Haben Sie ſchon die großartigen Filme im Ceutral⸗Theater geſehen: 1 Zwei Spitzenfilme. einer ſchönen Frau“. Heute zum Letztenmal. „Der Gene Zwei Meiſterwerke. ral“— Beide 2.„ Vle Filmwe man geſehen haben, hauptſächlich das von Chaplin inzenierten, einzig großartig.— Siehe Lokales. ö Schulturnen und Volksgeſundheit. Anläßlich des Kongreſſes des Deutſchen Aerztebundes zur Förderung der Leibesübungen hielt Miniſterialrat Dr. Karl Gaulhofer, Wien, folgendes für den hygieniſchen Unterricht und vor allen Dingen für die Gewöhnung der Jugend an hygieniſches Verhalten, wichtiges Referat: „Die Zuſammenarbeit der Aerzte und Schulmänner ſetzt voraus, daß beide ſich einer genauen Begriffsbildung befleißigen. Schulturnen iſt jede bewußt pädagogiſch ge⸗ ordnete Leibesübung im Gegenſatz zu den freien Leibes⸗ übungen, die aus dem Spieltrieb des Volkes erwachſen (Sport, Turnen, Gymnaſtik uſw.) Als Leibesübung muß man jede Bewegung anſehen, die im biologiſchen Sinne zweckmäßige funktionelle Reize bewirkt. Die freien Spiele können in dieſem Sinne Leibesübungen ſein, das Schul⸗ turnen muß es ſein. Aus dem Turnſtoff, der in Aus⸗ gleichsübungen, ſormenden Uebungen, Leiſtungsübungen und Be ungskunſt eingeteilt werden kann, werden be⸗ ſonders die Atem⸗ und Haltungsübungen hervorgehoben, die beide nicht rein körperlich⸗organiſch bedingt ſind, ſon⸗ dern ebenſo ſtark ſeeliſch. Man muß ſich vor einſeitig phy⸗ ſiologiſcher Auffaſſung dieſer Uebungen hüten. Die ganze Tormbildungsarbeit muß in erſter Linie in Mitarbeit des Schülers ſo beginnen, daß er im Alltagsleben an ſich weiter arbeitet. Die Bedeutung natürlicher Funktionsbe⸗ wegungen gegenüber den ſtiliſierten Elementarbewegungen des herkömmlichen Turnens wird beſonders hervorgeho⸗ ben. Auch für die Leiſtungserziehung ſind die vielſeitigen natürlichen Uebungen, die ſich einer Phyſiologie wider⸗ ſetzen, weit wertvoller als die vereinfachten Uebungen, wie ſie der Sport betreibt, oder wie ſie zur Grundlage phyſiologiſcher Unterſuchungen gemacht werden. Die Leiſtungsübungen müſſen ſehr vielſeitig ſein und immer wieder unter neuen Bedingungen vor ſich gehen, nicht unter Normierung. wie ſie der internationale Sport pfleat. —— ́ꝓDv— ꝗHewegungsrunſte und nur anyenſch, nichr pyyſtoꝛogiſch beurteilbar: ſie gehören für den durchgebildeten Körper und ſind nicht Ausbildungsmittel. Die Anwendung der Uebungen des Schulturnens muß den Körper⸗ und Seelen⸗ zuſtand der Kinder beachten, ihr Entwicklungsalter und die Amweltbedingungen, unter denen ſie leben. Wir haben aber noch nicht die wiſſenſchaftliche Grundlage für eine ezakte Auswahl und Doſierung. Für den Lehrer, der vielfach aus einer natürlichen pädagogiſchen Begabung heraus arbeiten muß, nicht auf Grund ſeines Wiſſens, iſt die Beobachtung der natürlichen Kinderentwicklung eine wichtige Arbeitshilfe. Dieſer Entwicklung hat das Schul⸗ turnen nachzuleben. Die Beobachtung der gewordenen, oft Jahrhunderte alten Vo ksübungen, iſt beſonders wich⸗ tig. Das Schulturnen muß in hygieniſch einwandfreien Rahmen vor ſich gehen, das iſt ebenſo wichtig, wie die Uebungen ſelbſt, Hygiene⸗Unterricht muß nach Hygiene⸗ Gewöhnung kommen; die Vergeiſtigung der Leibesühun⸗ gen beſteht in der Anerziehung einer volksgeſundheitlichen Denkweiſe. Obſt⸗ und Gartenbau. 8 91 Obstbäume im Winter. „Auf ſehr vielen Obſtbäumen ſieht man im Winter vereinzelt zuſammengeſponnene und gerollte Alatker an den Zweigen. Dieſe Blätter beherbergen einen der größ⸗ len Schädlinge unſerer Obſtbäume, nämlich die Raupen „es, Goldafters. Die Räupchen überwintern in dieſen Slättern, erwachen aber im Frühjahr bei nur etwas wär⸗ merer Witterung und wenige Tage darauf ſieht man die Nabend ſchon gefräßigen Raupen aus ihren Winter⸗ erbergen zum Vorſchein kommen; ſie fallen über die. loch. kaum entwickelten Blatt⸗ und Fruchtknoſpen her und n kürzeſter Zeit ſind dieſe. und mit ihnen die Ernte, ver⸗ michter. Die Wernichtung vieſes, Schädliggs geichteyt am; beſten und ſicherſten in der Zeit pom November bis in den März und zwar mittels der Raupenfackel. auf einer genügend man ſelbſt die höchſten Spitzen der Bäume von Raupen⸗ Iſt dieſe neſtern reinigen; man führt die offene Flamme unter den Neſtern durch, ſodaß dieſe auflodern. Mit jedem verbrann⸗ ten Blatte iſt auch die darin enthaltene Juſektenbrut ver⸗ nichtet, ohne daß Zweige und Knoſpen Schaden leiden. Auch entferne man durch gehöriges Abkratzen alle. Mooswucherungen an den Stämmen, ſowie die alte, ab⸗ geſtorbene und abgeſpaltete Rinde, welche nur Zyfluchts⸗ orte für überwinternte Schädlinge bilden, und gebe dem Stamm einen Anſtrich von Kalkmilch, wodurch alle ſon⸗ ſtigen Schädlinge vernichtet werden. Endlich iſt es auch nicht zu vergeſſen, daß eine große Anzahl von Schädlin⸗ gen nicht auf dem Baum ſelbſt, ſondern am Fuße des⸗ ſelben in der Erde überwintern, wo ſie den Herbſt am Stamme herabaeſtiegen ſind. oder ſich an Fäden von den Iſwheigen nievergetaſſen häven, kenweiſe auch mit dem Fallobſt zu Boden gelangt ſind. Man verſäume daher zu der jetzigen Jahreszeit nicht, die Baumſcheiben in ziem⸗ licher Entfernung um den Baum herum ſorgfältig und tief zu lockern. Was hierbei an Inſekten nicht ſchon den Fackeln zum Opfer fällt, oder von dem in den Obſtgarten zugelaſſenen Hühnervolke aufgepickt wird, fällt dem in die Erde eindringenden Froſte zum Opfer und wird hier⸗ durch an weiteren Schädigungen unſerer Obſtkultur ver⸗ hindert. Daß durch eine derartige Lockerung der Baum⸗ ſcheibe auch das Gedeihen der Bäume höchſt vorteilhaft beeinflußt wird, ſetzen wir als längſt bekannt voraus. Achtet nun der Obſtbaumzüchter genau auf die vor⸗ ſtehend angeführten Punkte, ſo wird die darauf verwendete Zeit und Mühe ſicherlich durch reichlicherem Obſtertrag im Spätjahre belohnt werden. Gott, dem Allmächtigen, hat es in seinem unerforschlichen Ratschlusse gefallen, meinen innigstgeliebten Gatten, unsern guten treusorgen- den Vater, Großvater, Bruder, Sch Onkel, Herrn chwager und Fand Phlipg Reischert nach langer, schwerer Krankheit, versehen mit den hl. Sterbesakramenten, im fast vollendeten 71. Lebensjahr, heute morgen 6 Uhr, zu sich in die Ewigkeit abzurufen. Viernheim, Lampertheim, Haiger, Kiel, Mühlhausen(Elsaß), den 13. Febr. 1928. Die tieftrauernd Hinterbliebenen: Frau Reischert Wũwe. nebst Minder. Die Beerdigung findet am Mittwoch nachm. 4 Uhr vom Sterbehause, Ludwigstr. 29 aus statt. NMAMBURG- AMERIKA LINIE nac allen Häfen der Wels Negelmbhiige Personen- und Frachiclienate Verguũ gungs- und Erholung zum ge Hittelmeer- und Orientfahrten Nordiland fahrten Reisen um die Molt MWestindienſalmten Münchener Welzenbierbrauerei mit Niederlage in Mannheim ſuſcht in Viernheim Wirte welche Intereſſe hierfür haben.— Angebote ſind an die Geſchäftsſtelle dieſes Blattes zu richten unter Weizenbier. langen Stange angebracht, ſo kann Ausklinſte und Prospekte Kootenlos durch dlia MAMBURG- AMERIKA LINIE HAMBURG 1/ Alsserdamm 23 und dlie Reisebiiros und Vertretungen an allen groheren Plätzen des In- und Auslandes Vertretung in Viernheim Joh. Schweikart Rathausstraße 15. Geſangverein Liederkranz Am kommenden Donnerstag, den 16. Februar Geſamt⸗Singſtunde. Ich bitte, daß alles pünktl. erſcheint, auch diejenigen, die aus irgend einem Grund bisher nicht mit⸗ geſungen haben. Auch die neueingetretenen Sän⸗ ger werden dringend gebeten, ja auch zu erſcheinen. Später kann nach den Anweiſungen unſeres Diri⸗ zenten kein neuer Sänger mehr zugelaſſen werden. Der Vorſitzende. VIERNHEIM Zu außergewöhnlich billigen Preiſen haben wir ab Mittwoch früh wieder beſte Lidlor Und Henschel in unſeren Stallungen im„Goldenen Bock“ in Weinheim foriwährend unter jeder Garantie Schweinehandlg. Drebes Isüu- A Bett Eisu-an Betten Stahlmstratz., Kinderbetten gunst.anPrlvate. Kat. 7-29 fre] Fisenmüöpenabr.Sunigrnur)! O Faemaſchinen Düngerftreuer Hackmaſchinen Aſw. Man verlange im eig. Intereſſe Abbild. und Preiſe gratis und franko Wilh. Schmalz Worms eu Möbel z Speisezimmer, Herrenzimmer Rüenen soie Einzelmöbel alles in grober Auswahl, kaufen Sie gut u. billig u. zus ehr günsti-⸗ gen Zahlungsbedingungen im Möbel- baus M. Weissherger aabelm 8 J. 12 925 Lade Tuer 8 Frele Lieferung! anzugeben Mannheim Rathausstrage 58: Lorsenerstraße 8. 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Bet dieſer Gelegenheit wird die Ausſprache mit Streſemann ſtattfinden. 1: Anläßlich des Beſuches Poincarees in Straßburg kam es zu kommuniſtiſchen Ausſchreitungen, die aber durch Militär und Polizei unterdrückt wurden. 1s: Wie aus Waſhington gemeldet wird, ſoll Haudels⸗ ſekretär Hoover offiziell ſeine Abſicht bekundet haben, ſich bei den Präſidentenwahlen von republikaniſcher Seite auf⸗ ſtellen zu laſſen. : In Konſtautinopel ſind Berichte aus Lule Burgas eingegangen, wonach etwa 100 bewaffnete Griechen die Grenze in Türkiſch⸗Tranzien überſchritten haben. Die lo⸗ kale Gendarmerie und Soldaten ſind mobiliſiert worden. — 72 Letzte Etappe. Das deutſche Kriſenkaruſſell, das ſich der Reichs⸗ tag und die Parteien patentieren laſſen ſollten, iſt für ein eine kleine Zeitſpanne zum Stillſtand gekommen, doch ſoll die Entſcheidung, wie man in parlamentgriſchen Krei⸗ ſen verſichert, nunmehr beſtimmt in dieſer Woche getrof⸗ fen werden. Tatſächlich iſt denn auch die parlamentariſche Lage die, daß der Brief des Reichspräſidenten an den Reichskanzler es zwar vermocht hat, den ſchon am Freitag drohenden Ausbruch der offenen Regierungs⸗ kriſe für den Augenblick hintanzuhalten, doch haben ſich in der Zwiſchenzeit die Gegenſätze in den ſtrittigen Punk— ten der Schulvorlage bereits wieder ſo zugeſpitzt, daß mit einem längeren Fortgang der Verhandlungen zwiſchen dem Zentrum und der Volkspartei nicht mehr gerechnet werden kann. Bekanntlich erſtrecken ſich die letzten Vor⸗ ſchläge des Reichsinnenminiſters dahin, die Entſcheidung über die Simultanſchulea an die Länder⸗ parlamente zu überweiſen bzw. in den Simultan⸗ ſchulländern neben den beſtehenden Simultanſchulen gleich⸗ berechtigte Bekenntnisſchulen einzurichten. Während nun das Zentrum bereit iſt, dieſe Vorſchläge zu prüfen und auf ihrer Baſis eine Verſtändigung mit der Deutſchen Volks⸗ partei zu verſuchen, erklärt die parteiamtliche„National⸗ liberale Korreſpondenz“, daß die Volkspartei nicht von der ſchulpolitiſchen Linie abweichen wird, zu der ſie ſich vom erſten Tage der Verhandlungen an bekannte und die ſie bis jetzt folgerichtig weiter verfolgte. Nun gut! bemerkt dazu die„Germania“, es möge uns aber in dieſem Zu⸗ ſammenhang geſtattet ſein, daran zu erinnern, daß die Deutſche Volkspartei auch den kulturpolitiſchen Teil der „Richtlinien“ unterſchrieben hat, die ſeinerzeit vereinbart worden ſind. Es ſei uns weiterhin geſtattet, daran die Frage zu knüpfen, ob ſie bereit iſt, auch die kulturpoliti⸗ ſchen Verſprechungen einzulöſen, die man ſich damals in den„Richtlinien“ gegeben hat. Natürlich wollen wir vom Zentrum in Ruhe die im Gang befindlichen Verhand⸗ lungen abwarten. Aber wir möchten darauf verweiſen, daß es Bindungen gibt, von denen nicht einfach abgeſehen werden kann. Im Zentrum betrachtet man jedenfalls die Lage nicht weniger ſkeptiſch und nicht weniger ernſt als ſchon vor einigen Tagen. N Wann ſoll die Entſcheidung fallen? Neichspräſi⸗ dent von Hindenburg wünſchte in ſeinem Briefe an den Reichskanzler, daß etwaige unlösbare Differenzen in der Schulfrage bis nach Erledigung der dringlichen parlamentariſchen Arbeiten zu rückgeſtellt werden. Da⸗ mit iſt die Zentrumsfraktion des Reichstages nicht ein⸗ verſtanden. In ihr beſteht vielmehr Einmütigleit dar⸗ über, daß die Entſcheidung über die Schulvorlage ſpäte⸗ ſtens in dieſer Woche fallen muß. Wir ſind in die letzte Etappe eingetreten, bemerkt dazu die„Germania“. Zwiſchen uns liegt der Rubikon. Die Frage iſt die, ob die Würfel gefallen ſein ſollen. Sind ſie gefallen? Nach Auffaſſung der„Täglichen Rundſchau“ und znach allgemeinem Urteil“ bilden die Vorſchläge des Reichsinnenminiſters von Keudell keine Grundlage zur Einigung, da die konfeſſionellen Privatſchulen in den Simultanſchulländern leicht in der Lage wären, den Si⸗ multanſchulen die Schüler zu entziehen und ſie damit lebensunfähig zu machen und das Organ nimmt bereits die Entſcheidung des Schulausſchuſſes der Deutſchen Volks⸗ partei als gegeben an, wenn es die Frage aufwirft, was geſchehen wird, wenn die Entſcheidung über die Schul⸗ re im negativen Sinne ausfällt,„wie zu erwarten 1 0 In dieſem Falle werden die Parteien zu zeigen haben. lieſt man da, ob ſie dem Appell des Reichspräſidenten Folge leiſten wollen oder nicht. Im Laufe der Beſprechun⸗ gen, die nun bis jetzt im Reichstag ſtattfanden, ſtand jeſe Frage noch nicht im Vordergrunde. Sie wird aber bald von ausſchlaggebender Bedeu- tung ſein. Was geſchehen wird, kann man mit Sicherheit lt vorausſagen. Es iſt aber im höchſten Grade wahr⸗ ſcheinlich, daß; krotz aller entgegenwirkenden Strömungen m Zentrum und vielleicht auch bei den Deutſchnationalen die Auffaſfung des Reichsvräſidenten ſich durch enen mittags 8 Uhr, größere (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Biernh. Volksblatt Anzeigenpreife: Die elnſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pf„die Reklamezeile 60 Pfg. bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für d nſerate und Notizen ves⸗ Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands und des Auslands. Amtsblatt det Heſſiſchen Bürgermeisterei und des Polizeiants Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden. 45. Jahrgang wird. In dieſem Faue rann man wohl von den Regie- rungsparteien eine gemeinſchaftliche Erklärung erwarten, in der die Lage in Bezug auf das Reichs- „cyulgeſetz feſtgeſtellt und zugleich die Bereitſchaft ausge- Identen wird, der dringenden Mahnung des Reichsprä— identen entſprechend die wichtigſten Aufgaben der Geſetz⸗ gebung neben dem Reichshaushalt vor der Auflöſung noch zu erledigen. Ausſichten des Sicherheitskomitees. Franzöſiſche Wünſche. Paris, 13. Februar. Der für den 20. Februar vorgeſehene Zuſammentritt des von der vorbereitenden Abrüſtungskommiſſion einge⸗ ſetzten Sicherheitsausſchuſſes gibt der Pariſer Preſſe An⸗ laß, erneut den franzöſiſchen Standpunkt zum Sicherheitsproblem darzulegen. Der„Temps“ bezeichnet die Aufgabe des Ausſchuſſes als außerordentlich ſchwer und undan kbar. Die von Deutſchland und England an den Völkerbund gerichteten Memoranden be⸗ wieſen die Verſchiedenheit der Auffaſſungen der Hauptmächte, wenn es ſich darum handele, prak⸗ tiſch den Frieden in Europa zu organiſieren. Es ſcheine kaum, daß die Memoranden Beneſch' und der drei Be⸗ richterſtatter Argumente enthielten, die die Lage weſent⸗ lich ändern könnten. Man könne nicht ernſthaft behaup⸗ ten, der Völkerbundspakt genüge an ſich unter allen Umſtänden, den Krieg zu verhindern. Die in ihm ent⸗ haltenen Sicherheitsgarantien müßten durch die Verviel⸗ fachung der internationalen Pakte ergänzt werden. Das Blatt unterſtreicht, daß bis jetzt der Locarnovertrag einzig in ſeiner Art geblieben ſei und ſich die Hoff⸗ nung nicht verwirklichte, den Frieden durch den Abſchluß von ähnlichen Verträgen für Nordoſt⸗Europa, Mittel⸗ Europa und den Balkan zu konſolidieren. Er unter⸗ ſchlägt dabei wie üblich, daß durch die Locarnoab⸗ machungen auch im Oſten Deutſchlands ein bewaff⸗ neter Konflikt ausgeſchloſſen worden iſt. Gegenüber der Anſchauung Politis, die Errichtung von entmilitariſier⸗ ten Zonen ſpiele für die Anwendung der Beſtimmungen eines regionalen Paktes eine bedeutende Rolle, macht der Temps natürlich formelle Vorbehalte. In gewiſſen aus⸗ ländiſchen Kreiſen rege man an, daß eine franzöſiſche entmilitariſierte Zone ein Gegengewicht gegen die entmilitaxiſierte Rheinlandzone bilden ſolle. Man müſſe eine ſolche Auffaſſung unter allen Umſtänden Zurück⸗ weiſen, da die Rheinlandzone auf Grund des Friedens⸗ vertrages entmilitariſiert worden ſei und eine Sicherheits⸗ garantie für Frankreich und Belgien darſtelle, für die Frankreich keine Gegenleiſtung zu bieten habe. Zu der Frage des Abſchluſſes von regionalen Pakten meint das ſozialiſtiſche Oeuvre, dieſer Weg ſei der einzige, der beſchritten werden müſſe, bis ſich der große Weg zum Genfer Protokoll von neuem öffne. Nußland entſendet einen Beobachter. Der ſtellvertretende ſowjetruſſiſche Außenkommiſſar Litwinow hat telegraphiſch dem Generalſekretär des Völkerbundes mitgeteilt, daß die Moskauer Regierung den Direktor für mitteleuropäiſche Anglegenheiten beim Außen⸗ kommiſſariat, Boris Stein, als Beobachter zu der am 20. Februar beginnenden Tagung des Sicherheits- ausſchuſſes entſendet. Während der Dezembertagung des Sicherheitsausſchuſſes hatte Litwinow bereits die Er⸗ Erklärungen abgegeben, daß die Sowjetregierung an den weiteren Arbeiten des Sicherheitsausſchuſſes direkt nicht mehr teilnehmen, jedoch einen Beobachter zu den Verhandlungen entſenden werde. Man nimmt hier all⸗ gemein an, daß der ſowjetruſſiſche Delegierte in den Ver⸗ handlungen des Sicherheitsausſchuſſes den Standpan kt der Moskauer Regierung in der Sicherheitsfrage bekanntgeben wird. — Das Arbeitsminiſterium. Beginn der Einzelberatungen. Berlin, 14. Februar. In der Sitzung des Reichstages am Montag wurde die zweite Beratung des Haushalts des Arbeitsminiſte⸗ riums fortgeſetzt. Es wurde in die Einzelberatung beim Kapitel„Sozialverſicherung“ eingetreten. Dazu forderte der Ausſchuß die Vorlegung eines Geſetzentwur⸗ fes über Maßnahmen zur Sicherung der Exiſtenz der älteren Arbeiter und Angeſtellten. Ferner ſoll die derzeitige Lohnpfändungsgrenze dem der⸗ zeitigen Geldwert entſprechend verändert werden. Durch einen weiteren Beſchluß des Ausſchuſſes ſollen 220 000 Mark für den Erweiterungsbau des Reichsver⸗ ſicherungsamtes in den Etat eingeſetzt werden. Von den Kommuniſten war inzwiſchen ein Miß⸗ trauensantrag gegen den Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns eingegegangen und ein Antrag, ſein Miniſterge⸗ halt zu ſtreichen. Als erſter Redner betonte Abg. Frau Schröder (S.) die Notwendiakeit eines ſtärkeren Schutzes der Ar⸗ derrneymerſchafrem Krantheit und Alter. Da del Reichstag vor ſeinem Ende ſtehe, müſſe die Erhöhung den Renten aus der Angeſtelltenverſicherung ſchnellſtens erfol⸗ gen. Darauf hob Abg. Brekelmann(Dn.) die Be⸗ deutung der Innungskaſſen hervor, denen die Mög⸗ lichkeit einer Zuſammenlegung gegen werden ſollte. Kritil an dem Verfahren des Reichsverſicherungsamtes bei der Behandlung von Verſorgungsanträgen übte ſodann Abg. Ziegler(D.). Er bezeichnete die An⸗ griffe auf die Ortskrankenkaſſen als unberechtigt, da bei dieſen bei Verwaltungskoſten pro Kopf der Verſicherten 5,80 Mark im Gegenſatz zu 5,90 Mark bei den Innunngs⸗ kaſſen ausmachten. Der nächſte Redner, Abg. Leo pold(Du.), bezeichnete die Beiträge für die Knapp⸗ ſchaftsverſicherung als zu hoch, während ſich Abg. Frau Teuſch(Z.) für die Erhöhung der Invaliden⸗ und Angeſtelltenverſicherungsrenten und für Reichszuſchuß an die Werkpenſionäre einſetzte. Abg. Jadaſch(K.) wies auf die Kürzung des Etats hin. Reichsarbeitsminiſter Brauns ſtellte ſodann eine Vereinfachung des Verfahrens beim Reichsverſicherungs⸗ amt in Ausſicht, um eine Beſchleunigung der Entſchei⸗ dung in grundſätzlichen Fragen zu ermöglichen. Eine Novelle zum Unfallverſicherungsgeſetz liege dem Reichsrat vor und werde demnächſt erledigt. Hierauf forderte Abg. Stöhr(N.⸗S.) die Bereit⸗ ſtellung von 120 Millionen Mark zum Ausgleich der Schäden, die den Sozialverſicherten im Saargebiet durch die Beſchlüſſe des Reichstages und die Verordnungen der Regierung entſtanden ſeien und forderte die Einſetzung eines AUnterſuchungsausſchuſſes, der ſchuldige Mit⸗ glieder der Reichsregierung vor den Staatsgerichtshof bringen müßte. Der kommuniſtiſche Abg. Rädel be⸗ gründete ſodann einen Antrag auf Erhöhung der Reichs⸗ ilfe e zur Invalidenverſicherung und Familienwochen⸗ ilfe. Bei der Beſprechung des Kapitels„Arbeitsvertrags⸗ recht, Arbeitsgerichtsbarkeit, Schlichtung und Lohnpolitik“ wandte ſich Abg. Janſchek(S.) gegen die Anwendung der Arbeitsnotgeſetzes im Bergbau, wo neben neuneinhalb⸗ 57 Arbeitszeit auch Sonntagsſchichten verlangt wer— en. Sodann teilte Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns mit, daß die Vorberatung des Bergarbeiter⸗ ſchutzgeſetzes im Miniſterium beendet ſei. Der Frage des mitteldeutſchen Metallarbeiterſtreiks habe das Miniſterium ſelbſtverſtändlich volle Aufmerkſamkeit geſchenkt. Schon heute könne er erklären, daß er das Vorgehen der Me— tallinduſtriellen als außerordentlich bedenklich halte. Darauf wurden die Beratungen abgebrochen und auf Dienstag 2 Uhr vertagt. Ein Schiedsgerichtsvertrag mit Amerika? Deutſchland verhandelt in Waſhington. Berlin, 13. Februar. Wie nunmehr von zuſtändiger Stelle beſtätigt wird, finden zwiſchen Deutſchland und den Vereinigten Staaten zur Zeit in Washington Verhandlungen über den Abſchluß eines deutſch⸗amerikaniſchen Schiedsgerichtsvertrages ſtatt. Die Anre⸗ gung hierzu iſt nach Abſchluß des franzöſiſch⸗amerikani⸗ ſchen Schiedsgerichtsvertrages von den Vereinigten Staa⸗ ten ausgegangen. Deutſchland iſt grundſätzlich bereit, einen ſolchen Schieds vertrag abzuſchlie⸗ ßen. In welcher Form dies geſchehen foll, wird jedoch Sache juriſtiſcher Sachverſtändiger ſein. — 2 Neue Anwütfe gegen Deulſchland. Poincaree's Wahlrede in Straßburg. Paris, 13. Februar. Auf dem Bankett der elſäſſiſchen Bürgermeiſter in der Straßburger Orangerie, an dem 560 Bürgermeiſter, die Senatoren, Deputierten und die höheren elſäſſiſchen Beamten teilnahmen, hielt Poincaree eine große poli- tiſche Rede, in der er ſich mit der Geſchichte des El⸗ ſaß und ſeiner Zugehörigkeit zu Frankreich und der Au⸗ tonomiebewegung beſchaͤftigte. Dabei ſcheute ſich Poincaree nicht wieder einmal die Theſe von dem Raube Elfſaß-Lothringens im Jahre 1871 durch Deutſch⸗ land aufzuſtellen und trotzdem bezüglich des Kriegs ⸗ ausbruches ſeine Hände in Unſchuld waſchen. Einleitend erledigte Poincaree die Autonomiſten⸗ frage in einigen Sätzen und vperherrlichte das Fran⸗ zoſentum im Elſaß. Zur förderaliſtiſchen Frage und zu dem Sprachenproblem übergehend, betonte Poincar re, daß diejenigen Elſäſſer, die ſeit ihrer Geburt die Gewohn⸗ heit haben, Dialekt oder Deutſch zu ſprechen und denen Alter oder ihre Beſchäftigungen nicht die Möglichkeit ge⸗ geben haben, Franzöſiſch zu lernen, nicht weniger gute Franzoſen ſeien. Wir werden nicht dulden, daß ſich ausländiſche Einflüſſe in die Verwaltung unſerer inneren Angelegenheiten einmiſchen und daß im Schoße des Elſaßn eine elende Potte nan Ahenteurern und Intri⸗ gamen im Verborgenen die Verſtummelung Frantreichs orbereitet. Das Elſaß hat ſich ſchon wiederholt über ſein Schickſal ausgeſprochen und ſein Spruch iſt für die Zukunft unwiderruflich. Seit langem hat es in vollem Bewußtſein der Sache die berühmten Worte des jateiniſchen Hiſtorikers ratifiziert:„Germani trans Rhenum incolunt(Die Germanen wohnen jenſeits des Rheins).“ Pointaree gab dann einen geſchichtlichen Rückblick, durch den er den Beweis dafür zu bringen ſuchte, das Elſaß ſei ſtets ein Teil Frankreichs geweſen. Ohne daß wir nach 1871 eine Revancheidee hatten, ſind wir ſo vor der Sphinz des Schickſals unbeweglich und ängſtlich geweſen, bis zu dem Tage, an dem die von ſtolz trunkenen kaiſerlichen Regierungen Deutſchlands und Oeſterreich-Ungarns über ihren Völkern und über den unſrigen die Kataſtrophe ent⸗ feſſelten, die wir bis zur letzten Stunde zu beſchwören ſuchten(). An dieſem Tage haben wir unſere Freiheit wieder zurückgewonnen und uns geſchworen, die Waffen nicht niederzulegen, bevor die Befreiung des Elſaß und Lothringens geſichert war. Zum Schluß ging Poincaree auf die bevorſtehenden Kammerwahlen ein, für die im Elſaß nur„Franzoſen ohne Vorbehalte, ohne Bedin⸗ gungen und Hintergedanken“ aufgeſtellt werden dürften und endete mit den Worten:„Ich trinke auf das leiden⸗ ſchaftlich und unüberwindlich franzöſiſche Elſaß!“ A Das Echo der Pariſer Preſſe. Dieſe Rede Poincarees wird von einem Teil der Pariſer Preſſe eifrig kommentiert. Die radikal-ſoziali⸗ ſtiſche„Volonte“ ſchreibt u. a., daß ſich die Rede durch eine außerordentliche Heftigkeit des Wortes aus— zeichne. Man merke daraus, was der vorherrſchende Ge— danke des Mannes war, der im Jahre 1914 Präſident der Republik und im Jahre 1923 Miniſterpräſident war, nämlich die nahezu wilde Wut Elſaß-Lothrin⸗ gen wieder zu Frankreich zurückkommen zu ſe⸗ hen, und der Wille unſerem Lande die Rheing renze zu ſichern. Poincaree verſichert zwar, daß er nie— mals einen Revanche-Gedanken gehabt habe, er geſteht ein, daß er vor der Gunſt des Schickſals unbeweg⸗ lich und unbeengt bliebe bis zu dem Tage, wo die kaiſer⸗ lichen Regierungen Deutſchlands und Oeſterreichs die Ka— taſtrophe entfeſſelten. Diesmal habe ſich Poincaree be— müht, zwiſchen den ſchuldigen Regierungen und Völkern zu unterſcheiden. Der Wehretat. Beratungen im Haushaltsausſchuß. Berlin, 13. Februar. Im Haushaltsausſchuß des Reichstages wurde am Montag die allgemeine Ausſprache über den Etat des Reichswehrminiſteriums fortgeſetzt. Abg. Schöpflin (S.) ſtellte als übereinſtimmende Meinung ſeiner Frak⸗ tion feſt, daß nicht nur bei der Reichswehr Abſtriche ge⸗ macht werden müßten, ſondern bei allen Etats. Die von ſeiner Partei vorgeſchlagenen Abſtriche könnten ohne ernſt⸗ liche Gefährdung der Reichswehr gemacht werden. So— dann gab Oberſt von dem Buſche Auskunft über eine Reihe von Fragen, wobei er ermittelte, daß die Truppenzuſammenlegung weiter gefördert werde. Zur Frage der Heeresergänzungen erklärte er, daß von 100 ſich anmeldenden Leuten etwa ſechs, alſo ein Fünfzehntel, eingeſtellt werden. Daraus ergebe ſich zwangsläufig, daß der Kompagniechef keine Werbetätig— keit entfalten brauche. Politiſche Fragen würden nicht geſtellt, nur müſſe die Heimatbehörde beſcheini⸗ gen, daß der Mann ſich nicht im verfaſſungsfeindlichen Sinne betätigt habe. Von den Bewerbern ſtammten nach der letzten Jahresſtatiſtik 58 Prozent aus ſtädtiſchen und 42 Wrozent aus ländlichen Arbeiterkreiſen. Der Stand der Kriſe. Die interfraktionellen Beſprechungen erneut vertagt. ( Berlin, 14. Februar. Nachdem der interfraktionelle Ausſchuß des Reichs⸗ Kompromißvorſchlägen zur Simultanſchulfrage befaßte und, da keine Einigung erzielt werden konnte, ſeine Be⸗ ratungen auf Montag vertagt hatte, konnte auch dieſes Mal die Fühlungnahme zwiſchen den Zentrum und der tags, der ſich am Freitag mit den letzten Keudell'ſchen Deutſchen Volkspartei kein endgültiges Ergeb⸗ nis bringen, ſodaß die bereits ſeit Wochen ausgebrochene Koalitionslriſe noch weiterbin in der Schwebe bleibt. Aſchenbrödel und Dollarprinz Roman von H. Courths-Mahler. 17. Fortſetzung Nachdruck verboten Er hatte von Kind auf in der Großſtadt gelebt und war gegen ſolche Wohltäter etwas mißtrauiſch. Und doch, wenn er ſich John Stratters ſympathiſches Ge⸗ ſicht, ſeine klaren guten Augen vorſtellte, verſchwand dieſes Mißtrauen. Er konnte nur nicht faſſen, daß es ſo edle Menſchen geben konnte, wie es dieſer fremde Mann ſein mußte. 5 Oder— hatte er doch nur geträumt— beſaß er das Geld am Ende gar nicht? a i i Haſtig zog er die abgegriffene Brieftaſche hervor und ſah nun aufatmend die Geldſcheine darin liegen. Er legte ſie neben die Poſtanweiſung, auf die er ſie einzahlen ſollte und nun überkam ihn plötzlich die volle Erkenntnis der Gefahr, in der er geſchwebt hatte. Er mußte daran denken, wie es auf ſeine liebe kleine Trude gewirkt haben würde, wenn ſie morgen hätte erfahren müſſen, daß er ſich ſelbſt umgebracht hätte— weil er Geld unterſchlagen hatte. Ein trockenes Schluchzen ſtieg aus ſeiner Bruſt em⸗ por und er zog eine kleine Photographie hervor und ſchaute mit brennenden Augen darauf nieder. Sie zeigte ein reizendes Mädchengeſicht mit großen, klaren Augen. Er bedeckte es mit Küſſen. Wie gut, oh, wie gut war es doch, daß ihm der fremde Herr vor dem letzten, verzweifelten Schritt bewahrt hatte. Sonſt war er jetzt ſchon tot und nicht mehr imſtande, in die lieben, tapferen Augen ſeiner Trude hineinſehen zu können. Das Leben war doch ſchön, trotz allem und vielleicht blühte ihm doch noch einmal ein Glück. Nach dem Wunder der heutigen Nacht war er fähig, auch an andere Wunder zu glauben. ö Er taſtete nach ſeinem Browning. Wo hatte er denn die Waffe gelaſſen? Er überlegte vergebens, wo er ſie zuletzt hingetan hatte. Vielleicht hatte ſie glaubt hatte, das war auch keine leichte Arbeit ge⸗ Zur Beratung ſtand am Montag der Vorſchlag des Reichsinnenminiſters, die Simultanſchulfrage der geſetz⸗ lichen Regelung durch die Länderregierungen zu überlaſ⸗ ſen, doch konnte ſich, wie aus der im übrigen ſtreng ver⸗ traulichen Ausſprache des interfraktionellen Ausſchuſſes hervorging, weder das Zentrum, noch die Deutſche Volks⸗ partei auf der vorgeſchlagenen Grundlage zuſammenfinden, ſodaß die Beſprechungen ergebnislos abgebrochen und auf Dienstag vertagt wurden. Wie aus parla⸗ mentariſchen Kreiſen beſtimmt verlautet, wird nunmehr die Frage im Vordergrund der künftigen Fühlungnahm: ſtehen, ob es unter den gegebenen Verhältniſſen möglich iſt, die Regierungskoalition auch weiter noch zuſammen⸗ zuhalten, oder ob mit der Anmöglichkeit, eine Kompromiß⸗ ſormel in der Simultanſchulfrage zu finden, das Kabinett auseinanderfallen wird, was mit Neuwahlen zum Reichs⸗ tag gleichbedeutend iſt. —.— Die Fememörder begnadigt. Lebenslängliches Zuchthaus für Schulz, Klapproth und Fuhrmann. b Berlin, 14. Februar. Wie der amtliche preußiſche Preſſedienſt mitteilt, iſt durch Beſchluß des preußiſchen Staatsminiſteriums vom 13. Februar d. J. die wegen Ermordung des Kaufman⸗ nes Wilms rechtskräftig erkannte Todesſtrafe für die Ver⸗ urteilten Fuhrmann, Klapproth und Schulz in lebenslängliches Zuchthaus, für den Verur⸗ teilten Umhofer in eine Zuchthausſtrafe von 15 Jahren umgewandelt worden. — 2— 22 Geſamtausſperrung in der Metallinduſtrie. 750 000 Arbeiter werden betroffen. b Berlin, 13. Februar. Wie von Arbeitgeberſeite mitgeteilt wird, hat der Geſamtverband deutſcher Metallinduſtrieller beſchloſ⸗ ſen: Zur Anterſtützung der bereits ſeit vier Wochen im Abwehrkampf befindlichen mitteldeutſchen Me⸗ tallinduſtrie die Geſamtausſperrung in der deut⸗ ſchen Metallinduſtrie ab 22. Februar vorzunehmen. Von dieſer Maßnahmen werden insgeſamt 750000 Arbei⸗ ter betroffen, ſo daß von dieſem Zeitpunkt ab unter Hin⸗ zuziehung der in Mitteldeutſchland ausgeſperrten Metall- arbeiter 8000000 Arbeiter ausgeſperrt ſein würden. Hierzu wird von Arbeitgeberſeite erklärt, daß die mit⸗ teldeutſche Metallinduſtrie die Unterſtützung der geſam⸗ ten deutſchen Metallinduſtrie in dem ihr aufgezwungenen Abwehrkampf gefunden habe, weil die bisher raſch auf⸗ einander folgenden Lohnerhöhungen unter keinen Umſtäg⸗ den fortgeſetzt werden könnten, wenn der gegenwärtige deutſche Preisſtand gehalten werden ſolle. Dies ſei die unumgängliche Vorausſetzung für die Aufrechterhaltung des jetzigen Beſchäftigungsgrades. In den nächſten Mo⸗ naten liefen rund 260 Lohntarifverträge ab. Der Zu⸗ ſtand, daß jeder Tarifablauf die Gewerkſchaften zu eiter einer Lohnforderung veranlaſſe, ſei volkswirtſchaftlich un⸗ tragbar, da er zu dauernder Beunruhigung der Wirt⸗ ſchaft und falſchen Forderungen immer wieder nachgegeben werde, durch die aufeinanderfo genden Lohn- und Preis⸗ erhöhungen auf die Dauer zu einer Schraube ohne Ende und damit zu einer vollkommenen Unterbindung der Wettbewerbsfähigkeit der deutſchen Induſtrie auf dem Weltmarkt führen müſſe. Daraus ergebe ſich, daß die Auseinanderſetzung in Mitteldeutſchland Richtunggebend für die Lohnpolitik der deutſchen Induſtrie werden müſſe. * — 22— 5 Gchwere Grubenunglücke. 13 Mann lebendig begraben. O London, 13. Februar. Auf der Haig⸗Grube in Whitehaven in Cum⸗ berland kam es zu einem ungewöhnlichen Grubenunglück. Der ſeit zehn Monaten geſchloſſene Schacht wurde von einer Kommiſſion, der Vertreter der Regierung und der Bergarbeiterorganiſationen angehörten, beſichtigt, um auf Grund des Ergebniſſes der Exvedition Beſchluß über ſein Wohltäter an ſich genommen, um ihn an einem Rückfall zu hindern. Darüber hätte er aber ohne Sorge ſein können. Vorläufig war er vor dem Schlimmſten gerettet und er wollte nun weiter mutig den Lebens⸗ kampf aufnehmen. Als er jetzt das Geld wieder in die Brieftaſche legen wollte, fiel ihm die Karte in die Hand, die ihm John Stratter gegeben hatte. Er ſah darauf nieder und las den Namen. Er ſtutzte. Dieſer Name war doch vor kurzer Zeit durch die Zeitungen gegangen. Man hatte über die großen Induſtriewerke geſchrieben, die von dem Dollarmillionär Walter Stratter auf ſeinen ein⸗ zigen Sohn vererbt worden waren, ja, John Stratter, ſo hieß der Erbe Walter Stratters, des Deutſchameri⸗ kaners, der in Amerika viel für die Deutſchen gewirkt hatte. Es ging wie ein Ruck durch Ralf Bernaus ſchlanke Geſtalt. Wenn ſein Wohltäter dieſer ſelbe John Stratter war, wenn dieſer Mann ſein Schickſal in die Hände genommen hatte, dann— dann war ihm wirklich heute das Glück begennet, nach dem er ſo lange Ausſchau gehalten hatte. Lange ſtarrte er auf den Namen nieder und dann erhob er ſich endlich und legte ſeinen fadenſcheinigen Frack ab. Während er ſich vollends auskleidete, ſah er immer wieder wie im Traum vor ſich hin, aber endlich ſuchte er doch ſein Lager auf. Er fand freilich noch lange keinen Schlaf. Immer wieder verfolgten ihn die Geſchehniſſe dieſes Abends, immer wieder machte er Licht und überzeugte ſich, daß das Geld noch da war, das er morgen einzahlen ſollte. Dieſes Auf und Nieder von Empfindungen, das durch ſeine Seele wogte, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Der Ent⸗ ſchluß zu ſeinem letzten, verzweifelten Schritt war ihm nicht leicht geworden, ſeine geſunde, kraftvolle Jugend hatte ſich zur Wehr geſetzt gegen dies Auslöſchen und Vergehen. Und dann das mühevolle Zurücktappen in ein Leben, mit dem er ſchon ganz fertig zu ſein ge⸗ weſen. * oie Frage per zwieberervlſuung zu bene wier wurde auch ein Schacht beſichtigt, der mit Gas angefüllt war, das ſich entzündete und eine Exploſion hervorrief. Drei⸗ zehn Mitglieder der Kommiſſion befanden ſich zurzeit der Exploſion im Schacht und ſind dort einge⸗ chloſſen. Die ſofort eingeleiteten Nettungsarbeiten mußten ſpäter wegen des ausſtrömenden Gaſes ausgeſetzt werden. Die letzten Nachrichten über den Unglücsſchacht beſagen, daß die Hoffnung, die in dem Schacht einge⸗ ſchloſſenen 13 Mann zu retten, ſo gut wie aufgege⸗ ben iſt. Auf der gleichen Grube hatte ſich vor zwei Monaten ein Unglück ereignet, wobei vier Mann ums Leben kamen, worauf die Grube dann geſchloſſen worden war. 12 Tote in einem ukrainiſchen Bergwerk. Warſchau, 13. Febr. Ein amtlicher Funkſpruch mel⸗ det aus Stalin(früher Inowka) im Donesgebiet der Sowjet⸗Ukraine ein furchtbares Exploſionsunglück auf der Zeche 17, die zur Zeit von der deutſchen Firma Thyſ⸗ ſen angelegt wird und bei der insgeſamt 12 Tote und acht Verletzte zu beklagen ſind. Unter den Toten be⸗ finden ſich die Reichsdeutſchen Oberingenjeur Stewers, ein Steiger und ein Arbeiter, und unter den Verletzten ebenfalls zwei Deutſche. Das Unglück ſoll durch un⸗ vorſichtiges Hantieren des deutſchen Steigers beim Oeff⸗ nen eines Sprengkaſtens entſtanden ſein, wobei das ge⸗ Ante Verwaltungsgebäude in die Luft flog. Der Sach⸗ chaden iſt bedeutend. Aus Nah und Fern. Eine Autodroſchkle in die Spree geſtürzt. Berlin, 13. Februar. Am Reichstagsufer zwiſchen Luiſen⸗ und Sommerſtraße ereignete ſich ein ſchweres Ver⸗ kehrsunglück. Eine Autodroſchke, in der ſich außer dem Chauffeur der Kaufmann Tinius mit ſeiner Frau und ſei⸗ nem achtjährigen Sohn befand, wurde von einem in gleicher Richtung fahrenden Kraftwagen überholt ur“ dabei gerammt, ſodaß die Au odroſchke in die Spree geworfen wurde. Der Chauffeur und K. Tinius konnten ſich ſchwimmend retten, während die beiden anderen In⸗ ſaſſen mit der Droſchke untergegangen waren. Der ſofort alarmierten Feuerwehr gelang es, das untergegangene Fahrzeug aufzufinden und das ſteile Afer hinaufzuwenden. Die beiden Inſaſſen waren aber trotz ſofortiger Witdarbe⸗ lebungsverſuche nicht mehr zu retten. Zum Anglück auf der Hollinger Goldgrube. London, 13. Februar. Nach den letzten Berichten aus Toronto ſind von den bei dem Unglück auf der Hollinger Goldgrube ums Leben gekommenen Bergar⸗ beitern bisher 11 geborgen worden. 15 konnten noch le⸗ bend zu Tage gefördert werden. Man nimmt an, daß ſich noch 33 Perſonen in dem eingeſchloſſenen Schacht befinden. Zyklonverwüſtungen in Aſtralien. „London, 13. Febr. Im weſtauſtraliſchen Goldgruben⸗ gebiet iſt durch einen Zyklon ſchwerer Schaden angerich⸗ tet worden. In Sidney ſind Berichte aus Perth eingegan⸗ gegen, wonach verſchiedene Hotels und Häuſer, eine Sta⸗ tion der Feuerwehr und zwei Kirchen zerſtört wurden. Altenkeſſel(Saar.(Von der Lokomotive ſer⸗ drückt.) Der Autoſchloſſer Johann Rech von hier wurde von Aufſichtsheamten der Grube Joſephaſchacht zwiſchen einer Felswand und einer Benzinlokomotive eingeklemmt tot vorgefunden. Wie ſich das Unglück zutrug, konnte nicht feſtgeſtellt werden. Allem Anſcheine nach war der Verun⸗ glückte mit dem Putzen der Maſchine beſchäftigt und ſtand zu dieſem Zwecke zwiſchen den Puffern derſelben, als die Maſchine aus bis jetzt noch ungeklärter Urſache plötzlich mit voller Wucht gegen die Felswand anfuhr und Rech buchſtäblich zerdrückte. Der Getökete hinterläßt eine ſechs⸗ köpfige Familie. 5. ieee ee eee, es R Ein gut ezept — einfach und billig— zur Herſtellung vorzüglicher Suppen: Nimm MAsdi's Suppenwürfel. Reiche Sortenauswahl. 1 Würfel für 2 Teller Suppe 13 Pfg. 1 1 17 73 0 Und ſchließlich kamen wieder die Gedanken an das Mädchen ſeiner Liebe. Nie glaubte er ſeine kleine Trude ſo intenſiv geliebt zu haben, wie in dieſen erſten Stunden eines neu geſchenkten Lebens. Dies ſchmerz⸗ volle Erleben würde nicht ohne tiefen Eindruck bleiben auf ihn. Nie würde er vergeſſen, was ſein Wohltäter für ihn getan hatte, nie aufhören, ihm dankbar zu ſein. ** 96 15 Am andern Morgen fuhr er erchrocken empor, als ſeine Wirtin an ſeine Tür klopfte, um ihn zu wecken. Und als ſie ihm dann das kärgliche Frühſtück brachte, dankte er im Stillen wieder ſeinem Wohltäter, der ihm noch über die fünfhundert Mark hinaus eine kleine Summe zur 7 geſtellt hatte. Nun konnte er wenigſtens ſeine Miete bezahlen Schnell machte er ſich dann fertig, um zur Poſt zu gehen und das Geld einzuzahlen. Er atmete tief auf, als er die Quittung darüber in den Händen hielt. Erleichtert ſuchte er ſein Kontor auf. Und hier ſaß er dann mit heißem Kopf und brennenden Augen und verrichtete ſein Tagwerk. Immer heißer ſtieg die Dankbarkeit egen ſeinen Retter in ihm auf, weil er als ehrlicher Menſch unter andern ehrlichen Menſchen ſitzen konnte und nicht für alle Zeit gebrandmarkt war. Immer wieder mußte er ſich ausmalen, wie es ge⸗ worden wäre, wenn man ihn heute als toten Mann gefunden und das anvertraute Geld bei ihm vermißt hätte. Er ſah wieder und wieder Trudes blaſſes er⸗ ſchrecktes Geſicht vor ſich auftauchen und die heiße Zärtlichkeit gegen ſie erfüllte ſein junges Herz wie etwas Heiliges, Wunderbares. „Draußen ſchien die Sonne ſo hell und frühlings⸗ mäßig, als wollte ſie ihn ſo recht zum Bewußtſein br n⸗ en, wie herrlich es war, im Sonnenlicht zu atmen. nd die Dankbarkeit gegen ſeinen Wohltäter ſtieg immerwieder in ihm empor. (JGortſetzung ſolgt.) Wer iſt der Schuldige? Zum Schülermordprozeß Krantz. Kaum hat ein Prozeß wohl in der letzten Zeit ſo viel Aufſehen erregt und ſo viel Probleme aufgeworfen, die uns alle bewegen, wie der Prozeß, der jetzt in dem roten Haus des Schickſals in Moabit unter dem Stich⸗ wort:„Die Steglitzer Schülertragödie“ verhandelt wird. Es iſt ein Prozeß um das Leben, Fühlen, Denken und Handeln einiger junger Menſchen der Nachkriegsgeneration. Man darf die Einzelheiten der Tat und des Pro⸗ tzeſſes als bekannt vorausſetzen. Hier gilt es nur der Löſung der Frage: Wer iſt der Schuldige? Iſt es wirk⸗ lich dieſer intelligente Freiſchüler Paul Krantz? Iſt er der intellektuelle Urheber dieſer Schüſſe, die im Morgen⸗ grauen in einer von Alkohol und Schwüle geſättigten Atmoſphäre losgingen und zwei junge Menſchenleben ver⸗ nichteten? Iſt er wirklich der„Held“, den man anderer ſeits aus ihm machen will? f Ein über den Durchſchnitt begabter Junge iſt er beſtimmt, wenn man ihm auch zu viel Ehre antut, wenn man aus ſeinen übermodernen von Weltſchmerz, Liebe, Mord und anderen kraſſen Dingen handelnden Gedichten, den Dichter erkennen will. Solche Verſe haben wir wohl in der ſtürmiſchen Jugendzeit, von Sehnſucht und Un⸗ ruhe gepackt, alle, alle einmal ſelber gemacht. Und doch iſt kein Revolver losgegangen, weil die beſonderen Am⸗ ſtände fehlten, die dieſen Prozeß kennzeichnen. Da iſt der tote Günther Scheller, der Selbſtmörder, der den tödlichen Schuß auch auf Stephan abgab. Die Toten ſind tot und ſchweigen. Säße er, wenn er mit einer Verwundung davongekommen wäre, hier auf der Anklagebank, dann würde ſich vielleicht ein ganz anderes Bild von dieſem Prozeß ergeben. Das ſind Dinge, die wieder einmal die Unzuläſſigkeit alles juriſtiſchen und kriminaliſtiſchen Forſchens wie alles menſchlichen Wol⸗ lens zeigen. Am Grabe Günther Schellers ſcheitert viel— ſeicht eine Freiſprechung Paul Krantz. Und dann iſt da Hude Scheuer, vielleicht das größte Problem dieſer problematiſchen Angelegenheit. Eine da⸗ mals Sechzehnjährige, die die jungen Männer von 17 und 18 Jahren— wieder das immer in dieſer Lebens⸗ periode ſo iſt— glatt an Aktivität, Intelligenz und Selbſtbewußtſein übertrumpft, die wahrſcheinlich auch jetzt im Gerichtsſaal noch ganz genau weiß, was ſie tut und ſagt. Wirklich? Das Bild dieſer Zeugin iſt ſehr wider⸗ ſpruchsvoll. Bei ihrem erſten Verhör im Polizeipräſidium nach dem Mordtage, erſchien ſie lächelnd und tänzelnd und machte ſo ſicher ihre falſchen Angaben, daß der er⸗ fahrene Polizeivizepräſident von Berlin, Dr. Weiß, in Staunen verſank. Jegliche Intimitäten„bis zum äußer⸗ ſten“ ſtreitet ſie lebhaft ab. Trotzdem macht es ihr nichts aus, innerhalb 24 Stunden den Freund zu wechſeln und ſich in Gegenwart des Verfloſſenen mit dem anderen in das Schlafzimmer zu begeben, wo nachgewieſenermaßen nur ein Bett benutzt wird. Es iſt nicht ſchön, daß all dieſe heiklen Dinge in aller Oeffentlichkeit verhandelt werden müfſen, aber es läßt ſich wohl zur Charakteriſierung Hilde Schellers, die gewiſſermaßen den Zentralpunkt all dieſer Ereigniſſe bildet, nicht umgehen. Hier iſt vor allen Dingen aber ein großes Aber einzufügen. War es wirklich nötig, Hilde Scheller zu ver⸗ eidigen? Mag ſie nun die Kokottennatur ſein, wie manche meinen, mag ſie harmlos ſein, feſt ſteht jedenfalls, daß es ſehr gefährlich iſt von einem ſo jungen Mädchen, das mitten im Wirbelſturm all dieſer Ereigniſſe ſteht, u verlangen, daß es ſich bei jedem Wort ihrer Eidespflicht und der Folgen der Verletzungen derſelben, bewußt iſt. Deswegen allein ſchon wäre es auch beſſer geweſen, man hätte bei der Erörterung der vielen Dinge die Oeffent⸗ lichkeit ausgeſchloſſen, um die Zeugen unbefangen zu ma⸗ chen und den Kreis derjenigen, denen ſie die intimen. Vor⸗ gänge in Worten offenbaren mußte, auf das Mindeſt⸗ maß zu beſchränken. Der Schatten des Meineidspara⸗ 1 ſchwebt über Hilde Schellers Haupt. War das nötig? Wer iſt der Schuldige? So viel ſteht feſt, die wah⸗ ren Schuldigen ſitzen nicht auf der Anklagebank in Moabit, dieſe jungen Menſchen konnten trotz Bubikopf und langer Herrenhoſe noch nicht als ſelbſtverantwortlich angeſehen werden in dieſen ihren ſtürmiſchen Tagen der Entwitk⸗ lung. Wo blieben die Eltern, deren Pflicht es war, auf⸗ zupafſen, daß ſie dieſe ſchlimmſten Zeiten jugendlicher Entwicklung alles allzu wilde, als Extravaganze abge- bogen wurde, in harmloſere Bahnen vom roten Haus in Moabit erſchallt der Ruf: Eltern, achtet auf eure Kin⸗ der, auch wenn ſie ſchon aus den Zeiten heraus ſind, wo ſie Kinderkleider tragen. Dieſer Prozeß da klagt euch an, dieſe beiden jungen Totenklagen, der Jüngling da auf der Anklagebank mit der vernichteten Exiſtenz, das Mädel dort am Zeugenſtand mit der vernichteten Zukunft. Glaubt nicht an das Marchen, daß die neue Zeit eine ſelbſtän⸗ digere, verantwortungsbewußtere Jugend geſchaffen habe. Jugend bleibt ewig Jugend mit ihren Vorzügen, ihren Schwächen und ihren Verſuchungen. Möge dieſer Prozeß eine Lehre ſein für alle diejenigen, die gleichgültig und fahrläſſig geworden find gegenüber dem Werden und Wachſen ihrer Kinder. Vier Opfer ſind der Warnung genug. Das ſoll man auch nicht vergeſſen, wenn der Vorhang über den letzten Akt der großen Gerichtsver⸗ handlung in Moabit gefallen iſt, wenn die„große Sen⸗ ſalion“ vorbei iſt. An ſich iſt es gleichgültig, wie das Urteil lauten wird, das dort in Moabit geſprochen wird. Schon jetzt ſollten wir genug davon gelernt haben, von dem Schickſal der Tragödie eines Sommermorgens, das vier Menſchenleben ſo oder ſo vernichtete. Börſe und Handel. Amtliche Notierungen vom 13. Februar. Berliner Deviſen. Diskontſätze: Reichsb. 7, Lomb. 8 v. H. London 20 423— 20,463; Newyork 4,190— 4,198; Amſterdam 168,68— 169,02; Brüſſel 58,32— 58,44; danzig 81,62— 81,78: Italien 22,195— 22,235; Jugo⸗ lawien 7,364— 078, Kopenhagen 112,19— 112,41; Liſſabon 19,58— 19,62; Oslo 111,49— 111,71; Paris 16,46— 16,50; Prag 12,418— 12,438; Schweiz 890,60 80,76; Spanien 71,16— 71,30; Stockholm 112,47— 112,60; Wien 58,98— 59,10. i 1 . Berliner Eſſektennotierungen. Berliner d ſchaft 269,125; Comm.⸗ und Privatbank 176; Darmſt.⸗ und Nationalbank 230; Deutſche Bank 161; Diskonto⸗Ge⸗ ſellſchaft 158; Dresdner Bank 158,50; Hamburg⸗Amerik.⸗ Pal, 151.875 A. E.. 164,75; Daimler⸗Benz 90,75; J. G. FJarbeninduſtrie 260,25; Gelſenkirchen 133,50 Th. Gold⸗ ſchmidt 112,75: Ph. Neigen 140,50 Mannesmann 451,50; Oſtiverke 282,25; Rheiniſche de n 235 Naben tahlwerke 165,75; Riebeck 147,50; gehe atzenhofer 373; Ver. Glan ſtof Elberfeld 574; Ver. 1 een 103,25 geliſtoff aldhof 240 Metall⸗ Mannheimer Wochenmarrt. Nach den Feſtſtellungen des Städtiſchen Nachrichtenamts wurden auf dem heutigen Wochenmarkte folgende Preiſe in 1 pro doffeln verlangt und bezahlt: Kartoffeln 5 bis 61 Salatkartoffeln 15; Wirſing 25 bis 30; Weißkraut 15 bis 20; Rotkraut 25 bis 28; Blumenkohl, Stück 40 bis 150; Roſenkohl 50 bis 60; Gelbe Rüben 10 bis 15; Rote Rüben 10 bis 15 Spinat 30 bis 35; Zwiebeln 22 bis 25; Knoblauch, Stück 5 bis 10: Kopfſalat, Stück 25 bis 35; Endivienſalat, Stück 25 bis 45; Feldſalat 100 bis 140; Kreſſe 120; Aepfel 10 bis 40; Birnen 15 bis 40; Nüſſe 40 bis 75; Süßrahm⸗ butter 200 bis 240; Landbutter 160 bis 180; Weißer Käſe 50 bis 55; Honig mit Glas 150 bis 180; Eier, Stück 14 bis 22; Hahn, geſchlachtet, Stück 300 bis 700: Huhn, geſchlachtet, Stück 350 bis 700; Rindfleiſch 110; Kuhfleiſch 70; Kalbfleiſch 120 bis 130; Schweinefleiſch 100 bis 110; Gefrierfleiſch 68: Rehragout 100; Rehbug 150; Rehrücken und ⸗Keule 250. f Mannheimer Produktenbörſe. Angeregt durch die höhe⸗ ren Forderungen vom Auslande verkehrte der Markt in feſterer Haltung. Der Konſum iſt aber immer noch im Ein⸗ kauf zurückhaltend. Man verlangte: Weizen, inl. 24,75 bis 25,25, ausl. 27,75 bis 30,50; Roggen, inl. 25,25 bis 25,50, ausl. 26 bis 26,25; Hafer, inl. 23 bis 24,75, ausl. 24,75 bis 26,25; Braugerſte 29 bis 29,50, pfälziſche Gerſte 29,75 bis 31,50, ausl. 30,50 bis 35,50, Futtergerſte 21,75 bis 23,50; Mais mit Sack 22,75 bis 23: Weizenmehl, Spezial 0, 36,50 bis 37; Roggenmehl 34 bis 36; Weizen⸗ kleie 14 bis 14,50; Biertreber mit Sack 17,50 bis 18; alles in Reichsmark per 100 Kilo waggonfrei Mannheim. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Dem heutigen Vieh⸗ mark waren zugeführt: 171 Ochſen, 115 Bullen, 317 Kühe, 349 Färſen, 592 Kälber, 40 Schafe, 4350 Schweine, 4 Ziegen. Bezahlt wurden pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen 59 bis 61, 42 bis 46, 47 bis 50, 36 bis 40, 32 bis 35, 30 bis 32: Bullen 52 bis 54, 44 his 47, 38 bis 44, 32 bis 35; Kühe 46 bis 48, 34 bis 38, 25 bis 28, 15 bis 20; Färſen 61 bis 62, 46 bis 30, 36 bis 40; Kälber—, 74 bis 76, 68 bis 70, 60 bis 64, 50 bis 58; Schafe—, 42 bis 48; Schweine—, 60 bis 61, 60 bis 61, 59 bis 60, 55 bis 57, 50 bis 54, 48 bis 52; Ziegen 10 bis 24.— Marktverlauf: mit Großvieh ruhig, Ueberſtand; mit Kälbern mittelmäßig, geräumt; mit Schweinen ruhig, Ueberſtand, ausgeſuchte Schweine über Notiz. 0 Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 14. Februar. Von der Rückſeite des von der Nordſee nach Oſten weiterziehenden Sturmwirbels iſt Kaltluft bis zu den Alpen vorgedrungen. Nun haben die Warmluftmaſſen einen neuen vor England angelangten Wirbel überflutet. Sie werden auch uns in Kürze erreichen, und bei auf— friſchenden Winden Niederſczläge und Erwärmung bringen. Vorausſichtliche Witterung bis Mitt⸗ woch: Mild und wolkig mit Regenfällen in der Ebene und Schnee im Gebirge bei auffriſchenden weſtlichen Winden. * Gottesdienſtordunung am Freitag ¼8 Uhr beſt. S.⸗A. für Gg. Mich.(nicht Nikl.) Adler, Ehefrau Julianne geb. Weidner, 4 Krieger Lehrer Adam Adler und Angehörige. » Worwmſer Karnevalszug. Am Sonntag, den 19. Februar, ſtellt Narrhalla zum erſten Male ſeit 1914 wieder einen großen Umzug auf die Beine unter dem Motto:„Was uns nottut.“ Immer in früheren Jah: ren zeichnete ſich der Wormſer Faſtnacht⸗Umzug durch beſondere Eigenart aus. In dieſem Jahre bewirkte die lange Pauſe eine Rieſenbeteiligung. Nicht weniger als 111 Gruppen mit ca 160 Wagen umfaßt der 2½ Kilometer lange Zug, deſſen Vorbeimarſch 1½ Stunden in Anſpruch nehmen wird. Deckorativer Prunk, Witz und Humor werden Bilder von hervorragender Wirkung ſchaffen. In Worme mird größter Zuſtrom Schauluſtiger erwartet. Allein die Bahn ſtellt 14 Extrazüge; weiter ſorgen zahl⸗ loſe Autoverbindungen für bequeme und raſche Abwickelung des Verkehrs. Theaterabend der Mar. Jungfrunenkongregation. Die beiden letzten Sonntage ſtanden in Viernheim faſt in ihrer ganzen Breite unter dem Zeichen des Prinzen Karneval. So war jeder darbietende Verein darauf ein⸗ geſtellt, für ſeinen Faſtnachtstrubel ſo viel als möglich die Leute zu intereſſieren. Somit war es für die Martan. Jungfrauenkongregation nichts Leichtes, die Einwohner⸗ ſchaft von Viernheim zu einem von dem Faſchingstreiben abweichenden Theaterabend einzuladen. Sah der vorletzte Sonntag kein vollbeſetztes Haus, ſo lag es doch an den vortrefflichen Darbietungen, daß der letzte Sonntag ſo viele Zuſchauer in den Freiſchütz führte, daß der große Saal nicht alle zu faſſen vermochte; und wer etwas ſpät ſich gerüſtet hatte, mußte wieder umkehren.„Die Zigeunerin von Valencia“ war das Schauſpiel betitelt, das es an ſich hatte, ſo viele Intereſſenten an⸗ zuziehen. Und wirklich, es war ein romantiſches abwechs⸗ lungsreiches Stück, von den Darſtellerinnen in formvoll⸗ endeter Weiſe wiedergegeben. Wie hatten ſich doch alle mit ganzem inneren Erleben in das Stück hineingefunden. Um auf den Inhalt kurz zurückzukommen, ſo führt uns die Handlung ein in ein recht dramatiſches Zigeunerleben. Zigeuner haben der Gräfin Lanz ihr einziges Töchterlein Margot geraubt und nach Spanien verſchleppt. Seitdem verzehrt ſich die Mutter, die inzwiſchen verwitwet, in Sehnſucht nach ihrem Kinde. Durch einen Zufall erfährt ſie von einer alten Zigeunerin den Aufenthalt des Kindes. Mit einer Freundin reiſt ſie nach Spanien, findet dort ihre geraubte Tochter, und im Goldturm von Valencia ſinkt ſich Mutter und Tochter in die Arme, nachdem die Tochter ihrer Mutter, ohne dies zu wiſſen, das Leben gerettet, da eine Zigeunerinnenverſchwörung beſchloſſen hatte, die Gräfin zu berauben und dabei vor einem Morde nicht zurückzuſchrecken. Stilles Glück zieht durch die alte Ruine und Mutter und Kind, die ſich wiederge funden, reiſen in die deutſche Heimut zurück.— Welch farbenprächtiges Bild war es doch, als dieſe braunen Pußtakinder in ihrer herrlichen Koſtümierung auftraten, welch reichen Wechſel zeigte das Spiel. Balo klagend durchwirkten Helmatſehnfuchtsklänge das Ganze, dald wieder romantiſche Pußtareigen. Dazu die herrliche neue, dem Spiel angepaßte Bühnenausſtattung. So vollzog ſich die dramatiſche. bet der guten Ausſprache und entſprechenden Mimik der Spielerinnen, die nach beſtgemeinten Schüſſe blieben die Tore aus. jeder Art ihr ganzes Können zeigten, in beſter Weiſe. „Wer möchte nicht immerzu lauſchen? Von Heimat und Glück, von Gold und Geſtein, von Frauenliebde und Luft und Pein und Saiten und Tamburin rauſchen.“— Daß Schauſpiel wurde von Anfang bis zum Ende mit größter Aufmerkſamkeit hingenommen. Mit Beifall wurde be⸗ ſonders am Schluß nicht gegeizt und die herzigen braunen Pußtakinder in ihrer maleriſchen Tracht mußten ſich dazu verſtehen, den Zigeunerreigen auf den ſtürmiſchen Applaus des Publikums hin zu wiederholen. Es wurden Stimmen laut zu einer nochmaligen Wiedergabe des ſchöͤnen Stückes; gewiß ein Beweis dafür, wie die Marian. Jungfrauen⸗ kongregation auch in dieſer Weiſe, was das unterhaltende und geſellige Leben im Verein angeht, auf der Höhe ſteht und veredelnd wirkt auf Herz und Gemüt.. D. J. K.⸗Sportſchau Fußball Viernhelm 1.— Bensheim 1. 43 Blernheim 3.— Bensheim 2. ausgefallen Blernheim 2. u. 3.(komb.)— Amicitia Viernheim 1:4 Viernheim(Priv.)— Abenheim 1. 1:6 Viernheim(Sch.)— Kleinhauſen 2. 4: 1 Handbal. Viernheim 1. Bürſtadt 1. 1:6 2. 02 7.„ 02 Am vergangenen Sonntag herrſchte Großbetrieb bel der Aktivität für Raſenſpiele. Von den ausgetragenen 6 Spielen konnten 2 ſiegreich und 4 mit Niederlagen beendigt werden, Die erlittenen Niederlagen ſind zum Teil auf ſchlechte Platzverhältmiſſe unſerer Wegner zurückzuführen. Umſo wertvoller iſt der Sieg den unſere 1. Fußballmonn⸗ ſchaft in Bensheim in ihrem letzten Verbandsſplel errungen hat. Dle Bezirksmeiſterſchaft Südheſſen iſt ſomtt endgültig in unſeren Beſitz gelangt. Daß das Reſultat etwas knapp ausgefallen iſt, daran ſind nur die äußerſt ſchleczten Platz ⸗ verhäliniſſe ſchuld geweſen. Unſere Leute hatten auf ſolch aufgeweichten Lehmboden überhaupt keinen Stand. Die⸗ ſelben waren nicht wenig verblüfft, als das Spiel in den erſten 5 Minuten 0: 2 verloren war. Bensheim mußte ſich jedoch der nach und nach in Hochform auflaufenden Viern⸗ heimer Mann ſchaft beugen. Bis Halbzeit war das Spiel ſchon 2: 3 gewonnen. Selbſt den Bergſlräßlern war es klar, daß ſie heute einer Niederlage nicht entgehen können. Man ilppte ſogar in der 2. Halbzeit auf einen Bombenfieg der Viernhelmer. Trotz des überzeugenden Spieles und der Alles wurde daneben und darüber gebummt. Das Torverhältnis war auf 4: 2 verbeſſert, doch reichte es den Beusheimern zu einem 3. Tor. Groß war die Freude der Spieler und der Beglelt⸗ mannſchaft, als beim Schlußpflff die Meiſterſchaft endgültig in den Hafen gelenkt war. In fröhlicher Stimmung feierte man im Kreiſe unſerer Bensheimer Brüder den errungenen Sieg. H. Gemeindekaſſe. Morgen Mittwoch Nachmittag Auszahlung der Militär⸗Zuſatzrenten. Winkeubach. — Amtlicher Teil Bekanntmachung Betr.: Ausführungsverordnung zum Notgeſetz vom 24. Febr. 1923(Reichsgeſetzblatt Teil 1 Seite 147 ff.) 0 Auf Grund des Artikels 2 des Notgeſetzes vom 24. Februar 1923(Reichsgeſetzblatt Teil 1 Seite 147 ff.) wird beſtimmt: 8* Jede Maskerade und jedes karnevaliſtiſche Treiben, wie beiſpielsweiſe auch das Werfen von Konfetti und Luftſchlangen auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen iſt verbeten. Faſtnachtsumzüge in Orten, in denen ſis herkömmlich ſind, zu geſtatten, behalte ich dee jeden Einzelfall vor, Von Aſchermittwoch 1928 ab, ſind alle karnevallſtiſchen Veranflaktungen wie Mas kenbälle, Koſtüm⸗ und Trachtenfeſte, Kappenabende uſw. verboten, und zwar auch für geſchloſſene Geſellſchaften. a 8 8. Wer den Vaiſchriften des§ 1 zuwider handelt oder ſich an einer nach§ 2 verbotenen Beranſtaltungen beteiligt oder eine ſolche Veranſtaltung in ſeinen Räumen duldet, wird nach§ 2 des Artikels 2 des Rotgeſetzes vom 24. Februar 1923 in Verbindung mit der Verordnung über Vermögens⸗ ſtrafe und Bußen vom 6. Februar 1924 mit Gefängnis bis zu drei Monaten und mit Geldſtrafe bis zu zehntausend Reichsmark oder mit einer 195 Strafen beſtraft. Dieſe Verordnung gilt bis zum 30. April 1928 Darmſtadt, den 7. Januar 1928. Der Miniſter des Innern. J. V. gez. Kirnberger. Indem wir auf obige Bekanntmachung hinwelſen, machen wir dle Vereinsvorflände, Wirte pp. darauf aufmerk- ſam, daß auf Grund des Urkundenſtempelgeſetzes Tarif Nr. 35 W 6 die Stempelgebühren für Maskenbälle in der Ge⸗ meinde Biernheim auf 50 Reichsmark vom Krelsamt Heppen⸗ heim ſeſtgeſetzt worden ſind. In dieſen Sätzen iſt die Stempel⸗ abgabe ſür die Verlängerung der Felerabendſtunde, die 10 Reichsmark beträgt, nicht mit einbegriffen. Sonſtige karne⸗ valiſtiſche Veranſtaltungen wie Kappenabende, Konzerte, Koſtümſeſte, Ainderfeſte uſv werden hinſichtlich der Stempel abgabe nach Tarlf Nr 35. B 7 behandelt und zwar nach dem vom Minlſterium des Innern herausgegebenen Normal tarif von 1910, worauf wir beſonders auſmeikſam machen. Sternheim, den 18. Februar 1928 Heſſiſches Polizelamt: Ludwig.