nur unter uns Menſchen. Meint auch der Volksglaube, in dieſer Zeit ſeien alle guten und böſen Geiſter zwiſchen Erde und Himmel frei, um das Ihrige zum Feſt der Liebe und der Erlöſung beizutragen. Unſere Vorfahren glaubten wirklich noch daran, daß in der Adventszeit Luft, Himmel und Erde erfüllt ſeien, von allerlei teils gutem und freundlichem, teils böſen und den Menſchen feindlichen Geiſtern und Kräften. Manche alte Sitte aus jenen verklungenen Tagen, da der Menſch noch mit den Geiſtern im Kampfe lag. Manches Ab⸗ wehrrezept gegen böſe geheimnisvolle Kräfte wird auch heute noch angewandt, wenn auch vielfach der Sinn da⸗ von verloren gegangen ſein mag. So manches Mädchen hat jetzt wieder in der verfloſſenen Andreasnacht in das Ofenloch geguckt oder hat rücklings die Stube ausgefegt, wer wohl der Mann ſein mag, der ſie heiratet. Mancher Landmann aber bat in Sorge um die Ernte des näch⸗ ſten Jahres, am Abend der Andreasnacht ein gefülltes Waſſerglas auf den Tiſch geſtellt. Wenn das Waſſer⸗ glas am nächſten Morgen übergelaufen war, ſo kann er nach dem Volksglauben hoffen, daß das nächſte Jahr ein gutes Erntejahr wird. Auch am 4. Dezember, am Barharatag iſt es viel⸗ fach üblich, daß man von blühenden Gehölzen, beiſpiels⸗ weiſe der Kirſche, Zweige abſchneidet und ſie in einem mit Waſſer gefülltes Gefäß an das Fenſter ſtellt. Wenn dieſe Barbarazweige in der Zeit von Weihnachten bis zum Dreikönigstage zur Blüte gelangen, ſo gilt das als glückbringendes Zeichen für das ganze Haus. Sankt Nikolaus endlich. der getreue Eckehard. der Unfall, 0 feige n ver Klechr Ruprecht ir nicht nur am ſeinem Namenstag, dem 6. Dezember, eingeſchränkt. I; der ganzen Adventszeit zieht er von Haus zu Haus un ter vielen Namen und Geſtalten durch die deutſchen Gaue um die Kinder zu beglücken oder zu beſtrafen. Oft komm Sankt Nilolaus, der hier in der Tracht eines Biſchofs dort aber mit Pelz, Sack und Rute aufzutauchen pflegt, auch perſönlich zu den Kindern, ur“ läßt ſich ein Vers, lein aufſagen. 5 Die Verehrung des Sankt Nikolaus hat den alten Heidengott Wotan verdrängt, aus deſſen Schimmel iſt ein Eſel geworden. Auf dieſem Schimmel pflegte der alte Germazengott nach dem Glauben unſerer Vorfahren zur Winterſonnenwendzeit mit ſeinem Gefolge allmächtig durch die Lüfte zu brauſen. In manchen Gegenden äußert ſich dieſes Ueberbleibſel auch heute noch darin, daß man in der Adventszeit einen wilden Jäger, Hackelberg, durch die Lüfte zu brauſen hören glaubt. Dann heißt es be⸗ ten, damit der wilde Geſelle einem nicht unverſehens eine Pferdelende oder ſonſt etwas Unangenehmes durch den Kamin ins Haus wirft. i Vielfach iſt es auch die St. Thomasnacht, der 21. Dezember, in der man die wilde Jagd losgebunden glaubt. Es gibt noch behördliche Alten aus alter Zeit, in de⸗ nen in verſchnörkelten, halbverwiſchten Schriftzügen da⸗ von berichtet wird, wie in der St. Thomasnacht Men⸗ ſchen vom wilden Jäger und ſeinen Genoſſen verſchleppt wurden und nie wieder kamen, Zur Abwehr betet man das St. Thomasgebet. In dieſer Nacht fährt, ſo berich⸗ tet in vielen Gegenden der Volksmund, der Heilige in einem feurigen Wagen vom Himmel und ſegnet auf den Kirchhöfen die Toten, die ſeinen Namen tragen. In Böhmen ſpielt Sankt Thomas dieſelbe Rolle, wie bei uns Sankt Nikolaus, und zieht, Gaben verteilend, mit weißem Bart und Biſchofsmütze von Tür zu Tür, die Kinder erfreuend und beſchenkend. * Die Wahlen der Vertrauensleute zur Angeſtellten⸗ Verſicherung, die geſtern für ganz Heſſen ſtattfanden, er⸗ weckten auch bei uns großes Intereſſe Vou ca. 130 Wahl- berechtigten ftimmten 96 ab. Das Reſultat, das für den Kreis Heppes heim geſchloſſen zuſammengeſtellt wird, wird erſt in den nächſten Tagen bekannt. * Polizeibericht. In der verfloſſenen Woche wur⸗ den beiw hieſtgen Polizeiamt folgende Anzei zen eingebracht: 2 wegen Dtebſtahl; 2 wegen Sach beſchädigung; 3 wegen Verſtoß gegen die Allg. Bauordnung. Ferner wurde 1 Per⸗ ſon wegen Bettelns verhaftet und veranzeigt.— Ein Fahr⸗ rad Marder, der in Maunheim 2 Räder mitgehen hieß, wurde vom dortigen Gericht zu 10 Monaten Gefängnis ver⸗ urteilt Die Sünder gegen Recht und Geſetz werden halt nicht alle. *Der Weg des Lebens. Im Monat Nov em ber 1927 erblickten in unſerer Gemeinde 23 Erdenbürger das Licht der Welt. 21 Paare reichten ſich die Hand zum Bunde für Leben;— 8 Perſonen nahm der unerbittliche Schnitter Tod hinweg in ſein dunkles Reich. Ferner ſind 2 Todge⸗ burten zu verzeichnen. a * Auentſchieden. Des geſtrige Verbandsſplel der Sportvereinigung⸗Amtcitia 0g gegen„O07 Mannheim“ endete mit einem„Unentſchieden,“ welches für Vihtheim deu Verluſt eines Punktes bedeutet. Die 2. Mannſchaft verlor 3:1 und die 3. Mannſchaft gewann 2:3— Käfertal verlor gegen Weinheim 2: 3 und Heddesheim verlor gegen Feuden⸗ heim 0: 4. Unſere Sportvereinigung iſt immer noch domi; nierender Stellung u. wird, wie wir alle feſt hoffen, in dleſem Jahre den Meiſter machen. * Aus der Oberliga. Der Sp. B. Waldhof ver⸗ lor gegen Phönix Ludwigshafen auf eigenen Platz 2:3; der F V. Speyer verlor gegen V. f. L. Neckarau 0: 2; Phönix Mannheim verlor gegen 03 Ludwigshafen 3: 6; Friedrichs⸗ feld ſplelte gegen VfR. Unentſchieden(1: 1) Pfalz Ludwigs⸗ hafen verlor gegen 08 Lindenhof O0: 2. Waldhof und Bf. Si ſtehen mit je 16 Spielen u. 25. Punkte an der pitze. » Beſitzwechſel. Der Scharhof iſt in den Be⸗ ſitz des Katholiſchen Geſellenvereins Mannheim e. V. über⸗ gegangen. Die bisherige Beſitzerin des Scharhofs war dis Firma Brown, Boveri und Co, die ihn während des Krieges erworben hatte. Der Scharhof umfaßt neben den Wohn ⸗ 00 Wlutſchaftsgebäuden Ländereien von insgeſamt 47.7 ektar. * Vor 4 Jahren. In dleſen Tagen waren es 4 Jahre, daß die Juflation dieſe Bankerottpertode, ihrem Ende zuging. Das war eine Zeit! Heute hält man all dtes für einen wüſten Traum, für eine Faſtnachtskomödie und in 30, 40 und mehr Jahren werden die Nachfahren, wenn ſie von dieſen Zeiten hören, verwundert fragen, ja war denn dat möglich, daß zu. B ein Semmel 17 Mllltarden koſtete, für elnen Liter Bier 322 Milliarden bezahlt wurden? Von an⸗ deren nötigen Lebensmitteln gar nicht zu reden. Sind da die Leute nicht verhungert, werden ſie ſagen. Wit haben diefe aberwitzige Zeit durchgemacht. Dann kam, man rieb ſich erſtaunt die Augen, über Nacht die ſolide Rentenmark, der Deuiſche fühlt it einem Male wieder Boden unter den Füßen. Aus dem Volk von Milliardären machte dieſe Um⸗ wandlung aber Millionen Bettler. * Harry Piel verunglückt. Harry Plel er⸗ litt heute bei Aufnahmen im Atelier in Neubabelsberg elnen In dem Film muß elu Tiger ſeine Vorderpfoten auf Piels Schulter legen. Piel, der ſich gegen ein Ab⸗ ſperrgitter lehnte, ſtürzte 4 Meter tief hinab und zog ſich Verletzungen zu, die ſeine Ueberführung ia eln Krankenhaus notwendig machten. Den Dompteuren gelang es, den unruhig gewordenen Tiger wieder einzu⸗ fangen. Schweinemar kt. Weinheim, 3. Dez. Zugeführt 262 Stück; ver ⸗ kauſt 243 Stück. Milchſchweine wurden verkauft das Stüc von 7—14 Mak; Läufer das Stuck von 13—45 Mark. Inſerieren bringt Gewinn.