9 Wiriſchaftsumſchau. N Anhaltend flotter Geſchäſtsgang in der Induſtrie.— Ent⸗ laſtungsſortſchritte auf dem Arbeitsmarkt.— Wirtſchaft and Außenpolitik.— Die Angſt vor der Schulden wirtſchaft. In der Wirtſchaft fühlt man kaum etwas von einer direkten Verflauung der Beſchäftigung in der Warenher⸗ tellung. Wohl berichten einige Branchen über etwas ru⸗ igeren Eingang von Aufträgen und es zeigt ſich nach den Mitteilungen der Landesarbeitsämter auch ein ge⸗ viſſes Nachlaſfen des Bedarfs an Speziak⸗ rrbeitern. Doch iſt dieſe Erſcheinung für die Ge⸗ amtheit der in der Wirtſchaft beſchäftigten Perſonen bis⸗ der noch nicht fühlbar geworden, zumal der Arbeiter⸗ dedarf der Landwirtſchaft und der Saiſongewerbe dem Arbeitsmarkte gerade in den letzten Wochen eine ſtarke Erleichterung gebracht hat. Auch am Geldmarkte be⸗ zbachtet man noch keine Symptone einer Entſpannung. Die Inanſpruchnahme des Geldmarktes iſt ge⸗ tade ſeitens der Induſtrie und des Warenhandels eine recht ſtarke, was eher für eine Andauer als für ein Nach⸗ laſſen der bisher lebhaften Konjunktur ſpricht. An der Börſe allerdings herrſcht Aprilwetter. Es wäre aber verfehlt, die Börſe gerade jetzt als Konuinktur⸗ barometer anzuſehen. Ein erfreuliches Zeichen iſt es viel⸗ leicht, daß die Hypothekenbanken und landwirtſchaftlichen Inſtitute auch im April wieder recht anſehnliche Poſten euer Pfandbriefe im Publikum abſetzen konnten. Die günſtige Witterung hat auch weiterhin auf die Außenberufe anregend gewirkt, ſodaß die Arbeits⸗ marktlage nach den einzelnen Berichten der Arbeits⸗ andesämter als gebeſſert anzuſprechen iſt. Die bisher unſicheren Finanzierungsmöglichkeiten des Baugewerbes ind durchſichtiger geworden. Die Anforderungen der Landwirtſchaſt konnten teilweiſe nicht immer befriedigt werden. Geſteigerte Aufnahmeſähigkeit zeigen die Torf, teinbruch- und Ziegeleibetriebe. Am geringſten war die Beſſerung des Baumarktes in Oft eußen, in der Nord— mark, in Oberbayern und in Schü zen. Der Wohnungs⸗ neubau hat erſt in geringem Umſange eingeſetzt, da Pri⸗ atunterrehmer und Induſtrie aus Kapitalmangel mit ufträgen noch zurückhalten. Zur Zeit' werden in der Haupiſoch. die in vergangenen Jahre begonnenen und icht fertiggestellten Wohnungsbauten zu Ende geſühet. Die Zahl dec wirtſchaftlichen und wirtſchaftspollti⸗ ſchen Kongzeſſe und Tagungen hat ſeit etwa Jahresfeiſt ganz merklich nachgelaſſen. Zahlreiche Wirtſchaftsver— die wirtſchaftlichen dafür einſetzte, beanſpruchungen zu prüfen ſeien. welt zeigt doch, kreiſen Kare Eine ſolche daß man s dieſer Beziehung gemacht delskreiſe geweſen. haupt durch die ſten hung vielleicht erſt zu ſpät Aus Nah Junſersflugzeug„Hermann Piloten Wende. Der 0 regte in ſpielender Kinder. Fraukurt a. M. Die Erlaubnls.) e ichen Dapper 00 des chen Induſtrie gefolg, und halten ihre Vollv un⸗ gen nur noch alle zwer Jahre ef Besch iſt auch im deutſchen Induſtrie⸗ gefaßt worden, der in dieſer Woche ſeine gen in Berlin abhielt. Der Verlauf gera zeigte ſehr deutlich, daß unfere Wirtſchaft mehr und mehr chen Vokleile der Verſtändigungspolitik an⸗ getennt und die Rückwirkungen derſelben auf Welthandel, Weltwirlſchaft und Handelsverträge ſehr wohl zu ſchätzen weiß. Andererſeits it es aber auch bemerkenswert, daß der Induſtrie⸗ und Handelstag ſich in ſeiner Reſolution daß Kapitalaufwendungen wie Kredit⸗ ſtreng auf ihren wirtſchaftlichen Ertrag ich in führenden Wirtſchafts⸗ re lare Rechenſchaft von den Gefahren a leichtherzigen Inanſpruchnahme von Krediten gibt. Die trüben Erfahrungen, die 0 deutſche t l gat, Einfluß auf die Stellungnahme der Induf Wie ein roter Faden zieht ſich über⸗ b Referate und Entſchließungen der jüng⸗ wirtſchaftspolitiſchen Tagungen a man mit dem Ausbau und der Moderniſierung der Bee triebe ſich niemals in eine Schuldenlaf ſe. Leider ſind verſchiedene Wirtſchaftskreiſe in dieſer Bezie⸗ vorſichtig geworden. Das Großflugzeug„Herman Köhl“ in Paris. Peris, 21. April. In Le Bourget landete das neue 5 b Der Eindecker, der als Verkehrsdienſt befindliche europäiſche Flugzeug gilt, er— Le Bourget große Bewunderung. 200 Häufer in Krasnoſarfk eingeäſchert. n Kowno, 21. April. Wie aus Moskau gemeldet wird, ſind in Krasnojarſk bei einem Großfeuer geäſchert worden. Der Brand entſtand aus Unvorſichtigleit 5 is, Zu dem bereits Bauers Chriſtgau, deſſen Leiche zur feſtaeſe Reichsverbandes der Deut- ger Weervigung zwegs Oodultion ohne Weſttetlung an die Angehörigen vom Friedhof ſehörigen v hof geholt worden war, 5 oldlei-Pläſidium 10 einer amtlichen Erklärung 19 daß 5 f dings ohne Zustimmung der Hinter⸗ nen zur Obduktion nach dem Krankenhaus abholen Woti t die Maßnahme ſei lediglich die Kürze der zur 5 1e ſtehenden Jeit ausſchlaggebend geweſen. Der erb lgehehkäftdent hat den Hinterbliebenen hat den Hin⸗ fänd ſein Bedauern über den Vorfall ausſprechen Marburg. ab. Ein ähnlicher Beſchluß und Handelstag Vollverſammlun⸗ de dieſer Tagung „(Unter Sandmaſſemerſtick Saen wurde ein junges Mädchen, als 1 A e andgrube Sand holen ſollte, von plötzlich niedergehen⸗ den Erdmaſſen perſchüttet. Es erſtickte, ehe ihm Hilfe Mahnung an die Geſchäfts⸗ gebracht werden konnte. Boxen. Repräſentativkampf Baden⸗Württemberg— Saar⸗Pfalz 10:4. Am Samskag abend fand in Speyer der erſte Reprä⸗ ö ſentativkampf der Bezirke Bapen⸗Württemberg und Pfalz⸗ Saar ſtatt der mit einem erlegenem Siege des Be⸗ zirks Baden-Württemberg endete. f Ergebniſſe: Fliegengewicht: Huber 08 Mannheim— 590 0 03 Ludwigshafen. Einſtimmiger Punktſieger Hu⸗ er. Bantamgewicht: Wiesler VfR. Mannheim— Bayerbach Phönix Ludwigshafen. Einſtimmiger Punkt⸗ ſieger Wiesler. Federgewicht: Henzel VfR. Mannheim— Her- 9 5 1 Ludwigshafen. Einſtimmiger Punktſieger Henzel. f Leichtgewicht: Barth 08 Mannheim— Krauſe⸗ Speyer. Einſtimmiger Punktſieger Krauſe. ö „Weltergewicht: Schuler VfR. Mannheim— Müller Speyer. Punktſieger Schuler. Mittelgewicht: Kirſch⸗ 08 Mannheim— Theil— mann 03 Ludwigshafen. Der Kampf wird in der zwei— ten Runde ohne Entſcheidung wegen beiderſeitigem un⸗ fairen Kämpfen abgebrochen. Halbſchwergewicht: Thies 03 Ludwigshafen. gabe des b Landwirtſchaft in ſind vielleicht nicht ohne trie- und Han⸗ der Gedanke, daß t hineinreißen dürſe Ap⸗ und Fern. Köhl“ unter Führung des das größe im 200 Häuſer ein⸗ Leichenöffnung ohne berichteten Fall des ten Stund: t: Bernlöhr Stuttgart— 8 5 Sieger Bernlöhr durch Auf⸗— Gegners in der zweiten Runde. Achtung Heute! 2. Greg 2 Eine abenteuerliche Liebesgesch. in 7 Akt. In der Hauptr. Hoot Gibson d. Teufelsreiter Zwei Großstadt- Schlager zum Einheitspreis von 50 Pfg. auf alle Plätze Sonder- Uorstellung l.„Mer niemals einen Kuß geküsst“ im Dentral-FHheater 2.„Den Wirtin Töchter lein“ Die Gesch. v. jung. Liebe u. alt. Sachen. Da wird man staunen, da wird man lachen CCCCCCCCͥãͥͤ ĩ ͤppcbPTPPGGGbGpPGbfPbGTPbTPTbTPbTbßbCCcwcccbcbccccccccc Auma Achtung! Hehtung! Junges Ehepaar ſucht bis 1. oder 15. Mat Zimmer mit Küche Näheres ſagt der Verlag Schulentlaſſenes Mädchen oder Junge für hier in Büro geſucht 1 1 80 9 i Heute Abend um 7 Uhr Meldungen bei der 60 Haus Gemeinnu Zusammenkunft aller Seorge im Gasthaus zum Kaiserhof. Betr. Be- sprechung des heutigen Tages und des Wetters. Freie Aussprache. 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(Biernhetmer Bürger- Zig.— Oiernh. Volksblatt) Ole einſpaltige Petitzeile koſtet 25 1 85 die Reklamezeile 60 Bis. In ſerate und Notizen vor⸗ 3 Dienstag, den 24. April 1928 .—— „%%% ᷑ HM ä— 2 99 Neues in Kürze. ie: Wie von zuſtändiger Stelle mitgeteilt wird, ſteht vorläufig noch nicht ſeſt, zu welchem Zeitpunkt eine deutſche Antwort auf den amerikaniſchen Kriegsverzichtspaktvorſchlag überreicht werden wird. ie: Der franzöſiſche Außen miniſter Briand iſt immer krank. Die Temperatur iſt auch geblieben. ꝛ6: General Sandino hat im Gebiet von Segoria eine kleine Sonderrepublik gegründet und ſich von Managug unabhängig erklärt. :s: Wie aus Bombay gemeldet wird, ſtehen dort jetzt 60 00 Baumwollarbeiter im Streik. Die Zuſammenſtöße zwiſcſen Streikenden und Polizei mehren ſich. Wahlausgang in Frankreich. Ruhiger Verlauf.— Starke Wahlbeteiligung. Die Wahlen am Sonntag ſind, wie vom Innenminiſterium mitgeteilt wurde, in ganz Frankreich ruhig verlaufen. Als einer der ſgerſten im Wahlkreis Champs Elyſees, genügte Staatspräſident Doumergue der Wahlpflicht, der eigens von ſeinem Ferienſitz Ramboillet nach der Hauptſtadt gekommen war, während Miniſterpräſident Poincaree die Reiſe nach dem 400 Kilometer von der Hauptſtadt entfernten Sam⸗ pigny antrat, um da, wo er vor 40 Jahren zum De— putierten gewählt wurde, ſeine Stimme abzugeben. Außer den Miniſtern Sarraut und Barthou, die amtlich verhindert waren, in ihren Departements zu wählen, blieb Außenminiſter Briand an das Zimmer gefeſſelt, da ſein Krankheitszuſtand ſich noch nicht gebeſſert hat. Alle an⸗ deren Miniſter traten in ihren Departements zur Wahl⸗ Urne. Die Wahlbeteiligung war außerordentlich ſtark und betrug etwa 27 Prozent mehr als 1924. 172 Abg. gewählt. 425 Stichwahlen erforderlich Innenminiſter Sarraut gab am Montag mittag der 1 folgende Ueberſicht über Wahler⸗ gebnis: noch weiterhin erhöht 8 Nag es Konſervative 7, Demokratiſche Republikaner 76, Linksrepublikaner 47, Radikale 13, Sozialiſtiſche Radikale 16, Nepublikaniſche Sozialiſten 4, Sozialiſten 14. i Insgeſamt 177 gewählte gegenüber 425 Stich⸗ wahlen, alſo Rechtspartei 130 Abg.(Konſer⸗ dative, demokratiſche Republikaner, Linksrepublikaner), 13 Hemäßigte(Radikale) und 34 Abg. der Linken ſozialiſtiſche Radikale, republikaniſche Sozialiſten und So⸗ ſialiſten). Bezüglich der Haltung der gewählten. Abg. egenüber der gegenwärtigen Regierung, äußerte ſich der Niniſter, daß weit über die Hälfte ſich bereits für die Politit der gegenwärtigen Regierung tusgeſprochen habe. Von bekannten Perſönlichkeiten vurden Briand und Herriot mit ſtarker Mehrheit viedergewählt, während Kriegsminiſter Painlevee im Wahlbezirk Ger mit einem Sozialiſten in Stichwahl ommt. In Belfort wurde Arhbeitsminiſter Tardien Linksrepublikaner) mit 5632 Stimmen gegen den Radi⸗ alſozialiſten Miellet(2652 Stimmen) gewählt. Im De⸗ dartement Lot und Garonne erzielte Marineminiſter Ley⸗ 1 Einksrepublikaner) mit zwei Drittel der abgege⸗ enen Stimmen einen vollkommenen Sieg, während im departement Meuſe der frühere Kriegsminiſter Ma⸗ Zzinot(Linksradikal) mit 11606 Stimmen gewählt vurde. Zu gleicher Zeit wurde das Ergebnis der end⸗ h 85. Wahl der Links⸗Republikaner Maurice Roth. child, Reynaldy Pierret, Etienne Flandin und des früheren Miniſters le Brocquere bekannt. Von den bekannteſten politiſchen und parlamentariſchen Per⸗ önlichkeſten ſind u. a. nicht gewählt worden die Sozi⸗ Miſten Blum, Varenne, Renaudel, Bracke, Lebas, der ſadikale Unioniſt, Verteidiger der Regierung Poincaree, Franclin Bouillon, der Führer des rechten Zentrums Reibel, ſodann der frühere Miniſter Chautemps, Leucheur kandel. Der bedeutende Pariſer Rechtsanwalt Marraut Giafferi erlitt ebenfalls eine Niederlage. Ein Nuck nach Rechts? ö* Die Wahlergebniſſe, die jetzt vorliegen, ſind kaum geeignet, ein Urteil über die Zuſammenſetzung der zukünf⸗ tigen Kammer zuzulaſſen, bevor nicht die 425 Stich⸗ wahlen am 29. April erfolgt ſind. Jede Vor⸗ aus ſage 00 gefährlich, denn zwiſchen dem 22. und 29. April wird ein erbitterter Kampf zwiſchen der Linken und der Rechten ſtattfinden, ein Kampf, der je nach ſeinem Ausfall das Bild der Wahlen vom 22. April völlig ändern kann. Wer die Kandidaten⸗Liſte für die Stichwahlen ſorgfältig prüft, wird feſtſtellen kön⸗ nen, daß alles davon abhängt, ob die Parteien der Lin⸗ ken ſich 9105 i Vorgehen zuſammenfinden und a ob die Radikalen ihre Stimmen den Sozialiſten oder den Anhängern Poincarees geben werden. Der p Rutſch, der durch die radikale Partei geht, läßt die Ent⸗ ſcheidung der Radikalen nicht vorausſehen. Wenn man dagegen von den Reſultaten des 22. April ausgeht, in der Erwartung, daß die Stichwahlen entſprechend aus— fallen, wird man mit Ueberraſchung feſtſtellen können, daß eine außerordentliche Stimmenverſchie⸗ bung von links nach rechts die zukünftige Kammer charakteriſieren dürfte. Die republikaniſch-demokratiſche Union, die ſogenannte Gruppe Marin, zählte in der alten Kammer 96 Stimmen, ſie hat bereits im erſten Wahl⸗ gang 72 Stimmen auf ſich vereinigt. Die radikal-ſoziali⸗ ſtiſche Partei war dagegen in der Kammer durch 140 Ab⸗ geordnete vertreten. Der erſte Wahlgang gab ihr abet nur 16 Abgeordnete. Für Deutſchland iſt dieſes Reſultat inſofern von beſonderer Bedeutung, als die ſiegreiche Gruppe Marin als eine ausge⸗ [prochene Gegnerin der Briand'ſchen Annä⸗ 1 105 ngspolitik mit Deutſchland bezeichnet werden muß. Elſaß bekennt ſich zum heimatlichen Volkstum. Die elſaß⸗lothringiſchen Wahlen werden immer deut⸗ licher zu einem Bekenntnis zum heimatlichen Volkstum. Es in unverkennbar, daß in Elſaß⸗Lothringen der fran— zöſiſche Wahlterror ſeinen Zweck verfehlt hat. Im unterelſäſſiſchen Kreis Ehrſtein wurden bereits im erſten Wahlgang der bisherige Abg. der elſäſſiſchen Volks⸗ partei Thomas Seltz gewählt, der durch ſeinen Auto⸗ unomieantrag in der letzten Kammer bekannt iſt. Auch im Oberelſaß konnte der von der franzöſiſchen Preſſe ſtark bekämpfte bisherige Abg. Bilger ſich behaupten. Im unterelſäſſiſchen Kreiſe Cabern ſteht der Heimatrecht⸗ ler Dahlet in ausſichtsreichſter Stellung gegen den bis⸗ herigen demokratiſchen Abg. Altorffer. Auch der hei⸗ matliche Kommuniſt Hechel erzielte mit 3000 Stimmen einen klaren Sieg über den autonomiſtenfeindlichen So⸗ zialiſten Mayer. Ganz beſonders gut ſchnitt der im Autonomiſtenprozeß angekla n te Prof. Roſſe in Colmar ab, der mit 8494 Stimmen den Sozialiſten Richard und Winzerkandidaten Hugel mit zuſammen 7767 Stimmen gegenüberſteht. In Mühlhauſen⸗Stadt wird es zu einer Stichwahl zwiſchen dem Autonomiſten Krehling, dem Kommuniſten Hornecker und dem bekannten So⸗ zialiſten Grumbach kommen. Auch im Nachbarkreis Mühlhauſen-Land wird eine Stichwahl ſtattfinden, wobei Brogly von der elſäſſiſchen Volkspartei in ausſichts⸗ reicher Stellung mit dem nationaliſtiſchen Demokraten Kankowſki ſteht. In Tann, wo der heimatlich geſinnte Katholik Bron über 7000 Stimmen erzielte, dürfte eine Stichwahl nicht mehr not wendig ſein. In den loth⸗ ringiſchen Kreiſen Forbach, Saargemünd und Saarburg findet Stichwahl ſtatt. In Saargemünd, wo dem franzöſiſchen nationalen Katholiken Nomine der autonomiſtiſche Katholik Schaaff und der Kommu⸗ niſt Knecht gegenüberſtehen, dürfte die Stichwahl erbit⸗ tert werden. In Hagenau wird es zur Stichwahl zwi⸗ ſchen dem Aukonomiſten Hauß und dem bisherigen Abg. Michel Walter, dem Sekretär der elſäſſiſchen Volkspar⸗ tei, kommen. Die Verteidigung der Donez⸗Ingenieure. Ein amtlicher ruſſiſcher Verteidiger. D Kowno, 23. April. 83 Wie aus boskau gemeldet wird, hat das Oberſte Gericht beſchloſſen, einen amtlichen Verteidiger für die deutſchen Ingenieure zu beſtellen. Als Anwärter für dieſen Poſten werden genannt der ehemalige Rechtsbe⸗ rater im Außenkommiſſariat Tſchlenow und der frü— here Juſtizminiſter im Kabinett Kerenſti Malanto⸗ witſch. Die endgültige Entſcheidung ſoll nach dem Ein— treffen des deutſchen Verteidigers Munte in Moskau fallen. Aufnahme der franzöſiſchen Vorſchläge. i Enttäuſchung in Waſhington. London, 23. April. Wie aus Waſhington gemeldet wird, wird Staats⸗ ſekretär Kellogg nach Ueberſendung des franzöſiſchen Entwurfs an die an den Kriegsverzichtspakt-Verhandlun⸗ gen beteiligten Mächte eine Reihe von Beſprechun⸗ gen mit den Botſchaftern Deutſchlands, Englands, Ita⸗ liens und Japaus in Waſhington führen. Bereits am Sonntag hatte Kellogg eine Rückſprache mit dem deutſchen und dem britiſchen Botſchafter, je⸗ doch wird verſichert, daß beide noch keine Mitteilung über den vorausſichtlichen Inhalt der Antwort ihrer Regie⸗ rungen auf den amerikaniſchen Vorſchlag erhalten hätten. Die Enttäuſchung über den franzöſiſchen Gegenvor⸗ 1 Polinſche reſch mehr Wert auf ſein Bündnisſyſtem als auf das Völkerbundsſtatut und die Locarno-Verträge legt. Trotz⸗ dem werden die Ausſichten der bevorſtehenden Ver⸗ handlungen nicht ungünſtig beurteilt. Auch die zahl⸗ reichen vom Staatsdepartement um ihren Rat befragten amerikaniſchen Politiker ſprechen ſich im allgemeinen opti⸗ miſtiſch aus. Auch England iſt unzufrieden. In Londoner politiſchen Kreiſen hat der franzöſiſche Entwurf eines Kriegsverzichtsvertrages keine ſehr gün⸗ ſtige Aufnahme gefunden. So ſpricht der diplomatiſche Mitarbeiter des„Daily Telegraph“ von einiger Ueberraſchung und einem gut Teil Enttäuſchung über den Charakter des franzöſiſchen Entwurfes. Der von dem Quai d'Orſay vorgelegte Vorſchlag vertrete mehr die beſtimmte und unabänderliche Anſicht Poincarees als die verſöhnliche Methode Briands. Die Faſſung der einzelnen Artikel des franzöſiſchen Entwurfs gebe Anlaß zu zahl⸗ reichen Einwänden. Wenn Frankreich vorſchlage, daß die fünf an den Verhandlungen beteiligten Mitgliedsſtaaten des Völkerbundes ein Uebereinkommen ſuchen ſollten, über ihre Verpflichtungen unter dem Völkerbundsſtatut, ſo über⸗ ſehe man in Paris, daß keine Sondergruppe von Mächten das Recht zu einer ſolchen Aufgahe für ſich in Anſpruch nehmen könne. Es handle ſich hier um einen weiteren Verſuch, das Genfer Protokoll in anderer Form wieder zu beleben. Die Parteien im Wahlkampf. Wahlaufruf der Sozialdemokratiſchen Partei. Berlin, 23. April. Die ſozialdemokratiſche Partei Deutſch⸗ ands hat nunmehr ebenfalls ihren Wahlaufruf be⸗ anntgegeben. Darin wendet ſie ſich vor allem gegen die Herrſchaft der Reaktion und gegen die Regierung des Bür⸗ gerblocks und ſtellte dann ſeſt, daß uns die nächſte Zeit dor dringende Aufgaben ſtelle. Die Befreiung der Rhein⸗ ande von fremder Beſatzung ſei unaufſchiebbar. Die Reparationszahlungen müßten erleichtert und endgültig degrenzt werden. Der Frieden müſſe durch Abrüſtung ind Schiedsgerichtsbarkeit geſichert, der Völkerbund demo⸗ ratiſiert und zu einem wirkſamen Inſtrument der Frie⸗ densſicherung gemacht, der Krieg als Mittel der Politik zeächtet werden. Der 20. Mai entſcheide über Fortfüh⸗ zung oder Stillſtand der Realpolitik. Die Partei ſetze ich ſür eine gerechte Steuerpolitik ein und für eine Han⸗ delspolitif, die der deutſchen Induſtrie neue Wege öffne ind die Arbeitsloſigkeit einſchränke. Oie Wahlparole des Deutſchen Mittelſtandes. Ebenſo wendet ſich die Reichspartei des deutſchen Mittelſtandes in einem Aufruf an ihre Wähler und detont, daß wieder ein Abſchnitt deutſcher Wirtſchafts⸗ zeſchichte hinter dem deutſchen Mittelſtande liege, ein Zeit. äbſchnitt ſchwerer und ſchwerſter Enttäuſchungen über das zeutige parlamentariſche Syſtem und politiſcher Parteien. Dann wird u. a. angeführt:„Eine ungerechte, unſoziele inſeitige, exiſtenzvernichtende, Erſparniſſe, Hab und Gu zaubende Steuergeſetzgebung, von den Parteien der Wei⸗ narer Koalition— Sozialdemokraten, Zentrum und De⸗ nokraten— geſchaffen, von der Rechtsregierung den Deutſchnationalen, der Deutſchen Volkspartei, der Bayeri, chen Volkspartei und dem Zentrum aufrecht erhalten und dis zur Vernichtung ausgebaut, hat die ſelbſtändigen kriſtenzen in Stadt und Land zur Verzweiflung ge. ſracht und zugcunde gerichtet. Eine Hilfe ſei nur vom Mittelſtande ſelbſt zu erwacten.“ Wahlkundgebung der Demokratiſchen Partei. Die Deutſche demokratiſche Partet veran⸗ ſtaltete am Sonntag im Feſtſaal des preußiſchen Land⸗ tages eine öffentliche Wahlkundgebung. Als erſter Redner ſprach der ehemalige Reichstagsabgeordnete Dr. Hermann Fiſcher. Er führte u. a. aus: Die demokratiſche Partei ſei die Partei der Staatserhaltung und der Sammlung aller freiheitlichen Kräfte. Sie erhalte in dieſem Wahl⸗ kampf die beſondere Aufgabe, dahin zu wirken, daß die ſtaatsbürgerlichen Kräfte des aufbaubereiten Bürgertums ſich nicht verzettelten. Dem neuen Reichstag ſtänden große und bedeutende Aufgaben bevor, denn leider vermöcht? man jetzt ſchon zu erkennen, daß das Notprogramm, das der Redner ſyſtemlos und lückenhaft nannte, keine dauern⸗ de wirkſame Hilfe werde bringen können. Wir müßten auf dem Wege zum Einheitsſtaat vorankommen, einmal aus nationaler und auch aus wirtſchaftlicher Notwendig⸗ keit heraus. Den Luxus achtzehnfachen Regierens könnten wir uns nicht mehr leiſten. 0 Die Volkspartei eröffnet offiziell den Wahlkampf In Berlin fand am Sonntag eine große Wahlkund⸗ gebung der Deutſchen Volkspartei ſtatt. Der Vorſitzende, ſchlag hat ſich inzwiſchen verſtärkt, da auch der neue Vorſchlag als Beweis dafür angeſehen wird. daß Frank⸗ Geh. Rat Dr. Kahl, ſtelſte feſt, daß mit dieſer Kund⸗ gebung der Ae gewordene Wahlkampf von der Deutſchen Voltspartei eröffnet werde. Er forderte ein⸗ eit und Geſchloſſenheit, klare Herausarbeitung der Unter⸗ cheidungspunkte nach rechts und links und ſchärfſte Be⸗ ämpfung der Wahlmüdigkeit. Landtagsabgeordneter ingelden⸗Darmſtadt überbrachte die Grüße Süd⸗ eutſchlands und Prof. Moldenhauer brachte die Sorgen und Forderungen der beſetzten Gebiete zum Aus⸗ ſrud. In einem Schlußwort bezeichnete Dr. Streſe⸗ nann die Reichserhaltung als das erſte große Bekennt⸗ lis des deutſchen Volkes zu dem Gedanken ſeiner Zuſam⸗ nengehörigkeit. Der 1 um die endgültige Feſt⸗ egung der deutſchen Kriegsſchulden. Wehe, wenn dieſe rage hineingetragen würde in den Kampf verantwor⸗ ngsloſer Parteipolitit. Es ſei bedauerlich, daß unſere janze Außenpolitik von parteipolitiſchen Geſichtspunkten At begrenzt ſei. Der Miniſter erinnerte an die ſeltene kinigkeit, die ſich in Deutſchland gegenüber der Aus⸗ jeferung der Kriegsverbrecher gezeigt habe und die die Wirkung hatte, daß kein Menſch in der ganzen Welt es vagte, dieſe Forderung durchzuführen. Vor einem Volk, ſas einzig daſtehe in ſeinen Forderungen hätten die Leute draußen in der Welt eine ganz andere Achtung. Ein Außenminiſter wird Erfolge nur erzielen gehen, wenn ſechts und links zuſammen gehen in allen Fragen der Außenpolitik. Zum Schluß ſprach der Miniſter die Hoff⸗ jung aus, daß die Wähler Verſtändnis haben werden 55 die Politik der Deutſchen Volkspartei, die die beſte Politik des Dienſtes am deutſchen Vaterlande ſei. Ferner erließ die Deutſche Volkspartei einen 5 Wahlaufruf in ihre Wähler und führt darin u. a. an:„Die Außen⸗ zolitik des Führers der Deutſchen Volkspartei Dr. Streſe⸗ hann iſt von der überwiegenden Mehrheit des deutſchen Volkes als die einzig richtige anerkannt worden. Als Vor⸗ zusſetzung für eine Geſundung der geſamten deutſchen Wirtſchaft erſtreben wir auf dem Gebiete der Finanzen ind Steuern eine Minderung des ſchwer auf dem Volke ſaſtenden Steuerdrucks, Vereinfachung der Steuergeſetz⸗ ebung und eine gerechtere Verteilung der Steuerlaſten. ine geſunde Landwirtſchaft iſt die ſtärkſte Stütze des Staates. Die Sicherung ihrer Rentabilität, die Erhal⸗ tung eines kräftigen Bauernſtandes iſt wirtſchaftliche und nationale Pflicht. Getreu ihrer Ueberlieferung als Partei der Reichsgründung verlangt die Deutſche Volkspartei die organiſche Weiterentwicklung, der Verfaſſung auf dem Wege zur Stärkung der Reichseinheit. Sie erſtrebt eine durchgreifende und umfaſſende Neuordnung der geſamten innerſtaallichen Verwaltung, Klarheit und Ueberſichtlich⸗ keit des Behördenaufbaues, verbunden mit möglichſter Einſchränkung des Staatsaufwandes, Ueberwindung der Kleinſtaaterei durch freiwilligen Zuſammenſchluß.“ Die Ozeanflieger Ehrenbürger Newyorks Das Fordflugzeug auf Geven⸗Island notgelandei Newyork, 23. April. Das Ford⸗Flugzeug mit Fitzmaurice, Schiller und Banchen iſt auf der Fahrt nach Greenly Island infolge ſtarten Nebels zu einer Notlandung auf Seven Island ge— zwungen worden. Der Ozeanflieger Chamherlin iſt in Neuengland geſtartet, um, wenn es die Wetterverhält⸗ niſſe zulaſſen, nach Greenly Island zu fliegen. Oberbürgermeiſter Walker beabſichtigt, den Ozean⸗ fliegern bei dem Empfang in der Stadthalle die Ehreu⸗ bürgerurkunden und die Tap erkeitsme⸗ daille zu überreichen. 8 5 Wilkins überfliegt den Nordpol Kein Land geſichtet. ö ee Berlin. 23. April. Wie aus Oglo berichtet wird, iſt dort eine Nachricht von den amerikaniſchen Fliegern Wilkins und Eyel⸗ ſon, die vor ſechs Tagen von Alaska abgeflogen wa⸗ ren, aus Svalbard auf Spitzbergen eingetroffen, wonach die Flieger dort vor fünf Tagen nach 21ſtündigem Fluge gelandet ſind. Die Flieger haben den Nordpol über⸗ flogen. Ihre Landung war in ödeſter Wildnis in Green Harbour erfolgt, ſo daß ſie erſt von norwe⸗ giſchen Koloniſten geborgen werden konnten, die zufällig in die Einöde aekommen waren. Das Flugzeug würde dürch Schneeſtürme h Lan dung gezwungen. Green Harbour iſt die ſüdlichſte Buch von Isfourd. Wilkins und ſein Begleiter haben dort in einem Dorf, das von Bergarbeitern bewohnt iſt, Anter⸗ kunft gefunden. Sie werden gezwungen ſein, hier bis zul Eis⸗ und Schneeſchmelze zu bleiben. Wilkins berichtet Einzelheiten des Fluges. Ueber den Polarflug von Barrow in Alaska nach Green Harbour über eine Entfernung von 3400 Kilometer gibt Kapitän Georges Wilkins folgende Einzelheiten: Wir ſtießen ſchon beim Abflug infolge der ſtarken Be⸗ laſtung des Flugzeuges auf Schwierigkeiten. Drei⸗ mal brachen die Metalltypen des Apparates, bis es end⸗ lich gelang, auf einer 1300 Meter langen Abflugbahn einen guten Start zu bekommen. Während der erſten 750 Kilometer des Fluges war das Wetter günſtig. Dann kam Nebel auf und entzog das„Land“ für 150 Kilometer unſeren Blicken. Nachdem der Nebel überwunden war, flogen wir über offenem Waſſer bezw. kleineren und größeren Eisſpalten, die klar erkennen ließen, daß nirgends Land vorhanden war. Es waren dies Gegenden, die vorher noch von keinem menſchlichen Auge erbl ft worden wa⸗ ren. Die klare Sicht hielt bis ungefäl 350 Kilometer vor Svalwart an, dann durchflogen wir Leder eine dicht. Woltendecke und waren ganz auf unſere Inſtrumente an, gewieſen. Der Brennſtoff hatte inzwiſchen bedenklich ab. genommen, zudem verhinderte ein ſtarker S hneeſturm jede Sicht. Trotzdem gelang es Eyelſon, eine glatte Zwi ſchenlandung vorzunehmen. Fünf Tage ſpäter floger wir wieder ab. Die Schwierigkeiten deim Start warer wieder ſehr groß. i Aktendiebſtähle in Wien. Aktion einer fremden Macht? Wien, 23. April. Vor kurzer Zeit erhielt ein Hofrat der Wiener Telegraphen⸗ und Telephondirektion, in deſſen Verwah⸗ rung ſich Geheimakten für den telegraphiſchen und telephoniſchen Verkehr im Falle einer Mobilmachung oder Neutralitätserklärung befanden, den tele⸗ phoniſchen Anruf eines angeblichen leitenden Beamten des Miniſteriums für Heeresweſen mit der Weiſung, einem beſtimmten Offizier, der ſich als ſolcher ausweiſen werde, die oben angeführten Akten zum Amtsgebrauch des Heeres⸗ miniſteriums auszuhändigen. Der Hofrat lieferte dem ſꝛö kurz darauf meldenden Mann die Geheimakten aus. Kurz darauf ſtellte es ſich heraus, daß eine plumpe Irre hrung vorgelegen hatte und die wichtigen Akten in die Hände Unberufener gelangt ſeien. Faſt gleichzeitig wurde ein Einbruch in ein Büro des ſogenannten Höheren Dienſtez des Generabſtabes verübt. Den Dieben fielen wichtige Geheimakten in die Hände. Die polizeilichen Ermittlungen ergaben, daß es ſich um eine von langer Hand vorhereitete Aktion einer fremden Macht handelte, der daran gelegen war, ſich Kenntnis von den Maßnahmen zu verſchaffen, die im Falle eines etwaigen Durch⸗ oder Aufmarſches auf öſterreichiſchem Gebiet geplant waren. Die Täter ſind in⸗ zwiſchen verhaftet worden. Es handelt ſich um den Ver⸗ ſicherungsagenten Eugen Reindl, einem früheren Ar⸗ tillerieoberleutnant und am einen gewiſſen Müller. Die Staatsanwaltſchaft hat eine Unterſuchung wegen Spionage oingoleitet. us dem In⸗ und Auslande. Streſemagun am 25. April in München. München, 23. April. Reichsaußenminiſter Dr. Streſe⸗ mann wird am Mittwoch, den 25. April bei einem vom akademiſchen, politiſchen Klub veranſtalteten Feſtmahl eine ind. halten, in der er außenpolitiſche Fragen erörtern wird. Ueberfall auf eine Stahlhelmveranſtaltung. Berlin, 23. April. In Neu⸗Kölln kam es am Sonn⸗ tag in den erſten Nachmittagsſtunden während eines Platz⸗ konzertes, das die Stahlhelmleute auf dem Hohenzollern⸗ damm veranſtalteten, zu ſchweren Zuſammenſtößen. Als die Stahlhelmleute nach der Beendigung des Konzertes abmarſchierten, wurden ſie an der Hermann-Straße von Kommuniſten, die ihnen aufgelauert hatten, mit Steinen beworfen. Bie Kommungpſen hatten ſormluche Bakrit den aus Holz⸗ und Steinblöcken errichtet. Als dann Pol eibeamte die Hinderniſſe wegräumen wollten, wurden fie von den Kommuniſten angegriffen. Mehrere Beamte wurden verletzt. Die Polizei machte von ihren Gummi⸗ knüppeln Gebrauch und gab Schreckſchüſſe in die Luft ab. Ueber 60 Perſonen wurden verhaftet. Der R. F. B. hatte ſchon am Samstag an ſeine Mitglieder Zettel verteilt, um die Demonſtration des Stahlhelms zu verhindern. Aufſtand im Kattowitze Gerichtsgefängnis. Kattowitz, 23. April. Im Kattowitzer Gerichtsge⸗ fängnis brach am Sonntag ein Aufſtand der politiſchen Gefangenen aus. Die Gefangenen, in der Mehrzahl Kommuniſten, verbarrikadierten ſich in ihren Zellen, ſan⸗ gen kommuniſtiſche Lieder, ſteckten eine rote Fahne zum Fenſter hinaus und warfen ihre Brote in den Gefäng⸗ nishof. Durch den Tumult war eine große Menſchen⸗ menge angelockt worden, die von der Polizei durch Schreck⸗ ſchüſſe auseinandergetrieben wurde. Es gelang ſchließlich. die Ruheſtörer in Einzelzellen unterzubringen. London, 23. April. Der Präſident des iriſchen Frei⸗ ſtaates Gosgrave fuhr in Dublin mit ſeinem Auto in einen Straßenbahnwagen. Der Präſident blieb unverletzt, obwohl das Auto völlig zertrümmert wurde. Der An⸗ fall ereignete ſich, als das Automobil auf der Straße ſpielenden Kindern ausweichen wollte. Aus Nah und Fern. Sieben Arbeiter durch eine Stichflamme verletzt. Mülheim a. d. R., 23. April. Im Hochofenbetrieh auf der Friedrich⸗Wilhelm⸗Hütte entzündete ſich durch ein Waſſerſtoffgemiſch eine Stichflamme, durch die ſieben Arbeiter verletzt wurden. Sämtliche Verletzte mußten ins Krankenhaus gebracht werden. Zwei Arbeiter ſind lebens⸗ gefährlich verwundet worden. Zugzuſammenſtoß auf dem Münchener Rangierbahnhof. München, 23. April. Wie die Reichsbahndirektion mitteilt, entgleiſten in der Nacht im Rangierbahnhof München⸗Oſt zwei leere Perſonenwagen. Der um die gleiche Zeit abfahrende Perſonenzug 19 konnte nicht recht⸗ zeitig zum Halten gebracht werden und fuhr auf die ent⸗ gleiſten Wagen auf. Der Lokomotivführer und vier Reiſende wurden leicht verletzt. Der Sachſchaden iſt er⸗ heblich. Drei Züge mußten ausfallen. Schweres Autounalück bei Hof. Typhusepidemie im polniſchen Korridor. Kolberg, 23. April. In das Krankenhaus in Neu⸗ ſtadt im polniſchen Korridor ſind eine größere Anzahl von Typhuskranken eingeliefert worden. Bisher ſind drei Kranke geſtorben. Sechs Tote bei einem Autobusunglück. Warſchau, 23. April. Auf einer Landſtraße bei Lodz ereignete ſich ein Autobusunglück, bei dem ſechs Per⸗ ſonen ums Leben kamen und zehn verletzt wurden. Die Schuld an dieſem Unglück trägt der Kraftwagenführer, der den Autobus in einen Straßengraben ſteuerte. Dem, Führer gelang es, rechtzeitig abzuſpringen, wodurch er ohne Verletzungen davonkam. Er wurde verhaftet. ö Neue Autohöchſtleiſtung. . Newyork, 23. April. Dem amerikaniſchen Automo⸗ biliſten Ray Keech gelang es mit einem 36 Zylinder⸗ Wagen in Dantoner⸗Beath(Florida) eine neue Auto⸗ höchſtleiſtung aufzuſtellen. Er erzielte eine Geſchwindigkeit von 312 Klm. in der Stunde, womit er die Höchſtleiſtung des eugliſchen Kapitäns Malcolm Campbell um annähernd drei Kilometer überbot. Wenn Sie ſich nit ihm tre 1 8 ſich y en— 0 nicht noch raſch Ihr Haar 9 5 50 uftig und ſeidenglänzend wird Ihre Friſur durch 9 d 900 h Schwarzkopf roche Sch % der Haarwäſche ohne Waſſer. Die grii Original⸗Doſe mit praktiſchem 1 i keln e „Für Ihre gründliche Kopfwäſche: Schwarzkopf⸗ 0 1 Packung 90 Pe dea 2 2 n 4 11 Sn 7. für Dunkle: Sorte eee. Nomon ven Elsbefn Borcherg „Ilſe Nömer,“ ſagte ſie mit einer leichten Verbeugung. „Ilſe Römer,“ wiederholte er langſam.„Wie dieſe beiden Namen auf Sie paſſen! Ilſe ſo echt weiblich und weich und Römer ſo ſtolz und mahnend an Macht und ſehr elan— Römer 95 1055 15 iſt mir bekannt, 0 ogar— wo hörte ich ihn doch ſchon?“ Er laßte ſich nachdenklich an die Stirn.— 500 0 hab's. Es mögen wohl vierzehn Jahre her ſein— ich war damals ein zwanzigjähriger 1 955 Burſche und ſtudierte einige der Gieche del P fe 900 1er e über die Kunſt 8 en bei Profeſſor Römer, meinem verehrten, hoch⸗ geſchätzten Lehrmeiſter.“ 5 5 „Das war mein Vater!“ rief Ilſe mit di eber⸗ i on, f Ilſe freudiger Ueber „Ihr Vater— der berühmte Archäologe Ihr Vater?“— „Fa!“ beſtätigte ſie mit Stolz. 0 1 „Lebt er noch?“ „Leider nein; er ſtarb vor drei Jahren.“ „„Wie bedauernswert, nicht allein für Sie, Fräulein Römer, ſondern auch für die Wiſſenſchaft. Aber ſagen Sie mix um alles in der Welt, wie kommt das Kind des be⸗ rühmten und, wie ich mich zu erinnern glaube, auch reichen Mensen eine ſolche abhängige Stellung, unter fremde Ein Schatten legte ſich über Ilſes Stirn:„Wir verloren 271 Vermßgen ganz plötzlich durch den Vankerott eines Bankhauſes. Armes Kind!“ „Nein, ſagen Sie nicht arm, Hert Graf, ich erwarb mit Keuntniſſe, die ich nun verwerten kann, wenn ich mir wohl auch früher eine andere Verwertung geträumt hatte.“ „Ich have mein Abiturlum gemacht und wollte Archto⸗ dbegle ſtudleren; zwei Semeſter kat ich es bereits.“ „Wie?“ rief er Überraſcht.„So mirs f aſcht.„So wären Sie eine Kollegin „Si d 60 reg. 1 05 29 e e Wr e.. „Ja, ich bin es, das wundert Sie von einem Malorats⸗ zerrn, nicht wahr? Ich geſtehe, es wäre auch natürlicher, ich hätte mich der Landwirtſchaft gewidmet. Aber meine früheſten Neigungen zielten ſchon auf meinen jetzigen Beruf and mein Vater ſetzte ihnen kein Hindernis entgegen. Er neß mich ſtudieren und weite Forſchungsreiſen machen. Erſt nach ſeinem Tode kehrte ich heim als der Erbe eines großen Gutes. Ich hatte aber ſchon längſt mein wiſſenſchaftliches Werk begonnen, das ich um jeden Preis beenden muß. Drei Jahre ſchon liegt darum die Leitung des Gutes in den änden der Stiefmutter; noch ein Jahr und ich hoffe das erk fertiggeſtellt zu haben. Ob ich dann Landfunker werde? Wer kann es jetzt ſchon wiſſen? Aber daß Sie in die Fußtapfen Ihres Vaters treten wollten, Fräulein Römer, intereſſiert mich ſehr. Sie lernten natürlich viel von ihm?“ f „Ja, meine Kenntniſſe verdanke ich zumeiſt meinem Vaſer, aber auch meine körperliche Kraft und Geſundheit, die er zu ſtählen und abzuhärten ſuchte. Wie einen Jungen hat er mich von früheſter Kindheit an erzogen; darum ſind auch meine Neigungen ihnen gleich.“ a „Und Sie haben trotzdem das Weib nicht abgeſtreift, wenn Sie es auch an Mut und Kraft mit jedem Manne aufnehmen könnten. Alle den Fräulein Römer]! Ein anderes Weib hätte kaum den kühnen Entſchluß ge aßt, lich bei einbrechender Dunkelheit einen unbekannten Weg nach einem ungewiſſen Ziel zu ſuchen. Zum mindeſten wäre es ſchwach vor Furcht und Zagen geworden, als es vor dem Scheidewege ſtand und hätte gewiß nicht den erſten beſten Mann um Auskunft gefragt. Sie vertrauten ch meiner Begleitung und Führung an, Fräulein Römer, wollen Sie lich noch einmal dieſer Führung anvertrauen auf wiſſen⸗ ſchaftlichem Gebiet?“ 5 a „Wie ſoll ich das verſtehen, Herr Graf?“ „Laſſen Sie mich Ihre weiteren Studien fördern, wenn auch nur aus der Ferne.“ „Herr Graf!“ rief Ilſe hochrot vor Freude. „Ich nehme an, daß Sie das Studium gern wettertreiben möchten.“ 5 war mein höchſter Wunſch: 2.75 jedoch meine Bücher daheim, in dab Annahme, keine Zeit zum Studieren r Verfügung zu haben.“ * Sieltabes 1 freie Zeit aenua?“ N erer „Ja, zwei Nachmittagsſtunden und abends nach 9 Uhr.“ „Ich werde Ihnen durch meinen treuen Diener die ent⸗ ſprechenden Bücher heraufſchicken und wenn es die Gelegen⸗ heit wieder einmal ſo fügt, werden wir darüber disputieren. Wollen Sie?“ „Ob ich will!“ ſagte Ilſe, von der Ausſicht ganz be⸗ geiſtert.„Sie ſind ſehr gütig, Herr Graf, und ich weiß eigentlich nicht, womit ich das verdient hätte.“ „Rehmen Sie an, daß es der Tochter meines verehrten Lehrers gilt,“ erwiderte er ſeltſam ernſt und richtete ſi unwillkürlich ſtraff auf. 5 Ilſe ſah ihn ſo zum erſten Mal in ſeiner ſtattlichen Größe. Sie mußte zu ihm aufſehen, wollte ſie in ſein Geſicht blicken. Es war ein feines, geiſtvolles, wenn auch etwas blaſſes Geſicht, das von einem dunklen, kurz gehaltenen Vollbart umgeben war. Eine hohe Denkerſtirn und kluge, freundliche Augen kennzeichneten es. Er faßte nach ihrer Rechten, die ſie ihm ruhig überließ und lachte jetzt wieder: zAlſo auf gute Kameradſchaft, Fräulein Römer— falls Sie auf eine ſolche mit einem— Verrückten eingehen wollen!“ „Legen Sie ſich nie wieder dieſes häßliche Prädikat bei, Herr Graf, ich bitte Sie darum!“ b „Gut, es gilt—“ „Aber ich vergeſſe ja ganz den Zweck meines Kommens,“ unterbrach Ilſe ihn, jetzt haſtig ihre Uhr herausziehend und einen erſchreckten Blick darauf werfend.„Eine Viertelſtunde iſt bereits vergangen und in der kurzen Zeit kann ich un⸗ möglich das Buch finden.“ „Welches Buch?“ fragte er. ö Sie reichte ihm den Zettel. ö „Warten Sie, in wenigen Minuten ſollen Sie es haben. Ich kenne faſt jedes Buch in dieſer Sammlung.“ Ehe ſie noch etwas erwidern konnte, hatte er die Tritt⸗ leiter geholt und ſtieg mit ſtaunenswerter Gewandtheit an dem bezeichneten Regal hinauf. Ein einziger Griff und er 1 das Buch in der Hand, ſtieg herunter und gab es ihr: „Hier— Fräulein Römer, und wenn Sie wieder eines Buches bedüeſen, wenden Sie ſich nur an mich.“ „Ich danke Ihnen, Herr Graf—— nun muß ich ell damit ich ich in e eme ö 0 8 (Jo netzung folgt) Erdbeben, Wirhelſturm und Unwetter. London, 23. April. Außer den ſchweren Erdbeben in Bulgarien war berall Naturkataſtrophen. während des Wochenendes in den verſchiedenſten Teilen der Welt eine Reihe von Naturkataſtrophen zu verzeichnen. So wurde im Nordweſten Griechenlands am Sonn⸗ ſag vormittag ein ſtarkes Beben verſpürt, dem am Abend in Athen vier weitere Erdſtöße folgten. Die Bevölkerung flüchtete auf die Straßen, Korinth iſt faſt dem Er d⸗ boden gleich gemacht worden. Die Zahl der Ver⸗ wundeten iſt nicht feſtzuſtellen. Die Stadt bildet ein Ruinenfeld. Faſt ſämtliche großen Gebäude ſind ein⸗ geſtürzt. Die Einwohner ſtürzten auf die Straße und durch ihre Schreie hörte man das Getöſe der einſtürzenden Ge⸗ bäude. Auch der Schaden in Lutraki und Iſthmia iſt ſehr groß. In Kokononon ſind 25 Häuſer einge⸗ ſtürzt. Das Gefängnis von Korinth iſt ebenfalls zerſtört. Die Gefangenen flohen ſoweit ſie nicht verunglückt ſind. Auch viele Soldaten einer einſtürzenden Kaſerne wurden Opfer des Bebens. Nach Meldungen aus Buenos⸗Aires ging über die Provinz, beſonders über die Städte Rauch, Tandil und Azul ein ſchwerer Wirbelſturm hinweg. 50 Perſonen wurden verletzt.. 5 Auch aus den öſtlichen Teilen von Tennesſee wer⸗ den ſchwere Stürme gemeldet, wobei eine Perſon getötet und mehrere andere verletzt wurden. Eine weitere Meldung aus Dallas beſagt, daß in ganz Texas ſchwere Regenſtürme großen Schaden an⸗ richteten. Aus dem weſtlichen Teil von Louiſiana und aus Südlanſas kommen ähnliche Meldungen. Auch aus Auſtralien wird über wolkenbruchartige Regen, die große Ueberſchwemmungen zur Folge hatten, berichtet. Aus dem badiſchen Lande. uin Der Mord im Käfertaler Wald. Mannheim, 23. April. Vor dem Schwurgericht be⸗ gann am Montag die Verhandlung gegen den 27 Jahre alten ledigen Arbeiter Friedrich Kettner aus Mannheim, wegen Mordes. Der Angeklagte ſtreckte in der Nacht zum 3. Oktober v. J. ſeine Geliebte, die 20 Jahre alte Anna Becker aus Tholey(Saar) im Käferfaler Valde durch ſechs Revelverſchüſſe nieder. Das Mädchen wurde am andern Morgen verblutet aufgefunden. Es handelte ſich um ein Liebesdrama. 1 ern Kettner übte als flotter Tänzer, der ſich durch gute Kleidung als„beſſerer Herr“ aufſpielte, auf die Mädchen eine beſondere Zugkraft aus. Auch die Anna Becker lern'e er beim Tanz kennen, ſtellte ſich als Fred May vor und das Mädchen, dem er über ſeine Stel⸗ lung und ſein Vermögen alles Mögliche vorlog, ſchenkte ihm auch ſeine Zuneigung. Die Eltern des Mädchens wa⸗ ren gegen die Heirat. Das Mädchen brach dann ſpäter das Verhältnis ab, worauf er nachts auf der Straße einen Selbſtmordverſuch durch Einnehmen einer giftigen Flüſſig⸗ keit machte. Später gelang es ihm, das Mädchen zu einem abendlichen Spaziergang im Käfertaler Wald zu bewegen. Dort ſoll das Mädchen auf die Frage, wann ſie ſich verloben wollten, immer ablehnend geantwortet, ſogar einen Kuß verweigert haben. Darauf habe er den Revolver gegen ſich gerichtet, jedoch verſagte die Waffe. Alsdann ſchoß er auf das Mädchen, das er in den Unter— leib traf. Auf die am Boden Liegende. die um ihr Leben bat, gab er weitere Schüſſe ab. Er ſchleppte ſie dann in das Gebüſch und hier erhielt ſie die tödlichen Schüſſe. Der Täter iſt der Sohn eines Trinkers und er konnte wegen ſeiner Arbeitsunluſt und ſeines unſteten Charakters nir⸗ gends feſten Fuß faſſen. Die Tat will er im Affekt be⸗ gangen haben(alſo Totſchlag). Es ſind zu der Verhand- lung 50 Zeugen geladen.: Eine Gläubigerverſammlung der Mannheimer Gewerbe⸗ bank. Mannheim, 29. April. Am heutigen Dienstag⸗ abend findet im Saale des Friedrichsparks eine Ver⸗ ſammlung der Gläubiger und Mitglieder der in Zah⸗ lung sſchu ie i hei en beſindlichen Mannheimer Gewerbebank ſtatt.— Wegen Verdachts der Untreue wurde nunmehr auch der Verwaltungsinſpektor Okto Pfeiffer, Geſchäfts⸗ führer deri Mannheimer Beamtenbank verhaftet. 0 Alkohol und Kind) Houfigweit und Eirfluss des AHohoſgenusses 1 guf die Schulleistungen 6 5 5 h de A Schund. 2250 Naa, 7 950956 4 blpolts che Gefrümme: 1 7 72l 1856 ieh Unensl ue n 6 Hue leer f „ 5 12 0 86 123 ehh ine Tage ne 158. Uberſaopf nichr Tureſſen 6 5„ 3 7. 7 5 5 52 2 5 aol N 0.8 12 2 Un:/ Fe— 5. 4 3 . 1 78. 50.8 4 I e 29.2 115 . 2 2,, 5 Ls 585 291 inhuzenen 17571 4253 7 77 —* In wie ſtarkem Maße der Alkoholgenuß auf die geiſtigen Fähigkeiten der Schulkinder ſchadlich einwirkt, geht aus den Unterſuchungen des Profeſſor Hecker⸗Mün⸗ chen mit ee Deutlichkeit hervor. Selbſt der ge ⸗ ch er legentliche Altoholgenuß drückt die Leiſtungen ſchon we⸗ ſentlich herab. Was den Eltern daraus für etwachſen, erübrigt ſich, geſagt zu werden. ufgaben geſtaltung. vom Oze 0 8 genden Luftwirbel verteilt ſich ein Teilhoch auf Mittel⸗ europa, das bei uns Aufheiterung herbeiführen wird. Da auf der Vorderſeite des ozeaniſchen Luftwirbels aus ſüd⸗ Aus der Pfalz. Hilfe für die pfälziſchen Grenzgemeinden. 1 ö München, 23. April. Viele Gemeinden an der pfäl⸗ ziſchen Weſt⸗ und Südgrenze ſind infolge der von Jahr zu Jahr ſtärker in Erſcheinung getretenen Verſchlechterung der Wirtſchaftslage des Grenzgebietes und der dadurch hervorgerufenen Minderung der Steuerkraft bezw. der gemeindlichen Steueranteile und Umlagenanfälle finan⸗ ziell in äußerſte Bedrängnis gekommen, wie in einer am 16. April in Niedermieſau ſtattgehabten großen Gemein⸗ devertreterverſammlung klar und deutlich zum Ausdruck kam. In einer kurzen Anfrage des Abg. Diſſinger (Fr. Bag.) wird nun die Regierung erſucht, mit tunlich⸗ ſter Beſchleunigung gegebenenfalls erneut in eine ein⸗ gehende Prüfung dieſer ernſten Frage einzutreten und durch Erwirkung von Reichshilfe und zur Verfügung⸗ ſtellung von Landesmitteln raſcheſtens und weitmöglichſt helfend einzugreifen, um dem finanziellen Zuſammenbruch der betreffenden Gemeinden aus wirtſchafklichen, ſozialen und ſtaatspolitiſchen Gründen vorzubeugen. Aus Heſſen. Mangelndes Entgegenkommen der franzöſiſchen Biſatzungs⸗ behörde. Mainz, 23. April. Die Stadt Mainz iſt die einzige Großſtadt Deutſchlands, die kein Hallenſchwimmbad be⸗ ſitzt. Nun iſt die Stadt Mainz mit der franzöſiſchen Behörde in Verhandlungen eingetreten, zwecks Freigabe eines von der Beſatzung beſchlagnahmten Gebäudes zur Errichtung eines Hallenſchwimmbades. Es handelt ſich dabei um das Proviantamt, das kaum von den Fran⸗ zoſen benutzt wird. Die Beſatzungsbehörde hat ſich jedoch geweigert, das Gebäude herauszugeben. 0 1 ö Männer u.) Frauen wählen in Heſſen getrennt. Darmſtadt, 23. April. Mit Zuſtimmung des Reichs⸗ miniſters des Innern wird bei der Reichstagswahl am 20. Mai im 33. Wahlkreis Heſſen⸗Darmſtadt die Stimm⸗ abgabe nach dem Geſchlecht getrennt vorgenommen, um ſo eine Feſtſtellung des Abſtimmungsergebniſſes getrennt für Männer und Frauen zu ermöglichen. Die getrennte Stimmabgabe ſoll durch Verwendung verſchiedenfarbiger Mahlumſchläge für Männer und Frauen durchgeführt werden. 5 ö Mannheimer Wochenmarkt. Nach den Feſtſtetlungen des Städtiſchen Nachrichtenamts wurden auf dem heutigen Wochenmarkte folgende Preiſe in Pfennig pro Pfund verlangt und bezahlt: Kartoffeln 5 bis 67, Salatkartoffeln 15; Weißkraut 20 bis 25; Blumenkohl, Stück 50 bis 160 Karotten, Büſche! 40 bis 50; Gelbe Ruben 25 bis 283 Rote Rüben 20; Meerrettich, Stück 30 bis 80; Spinat 10 bi- n Zwiebeln 20 bis 25; Gurken, Stück 80 bis 120; 8 at, Stück 25 bis 35; Feldſalat 120 bis 140; Kreſſe d 100; Lattich 80 bis 100; Radieschen, Büſchel 18 br. Rettich, Büſchel 20 bis 35; Rettich, Stück 15 bis 60, Suppengrünes, Büſchel 12 bis 15: Schnittlauch, Büſchel 8 bis 10; Peterſilie, Büſchel 15; Spargeln 80 bis 160; Kohlraben, Stück 30 bis 40; Rhabarber 15 bis 20; Aepfel 20 bis 60; Nüſſe 45 bis 50; Süßrahmbutter 200 bis 240; Landbutter 180; Weißer Käſe 50 bis 55 Honig mit Glas 150 bis 250; Eier, Stück 8 bis 16; Hahn, geſchlachtet, Stück 300 bis 700; Huhn, geſchlachtet, Stück 300 bis 750 Tauben, geſchlachtet, Stück 80 bis 130: Mindfleiſch 1101 Kalbfleiſch 130: Schweinefleiſch 100: Gefrierfleiſch 68: Zicklein 100. Maunheimer Produktenbörſe. D heutigen Börſe iſt feſt, doch iſt der Konſum zu den hohen Forderungen des Auslandes im Einkauf zurückhaltend. Man nannte: Weizen, inl. mit 28,25 bis 28,75; ausl. mit 30 bis 32,50; Roggen, inl. mit 28,50 bis 20; ausl. mit 30,25 bis 30,75: Hafer, inl. mit 27; ausl. mit 27,75 bis 28,75; Braugerſte mit 31,50 bis 32,50; pfälziſche Gerſte mit 32 bis 33; ausl. mit 32 bis 36; Futtergerſte mit 24 bis 25,50 Mais mit Sag mit 24,23 bis 24,50; ubetzenmehl, Spezial Null, mit 39 bis 39,75; Roggenmehl mit 39,50 bis 40,50; Kleie mit 15,50; Biertreber mit Sack mit 18,50 bis 18,75: alles in Reichsmark ver 100 Kilogramm, wag— gonfrei Mannheim. N Mannheimer Schlachtviehmarkt. Dem heutigen Vieh⸗ markt waren zugetrieben: 166 Ochſen, 125 Bullen, 300 Kühe, 342 Förſen, 629 Kälber, 37 Schafe, 3232 Schweine. Bezahlt wurden pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Rm. Ochſen 59 bis 61, 44 bis 48, 44 bis 47, 34 bis 38, 32 bis 35, 30 bis 32: Bullen 51 bis 53, 42 bis 45, 34 bis 38, 30 bis 34: Kühe 45 bis 47, 36 bis 38, 24 bis 28, 16 bis 20: Färſen 60 bis 62, 46 bis 50, 34 bis 381 Kälber—, 78 bis 80, 70 bis 74. 58 bis 64, 40 bis 505 Schafe 42 bis 46; Schweine—, 52 bis 53, 54 bis 56, 53 bis 54, 51 bis 52, 46 bis 48, 42 bis 46.— Markt⸗ verlauf: mit Großvieh ruhig, Ueberſtand; mit Kälbern mit⸗ telmäßig, geräumt; mit Schweinen ruhig.— Nächſte Woche: Maimarkt. Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 24. April. 1275 ö Die Wetterlage erfährt nunmehr eine weſentliche um⸗ Durch den vom Ozean nordwärts vordrin⸗ lichen Gegenden ſtammende wärmere Luftmaſſen zuſtrö⸗ men, ſteht in Verbindung mit der zu erwartenden Ein⸗ j 1 8 1 ö Ef: 1 1 7 5 1 0 eig. ſtirahlung raſche Erwärmung bevor. tiligt, denn der Ve kinſepuis ſeuß uſcht eniſprechend medrig Vorausſichtliche Witterung bis Mitt ⸗ woch: Meiſt heiter, trocken, tagsüber warm, zunächſt ſtel⸗ lenweiſe noch Nachtfroſt. 900 1 Se e — Ein Führer für die Reichstagswahlen. Im Verla von Otto Stollberg. G. m, b. H., Berlin, SW. 63, iſt ein Buch von Dr. Georg Kaiſenberg, Miniſterialrat im Reichsminiſterium des Inne!, erſchienen, das einen guten Ueberblick über alle geſetzligen Beſtimmungen gibt, die mit der Reichstagswahl im Zuſammenhang ſtehen. Der Verfaſſer iſt Referent im Reichsminiſterium des Innern ür die kommende Reichstagswahl. Der von ihm ver⸗ laße Wahlführer war bereſts für die Maiwahlen 1924 herausgegeben und iſt jetzt in dritter Auflage mit zahl⸗ reichen Erweiterungen neu erſchienen. g — Zur Warnung für Pferdebeſitzer. Zwei Pferde eines Landwirts aus dem Taunusorte Wernborn fraßen auf der Rückfahrt von Uſingen bei einer Raſt in der Nähe der Stadt Zweige von einem Taxus⸗- oder Eiben⸗ trauch. Eines der Pferde ging bereits auf der Heim⸗ fahrt ein, das zweite verendete am folgenden Morgen im Stalle. Die amtliche Unterſuchung dur arzt ergab, daß der Tod der Tiere durch giftigen Taxus eingetreten ſſt. ———— einen Tier⸗ ufnahme des Die Stimmung an der 3 Strafentlaſſenenfürſorge als ſtaatliche Aufgabe Es iſt eine bekannte und man kann wohl ſagen auch ganz erklärliche Erſcheinung, daß viele Strafentlaſſene wieder rückfällig werden, wenn ſe bei ihrer Entlaſſung keine geordneten Lebensverhältniſſe, vor allem keine Ar⸗ beit und keinen Unterhalt vorfinden. Zwar geſchieht ja mancherlei durch die Gefangenenfürſorge, was aber im allgemeinen unzureichend iſt. Die dringendſte und erſte Aufgabe muß die Beſchaffung von Arbeit und Unterkunft ſein, und das gerade gelingt der Gefangenenfürſorge nur verhältnismäßig ſelten. Dieſe Erwägungen haben den bayeriſchen Staat ver⸗ anlaßt, die Fürſorge für die Strafentlaſſenen als ſtaat⸗ liche Aufgabe aufzufaſſen und ein ſtaatliches Obſorge⸗ amt zu ſchaffen. Dieſes Amt greift ein, wenn es dem Entlaſſenen nicht gelang, ſich Arbeit und Verdienſt zu ſchaffen, und die Mittel, die er bei ſeiner Entlaſſung er⸗ hielt, aufgebraucht ſind. Die Fürſorge des neu geſchaffe⸗ nen Amtes geht ſogar ſo weit, daß es dem Entlaſſenen auf einen begründeten Antrag hin Handwerkszeug und Geräte beſchafft, ſowie Darlehen für eine Exiſtenzgründung be⸗ willigt. Ja, der in unverſchuldete Geldnöte geratene Ent⸗ laſſene kann ausgelöſt und rückſtändige Miete uſw. für ihn gezahlt werden. Die Arbeitsbeſchaffung für den Entlaſſenen im Zeit⸗ punkt ſeiner Entlaſſung erſcheint dem Obſorgeamt als wichtigſte Aufgabe. Es erweitert daher auch die von der Geſangenenfürſorge betriebene Arbeitsvermittlung ganz weſentlich, indem es ſowohl mit den amtlichen wie den privaten Arbeitsnachweiſen und Arbeitsvermittelungs⸗ ſtellen zuſammenarbeitet. Das Obſorgeamt bekümmert ſich des weiteren auch um die Familienverhältniſſe des Ent⸗ laſſenen. Die Sorge für die Angehörigen Gefangener liegt zwar zunächſt den öffentlichen Fürſorgeſtellen ob, die aber, da ihre Mittel für individuelle Behandlung beſchränkt ſind, ſehr oft verſagen. In dieſem Falle tritt dann das Obſorgeamt ein, um zu verhindern, daß der Entlaſſene in zerrüttete Familienverhältniſſe kommt, die ihn ſehr leicht wieder auf die Bahn des Verbrechens treiben können. Eine ſehr wertvolle Ergänzung wird das Obſorgeamt durch die Angliederung eines ſtaatlichen Obſorgeheims in Lichtenau erfahren, in dem bis zu 100 Entlaſſene männ⸗ lichen Geſchlechts Aufnahme finden können. Djeſe müſſen ſich verpflichten, mindeſtens einen Monat in deſn Heim zu bleiben. Sie erhalten Kleidung für die Arbeit, die ſie entweder in dem Heim ſelbſt oder außerhalb zu verrich⸗ ten haben. Für Wohnung und Beköſtigung haben ſie nichts zu zahlen, haben vielmehr noch einen Anſpruch auf Barlohn, von dem ihnen jedoch möglichſt wenig ausge⸗ zahlt werden ſoll, damit ſie bei ihrer Entlaſſung aus dem Heim noch über eine kleine Sparſumme verfügen. Dieſe neuen Wege, die hier der bayeriſche Staat auf dem Gebiete der Strafentlaſſenenfürſorge einſchlägt, dürften allgemeiner Beachtung wert ſein und auch die Aufmerkſamkeit der Kommunalverbände erdienen. e 458 Loſe Blätter. Verbrecher aus Not? In dem Dorfe la Nouee in der Nähe von Santes wurde dieſer Tage ein entſetzliches Verbrechen begangen. Außerhalb des Dorfes ſteht ein Haus, das von der Fa⸗ milie Pelletier, Mann, Frau und zwei Kinder, bewohnt wird. Nachts klettert durch ein auf die Straße gehendes Fenſter, das halb offen ſtand, ein Individuum ins Haus, kam in den Salon und begann alles durchzuſtöbern. Da er nichts fand, was er zum Mitnehmen für geeignet hielt, ging er in den erſten Stock, wo er in das Schlafzimmer der Tochter des Hauſes, eines Mädchens von 20 Jahren, eindrang. Durch den Lärm wurde die Tochter geweckt. Sie drehte das elektriſche Licht auf. Nun richtete der Mann einen Revolver auf ſie und ſagte, er werde ſchie⸗ en, wenn ſie den mindeſten Laut von ſich gebe, ſie konnte jedoch einen Schreckensruf nicht unterdrücken, worauf der Bandit ſchoß und ſie verletzte. Durch die Revolverſchüſſe aus dem Schlaf aufgeſcheucht, kamen die Eltern in den erſten Stock. Der Einbrecher ſchoß zuerſt dem Vater zwei Kugeln in den Kopf, dann der Mutter vier Kugeln in die Bruſt. Hierauf floh er. Der zwölfjährige Sohn, der in demſelben Zimmer wie die Schweſter lag, wurde nicht verletzt, wefl er ſich ſchlafend ſtellte. Der Verbrecher ſtellte ſich nach ſeiner fürchterlichen Tat ſelber der Po⸗ lizei. Er war an der linken Hand verletzt. Er erklärte, er ſei durch Not und Elend zum Verbrechen getrieben worden, da er ſeit langem arbeitslos war und nicht mehr einen Sou beſaß. Die Poliziſten fanden, als ſie ins Zimmer eilten, die drei Verwundeten noch immer im Schlafzimmer der Tochter an. Sie alle ſind ſchwer ver⸗ letzt, beſonders der Zuſtand der Tochter iſt ſehr bedenklich. » Mänuergeſensz verein. Heute Dienstag Abend ½9 Uhr vollzählige Stugſtunde für die Tenöre. Pünktlich erſcheinen. 9 * Die Preiſe für fette Schweine ſtad zur Zeit urlcktig„auf dem Hund“, denn für das Pfund Lebendgaewicht werden 50 Pfg. und Loch wegiger, vereinzelt bis 47 Pfg. bezahl. Das ſſt eim Jaiereſſe der Verkäpſer recht bedauet⸗ loch, und melnt man nun kann der Ko ſument in Fleſſch und Wurſt ſchwelgen zem Friedenspüts. Doch dieſe Hoffnung Jetzt glaubt man, der Metzger mache eln Bombengeſchäft, doch auch damit iſts atchts. Auf dem Lande gibt es zahl⸗ reiche Privatſchlachſungen, ond wenn die fetten Schweine ſo billig ſind wie eden werden die Pulvotſchlachtungen noch zihlreicher. So kann wohl der Metzger billiger einkaufen je⸗ dach iſt ſeln Umſatz ähalich„auf dens Hund“ wie die Schweine preiſe. »ODle Rützlichneit⸗ prüfung eines Manlwurfs. Ein Landwirt in der Neumal k batte eine eiger artige Mavl⸗ wulfsprüäfung durchgeführt, um ſich auf dieſe Wieſe von der Nützlichkeit des Tieres perfönlich zu Überzeugen Er nahm einen Holzbollich, füllte ton mit Erde und miſchte 30 Enger⸗ linge hinein. Doß die Kofi nicht ein ſeltig werde, tat er nech 80 zum Teil recht große Reger wi mer und zwei Maikäfer dazu Daun wurde ein Maulwurf gefongen, in den Bottich geſetzt und darüber ein Drahlſteb geſpannt, damit das muntere Rerlchen nicht eiwa ausrelßen konnte. Das Reſultat war Über⸗ raſchend genug Nach 24 Studen wurde der Botzich um⸗ gekippt und die Erde haudvollseiſe herausgeſcharrt. Als ſie bis auf die letzte Handvoll heraus war, ſaß der Maulwurf lebensfroh ba Er hatte alle 62 Lebeweſen reſtlos aufgeftaeſſen und wurde ſofort zu wetteren vütz ichen Taten freſgelaſſen.