1 1 Autun. Jnnts Etpflltt Verſammlung des Jungmännerbundes im Kettelerſälchen. 2. Vortrag des H. Herrn Profeſſor Schwall über das g Thema:„Jungmann und Ehe“ Um pünktliches und vollzähliges Erſcheinen bittet Der Präſes. Turnerhundd Viernheim Das Fyauenturnen beginnt am Montag, den 12 März. YTurnſtunden von 8— 9½, Uhr abends NDwim fFrelſchütz. Anmeldungen werden in dieſer Turnſtunde enigegengenommen. Der FFrauenturn wart. Sonntag Vormittag Training. Geräteturner im Freiſchütz, Volksturner, Handball⸗ und Fauſt⸗ ballſpieler auf uuſerem Sportplatz hinterm Gaswerk. Uhr Abfahrt nach Mannhelm zum Roſengarken⸗ ſchauturnen. Bei ungünſtig Witterung finden die iernheimerinzeiger Viernheimer Tageblatt Senbemer Burger Bf.. en Anzeigenpreiſe: bel W neueste einfarbie leiderstoffe Neue Gewebe und elegante Früblahrstarben Tenlrums- Ver Sammlung Aumann suummpnmmmmnnpahunmalmgt unn im„Freischütz“ amm Sönnlag. U. 18. Map z. nachm. Jeg bnr Redner: 1. Herr bg. Hains tagt. Bensgeim 2. Frau Abb. Rattemer. Darmszaut . Alle Zentrumsanhänger, insbesondere auch die Frauen und Jungfrauen, laden wir zu dieser Versammlung freundlichst ein. Der Vorstand d. Zentrumspartei 2 Helnwolleng Fopeling... 4 2.60. 1.95 Nein. 20ſrn-Popeline Gade Pu 288, 3.65 Awo Apen E. 28. 8.90 5 Heinwoll. Ripse achim 8 Mt. 6. 90, 6.25 A amwoseng ger csg Ind Pepſlon 130 em breit, lür elegante Kleldungsstücke Mtr. 7. 75, 7.50 5 uin he mizz. Aeli H.—. Stern belmer Teen) mit Ausnahme der Bonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 100 5 110. b gebracht.— Gratisbetlagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte Genntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Nieten ſowie einen Wand⸗ kalender.— Munahme von Abonnements täglich in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungs träger eres, illedes 1. erfolgreiches Lobal⸗Auzeigeblatt in Bietubein 111.— Telegramme: Unzeiger, Viernheim— Poſtſchecktonto Rr. 21577 Amt Feile.— Schriſtkeltun Druck u. Verlag: Joh. Nartin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. ö b. 80 Ft. Ole einſpaltige Petitzeile koſtet 25 ig., bie Reklamezeile i ieberholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Faſerate und Rane 1955 mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen 17 b Geſchäftsſtelle und ven fümtlichen Annoncen⸗Expedttionen Deutſchlands und des laubd. Autsblatt der Heſſiſchen Bärgermeiſterei und des Polizeiants i 5 9 ˖ b— Für die Aufnahme vorſchriften bei Anzeigen werben nach Möglichkeit berückfichtigt. Für N vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen f einwv. Alantel-Ripse 80e d 85, 8.25 —— Übungen t Lokal ſtatt. Besang-Verein Flora Heute Samstag Abend Zuſammenkunft der Sänger bei Mitglied Alois Bergmann zum Morgenſtern. Morgen vormittag 10 Uhr Singſtunde Kein Sänger fehle. Der Vorſtond Verſteigerungs⸗Anzeige. Am nächſten Mittwoch, den 14. März lfd. Is. werden im Rathauſe zu Biernheim: 4 Nähmaſchinen, 1 Standuhr, 4 Wanduhren, 1 Vertikow, ein Schrank, 3 Seſſel, verſch. Bücher. 1 Sofa, 1 Divan, 1 Komode, eine Häckſelmaſchine, 2 Schweine und 1 Siege zwangsweiſe, gegen Barzahlung ver⸗ ſteigert. Viernheim, den 10 März 1928. Adler Vollz. Beamter. NB. Die Verſteigerung der vorgenannten Pfänder findet beſtimmt ſtatt, wenn nicht bis Montag Abend Reſtzah⸗ Die Turn- u. Sportwarte Gesang verein Liederkranz“ 1 Heute Samstag Abend ½9 Uhr Dosamtsingstunde 2 Morgen Sonntag ½10 Uhr Vorstandssitzung 1 im Gaſthaus zum Schützenhof. In Anbetracht der ſehr wichtigen Tagesordnung bittet um vollzähliges Erfcheinen. Der Vorfitzende. Wirtſchaft Heute abend 8 Uhr Beinm des groflen Pesshegeln wozu alle Kegelſportfreunde höflichſt einge— laden ſind— Es kommen namhafte Preiſe zur Auskegelung. —— lung bei der Gemeindekaſſe hier erfolgt iſt. D D. Michael Beilkert. Heute Samstag zum letztenmal lie Hönig des Welbages Ein Filmwerk in 8 reizenden Akten von schönen Frauen, schönen Kleidern und wunderbare Land- 8 f Die Geschichte eines Nähmädchens, die Baronin wurde. 2. Die rasende Venus Eine Liebesgeschichte voll Abenteuer u. Sensation in 5 spannenden Akten schaften aus Baden-Baden. 2 „Zum Salb. Mond“ Blitzblanke Frauen haben auch blitzblanke Möbel, denn ſte gebrau⸗ chen nur Möbelputz 66 „Wunderschön Ratkaus Drogerei Peer Moskonn, IS-U Beit Eis- b Reiten Stahlmatratz., Kinderbetten gAnst. an Private. Kat. 7-29frel kisenmöpsflabr.Sukl(rnur) An den Planken, neben der Hauplposf. Fnai i der elegante ſlleßende ö Hoinw. brepa-Cald Modestoft, 180 em br. 9 e em elt 1.875 1 i Nr 60 eimal. Wolt-Vesoutges und Revorssble 130/140 em brelt, in schwarz und marine 9 75 JJ.... Mtr. 11.50, 9. 8 Schon;jeizi! Mesenuuswanl neuester Druck- Volles u. neuurtigen bedruckten Waschseiden Radfahrer-Verein„Vorwärts“ — Gegründet 1906— 5 Samstag, den 10. März Alabends 9 Uhr, findet im Lokal zum Brauhaus Verſammlung ſtatt, zwecks Beſprechung der Unionfragen. Die Herren 8 Vorſtände, ſowie die Mit⸗ glieder, die der Union angehörten, und auch ſolche, die ſich für die Sache intereſſieren, ſind dazu ein⸗ nach Käfertal geladen. Sonntag nachm. punkt 1 Uhr Ausfahrt ſämtl. Mitglieder Der 1 Borſitzende. ſänner-Gesang-ereln- Gegr. 1888 Heute Abend ½9 Uhr für den 1. und 2. Tenor Sonntag nachm. 1 Uhr Geſamtprobe inserieren bringt Gewinn. Sitz Hannover Bezirksgruppe 32 Ortsgruppe Viernheim — Samstag, den 10. Mär; abends ½9 Uhr findet un 8„Zum Brauhaus“ bel Witwe Ehrhardt eine Ortsgruppen⸗ Sitzung von ſämtl. hieſigen Rus fahrer Vereinen ſtatt. Tagesordnung wird im Lokal bekannt gegeben. Die ſeitherigen Unionsmitglieder und auch Nichtunionsmitglieder von ſämtl, hleſigen Radfahrer Vereinen ſind hlerzu freundl. eingeladen. Die Einberufer — 2 r Der Präſtdent. am Sonntag, 0 —— Sonntag und Montag Zwei Monumental-Filmwerke j. Die vom Theater Ein ergreifender Film aus der bunten Welt des Schein. Liebe und Leiden einer Schauspielerin in] 8 rührenden Akten.— Als 2. Hauptschlager Fommertags⸗Jug Viernheim den 18. März 1928. f l, 7 beim Marktplatz Die vereinigte Karnevalgeſellſch. für Feld und Garten MANNHEIM R, 7 beim Marktplatz hält ihre letzte Nur erprobte und bewährte Sorten Beſprechung nächſten Sonntag, den 11. März im Saftladen, nachm. 1 Uhr ab. Es hat jedes Mitglied zu erſcheinen. Gartenbedarfsartikel aller Art Preisliste auf Wunsch kostenlos. Der Vorſitzende: Winkler. 6 Deutſche Nadfahrer⸗Union e 5 Der fidele Bauer Das Filmwerk behandelt bei aller humoristischen u. flotten Einstellung ganz fein und zart ein Thema, 5 das zu den ernstesten gehört, das es für die Mensch- heit gibt.„Mein Junge soll etwas werden“— 80 sprachen unzählige Väter schon und arbeiteten ihr Lebenlang, auf daß der Sohn es einmal besser habe. »Er wird es mir einmal danken“,— denkt so ein Vater in schweren Stunden, um sich selbst wieder Mut zu machen. Der Sohn aber weiß meistens nichts von Dank, er schämt sich eher seines Vaters. Versäumen Sie ja nicht dieses Filmwerk 6sich an- zusehen. Sie werden sich lange darüber freuen. Werktags ab 8 Uhr, Sonntags ab 7 Uhr, ab 9 Uhr nochmals das ganze Programm. Achtung Kinder rale Hinder- Vorstellung Sonntag Mittag 18 Akte„Die rasende Venus“—„Der fidele Bauer“ Empfehle: drängen— Aepfel— Bananen Feigen, Zitronen, Oelnüſſe Spinat— Weißkraut— Notkraut Kopfſalat, Gelberüben, Merrettſch, Zwiebeln Gelbfleiſchige Speiſe kartoffeln peter Koſchauer Feldſalat, Roſenkohl Lebensmittelhaus zum Rebſtock A. Specht, Ahmicherneider Weckeruhren mit 24 Std ⸗Zeit, mit und ohne Leuchiblatt billigſt Musikhaus Hanf Rathaus ſtraße 68. Verstärktes Orchester) klntrniskarten Vorverkauf 9.0 Mar, an der Abenduasse 1.— Mark um Sonntag, den 18. März 1928 findet im großen Saale des Gasthauses zum Freischütz der der Kapelle Hanf-Blank statt. Zum Vortrag gelangen Werke erster Meister Offene Getränke Vorverkauf 5 lanf, Bahnhofsrest t Müller, Fei Hook, im Freischütz und dei Pad a e ae ranz Hofmann, Buchhandlung. Samstag, den 10. März 1928 — Abſchluß der Verkehrsdebatte. Die Abſtimmung vertagt. % Verlin, 10. März. In der Freitagſitzung des Reichstages wurde die zweite Beratung des Haushalts des Reichsverkehrsmini⸗ ſteriums fortgeſetzt. Als erſter Redner wies Abg. Eng⸗ berting(D. Pp.) darauf hin, daß bei der Produktion vielfach die Frachten eine größere Rolle ſpielen, als die Löhne. Von unſeren geſamten gewerblichen induſtxiellen Produktionskoſten entſallen 20—25 Prozent auf die Frach⸗ ten. Wenn das Verkehrsminiſterium nicht die Rolle eines Regulators in der Frachtenfrage ſpielen könne, ſo trage der Reichstag die Schuld daran, indem er es unterließ, dem Miniſterium der Reichsbahn gegenüber die nötige Rückenſtärkung zu geben. Das Schickſal Oſtpreußens hänge weſentlich von der Geſtaltung der Frachten ab. Auch der Mittellandkanal werde gerade dem Oſten weſentliche Erleichterungen bringen. Das Märchen von dem Waſſer⸗ mangel ſei eine Folge der hemmungsloſen Agitation der Reichsbahn gegen die Binnenſchifſahrt. Der Redner be— tonte, daß auf dem Waſſerwege erhebliche Frachierſparniſſe erzielt würden. Beſonders ſchlecht werde das Aachener Gebiet von der Reichsbahn behandelt. Durch den Dort— mund⸗Ems⸗Kanal habe die dortige Induſtrie im Jahre 1926 220 Millionen an Frachten erſpart. Die Erwei— terung dieſes Kanals ſei unumgänglich. Sodann wandte ſich Abg. Frau Dr. Lüders(D.) gegen die Abſicht der Reichsbahn, durch eine andere Einteilung der Klaſſen im Perſonenverkehr das Reiſen zu verteuern, während Abg. Hartmann(Du.) die mangelnden Eiſenbahnverbindun⸗ gen in dem wirtſchaftlich ſo ſtark entwickelten Freiſtaat Sachſen beklagte. Abg. Dr. David(Soz.) hielt auch in Mainz einen Brückenneubau für erforderlich und ſetzte ſich zum Schluß dafür ein, daß der Sitz der Reichswaſſer⸗ ſtraßendirektion entſprechend den früheren Abſichten nach Mainz gelegt wird. Abg. Groß(Z.) forderte Frachterleichterungen für die ſüddeutſche Wirtſchaft, beſonders für Mannheim Nicht nur für den Oſten, ſondern auch für den Weſten ſei ein dringliches Verkehrsprogramm nötig. Wenn die Reichs- bahn ihre Haltung nicht ändere, ſtänden wir vor ſchwer⸗ ſten Lohnkämpfen. Sodann erklärte Abg. Hünlichſt (S.) daß wir in den letzten Jahren eine wahre Kanal- pſychoſe gehabt hätten, während Abg. Schmidt-Hanno⸗ ver(Du.) die Lage der Unterweſerſtädte beſprach und betonte, daß niemand an der See- und Weltgeltung Bre- mens rüttein wolle. Hierauf forderte Abg, von Kem⸗ nitz(Da.) vertrauegsvolle Zuſammenarbeit aller Betei— ligten auf dem Gebiet der deutſchen Luftfahrt. Reichsverkehrsminiſter Dr. Koch ging ſodann auf die Anregungen und Anfragen der Aus- ſprache ein. Bezüglich der Arbeitsvergebungen bei der Reichsbahn habe er ſich perſönlich dafür ein⸗ geſetzt, daß die mittleren und kleinen Betriebe weiteſt⸗ gehend berückſichtigt werden. Wegen der Baues der drei Rheinhrücken ſei eine Vereinbarung mit den Ländern erzielt und ein Ideenwettbewerb ausgeſchrieben. Die Ge— ſamtkoſten würden 42 Millionen betragen. Der Bau der Mainzer Brücke ſei Sache Heſſens und der Stadt Mainz. Wenn aus politiſchen Gründen hier eine Reichs⸗ uunterſtützung für notwendig gehalten werde, dann falle dies in das Re ort des Miniſteriums für die beſetzten Ge⸗ biete. um Zeppelinbau erklärte der Miniſter, daß nach Auskunft Dr. Eckeners die Fertigſtellung noch 171 Millionen erfordere. Dieſer Betrag ſtehe nach den Aus⸗ ſchußbeſchlüſſen zur Verfügung. Solange die Reichs ⸗ waſſerſtraßendirektion nicht an das Neich über⸗ gegangen ſei, könne man ſich auch nicht mit ihrer Ver⸗ legung beſchäftigen. Die Strombaudirektion habe im üb⸗ rigen ſchon mehr als 75 Jahre in Koblenz ihren Sitz. Die Reichsbahn habe eine weitere Frachtermäßigung abgelehnt. Der Miniſter betonte demgegenüber, daß die Reichsbahn aus politiſchen und wirtſchaftlichen Gründen zieſem Gebiete die Hilfe nicht verſagen dürfe. Bezüglich der Luftfahrt ſef er gleichfalls der Auffaſſung, daß ein Strich unter die Vergangenheit gezogen werden müſſe. Es ſei unmöglich, zu einer in“ernationalen Ausſtellung aufzurufen, wenn nicht die Ind die ſelbft einig und ge— ſchloſſen daſtehe. d f Staatsſekretär Gutbrod exwiderte auf weitere An⸗ frage, daß die Reichsbahn es abgelehnt habe, die Kün⸗ digung der Sieſta⸗Geſellſchaft zurückzunehmen, Abg. Kruü⸗ ger⸗Merſeburg(S.) forderte, daß das Kraftfahrweſen in gemeinwirtſchaftlicher Weiſe verwaltet werde, während Abg. Graf zu Eulenburg(Dn.) Verkehrswünſche des Oſtens, beſonders Oſtpreußens, brachte. Als letzter Red⸗ ner betonte Abg. Frau Schiffgens(S.), daß der Verfall der Induſtrie im Aachener Gebiet von Tag zu Tag fortſchreite. a Damit ſchloß die Ausſprache. Die Abſtimmungen wurden bis zur nächſten Sitzung vertagt. Das Haus ver⸗ tagte ſich auf Dienstag, den 13. März, 2 Uhr, mit der Tagesordnung: Nachtragsetat, Geſetzentwürfe über Ein⸗ fuhrſcheine für Schweſnefleiſch⸗ und ae den Ueberfeſtungsgeſetz für die Strafrechtsreform, bſtim⸗ mung über den Verkehrsetat und den Etat des Reichs⸗ wehrminiſteriums. ere ann Beſtechungsprozeß Wagner. Die Frage der Flaſchenkappen. D Frankenthal, 9. März. Im Prozeß Wagner wurde am Freitag die Zeugen— vernehmung fortgeſetzt. Sehr günſtig für Wagner laute⸗ ten die Ausſagen zweier Arbeiter, die früher bei Metzger und Kerner in Mannheim beſchäftigt waren. Es ergab ſich daraus, daß die vielen Winkeleiſen in den Kappen nicht auf Anweiſung hineingebaut wurden, ſondern die Folge des Gewichtsakkords waren, der die Arbeiter veranlaßte, die Schieberkappen möglichſt ſchwer zu machen. Dies beſtätigte auch der Zeuge Bräutigam, der feſtſtellte, daß er den Angeklagten Römer auf die zu hohen Preiſe aufmerkſam gemacht, daß dieſer aber geſagt habe, er ſolle die Kalkulation des Werkes den Preiſen der Firma Sachs und Sohn anpaſſen. Dieſe Bekundung löſte eine Reihe von Fragen der Verteidigung und der Angeklagten Römer und Stallmann aus, welche die Ausſage des Zeu— gen zu entkräftigen ſuchten. Der nächſte Zeuge Werkmeiſter Kuwilſki vom Iſolierbetrieb ſchilderte den Vorgang beim Verwiegen der Kappen. Gebauer oder Stallmann, die die Verwiegung vornahmen, riefen das Gewicht aus. Eine Möglichkeit, das ausgerufene Gewicht mit dem von der Wage ange— gebene zu vergleichen, hatte der Zeuge nicht. Als er we— gen des Zweckes der Beiladung von Blechkiſten Ham⸗ mann fragte, erhielt er die Antwort, das Blech ſei dazu beſtimmt, die Füllöcher zu verlöten. Der Zeuge mußte darauf aufmerkſam gemacht werden, daß er unter Eid ſtehe, da er ausweichende Antworten gab. Er gab dann zu, daß ihn Hammann geſtern gefragt habe, ob er etwas von Blechabfällen wiſſe. Die ſtarken Verſtärkungseiſen ſind auch ihm aufgefallen. Die Frau des Angeklagten Stallmann, die bis zum Jahre 1923 Stenotppiſtin bei Wagner war, iſt es aufgefallen, daß der Geſchäftsführer der Firma Metzger und Kerner in Mannheim, welcher zuerſt die Kappen herſtellte, zwei Rechnungen einreichte, eine von ihrem Manne nachgeprüft, die andere war für Wagner beſtimmt. Sie bemerkte auch, daß Wüſt zei Schecks erhielt, einen für ſich und einen für die Firma. Man habe ſich allgemein gewundert, daß Wüſt ſo zu Wohlſtand kam. Die Zeugin hat von ihrem Manne ge⸗ hört, daß Wagner ihm den Auftrag gab, eine Wage nach Ludwigshafen zu ſchicken, an der Aenderungen vorgenom⸗ men werden ſollten, damit ſie ein höheres Gewicht zeige. Prokuriſt Herzog von den Mitteldeutſchen Indu⸗ ſtriewerken in Merſeburg ſagte aus, daß die Firma 45 000 Goldmark A. K. habe, von dem Wagner 35 000 Mark Anteile beſaß, die er ſpäter zu gleichen Teilen an die beiden Mitinhaber für 17000 Mark abtrat. Der Zeuge hat ſeinem Freund Wolf, einem Angeſtellten Wag⸗ ners, geſagt, er habe den Eindruck, daß im Leunawerk Geld bezahlt werde. Wolf ſoll geſagt haben, man komme ſich vor, als ob man halb im Zuchthaus und halb in. einem Pulverfaß ſitze. Auch von der Bezeichnung der Schmiergelder als„lichtempfindliche Platten“ hat der 8 e gehört.. ede dann als Zeuge vernommene frühere Leiter des Wagnerſchen Betriebes in Merſeburg, Wolf, hat die ſo⸗ genannten„Igelkappen“ ſelbſt geſehen. Von Beſtechungen und Betrügereien weiß der Zeuge nichts. Der Wager⸗ Forcher von Ludwigshaſen, ein entfernter Verwandter Wagners, der Haus- und Lagerverwalter Wagners war, bekundete, daß er zweimal Auftrag erhielt. Tufſteine den Kappen beiladen zu laſſen, ebenſo Kiſten it Blechabfäl⸗ len. Nachdem die Reklamation des Leun werkes gekom⸗ men war, wurden weniger Eiſen eingeben. Die Nachmittagsſitzung begann mit der Vernehmung des Geſchäftsführers und Teilhabers Wüſt von der Blechwarenfabrik vorm. Metzger und Kerner in Mann- heim. Der Zeuge wurde unvereidigt vernommen, da er in dem Verdacht der Mittäterſchaft ſteht. Er war Teil⸗ haber der Firma Sachs und Sohn in Ludwigshafen, wie Wagner Teilhaber der Blechwarenfabrik in der Weiſe war, daß beide einen Betrag einlöſten. Der Zeuge ver⸗ breitete ſich zunächſt über die Herſtellung der Flanſchen⸗ kappen. Wagner habe eine Verſtärkung der Kappen durch Eiſen und eine Verſchweißung ſtatt Verlötung mit em Bemerken verlangt, er habe von ſeinem Auftraggeber „ tellamationen bekommen, weil die Kappen nicht ſtabil genug und auf dem Transport völlig verbeult worden ſeien. Nach einiger Zeit verlangte Wagner, daß noch mehr Eiſen eingebaut werden ſollten, da die Kappen im⸗ mer noch nicht ſtabil genug ſeien und er deshalb vom Leuna⸗Werk Reklamationen bekomme. Schließlich ver⸗ langte Wagner, daß die Kappen ſo verſtärkt werden müß⸗ ten, daß man auf ihnen herumtreten könne. Eines Ta⸗ ges habe ihm Wagner einen Beſchwerdebrief des Leuna⸗ werkes gezeigt, den er, wie ſich ſpäter herausſtellte, fin⸗ giert hatte. Der Zeuge machte dann eine Kalkulation, nach der die Herſtellung der Kappen für ihn ein Verluſt⸗ geſchäft geweſen ſei. Von Reklamationen wegen der Eiſen ſei ihm ſonſt nichts bekannt geworden. Der Zeuge gab zu, daß eine kurze Zeit lang auch Blechabfälle einge⸗ nietet wurden. Als Grund dafür gab er an, er habe mit⸗ unter 70 bis 80 Prozent Abfälle gehabt, was den Vor ⸗ ſitzenden zu der Bemerkung veranlaßte, daß dann für die Kappen kaum etwas übrig geblieben ſei. 0 ——2— 45. Jahrgang * 2* 7 Kämpfe in Aegypten und Arabien. Blutige Ausſchreitungen in Kairo. 0 London, 9. März. Aus vielen Teilen Aegyptens werden ſchwere Un⸗ ruhen gemeldet. Es ſcheint, daß der ſcharfe Ton der engliſchen Note einſchüchternd auf die Poli⸗ tiker und aufreizend auf die großen Maſſen ge⸗ wirkt hat. In Kairo und vielen anderen Städten haben die Studenten große Menſchenmaſſen aufgewiegelt zu offenem Kampf gegen die Polizei. Den Studenten haben ſich raſch zahlreiche Jugendliche angeſchloſſen, die ſich vor dem Hauptquartier der Wafd-Partei verſam⸗ melten, wo es zu einem ſchweren Zuſammenſtoß mit der Polizei kam. Die Polizei war mit Stahlhelmen ausgerüſtet und trieb die Schüler unter Gebrauch von ſchweren Stöcken zurück. Man verzeichnet bis jetzt vier Tote, drei der Demonſtranten wurden ſchwer, 25 leich- ter verletzt. Die Polizei hatte acht Verwundete zu ver⸗ zeichnen. Bei dem Verſuch, die Studenten eines ameri⸗ kaniſchen Kollegs mit in den Streik zu ziehen, was von dieſen abgelehnt wurde, wurden die Türen des Ge⸗ bäudes zertrümmert und die Fenſterſcheiben eingeworfen. Die Demonſtrationen werden von allen verantwort⸗ lichen ägyptiſchen Kreiſen bedauert. Der ägyptiſche In⸗ nenminiſter hat den Kriegsminiſter erſucht, Truppen be⸗ reitzuſtellen. Die Regierung iſt entſchloſſen, jede wei⸗ tere Störung der öffentlichen Ordnung mit allem Nach⸗ druck zu bekämpfen. 5 Veröffentlichung des engliſch⸗amerikaniſche. Vertragsentwurfs. Der Generalſekretär des Miniſterrats veröffentlichte den engliſch-ägyptiſchen Vertragsentwurf und die in dem britiſchen Weißbuch enthaltenen Dokumente zuſammen mit einem bisher unveröffentlichten Brief Sarwat Pa⸗ ſchas an Chamberlain. Dieſes Dokument iſt vom 5. März datiert und ſtimmt mit dem kurzen Brief Sarwat Paſchas an den britiſchen Oberkommiſſar überein, in dem der Miniſterpräſident ankündigt, daß ſich das Kabinett außer⸗ ſtande ſehe, den Vertragsentwurf anzunehmen. Sarwat Paſcha erklärte, daß er vom Beginn ſeiner Londoner Verhandlungen an ſtets auf die Schwierigkeit hingewie⸗ ſen habe, die er insbeſondere in der militäriſchen Frage erwarte. Er habe deshalb an Chamberlains Verſtändi⸗ gungswillen appelliert, ihm einen Vertragsentwurf zu untebreiten, der Aegypten ſeine volle Unabhängig⸗ heit gebe. 1 1 Wachſende Kampftätigkeit der Wahabiten. Die Kampflage an der Grenze des Irakgebie⸗ tes und Trans jordaniens hat ſich in den letzten 24 Stunden erheblich zugeſpitzt. Nach den letzten Berichten aus Basra haben die Wahabiten meh⸗ rere Dörfer in Transjordanjen eingenommen. Eine britiſche Abteilung mit Panzerwagen und Flugzeu⸗ gen iſt außerhalb der Wälle von Koweit ſtationiert worden. N In informierten Londoner Kreiſen vexlautet, daß in Kürze Verhandlungen mit Ibn Saud eröffnet werden!. ſollen, um klarzuſtellen, welche Fragen er neu geregelt wiſſen will. Ibn Saud, der den britiſchen diplomatiſchen Vertreter in Mekka erſuchte, die britiſche Regierung ſolle ſich verpflichten, keinen Einſpruch gegen den von ihm getätigten Waffeneinkauf zu erheben, wurde die Ant⸗ wort zuteil, daß Großbritannien den Waffenexport nicht behandeln werde, wenn er ſich verpflichte, ſeine Aufträge bei britiſchen Firmen in Uebereinſtimmung mit der Kon— vention über den Waffenhandel zu tätigen. * 1 1 Die St. Gotthard⸗Affäre. Die Beratungen des Dreier-Komitees. Genf, 9. Marz. Im Dreier-Komitee des Völkerbundsrates wird ge⸗ genwärtig ein Vorſchlag erörtert, Sachverſtän⸗ dige aus der ſtändigen Militärkommiſſion des Völkerbundes mit der weiteren Durchführung der Unterſuchung des St. Gotthard-Zwiſchenfalles zu beauf⸗ tragen. Es ſoll ein Zoll- und ein Munitionsſachner⸗ ſtändiger und ein Ingenieur gewählt werden, die das vorliegende Dokumentenmaterial prüfen und auch Unter⸗ ſuchungen in St. Gotthard vornehmen ſollen. Die Sach⸗ verſtändigen ſollen dann dem Ratskomitee Bericht erſtat⸗ ten, der ſeinerſeits dem Rat auf der Juni⸗Tagung den Bericht der Sachverſtändigen mit einem Vorſchlag zur Ente ſheidung vorlegen wird. Auf ufgariſcher Seite ſcheint man dagegen der Auffaſſung zu ſein, daß das vorliegende Dokumentenmaterial für eine erſchöpfende Unterſuchung des Zwiſchenfalles ausreichen und eine Anterſuchung an Irt und Stelle keineswegs notwendig ſei. heute 2 Blätter Zentrum und Neichsreform. Richtlinien des Steuerausſchuſſes der Zentrumspartei. Berlin, 9. März. Vom Steuerausſchuß der Zentrumspartei wurden Richtlinien über die Frage Reich und Länder ausge⸗ arbeitet, die vom Parteivorſtand gebilligt wurden und deren Wortlaut von der„Germania“ berichtet wird. Es wird die Herbeiführung eines echten Föderatioſtaa⸗ tes erſtrebt, der neben einer ſtarken Zentralge⸗ walt weiteſtgehende Dezentraliſation der Ver⸗ waltung und Hebung der Selbſtändigkeit der unteren Be⸗ hörden in Reich und Länder plant. Nur auf dieſem Wege ſei eine fühlbare Senkung der öffentlichen Laſten möglich. Ein ſchematiſcher Einheitsſtaat werde eine Ver⸗ teuerung herbeiführen. Die zu überwindenden Sch wi? rigkeiten ſeien in erſter Linie in dem Dualismus Preußen— Reich und in dem Vorhandenſein nicht lebens⸗ fähiger Länder gelegen. Eine verſchleierte Rückkehr zur alten Hegemonie Preußens durch ſeine Verreichlichung ſei unmöglich. Praktiſch möglich ſei zuerſt der Weg, durch Anbahnung eines vertrauensvollen Verhältniſſes zwiſchen Reichsgewalt und preußiſcher Staatsgewalt Rei⸗ bungen zu vermeiden und auf gemeinſame Arbeit in der Reichsverwaltung hinzuſtreben. Eine klare Abtrennung der Aufgaben zwiſchen Reich und Ländern und Gemein⸗ den müſſe nach einheitlichen Geſichtspunkten mit größt⸗ möglichſter Beſchleunigung und ohne Verſuche, die Ho⸗ heitsrechte der Länder auf dem Wege der Verfaſſungs⸗ änderung einzuſchränken, erfolgen, um dann eine end⸗ gültige Steuerreform mit verantwortlicher finanzieller Eigenwirtſchaftlichkeit aller Beteiligten aufzubauen. Ein neues Grubenunglück bei Bunzlau. Zwei Tote. i Bunzlau, 9. März. Auf der benachbarten Grube Herſcherswaldau hat ſich ein ſchweres Unglück ereignet. Bei der Ausfahrt eines Förderſtuhls brach das Seil. Der Förderkorb, der von von einem Beamten verbotswidrig zur Beförderung von Holz benutzt wurde, ſtürzte ab. Der Beamte erlitt hier— bei ſchwere Verletzungen. Das ſchadhafte Geſtell, das von der Rettungsmannſchaft zur Bergung des Verun⸗ glückten benutzt wurde, ſtürzte bei der folgenden Auffahrt abermals ab, wobei der ſchwer verletzte Beamte und ein Bergmann ſofort getötet wurden, während ein weiterer Bergmann ſo ſchwere Verletzungen davontrug, daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird. Aus Nah und Fern. Banditenüberfall in Chicago. Newyork, 9. März. In Chicero, einem weſtlichen Vorort von Chicago drangen zwei Banditen in die„Porin Manufacturin⸗Company“ ein. Sie erbeuteten dabei 700 000 Dollar in Wertpapieren und viele andere Wert⸗ ſachen. Sie konnten entkommen. Fährboot⸗Unglück in England. London, 9. März. Auf dem Fluße Itchen iſt zwi⸗ ſchen Southampton und Folkſtone eine Fähre mit einer Barke zuſammengeſtoßen, die ſofort zu ſinken begann. Fahrzeuge aller Art ſtießen ſofort von beiden Ufern des Fluſſes ab und vermochten die etwa 200 Paſſagiere, die ſich an Bord des Fährbootes befanden, zu retten. Wenige Minuten nachdem der letzte Paſſagier die Fähre verlaſ— ſen hatte, verſank dieſe in den Fluten. Frankfurt a. M.(Auf den Spuren von Geldſchrankknackern.) Vor einer Woche wurde in das Verſorgungsamt eingebrochen. Dabei ſprengten die Diebe den Geldſchrank und raubten aus ihm 5000 Mark. Als mutmaßliche Täter ermittelte die Polizei die beiden vor Monatsfriſt aus dem Kaſſeler Zuchthaus ent⸗ ſpungenen Wilhelm Gröninger und Karl Titus. Vier⸗ zehn Tage vor dem geglückten Einbruch hat der Haus⸗ meiſter des Verſorgungsamtes nachts gegen 2 Uhr zwei Perſonen über den Hof gehen hören, wobei eine Perſon der anderen zugerufen hat:„Komm, Wilhelm!“ Dieſer Ruf dürfte dem Wilhelm Gröninger gegolten haben. Gröninger hat noch 27 Jahre Zuchthaus wegen un— gezählter Einbrüche zu verbüßen. Er ſtammt aus Büdin⸗ gen und iſt 41 Jahre alt. Von Gröninger weiß man, daß er im Beſitz eines Schweißapparates iſt. Frankfurt a. M.(Der Todesſtoß.) Bei einer Schlägerei an der Konſtapler Wache erhielt der obdach— loſe Stallſchweizer Daniel Regler einen Stoß gegen die mit Er ſtürgte Heſinnungslos zu Boden und mußte dem die auf sparsame Weise eis Kaffsegefränk dereften Wollen, das in Aroma, Ge Schmack und farbe ausgezeichnef ist und die Anerkennung der ganzen familie findet empfehlen Vir als Zusa zu jedem Bohnen-oder befreidekaffee Aedhł Franck mit der K, e mühle Seit 100 Jahren das anerkannt Besbe auf dem Gebiet de- Achorienkaffeg-Frzeugung Krankenhauſe zugeführt werben, das er am nachſten Tage aber eigenmächtig verließ. Er übernachtete im Aſyl für Obdachloſe und ſtarb hier an den Folgen der Verletzung. „Haiger.(Bergmanns Ende.) Auf Grube Friedrich bei Herdorf wurde der 56jährige Bergmann Jo⸗ ſeph Seifner von Geſteinsmaſſen verſchüttet. Er konnte zwar noch lebend geborgen werden, ſtarb aber nach einigen Augenblicken in den Armen eines Kameraden. Bebra.(Drei Gehöfte niedergebrannt.) Durch Kurzſchluß entſtand in Hochſtedt in der Scheune des Landwirts Hentze ein Brand, der ſehr raſch auf das ganze Gut übergriff und ſchließlich auch die Höfe de Land⸗ wirte Lindau und Kühne in Flammen ſetzte. Der Scha— den iſt ſehr groß. Durch das Eingreifen zahlreicher Feuerwehren konnte eine Dorfkataſtrophe verhütet werden. Nürnberg.(Mord und Selbſtmor d.) In einem Hauſe an der Stabius⸗Straße erſchoß nach voraus⸗ gegangenem Streit ein Kohlenhändler einen Kaufmann, und brachte ſich dann ſelbſt einen Schuß in die Schläfe bei, an deſſen Folgen er einige Stunden ſpäter im Kran— kenhauſe verſtarb. München.(Begnadigung.) Das Schwurge⸗ richt München 2 hatte drei Mörder wegen Ermordung des Bauern Mittermeier in Operding zum Tode verurteilt. Der Miniſterrat hat die drei Mörder, und zwar den Dienſtknecht Franz Rutzmoſer zu 15 Jahren Zuchthaus, den Dienſtknecht Johann Witt und den Bauern Simon Mittermeier, den Sohn des Getöteten, der die beiden zur Tat angeſtiftet hat, zur lebenslänglichen Zuchthausſtrafe begnadigt. Guhrau.(Schweres Autounglüd.) Der Sohn des Reiſenden Schulz aus Breslau, der den Kraft⸗ wagen ſeines Vaters auf der Chauſſee Guhrau— Herrn— ſtadt ſteuerte, fuhr gegen einen Baum, wobei ſich der Wagen überſchlug. Zwei Inſaſſen wurden getötet und zwei weitere leicht verletzt. Schulz ſelbſt mußte ſchwer.⸗ derletzt abtransportiert werden. 7—— Aus Heſſen. Darmſtadt.(Zuchthaus für einen unge⸗ treuen Beamten.) Der ſtädtiſche Verwaltungsober⸗ inſpektor Georg Delp wurde wegen betrügeriſcher Manipu⸗ lationen bei der Behandlung von Wohnungsfreimachungs⸗ prämien in ſechs Fällen zu einem Jahr ſechs Monaten Zuchthaus und 200 Mark Geldſtrafe verurteilt. Vier Monate Anterſuchungshaft werden angerechnel. Die bür⸗ gerlichen Ehrenrechte werden ihm auf fünf Jahre aber⸗ kannt. Der der Stadt erwachſende Schaden beträgt 2440 Mark. davon ſind 1650 Mark abgedeckt. Delp war ge⸗ ſtändig, beſtritt aber die ihm zur Laſt gelegten Akten— beſeitigungen. anwendung ſehr ſtark beſchädigt worden. Bensheim.(Bubeny ande.) Schon zu wie ten Malen iſt das eiſerne Geländer am früher Auler ſchen, jetzt ſtäptiſchen Anweſen, in der Prome 155 durch Bubenhände in der roheſten ct ee er Gewalt⸗ 9 g 0 Es wurden oft ganze Reihen eiſerner Stäbe mit Gewalt ausgebrochen. In einer der letzten Nächte haben nun drei Rohlinge ganze Felder des Zaunes gewaltſam herausgebogen. Zwei 1 0 wurden geſtellt. Der dritte Täter iſt ebenfalls er⸗ annt. Reichelsheim.(Beim Holzfällen verun⸗ gläckt.) Der Knecht des Landwirtes Balz von Gum⸗ pen bemerkte das Fallen eines Baumes nicht rechtzeitig und konnte ſo nicht mehr ausweichen. Der Stamm fiel ihm auf die Beine, die beide gebrochen wurden. Darmſtadt.(Steuerhinterziehung.) We⸗ gen Steuerhinterziehung hatten ſich vor dem Bezirksſchöf⸗ fengericht zwei Vorſtandsmitglieder der Aktiengeſellſchaft „Rhenania“, früher in Darmſtadt, jetzt in Viernheim, zu verantworten. Die Firma kam 1925 in Konkurs. Es handelt ſich um hinterzogene Lohnſteuer im Betrage von 1138 Mark, ferner wegen Nichtabführung geſchuldeter Invaliden⸗ und Krankenverſicherungsbeiträge. Das Urteil erkannte gegen den kaufmänniſchen Leiter der Geſellſchaft auf 300 Mark Geldſtrafe, und zwar nur wegen Nicht⸗ abführung der Verſicherungsbeiträge. Im übrigen er⸗ folgte Freiſpruch. Mainz.(Ein aufregender Verkehrsun⸗ fal!) Die unhaltbaren Zuſtände auf der Mainzer Straßenbrücke wurden wieder durch einen Unfall dargetan, der ein mehrſtündiges Verkehrshindernis heraufbeſchwor. Ueber 200 Fahrzeuge konnten längere Zeit nicht weiter⸗ fahren. Einem ſchwer beladenen Laſtauto kam ein Rad⸗ fahrer entgegen; um ein Unglück zu verhüten, riß der Führer das Auto im letzten Augenblick zur Seite. Der Laſtwagen fuhr in voller Wucht auf den Fußſteig und rannte gegen das Brückengeländer, riß dieſes zuſammen und ſchwebte zur Hälfte in freier Luft über dem Rhein. Die beiden Inſaſſen kamen mit dem Schrecken davon. Mainz⸗Mombach.(Schußwaffen in Kinder⸗ händen.) Ein hieſiger 15 Jahre alter Schüler ſpielte mit einer Piſtole. Plötzlich ging ein Schuß los und ein Teil der Ladung traf den Kameraden des Jungen im Geſicht. Es entſtanden verſchiedene Verletzungen, die je⸗ doch nach Feſtſtellung des Arztes leichterer Natur ſind. Rüſſelsheim.(Verbrecheriſcher Eingriff.) Mit lebensgefährlichen inneren Verletzungen war ins ſtäd⸗ tiſche Krankenhaus Darmſtadt vor einigen Tagen ein jun⸗ ges Mädchen aus Mörfelden eingeliefert worden. Der Arzt ſtellte feſt, daß die Verletzungen infolge eines verbre⸗ cheriſchen Eingriffs entſtanden ſind. Als Täter wurde der 2 jährige verheiratete Arbeiter Wilhelm Schneider in Rüſſelsheim verhaftet. Gegen zwei Perſonen aus Mör⸗ felden ſchwebt ein Verfahren wegen Beihilfe. Bingen.(Scheuende Pferde.) In dem be⸗ nachbarten Genſingen fiel der 30 Jahre alte Pieroth, durch Scheuen der Pferde des eigenen Fuhrwerks, vom Wagen und wurde überfahren. Bewußtlos wurde er in das Hoſpital nach Bingen überführt. Eine Schädelber⸗ letzung mit Gehirnerſchütterung dürften die Folgen ſein. Nen⸗Iſenburg.(Vermißt.) Seit Montag nach⸗ mittag wird die 70jährige Witwe Katharine Knoblauch von hier, Poſtſtraße 47 wohnhaft, vermißt. Die Frau verließ gegen 4 Uhr ihre Wohnung in der Richtung auf den Frankfurter Stadtwald und wurde ſeitdem nicht wieder geſehen. Man vermutet, daß der alten Frau ein Unglück zugeſtoßen ist. 5 4 Hechtsheim. Ver Alkoholteufel.) Auf der Straße nach Hechtsheim aufgefunden wurde ein ſtark be— trunkener Mann, der auf dem Geleiſe der Straßenbahn lag. Polizeibeamte entfernten ihn aus ſeiner gefährlichen Lage und brachten ihn auf die Polizeiwache, wo er ver⸗ blieb, bis er ſeinen Rauſch ausgeſchlafen hatte. Bingen.(Einträgliches„Geſchäft“.) Ein recht einträgliches Geſchäft ſcheint das Betteln zu ſein. Hier wurde ein Bettler feſtgenommen, der 122 Reichs⸗ mark, meiſt Kupfermünzen, die er in einem Strumpf bei ſich trug, in Beſitz hatte. Aus bei ſich führenden Pa⸗ pieren geht hervor, daß er ſchon föters Geld an ſeine Verwandten geſchickt hat. Niederolm.( Körperverletzung.) Wegen Kör⸗ perverletzung hatte ein Taglöhner aus Eſſenheim einen Strafbefehl von zwei Monaten und zwei Wochen Ge⸗ fängnis erhalten, wogegen er Einſpruch erhob. Bei der nunmehrigen Verhandlung wurde die Strafe ermäßigt und der Angeklagte zu 80 Mark Geldſtrafe und die Koſten des Verfahrens verurteilt. 77..õãũãĩ DDVVVVVVFVFVFFVFFVFPVPVCCCã ãã ßcpPpPpPbPbPPPpPPPGGPPPGPhPcccrcPPPhPrh H ä Aſchenbrödel und Dollarprinz g Roman von H. Courths⸗-⸗Mahler. 38. Fortſe zung Nachdruck verboten „Oh nein, ich hätte ja mitfahren können, wenn ich gewollt hätte, der Platz neben dem Chauffeur war ja doch frei. Mir erſchien es viel verlockender in Düſſel⸗ dorf zu bleiben— weil— weil ich hoffte, mit Ihnen und Ihrem Herrn Vater einige behagliche Plauder⸗ ſtunden gewinnen zu können. Sie dürfen mich auch zum Mittageſſen einladen.“ 5 Er ſagte das ſo drollig, daß ſie lachen mußte. „Dh weh, Miſter Bernau!“ Er machte ein betretenes Geſicht. a „Das war wohl ſehr unverſchämt und Sie werden mich gleich bitterböſe verabſchieden?“ Sie ſchüttelte lächelnd den Kopf, „Nein nein, ſo ungaſtlich werde ich nicht ſein. Ich bedaure Sie nur wegen des Menus, das Ihnen bei uns vorgeſetzt wird. Wir ſind nicht auf Gäſte ein⸗ 17 85 heute. Es gibt nur Kartoffelpüree und Brat⸗ wurſt.“ Seine Augen ſtrahlten über ihren munteren Ton. Er legte beteuernd die Hand aufs Herz. „Das iſt gerade mein Leibgericht.“ „Dann werde ich es natürlich nicht übers Herz bringen, Sie von dem Genuß Ihres Leibgerichtes auszuſchliohßen. Aber mit der Plauderſtunde mit mei⸗ nem Vater, da werden Sie wohl lange warten müſſen. Seine Sprechſtunde dauert noch anderthalb Stunden.“ Er ſaß ſie bitend an. „Werden Sie ſich meiner dann nicht ſo lange er⸗ el Sie ſah errötend und unſchuldig in ſein Geſicht. „Meine Unterhaltung wird Ihnen wohl ſehr lang⸗ weilig erſcheinen, Miſter Bernau, ein ſo weit gereiſter Mann wie Sie iſt andere Unterhaltung gewöhnt.“ „Andere, ja, aber keine beſſere. ſchicken mich nicht fort?“. 5 Sie ſah ihn unſicher an und ſagte dann zögernd: „Miſter Bernau, bei uns herrſchen andere Sitten u. Gebräuche, als drüben bei Ihnen in Amerika. Es iſt hier nicht üblich, daß eine junge Dame allein einen jungen Herrn empfängt.“ Erſchrocken ſah er ſie an. 0 „Sie wollen mich doch nicht fortſchicken?“ 1 Ruth überlegte einen Augenblick. Dann ſagte ſie ruhig und beſtimnit: a 15 ü „Nein, ſo ungaſtlich will ich nicht ſein, aber ich werde hinüber zu meinem Vater gehen und ihm ſagen, daß Sie hier ſind. Dann kann er ab und zu zwiſchen zwei Konſultationen auf einige Zeit herüber kommen. So viel, Patienten ſind ohnedies nicht da und ſo läßt es ſich machen. Bitte entſchuldigen Sie mich einige Minuten.“ 98 a Er verbeugte ſich und ſie verließ das Zimmer. Ihr Vater entließ gerade einen Patienten und ehe er einen neuen hereinrufen konnte, ſtand Ruth vor ihm. „Lieber Vater, Miſter Bernau iſt gekommen. Er ſcheint ſich ſehr zu langweilen und hofft, daß wir uns ſeiner annehmen. Ich kann ihn nicht gut fortſchicken, ef will ſogar Bratwurſt und Kartoffelpüree mit uns eſſen.“ Der alte Herr lächelte. „Nun, ſo ſoll er uns willkommen ſein, Ruth.“ „Ja, Vater, aber er hat nach amerikaniſchen Be⸗ griffen angenommen, daß ich mit ihm allein bleiben kann, bis deine Sprechſtunde vorüber iſt.“ Wieder lächelte der alte Herr in ſeiner milden, ab⸗ geklärten Weiſe. 1 „Ja Kind, drüben kennt man unſere ängſtlichen Sitten nicht. Aber du, meine Ruth, kannſt getroſt eine Weile mit einem jungen Mann allein bleiben und Miſter Bernau macht mir auch den Eindruck, als wiſſe er die Reinheit einer Frau zu reſpektieren. Geh alſo ruhig wieder zu ihm hinüber. Ich ſehe der Form Nicht wahr. Sie halber zuweilen nach euch. So haſt du doch auch ein wenig Unterhaltung. Es hat mir ſo leid getan, daß du an der Autotour nicht mit teilnehmen konnteſt.“ „Ich bin viel lieber zu Hauſe bei dir geblieben, lieber Vater.“ Er ſtreichelte ihr ſchönes Haar. a „Du biſt immer opferbereit, meine Ruth. Eigent⸗ lich wäre es mir lieber geweſen, wenn du mit von der Partie geweſen wärſt. Du weißt, ich bin immer ein wenig in Sorge, daß Mama oder deine Schweſtern gegen meinen Willen etwas tun, was Miſter Stratlter veranlaſſen könnte— ach, du weißt ja, was ich ſagen will.“ „Ja lieber Vater, aber ich könnte es ja doch nicht hindern, wenn Mama eine ſo— verzeihliche Torheit begehen wollte.“ a g „Nein, du könnteſt es nicht hindern, ich weiß es Iſt es nicht traurig, meine Ruth, daß ich mich des Be⸗ ſuchs von Miſter Stratter nicht recht freuen kann, weil ich immer dieſe Furcht vor Mamas und der Schweſtern Taktloſigkeit haben muß? Du haſt recht, es wäre eine unverzeihliche Taktloſigkeit. Sie müſſen ſich ſo viel verſagen. Da natürlich auch, mein Kind, aber du biſt von anderer Art— du liebes, großes Herz.“ Er küßte ſie zärtlich auf die Wange. „Mein lieber, lieber Vater, wenn ich doch deine Augen heil machen könnte, dann wäre alles gut.“ Er ſeufzte und rückte an ſeiner Schutzbrille. „Ja, die Augen! Ohne ſie bin ich ein unnützer Menſch. Aber nun geh— ich darf meine Patienten nicht unnötig warten laſſen, ſouſt laufen ſie mir da von. Einen Gruß inzwiſchen an Miſter Bernau, ei iſt ein prächtiger Meuſch und ich freue mich auf ein Plauderſtündchen mit ihm nachher.“ „Ja Vater, er gefällt mir auch ſehr in ſeiner ru. higen, beſtimmten Art. Faſt erſcheint er mir im, ponierender als Miſter Stratter ſelbſt. Alſo a“ Wiederſehen nachher!“ [(Foctſetzung folgt.) erhol⸗ ö Einbruch.) In der Nacht wurde che Atelier von Bruno Hölſcher ein ita verübt, wobei den Tätern zwei wertvolle große ü 10 ographiſche Apparate in die Hände fielen. Von den jeben fehlt zur Stunde noch jede Spur. Friedberg,(Die Ruine Ronneburg vor dem Verfall.) Die in der Wetterau in der Nähe von Büdingen liegende Burg Ronneburg befindet ſich gegen⸗ wärtig in einem derartig ſchlechten baulichen Zuſtand, daß über kurz oder lang mit ihrem Verfall gerechnet werden muß. Es ſteht jedoch zu erwarten, daß ſich be⸗ ſonders die heimatgeſchichtlich intereſſierten Kreiſe für die Erhaltung der Burg einſetzen. Ulrichſtein.(Schwerer Sturz vom Nad.) Ein ſchwerer Unglücksfall ſtieß dem Förſter Bauer in dem benachbarten Altenhain zu. Bei ſeinem Dienſt in den ausgedehnten Waldungen benutzte er ſein Fahrrad. Da⸗ bei ſtürzte er in einer holprigen Schneiſe mit dem Rad und blieb hilflos liegen. Vorbeikommende Arbeiter tru⸗ gen ihn nach Hauſe. Der Arzt ſtellte einen ſchweren Ober ſchenklelbruch feſt. Herchenhain.(Eine Segelflugſchule.) Seit einiger Zeit geführte Verhandlungen über die Errichtung einer Segelflugſchule auf der Herchenhainer Höhe ſtehen nunmehr vor dem Abſchluß. Mehrere maßgebende Se— gelflieger haben in den letzten Tagen das Gelände in Augenſchein genommen und es für die Zwecke des Se— gelfluges geeignet befunden. Der Bau einer Flugzeug- halle ſoll ſchon bald in Angriff genommen werden. Zu Schulungszwecken ſollen auch einige Kleinmotorflugzeuge hier oben Unterkunft finden. Spiesheim.(Verſchüttet.) An der Bauſtelle von Wilhelm Jung löſten ſich bei Fundamentsausgra— bungen Erdmaſſen und verſchütteten den Arbeiter Hein— rich Diefenthäler ſo, daß nur der Kopf frei war. Wenn nicht raſch die Erdmaſſen beiſeite geſchaufelt worden wären, wäre D. zu Tode gedrückt worden. 2 Heſſiſcher Landtag. Der Kultusetat im Finanzausſchuß. O Darmſtadt, 9. März. Der Finanzausſchuß ſetzte am Freitag die Beratungen über den Kultusetat fort. Das Kap. 57, Volks- ſchulen, gab zu einer längeren Debatte Veranlaſſung und eine große Anzahl von Anträgen wurde dazu ge— ſtellt. Der Landbund verlangte einen weiteren Abbau des Volksſchul⸗ und Fortbildungsſchulweſens. Weiler lag eine große Anzahl von Vorſtellungen von Gemeinden vor, wonach dieſe weitere Schulſtellen beantragen. Sie wurden der Regierung als Material ühermieſen. Die Anträge der Kommunen unnd des Tauvoyunves wurden aogelehnt. Das Kapitel ſand gegen die Stimmen der Kommuniſten und des Landhundes Annahme. Es wurde ferner beſchloſſen 100000 Mark für Schulhausneubauten zu genehmigen. Weiter wurden die Kap. 58, Schulturnen, 59, Taub⸗ ſtummenanſtalten, 60, Blindenanſtalten, 61, Gymnaſien, Reglgymnaſien und Oberrealſchulen und 61a, Aufbau⸗ ſchulen, ohne weſentliche Debatte angenommen. Die Be⸗ ratungen wurden dann abgebrochen und auf Dienstag vertagt. 5 e Aus dem badiſchen Lande. Der Heidelberger Oberbürgermeiſterpoſten wird nicht ausgeſchrieben. Heidelberg, 9. März. Der Stadtrat hat in ſeiner Sitzung beſchloſſen, ron einer öffentlichen Ausſchreibung der Oberbürgermeiſterſtelle Abſtand zu nehmen. Der Beſitzer des Hauptgewinnes ein Lehrer. Pforzheim, 9. März. Wie ſchon gemeldet, fiel der Hauptgewinn der Preußiſch-Süddeutſchen Klaſſenlotterie nach Pforzheim. Der alückliche Geminnor iſt ein nerhei⸗ Deutſchlands Viehbeſland. in Miilienen Stück. 11.10% 1.2.10½⁰ Nach den ſchweren Kriegs- und Inflationsjahren hat der Vieh beſtand des deutſchen Reiches z. T. die Vorkriegs⸗ höhe ſchon übertroffen, z. T. wenigſtens annähernd wieder erreicht. Die Schweinezucht hat ſich aus bekannten Grün⸗ den am ſchnellſten wieder erholen können. rateter Lehrer m ver Naye von Pforzheim, der das ganze Los, das in vier Vierteln zerteilt war, ſpielte. Der Glückliche, der in der zweiten Hälfte der 30er Jahre ſteht, hatte ſchon längere Zeit geſpielt, aber immer nur ein Ach⸗ tel⸗ oder ein Viertellos. Da er ſtets mit dem Einſatz her— ausgekommen war, das Vergnügen des Lotterieſpielens ihm alſo nichts gekoſtet hatte, wurde er diesmal kühner und kaufte ein ganzes Los. Er erfuhr die Glücksbotſchaft, als er im Schaufenſter die Schnelliſte durchſah. Sein Los war nicht unter den Gewinnen. Da ſiel ſein Blick auf die Schiefertafel, auf der die Nachricht von dem gro— ßen Los ſtand und ſeine Nummer. Der Gewinner zeigte gute Nerven. Er ging in den Laden, ließ ſich beſtätigen, daß nicht etwa ein Verſehen untergelaufen ſei und ging wieder weg, ahne ſich mit einer Miene zu verraten. Er erhält 400 00 Mark ausbezahlt. Tagung der badiſchen Berufsfiſcher. Meersburg, 9. März. Hier fand eine gut beſuchte Konferenz ber badiſchen Berufsfiſcher ſtatk, auf der vor allem die Taxe für die Fiſchermotorboote beraten wurde. Die Befürchtungen, die bei der Einführung der Motor— boote ſeitens der Staatsbehörde und anderer Kreiſe ge— hegt wurden und dahin gingen, daß die Verwendung die— ſer Boote den Fiſchbeſtand allzu ſtark dezimieren würde, haben ſich nicht beſtätigt. Die mit der Benutzung der Motorboote im Zuſammenhang ſtehende Sonderſteuer wird als ein Unrecht empfunden. Die Angelegenheit ſoll auf der morgen in Konſtanz ſtattfindenden Tagung des Badiſchen Fiſchereivereins zur Sprache kommen. Freiburg.(Großfeuer.) In Uffhauſen bei Freiburg brach in der Nacht in der Ziegelei Schiele ein Feuer aus, das raſch um ſich griff. Der Freiburger Feuerwehr, die zur Hilfe geeilt war, gelang es nach zwe: ſtündiger, angeſtrengter Tätigkeit des Feuers Herr zu wer⸗ den. Die Ziegelhütte iſt fast vollſtändig niedergebrannt. Der Schaden iſt ſehr groß. Seine Höhe läßt ſich noch nicht überblicken. Bei der abgebrannten großen Hütte handelt es ſich um einen kürzlich orſtollten Neubau. Lausheim vei Tiengen.(Burch einen Ochſen getötet.) Einer der älteſten Gemeindebürger, der 84 Jahre alte Joſeph Kohummer, wurde, als auf auf dem Hof mit Kleinholzmachen beſchäftigt war, von einem chſen, der in den Stall geführt werden ſollte, geſtoßen und zu Fall gebracht. Der alte Mann zog ſich einen ſchweren Schädelbruch zu und ſtarb einige Tage ſpäter an dor axlittenen Verletzung. 5 —.—f ꝓ * Das Frühlingskleid. Eine zur Zeit ſehr alltägliche Geſchichte. Von Wigdor Baumert. (Nachdruck verboten.) Als Herr Oskar Römer, aus dem Büro kommend, ſein Wohnzimmer betrat, kam ihm ſeine junge Frau. außergewöhnlich liebenswürdig und ſtrahlend entgegen. Sie be e ihn ſo ſtürmiſch, daß er nicht umhin konnte, ein erſtauntes Geſicht zu machen. Als ſich der Begrüßungs⸗ ſturm etwas gelegt hatte, gelang es Herrn Römer einen Blick auf den Tiſch zu werfen. Dort lag ein rieſiges Zeitungsblatt mit der Annoncenſeite aufgeſchlagen, da⸗ neben eine Modenzeitung. Rote Striche bewieſen, daß ſich alte Ilſe ſoeben intenſiv mit dieſen Blättern beſchäftigt atte. Herr Römer ahnte kommendes Unheil. Es half anſcheinend nichts, daß er nun ſchon ſeit Wochen betont hatte, aus einem neuen Frühjahrskleid könne nichts wer⸗ den, weil er unbedingt einen neuen Anzug brauche, we⸗ nigſtens ſollte ſich Frau Ilſe noch einen Monat gedulden. Und nun hatte er die Beſcherung.„Männe“, ſagte Frau Ilſe ſanft,„ich habe mir eben die neuen Modelle in der Zeitung angeſehen. Wirklich fabelhaft billig und ſchön.“ —„Aber, du weißt doch——“—„Ja, ich weiß. Aber ich habe es mir auch bloß ſo angeſehen. Ich will ja gar kein Kleid haben, allerdings die Frau Meier von nebenan, die bekommt zwei neue Frühjfahrskleider, ob⸗ gleich der Mann nicht das verdient, wie du.“—„Aber du weißt doch——“—„Ja, ich weiß, aber euch Män⸗ nern iſt es ja egal, wie die eigene Frau herumläuft. Ich habe gar nichts mehr anzuziehen!“ Herr Römer wollte eine Inventurliſte des immer noch reichlich verſehenen Klei⸗ derſchrankes von ſich geben, aber er ſchwieg, denn Frau Ilſes Näs'chen begann ſich verdächtig zu röten, Tränen ſchimmerten in den Augen der jungen Frau und dann ging es los:„Hu, hu, hu was bin ich für eine unglück⸗ liche Frau. Ach, hätte ich Dich doch nie geheiratet.“ Herr Römer ſchwieg, das war das Beſte, was er tun konnte.„Ach“, japſte Frau Ilſe,„ich kriege meine Zu⸗ ſtände.“ Und ſie ſank blaß in einen Stuhl. Herr Römer ſchwieg noch immer, er dachte nach. Na, vielleicht ginge es doch noch mal mit dem alten Anzug. Sollte er, ſollte er nicht? Da erfolgte ſchon wieder ein neuer An⸗ griff.„Deine Teilnahmsloſigkeit macht mich raſend“, ſchrie FrauIlſe,„ich reiſe zu meiner Mutter!“ Bums wurde die Wohnzimmertür zugeſchlagen. Immer dieſe leeren Ver⸗ ſprechungen! dachte Herr Römer grimmig. Dann nahm er ſich in Gemütsruhe eine Zigarre und die Zeitung und verſenkte ſich in den Leitartikel. Eine halbe Stunde ver⸗ ging, dann erſchien Frau Ilſe wieder in der Tür. Ihre Augen waren leicht gerötet. Mit einer wahren Märtyrer⸗ miene trug ſie das Eſſen auf: Sauerbraten mit Klößen, ſein Lieblingsgericht. Schweigend begann man zu eſſen. Seine Stimmung wurde entſchieden langſam wieder beſ⸗ ſer. Er dachte: Mein Gott, ſo ſchlimm iſt das ja auch nicht. Man muß eben ſehen, wie man es wieder an⸗ derſeitig irgend wie reinbekommt. Dieſe Kriegsſtimmung war keineswegs angenehm und würde Wochen andauern. Das kannte er ſchon. Alſo wiſchte er ſich entſchloſſen den Mund mit der Serviette ab und ſprach alſo:„Nun kannſt du Dein Kleid kaufen!“ Im Nu ſtrahlte Frau Ilſe auf, alles Trübſal war von ihr gewichen. Sie ſprang auf:„Ach, du biſt doch der Beſte!“ rief ſie aus und um⸗ armte ihn ſtürmiſch. Unpolitiſche Zeitbetrachtungen. Wowinner, die ſich nicht melden.— Gegen die Kuiefreiheit. — Suchet, ſo werdet ihr finden!—„Doktor der Körper⸗ kultur“.— Hundewettrennen als Vergnügen und Sport.— Großmutter, die preisgekrönte Schönheit!— Der verfemte Handkuß. Von dem vielen Geld, das man in Kriegsanleihen totſicher anzulegen hoffte, iſt alles futſch bis auf den ge⸗ ringfügigen Aufwertungsbetrag, der den Zeichnern gnaden⸗ halher bewilligt wurde. Glücklich iſt, wer vergißt, was nicht mehr zu ändern iſt, und immer beſſer noch eine kleine Gabe als überhaupt keine. Darum haben die Kriegs⸗ anleihebeſitzer denn auch nahezu vollzählig ihre Anſprüche angemeldet und man ſollte meinen, daß ſie bei dem Dalles, den die meiſten von ihnen haben, darauf brennten, das Abfindungsſümmchen zu erhalten. Dies geſchieht bekannt⸗ lich auf dem Wege der Ausloſung, eine Prozedur, die in längſtens dreißig Jahren beendet ſein ſoll. Was ſind Aeißig Jahre? Man muß nur Geduld haben und darf nicht zu früh ſterben. Und viele der ehemaligen Beſitzer lind offenbar ſo ſehr vom Glück entwöhnt und an Kum⸗ mer gewöhnt, daß ſie ſich gar nicht denken können, ſie könnten vor Ablauf der dreißig Jahre entſchädigt werden. Wie ſoll man es ſich ſonſt erklären, daß von den bereits ausgeloſten Nummern Millionenbeträge noch nicht ab⸗ gehohen ſind und die dazu Berechtigten ſich bisher nicht gemeldet haben? Die Ziehungsliſten können doch hei allen Banken und Sparkaſſen eingeſehen werden. Und die Reichsſchuldenverwaltung möchte das Geld gerne los fd, Den Gläubigern, die im Reichsſchuldbuch eingetragen ſind, ſchickt ſie es nach erſolgter Ausloſung auch durch die Poſt zu. 1. Daß unſere Poſtbeamten eine neue Uniform bekommen, iſt za bekannt, aber nun ſoll die Reichspoſtverwaltung ihre Reſormbeſtrebungeg auch auf die Kleidung der Beamtin⸗ den ausgedehnt und angordnet haben, daß ſie im Dienſte zöcke tragen, die zwanzig Zentimeter über das Knie hinabreichen. Ich kann nicht ſagen, welche Kür e die Mode augenblicklich für Damenröcke vorſchreibt, man ſieht es auf er Straße und in Geſellſchaft verſchieden, im allgemeinen aber ſcheint der Strumpf für wichtiger gehalten zu werden, ahn sieht man beinahe in feiner ganzen Länge, von dem Roc dementſprechend weniger. Den Strumpffahriken, be⸗ onders denen der Seren muß es 1 gut gegen. Wi er Gedankenfteiheit, Redeftei⸗ et uf Su niel mürde ir haben außer uſm. die Kniefroihoit der VDamon. ſelbſt ein Marquis Poſa nicht zu ſordern gewagt haben. Am ſpaniſchen Hofe herrſchte auch eine ſo ſtrenge Etikette, daß König Philipp zehnmal eher die gewünſchte Gedan— kenfreiheit als dieſe Kniefreiheit bewilligt hätte. Eir Behörde, die die Rocklänge ihrer weiblichen Angeſtellten beſtimmt, korrigiert damit die Modegeſetze, und das iſt ebenfalls ein Wagnis. Man kann den zu kurzen Rock un— hygieniſch und unäſthetiſch finden. daß er die dienſtliche Leiſtungsfähigkeit been achtigt, wird ſich kaun behaup— ten laſſen, er hat ſogar gewiſſe praktiſche Vorzüge. Ob er ſich mit der Beamtenwürde verträgt—? Ja, auch hier⸗ von gilt das Wort des griechiſchen Weiſen:„Alles fließt!“ Einſt ſehr würdige Trachten ſiad zum Geſpött geworden und umgekehrt, und der Kniefreie mit Seidenſtrümpfen und Stöckelſchuhen erfreut ſich auch der Gunſt würdiger alter Damen.—— Nach der sagenhaften Atlantis, dem angeblich vom Meere verſchlungenen großen Inſellande, von dem Wun⸗ derdinge berichtet wurden, iſt unermüdlich geſucht worden; man vecmutete es diesſeits der„Säulen des Herkules“, der Straße von Gibraltar, und erſt in neuerer Zeit fing man an, näher bei Griechenland und Aegypten darnach zu forſchen und faßte den Begriff„Inſelland“ weniger eng. Und nun meint man ſicher zu ſein, Atlantis gefunden zu haben, und zwar in den Sümpfen des ſüdlichen Tunis. Kein verſchlungenes, verſunkenes Reich, ſondern ein ver— ſumpftes. Vielleicht waren ſeine Bewohner vorher ver— ſumpft, und das Schickſal des Landes iſt die Strafe dafür. geweſen. Der Zufall hat bei dieſem Erfolg beharrlichen Suchens mitgeholfen, der Zufall, der blind ſein ſoll, aber ſchon oftmals noch Blinderen die richtige Fährte gewieſe hat. Dem Kunſthändler in einer weſtfäliſchen Stadt, der einen echten Raffael unter ſeinen Bildern hatte und es nicht wußte, gab er keinen Wink. Es mußte erſt ein Pro⸗ feſſor kommen, der beim Anblick eines alten Madonnen⸗ bildes ſtutzte, es genauer unterſuchte und einen echten Raffael erkannte. Hoffentlich beſtätigt ſich die Echtheit, dann aber wäre es ein Fund von noch nicht abzuſchätzen⸗ dem Wert. Jetzt werden wohl alle Kunſthändler und Kunſtliebhaber ihre alten Bilder nochmals ſcharf beaugen⸗ ſcheinigen, um ein Meiſterwerk zu entdecken. In der Hei⸗ mat Raffael Santis, dem ſonnigen Italien, iſt man ge⸗ genwärtig für die Kunſt nicht mehr ſo entflammt wie zu Lebzeiten des großen Malers. Man kann mit ihr nur geiſtige Eroberungen machen und der Faſchismus hat ſich bewußt einſeitig für die realpolitiſchen entſchieden, er er⸗ ſtreht Macht und Ruhm nach dem Wahlſpruch:„And willſt du nicht willig, ſo brauch ich Gewalt!“ Es ent⸗ ſpricht dieſer Einſtellung, daß man in Rom eine ſaſchi⸗ ſtiſche Univerſität für Körverku mur eröffnet hat. die ihre beſten Schüler zum„Dotlor der Korpertunur“ ernennt. Wir haben ja auch ſchon eine hübſche Muſterkarte von Doktortiteln, aber ſo einer iſt noch nicht darunter. Un⸗ berufen! Eines Tages könnten auch wir damit beglückt werden. Man ſollte dann aber gleich ins Einzelne gehen und den Box-, Schnelläufer-, Tennis⸗, Fußball⸗ und Schwimm-⸗Doktor einführen. Die ideale Auffaſſung vom Sport verlangt, daß er ſeiner ſelbſt willen, ohne Erwerbsintereſſen betrieben wird. Dieſe Regel iſt jedoch ſchon vielfach durchbrochen worden. Es iſt auch nicht immer klar, was reiner, unver⸗ ſälſchter Sport iſt und was nur dafür genommen werden möchte. Der„Rennſport“ ſoll jetzt bei uns durch Hunde⸗ rennen, wie man ſie ſeit einigen Jahren in England und Amerika veranſtaltet, erweitert und bereichert werden. Aber ſchon vor dreißig Jahren haben wir Hunde wett⸗ rennen laſſen, nur war es damals kein großſpuriger Sport, ſondern eine anſpruchsloſe Volksbeluſtigung. Die Hunde liefen nach den Würſten, die ihnen Herrchen oder Frau⸗ chen am Ziel als Siegespreis entgegenſtreckte, und liefen flinker danach als ſie es vorausſichtlich hinter dem elek— triſchen Haſen her tun werden, der auf der neuzeitlichen Hundewettrennbahn ihren Eifer anſpornen ſoll. Und das Publikum hatte etwas zum Lachen, wogegen die Jagd nach dem„falſchen Haſen“ mit ſportlichem Ernſt verfolgt werden ſoll. Lachen iſt geſund, Heiterkeit verjüngt— das ſollte auch beim Sport nicht vergeſſen werden, es würd: ihm noch mehr Freunde erwerben. Die Welt hungert nach An äſſen, die das Zberchfell reizen und erſchüttern. In Wien lacht man über die Großmutter, die auf einem der letzten Faſchingsbälle in einer Schönheitskonkurrenz den erſten Preis davongetragen hat— eine leibhaftige moderne Großmutter mit Humpelröckchen und Bubikopf. Aber das iſt heute doch ſchon mehr ein„Typ“ als eine komiſche Ausnahme. In Litauen beluſtigt man ſich über die Kriegserklärung gegen den— Handkuß. was ja auch eine ſcherzhaftere Angelegenheit iſt als es eine etwaige Kriegserklärung gegen Polen ſein würde. Die Handkuß⸗ ſitte, die ſich bei den Litauern ſehr eingebürgert haben muß, ſoll aufs nachdrücklichſte bekämpft werden. Gegner und Gegnerinnen haben ſich zu einer Liga vereinigt und tragen ein ſichtbhares Abzeichen. Die Damen wollen ſich lieber auf den Mund als auf die Hand küſſen laſſen— ſo unterſtellt ihnen männliche Eitelkeit, und wenn es wahr wäre, würde eine Liga gegen den Handkuß auch bei uns keine Fehlgründung ſein. Und verſchwände er— er paßt nicht zur Gleichberechtigung beider Geſchlechter und wird außerdem gewöhnlich falſch gegeben— es wäre zu ertragen. Jobs. —..