Die Moderniſierung des Verbrechertums. vom„Strolch“ zum„Gentleman“.— Die Macht des Milicus.— Verſicherung auf Gegenſeitigkeit.— Ka⸗ pitaliſtiſche Betriebsform. In der Volksauffaſſung ſteht der Verbrecher immer noch in der Geſtalt des zerlumpten, fragwürdigen In⸗ dividiums da, dem man ſchon ſeines Aeußeren wegen mit Mißtrauen begegnen muß und dem man einfach dieſes Aeußeren wegen verbrecheriſche Taten zutraut, Ein gelegentlicher Beſuch auf Polizeiwachen oder in Gerichts⸗ gebäuden ſcheint dieſe Auffaſſung zu beſtätigen. Aber dennoch iſt dieſes Bild vom modernen Verbrecher falſch, ſumindeſt nicht ganz zutreffend. Was man vielleicht in Polizeihänden an jammerhaften Geſtalten ſieht, das ſind in den meiſten Fällen nicht Verbrecher im zugeſpitzteſten Sinne des Wolles, ſondern höchſtens verlumpte und haltlos gewordene Menſchen. Der moderne Verhrecher, der das Verbrechen gewiſſermaßen als Beruf ausübt, iſt diel zu überlegt, um ſchon durch ſein Aeußere⸗ das Auge der Polizei auf ſich zu lenken. Er will garnich auffallen und darf es auch nicht. daher er verſuchen, ſich mög⸗ lichſt wenig von dem Durchſchnittsbürger in ſeinem Aeuße⸗ ren abzuheben, oder da, wo er doch anders ausſehen will als der Durchſchnittsbürger, wählt er die Type des Gent⸗ leman, hinter dem man ein perſönliches und ſoziales Milieu vermutet, in dem das gemeine Verbrechertum normalerweiſe nicht zu gedeihen pflegt. Man muß ſchon ein ſehr genauer Kenner der Verbrecherkreiſe ſein, um hinter der wohlgepflegten Erſcheinung eines diſtinguiert ausſebenden Herrn das Mitglied einer Verbrecherkolonne zu erkennen, das irgendwo in einem verſteckten Winke 9 Stadt ſeinen Wohnſitz und gewöhnlichen Aufenthalt hat. Alſo was die äußeren Kennzeichen anbelaugt, ſo iſt es heute weſentlich ſchwieriger. ein verbrecheriſches Indi— vidium zu durchſchauen und doch glückt dies, wie wir aus den verſchiedenen Berichten über die Ergreifung von Ver⸗ brechern erfahren können, in den weitaus meiſten Fällen, wo große Verbrechen aufgedeckt worden ſind. Das hat ſeine Urſache in einem inneren Trieb, der dem Verbrecher in den meiſten Fällen kaum ſo recht bewußt ſein wird, nämlich in dem inſtinktiven Zurücklehren zu den Kreiſen, mit denen er ſein lichtſcheues Handwerk ausübt. Sein Milieu zieht ihn umſo mehr, wenn er dort womöglich eine „Braut“ zu ſitzen hat, nach der auch der Verbrecher ſich ehnt⸗ und die ihrerſeits die heftigſten Anſprüche auf ſeine Gegenwart macht, wenn er nicht gerade„verſchütt gegangen“ iſt, was auf gut deutſch heißt, daß er irgend— wo hinter ſchwediſchen Gardinen ſitzt. Aber in ſehr vielen Fällen würde der Verbrecher, wohlgemerkt immer derſenige, der eb aus Beruf iſt, irgend⸗ welche Lieb esgeſühle als fäſtige Sentimentalität. abtun, ſofern ihn nicht gerade pia Hofdenſchaft mit unwiderſfeh. 55 cher Gewalt gepaar hat, wenn nicht in ſeinem Willen ſich auch„wirtſchaftliche“ Bindungen befänden, denen Ju ent⸗ ziehen aus wohlverſtandenem Eigenintereſſe der Verbre⸗ cher vermeiden muß. Es iſt nämlich eine vor noch nicht allzu langer Zeit bekannt gewordene Tatſache, daß das eigentliche Verbrechertum ſo etwas wie eine Art gewerf⸗ ſchaftlicher oder genoſſenſchaftlſcher Organisation hat. Viel, leicht kann man dieſe Einrichtung auch Verſicherung auf Gegenſeitigkeit nennen. Unter der harmloſen Maske eines Sparvereins ſind Sozietäten gegründet, die den Verbre⸗ cher in jeder Hinſicht unterſtützen. Wenn er für ein grö⸗ ßeres Unternehmen,„um ein großes Ding zu drehen“ Gelder braucht, ſo werden ihm dieſe von den Genoſſen vorgeſtreckt; hat ihn die„Polente“ gegriffen und droht ihm ſchwerer„Knaſt“, ſo ſtellt ihm ſeine Gilde einen Verteidiger und beſtimmt nicht einen unfähigen. Selbſt⸗ verſtändlich vermittelt dieſe Genoſſenſchaft gegebenenfalls auch neutrale Wege, um ſchwer abſetzbares Diebesgut, „Sore“ genannt, an den Mann zu bringen. Daß dieſes Genoſſenſchaftsweſen auf der Grundlage von Beitrags, leiſtungen beruht und daß die Beiträge durchaus nicht gering ſind, erſcheint unter den obwaltenden Umſtänden als ſo ſelbſtredend, daß darüber von den„Gannoven“ auch nicht das geringſte Wort verloren wird. Aber nicht das allein ſind die Wandlungen des Ver⸗ brechertums hin zu einem modernen Stil. Abgeſehen von dem Gelegenheitsverbrecher erfordert heute die Durchfüh⸗ rung eines wirklich lohnenden Schlages eine ganz andere Vorbereitung und Taktik, als es vor noch nicht allzu⸗ ſanger Zeit der Fall war. Man weiß, daß die Abwehr⸗ technik der Geldſchrank⸗ und Treſorinduſtrie im letzten Jahrzehnt einen ganz ungeahnt hohen Stand erreicht hat. hat. Der dieſer Tage erfolgte Verſuch, an die Treſor⸗ anlagen einer Filiale der Dresdner Bank in Berlin her⸗ anzukommen, hat den Beweis für die Widerſtandsfähig⸗ keit ſolcher Anlagen erbracht. Mit den primitiven Werk⸗ dem Dietrich und der Brechſtange zum Beiſpiel, iſt es heute nicht mehr getan. Auch das Sauerſtoffgebläſe gilt durchaus nicht als das non plus ultra des Handwerks⸗ zeugs der Knackerzunft. Am heute mit einiger Ausſich auf Erfolg eine Treſoranlage„anknabbern“ zu wollen, dazu gehört ein ſehr umfangreiches Inſtrumentarium, deſſen Anſchaffung nicht billig iſt; dazu gehört weiterhin das Hand⸗in⸗Hand⸗Arbeiten einer ganzen Kolonne; ferner ſind langwierige Vorarbeiten, die ſich oft über Monate erſtrecken, erforderlich und ſchließlich muß eine aufs raf⸗ finierteſte ausgeklügelte Arbeitsteilung vorgenommen wer, den, ſollen alle Chancen negativer und poſitiver Art ausgenutzt werden können. Dieſe Vorausſetzungen für das Gelingen eines lohnenden Verbrechens ſind aber die⸗ ſelben Merkmale, die das Weſen der kapitaliſtiſchen Be⸗ triebsform ausmachen. Damit rundet ſich das Bild von dem modernen Ver, brechertum. Wie es hier im weſentlichen von der Zunft der Knacker geſchildert iſt. ſo it ſes mit entſprechenden Ab⸗ wanviungen in ven anderen Spatlen veror Be. tätigung. Ob Hochſtapler, ob Taſchendieh, ob „ob 105 en⸗ netterer oder Betrüger, wenn das Verbrechen ihre Haupt⸗ vetätigung iſt, ſo lommt darin irgendwie die andlung in den Formen des VBerbrechertums zum Ausdruck. —.—— 2 Aus Heſſen. Darmſtadt.(Geſühnter Totſchlags ver⸗ ſuch) Ein hieſiger Handlungsgehife ſtand unter der Anklage des Totſchlagsverſuchs vor dem Schwurgericht. Er hatte mit einer Angeſtellten eines hieſigen Geſchäftes ein Liebesverhältnis angeknüpft. Dieſe unternahm am 21. Auguft d. J. mit einem Nebenbuhler einen Spazier⸗ gang. Da erwachte nun die Eiferſucht des Angeklagten und er überfiel auf dem Nachhauſewege ſeine Geliebte, warf ſie zu Boden und würgte ſie, bis ſie das Bewußtſein verlor, wobei er äußerte, daß ſie nicht mehr lebend nach Hauſe kommen werde. Ein zufällig dazu kommender Mann riß den Angeklagten von dem Mädchen los und derhinderte die ſchreckliche Tat. Das Urteil des Schwur⸗ gerichtes erkannte auf eine Gefängnisſtrafe von zwei Jahren ſechs Monaten. Gießen.(Gefängnis für einen Schwindler.) Monatelang hatte der Schloſſer Eduard Pfaffenberger von hier in der Amgebung von Gießen einen„ſchwung⸗ haften Kaffeehandel“ betrieben, bei dem er das Pfund Kaffee ſo außerordentlich billig anbot, daß er überall über eine große Käuferſchar verfügte. Den Kaffee„be⸗ zog“ er aus dem Lager einer hieſigen Kaffeegroßhand⸗ lung, in welche er nachts durch einen Zwinger, der zwi⸗ ſchen ſeiner Wohnung und dem Lager ſich befindet, un⸗ geſehen eindrang, wobei er ſo geſchickt verfuhr, daß man lange Zeit nichts von den nächtlichen Beſuchen merkte. Nun erhielt der ſchwere Junge, der als Dieb im wieder⸗ holten Rückfalle ein alter Bekannter des Gorichts it, für ſeinen ſchwunghaften und billigen Kaffeehandel drei Jahre und vier Monate Zuchthaus. Gimbsheim.(Sturz vom Motorrad.) Ein Mo⸗ torradfahrer erlitt auf der Landſtraße nach Alsheim einen Unfall. Bei dem Verſuch, zwiſchen einem ſich kreuzenden Laſtauto und einem Fuhrwerk, durchzufahren, ſtürzte er in einen Straßengraben: er erlitt Verletzungen am Kopfe und Arm, ſein Motorrad wurde ſtark beſchädigt. Ober⸗Olm.(Zerſtörungen beim Sprenge n.) Bei den Sprengungsarbeiten an den Betontrümmern des ehemaligen Feſtungsgürtels Mainz wurden die Drähte der Ueberlandzentrale, die über eine der Feſtungen hinweg⸗ zieht, ſtark in Mitleidenſchaft gezogen. Durch den Luft⸗ druck wurden zwei Drähte abgedrückt und fielen zur Erde, Außerdem wurden die Iſolatoren an den Ständern ſtark beſchädigt. —.— 5—— e fen auf dem Mannheimer Weg eine wollene Pferdedechke. Um gefl. Rückgabe oder Auskunft dar⸗ über geg. Belohnung in der Exped. d. Bl. wird gebeten. Sind MWiernheim 1 Lorscherstr. 8 Rathausstr. 50 2 —— Dranben in meinem Centrallager eingetroffen Schulentlaſſener Junge kann dauernde Be⸗ ſchäftigung finden. Mannheimerſtr. 35. Pfund 28 Pfg. 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Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. 36 tor Nr. 288 N in Kür; eues in Kürze. 1: De badiſche Finauzminiſter hat veranlaßt, daß in Baden die Beamtengehälter und Penſionen ſchon vor den Weihnachtsfeiertagen ausbezahlt werden. ze: Der Reichsarbeitsminiſter hat an die Eiſenindu⸗ ſtriellen ein Schreiben gerichtet, in welchem er darauf hinwies, vaß die zum 1. Januar angedrohte Stillegung der Betriebe unter keinen Umſtänden erfolgen dürfe. : Nach dem Abſchluß der Genfer Ratstagung iſt die dentſche Völkerbundsvelegation wieder nach Berlin ab⸗ zereiſt, wo ſie Dienstagmittag eingetroffen iſt. Auch Vriand und Chamberlain ſind nach Paris und London zurückgekehrt. 2: Eutſprecheud dem Märzbeſchluß des Völkerbundes verlautet, daß das belgiſche Mitglied der Saarregierungs⸗ kommiſſion, Lambert, der als Verkehrsminiſter bei der Saarregierung fungiert, demnächſt ſeine Demiſſion ein⸗ reichen wird. : Wie bisher unverbürgt aus Newyort mitgeteilt wird, ſoll Präſident Coolidge deshalb ſeine Wiederwahl abgelehnt haben, weil ihm vas Präſidium des Stahl⸗ truſts angeboten worden ſei. Die Senkung der Lohnſteuer. Eine Doppelvorlage vor dem Reichstag. Berlin, 13. Dezember. Der Reichstag begann neues Wochenprogramm mit einer ſehr bedeutſamen Tagesordnung. Nach der Ueber⸗ weiſung der Vereinbarung mit Dänemark über Zoller⸗ leichterungen über beſtimmte genießbare Eingeweide von Vieh däniſcher Erzeugung an den handelspolitiſchen Aus⸗ ſchuß, folgte die erſte Beralung des Geſetzes zur Sen⸗ kung der Lohnſteuer, die bereits in den letzten Aus⸗ ſchußſitzungen zu ſehr erheblichen Differenzen und zum Fernbleiben der kommuniſtiſchen und ſozialdemokratiſchen Ausſchußmitglieder von den Sitzungen geführt hatte. Zur Begründung der Vorlage nahm ſofort Reichsfinanzminiſter Dr. Köhler das Wort, der zunächſt darauf verwies, daß im Sep⸗ tember 1925 die ſogenannte lex Brüning beſchloſſen worden ſei, nach welcher die Lohnſteuer geſenkt werden muß, wenn in zwei aufeinanderfolgenden Vierteljahren ihr Ertrag 600 Millionen üher⸗ eigt. Dieſer Fall ſei nunmehr eingetreten, doch ſeien die Vorausſetzungen, die ſ. Zt. zur Annahme der lex Brüning geführt hätten, nicht mehr gegeben, da ſich im Geſamtauflommen der Neichseinnahmen das Ver⸗ hältnis der Lohnſteuer zu den übrigen Steuern ge⸗ ändert habe. Infolgedeſſen müſſe im Intereſſe der Länder und Gemeinden eine Regelung gefunden werden, welche zwar nicht dem ſtarren Wortlaut, wohl aber dem Gei ſt der lex Brüning entſpricht. Die Reichsregierung ſchlägt nun in ihrer Vorlage eine Ermäßigung des Steuerſatzes von 10 auf 9 Prozent vor, wozu dann noch weſentliche Verbeſſerungen der Fa⸗ milienabzüge zugunſten der Steuerzahler treten wür⸗ den. Das hieraus entſtehende Mindereinkommen in Höhe von 160 bis 170 Millionen, ſei bereits im Etat von 1923 berückſichtigt worden, doch habe ſich der Reichsrat dem Standpunkt der Regierung bedauer⸗ licherweiſe nicht angeſchloſſen, da er den Steuerausfall als zu groß anſehe. Da dann eine Uebereinſtimmung mit dem Reichsrat nicht zu erzielen war, habe ſich die Re⸗ gierung entſchloſſen, dem Reichstag eine Doppelvor⸗ gag eazugehen zu laſſen, über die jetzt zu entſcheiden ſei. Fer Miniſter ſchloß ſeine Ausführungen mit der Bitte, die Vorlage der Regierung anzunehmen, damit die Steuer⸗ pflichtigen bereits am 1. Januar in den Genuß der Erleichterungen treten können. Die den Ausführungen des Reichsfinanzminiſters fol⸗ gende Diskuſſion war verhältnismäßig wenig lebhaft und lurz: Als erſter Redner bedauerte Abg. Dr. Hertz(S.) die ſpäte Einbringung der Vorlage, die im Reichsrat, durchgepeitſcht worden ſei und die ſtatt der Erhöhung des ſteuerfreien Grundbetrags nur eine geringfügige Sen⸗ zung des Steuerſatzes vorſehe. Außerdem wolle ſezt ſtatt der in der lex Brüning vorgeſehenen 1200 illionen nunmehr 1300 Millionen aus der Lohn⸗ ſteuer herausholen. Noch ungünſtiger aber ſeien die Vor⸗ chläge des Reichsrats, wo ſich die Vertreter der Länder nur von engherzigen und rein fiskaliſchen Erwägungen beten ließen. Im übrigen bemerkte der Redner, ſtünden ereits jetzt 400 Millionen zur Senkung der Lohnſteuer 5 Verfügung, aber die Regierung zeige einen Geiſt et Mißachtung gegenüber den kleinen Steuerzahlern, während ſie nur für die reichen Leute Verſtändnis zeige, indem ſie dieſen gleichzeitig 41 Millionen Vermögens⸗ ſteuer ſchenken wolle. Der Redner ſchloß mit den Wor⸗ zen, die Lohnſteuerzahler wünſchten kein Almoſen, ſon⸗ dern nur ihr Recht. g 5 Als nächſter Redner hezeichnete Abg. Dr. Geracke dn.) die Ausführungen ſeines Vorredners als einen Ver⸗ teidigunagsverſuch für die ſosſeſdemotratiſchen Miniſter e man Viernheimer Tageblatt Dienstag, den 13 Dezember 1927 jener Landerregierungen, weſchen im Reichsrat bie ste⸗ gierungsvorlage noch zu weit gegangen ſei. Jedeſfalls hätten die ſozialdemokratiſchen Miniſter in Preußen kein Intereſſe für den Entwurf der ſozialdemokratiſchen Reichs⸗ tagsfraktion gezeigt. Die Regierungsvorlage entſpreche durchaus dem Geiſte der lex Brüning. 0 Abg. Schneider(D.) machte ſodann dem Reichs⸗ inanzminiſter den Vorwurf, daß er durch ſein Verhalten ie rechtzeitige Ausführung der ler Brüning unnötig erſchwert habe. Dann begrüßte er die Herabſetzung der Lohnſteuer auf neun Prozent und bemerkte hierzu, daß 55 10 eine Senkung auf acht Prozent für tragbar er⸗ achte. Paachdem dann noch Abg. Höllein(K.) dit völ⸗ lige Beſeitigung der Lohnſteuer gefordert hatte, wurde die Vorlage dem Steueransſchuß iberwieſen, worauf die erſte Beratu n- ines znt'ritusmo⸗ nopolgeſetzes folate. Polniſch⸗litauiſche„Einigung“ Zaleſki umarmt Woldemaras! S Genf, 12. Dezember. Ganz plötzlich und unerwartet wurde am Samstag abend, nachdem die auf 7 Uhr angeſetzt geweſene Rats⸗ ſizung abgeſagt worden war, der Rat zu einer Nacht. ſitzung einberufen, in welcher er einſtimmig und ohne Debatte eine von dem Berichterſtatter Blook⸗ land eingebrachte Reſolution zum litauiſch⸗polniſchen Konflikt angenommen wurde. Das Reſul tat der lang⸗ wierigen und ſchwierigen Verhandlungen iſt nun das, daß der Kriegszuſt and zwiſchen beiden Staaten auf⸗ gehoben wird, daß Polen die politiſche Unab⸗ Haide geier Litauens anerkennt und achtet, daß die eiden Regierungen direkte Verhandlungen zur Herbeiführung friedlicher Beziehungen aufnehmen werden und daß eine Kommiſſion eingeſetzt werden wird, die die Klagen der litauiſchen Regierung hinſichtlich der Behandlung der Perſonen litauiſcher Sprache oder Raſſe in Polen prüfen wird. Dagegen blieb die Wilnafrage, d. h. jenes Problem, durch das der ganze Streitfall eigent⸗ lich erwachſen iſt, unerwähnt, da Litauen nicht ver⸗ zichten, Polen die Unrechtmäßigkeit ſeines Gewaltſtreiche nicht zugehen und der Völkerbundsrat ſeine Un⸗ fähigkeit nicht eingeſtehen will, dieſen offenſichtlichen Rechts. bruch Polens durch einen klaren und eindeutigen Spruch zu klären. Da aber Woldemares auch nicht näher auf des Uebels Wurzel einging, konnte alles in ſchönſtem Frie⸗ den ausklingen und es geſchah auch gewiß aus vollem Herzen, wenn nach der Annahme der Reſolution der pol⸗ ulſche Außenminiſter Zaleſki ſeinen politiſchen Gegen⸗ ſpieler Woldemaras umarmte, denn Polen hab tat⸗ ſächlich allen Grund mit der„Löſung“ zufrieden zu ſein, da es außer diefer Umarmung und der Unterſchrift Ja⸗ lefkis praktiſch niden gegeben hat, dafür aber das ſehr anſehnliche Geſchenk der Oeffnung der litauiſchen Grenze empfangen hat. Ob jedoch auch Litauen mit Zaleſkis Gegengabe zufrieden ſein wird, bleibe vorerſt noch dahingeſtellt. Warſchau iſt zufrieden. Die Nachricht über die unerwartet ſchnelle Enutſchei⸗ dung, des Völkerbundsrates im polniſch⸗litauiſchen Kon⸗ flikt iſt in Warſchau ziemlick überraſchend gekommen. All⸗ gemein wird aber die Entſcheidung des Rates als ein vollſtändiger Sieg Polens gegenüber den An⸗ ſprüchen Litauens bezeichnet. Innerpolitiſch dürfte die Macht Pilſudſkis, dem man dieſen Erfolg in erſter Linie zuſchreibt, beſonders für die nächſten Wahlen wieder eine bedeutende Verſtärkung erfahren haben. In der Wilnafrage wird man in Warſchau in der nächſten Zeit vermutlich eine gewiſſe Zurückhal⸗ tung üben und die in der letzten Zeit ausſchließlich gegen die Perſon Wo'demaras konzentrierte Preſſepelemik nach und nach wieder abblaſen. Schon heute iſt es aber ein offenes Geheimnis, daß man die gegen die litau⸗ jſche Regierung eingenommenen Emigrantenfühter in Wilna weiter gewähren laſſen und es viek⸗ leicht nicht ungern ſehen wird. wenn dadurch die innerpolitiſchen Gegenſätze in Litauen wꝛii⸗ terhin akut bleiben. Annahme des franzöſiſchen Geſa Mit 405 gegen 125 Stimmen O Paris, 12. Dezember. Die Kammer hat das Geſamtbudget, das 42567854167 Franken Einnahmen. und 42515 114127 Franken Ausgaben aufweiſt, mit 405 gegen 125 Stimmen angenommen. In der Sitzung wurde u. a. das Geſetz gegen die Kapital⸗ ausfuhr um ein weiteres Jahr verlängert. Poin⸗ caree erklärte hierzu, daß er perſönlich für die Ausfuhr⸗ freiheit unter der Kontrolle der Bank von Frankreich ſei. Er erſuchte die Kammer, der Regierung freizuſtellen. den günſtigſten Augenblick für die Freigabe der Ausfuhr zu wählen. Es handele ſich um eine Vertrauensfrage. Ji ernh eim erpinze Viernheimer Volksblatt (Viernheimer Nachrichten) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 pfg· bei Wiederholung abgeſtuſter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vorm. 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſeree Ge⸗ ſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands und des Auslands⸗ Amtsblatt der Heſſ. Bürgermeiſterei u. Polizeiamt platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Moglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden. L Jahrgang Wenn die Grenze ſich öffnet. „ Ii: Genf iſt heiß urd eifrig um die Entgiftung des polniſch⸗litauiſchen Konfliktes gekämpft worden, wo⸗ bei von vornherein als Ziel betrachtet wurde, den un⸗ möglichen Zuſtand zu beſeitigen, daß zwiſchen Polen und Litauen, wenigſtens nach litauiſcher Auffaſſung, noch dein Kriegszuſtand beſteht und daß es im Oſten Europas eine Grenze gibt, die kein Eiſenbahnzug paſſieren, kein Sterblicher überſchreiten kann, ohne ſich mit den Ge⸗ ſetzen in Konflikt zu bringen. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß bei dieſen Bemühungen wirtſchaftliche Beweg⸗ gründe ausſchlaggebend waren, wie denn auch Polen wohl weniger auf die Oeffnung der polniſch⸗litauiſche Grenze gedrängt hätte, wenn nicht das Wilnagebiet dur dieſe Grenzſperre ſchweren Schaden erlitte. Nun iſt en aber keineswegs nur etwa das Gebiet um Wilna herum, das unter der Grenzſperre zu leiden hat, ſondern auch Memel iſt dank dieſer Grenzſperre zu einer toten Stadt geworden, zu einer Stadt, deren Haupt, induſtrie darniederliegt. Von jeher iſt nämlich mel angewieſen auf die Holzflößerei auf dem Memel⸗ ſtrom, hat doch die Holzinduſtrie des Memelgebietes vor dem Kriege etwa 90 Prozent der Memeler Arheiter⸗ ſchaft Brot gegeben. Durch die Abſchnürung des Memel⸗ ten e erlitt die Memeler Wirtſchaft den allerſchwer⸗ meter. ten Schaden. Vor dem Kriege im Jahre 1912 wurden zum Beiſpiel 607871 Feſtmeter Holz aus Mergel aus⸗ geführt. 1926 aber betrug die Ausfuhr nur 58 861 Feſt⸗ Dieſe beiden Ziffern kennzeichnen treffend den Niedergang der memelländiſchen Holzinduſtrie, die das aus dem Wilnagebiet und Weißrußland in großen Flb⸗ ßen die Memel herabkommende Holz in zahlreichen Säge⸗ werken verarbeitete und weiter verkaufte. Aus dieſen Zahlen ergibt ſich aber auch, wie ſehr der Verkehr im Memeler Hafen zurückgegangen iſt, wie aus dem einſt blühenden Memel eine ſtille Stadt mit zahl⸗ reichen Arbeitsloſen wurde. Litauen ſelbſt hal nichts getan, um der Stadt Memel eine Exleichterung zu ſchaffen, noch immer iſt die Bahn, die Memel mit Kowno verbindet, nicht gebaut, noch immer geht der Weg über lettlärdiſches Gebiet, ſo daß man für eine Bahnfahrt, die etwa der Entfernung zwiſchen Berlin und Hamburg entſpricht, mithin alſo einer Enk⸗ fernung, die ein D-Zug in etwa vier Stunden Zurück⸗ legt, noch rund zehn Stunden benötigt. In Memel ſelbſt hat man denn auch von jeher der Frage der Oeffnung des Memelſtromes das größte Intereſſe entgegengebracht und hat in dieſer Frage, die geradezu eine Lebens⸗ frage für Memel iſt, ſtets auf einen anderen Stand⸗ punkt geſtanden als die litauiſche Regierung, die in der Grenzſperre einen der ſtärkſten Trümpfe im Spiel gegen Polen in der Hand zu haben meinte. Aber auch in Lettland hat man die polniſch⸗ Utauiſche Grenzſperre ſtark empfunden und hier ſſt es die Haſenſtadt Libau, die unter den anormalen Ver⸗ bältniſſen am ſchwerſten zu leiden hat. Durch die Grerz⸗ ſperte it nämlich jene große Eiſenbahn verbindung unterbrochen warden, die als Libau⸗Romnv-⸗Babsm bekannt ist. d. d ſene Bahn, die über Minſk und Wilna de Ir aine mit Liban verbindet. Auf dieſer Babn zollte früher das Getreide aus dem Südoſter Nuß nde aach Liban don wo es weiter verſchifft wurde. Non eher ei mar deshalb auch in Libau hesch ewes eine Aufhebung der Grenzſperre zu erreichen, um wieder Ner⸗ bindung mit dem großen Hinterland zu bekommen, um wieder die zum Leben notwendige Nahrung zu erhalten. Dabei hat man es in Libau beſonders bitter empfunden, daß das ſüdoſtruſſiſche Getreide, wie unlängſt in der Libauer Zeitung ausgeführt wurde, über Silupe— In⸗ dra— Mirballen nach Königsberg abſtrömt, ſo daß die Statiſtik für den Königsberger Güterverkehr für das Jahr 1926 auch 8800 Tonnen Getreide aufweiſt, als deſſen Urſprung mit Beſtimmtheit die öſtlichen Gebiete angenommen werden. Kein Wunder, daß man in Memel und auch in Libau mit ganz beſonderem Intereſſe die Genfer Verhand⸗ lungen verfolgt hat, erwartet man doch von ihnen eine, entſcheidende Wendung für die Geſchicke des Ha⸗ ſens und der Wirtſchaft. Inwieweit ſich dieſe Hoffnungen erfüllen werden, iſt naturgemäß ſchwer vorauszuſagen, wenn man auch wohl mit Sicherheit annehmen darß daß Litwinow und Lunatſcharſki wieder in Moskau. 1 Kowno, 12. Dez. Nach Meldungen aus Moskau ſind Litwinow und Lunatſcharſki aus Berlin kommend Rieder eingetroffen. Sie haben ſogleich nach ihrer An⸗ kunſt Tſchitſcherin und dem politiſchen Büro eingehend über die Vorgänge in Genf berichte. Wie verlautet, Wurde beſchloſſen, im Liufe des Dezembers keine neuen Hchritte zur Annäherung mit England zu unternehmen. Wie weiter aue Moskau gemeldet wird, hat der neue unde Bolſchaſt,„Tewfit Bey Kalinin ſein Beglaubi⸗ 1 9 n Veſſein Tſchitſcherins und Katachans —— 22 22 n Memel ein evung ver z irrichsvrss 25 ens eintreten wird. Mit der Eröffnung des Memel ⸗ omes wird das Holz aus dem Wilnagebiet und aus ißrußland wieder den normalen Weg nehmen, wie ja auch das ſtarke Intereſſe, das England an der handlung der Wilnafrage nahm, nich 15 00 darauf e ee l ee iete i ilnagebiet beſitzen, 1 2. 100 end paß wird, W. du emelflößung ui werder 2 Ob Libaus Hoffnungen ſich erfüllen werden, ur eme age, die ſich nicht ohne weiteres beantworten läßt. dat ſich gezeigt, daß zum mindeſten das ruſſiſche Ge⸗ ide aus dem Südoſten auch einen anderen Weg pehmen kann und man kann wohl als ſicher annehmen, aß man in Königsberg alles tun wird, um den Vor⸗ rung, den man bisher inne gehabt hat, nicht zu verlieren. jeden Fall wird man gut tun, die weitere Ent⸗ wicklung im nächſten Oſten aufmerkſam zu verfolgen und beobachten, wie ſich in der Wirtſchaftsſtatiſtik die Gen⸗ r Beſchlüſſe auswirken werden. Bayern und Neich. Winiſterprͤͤſident Or. Held zur politiſchen Lage O Regensburg, 12. Dezember. Der bayeriſche Miniſterpräſident Dr. Held hielt in einer Verſammlung der Bayeriſchen Volkspartei eine Rede, in der er zunächſt der Unzufriedenheit darüber Ausdruck gab, daß im Zeichen des Verſailler Vertrag, des Dawesplanes, des Vertrages von Loacrno und des Eintrittes Deutſchlands in den Völkerbund nach wie vor leine Befriedung in Europa und keine Ge⸗ rechtigkeit gegenüber Deutſchland eingetreten ei. Wenn man ſehe, was in Genf vor ſich gehe, wie man ſich um die Abrüſtung herumdrücke und wie man die oberſchleſiſche Frage nicht an⸗ rühre, ſo verliere man die Hoffnung, daß Deutſchland vom Völkerbund jemals Recht und Freiheit werde, von der Pfalz garnicht zu ſprechen. Bayern habe keine reine Freude an der Truppenverminderung im beſetzten Gebiet, weil eine nicht geringe Zahl der an anderer Stelle abgebauten Truppen in die Pfalz ge⸗ von Tag zu Tag. Trotzdem ſei es verkehrt, dem Reiche, den Ländern und den Gemeinden die Anleihemöglichkeit iu nehmen. Die Beſoldungsvorlage ſei not⸗ wendig, aber die Art ihrer Einbringung bedenk⸗ lich geweſen. Für Bayern bleibe jedenfalls nichts an⸗ deres übrig, als daß das Reich entſprechend ſeiner mora⸗ liſchen Verpflichtung durch Zuſchüſſe helfe. Auf die Regierungsverhältniſſe im Reich eingehend, erklärte Dr. Held, man müſſe eine Stabiliſierung als Vor⸗ ausſetzung einer kraftvollen Politik anſtrehen. Nach einer ernſten Schilderung der Finanzlage Bayerns, die zu der Forderung eines gerechten Finanzausgleichs be— rechtige, kam der Miniſterpräſident auf den Kampf zwiſchen Einheitsſtaat und Förderalismus zu ſprechen. Es ſei nicht wahr, ſo erklärte Dr. Held, daß der Einheitsſtaat eine Verbilligung der Verwaltung bringe. Im übrigen handele es ſich nicht nur um finanzielle Ge— ſichtspunkte, ſondern um kulturelle Fragen. Der ganze Kampf ziele auf die Weiterführung der Wei⸗ marer Verfaſſung hin. Man ſage, Bayern habe einen Konflikt mit dem Reich; man ſolle es in, Ruhe laſſen und ihm ſein Recht geben, dann gebe es gar leinen Konflikt. Von Preußen aus ſeien Beſtrebungen im Gange, die darin gipfelten, ein Großpreußen zu ſchaffen, indem die übrigen Staaten aufgehen ſollten. Der An⸗ ſchluß Oeſterreichs werde nur auf dem Boden des Förderalismus, niemals aber bei einem Einheits⸗ taat und am allerwenigſten bei einem Groß⸗ preußen kommen. Wenn die Entwicklung ſo weiter gehe, dann die würde die Mainlinie künſtlich wieder aufgerichtet Nach dem Roman„Die Elenden“ von Vietor Hugo. 7(Nachdruck verboten.) Hier ging Marius an das Baſſin und betrachtete die Schwäne. Endlich wandte er ſich nach„ſeinem“ Wege, langſam, wie mit Widerſtreben, als werde er gezwungen und doch auch gehindert, zu gehen. Er konnte ſich keine Rechenſchaft davon geben und glaubte, wie alle Tage zu handeln. Als er auf dem Wege ein Stück hingekommen war, bemerkte er am Ende„auf ihrer Bank“ den Herrn mit der Tochter. Je näher er kam, um ſo langſamer wurden ſeine Schritte. In einer gewiſſen Entfernung von der Bank, ehe er noch an das Ende des Weges gelangte, blieb er ſtehen; et wußte ſelbſt nicht, warum er da plötzlich umkehrte. Er erreichte das entgegengeſetzte Ende, kehrte dann wieder um und kam diesmal der Bank ziemlich nahe. Da aber fühlte er eine gewiſſe Unmöglichkeit, noch weiter zu gehen, und er zögerte. Er glaubte geſehen zu haben, daß das Mädchen das Geſicht zu ihm hinwende. Er ſtrengte ſich mächtig an, überwand die Zögerung und ging weiter. Nach einigen Sekunden kam er glücklich an der Bank vor⸗ über, feſt und gerade, rot bis hinter die Ohren, ohne einen Blick nach rechts oder nach links zu wagen. Marius wiederholte ſtändig die Beſuche im Luxem⸗ burggarten, um in der Nähe ſeiner ſtillen Geliebten zu ſein. Eines Tages ſaß Marius wie gewöhnlich auf ſeiner Bank und hielt in der Hand ein aufgeſchlagenes Buch, in em er ſeit zwei Stunden kein Blatt umgewendet hatte. Plötzlich zuckte er. Am Ende des Weges ging etwas vor. Ser Herr hatte mit ſeiner Tochter die Bank verlaſſen, das Ma ſich an den Arm des Vaters 5 ingen langſam nach der Mitte des Weges zu, wo Marius dich befand. Dieſer ſchlug ſein Buch zu, machte es wieder aut und tat, als leſe er. Er ließ den Kopf ſinken. Als er wieder auftichtete, waren ſie ganz nahe bei ihm. Das ädchen ging vorſber und ſah ihn im Vorübergehen an, ef, mit nachdenklicher Sanftmut, ſo daß ihn ein Schauder lief vom 7 a 12 1 den Füßen. Es ſchien in dem eln Vorwurf zu liegen gt kr Käte getommen ſei; os war ihm. als wolle ſie 10050 N. N Marius blendeten dieſe tiefen, ſtrahl nagen. * envollen wie aters gehängt, und beide daß et ſo lange nicht in 15 und es würde ein neues Süddeutſchland entſtehen Auf das Gilbertmemorandum eingehend, er⸗ Härte Dr. Held es ſei eine Schande, wenn geſagt wer⸗ den müſſe, daß Parker Gilbert nicht aus eigener Initiative ſein Memorandum ſchreibe, ſondern daß, die Unterlagen hierfür von Leuten zugetragen würden, die in Deutſchland lebten und die ein In⸗ tereſſſe daran hätten, nicht eine nationale, ſon⸗ dern eine internationale Wirtſchaft aufkommen zu laſſen. Verfaſſungspolitiſch ſprach ſich Dr. Held für einen Ausgabenausgleich und Laſtenausgleich und für eine Sonderſtellung des Reichsrates ef der als geſetzgebender Faktor eingeſchaltet werden müſſe. Zur bayeriſchen Koglition endlich ſagte Dr. Held, es ei abwegig, davon zu ſprechen, welche Koalitionspolitil n. Jukunft getrieben werden wird. Für eine Partei, die, die Bayeriſche Volkspartei, auf dem Boden des Chriſtentums ſtehe, gebe es keinen Zweifel, mit wem man ſich loalieren könne. Der Miniſterpräſident ſchloß mit der Aufforderung zu weiterer Arbeit unter der Parole für die Wahl:„Für ein ſtarles, eigenſtaatliches Bayern!“ — 2 r eee ee— Oer Arbeitsplan des Reichstages. Nauerſigungen wegen der Beſoldungs vorlage. be Berlin, 12. Dezember. Der klelteſtenrat des Reichstages befaßte ſich mit den Dispoſttionen für die noch vor Weihnachten zu be⸗ ratenden Gegenſtände. Am Dienstag und Mittwoch ſoll die Beſoldungsvorlage in zweiter und dritter Leſung beraten werden und zwar in ſehr langen Ple⸗ narſitzungen, deren Dauer bis zehn Uhr abends geſchätzt wird. Die Beſoldungsvorlage ſoll auf jeden Fall bis zum 14. Dezember endgültig verabſchie⸗ det werden, weil ſonſt die Auszahlungen an die Be— amten vor Weihnachten nicht mehr erfolgen können. Am Donnerstag ſoll über die Aenderung des Reichs ver⸗ ſorgungsgeſetzes beraten werden. Am Freitag wer⸗ den dann das Geſetz über die Grundſteuer und das Mieterſchutzgeſetz erledigt werden. Ob die Etats beratung in der erſten Leſung noch vor Weihnachten be— g gonnen werden kann, iſt im Aelteſtenrat noch nicht ent⸗ legt worden ſei. Die deutſche Verſchuldung ſteige ſchieden worden. Es iſt jedoch anzunehmen, daß die Re⸗ gierungsparteien die Verſchiebung der erſten Leſung bis nach Weihnachten durchſetzen werden. In dieſer Frage wird der Haushaltsausſchuß ermächtigt wer⸗ den, mit ſeinen Arbeiten ſchon vor der erſten Leſung im Plenum zu beginnen; zu dieſem Zweck wird der Ausſchuß am 11. Januar zuſammentreten. Das Reichstagsplenum wird früheſtens zum 17. Januar, vorausſicht⸗ lich jedoch zum 19. Januar einberuſer werden. —22—.— Aus Nah und Fern. Schwerer Raubüberfall im Berliner Zoo. Berlin, 12. Dez. Im Oekonomiegebäude des Zoo iſt ein ſchwerer Raubüberfall auf den Kaſſierer der Oeko⸗ nomie, Heinrich Karſten, verübt worden. Drei Män⸗ ner, von denen zwei maskiert waren, ſprangen plötzlich auf den mit Aufräumungsarbeiten im Kaſſenzimmer be⸗ ſchäftigten Karſten ein, bedrohten ihn mit einem Revol⸗ ver und räumten den offenſtehenden Geldſchrank aus. Es gelang den Banditen, 32000 Mark zu rauben und im Tiergarten zu entkommen. Ein Opfer der Wohnungsnot im Saargebiet. Saarbrücken. 12. Dez. Auf der Hauptwache der be⸗ rittenen Schutzpolizei hat ſich der Polizeiwachtmeiſter Abt mit ſeinem Dienſtrevolver erſchoſſen. Trotz ſtändiger Vorſtellung bei den betreffenden Behörden konnte Abt für ſeine vierköpfige Familie keine Wohnung finden und aus Verzweiflung hierüber griff er zum Revolver. Abt ſelbſt kampierte im Stalle. Eines ſeiner Kinder war im Krankenhaus und während er ſelhſt die Tat vollbracht delfir ma.) M 11 0 ſich ſeine Frau mit den anderen Kindern dei den Eltern. e 112 Perſonen aus Ge een 1 Newyork, 12. Dezember. Nach einer Meldung aus Segttle il der 9500 Tonnen große Dampfer„Nocth⸗ western“ 200 Meilen 1 Sidnen auf Grund geraten. Ein größeres Motorſchiff kam deni Dampfer zu Hufe und konnte die Beſatzung und die Paſſagiere des Schjffes in Stärke von 112 Perſonen retten. intfurt a. M.(Rieſenpleite einer Schw en- 18 10 it 15 ungeheuren Schuldenlaſt von nahezu 800 000 Mart ſind die Inhaber einer ſpaniſchen Weingroßhandlung, nachdem über die Firmg der Kon⸗ kurs verhängt worden war. ins Ausland geflüchtet. — 2— 2 preußiſch⸗Oüdbeutſche Klaſſentoierie. 1. Tag der 3. Klaſſe vom 9. Dezember. 2 Gewinne zu 50000 Mark 365 412. 2 Gewinne zu 5000 Mark 201 537. 2 Gewinne zu 3000 Mark 103 689. 4 Gewinne zu 2000 Mark 138 956, 262 074. 12 Gewinne zu 1000 Mark 65 485, 194 796, 207 786. 209 658, 228 077, 237 701. 12 Gewinne zu 800 Mark 68 193, 127 751, 188 223, 264 500, 319 060, 328 481. 5578, 12 260, 33 058, 24 Gewinne zu 500 Mark 84 469, 163 005, 205 638, 33 373, 45 876, 64 074, 255 721, 296 413. erner 88 Gewinne zu 400 Mark und 252 Gewinne zu 240 Mark. 2. Tag der 3. Klaſſe vom 10. Dezember. 2 Gewinne zu 100 000 Mark 245 594. 2 Gewinne zu 10 000 Mark 374 310. 2 Gewinne zu 3000 Mark 8124. 2 Gewinne zu 2000 Mark 369 731. 6 Gewinne zu 1000 Mark 35 840, 229 807, 341 992. 14 Gewinne zu 800 Mark 68 905, 92 648, 207.809 234 377, 305 564, 311 122, 327 259. 28 Gewinne zu 500 Mark 22 461, 110 163, 158 330, 161 027, 169 503, 224 695, 244 024, 245 945, 257159, 259 963, 264 600, 275 573, 320 915, 373 507. erner 100 Gewinne zu 400 Mark und 246 Gewinne zu 240 Mark. Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 13. Dezember. Ein Rücken hohen Druckes liegt über Mittel- und Norddeutſchland. Die Kaltluftmaſſen fließen langſam nach Weſten aus. Wir können überall mit Fortdauer des trok⸗ kenen Wetters bei leichtem Froſt und Bewölkung in den tieferen Lagen rechnen. Vorausſichtliche Witterung bis Mitt voch: Trocken, bei leichtem Froſt, tiefere Lagen Be⸗ völkung, hohe Lagen vielfach heiter. ſchwache Oſtwinde. — Ungültige Poſtwertzeichen. Folgende Briefmarken verlieren ab 31. Januar 1928 ihre Gültigkeit: Ziffer ⸗ Freimarken zu 3, 5, 10, 20 und 50 Pfg., ausgegeben am 1. 12. 23; Stephansmarken zu 10 und 30 Pfg., ausgegeben am 9. 10. 24; Rheinlandmarken zu 5, 10 und 20 Pfennig ſowie Rheinlandpoſtkarten zu 5 Pfg. ausgegeben im Mai 1925. i f — Votſicht, Teppichhändler! Neuerdings tauchen wie⸗ der zahlreiche Teppichhändler auf, die von Haus zu Haus ziehen, um den Leuten minderwertige Teppiche als an⸗ man Weihnachtsgeſchenke anzubieten. Meiſtens wird man dabei übervorteilt, man hüte ſich daher vor dieſen Händlern. 2 — 22—— * Dee auch an die Armen! Das Weihnachtsfeſt hätte keinen Sinn und keine Be⸗ rechtigung, wenn es nicht ein Feſt der Liebe wäre. Kein Tag, keine Zeit des ganzen Jahres bringt ſoviel Anlaß aber auch ſo viel innere Verpflichtung zu praktiſcher Lie⸗ bestätigteit, zu Wohltun, Barmherzigſein und chriſtlichem Mitgefühl mit der Not und dem Leiden anderer Menſchen it ſich.. 5 Wie bätto einer dau richtigen Weihnachtsgeiſt. die In ſeinem Kopfe glühte es. Sie war zu ihm gekom⸗ men. Welche Freude! Und wie hatte ſie ihn angeſehen! Er ſchwamm im blauen Himmel. Er ſah ihr nach, bis ſie ſeinen Augen entſchwunden war. Dann lief er wie irre in dem Garten herum. Manchmal lachte er und ſprach laut mit ſich. Nun war es geſchehen: Marius liebte ein Mädchen. Sein Geſchick trat in das Unbekannte ein. Einen ganzen Monat lang ging Marius alle Tage in den Luxemburggarten zur beſtimmten Stunde. Nichts ver⸗ E Er bemerkte auf einer Bank den Herrn mit der Tochter. ück lten. Marius lebte in Ent⸗ zücken. Das Mädchen 12415 offenbar an. Endlich wurde et kühner und näherte ſich der Bank. Er hielt es für gergten, die Aufmerkſamteit des Vaters nicht auf ſich zu 805 jen. 190 tieſſinniger Schlguheit be⸗ Inet er feine Standpunkte dinter den Daumen und den tuen, um das Mädchen gut zu ſehen, als auch von dem lädchen, 10 wen als md. ich a 15 on ſehen werden z 1 0 Jäbrend. und rubigſt elſe mit 115 . U . ſteht es vom erſten Tage ihres Lebens an. Ihr Mund gab dem einen, der Blick dem andern Antwort. Der Herr mußte doch etwas bemerkt haben, denn oſt ſtand er auf und ging weiter, wenn Marius kam. Marius achtete auf dieſe Symptome nicht. Er war aus der Schüchternheit in der natürlichen Weiſe zur Blind⸗ heit gekommen. Seine Liebe wuchs. Er träumte alle Nächte von ihr. Eines Abends in der Dämmerung hatte er auf der Bank, welche der Herr und ſeine Tochter ver⸗ laſſen hatten, ein Taſchentuch, ein einfaches Taſchentuch ohne Stickerei, gefunden, das aber ſehr weiß, ſehr fein war und den lieblichſten Wohlgeruch zu verbreiten ſchien. Er nahm es entzückt zu ſich. Mit der Liebe wächſt die Neugierde. Er ſehnte ſich nach einem andern Glück: er wollte wiſſen, wo ſie wohne. Er ging dem Mädchen nach. Sie wohnte in der Weſtſtraße in einem beſcheiden aus⸗ ſehenden dreiſtöckigen Hauſe. Eines Abends, nachdem er ihr bis an das Haus ge⸗ folgt war und ſie in dem Einfahrtstore hatte verſchwinden ſehen, ging er weiter nach und fragte keck den Hausmann: „Iſt der Herr im erſten Stock zurückgekommen?“ „Nein,“ antwortete der Mann,„der Herr aus dem dritten.“ Wieder etwas. Der Erfolg gab Mut. „Wer iſt der Herr?“ fragte Marius weiter. „Ein Rentier, ein Mann, der den Armen viel Gutes tut, 788 0 er ſelpſt nicht reich iſt.“ „Wie heißt er?“ Der Hausmann ſah Marius in eigentümlicher Art an aun Si ee von ver Jede p lizers 2 d Sie von der geheimen Polize 0 Maxius ging vecbceglch, dot entzückt hinweg. Er war doch wieder weiter gekommen. N Am andern Tage 1 5 der Herr mit der Tochte. 00 1 kurz kten und ſie gingen fort, als es och he urze Zeil im Garten un in kt. e e 20 war. Marius folgte ſönen ſpie geiwöhnlich. backe 60 Heuſe e de d e ce aus 18 dliecher deben, drehe ſch an und aß Merle 58 Marius! e an den iten Tage ta 1115 geben 185 A 5 n end 8 Felder Stock Fenſtern auf und ab, bis das Licht erlo Gorlledung ſorgt! vornherein an einen Tahre Chrſſtſmmung mi ſich, ber in vieſen Vorweihnachks⸗ hen nur an ſich ſelbſt, nur an ſeine unmittelbaren An⸗ ſehörgen denken wollte, der nur ein Sinnen und Trach⸗ ken hätte für ihre WWünſche, der aber darüber vergäße, all der armen, kranzen, hilfsbedürftigen und elenden Mit, menſchen, die ihr Schickſal gerade um die Weihnachtszeiſ beſonders herzerreißend emofinden und deshalb des Mit. hlens und der fätigen Hilfsbereitſchaft derjenigen be⸗ ürftig ſind, die ſich in beſſerer Lage befinden. d Wohl ſind da und dort ſchon Sammlungen für Not⸗ leidende im Gange. Aber darüber hmaus kann jeder noch etwas beſonderes tun. Wer hätte nicht in ſeinem Bekannten⸗ kreis, in ſeinel Umgebung irgendeinen armen, unter⸗ tützungsbedürftigen Menſchen, eine durch Krankheit oder rbeitsloſigkeit ins Unglück gekommene Familie oder ſonſ ngend jemanden der in dieſen Wochen nicht ohne mit⸗ bidige Hülfe bleiben darf, wenn ihm nicht das Herz bre den ſoll vor Gram und Kummer? An ſolche Menſchen letzt zu denken, auch ihnen 18 kleine Freude zu machen, tin kleines Licht anzuzünden, da⸗ ſſt die Pflicht und das innere Bedürfnis eines jeden Menſchen, in deſſen Bruſt ein fühlendes Herz ſchlägt! a Denkt an die Armen!— Es wohnt ſoviel Elend un⸗ ter uns, vor dem wir in dieſen Weihnachtswochen nicht blind die Augen verſchließen dürfen. Wir müſſen ſie öff⸗ nen, damit wir erbarmend und hilfreich denen zur Seite ſtehen können, die im Dunkeln wandern und die uns für die kleinſte Aufhellung ihres Schickſals ſo dankbar ſind. Wenn jeder, der es irgend kann, ſeine Chriſtenpflicht ge⸗ gen die Hilfsbedürftigen erfüllen würde, was möchte das für ein ſchönes, wahrhaft friedvolles Weihnachtsfeſt ſein für alle Menſchen, die eines guten Willens ſind! » Bezeichnung der Stückgüter. Die Aufbrauch⸗ friſt fur die noch vorhandenen Befände an alten Beklebe⸗ zetteln und Anhängern für Stückgut läuft am 31. Dezember 3. J. endgültig ab. Vom 1. Januar 1928 ab dürfen nur Hellebezettel und Anhänger für Stückgutſendungen nach dem neuen Muſter verwendet werden; ſie ſind bei den Güterab⸗ fertifungen der Deutſchen Reichbahn käuflich zu haben. Starker Rückgang des Tabalaubaus, aber doch ſehr bedeutende Steigerung des Ertrags⸗ wertes in den Bezirken der Landes finanzämter München, Nürnberg, Würzburg Stuttgart, Karls⸗ ruhe und Darmſtadt. Die Tabakernte des Jahres 1926ù 27 wird ale gute Mittel ernte und ihre Güte als im allgemeltnen zufrledenſtellend be⸗ zeichnet. Gegen das Vo jahr iſt die Zahl der Tabakpflanzer ſtark zurückgegangen Auch die Anbaufläche uad dle Ernte⸗ eiträge ſind erheblich geringer geworden. Der Grund da; für wird daun geſucht, daß viele Klein pflanzer, die nur für eigenen Bedarf bauten, dies nicht mehr tun, weil die Feſtſitzung der Tabakſteuer auf mindeſtens 3 Mark ihnen für den Geviertmeter zu hoch erſchien. Ferner ſeien 1925/26 zu niedrig geweſen. Damals koſtete eln Doppelzeniner dach⸗ reifer Tabak 58 Mk., von der Eine 1926/27 aber 130 Mk. Die Zollerhöhung oom 16. Auguſt 1925 hat nicht nur eine weſentlicht Preisſteigerung des Aus landstabaks, ſondern auch des inländiſchen Tabaks zur Folge gehabt. In den nach. folgenden Ueberſichten ſtnd die Zahlen der Ernte von 1926/27 angegeben und zum Vergleich die der Ernte 1925/26 in Klammern beigefügt worden. Deutſches Reich: Tabakpflanzer: 62529(102369) Sie bauten ha: 660451(801334) Ste ernteten Kilo: 14410 304(19006696) von jedem ha im Durchſchnitt 2182(2372) im Geſamtwert von 18687581 Mark(10979834 Mark). Im Vezierk des Landesfinanzamtes f Rünchen: Tabakpflanzer: 45(322) Sle bauten an ha.: 0,29(417) mund erpteten Klo 466(8668) von jedem ha. im Ducchſchnitt Kilo 1531[2077] im Geſamtwert von 184 Mk.(4302 Mark). Nürnberg: Tabakoflanzer: 1205(1637) Sie bauten an hr. 228 54(27622) und ernteten Kilo: 497409 (657385) von jeden ha im Durchſchnitt Kilo 2177(2344) im Geſamtwert von vo 748344 Mark(324358 Mark). Würzburg: Tabakpflanzer 1474(9890) Ste bauten an ha.: 167331(185748) und ernteten Kllo: 3723040 14257656] von jedem ha. im Durchſchnin Kllo: 2225(2280 im Geſamtwert von 5552431 Mark(2820660 Mark. Stuttgart: Tabakpflanzer 805(1370) Sie bauten an ha. 5480(8367) und ernteten Kilo: 135115(215553 von jedem ba. im Durchſchnin Klo 2466(2576) im Geſamtwert von 157189 Mark(101305 Mart). Karlruhe: Tabakypflan zer: 18926(23313). Ste bauten an ha. 336339(3891,50) und ernteten Kilo: 7652 913(0551352) von jedem ha. im Durchſchnitt Klo 2275 (2454) im Geſatwert von 9597279 Mark(8451915 Mark). Darmſtadt: Dabakpflanzer 677(957) Ste bauten an ha. 19628(24770) und ernteten Kilo 318590(467873) von jedem ha. im Durchſchuktt Kl 1623(1889] in Geſamt⸗ wert von 505874 Mark(300146 Maik). Kreis Anterhaden Blerghein ſiegt in Feudenbein 2:1— Halbzeit 2:1 So haben doch en 5 behalten, die von 5 e eg unſerer Sportvereinigun Aaubten und alle Peſſimiſten werden 198 einmal Lurch das planvolle Spiel der Biernheimer hauptſächlich in der 1. Halbzeit bekehrt worden ſein. Die Grünen nahmen en Kampf bitter ernſt und ſetzten gleich Volldampf auf, daß der Plaßbeſitzer alle 11 f voll zu tun hatte, ſich er ſtets gefährlichen Angriffe zu wehren. Der Sturm elt 8 vorbildlich und zielbewußt, w dee doch durch heute zum erſtenmale. 0 155 ner etwas be⸗ ligt. Cen le 1 0 2 och die Läuferreihe, in roßes zu lel de kinghof H. war die Bruders, während das zweite, 4 Minuten ſpäter, aut einem Sologang, nach einer Steilvorlage von Pfennig herrührte. Kiß 2. war einmal wieder reichlich abgedeckt und konnte nicht viel ausrichten. Die Läuferreihe, in der heute wieder Haas Ph. hervorſtach, zeigte großes Können und war voll auf ihrer Höhe. Die Verteidigung erreichte nicht die Leiſtungen des Vorſonntages, trotzdem iſt Kiß 1. das ſtabile Bollwerk und das Rückgrat der Mannſchaft. Haas A. iſt immer noch durch ſeine Ver⸗ letzungen gehandicapt, wird aber auch wieder in Form kommen. Schüßler zeigte ſich äußerſt nervös. Das Tor mußte unbedingt verhütet werden. Der Gaſtgeber ſtellte eine flinke Mannſchaſt ins Feld, in der beſonders der Halblinke hervorragte. Im Gegenſatz zu den früheren Spielen blieb das vorgeſtrige, ſoweit es die Spieler an⸗ belangt im Rahmen des Grlaubten, während es aber außerhalb des Spielfeldes umſo toller herging. Man iſt aber auch von Feudenheim tatſächlich nicht mehr etwas anderes gewöhnt, es gehört eben zur Traditton. Kurz zum Spiele: Die erſten 5 Min verteiltes Spiel, all⸗ mählich ſchält ſich eine Ueberlegenheit der Viernheimer heraus. In der 10. Mm. verfehlt Kiß 2. eine todſichere Sache und die 17. Min. ſieht ein Lattenſchuß von Ring⸗ hof 1. Tore hängen in der Luft, Viernheim drückt im⸗ mer mehr. Dann fallen in der 30. und 34. Min. die bereits ſchon oben erwähnten Tore durch Ringhof 1. Bis Halbzeit werden beiderſetts noch Ecken erzielt und wenige Minuten vor der Pauſe kann Feudenheim das Ehrentor ſchießen. Nach der Pauſe geht Weidner in die Läuferreihe zurück, da Haas St. verletzt iſt. Das Spiel wird allmählich ausgeglichener, doch iſt Viernheim immer noch die tonangebende Partei. Erſt die letzten Minuten ſehen ein letztes Aufraffen der Feudenheimer, aber an der vorzüglichen Verteidigung zerſchellen alle Angriffe. Dann iſt es Schluß und Viernheim hatte 2 wertvolle Punkte eingeheimſt.— Die 2 Mannſchaft konnte in überlegenem Spiele nur ein Unentſchieden herausholen. Die 3. Mannſchaft verlor mit 3:1 ihr erſtes Verbands⸗ ſpiel und die 1. Jugend errang in Oggersheim einen 6:0 Sieg. Weitere Ergebniſſe: Weinheim ſiegt gegen Rheinau 70 Käfertal gewinnt in Heddesheim 1:0 Am kommenden Sonntag empfängt unſere Sport vereinigung Alemania Rheinau auf dem Waldſportplatz. — Käfertal muß auf den 07 Platz nach Mannheim und Weinheim empfängt zum letzten Verbandsſpiel Feudenheim D. J. K. ⸗ Sport. Viernheim 1.— Bensheim 1. 9:1 Mit einem Bombenreſultat beendigte am ve efloſſenen Sonntag die einhelmiſche Mannſchaft ihte Verbande vorrunde. Der gebotene Fußball auf dem D. J. R.-⸗Platze, hat jeden Zu⸗ ſchauer ſicher befriedigt. Es wäre ſehr zu wünſchen, wenn das ſportliebende Publikum von Viernheim etwas meh; In⸗ tereſſe und damit auch das Rückgrad der Deutſchen Jugend. kraft von Viernheim kräftigen würde. En Spaztergang auf den Sportplatz am Lorſcherweg am Sonukag nachmittag wird in Zikunft jedem Ziſchauer eine Freude ſein. Sämtliche Mannſchaften ſind z Zt. in einer ſehr guten Verfaſſung, dte ſich der Kritik eines jeden Sportlers ausſetzen.— Dium ihr Blauweißen kämpft immer ſo, wie ihr es am vergangenen Sonniag getan habt, daun wird auch euch die Anzlehungs⸗ kraft des Publikums zuteil werden.— Punkt 3 Uhr eröffnete der Unparteuſche, Herr Fiſcher(Sport und Turnverein 1846 Mannheim) das Spiel. Die erſten Minuten ſehen ſchon eine überwältigende Ueberlegenheit der Viernheimer, welche auch gleich 2 Prachttore des Rechts- und Linksaußen elnbringt. Bensheim iſt heut dem rat onellen Spiel der Blernhetmer nicht gewachſen, und hat in der erſten Halbzeit außer zähll⸗ baren Einzeldurchbrüchen nichts zu beſtellen. Dle Mannſchaft ſpielt deshalb faßt das ganze Spiel in der Defenſibe. Bis Halbzeit fallen auf das Konto der drei Innenſtürmer von Viernheim noch fünf weitere Tore, denen Bensheim nur ein Tor entgegenfetzen konnte. Dies eine Mal war eige Schwäche der beiden Verteidiger. Mit dem Torverhältnis von 7: 1 werden die Seiten gewechſelt. In der zweiten Hälfle tritt periodiſch eine Vauheit des Viernheimer Slurmes ein, die das Torſchießen etwas zurückſchraubt. Im Gegenſtoß verwirkt ein Spieler ſogar einen 11 Meter, den Bensheim über den Kaſten knallt Eine nie wiederkehrende Gelegenheit für Bens⸗ heim das Torverhältnis zu verbeſſern. Das Spiel ſteht lange Zeit 7:1 und man glaubt ſchon die Einheimiſcken hätten das Schießen vergeſſen. Ein kräftiger Endſport von Viern⸗ heim in welchem noch 2 weitere Töre fallen, trennen oben⸗ genannte Mannſchaften. Bekanntmachung. Betr: Die Maul⸗ und Klauenſeuche in Vlernheim. Nachdem die Maul und Klauenſeuche in Viernheim erloſchen iſt, wird im Einverſtändnis mit dem Kreisveter⸗ inäramt der gemeinheitliche Faſelſtall ab Dienstag, den 13 des Mis. zur öffentlichen Benutzung wieder frei⸗ gegeben. f Gefunden: 1 Brille. Dienheim, den 13. Dezember 1927 Oeſſiſches Polizeiamt Viernheim Ludwig. g Bekanntmachung. Betr.: Abgabe von Gaskoks. g Die Koksabgabe aus unſerem Gaswerk findet nunmehr 78 und Samstags jeweils von nachmittags 1 dr mittag einzuhalten. f eim den 10. Dezember 1927. Seſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim Lamberih. ir bitten die Einwohnerſchaft, dieſe beiden Nach⸗ U Börſe und Handel. Maunheimer Wrovuktenbörſe- Bei ſchwacher Könſum⸗ Prelſe verkehrte die Börſe in Wige jältung. Die Preiſe haben keine große Veränderungen erfahren. Man nannte: Weizen, ine. mit 26,50 bis 27,50, ausl. mit 20 is 31.50; Roggen, inl. mit 26, ausl. mit 26,50 bis 26,75; Hafer, inl. mit 22,25 bis 24, ausl. mit 25,50 bis 26.50; Braugerſte mit 27 bis 28,50; A100 Gerſte mit 28 bis 30,507 Futtergerſte mit 22,75 bis 33,50; Mais mit Sack mit 21,501 Weizenmehl, Spezial Null, mit 37,75 bis 28; Weizenbrotmehl mit 29 bis 30; Roggenmehl mit 35 bis 36,50; Weizenkleie mit 14; Piertreber mit Sack mit 18 bis 18,50 Rm.; alles per 100 Kilo waggonfrei ene aunheimer Schlachtviehmarkt. Dem lachtvieh⸗ markt am Montag waren zugeführt: 218 Aen. 132 Bul⸗ len, 307 Kühe, 322 Färſen, 539 Kälber, 75 Schafe, 4072 Schweine. Bezahlt wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht in Rm.: e bis 62, 42 bis 48, 50 bis 52, 38 bis 42. 34 bis 38, 30 bis 34; Bullen 56 bis 59, 48 bis 52, 40 bis. 44, 30 bis 34; Kühe 49 bis 52, 34 bis 38, 28 bis 39, 14 bis 20; Färſen 61 bis 63, 48 bis 52, 40 bis 44; Kälber—, 74 bis 76, 68 bis 72, 60 bis 64, 46 bis 54; Schafe 42 bis 48; Schweine—, 62 bis 63, 61 bis 62, 60 bis 61, 58 bis 60, 50 bis 56, 50 bis 56.— Markt⸗ verlauf: mit Großvieh mittelmäßig, geräumt; mit Kälbern lebhaft, geräumt; mit Schweinen mittelmäßig, kleiner Ueber⸗ ſtand: ausgeſuchte Tiere über Notiz. Mannheimer Pferdemarkt. Dem Pferdemarkt am Mon⸗ tag waren zugetrieben: 166 Arbeitspferde und 72 Schlacht⸗ pferde. Bezahlt wurden pro Stück in Rm.: Arbeitspferde 800 bis 1500, Schlachtpferde 40 bis 100. Der Handel war in beiden Gattungen ruhig. 1 tl 5 Gemeindekaſſe Morgen Mittwoch nachmittag Auszahlung der Militär⸗Zuſatzrenten. Winkenbach. 1 Mormalhosen u. lacken* wollgemicht, gule Qualität 3.00, 2.50“ Fuflerhosen extra schwer Plüschhosen u. lacken extra leste Decke Hammgarnnhosen u. jacken 900 4 Leih- u. Seelhosen 1.80 170 Schlupfhosen 0 für Kinder anger, Fulter 1.10, 95 00 5 „„ Seidendecke, anger. Fut. 128 für Damen anger. Ful. 225, 1.80 18 57 5 80 e Fult. 3.65 9 5 Hemdhosen für Damen 2.0, 195 125 g „ Kinder 8 Damentaillen 95 gestcickt und Normal.. 1.95, 1.25 7. Ls iisunterwäsche Weites. Aiktelstre ge 18 Sonntag von 1—6 Uhr 80 5e empfehle: feinſte Mehle von erprobter Backfähigkeit Original 00 Pfund 0,25 1a. friſche Süßrahm⸗Tafelbuttern 1 Pfund 2,35 la. neue handgewählte große Mandeln 1 Pfund 2,20 Neue Kokosflocken 1 Pfund 0,55 Backpulver, Vanillzucker, Citronenöl Amonium, Anis dilligſt Margarine Pfund 0%5 1a. fſt. Bienenhonig 1 Pfd. Glas 10 Friſche Cltronen Stück 0,09 Ia. füße Orangen Stück 0,10 10 Stück 0,95 Pfund 0,2 Herschel Backzucker M. 5. f