2 2 (Viernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mf. rei ins Paus gebracht.— Hratis beilagen wöchentl. das achtſeitige iluſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſewie einen Wand⸗— kalender.— Annahme von Abonnements täglich in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger 8 Erſtes, älleſtes u. erfolgreiches Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Biernheim— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt Frantfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Tageblatt Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzelle koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg. bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Ans mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands und des Auslands. Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeisterei und des Polizeiants Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſuimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden. eiger (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) erate und Notizen vor⸗ Nr 79 Montag, den 2. April 1928 —— 5 99 f Neues in Kürze. z: In der Samstagsſitzung des Reichstags hat Reichs⸗ kanzler Dr. Marx die Verordnung des Reichspräſidenten verleſen, durch die der Reichstag aufgelöſt wurde. 22: Nach einer amtlichen Bekanntmachung des Reichs⸗ präſidenten finden wie erwartet, die Neuwahlen zum Reichstag am Sonntag, den 20. Mai ſtatt. 6: Der Reichspräſident empfing am Samstag den deutſchen Delegierten in der vorbereitenden ebrüſtungs⸗ kommiſſion, Graf von Vernſtorff zur Berichterſtattung über die letzte Tagung der genannten Kommiſſinn in Genf. ꝛ6: Der Bayeriſche Bauernbund hat ver Auſſorderung ver Deutſchuationalen und der Vayeriſchen Volksparten, ſeinen Miniſter aus dem Kabinett zurückzuziehen, nicht entſprochen. Es wird nunmehr die Geſamtdemiſſion des baheriſchen Kabinetts erwartet. 28: Wie aus Waſhington gemeldet wird, iſt jetzt die franzöſiſche Antwortnote an Kellogg über den Kriegsver⸗ zichtspakt dem Staatsdepartement in Abweſenheit Kelloggs übergeben worden. Finale im Reichstag. Dr. Mark löſt zum dritten Male auf. 8 Berlin, 1. April. Im Reichstag verlas am Samstag mittag Reichs⸗ kanzler Dr. Marx eine Erklärung der Reichs⸗ regierung, in welcher er dem Reichstag den Dank für die Erledigung des Notprogrammes ausſprach und ſo⸗ dann eine Verordnung des Reichspräſidenten über die Auflöſung des Reichstages zur Ver⸗ leſung brachte. Mit der Verkündigung dieſes Auflöſungs⸗ delrets hat ſich Dr. Marz zum dritten Male der Pflicht unterzogen, als Reichskanzler den Reichstag aufzu⸗ löſen. Nach der Verleſung der Verordnung des Reichs⸗ präſidenten ſtellte Reichstagspräſident Loebe feſt, daß damit die Arbeiten des Reichstages beendet ſeien, worauf Abg. Dr. Scholz(D. Vp.) dem Präſiden⸗ ten Loebe für ſeine Geſchäftsführung dankte. Dieſer wie⸗ derum gab einen kurzen Ueberblick über die Tätigkeit des Reichstages, worauf die letzte Sitzung mit einem Hoch auf das deutſche Volk und die deutſche Re⸗ publik beſchloſſen wurde, während die Kommuniſten lär⸗ mend den Saal verließen. Aeber die letzte Sitzung des nunmehr verfloſſenen dritten Reichstags ſeit der Nationalverſammlung von 1919 bringen wir dann nachſtehenden Gitzungsbericht: Die mit großer Spannung erwartete Schlußſitzung des Reichstages, die 415. Sitzung dieſer Legislaturperiode, fand am Samstag mittag um 12 Uhr ſtatt. Kurz vor⸗ her hatte bereits Reichskanzler Dr Marx den Sitzungsſaal betreten und am Regierungstiſch Platz ge— nommen. Der mitgebrachten ſchwarzen Akten⸗ taſche, die das Auflöſungsdekret des Reichspräſidenten enthielt und die jetzt ebenſo hiſtoriſch geworden iſt wie die den gleichen Zwecken dienende rote Mappe der kaiſer⸗ lichen Zeit, entnahm er dann eine grüne Taſche, die er vor 155 hinlegte, worauf die übrigen Mitglieder des Kabi⸗ netts. 1 „ Punkt 12 Uhr eröffnete ſodann Reichstagsprä⸗ ſident Löbe die Sitzung und teilte unter ſchallender Heiterkeit des Hauſes mit, daß an Stelle des verſtorbenen Abg. Rheinländer der Abg. Dr. Horſter(Z3.) in den Reichstag neu eingetreten ſei. Sodann folgte die dritte Beratung des Handelsvertrages mit Grie⸗ chenland, zu welchem Abg. Wallraf(Du.) erneut den. Antrag ſtellte, wegen außenpolitiſcher und handels⸗ politiſcher Bedenken den Vertrag dem Ausſchuß zu über⸗ weiſen. Dieſem Erſuchen widerſprach dann Abg. Hil⸗ erding(S.), worauf in der. Abſtimmung die Ausſchußüberweiſung gegen die Stimmen der Deutſch⸗ nationalen, Völkiſchen und Nationalſozialiſten abgelehnt und der Vertrag ſelbſt gegen dieſelben Stimmen ange- nnmmoen wurde. 5 Das Auflöſungsdekret. Damit war dann die einleitende Tagesordnung er⸗ n und das Haus erwartete geſpannt den Haupt⸗ 9 er Sitzung: die Entgegennahme einer Erklärung 119 let bs regterung. Hierzu nahm ſofort Reichs⸗ Nei 0 er Dr. Marr das Wort, um im Namen der ichsregierung folgende Erklärung zu verleſen: In ber Reichstagsſitzung vom 27. Februar h . 27 hat der, be wettelende Vizekanzler Hergt dem Reichstag das Ar⸗ 101 Die wem m der Reichsregierung vorge⸗ voſch ie Vorlegung eines ſolchen Notprogramms war Reich f. geworden, da infolge des Scheiterns des wicht dach al eſetzes auf der anderen Seite überaus und de ge. Aufgaben im Intereſſe des deulſchen Volkes 10 r Volkswirtſchaft der fofortigen Löſung harr⸗ — b ntiprscen ud dure ramm mußte der Natur der Dinge und durchaus in den gegchenen Mranzen ge. n—ññ— 45. Jahrgang hauen werven. umſo notwendiger war es aber, es in ſeinen einzelnen Teilen ſorgſam gegeneinander abzuwägen und dafür zu ſorgen, daß es als einheitliches Gan⸗ 12s erledigt wurde. i Die parlamenkariſche Erledigung des Arheitspro⸗ gramms hat den Reichstag faſt einen Monat in Anſpruch genommen. Im Namen der Reichsregierung kann ich mit Befriedigung feſtſtellen, daß die Erwartungen in Erfüllu ng gegangen ſind und damit den aus⸗ drücklichen Dank verbinden an den Reichstag, ſeine! Präſidenten und alle Fraktionen, die ſich dieſer poſitiv en Arbeit ohne Rückſicht auf ihre politiſche Einſtellung ge⸗ genüber der Reichsregierung bereitwillig unterzogen ha⸗ ben. Es kan keinem Zweiſel unterliegen, daß durch die Erledigung dieſes Programms zwingenden Bedürf⸗ niſſen des Volkes und vielfach der bitterſten Not in verſchiedenen Bevölkerungsgruppen ſowie Le⸗ bensnotwendigkeiten der deutſchen Wirt⸗ ſchaft Rechnung getragen worden iſt. Vor allem kann ich mit Befriedigung feſtſtellen, daß dank der aufopfera⸗ den und hingebungsvollen Arbeit aller Berufenen, es in dieſem Jahre gelungen iſt. den Reichshaushalts⸗ plan rechtzeitig fertigzuſtellen. Das deutſche Volk hat damit vor dem In- und Auslande den zähen Willen zu erkennen gegeben, über alle volitiſchen Schwierigkeiten hinweg die Ordnung ein ſeiner elgenen ſtaatliche n Wutſchaft zu erhalten und Immer weiter zu be⸗ feſtigen.'Neinen Dank für die Erreichung dieſes Zie⸗ les darf i) auch auf den Reichsrat ausdehnen. Wie bereiks in der damaligen Regitrungserklärung hervorgehoben wurbe, ſolk ſich nach der in voller Ueber⸗ einſtimmung mit den Reichspräſidenten erfolgten Kund⸗ gebung der Reichsregierung, der parlamentariſchen Er⸗ ledigung des Arbeitsnotprogramms, die Auflöſung des Reichstages anſchließen. Nachdem dieſe Voraus⸗ ſetzung mit dem heutigen Tage erfüllt iſt, hat der Reichs⸗ präſident meinem Antrag entſprechend, folgende Ver— ordnung vollzogen: Nachdem der Reichstag mit den am Freitag ver⸗ abſchiedeten Geſetzen das ſogenannte Notprogra mm erledigt hat und da nicht zu erwarten iſt, daß noch weitere größere geſetzgeberiſche Arbeiten in dieſer Wahl⸗ periode zum Ahſchluß gebracht werden können, löſe ich auf Grund des Artikels 25 der Reichsverfaſſung den Reichstag auf. Berlin, den 31. März 1928. Der Reichskanzler: Der Reichspräſident: (gez.): Marx.(gez.): v. Hindenburg. Präſiden! Loe be erklärte hierauf, nach dieſen Mit⸗ teilungen des Reichskanzlers ſeien die Arbeiten des Reichstages beendet, worauf Abg. Dr. Scholz (D. Bp.) dem Reichstagspräſidenten Loebe für die vor⸗ bildliche Führung der Geſchäfte dankte und dieſen Dank dann auch auf die Vizepräſidenten, den geſamten Vor⸗ ſtand und die Beamten des Reichstages ausdehnte.(Leb— hafter Beifall.) Sodann ſprach Präſident Loebe ſeinerſeits den Dank für die freundlichen Worte aus und gab dann einen Ueberblick über die vom Reichstag in den letzten Jahren geleiſtete Arbeit. Insbeſondere wies er darauf hin, daß das Haus den Etat rechtzeitig verabſchiedet habe und daß auch zahlreiche größere wichtige Geſetze erledigt wor⸗ den ſeien. Er ſchloß mit der Hoffnung, daß ſich die Par⸗ teien beim Wahlkampf kein Beiſpiel an den unerfreu⸗ lichen Erſcheinungen der letzten Tage nehmen werden. Während ſich die Abgeordneten von den Plätzen er⸗ hoben brachte der Präſident ein Hoch auf das deulſche Volk und die deutſche Republik aus. Die Kommuniſten verließen lärmend den Saal. Reichsrat und Reichsetat. Der Panzerkreuzer angenommen. Berlin, 1. April. Der Reichsrat ſtimmte in ſeiner Vollſitzung am Samstag den Beſchlüſſen des Reichstages zum Etat und Nachtragsetat ohne Einſpruch zu erheben, zu. Auch den Beſchlüſſen des Reichstages zum Bau des Panzerkreuzers wurde vom Reichsrat nicht wi⸗ derſprochen. Mit dieſer Zuſtimmung des Reichsrats zum Neichshaushaltsplan für 1928 war die letzte Schwie⸗ rigleit behoben, die der Auflöſung des Reichstags noch in letzter Minute entgegenſtand.„ Im Verlaufe der Sitzung ſtellte der Berichterſtatter der Ausſchüſſe, Miniſterſaldirektor Brecht, feſt, daß ſich die Aenderungen, die der Reichstag vorgenommen habe, in engen Grenzen halte, in Gegenſatz zum Vorjahre, wo der Reichstag ſaſt drei Viertel Milliarden über die Vor⸗ lage hinausging. Der Berichterſtatter führte dann um einzelnen die Aenderungen an, die der Reichstag vorge⸗ nommen bat. 5 Das land wirtſchaftliche Notprogramm. Beratungen über die Durchführung im Sonderausſchuß des Reichstages. Berlin, 1. April. Der Reichstagsausſchuß für Ueberwachung der Durchführung des landwirtſchaftlichen Notprogramms trat am Samstag unter dem Vorſitz des Abgeordneten Dr. Herlacher(B. Pp.) zu ſeiner erſten Sitzung zuſam⸗ men, um die zeitliche Erledigung der Aufgaben des Aus⸗ ſchuſſes zu beſprechen. Reichsernährungsminiſter Schiele legte dafür einen Plan vor, der an Hand von Richt⸗ linien die Verwendung der bereitgeſtellten Reichs⸗ mittel erläutert. Der Ausſchuß vertagte ſich nach kurzer Ausſprache bis nach der Plenarſitzung, um zunächſt die Meinung des Reichsrates über die Erledigung der Aufgaben einzuholen. Nach Schluß der Plenarſitzung hielt der Ausſchuß dann noch eine kurze Beratung ab und beſchloß, im Einvernehmen mit dem Reichsernährungsminiſter Schiele die nächſte Sitzung am 18. April abzuhalten und von dieſem Tage ab parallel mit dem Reichsrat zu tagen. Der Ausſchuß erwartet, daß ſeinen Mitgliedern das Ma⸗ terial des Miniſteriums bis zum 12. April zugeſtellt wird. ——— Oe 1 Zufammentritt des Zentrumsvorſtandes. Am 11. April Entſcheidung über die Kandidatur Dr. Wirths. Berlin, 31. März. Der Parteivorſtand des Zentrums tritt am 11. April nachmittags 2 Uhr im preußiſchen Abgeordnetenhaus zu einer Sitzung zuſammen. Gegenſtand der Tagesordnung bildet die Aufſtellung der Kandidaten für. die Reichswahlliſte des Zentrums und die Vorbereitun— gen für die Reichsparteiausſchußſitzung. Dieſe findet am 12. April ebenfalls im preußiſchen Abgeordnetenhaus ſtatt. Abg. Dr. Kaas wird ein Referat über die be⸗ vorſtel iden Reichs- und Landtagswahlen erſtatten. Außerdem wird der Reichsausſchuß den Wahlaufruf des Zentrums feſtſtellen. Wie weiterhin von Zentrumsſeite mitgeteilt wied, wird auf der Sitzung des Parteivorſtandes auch die Frage geklärt werden, ob Dr. Wirth an ausſichtsreichet Stelle auf die Reichs liſte der Partei geſetzt werden ſoll. Vorausſetzung hierfür ſoll allerdings ſein, daß ſich Dr. Wirth vorher in eindeutiger Weiſe von dem An trag der Demokraten, für dieſe Partei in Düſſel⸗ dorf zu kandidieren, losſagt, doch ſcheint man ſich hier⸗— über bereits keinem Zweifel mehr hinzugeben, und einer diesbezüglichen Zuſicherung durchaus ſicher zu ſein. Ver⸗ ſchiedentlich glaubt man in Zentrumskreiſen ſogar zu wiſſen, daß das Vorgehen der badiſchen Zentrumspartei, Dr. Wirth in ſeinem bisherigen Wahlkreis nicht mehr aufzuſtellen, lediglich ein Warnungsſignal darſtel⸗ len ſollte, ſo daß die Sitzung des Parteivorſtandes ein für Dr. Wiith günſtiges Ergebnis zeitigen würde, falls dieſer dle beſtimmte Zuſicherung gibt, ſich in Zukunft bei der Erörterung der ſozialen und vor allem kultur— politiſchen Fragen ſtreng an die Beſchlüſſe der Partei zu ballen. N 5 Der Reichspräſident in Lüneburg. Zur Konfirmation ſeiner Enkelin. i Lüneburg, 2. April. Reichspräſident v. Hindenburg traf am Sonn⸗ tagmorgen im Salonwagen in Lüneburg ein, um an der Konfirmation ſeiner Enkelin, Chriſta v. Pentz, der Toch⸗ ter des Majors v. Pentz, teilzunehmen. Die Konfir⸗ mation fand in der Kloſterkirche von Lüne ſtatt, die bis auf den letzten Platz gefüllt und mit Grün geſchmückt, war. Der Reichspräsident, der von ſeinen beiden Töch⸗ tern, der Frau v. Pentz und der Frau v. Brockhuſen, be⸗ gleitet war, nahm am Altar neben den Konfirmanden Platz. Nach dem Abendmahl gab er jedem einzelnen der Konfirmanden die Hand, während nach dem Verlaſſen der Kirche eine große Volksmenge ihm eine lebhaf te Opa⸗ tion darbrachte. Der Reichspräſident iſt lediglich als Privatperſon nach Lüneburg gekommen, ſo daß offizielle Empfänge oder Beſuüche nicht ſtattfanden. Einmalige Neichhbeihilte für Kleinreniner Auszahlung erfolgt noch vor Oſtern. Berlin, 31. März. Im Haushalt des Reichsarbeitsminiſteriums für 1928 iſt wiederum ein Betrag von 25 Millionen Reichsmark eingeſetzt, der zur unmittelbaren Beihilfe an die Kleinrentner verwendet werden ſoll. Nach einem emeinſamen Erlaß des Reichsarbeitsminiſters und des eichsminiſters des Innern erhalten aus dieſen Mitteln 3 . 2 ilfe in Kleinrentnerfü März 1928 in dieeſer Fürſorge ſtanden, eine einma⸗ lige Beihilfe in Höhe des doppelten Betrages des für März 1928 tatſächlich d fortlaufenden Unter- ſtützungsbetrages. Liegt dieſer Betrag unter dem für Kleinrentner für März 1928 feſtgeſetzten Richtſatz, ſo 10 der doppelte Betrag dieſes Richkſatzes zu gewähren. 0 Kleinxentner, die fefa e der Auszaylung ver Bel⸗ * Mindeſtens ſind in jedem Falle auszuzahlen für ein Ehepaar 90 Mark, für Allein ſtehende 50 Mark und für zuſchlagsberechtigte Kinder je 20 Mark. Die Beihilfe ſoll durch die Fürſorgeverbände tunlichſt noch vor Oſtern ausgezahlt werden. Der Eindruck der Briand⸗Note. l Weiterer Notenwechſel bevorſtehend? Paris, 1. April. Der offiziöſe„Petit Pariſien“ meldet aus Waſhing⸗ ton, daß Staatsſekretär Kellogg bisher noch nicht in die Note Briands Einblick genommen habe. Nach der Auffaſſung der höheren Beamten des amerikaniſchen Außenamtes ſtelle die letzte franzöſiſche Note einen merk⸗ lichen Fortſchritt dar. Es ſei jedoch wahrſcheinlich, daß ein weiterer Notenwechſel über einige Punkte ſtattfinden müßte. Dies gelte beſonders für den neuen franzöſiſchen Vorſchlag, wonach, falls einer der Unter⸗ zeichner ſein Verſprechen nicht einhalten ſollte, die and e— ren Vertragspartner ohne weiteres ihre Handlungs⸗ freiheit wiedererlangen ſolllten. ——ů — 22 Gechs Wochen Wagnerprozeß. Schluß der Verteidigungsreden.— Am Dienstag Arteils⸗ verkündigung. X Frankenthal, 31. März. Am Samstag wurden im Wagner-Prozeß die Plai⸗ doyers nach ſechstägiger Dauer mit der Verteidi⸗ gungsrede des Verteidigers der Angeklagten Weber und Römer, Rechtsanwalt Dr. Zang, beendet. Der Ver⸗ teidiger befaßte ſich zunächſt mit dem Weber zur Laſt gelegten Anklagepunkt, daß er unrichtige Taglohnzettel zum Vorteile Wagners beim Bau des Poſtgebäudes Ludwigshafen⸗Nord anerkannt habe. Zut Entlaſtung des Angeklagten führte der Verteidiger an, daß ſich Wagner von ſeiner Stellung als Poſtbauführer in Ludwigshafen fortgemeldet habe, was der Verteidiger als Beweis ge⸗ gen verbrecheriſche Abſichten brachte und daß die Tag⸗ lohnzettel nicht unrichtig geweſen ſejen, was der Verteidi⸗ ger im einzelnen nachzuweiſen ſuchte. Der einzige Vo. wurf, dem Weber gemacht werden könne, erblickt der Ver⸗ teidiger darin, daß Weber inkorrelkt gehandelt, aber keine Handlungen begangen habe, die gegen ſeine Amtspflicht verſtießen. Zum Falle Nömer beſtritt der Verteidiger zunächſt, daß Römer dreimal Geld erhalten habe, recht ſei nur, daß Römer nur zweimal Geld angenommen habe und zwar nach der Aufſtellung des Verteidigers zum 50. Geburtstage und zu Weihnachten. Der Verteidi⸗ ger beſtritt, daß Römer auf die Kappenlieferungen Ein⸗ fluß gehabt habe. Der Verteidiger hielt den Nachweis für nicht erbracht, daß Römer das Bewußtſein gehabt habe, Wagner wolle ihm eine Beſtechung zumuten. Er beantragte Freiſprechung, damit dem Angeklagten die Ehre und die Exiſtenzmöglichkeit wiedergegeben wäre. N Die Anklagebehörde verzichtete auf eine Erwiderung der Plaidoyers der Verteidiger und beantragte die von der Verteidigung geſtellten Anträge auf Bewährungsfriſt im Falle einer Verurteilung abzulehnen. Von ihrem Recht, das Schlußwort zu ſprechen, machten nur der Ange— klagte Schwarz, Frühauf und Wagner Gebrauch. Schwarz erklärte gegenüber den Ausführungen des Ver⸗ teidigers des Angeklagten Waibel, daß dieſer die Ver⸗ antwortung für die Abrechnung beim Schießplatz hatte. Er verſicherte nochmals, daß er nichts Unehrenhaftes ge— tan habe und bat um Freiſprechung. Der Angeklagte Frühauf gab zu, einen Fehler begangen zu haben durch die Annahme des Geldes, dies ſei aber nur ein Fehler der Lebensklugheit, und er hätte niemals geahnt, daß er dadurch in einen Prozeß verwickelt werden könne. Er orge befinden und bereits am 1. zuf ſeine Familie Rückſicht zu nehmen und ihm nicht die Möglichkeit zu rauben, für ſie zu ſorgen. Der An⸗ zeklagte Wagner bat den Vorſitzenden um Entſchul⸗ digung, wenn er im Laufe der Verhandlungen mitunter ſeine Verteidigung etwas temperamentvoll geführt habe und erklärte dies mit der langen Unterſuchungshaft. Er griff dann aber ſofort den Unterſuchungsrichter Dr. Hahn an, als er zu erklären verſuchte, warum er die ſogenannte Gaunerliſte aufgeſtellt habe, auf der eine Reihe von Zeu⸗ gen angeführt ſind. Wagner warf Dr. Hahn vor, daß er ein gegebenes Wort, die Liſte nicht anderweitig zu⸗ gänglich zu machen, gebrochen hat. Der Voxſitzende wies dieſe Feſtſtellung zurück. Auch gegen den im Falle Schieß ⸗ platz als Sachverſtändiger vernommene ſtädtiſche Ober⸗ baudirektor Heb⸗Ludwigshafen richtete Wagner ſchwere Angriffe. Er ging ſogar ſoweit, das Sachverſtändigengut⸗ achten als falſch hinzuſtellen und dem Zeugen vorzuwer⸗ fen, daß er einen Falſcheid geſchworen hätte. Das Sach⸗ verſtändigengutachten des Heb bezeichnete er als Ausfluß der Gehäſſigkeit. Nach längeren ins einzelne gehenden Ausführungen bat Wagner zum Schluſſe unter Tränen um Freiſprechung. 5. Der Vorſitzende ſchloß die Verhandlung mit dem Bemerken, daß damit das langerſehnte Ende des Prozeſſes herangekommen iſt. Das Urteil wird am Dienstag, den 3. April, nachmittags 5 Uhr verkündet. a 23 4 We 1 N n e e 2 2 Aus der Flugwelt. Der deutſche Dauerflugrekord gebrochen. Newyork, 31. März. Die beiden amerikaniſchen Flie⸗ ger Haldeman und Stinſon haben am Freitag mittag um 1 Uhr Jackſonville überfliegend den deutſchen Dauer⸗ flugrekord um 1 Stunde und 13 Minuten überſchritten, Bei ausgezeichnetem Wetter flogen die beiden Fliegen durchſchnittlich in einer Höhe von über 3000 Meter. Bei ihrer Landung hatten ſie noch fünf Gallonen Benzin an Bord, ein Beweis, daß ſie noch weiter in der Luft blei⸗ ben hätten können. Ein neuer Geſchwindigkeitsflugrekord. Rom, 31. März. Der italieniſche Major de Ber⸗ . einem Hydroplan Macchi 52 mit Fiat⸗Motor bei Ve⸗ nedig eine Stundengeſchwindigleit von 512,776 Kom Er erreichte damit einen Weltrekord. Die erſte Folge der Auflöſung. Das Verbot der national⸗ſozialiſtiſchen Arbeiterpartei für Groß⸗Berlin aufgehoben. be Berlin, 1. April. Der Polizeipräſident von Berlin teilt mit: Im un⸗ nittelbaren Anſchluß an die Auflöſung des Reichstages jat der Polizeipräſident ſein am 5. Mai 1927 für Groß⸗ Berlin ausgeſprochenes Verbot der national⸗ſo⸗ zialiſtiſchen deutſchen Arbeiterpartei mit ſo⸗ ſortiget Mirkung aufgehoben, um dieſer Partei gleich allen anderen politiſchen Parteien un behinderte Borbereitungen für die bevorſtehenden Neuwahlen zu ermöglichen. 72 3 8 2. 2 77* Buchdruckerſtreik in Königsberg. Eine gemelnſame Notzeitung der bürgerlichen Zeitungen. O' Königsberg, 31. März. In den Königsberger Buchdruckereien ſind die Ge⸗ hilfen am Samstag nicht zur Arbeit erſchienen. Die bürgerlichen Zeitungen haben infolgedeſſen mit Hilfe des im Angeſtelltenverhältnis ſtehenden Perſonals eine gemeinſame Notzeitung herausgebracht. Auch die Dresdener Nachrichten erſcheinen nicht. Dresden. 31. März. Der deutſche Buchdruckerver. band teilt mit, daß die„Dresdener Nachrichten nicht erſcheinen können, da die Gehilfen ausge⸗ ſperrt worden ſind, weil ein Teil der Buchdrucker ſich weigerte, die eingereichten Kündigungen zurückzuziehen. zar vas Werichr dei Beurtellung ſeiner Handlungswelſe f nardi flog auf einer 3 Kilometer langen Strecke min Sioeſſſſe Landen Die Not der Landwirtſchaft.— Das Beamtenbeſol⸗ dungsgeſetz angenommen.— Tumultſzenen. . D Darmſtadt, 31. März. a Am Freitag wurde im Landtag die Generaldebatte über die Not der Landwirtſchaft fortgeſetzt. Es kam dabei zu einer recht lebhaften Debatte. Nach einer längeren Geſchäftsordnungsdebatte beſchloß das Haus die Ein⸗ ſchaldn ein Sechſer⸗Kommiſſion zur Prüfung der Ver⸗ chuldungs⸗ und Kreditverhältniſſe und der Hilfsmaß⸗ nahmen, der die vorliegenden Anträge, auch der des Landbundes, als Material überwieſen werden ſollen. Darauf wurde in die Beratung des Beſoldungsgeſetzes eingetreten. Finanzminiſter Dr. Kirnberger betonte, daß die Beſoldungsneuordnung dringend notwendig ſei und bat die Vorlage nicht als ein Inſtrument anzuſehen, das Geld koſte, ſondern als eine Vorlage, die dem Land diene. Darauf entſpann ſich über die Vorlage eine längere Debatte, bei der Abg. Storck(S.) eine Erklärung der Regierungsparteien verlas, die erkannte, daß die Beam⸗ tenſchaft vor der allgemeinen Not nicht verſchont geblieben ſei und daß ſich Heſſen der Neuregelung der Beſol⸗ dungsordnung nicht verſchließen könne. Zum Schluß war zum Ausdruck gebracht, daß der Landtag von der Reichs⸗ regierung erwarte, daß die Mehrausgaben vom Reiche ge⸗ tragen werden. Bei der weiteren Debatte kam es dann zu großen Tumulsſzenen. Den Anlaß dazu gab eine Rede des Volksxechtsparteilers Dr. Wolf, der zwei Abgeord⸗ neten der Regierungskoalition vorwarf, ſie hätten ſich nach dem zur Beratung ſtehenden Beſoldungsgeſetz als Beamte in eine beſonders günſtige Beamtenklaſſe eingruppieren laſſen. Der Demokrat Reiber nannte daraufhin ſeinen Vorredner Schuft und Ehrabſchneider, wofür er einen Ordnungsruf erhielt. Erregte ſozialdemokratiſche Abge⸗ ordnete ſtürzten auf Dr. Wolf zu. Auf der Tribüne herrſchte unbeſchreiblicher Lärm. Die Kommuniſten ſangen ein Revolutionslied. Die Sitzung mußte auf 20 Minuten unterbrochen werden. In der Abſtimmung wurde dann die Beſoldungsvorlage in der Ausſchußfaſſung als Gan⸗ zes in erſter und zweiter Leſung angenommen. Dagenen ſtimmten die Kommuniſten und drei Abgeordnete des Nori Darauf vertagte ſich das Haus auf 18. pril. N Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 1. April. Der Kern des britiſchen Tiefs hat ſich etwas nach Süden verlagert. Ueber Südfrankreich bildet ſich eine Rinne tiefen Druckes. Daher wird das unbeſtändige Wet⸗ ter mit Niederſchlägen vorausſichtlich noch weiter anhalten. Vorausſichtliche Witterung bis Mon⸗ tag: Wolkig, mit auffriſchenden Winden, teilweiſe Re— gen, mild, mit ſüdöſtlichen Winden. * —. Das Wetter im April. Der Meteorologe Piret— tor Grimm ſtellt dem Monat April kein günſtiges Zeug, nis aus. Nach Darſtellung ſeines blauen Wetterkalen⸗ ders iſt für dieſen Monat leider noch immer keine durch⸗ greifende und grundlegende Beſſerung des Allgemeinwet— ters zu erwarten. Wohl iſt die durchſchnittliche Bewölkung eine leichtere, aber ſehr abwechſlungsreiche— eben april⸗ mäßig. Um den 26. und 27. April iſt eine ſchwerere Eintrübung mit Temperaturrückgang angezeigt. Die Temperatur des übrigen Monats bleibt im Durchſchnitt etwas unter dem normalen Mittel. 5 52 e een —— 2 8 8 5 0 Der Schritt ins geben. Eine Oſterbetrachtung für Eltern. q Das Oſterfeſt, das uns ſo viel Jubel, Freude und Erhebung bringt, bringt in manche Familien allerdings auch ſchmerzliche Stunden des Abſchieds, weil ein junges Menſchenkind hinaustritt ins Leben, um in die Lehre zu gehen bei fremden Leuten oder um in einer fernen frem⸗ den Stadt ſeinen Sindien obzuliegen. Für das junge omann Elsbeth Borchert Sie überhörte bei dieſem Träumen ein Klopfen an ihrer Tür und ſah erſt auf, als die Tür aufging und ihre Enkelin Ilſe über die Schwelle trat. „Großmütterchen, warum ſiehſt du mich ſo ſeltſam for⸗ ſchend an?“ fragte Ilſe, jetzt näher tretend und die Hand der Alten zärtlich an ihre Lippen drückend. Frau Werner erwachte wie aus einem tiefen Traum, aber ihre Blicke ruhten noch immer auf dem ſchönen Mäd⸗ 11 einem eigenen, geſpannten, faſt überraſchten Aus- druck. „Verzeih, mein Kind, daß ich dir nicht ſogleich Antwort gab. Meine Gedanken waren wieder einmal in längſt vergangene Zeiten gewandert, und als du eintrateſt, mußte ich mich erſt beſinnen, wo ich war. Komm, Liebling, fell dich zu mir— ſo— kannſt du mir ein Weilchen Geſell— ſchaft leiſten?“ „„„Gern, Großmütterchen, deshalb kam ich zu dir. Mama iſt in die Stadt gefahren, um Einkäufe zu machen, und wird ſo bald nicht zurückkehren.“ a Wieder betrachtete die Matrone ſie forſchend, dann nahm ſie ihre Hand: „Weißt du, Kind, daß es mir ſonſt noch nie ſo aufge⸗ fallen iſt, wie ähnlich du deiner Großmutter biſt?“ „Alſo dir, du Liebe,“ entgegnete Ilſe, der Alten die Hand ſtreichelnd. „Mir? Wie käme ich wohl dazu? Nein, jener anderen — der Mutter deiner Mutter, du weißt, ich vertrat nur Mutterſtelle an ihr.“ „„Ja, ich weiß; ich weiß auch, daß keine eigene Mutter beſſer und liebevoller hätte ſein können, als du es warſt. Meine Mutter hat es mir oft genug erzählt.“ deine gute Mutter, Ilſe! Sie hat uns unſere Liebe reichlich vergolten. Ich wünſchte nur, ich hätte eine genü⸗ 00 Erklärung über die Perſönlichkeit ihrer eigenen Mutter geben können. Aber du weißt ja, daß wir ver⸗ gebens danach abberſch haben.“ 5„Großmütterchen, bitte, erzähle mir heute einmal aus⸗ 1 die dunkle Geſchichte. Sch wollte ſchon längſt darum itten, aber die Gegenwart meiner Mutter, die ich dadurch traurig zu ſtimmen fürchtete, hielt mich ab. Heute ſind wir allein und ungeſtürt. Wifi du 94 f 1 1 „Gern, liebes Kind, du ſollſt alles erfahren, was ich weiß. Es iſt leider nicht viel.“ Sie ſtreichelte einige Male über Ilſes weiches, kaſtanien⸗ braunes Haar und ſing dann zu erzählen an: „Es mögen ungefähr zweiundvierzig Jahre her ſein. Mein Gatte war in einem niederſchleſiſchen Städtchen Arzt; wir lebten in der glücklichſten Ehe, obgleich der Himmel uns Kinder verſagte. Mein Juſtus beſaß damals ſchon eine blühende Praxis, die ſich mit jedem Jahr vergrößerte. Wenn er trotzdem nur ſoviel geſpart hat, daß ich jetzt nach ſeinem Tode ein nur gerade ausreichendes Einkommen habe, ſo liegt das daran, daß er ein wahrer Arzt der Armen war und ſie nicht allein unentgeltlich behandelte, ſondern ihnen auch Medizin und Lebensmittel kaufte. Man liebt und verehrte ihn darum wie einen Heiligen, und den Doktor Werner kannte jedes Kind im Städtchen. „Wir waren ſchon über zehn Jahre verheiratet, als mein heißer Wunſch ſich endlich erfüllen ſollte. Der Himmel ſchenkte mir ein Kind, ein zartes, ſchwaches Mädelchen, das ſchon den Keim des Todes bei ſeiner Geburt in ſich trug. Alle Kunſt meines Gatten war vergeblich, es ſtarb und ließ mich in hoffnungsloſer Schwermut zurück. Wer weiß, ob ich mich wieder daraus hätte emporraffen können, wenn nicht ein ſeltſames Ereignis— ich möchte ſagen eine Fü⸗ gelte des Himmels— mich mit einem Schlage daraus rettete. Eines Tages klopfte es an meiner Tür. Mechaniſch ging ich öffnen, da ich das Mädchen auf den Markt ge⸗ ſchickt hatte. Vor mir ſtand ein junges, liebliches Weſen, halb Kind noch, halb Weib. Sie fragte mich ſchüchtern nach dem Herrn Doktor, ob ſie ihn wohl ſogleich ſprechen könne. Mein Mann war noch zu Hauſe und ich ließ die Fremde ins Wartezimmer treten. Nun warf ich einen verſtohlenen Blick auf vas junge, liebliche, aber ſo elende abgemagerte Geſicht. Es trug feine, regelmäßige Züge, wie auch die Klei⸗ dung, obgleich ö Spuren einer langen Reiſe daran hafteten, ſie als dem beſſeren Stande angehörend kennzeichnete. Schon wollte ich ſie verlaſſen, um meinen Gatten zu benachrich⸗ tigen, als ich ſie plötzlich leichenfahl werden und wanken ſah.. ſprang ich hinzu und trug die Ohnmächtige auf das Sofa. Dann rief ich Juſtus herbei und unſeren ver⸗ einten Bemühungen gelang es endlich, wieder Leben in die zarte Geſtalt zu bringen. Doch nun kam die Stunde die wir beide gefürchtet hatten. Sie gebar ein Kind und als die 580 Stunde vorüber war und ein ſüßes, kleines b Mädchen in meinen Armen lag, da dankte ich Gott unter heißen Tränen und vergaß über dem fremden Leid das eigene. Wir hatten der Fremden ein bequemes Lager bereitet, aber ſie war ſo entkräftet und ſchwach, daß ſie mit ge⸗ ſchloſſenen Augen apathiſch in den Kiſſen rühte. Sie ſah wie ein ſchöner Engel aus und wir beide, mein Mann und ich, ſtanden mit Tränen der Rührung, in den Augen an ihrem Bett. Juſtus machte bald eine ernſte, bedenkliche Miene. der zunehmende Schwächezuſtand beunruhigte ihn und als ſich gegen Abend Fieber einſtellte, da meinte er mit aller Zuverſicht, daß das junge Weſen die Nacht nicht mehr überleben würde. Wir dachten nicht daran, das uns ins Haus geſchneite Vögelchen fortzugeben, auch beſaß unſer Städtchen noch kein Krankenhaus; wir hätten ſie nach der nächſten größeren Stadt transportieren müſſen und das wäre in dieſem Falle grauſam geweſen. Nachdem ich für das kleine ſüße Mädelchen geſorgt hatte, ſetzte ich mich ans Bett der Kranken, um jederzeit zur Hilfe bereit zu ſein Da ſchlug ſie endlich die Augen f und ſah mich mit einem dankbaren Blick an. Ich bemerkte, wie die Lippen ſich bewegten und beugte mich, um beſſer verſtehen zu können, über ſie. Mit ieren aber nicht unverſtändlicher Stimme ſprach ſie in abgeriſſenen Sätzen: „Gott vergelte es Ihnen—— tauſendfach—— teure Frau, und—— Ihrem Gatten—— bin keine Unwürdige — verheiratet—— mein Gatte——“ das Weitere erſtarb in einem undeutlichen Gemurmel. Ich ließ ihr einige Minuten Zeit ſich zu erholen. Dann fragte ich ſie nach dem Namen ihres Gatten, in der Annahme, daß ſie ihn vielleicht benachrichtigen laſſen wolle, aber entweder verſtand ſie mich nicht oder ſie war zu ſchwach, zu ſprechen. Erſt nach geraumer Zeit— ich hatte unterdes alles Nötige angeordnet— rief ſie plötzlich laut: „Mein Kind!“ Schnell holte ich das kleine Weſen und legte es in ihre ſchwachen, zitternden Arme. Sie ſah es mit unendlicher Liebe an, drückte ihre Lippen auf das zarte Köpfchen und warf mir darauf einen angſtvoll flehen⸗ den Blick zu:„Nicht f e— nicht verlaſſen!“ Dieſe Worte kamen mit für ihren Zuſtand faſt unnatürlicher Stärke heraus und es waren auch die letzten, die ſie ſprach. Nachdem ich ihr beteuert, daß ich ihr Kind nicht verlaſſen wolle, fragte ich ſie noch einmal nach Namen, Herkunft und Verwandten. Sie antwortete mir nicht mehr. Ihre Augen hatten ſich zum ewigen Schlummer goſchlaſſan (Fortſetzung ſoltt) enſchenkind iſt das eine Art Lebenswende, es tritt 116055 den Kreis der We und iſt doch häufig zoch innerlich ein halbes Kind. Kann man es da den treuforgenden Eltern übelnehmen, wenn ſie fürchten, daß ährem Kinde da draußen in der weiten lt, mancherlei begegnen wird, was ihnen Seelenkämpfe bringt, ohne daß ihnen Rat und Tat der Eltern zur Seite ſtehen? Aber, es wäre nun grundfalſch, zu jammern und zu klagen und dem Scheidenden dadurch das Herz noch ſchwerer zu machen, ihm gleich Peſſimismus und Angſt bor dem Leben als Reisegepäck mitzugeben. Es iſt nan ein⸗ mal ſo, das Leben iſt ein Kampf und ſieht ganz anders aus, als aus der Perſpektive der Kinderſtube und des Elternhauſes. Manche Ideale werden gebrochen werden, manche Enttäuſchung wird das junge Herz beſtürmen, manche Verſuchung wird an dem jungen Menſchen heran⸗ treten. Hat er aber in ſeinem Elternhauſe die ſeeliſchen und geiſtigen Waffen bekommen, die er braucht, um die⸗ ſen Fährniſſen begegnen zu können, dann braucht uns um ihn nicht bange zu ſein. Das Leben in der Welt und in der Fremde iſt hart oft, es wirft das junge Menſchenkind umher, wie einen Spielball, es ſchlägt ihm Wunden, aber es zeigt ihm auch ſeine Wunder und läßt ihn ſeine Schönheiten empfinden und dafür iſt ja gerade die Jugend ſehr empfänglich. f Das iſt ja gerade das Schöne an der Jugend, daß ſie ſich kopfüber mit einem Lachen in dieſes brauſende harte Leben zu ſtürzen vermag, wo die Aelteren oft zögern und zagen, trotzdem ſie doch die Erfahrungen des reiferen Alters beſitzen, oder gerade deswegen. Die Jugend ver— mag es noch zu lachen, wenn Wunden bluten— wir meinen die echte rechte Jugend, die nicht zimperlich iſt und die es gelernt hat, daß Leben Kampf bedeutet. Solche jungen Menſchen kann man ruhig aus dem Elternhauſe ſcheiden laſſen, ohne um ſie beſorgt zu ſein. Sie werden ſchon ihren Mann ſtehen, wenn der Sturmwind pfeift. Leider gibt es aber auch viele junge Menſchen, die nicht zu dieſer Jugend gehören. Ueberängſtlichkeit und Empfindlichkeit, Verzärtelung und übergroße Elternliebe haben ſie ſchwach gemacht, ſie können, ſich von der Schürze der Mutter nicht losreißen. Die Abſchiedsſtunde vom Elternhauſe iſt für ſie wie ein Todesurteil. Dieſe Stunde aber klagt die Eltern an: Daran ſeid ihr ſchuld! Ihr habt dieſes junge Menſchenkind nicht lebenstüchtig ge⸗ macht. Aber auch hier hilft nutzloſes Klagen nicht mehr. Das Leben da draußen vermag oft Wunder zu lun, es macht auch häufig aus ſolchen jungen Menſchen, noch ganze Kerle. Ueberhaupt die Geldfrage! Viele Kinder ſind ſo er⸗ zogen worden, daß ſie weder wiſſen was Geld iſt, noch auch verſtehen mit Geld umzugehen. Das ſind diejenigen, die nachher, kaum haben ſie ihren erſten Schritt in das Leben getan, große Zuſchüſſe über das ihnen Zugeſtanden““ hinaus verlangen, weil ſie es nicht verſtehen, ſich ei. zurichten. Solchen Muſtekkindern ſchreibe man: Mein Kind, verdiene dir deinen Zuſchuß ſelber! Das wirkt mit⸗ unter Wunder. Not macht erfinderiſch und ſelbſtverdientee Geld erzieht zur Sparſamkeit. Selbſtverſtändlich muß auch dieſe Erziehungsmethode mit Maß gehandhabt werden. Die Verbindung eines jun⸗ gen Menſchen mit dem Elternhauſe darf nie abreißen. Er muß immer wiſſen, daß er jederzeit dort Hilfe findet, daß er im ſchlimmſten Falle immer dorthin zurückkehren kann. Er ſollte aber zu ſtolz ſein, darauf zu pochen. Das muß er lernen und ihn dies zu lehren, iſt Aufgabe der Eltern, wo es nicht ſchon vorher geſchehen iſt. ö Macht euren Kindern den Abſchied vom Elternhauſe leicht und mag es euch auch noch ſo ſchwer ums Herz ſein. Ein feſter Händedruck, ein lächelnder Blick aus Mut⸗ teraugen, das ſſt für den Scheidenden mehr wert oft, als alle äußeren Dinge, die ihr ihnen vorſorglich auf ſeiner Reiſe mitgebt. Es iſt der Lauf der Welt, daß Kinder aus ihrem Elternhauſe ſcheiden müſſen, das Le⸗ ben muß ſie in die Schule nehmen, wenn tüchtige Men⸗ ſchen aus ihnen werden ſollen. ——— J — 33 „„Der April macht, was er will“ Und ſo war es auch am geſtrigen Sonntag. Vom frühen Morgen und den ganzen Tag über Regen und nichts als Regen. Es war ein ſtiller Tag, ganz dem Palmſonntag angepaßt. Oeffentliche Luſtbarkeiten waren unterſagt. Auch heute ſagt uns das Wetter, daß es April iſt. Hoffen wir, daß ſich bis und über Oſtern noch alles zum Guten wendet. * Heute letzter Tag des großen internationalen Volksfilmes, der Stacheldraht oder„In Kriegsgefangen⸗ ſchaft“ im Tentral⸗Theater.(Näheres Inſerat. * Das Büro der hieſigen Melde- und Zahlſtelle der Allgemeinen Orts- und Landkrankenkaſſe des Kreiſes Heppenheim befindet ſich von heute ab in dem Hauſe des Anton Fiſcher 1. hier— Eingang Lorſcherſtraße. eltag Spielverbot. b ams fag Nachmittag von 4 Uhr ab Training für 20. Lohnſteuer für die 8. und Schülermannſchaft. Oſter⸗Montag 3. Gaumeiſterſchaftstreffen gegen Bingen in Bingen. Hoffen wir, daß eine recht große An⸗ ahl von Begleitern dieſe Oſterreiſe mitmachen. llen Mitgliedern zur Kenntnis, daß ſie ſich ſtreng an obige Einteilung zu halten haben. Der Platzwart iſt angewieſen zu anderen Zeiten ſämtliche Leute vom Spiel⸗ platze zu entfernen. Platze an Wochentagen verboten. der Ball nur zu den angegebenen Spielzeiten nur durch eine verantwortliche Perſon abzuholen. Unbefugten iſt der Zutritt zu dem Bei dem Ballwart iſt Die Sportleitung. Steuerkalender für den Monat April 1928. 2. Rentenbankzinszahlung der Landwirtſchaft. Zahlung der Halbjahrsſchuldzinſen. Keine Schonfriſt. „Lohnſteuer für die Zeit vom 16. bis 31. März, ſo⸗ wie Abgabe der Beſcheinigung über die Geſamtſumme der im Monat März einbehaltenen Lohnſteuerbeträge. Keine Schonfriſt. Umſatzſteuer⸗Voranmeldung und Umſatzſteuer⸗Voraus⸗ zahlung für das 1. Kalendervierteljahr 1928. Schonfriſt bis 16. April. Einkommenſteuer⸗Vorauszahlung(ausgenommen Land⸗ wirte) für das 1. Kalendervierteljahr 1928 in Höhe von einem Viertel der im letzten Steuerbeſcheid feſt⸗ geſetzten Steuerſchuld. Keine Schonfriſt. Körperſchaftsſteuen⸗Vorauszahlung für das 1. Kalen⸗ derviertelfahr 1928 in Höhe von einem Viertel der im letzten Steuerbeſcheid feſtgeſetzten Steuerſchuld. Keine Schonfriſt. die Zeit vom 1. bis 15. April, ſofern der Steuerabzug den Betrag von 200.— RM. über⸗ ſteigt. Keine Schonfriſt. (Siehe Bekanntmachung). Selbſtverſtändlich iſt vorauszuſehen, daß bald aller⸗ hand Jammerbriefe ankommen werden, voller Klagen und Beſchwerden. Liebe Eltern, nehmt das nicht allzu tra⸗ giſch. Man muß auch einmal hart ſein können und darf nicht immer nachgeben, wenn ein junges unerfahrenes Menſchenkind verlangt, man ſolle es gleich wieder zu Hauſe unterkriechen laſſen, weil es da draußen im Leben einmal auf die Naſe gefallen iſt. Schreibt ihm einen ver⸗ nünftigen und klaren Brief, weckt ſeinen Ehrgeiz und beſchämt es, dann wird das häuſig viel beſſer wirken, als wenn man einem Mutterſöhnchen, dem das Leben eins auf die Naſe gegeben hat, gleich das Reiſegeld nach da⸗ Heim ſchickt. 5 Weinheim, 31. März. Zugeführt 351 Stück; ver kauft 283 Stück, Miſchſchweine wurden verkeuft das Stück von 6—14 Mark; Läufer das Stſick vos 16—30 Mar! * 47 25 2 — 25 9 — 9 2 5 Filmkuliſſen überflüſſig!— Die Reiſe in die Kolonſen.— Auslandspreußen.— Enklaverei und Exklaverei.— Wozu der alte Zopf gut iſt. Das Leben iſt oft romantiſcher als ein Roman. Daher iſt es immer nötig, Filmſtädte mit rie igen Häuſerattrappen. mit künſtlichen Parkanlagen, mit Poſtlutſchen und Schilder⸗ häuschen und dazu die Menſchen in hiſtoriſchen Koſtümen, in Reifrock und Puderperücke aus dem Boden zu ſtam⸗ pfen: die gute alte Zeit hat ſich noch bis auf den heutig da Tag lebendig erhalten. Man muß nur die Augen öffnen und die geeigneken Motive auffiaden. So machte ich mich denn kürzlich auf den Weg mit Kurbelkaſten und rollender Sardinenbüchſe, genannt„Kraftwagen“, und vermochte in kurzer Zeit einen Film zu drehen, der ſich ſehen laſſen kann. Hier einige Proben davon als Gau⸗ menlitzel!— Ja ſo— noch eins: Man könnte mich fra⸗ gen, weshalb ich nicht die viel bequemere Eiſenbahn be⸗ nutzt hätte ſtatt beſagter Sardinenbüchſe. Nun, das hat ſeinen Grund darin, daß die Länder und Städte, die ich im Bilde feſthalten wollte, mit der Bahn einfach nicht zu erteichen ſind. Man hätte ſich ein Flugzeug mieten kön⸗ neu, jedoch wollte ich auf ſo völlig unbekanntem Gelände nicht niedergehen. Auf alle Fälle nahm ich mir ein Gellerallexikon der deutſchen Mundarten mit, denn ich mußte ja gewärtig ſein, bei kurzer Raſt in irgendeinem Rarktflecken in ſechs verſchiedenen Fragen angeſprochen zu werden. So aufs aründlichſte vorhereifet. konnte die Neiſe ihren Anfang nehmen. Wiein erſtes el war Cal⸗ vörde. Von Tangermünde aus erreichte ich ohne Zwi⸗ ſchenfall die Grenze dieſes Landes und konnte ohne Paß⸗ kouſrolle ſeiner Hauplſtadt entgegenrollen. Mithin be⸗ daud ich mich jeht unter braunſchweigiſcher Oberhoheit. Nat rwegs befiel mich ein geradezu fieberhafter Durſt. mul meiner Oelſardinenbüchſe konnte eine kleine Benzin⸗ Ja, lion nicht ſchaden. Ich begrüßte alſo die Begegnung mit einem Wirtshaus an der Landſtraße mit lebhaftem Ber algen, ſtoppte und beſtellte zwei Liter Benzin und zen Liter Braunſchweiger„Mumme“. Da trat der in Hemdsärmeln vor die Tür und ſagte:„Hier auf iſchem Gebiet ſübren wir kein Braunſchweiger Bier. Montag Abend von 5—7 Uhr Training für die Fauſt⸗ Unglücklicherweiſe geriet, als die Herren ſich die er, anzündeten, eine Gardine in Brand. So wußte man nicht, Wochenplan der D. J. K. ballmannſchaften. a Dienstag Abend von 5—7 Uhr Training für die 1. und 2. Handballmanuſchaft. i. Abends 8½ Uhr Spielausſchuß⸗Sitzung im Lokal zur Harmonie.„. Mittwoch Abend von 5—7 Uhr Training für die 1. und 2. Fußballmannſchaft Leichtathleten. vatmannſchaft. Ferner Training für alle Donnerstag Abend von 5 Uhr ab Training für die Pri⸗ Juchs eigene Anweſen S ö, 4b verlegt. im Laufe der Jahre zu einer der angeſehenſten der Branche entwickelt und iſt in allen Kreiſen der Bevölke⸗ rung 0 ihr reelles beſtens bekannt. 5 15 im neuen Heim ein weiteres Gedeihen.(Siehe Inſerat) Geſchäftliches. Das ſeit ca 25 Jahren altbekannte Möbelhaus K 1, 4 hat nunmehr ſeinen Hauptbetrieb in das Die Firma hat ſich und ſolides Geſchäftsgebahren Wir wünſchen der Firma auch ferner⸗ Abends 8 Uhr Turnſtunde im Eichbaum. E e 2 188 5 .* BLEIBTREU KFF EE-Z UST OSE ee BS Jak niit einer Berliſier„Weißen.— Auf preu⸗ n Gehiet?“ fragte ich verdutzt.„ Lande Calvörde, dem Kolonialbeſitz von Braun⸗ ig?“—„Sie irren, lieber Landsmann. Wir hier mund Preußen, und Preußen liegt in Calvörde. „Preußen liegt in Calvörde? Ich dehle, Calvörde t in Preußen?“—„Stimmt ſchon alles beides. Pr eu⸗ liegt auch in Calvörde, das heißt, eine preußiſche lonie innerhalb der braunſchweigiſchen Kolonie.“— Zie groß iſt denn dieſes preußiſche Hoheitsgebiet?“— Es iſt dieſer Bauernhof mit fünf Einwohnern, nämlich mir, meiner Frau und meinen drei Kindern.“ Ich ver⸗ abſchiedete mich und hakte nach zehn Radumdrehungen die preußiſche Grenze hinter mir; ſo endlich kam ich zu meiner Mumme. Da mir dieſe Probe genügte, bog ich . gen Süden ab und erreichte geget ſchweigiichen liegende preußische Feſte R büchſe an den Braunſchweiger Grenzpfahl und Fuß bergan. Bei meinem Einzuge ſtand die preußiſches Land erfreue ſchaftlicher Beziehungen zu — Brautpaare zur Trauung, von Blankenburg dagegen käme er Poſtbote herüber und von Thale der Nevierſörſter. der Poſtbote h 1 1 alarmiert werden 0 und 0 ießli rauf, in ei. das Waſſer aus dem ſchließlich darauf, in einer Tonne a 1 Braunſchweigiſchen ſelber heranzuſahren. Das dauerte eine Dreiviertelſtunde. Inzwiſchen war das 1 0 das zugleich Bezirkspräfidium, Burgvogtei und 1 1 haus darſtellte, abgebrannt. Schweren Herzens mußte ich die Leute ihrem laſſen un 9 nach Oſten an, Richtung: Groß⸗Mühlingen. Das iſt die Hauptſtadt des Freistaates Mühlingen. An der Grenztafel ſtand„Anhall“. Ich ſtoppte alſo, ſtieg aus und langte nach fünf Minuten vor dem alten Grafen⸗ ſchloß an. Bei der Rüglehr mußte ich zu meinem Schmerze welche Feuerwehr feftſtellen, daß man mir meine Sardinenbüchſe. batte. Eine Beſchwerde bei der Landes nolizei. das beiß genau genommen nur die Grenze ihres Weichbildes; deun hier vertrat mir eine Warnungstafel den Weg:„Für Kraſtwagenverkehr geſperkt. 9 18 160 e Belſarditen⸗ traße Negenſtein gab, ſo h ich meine Oelſardinen⸗ ſtraßen zum Regenſtein gab, ſo band ich cbaſterie d Bevölkerung Spalier, das heißt auf jeder Straßenſeite dreiundeinhalber Landsmann. Dann gab der Bezirkspräſident, der zugleich Gemeindevorſtand und Familienoberhaupt ſeiner Landes- linder war, ein Feſteſſen. Bei der Tiſchrede betonte er, ſein ſich regſter kultureller und wirt⸗ den umliegenden Bierdörfern. Von Halberfladt her käme der Kreisarzt, und nach Langen⸗ dem Dorfgendarmen, „Ich bin doch in hakte den gewunſchten Erfolg, daß der brave Mann mit dem karmoiſinroten Kragen der, Fährte meiner Pneumatifs nacheilte, Da aher trat ihm zwei Minulen ſpäter an der gegenüberſiegenden Landes⸗ grenze ein Mann mit grünem Kragen, das Saite ein Preite. ichſer Gendarm, entgegen, verbat ſich das Bekketen ſeinss eviers und erwiderte mir auf meine flehentlich⸗beſchwö⸗ renden Vorſtellungen, ich ſolle meine Meldung ſchriftlich Aureichen Da Weg nach g 5 te ö ö iſt eine preußiſche Inſel auf anhaltiſchem Gebiet. Kurz vor den Häuſern dieſes Fleckens fand ich mein Auto, meine arme, — ſagen O0 faßt ein Ochſengeſpann gemächlich des Weges daher. Ich fragte ſeinen auslandspreußiſchen Lenker„Sagt mal, blieb mir nichts weiter übrig, als meinen Löbnitz zu Fuß anzutreten. Dies wiederum arme Sardinenbüchſe halb zertrümmert in einem 15— Steinbruch, der die Landſtraße dar⸗ Traurig ſetzte ich mich in den Chauſſeegraben. 0 Landsmann, könnt Ihr wohl meiner Karre aus dem Dreckhelfen?“ Er tat es ſtumm, und während ich neben ihm auf dem Bock ſaß, erfuhr ich die Urſache der Urſache meines ungewöhnlichen Glücks: Die Landstraße, die mir meine Sardinenbüchſe gerettet hatte, war ein Zankapfel der Preußen und Anhaltiner. Jeder überließ es dem anderen, ſie auszubeſſern. Seitdem ſchweige ich ſtill. denn ich weiß, daß dieſe Kolonialwirtſchaft auch ihre guten Seiten hat. 2 ſtein hin gingen die Kinder zur Schule und führen die N 1 5 f ö Schickſal überlaſſen und trat die Reiſe Fußball⸗Ergebniſſe vom Sonntag: Runde der Meiſter: 0 Eintracht Frankfurt— Sp.⸗Vgg. Fürth 2:3. 4 Wormatia Worms— Karlsruher F.⸗V. ausgefallen. Bayern München— Sp.⸗V. Waldhof 21. ö Stuttgarter Kickers— F.⸗V. Saarbrücken 011. Nunde der Zweiten und Dritten: Gruppe Nordweſt: V. f. L. Neu⸗Iſenburg— Mainz 05 2:2. Saar Saarbrücken F.⸗Sp.⸗V. Frankfurt 1.2. V. f. L. Neckarau— Not⸗Weiß Frankfurt 20. 03 Ludwigshafen— Boruſſia Neunkirchen 2:2. ö Gruppe Südoſt: 13. 1. F.C. Nürnberg— V. f. B. Stuttgart 620. Union Böckingen— Wacker München 014. j Freiburger Sp.⸗.— 1860 München 322. Phönis Karlsrune— n f l 2