central- Theater 2 nchtung Heute Montag ab 8 Uhr zum letzten Male Der Mann mit der Das größte Rieſenſchlager⸗Programm in 18 Akten, wie es Viernheim noch nicht geſehen hat. eitſche 9 Die Sperlinge Gottes Mögen alle Beſucher, die geſtern Abend unſer Prochtprogramm geſehen haben, bei ihren Verwandten und Bekannten den heutigen Beſuch empfehlen. Heute letzter Tag. Das Tagesgeſpräch heißt darum: Auf ins Central⸗Theater.(Siehe Lokales, nanlesagung. Für die vielen Beweise inniger Anteilnahme während der Krankeit und bei dem unerwartet schnellen Hinscheiden meiner lieben, unvergeß- lichen Gattin, unserer treubesorgten Mutter, Tochter, Schwiegertochter, Schwester, Schwäge⸗ rin und Tante, Frau Sophie Benz ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruhestätte und für die große Kranz- u. Blumen- spende sagen wir hierdurch unseren tiefgefühlten Dank. Ganz besonderen Dank der hochw. Geist- lichkeit für den trostreichen Beistand, den ekrw. barmh. Schwestern für die Iiebevolle Pflege, ihren Mitarbeiterinnen der Firmen Heinr. Jakob& Co., hier und Max Maier, Mhm.-Käfertal, sowie den Stiftern von Seelenmessen. Viernheim, den 19. März 1928 Die trauernd Hinterbliebenen Adam Benz und Kinder. ——— ä— 2 ———ñ—— B— Friſche Eier Alg. Stangenkäſe Eine beſchlagnahmefreie Honnuno geſucht per ſofort od bis 1. April, beſtehend auß 2 Zimmer u. Küche. Bei Voraus zahlung der Miete und zahle bis 40 Mark pro Monat. Milleilung. Zur Sommerſaiſon empfehle ich meine ſelbſtgezogene naturreine Weine von ſolgen— den Jahrgängen: 1926er Rotwein 192 77er 5 1926er Weißwein 192 7er 15 1927er Apfelwein 1 zu verkaufen. Es werdeu auch von 10 tr. an abgegeben. Näheres zu erfr Geefäße ſind mitzubringen. im Verlag. i Ein faſt neuer N Ind liens Hinderwagen Marian. Jünglngs⸗Eodolllit Morgen Dienstag abend 8 Uhr Verſammlung des Jungmännerbundes im Kettelerſälchen. f 3. Vortrag des H. 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M.— Schriſtleitung, Druck u. 85 7 aus gebracht.— Gratis beilagen: wöchentl. das achtſeitige iuftrierte 8 bel an ahrplan ſowie einen Wanb⸗— lender.— Munahme von Abonnements täglich in ber Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungs träger Erſtes, ilteſtes u. erfokgreichſes Lobal⸗Auzeigeblatt in Viernhein 117.— Telegramme: Unzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt an 5 5 erlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathaus ſtr. Viernheimer Tageblatt Anzeigenpreife: Die einſpaltige Petttzetle koſtet 25 Pg, ee abgestufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Nſeran und Notizen mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annenten⸗Expebitionen Deutſchlands und des Aus laub, Anlsblatt det Heſiſchen Vürzermeiſerel und des Polizeians Platvorſchriften bei Anzeigen werken nach Möglichkeit berückfichtigt.— Für die Aufnahmm an Lat vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werben ſennheimerfinzeige (Sternhetmer Bürger- Zig.— Sternh. Vollsslag die Reklamezetle 60 i * unſenes Rr 68 Dienstag, den 20. Mürz 1928 45. Jahrgang Neues in Kür eues in Kürze. :: Das Reichskabinett trat am Montag zu einer Kabinettsſitzung zuſammen, in der laufende Angelegen⸗ heiten behandelt wurden. Wie die Voſſiſche Zeitung hier⸗ zu zu berichten weiß, ſoll das Reichskabinett Maßnahmen zur Bekämpfung der Aufforderungen zum Steuerſtreit und zur Steunerſabotage beraten haben. zs: Der preußiſche Landtag nahm den Lotterievertrag Preußen mit Bayern, Württemberg und Vaden gegen die Stimmen der Deutſchnationalen und der Kommuniſten end⸗ gültig au. 1: Ueber die Gründe zu den Verhaftungen in Ruß⸗ laud iſt bisher trotz den Bemühungen des Auswärtigen Amtes noch keine Aufklärung gegeben worden. *: Der italieniſche Juſtizminiſter Rocco iſt in Paris eingetroffen, um Nachforſchungen über das angebliche Fe⸗ megericht gegen den ermordeten Faſchiſten Savorelli an- zuſtellen. :: In einer Wahlverſammlung betonte Caillaux, daß die Zeit des Burgfriedens, der jede politiſche Betätigung der Parteien ausgeſchaltet habe, mit den neuen Wahlen beendet werden müſſe. z: Der neue ägyptiſche Miniſterpräſident tritt für ein Bündnis mit England ein, bei dem aber die Unabhängig⸗ leit des Landes in vollſtem Maße gewahrt bleibt. ö Der Drang zum Stud am. A Wieder einmal ſtehen tauſende von jungen Leu⸗ ten in unſerem Vaterlande vor einer der wichtigſten Ent⸗ ſcheidungen ihres Lebens, vor der Berufswahl. Es ſind dies die vielen Abiturienten, die jetzt zu Oſtern ihre Prü⸗ fung beſtanden haben. Nach des Examens Laſt und Nöten iſt den meiſten die Bruſt voller froher Hoffnung geſchwellt und dennoch weiß der Erfahrene, wie viele von denen, die mit vollen Segeln hinausſchiffen in das Meer des Lebens, einſt müde und reſigniert als gerade noch gerettete Schiff⸗ brüchige im heimatlichen Hafen ſich wiederfinden werden. Die Notlage der akademiſchen Berufe in der Nachkriegs⸗ zeit iſt beinahe ſprichwörtlich geworden, und dennoch kann zu jedem Beginn eines neuen Studienjahres die Feſtſtel⸗ lung gemacht werden, daß ſich Tauſende und Tauſende wieder hindrängen zur alma mater, wo ſie ſich die Kennt⸗ niſſe für einen akademiſchen Beruf erarbeiten wollen, trotz⸗ dem ſie genau ſehen müſſen, wieviele Konkurrenten und Vorgänger ſie haben. Die Wirtſchaftshilfe der deutſchen Studentenſchaft hat Mitte des vorigen Jahres Feſtſtellungen über die Zahlen der Abiturienten angeſtellt, die im Winterſemeſter 1926/27 und im Som⸗ merſemeſter 1927 erſtmalig die Univerſität bezogen haben. Man iſt zu dem Ergebnis gekommen, daß 85 Prozent aller derer, die die Reife für das Aniverſitätsſtudium erlangt haben, die Abſicht hegen, einen akademiſchen Beruf zu er⸗ greifen. Jetzt bei Beginn eines neuen Semeſters werden die Verhältniſſe, was den Prozentſatz der ſtudienbefliſſe⸗ nen Abiturienten anlangt, nicht anders geworden ſein. Läßt man die verſchiedenen akademiſchen Berufe Revue paſſieren, ſo kann man nur bei zweien oder dreien abſolut günſtige Chancen feſtſtellen, bei einer Berufs⸗ gruppe bietet ſich etwa eine 80prozentige Möglichkeit, wäh⸗ tend die anderen Gruppen als ſchlechthin überfüllt bezeich⸗ net werden müſſen. Abſolut günſtige Chancen hat das Studium der Theologie bei beiden Konfeſſionen zu verzeichnen. Dasſelbe gilt für das Studium der Land⸗ wirtſchaftswiſſenſchaften und im Zuſammenhang damit auch für das Studium der Tierarzneikunde. Die Staatswiſſenſchaften, oder wie man ſie ſehr häufig nennen hört, die Volkswirtſchaftslehre, bietet ihren Studenten die genannte 30prozentige Möglichleit, trotzdem gerade für dieſen akademiſchen Zweig die Anwärterzahlen nach dem Kriege eine überaus große Steigerung erfahren haben. 1913/14 rechnete man mit etwa 2300 Studieren⸗ den dieſes Faches, und 10 Jahre ſpäter waren es ſchon 10300. Im letzten Semeſter betrug die Zahl der immatri⸗ kulierten Volkswirte nur noch 7000. Durch die Entwick⸗ lung der wirtſchaftlichen und ſozialen Verhältniſſe in der Nachkriegszeit ſind ja eine ganze Reihe von Aufgaben überhaupt erſt entſtanden, deren Löſung dem Staatswiſ⸗ enſchaftler in der Hauptſache obliegt. Dadurch iſt auf die⸗ em Gebiete ein Bedarf entſtanden, der auch für die nächſt⸗ folgenden Jahre als noch nicht völlig gedeckt gelten kann. Die Entwicklung der Nachkriegszeit hat ja auch eine nicht geringe Umſchichtung in der Wertrangordnung der alademiſchen Berufe gebracht. Vor dem Kriege ſtand das mediziniſche Studium an führender Stelle. Von dieſer Stellung iſt es aber in der Zwiſchenzeit verdrängt worden. Was die 5 8 der Studierenden anlangt, ſo tehen heute die Juriſten und die Schulwiſſen⸗ chaftler an erſter und zweiter Stelle, während erſt an ritter die Meziner rangieren, Die Urſache iſt klar, der e iſt ſaturiert. Die Zahl der jetzigen Studenten der Medizin geht über den vorhandenen Bedarf erheb⸗ lich hinaus. Dasſelbe gilt übrigens für die Juriſten. Es hat einige Jahre eine Hochkonjunktur für den juriſtiſchen SBerufspand gegeben. 9eachvem aber ſezt ein großer Tei der ſo zahlreichen Inflationsprozeſſe erledigt iſt, engt ſich die Betätigungsmöglichkeit zum Beiſpiel der Rechtsanwälte immer mehr und mehr ein. Parallel geht die Entwicklung bei den beamteten Juriſten ſowohl in den Staatsbehör— den wie in Induſtrie und Handel. Eine nicht unerhebliche Konkurrenz iſt den männlichen Akademikern in den ſtudierenden Frauen erwachſen. 1913/14 rechnete man 3650 ſtudierende Frauen, das letzte Winterſemeſter ſah deren 9000. Die Ueberzahl, nämlich 4000, hat ſich dem philologiſchen Studium gewidmet, weibliche Medizinſtudierende gab es im letzten Semeſter 1600, Naturwiſſenſchaftler 1400, Staats- und Rechtswiſ⸗ ſenſchaftler 700 bzw. 600. Der Reſt verteilt ſich auf die Be— rufe in der Chemie, der Zahnheilkunde, Pharmazie uſw. Faßt man dieſe Ergebniſſe zu einem Werturteil zu— ſammen, ſo kann dies nur in einer ernſthaften War— nung ausklingen. Der Drang zum Studium, ſo ſehr er für den Idealismus unſerer Jugend zeugt, gleicht doch einem Neſſushemd, das dem Träger ſchließlich die fürch— lerlichſten Peinen bereiten muß. Aeghpten beanſprucht Anabhängigleit. Eine Erklärung des Regierungschef Nahas Paſcha. O London, 19. März. In einer Unterredung mit dem Timeskorreſpondenten n Kairo erklärte Nahas Paſcha, daß er in ſeiner Eigenſchaft als Regierungschef und Führer der Mehrheit des Parlaments, Großbritannien die Verſicherung geben lönne, daß die Einſtellung des ägyptiſchen Volkes gegen⸗ über England und die Idee eines Abkommens noch immer, günſtig ſeien, daß aber alles von Großbrita“ nien abhängig ſei. Der Abſchluß einer En⸗ tente liege im Intereſſe beider Länder, aber alles komme auf ihre Form an. Aegypten ſei niemals ein Teil des britiſchen Weltreiches geweſen und die Tat⸗ ſache, daß der Weg nach Indien über Aegypten führe, könne nicht bedeuten, daß es deswegen ſeine unabhängige Stellung verliere. Aegyptens Unabhängigkeit ſei ein natürliches Recht und Aegypten nehme daher, das Recht für ſich in Anſpruch mit Großbritannien auf, demſelben Fuße der Gleichbe rechtigung zu ver⸗ handeln. —— Vor Schluß der Reichstagsausſchuß⸗ Arbeiten. Der Aelteſtenrat fordert Beendigung bis Mittwoch. Berlin, 19. März. Der Haushaltsausſchuß des Reichstages begann am Montag die Beratung des Ergänzungshaushal⸗ tes 1928. Der Vorſitzende teilte mit, daß der Aelte⸗ ſtenrat Beendigung der Ausſchußarbeiten bis Mittwoch fordert. Er ſchlug deshalb vor, die ſämt⸗ lichen Beamtenfragen ſofort dem Unterausſchuß zu überweiſen und jetzt den Ergänzungsetat zum Ernährungs- miniſterium, der das landwirtſchaftliche Notprogramm ſent— hält, vorzunehmen. Von den Sozialdemokraten wurde erſucht, die allgemeine Ausſprache über die Art des Er⸗ gaͤnzungsetats und die Agrarfragen mangels Vorberei⸗ tung zunächſt zu vertagen. Der Ausſchuß beſchloß, die Agrarfragen auf Dienstag zu vertagen. Ferner wurde beſchloſſen, die Garantieſumme für die Rationaliſierung des Waldenburger Reviers, deſſen Nachtrags⸗ etat für 1927 in Höhe von 12 Millionen angefordert iſt, auf 16 Millionen zu erhöhen. Im weiteren Verlauf der Beratungen ſand dann eine Ausſprache über die Beamtenfrage des Ergänzungs⸗ etats ſtatt. Faſt alle Redner kritiſierten, daß der Ergän⸗ zun dat keine Erfüllung der vom Reichstage bei der Beſotoungsordnung gefaßlen Entſchließungen bringe. Es wurde verlangt, daß unbedingt ein neuer Stellen⸗ plan ſofort dem neuen Reichstag im Juni vorgelegt werde. Miniſterialdirektor Dr. Lotholz betonte, die Re⸗ gierung ſtehe auf dem Standpunkte, daß grundſätzlich keine neuen Stellen und keine neuen Stellenum⸗ wandlungen herausgebracht werden ſollen. Infolge der politiſchen Lage ſei die ſofortige Durchführung der Reichs⸗ tagsentſchließungen nicht möglich. Der Ausſchuß beſchlof in vertraulichen Sitzungen des Unterausſchuſſes die Be— amtenfrage weiter zu beraten. 4 Der Finanzhaushalt. Zweite Beratung im Reichstag. „Berlin, 20. März. Zu Beginn der Sitzung des Reichstages am Montag ſtellte Präſident Loebe ſeſt, daß er am Samstag irr⸗ tümlicherweiſe den Reichsratentwurf, der die Uebernahme der Koſten der Kriſenfürſorge auf das Reich vor⸗ ſieht und der vom Ausſchuß abgelehnt worden war, noch⸗ mals zur Abſtimmung gebracht habe. Es gelte aber der ablehnende Beſchluß des Ausſchuſſes. Sodann wurden die Ausſchußentſchließungen zugunſten des Beſebtenf Oeuoferes angenommen. Eine dleſer Entſchließungel betrifft die Regelung der Polizeilaſten der Städte und Gemeinden des beſetzten Gebietes. Die übrigen Entſchließungen behandeln die Notlage der Saar⸗ Tuxemburg⸗ und Elſaß⸗Lothringen⸗ Gänger. An alle dieſe Grenzgänger ſoll rückwirkend all 1. Februar eine Unterſtützung im früheren Amfange von monatlich 14 Mark für Verheiratete und 7 Mark für Ledige bis auf weiteres wieder gewährt werden. Ferner wird die Durchführung einiger Verkehrsprofekte zur Hebung der Wirtſchaft im Saargrenzviertel vorge⸗ Hagen. Die Bemühungen auf Mehrabnahme von Saar⸗ kohlen in Deutſchland ſollen nachdrücklichſt unterſtützt werden. Ferner ſoll den Wünſchen der heſſiſchen Re⸗ gierung und der Stadt Mainz auf Gewährung eines er⸗ heblichen Zuſchuſſes zu den Koſten der Verbreiterung der Straßenbrücke über den Rhein in Mainz wohlwollend egen detfommen erden. n Es folgte dann die zweite Beratung des Haus⸗ halts für die Kriegslaſten. Dazu nahm Abg. Dr. Schneider⸗Dresden(D. Vp.) das Wort und wies darauf hin, daß die Kriegslaſten die unſer Volk zu tragen habe einſchließlich der Fürſorge für die Kriegsbeſchädigten und Hinterbliebenen uſw. 4,5 Millarden betragen. Der Redner forderte dann ausdrücklich di: Feſtſetzung der Endſumme der Reparationen. Abg. Dr. Dernburg (D.) betonte, die erſchreckende Höhe des Kriegslaſtenetats und wies darauf hin, daß es unter dieſen Umſtänden nicht gerechtfertigt ſei, einen Reichsetat vorzulegen, der eige Proſperität der deutſchen Wirtſchaft vortäuſche. Als näch⸗ ſter Redner fragte Abg. Dr. Reichert(Du.) bis zu wel⸗ chem Stadium die Ausſprache des Reichsfinanzminiſters mit dem Reparationsagegten gediehen ſei und wie es mit der Feſtſetzung der Endſumme unſerer Reparationsver⸗ pflichtungen ſtehe. Er betonte dann die Notwendigkeit einer ſcharfen Kontrolle der Auslandsanleihen. Abg. Dr. Bredit(Wirtſch. Vg.) wies darauf hin, daß ohne Zu⸗ ſtimmung der Deutſchnationalen der Dawesplan niemals zuſtande gekommen wäre. Sodann wurde der Etat in der Ausſchußfaſſung an⸗ genommen. Der Ergänzungsetat für 19283 wurde ohne Ausſprache dem Haushaltsausſchuß überwieſen. Es folgte dann die zweite Beratung des Haus⸗ halts des Reichsfinanzminiſter tums. Dazu erklärte Abg. Maier⸗ Baden(S.), daß unſere geſamte Steuergeſetzgebung von einem unſozialen Geiſte beherrſcht ſei. Er forderte, daß die Regierung gegen die maßloſe Steuerhetze des Landbundes energiſch Front mache. Die Landwirtſchaft habe kein Recht ſich gegen die Steuerlaſt aufzubäumen. Sie bringe knapp drei Prozent der ge— ſamten Einkommenſteuer auf. Dann wies Abg. Dr. Cre⸗ mer /D. Vyp.) darauf hin, daß die Zollpolitik heute in ſtarkent Maße nicht nur ein Schutz eigener Produkte ſei, ſondern ein faſt unentbehrlicher Beſtandteil der Reichs⸗ finanzen. Ueber hohe Steuern werde von allen Berufs- ſchichten geklagt. Es ſet daher unverantwortlich, wenn bei andwirtſchaftlichen Demonſtrationen ſtatt Briefe Steine in die Fenſter der Finanzämter geworfen würden. Sodann derlangte Abg. Dietrich-Baden(D.) eine Herabſetzung, der Koſten des Finanzminiſteriums und Verminderung des gewaltigen Verwaltungsapparates. Ferner betonte er, daß der Kleinbauer viel mehr Steuer zahlen müſſe, als der Großgrundbeſitzer und trat dann für eine Vereinheit⸗ lichung der geſamten Steuerverwaltung ein. Abg. Brü⸗ ninghaus(.) nahm dann den Reichsfinanzminiſter gegen die Kritik des volksparteilichen Redners in Schutz und erklärte, die meiſten Angriffe träfen Reichstagsbe⸗ ſchlüſſe, die mit den Stimmen der Deutſchen Volkspartei gefaßt wurden. Der Redner warnte gleichfalls vor einer Zuſpitzung di Landbundagitation, trat aber für eine Aenderung der unterſchiedlichen Behandlung der Land⸗ wirte ein. Hierauf beſtritt Abg. Dr. Gereke(Dn.), daß die Landwirtſchaft nur geringe Steuerlaſten zu tragen habe und betonte, daß keine einzige Wirtſchaftsgruppe angähernd ſo notleidend ſei, wie die Landwirtſchaft. Neichsfinanzminiſter Dr. Köhler erklärte dann, daß die Regierung eine Aenderung der Lohnſteuer für zweckmäßig halte, ebenſo eine, Ausſprache über die Handhabung der Zollerträgniſſe und über die Befitz- und Verkehrsſteuern. Der Miniſter kün— digte Umorganiſationen der Verwaltung an und teilte mit, daß die Aufhebung einer großen, Zahl von Finanzämtern bevorſtehe, ebenſo eit Verren, ing der Zahl der Landesfinanzämter. Unter ieinen Umſtänden können wir Dinge dulden, wie, ſie bei den letzten Landbunddemonſtratlonen vorgekommen ſind. Die Regierung wird ihre Pflicht tun ohne Anſehung des Berufs oder der Organiſation. Die Regierung iſt bereit, den Notſtänden abzuhelfen, und die Finanzämter haben Anweiſung, durch. Steuernach⸗ laß und Stundungen auf die Lage der Betriebe, weit⸗ gehendſte Rückſicht zu nehmen. Es geht aber auch nicht an, daß die Landwirtſchaft eines ganzen Bezirks einfach erklärt, wir ſind zahlungsunfähig. 8 Darauf vertagte ſich das Haus auf Dienstag mittag Aus dem In⸗ und Auslande. Die afghaniſchen Ordensverleihungen. Berlin, 19. März. Wie verlautet haben unter an⸗ derem auch die Staatsſekretärxe von Schubert, Meißner, Günther und Weißmann afghaniſche Auszeichnungen er⸗ halten und als Erinnerungszeichen angenommen. Die Annahme der Auszeichnungen wird als Pripatangelegen⸗ heit der genannten Herren angeſehen, die als internatio⸗ nal üblich anzuſehen ſeien. Amtliche Auskünfte in den ſogenannten Ordensangelegenheiten werden daher nicht erkeilt. Wie der amtliche preußiſche Preſſedienſt mitteilt, entſpricht die Behauptung, daß u. a. auch der preußi⸗ ſche Miniſterpräſident Braun einen afghaniſchen Orden mit deſſen Annahme die Herzogwürde perbunden ſei, ange⸗ nommen habe, nicht de nTatſachen. Auch die Mitteilung, daß auch der preußiſche Kultusminiſter Dr. Becker einen ufghaniſchen Orden angenommen habe, hsbe keinerlei ſachliche Grundlage. Vielmehr habe Miniſter Becker die an ihn ergangene Anfrage ebenſo abſchlägig beantwortet wie der preußiſche Miniſterpräſident. Das Repräſentantenhaus für eine neue Seeabrüſtungs⸗ lonferenz. London, 19. März. Nach Meldungen aus Waſhing⸗ ton hat das amerikaniſche Repräſentantenhaus nach An⸗ nahme des Marinebauprogramms einen Antrag einſtim⸗ mig angenommen, wonach Präſident Coolidge gebeten wird, mit allem Nachdruck für die Einberufung einer neuen internationalen Konferenz über die Beſchränkung der Seerüſtungen einzutreten. Aus Nah und Fern. Eiſenbahnanſchlag auf der Strecke Braunſchweig— Magdeburg. Magdeburg, 19. März. In einem Einſchnitt auf freier Strecke zwiſchen den Bahnhöfer Wefensleben und Eilsleben wurde kurz vor Durchfahrt des D⸗Zuges 141 Köln— Hannover— Magdeburg von einem Streckenwär— ter auf einem Geleis ein aufgelegter Hemmſchuh gefun— den, wie er zum Aufhalten von Wagen im Rangierdienſt benutzt wird. Wie die Preſſeſtelle der Reichsbahndirek⸗ lion Magdeburg hierzu mitteilt, iſt es gelungen, die Attentäter zu ermitteln. Es ſind zwei 17jährige Ar⸗ peiter, die den Hemmſchuh von dem Kaliwerk Wefens— leben entfernten und auf das Geleis geleat haben. Die„Emden“ in Kiel. Kiel, 19. März. Der Kreuzer„Emden“ iſt von Wilhelmshaven kommend in Kiel eingetroffen, wo ihm von den Behörden und der Bevölkerung ein warmer Empfang bereitet wurde. Die„Emden“ bleibt bis zum 21. März in Kiel, um dann nach Flensburg-Mürwik weiterzufahren. 5 Limburg.(Die Mutter ermordet.) Im benachbarten Niederzenzenheim wurde die Frau des Land— wirts Horn im Stall tot aufgefunden. Die Frau war zum Melken in den Stall gegangen. Als ſie nicht wie— derkam, ging man in den Stall und fand ſie dort mit zertrümmertem Schädel auf. Zunächſt dachte man nicht an ein Verbrechen, ſondern vermutete, daß ſie von einer Kuh geſchlagen worden war. Die näheren Umſtände ergaben aber, daß ein Verbrechen vorliegt. Die Staats- anwaltſchaft hat ſofort die Ermittelungen aufgenommen und ließ den 19 Jahre alten Sohn der Ermordeten ver⸗ haften. Der Junge hatte zuſammen mit ſeiner Mutter abends das Haus verlaſſen. Weimar.( Familiendrama.) In Göllingen ſpielte ſich in dem Hauſe des dortigen Rektors Wüſte— mann eine ſchwere Bluttat ab. Die erſt vor einigen Wo⸗ chen getraute Ehefrau Emma Wüſtemann wurde von ihrer um nur ein Jahr jüngeren Stieftochter Martha Wüſtemann durch zwei Revolverſchüſſe getötet. Danach orſchoß ſich die Täterin ſelbſt. Streitigkeiten“ ſollen der Grund zur Tat geweſen ſein. Trier.(Eiferſuchtsdrama in einer fran⸗ zöſiſchen Offiziersfamilie.) Die Frau eines hier in Garniſon liegenden franzöſiſchen Offiziers hat, nachdem ſie ihren Gemahl mit einer anderen Frau über— raſcht hatte, Selbſtmord verübt. Der Purſche des Of— ſiziers, der ſie auf die Untreue ihres Mannes aufmerkſam gemacht hatte, erſchoß ſich ebenfalls, als er von dem Selbſtmord der Offiziersgattin wegen dieſes Vorkomm— liſſes erfuhr. 1 Aus Heſſen. 69 5 Mainz.(Autounglück.) Ein Mainzer Arzt fuhr abends mit ſeinem Auto aus dem R. ngau kom⸗ mend gegen neun Uhr durch Amöneburg. Beim Verſuch, Ede Dyckerhoff⸗ und Wiesbadener Landſtraße einem ent⸗ gegenkommenden Radfahrer auszuweichen, faßte er mit dem Schutzflügel den Radfahrer und ſchleuderte ihn zu Boden. Das Auto geriet dabei auf den Bürgerſteig gegen einen Baum und riß dieſen um. Der Baum traf eine 17jährige Schülerin am Kopfe, ſo daß dieſe ſchwer verletzt bewußtlos zu Boden ſtürzte. Es wurde das hie⸗ ſige Sanitätsauto benachrichtigt, das den verletzten Rad⸗ fahrer und das Mädchen ſofort hierher ins Städtiſche Krankenhaus brachte. Die ärztliche Unterſuchung ergab bei dem Mädchen einen ſchweren Schädelbruch, während bei dem verletzten Radfahrer aus Amöneburg außer klei⸗ neren Verletzungen ein linker Ellenbogenbruch feſtgeſtellt wurde. Das Auto war derart beſchädigt, daß es abge⸗ ſchleppt werden mußte. Mainz.(Achtung, Schwindler!) ſchiedenen hieſigen Geſchäftsleuten ſprach in den letzten Tagen ein Herr im angeblichen Auftrag der Reichskultur⸗ filmſtelle in Berlin vor und ſuchte die Geſchäftsinhaber zu bewegen, einen Beitrag zu einem Film, der auch in Mainz vorgeführt werden ſollte. Da in maßgebenden Kreiſen von einer ſolchen Abſicht nichts bekannt iſt, wer⸗ en die Geſchäftsleute hiermit zur Vorſicht gemahnt. Oppenheim.(Schwerer Einbruch.) Ein ſchwe⸗ rer Einbruch wurde in der Nacht in der Weingroßhand⸗ lung Auguſt Nödling verübt. In den Geſchäftsräu⸗ men wurden ſämtliche verſchloſſenen Bürotiſche, Pulte uſw. aufgebrochen. Erbeutet haben die Täter nur einen Betrag von 200 Mark und Poſtwertzeichen. Es iſt anzunehmen, daß es ſich um dieſelben Einbrecher handelt, die vor einigen Tagen die Schokoladenfabrik Reichardt in Nierſtein heimſuchten. Worms.(Gas⸗ Unglück.) In einem Hauſe der Bärengaſſe wurde Gasgeruch bemerkt. Als man eindrang, Bei ver⸗ ö f fand man die Bewohner des Hauſes und zwar den Metz⸗ germeiſter Leopold Reinheimer, ſeine Ehefrau, ſeine Toch⸗ ter und das Dienſtmädchen bewußtlos vor. Das ganze Haus war mit Gas gefüllt. Die Ehefrau, ihre Tochter und das Dienſtmädchen wurden in das Krankenhaus ein⸗ geliefert. Die Frau iſt inzwiſchen geſtorben. Die übri⸗ gen Gasvergifteten werden mit dem Leben davon kommen. Es liegt ein Unfall vor. Bingen. Kirchturm der evangeliſchen Gemeinde Pferdsfeld iſt der— art baufällig geworden, daß ſchon vor geraumer Zeit der Abbruch beſchloſſen wurde. Jetzt iſt die Einſturzge— fahr ſo groß geworden, daß auf Anordnung der Behörde die in der Nähe der Kirche ſtehenden fünf Wohnhäuſer, die Schule, die Kirche und ein anderes Gebäude ge— räumt und in weitem Umkreiſe abgeſperrt werden mußten, um bei einem unvermittelten Einſturz keine Menſchen— leben in Gefahr zu bringen. Lauterbach.(Eine raffinierte Diebin.) Bei einer Geſchäftshändlerin aus Fulda erſchien ein 17jähri⸗ ges Mädchen an deren Gemüſeauto und lenkte durch Fra— gen die Aufmerkſamkeit der Händlerin von der Geld— kaſette ab, die in einem Gemüſekorb ſtand. Die Diebi entwendete in einem unbewachten Augenblick die Geld— kaſſette und verſchwand. Sie konnte von der verſtän⸗ digten Polizei ſofort verfolgt und verhaftet werden. Der Beſtohlenen wurde das Geld bereits wieder ausgehändigt. Bürſtadt.(Unfall.) Bei der Arbeit ſchwer ver— unglückt iſt der hieſige Dachdeckermeiſter Joſeph Gräf. Der Verunglückte arbeitete an einem Neubau in der Stein— lache, wo er ſo unglücklich abſtürzte, daß er ſich meh— rere Rippenbrüche ſowie verſchiedene andere Verletzun— gen zuzog. Er wurde ſofort ins Wormſer Kranken⸗ haus gebracht, wo er nach mehreren Stunden das Be— wußtſein wiedererlangte. Klein⸗Linden. mittags rannte auf dem Maiplatz der von der Arbeit heimkehrende Bergarbeiter Gilbert aus Dutenhofen, der mit ſeinem Fahrrad die ſteile Kirchſtraße herunterkam, mit dem von Wetzlar kommenden Laſtauto der Schloß— brennerei Braunfels zuſammen. Der Mann geriet mit ſeinem neuen Fahrrad vor die Vorderräder und den Kühler des Kraftwagens und wurde trotz ſtarken Brem— ſens des Chauffeurs etwa zehn Meter weit mitgeſchleift. Ein Arzt leiſtete die erſte Hilfe und verbrachte den wie (Ein Kirchturm ſtürzt ein!) Der (Vom Auto geſchleift.) Nach⸗ durch ein Wunder nur leicht verletzten Mann im Auto nach Haus. Das neue Fahrrad wurde v Nomaliort auch vas ztulo erm welcgolgungen ui deren Behebung ſeine Fahrt ſolfſehe führer trifft keine Schuld.„ 1 Hungen.(Ausbau der Märkte in Hun⸗ gen.) Nachdem die Stadtverwaltung einen geräumi⸗ gen Marktplatz geſchaffen hat, ſoll verſucht werden, die Märkte noch mehr auszugeſtalten. Unter Mitwirkung der Landwirtſchaftskammer ſoll der Kirmesmarkt im September als Prämiierungsmarkt für Rindvieh, Pferde und Fohlen abgehalten werden. Von einer Verloſung ſoll zunächſt Abſtand genommen werden, da en reich⸗ lich mit Marktlotterien verſehen jſſt. Der im Vorfahre neu eingeführte Ziegenmarkt hat ſeine Notwendigkeit be⸗ wieſen und ſoll auch in Zukunft beibehalten werden. Am Allerheiligenmarkt ſoll neben dem Schweinemarkt nun auch ein Schafmarkt ſtattfinden. Der 21. März. Rund um den Frühlingsanfang. 5 Wenn der Frühling naht...— Kleiverſorgen der Frau.— Magenfreuden des Mannes.— Was macht das Thermo⸗ meter?— Auf zum Wandern!— Die Kinder haben es am beſten. ö Nun dauert es gar nicht lange mehr und der offi⸗ zielle Frühlingsanfang iſt da. Mit dem 21. März treten wir wirklich und wahrhaftig in die ſo lange herbeigeſehnte ſchöne Jahreszeit ein. Sie bringt uns naturgemäß man⸗ cherlei Veränderungen in unſerem äußeren und inneren Leben. Beſonders im ee So legt beſonders die Frau Wert darauf, auch frühlingsmäßig gekleidet zu ſein. Bei dem Mann iſt das eben einfacher, er kauft ſich einen neuen Strohhut, auch Kreisſäge oder Butterblume ge⸗ nannt, oder reinigt gar den alten mit Strobin, trägt den Sommeranzug vom vorigen Jahr zum Bügeln und die Sache iſt erledigt. Aber unter einem neuen Frühlings⸗ kleid tut es keine Frau, Frühlingsmantel, Frühlingshut und Frühlingsſchuhe gar nicht gerechnet. Allerdings bringt der Frühling ja für die Männer nicht nur Sorgen, ſondern auch allerlei Freuden. Da be⸗ kapntlich bei den Männern die Liebe meiſtenteils durch den Magen geht— wirklich? So freuen ſie ſich bei Frühlingsanfang ſelbſtverſtändlich am meiſten auf das friſche Gemüſe, das nun bald auf die Tafel kommt. Die Hausfrau ſeufzt. Die Verwendung von Konſerven war viel praktiſcher, nun muß ſie wieder das Gemüſe ſelber vorbereiten, ſchaben und reinigen. Aber wenn man ein neues Frühlingskleid bekommt, dann muß man ja auch ſchließlich eine Gegenleiſtung bringen. Freudig begrüßen die ſogenannten Ausflugswirte das Herannahen des Frühlings. Sie laſſen Kies anfahren, ſtellen Gartentiſche auf und Stühle, füllen Küche und Kel⸗ ler mit Vorräten und engagieren Kellner und anderes Perſonal. Ihre Hauptbeſchäftigung aber beſteht darin, dauernd das Barometer zu prüfen, wobei ihnen ab und zu der Seufzer eniſchlüpft:„Ach, wenn es doch nur nicht regnet.“ Keiner ſieht ſein Geſchäft zu Waſſer ſehen. Auch andere Leute prüfen jetzt gerne den Wetler⸗ anzeiger, das ſind die Wanderfreunde, die mit Ungeduld den Augenblick erwarten, wo ſie mit Ruckſack und Wander⸗ ſtab bewaffnet hinausziehen können, in die Frühlingspracht deutſchen Landes. Allerdings iſt zu Fußlaufen gar nicht jedermanns Sache, deswegen rüſtet auch ſchon die Reichs⸗ bahn, um dem zu erwarteten ſtärkeren Verkehr begeg⸗ nen zu können. Bald geht ja auch die Urlaubszeit los, oft fällt ſie ſchon mit dem Frühlingsanfang zuſammien. Hinter der Schreibmaſchine und am Diplomatenſchreib⸗ tiſch, hinter dem Ladentiſch und an der ſauſenden Ma⸗ ſchine ſitzt manche und mancher ſchon mit urlaubsſehnſüch⸗ tigem Herzen. Die meiſte Freude hat natürlich wieder einmal die Kinderwelt von dem Frühling. Jetzt kann man wieder im Freien tollen, Ball-, Reifen- und Murmelſpielen, herrliche Landpartien machen, ohne ſo ſehr in der Zeit begrenzt zu ſein wie die Erwachſenen, Räuber und Soldaten ſpie⸗ len, kurz und gut ſich mal wieder ſo recht austoben. Auch die älteren Kinder haben ſelbſtverſtändlich ihre Früh⸗ lingsfreuden. Doch leider iſt diesmal ihre Freude nicht ganz ungetrübt. Mit jedem neuen Frühlingstag rückt für ſie auch ein anderer Termin mit näher, der mit⸗ unter weniger freudige Ueberraſchungen birgt als der Frühling— Oſtern. An ſeiner Schwelle ſtehen Schul⸗ zeugnis und Verfſetzung, da gibt es denn vielleicht viel Heulen und Zähneklappern ober— ein freudiges Auf⸗ atmen, wenn man ſich allzu viel unnütze dunkle und trübe Gedanken über das kommende Zeugnis und über die Verſetzungsmöglechteit gemacht hat. Aſchenbrödel und Dollarprinz 5 Roman von H. Courths⸗Mahler. 47. Fortſetzung Nachdruck verboten Sobald ſie abgereiſt waren, wollte John alles ordnen und ihnen folgen. Johns und Ruths „Hochzeit ſollte in aller Stille in dem Bergdorf abge⸗ halten werden, das in der Nähe des Sanatoriums lag. Dort wollte das junge Paar ſeine Flitterwochen ver⸗ bringen. Wenn dann John Stratter mit ſeiner jungen (Frau nach Amerika zurückreiſte, würde ſich das Be⸗ finden des alten Herrn ſo weit gebeſſert haben, daß ihn Ruth beruhigt verlaſſen konnte. Sobald ſeine Kur beendet war, ſollte er mit ſeiner Gattin und ſeinen Töchtern nach New York überſiedeln, wo dann alles zu ihrem Empfang bereit ſein würde. Die Seereiſe würde den alten Herrn dann vollſtändig für ſeinen neuen Pflichtenkreis ſtärken. Doktor Waldorf pflichtet völlig willenlos allem bei und auch Ruth hatte keinen Widerſpruch. Es war für dieſe beiden Menſchen ein ſo wundervolles Gefühl, einmal aller Sorgen und Bedenken enthoben zu ſein und alles in eine ſtarke Hand zu legen. Viel hatten ſie ſich noch zu ſagen und ſie ſaßen noch beieinander, als Frau Helene mit ihren Töchtern von der Autotour zurückkamen. Sie waren in ſehr ange⸗ regter Stimmung, ſchwärmten von dem Ausflug in den erwachenden Frühling hinein und zeigten ſich dem den Sekretär ſehr huldvoll. Dieſer hatte ſich er⸗ hoben und als die Damen mit ihrem Bericht fertig beiti verneigte er ſich vor Frau Helene und ſagte ich: „Melue ſehr verehrte, gnädige Frau, ich erlaube mir, Ihnen mitzuteilen, daß ich mich mit Ihrer Stief⸗ tochter Ruth verlobt habe. Ich hoffe, auch Ihre Zu⸗ ſtimmung zu erhalten.“ Die Frei Damen ſahen erſtaunt auf das Braut⸗ paax und endlich ſagte Frau Helene: 5 C.....ũ/ß0/0Gf/ // ã ͤVdꝓdddßcßcccp p ccc „Da Ihnen mein Mann anſcheinend ſchon ſein Ja⸗ wort gegeben hat, bleibt auch mir nichts anderes übrig. Nur— Sie ſind ſich doch hoffentlich klar, daß Ruth ganz arm iſt und nicht einmal eine Ausſteuer zu erwarten hat?“ John verneigte ſich ruhig. „Gewiß, gnädige Frau, darüber bin ich orientiert.“ „Und Sie können es ſich in Ihrer Stellung leiſten, eine arme Frau heimzuführen?“ „Ich bin imſtande, für meine Frau zu ſorgen.“ „Aber— was wird Miſter Stratter dazu ſagen? Wird er damit einverſtanden ſein, daß Sie heiraten?“ „Miſter Stratter wird ganz gewiß nichts dagegen haben, daß ſein Sekretär heiratet. Ich weiß, daß er die Heirat ſeines Sekretärs ſogar begünſtigen wird. Die Dienſtwohnung des Sekretärs Miſter Stratters iſt groß und bequem genug, daß ſich auch ſeine junge Frau darin wohl fühlen kann,“ ſagte John Stratter der Wahrheit gemäß. Frau Helene ſtaunte. Dieſer Sekretär ſchien doch eine ganz gute Partie zu ſein. „Nun, dann iſt ja wohl alles in ſchönſter Ordnung,“ ſagte ſie ein wenig konſterniert. John Stratter bat nun die Herrſchaften, ſie möchten ihm die Ehre geben, heute Abend zu einer kleſnen Verlobungsfeier in das Hotel zu kommen. Aſta und Blandine rümpften ein wenig das Näs⸗ chen. Da ſie jetzt ſo oft Gelegenheit hatten, von dem Dollarmillionär eingeladen zu ſein, mußten ſie ſich ge⸗ miſſermaßen herablaſſen, wenn ſie eine Einladung ſei⸗ nes Sekretärs annahmen. Aber ein Blick ihrer Mut⸗ ter belehrte ſie, daß man unter allen Umſtänden an⸗ nehmen mußte. Frau Helene kalkulierte, daß die Ver⸗ lobung ſeines Sekretärs vielleicht auch Miſter Strat⸗ ter den Entſchluß zu ſeiner Verlobung eingeben könne und überhaupt, man durfte keine Gelegenheit zu einem uſamenſein vorübergehen laſſen. Und ü ie die Einladung an. 0 f ſo nahmen Die Schweſtern neideten Ruth dieſe Partie durch⸗ aus nicht. Lieber Gott, ein ſehr fürſtliches Einkommen hatte Miſter Bernau wohl nicht, und wenn man hoſſen konnte, John Stratter ſelbſt zu erobern, dann reizte ſo ein ſchlichter Sekretär natürlich nicht. Und ſo fielen die Glückwünſche ziemlich aufrichtig aus. Für Ruth war es ja ein Glück, daß ſie überhaupt einen Mann gefunden hatte, mit ihren vierundzwanzig Jahren war es ohnedies Zeit, daß ſie unter die Haube kam. Doktor Waldorf war ganz ſtill. Er fühlte ſich faſt ſchuldbewußt ſeiner Frau und ſeinen beiden e Töchtern gegenüber, weil er ſie nicht aufklärte über Johns Perſönlichkeit und über alles, was geſchehen war, aber er fürchtete mehr, als er John eingeſtehen wollte, daß es eine große Szene geben würde, wenn die Damen erfuhren, daß Ruths Bräutigam nicht der Sekretär John Stratters war, ſondern dieſer ſelbſt. Er hatte ſehr wohl gemerkt, welche Pläne ſeine Gattin gemacht hatte. Und er fühlte ſich jetzt wirklich großen Aufregungen nicht gewachſen. Gerade, weil er auch im Intereſſe ſeiner Frau und ſeiner Töchter wieder geſund werden mußte, wollte er ſich Aufregungen und Szenen ſparen. Huldvoll gab Frau Helene dem Brautpaar noch eine Gelegenheit zu einem kurzen Alleinſein. John zog ſeine Braut in die Arme. „Iſt nun alles gut, mein liebes He froh und glücklich?“ den Sie ſchmiegte ſich an ihn. Ach mein John, wie danke ich dir für all deine Liebe und deine Güte, meinem Vater 1 So hell und ſchön iſt nun mit einmal mein Leben ge⸗ worden. Alle Schatten ſind verſcheucht von deiner lieben ſtarken Hand. Und daß du mich nicht von mei⸗ nem Vater trennen willſt, danke ich dir beſonders. Genua lolatn d ebe Qual dabei empfinde cht mehr lange zu wählen en bringt Gewinn Borſe und Hande. 5 Amtliche Notierungen vom 19. März. 0 Berliner Deviſen. Diskontſätze: Reichsb. 7, Lomb. 8 v. H London 20,381— 20,421; Newyork 4,177— 4,185 Amſterdam 168,07— 168,41; Brüſſel 58,21— 58,33 Danzig 81,51— 81,67; Italien 22,05— 22,09; Jugo⸗ flawien 7,349— 7,363; Kopenhagen 111,94— 112,16 Viſſabon 17,18— 17,22; Oslo 111,46— 111,66; Paris 16,43— 16,47; Prag 12,377— 12,397: Schweiz 80,41 — 80,57: Spanien 70,21— 70,35; Stockholm 112,08— 112,30; Wien 58,80— 58,92; Warſchau 46,72— 46,92 Berliner Effektennotierungen. Berliner Handelsgeſelt ſchaft 254,50; Commerz⸗ und Privatbank 176; Darmjr. und Nationalbank 233,75; Deutſche Bank 163,50; Diskonto⸗ Romm. 157,50: Dresdner Bank 159,50; Hamburg⸗Amerk.⸗ Pak. 153,50; Nordd. Lloyd 152,625; Daimler⸗Benz 89,50 F. G. Farben 266,50: Gelſenkirchen 132,625: Ph. Holz⸗ mann 148,50: Karſtadt 187; Phönix 112; Rhein. Braun⸗ ohlen 265: Rhein. Stahl 158,50: Salzdetfurth Kalt 259; Schultheiß⸗Patzenhofer 336; L. Tietz 209; Ver. Glanz⸗ toffe 687: Ver. Stahl 104,625; Weſteregeln 182,50; Me⸗ tallbank 126: Zellſtoff Waldhof 267. Mannheimer Produktenbörſe. Angeregt durch die we⸗ entlich erhöhten Forderungen des Auslandes verkehrte der hieſige Markt in feſter Haltung. Man nannte: Weizen, nl. 27: ausl. 29,50 bis 31,75; Roggen, inl. 27 bis 27,25; Hafer, inl. 25,25 bis 27; ausl. 26,75 bis 27,50: Braugerſte 31,50 bis 32,50; pfälziſche Gerſte 32 bis 33,50; Jusl. 32,50 bis 36; Futtergerſte 24 bis 25; Mais mit Sack 25; Weizenmehl, Spezial Null 38 bis 38,25; Rog⸗ zenmehl 37,50 bis 39,50; Kleie 14,50— 14,75; Bier⸗ reber mit Sack 17,50 bis 18,50: alles in Reichsmark ro 100 Kilogramm wagagonfrei Mannheim. Lokales und Allgemeines. N„Wetterbericht vom 20. März. Eine raſch hinzugekommene Zyklone verurſachte übe den britiſchen Inſeln Regenfälle und ſtürmiſche Winde Gleichzeitig iſt über Frankreich bei ſüdlichen Winden Er wärmung und ſtärkere Bewölkung aufgetreten. Da da— öſtliche Hoch langſam abbaut, ſteht auch bei uns ſüd liche Luftzufuhr mit Erwärmung und Bewölkungszu nahme bevor. ö Vorausſichtliche Witterung bis Mitt woch: Zunehmende Bewölkung, zumeiſt noch trocken und warm, bei ſüdlichen Winden. Frühlingsanfang. Weil im Schaltiahr der Februar ſeine Lebensdauer höchſt eigenmächtig um einen Tag verlängert, fällt heuei der Frühlingsanfang kalendermäßig ſchon auf den 20. März. Ausgerechnet abends 9 Uhr 45 Minuten tritt die Sonne in das Zeichen des Widders und damit iſt aſtro— znomiſch der Frühliagsaafang da. Witterung und Jahreszeiten ſtimmen nicht immer ganz programmäßig zuſammen. Das Wetter erlaubt ſich da häufig recht programmwidrige Kapriolen. Schon gleich in den Märzwochen, wo Winter und Frühling oft noch derbiſſen und hartnäckig um die Herrſchaft kämpfen, iſt die Uebereinſtimmung zwiſchen den kalenderariſchen Vor⸗ ſchriften und der wirklichen Witterung nicht ſo leicht her— zuſtelten. Aber, mags auch Verſchiebungen, Rückſchläge und Zwiſchenſpiele geben, was tuts? Schließlich muß ja doch der muntere, lebensfrohe, ſieghaft ins Land dringende Junker Leaz mit ſeinen lachenden blanken Augen, ſeinem fröhlichen Singſagg und ſeiner farbenfrohen, duftigen Gwandung der Sieger bleiben. Frühlingsanfang— er tut das Tor auf in die Ver— Er wurde von ſeinem Rad geſchleudert und erlitt einen ſend bange, Menſchenherzen neuen Lebensmut und neue Daſeinsfreude. Noch iſts ſchier nur ein leiſer Traum, was die erſten zarten Blümchen, vas der frühe Sang der Amſel uns ſagen, Aber mit jeder Woche mehr iſts Wirk⸗ lichfeit und Kügdurchnulſtstecs dahon i Sommertagszug 1928. Heiterer, wolkenloſer Himmel breitete ſich vorgeſtern über Viernheims Fluren aus, lachende Kindergeſichter mit bunten Sommertagsſtecken beleben das Straßenbild Gegen 2 Uhr wird es auf den trockenen Straßen lebendig. Alles ſtrömt dem Kanonenviertel zu, dem Sammelplatz des Sommertagszuges. Ein idealer Platz für derartige Verſammlungen. Fünf Straßen laufen auf dem großen Platz vor der Dreſchhalle zuſammen, Platz genug, um die Völker, die hier zuſammenſtrömen, aufzunehmen. Weit gefehlt. Der Herold und Ordner des Zuges, Herr Belz, muß die Spitze des Zuges durch Bismarck-, Annaſtraße in die Bürſtädterſtraße verlegen. Eine Rieſenarbeit, aber er meiſtert die Sache mit großem Geſchick Um ½3 Uhr ſprengt er auf dem etwas ſchweren Gaul die Bür⸗ ſtädterſtraße entlang— alter Dragoner— und gebt den Marſchbefehl. Ein wunderbares Bild— ein Film rollt ab. Hat Viernheim es je ſchon geſehen? Nein! Die Jahreszeiten werden dargeſtellt, jede Gruppe in ihrer Art, aber ſinnreich alles. Es war war geplant, ein Preisgericht zu beſtellen. Es wurde unterlaſſen. Es war gut ſo. Es wäre eine ſchwere Arbeit geweſen, wem die Siegespalme zu reichen wäre. Ich erinnere nur an die ſieben Schwaben, an die Mühle im kuhlen Grunde, an den Winter und an alle anderen. Alle waren mit Liebe und Sorgfalt vorbereitet und durchgeführt. Wem gehört der erſte Preis? Allen! Viernheim hat einen Sommertagszug auf die Beine gebracht, der einer Gemeinde von 13000 Einwohnern alle Ehre macht. Hoffen wir, daß das nächſte Jahr eine breitere Baſis für den Ausbau bringt. Hoffen wir, daß ſich auch das Handwerk im nächſten Jahre, entſprechend wie in den Nachbarſtädten, an dem Sommertagszug be— teiligt, auch die übrigen Vereine mögen ſich am Geſang— verein Sängereinheit und Turnerbund ein Beiſpiel nehmen. Zu vorſtehender Notiz wird uns noch folgendes geſchrieben: Der Sommertagszug iſt voll und ganz ge— lungen. Es war ein glückliches Zuſammenarbeiten der vereinigten Karnevalsgeſellſchaft und den Jungbauern. Am letzten Donnersta, abend ſah es noch düſter aus. Einzelnen Herren iſt es in letzter Minute gelungen, die Einigkeit herzuſtellen. Einigkeit macht ſtark war die Parole, und ſie hat ſich bewahrheitet. Wer war nicht erſtaunt über das ſchöne Pferdematerial, das gezeigt wurde? Es waren prachtvolle Tiere. Wohl war der Zug gegen Haft— pflicht mit 100 000 Mk. verſichett, aber Gottlob, kein Unfall hat ſich ereignet. Vereinigte Karnevalgefellſchaft und Jungbauern, die ſich ſo ſchön zuſammengefunden haben und den Zug vorgeführt, gehört Dank aller Orts— einwohner. Der Zug der Stadt Weinheim verblaßt ge— gen den Vieraheimer, trotzdem dorten der Herr Ober— bürgermeiſter De. Huegel und Stadtrat Zinkgräf die Protektoren waren. Was die Stadt Weinheim für den Zug ausgeworſen hat, entzieht ſich noch unſerer Kennt— nis. Jedenfalls war es mehr, als unſere Stadtverwal— tung getan hat. Vielleicht wird es nächſtes Jahr beſſer. Aber eines darf unſere Verwaltung nicht vergeſſen, daß die Veranſtalter des Zuges nur Mühe und Arbeit hatten und der Gemeinde einen großen Dienſt erwieſen, indem ſie viele Leute an den hieſigen Platz feſſelten und ſo das Geld im Orte blieb. Eine Jahresfrtiſt iſt gegeben, viel— leicht bekehrt ſich mancher. Zeutrums⸗Verſammlung im Freiſchütz Trotz des herillchen Wetters und Sommertage zugs hatte ſich eine ganz beachtli he Anzahl von Zentrumswählern zu der am Sonntag veranſtalteten Verſammlung einge funden. Wenn wir auch nicht im Wahlkan pf ſtehen, ſo wurden doch in der letzten Zeit innerpolitiſch Kämpfe aus⸗ gefochten, die der Zentrumspartei gebieten, ihre Anhänger zu informieren und für die kommenden Wahlen vorzube⸗ reiten. Ene Zentrumsverſammlung unter der Parole „Schulgeſetz“ wird deshalb auch außerhalb der Wahlzeit ihre Anziehungskraft nicht verfehlen, zumal es ſich um wichtige kulturelle Streitwerte dreht. Der Vorſizende der Zentrumspartei, Herr Lehrer Müller, eröffnete die Ver⸗ ſammlung unter herzl. Begrüßung der beiden Redner und der erſchienenen Wähler. Vorweg muß geſagt werden, daß die Paiteileitung in der Wahl der beiden Redner Kaplan Dr. Regner und Landtagsabgeordneter Studienrat Hainſtadt einen guten Griff getan hat. Der erſtgenannte, der vor wenigen Jahien noch hier wirkte und in der Zwiſchenzelt nach eifrigen Studien in Freiburg zum Doktor promovierte, erhtelt zuerſt das Wort. Seine Ausführungen galten in der Haupiſache dem Reichs ſchulgeſetz mit ſeiner eminent wichtigen Bedeutung. Letder muß dasſelbe vorläuſig als geſcheitert angeſehen werden. Trotzdem in der Reichsver⸗ faſſung das Elternrecht gewährleiſtet iſt, ſteht die Zentrums partei in ihrem Kampf um unſere Rechte allein auf welter Flur Alle unſere Gegner in der Schulfrage ſind Unter⸗ tanen des Liberallsmus. Es ift die Tragik des ganzen Kampfes, daß man einerſeits der Simultanſchule— die uns in Viernheim z. B. in der Kulturkampfzeit gewaltſam aufgedrängt wurde— als Regelſchule betrachten will, an⸗ dererſeus aber die Gründung u Förderung von Konfeſſions⸗ ſynlen mit allen Mitteln zu vechindern ſucht. Gerade mit Ruckſicht auf dieſe unſere große Gegnerſchaft iſt ein enger Z ſammenſchluß aller Katholiken in der einzigen Partei, die für unſere kulturellen Forderungen grundſätzlich eintritt, dem Zentrum, dringend notwendig. Reicher Befall belohnte den Reine für ſeige tieffchürfenden Ausführungen. Nach kurzer Pauſe erhielt Herr Landtagsabgeordneter Haiaſtadt das Wort über dee Tätigkeit der Zeutrumsfrakrion im heſſiſchen Landtag Der Redner entledigte ſich ſeiner Aufgabe meiſter⸗ haft und man kann es nur bedauern, daß er nicht ſchon öfters in Viernheim ſprach. In eingehender Welſe be ⸗ leuchtete er die ſchwierige Stellung der Zentrumefraktion bei der Regierungs bildung, die dadurch verurſacht wurde, daß die Sozialdemokraten zugleich auch mit der Deutſchen Volkspartet über einen eptl. Eintritt in die Reglerung ver⸗ handelten Trotz des großen Liebeswerbens dieſer Partei um einen Miiſterſeſſel nahm das Zentrum wieder an der Re terung teil, ohne jedoch von ſeinen grundſätzlichen kultu⸗ rellen Forderungen irgendwie abzaweichen. Der intereſſante Vortrag, in dem alle wichtigen Kapitel, wie Staatsvoran⸗ ſchlag. Erſparnismaßnahmen im Staatshaushalt, Gewerbe⸗ not uſw. eingehend erörtet wurden, wurde zur Diskuſſton geſtellt, an der ſich verſchiedene Anwefende eifrigſt beteiligten. Ganz beſonders wurde dem Herrn Abgeordneten die Viern⸗ heimer Angelegenheiten, wie Baudarlehen, Waldrezeß uſw. zur Unterſtützung warm empfohlen, der auch verſprach im Verein mit dem neu in den Landtag eingetretenen Viern⸗ heimer Abgeo dneten, Landgerichterat Keller, für dieſe Angelegenheiten einzutreten. Noch lebhaft verlaufener Diskuſſion ſchloß der Vor⸗ ſitzende die Verſammlung, da der Saal anderweit benötigt wurde. z Aus dem Polizeibericht: Im Laufe letzter Woche wu den nachſtehende Anzeigen eingebracht: wegen Ein⸗ brucsdiebftahl 1. wegen Roheſtörung 2, wegen Uebertretung der Poltzelſtun de 5, wegen Uebertretung d. Gewerbeordnugg 1. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 388 Stück Verkauft: 302 Stück Mulchſchweine wurden verkauft, das Stck. v. 12—18 Läufer das Stück von 14—32 Mark. TTC e MAL Ad Jeder hat recht!— Zwei bis drei Seelen wohnen, ach, 11 meiner Bruſt.— Jedem ſein Reichstag!— Rückendeckung — Genf.— Wir und die anderen.— Einigteit iſt nich unſere Stärke. Die politiſche Maxime(bitte, ich ſage nicht: Mar küne!):„Und willſt du nicht mein Bruder ſein, ſo ſchlag ich dir den Schädel ein“, findet ſich leider in allen Schich ten, in allen Parteien unſeres Volkes. Zwei Leute, di mit einander in allen großen Fragen des Lebens überein, ſummen, ſich aber über irgendeine nichtsnutzige Lappalie agen wir: über die Länge der Fingernägel oder die Farb— der Krawatte, nicht einig werden können, werfen ſich ein paar Grobheiten ins Geſicht, kehren ſich den Rücken zu and ind von nun an Todfeinde. Sind ſie Wähler einer Partei 4o kritt einer von beiden aus. Sind ſie Führer einer Par⸗ tel, ſo bildet ſich noch am gleichen Tage eine Oppoſitions⸗ 707 25 partei. Alles Vereinigende wird gefliſſentlich umgangen, Alles Trennende dagegen unter das Mikroſtop gezogen Wenn wir ganz ehrlich ſein wollten, müßte jeder ſein gener Abgeordneter werden; denn in allen Punkten kann man ja doch nicht mit einem andern übereinſtimmen. Und der dieſe Wahl vorzunehmen hätte, würde gewi 1— en e Vortre e ſerweiſe nders ſteht es mit der Regge⸗ ob n, einmal, weil er vor dem veil er von eige eneiat fein Sete N der elnzelne Wirklich in der Tage ſet, alle Entſcheidungen als ſein eigener Wähler und Abgeordneter, als Parte für ſich zu treffen. Denn in den ſeltenſten Fällen wird er ſich mit ſich ſelbſt einig ſein bei der Abſtimmung über Dinge die Leib und Seele zugleich angehen, jedoch verſchieden begutachtet werden, z. B. die Erhöhung der Bierpreiſé oder 7 5 10 N 95 0 3 — 7 —*— die Verkürzung der Polizeiſtunde. Es könnte da ſchon zu erregten Monologen kommen mit Frage, Gegenfrage, Zwi— ſchenruf und allem parlamentariſchen Beiwerk, und alles das im Horizont einer einzelnen Perſon! Dann kann er reden, ſo lange er will, kann die Diäten erhöhen, ſo hoch er will, kann in die Ferien gehen, ſo lange er will. Bloß auflöſen kann er ſich nur einmal in ſeinem Leben, nämlich bei ſeinem Tode. f Unter ſolchen Vorausſetzungen ging der Außenmimniſter! des Deutſchen Reiches nach Genf. Was ihn dort erwartete, war eine Verſammlung der Prominenten, die— jeder für ſich betrachtet— eine Macht bedeuten, weil ſie eine zu vertreten haben. Der Franzoſe, der für jeden Gama⸗ ſchenknopf drei Dutzend in Reſerve liegen hat und auch ſonſt ſeine kriegstüchtige Armee täglich drillt, daß die Kaſernen⸗ mauern zittern, verſäumt keine Gelegenheit, ſeine Fried⸗ ſertigkeit zu betonen, und wirkt noch äußerſt„maſfiv“. Omter Benito Muſſolini, der nach den neueſten Forſchun⸗ zen ſeiner Höſüngspreſſe noch vom Mittelalter her Fürſten⸗ Aut in ſeinen Adern haben ſoll, ſteht die Macht des Fa⸗ tsmus. Die Sowjietdelegierten, Vertreter eines beſiegten olkes, das gleichwohl nicht unterworfen werden konnt tragen den Nachdruck in alle Debatten hinein, den eine chlagträftige rote Armee in ihrem Rücken verleiht. Bal der böflchſte aller Want auf Neat Welt 1 mit einer faſſigen Hanboewegung auf die bildſchöne Kol- lektion der neueſten Kriegsſchiffe und kann ſich jedes wei⸗ tere Wort ſchenken. Aber auch er iſt(bis auf kleinere Mißſtimmigkeiten im eigenen Hauſe) ein ſehr ruhiger, ge⸗ ſetzter, alſo doch wohl friedliebender Herr. Und ſchließlich noch der gute Onkel Sam aus U. S. A., der zwar die hohe Verſammlung nicht mit ſeiner Anweſenheit beehrt, da er vermutlich in Geſchäften unabkömmlich iſt—— der aber dennoch wie eine Radiowelle im Raume plätſchert, daß die Dollars nur ſo klimpern—— auch er baut Kanonen, Schlachtkreuzer auf, über und unter dem Waſſer, Stützpunkte und Arſenale und behauptet im übrigen, das Lied vom Frieden als erſter geſungen zu haben. Vor dieſe Herren alſo tritt der Deutſche. Was hat er aber„hinter ſich?“ Außer einem reichen Schatz an kummervollen Erlebniſſen ſo gut wie nichts. Seine Tanks, die er in Döberitz auf die Parade ſchickte, müſſen alle halb Jahr neu beſohlt werden. Seine Flotte iſt— ganz nett! Alle Achtung. Aber immer⸗ hin im Vergleich zu Tommys Stahlpanzern doch nur eine Handvoll blechbenagelter Elbkähne, die froh ſind, wenn ſie noch über Waſſer liegen. Die Fnanzen— man frage den Herrn Reichsminiſter dieſes Reſſorts—: er wird das Futter einer Hoſentaſchen ſpannlang herausziehen. Kann da der deutſche Vertreter dieſen Mächten gegenüber von 1 zuf morgen alles erreichen, was wir für unſeren Aufſtieg und unſere Freiheit verlangen müſſen? Gleichgültig, ob it in Genf oder ſonſt wo mit ihnen verhandelt. Ja, wenn venigſtens ſtatt der uneinigen Parteien ein einiges Volf hinter ihm ſtände! Es wird nur langſam vorwärts gehen! — 22— 91 . — JA ²˙·-v 2—