Verlobte Viernheim Januar 1928 0 Liesel Weißmann Berthold Burger Frelburg l. Br. Bismarckstr. 14 Tchelcüa- lest Zu der am Mittwoch, den 11. Januar, abends 8 Uhr im , Gaſthaus zum„Freiſchütz“ ſtattfindenden Generalperſammlang laden wir alle aktiven, paſſiven und Ehrenmit⸗ glieder herzlich ein. Der Vorſtand. Medizinal-⸗ werband. +* Wir möchten die Mitglieder, welche noch im Beſitze von Aerzterechnungen vom Jahrgang 1927 find, bis ſpäteſtens 15. Januar 1928 beim Ge⸗ ſchäftsführer abzugeben. Später eingehende Rechnungen vom Jahrgan 1927 können nicht mehr berückſichtigt 11 71 5 Der Vorſtand. Gef. ⸗Verein Süngerbund Donnerstag abend ½9 Uhr Vorſtandsſitzung bei Mitglied P. Buſalt im Gaſthaus zur Sonne. Der 1. Vorfitzende. Sonntag mittag 1 Uhr im Vereinslokal zur Germania General⸗Verſammlung. N Alle Ehrenmitglteder, paſſive und aktive Mit⸗ glieder find hierzu herzlichſt eingeladen. Der Vorſtand. NB. Samstag abend ½9 Uhr Singſtunde. zehuware Afnnümettntenammaguummaatttttatunttammumaam uin für Damen, Herren und Kinder kaufen Sie stets gut und billig im Schuhhaus PFENMNING Seegartenstraße 10. Scccceocececec 0 aergesang verein Uiernneim Heute Mittwoch Abend ½9 Uhr Singſtunde Um vollzähliges Erſcheinen bittet Der Präſident. Reichsbanner Schwarz ⸗Not⸗ Gold Freitag Abend 8 Uhr wichtige Beſprechung bei Kamerad Beckenbach im Saftladen zum grünen Laub. Vor allem werden die Herren Vor⸗ ſtandsmitglieder gebeten, vollzählig zu er⸗ ſcheinen. Der Vorſitzende. . e e N l 2. 1 Bil. Winterariel. Kohlenſchaufeln, ſchwarz lack. 0,25 Kohlenfüller, ſchwere Qual. 1,75 an Kohlenkaſten, Blech lacktert 3,—„ Kohlenkaſten, Guß 3,25, Zimmerkohlenkaſten, ſch. Dek. 3,90 Ofenvorſetzer, fein lacktert 2,45, Bettflaſchen, ſchwer verzinkt 1,85, Kinderhettflaſchen 1,20 Kupferbettflaſchen, gr. Ausw. 4,95, Mikolaus Effler Haus haltungs waren Tel. 29 nn ananas 1 Koßer Zinmeroſen zu vetkarfen gesang-Verein flora Vneim . Mitglied des Hessischen Sängerbundes . — Dem Waltren⸗ uten, Schönen Soll Flora's Lied ertönen Morgen Donnerstag von nachm. 4 Uhr ab a 8 Leitung: Herr Math, Winder, Hauptlehrer a. D., Mannheim Ia. hausgemachte ce — Fleiſch zu haben bei Adam Lantz Jahnſtraße 6. Eisu-u Betten Stahlmattstz., Kinderbetten gunst. an Private. Kat. 7-29rel FHsenmpneſſabr.ShiTnur.) agg —— Der Verein hält am Sonntag, d. 15. Januar, abends 8 Uhr im Saale„zum Freischütz“ sein diesjähriges Weihnachts Konzert ab — Zur Aufführung gelangen im 1. Teil Männerchüre, im 2. Teil „ES war in Reidelherg Volksstück mit Gesang in 5 Akten von Thilo Schmidt Hierauf BALL Hierzu laden wir unsere Mitglieder nebst Angehörigen sowie Freunde und Gönner des Vereins recht herzlich ein. NB. Es wird dringend gebeten, rechtzeitig zu erscheinen, da wir wegen der Fülle des Programms punkt 8 Uhr be- ginnen müssen. e? e Der Vorstand. fügung * 0 fl 0. 1 l 2 Am Donnerstag, den 12. Januar, abenk ½9 Uhr im Gaſthaus z. Vier⸗Jahreszeite Vorſtandsſitzung Der Präſident.“ 1926 ühne von folgenden Kaſſen verkaufen: Italiener, weiß; wei amerik. Leghorn, ſchwa ie Rheinländer, Goldwya dots, die auch in Tau genommen werden. Alle prämiiert mit den höchſten Preiſen. Näheres bei Mitglied Math. Hook, Waldſtr. Verein der Hundelpeunde 12. Januar, abends 8½ u Vorſtandsſitzung im Verein lokal„zum Ochſen.“ 0 i Tages orbnung: Generalb ſammlung, Verſchiedenes. g Um vollzähliges Erſcheinen bittet 7 Günſtige Kapitalanlage! Wir geben z. Zt. ab unſere reichs mündelſichere n 8% Gold- Hypothekenpfandbriefe, Reihe 8, zu 97/ 8% Gold ⸗Schuldverſchreibungen, Kauf⸗Aufträge werden von allen Banken entgegengenommen. Darmſtadt, den 10. Januar 1928. 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Abhaltung einer Führer ſchulung am Sonntag, den 4. März 1928 durch einen Sportlehrer der Gau⸗ und Kreis behörde. 4. Soeuſporttag am 10. Juli 1938 in Viernheim. Seesen Nannen 5. Verſchlebenes. 1 Die Sportleitung. Empfehle Futtermittel Weizenfuttermehl— Kleie— Haferflocken Gerſtenſchrot— Maisſchrot— Weizen, gute Qualität, Gerſte und Mais zu den billigſten Tagespreiſen Heinrich Faltermann Moltkeſtraße 15 Telefon 16 Drogerie Rich Zu mieten gesucht Schöne 3 Zimmer⸗ Wohnung mit ſämtl. Zubehör in beſſerem Hauſe zu mieten geſucht. Näher. in der Exped. d. Blattes Rathausstr. 56 Lorscherstr. 8 Küſe S cd Hie einige Beiſpiele meiner 5 rosen Preiswürdiphen kartert Hemdenflanell 55 Pfg. Sportflanell in ſchönen Muſtern 56„ Bettkattun 72, 68,55% Damenhemd, weiß, m. Achſelſchluß 120„ Damenſchlupfhoſen b 170„ Kleiderſtoffe von 80 Pfg. an Wenn Slebeld spare wollen, benützen Sie die Gelegenheit ſolange mein Inventur- Ausverkauf dauert. 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Jahrgang Neues in Kürze. 28: Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann iſt unn wehr weit wiederhergeſtellt, daß er mit Anfang oder Mitte achſter Woche die Dienſtgeſchäſte aufnehmen kann. Dr. treſemann iſt zur Zeit wieder völlig ſieberfrei. 6: Die Rheinlandskommiſſion hat den Film„Der ann mit der Vergangenheit“ für das beſetzte Getier erboten, weil er geeignet ſei, die„Würde und das An⸗ ehen der Beſatzungstruppen“ zu verletzen. 28: Wie aus Moskau gemeldet wird, ſind in Kiew und deſſa im Zuſammenhang mit dem Scheitern der Ge⸗ treidebereitſtellungen 18 Privatkaufleute, die ſich mit dem ufkauf von Getreide befaßten, verhaſtet worden. 2: Havas meldet aus Peking, daß die Sowjetregierung inen neuen Botſchafter nach Peking entſenden will. s: Der Finanzausſchuß des amerikaniſchen Senats at beſchloſſen, die Freigabe⸗Bill vor der Stenervorlage u beraten und die Verhandlungen da Laidigſt zu eginnen. Auf dem Wege nach Sibirien. „Als Stalin ſich anſchickte, der ruſſiſchen Oppoſition den Garaus zu machen, warfen wir die Frage auf, ob Stalin etwa der Robespierre der ruſſiſchen Revolution iſt. Es hat lange gedauert, bis wir auf ſie eine Antwort i Wochen und Monate verſtrichen. Kongreſſe wurden abgehalten. Nach endloſen Reden kamen dann die längſt bekannten Beſchlüſſe und Ausſchlüſſe. Weitere Drohungen folgten hintennach. Jetzt erſt kamen Taten. Stalin iſt kein Robespierre, der ſeinen poli⸗ iiſchen Gegnern, ſeinen Freunden von geſtern und ſeinen⸗ 1 Feinden von heute, die Köpfe vor die Füße legen läßt. Mernheim Trotzti, Radek, Rakowſki, Kamenew und Sinowjew mit 30 anderen wurden nach Sibirien verbannt. Darin liegt unverkennbar eine gewiſſe Tragik. Die [Revolution nährt und frißt ihre eigenen [Kinder. ißbl Franzoſen arbeiteten mit unheimlicher Geſchwindigkeit. Das Köpfen war ihnen viel zu langweilig. So erfanden ſie denn in ihrer großen Revolution die Guilleotine. Auch andere Erfindungen jener Tage, um Menſchen maſſenhaft und ſchleunigſt ins Jenſeits zu befördern, ſind im Buche der Geſchichte verzeichnet. Nicht als ob die Sowietruſſen das Menſchenleben höher werteten! Ganz im Gegenteil. So war es immer noch. Die heißblütigen Aber die Revolution der Ruſſen hat ihre eigene Note und ihr eigenes Charakteriſtikum. Zar Nikolaus, der Herrſcher aller Reußen, wurde durch den Kommu⸗ niſtenzar Lenin abgelöſt. Als dieſer unerwartet früh ſtarb, ſtritten ſich die Diadochen um ſeine Nachfolgerſchaft. Nicht alle kommuniſtiſchen Großfürſten zeigten ſich in ieſem Kampfe als gleich edel, gut und ſchön. Es war in häßlicher Kampf um die Macht, und der brutalſte erl, Stalin, trat die Nachfolgerſchaft des aren an. 5 1 Rußland lebt von Ueberlieferungen. Wie der Selbſt⸗ errſcher aller Reußen ſeine politiſchen Gegner, ſoweit ſie Landeskinder waren, nach Sibirien verbannte, ſo machte es jetzt auch der Kommuniſtenzar Stalin I. Von Archan⸗ elſk bis nach Hinteraſien iſt viel Platz. Orte und Ge⸗ öfte, die 500 im von der nächſten Bahnſtation entfernt Ein neuer Glorienſchein umgibt jetzt wieder das Haupt Trotzlis und ſeiner oppoſitionellen Freunde. Die ehemaligen Märtyrer des Zarismus und Helden des Kom⸗ munismus ſind jetzt auch zu Mäxrtyrern ihrer kommuniſti⸗ Die herrſchende kommu⸗ Gewiß nicht chen Ueberzeugung geworden. niſtiſche Clique hat ſie dazu geſtempelt. ohne Not. Trotzki und ſeine Freunde beſaßen viele Sym⸗ pathien im Bolte und bildeten ſchon deshalb eine offene Gefahr für die Selbherrſcher des kommuniſtiſchen Partei⸗ apparates. Ob Stalin glaubt, mit der Verſchickung von Ag. frünsidens“ 5 nüäse Gewiß! Die Oppoſition iſt in Moskau und im Lande ihrer Führer beraubt, iſt ausgeſchaltet und ohnmächtig. Ohnmacht pflegt aber kein Dauerzuſtand zu ſein, fee iſt eine Kriſis, die mitunter ſehr vielen Fällen aber zu neuem es ſich um politiſches Leben. 30 Oppoſitionsführern ſie endgültig beſchworen zu haben? zum Tode führt, in Leben. Hier handelt In Rußland gibt es nur politiſchen Tod. Ein⸗ Alle anderen politi⸗ ſchen Ueberzeugungen beſitzen nur eine Freiheit, nämlich die Gedankenfreiheit. Damit iſt auch gleichzeitig die ganze reiheit zu Ende. Freiheit des Wortes, Freiheit der 9. 8 Freiheit der Verſammlung und Vereinigung, alle dieſe Dinge gibt es nicht. Das ruſſiſche Volk iſt he ute viel unfreier unter dem Kommuniſtenzar Stalin, als unter Zar Nikolaus. 10 Noch ein anderes wird den Maſſen des ruſſiſchen Volkes mit der Verſicherung der Oppoſitionsführer in die Verbannung klar zum Bewußtſein gebracht! Die Männer des Kreml dulden keine fremden Götter neben ſich, auch keine Gottheiten, keine anderen Anſchauuungen, teine abweſchenden Parteianſichten, nicht einmal Mei⸗ nungsverſchiedenheiten in taktiſchen Fragen. Jede Op ⸗ goſitfon iſt ein Staaks verbrechen. Der e 9 10 ſoll einſt 9 0 eee 1„U von ſich geſa n. Komm 0 Stalin I. bebauntet 95 8 100 das ale iche durch die Tat. Er ſchiar oice Staatsverorecher, die ſich erkühnten, anderer Ueberzeugung als er zu ſein, kurzer Hand nach Sibirien. Sie nähern ſich China. Das ruft in uns eine ſelt— dame Erinnerung wach. Einer der älteſten chineſiſchen Re— formatoren hat in ſeinem Fürſtenſpiegel vor einigen tau⸗ ſend Jahren dem abſoluten Herrn Chinas den Rat ge— geben, dem Volke keine allgemeine Schule und Bildung zu ſchenken. Je gebildeter es iſt, meinte er, deſto unzu⸗ friedener iſt es auch. Um ſo ſchwerer infolgedeſſen zu regieren. Stalin I. macht mit der„gebildeten“ Oppoſi⸗ tion im kommuniſtiſchen Lager kurzen Prozeß. Er weiß die Gefahren des Intellektualismus zu bannen— auf einſamen Bauernböfen 500 kcmim? a Babnſtation. Die Vorverhandlungen für Genf. Die Sicherheits⸗Referenten an der Arbeit. O Genf, 12. Januar. Im Völkerbundſekretariat finden gegenwärtig mit den vom Sicherheitsausſchuß ernannten Berichterſtatter ein⸗ gehende Verhandlungen ſtatt, die der Ausarbeitung der Unterlagen und des Arbeitsprogramms für die bevor— ſtehende Tagung des Sicherheitsausſchuſſes die⸗ nen. Die Verhandlungen werden am 26. Januar in Prag mit Beneſch und den Leitern der politiſchen und der Abrüſtungsabteilung des Völkerbundes weiter fortgeſetzt werden. Von den drei Berichterſtattern bearbeiteten Po— litis-Griechenland die Sicherheitsfrage, Holſti-Finn⸗ land die Schiedsgerichtsfrage, Rütgers-Holland die Art. 10, 11 und 16 des Völkerbundspaktes. Bisher liegen als Grundlagen der Arbeiten außer den bisherigen Beſchlüſſen und Ausarbeitungen lediglich ein Konven⸗ ventionsentwurf der ſchwediſchen und ein Ent⸗ wurf der norwegiſchen„Regierung vor. Erfahrungsgemäß muß den gegenwärtig eingeleiteten Vorverhandlungen ſehr große Bedeutung beigemeſſen wer⸗ den. Aus dieſem Grunde werden gerade vom deutſchen Standpunkt aus die bis zum 20. Februar laufenden Vorarbeiten aufs ſorgfältigſte verfolgt werden müſſen. Die allgemeine Tendenz der gegenwärtigen Voc⸗ arbeiten dürfte zweifellos in der Richtung des Abſchluſſes regionaler oder genereller Sicherheits⸗ und Vergleichsverträge liegen, die als eine Kompen— ſierung der die Möglichkeit eines Krieges offen laſſenden Beſtimmungen des Völkerbundpaktes gedacht ſind. In der praktiſchen Auswirkung würden insbeſondere die regionalen Sicherheitsverträge in erſter Linie eine Stabiliſierung des gegenwärtigen Statuts und die endgültige Feſtlegung der im Verſailler Vertrag geſchaffenen Grenzen Europas bedeuten. Dem weitgehenden franzöſiſchen Einfluß wird von deutſcher Seite erſt während der Tagung des Sicherheits⸗ ausſchuſſes der deutſche Standpunkt entgegengeſetzt wer⸗ den können. Ein engliſches Dementi. Der Amtliche Engliſche Funk teilt mit, daß die Nach⸗ richt von einer engliſchen Mitteilung an das Völker⸗ bundsſekretariat, in der eine ausführliche engliſche Stellungnahme zur Sicherheitsfrage in Aus⸗ ſicht geſtellt wird, nicht den Tatſachen entſpreche. Es handele ſich offenbar um eine übertriebene Aufmachung von Einzelheiten des Verhandlungsverfahrens, das von den Mitgliedern des Sicherheitskomitees auf der letzten Tagung im Dezember angenommen worden ſei. Die eng⸗ liſche Regierung habe lediglich die Abſicht, in Ge⸗ meinſchaft mit den anderen beteiligten Regierungen einem auf der erwähnten Tagung von dem Vorſitzenden des Sicherheitskomitees, Beneſch, gemachten Vorſchlag nachzu— kommen und dem Völkerbund vor Beginn der nächſten Sicherheitstagung ihre Anſichten über die Tages⸗ ordnung mitzuteilen. Eine oder zwei ſolcher Denkſchrif⸗ ten, die den britiſchen Standpunkt zum Programm der nächſten Komiteetagung darlegten, befänden ſich in Vor⸗ bereitung, enthielten aber keineswegs die umfaſ⸗ ſende Stellungnahme der Londoner Regierung zum geſamten Sicherheitsproblem. Die Gaarverhandlungen in Paris. Günſtiger Abſchluß in der kommenden Woche? O Paris, 11. Januar. In den Saarverhandlungen, die zurzeit in Paris ſtattfinden, hat man ſich nunmehr über die Liſt e A geeinigt. Das iſt die Liſte der aus Deutſchland nach dem Saargebiet auszuführenden Waren. Obgleich es zur Stunde noch nicht möglich iſt, ein abſchließendes Urteil über dieſes erſte Stadium der Verhandlungen zu fällen, darf doch geſagt werden, daß das bisher er⸗ zielte Reſultat im großen und ganzen nicht als nega⸗ tiv zu werten iſt, wenn auch eine Reihe deutſcher und ſaarländiſcher Münſche unberückſichtigt gebliehen iſt. Ein umfaſſendes Urteil wird ſich erſt in der nächſten Woche fällen laſſen, ſobald die Liſte C abſchließend vorliegt. Dieſe umfaßt die Einfuhr von Waren in das Saargebiet, die einem hel anderen Ner fahren unterliegen und deren Einfuhr an eine neihe von Kautelen geknüpft iſt. Nach dem Abſchluß, der für Ende der Woche erwartet wird, werden die Beratungen über die Liſte B, d. h. die Winfuhr von Waren aus dem Saargebiet nach Deutſchland beginnen. In unterrichteten deutſchen Kreiſen glaubt man, daß die Saarverhandlungen nächſte Woche bereits in das kritiſche Stadium eintreten werden, doch gibt * 4 r Das Kriegsſchädenſchlußgeſetz. Bei 10,4 Milliarden Geſamtſchäden 1.56 Milliarden ö Entſchädigungen ö Berlin, 11. Januar. Dem Reichstag iſt jetzt die Begründung des Krieg 8. ſchädenſchlußgeſetzes zugegangen. Insgeſamt ſind rund 391000 Schädensfälle zu entſchädigen, dar⸗ unter 61000 Wertpapierſchädensfälle. Von den reſtlichen 330 000 Schadensfällen entfallen 95000 auf das Aus⸗ land, 17 500 auf die ehemaligen Schutzgebiete, 136 800 auf die abgetretenen Oſt⸗ und Nordgebiete, 34800 auß oberſchleſiſche Aufſtandsſchäden und 45000 auf die ab⸗ getretenen Weſtgebiete. Der Friedenswert ſämtli⸗ cher Schäden wird für Liqauidationsſchäden auf 7.6 Mil⸗ liarden, für Gewaltſchäden auf rund 2,8 Milliarden, insgeſamt auf rund 10,4 Milliarden Mark ge⸗ ſchätzt. Auf dieſe Schäden ſind bis zum 1. Dezember 1927 als Entſchädigung bewilligt worden insgeſamt 1014 Millionen Mark, wovon auf Liquidationsſchäden rund 429, auf Gewaltſchäden rund 585 Millionen entfallen. Weitere 59 Millionen wird das Reichsentſchädigungsamt noch ausſchütten, ſodaß ſich die Geſamtentſchädi⸗ gung auf rund 10 Prozent des Schadens be⸗ laufen werde. Gegenüber dieſem gewaltigen Umfang der Schäden ſtehen die begrenzte finanzielle Leiſtungsfähigkeit des Reiches, die der Reichsregierung die Notwendigkeit auferlege, bei der Regelung der Schlußentſchädigung eine im Intereſſe der Geſchädigten zu bedauernde aber durch die Verhältniſſe gebotene dringende Zurückhaltung zu üben. Das ſich nach dem Entwurf ergebende Ent⸗ ſchädigungskapital beläuft ſich auf 1028,5 Mill. Mark. Hiervon entfallen rund 165,5 Mill. auf die Barentſchä⸗ digung, rund 737,6 Mill. auf die tilgbaren Schuldbuch⸗ eintragungen und rund 134,4 Mill. auf den untilgbaren Zuſchlag. Die Geſamtbelaſtung des Reiches, die durch die Bewirkung der Barzahlungen die Verzinſung und Tilgung begründet wird, beläuft ſich auf kund 156 1,1 Mill. Mark. — 22 Beginn der Etatsvorberatungen. Zuſammentritt des Haushaltsausſchuſſes. d Berlin, 11. Januar. Der Haushaltsausſchuß des Reichstages trat am Mittwochvormittag unter dem Vorſitz des Abgeordneten Heimann(S.) zu ſeiner erſten Sitzung nach den Ferien zuſammen, um die Etatsvorberatungen zu begin⸗ nen. Der Ausſchuß befaßte ſich zunächſt mit einigen klei⸗ nen Etats, ſo mit dem der Reichsſchuldenverwaltung, wo⸗ bei der Abg. Dr. Hilferding(S.) kritiſierte, daß eine Regierung, die nicht mehr im Amt geweſen ſei, eine An⸗ leihe von 500 Millionen aufgelegt habe. Der Redner beſprach dann den im Etat ſtehenden Anleihepoſten in Höhe von 850 Millionen, wobei er erklärte, daß zuſammen mit den Schatzwechſeln die Anleiheermächtigung im kom⸗ menden Jahre in Höhe von 1250 Millionen geradezu rotesk ſei. Als erſter größerer Etat ſteht der Juſtiz⸗ aushalt auf der Tagesordnung. Neben dem Reichshaushaltsausſchuß tagten dann am Mittwoch noch der Wohnungsausſchuß ſowie der Kriegsſchädenausſchuß, der das Schädenſchlußge⸗ ſetz zu beraten hat. Ebenſo fand die Fortſetzung der inter⸗ fraktionellen Beſprechungen über das Reichsſchulge⸗ ſetz ſtatt, während der Bildungsausſchuß ſelbſt erſt für Donnerstagnachmittag, 6 Uhr, einberufen iſt. Auch der Strafrechtsausſchuß des Reichstages tritt erſt am Donnerstagnachmittag zuſammen, ſo daß zu dieſer Zeit wieder Vollarbeit im Reichstag geleiſtet wird. Neue Beſprechungen in der Eiſeninduſtrie. Anter Beteiligung des Reichsarbeitsminiſteriums. Berlin, 11. Januar. Amtlich wird mitgeteilt: Bei der Durchführung des Schiedsſpruchs für die nordweſtliche Gruppe der Eiſen⸗ und Stahlinduſtrie ſind in einzelnen Be⸗ trieben Schwierigkeiten aufgetreten. Zu deren Behebung fand im Reichsarbeitsminiſterium eine Beſprechung wiſchen den Vertretern der Induſtrie und den Gewerk⸗ ſchaften ſtatt. Die Parteien kamen dahin überein, die Beſprechungen am nächſten Freitag in Eſſen unter Be⸗ teiligung des Reichsarbeitsminiſteriums und des Schlichters für den Bezirt Rheinland in einer kleinen Kommiſſion fortzuſetzen. J Betrügereien von 30 bis 60 Millionen? Paris, 11. Januar. Bei den Naturallieferungen auf Reparationskonto It man hier bedeutenden Schwindeleien auf die Spur gekommen, bei welchen franzöſiſche Käufer und deutſche Verläufer zuſammengearbeitet haben ſollen. So wurden in der letzten Zeit dem Pariſer Anterſuchungsrich⸗ ter verſchiedentlich verdächtige Geſchäfte mit Natural⸗ lieferungen angezeigt, die ſich alle auf die gleiche Art ab⸗ hielten, indem die franzöſiſchen Käufer im Einvernehmen mit deutſchen Lieferanten den Reparationskontrollbehör⸗ den falſche Tatſachen vorſpiegelten, wobei ſie die Ankunft von weit bedeutenderen und wertvolleren Warenmengen nachwieſen, als es tatſächlich der Fall war. Die auf dieſe Weiſe erzielten Gewinne teilten dann die Partner unter ſich. Da dieſe Machinationen auch unerlaubte Transfers nach Frankreich zur Folge hatten, bedeu⸗ ten ſie ſomit eine direkte Schädigung des Da⸗ wesplanes, ſo daß die franzöſiſche Regierung auf Grund des Berichtes des Unterſuchungsrichters beſchloß, ſofort die weitere Anterſuchung einzuleiten. Infolgedeſſen wurden ſeit einigen Tagen ſowohl in Paris als auch in der Provinz zahlreiche Nachforſchungen und Verhaf⸗ ungen vorgenommen, doch werden bis jetzt noch keine Namen genannt. Insgeſamt werden die Schadenſum⸗ men nach unkontrollierbaren Schätzungen auf 50 bis 60 Millionen Franken beziffert. ö Berlin beſtätigt. Wie Anfragen an zuſtändiger Berliner Stelle er— geben, werden die Pariſer Berichte über die Reparations⸗ ſchwindeleien von deutſcher Seite beſtätigt und weiter⸗ hin mitgeteilt, daß augenblicklich geprüft werde, wer der Geſchädigte iſt. Was die Rechkslage iſt, ſo dürfte bereits feſtſtehen, daß das Reich als ſolches kaum ge⸗ ſchädigt ſein dürfte, da die Abrechnungen über Repara⸗ tionskonto gehen und das Reich es nur mit den Gläu⸗ bigerregierungen bezw. mit den zuſtändigen Reparations⸗ ſtellen zu tun hat. Diejenigen deutſchen Firmen, die ſich Verfehlungen haben zu Schulden kommen laſfen, ſind bis auf weiteres von den Reparationslieferungen aus⸗ geſchloſſen, während gleichzeitig geprüft wird, ob ſtrafrechtliche Verfehlungen vorliegen. Reparationsſchwindel in Frankreich. Der„Matin“ gegen die Reichsregierung. „Kaum ſind die erſten Gerüchte über die Reparations⸗ chwindeleien an die Oeffentlichkeit gelangt, als auch ſchon er„Matin“ die Gelegenheit ergreift, dieſe zum Anlaß einer neuen Hetze gegen die Reichsregierung zu nehmen, indem er ſie verdächtigt, von den Betrügereien gewußt u haben. Das Blatt hat ſogar die Stirn, zu behaupten, je franzöſiſche Regierung befürchte, daß die Reichsregie⸗ rung die Schwindeleien als Vorwand für eine Reviſion des Dawesplanes benutzen könnte unter Hinweis darauf, daß Frankreich nicht in der Lage ſei, die im Dawesplan vorgeſehenen Lieferungen auch tatſächlich zu verwenden. 22 22 Eine geheimnisvolle Schiffsfracht. Tſchechoſlowakiſche Munition für China? VM Stettin, 11. Januar. Auf dem zurzeit im Kieler Zollgebiet negenden nor⸗ wegiſchen Dampfer„Aker“ ſollten 250 Tonnen Stück⸗ gut übernommen werden. Das Stückgut iſt in 15 bis 16 Eiſenbahnwaggons aus Richtung Torgau über Halle nach Kiel gekommen. Als etwa die Hälfte des Stückauts an Bord genommen war, wurde bei einer Stichprobe Gewehrmunition feſtgeſtellt. Die weitere Verladung wurde daraufhin durch die Zoll⸗ behörden unterſagt und veranlaßt, daß das Stück⸗ gut wieder ausgeladen werde. Das Stückgut war nach Oslo deklariert. Es wird jedoch erzählt, daß es nach China gehen ſollte. Offen bleibt die Frage nach dem Arſprungsort der Munition. Es darf wohl angenommen werden, daß es ſich um ausländiſche Munition handelt, etwa aus der Tſchechoſlowakei und daß Halle nur als Aebergangsort für das Stückgut in Frage kommt. Inzwiſchen hat der norwegiſche Dam⸗ pfer den Kieler Hafen wieder verlaſſen. Die beſchlag⸗ nahmte Munition ſoll in Kiel vernichtet werden. Scharferer Ton bei der Beſatzung. Guillaumat verlangt größere Diſtanz zwiſchen Truppen und Bevölkerung. D Mainz, 11. Januar. General Guillaumat hat auf Veranlaſſung des Kriegsminiſteriums in Paris an die franzöſiſchen Truppen⸗ teile im beſetzten Gebiet eine Verfügu ng gerichtet, in der gefordert wird, daß das Verhältnis zwiſchen Be⸗ ſatzung und Zivilbevölkerung ſtraffer ge halten wer⸗ don müßt. Alle Nortraulichfeiton und N achſichtig⸗ keiten hätten zu unterbleiben und das Beſatzung müſſe im äußeren Ve 5 fiziere deutlich gewahrt werden. Vor allem wir ba e e aftlichen Verkehr mit der Zivilbevölkerung abe. 5 ſei zu fordern, daß eine größere Diſtan 11 85 nehmen ſeil f 1 4 Ob dieſe Verfügung des Generals Guillaumat auf die höchſt bedauerlichen Zwiſchenfälle in Kgiſers⸗ lautern und Zweibrücken zurückzuführen ſind oder nicht, entzieht ſich unſerer Kenntnis. Zu begrüßen iſt es jedoch, wenn von Seiten des franzöſiſchen Oberkommandos verlangt wird, daß das äußere Verhalten der Offiziere ſo ſein ſoll, daß das„Preſtige“ der Beſatzung gewahrt bleibt, denn dann kommen derartige Nadauſzenen, wie ſie kurz vor Neufahr 15 franzöſiſche Offiziere in Zweibrücken veranſtalten zu müſſen glaubten, hoffent⸗ lich nicht mehr. Wenn dann weiterhin Herr Guillaumat eine„größere Diſtanz“ zwiſchen Beſatzungstruppen und Bevölkerung verlangt, ſo ſind wir auch damit einver⸗ ſtanden, zumal die Ziele der deutſchen Politik dahin gehen, daß die„Diſtanz“ ſo groß wird, daß eine Unterhal⸗ tung nur über die Grenzpfähle möglich iſt. Loebe zur Außen⸗ und Innenpolitik. Beginn der Wahlpropaganda. W Königsberg, 11. Januar. Auf einer öffentlichen Kundgebung des Königsberger Reichsbanners hielt Reichstagspräſident Loebs eine Rede, in der er auf innen⸗ und außenpolitiſche Fragen einging, die man als Auftakt zu der demnächſt einſetzenden Wahlpropaganda der Parteien bezeichnen kann. Unter anderem führte er aus, daß die Verſuche der vaterländiſchen Verbände und Rechtsparteien, einen Füh⸗ rer zu finden, der Deutſchland aus dem Verderben retten ſollte, fehlgeſchlagen ſeien. Die Rede Kardorffs am Verfaſſungstage ſei mit den Vorſchlägen der Erweite⸗ rung der Rechte des Reichspräſidenten einen Schritt zu weit gegangen. Die Kreiſe um Herrn von Kardorff hätten andere Pläne mit der Erweiterung der Rechte des Reichspräſidenten, denn die Erweiterung wäre ſicher nicht gefordert worden, wenn ein Sozialdemokrat Reichspräſident wäre. Auch der Erklärung des Bundes zur Erneuerung des Reiches begegne er mit einem gewiſſen Mißtrauen, da ſich bei dieſem Bunde auch viele gefährliche Namen befänden. Am verdächtigſten ſei, daß gerade die Gegner des Einheitsſtaates, die Deutſchnatio⸗ nalen, ihrer Freude über die Gründe des Bundes Aus⸗ druck gegeben hätten. Die Schaffung des Poſtens eines vreußziſchen Staatspräſidenten lehne er ohonfalls ab. Aber walt Nach dem Roman ‚Die Elenden“ von Victor Hugo, den bereits ganz Viernheim im Viernheimer Achtung Das große Ereignis für Viernheim! Das mit großer Spannung erwartete Filmwerk Mensch unter Menschen Anzeiger gelesen hat, erlebt ab kommenden Freitag im Central- Theater seine Uraufführung. J sehen wollen, u. die, 1111 1 die den Roman nicht gelesen haben, Es ist das größte Filmwerk der Weltliteratur, das Evangelium aller Völker. der mit diesem Wunderwerk zu vergleichen ist. Alle Es gibt zur Zeit keinen Film, „die den Roman gelesen haben, werden das Fllmwerk werden das Filmwerk erst recht sehen wollen. Parole: Ab Freitag ins„Central Theater“! 1111 Kuch dem Roman„Die Elenden“ von Victor Hugo. (Nachdruck verboten.) Achtzehntes Kapitel. Schmutz, aber Herz. Valjean befand ſich in der Kloake von Paris, die unterirdiſch die ganze Stadt durchzieht. Der übergang war unerhört. Mitten in der Stadt war Valjean aus der Stadt gegangen und in einem Augenblicke, in der Zeit, in der man einen Deckel hebt und wieder ſchließt, war er aus hellem Tageslicht in voll⸗ ſtöndiges Dunkel. aus dem Mittag in die Mitternacht, aus dem Lärm in die Stille, aus donnerndem Geräuſch in die Ode des Grabes, aus der äußerſteu Gefahr in die voll⸗ fländige Sicherheit übergegangen. 5 Er ſtant einige Sekunden da wie betaubt und horchte. Nur rührte ſich der Verwundete noch immer nicht und Valjean wußte nicht, ob er in dieſes Grab einen Leben⸗ den oder einen Toten trug. Sein erſtes Gefühl war Blendung. ſah ker nichts mehr. i Er fühlte, daß er unter ſeinen Füßen feſten Boden hatte, weiter nichts. aber das genügte ihm. Er ſtreckte einen Arm aus, dann den anderen; er befühlte die Wand zu beiden Seiten und erkannte, daß der Gang ſchmal war, er empfand, daß der Boden unter ihm ſeucht war; er ſetzte vorſichtig den Fuß vor, weil er ein Loch, eine Grube, einen Abgrund fürchtete; dabei überzeugte er ſich, daß der ge⸗ pflaſterte Boden ſich weiter hinzog. Der ſtinkende Geruch verriet ihm den Ort, wo er war. 65 Er durfte keine Zeit verlieren. Er hatte Morius auf den Boden gelegt, jetzt hob er ihn wieder au, um ihn auf den Rücken und ſetzte ſeinen Gang fort. Eutſchloſſen trat er in die Finſternis hinein. ü Die beiden Arme des Marius hatten ſich um ſeinen Hals gelegt und die Füße hingen hinter ihm hinab. Er hielt dieſe beiden Arme mit der einen Hand und mit der anderen tappte er an der Wand hin. Die Wange des Marius berührte die ſeinige und klebte an, weil ſie mit Blut bedeckt war. Er fühlte einen warmen Strom auf ſich fließen und in ſeine Kleider dringen; es war Blut von Marius. Eine feuchte Wärme an ſeinem Ohr, welches der Mund des Verwundeten berührte, zeugte von Atem Mit einem Male und folglich von Leben. Der Gang, in welchen Valjean jetzt hineintappte, war minder eng als der erſte. Er ging mit Mühe. Der Regen vom vorigen Tag war noch nicht ganz abgelaufen und bildete einen Bach in der Mitte. Valjean mußte ſich deshalb dicht an die Wand drücken, um nicht im Waſſer zu gehen. So wanderte er im Finſtern dahin. Allmählich ergriff ihn das Grauen. Das Dunkel, das ihn umhüllte, drang auch in ſeinen Geiſt ein. Er ging wie in einem Rätſel. Valjean wußte nicht, ob er einen Lebenden oder einen Toten trug. Plötzlich hatte er eine Uberraſchung. In dem uner⸗ wartetſten Augenblick und ohne aufgehört zu haben, in gerader Linie fortzugehen, bemerkte er, daß er nicht mehr aufwärts ſchritt. Das Waſſer des Kloakenſchmutzbaches floß ihm an die Ferſen, ſtatt ihm die Fußſpitzen zu be⸗ rühren; die Kloake ging alſo abwärts. Warum? Sollte er plötzlich an die Seine kommen? Dieſe Gefahr war groß, aber dieGefahr zurückzuweichen noch größer. Er ging alſo weiter Man muß der Polizei aus jener Zeit die Gerechtig⸗ keit widerfahren laſſen, daß ſie ſelbſt unter den ſchwie⸗ rigſten Umſtänden ihre Pflicht der Beaufſichtigung und der Wachſamkeit unerſchütterlich erfüllte. Ein Auflauf war in ihren Augen kein Vorwand, den Übeltätern den Zügel ſchießen zu laſſen und die Geſellſchaft zu vernach⸗ läſſigen, weil die Regierung in Gefahr ſei. Der gewöhn⸗ liche Dienſt erfolgte ganz in der herkömmlichen Weiſe neben dem außerordentlichen und nichts ſtörte ihn mitten in einem unberechenbaren politiſchen Ereignis. Unter dem Druck einer möglichen Revolution verfolgte ein Poli⸗ zeiagent einen Dieb, ohne ſich durch den Aufſtand und die Barrikade irre machen zu laſſen. Nachdem Valjean längere Zeit im unterirdiſchen Paris gewandert war, machte er halt. Er war ſehr müde. Eine ziemlich große Offnung gab ſaſt helles Licht. Valjean ließ Marius ſo vorſichtig, einem verwundeten Bruder hätte tun können, auf einen Vorſprung der Kloakenwand herab. Das blutende Ge⸗ ſicht des fungen Mannes zeigte ſich ihm in dem weißen Lichte hier wie unten in einem Grabe. Valjean ſchob mit den Fingerſpitzen die Kleidungsſtücke zurück und legte die Hand auf die Bruſt. Das Herz ſchlug noch. Valjean zer⸗ riß ſein eigenes Hemd, verband die Wunden ſo gut er konnte und ſtillte ſo das noch immer herausquellende Blut. Dann neigte er ſich in dem Lichte über den noch bewußtloſen und faſt atemloſen Marius und betrachtete ihn mit unausſprechlichem Haſſe. Bei der Durchſuchung der Kleidungsſtücke hatte er in den Taſchen zweierlei gefunden: das Brot, das er ſeit dem vorigen Abend vergeſſen hatte, und das Taſchenbuch. Das Brot aß er, das Taſchenbuch öffnete er. Auf der erſten Seite fand er die wenigen Zeilen, welche Marius ge⸗ ſchrieben hatte. Man erinnert ſich ihrer: „Ich heiße Marius Pontmerey. Meine Leiche zu meinem Großvater, Herrn Gillenormand, tragen, Straße Calvaire Nr. 6, im Marais.“ Valjean las dieſe Zeilen und ſtand einen Augenblick in ſich verſunken da, während er die Adreſſe bei ſich wieder⸗ holte. Er ſteckte das Taſchenbuch wieder in die Taſche des Marius. Er hatte gegeſſen, geruht und wieder etwas Kraft geſammelt. So nahm er Marius wieder auf den Rücken, ſtützte ihm den Kopf langſam auf ſeine rechte Schulter und ging von neuem in den Kloaken abwärts. Es wurde immer dunkler um Valjean her. Nichts⸗ deſtoweniger ging er weiter, in dem Dunkel forttappend. Dieſes Dunkel wurde plötzlich ſchrecklich. 9 5 Er fühlte, daß er in Waſſer trat, daß er nicht meht einen gepflaſterten Boden, ſondern Schlamm unter den Füßen hatte. Er ſank tiefer und tiefer ein. 8(Fortſetzung folgt.) wie es nur ein Bruder mit 0 des meichs kanzletrpoſtens des pr. Neeb Miniſterpräſidenten 15 Sozialdemokratie nach den nächſten Reichs⸗ tagswahlen nichts einzuwenden haben. Es ließe ſich dar⸗ 10 daß dann Otto Braun Reichskanzler würde. Loebe ging dann auf einige außenpolitiſche Fragen ein und meinte, daß Deutſchland mit Frankreich unter allen Umſtänden zu einer Verständigung kommen und eine Abwehrkombination mit Rußland aufgeben müſſe. Was die Grenzziehung im deutſchen Oſten an⸗ belange, ſo ſei jedermann und auch die Sozialdemokratie davon überzeugt, daß der polniſche Korridor b⸗ ſeitigt werden müſſe. Eine Löſung durch Gewalt mün⸗ Aber abgelehnt werden, denn es ginge hier nicht um einige Quadratmeter Landes. Es würde daraus ein europäl⸗ ſcher Brand entſtehen, deshalb habe die Sozialdemokratie auch die Politik Streſemanns unterſtützt. Er wiſſe ſich eins mit vielen und zwar den meiſten Zentrumsleuten darüber daß eine ſolche Außenpolitik betrieben werden müſſe. Die Anhängerſchaft des Zentrums im Bürgerbloch ei heute außerordentlich gering. Die Aufgabe der demo⸗ kratiſchen Parteien ſei es, die heutige Rehtsregierung zu zertrümmern und eine Linksregierung aufzurichten. Ein neues politiſches 1 müſſe nach der ſozialdemo⸗ kratiſchen Seite an ſebaut werden. Das ſei die Aufgabe der republikaniich Partei und des Reichsbanners. Einheitsſtoat und Verfaſſungsreform. Eine Debatte im württembergiſchen Landtag. Stuttgart, 11. Januar. Der württembergiſche Landtag befaßte ſich in ſeiner Mittwoch⸗Sitzung ausführlich mit der Frage der Ver⸗ [tungsreform und der Neugliederung des Reiches. Nach einer Rede des früheren Finanzminiſters Dr. Schall, der ausführlich alle Gründe darlegte, die für einen dezentraliſierten Einheitsſtaat ſprechen, nahm Staatspräſident Dr. Bazille ebenfalls Stellung zu der Frage des Einheitsſtagtes. Er betonte, daß, wenn man in Berlin den deulſchen Einheitsſtaat durch Mehrheitsbeſchlüſſe des Reichstages und des Reichsrates errichten wolle, was er ſtark befürchte, ſo ſei das der be⸗ ginnende Verfall des Reiches. Was die Verwal⸗ tungsreform in Württemberg angehe, ſo ſei nichts falſcher, als die Behauptung, es habe der jetzigen Regie⸗ rung an Mut gefehlt, dieſe Reform durchzuführen. In Württemberg ſei in den letzten Jahren außerordentlich viel auf dieſem Gebiet geſchehen, wahrſcheinlich viel mehr, als in anderen Staaten. 2 —— 7 Aus dem In⸗ und Auslande. Wieberbeginn der Reichstagsarbeit. Berlin, 11. Januar. Die Tagesordnung für die erſte Reichstagsſitzung nach den Weihnachtsferien, am Donnerstag, den 19. Januar, liegt jetzt vor. Die Si zung beginnt um 15,00 Uhr. Die Tagesordnung enthält als einzigen Punkt die Beratung des Reichshaushaltsplanes für 1928. Eine ſchwediſche Stimme zum Reparationsproblem. Stockholm, 11. Januar. Die Zeitung„Dagligt Alle⸗ handa“ ſchreibt zur Reparationsfrage, Amerika glaube hoeifellos an Deutſchlands wirtſchaftliche Zukunft. Deutſch⸗ land beſitze trotz ſeiner Niederlage dank ſeiner fleißigen Bevölkerung, ſeines Anpaſſungsvermögens und finanziel⸗ en Hilfe Amerikas wieder Europas größten Produktions⸗ apparat. Die Vereinigten Staaten fänden es angemeſſen, inen einzigen vertrauenswürdigen Schuldner zu haben, ſtatt ihrer viele. Deutſchland habe auch gute Ausſichten Europas erſte politiſche Macht zu werden. Vielleicht brauche auch Amerika Deutſchland als politiſchen Bun⸗ Pesgenoſſen. Einer der Ohligfer Poſträuber feſtgenommen. Weimar, 11. Januar. Der Ohligſer Poſträuber Rudolf Larm iſt in Saalfeld im D⸗Zuge München Berlin durch die Saalfelder Kriminalpolizei feſtge⸗ lommen worden. Sein Komplize, der noch flüchtige Mörder und Poſträuber Johann Hein, hält ſich, wie Pie Kriminalpolizei mitteilt, beſtimmt noch in Deutſchland ul. Larm wurde dem Amtsgericht Saalfeld zugeführt ind von da weiter nach Jeng gebracht, wo ſofort mit der zernehmung begonnen wurde. Hierbei hat der Poſt⸗ Faäuher geſtanden, daß er den Raub in Ohligs und im Mloſter Lausnitz, ſowie Geldſchrankeinbrüche in die Poſt⸗ ügenturen in Jeng und Zwotzen und ſchließlich ca. 20 Ein⸗ Pruchsdiebſtähle in Weimar, Dornburg und Jena be⸗ . gangen habe. Bei ſeiner Verhaftung war Larm noch im Peſitz eines von ihm ſelbſt hergeſtellten Sprengkörpers, wie einer modernen Piſtole mit ca 75 Schuß. Von den geraubten Geldern befand ſich nur noch eine dere knis⸗ zäßig geringe Summe in ſeinem Beſitz. Nach dem noch ö licht ergriffenen Mittäter Hein wurde beim Einlaufen des Echnellzuges in Jena eine gründliche Durchſuchung des Zuges vorgenommen, die jedoch erfolglos blieb. Ein Proßer Teil der Belohnung, etwa 3500 Mark, iſt auf eine Ergreifung ausgeſetzt. Landwirtſchaftliches. Das deutſche Agrarprogramm. Rechnet man die geſamte Einfuhr an milchwirtſchaft⸗ ichen Erzeugniſſen um in Doppelzentner Milch, ſo ergibt f 15 daß der geſamte Einfuhrüberſchuß Deutſchlands auf Pieſem Gebiet 40,9 Millionen Doppelzentner Milch be⸗ frägt. Man kann unter Berückſichtigung der Tatfache, Paß nur erſt ein Teil der landwirtſchaftlichen Betriebe ationelle Fütterungsmethoden anwendet, damit rechnen, aß zur Herſtellung von einem Do pelzentner Milch 6,5 ile verdaulichen Eiweißes erforderlich find, ſo wären zur Herstellung dieſer 40.9 Millionen Doppelzentner Milch ta 2, Millionen Doppelzentner Eiweiß vonnöten. Dieſe ind z. B. in 9,8 Millionen Doppelzentner Leinkuchen vor⸗ ſanden. Der Bezug der erforderlichen 9,8 Millionen Voppelzentner Leinkuchen hätte nach den Durchſchnittsprei⸗ en des Jahres 1925 etwa 224.5 Millionen Reichsmark gekoſtet. Für die Einfuhr von milchwirtſchaftlichen Er⸗ ſeugniſſen hat die deutſche Volkswirtſchaft aber an das usland gezahlt 552,7 Millionen Reichsmark. Der Ver⸗ uſt, der ſich gegenüber der günſtigen Einfuhrregelung er⸗ fibt. beläuft ſich mithin auf nicht weniger als 328 Mil⸗ 1 tens tlich, wie der Reichsernäh iniſt s wäre ſicherlich, wie der Reichsernährungsminiſter Schiele in der Deutſchen Weltwirtſchaftlichen Geſelſſchaff usfübrte. leicht müaſich. die Mohrorzeuauna gerade auf Berhandlung mit der Gemeinde empfohlen. In 1000 hier in Rede ſteyenden Geviete durczufuyren. ers ſt dies lediglich eine Frage der Kaufkraft bzw. der Ka⸗ italarmut der Landwirtſchaft. Nach Schätzung anerkann⸗ er Autoritäten ſind die Milcherträge je Kuh gegenüber der Vorkriegszeit um etwa 400 Liter je Jahr zurückgegan⸗ gen. Die Durchſchnittsproduktion an Milch beträgt in Deutſchland je Kuh und Jahr etwa 1800 bis 2000 Lite Auf Grund rationeller Fütterung und richtiger Züchtungs⸗ maßnahmen könnten die Erträgniſſe je Kuh um wenigſtens 500 Liter erhöht werden. Damit unſere Handelsbilanz um genannte 328 Millionen verheſſert wird, wäre es nur nötig, eine Mehrleiſtung gegenüber den heutigen Milch⸗ erträgen um etwa 400 Liter je Kuh und Jahr herbei⸗ zuführen. 2 —2— Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 12. Januar. b Die über den britiſchen Inſeln liegende Sturm yklone hat ſich nach dem bottniſchen Meeresbuſen verlagert und ruft auf ihrer Oſt⸗ und Südſeite Regenfälle hervor. Bei der gegenwärtigen Druckverteilung mit tiefem Druck im Norden wird die Weſtſtrömung anhalten. Wir be⸗ halten daher vorausſichtlich vielfach wolkiges, mildes Wet⸗ ter mit leichten Niederſchlägen. Vorausſichtliche Witterung bis tag: Vielfach wolkig und mild, ſüdweſtliche bis weſtliche Winde. e Wie viel Milch albts im Tag in Deutschland? Deutſchland beſitzt zurzeit rund 10 Millionen Milchkühe, die täglich zirka 50 Millionen Liter Milch geben(das entſpricht einem Jahreswert von ungefähr 3,6 Milliarden Mark.) Auf Grund der angeſtellten Erhebungen kann man annehmen, daß dieſe Milchmenge im weſentlichen wie folgt verwertet wird: 40 Prozent dienen dem unmittelbaren Verzehr als Trinkmilch, 50 Prozent werden zu Butter verarbeitet, 7 Prozent finden bei der Kälberaufzucht Ver⸗ wendung und 3 Prozent werden zur Herſtellung von Käs verwendet. N zung bis Frei⸗ zeitweiſe Niederſchläge, * Gemeinderatsſitzung am Mittwoch, den 18. Jauuar, abends 7½ Uhr mit folgender Tagesordnung: 1. Schaffung eines Marktplatzes; 2. Vergebung der Wlege⸗ meiſterſtelle I; 3 Schaffung von Nichtlinlen über den Waſſer⸗ bezug; 4. Erhöhung des Voiſchuſſes für die Ausführung von Hausinſtallationen; 5 Bildung der Sandesarbeltsamtsbeziike; hier Zuteilung der Gemeinde Biernheim zum Wiriſchaftsge⸗ viet Frankfurt; 6. Feſtſetzung der Holzauflage; 7. Geſuch der Vereinigten Maurermeiſter um Gewährung eines Zuſchuſſes; 8. Friſtgeſuche. * Ein ſchwerer Unglücksfall hat ſich am Diens⸗ tag Nachmittag um 5 Uhr auf der Mannheimer Land⸗ ſtraße zugetragen. Dem mit ſeinem Fuhrwerk auf dem Heimweg begriffenen Landwirt Johann Mandel, Bismarck⸗ ſtraße, begegnete bet der Kaſerne ein Laſtauto. Um dieſem auszuweichen, ging Herr Mandel hinter ſeinen mit Bretter beladenen Wagen. Er bemerkte wohl dabei aber nicht, daß das Laſtauto noch einen Anhänger hatte und lief gerade zwiſchen den erſten und zweiten Wagen binein. Das Unglück war ſomit gleich geſchehen. Herr Mandel kam zu Fall und wurde vom hinteren Rade des Anhängers überfahren. Dabei erlitt er einen ſchweren Schädelbruch, während das eine Bein dreimal und das andere viermal gebrochen wurde. In dieſem ſchwerver⸗ letzten Zuſtande wurde der bedauernswerte Mann ins Krankenhaus Mannheim überführt. Allgemeines Mitge⸗ fühl wird den Angehörigen entgegengebracht. Hoffentlich gelingt es der Kunſt der Aerzte, Herrn Mandel am Leben zu erhalten. Lohnſteuererſtattungen für 1927. Wir machen darauf aufmerkſam, daß Anträge auf Erſtattung von Lohn⸗ ſteuer 1927, wegen Krankheit, Erwerbslosigkeit oder ſonſtigem Verdienſtausfall(Streik. Kurzarbeit), jetzt ſchon geſtellt werden können. Antragsformulare hierzu, auf denen alles Nähere zu erſehen iſt, ſind bei der Unter- erhebſtelle an den üblichen Zahltagen zu erhalten. * Männergeſangverein„Harmonie“. Wie ung von beſtunteirichteter Seite mi geteilt wird, hält der M. G. V. Harmonie am Samstag, den 4 Februar, abends Zu Uhr, im Saale des„Goldenen Karpfen“ eine große öffentliche Masken, Schau mit Prämiierung und Ball ab. Als Orcheſter des Abends iſt die durch die„Frei ſchütz' Auffätbzrung des Männergeſangvereins wieder rühm⸗ lichſt b kannte Kapelle Hanf⸗Blan! gewonnen. Dem Ver⸗ ein, dem mit ſeinen Veranſtaliungen ein gutes Renomme immer voraus geht, dürfte ſchon heute ein vollbeſetztes Haus geſtchert ſein. Alles Nähere wird durch Inſerate bekannt ge⸗ geben. Die Reiſe des Luftballon. Die bekannte Warenhausſiima Lronhard Tietz in Franken tal, hat vor Wochen zur Rö klame elnen Kinderluftbabon auffteigen laſſen Ein Schüler der Bolksſchule hat den Ballon in hleſiger Ge⸗ maſkung aufgefunden. Die Flrma ficherte durch angehängten Zeitel Demjenigen, der ben ſelben auffündet und iht Mittei⸗ lung macht, ein Präſent. Zur Freude des Schülers traf dle⸗ ſer Tage ein ſchöner Malkaſten ein. Die Jahres verſammlung der Sportvereinigung Amieitia 09. Eines guten Beſuches erfreute ſich am verfloſſenen Sonntag die Generalverſammlung der Sportvereinigung. Nach der Begrüßung durch den 1 Vorſitzenden Herrn N. Hof; mann, erſtantete Herr Bender den Verwaltungs⸗ u. Kaſſlerer Herr Gg Hanf den Kaſſenbericht. Herr Hans Klee referterte tber den Spielbetrieb und flrelfte noch elnmal kurz die letzten Berbandsſpiele. So konnte dle 1. Mannſchaft die Poka⸗⸗ meiſterſchaft und die 2. und 3. Mannſchaft die Verbands- meiſterſchaft erringen. Elne weitere Melſterſchaft ſteht vor ber Türe und wird, wenn nicht alles trügt, erſt im Fehrnar ta Käfertal ſpruchreif werden. Welch große lsziplin in den Mnnſchaften herrſcht, zeugt, daß keine Manuſchaft einen Spielabbruch verurſacht hat, und auch kein einziger Spfeler disqual fiztert worden iſt Der Bau eines Vereinshelmes wurde zutückgeſtellt und zuerfl wegen Ankauf des 1 5 unkt Ehrungen wurden 12 treue Mitglieder mit der neuen ſilbernen Aprennadel aus gezeichnet. Weltere Ehrungen und Ernen · nnngen zn Ehrenmitgliedern folgen im nch ſtten Jahre wo ber Unein ſein 20 jähriges Stiftungsfeſt feiert. Nachdem der alte Vorſtand entlastet war, folgten die Neuwahlen die folg. Bild ergeben: 1. Vorſ. N. Hofmann. 2. Borſ. M. Alz, Leſch.⸗Füßr. VBorſ. F. Bender, 1 Schriftführer(g. Schrimpf, 2. Schrift⸗ führer(Spielabſchlüſſe) Lehrer Sutter, 3. Sqriſtführer(Preſſe) Ph. Knapp, 1. Kaſſterer g Hanf, 2. u. 3. Kaſſterer Jak. Knapp und Gg. Burkert, Leichtathletik und Bergung. Ausſchuß: Joh. Alter; Splelausſchuß Voiſ. Hans Klee, Jugendleiter Gg. Sommer, Beiſttzer im Vorſtand J Bergmann,. Ninghof, Haas A. und Schmitt Joh., Belſitzer im Spielausſchuß: H. Schüßler, Jak Buſalt und Schmitt Wilhelm. Dlener H. Schüßler und Platzwart Gg Hertinger, Kaſſenreviſoren: Nikl. Schmitt, Bersh. Schmitt und Joh. Alter. Mit einem freudigen „Hipp Hlpp Hurra“ endete die ſchöne Verſammlung des auf⸗ ſtrebenden Vereins, deſſen Ziele die ſportl Ertüchtigung der Jugend iſt, zur aller Freud ſe NB. Heute adend Wichtige Jugend⸗Splelet-Bet⸗ ſammlung ½'8 Uhr im Lokal. Stehe Inſerat. * Die Menge— Bibel, die von der Wärttendergi⸗ ſchen Bibelanſtalt herausgegeben it, iſt ſchon in Dritter Auflage erſchienen. Die beiden erſten Auflagen wurden in 18000 Exemplaren gedruckt und in dem kurzen Zeitraum eines Jahres in die Hände von Bibelleſern gelegt. Auch in Schulen, Seminaren, Frelzeiten hat ſie ſich ſchnel einge⸗ bürgert. Dieſe neue Ueberſetzung der Bibel hat drei Vor- züge: Sie iſt in edlem neuzeitlichen Deulſch gehalten, philo⸗ logiſch genau dem Urtext folgend und doch nicht blos wort⸗ gemäß, ſondern ſtungemäß; die einzelnen Bücher der Heiligen Schrift ſind in ihren Gedankenzuſammeuhängen geglledert und mit treffſicheren Ueberſchriften verſehen, woburch das Verſtänduis außerordentlich gefördert und erleichtert wird. Eingeſandt (Ohne Verantwortung der Redaktion) Etwas über die Viernheimer Kirchenuhr. Es wäre endlich Zeit, daß unſere Rirchenuhr einen neuen Anſtrich bekäme. Viele Blern heimer, Erwachſene und Schuler, fahren tagtäglich mit der Bahn auswärts. Sie richten ſich melſtens nach der Kirchenuhr. Aber auch für den größten Teil der Einwohner überbaupt, ſowie für das Nathaus und Schulen iſt die Kirchenuhr Zeiteebend, deswegen märe es dringend nötig, wenig tens die Zeiger mit einer hellen Farbe, am beſten welß, zu verſehen. Die Koſten dazu dürfen nicht allzu hoch ſein und in Anbetracht der Wichtigkeit der Uhr nicht geſehen werden. N. N. Bagno und Galeere. Noch nicht allzu lange iſt es her, daß der Straf⸗ vollzug an Verbrechern und Gefangenen ſich in Formen vollzog, die jedem menſchlichen Mitgefühl und humanen Anschauungen Hohn ſprach. Auch das Strafmaß für uns heute gering dünkende Vergehen waren früher von außerordentlicher Härte. Das Mittelalter kannte die barbariſche Strafe der Verſtümmelung von Dieben und Hehlern, das hochpeinliche Verfahren der Folter für Ueberſchreitungen des Geſetzes, die in unſeren Tagen mit wenigen Tagen Haft oder Geldſtrafen belegt werden. Aus der Antike her hatte ſich bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts in Europa das Bagno und die Galeere er⸗ halten. Die unglücklichen Gefangenen wurden wie Tiere in ſchmachvolle enge Verließe eingepfercht u. in Ketten ge⸗ legt. Bagno und Galeere waren das gebräuchliche Straf⸗ verfahren für Angehörige der vornehmlich unteren Be⸗ völkerungsſchichten. Mit einer geradezu erſchreckenden Willkür hatten ſich die regierenden Stände, von eitler Herrſchſucht und Selbſtgerechtigkeit befangen, in maßlos unberechtigten Vorurteile ihre Geſetze ſich ſelbſt geſchrie⸗ ben. Als Victor Hugo mit ſeinem aufſehenerregenden Tendenzwerk„Les Miſérables“ an die Oeffentlichkeit trat und ſeine einflußreiche Stimme für all die Enterb⸗ ten und Verſtoßenen der menſchlichen Geſellſchaft mit edler Kraft und Zähigkeit einſetzte, war dies für die da⸗ malige Geſellſchaft eine Revolution. Victor Hugo ſcheute ſich nicht, überholte, aber ſcheinbar unantaſtbare Anſchau⸗ ungen anzugreifen und lächerlich zu machen. Er kämpfte für das Gute, für eine menſchliche, wirkliche Gerechtigkeit. Die Märtyrergeſtalt ſeines berühmten Romans„Les Miſérables“, der im Rahmen der Europa⸗Produktion der Deulig als„Menſch unter Menſchen“ auf der Lein⸗ wand zu neuem Leben entſtand, iſt Jean Valjean, der ehemalige Zuchthäusler des Bagnos von Toulon. Hier ſteht ein Menſch vor uns, ein leidender gehetzter Menſch, der unter den mißverſtandenen Vorurteilen einer verloge⸗ nen Geſellſchaftsmoral ſein ganzes Leben lang zu leiden hat, bis ihm die Güte eines Prieſters und die Liebe zweier junger Menſchen den Glauben an das Gute wie⸗ derſchenken. Victor Hugos epochemachendes Werk iſt ein Hohelied der Menſchlichkeit— ein Evangelium des Volkes. Das von der ganzen Welt bejubelte Filmepos erlebt ab Freitag im Central⸗Theater ſeine hieſige Uraufführung. Bekanntmachung. Zugelaufen, ein junger Dobermann(Farbe ſchwarz mit gelben Abzeichen) Eigentümer wolle ſich ſofort melden, an⸗ dernfalls am Montag, den 16 Januar 1928 vorm. 9 Uhr bei uns der Hund an Liebhaber verſtei⸗ gert wird. Viernheim, den 11. Jannar 1927. Heſſiſches Polizeiamt Viernheim: Ludwig. Bekanntmachung Betr.: Losholz⸗ Abgabe 1928. Die Holzliſte für 1928 liegt von hente an acht Tage lang bei uns— Zimmer 26— zur Elaſicht der Jntereſſenten und Entzegennahme etwaiger Einwendungen offen. Bieruhelm, den 12. Januar 1928. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim Jamberth.