5 5 1 l. Die Jagd nach der Braut. Ein Abenteuer-Sensationsfilm in 6 Akte, N Auf alle Plätze zum E! Achtung l Meute 3. Grosse Sonder-Morstellung im Central Tnes ter 2. Der keusche Joseph. i Ein Groblustspiel zum totlachen, 7 Akten. nhelta preis von B0 tennis heute im Central-Theater. 1 — Wahlpropaganda durch Flugzeuge. Im Wahl⸗ kampf wird vorausſichtlich auch das Flugzeug zur Ver⸗ breitung von Aufrufen uſw. verwendet werden,. Es wird deshalb von zuſtändiger Stelle darauf hingewieſen, daß das Abwerfen von Druckſchriften aus Luftfahrzeugen den gleichen Beſtimmungen wie die ſonſtige öffentliche Ver⸗ reitung von Druckſchriften unterliegt. In jedem Falle iſt überdies die Genehmigung des zuſtändigen Bezirks⸗ amtes(Polizeidirektion) einzuholen. 4* r** Stimmſcheine für die Reichstagswahl Wer braucht einen Stimmſchein? Solche Wahlberechtigte, welche hier in der Stimm⸗ kartei eingetragen ſind, aber aus zwingenden Gründen ihr Stimmrecht in dem Stimmbezirk, zu dem ihre Woh⸗ nung gehört, nicht ausüben können! Zwingende Gründe ſind u. a.: Aufenthalt in einem Krankenhaus, Erholungsheim und dergl., geſchäftliche und ſonſtige unverſchiebliche Reiſen. Durch wen wird der Stimmſchein beantragt? Stimmberechtigte, die aus geſchäftlichen Gründen ah⸗ weſend ſind, laſſen durch die Firma bezw. den Arbeit⸗ geber den Antrag ſtellen. In Kranken- und Erholungsanſtalten heſindliche Per⸗ ſonen erſuchen die Anſtaltsleitung, die Stimmſcheine an⸗ zufordern. Der Stimmberechtigte bezw. ſein Vertreter kann aber auch unmittelbar beim Wahlamt einen Stimmſchein ver⸗ langen. Was muß der Antrag enthalten? Bei der Anforderung durch Firmen, Anſtalten und dergl.: Vor⸗ und Zuname, Geburtstag, Geburtsort, Be⸗ ruf und Wohnung. Beim mündlichen Antrag muß der Grund glaub⸗ haft gemacht werden, außerdem hat ſich der Antrag⸗ ſteller über ſeine Berechtigung auszuweiſen. Die Wahl⸗ einladungspoſtkarte iſt dabei zurückzugeben. Iſt dieſe nicht mehr beizubringen, ſo iſt ein Paß, Perſonalausw eis oder eine ſonſtige amtliche Urkunde über die Perſon des Stimmberechtigten vorzulegen. Bis wann kann der Antrag geſtellt werden? Bis ſpäteſtens Freitag, 18. Mai, während der üb⸗ lichen Dienſtſtunden. Blumen im Orisbit Ein Stück von unſerm Heimatſtolz iſt die Freude an unſerer Vaterſtadt. Und dieſer Lokalpatriotismus iſt umſo wärmer und lebendiger, je freundlicher und anziehender das Bild der Heimatſtadt vor unſerm Auge ſteht. Nicht jede Stadt kann ſtädtebauliche Kleinodien. hi⸗ ſtoriſche Bauten, roſtuche Muſeumsſchatze oder erleſene landſchaftliche Schönheiten haben, Aber irgend einen ſol⸗ chen Vorzug oder eine andere ſtille Schönheit hat doch ſaſt jede Stadt in deutſchen Gauen. Und an ſie hängen, und Freude und Stolz zu ihrer Vaterſtadt. AUlnſere Landſtädte ſind reizvoll, wie nur irgendwo in beutſchen Landen. Aber eines könnte vielleicht noch ge⸗ ſchehen und daran möchten wir jetzt, wo der Frühling ſeine Blüten über uns ſchüttet, gemahnen: Pflanzt Blu⸗ men ins Ortsbild! Da iſt noch ſo manche kahle und kalte Stelle und Ecke in der Stadt, da ſteht häßlich und, puchtern manch ſchmuckloſer Zweckbau, da will manch eine Bautenſünde ſich nicht verbergen laſſen. Alles das macht ſich viel beſſer mit ein paar freundlichen Beeten ſachenfroher Blumen. Was eben noch froſtig, kahl und tot wirkte, das lebt plötzlich freundlich und anziehend, Augen. i Wenn wir an den Fenſtern der Schulhäuſer, der Kathäuſer, der Krankenanſtalten rot und blau freundliche Blumen nicken und wippen ſehen, wenn ſich durch das Grau der Straße die leuchtende Zeile einer Blumenpflan⸗ zung zieht— wie anders iſt dann alles, wie begrüßt uns die Vaterſtadt gleich einem heiter lächelnden Freund, wie vorteilhaft und wohltuend verjüngt und verſchönt wirkt das Antlitz der Stadt auf uns. Wollen wir in den Landſtädten uns nicht überall dieſe Freude machen? Nichts koſtet ja weniger, als das und nichts wirkt gewinnender auf Einheimiſche und Gäſte. Faſt it's nur um den Entſchluß zu tun und wenn Bürger und Gemeinde ſich nur zuſammenfinden in dem Gedanken, ſo iſt er ſchon halb erfüllt. N Dein der 1 6 5 iſt ja im Land und wird beim freundlich geſchäftigen Werke ach ſo gerne helfen. Pflanzt Blumen ins Ortsbild. Vermiſchtes. Stirbt das Pferd aus? Der bekannte unleugbare Siegeszug des Autos, läßt die Frage aufkommen, ob das Pferd nun endgültig ausſtirbt. Ganz ſo ſchimm wie Peſſimiſten meinen, iſt es aber doch noch nicht. Nach einer neueren Statiſtik betrug die Pferdezahl in der Welt im Jahre 1913 111,9 Millionen, im Jahre 1925 106,3 Millionen. In Europa ging die Zahl der Pferde aller⸗ dings in dieſem Zeitraum von 44,7 Millionen auf 40,9 Millionen zurück. GDer älteſte Kalender. Immer aufſchlußreicher werden die Funde, die Gelehrte aus dem Schoße der ſes Mojamum wurde ein Kalender gefunden, der wohl als der älteſte Kalender überhaupt anzuſprechen iſt, da er auf das Jahr 3285 vor Chriſti zurückreicht. Er beſteht die heimattreuen Bürger denn ihr Herz und nähren Liebe i heimelig und traut und ſpricht gewinnend zu Herz und ägyptiſchen Erde bringen. Im prächtigen Palaſt des Ram⸗ aus zwei i Sitchriſten geſchmucten Tafeln, die höchſth künſtleriſche Reliefs aufweiſen. Schon den Aegyptern war bekannt, daß die Erde mehr als 365 Tage braucht, um die Bahn um die Sonne zu machen. Während wir jedes vierte Jahr ein Schaltjahr neunen, das dieſe Differenz ausgleicht, unterſchied man vor 5000 Jahren zwiſchen dem bürgerlichen Jahre mit 365 Tagen und dem Songeniahr mit einem Plus von 26 Stunden und berechnete, daß um Laufe von 1461 Jahren der Anſang des Sounenjahhrs wieder genau mit dem Anfang des bürgerlichen Jahrez wuſammenfallen müßte. Solche Zuſammentreffen ſzelem auf die Jahre 3285, 1780 und 275 vor Chriſto. Man fand bei der Ueberprüfung des Kalenders, daß ſeine ägyptiſchen Kollegen aus der Vorzeit im Jahre 3285 die Tag⸗ und Nachtgleiche ſowie den aſtronomiſchen Sommer⸗ anfang ganz genau berechnet hatten, daß ſie aber in Jahre 1780 die Daten etwas zu ſpät angeſetzt hatten. Dieſe Entdeckungen beweiſen, daß die Aſtronomie ſchon vor langer Zeit in Aegypten mit großer Genauigkeit ge⸗ arbeitet hat. —— 1 e e und Natſchlage. * Haftung der Ehefrau. Für die Einkommenſteuer des Ehemannes haftet die Ehefrau ſtets, es ſei denn, daß die Ehegatten dauernd voneinander getrennt lebeg. 11 Rotweinflage, Rotweinflecke aus Tiſchtüchern ut⸗ fernt man durch Betupfen der Stellen mit heißer Milch. man wiederhole das Verfahren ſo lange bis der Flech verſchwunden ift. f 1 Fußballerge Runde der Meiſter: Kickers Stuttgart— Bayern München 2:2. Nunde der Zweiten und Dritten: Gruppe Nordweſt: F. Sp. V. Frankfurt— Mainz 05 1:0. 3 Ludwigshafen— Saar Saarbrücken 1:0. Gruppe Südoſt: Wacker München— Union Böckingen 20. Geſellſchaftsſpiele. ABT TS. und Komet Bremen— Eintracht Frankfurt 476 Rot⸗Weiß Frankfurt— FC. 93 Hanau 6:1. Weſtham United— Karlsruher FV. 1:4. Weſtham⸗Anited— 1. FC. Nürnberg 3:2. FC. Modena— München 1860 0:2. SC. Stuttgart— VfL. Gaisburg 2:1. 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Martin, Geſchüftsſtelle Rathausſtr. Arta nme r—— Nr. 114 das achtſeitige illuſtrierte Viernheimer Tageblatt Anzeigenpreiſe: (Viernheimer Bürger⸗ Ztg. Viernh. Bolksblarh; Ole einſpaltige Petitzelle koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 0 Pfg. bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen ver⸗ 1 mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſeren Geſchäftsſtelle und don ſämtlichen Annoncen⸗Expebitionen Deutſchlands und des Aus lands. Ausblatt der Heſſiſchen Pürgermeiſerei und des Polizeiants Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen w Dienstag, den 15. Mai 192338 45. Jahrgang e r eee 2 adden. Neues in Kürze. 16: Die Denkſchrift der deutſchen Reichsbahngeſellſchaft, in der die geforderte Tariferhöhung für Perſonen⸗ und Frachten be förderung begründet wird, liegt jetzt vor. Bean⸗ tragt wird eine Steigerung der Frachtſätze um 15 Prozent und der 4. Wagenklaſſe um 12 Prozent. Weiter ſollen die Schnellzugszuſchläge ſtark erhöht werden. während die dritte Wagenklaſſe verſchwinden und die Polſterklaſſe eine Preisermäßigung erfahren ſoll. ꝛ6: Nach beſtimmt lautenden Pariſer Berichten ſoll die franzöſiſche Regierung erwägen, dem von Kellogg vorge⸗ ſchlagenen Friedenspakt unter beſtimmten Vorbehalten zu⸗ zuſtimmen. 28: Der Prozeß gegen die deutſchen Ingenieure in Ruß⸗ land wird vorausſichtlich inſoſern eine Erweiterung er⸗ fahren, als die ruſſiſche G. P. U. eine neue gegenrevolu⸗ tionäre Bewegung entdeckt haben will, die ſich gleichfalls in Wirtſchaftsſabotage betätigt haben ſoll. 26: Der große Wirtſchaftsrat des Völkerbundes trat am Montag unter deu Vorſitz des ehemaligen belgiſchen Mi⸗ niſterpräſidenten Theunis zu ſeiner erſten Sitzung zuſammen. 1: In Soſia fanden zwei weitere Bom benanſchläge ſtatt, die als Proteſt gegen die unzulängliche Unterſtützung der durch die Erdbeben in Mazedonien geſchädigten Per⸗ ſonen anzuſehen ſind. 5 s: Nachdem die chineſiſchen Nordtruppen die Feind⸗ ſeligkeiten gegen Nanking eingeſtellt haben, marſchieren die Südtruppen unter General Feng in Eilmärſchen auf Peking zu, von dem ſie nur noch 100 Kilometer entfernt ſind. Wendung in der Paktdebatte. Frankreich gibt nach? 17 Paris, 15. Mai. Wie aus politiſchen Kreiſen mit großer Beſtimmt⸗ heit verlautet, ſoll ſich jetzt am Quai d'Orſay hinſichtlich der Frage des Kriegsächtungspaktes inſofern eine Wandlung vollzogen haben, als im Außenminiſterium jetzt ernſtlich erwogen wird, die Kellogſchen Vorſchläge an⸗ zunehmen. Dieſe Aenderung der bisheri, gen Geſia⸗ nung, dürfte in erſter Linie darauf zurückzuführen ſein, daß die engliſche Regierung gleichfalls geneigt ſcheint, der Note des amerikaniſchen Staatsſekretärs zuzuſtimmen, ſodaß, falls Briand bei ſeinen abweichenden Vorſchlägen beharrt, die Gefahr einer vollſtändigen Iſolie⸗ rung und gleichzeitig ein unüberſehbares Preſtige⸗ verluſt für Frankreich gegeben iſt. Immerhin aber hegt man im franzöſiſchen Außtenminiſterium noch die Hoff⸗ nung, daß es gelingen wird, Kellogg dazu zu bewegen, in einem Zuſatzartilel die Anwendbarkeit ſeines Vorſchlages feſtzulegen, um ſpätere Auseinanderſetzungen zu vermeiden, während gleichzeitig auch das Hin und Her⸗ ſchwanken des engliſchen Außenminiſters, der immer noch zu keiner Eutſcheidung gekommen iſt, ſo ge⸗ deutet wird, als ob auch von dieſer Seite eine Anter⸗ ſtützung zu erwarten wäre. Aus dieſem letzteren Grunde glaubt man im franzöſiſchen Außenminiſterium, vielleicht doch noch eine juriſtiſche Modifizierung des ame⸗ rikaniſchen Paftangebots erzwingen zu können, doch dürfte dieſe Hoffnung immerhin ſehr trügeriſch ſein. Die Tariſporſchläge der Reichsbahn Erhöhung der Frachtſätze um 15 und der vierten Wagen⸗ Haſſe um 12 Prozent.— Abſchaffung der dritten Klaſſe, Senkung der Polſterklaſſenpreiſe. de Berlin, 14. Mai. Die bereits ſeit Mitte der vorigen Woche erwartete Veröffentlichung der Denkſchrift der Reichsbahn⸗ bahngeſellſchaft, in der der Antrag auf Erhö⸗ hung der Güter⸗ und Perſonentarife begrün⸗ det wurde, liegt jetzt in ihrem Worklaut vor. In ihrer Einleitung geht die Denkſchrift zunächſt auf die großen Opfer ein, die die Reichsbahngeſellſchaft durch Ueber⸗ nahme der unter dem paſſiven Widerſtand verwahrloſten Rhein⸗ und Ruhrbahnen kabe bringen müſ en, wei⸗ ter werden die Reparations⸗ und ſonſtigen voliti⸗ ſchen Laſten dargelegt und abſchließend bemerkt, daß eine Deckung der der Geſellſchaft erwachſenen Mehraus⸗ gaben auf dem Anleihewege nicht möglich erſcheine, weshalb eine fünfprozentige Tariferhöhung, die eine Mehreinnahme von 250 Millionen erbringe, in Vorſchlag gebracht werde. 0 Hinſichtlich der Durchführbarkeit der Tarif⸗ erhöhung wird dann bemerkt, daß aus dem Güterver⸗ kehr der größere Teil der Mehreinnahme, etwa zwei Drittel gezogen werden ſolle, was eine Erhöhung der G ü⸗ ter tarife um zehn Prozent notwendig mache, wo⸗ durch 195 Millionen Mark erzielt würden. Aus dem Perſonen verkehr blieben dann noch 55 Millionen au beden. die in der Meile herausgeholt werden. lollen. daß, um die eintretende Abwanderung der Reiſenden in niedrigere Klaſſen, langſamere Zugarten, ſowie zum Kraftwagen⸗ und Flugzeugverkehr wieder auszugleichen, vorgeſchlagen wird, die dritte Perſonenklaſſe ganz zu beſeitigen, die Fahrpreiſe der vierten Klaſſe um 12 Prozent zu erhöhen und die Polſter⸗ klaſſe etwas zu ermäßigen, während die erſte Klaſſe nur noch in ganz wenigen Zügen geführt werden ſolle. Auch für die Schnellzugszuſchläge iſt eine Neuxege⸗ lung vorgeſehen, die erſte Zone(bis 75 Kilometer) ko⸗ ſtet in der Holzklaſſe eine Mark, in der Polſterklaſſe zwei Mark, die zweite Zone(bis 150 Kilometer) zwei „ p. vier Mark, die dritte Zone(bis 225 Kilome⸗ tet) drei reſp. ſechs, die vierte(bis 300 Kilometer) vier reſp. acht, die fünfte„über 300 Kilometer) fünf reſp. zehn Mark. Außerdem ſollen auch die Eilzüge mit einem allerdings geringeren Zuſchlag belegt werden, der ſich ungefähr auf die Hälfte der Schnellzugzuſchläge be⸗ läuft. Beabſichtigt iſt, den Berufsverkehr von der Tariferhöhung auszunehmen.. Die Denkſchrift hält die Erhöhung des Fahrpreiſes in der vierten Klaſſe für tragbar, weil die Durchſchnittsent⸗ fernung für einen Einzelreiſenden vierter Klaſſe im Per⸗ ſonenzug 28 Kilometer beträgt. was einer Verteuerung von zehn Pfennig gleichkommt. Oer 11. Auguſt Nationalfeiertag? Ein Antrag der preußiſchen Regierung beim Reichstat. b Berlin, 14. Mai. Wie wir ſoeben erfahren, hat die preußiſche Re⸗ gierung und eine Reihe anderer Länder im Reichsrat den Antrag eingebracht, den 11. Auguſt. den Tag der Weimarer Verfaſſung, zum National⸗ feiertag zu erklären. — Eine neue Schachty⸗ Affäre? Nußland auf der Suche nach gegenrevolutionären Elementen. M. Kowno, 14. Mat. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat das Zentral⸗ komitee der Textilarbeiter in Kalugal der G. P. U. mit⸗ geteilt, daß ſich an der Spitze der Tertilinduſtrie gegen ⸗ revolutionäre Elemente befänden, die den An⸗ ternehmungen Millionenverluſte zugefügt hätten. Ein neuer Anterſuchungsausſchuß iſt eingeſetzt worden. Es werden neue Verhaftungen erwartet. — Keine ruſſiſch⸗afghaniſchen Verträge. Aman Allah lehnt alle Vertragstexte ab. E Kowno, 14. Mai. Wie aus Moskau berichtet wird, hat es in dortigen diplomatiſchen Kreiſen großes Aufſehen erregt, daß der König Aman Ullah von Afghaniſtan nach der Krim abgereiſt iſt, ohne irgend einen Vertrag mit Rußland zu unterzeichnen. Rußland hatte bekanntlich eine ganze Reihe von Verträgen vorbereitet, deren Texte dem König vorgelegt wurden. Der König hat jedoch alle Vorſchläge abgelehnt und erklärt, daß ſeine Po⸗ litik auch weiterhin auf Erhaltung der Unabhängig⸗ keit Afghaniſtans gerichtet bleibe. 1555 In Mostauer privaten Kreiſen gibt man die Hoff⸗ nung jedoch nicht auf, daß es doch noch gelingen wird, den König zum Abſchluß eines Vertrages mit Rußland zu bewegen. Nach ſeinem Wiedereintreffen in Kabul ſollen die ruuſſiſch⸗afghaniſchen Beſprechungen fortgeſetzt werden. Dieſe Ablehnung eines Vertrages mit Rußland iſt umſo bemerkenswerter, als bekanntlich König Aman Allah auch in London den Abſchluß eines Freund ſchaftsvertrages ab gelehnt hat. Im Eilmarſch nach Peking. General Feng dringt ſtetig nach Norden vor. 99 Tokio, 14. Mai. Nach Einſtellung der chineſiſch⸗ſapaniſchen Kämpfe rückt die Süd armee in überraſchender Schnelligleit ge⸗ gen Peling⸗Tientſin vor. Mongoliſche Kaval⸗ lerietruppen des Generals Feng wurden bereits 100 Ki⸗ lometer ſüdlich Tſientſins geſichtet. Das Gros der Süd⸗ armee hat in großem Bogen das von den Japanern be⸗ ſetzte Tſinanſu umgangen. Die Truppen Tſchangt⸗ ſolins haben neuerdings an verſchiedenen Punkten Wi⸗ derſtand geleiſtet. 5 Ein neuer Kouflikt wird befüechtet, da japani⸗ ſche Truppenſendungen zum Schutze Pelings un⸗ mittelbar bevorſtehen. Gleichwohl hoſſen aber die Süd⸗ truppen Tientſin in kürzeſtet Zeit zu erreichen. In Tientſin befinden ſich etwa 8600 Mann aus⸗ ländiſche Truppen, darunter 4000 Amerikaner mit 20 Flugzeugen, 5 Tanks und 5 Feldgeſchützen, 1000 Eng⸗ länder, 3000 Franzoſen und etwa 600 Japaner. Der größte Teil der vorher ſtärkeren japaniſchen Beſatzung iſt kürzlich nach Tſinanfu entſandt worden. Die Führer der ausländiſchen Truppen gaben beſchloſſen, eine Vorpoſtenlinie im Umkreis von etwa 12 Ki⸗ lometern um Tientſin zu beſetzen. Den jaganiſchen Truppen fällt hierbei der Schutz dern wicht igſten Punkte der ausländiſchen Konzeſſion von Tientſin zu, einſchließ⸗ lich der Oſtbahnſtation und des Eiſenbaafnvtenpunktes der Tientſin— Pukau⸗ und Peking— Mufden⸗Eiſenbahn. Beſchießung der Feſtungen von Amoy. mach einer Neutermeldung aus Amon deſchoß ein nordchineſiſcher Kreuzer die Befeſtigungswerte der Südtruppen im dortigen Hafen. Das Feuer wurde gon den Befeſtigungen erwidert. Der Artillerie kampf hſſeb auf beiden Seiten ziemlich wirkungslos. Der Berliner Beſuch Dr. Beneſchs. Engliſche Vermutungen. ö London, 14. Mals. Dem bevorſtehenden Befuch Dr. Beneſchs bei Dr. Streſemann mißt man in Londoner politiſchen Kreiſen außerordentliche Bedeutung bei. Beneſch habe ſich ſehr zufrieden über ſeine Ausſprache mit Cha m⸗ berlain geäußert. Die Zuſammenkunft Stre⸗ ſemann⸗Beneſch bedeute eine weitere Etappe auf dem Wege der Verſöhnung zwiſchen Berlin und Prag. Die tſchechiſche Regierung ſähe ſich zweifellos gezwungen. der bedeutſamen deutſchen Minderheit in Tſchechoſlowakei Rechnung zu tragen. Beneſch wür⸗ den verſchiedene Pläne zugeſchrieben, unter anderem eine Annäherung an Ungarn, die ſicherlich in London nicht ungern geſehen würde. Es frage ſich nur, ob Rom damit einverſtanden ſei. Bombenanſchläge in Sofia. Wegen zu geringer Erdbebenbeihilfe. 2 Sofia, 14. Mai. Am Montag gegen drei Uhr morgens erfolgten hier zwei nene Bombenerploſionen. In zehn Minu⸗ ten Abſtand explodierten an zwei entgegengeſetzten Stel⸗ len der Stadt, und zwar im Haeiſe eines jüdiſchen Kauf⸗ manns und vor der Villa des Hadſchi Kaltſcheff, eines der reichſten Männer Bulgariens. Höllenmaſchinen, ohne jedoch größeren Gebäudeſchaden anzurichten. Die Ausführung der Anſchläge entſprach genau der des kürz⸗ lichen Anſchlages auf die Handelsbank. Politiſche Be⸗ deutung wird den Anſchlägen nicht beigemeſſen. Dieſe. werden vielmehr als eine Kundgebung gegen die zu geringen Erdbebenbeihilfen verſchiedener Per⸗ ſönlichkeiten angeſehen. Infolge der raſchen Wiederholung der Anſchläge hat ſich der Bevölkerung große Aufregung bemächtigt. Bulgariens Neparationsverpflichtungen. Italien tritt für eine Herabſetzung ein? Ii Rom, 14. Mat. Wie verlautet, hat Muſſolini die italieniſchen Ver⸗ treter in der internationalen Kommiſſion in Bulgarien und in der Reparationskommi ton angewieſen, eine Forderung der bulgariſchen Regie⸗ ung auf Erleichterung der Reparationszah⸗ lungen zu unterſtützen. Die internationale Kom⸗ miſſion hat der Reparationskommiſſion einen Bericht über die wirtſchaftlichen Folgen des letzten Erdbebens über⸗ mittelt. Die Kommiſſion iſt der Anſicht, daß die Ein⸗ nahmen Bulgariens durch das Erdbeben bedeutend per⸗ mindert werden und große Ausgaben für die Wieder⸗ aufbauarheiiten notwendig ſind. Infolgedeſſen ſei eine weſentliche Erleichterung der bulgariſchen Repa⸗ rationszahlungen nötig. ———„ Der Koimarer Autonomiſtenpiozeß. Die Ausſichten über das Ende der Verhandlungen V Kolmar, 14. Mai. Die dritte Woche des Kolmaxer Autonomiſtenprozef⸗ ſes begann am Montag früh mit dem weiteren Verhör der Angeklagten. Ob tatſächlich der Autonomiſtenprozeß 72 in diejer Woche ordnungsgemäß zu Ende geführt wit“ —.... heure immer noch eine offene Frage, die nicht qu beant⸗ orten iſt. Immer noch beſteht gerade in gut informierten reiſen die Auffaſſung, daß eine unerwartete in den änzelheiten noch ſchwer zu überſehende Wendung eintritt, im Hinblick auf den für die Anklage ergebnisloſen erlauf der 9 1 zweiwöchigen Verhandlung, an n maßgebenden Stellen mehr fte. Der Eindruck der bisherigen zwei Wochen iſt in r breiten Oeffentlichkeit unvermindert der gleiche. D. kommentare der auswärtigen Preſſe zeigen deutlich, daß ie bisherigen Verhandlungen allgemein als völlig rgebnislos empfunden werden und daß ſich keiner⸗ ei Anzeichen für das Beſtehen eines Komplotts in Elſaß⸗Lothringen ergehen haben. Das bisherige Verhör t ein ſehr reiches Bild der Ereigniſſe der letzten Zeit in ß⸗Lothringen geliefert, jedoch keinerlei Hand⸗ be für die Behauptungen der Anklageſchrift. Der Fortgang des Verhörs. In der erſten Verhandlung der dritten Woche wurden u Beginn einige Schreiben, die beim Gerichtshof einge⸗ ufen ſind, verleſen, darunter ein Schreiben des Herrn erſtel vom Allſtein⸗Verlag Berlin, der erklärt, daß er it dem Angeklagten Heil weder über die autonomiſtiſche zewegung noch über die Organiſation einer autonomi⸗ tiſchen Zeitung zu irgend einem Zeitpunkt korreſpondiert abe. Der Generalſtaatsanwalt verlas ſodann einen Be⸗ icht der Straßburger Geheimpolizei über die Briefum⸗ chläge der Eſca, die der Angeklagte Roſſe für ſeine Kor⸗ eſpondenz an angebliche deutſche Spionageſtellen benutzt be. Der Polizeibericht behauptet, daß Hauß die Brief⸗ umſchläge vorſichtig für Roſſe beſchafft habe. Hauß wies aber nach, daß er niemals in der Eſca war und daß die Briefumſchläge ohne ſein Zutun in ſein Büro gekom⸗ men ſeien. Der Angeklagte Schlegel wurde dann wei⸗ ter vernommen. Er ſtellte feſt, daß er erſtens nicht Se⸗ kretär der Schutztruppe, ſondern der lokalen Or⸗ aniſation des Heimatbundes war, zweitens daß er in ieſer Eigenſchaft erſt im Jahre 1927 eintrat. Er ſei aher für die bei ihm gefundenen Protokolle nicht ver⸗ antwortlich und insbeſondere nicht zuſtändig für die vom Zorſitzenden aus dieſen Protokollen hergeleiteten Folgen. Schall griff hier ein und erklärte, daß die geſamten Pläne über die Schutztruppe und deren Sondereinrichtun⸗ 1 berechnet geweſen ſeien für eine Truppe von ingefähr 120 Mann. So viel Leute hätte man otwendig gehabt, um einen ſicher arbeitenden Saalſchutz n Straßburg zu haben. Man habe jedoch niemals dieſe 120 Mann zufammen göbracht. Er habe bereits er⸗ klärt, daß die Höchſtziffer 25 Mann geweſen ſei. Es ſei alſo wertlos, den ganzen„Mobiliſationsplänen“ in dieſer Weiſe nachzugehen, da ſie keinerlei militäriſchen Dienſt gehabt hätten. Die Spitzeltätigkeit der Geheimpolizei. Schlegel ſollte dann Auskunft geben, über die bei ihm gefundenen Gummiknüppel. Schall erklärte ſtatt ſei⸗ mer, daß man im Jahre 1926 vorgehabt habe, die Schutz⸗ truppe nach dem Muſter der ſozialiſtiſchen Organiſationen mit Gummiknüppeln auszurüſten. Man habe Muſter über⸗ 1 5 bekommen und habe dieſe bezahlt. Die Muſter ſeien jedoch zu den Akten gelegt worden las dort verblieben. Schlegel ſollte ſich dann über die Spionage⸗Affäre äußern, die im Zuſammenhang mit anderen Angeklagten eine be⸗ sondere Rolle im Prozeß ſpielt, doch ſtellte ſich hierbei heraus, daß es ſich nur um eine Spitzeltätigkeit der Straßburger Geheimpolizei handelte, die die Heimatbewegung bloßſtellen ſollte. Der Angeklagte Kohler, der zu den Spionageverdächtigen gehört, rief bei dieſer Feſtſtellung laut in die Verhandlung hinein: Das iſt ja ſehr intereſſant, endlich ſieht man einmal, wer b richtigen Spione waren.“ Darauf wurde ie Sitzung abgebrochen. ö — Neviſionsverhandlung im Klapproth⸗Prozeß. Der Fememordverſuch an Gädicke. Stettin, 14. Mai. Vor dem hieſigen Schwurgericht begann am Montag die Reviſionsverhandlung gegen den früheren Feldwebel Erich Klapprot h. den Leutnant a. D. und s exwünſcht erſcheinen pen letzcgen aufmann Albert Hann und dem A leutnant a. D. und jetzigen Direktor Paul Schul d we. 55 5 ſerſuchter Tötung des Zeitfreiwilligen Feldwebel icke im Jahre 1923. Durch Urteil des Schwurgerichts Landsberg a. d. W. im Oktober 1926 wurden die plagen ulz und Hayn freigeſprochen und Klappro 5 Körperver⸗ letzung mittels einer lebensgefährlichen Waffe zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Auf die von der Staatsan⸗ waltſchaft eingelegte Reviſion hat das Reichsgericht dure Urteil vom 28. November 1927 das vorherige Artei aufgehoben und die Sache zur erneuten Verhandlung an 11 05 Schwurgericht des Stettiner Landgerichts ver⸗ wieſen. Nach Angabe der Perſonalien der Angeklagten wurde der Angeklagte Hayn zur Sache ſelbſt vernommen. Die⸗ ſer gab zunächſt an, daß die in der Vorunterſuchung in Frankfurt a. d. O. gemachte 7 wonach der An⸗ geklagte Schulz ihn angeſtiftet haben ſoll, den Gädicke zu beſeitigen, erlogen ſei. Zur Begründung ſeiner Handlungsweiſe erklärte Hayn, er habe einen Ver⸗ ſuch konſtruiert, um ſpäter zu einem freiwilligen Rücktritt kommen zu können, da er wußte, daß ein freiwilliger Rück⸗ tritt vom Verſuch ſtraffrei iſt. Hierauf gab der Ange⸗ klagte Hayn eine eingehende Schilderung der Tat ſelbſt. Ida Boy⸗Ed 7. Deutſchlands erfolgreichſte Schriftſtellerin. Lübeck, 14. Mat. Die bekannte Romanſchriftſtellerin Ida Boy⸗Ed iſt am Sonntag an Herzſchwäche geſtorben. 11 Mit Ida Boy⸗Ed iſt eine der meiſtgeleſenſten deut⸗ ſchen Schriftſtellerinnen aus dem Leben geſchieden. Sie, die mit großer Liebe an ihrer hanſeatiſchen Heimatſtadt Lübeck hing, war die Verkörperung einer norddeutſchen Schriftſtellerin, die trotz der Herbheit ihres Stils zu feſ⸗ ſeln wußte. In 40 Jahren ſchriftſtelleriſcher Tätigkeit ſchrieb ſie faſt 50 Romane, von denen„Ein könig⸗ licher Kaufmann“ 50 Auflagen erreichte. Ihre letzten Werke„Das Martyrium der Charlotte von Stein“ und, ihre hiſtoriſch⸗biographiſchen Studien über„von Kalb aus Schillers„Kabala und Liebe“ zeigen, wie tiefſchürfend dieſe geiſtreiche Frau einen ihr liegenden Stoff zu be⸗ handeln verſtand. Deutſchland verliert in ihr eine begabte, fruchtbare und gemütsveredelnde Schriftſtellerin. — Aus dem In⸗ und Auslande. Gefährliche Lieder. Saarbrücken, 14. Mai. Junge Leute, darunter ein Saarbrücker und ein Pole, hatten in Ranbach in Lothrin⸗ gen das Lied„Deutſchland, Deutſchland über alles“ und „Die Wacht am Rhein“ geſungen. Dieſe„Verbrechergeſell⸗ 9705 wurde von der franzöſiſchen Gendarmerie ver⸗ haftet. Um die Stabiliſierung des Franken. Newyork, 14. Mai. Der Gouverneur Strong der Newyorker Federal⸗Reſerve⸗Bank iſt auf dem Dampfer „Majeſtic“ nach Europa abgefahren. Es ſoll ſich um eine Erholungsreiſe handeln, doch zweifelt man auch nicht, daß ſeine Anweſenheit in Europa mit der Stabiliſierung des Franken zuſammenhängt. Die Krankheit des Reichsaußenminiſters. Berlin, 14. Mai. Amtlich wird mitgeteilt: Reichs⸗ außenminiſter Dr. Streſemann iſt ſeit einigen Tagen in⸗ folge einer Magen- und Darmerkrankung ſowie einer Nie⸗ renaffektion gezwungen, das Bett zu hüten. Infolgedeſ⸗ ſen hatte der Miniſter ſeine Teilnahme an der Eröffnung der Preſſa ſowie ferner die übernommenen Wahlvorträge in Stettin, Hamburg, Kaiſerslautern und Celle abſagen müſſen. Da die Erkrankung Dr. Streſemanns auch in den nächſten Tagen dringend Bettruhe erfordert, iſt er auch genötigt, auf die für die Tage vom 16. bis 19. Mai vorgeſehenen Wahlvorträge in ſeinen beiden bayeri⸗ ſchen Wahlkreiſen zu verzichten. der Weinſtöcke vernichtet worden. Eine ruſſiſche Stadt durch Feuer „Berlin, 14. Maj. In Saſſowo im Gouyer 1 hat eine große Feuersbrunst gewütet, Ein 2 tel der Stadt iſt niedergebrannt. Dem Feuer ſind 600 Häuſer, eine Fabrik, e e d. ein Schulge⸗ äude zum Opfer gefallen. Ueber Perſonen 0 obdachlos geworden. Die Zahl der Todesopfer ſteht noch nicht feſt. 5 ö Gchwerer Zyklon über Braſilien. London, 14. Maj. Wie die in Buenos Aires er⸗ ſcheinende Zeitung„La Prenſa“ aus Rio de Janeiro meldet, ging über das Gebiet von Palma und Parana in Braſilien ein ſchwerer Zyklan nieder. Eine große An⸗ zahl von Häuſern iſt hinweggeriſſen worden. Zahlreiche Perſonen wurden getötet und verletzt. Weitere Einzel⸗ heiten fehlen noch. ö Acht Tote bei einem Autounfall. Newyork, 14. Mai. In Erie in Pennſylvanien wur⸗ den zwei Kraftwagen, die anſcheinend eine Wettfahrt ab⸗ hielten, bei der Aeberquerung eines Schienenſtranges von einem Eiſenbahnzug erfaßt und beiſeite geſchleudert. Von den Inſaſſen der beiden Wagen wurden acht tödlich und fünf ſchwer verletzt. Aus Nah und Fern. Der Froſtſchaden in den Weinbergen am Mittelrhein. Koblenz, 14. Mai. Erſt jetzt laſſen ſich die ſchweren Schäden, die der plötzlich eingetretene ſtarke Froſt in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag in den Weinberg⸗ gegenden am Mittelrhein angerichtet hat, völlig über⸗ ſehen. In Braubach ſind etwa 50 bis 60 v. H. In den Rhein⸗ tälern bei Bacharach iſt ebenfalls mit einem großen Ernteverluſt zu rechnen, obwohl überall in der Nacht Nauchfeuer angelegt worden waren. Bei Lorch ſind ganze Gemarkungsanlagen vollkommen erfroren, während in anderen Lagen die hoffnungsvollen Ausſich⸗ ten auf eine gute Weinernte zum größten Teil vernichtet ſind. Aus Bingen wird gemeldet, daß in Dro⸗ mersheim und Aſpisheim vier Fünftel der Ernte vernichtet ſind. Die Kleinberger⸗ und Rießlings⸗Re⸗ ben wurden vollſtändig vernichtet. Auch die Ingelhei⸗ mer Gegend hat ſchweren Schaden erlitten. b Frankfurt a. M.(Die Sucht nach der Groß⸗ ſtadt.) Vor einigen Tagen hatte ein 17jähriger Büro⸗ angeſtellter aus Kreuznach mit Unterſtützung ſeines Freun⸗ des, eines 20jährigen Schreiners, in dem Büro ſeines Ar⸗ beitgebers eingebrochen. Dabei fielen den Burſchen etwa 1100 Mark in die Hände. Beide konnten nun ihr lang⸗ erſehntes Ziel, die Freuden einer Großſtadt kennen zu lernen in die Tat umſetzen. Dieſes taten ſie denn auch zur Genüge und verjubelten das Geld im Handumdrehen. Für ihr letztes Geld. kauften ſie ſich Schußwaffen. Ihr letztes Ziel war, aus dem Leben zu ſcheiden, ſich aber vorher noch einmal auf angenehme Weiſe zu amüſieren. Sie begaben ſich mit einem Straßenmädchen in ein Hotel im Zentrum der Stadt, um hier ſpäter 9 5 Tat, gemeinſam aus dem Leben zu ſcheiden, auszuführen. Auf dieſen Gedanken waren die beiden jungen Leute aus Angſt über die Fol⸗ gen ihres Einbruchsdiebſtahls gekommen. In der Nacht jagte ſich dann der jüngere der beiden Burſchen eine Ku⸗ gel in den Kopf, die den ſofortigen Tod herbeiführte. Der andere Lebensmüde konnte von einem Hotelgaſt, der den erſten Schuß gehört hatte, an ſeiner Tat gehindert werden. Barig.(Verſchüttet.) Durch herabſtürzende Geſteinsmaſſen wurde der Arbeiter Siehl im Steinbruch der Gebrüder Uhrmacher verſchüttet. Rettungsarbeiten hatten Erfolg, ſo daß der Verunglückte mit leichten Ver⸗ letzungen geborgen werden konnte. Gießen.(Von der Univerſität Gießen.) Der Privatdozent für Bürgerliches und Römiſches Recht an der Heſſiſchen Landesuniverſität Dr. Georg Eißer hat den an ihn ergangenen Ruf als außerordentlicher Profeſſor an die Univerſität Tübingen angenommen. f — Die verhängisvolle, gefürchtete Frage war getan, und Ilſe wünſchte in dieſem Augenblicke, ſie wäre mit Lotti auf die Wieſe gerannt und brauchte ihm jetzt nicht gegen⸗ überſtehen. l „Nichts— gar nichts“, gab ſie ſo ruhig wie möglich zur Antwort. „So— nichts— hm— Sie machen mich i Fräu⸗ lein Römer, denn zum erſten Male ertappe ich Sie auf einer Unwahrheit.“ „Herr Graf!“ brauſte Ilſe getroffen auf 5 „Still— verteidigen Sie ſich nicht; vielleicht meinten Sie es gut mit dieſer Täuſchung. Aber 10 gebe mich nicht gern ſolchen Täuſchungen hin, und dann, Fräulein Römer, das demütigende Gefühl, daß es Ihre Abſicht war— mich fi täuſchen— das müſſen Sie von mir nehmen. Ich könnte onſt nicht mehr ruhig an Sie denken— ich könnte nicht mehr ſchlafen, arbeiten— nichts— abſolut nichts mehr— Alſo— haben Sie etwas gegen mich? Ja oder nein?“ Faſt befehlend klangen die letzten Worte, ſo ruhig ſie auch geſprochen waren. Ilſe ſtand wie unter einem Bann. „Ja!“ preßte ſie faſt erſtickt hervor. 5 Sie ſah, wie er erblaßte und einige Schritte zurücktrat. „Ich weiß nicht, was es ſein könnte, ich bin mir keiner Schuld bewußt“, ſagte er mehr zu ſich ſelbſt. Dann ſah er Ilſe an, und ein leuchtendes Feuer kam in ſeine Augen: „Fräulein Römer, ich will nicht wiſſen, was es iſt— Sie werden es mit ſagen, nicht heute, nicht morgen, aber ein⸗ mal gewiß, und nun— leben Sie wohl!“ Er wandte ſich um und ſchritt nun 1 den Weg nach Pawlowitz zu, als Lotti ganz atemlos vom Laufen au ihn zuſtürzte:„Konrad, warum kommſt du nicht mit uns? 71 dieſe Blumen, nimm ſie— du liebſt ſze ſo!“ N blieb ſtehen, beugte ſich herab und ſtreichelte ihr Haar.„Du liebes Kind, bringe die Blumen lieber deiner Erzieherin, und nun mißz 10 gehen— auf Wiederſehen!“ Ohne einen einzigen Blick nach det Richtung zu werfen, wo Ilſe noch immer wie angewurzelt ſtand, ging er eilig 4 davon. 1 Ilſe war ſo elend zumute wie zum Sterben. Kamen denn immer neue Hinderniſſe, neue Qualen, die ihr das Leben hier erſchwerten? arum konnte ſie nicht ruhig und unangefochten ihren Weg gehen— warum ea G3% und Dinge dazwiſchen, die ihre Gedanken, ihre eele beſchäftigten und bedrückten— warum konnte ſie nicht in Frieden leben? Was gingen ſie die fremden Men⸗ ſchen und ihr Leid an— was hatte ſie mit Cilly Baumann und Graf Konrad zu ſchaffen?— „Sie ſind ſo ſtill, Fräulein Römer, Sie antworten mir gar nicht, und ich habe Sie nun ſchon dreimal gefra t, ob wir morgen in Konrads Gartenhaus gehen wollen?“ fragte Lotti ungeduldig. 5„ 5 Ilſe erwachte jäh aus ihren Grübeleien. Sie ſah jetzt erſt, daß ſie einen Strauß Blumen in der Hand trug, und daß ſie ſich auf dem Heimwege befanden. „Was wollteſt du von mir, Kind?“ Lotti wiederholte ihre Frage. ö 1. Morgen haben wir dazu keine Zeit, du weißt, daß wir in die Stadt fahren wollten“, antwortete ſie „Nun, ſo laſſen wir das eben“, verſetzte Lotti kurz ent⸗ ſchloſſen.„Sie wollten mir doch nur ein Vergnügen machen, und ich gehe viel lieber zu Konrad.“ a 1 „Ich habe es nun einmal ſo beſtimmt, und ſo bleibt es“, war Ilſes energiſche Erwiderung. 5 „Ach, liebes, liebes Fräulein“, ſchmeichelte Lotti,„laſſen Sie uns doch morgen gehen— ich möchte ſo brennend 14 Erl 0 5„Nein— du weißt recht gut, daß ich bei dem einma Geſagten bleibe— ich will alſo keine Widerrede mehr ören.“ f 0 Sie ſagte das ſo Ai faſt schroff, und Lotti, die in letzter Zeit kaum noch ein ſtrenges Mort von ihrer Erziehe⸗ tin gehört hatte, war zuerſt ganz ſprachlos und verwirrt, dann brach ſie plötzlich in Tränen aus, heiße, trotzige Trä⸗ nen. Nicht darum weinte ſie, daß ihr der Wunſch verfagt blieb, ſondern daß Ilſe hart und rauh mit ihr geweſen war. Ilſe, die ſich bisher e e ihres ſchweren Berufes nie etwas vergeben hakte, die ſtets ae was te wollte und tat, kam es bei Lottis Tränen zu erſchrecken⸗ dem Bewußtſein, da ſie ſich zum erſtenmal von ihrer Stim⸗ muna batte beberrſchen. von ihrem .* 1 0 auf, und daß eine ſolche laſſeſt. Das mußte, ſo gut es ging, wieder ausgeglichen werden. 1 „Lotti, was fällt dir ein?“ fragte ſie, den ſtrengen Ton vor der Hand noch beibehaltend„Willſt du mich durch deine törichten Tränen ernſtlich erzürnen?— Komm ein⸗ mal näher— ſo— nun?“ f Lotti ſchluckte an ihren Tränen und antwortete nicht, aber ſie duldete es, daß Ilſe ſie näher zog und ſtreichelte: „Mußt du denn immer deinen Willen durchſetzen?“ „Ach nein, nein, ich will ja gar nicht, wenn Sie nicht wollen, aber— daß Sie ſo hart mit mir—“ „Liebe, kleine, einzige Lotti!“ 1 f Weich und innig klang es an Lottis Ohr, aller Trotz ſchwand, und ſtürmiſch ſchlang das Kind beide Arme um die Erzieherin und küßte ſie. In beſtem Einvernehmen, ohne daß Ilſe nachgegeben hätte, kehrte ſie ins Schloß zurück. 11. Kapitel. Gerda war wieder geſund und konnte an den täglichen Spaziergängen teilnehmen. Sie hatte ſich, von dem herr⸗ lichen Sommerwetter begünſtigt, ſchnell erholt, und bald konnte man den unterbrochenen Unterricht wieder auf⸗ nehmen. 5 Da die Schweſtern jetzt wieder zuſammen ſchliefen und arbeiteten, ſo hatte Ilſe wieder mehr Zeit für ſich. Ste machte wieder ſeden Morgen ihre Spaziergänge, und auch die freien Nachmittagsſtunden benutzte ſie oft zu allerhand Beſuchen.. Häufig ſchlug ſie den Weg nach Pawlowitz ein, wo ſie Cilly Baumann an der verabredeten Stelle fand, und mit dieſer plauderte ſie dann ein Stündchen. Es war merkwürdig, welche Veränderung mit dem ſtillen, bleichen und lebensüberdrüſſigen Mädchen dor ſich gegangen war, ſeit Ilſe ſich ihr widmete. Sie ſah zu Fu wie zu einer 1 herabließ, mit 15 der Ausgeſtoßenen, zu verkehren, 85 erhob ſie vor 0 ſelbſt, das ſtärkte ihre Selbſtachtung. Si e kam 10 nicht 14. N ed vor, und ſie beklagte es nur tief schmerzlich, ſo unglaublich töricht aeweſen an ſein. efühl batte fortreihenn 1 Duenhang sad int „ W Darmstadt,(Die Erſchließung des Oden⸗ waldes.) Die Verlängerung der Straßenbahnlinie 5 aua! berſtav bis 12 4 3 des Frankenſteins eht unmittelbar vor der Fertigſtellung. Man rechnet damit, daß die neue Linie am Himmelfahrtstage in Betrieb genommen werden kann. Auerbach.(Die Unwetterkataſtrophe an der Bergſtraße.) Die von der Anwetterkataſtrophe zurückgebliebenen Schlammaſſen, Steine uſw. ſind aus den Straßen der Gemarkung Auerhach nahezu entfernt, jedoch ſtecken Keller, Höfe und Gärten zum großen Teil noch tief im Unrat und es werden noch Wochen hingehen, bis er beſeitigt iſt. Aus den tiefen Kellern, in denen der Schlamm meiſt über einen Meter hoch liegt, beför⸗ dert man Mengen von fünfzig bis zu hunderten von Fuh⸗ ren ans Tageslicht. In den Schlammaſſen ſtecken die Vorräte(Kartoffeln, Dickrüben uſw.), die von den Ge⸗ 1 herausgebuddelt, gewaſchen und getrocknet wer⸗ den müſſen. Meiſt ſind dieſe Vorräte jedoch verfault oder ſonſtwie verdorben. In Zwingenberg wird der Unrat, der zu beiden Seiten der Hauptſtraße zum Teil über zwei Meter hoch liegt, ſeit einigen Tagen mit Feld⸗ bahnen fortgeſchafft. Keller, Höfe und Gärten bieten auch dort einen äußerſt troſtloſen Anblick. Worms.(Der geſtohlene Diplometenkof⸗ fer.) In dem D⸗Zuge Baſel— Frankfurt iſt einem höhe⸗ ren Regierungsbeamten ein Koffer mit wertvollen Papie⸗ xen abhanden gekommen. Durch die Ermittelungen der hieſigen Kriminalpolizei wurde der Koffer wieder herbei⸗ geſchafft. Bingen.(Im heißen Waſſer verbrüht.) Im benachbarten Wörrſtadt ſpielte das dreijährige Töchterchen eines Inſtallateurs bei der Mutter, die in der Waſchküche arbeitete. Während die Mutter einen Topf kochenden Waſſer auf den Boden ſtellte und nur an den Herd ging, um den Deckel zu holen, fiel das Kind rücklings in das heiße Waſſer und verbrannte ſich ſo ſehr, daß es unter aräßlichen Schmerzen ſtarb. Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 15. Mai. Die Zufuhr von Warmluft durch weſtlich⸗ Winde brachte leichten Temperaturanſtieg von zwei bis drei Grad. Ein von Südweſten vordringender Wirbel gewinnt zin Verbindung mit dem noch über Skandinavien liegenden den Tief, ſo daß die Kälteperiode der letzten Tage vor⸗ etſt keine Wiederholung erfahren wird. Vorausſichtliche Witterung bis Mitt⸗ woch: Ziemlich heiter, tagsüber warm, örtliche Wärme— gewitter. — Vogelſchutz im Frühjahr. In die Monate Ma und Juni fällt die Hauptbrutzeit der Vögel. In Hecken und Gehölz ſoll um dieſe Zeit Ruhe herrſchen, damit die brütenden Vögel nicht geängſtigt die Brut verlaſſen. Wich⸗ tig iſt, daß die Kinder über die Bedeutung des Vogel⸗ ſchutzes belehrt werden. Die Katzen halte man von Haus⸗ gärten und Anlagen fern und laſſe ſie nicht im Freien umherſtreichen. — Der Weg in der Mittagspauſe, Ein Weg während der Mittagspauſe zum Ankauf pon Nahrungsmitteln in einem in der Nähe der Betriebsſtätte gelegenen Läden iſt als ein mit der Beſchäftigung im Betriebe zuſammen⸗ hängender Weg von der Arbeitsſtätte anzuſehen, da die Reichsverſicherungsordnung dieſe Wege nach neuem Recht mit umfaßt. „Prezioſa“. Der Männergeſangverein„Harmonie“ in Verbin⸗ dung mit dem hieſigen Muſikverein, letzterer verſtärkt durch Mitglieder der Kapelle Hanf⸗Blank, ſowie Kapelle Strauß⸗ Weinheim haben am Sonntag abend im Freiſchütz⸗Saale C. M. v. Webers 4 Akt. Schauſpiel„Prezioſa“ aufge⸗ führt. Es iſt eine erfreuliche Tatſache, daß in letzter Zeit in Viernheim auf dem Gebiete der Theater⸗Kultur eine beachtenswerte Reform zu verzeichnen iſt, inſofern als man auf die traditionellen Ueberlieferungen, die uns oft⸗ mals den kraſſeſten Dilettantismus offenbarten, verzich⸗ tete und zu einem Werke klaſſiſchen Charakters griff. Wohl ſind die Anforderungen, die an eine formvollendete Aufführung eines derartigen Werkes geſtellt werden, ganz enorm, aber mit der Ueberwindung von Schwierigkeiten wachſen die eigenen Kräfte und ſo ſahen wir auch hier eine Arbeit, die vielleicht vorher von manchem als ein Wagnis angeſprochen wurde, zur ſchönſten Reife gelangen. Ganz beſonders iſt es zu begrüßen, daß auf dieſem Wege der breiten Maſſe des hieſigen Publikums Gelegenheit geboten wird, die Tonkunſtwerke deutſcher Meiſter kennen zu lernen und ſich an dieſer herrlichen Muſik, an dieſem erbauenden Inhalt zu erfreuen. Die Handlung des Stückes führt uns nach Spanien. Don Alonzo, der Sohn eines Ebelmannes, verliebt ſich in Prezioſa, eine durch ihre Schönhett und Anmut be⸗ rühmt gewordenes junges Mädchen, die mit einer Truppe Zigeuner von Ort zu Ort zieht. Alonzos Otebe zu Preztoſa iß ſo mächtig, daß er Anſehen, Stand und Ehre vergißt und ihr als Jägers burſche verkleldet, nachfolgt In Va⸗ leucta, einer ſpauiſchen Provinz, flößt er mit Don Eugenio, der ſich Prezioſa zu nähern ſucht, zuſammen, in ſeiner Elfer ⸗ ſucht kämpft er mit blanker Waffe gegen Eugenlo, wird aber von deſſen Troß überwältigt und gefangen gen om⸗ men Prezioſa verſucht nun den Gellebten zu retten, hier⸗ bei ſtellt es ſich heraus, daß ſie ſelbſt das Kind des reichen Schloßherrn Don Fernando de Azevedo und die Schweſter Don Eugenios iſt. Die Ziegeunermutter Viarda geſteht, daß ſie vor 16 Jahre Prezioſa als kleines Kind entführt dat. Die Liebe ſiegt und Don Alonzo, über die wahren Verhältniſſe aufgeklärt, liegt in den Armen Prezioſas. Die Aufführung ſelbſt bedeutet einen rieſigen Fort⸗ ſchritt in Bezug auf Darſtellungs⸗ und Geſtaltungskunſt Man ſieht hier iſt fleißig gearbeitet worden, jeder hat ſein bestes Können in die Ae geworfen und es iſt des⸗ halb ſchwer einzelne wirkende hervorzuheben ohne die anderen zurück zu ſtellen. Die Hauptrollen lagen geößtenteils in Händen von ſpielerfahrenen erprobten Lüften, ſo ſahen wir e e Georg Hook in der Rolle des 5 en Jranelgeo de Farcamo, der vor allen Dingen i e Di , 5 Der Großkampfiag in Viernheim! Der„heiße“ Kampf iſt vorbei, die Hoffnungen der Sportvereinigung, im nächſten Jahre in der oberen Klaſſe mitzuwirken, iſt am Sonntag zu Grabe getragen worden Es ſollte nicht ſein! Aber man tröſte ſich: Munden⸗ heim kämpfte ſchon 6 mal darum, und jetzt erſt wurde es erreicht. Auch andere Vereine haben nicht aufs erſte Mal dieſes Ziel erreichen können, denn dazu bedarf es vor allen Dingen einer ganz ſportlich disziplinierten Mannſchaft, einer Mannſchaft, die Verſtändnis für ihren halten ſich Siege erringt. Und dieſe Mannſchaft hat Mundenheim, denn ſie war techniſch u. taktiſch den Grü⸗ nen haushoch überlegen. Der Vorſteg in Mundenheim wur kein momentaner, das wurde am Sonntag unter Beweis geſtellt. Mundenheim iſt kein Edingen! Wenn nun das Spiel ausartete, ſo iſt auch zu einem großen Teil das Benehmen und Verhalten der Mundenheimer im Vorſpiel ſchuld, die die Viernheimer Spieler unter Mithilfe des damaligen Schiedsrichters in unglaublicher Weiſe auf dem Spielfeld beſchimpften und unter voller Einſetzung ihrer Körperkraft, aber auf raffinierte Weiſe die Viernheimer Spieler angriffen. Dazu lam am Sonn⸗ tag, daß die Rafineſſe der einzelnen Spieler durch un⸗ nötiges Fallenlaſſen, durch ſtetes Verſlellen u. ſ. w. den Schiedsrichter umgekehrt beeinflußte, fonſt wären die zwei Herausſtellungen nicht vorgekommen. Kein Inſchutznehmen aber der eigenen Mannſchaft dadurch ſoll es ſein! Sport⸗ treiben und Fußballſpielen iſt etwas anderes, als was ſich einzelne Viernheimer Spieler leiſteten. Dazu war die Mannſchaft kopflos, beim Torwächter angefangen, bis in den Sturm. Und das gerade war der Beweit dafür, daß die Viernheimer Mannſchaft nicht bezirksligareif iſt, ſo ſchön es auch wäre die großen Vereine hier zu ſehen Sport hat, die durch Training und ſportmänniſches Ver⸗ 2500 Zuſchauer auf dem Wald⸗ ſportplatze! Mundenheim ſiegt verdient 3:01 Viernheim enttäuſcht. Man muß eine Niederlage zuerſt vertragen können, nicht allein in der Mannſchaft, ſondern auch bei einzelnen Zu⸗ ſchauern! Wer das nicht kann, bleibe vom Sportplatz weg! Der Sportplatz iſt keine Stätte, um ſein Mütchen zu kühlen, um dem Verein Schwierigkeiten zu machen! Der Fuß ⸗ ballſport iſt aber auch nicht für ſolche Spieler da, die dieſen Sport nicht anſtändig und fair ſpielen wollen oder können! Für dieſe Spieler, und ſeien es die beſten gilt dies ebenfalls. Zum heutigen Fußballſpielen gehört mehr als ein junger Mann und die Zigarette: Dazu gehört ein Sportsmann, dazu gehört ein Charakter, ein moraliſches Empfinden, eine Achtung des Gegners! Das alles ließen viele Spieler am Sonntag vermiſſen. Nicht durch Verletzung und Beſchädigung des Gegners, nicht durch Aufreizung werden ſolche Spiele gewonnen, ſondern durch ein vornehmes Kämpfen, durch ein geſchloſſenes Handeln, durch eine Einigkeit in der Mannſchaft! Soll es weiterhin vorwärts gehen, muß hier unbedingt zuge⸗ faßt werden. Die Mannſchaft iſt gut, das Spiel könnte gewonnen ſein, wenn, ja wenn: geſpielt worden wäre, wenn Elfer vorhanden geweſen wäre. Trotz alledem muß es vorwärts gehen! Auf den erſten Hieb ſällt kein Baum! Im nächſten Jahre muß die Mannſchaft noch beſſer ſein, nochmals die Kreismeiſterſchaft und vielleicht glückt dann der Aufſtieg! Nur Mut und Siegeswillen! Spiel⸗ und Vereinsabende: 41 Dienstag: 2. und 3. Mannſchaft Platztraining i Mittwoch: Jugend und Schüler 7 Chriſtt Himmelfahrt: Morgens 10 Uhr Verwaltungs- u. Vorſtandsſitzung und Zuſammenkunft der 1. Mſchft. Mittags 3 Uhr Privatmannſchaft gegen Neckarau. Schüler in Neckarau, Abfahrt im Lokal. Freitag: Junioren und Privat Platztraining. Sonntag, den 20. Mai: 1. Mannſchaft in Frankenthal. Die Sportleitung. Herr Ferd. Sax, konnte ebenfalls gut gefallen, er ſpielte mit vornehmer Zurückhaltung, die allerdings in manchen Scenen mit etwas mehr Temperament wechſeln dürfte. Don Fernando(Herr M. Ohnek) gab ſich redlich Mühe und erzielte auch eine ſchöne Leiſtung, trotzdem dürfte hier die Sprachtechnik noch etwas forciert werden. Als gut gelungen muß der Zigeunerhauptmann des Herrn Lochbühler bezeichnet werden, ebenſo war Herr F. Ring⸗ hof in ſeiner Rolle als Schloßvogt ganz in ſeinem rettra⸗ diſchen Element. Auch der ſtolze Don Eugenio(Georg Babylon) hielt ſich wacker und bot ein ſchmuckes Bild jugendlichen Mutes. Die Trägerin der Titel⸗Rolle, Frl. A. Ohnek, hat ſich ihrer Aufgabe mit bewunderungswer⸗ tem Geſchick entledigt, nur mußte ſie manchmal, haupt⸗ ſächlich bei den Rezitationen(Melodram) etwas weicher und gefühlvoller bleiben. Eine Ueberraſchung bot Frl. M. Moos als Zigeunermutter, ſie hat die ſchwere Cha⸗ rakter⸗Rolle gut gemeiſtert und die alte Zigeunerin, die ſie mimte, war waſchecht. Um ſie herum wehte Ztigeu⸗ nerluft. Frl. L. Mäller als Donna Clara verdient eben⸗ falls ein Lob. Bei den Maſſenſeenen wäre etwas mehr Bewegung von Vorteil, aber in Anbetracht, der etwas beengten Bühnenverhältniſſe, muß man ſchlteßlich auß hier einen kleineren Maßſtab anlegen und davon abſehen, Forderungen zu erheben, die man eigentlich nur an eine Berufsbühne ſtellen kann. Die Einſtudierung der Tänze wurde von Frl. Lehrerin Krimmel vorgenommen, die ja bereits eine bekannte Spezialiſtin auf dieſem Gebiete iſt. Bei den ſpaniſchen Nationaltänzen im 3. Akt, wobei ſie mit ihrem Partner, Herrn Georg Müller, ſelbſt mitwirkte, erregte ſie beifälliges Aufſehen. a ö Das Orcheſter, mit ſeiner vorzüglichen Beſetzung (ſtand unter Leitung des Herrn Lehrer Kallenbach. Schon die Ouvertüre, ein glänzender Auftakt, zeigte, daß der Dirigentenſtab in guten Händen lag und bewies gleich⸗ zeitig das hohe Niviau dieſes Enſembles. Die Einfätze erfolgten präcts und ſauber, alle Feinheiten waren exakt herausgearbeitet. 0 ſpricht, der zwelfellos erzielt wurde, ſo iſt wohl in erſter Unie das Orcheſter zu nennen, das dem ganzen Unter⸗ nehmen die Krone aufſetzte und ſich einen Löwenanteil an dem Gelingen dieſes Werkes ſicherte. Alles in allem, eine Verauſtaltung, die auch bei ihren beiden nächſten Aufführungen ein volles Hans verdient. H. H. „Neuer Fahrplan Ab 15. Mai tritt bel der O. G. ein neuer Fahrplan in Kraft. Bis zur Heraus gabe des neuen Fahrplans wolle man ſich am Bahnhofanſchlag orientieren. Der Arbeitsmarkt zeigt nach wie vor ein be⸗ träbendes Bild: In Blernheim werden immer noch 350 Erwerbsloſe gezählt. Es ißt dies eine Zahl, die ſehr zu Denken Anlaß geben ſollte. H. „Gesperrt. Juafolge Nanaliſterung der Bismarcſtr. wat heute die Nathausſtraße vom Poſtamt ab gesperrt. Weitere Ortsverſchönerung. In der Bülr⸗ ſiädterftraße rechts, nom Wyatt ſchen Garten ab, wurde heute mit bem Vegen der Fußwegplatten begennen. in wieder ins Laub ge⸗ on Alonzo N 14815 Wetter Er Man hate ſich, nut oberflächlich 3 treten, 2% b e i ** 1 10 Wenn man von einem vollen Erfolg Der Druckfehlerteufel. Dem Lampertheimer Lokalblatt hat in einer der letzten Nummern der Druckfehler⸗ teufel in einem Feſtberlcht etnen Streich geſpielt. Geſtern erſchten nun folgende Richtigſtellung: Druckfehlerteufel, du loſer Geſell', Dein Spiel reizt oftmals zum Lachen; Man iſt dir nie böſe, doch war's bis'chen toll, Den„Gerok“ zum Gehrock zu machen. * Die Kaſtauien blühen. Der blühende Kaſla⸗ nienbaum gehört mit dem Allerſchönſten zu, was des Len⸗ zes Künſtlerhand ſchafft. Auf ſattgrünem Blätterdach ſind Kerzen aufgeſtedt, rot und weiß, und wenn die Sonnen⸗ ſtrahlen batübec fallen, leuchten ſie auf in feterllcher Pracht. Man denkt an den ſtrahlenden Weihnachtsbaum. H. Mannſchaftskegeln 1928. Stand der 3. Runde Kegelllub 1925 1. 6622 Holz mit 1200 Kugeln „ Fidelio 6691„„ 5 „1028 2. ie„, Allemannia 6546„„ 1 * „ Votſtadt 6403 „ Freiſchütz 6308 „ Eichbaum 6238„„ 1 Bloohut 6192 7 7* 7 7. * 1 1. 2 3 eee 5. 6 7 8 0 15 Die beſten Kegler bei der 3. Runde: Fiſcher Georg v. Kegelkl. 1925 2. 744 H. m. 120 K. Zang Johann„ Allemannta 7320„„ Roſchauer Jakob VBotſtabt 711„„ Heckmann Haus 1928 2. 740„ Reichert Franz 1925 1. 699„ Herſchel Georg 1925 1. 698„ Adler Ernſt Ildelio 697„ Kühlwein Johann All- mannla 695 Hosck Hans Fidelie 690 „Friedel Hermann Fidelio 688 . Weidner Jakob Freiſchüß 686 „Winken bach Phil. Frohnberg 685 h g a e 2 nn 1 Humoriſtiſche Ecke Um Telephon. „Biſt du es, Liebſte?“—„Ja, Schatz, wer iſt dort?“ b Vergnügen. „Run, Olga, haſt du dich geſtern an dem Ball gut amũſiert?“ „Ach, einfach fabelhaft war's! Willi war ſo eiferſüch⸗ tig, daß ihm der ganze Abend verdorben war!“ i Zsologie. „Menſch, Mauleſel können lachen] Haſte noch keen lachen gehört?“ 1 Ne, lach mal l 9 1 e 91