6 4 As Verloble grußen: Emilie Geis erdinand Obnedi ier beim eecbnacb ten 1927 2. Dt.. G. N. 1„ Statt Karten Als Verlobte grüssen: Anna Busalt Nikolaus Neff Viernheim, Weihnachten 1927 E Statt Harten! Als Verlobte grüßen: Gretel Winkenbach Valentin Weidner Viernheim Weihnachten 1927 der 50-FJährigen am 2. Weihnachtsfeiertag N Nochmals ergeht an alle Kameraden und Kameradinnen des Schuljahrganges 1878 (J. Okt. 1877/8) die herzliche o Einladung zur Teilnahme: 1. am gemeinſamen Kirchgang mit General— kummunion um 8 Uhr vormittags. Zuſammenkunft in der Goetheſchule. 2. an der weltlichen Feier abends 8 Uhr im Narpfen. Das Komitee. „Sänger⸗Einheit“ 7 N Sehet wie lieblich, e Ia Brüder in Eintracht ſehet wie gut, 5 60 wohnen. Wir beehren uns hiermit, unſere werten Mitglie⸗ der nebſt deren Familienangehörigen zu dem am Neujahrsabend in den de Freiſchützſälen ſtattfindenden Anohub 1096 Montag morgen punkt Funſindsſhung im Lokal. Um vollzähliges Er⸗ ſcheinen bittet der 1. Vorſitzende. Imre V 1 N N 2 AENA SE AEsE EEE Ik Ils 4 EN (Hessen) Für unſere Kleinen Benedikt Kesenheimer Viernheim Statt Karten! er lo bung beehren sich anzuzeigen: Greta Butsch Bäckermeister 5 * Revensburg (Blitzenreute) Weinnachten 1927. * * empfehle Bilderbücher Malbücher Märchenbücher Jugendſchriften in großer Auswahl Buchhandlung Viernh. Anzeiger EAN Viernheim Statt Karten! Als Verlobte grüßen: Gretchen Mandel Adam Mandel Weihnachten 1927 1 Wei Ger Fullermittel Heinrich Faltermann Moltkeſtraße 15 Empfehle zenfuttermehl— Kleie— Haferflocken ſtenſchrot— Maisſchrot— Weizen, gute Qualität, Gerſte und Mais zu den billigſten Tagesprelſen Viernheim Statt Karten Als Verlobte grüßen: 1 ö Cena Lahres Philipp Herſchel Weihnachten 1922 76 een Statt Karten SSS Zeche Ihre V — Ar rArArar arr. EZ AT TTT ieee 8 Freren EER erlobung beehren sich anzuzeigen: Rätchen Pfenning Kaspar Lammer Viernheim, Weihnachten 1927 5 ee 2 eee Splelcharen lader Art 7 darisaunschnmuen S weiber Gesang leren Harmonle- Morgen Sonntag Abend(1. Weihnachtsfeiertag). abends 8 Uhr findet im Konzertsaal des„Goldenen Karpfen“ unsere diesjährige Weihnachtsfeier statt. Neben Chören des Frauen- und Männerchors kommt zur Aufführung Ueschenkar e e empfiehlt in reichster Auswahl zu bekannt billigen Preisen: Jakob Beyer Der „Fritzsche“ Lud GOGO 8 Operette in 3 Akten. 40 Mitwirkende! Zur Deckung der Auslagen wird ein Eintrittsgeld von 603 erhoben. Unsere Ehrenmitglieder, sowie alle aktiven und passiven Mitglieder mit ihren Angehörigen ladet höfl. ein * tglied des Deutschen Arbeiter-Sängerbundes. Maler von Florenz — Die Musik wird von dem Kopzertorchester wigshafen(42 Personen) ausgeführt. 5 40 Mitwirkende! Gesamtleitung: Chormeister E. Lipp Der Vorstand. 5 9 iememenumbmmluuunmunmmn dannn ergebenſt einzuladen. Eintritt frei! Der Vorſtand. Anfang 8 Uhr! 92 0 Bunten Abend 8 . Seeed 2 2 DSS See 7 282 * Männer⸗Geſang⸗ erein Viernheim Gegründet 1846 — Am 2. Weihnachtsfeiertag, nachmittags um 2 Uhr finder im Gaſthaus um Engel“ durch den Heſſ. Sängerbund die Ehrung D N U. Ernennung unſeres hochverdienten Herrn Nehtor Man t zum Ehren-Chormeiſter Alle Aktiven⸗, Paſſiven⸗ und Ehren⸗ Mitglieder, ſowie alle übrigen tatt. N 1 Sumer e von Viernheim ſind zit dieſem NB. Um 1 Uhr Chorprobe. feierlichen SSeseseseses bsccc esc cgc sse S Se Erfolgreiche arberpang für den Kauimänn. Beruf Hursbeginn: 9. Jan. Die Osterkurse: 16. April Priv.-Hand.-Schule V. Stock Inn. u Leit: W. Kraub Mannheim M 4, 10 0 Fernspr. 21792 4 * 0 + 1 + 0 + 100 + 0 1 05 + Akt freundl. eingeladen. Der Präſident. Inſerieren bringt Gewinn! Anerkannt raſchen und ſicheren Erfolg Isu- A Bett Eis u- ut Betten Stahlmatratz., Kinderbetten gost,enPrlvate. 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Maß⸗ und Reparaturwerkfrätte dul Mandel 1, Shrine Friebrichſtraße 44. 3 ede eee wie 1 Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger ⸗Seitung) Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis: monatl. 10, Mk., durch die Poſt 2 Mk.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements täglich in der Geſchäftsſtelle u. beim Feitungsträger. Aelteſtes und erfolgreichſtes Lokal ⸗Anzeigeblatt Fernſprecher 117— Telegramme: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21677 Amt Frankfurt/ in.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. 36 Weihnachten iſt es, da draußen läuten die Glocken den Feiertag ein. Das Alltagswerk ruht. Liebe Men⸗ 115 umgeben uns, Eintracht herrſcht. Lange gehegte Wün⸗ ſind erfüllt worden. und liebevolle Weihnachtsſtimmung. Wir ſind erlöſt und befreit von allem häßlichen und ſchlechten. Das Feſt der Liebe iſt gekommen mit ſeinem ſtrah⸗ lenden Glanz. Schöne, unvergeßliche Stunden! Aber das Rad der Zeit rollt weiter, wir können die Stunden nicht aufhalten. Bald wird wieder der Alltag mit ſeinem ewigen grauen Allerlei, mit ſeinen kleinlichen Sorgen uns umgeben. Deswegen ſollen wir nicht traurig ſein, denn immer kann ja nicht Feſtzeit ſein. Können wir auch aber die Stunden nicht feſthal⸗ ten, ſo können wir denn doch ein anderes tun, um uns das Weihnachtsfeſt innerlich zu erhalten, um auch über die Tage der eigentlichen Feier hinaus in ſeinem Sinne zu denken, zu leben und zu wirken. Die unendliche Welle von Liebe, Güte und Verſtehen, die am Chriſtfeſt durch die Welt geht, die ſollten wir feſtzuhalten verſtehen vom Alltag, wir ſollten gut und gütig ſein auch in härteren Tagen, auch verſtehen und verzeihen können, wenn kein Lichterbaum uns mit feſtlicher Stimmung erfüllt. Kön⸗ nen wir das, dann erſt auch haben wir ſeinen Sinn wirk⸗ lich verſtanden. 2 24 Der AKeichstag im Jahte 1027. „ Der deutſche Reichstag hat im Jahre 1927 von ſeinem Recht, fan zu vertagen und in die Ferien zu gehen, in einem Umfang Gebrauch gemacht, wie noch nie ſeit dem Zuſammenbruch von 1918. Er nahm ſeine Tätig⸗ leit am 19. Januar auf, fand damals aber keine aktions⸗ fähige Regierung vor, ſo daß er ſich damit begnügen Mußte, mit den Arbeiten aufzuräumen, die das letzte Ka⸗ binett Marx übriggelaſſen hatte. Zu ihnen gehörte das Geſetz zur Bekämpfung der Geſchlechtskrank⸗ heiten, das inzwiſchen in Kraft getreten iſt. Am 3. Februar ſtellte ſich das erſte Rechtskabi⸗ nett Marx⸗Keudell dem Reichstage vor. Zwei Tage ſpäter ſprachen ihm 235 Deutſchnationale, Deutſch⸗ volksparteiler, 11 8 Volksparteiler, Deutſch⸗Hanno⸗ veraner, Bayeriſche Bauernbündler und Zentrumsleute das Vertrauen aus. Dr. Wirth ſtimmte mit 174 Ab⸗ geordneten der Linken gegen das Kabinett. Am 16. Februar begann die Beratung des Reichshaushaltes. Die Programmrede des Reichs⸗ finanzminiſters Dr. Köhler war charakteriſiert durch ſcharfe Angriffe auf ſeinen Vorgänger Dr. Reinhold, einen ſtarken Peſſimismus hinſichtlich der Reichsfinan⸗ zen und die Anregung auf eine Reform des Dawes⸗ planes. Sie führie im In⸗ und Ausland zu ſcharfen Kontroverſen. Der Reichshaushalt wurde dann nach langen Beratungen am 6. April mit 238 gegen 166 Stim⸗ men verabſchiedet. Vier Tage zuvor nahm der Reichs⸗ tag den vorläufigen Finanzausgleich und das Bier⸗ ſteuergeſetz an, zwei Vorlagen, die innerpolitiſch gleich⸗ falls zu heftigen Kämpfen führten. Am 8. April ging der Reichstag dann zum erſtenmal in die Ferien, nachdem er gerade das Arbeitszeitnotgeſetz erledigt hatte. Ein neuer Tagungsabſchnitt begann am 10. Mai. Ein Geſetz zum Schutz der Jugend bei Luſtbarkeiten, ein Zündholzſteuergeſetz und die Verlängerung des Republikſchutz geſetz wurde mit den Stimmen der Deutſchnationalen am 17. Mai beſchloſſen. Am 19. Mai ging es erneut in die Ferien. Kaum war der Reichstag am 14. Juni wieder z4⸗ . als die Regierungsparteien nach ſehr leb⸗ haften Ausſprachen über die Portoerhöhung der Reichspoſt mit 175 gegen 173 Stimmen dabei der Oppoſition unterlag. Eine gründliche außenpoli⸗ tiſche Ausſprache endete am 24. Juni mit der Ablehnung eines kommuniſtiſchen Mißtrauensantrages gegen Dr. Streſemann. Von den kleineren Vorlagen, die angenom⸗ men wurden, verdient das Sperrgeſetz, das bis zum 31. Dezember verlängert wurde und die Fürſtenabfig⸗ dungsprazeſſe verhindern ſollte, beſondere Erwähnung. Die Deulſchnationglen ſtimmten gegen dieſe Vorlage, dagegen ſtimmten ſie für das Geſetz über die Kriegsgeräte. Von größter ſozialer Bedeutung bleibt aber die endgültige Annahme der Arbeitsloſenverſicherung vom 7. Juli dieſes Jahres. Zwei Tage ſpäter begannen die Sommerferien. i Ueber die Dauer des Sommerurlaubs und eine kurze „nſchentagung iſt viel verhandelt und geſchrieben worden, Genug, am 18. Oktober begann die Herbſttagung. Jetzt endlich konnte die erſte Leſung des Reichsſchulgeſetz⸗ entwurfes und der Beſoldungsvorlage vor ſich den Andere Geſetzentwürfe hatte die Reichsregierung in der reichlich lan Zwiſchenzeit indeſſen nicht fertigſtel⸗ len können. Se gedeſſen mußte ſchon am 22. Oktober auſe eintreten. Sie dauerte juſt einen arne derum eine ongt. f a Es iſt ſo froh und feſtlich, wir haben uns ſo recht hinein gelebt in eine echte friedevolle Viernheimer Tageblatt Samstag, 24. Dezember 1927 Am 22. November trat der Reichstag wieder zuſam⸗ men. Er verabſchiedete den deutſch⸗franzöſiſchen andels vertrag, das Handelsabkommen mit Süd⸗ lawien, die Krankenverſicherungsvorlage für Seeleute und einige kleinere Vorlagen. Anläßlich der großen ſozial⸗ demokratiſchen Wirtſchaftsinterpellation konnte ſich das Ka⸗ binett Marr⸗Keudell bei 14 Stimmenthaltungen mit 229 gegen 192 Stimmen behaupten. Die große Ausſprache über die Ruhrentſchädigungen an die Schwerindu⸗ ſtrie verlief im Sande. Um ſo mehr Staub wirbelten die Auseinanderſetzungen über die Beſoldungsreform auf, die am 14. Dezember endgültig angenommen wurde. Im Zu⸗ ſammenhang damit wurden auch die Rentner und Kriegs⸗ hinterblibenen mit einer Weihnachtsbeihilfe bedacht und zuguterletzt ein ſehr verwickelter Lohnſteuerſen⸗ kungsantrag parlamentariſch verabſchiedet. Am Sams⸗ tag, den 17. Dezember ging es dann in die Weihnachts- zen. Sobald der Reichstag dieſe Ferien beendet haben wird, ſoll der Reichs haushalt durchberaten werden, damit er bis zum 1. April unter Dach und Fach gebracht werden kann. In den Ausſchüſſen ſtecken noch zahlreiche wichtige Vorlagen. Wir erinnern an das neue Strafge⸗ ſetzbuch, das Steuervereinheitlichungsge⸗ ſetz, da Schankſtättengeſetz, die Auslieferungsvorlage und das Geſetz über den endgültigen Reichswirtſchaftsrat. Wahlrechtsreform und Splitterparteien. „% Von Zeit zu Zeit tauchen immer wieder einmal Nachrichten üher Wahlrechtsreſormpläne auf, wie auch die Parlamentsreform, die ſeit langem beabſichtigt iſt, ein Thema darſtellt, das in mehr oder minder regel⸗ mäßigen Abſtänden behandelt wird, ohne daß jedoch in der Praxis hinſichtlich der Wahl⸗, noch der Parlaments⸗ reform irgend etwas geſchähe. So beſtehen denn allem Anſchein nach auch ſehr wenig Ausſichten dafür, daß der Reichstag, deſſen Tage ohnehin gezählt ſind, ſich im kommenden Tagungsabſchnitt mit der Frage der Wahlrechtsreform befaſſen wird, obwohl bekanntlich un⸗ längſt das Zentrum ſehr nachdrücklich auf die Bedeutung dieſes Problems hingewieſen hat. Reichstagspräſident Loebe, der wohl die Dinge mit am beſten zu über⸗ ſchauen, vermag, hat ſich denn auch unlängſt ſehr ſkeptiſch über die Ausſichten einer Wahlreform geäußert und er hat in dieſen Tagen in der„Frankfurter Zeitung“ dieſen Peſſimismus ausführlicher begründet.„Falls der Reichs⸗ tag,“ ſo heißt es in dieſem Loebe'ſchen Artikel,„das erſte Vierteljahr des Jahres 1928 überlebt, was neuerdings wieder als unſicher angeſehen wird, was ich aber hoffe, ſo wird er in dieſen drei Monaten zu erledigen haben: den Haushaltvoranſchlag für 1928/29, der für ſich allein die Beratungszeit von zwei Monaten faſt in An⸗ ſpruch nimmt, das Geſetz zur Entſchädigung der Liquidations⸗ und Kriegsgeſchädigten, die Strafrechtsreform, das Strafvollzugsge⸗ ſetz, eine Novelle zum Lohnſteuergeſetz, das Spi⸗ ritusmonopol, eine Novelle zum Mieterſchutz, eine Reihe kleinerer Vorlagen und— nicht nach unſerem a der eee 950 i gengeis haben mio den ganzen goch gepliin- 1700„r F ch, feiner Hlchel, haben de nur dies öppchen 5 Föbrig geisssen.“ 8 wir dahin, daß zwar bei den Wahlen theoretiſch Los wird. man dem anheim Viernheimer Volksblatt Viernheimer Nachrichten) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtuſter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vorm. s Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Ge⸗ ſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Dentſchlands und des Auslands⸗ Amtsblatt der Heſſ. Bürgermeiſterei u. Polizeiamt Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden. — das Schulgeſetz. Ich vermag mich micht zu Glauben aufzuſchwingen, daß dieſer Reichstag außer noch eine Reform des Wahlſyſtems, deren Fo doch ſtark umſtritten iſt, zur Erledigung bringen kan Darin werde ich beſonders beſtärkt, weil trotz beachte werter Anregungen aus dem Lager der Demokratiſch Partei und trotz des ſchon vorliegenden Antrages Zentrums keine Partei den ernſten Verſuch macht hat, dieſe eigenen Anregungen und Anträge jetz noch zur Beratung zu bringen.“ Man wird dieſen Loebe⸗ ſchen Ausführungen die Berechtigung nicht abzusprechen vermögen und man wird zugeben müſſen, daß unter die⸗ ſen Umſtänden die Ausſichten auf eine Wahlreform recht gering ſind. Trotzdem ſcheint es dringend erforderlich, daß Nacſes eichaee vor ſeiner Auflöſung noch mit dem Wahlgeſetz beſchäftigt und wenigſtens Mängel abſtellt, die jetzt zu einem äußerſt bedauerlichen Urteil des Staats“ gerichtshofes geführt haben. Bekanntlich hat der Staats“ gerichtshof dahin entſchieden, daß durch die Beſtimmungen, wie ſie in Hamburg, Heſſen und Mecklenburg Strelitz getroffen worden waren, um die Bildung kleiner Splitterparteien zu verhindern, gegen die Reichsverfaſſung verſtoßen worden iſt, ſo daß in die“ ſen Gebieten neue Wahlen anberaumt werden müſſen. Di genannten Länderregierungen hatten nämlich verlangt, daf neue Parteien, die im letzten Parlament nicht vertre⸗ ten waren, eine beſtimmte An zahl von Stim⸗ men aufweiſen und eine beſtimmte Summe hin⸗ terlegen ſollen, um überhaupt zur Wahl zugelaſ⸗ ſen zu werden. Da nun aber der Artikel 17 der Reichs⸗ verfaſſung beſtimmt, daß auch in den deutſchen Einzel⸗ ländern die Volksvertretung„in allgemeiner, gleicher, un⸗ mittelbarer und geheimer Wahl“ gewählt werden muß, ſo ſah der Staatsgerichtshof hierin einen Verſtoß gegen dieſe Beſtimmungen, da durch die geforderten Unterſchrif⸗ ten für die Wahlvorſchläge das Wahlgeheimnis beeinträchtigt wird und da andererſeits eine Be⸗ ſchränkung von Wahlvorſchlägen durch Abhängigma⸗ chung von der Hinterlegung einer beſtimmten Geldſumme unzuläſſig iſt. Jwriſtiſch iſt der Spruch des Stgats⸗ gerichtshofes zweifellos unanfechtbar, politiſch iſt er eine der bedauerlichſten Entſcheidungen, die in der letzten Zeit getroffen worden ſind. Die Landesregierungen, ge⸗ gen die der Stagtsgerichtshof entſchieden hat, waren einer ſehr richtigen politiſchen Erwägung gefolgt, als ſie durch geſetzliche Beſtimmungen der ſinnloſen Partei⸗ zerſplitterung entgegenwirken wollten. Wohin dieſe unſinnige Parteizerſplitterung führt, iſt ja in letzter Zeit wiederholt ſehr klar in die Erſcheinung getreten und ab⸗ geſehen von einer Zahl Eigenwilliger, denen es niemals recht zu machen iſt, iſt man ſich wohl überall klar dar⸗ über, daß es in Deutſchland bereits eher zu viel als zu wenig Parteien gibt. „Leider iſt durch das jetzt gültige Wahlrecht die Bildung kleiner Splitterparteien mnſofern ſehr weſent⸗ lich begünſtigt worden, als bekanntlich die Koſten der Herſtellung der Stimmzettel und ihrer Verſendung, ſowie der Veröffentlichung der Wahlvorſchläge dem Reiche zur Laſt fallen, ſo daß mithin di“ P. l kalben ſehr weſentlich entlaſtet worden ſind. Mur wird ſich nach dem Urteil des Staatsgerichtshofes ſehr nachdrückkich überlegen müſſen, wie das jetzt geltende Wahlrecht abgeändert werden kann, um eine wei⸗ tere Zerſplitterung zu verhindern. Sonſt kommen deine Stimme verloren geht, daß aber die ganze Wahl ſinn⸗ Ohne Abänderung des Wahlgeſetzes wird ſchwerlich entgehen können. Wunſch, aber nach dem Willen der e Die Vögel im Winter. Solange Schnee und Froſt die Erde noch nicht be⸗— decken, haben unſere heimiſchen Vögel, die im Winter bei uns geblieben ſind, noch keine Not. Iſt aber erſt einmal der Froſt eingetreten, dann wird es immer ſchwe⸗ rer für ſie, Nahrung zu finden. Selbſt ihre ſpitzen Schnä⸗— bel können nicht mehr die harte Erde aufhacken, um Kör⸗ ner zu erhaſchen. Da herrſcht denn oft eine große Not unter den gefiederten Herrſchaften. Selbſt die ſonſt ſo frechen und munteren Spatzen leiden und magern ſichtlich ab. Auch iſt es garnicht angenehm bei der Kälte, ſich draußen herum zu treiben. Selbſt das ſogenannte warme Neſt iſt nicht immer warm genug. 0 Wir Menſchenkinder ſitzen inzwiſchen in der warmen Stube, nähren uns gut und kleiden uns warm und über⸗ hören nur gar zu oft das kläglichen Piepen der armen Vögel vor unſerem Fenſter. Verſteht ihr nicht, was die armen Tierchen da draußen euch ſagen wollen?„Piep, piep, wir haben großen Hunger! Piep, piep, gebt uns doch etwas zu eſſen!“ Dieſen Ruf ſollten wir nicht ver⸗ lingen laſſen, ohne ihm zu folgen. Wer Mitleid mit Tieren hat, der erſt darf ſich wirklich Menſch nennen. Streut den hungernden Vögeln im Winter reichlich Kör⸗ ner aus, ſorgt für warme und ausreichende Neſtgelegen⸗ heiten und verſchmäht es auch nicht. den arauen Spaken rgert hat. Es kommt wieder eine Sommerzeit, in der 1 gerne dem Geſang der Vögel lauſcht. Das iſt der n der kleinen Sänger für die Hilfe, die ihr ihnen im inter erweiſt. 0 herſen, der euch vielierer in Sommer ſchon mal ge⸗ 8 Die Börſe als Krankheitsquelle. Von den verſchiedenen Jahreszeiten wiſſen wir, daß wir ſie unter anderem auch als Verurſacher jeweils ganz beſtimmter Krankheiten anzuſehen haben. Der Herbſt bringt uns die bekannten Erkältungskrankheiten, ebenſo wie der Frühling, und der Sommer birgt mit ſeiner Hitze und Trockenheit auch nicht geringe Krankheitsmög⸗ ichleiten. Wir wiſſen weiterhin, daß dis verſchiedenen Be⸗ rufe dafür verantwortlich zu machen ſind, wenn gewiſſe Wienſchengruppen von ganz beſtimmten Krankheiten er⸗ ſaßt werden, es ſei hier nur an die Bleierkrankungen der aler erinnert. Endlich iſt uns auch die Auffaſſung geläufig, daß das ſoziale Milieu ganz allgemein je nach feinem Weſen auch die Urſache entſprechender Krankheiten it. Wenn hier nun die Börſe als Krankheitsquelle be⸗ zeichnet wird, ſo mutet das auf den erſten Blick etwas merkwürdig an. Normalerweiſe iſt der Aufenthalt auf der Börſe nicht von ſehr langer Dauer täglich, und die Tätig⸗ keit dort iſt kaum ſo, daß ſie irgendwelche geſundheitliche Schädigungen nach ſich ziehen zu können ſcheint. Und doch iſt der Satz richtig, daß die Börſe als eine Krank⸗ Heitsquelle anzuſehen iſt, und zwar als eine von den Ur⸗ ſachen, die das Entſtehen der Zuckerkrankheit begünſtigt. Die Amerikaner haben dieſe Erſcheinung ſogar auf ein Sprichwort gebracht, das da lautet:„Wenn die Papiere fallen, ſteigt der Zucker.“ Iſt nun die Auffaſſung wiſſenſchaftlich haltbar, daß zwischen den Vorgängen an der Börſe und der Entſtehung der Zuckerkrankheit ein urſächlicher Zuſammenhang be⸗ ſteht? Es dürfte als unbezweifelbar gelten, daß tatſäch⸗ lich ein ſolcher Zuſammenhang zu finden iſt. Dies be⸗ weist ſowohl die Statiſtik als auch das beſondere Weſen der Zuckerkrankheit. Die Zuckerkrankheit iſt eine ausge⸗ ſprochene Krankheit der Wohlhabenden oder derer, die im allgemeinen dafür zu gelten haben. In den Städten trit! gie viel häufiger auf als auf dem Lande, ebenſo wie ſie äufiger iſt in induſtriellen Gegenden als in ländlichen ezirken. Beinahe experimentell iſt der Nachweis des Zu⸗ ſammenhanges von Zuckerkrankheit und Lebenshaltung durch die Wirkungen des Krieges erwieſen worden. Nicht nur, daß bei uns in Deutſchland, die wir unter der Hun⸗ gerblocade zu leiden hatten, ein gans auffallender Rück⸗ Heringe und Auſtern. In den Verbrauchsziffern des populärſten Seefiſches des Herings, hat ſich ſeit dem Kriege eine ſtarke Wand⸗ lung vollzogen. Nach 1913 betrug die Geſamtmenge der in Deutſchland in den Handel gebrachten Heringe 89 648 Dz., 1924 betrug ſie dagegen 447452 Dz. und 1925 volksnahrung und Leckerbissen. 8 1925 88 e 1925 9253 20 U. Stück 255 6— 1 00 188 Dz. Im Gegenſatz dazu ſteht der Verbrauch von Auſtern. Die Geſamtmenge von 1873 336 Stück im Werte von 181400 Mark(1913) iſt auf 9700 Stück im Werte von 4000 Mark(1924) und auf 9253 Stück (Wert 2400 Mark) im Jahre 1925 zurückgegangen. 22——— Nach dem Roman„Die Elenden“ von Vietor Hugo. 171(Nachdruck verboten.) Der Bandit, der ſie begleitet hatte, erſchien hinter ihr und nahm von neuem ſeine Axt. „Falſche Adreſſe?“ wiederholte Thenardier. „Ja. In Nr. 17 der Straße wohnt kein Urban Fabre. Niemand kennt ihn da.“ Ich ſprach mit dem Hausmann und der Frau; nichts wiſſen ſie.“ f Marius atmete auf. Sie, die Lerche, war gerettet. Während die Frau ſich ſo ereiferte, hatte Thenardier ſich an den Tiſch geſetzt. Einige Augenblicke ſprach er kein Oſen hin ließ das rechte Bein baumeln und ſah nach dem Ofen hin. Endlich ſagte er langſam und mit unterdrückter Wut zu dem Gefangenen: „Eine falſche Adreſſe? Was hoffſt du denn?“ „Zeit zu gewinnen!“ antwortete jetzt der Gefangene mit lauter, ſtarker Stimme. Gleichzeitig ſchüttelte er die Stricke ab, die ihn ge⸗ bunden hatten. Nur das Bein war noch an das Bett gefeſſelt. 1 Ehe die ſieben Männer Zeit hatten, ſich zu faſſen und zu ihm zu kommen, bückte er ſich nach dem Kamin, ſtreckte die Hand nach dem Ofen aus und richtete ſich wieder auf. Thenardier, die Frau und die Banditen ſahen ihn ent⸗ ſſute an, denn er ſchwang den rotglühenden Meißel in furchtbarer Haltung. f Die Banditen erholten ſich von ihrem erſten Schrecken. Der Gefangene ſprach: „Ihr ſeid Unglückliche, aber mein Leben lohnt nicht die Mühe, ſo verteidigt zu werden. Wenn Ihr glaubt, Ihr könntet mich dazu bringen, etwas zu ſagen oder zu ſchreiben, was ich nicht ſagen oder nicht ſchreiben will, ſe—“ Er ſtreifte den linken Armel auf.„Seht her!“ Er ſtreckte den Arm aus und hielt auf das nackte Sele den 9 Meißel. Man hörte es ziſchen und ein Brandgeruch ver⸗ breitete ſich. Marius wankte vor Entſetzen; die Räuber ſelbſt ſchauderten, das Geſicht des ſeltſamen Mannes ver⸗ zog ſich kaum; er ſah Thenardier mit einem Blick e Haß an, in welchem der Schmerz in heiterer Majeſtin etloſch. durchzuführen. Und da iſt die Erfahrung zang der Falle von Jugerrrantpen zu verzeichnen geweſel 1 auch die übrigen Völker konnten dieſecbe Beobachtung machen. Selbſt Amerika, das doch am wenigſten die ma⸗ teriellen Auswirkungen des Krieges auf dem Gehiete der Ernährung geſpürt 1955 ſaß einen Rückgang dieſer Krankheit. Es war direkt auffallend, daß der Rückgang in dem Moment einſetzte, wo man in den Vereinigten Staaten daran gehen mußte, wenn auch allerdings un“ 4 unbedeutend, die Lebensmittel zu kationieren. Un dem Umfange, wie der Nahrungsſpielraum während des Krieges eingeengt worden iſt, ſind auch die Ziffern der Zuckerkrankheit geſunken. Am ſtärkſten in Deutschland und Oeſterreich, dann in entſprechender Abstufung in den Ententeſtaaten, und am wenigſten, aber doch immerhin merklich, in Amerika. Für Deutſchland, beziehungsweiſe für Berlin, liegen ſogar Zahlen vor, die die Entwicklung kennzeichnen. Dr. Hans Allmann hat im Deutſchen Verein für Verſicherungs. wiſſenſchaft ſolche Zahlen mitgeteilt. Im Jahre 1900 ſtarben in Berlin auf 100 000 Einwohner berechnet an der Jab 1 10,3 Menſchen. 1913 waren es 23,1, im ahre 1918 11 und im Jahre 1919 war der Tiefpunkt von 1900 mit 10,3 Menſchen wieder erreicht. Von da ab geht die Kurve wieder in die Höhe und ſchon im Jahre 1926 betrug die Sterblichkeitsziffer bei 100 000 Einwohner 18,3. 95 Zahlen gehen parallel mik der wirtſchaftlichen Entwicklung. Von Beginn des Jahrhun⸗ derts bis 1913 derſelbe rapide Aufſtieg wie ihn unſer Wirtſchaftsleben zu verzeichnen gehabt hat. Dann kom⸗ men die Jahre des Krieges mit ihren Nöten ganz deut. lich in der Abnahme der Zuckerkrankheit erkenntlich, und ſchließlich folgt die Zeit des Wiederaufbaus und der Kon⸗ ſolidierung mit einem Höchſtſtand an tödlich verlaufenen Zuckererkrankungen, der beinahe an den Stand der beſten Wirtſchaftsſahre vor dem Kriege heran reicht. Daß dieſe Parallelität ein Zufall ſein ſollte, das dürfte wohl kaum anzunehmen ſein, dafür ſind die Zuſammenhänge zu deut⸗ lich; die üppige Lebensweiſe begünſtigt ganz offenbar die Umſtände, die zur Erkrankung an Diabetes führen. Wie ſteht es nun mit dem vorhin behaupteten Zu⸗ ſammenhang zwiſchen Börſenvorgängen und der Häufig⸗ keit der Zuckerkrankheit. Zahlenmäßig läßt ſich natürlich abſolut Bündiges nicht ſagen, aber unzweifelhaft iſt die Tatſache, daß ſich gerade unter den Ständen, deren Exi⸗ ſtenz in mehr oder weniger entſcheidendem Maße von der Börſe abhängt, ſehr viele Zuckererkrankte finden. Und auch die Vonksbeobachtung, deren Ergebnis die Amerikaner in das vorhin erwähnte Sprichwort gekleidet haben, dürfte nicht auf einem Trugſchluß beruhen. Beobachtungen der Zuckerkrankheit, gerade unter dem Geſichtspunkt ihres Vor⸗ kommens in Börſenkreiſen, haben ergeben, daß die fort⸗ geſetzten ſeeliſchen Höchſtſpannungen mit ihrem ſtändigen Auf und Ab, ihrer inneren Haſt und Unruhe phyſiſche Vorausſetzungen ſchaffen, die zu Störungen im Stoff⸗ wechſel führer was ja eigentlich das Weſen der Zucker⸗ krankheit et, Man„ ich nun, ob nicht die Inſulin⸗Behandlung die En“ nung etwas günſtiger beeinfluſſen könnte. Tat⸗ ſächlich iſt ja dies auch der Fall, aber merkwürdigerweiſe iſt hier wieder ein Zufammenhang zwiſchen Geldbeutel und der Häufigkeit der Zuckerkrankheit feſtzuſtellen. Wie nämlich das Inſulinverfahren erwieſen hat, kommt es ſehr häufig darauf an, eine Behandlung genügend lange machen, daß die Patienten in Sanatorien, die alſo wohl zu den Zah⸗ lungsfähigeren zu rechnen ſind, die Kur verhältnismäßig bald abbrechen, während die Krankenkaſſenpatienten in Krankenhäuſern viel länger durchhalten, weil es ſie un⸗ mittelbar kein Geld koſtet, und der Erfolg? Bei den Letz⸗ teren iſt durchgehend eine Beſſerung zu erzielen, während die andere Gruppe die Zuckerkrankheit nie recht los wird und ſo auch am meiſten Todeskandidaten an dieſer Krank⸗ heit ſtellt. So kann man wohl mit einigem Recht das Bild von der Börſe als Krankheitsquelle gebrauchen. Vermiſchtes. Einfluß der Berufstätigkeit auf die Lebensdauer. (Der Einfluß der Berufstätigkeit auf die Lebensdauer 1 1 hat Profeſſor Winkler in den„Tortſchritten der Medizin“ „Ihr Elenden,“ ſagte er,„fürchtet Euch vor mir mehr, als ich mich vor Euch fürchte.“ Er nahm den Meißel von dem zuckenden Fleiſch hin⸗ weg, warf ihn durch das noch offene Fenſter und das glühende Eiſen verſchwand im Dunkel, um im Schnee zu erlöſchen und zu verſchwinden. Dann fuhr der Mann fort: „Nun tut mit mir, was ihr wollt.“ Er war wehrlos. „Schnel die Strickleiter, ſchnel fort!“ Gleichzeitig hörte Marius unter ſich, ganz nahe, dicht konnte, folgendes Geſpräch: „Es bleibt nur eins übrig.“ „Ihn kaltzumachen.“ „So iſt es.“ Es waren Thenardier und die Frau. Thenardier ging langſam an den Tiſch, zog den Kaſten heraus und nahm das Meſſer. Marius faßte wieder nach dem Drücker der Piſtole. Seit einer Stunde ſprachen zwei Stimmen in ihm. Die eine gebot ihm, das Teſtament ſeines Vaters zu reſpek⸗ tieren, die andere rief ihm zu, dem Gefangenen beizu⸗ ſtehen. Beide Stimmen bekämpften einander unaus⸗ geſetzt. Marius hatte immer noch gebofft, ein Mittel zu behandelt. Danach erfreuen 0 an der Wand, ſo daß er die Sprechenden nicht ſehen der lan t die Landwirte und die Ge ſesarbe f 3 5 teren vor allem die Philoſophen, 9 ner und e 9 75 Diplomaten fel hohes Alter. Bei einſeitig körperli ühzeitig Alterserſcheinungen auf, Das Geh N tzter Linie alle Organe beherrſcht, bleibt nämlich unaus⸗ gebildet und wird deshalb früher ſemil, schrumpft raſcher zuſammen als bei Geiſtesarbeitern, die es viel benn Durch dieſes frühe Altern des Gehirns werden a a 5 Alterserſcheinungen des Körpers bedingt. Doch 1975 n bei der verhältnismäßigen Kurzlebigkeit der Hand⸗ arbeiter auch noch andere Faktoren in der Lebensweiſe eine Rolle ſpielen, ſowie raſchere Abnützung der Organe und äußere Verhältniſſe. Unter den akademiſchen Be⸗ ruſen iſt derjenige mit der kürzeſten Lebensdauer der der Aerzte. Die ſehr große Arbeitszeit, die hohe Verantwort- lichkeit, die oft geſtörte Nachtruhe dieſes Standes, ſind die Urſachen eines verhältnismäßigen frühen Todes. Un⸗ ter den Handwerkern iſt das der Tiſchler am langlebigſten. Eine mittlere Stellung nehmen unter den Gewerben die Bäcker, Fleiſcher, Maurer und Schuhmacher ein. Weniger geſund ſind die Berufe der Bergleute, Steinhauer, Fär⸗ ber, Maler und die kürzeſte Lebensdauer haben die Fuhr⸗ leute, Brauer und Wirts⸗ und Gaſthausbedienſteten, weilt weil ſie den Gefahren am meiſten ausgeſetzt ind. Im allgemeinen kann man ſagen, daß Berufstätigkeit inner⸗ halb angemeſſener Grenzen des Lebens verlängert. Wie alt iſt die Apſelſinenzucht? Die Apfelſine iſt eines der älteſten Genußmittel des Menſchen. Schon vor 1200 Jahren hat man dieſe ſchmackhafte Frucht ſyſtema⸗ tiſch angebaut und geerntet. B Tüchtige Spatzen! Ein einziges Spatzenpaar, deſ⸗ ſen Nachkommenſchaft ſich zehn Jahre hindurch ungehindert vermehren könnte, würde nach Verlauf dieſer Zeit auf eine Geſamtfamilie von 275 Billionen Köpfen rechnen können. * Waſſer und Eis. Bei plus 4 Grad hat Waſſer ſeine größte Dichte. Deshalb iſt das Eis, das eine Temperatur von 0 Grad hat, leichter und ſchwimmt daher auf dem Waſſer. Grundeis kommt dadurch ee daß in raſch jeßenden Waſſern die Abkühlung der oberen Waſſer⸗ chicht verhindert wird. Die Tiefe, in der ſich Grundeis bildet, iſt ſehr verſchieden. — 2 25 — Was verdient der Staat an ber Lotterie? Für das Jahr 1926 kann das Reich bei vollem Los. abſatz mit einem Geſamtüberſchuß von 20 Millionen Mark rechnen. Davon werden auf Preußen 12,8 Millionen Pep Stebt als Glucksverthifffer und Wes es ihm einbringt devon ef heften: „„ dimionen ioc Miſionen Marz eee Beer 0 300000 3 Milli. f 7775 lionen Heck ö Gesemfüberschuss * N * 850 000 Merk or fene Baden oe Urige Ve gs ddaſen Mark fallen, auf Bayern 2,5, auf Württemberg 850 000, auf Baden 800 000 Mark. Die übrigen Vertragsſtag⸗ ten erhalten zuſammen etwa 3 Millionen Mark. 1926 belief i Reingewinn der Lotterieverwaltung auf etwa 14 Millionen Mark. f finden, beide Pflichten zu vereinigen, aber es zeigte ſich nichts. Jetzt drängte die Gefahr, die äußerſte Grenze war überſchritten. Plötzlich zuckte er zuſammen. Zu ſeinen Füßen, auf ſeinem Tiſch, beleuchtete eben ein heller Mondenſtrahl ein Blatt Papier und auf Rochler ſtand mit großen Buchſtaben, was die älteſte To ter Thenardiers früh bei ihm geſchrieben hatte: Die Häſcher ſind da. Das war das Mittel, welches er ſuchte, die Löſung des ſchrecklichen Rätſels, das ihn peinigte— den Mörder zu ſchonen und das Opfer zu retten. Er kniete auf der Kommode nieder, ſtreckte den Arm aus, nahm das Blatt Papier, wickelte ein Stückchen Kalk von der Wand hinein und warf es durch das Loch, durch welches er geſehen hatte, in die Stube drüben. Es war die höchſte Zeit. Thenardier hatte ſeine letzten Befürchtungen oder letzten Bedenklichkeiten üder⸗ wunden und trat zu dem Gefangenen. „Es fiel etwas!“ ſagte die Frau. „Was?“ ſagte der Mann. Die Frau hatte das Papier aufgehoben und übergab es dem Mann. „Woher iſt es gekommen?“ fragte dieſer. „Woher ſoll es gekommen ſein? Natürlich durch das Fenſter.“ N Thenardier ſchlug das Papier raſch auseinander und hielt es an das Licht. „Die Hand Eponines. Der Teufel!“ Er winkte ſeiner Frau, die raſch hinzutrat, und zeigte ihr die Zeile. Papier, dann 1 9 er leiſe hinzu: „Schnell! Die Strickleiter! Die mögen bleiben! Schnell fort!“ „Wohin?“ fragte Panchaud. „Durch das Fenſter,“ antwortete Thenardier.„Da Ponine den Stein durch das Fenſter hereingeworfen hat, ſo iſt das Haus hier nicht beſetzt.“ N Die Räuber, die den Gefangenen hielten, ließen ihn los und ſchnell war die Strickleiter durch das Fenſter hinausgelaſſen ſowie oben befeſtigt. Sobald die Leiter ſeſt eingehakt war, rief Thenardier: „Komm, Frau.“ f Und ſie trat raſch an das Fenſter, als ſie aber hinauf⸗ ſteigen wollte, packte Panchaud ſie derb am Nacken. „Noch nicht!“ ſagte er.„Nach uns!“ f „Kin 47 bemerkte Thenardler,„wir verlieren da⸗ mit nur Zeit. Die Häſcher ſind hinter uns.“ (Fortſetzung folgt.) weihnachts⸗Seilage Drittes Blatt zum„viernheimer Anzeiger“ 44. Jahrgang N e . N J 2— In der Weihenacht. „Ich verkünde Euch eine große Freude“, ſo rief der Engel den ſchlafenden Hirten auf dem Felde zu, als ſie in ahnungsloſem Schlummer in jener geheimnisvollen Nacht neben ihren Herden weilten. Gläubig folgten ſie den Worten und eilten in die arme Hütte, wo in der Krippe das Kindlein lag, von dem das Heil der Welt ausgehen ſollte. Voll Ehrfurcht ſchauten ſie knieend hernieder auf das Wunder und wurden ſo der Freude teilhaftig. Auch heute, in dieſer Weihenacht, verkündet des Engels Mund die Bot⸗ ſchaft von der großen Freude, auch heute kehren wir in den armſeligen Stall ein, voll der Sehnſucht nach der großen Freude; unſer Herz tragen wir dem Kinde entgegen und hoffen, an dem Glück teilzunehmen, das ſein gütiges Weſen ausstrahlt. Immer wieder erleben wir mitten im tiefſten Winter das Geheimnis der gött⸗ lichen Menſchwerdung. Wie breite Wogen eines unend⸗ lichen. Ozeans ſind die Jahrhunderte vorübergerauſcht. Ge⸗ lerationen tauchten auf und ſanken ins Grab. Völker und Nationen erhoben ſich zu ſtolzer Blüte und verkümmerten zu einem Schattendaſein, das Antlitz der Erde ſelbſt wan⸗ delte ſich, aber jene geheimnisvolle Nacht, jener Stern, der aufging über dem Stall Bethlehem, er lebt noch heute mit unverminderter Kraft. Er ſendet auch jetzt noch ſeine ver⸗ heißungsvollen Strahlen in jedes Menſchenherz und ſein Leuchten erfüllt uns mit göttlichem Glauben an das Reich der Ewigkeit. Er iſt uns vertraut und teuer geworden, ſo daß wir ihn niemals miſſen mögen. Es iſt das Eigentümliche der Weihenacht, da ſie wie leine andere die Liebe in unſer Herz ſenkt. Mit eltſamer, ſaſt magiſcher Gewalt zieht uns dies Feſt in ſeinen Bann. Man kann ſich ihm nicht entziehen. Wenn man die immer⸗ grüne Tanne betrachtet und ſieht, wie leiſe kniſternd die Kerzen von den Flammen verzehrt werden, dann über⸗ kommt es uns mit feierlicher Gewalt, daß wir die ganze Welt mit Liebe erfüllen, die Tränen trocknen und den ſchick⸗ ſalverknüpften Menſchen die Freudenbotſchaft zurufen möchten, daß niemand jetzt in Harm vergehe. Wer fühlte es nicht in dieſer Nacht, in der die Dunkelheit von der geiſtigen Liebe des Chriſtentums durchdrungen wird? Und doch iſt noch kein Friede auf der Welt! Und den⸗ loch ruht der Geiſt des Krieges und ſeiner Gefolgſchaft laſtend, drückend und düſter über den Völkern! Und den⸗ noch gibt es Sieger, die auf die Macht der Waffen pochend den Wehrloſen niederzwingen und ihm ſein Hab und Gut erpreſſen. Dennoch ſind Millionen Menſchen in der Knecht⸗ ſchaft der Ueberlegenen. Sie ſeufzen unter dem Joch, dem ſie ſich nicht entziehen können, weil der jetzt Stärkere es feſt geſchloſſen hält. Ueberall ſind die Feſſeln fremden Zwan⸗ hes, überall iſt der Geiſt der Feindſchaft und der Herrſch⸗ ucht. Gehen wir durch die vom Fuß des Feindes noch un⸗ erührten Gaue und ſchauen wir die unter der Kriegslaſt gebeugten Rücken. Scheint nicht die Liebe fortgefegt von beutegierigen Feinden? And unſer Volk ſelbſt? Anter dem Einfluß der wirtſchaftlichen Not und Drangſal iſt es zerklüftet in Parteien und Gruppen, die ſich befehden und dabei oft das Volksganze zu Schaden bringen. Faft ſcheint es, als ſei die Botſchaft von Bethlehem und der Geiſt von azareth verdunkelt von den wilden Leidenſchaften, die die Weit durchbrauſen. f Und doch. Auch heute iſt die Verkündigung von der großen Freude kein leeres Wort. Auch jetzt noch vermag ſe kraftvoll und machtvoll ſich zu entfalten und die Men⸗ hen mit ihrem wohltuenden, erlöſenden Zauber qu er⸗ Alen. Sie entſtammt den ewigen Wabhrbeiten. die die . 9 2 75 * 5 ä , Dann f E 5 15 15 7— A— , 2 0 N 8 75 — 2 2 N 2 — Jahrhunderte und Jayrraufenve nichr zu verduntern ver⸗ mochten. Wer ſich ihr hingibt, der erlebt im gläubigen Ver⸗ trauen in ſich die Geburt Chriſti. In dieſer Wahrheit hat die Freude die Kraft, gegen alle Widerſtände anzukämpfen. Neu belebt ſich die Hoffnung auf Befreiung und Erlöſung. Der Menſch und das Volk, die von ihr durch⸗ drungen ſind, ſie zeigen und bezeugen den Willen zum Zu⸗ ſammenſchluß, ſie ſtreben zur Einigkeit und Ueberbrückung der Gegenſätze. Sie haben die Macht auch mit den äußeren Feinden fertig zu werden. Ehriſtnacht 8 2 7 8 2 2 e D Winterwaldnacht, ſtumm umd hellt. llt deinen mondumglünzten Zweigen, Lautlos und pfadins ſchneelnſtſchwer— de Die iſt das groß— dein ſtolzes ichweigen 55 dug len lar und falt Find feſtgeſchmiedet Berg und ald, nichts kann von dieſem Bann erretten. e der bogel fällt. das wild bricht ein, der lluell erſtarrt. die fichten beben⸗ 1 50 ringt den großen fiamyf ums dein 10 a kin tauſendfaches, banges Leben. un doch in den Dörfern, traut und ſacht, Te ie We 0 urch die U Wunderlied vom ewigen Frieden * darl ieler- Im Kampf gegen die äußeren Gewalten, im Streit um die Ueberwindung der harten Folgen des Krieges ſteht uns Deutſchen das Recht und die Wahrheit zur Seite. Ein jedes Volk macht ſeine Fehler; wir ſind ſtark und freimütig genug, die unſrigen anzuerkennen. An Folgen haben wir aber genug getragen. Unſer ganzes Sinnen und Trachten muß nun darauf eingeſtellt ſein, eine gerechte Verteilung der Kriegsfolgen anzuſtreben. Das vergangene Jahr hat wenig, faſt gar keine Fortſchritte gebracht. Die Hoffnungen des vorhergehenden Jahres haben ſich nicht erfüllt. Aber wir ſind uns bewußt, daß wir einen harten Weg gehen müſſen. Darum iſt es unſere Pflicht, unverzagt weiter zu ſchreiten und für Recht und Wahrheit zu kämpfen. Die Ausſprüche verſchiedener bedeutender Staatsmänner gerade im vergangenen Jahre laſſen die Morgenröte einer nüchternen und gerechten Denkweiſe üben die alle Welt beſchäftigenden Probleme ahnen. Es däm⸗ mert. Die Wahrheit iſt auf dem Marſch. An uns liegt es, ſie weiter zu fördern, bis eines Tages Deutſchland rein von Schuld und frei von Feſſeln vor aller Welt daſteht. aben wir unſere Miſſion erfüllt, und dann wird det Friede, den die Engel des Himmels verhießen, endlich wieder Einkehr halten. f „ „ 8—— N . S MEIHENAC HTE Der 1 N„re 74 4 7 2 75. — N 97 4 S-, S . 7. f ———— 8. 8 8 r,, 1 — 8 N72 N Fromme Weiſen. Von W. Schumann. Weihnachten! Wohl kein Feſt des ganzen Jahres iſt non den Dichtern ſe verherrlicht worden wie Weihnachten. Wie oft auch das liebe Weihnachtsfeſt kam, in jedem 9 5 haben ſich gläubige 1 gefunden, welche die Chr b nachtsgeſchichte in neuen Verſen verherrlichten. Es würde wohl eine große Bibliothek von dicken Bänden entſtehen, wenn man alle Weihnachtslieder ſammeln wollte. Unend⸗ lich groß iſt die Zahl der Lieder, doch nur wenige ſind zum Gemeingut des Volkes geworden, zu Volksliedern. Weihnachtslieder! Jedes Lied verherrlicht die Geburt des Weltheilands und ſpendet uns fromme Chriſtengläu⸗ bigkeit, die uns über die Nöte der Zeit hinweghilft. Wahre Chriſtengläubigkeit gießt jedoch nicht nur Frieden in unſer Herz, ſondern gibt uns die Kraft, das„O du fröhliche, o du ſelige—“ jubelnd anzuſtimmen. Wenn wir dieſes Lied unter dem brennenden Weihnachtsbaum ſingen, ſo fühlen wir uns nicht vereinſamt, ſondern wähnen uns in⸗ der großen Schar der himmliſchen Heerſcharen, die ihr; „Ehre ſei Gott in der Höhe und Friede auf Erden“ der Menſchheit verkünden. Mit anderen Augen ſehen wir dann auf unſere Kinder herab, die mit ihren dünnen Stimmchen das Chriſtkind in ihrer Weiſe loben und preiſen. Wir werden mit ihnen zu Kindern und begleiten ihre Geſänge mit der gleichen Inbrunſt. Unſere Augen ſtrahlen und leuchten mit den Kinderaugen zum Tannenbaum empor bei dem Liede:„Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen,“ und in überſchäumender Fröhlichkeit ſtimmen wir mit ein in das„Ihr Kinderlein, kommet, o kommet doch all“. Wir denken zurück an die Zeit, wo wir noch ſelbſt ein Kind waren und atemlos den Worten der Mutter lauſchten, die uns das Lied in den Dämmerabendſtunden vorſang:„Vom Himmel hoch, da komm' ich her, ich bring' euch gute neue Mär.“ Hilder der Vergangenheit werden in unſerer Seele wach. Mit unſeren eigenen Kindern ſingen wir in der jeligen Adventszeit die beiden verheißungsvollen Wunſch⸗ lieder:„Morgen kommt der Weihnachtsmann“ und „Morgen Kinder wird's was geben“. Weihnachtsglocken, führen uns aus dem Reich der Erinnerungen in die Wirk⸗ lichkeit. Ueberall in Hütten und Paläſten ſingt die Menſch⸗ heit:„Süßer die Glocken nie klingen, als zu der Weih⸗ nachtszeit.“ Süßer die Glocken nie klingen! Fürwahr es iſt ein an⸗ deres Geläut, ein anderer, froherer, jubelnderer Ton, der über verſchneite Felder und Wälder klingt. Sternenklar iſt die Nacht, der Himmel tut ſich auf, es wird Licht, die Mutter Gottes grüßt uns vom Himmelsthron, wir fallen in die Knie, denn„Es iſt ein' Roſ' entſprungen aus einer Wurzel zart“. a Es würde zu weit führen, wollte man noch mehr aus der ungeheuren Fülle der Weihnachtslieder anführen. Das eine iſt ſicher und wird jedem einleuchten, mag er auch noch ſo en ſein, daß gerade die Weihnachtslieder zu den koſtbarſten Schätzen deutſcher Poeſie und Dichtung gehören, die es gibt. Was wäre ein Weihnachten ohne Weihnachts⸗ lieder, ohne Geſang, Glockenklang und Muſik? Es wäre nichts. Es würde einem Buch gleichen, in dem keine bunten 5 Bilder ſind, das man aber trotzdem den Kindern beſchert, damit ſie ſich daran freuen ſollen. Pflegt das Weihnachts⸗ lied! und die ganze Weihnachtszeit, nt, 5 Zauber in euch Stimmungen auslöſen, die eure He höher ſchlagen laſſen, die en det Zeit hinweghelfen und froh und heiter ſtimmen. f nach eiliger Abend und Feſttage werden mit ihrem liederreichen, poetiſchen über die Nöte und Sorzen . Ne 722 NN 8 Die Glocken läuten mit ehernem Klang über den Ichneebedeckten Dächern der Stadt das Feſt der Liebe ein. Veiſe und weich fällen Schneeflocken vom grauſchwarzen Abendhimmel. Auf den Straßen und Plätzen eilen frohe Menſchen mit Päckchen und Paketen beladen dahin, immer noch auf der 9 055 nach einem beſonderen Geſchenk oder einer beſonderen Delikateſſe für den Weihnachtstiſch. In dem Torweg eines alten Hauſes ſteht ein kleines, ärmlich gekleidetes Mädchen. Die blaugefrorenen Hände halten ein Körbchen mit Streichhölzern:„Streichhölzer, kauft Streich⸗ Hölzer!“ ruft faſt klagend das Kinderſtimmchen. Tränen hen der Kleinen in den Augen. Ein alter Herr nähert ich ihrem Standplatz. Auch ihn erreicht der Klang des ſeinen Kinderſtimmchens. Betroffen bleibt er ſtehen, dann tritt er an die Kleine heran, ſieht die Tränen in den großen blauen Kinderaugen, läßt ſich das Leid der Kleinen er⸗ zählen, fragt, wo ſie wohnt und ſchaut ſich einen Augen⸗ blick um. Niemand beobachtet ihn. Da zieht der alte ver⸗ Tnöcherte Junggeſelle einen hochwertigen Geldſchein und läßt ihn in den Korb der Kleinen fallen.„So, nun geh nach Hauſe, mein Kind,“ ſagt er und dreht dem überraſchten kleinen Mädchen, das jetzt vor Freude bald wieder weinen möchte, ſchnell den Rücken. * In haſtendem Eilſchritt biegt ein gut gekleideter Herr ſcharf um eine Straßenecke und prallt an einen dort war⸗ tenden anderen Herrn.„Oh, Verzeihung!“—„Bitte ſehr. Prüfend ſchauen ſich die beiden an.„Om, das iſt doch Rudolf,“ denkt der Eilige, der einzige Jugendfreund, mit dem er vor Jahren in bitterem Streit auseinanderging. Zögernd begrüßen ſie einander. Schweigend, als müſſe es ſo ſein, gehen ſie zuſammen ein Stück Wegs weiter. In beiden bohrt wieder die ſchmerzvolle Erinnerung an haß⸗ erfüllte Stunden. Die Weihnachtsglocken läuten dumpf und ehern. Bim— bam— bim— bam. Da ſagt der eine unvermittelt:„Weißt du noch, Rudolf, wie wir als Jungens ſo miteinander am Abend der ſtillen Nacht zum Weihnachtsmarkt ſchlenderten.„Ja,“ nickte der andere, und ein Leuchten geht über ſein Geſicht. Wollen wir nicht alles, was war, begraben ſein laſſen.“ Und der andere reicht ihm die Hand zum ſtummen, kräftigen Händedruck. * Im dunklen Raum hocken die Kinder zuſammen und lauſchen mit geſpannten Sinnen auf das eilige Hin und Her auf dem Korridor. Tannenduft und der Geruch ſüßen Kuchens füllt die ganze Wohnung. Und die Kinder wiſpern: „Jetzt iſt der Weihnachtsmann da und deckt uns den Gaben⸗ tiſch.“—„Gerad' wie ich durchs Schlüſſelloch geſchaut habe, habe ich ihn bemerkt,“ flüſtert geheimnisvoll der Aelteſte, „er hat einen langen weißen Bart und eine große Rute, die iſt gewiß für Gerti beſtimmt.“—„Nein,“ proteſtiert die Kleinſte,„die iſt nicht für Gerti beſtimmt, Gerti war brav.“ Da huſcht die Mutter ins Zimmer.„Mutti, dürfen wir noch nicht hereinkommen,“ ertönt es im Chor.„Still, ſtill, damit ihr den Weihnachtsmann nicht ſtört. Nachher wenn es klingelt dürft ihr kommen.“ Schon iſt ſie wieder aus dem Zimmer. Die Kinder aber lauſchen und wiſpern weiter in ſeliger Weihnachtsvorfreude. * 1 Die alte Frau in dem altertümlichen Stübchen Ichmückt beim Klang der Weihnachtsglocken ihr Bäumchen. Ab und Pabel der Blick der müden, alten Augen zu dem u l 3 alte u de ilde eines jungen friſchen Mannes hinüber. Das iſt ihr Einziger, der vor nunmehr ſchon fünf Jahren in die Fremde ging, weil die Arbeitsloſigkeit und die Not ihn aus der Heimat vertrieben. Immer ſpärlicher waren die Briefe mit den fremden Marken geworden. immer kürzer in blanke, blecherne 5 Und eine Monòrickete- And Fitsli-uutsli und pipifag. soldaten mit b en oe 5. Freren ihrem feht er Kar en mann 5 die Berichte. Wo mochte er jetzt wenen? Die alten. Hände, die die glitzernde Lametta halten, zittern. Eine kleine koſt⸗ bare Träne, die Träne einer Mutter rollt über die Wange der alten Bame. Da erklingt gellend die Flurglocke. Wie ein helles Aufjauchzen iſt ihr Schall. Die alte Dame eilt zur Tür. Zitternd vor innerer Erregung öffnet ſie, und der längſt verloren Geglaubte liegt ihr in den Armen. * Jetzt ſummen die Glocken nur noch. Menſchenleer ſind die Straßen. In den Häuſern zünden ſie die Weihnachts⸗ bäume an. Weihnachtslieder ertönen vielſtimmig ge⸗ ſungen. Die Stille, Heilige Nacht iſt hereingebrochen, in der einſt die Botſchaft kam:„Friede auf Erden und den Menſchen ein Wohlgefallen!“ Das Weihnachtsfeſt, das freudigſte und ſchönſte Feſt der Chriſtenheit, trifft zuſammen mit der nber e nde Ihre Feier hat ſich noch bis auf den heutigen Tag in Klein⸗ und Weißrußland in der Feier des Koljada⸗Feſtes vom 24. Dezember bis 6. Januar erhalten. Das Leben und Treiben in Rußland während der Weihnachtszeit war in früheren Jahren ſo überlaut und artete oft dermaßen aus, daß ſich die Zaren gezwungen ſahen, mehrfach ſehr ſtrenge Maßregeln zu ergreifen, um die öffentliche Ordnung auf⸗ recht zu erhalten. Auch die ruſſiſche e hat ſich im Jahre 1551 in einer feierlichen Verſammlung gegen das zügelloſe Leben während der Weihnachtszeit ausge⸗ ſprochen und wirkte mit aller Macht dahin, daß die Zaren und Bojaren die ganze Weihnachtszeit ein zurückgezogenes und beſcheidenes Leben führten. Ein ſtrenger Erlaß folgte dem anderen, um jedes öffentliche Vergnügen unmöglich zu machen. Aber die große Maſſe ließ ſich nicht belehren, fon⸗ dern ſuchte und fand allerlei Mittel und Wege, um die Veranſtaltung von Vergnügungen und Luſtbürkeiten zu verheimlichen. Erſt Peter der Große hielt die Maßregeln zur Ver⸗ hütung von Feſtlichkeiten während der Weihnachtszeit für überflüſſig. Er wagte es, ſich mit den Anſchauungen einer vergangenen Zeit in Widerſpruch zu ſetzen, und traf um⸗ faſſende Vorbereitungen, das Weihnachtsfeſt mit großem Gepränge zu begehen. In der folgenden Zeit entwickelte ſich das Weihnachtsfeſt bei den Ruſſen ganz im Geiſte der übrigen europäiſchen Völker. Auch der Chriſtbaum fand allmählich mehr und mehr Eingang, ebenſo die Sitte, alle Hausgenoſſen zu be⸗ ſchenken, ſo daß heute das ruſſiſche Weihnachtsfeſt weniger eigentümlich Ruſſiſches bietet als die anderen großen Feſte. Auch in Rußland erwarten die Kleinen„das Weihnachts⸗ großväterchen“— den deutſchen Weihnachtsmann— mit erwartungsvoller Sehnſucht, und nur in den Familien, wo fröhliche Kinder ſpielen, feiert man Weihnachten in an⸗ gemeſſener Weiſe. Das Eigentümliche an dem ruſſiſchen Weihnachtsfeſt aber war und iſt noch heute der faſt völlige Stillſtand im, Handel, Gewerbe und in der Induſtrie faſt zwei Wochen hindurch. Daran hat auch das neuruſſiſche Regiment, die Sowjetregierung, das nicht nur das öffentliche, ſondern auch das Familienleben ſchablonenhaft zu regeln ſucht, im weſentlichen wenig ändern können; denn die Volksſeele läßt ſich ſo leicht nicht niederzwingen, und das Volk feiert. weiter in ſeiner Weiſe das fröhliche Weihnachtsfeſt. — 9—r——„ e eee Daß der Winter kommt, iſt ja vielleicht nicht gut die ten Menſchen haben es lieber warm als kalt, daß Weih⸗ nachten kommt, iſt aber ſogar ſehr gut. Nämlich weil es boch ein Feſt der Freude iſt. And Freude können wir ge⸗ brauchen, daran haben wir einen ganz offenkundigen Bedarf. Es iſt ein Mangel, über den wir uns nicht hin⸗ wegtäuſchen können, ſo viel wir uns ſonſt auch vor⸗ und weißmachen. Wir ſind alle Illuſioniſten, ſelbſt noch die Peſſimiſten, aber was den Schillerſchen Götterfunken, die Tochter aus Elyſium betrifft, beſteht kein Zweifel, daß im Zeitalter der Funkerei dieſer Funke nur noch ſchwach glüht und daß nur verhältnismäßig wenig Sterbliche wonne⸗ ſtrunken den Freudentempel im Elyſium betreten. Es iſt keine wonnige Zeit, es iſt beſtimmt keine, und es wäre kinderleicht, das zu beweiſen. Aber wozu, da wir es ja alle wiſſen und beinahe täglich neu erleben. Doch wenn Weih⸗ nachten herannaht, wachſen uns Flügel. Und kein Flugzeug, und flöge es noch ſo hoch und noch ſo ſchnell, kann uns dieſe Flügel erſetzen. Sie tragen uns viel, viel höher und die weiteſte Ferne erreichen wir mit der Schnelligkeit des Ge⸗ dankens, die die der Lichtſtrahlen noch übertrifft. Es ge⸗ nügt aber ſchon, von ihnen ſo hoch getragen zu werden, daß man für ein Weilchen unter ſich hat, was einen ſonſt nicht froh werden läßt: die großen und kleinen Sorgen und Schmerzen, die wichtigen und unwichtigen Dinge des All⸗ tags. Daß man für ein Weilchen dem Gelärm und Getriebe, das einen ſonſt nicht zur Ruhe kommen laſſen will, ent⸗ rückt iſt. And da wollen manche Leute das fe ab⸗ chaffen, weil es veraltet, unmodern ſei, eine überlebte Ein⸗ richtung, die in die Rumpelkammer gehöre. Man ift heute eht flint bei der Hand mit dem Werfen in die umpel⸗ 0 ammer, auch wenn man für das angeblich Veraltete und a 0 8 feres hat. Dieſen Leuten beſagt eihnachten nichts, es bedeutet ihnen nichts. Wer taub iſt etlebte noch nichts Be und kein Geläut hört, der hält die im Kirchturm hängenden Glocken für überflüſſig, wer keine Ruſik mag, dem iſt das wunde rvollſte Konzert aleichaültia. wer kein Frohgefühl in trügt, yar es nicht gern, wenn anvere frohlich und, Aber die eite Menſchen hören noch, lieben noch Muſi: und ſehnen ſich nach Freude. Und wenn ſie das ganze Jahr nicht oft an Weihnachten denken, ſobald die letzten Herbſt⸗ blumen verblüht find, der letzte Blätterſchmuck von den Bäumen gefallen iſt, ſobald es wieder winterlich geworden. müſſen ſie daran denken und kommen nicht mehr davon los. In ſechs Wochen iſt Weihnachten! In vier Wochen! In dierzehn Tagen! Wie raſch doch die Zeit vergeht! Und nun iſt es ganz nahe. Man muß ſich nach einem Weih⸗ nachtsbaum umtun, einer Tanne, einer Fichte, muß Ge⸗ ſchenke beſorgen. Denn wenn uns auch das hellſte elektriſche Licht umflutet, heller leuchtet uns Weihnachten doch das Licht, das der grüne Nadelbaum ausſtrahlt. und kein noch ſo holder Duft iſt dem zu vergleichen, den er verbreitet. Das Schenken, die Wahl, der Kauf der Gaben, die auf den nicht ſchon geſeufzt und geſcholten worden! Aber wenn nach⸗ 5 1 den Augen des Beſchenkten die Freude aufblitzt, ein den hätten und keine empfingen. Imponderabilien des Gemütslebens, das Unwägbare, das doch ſo ſchwer in die Waaſchale fallen kann 25 Und das diesmalige Weipnachtsfeſt ſeiern wir am Aus⸗ gang eines Jahres, bas voller Unruhe und Aufregungen, reich an ſchreckhaften Ereigniſſen war, ſo daß man ihm ſchon den wenig ſchmeichelhaften Namen eines Kata⸗ ſtrophenjahres beigelegt hat. Die Urſachen ſollen auch in kosmiſchen Störungen zu ſuchen ſein. Man traut der Sonne nicht mehr ſo recht und empfindet einige Unſicher⸗ heit auf der von 1 taniſchen Beben, von Stürmen und Ueberſchwemmungen ſeimgeſuchten Erde. Eine Eiszeit ſoll heranrücken, wo wir ämtlich nach dem Aequator würden auswandern müſſen, ine radikale Löſung en Woh⸗ nungsproblems, and„ die es noch beſſer wiſſen wollen, erzählen von einer kommenden Hitzeperiode, die uns äquatoriale Zuſtände bringen würde. Das heißt, erſt nach tauſend oder Täuſenden von Jahren. Wir Heutigen haben Abe keine Veranlaſſung dafür Vorbereitungen zu treffen. Aber eines lehren uns die unaufhörlich wirkſamen. über⸗ Weihnachtstiſch gelegt werden ſollen— was iſt darüber herzliches Dankeswort geſprochen wird, hat man die Pflege Peigeſſen und iſt entſchüdigt und belohnt. Vor allem wollen ja die Kinder beſchenkt ſein und auch die nach modernen Grundſätzen erzogenen warten noch auf den Weihnachts mann und wären bitter enttäuſcht, wenn der achtlos an 5 ihnen vorüberginge. Und auch die großen Kinder und die nüchternſten Verſtandesmenſchen unter den Erwachſenen be⸗ ſchliche ein Gefühl auch der inneren Leere, wenn ſie Weih⸗ nachten mit leeren Händen daſtänden, keine Gabe zu ſpen⸗ mächtigen Naturgewalten jevenſaus— daß wir Erdve⸗ wohner letzten Endes eine große Schickſalsgemeinſchaft bilden. Das Gemeinſchaftsbewußtſein iſt leider noch ſchwach entwickelt, Uneinigkeit und Unfriede find vorherrſchend. Man muß den Glauben an die Weihngchtsbotſchaft haben, daß es einmal ſo werden wird, wie ſie es verheißt, und wäre es auch nach tauſend oder Tauſenden von Jahren. Wenn die klimatiſchen Unterſchiede ſchwinden, die ganze Erde eine Eiswüſte oder ein Tropenparadies ſein wird, wird es ja möglicherweiſe ſchneller damit gehen, beſonders im Paradieſe, da dort der Kampf ums Daſein unbekannt ſein dürfte. Wir Lebenden müſſen uns mit dem abfinden, was iſt, wir wandeln noch nicht unter Palmen und uns wachſen noch keine Datteln und Feigen in den Mund. Wir ſind noch im Winter frierende Mitteleuropäer, die ſich ihr Brot durch ſause Arbeit verdienen müſſen. Aber ob unſere Nachfahren vielleicht glücklicher ſein werden? Wie wir auf vergangene Zeiten als auf die ſchöneren zurückblicken, ſo werden ſie vielleicht mit einer Wehmutszähre ſprechen:„Wie haben es die Menſchen anno Zweitauſend doch beneidenswert gut gehabt! Sie waren ja in vieler Hinſicht noch 1 rückſtändig, bil⸗ deten ſich eine Menge ein und wußten und konnten herzlich wenig, aber ihr Leben war behaglicher, gemütlicher. Es muß das reine Paradies gegen unſere mechaniſtiſche Welt geweſen ſein. Das ſieht man an dem Weihnachtsbaum und der Weihnachtsfeier, die ſich aus jenen fernen Tagen auf uns überliefert haben. Ohne das Weihnachtsfeſt wäre es ja auf der Erde gar nicht mehr auszuhalten. Derſelben Meinung ſind übrigens unſere Nachbarn auf dem Mars, der Venus und den umliegenden 0— Bitte, das Vorſtehende ſoll keine Prophezeiung ein, aber daß man auch noch im Jahre 10 000 Weihnachten feiern, daß auch dann dies herrlichſte unſerer Feſte noch beſtehen und den Menſchen lieb und wert ſein wird, darf man. zuverſichtlich annehmen. And in dieſer Ueberzeugung wollen wir das unſerige feiern. Möge es ein fröhliches, gnadenbringendes Schulzwanges iſt au e 5 n e Der Weihnachtsſtern. Ein Weltenglobetrotter. Zur Weihnachtszeit rückt mit einer ſtündlichen Ge⸗ ſchwindigkeit von 3500 Kilometern ein„Weltenglobetrot⸗ ter“ unſerer Erde näher. Es handelt ſich um den Kometen, der im Jahre 1900 von einem Pariſer Profeſſor entdeckt wurde und nach ſeinem Entdecker Camobronini ſeinen Namen erhielt. Mit bloßem Auge kann man allerdings den unermüdlichen Schweifſtern nicht ſehen. Wie die mei⸗ ſten Weltenſegler ſeiner Art glüht das Lichtlein 0075 Kometen erſt durch die ſtarken Linſen moderner Fernrohre auf. Selbſt in der Sonnennähe erlangt der Komet keinen viel ſtärkeren Glanz und bleibt daher immer noch weit ran, Aahtzeynlayrig, war det winzige in die Fremse gezogen, es hielt ihn nicht daheim. Alles war ſo eng. Er 14 die Welt ſehen, etwas werden und Geld verdſenen. „„Fünf Jahre lang hatten ſie nichts mehr von ihm ge⸗ hört. Sie glaubten ihn verdorben und geſtorben. 1 0 Das Müttterlein weinte heimlich die bitterſten Tränen; es dachte an all die Mühe und Sorgen, die es mit den Kindern gehabt hatte. Manchmal aber drang durch alles Leid und Weh ein Lichtſtrahl— die Hoffnung, daß der geliebte Sohn vielleicht doch noch lebte und zurückfinden würde ins Elternhaus. unter der Sichtbarkeitsgrenze, die dem menſchlichen Auge gezogen iſt. Dennoch gehört gerade dieſer Komet zu den intereſſan⸗ 4 teſten, die ihre Bahn durch das Weltall nehmen und den Menſchen bekannt ſind. Der Schweifſtern läßt nämlich an der Genauigkeit und Pünktlichkeit, mit der er ſeine Bahnen zu durchziehen pflegt, nichts zu wünſchen übrig, und den Aſtronomen gelingt es, ſeine jeweilige Wiederkehr auf das zenaueſte ſchon Jahre vorher zu beſtimmen. Das iſt bei dieſem Schweifſtern um ſo mehr anzuerkennen, als dieſe Weltenbummler ſonſt ſehr unzuverläſſig ſind. Auf der für uns Menſchen unbegreiflich großen Bahn, die dieſe Sterne zu durcheilen haben, tritt ihnen ſo manches entgegen, das ſie aus der von den Menſchen ſorgfältig ausgerechneten Bahn ſchleudert. Alle ſechs Jahre rückt der„Weihnachts- ſtern“, meiſtens um die Weihnachtszeit, mit einer erſtaun⸗ lichen Pünktlichkeit in die Erdennähe und damit wieder deutlicher in das Linſenfeld der Aſtronomen. Er beſchreibt alſo keine allzu große Bahn. Die meiſten anderen Kometen brauchen einen unendlich längeren Zeitraum, um einmal ihren Lauf zu vollenden, ſo z. B. ein Komet, der 1680 ent⸗ deckt wurde. Dieſer braucht 8820 Jahre, um ſeine Reiſe einmal zu vollenden und wandert dabei in Dämmerfernen det Weltalls Tiefen, von denen ſich die Phantaſie des Menſchen keine Vorſtellung machen kann. FCCTPCCCCCCC 5 I 10 Von Elfriede Neuhaus. Sie waren beide früh alt und grau geworden, der Holz— fäller und ſeine Frau; denn das Leben hatte ſie hart an⸗ gefaßt. Vom frühen Morgen bis zum ſpäten Abend muß⸗ len ſie ſich beide emſig rühren und regen, damit der Rauch durch den Schornſtein ihrer kleinen Hütte fuhr und die Mittagsſuppe dampfte. Vier Kinder waren ihnen geſtorben, nachdem 7 über das Schulalter hinaus und faſt ſchon eine gute Hilſe ge⸗ worden waren. Nur Hannes, der Fünfte und Jüngſte blieb am Leben und geſund. Alles, was nur in ihren Kräften ſtand, wandten ſie an ihn, um ihn zu erhalten und arokzuzieben. Das fünfte Jahr nach ſeinem Abſchied ging zu Ende. Weihnachtsabend war da. Der Holzfäller hatte eine kleine Tanne aus dem Walde geholt, um ſeiner Frau Er wußte, daß ſie immer noch verſchwiegen daran glaubte, Hannes könnte zurückkehren, und dann ſollte er ein bren⸗ nendes Bäumchen finden, wie in ſeinen Kinderjahren.— Es hatte zu ſchneien angefangen. Das Hüttlein lag einſam, immer tiefer wurde der Schnee, und Weg und Steg waren nicht mehr zu erkennen. Die Frau hatte das Bäumchen geputzt, es mit alten Kugeln und Flitterwerk behangen, Aepfel, Nüſſe und ſelbſt⸗ gebackenes Zuckerwerk auf drei Tellern verteilt unter den Baum geſtellt und die Kerzen angezündet. Es war ganz ſo wie in früheren Zeiten, als Hannes ſeine Hände nach den blitzenden Kugeln ausſtreckte.— Eine tiefe Traurigkeit ſchlich ſich in die Seele des Holz⸗ fällers; der Glaube ſeiner Frau rührte ihn, doch er ver⸗ mochte ihn nicht zu teilen. Fünf Jahre in bangem Warten ſind eine lange Zeit.———— Die Scheite kniſterten im Kamin, als die Flammen ſie beleckten. Die einfache Wanduhr tickte gleichmäßig den Ablauf der Zeit. Die Kerzen brannten und verzehrten ſich in ihrer eigenen Glut. Sie flackerten leiſe, und die Tanne verbreitete einen wohltuenden Geruch. Es war traulich in der Kammer. Und dennoch fühlten die beiden alten Leute ſich einſam, denn die Hoffnung und Freude ihres langen Lebens fehlte, der Sohn war nicht zu Hauſe. Ein einſamer Wanderer auf der Landſtraße kämpfte gegen das wirbelnde Schneegeſtöber an. Manchmal blieb er tiefatmend ſtehen, wiſchte ſich die Näſſe aus dem Geſicht und blickte ſich um. Bald wurde es ganz dunkel. Nichts war zu ſehen, nur ab und zu lugte verſtohlen ein matter Lichtſchein durch die Finſternis. Nun führte ein ſchmaler Feldweg von der Landſtraße ab. Kein Wegweiſer. ſagte, wohin!- e Weihnachtsfreude zu bereiten. „ Wer zwun derer ole pehen unb lauſchre. Wichts war zu hören, nichts zu ſehen, weit und breit tiefſte Stille— Wintereinſamkeit. Doch, flimmerte da nicht abſeits Lichtgefunkel zu ihm herüber?— Das Wetter klärte ſich, jetzt ſah er es deutlicher. Und dahinter lag ein dunkler Streifen— der Wald. Kleine Lichter— ein brennender Tannenbaum— ganz nahe dem Fenſter. Da lag das Hüttlein des Holzfällers. Dem Mann am Wege fror ſehr. Er ſtampfte auf den Lichtſchein zu, in der Hoffnung, gute Menſchen zu finden, die ihn aufnahmen und ihm den rechten Weg wieſen. Gerade kam der Mond hinter einer dunklen Wolke hervor. Hell lag das Hüttlein mitten im Schnee, ſtillver⸗ träumt, ein Bild des Friedens. Dem Wanderer wurde das Herz ſchwer, eine Träne rollte hernieder. Doch plötzlich, als wäre er ſehend geworden, trat ein Ausdruck der Ueberraſchung, der Freude in ſeine geweiteten Augen. Das war ja das Hüttlein ſeiner Eltern, das er nun ſchon ſtundenlang geſucht hatte. Das Schneegeſtöber hatte ihn am Vorwärtskommen gehindert und in die Irre geführt. Müde geworden, hungrig und kalt, war ihm die teilchen. entſchwunden, noch vor Nacht ſein Ziel zu er⸗ reichen. „Mutter!“ rief er laut, und nochmals:„Mutter!“ Die Tür öffnete ſich, ein gebeugtes Weiblein erſchien auf der Schwelle. „Hannes!“ klang es zurück, bevor ſie ihn noch geſehen hatte. Da lagen ſie ſich in den Armen, Mutter und Sohn, und weinten vor Rührung und Freude. Auch der herbeigerufene Vater zog den wiedergefun⸗ denen Sohn bewegt an ſeine Bruſt. Und ſie vergaben Hannes alles, was er ihnen angetan hatte; Kummer und Sorgen waren wie fortgeweht. bie ſu öffnete sieren gebeugtes Weiblein erschien aufder Schwede Unter dem brennenden Weihnachtsbaum verſprach Hannes ſeiner Mutter, nie wieder die Heimat zu verlaſſen, ſondern ihr und dem Vater eine gute Hilfe zu werden. Der guten Mutter größter Wunſch war am Weihnachts⸗ feſt in Erfüllung gegangen, am Feſt des Friedens und der Freude. Ihre ſtrahlenden Augen verrieten die große Liebe, die ihr Herz dem Manne und dem Sohne zuwandte, und drei glückliche Menſchen vereinte nun für inemer das Hütt⸗ lein im Schnee. de Kinder beim Feſt. Pädagogiſche Betrachtungen. (Nachdruck verboten.) Schon während des Feſtes, wenn die helle Freude und Begeiſterung der Kinder über die Geſchenke, den Tannen⸗ baum und die ſonſtigen Annehmlichkeiten des Feſtes lang— ſam abebbt, ſetzt eine gewiſſe Reaktion ein, deren Beobach— tung und Anwendung durch Eltern und Erzieher nicht un— wichtig iſt. Ueberhaupt erfordert die Zeit nach Weihnach⸗ ten eine beſondere Aufmerkſamkeit in bezug auf die Kinder. Zunächſt handelt es ſich da um rein körperliche Dinge. Häufig kommt es vor, daß Kinder ſich an Süßigkeiten und ſonſtigen guten Sachen des Weihnachtstiſches übernehmen. Die Folge davon iſt dann eine Magenverſtimmung, die mitunter zu Bettlägerigkeit führt. Auch Zahnſchmerzen ſtellen ſich leicht ein. Dazu kommt dann auch noch die ent— sprechende ſeeliſche Verſtimmung. Manche Eltern machen nun um ſolch einen Zwiſchenfall viel zu viel Weſens. Sie können ſich im Bedauern und Bemitleiden des armen kranken Kindes nicht genug tun Das iſt aber verkehrt. Vielmehr ſoll man es ruhig fühlen laſſen, daß dieſer Zuſtand ſelbſt verſchuldet iſt. Damit beugt man nur ähnlichen Zwiſchenfällen bei anderen Gaſt⸗ lichkeiten vor. Macht man aber zu viel Aufheben von dieſer Angelegenheit, ſo beſteht die Gefahr, daß dieſes Krankſein häufiger auftritt, weil es den Kindern eine ſehr angenehme Angelegenheit erſcheint. Am beſten tut man, wenn man dem Patienten einige Annehmlichkeiten unter der Begründung entzieht, das ſei nichts für kranke Kinder. Man wird damit die beſten Reſultate erzielen und den Kranken bald wieder auf die Beine bringen. Ferner wird man beobachten, daß kurz nach dem Feſt eine gewiſſe Mißachtung der erhaltenen Geſchenke eintritt. Unbeachtet ſtehen oder liegen die wertvollen neuen Spiel⸗ ſachen irgendwo herum. Zum Erſtaunen der Eltern und Erzieher ſpielen die Kinder mit alten, ſchon abgenutzten Spielſachen oder mit einfachen Klötzen und Stöcken. Auch dies iſt eine gewiſſe Reaktion. Nach dem erſten Taumel der Freude kommt der Augenblick, wo die Beſchäftigungs⸗ möglichkeit mit den neuen Spielſachen vorläufig erſchöpf. iſt. Sie haben ſich dem Ideen- und Gedankenkreis des Kindes noch nicht richtig eingefügt. Dazu bedarf es noch einer längeren Zeit, und ſo kehrt es zunächſt einmal zu den alten Spielſachen zurück. Hier mit zürnenden Worten und Ermahnungen eingreifen zu wollen, iſt nicht richtig, wie 1 Jol überhaupt einen Zwang zum Spiel nicht aus⸗ en ſoll. Man darf auch nicht vergeſſen, daß wir Erwachſenen nach den Freudentagen des Feſtes oft mißgeſtimmt und unluſtig zur Arbeit werden. Das iſt nur eine natürliche ee Auch bei unſeren Kindern trifft ſie, beſon⸗ ders wenn ſie ſchulpflichtig ſind, leicht ein. Der Uebergang von den heiteren Feſtestagen zu den Zeiten des ernſten ier gar zu kraß. Es hilft aber nichts. Die Kinder müſſen auch das kennen lernen. Eine besondere Sitte der Kinder nach dem Feſt iſt das Aufſuchen von Freunden und Bekannten zwecks gegenſei⸗ tiger Beſichtigung der Geſchenke. Da gibt es dann oft kleine Seelenkataſtrophen. Atemlos kommt der Junge nach Hauſe und berichtet, was dieſer oder jener Freund alles an herr⸗ lichen Sachen bekommen habe, während er ſelbſt doch nur ſo einfach beſchenkt wurde. Und das, trotzdem er doch ſo brav war und ein gutes Weihnachtszeugnis mitbrachte, während der andere nur ſchlechte Noten hatte. Dem kind— lichen Sinn erſcheint das als eine bittere Ungerechtigkeit. Es verſteht oft nicht die innigen Zuſammenhänge zwi— ſchen wirtſchaftlicher Notwendigkeit und Weihnachtsbeſche— rung. Auch ſind ihm ſelbſtverſtändlich die merkwürdigen Erziehungsmethoden gewiſſer Eltern fremd. Neid flammt Rin der kindlichen Seele auf. Hier muß man behutſam vorgehen, damit dieſe unheil⸗—ausgeſpannten Himmels, inmitten der Myriaden ſeiner Geſchwiſter? volle Saat nicht gar zu ſehr im kindlichen Herzen aufſchießt. Andererſeits ſoll man es auch verhindern, daß das Kind mit ſeinen Geſchenken gar zu ſehr prahlt und anderen ärmeren Altersgenoſſen damit das Herz ſchwer macht. Selbſtverſtändlich ſoll das beſchenkte Kind Freude an ſeinen Sachen haben. Niemals ſollte das Gefühl dafür verleidet werden. Dazu helfen auch häufig die Erwachſenen unbewußt mit. Verwandte und Bekannte üben oft heftige Kritik an den den Kindern gemachten Geſchenken. Wie unpraktiſch! Wie häßlich! Wie kann man nur ſo etwas einem Kinde ſchenken! tönt es aus ihrem weiſen Munde in Gegenwart der Kleinen. Der Zauber der Geſchenke wird dadurch oft zer— ſtört. Mißtrauen wird in das ahnungsloſe Gemüt des Kindes geträufelt. Kurz, es iſt das ſchlimmſte, was man tun kann, wenn man ſo handelt. Will man kritiſieren, ſo Sie das unter ſich und laſſe das Kind dabei aus dem piel. Auch wenn man ſich über die Geſchenke der Erwachſenen unterhält, ſollten die Kinder nicht anweſend ſein. Sie könnten dabei mancherlei hören, was nicht für ihre Augen und Ohren beſtimmt iſt. Erwachſene ſind nämlich häufig recht lieblos bei ſolchen Kritiken. Das Ashören ſolcher An⸗ terhaltungen durch die Kinder untergräzt häufig die Auto⸗ rität der Eltern und Erzieher. Sink die Kinder noch in dem Alter, um an den Weihnachtsmann zu glauben, ſo kann ihnen eine derartige holde Illuſion beim Anhören ſolcher Dinge verloren gehen. Je weniger die Kleinen von den ſozuſagen techniſchen und geſchäftlichen Zuſammen⸗ hängen des Weihnachtsfeſtes erfahren, deſto beſſer iſt es. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß man das Weihnachtsfeſt nicht dazu benutzen ſoll, um pädagogiſche Experimente zu machen. Nur ſoll man es vermeiden, gänzlich dieſe Dinge außer Acht zu laſſen. Nach dem Feſt hat wieder der Alltag ſein Recht, auch für die Kinder. Pflicht der Erwachſenen iſt es, ihnen dabei zu helfen und das ſo einzurichten, daß trotzdem auf den Glanz des verfloſſenen Feſtes kein Schat⸗ ten fällt. Die Kinder ſelber werden einſt als Erwachſene wieder gerne an die Weihnachtsfeſte zurückdenken, ſelbſt dann, wenn die Tage nach dem Feſt nicht immer ſo ſchön waren, wie die Feſttage ſelber. f Der Stern über Bethlehem. Eine weihnachtliche Legende von Elſe Margarete Anderſen. Und dieſes iſt die Legende von dem ſtrahlenden Stern, der am Firmament aufging über Bethlehem, der Stadt, darin das Licht geboren ward, das leuchten ſollte über der Welt, heller und ſtrahlender als alle Sterne. Der Chriſtusſtern war es, das Himmelsauge, das fortan aufgeſchlagen wachte über dem Leben jedes Kindes, das ſeine irdiſchen Augen öffnete, als der Stern aufflammte, von Gottes Odem angehaucht. Wer weiß von dem geheimisvollen Leben, das in ihm erblühte, als Gottes Wille ihn anzündete im Dunkel des Fremd und ſeltſam fern ſchwebte er zwiſchen ihnen und trug einen Glanz in ſich, daß ſie geblendet neben ihm ver⸗ blaßten. „Rätſelhafter— wer biſt du?— Ruhiges Licht unter uns Flimmernden, Zitternden, Wandelnden— woher kommſt du?“ ſo fragten die Sterne. „Aus dem Frieden, daher auch ihr kamt— aus Gottes Herz, daraus auch ihr entflammtet,“ ſprach er. „Doch du biſt anders— du Leuchtender— kaum er⸗ kennen wir, daß du ein Stern biſt unter Sternen.“ „Ihr ſeid viele— ich aber bin nur einer— das iſt der Unterſchied. Und doch bin ich ein Stern.“ „Sage uns— du Strahlender— was können wir tun, um dir zu gleichen?“ fragten ſie weiter. Es ruhte aber Gott ſelbſt in dem ſtrahlenden Stern, und Gott ſelbſt ſprach zu den Myriaden:„Eins müßt ihr werden, jeder in ſich und in allen, denn des Einzelnen Licht überſtrahlt das Licht der Vielen!“ „Wir wollen es,“ jauchzten ſie zurück,„zeige uns den Weg!“ „Ich will euch voranleuchten,“ ſagte er— und ſtill und feierlich und flammend ſtand er inmitten ungezählter Sterne über Beißlehem in weihevoller Nacht. 4— 1 * 3 reer. n n Wenn Weihnachten naht. Von M. Bünde. In den Zeitungen beginnen ſacht die Weihnachtsan⸗ zeigen, die Geſchäfte beginnen ihre Weihnachtsdekorationen und ihre Schaufenſterreklame für den Weihnachtskauf. Und jeder beginnt, aufmerkſam dadurch, auszurechnen, daß ja der Feſttag der Freude eigentlich recht nahe vor der Tür ſteht. Man zählt——. Ja, es iſt die höchſte Zeit, auf die Anpreiſungen zu achten, zu überlegen, wie man diesmal das Weihnachtsfeſt geſtalten ſoll und was man ſo nach und nach an Geſchenken auftürmen muß, um allen, denen man verpflichtet iſt, gerecht zu werden. Dieſe Aeberlegung aber macht die erſten Kopfſchmerzen. Was ſoll man ſchenken? Wem ſoll man etwas ſchenken? Wieviel darf man aus— eben? 5 Hat nicht die Frau immer die Laſt der Weihnachtsvor⸗ bereitungen? Sie iſt es, die an den Mann, an die Kinder, an die Dienſtboten, an die Verwandten nicht nur die eige— nen, ſondern auch die des Mannes denken muß. Es iſt ja ihre Aufgabe, Bindeglied zwiſchen Haus und allen Ver⸗ wandten zu ſein. Die Frau alſo wird zu überlegen und zu rechnen beginnen. Ihre Rechnung und Ueberlegung freilich beginnt wohl meiſt mit der ſchüchternen Frage an ihren Mann: Was glaubſt du mir zu Weihnachten zur Verfügung ſtellen zu können? Er wird, in Ane der heutigen Zeit vom Sparen reden und ſeine Frau damit tröſten. Weihnachten ſei noch weit im Felde. Nur jetzt noch nicht Kopfſchmerzen bereiten. Abwarten! Welche Frau wird nicht dieſe Ausreden hören. Sie wird aber täglich auf ihren Mann— die Männer ſind nun einmal in ſolchen Dingen(Verzeihung!) gewiſſenlos— weiter drängen, wird immer wieder mit der Frage: Was glaubſt du— kommen. Und ſchließlich wird ſich der Finanzminiſter und Ernährer, der Beſchaffer des Geldes dazu herbei laſſen müſſen, im Ernſt die Auskunft zu geben, was er zu Weihnachten zur Verfügung ſtellen kann. Je eher die Frau dieſe Zuſage hat, deſto beſſer. Aber noch beſſer iſt es, wenn mit der Zu⸗ ſage und der Klarheit gleichzeitig das nötige Geld zur Ver⸗ fügung geſtellt wird: denn wer rechtzeitig den Weihnachts- einkauf beginnt, wird am beſten kaufen. Die heutigen Zeitumſtände aber werden es mit ſich bringen, daß der Mann nur nach und nach die Mittel zu Weihnachtseinkäufen zur Verfügung ſtellen kann. Und in dieſem Falle beginnt die eigentliche und wichtige Aufgabe der Frau, zu überlegen: was zuerſt gekauft werden ſoll. Selbſtverſtändlich zunächſt jene Gegenſtände, die ſpäter ver⸗ riffen ſein können oder die als Rohmaterial gedacht, noch zu bearbeiten ſind. Jene Sachen, die Pakete füllen ſollen, alſo rechtzeitig vorhanden ſein müſſen. Daneben aber wird die Frau acht darauf geben müſſen, ob nicht unter den zahl⸗ reichen Anpreiſungen ſich Dinge befinden, die jetzt, recht⸗ zeitig gekauft, einen günſtigen Einkauf ergeben. Jede Frau wird vor den Weihnachtstagen zum Genie. Wer kennt nicht Frauen, die mit Wenigem, viel, über⸗ raſchend viel ſchaffen und Frauen übertrumpfen, die nur u kaufen brauchen, das heißt, die dauernd über die nötigen Mittel verfügen. Nicht immer ſind jene Gabentiſche die beſten, die am vollſten beladen ſind, ſondern die, welche den praktiſchen Sinn erkennen laſſen und die auf die Wünſche der Beſchenkten eingeſtellt ſind. Es iſt ein altes Thema, das hier behandelt wird. Aber mit vollem Recht iſt es mir geſtellt worden; denn es bleibt ewig neu. Ich müßte, wollte ich es ganz erſchöpfen, viel mehr auf die wirtſchaftlichen Schwierigkeiten eingehen und nach ihrer Unterſuchung mit praktiſchen Vorſchlägen kommen, wie folgerichtig die Frau Ine in hat. Mir will jedoch ſcheinen, als ob die Ver⸗ bättat e in den einzelnen Familien doch zu verſchieden lie⸗ gen, und deshalb ein Wegweiſer recht unpraktiſch wäre und viel mehr Schaden als Nutzen ſtiften könnte. So beſchränke ich mich lediglich darauf, den Frauen nahezulegen, früh⸗ eitig mit den Weihnachtsvorbereitungen zu beginnen und frühzeitig dem Mann die Zugeſtändniſſe für den Weih⸗ nachtsetat zu entlocken. Das Beſcherungs zimmer. In dem Freudenhort weihnachtlicher Stimmung wirken Prunk und überladene Ausſtattung ſtillos, weil ſie der in⸗ nig⸗ſchlichten Bedeutung des Chriſtfeſtes widerſprechen. Will man das Weihnachtszimmer in 1 Rahmen feſtlich geſtalten und Kindern unvergeßliche Weihnachtsein⸗ drücke vermitteln, ſo ſtelle man im Zimmer an günſtigem Platz den buntgeſchmückten Tannenbaum in ein Meer von Lichterglanz. Unter dem Baum iſt die Krippe aufgebaut mit Maria, Joſeph und den Hirten. Wie ſchön hat die zunſtſinnige Hand der lieben Mutter die Wachsfiguren ge⸗ ellt. Weiß ſie doch jedes Jahr nach dem Vorbild des gro⸗ be Meiſters der Malerei die Darſtellung der heiligen amilie anders zu geſtalten.— Ein Knuſperhäuschen Hänſel und Gretel darf nicht fehlen. Auf dem Tiſch, vor dem Weihnachtsbaum, ſind die Geſchenke der Kinder auf⸗ gebaut. Ueber dem Tiſch 779 der Adventskranz, an dem rotbackige Aepfel, Tannenzapfen und bunte oder goldene Bänder flattern. Heute iſt er überſät mit Kerzen, Fleißige Hände haben die Geſchenke für die Erwachſenen mit weißem und grünem Seidenpapier umhüllt und mit Silberfäden verſchnürt. Verſe, die auf den Zweck des Geſchenkes ver; weiſen, erhöhen die 1 Die Tafel ſchmückt ſchönes Porzellan und geſchliffenes Glas. Eine Schale mit Chriſt⸗ eee der 7 ö grün umtahmt. Je mehr Lichtglanz im weihnachtlicher ſind die Menſchenherzen geſtimm — iſt das Symbol für das 9* Licht, das im St von Bethlehem den Menſchen Fried ˖ n Gibt es neues Spielzeug? In den vor freudiger Erwartung hell leuchtenden Augen Wünſche unſerer Kinder. J der Kinder ſpiegelt ſich der 0 die len des herannahenden itte des Tiſches. Sie wird von Tannen⸗ immer iſt, deſto der Ker⸗ e auf Erden Weihnachtsfeſtes. Wenn auch die Menſchen nicht alt genug werden, um wunſchlos zu ſein, bleibt das C 60 doch das beſondere Freudenfeſt der Kinder. Alles, was ich an frommen Wünſchen im Laufe des Jahres in den Herzen der Kleinen aufgeſpeichert hat, ſprudelt jetzt in den Vor⸗ weihnachtswochen als langer, unendlich langer Wunſch⸗ zettel über die roten Lippen. 5 Beſcheidenheit, das ganze Jahr hindurch mit Ausdauer geübt, gerät in dieſer Zeit der flammenden Herzen in Ver⸗ geſſenheit, und jede Neuigkeit, die Spielwarenfabrikanten auf den Markt bringen und die Spielwarenhändler in die geſchmackvoll erleuchteten Fenſter ihres Ladens ſtellen, wird den Eltern prompt am gleichen Abend als„neueſter“ Wunſch vorgeſtellt. Und die Eltern werden all dieſe tauſend Wünſche ihrer Kleinen mitanhören und verſtehen, aber nur einen Bruchteil davon in die Tat der Erfüllung um⸗ ſetzen können. 1 Doch auch die ganz Armen, denen im ganzen Jahre nicht eine Freude lächelt, werden am Heiligabend ihre Patſch⸗ händchen nach irgendeinem Geſchenke des Weihnachts⸗ mannes nicht vergebens ausſtrecken; denn die deutſchen Spielwarenherſteller, deren Erzeugniſſe bisher von keinem anderen Lande der Erde, an Güte und Billigkeit erreicht werden, ſorgen auch für ſie.. l Schon für zehn deutſche Reichspfennige öffnet der Weih⸗ nachtsmann ſeinen Sack und ſtellt den Kleinen hölzerne Tiere, kleine Puppen oder knarrende Geräuſchinſtrumente auf den Tiſch. Ganz nach Größe und nach dem Inhalt des Geldbeutels der Eltern richtet ſich eben die jeweilige Weih⸗ nachtsüberraſchung der Kinder, deren Sehnen nicht mehr ſo ſehr nach Bleiſoldaten geht, ſondern ſich mehr den letzten Errungenſchaften der Technik anpaßt und ſich auf elektriſche Eiſenbahnen, aufziehbare Kraftwagen, Motorboote und auf regelrecht fliegende Modellflugzeuge erſtreckt. Das wäre dabei nicht einmal alles, was jeder Knabe gern als Gebieter in ſeinem Spielreich ſehen würde. Holz⸗ oder Metallbaukäſten üben wegen der rieſigen Freude am Selbſtgebauten einen unwiderſtehlichen Reiz auf jeden Knaben aus, der ſchon ein wenig auf den beſten Platz der Welt hofft, in dem er die Menſchheit mit einer er⸗ ſchütternden Erfindung zu beehren denkt. Doch der ſtille Knabe, der dem ratternden Geräuſch der Maſchinen keinen Geſchmack abgewinnen kann, wird ſeine Wünſche mehr in das Reich der Dichter hineinſpielen laſſen. Ein gutes Buch, das der traumhaften Phantaſie des Jungen Tür und Tor öffnet, oder ein anregendes Spiel werden für den beſcheide⸗ nen ſtillen Knaben höchſte Erfüllung ſein Wünſche be⸗ deuten. Der Kräftige, Pausbackige, Friſche träumt in der Vor weihnachtszeit nur von Indianerrüſtungen, Skiern, Schlitten und anderem Sportgerät. Dieſen vielſeitigen Wünſchen der Knabenwelt ſtehen die ewig gleichen, unver— änderten Wünſche der Mädchen gegenüber. Unbewußt er⸗ ziehen ſie ſich ſelbſt durch ihre Wünſche für ihren einzig natürlichen Beruf. Das Mutterſpielen, und ſei es mit ſo lebloſen Dingen wie Puppen, die nicht einmal die Augen verdrehen können oder eine Gummizunge haben, bedeutet für das jüngere Mädchen die größte Freude. Und geſellt ſich dazu die ganze Puppenwirtſchaft, wie Puppenſtube, Puppenküche und Puppenwagen, ſo leuchten die taufriſchen lugen des kleinen Mädels ſelig in jubelndem Danke auf. Die Pflanzen der Chriſtzeit. Es iſt nicht immer der Tannenbaum geweſen, den man ſich zur Weihnacht in die Zimmer holte— der Chriſtbaum mit Lichtern tauchte erſt gegen Ende des achtzehnten Jahr⸗ hundert in Straßburg auf— in finſteren Zeiten ſtanden an Stelle der Tanne andere Sträucher, vor allem dieſe, die immer grün ſind und auch im Winter Früchte tragen; denn dieſe Gewächſe waren Sinnbilder eines dauernden Lebens, das auch durch Schnee und Froſt nicht. erlöſchen 0 So holte man ſich etwa den Wacholderſtrauch zur d. solte der von jeher geheimnisvolle Kräfte in ſich ber⸗ ollte. Auch die Miſtel, ohne die in England eine Weihnachts⸗ feier unmöglich iſt, hat durch ihre Form, ihre Farbe, ihre Beeren und die ſeltſame Art 1 0 Vorkommens(die Miſtel ſitzt in den Kronen anderer Bäume) ſeit langer Zeit die merkwürdigſten Vorſtellungen erweckt. Nicht nur in der altgermaniſchen Sage, auch im Mittelalter noch war die Miſtel eine Zauberpflanze: ſie konnte Diebe entdecken, Schlöſſer ſprengen, ihr 17 war ein Heilmittel gegen Gifte. Auch die Stechpalme fällt im weißen Winter auf, ihre ſtacheligen, kräftiggrünen Blätter tragen rote Früchte, und die Legende beri 0 0 J die das Volt auf den Weg des Heilands ſtreute, als er in Jeruſalem alen Und nicht zu vergeſſen iſt die Chriſt⸗ toſe, die, ein kleines Wunder, gerade in der gen letſonnenwende ihre Blüte ent altet. 8 tet, daß ſie von jenen Palmen abſtammt. Zeit der Win⸗ Weihnachtsbaͤckerei. Nongat. 1 Pfund Mandeln werden gebrüht, daß ſich die Schale leicht löſt, dann der Länge nach in cheiben ge⸗ ſchnitten, auf ein mit Papier belegtes Blech gelegt und im mittelheißen Ofen halbgelb geröſtet. 1 Pfund Zucker kocht man zu Caramel, färbt er ſich, ſchüttet man die Mandeln hinein, rührt das Ganze gut durch, ſchüttet es über ein leicht mit Butter beſtrichenes Blech, fährt mit einem wenig mit Butter beſtrichenen Wellholz feſt darüber, daß es eine dünne Platte gibt, ſchneidet dieſe ſodann mit einem Meſſer los und in zwei Finger breite Streifen. Die Arbeit muß ſchnell vor ſich gehen. Schokoladen⸗Ringe. Man ſchlägt fünf Eiweiß zu Schnee, gibt dann ½ Pfund Zucker dazu und ſchlägt, bis der Zucker aufgelöſt, dann gibt man ½ Pfund Mandeln, eine Meſſer⸗ ſpitze Zimmt, 150 Gramm Schokolade oder 100 Gramm Kakao nach und nach hinzu, zuletzt 4—5 Eßlöffel Mehl, knetet die Maſſe gut, rollt den Teig aus, ſticht Ringe aus und backt in mäßig heißem Ofen. Man kann die Ringe nach dem Backen mit Eiweiß und Zucker glaſieren. Buttergebackenes. 34 Pfund Butter, 34 Pfund Zucker und vier Eigelb werden ½ Stunde gerührt, das Eiweiß zu Schnee geſchlagen und dazugetan. Dann arbeitet man das Mehl darunter, etwa 1½ Pfund, und eine Meſſerſpitze Ammonium, knetet alles gut durch, rollt den Teig aus, ſticht mit kleinen Blechförmchen Figuren aus und backt in mäßiger Hitze hellbraun. Man kann auch Vanillezucker oder Zitrone hinzugeben. Winke und Natſchläge. Tropfflecke von Kerzen, wie ſie zur Weihnachtszeit leicht in Kleidungsſtücken, Tiſchtüchern und Teppichen entſtehen, beſeitigt man, indem man die Fleckſtelle mit einem mehr⸗ fach zuſammengelegten Stückchen Löſchpapier bedeckt und dann mit einem heißen Plätteiſen ausbügelt. Die Kerzen⸗ maſſe wird hierdurch flüſſig, vom Löſchpapier aufgeſaugt und der Fleck iſt verſchwunden. Das Eſſen von Nüſſen iſt wegen des nahrhaften Fett⸗ und Eiweißgehaltes ſehr zu empfehlen. Es muß jedoch darauf geachtet werden, daß man die Nüſſe recht gründlich kaut und nicht zuviel auf einmal ißt, da ſonſt leicht Ver⸗ dauungsſtörungen eintreten können. N Weihnachts⸗Nätſel. Nätſeldiſtichon. Vielen, die krank und verwundet ſind, biet! ich Geneſung und Feder 8 Trag' ich ein anderes Haupt, Heil kam von mir aller Welt. RNätſel. Nenne ein himmliſches Weſen, und künde mir auch was der Menſchheit Durch des Erlöſers Geburt gnadenvoll wurde zu keil! Füge die Zeichen der Worte dann richtig zu einem zu⸗ ſammen, Daß eine Feſtfreude nun leuchte verheißend darin. Weihnachts ⸗Füllrötſel. „ A BCCOCODRKEKRKUHHIIIEKLLLN NN u a 8 886 2 rrTrroz. 5 f N Die odigen Buchſtaden ſind derart zu ordnen, daß die einzelnen Quer reihen ergeben: 1 ein mechaniſches Kunſtwert, a. etue Natur- erlcheinung. 2 eine Stadt in Norddeutschland. eln Frag rzeug. e ein Cerät. Die mimtlere ſenkrechte Neilde nennt die welhnachte ut Oauppperles, Auflöſung der Weihnachtsrätſel. Rätſeldiſtichon: Lazareth, Nazareth. Rätſel: Cherub, Segen, Beſcherung. Weihnachts⸗Füllrätſel: 0 H R von Nu Unpolitiſche Z3eitbetrachtungen. Wie letzte Jahreswoche.— Kurze ohne ourze.— Famtlien⸗ glück.— Baut Wohnungen!— Wenig, aber herzlich!— Der Sportwinter.— Am Buſen der Natur.— Das Entſettungsbav. Die Abſchiedsſtunde rückt heran, das alte Jahr hat ſchon den Ranzen geſchnürt und will uns verlaſſen. Da würde ſich wohl auch die erforderliche Abſchiedsſtimmung enſtellen und man würde melancholiſch werden, aber wir kommen nicht recht dazu, über die Flüchtigkeit der Zeit und die Ver⸗ gänglichkeit alles Irdiſchen nachzudenken— was ja auch wenig Zweck hat, denn ändern läßt ſich nichts daran—. das Weihnachtsfeſt macht uns zu viel zu ſchaffen. Es 15 eine weiſe Einrichtung, daß es nahe an den Jahresſchlu geſtellt iſt, wie ein kluger Komponiſt die vollſten, ſchönſten Aklorde im Finale erklingen läßt. Wir ſollen uns zu guter Letzt freuen und fröhlich ſein, und wer nicht mehr weiß, wie er das anfangen ſoll, der lerne es von den Kindern, die niemals froher und glücklicher ſind als an dieſem Feſt, und erinnere ſich, daß er es auch einmal war, als er ſich noch nicht mit Grillen plagte und mit großen und ſleinen Sorgen Kopf und Herz beſchwerte. Man muß den Willen haben, Weihnachten zu feiern, es nicht bloß äußerlich, ſon⸗ dern vor allem innerlich zu erleben, dann kann man es auch. Und dann findet man auch den richtigen Uebergang zum neuen Jahre, nämkich den, der über die Brücke der Hoffnung auf die unbekannte Straße hinüberführt, die wir im neuen Jahre wandern ſollen. Das Weihnachtsfeſt iſt diesmal kurz, es bringt nur einen Extrafeiertag, was von vielen als Verkürzung eines rechtmäßigen Anſpruchs empfunden wird.„Ausgerechnet!“ ſagen ſie.„Ausgerechnet muß der erſte Feiertag ein Sonntag ſein und der zweite ein Montag, der traditionsgemäß ohnehin ein halber Ruhetag iſt.“ In der Kürze ſoll die Würze liegen, aber dieſe Feſtkürze iſt durchaus nicht nach ihrem Geſchmack und ſie ſuchen ſchon Troſt beim nächſten Jahre, wo Weihnachten für ihr Ausſpannungsbedürfnis umſo günſtiger fällt. Familie und Familienglück ſind ja heute Gegenſtand der mannigfachſten Anariffe. Es iſt noch etwas. was zum Jerſtoren uvrig geoneben it, und das reizt. Mit Hohn und Schadenfreude verzeichnet man alle diejenigen öffent⸗ lich hervortretenden Fälle, die die Lockerung der Familien⸗ bande und die Auflöſung der Familiengemeinſchaft be⸗ weiſen könnten. Aber Weihnachten führt den überzeugen⸗ deren Gegenbeweis, daß Eltern, Kinder und Geſchwiſter ſich doch noch in Liebe verbunden fühlen und das Bewußt⸗ ſein ihrer Zuſammengehörigkeit haben. Weihnachten iſt das Familienfeſt und würde es ohne die leidige Woh⸗ nungsnot, Dieſem chroniſchen Uebel, dem auch im zu Ende gehenden Jahre nicht abgeholfen werden konnte, noch weit mehr ſein. Die Wohnungsnot iſt ja das große Hindernis bei der Begründung der Familie und des häuslichen Glücks. Ihre Beſeiligung ſtellt ſich in der Hauptſache als eine Geld⸗ frage dar, und Geld haben wir keines. Allein zwei Mil⸗ liarden brauchte man, um nur für den jährlichen Zuchwachs⸗ bedarf Häuſer zu bauen, und acht Milliarden würden für den ganzen Fehlbedarf kaum ausreichen. Und wir müſſen ſchon mit geringen Summen rechnen, ſonſt würde man auch die Weihnachtsgabe für die Kleinrentner, die ihr Ver⸗ mögen dem Staate geopfert und in kümmerlichen Verhält⸗ niſſen leben, gewiß höher bemeſſen haben als auf insgeſamt 25 Millionen Mark. Es iſt bitterwenig, was der Einzelne erhält, und daß es herzlich gegeben wird, iſt für den mate⸗ riellen Wert der Spende, der in bedrängter Lage des ent⸗ ſcheidende iſt, belanglos. Aber im nächſten Jahre ſoll ja mit der großen Sparerei von Staats wegen Ernſt gemacht, wir ſollen einfacher und wohlfeiler verwaltet werden, und dann wird man nach anderer Seite hin freigebiger ſein können. Verſprochen hat man es uns ſchon oft, aber nur nicht den Glauben verlieren, daß es einmal wahr werden könnte. Wie ſchwer es iſt, die Ausgaben mit den Einnahmen in Uebereinſtimmung zu halten und nicht in ein Deftzit hin⸗ einzuwirtſchaften, werden ja die meiſten von uns jetzt zum 15 wieder erfahren haben. Der Voranſchlag wurde faſt beßelmäßig überſchritten, faſt alles, was man kaufte, war teurer als man angenommen hatte, und die„Geldverknap⸗ pung“ am Jahresſchluß iſt nicht nur lediglich eine Sorge der Börſen und Banken, mit der Altimo⸗Berappung dürfte es bei manchem hapern. Die Eis⸗ und Schneeſportler ſind von dieſem Winter g begeiſtert, und ſie haben ja ſo einen, der ſchon vor Weih⸗ nachten ihren Wünſchen in weitgehendſter Weiſe entgegen⸗ jam, tatſächlich lange nicht gehabt. Eis⸗ und Schneebahnen ö befinden ſich in glänzender Verfaſſung und an den Winter⸗ ſportplätzen herrſcht Hochbetrieb. Die Berggeiſter können das„mondäne Leben“ beſtaunen, das die Leute aus der Stadt mitbringen und das ihnen auch dort ununtbehrlich iſt, wo ſie angeblich nur Erholung ſuchen und am Buſen der Natur ausruhen wollen. Ruhe am Tage auf dem Bob und abends bei der Jazzband! Aber man kann den Berg⸗ winter auch noch ſtill und einſam für ſich genießen und ſich von ihm friſche Kräfte holen, das„mondäne Leben“ dringt noch nicht überall hin. Es friert und ſchneit in den Städten, aber man hat es nicht gern, es ſtört den Verkehr, und dar⸗ um wird der Winter, kaum, daß er ſich blicken läßt, wieder aus Straßen und Gaſſen hinau efegt. Nur Heiligabend erlaubt man eine Ausnahme, da arf es ſchneien, es ge⸗ hört dann mit zur ſtimmungsvollen Weihnachtsdekoration, wie ſie die Dichter zu ſchildern lieben, und am Heiligabend fühlen nicht bloß Dichter poetiſch— wenn die Glocken läuten und am Weihnachtsbaum die Lichter brennen. Als der Winterſport aufkam, war die„ſchlanke Linie“ noch nicht das Schönheitsideal, Magerkeit galt ſogar als unſchön und Bewegung in der Winterluft wurde Perſonen empfohlen, die an Appetittmangel litten. Sie ſollten da⸗ durch Hunger bekommen, tüchtig eſſen ung an Körperge⸗ wicht zunehmen. Heute, wo körperliche N. lichkeit und Fülle verpönt ſind, wo man darbt und hun ort, um ſtock⸗ dünn zu werden, ſoll der Winterſport dieſe gegengeſetzte Wirkung haben, was auch nicht zu bezwe ln iſt, ſofern man nur ſportelt und nichts ißt. Aber man kann die Ent⸗ fettung jg auch ohne Sport haben, ohne die geringſte kör⸗ perliche Anſtrengung. Man legt ſich in die Badewanne, mengt dem Waſſer das Entfettungspulver ei, das ein ſchwediſcher Ingenjeur erfunden haben will, wird von Schaumwogen umhüllt und hat, wenn man nach einer Viertelſtunde dem Bade Hehe„anderthalb bis zwei Pfund Gewicht verloren. Mehr Fett kann man auch nicht los werden, wenn man ſich eine Viertelſtunde in eine heiße Bratpfanne legt. Beſonders a eſt⸗ und Feie lagen, wo den leiblichen Genüſſen ſehr fleißig und nicht ſelten zu reichlich zugeſprochen zu werden pflegt, ſo daß Gewichtszu⸗ nah unvermeidlich ſind, kann das Entfettungspulver ten ſein. Nun wird man ſich davon hüten müſſen, ö Zeit abgeſchloſſen. eine elegante Zimmereinrichtung ist sieher auch ur Wunsch. Wir liefern konkurrenzlos billig: Schlafzimmer in echt Eiche, Birke, Kirchbaum, Mahagoni und lakiert, von Mk. 315-1450 Speisezimmer in echt Eichen, hochfeine Mo- Mk. 390—1250 Herrenzimmer in Eichen, mit wunderbarer Schnitzerei, schwerste Arbeit Mk. 430—1175 delle, erstklassige Arbeit Küchen in natur, lasiert, eiche oder weiss kiert Einzel- und Polstermöbel in grosser Auswahl zu billigsten Preisen Ihr Vorteil! ſühgnmmmnamnanmmammnm aa Griesheim bei Darmstadt .. Mk. 190-375 Steis 50-60 kompl. Zimmereinrichiungen und grosse Mengen Einzelmöbel vorrätig Besichtigen Sie auf alle Fälle unser Lager, es ist fur Wunsch Tanungserielchterung. gel Barzahlung honer Rabatt. Mödel-Fabrim Gebrüder fler Am 1. und 15. Januar 1927 beginnt ein 8 wöchentlicher Kurſus Muſterzeichnen Muſterſchneiden u. 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Man könnte beim Aufwachen nur noch ein Skelett ſein oder ſich ſo ſpurlos in Schaum auf⸗ gelöſt haben, daß eine Zurückverwandlung in das Geweſene auch auf chemiſchem Wege nicht mehr erfolgen könnte. An⸗ dere Möglichkeiten ſich auszumalen, will ich meinen ver⸗ ehrten Leſern überlaſſen. Jobs. Leber den Lehrvertrag im Kaufmannsberuf. Zur bevorſtehenden Berufswahl. Für diejenigen, die gute Anlagen und ernſtlichen Trieb für den Kaufmannsberuf beſitzen und ſich eine kauf⸗ männiſche Lehrſtelle verſchaffen wollen, iſt die Lage gün⸗ ſtiger als zu früheren Zeitpunkten. Infolge Ueberangebot von Lehrſtellen können Eltern und Erzieher der Stellen. ſuchenden eine ſcharfe Auswahl treffen und zweifelhafte Angebote unbeachtet fallen laſſen. Iſt die Entſcheidung gefallen, empfiehlt ſich ſofortiger Abſchluß eines ſchrift— lichen Lehrvertrags. Der Lehrvertrag wird in der Regel auf feſtbeſtimmte 2—3 Jahre gelten als Regel, je nach Vorbildung und Eintrittsalter. Der erſte Monat gilt bei den Handlungslehrlingen als Probezeit, inner⸗ halb welcher das Lehrverhältnis beiderſeits jederzeit auf⸗ gelöſt werden kann. Durch Vertrag kann die Probezeit bis zu höchſtens 3 Monaten verlängert werden. Eine Kündigungsmöglichkeit während der Dauer des Lehrver⸗ hältniſſes beſteht ſonſt nicht, ausgenommen den Fall, daß der Lehrling den Beruf wechſelt. In ſoſchem Falle hat der geſetzliche Vertreter des Lehrlings(bei Volljährigkeit der Lehrling ſelbſt) ſchriſtlich den Berufswechſel zu erklären. Der Lehrling darf dann binnen neun Monaten keine neue Tätigkeit in dem in Frage kommenden Gewerbe an⸗ nehmen. Friſtloſe Kündigung des Lehrvertrages iſt mög⸗ lich, wenn der Prinzipal in einer die Geſundheit, Sitt⸗ lichkeit oder Ausbildung gefährdenden Weiſe ſeine Ver⸗ pflichtungen vernachläſſigt. Beim Tode des Lehrherrn kann innerhalb eines Monats friſtlos gekündigt werden. Für den kaufmänniſchen Lehrling gelten die Beſtimmun⸗ en über die Handlungsgehilfen entſprechend. Der Ab- 101 ft. Konkurrenzklauſeln mit Lehrlingen iſt nicht atthaft. ö Es muß dringend darauf verwieſen werden, daß der Abſchluß des Lehrvertrages ſchriftlich erfolgen muß, wenn der Lehrling vor Schaden bewahrt werden ſoll. Der Lehr⸗ herr bat die Pflicht, für die ordnungsmäßige Ausbildung des Leyrungs zu sorgen, ſie jſetoſt zu keiten voer burch einen von ihm beſtimmten Vertreter vornehmen zu laſſen. Die Ausbildung darf durch andere Dienſtleiſtungen nicht gefährdet werden. Sonntagsarbeit iſt verboten. Der Lehrherr iſt weiter verpflichtet, den Lehrling zum Beſuch der Fortbildungsſchule anzuhalten und ihm die notwendige Zeit dazu zu geben. Die ſogenannten väterlichen Zucht⸗ mittel ſtehen ihm gegenüber dem kaufmänniſchen Lehr⸗ ling nicht zu. Fahrpreisermäßigung für Blinde zu Berufs⸗ reiſen.. Mit Wirkung vom 1. Januar 1928 werden Blinde bei Reiſen zur Ausübung eines Berufes in der 3. und 4. Wagenklaſſe zum halben Fahrpreis, in der 3. Klaſſe der Schnellzüge außerdem gegen tarifmäßigen Zuſchlag be⸗ fördert. Die gleiche Ermäßigung wird einem Begleiter gewährt, wenn der Blinde und der Begleiter gemeinſam reiſen. Der Begleiter genießt bei Alleinreiſen keine Fahr⸗ preisermäßigung. Der Führerhund des Blinden wird gebührenfrei befördert, wenn der Blinde nicht in Beglei⸗ tung elner Perſon reiſt. Die Fahrkarten zum halhen Preis werden von den Fahrkartenausgaben auf Grund von Ausweiſen nach vorgeſchriebenem Muſter verabfolgt. Als Ausweis dient die auf den Namen des Blinden lautende, von der Eiſenbahn für die Dauer eines Kalen— derjahres ausgeſtelſte Beſcheinigung darüber, daß der In⸗ haber erblindet iſt und ſeinen Beruf ausübt, zu deſſen Ausübung er die Eiſenbahn benutzt. Die Beſcheinigung 2 2 wird auf Antrag des Erblindeten von der Eiſenbahnver⸗ waltung ausgeſtellt, in deren Bezirk er ſeinen Wohnſitz hat. Dem Antrag ſind beizufügen: a) Das Zeugnis der Otrtspolizeibehörde darüber, welchen Beruf der Blinde ausübt und daß er dazu die Eiſenbahn benutzt, b) Das Zeugnis eines beamteten Arztes über die Blindheit, c) Das Lichtbild des Erblindeten. b Zweites Blatt