cee 1 0 Sees f 8 Hannergesan 8 184 Gegr. 6 Sonntag, den 13. Januar, abends 8 Uhr im Gasthaus zum goldenen Engel . Ehrung unseres hochverdienten Ehrenchormeisters Herrn Rektor Mayr und Uebergabe des Dirigentenstabes an Herrn Gustin Lamberth. Daran anschliebend gemütliches Beisammensein, wozu alle aktiven, passiven und Ehrenmitglieder und deren Angehörigen höflichst eingeladen sind. Bier-Ausschank NB. Sonntag mittag 1 Uhr Singstunde. 8 SSS Die Muſik wird ausgeführt von der Kapelle Lenz E he — — — f — agg I 0 c fl geg gesang-Verein„Flora“ V'heim Mitglied des Hessischen Sängerbundes Dem Wahren, Guten, Schönen Soll Flora's Lied ertönen Leitung: Herr Math. Winder, Hauptlehrer a. D., Mannheim Der Verein hält am Sonntag, d. 15. Januar, abends 8 Uhr im Saale„zum Freischütz“ sein diesjähriges Weihnachts- Konzert ab Zur Aufführung gelangen im 1. Teil Männerchäre, im 2. Teil ES war in Heidelberg“ Volksstück mit Gesang in 5 Akten von Thilo Schmidt Win Hierauf BALL A Hierzu laden wir unsere Mitglieder nebst Angehörigen sowie Freunde und Gönner des Vereins recht herzlich ein. Der Vorstand. NB. Es wird dringend gebeten, rechtzeitig zu erscheinen, da wir wegen der Fülle des Programms punkt 8 Uhr be— ginnen müssen. D. O aeg e V SSS GES E E 1 U 2 LI 6 6 Brieitauben-Verein„Einigkeit Ailttkün naten beende Motto: Kimmſcht waet gegrugſt Kimmſcht net waet a gegrugſt Samstag, den 21. Januar, abends 201 Uhr ſſſſaſſaſſſaaſſſſanſadſadadſ an ewaaapſpſaecaſdeaſaaſceeadſeeaaaae mit Prämiierung in den Lokalitäten des Mitgliedes Becken bach zum Saftladen Grünen Laub Große Ucberraſchungen Der Elferrat NB. Karten im Vorverkauf beim 1. Vorſitzenden Babylon, Blauehutſtr.; Jäger Michael, Kiesſtr. 25; Jak 9 * Buſalt(Schlachter), udwigſtr. 33; im Lokal und bei den N Mitgliedern. Geſangverein„Liederkranz“ Die Singſtunde fällt morgen Sonntag um⸗ ſtändehalber aus. SSR es Usgre DelkMsberrelung für Viernheim und Umgebung ist zu vergeben. Herren, die an einer mit festen Bezügen, Spesen und Provisjonen ausgestatteten, entwicklunssfähigen Position Inte- resse haben und vermöge ihrer Beziehungen in der Lage sind, unser Geschäft tatkräftig auszubauen, werden gebeten, ihre ausführliche Bewerbung der deneralairehuon der franglurter aligemeinen Versscherungs- Atte geseschal In Franzglurt. einzureichen— Vertrauliche Behandlung zugesichert. (Auch Nichtfachleute mit guten Beziehungen kommen nach er- folgter Einarbeitung in Betracht.) Aahelscher Manngrwubral Am Sonntag, den 15. Januar, nachm. 3½ Uhr findet im Gaſthaus zum Freiſchütz (Kettelerſälchen) eine Mitglieder ⸗ Verſammlung mit wichtiger Tagesordnung ſtatt, wozu wir unſere werten Mitglieder frdl. einladen und um vollzähliges Erſcheinen bitten Der Vorſtand. Bauern⸗Verein Wir haben nochmals 1 Waggon kohlenſauren Kalk erhalten und wird am Montag vorm. von 9 bis 11 Uhr ab am Staatsbahnhof ausgegeben. Der Preis iſt ſehr billig. Der Dorſtand. „Zum Deulschen Halse“ 2 Morgen Sonntag von nachm. 3 Uhr e anzunterhalung et U Es ladet freundlichſt ein Karl Lamberth. Slemnm- U. Magnus 1088 wiernneim Samstag Abend 8 Uhr im Saftladen z. gr. Laub Herausforderungs- Kämpfe im Ringen der A⸗Mannſchaften v. 1927 von Hanau und Viernheim 1. Kreismſtr., 14. Kreis Zu dieſen Kämpſen ladet höf⸗ lichſt ein Der Vorſtand. Heute Abend 8 Uhr Singſtunde Der Vorſtand. Am Dienstag Theaterprobe im Engel. Der Dirigent. 78 15. Jan., nachm. 3 Uhr Trainingsſpiel A⸗Mannſchaft gegen Die Sportleitung. in der„Vorstadt“ bei der originellen eee eee ggg fadl.-Uereln„Vorwärts“ gegr. 1906 Sonntag, den 15. Jan,, nachm. 2 Uhr, findet im Lokal zum Brauhaus 2. Kreismſtr., 14. Kreis Sanger Einheit B-⸗Mannſchaft tamen mongen Vorland Eizung datt.— Bollzähliges Er⸗ ſcheinen erwartet Empfehle: Blumenkohl, Roſenkohl, Feldſalat Rotkraut, Weißkraut, Gelberüben, Rotrüben Merrettich, Zwiebeln Nangen, Bananen, Mandarinen Zitronen, Maronen, Nüſſe, Oelnüſſe, - Aepfel, Birnen Gelbfleiſchige Speiſekartoffeln Lebensmittelhaus Peter Koſchauer zum Rebſtock Der 1. Vorſitzende. 5 F besagp Dapenn lecertram biernbem Gegr. 1888 Peitglied des Heſſ. Sängerbundes Gegr. 1888 s ee, Den Mitgl., Freunden u. Gönnern des Vereins zur gefl. Kenntnisnahme, daß am Sonntag, den 5 im Saale zum„Goldenen Engel“ eine Wiederholung der dreiaktigen Operette „Die Winzerprinzeſſin vom Rhein Es ladet hierzu herzlichſt ein Der Vorſtand. Offen e Getränke. Kein Trinkzwang.⸗ Nn. Freien Eintritt haben nur Vereinsmitglieder. Für Nichtmit⸗ glieder Eintrütt 1 Mk. Karten im Vorverkauf erhältlich im Lokat zum„Prinz Friebrich“ und bei Valentin Müller, Neubauſtr. 4. ſtattfindet. — 255555555 2 2 22. Januar 1928, abends% 8 Ahr e Heute 2 Blätter Wan Tel. 27 i 1 Verkörperung der erbarmungslosen Härte mensch- Der Polizei- Inspektor Javert ist die fast symbolische cher Selbstgerechtigkeit. Sein tragischer Zusammen- bruch erfolgt in dem Augenblick, da er erkennen muh, daß in der Seele jeden Menschen, wenn auch noch so verborgen, das Gute wohnt, und daß der Geist des Gesetzes gilt, nicht die buchstabengemäß starre Erfüllung nach Sitte und Moral. ur noch 3 lage! Samstag, Sonntag, Montag Des Andrangs am Sonntag wegen wird gebeten, die Werktags vorstellungen zu besuchen. Kr. 12 5 87 7 7 7 7 * 70 * 4 5 9 4 9 5 9 zubereiten. man einen Menſchen zu erkennen, nicht den ganzen ſchen, der kann einem auch nach jahrelanger Bekanntſchaft noch ein Buch mit ſieben Siegeln ſein, aber gewiſſe Schlüſſe laſſen ſich immerhin daraus ziehen. Wer die neue Zei⸗ * Beitung— Nachrichten) f int mich ait Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. n 155 8 10 utl. das achtſeitige illuſtrierte ahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— UMnnahme von Abonnements täglich in der Geſchüäſtsſtelle u. beim Zeitungsträger Eiſtes, illetes u. erfolgreichstes Lobel⸗Auzeizeblett in Blernhein konto Nr. 21577 Amt Häftsſtelle Natharas ſtr. 0 Mf. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: woche eastan el iag n 20 Blumen“, halbjährlich einen ſprecher 111.— Te ankfurt a. R.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, amme: Anzeiger, Viernheim— Poſtſ Viernheimer Tageblatt . re Dee bei mittags 8 Das 10. Heulſche Sängerbundesfeſt in Wien. Das Jahr 1928, das Schubertjahr genannt, wird für Wien eines der größten Feſte bringen, die es je gegeben hat, das 10. Deutſche Sängerbundsfeſt. Die Anmeldun⸗ gen ſind ſo zahlreich, daß ſchon jetzt mit der Teilnahme von an die 100 000 Sängern aus dem Deutſchen Reich allein gerechnet werden kann. Aus den Sudetenländern werden zirka 15000 deutſche Sänger an dem Feſte teil⸗ nehmen. Aus Nordamerika ſind 3000 deutſche Volks⸗ genoſſen angemeldet und ſogar aus Südweſtafrika wer⸗ den deutſche Sänger nach Wien kommen, obwohl ſie für die Her⸗ und Rückreiſe einen Zeitraum von faſt zwei Mongten brauchen und jedem von ihnen etwa 3000 Schilling Koſten erwachſen. So wird in aller Welt ſchon jetzt für das große Sängerfeſt in Wien geröſtet. Für die großen Hauptvorführungen wird bekanntlich eine Rieſenſängerhalle auf der Jeſuitenwieſe im Prater erſtehen. Es ſind aber auch alle Konzertſäle Wiens, die ſpaniſche Reitſchule, die Tranſepte der Rotunde uſw. für Sondervorträge der einzelnen Sängerbünde ſichergeſtellt. Zurzeit iſt eine große Aktion des Wohnungsausſchuſſes im Gang, um möglichſt viele Privatunterkünfte für die Gäſte aus dem Ausland und aus den Bundesländern vor— i In 45000 Häuſern Wiens wurden durch Pfadfinder Aufrufe zur Anmeldung von Quartieren oder Schlafſtellen angeſchlagen und die Bevölkerung drin⸗ gendſt gebeten, die Anmeldebogen baldigſt auszufüllen. Sämtliche Unterkünfte, auch ſolche in Hotels und Gaſt⸗ höfen werden einzig und allein durch den Wohnungsaus⸗ ſchuß zugewieſen, ſo daß das geſamte Quartierungs⸗ weſen vollkommen zentraliſiert erſcheint. In der umfaſſenden Weiſe und ſeit vielen Monaten iſt weiter der Verkehrsausſchuß bemüht, die überaus ſchwie⸗ rige Verkehrsfrage im Einvernehmen mit der deutſchen Eiſenbahnverwaltung zu löſen. Es werden zur Bewälti⸗ gung des Maſſenverkehrs innerhalb weniger Tage der geſamte Wagenpark Oeſterreichs, aber auch die Züge aus Deutſchland nötig ſein, wobei auch noch der Waſſerweg eine bedeutende Rolle ſpielen wird. So hat der Schwä⸗ biſche Sängerbund(etwa 7000 Teilnehmer) bereits alle i verfügbaren Donauſchiffe für die Reiſe gemietet. „ Auch die umfangreichen Vorarbeiten für den Nieſen⸗ feſtzug über die Ringſtraße mit einer Schuberthuldigung vor dem Burgtor und anderen Kundgebungen werden vom Feſtzugsausſchuß mit allem Eifer ſchon ſeit längerer g Zeit betrieben. So ſind nach beſter Möglichkeit alle Vorbedingungen i i dafür gegeben, daß das 10. Deutſche Sängerbundesfeſt in den Tagen vom 19. bis 23. Juli des kommenden Jah⸗ 1 — Samstag, den 14. Januar 1928 Anzeigenpreiſe: iederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗ Expeditionen Deutſchlands und des Aus laub Antsblatt der Heſſiſchen Bärgermeiſterei und des Polizeiantt Platzvorſchriften bei An au beſtimmt vorgeſchri ernheimetFinzeige (Sternhetmer Bürger- Zig.— Vierng. Be Hie einſpaltige Petitzeile koſtet 75* Ie ee— Rferate u unſerel gen werden nach Möglichkeit berückfichtigt.— Für die Aufnahm Tagen, kann jedoch eine Bewähr nicht übernommen werben 45. Jahrgang res zu einem Freupenſeſ ſur vie geſamte deutſche Sänger⸗ ſchaft, aber auch für die Feſtſtadt Wien zu einem unver⸗ geßlichen Ereignis werden wird. Schließlich ergeht an alle Körperſchaften(Bünde, Gaue, Vereine), welche Einzelvorträge oder Stunden-Kon⸗ zerte angemeldet haben, der dringende Appell, ihre Vor⸗ tragspläne baldmöglichſt dem Muſik⸗Ausſchuß einzuſenden, behufs Beurteilung und Aufnahme der angenommenen Porder⸗Veranſtaltungen in den Feſt⸗Führer, der ſchon im Marz 1928 in Druck geht! „Die Sängerzeitung des Oſtmärkiſchen Sängerbundes Wien veröffentlicht noch nachſtehende Mitteilungen: Das Jahr 1928 wurde Sonntag, den 1. Januar, durch die von Bundesvereinen durchgeführte Wiedergabe der„Deutſchen Meſſe“ in allen Kirchen eingeleitet. Die Hauptveranſtaltungen des 10. Deutſchen Sän— gerbundesfeſtes müſſen vom Wetter unabhängig gemacht werden. Dies erfordert die Errichtung einer Rieſenhalle. Der Holzbau wird 200 Meter lang und 100 Meter breit ſein. Er faßt rund 80 000 Menſchen. Auf dem Podium iſt Raum für 35000 bis 40 000 Sänger. Die Koſten des Baues betragen etwa 700 000 Schilling. Dazu kommt die Ausgeſtaltung des Feſtplatzes bei der Rotunde am Prater, die Herrichtung der Rotunde ſelbſt und mehrere ihrer Tranſepte, die Umwandlung der Hofreitſchule in einen Konzertſaal: Geſamtkoſtenaufwand ungefähr eine Million Schilling. Der Geſamtausſchuß des Deutſchen Sängerbundes hat die Erhebung eines Feſtbeitrages von 10 Goldmark(17 Schilling) von jedem Teilnehmer be⸗ willigt und die Garantie für 100 000 Feſtkarten übernom⸗ men. Für die Werbe⸗Plakate und eine Feſtmedaille wurde ein Wettbewerb ausgeſchrieben, der jedoch kein völlig be⸗ friedigendes Reſultat ergab. Zur Anterkunftsfrage: Die Hotel⸗Anmeldung iſt ſchon jetzt ziemlich beendet. Die Quartiere der inneren Wiener Bezirke ſollen zum große Teile den überſeeiſchen Sän⸗ gern eingeräumt werden Die Bundesmitglieder werden gebeten, die Tätigkei Vohnungsausſchuſſes durch perſönliche Werbung engeren Bekanntenkreiſe zu Unterſtützen. Zum Kapitel„Feſtzug“. Das grandioſe Schauſpiel wird am 22. Juli 1928(Sonntag) um 10 Uhr vormit⸗ tags beim Wiener Rathauſe beginnen. Man berechnet, daß Jer Schluß des Zuges längſtens um 6 Uhr nachmittags im Prater(Rotunde) anlangen dürfte(einſchließlich der Zeit für Sammlung und Einteilung). Die Dispoſitionen ſind derart gedacht, daß jeder Sänger außer der Zeit ſeiner eigenen Teilnahme noch mehreres Stunden als. F000 bbb Juſeyer am Festzug tleuneymen kann. zem Itele werben die Vereinsfahnen mit der Gedenkmünze geſchmückt. Der Weg geht vom Rathaus über Ringſtraße. Aſpernbrücke, Praterſtraße zur Rotunde. Am Zuge werden viele koſtümierte Gruppen, Marſchmuſiken und über 100 Feſt⸗ wagen teilnehmene. Während des Marſches findet eine Schuberthuldigung und eine Maſſenkundgebung für den Anſchlußgedanken ſtatt. Spottnamen. Unſere Vorfahren waren ſtark im Erfinden von Ausdrücken, beſonders ſolchen in Befehlsform, die be⸗ ſtimmten Gattungen von Menſchen gelten. Wir kennen heute noch den Wagehals, den Störenfried(neben Frie⸗ densſtörer), den Springinsfeld(bei Grimmelshauſen 1670 ein Landfahrer, Abenteurer), den Tunichtgut, dem D. Spitzer 1876 eine Mutter Tunichtbeſſer gab. Im Sprich⸗ wort tritt ein Trauwohl auf für einen Gutgläubigen(Op⸗ timiſten!): Der Trauwol reitet das Pferd dahin. Schon im 17. Jahrhundert ſchenkte Schottel, ein Vorläufer J. Grimms, ſolchen Wörtern ſeine Aufmerkſamkeit, nur er⸗ kannte er ſie nicht als Befehlsformen, ſo Druckenpfennig für einen Geizhals, Zwingenſchalk für den Hunger, für Trinker, den wir Saufaus ſchelten, vermerkt er die Aus⸗ drücke Löſekrug, Löſedrunk, Suchendrunk. Dem Lugins⸗ land, worunter wir ſeit Kriſchlin 1591 einen Wartturm oder eine„Ausſicht“ verſtehen, legt Schottel die Be⸗ deutung Landfahrer bei. Er verzeichnet auch den Miekin⸗ thus, d. h. Guckinshaus, als Benennung eines müßigen Umläufers; uns iſt der Kiekindiewelt, den Storm verhoch⸗ deutſcht hat Guckindiewelt, eine ebenfalls ſpöttiſche Be⸗ zeichnung für einen jugendlichen Reiſenden, überhaupt für einen jungen Menſchen, der kaum ins Leben getreten iſt. Ein Einfaltspinſel heißt in Oſtpreußen Tapps⸗äu⸗de⸗ Grött(in die Grütze, vergl. Hans Tapps ins Mus), ein Ungeſchickter, en verdreiter Wongum, d. i. Weendum. In Holſtein ſagt man von einem Gleichmütigen: He hat en goden Keſodiannir int Hart(⸗Herz) iſt dort eine Umſchreibung für Liebſchaft. Ein Geizhals heißt bei An⸗ zengruber 2, 290 ein Schwarzſamm. Einen Sachverſtän⸗ digen(Experten) nennt man in Steiermark ſcherzhaft einen Kanndichaus; in der Schweiz iſt nach Jer. Gott⸗ helf 4, 181 der Chuminnerzhülf ein ſog. Geſchäftsmann für alle Leute, die ſich ſelbſt nicht zu helfen wiſſen, ein Agent, Linksanwalt und dhl. Für Geheimnis oder Ueber⸗ raſchung gebraucht Spitteler Findmichnicht, für einen Sanftmütigen Lämmleinleckmich; der Romandichter Heer aber für einen Schamloſen in Spottlaune das Wort Schämdichnicht. Unter den Namen des Hausgeſindes im Kindermärchen begegnet Hupfinsſtroh(heißt mein Floh) — ſo zeugt das Volk noch heute von der Schöpferkraft unſerer Sprache. Zeitbetrachtungen. Wie man ſeine Zeitung lieſt!— Die Zeitung in der Schule. — Andrang zum Studium.— Außenſeiter der Wiſſenſchaft. — Der Fakir aus Schleſien.— Drei Tänzerinnen.— Shakehands!— Zuchthaus— Fluchthaus.— Das fidele Gefängnis. Auch daran, wie jemand ſeine Zeitung lieſt, 1 15 en⸗ tungsnummer nicht ſchnell genug in die Hand bekommen . kann und ſich ſofort darin vertieft, den darf man für im⸗ pulſip und wißbegierig halten, wer es nicht ſo eilig hat, iſt phlegmati 0 17 ſcher veranlagt oder er liebt die Gründlichkeit und 1 will das Blatt in Ruhe und mit Sorgfalt leſen. Noch be⸗ ſtimmtere Folgerungen laſſen ſich davon ableiten, was einer J zuerſt in der neuen Nummer lieſt, hieraus läßt auf ſeinen Beruf, ſeine Weſenart, ſeine Neigungen ſchließen. Die änner ſollen angeblich einſeitig den politiſchen Teil be⸗ 15 Lorzugen und ſich außerdem nur noch für die Börſennach⸗ lichten und den Wetterdienſt intereſſieren, wogegen die Frauen, trotz ihrer Politiſierung und Vermännlichung, für den Roman, die Tagesneuigkeiten und die Familienanzei⸗ gen eine ſtarke Vorliebe haben ſollen. Aber man kann auch Männer den Roman und Frauen den Leitartikel leſen ſehen. Und Männer und Frauen können einen ſo großen Intereſſenkreis haben, daß ihnen faſt alle Spalten etwas bieten. Und gut geleitete Blätter bringen ja auch in allen eine Fülle anregenden und beachtenswerten Stoffes, den Anzeigenteil nicht ausgenommen. Die Zeitung iſt ein un⸗ 7 enthehrlicher Freund, Ratgeber und Helfer geworden, man muß ſich ihres Rats und ihrer Hilfe nur zu bedienen wiſſen, Muß ſie richtig zu leſen verſtehen. In einer höheren Schule Dänemarks hat man Zeitungsleſen als Unterrichtsfach ein⸗ geführt, um das 50 den ſtets aus der didit er Ge⸗ genwart ſchöpfende Wiſſen der Zeitung für die reifere Ju⸗ gend nutzbar zu machen. Kein ſchlechter Gedanke, falls aus der Stoffmenge das Geeignete ausgeſucht wird. Es iſt ein Lehrbuch mit täglich neuem Inhalt, und kann, weil es ein Jetreues Spiegelbild des wirklichen Lebens iſt, zu einem Fübrer in das Lehen merden. 05 Wiſſen iſt Macht! uno Wiſſen iſt norwendig zur Ab⸗ egung ſtaatlich vorgeſchriebener Examina, und dieſe wieder ind zur Ausübung wiſſenſchaftlicher Berufe erforderlich. Die Examina werden gefürchtet, aber man kann auch Glück dabei haben und mit Glanz durchkommen, ſtatt durchzu⸗ fallen. Und auf das Glück, den Duſel oder Trebel verlaſſen ſich viele. Es herrſcht andauernd ein ſolcher Andrang zu In Hochſchulen, daß unter Hinweis auf die ungünſtigen Be⸗ zufsausſichten bald vor dieſem, bald vor jenem Studium gewarnt wird. Beſonders haben Jurisprudenz und Me— dizin unter Ueberfüllung zu leiden. Es wird weniger pro⸗ zeſſiert, nicht etwa, weil die Menſchen verträglicher, ſon⸗ dern weil die Koſten höher geworden ſind, und auch das Krankſein hat man nicht umſonſt, ſofern Arzt und Apo⸗ theker in Anſpruch genommen werden. Die Juriſten wollen noch immer in allen Rechtsfragen beſchlagen ſein, obwohl zwei ſelten einer Meinung ſind, dagegen hat jetzt jedes Kör⸗ perorgan mit den dazu gehörigen Krankheiten ſeine Fach⸗ arzte, bie ſich vorneymuch in ihrer Speziautar austennen wollen, und die Zahl der Heilmittel iſt ſo angewachſen, daß, wenn ſie ihren Namen alle verdienten und heilten, niemand mehr zu ſterben brauchte. Aber der Tod hat ſich von ihnen noch nicht in den Ruheſtand verſetzen laſſen. Vielleicht ge⸗ lingt noch einmal einem Nichtwiſſenſchaftler, was der Wiſ⸗ ſenſchaft bis auf den heutigen Tag nicht gelungen iſt— den Stein der Weiſen zu finden, der unter anderen Wun⸗ derkräften auch die haben ſoll, von jeder Krankheit zu be⸗ freien und das Leben zu verlängern. Es waren ja nicht lauter zünftige Gelehrte, die die Großtaten der Wiſſenſchaft verrichteten, von Außenſeitern iſt auch Hervorragendes ge⸗ leiſtet worden und wird es fernerhin werden. Nicht zuletzt wohl in der wiſſenſchaftlichen Technik, die mit Rieſenſchrit⸗ ten vorwärts eilt und unbegrenzte Möglichkeiten hat. Man hört gerade wieder von etlichen glücklichen Erfindern, die „nebenberuflich“ ihr Ziel erreicht haben, wie der öſterrei⸗ chiſche Schneidergeſelle, der hinſichtlich der Vergaſung des Benzins bei Autos und Flugzeugen eine Erfindung gemacht haben ſoll, um die ihn die Chemiker beneiden können. Die Schneider waren immer helle Köpfe! 6 ö Der öffentlich auftretende„Falix“ aus Schleſien, ein ehemaliger Bergmann, der es durch Willenskraft und Wil⸗ lenskonzentration dahin gebracht hat, körperliche Schmerz⸗ empfindungen auszuſchalten, willkürlich Blutungen an ſich hervorzurufen und zum Stillſtand zu bringen, iſt zwar nicht als bahnbrechender Entdecker und Erfinder anzuſprechen, ber er fann, ohne ſelßſt eine Leuchte zu merden. die MWiſ⸗ ſenſchaft erleuchten, die, mas dieſe rätſelhaften Vorgänge anbetrifft, ſo ſehr im Dunkeln tappt. Ein indiſcher Fakir würde ſich in den Mantel des Geheimnisvollen hüllen, un⸗ ſer ſchleſiſcher Wundermann tut nichts dergleichen, er be⸗ antwortet ſchlicht und bieder die Fragen, die man an ihn richtet, läßt ſich unterſuchen, auf die Probe ſtellen, daß er ſich managern und als Programmnummer auf einer Va⸗ rieteebühne vorführen läßt, ſagt einem allerdings nicht zu, aber Geldverdienen iſt die Loſung der amerikaniſchen Welt, war es auch ſchon, ehe ſie amerikaniſiert war. Und nicht bloß die Kunſt geht nach Brot. Am Himmel der Tanzkunſt ſind binnen kurzer Zeit drei der erſten Sterne erloſchen. Iſidora Duncan und Luch Kieſelhauſen verunglückten töd⸗ lich, Loie Fuller, die Flammentänzerin, ſtarb eines notür⸗ lichen Todes, aber arm und vergeſſen, und das iſt wohl der tragiſche Abſchluß für ein vielbewundertes Künſtlerleben. Eine Tänzerin, wie die genannten es waren, wird man nicht nur durch Begabung und Grazie, es verlangt auch un⸗ ermüdlichen Fleiß. Was als ein von der Erdenſchwere ent⸗ bundenes Spiel erſcheint, wird nicht ſpielend erlernt, es muß von früher Jugend an vorbereitet werden. Der Schein trügt. Arbeit, Schwerarbeit iſt es auch und kein Spiel und Vergnügen, wenn der Herr Präſident der Ver⸗ einigten Staaten ſich nach alter Gepflogenheit von tauſen⸗ den von Gratulanten am Neujahrstage die Hand ſchütteln laſſen muß. Und die Pankees üben das Shakehands mit einem ganz unnötigen Kraftaufwand. Schon manchem Präſidenten ſoll ſein Amt durch die Händeſchüttelei verlei⸗ det worden ſein, und auch Präſident Coolidge hat, wie ge⸗ meldet wird, ſeinen Arm nachher in die Binde legen müſſen, weil er ihm faſt ausgerenft war. 1 Gegen die in lehter Zet befremdlich häufig gewordenen Ausbrüche aus Gefängniſſen und Zuchthäuſern will man ſchärfere Sicherheitsmaßnahmen treffen. Zuchthäuſer dür⸗ fen keine Fluchthäuſer werden. Ausbrecher pflegen ander⸗ wärts wieder einzubrechen. In einem Gefängnis haben die Inſaſſen fleißig Skat gedroſchen. Nun, das iſt eine Rückkehr zu bürgerlichen Gewohnheiten. Und die Tanz⸗ ſtunden, bei denen ſich die Gefangenen einer italteniſchen Strafanſtalt vergnügten, ſind milder zu beurteilen als etwaige Kurſe für Diebſtahl, Hochſtapelei, Raub und Mord. Der humane Strafvollzug der Gegenwart läßt möglicherweiſe nur deshalb die erwarteten guten Früchte vielfach vermiſſen, weil man ihn noch nicht durch Karten⸗ und Kegelſpiel, Tanz, Landpartien und Erholungsreiſen ergänzt hat.——— Joßhs. U