8 Juni. Diass iſt jetzt ein Drängen und Durcheinanderſchlingen der Pflanzenwelt., Eine üppige Fülle, die nicht mehr nebeneinander wächſt, ſondern auf⸗ und übereinander, ö 5 emporwuchert. Das iſt der Monat der ſegnenden Blüten⸗ träume, der Juni, deſſen Sonnenmelodien die Erde in einen Rauſch üppiger Fruchtharkeit verſetzen. Wohin wir blicken reiſe, ſommerliche Erfüllung der zarten Lenzver⸗ ſprechungen. Der buſchige Waldrand iſt ſchon undurchdringlich. Bo⸗ gige Brombeerranken und wilde Roſen, das zudringliche ſchieden in Größe, und Farbe iſt wie das Stſeſmülter⸗ chen. Man findet ſie als unſcheinbares, iolidwachſendes Klehkraut und die ſchönen beblätterten noch jungen Hopfen⸗ gewinde bedrohen unſeren Fuß mit Dornen und Feſſeln ohne Zahl. Floras Verſchönerungsarbeiten ſind nun über⸗ all vollendet, und Unſchönes wurde mit blühendem Leben zugedeckt. Der morſche Gartenzaun des armen Häuslers iſt von ragenden Brenneſſeln überwuchert, und ſelbſt un⸗ ſaubere Schutthaufen beleidigen nicht mehr unſer Die weiße Taubneſſel, das Heer der Melden, die düſtere Ballote, und alle ſind überragt von dem kräftigen Bau der Klette, dem neckenden Arſenal der Dorfjugend. Auch im alten Graben, der kaum mehr fließt, geben ſich eine Menge Pflanzenkinder Rendezvous. Die reichverzweigten Stöcke der Knötericharten, gelbblumigen Kreuzblütlern, die Schar der Binſengewächſe, und wie ſie alle heißen. Aber auch in der Tierwelt iſt die Fülle und Mannig⸗ leit der Formen noch fortwährend im Zunehmen, und erreicht in den heißen Junitagen ihren Höhepunkt. Zahl⸗ loſe Inſekten, welche bisher größtenteils mehr im Ver⸗ borgenen ihren Larven- und Puppenzuſtand verbrachten, ſind nun in ihrem vollſtändigen Wachstum mit Flügeln begabt, hervorgeiommen und tummeln ſich in bunten Schwärmen auf und zwiſchen den Pflanzen herum. Gleich⸗ ſam um uns zu ſtärken und am Wiederglanz des Schönen zu erfreuen, ziehen wir im Geiſt vorbei an blühenden Ro⸗ ſen in Duft und Farbe. Die gärtneriſche Kunſt hat wun⸗ dervolle Gebilde geſchaffen, aber nichts iſt doch ſo köſt⸗ lich, wie ein blühender Heckenroſenſtrauch am klaren Juni⸗ tage, wenn Bienen und Schmetterlinge um ihn herum— huſchen—— Altes und neues Porzellan. Seit der Einführung des oſtaſiatiſchen, hauptſächlich chineſiſchen Porzellans in Europa vor zwei bis 300 Jah⸗ ren war das Streben der europäiſchen Keramiker darauf gerichtet, das Geheimnis der Herſtellung dieſes ſchnell beliebt gewordenen Artikels zu ergründen und ein dem fremden Porzellan gleichwertiges Erzeugnis herzuſtellen. Um die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts gelang es luerſt dem Chemiker Böttger in Meißen, nach unendlich vielen vergeblichen Verſuchen ein porzellanartiges Erzeug- nis zu verfertigen. Daß das Ergebnis nicht ſofort der zu löſenden Aufgabe entſprach, ſehen wir an dem Por⸗ zellan, das Böttger zuerſt als ſolches bezeichnete. Dies war ein Steinzeug mit rotbraunen Scherben, deſſen glän— zende Oberfläche erſt durch zeitraubendes Polieren erzielt wurde. Erſt als man in der Nähe von Meißen einen ſich vollſtändig weiß brennenden Ton fand, und es gelang, das Poheren durch Aufbrennen einer glasartigen Schicht, ber Glaſur, entbehrlich zu machen, war man wirklich am Ziel. Um das Jahr 1710 wurde die erſte europäiſche Porzellanfabrik am Orte der Erfindung, in Meißen, ge⸗ gründet, die bald zu höchſter Blüte gelangte. Die Erzeug⸗ niſſe der damaligen Zeit, hauptſächlich Werke des be⸗ rühmten Modelleurs Kändler, bilden heute noch Glanz⸗ tücke der Dresdner Porzellanſammlung. Es entſtanden harauf noch eine ganze Reihe ſtaatlicher und privater Unternehmungen, die aber zu Ende des 18. Jahrhunderts nſolge ſchwerer wirtſchaftlicher Kriſen zum Teil wieder ingingen. Nur wenige wurden durch Staats- oder Für⸗ tengunſt in das 19. Jahrhundert hinübergerettet. Nach einem bedauerlichen künſtleriſchen Tieſſtande hat ſich die Porzellanfabrikation in den letzten Jahrzehnten zanz außerordentlich entwickelt. Bis zu dieſer Zeit ſuchten die Fab den, ſelbſt die belannteſten, ihre Befriedigung darin, die alten Stilarten und das hiſtoriſche Material nöglichſt ſtilecht und muſtergetreu nachzubilden, und es zeuügte ihnen die Anerkennung für die techniſche Leiſtung. Erſt die Sehnſucht und das Verlangen nach Befreiung vom Ueberlieferten, Althergebrachten, erzeugte allerdings nach mancherlei Irrungen, einen Stil, der neben vollſtändiger Anpaſſung an das praltiſche Leben ein wirklich ſelbſtändi⸗ ges Gepräge hat der nicht einen vorübergehenden Charak⸗ ter trägt, ſondern mit den Anſchauungen und Empfindun⸗ gen unſerer Zeit ſteht und fällt. Innerhalb der Keramik waren die däniſchen Fabriken bahnbrechend, die mit ihren unterglaſurmalereien ein Gebiet betraten, auf das ihnen in dankenswerter Weiſe die beſten unſerer deutſchen Fa⸗ brilen folgten. Bemerkenswert iſt, daß im Konkurrenz⸗ kampf die Privatinduſtrie die Führung an ſich geriſſen; und die Staalsmanufakturen in mancherlei Beziehung in den Schatten geſtellt hat. Die Handelswaren der füh⸗ renden Fabriken dürfen, was Schönheit der Form ſowie Gediegenheit der Ausführung anbelangt, ohne weiteres an die Seite der Alisſtellungsſtüce der ſiebziger und achtziger Jahre geſtellt werden. Der Vergleich fällt ſicher zugunſten der modernen Fabrikate aus. Dabei verlieren die älteren, heute als Sammelobjekte ſehr geſchätzten Porzellane der berühmten alten Fabriken durchaus nicht an Wert. Es werden bei den öffentlichen Verſteigerungen der älteren Kunſtporzellane(Meißen Nymphenburg, Berlin, Alt⸗ Ludwigsburg, Fürſtenberg Sevres uſw.) oft unglaublich hohe Preiſe erzielt. Dem Sammeleifer der heutigen Zeit Rechnung tragend, bringer die Fabriken Gegenſtände, z. B. Wandteller, von bedeu⸗ tendem künſtleriſchen Wert in beſchränkter Anzahl in der Handel. So fertigt z. B. die bekannte Firma Ph. Ro. ſenthal, Selb, Bay, ſeit einer Reihe von Jahren vor erſten Künſtlern entworfenen Weihnachtstellern von aus erleſenem Geſchmack an, die ein ſehr beliebter Sammel gegenſtand geworden ſind. Beim Ankauf ſeltener Kunſtporzellane iſt größte Vor ſicht n denn eine Anzahl von Fabrikanten und Händlern ſind bemüht, durch Herſtellung und Verkau mehr oder weniger gut ausgeführter Nachahmungen be kannter Porzellane Kapital zu ſchlagen. Es iſt nicht z: leugnen, daß ſich oft ſelbſt Kenner durch ſolche in ge diegener Weiſe hergeſtellter Nachahmungen täuſchen la ſen. Die Fabriken, die heute noch im Beſitz der Modell, ſeſer alten Kunſtgegenſtände ſind, fertigen natürlich de öfteren Neufabrikate an, die jedoch, um unrechtem Ge brauch vorzubeugen, mit einem Zeichen, z. B. Aa. (Aus alten Modellen) verſehen werden. Um nun Echtheit as heitzt hohes Alter vardatah hen werden nicht ſelte d Die ei en abaeſchliffen und die Geagenſtände dann a Auge, auch hier hat ſich eine bunte Blütengeſellſchaft eingefunden. pen Männ gebrä ht, Derartige Betrügereien ſind beſoſider dadurch leicht möglich, weil oft ſelbſt gebildeten Menſche⸗ acht möglich iſt, Porzellan auch nur von den gewöh.. licheren keramiſchen Erzeugniſſen zu unterſcheiden. ö —— „Gliefmütterchen“. Eine lleine beſcheidene Blume und was wan den ihr i erzählt. i Vielleicht gibt es keine zweite Blume, die ſo ver⸗ Pflänzchen, das wohl dieſer und jener als„Antaub“ be⸗ zeichnet, man kennt ſie als künſtlich gezüchtetes, großblätt⸗ riges, farbenprächtiges„Gartenſtiefmütterchen“ in jeber denkbaren Schattierung. In faſt jedem Land iſt ſie za finden, ſeit man im Jahre 1579 begann, ſie guf bie verſchiedenſte Weiſe zu veredeln. Seit 1819 ſigd. haußpt⸗ ſächlich von engliſchen Gärtnern, viele ſeltene Arken ge⸗ zogen, ſo daß ſie lange Zeit hindurch als eine beliebte Modeblume des Inſelreiches galt. Schon vorber ſchätzte man die einfache Art als Heilmittel. Die betrodneten Blätter wurden als„blutreinigender Tee“ reivendet und machten Jahrzehnte hindurch den Hauvptbeſtandtell jener „Kräuterabkochungen“ aus, die die Schäfer verordneten, und die auf dem Lande noch jetzt belaunt und beliebt ſind. So kann es eigentlich kaum in Erſtannen ſetzen, wenn man hört, daß England alljährlich für 190 000 Mark an Pflanzen und Samen zu verſenden pflegt. Es war eine Art Sport der Gärtner geworden, immer neue Farbenmiſchungen zu erzielen, und bereits 1871 lonnte ein deutſcher Gärtner ein tiefſamtſchwarzes Esemplar die⸗ ſer Blume ausſtellen. Eigenartig iſt es, daß, obwohl die einzelnen Völker die Blume ſelbſt ganz verſchieden benennen, ſie doch ſaſt überall als„Sinnbild der Treue“ gilt und bei allen in der Blumenſprache„Gegenliebe“ heißt. Den alten Rö⸗ mern galt ſie als die Blume des„Jupiters“, heute heißt ſie in Italien„kleine Liebesflamme“, während England ſie als„Herzfreude“, der Franzoſe als„ſinnig“ bezeichnet. In verſchiedenen Orten der Schweiz wird ſie als„Jahres⸗ blümchen“, in anderen als„Schwiegerli“, das heißt „Schwägerin“ bezeichnet, was, genau wie„Stiefmütter⸗ chen“, einen etwas entfernteren Grad von Verwandtſchaft bezeichnet. Dann wieder kennt man ſie, ſelbſt in deut⸗ ſchen Ortſchaften, als„penſee“, betitelt ſie auch zuweilen „Samtveilchen“,„Gedanke mein“ uſw. Der bekannteſte Name„Stiefmütterchen“ ſoll ſich von der Form der Blumenblätter herleiten. Das breite, untere Blatt, das gewöhnlich am bunteſten gefärbt erſcheint, ſtellt, wie man ſagt, die Stiefmutter vor. Sie hat das koſtharſte Gewand angelegt und ſich auf zwei Stühle(das heißt zwei Kelch⸗ blätter) geſetzt, den größten Raum beanſpruchend. Ihre eigenen Töchter haben jede einen Stuhl für ſich, während die am einfachſten gekleideten Stieftöchter(die ſchlichte⸗ ſten der fünf Blumenblätter) nur zuſammen einen Stu“ einnehmen. Wie alle Blumen iſt auch das Stiefmütterchen met verſchiedenen Sagen in Verbindung gebracht worden. Die eine kündet, daß zuerſt alle ihre Blätter lichtweiß ge⸗ weſen, aber ſeit Amors Pfeil, den er auf Diana ge⸗ richtet, verſehentlich das Blümchen getroffen habe, ſei ſie rot gefärbt und trage noch heut dieſe Liebeswunde. Eine andere berichtet, das Stiefmütterchen habe zuerſt mitten im Kornfeld geſtanden, den ſüßen Duft ausſtrömend, der auch dem Veilchen eigen ſei. Dadurch habe ſie nun zahl⸗ reiche Menſchen, alt und jung, angelockt, die, um ſie zu pflücken, achtlos das Getreide niedertreten. Endlich habe ſie die Blume die heilige Dreifaltigkeit gebeten, den Duft von ihr zu nehmen, damit nicht ſo viele Aehren ihret⸗ wegen geknickt würden. Von dieſem Tage an ſei ſie duftlos und trage hier und da den Namen„Dreifaltig⸗ keitsblümchen“. Eine andere Lesart führt dieſe Namen auf das lichtſtrahlende, ein Auge umgebende Dreieck zurück, das ſich inmitten der Blume zeigt, und das als Abbild der Dreieiniakeit in der chriſtlichen Lehre gilt. Adler auf Jagd. Wir geben im folgenden aus Bengt Bergs Buch„Die letzten Adler“(D. Reimer⸗Verlag, Berlin) eine der charakteriſtiſchſten und ſpan⸗ nungsreichſten Schilderungen dieſes großen Ken⸗ ners nordiſcher Natur: „Dort unten auf der Klippe der äußerſten Schäre ſteht eine ſpät gekommene Eiderente mit einem Erpel, der zum erſtenmal um ſie wirbt. Sie iſt noch ſo jung und dunkel im Gefieder. Der Erpel hat ſeinen weißen Mantel erſt im letzten Winter bekommen. Sie hat ſich mit der äußerſten kahlen Klippe begnügt, wo nur ein paar Seeſchwalben wohnen, und hat zwei Eier in einer Fels⸗ ſpalte verſteckt. Morgen ſoll ſie noch eins legen, und dann wird der Erpel ſie täglich nur noch für die kurze Zeit ſehen, während der ſie im Meer nach Muſcheln taucht. Er iſt ſo ſtark und prächtig mit ſeinem ſichelförmigen weißen Gürtel über der rahmſchwarzen Breite der Bruſt. Er ſtolziert ſo ſtolz um ſie herum— a— o— oh,— oh! Und ſie wackelt entzückt mit dem Schwanz vor ihm und lockt zufrieden— og— og— og! „Da ſchreit die Möwe auf der nächſten Klippe. Ihr Weibchen antwortet gellend— der Adler kommt— und die Eiderente vergißt e um der zrenzenloſen Sorge willen, die ſie für ihre Nachkommenſchaft ſpürt, und brückt ſich ſtill ins Meer. Aber der Erpel, der in ſeinem Eifer nichts hört, bleibt hochaufgerichtet auf der Klippe zurück und brüſtet ſich und lockt, daß ſie wieder zurückkommen ſolle, bis der Wind das Geſchrei der Möwen näherbringt und der Adler plötzlich über ihnen iſt. Da weiß er, daß die Flucht ſeine einzige Rettung iſt, die Flucht, ſo ſchnell wie die Flügel nur können und anders, als da Ein ihm ſchließt ar ſo weit die grimmigen Augen ihn ſehen. Wer taucht, iſt leicht verloren, wenn der Adler kommt. Der Adler ſah, wie das Weibchen in See ging, und daß ihr das Fliegen jetzt beſchwerlich fiel, Wie ein aus dem Himmel geſchleuderter Steinblock fällt er von oben herab, aber der Expel iſt bereits aufgeflogen und flieht mit ſchwirrendem Schlag der ſchnellen Flügel. Da ſieht er das Weibchen. Es taucht in der Brandung unter, weil es mit dem ſchweren Ei im Leibe zu ſchwer und zu ſchwach iſt, um ſich durch Fliegen zu retten. Ueber der Brandung erſcheint ſchon der ſauſende Schatten des Adlers. Aber der Erpel weiß juſt da nicht . b. er blind dorthin nachfliegt, wohin die Enie fliegt, und daß ex immer dort taucht, wo ſie taucht. Und ſo ſtürzt er ſich in den weihen Schaum und taucht unter, wo ſie verſchwand. 5 l gegönnt. Ueber ch das kühle, durchſichtige ig dem e 1 Minute iſt ihm 2 Waſſe ü gemoßnt it au weilen. wenn er uche Meeresgrunde ſucht. Wie 510 Ruder treiben ihn ſeine ſtarlen Füße in die Tiefe. Seine ben e 0 erhaſchen den Schatten des Weibchens, wie es vor ihm taucht, und er nimmt die Flügel 15 Hilfe, um es zin erreichen. Der Adler, der eben noch über ihm war, t nicht mehr zu erblicken. Die Tangwälder ſchwanten. Dis Fiſche ſchießen wie ſchnelle Schatten vorüber.. Jetzt ſieht er es nicht mehr, Es verſchwand nach oben. Die Ruderſchläge der Flügel hören auf. Das wo⸗ gende Dach kommt näher. Es muß oben ſein, vielleicht iſt der Adler nicht mehr da. a 5 W alhaſſer ſchießt der ſchmale Kopf des Erpels in einem Waſſertal auf. Das erſte, was er erblickt, als die Wogen ihn emportragen, ſind die Schwingen des Adler 5 Sie peitſchten das Waſſer, als das Weibchen juſt obe war, um Luft zu holen. Im Augenblick iſt der Erpel wieder unten. Jetzt ſchießt er wie ein Fiſch durchs Waſſer: Wieder bemerkt er den dunklen Schatten des Weibchens unter dem Waſſerſpiegel. And obgleich er die lähmende Angſt kennt, die dem dunklen Anblick des Adlers folgt. kann er nicht ablaſſen, es zu ſuchen, ihm zu folgen, um es it erreichen und auf Leben und Tod dort zu ſein, wo es iſt. N f Jetzt iſt es dicht vor ihm. Er kommt ihm näher. Jetzt iſt er neben ſeinem Kopf. Er fühlt ſich ſtark und ſicher. In der durchſichtigen Tiefe, wo er zu Hauſe iſt, fängt ihn niemand. Aber ſeine Flügel bewegen ſich ſo langſam. Er ſchießt an ihm vorüber. Er hält ein, um nicht von ihm abzukommen, ſo wie er dort oben im Luft⸗ meer immer neben oder hinter ihm fliegt. Es iſt jetzt. nicht ſo ſtark und ermüdet ſchnell. Und für den, der ein⸗ mal tauchte und dann ermüdet, gibt es keine Hoffnung, wenn der Adler ihn verfolgt. Deſſen ſchwere Flügel peitſchen wieder das Waſſer. damit er hoch und in Fahrt kommt. Wäre es das mäde Weibchen geweſen, ſo hätte er es jetzt gegabt. Aber es iſt nicht zu ſehen. Nur der weiße Streifen von dem Rücken des Erpels, der tief unten durch die Flut ſchneidet, iſt zu ſehen und hält das Auge des Adlers in Bann. Die Briſe jagt über das Meer. Die Wogen wandern weißſchäumend und blau in der Sonne. Eine einſame Sil⸗ bermöwe geſellt ſich hinzu und überfliegt mit gellenden Rufen den gefürchteten, ſchweigſamen Jäger. Ueber die Felſenklippen der Robben hinaus geht die ſeltſame Jagd und vorbei an den letzten kahlen Schären, die von der i ſtändig überſpült werden und wo kein Vogel wohnt. Nur durch die Fenſter der wogenden Wellentäler können ſie einander erkennen, der Erpel den Schatten, ſeines mächtigen Feindes, der Adler den Schein der ru⸗ dernden Flügel des Flüchtenden. Es iſt ein heftiger, ungleicher Kampf mit Hieben in blutgetränkte weiße Federn, und ſtarken Flügelſchlägen auf gepeitſchtem Waſſer. Aber er iſt in weniger als einer halben Minute vorbei, und die weißblauen Wogen rollen gleich darauf wieder klar und rein über die eben noch blutige Stelle. Die Kinder des Meeres haben harte Sinne. Keiner gab einen Laut von ſi Nur die einſame Silber⸗ möwe zieht mit gellenden Rufen hre Kreiſe, als der Erpel ſich unter den Schwingen d bblers zu ſeinem letzten Flug in die Luft erhebt.“ Das Zeniraluhrwerk der Reichsbahn. Dis Legende, die in dieſem Fall vielleicht ſogar kein bloßes Märchen iſt, erzählt bekanntlich, daß Kaiſer Karl 5. nach ſeiner Thronentſagung den Reſt ſeines Lebens im Kloſter mit der Arbeit verbracht habe, zwei Uhren in genau gleichem Gang zu halten. Er hätte ſich nicht ſo guälen brauchen, wenn er ſchon die Methoden und Mög⸗ lichkeiten der„Zeitdienſtſtelle“ der Reichsbahn im Schleſi⸗ ſchen Bal nhof zu Berlin gekannt hätte. Von hier aus nämlich erhalten ſämtliche Reichsbahnſtationen um 8 Uhr vormittags die genaue Zeitangabe auf telegraphiſchen Lenungen, den der beſtausgeklügelte Fahrplan würde wertlos ſein, wenn die Uhren der 11250 Stationen im Bezirt der Reichsbahn nicht genau übereinſtimmten. Die Reichshahndirektion ſchildert in dem neueſten von ihr ver⸗ öffentlichten Heft„Anſchluß verpaßt“ die Tätigkeit die⸗ ſer Zeitdienſtſtelle. i Da iſt eine große Pendeluhr, unter der Glaskäſten zeil pexwirrend vielen Drähten hängen; das iſt die„M. E. Z.⸗Uhr“, die von der Sternwarke automgtiſch geſtellt wird und mit einem Relais in Verbindung ſteht, das in ſämtliche von Berlin ausgehenden Bahntelegraphenlei⸗ tungen— es ſind im ganzen achtundneunzig— einge⸗ ſchaltet iſt. Eine Minute vor acht Uhr früh gibt die Uhr automatiſch das Morſezeichen ME an ſämtliche deutſchen d e e darauf bleiben ſämtliche Leitunge, ſtromlos bis punkt acht Uhr und in dieſem Augenblick läßt der neueinſetzende Stromſtoß ſämtliche Apparate aller Bahnſtationen in Tätigkeit treten und nach dieſem„Mitteleuropäiſchen Zeitzeichen“ werden ſämtliche Bahnuhre: Deutſchlands geſtellt. Für die rund 200 Bahahöfe Berlins mit ihrem dichten Verkehr würde die einmalige Regulierung der Uhren nichr ausreichen, um jede kleine Unſtimmigkeit zu verhindern, die ihrerſeits wieder den Zugbetrieb empfind⸗ lich ſtören würde. So hat ſich die Reichs bahndirektion Berlin ihre eigene Zentraluhrenanlage geſchaffen, die ſämtliche Berliner Bahnhofsuhren in jeder Minute be⸗ aufſichtigt. Allein auf dem Schleſiſchen Bahnhof werden 75 Uhren durch dieſe Anlage hedient und reguliert, und en ganzen Reich ſind es Zehntauſende, die alle den elektri⸗ ſchen Befehlen von Berlin gehorchen. Ohne eine ſolche Zentraluhrenanlage wäre es unmöglich, die zahlloſen Bahnuhren, die vielfach allen Unbilden des Wetters aus⸗ geſetzt ſind, in gleichen Gang zu halten, und gerade im Eiſenbahnbetrieb könnten die kleinſten Abweichungen von dee einheitlichen„Normalzeit“ die ſchwerſten Folger en. l, e d nennt. f die ja ſchließlich jeder kennt, doch nur einen Alleswiſſer, den man„Kleiner Herder Der Kleine Herdet ist ein Lexikon meinem Bande: d kom. menste und brauchbarste. Ober 50000 ce, 4000 Biſger and n. Grundlich. Praktisch, Handlich. J g 1050 k. Tellzahlungen. Probee 15 wee verständlich auf dem 4 1 5 Freiburg im Breisgau. 1 t 4 t. 1 o oder bein Veriag ffeedet in fel 1 de dee — Zeitung—. Oiernheimer Nachrichten) rſcheint taglich ait Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugepreis monatl. 8 2425 frei 5 baus gebracht.— Gratis beilagen: wöchentl. das achtſeltige luſtrierte Ne 55 bei asblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen ahrplan ſowie einen Wand⸗ N aftsſtelle u. beim Zeitungs träger Eiddes, älleſtes u. erfolgteichtes Lobal⸗Agzeigeblatt in Viernheim a 117.— Telegramme: 1 Sternheim— Woſtſchecktonto Nr. 21577 Amt kalender,— Annahme von Abonnements täglich in der Geſch kurt a. N.— Schriftleitung, Druck u. 4 rr 5 Neues in Kürze. ze: Der Reichspräſivent hat die Führer der einzelnen Parteien cle de Er beabſichtigt, am Dienstag den Sozialdemokraten den Auftrag zur Regierungsbildung zu erteilen. f ze: Im preußiſchen Landtag bedeutet das ſkandalöſe Benehmen der Kommuniſten einen üblen Auftakt. Der Alterspräſivent war gezwungen, die Sitzung zweimal auf⸗ zuheben. 5 16: Die oberſchleſiſchen Schulfragen wur, in Genf im deutſchen Sinne endgültig erledigt. 1: Der Reichsrat hat erſucht, Maßuahmer zu trefſen, daß den durch Froſtſchäden hartgeprüften Weinb bern durch, Steuererleichterungen Hilfe gebracht werde. f f 1: Der tſchechiſche Außenminiſter Beneſe) hat ſich ſehr warm über das freund nachbarliche Verhältuis zu Deutſchland ausgeſprochen. ze: Die füdchineſiſchen Truppen find in ſehr kämpftem und ſchlecht ausgerüſtetem Zuſtand in eingezogen. a :: Die„Citta di Milano“ hat den Funkverkehr mi. der„Italia“ aufgenommen, deren Lage endlich ſeſtgeſtellt wurde. Kampf um Mitteleuropa. „„W. ein dem herrlichſten klaſſiſchen Drama fol⸗ gendes Satyrſpiel wirkt das dem Expose des großen italienachen Staatsmannes heute nachhinkende Expoſe des kleinen tſchechoſlowakiſchen Miniſters Beneſch. Längſt iſt die Zeit verſtrichen, in der man den aus hohlen Nhtaſen und ſtumpfen Nörgeleien gemiſchten Reden des Prager politiſchen Geſchäftsreiſenden Aufmerkſamkeit ſchenkte, doch über die neueſten Auslaſſungen des ſtets wortereichen Dr. Beneſch wäre man überall einfach zur Tagesordnung übergegangen ſelbſt wenn ſie nicht don der ſtaatsmänai⸗ ſchen Kundgebung eines Muſſolini in allen Teilen wider⸗ legt, ad abſurdum, geführt, zerdrückt und vernichtet wor⸗ den wären. Das Expoſe Muſſolini ist nicht blos das Er⸗ eignis des Tages, es iſt ein hiſtoriſches Ereignis, deſſen ſegensreiche Wirkungen für Ungarn, für Europa, für die ganze Kulturwelt nicht ausbleiben können.. Das iſt der Anfang eines großen Leitartikels des ungariſchen.„Peſte. Lloyd“, in dem Muſſolinis große außenpoliliſche Senatsrede als ein Wendepunkt in der eure pälſchen und in der Weltpolitif und insbeſondere als das Morgenrot der Zukunft Ungarns ger feiert wird. Ma könnte über dieſe Einſtellung eines der maßgebenden ungariſchen Blätter zu Muſſolinis Rede und damſt zu Italien überhaupt, zur Tagesordnung über⸗ gehen, wen, mit dieſer Einſtellung nicht zwangsläufig dieſe offere Gehäſſigkeit gegen einen der füh⸗ renden Mänger der Tſchechoſlowakei verbunden wäre, gegen Beneſch den— wie der Leitartikel des„Peſter Lloyd“ die ganze Gefolgſchaft Bethlens— ſo nicht nüch⸗ ternes poliliſches Urteil, ſondern begreifliches, aber höchſt unkigg s Reſſentiment beſchimpft. Glaubte ſich Ungarn vurch die viel beſprochene Rothermeriade als den unter allen Beſiegten Auserwählfen fühlen zu dürſen, ſo hal Muffolinis Rede, ſo allgemeingültig ſie formuliert war den ungariſchen Traum von einer Miederherſtellung de! alten Grenzer aufs neue belebt. Dieſe Bevorzugung, die man von dem mächtigen italieniſchen Freund zu erfahren hofft, ſchein“ die ungariſchen Poititer dazu zu verführen bie Rückſicht auf alle Nachbarſtaaten zu ver nach läſſigen. Man verwechſelt Muſſolinis Pathos mit Edel. mut und vergißt, daß, je mächliger ein Staatsmann iſt umſo weniger Altruismus in ſeiner Politik Platz hat Man denkt keinen Augenblick daran, daß man Italie nur als Bauſtein im Ring um Südſlawien dient und daß man erledigt ſein wird, wenn dieſer italieniſch⸗ Ring um Südſlawier einmal unnölig e f Schlimmer noch allerdings, als dieſes Sichwegen Illuſionen für Ungarr iſt, ſind ſeine Folgen für e mindeſtene für das Mitteleuropa, von dem jetz wieder ſo viel die Rede iſt und das der Steblhrgs chen Beneſche iſt, den der„Peſter Lloyd“ als Puten e ſchäftsreiſenden verunglimpfen zu müſſen meint. lag es um die Realiſierung einer idealen mitteleuropäiſchen Gemeinſchaft ſtehen wie es will, daß minpeſtens 1 teler re päiſche Mirtſchaftsſolidarität von allen in 1 Staaten auf das ernſthafteſte angeſtſebe 05 den müßte, iſt über ſeden Zweifel erhaben und r ö für die Sache gänzlich gleichgültig, ob ein Mann für 5 das Wort führt, der an der Zerkrümmerung des de burger Reiches ſeinen erheblichen und offen eingeſtan 9 5 Anteil hat. Pflicht der Staatsmänner von eute 10 daß mit den Tatſachen zu rechnen und Tatſcche 1 7 Dr. Beneſch als langiähriger r dere 50 f minister Sitz und Stimme im Rat der hervorragen 50 1 Staatsmänner Europas hat. Will man ſich aber 10 Pexſon nicht fügen, ſo 1100 man, doch die Idee. g de en Lernen ene lat e werlwidel garn bel feinen Beſtrebungen, ein J en it ber anderen fnitteleuropäiſchen Staaten an abge⸗ Peking en iſt. erlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Nathausſtr. Viernheimer Tageblatt Anzeigenpreiſe: mittags 8 lederholung öden Art 1 8 5 eee 1 r, größere Artikel einen Tag vorher.— Lee lee 155 von ſämtlichen Annoncen⸗Expebitionen Deutſchlands und des Auslands. Atsblatt der Heſſiſchen Vürgermeiſleret und des Polizeiamts latvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berücſichtigt.— Für die Aufnahme e petgeſch een Tagen, kann jedoch eine Sewähr nicht übernommen werden. (Siernhelmer Bürger- tg.— Siernh. Bolksblatgz Die einſpaltige Petitzelle koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pig. Inſerate und Notizen voz, 4 von Anzeigen in unſerer — ee Montag, den 11. Juni 1928 45. Jahrgang aer kankuan eee eee mee eee beginnen deng auch ſchon, ſich zu zeigen: die Kleine Entente, die ſchon als beinahe abgeſtorben gelten konnte, erfreut ſich wieder neuen Lebens und ihre wahrſcheinlich in 14 Tagen zuſammentretende Konferenz wird den ungariſchen Ausbrüchen wahrſcheinlich ein Scho geben, das den Ernſt der Lage kennzeichnet. 5 So gewiß die Friedensverträge regiſtonsbedürftig und teviſionsfähig ſind, ſo gewiß iſt, daß nur eine all⸗ gemeine, ſämtliche Betroffenen ſoweit wie möglich be⸗ friedigende Reviſion ſtattfinden kann, wenigſtens wenn man nicht Gefahr! fen will, an die Stelle der alten Konflikth⸗rde neue zu ſetzen. Ehe aber an eine ſolche all⸗ gemeine Reviſior überhaupt ernſthaft gedacht werden kann, muß der letzte Reſt von Gehäſſigkeit aus den internationalen Beziehungen getilat ſein. Mit hetzeriſchen Intrigantentum Verſailler Hertaant iſt das Werk der Neviſion der Friedensverträge unter keinen Um⸗ ſtänden zu vellenden und eben darum iſt Ungarns Hal⸗ tung in dieſer Frage ſo ſehr zu beklagen Negierungserklärung in preußen. „Zu gegebener Zeit“ kommt die Große Koalition Berlin, 10. Juni. Alterspräſident Graf v. Poſadowsky eröffnet die Situng und feilt mit, daß der Aelteſtenrat beſchloſſen habe, den Kommuniſten Gohlke wegen Beteiligung an den Vorgängen am Freitag auf acht Tage auszuſchließen. (Stürmiſche Pfuirufe bei den Kommuniſten.) Es folgte nunmehr die Präſidentenwahl. f Da mehrere Vorſchläge vorliegen, muß Zettelwahl vor— e men werden. ee Die Wahlhandlung ergab die Wahl des Abg. Bar⸗ tels(S.) zum Präſidenten des. Landtags mit 248 Stim⸗ men. Abg. Bartels nimmt die Wahl zum Präſidenten Stimmzettelwahl war für den Kommumiſten Schweng erforderlich. Nur 181 Stimmen wurden für ihn abge⸗ geben, 182 waren unbeſchrieben und 33 zerſplittert. Endlich konnte Miniſterpräſident Braun 5 a ſeine Regierungserklärung abgeben. Seine erſlen Worte blieben bei den ſtürmiſchen Zwiſchenrufen der Kommunisten und Nationalſozialiſten auf der Tribüne unverſtändlich. Die Regierungserklärung betonte in ihrem erſten Teit, daß die Preußenregierung die Abſtimmung des Vol⸗ kes vom 20. Mai als eine Vertrauenslundgebung auf⸗ ſaßt und gradlinig ihre bisherige Politik ſortzuſetzen 5 e eee Spannung wurde die Einſtellung des Kabinetts zur Erweiterung der Preußenkoalition erwar⸗ tel, die erſt am Ende der Rede des Miniſterpräſidenlen erfolgte.„Zu gegebener Zeit“ will das Kabinett in eine Beratung über die Erweiterung der Regierungsbaſts ein⸗ treten. parteifühtetempfang bei Hindenburg Dienstag erhalten die Sozialdemokraten Auftrag zur Regierungsbildung. Berlin, 9. Juni. Der Reichspräſident von Hindenburg empfing zu⸗ nächſt den Reichstagspräſidenten Loebe zu einer Beſpre⸗ chung über die politiſch⸗parlamentariſche Lage im Zu⸗ ſammenhang mit der Regierungsbildung. Er beſtätigte in dieſer Beſprechung mit dem Reichstagspräſidenten, daß er am Dienstag den Auftrag zur Bildung des Ka⸗ binetts etteilen werde, da die Regiecung erſt am Mon⸗ tag zurücktreten werde Er wolle aber heute die Partei⸗ führer zu Beſprechungen darüber empfangen, welche Par⸗ tei und welche Perſönlichkeiten für die Bildung dieſer Regierung in Frage kommen könnte, um Klarheit für ſeine Entſcheidunger zu faſſen. Er gedenke den Auftrag einem Sozialdemokraten zu übergeben. Im Anſchluß daran wurden die Führer aller grö⸗ ßeren Parteien mit Einſchluß der Deutſchnatjonalen emp⸗ fangen. Die Sozialdemokraten waren vurch den Vor⸗ ſitzenden der Reichstagsfraktlon, Abgeordneten Hermann Müller vertreten Die Veutſchnationalen durch den Par⸗ teirorſitzenden Graſen Weſtarp. Für die Deutſche Volks⸗ partei war der Abgeordnete Dr. Scholz erſchienen. Das Zentrum hatte den Vorſitzenden der Reichstagsfraktion von Cuetard und den Abgeordneten Stegerwald ent⸗ ſandt. Die W e war vertreten durch die Ab⸗ geordneten Brewitz und Mollath, Wes die Demokraten erſchien der Abgeordnete Dr. Koch⸗Weſer, Die Bayeriſche Volkspartei vertrat Abg, Leicht. Auch die am Samstag vormittag abgehaltenen Beſprechungen tragen unverbind⸗ Hroßer Tumult im preußiſchen Landtag. Ausſchreitungen kommuniſtiſcher Abgeordneter. Berlin, 9. Juni. Nach der Einführungsrede des Alterspräſidenten Hrafen von Poſadowſͤky im preußiſchen Landtag weiſt Abg. Kaſper(Kom.) unter lebhaften Pfui⸗Rufen der Kommuniſten darauf hin, daß ſich zwei Abgeordnete der kommuniſtiſchen Fraktion noch in der Feſtungshaft in Goll⸗ now befinden. Der Redner beantragt, den Arantrag auf ſoſortige Freilaſſung der beiden Abgeordneten auf die heutige Tagesordnung zu ſetzen und ohne Beſprechung ſofort zu verabſchieden. Von der Rechten wird von meh⸗ reren Abgeordneten Widerſpruch dagegen erhoben. Bei den Kommuniſten entſteht daraufhin großer Tumult. Die klommuniſtiſchen Abgeordneten ſcharen ſich um die Rednertribüne und rufen:„Wo iſt der Lump? Dem müßte man eine Ohrfeige geben. Steh auf, feiger Lump!“ Im ganzen Hauſe herrſcht allgemeine Erregung. Dieſe ſteigert ſich noch, als plötzlich die Kommuniſten ſich unter Füh⸗ rung des Abg. Kaſper nach Rechts begeben, um die Abgeordneten ausfindig zu machen, die gegen den An⸗ trag Widerſpruch erhoben haben. 5 Sie fallen plötzlich über den Abg. Ponfick(Bauern⸗ Partei) her, der von einem kommuniſtiſchen Abgeordneten einen Fauſtſchlag erhält. Es entwickelt ſich eine regelrechte Schlägerei bei der die Kommuniſten, beſonders ein Ab⸗ geordneter in der Uniform der Roten Frontkämpfer auf den Abg. Ponfick vereint einſchlagen. Im ganzen Hauſe ertönen ſtürmiſche Pfui⸗Rufe. Dem Abg. Ponſick, der blutende Wunden davongetragen hat, gelingt es ſchließ⸗ ſich mit Hilfe anderer Abgeordneter den kommuniſtiſchen Angreifern zu entkommen. Unter allgemeinem Tumult verläßt Alterspräſident von Poſadowfey das Präſidium. Des verletzten Abg. Ponfick nahm ſich der Abg. Böhm (D. V. P.), ein Arzt, an, der ihn in das Kranlenzimmer führt. 5 Nach zürzen Pauſe nimmt Graf Poſadowſky wieder den„laß des Präſidenten ein. Er ſchlägt ſodann vor, eine neue Sitzung abzuhalten. 43 Im weiteren Verlauf der Sitzung ruft von der Tri⸗ büne ein Roter Frontkämpfer wieder einige Worte in den Saal, die ſofort erneuten Lärm im ganzen Hauſe zur Folge haben. Unter großem Tumult nimmt din an⸗ derer kommuniſtiſcher Tribünenbeſucher das Wort und hält eine minutenlange Rede in den Saal. Er g u. g. daß die Arbeiterſchaft dieſes„Affentheater nt ht mehr mitmache und bringt unter ſtürmiſcher„Zuſtimmung der lommuniſtiſchen Fraktion ein Hoch auf die Weltrevolution und die kommuniſtiſche Partei aus. Schließlich verläßt Alterspräſident Graf Poſadowſky den Saal. Froſtſchäden im Weingebiete und Reichsrat. Kein Steuerdruck für die Weinbauern. i be Berlin, 9. Juni. Der Reichsrat nahm eine Entſchließung an, worin er die Ankicht ausſprach, daß durch die außerordentlichen Froſtſchäden in dei zweiten Maiwoche des Jahres die Aeinbaugebiete zum Teil nicht unerheblich betroffen und in ihrer wirtſchaftlichen Leiſtungsfähigleit ſtark beeinträch⸗ tigt worden ſind. Er hielt es im Hinblick auf die Grund⸗ fätze des Reichsbewertungsgeſetzes nicht für zuläſſig, dieſe Froſtſchäden bei der Bewertung nicht zu berückſichtigen, da hierbei nur der ſachhaltige Wert in Frage kommt. Den Weinbaugebieten müſſe aber bei Einreichung der Steuer in ausreichendem Maße entgegengekommen wer⸗ den, und darum erſucht der Reichsrat den Reichsfinanz⸗ miniſter, etwaige Härten bei der Bemeſſung der Steuer auszugleichen. Die Länderregierungen Wer⸗ den auch hier ebenſo verfahren. Die Reichsregierung erklärte ſich mit dieſer Entſchließung einver⸗ ſtanden. Sozialdemokratiſche Außenpolitik. Breitſcheid in Paris. 35 Berlin, 9. Junt. Reichstagsabgeordneter Breitſcheid, der ſich in den lehtin den in Paris aufhielt, erklärte einem be des„Oeuvre“, er habe ſeine ſozialiſtiſchen Freun 40 5. ſucht, um ſich über ihre Eindrücke aus den deutſchen etz len zu unterrichten. Alle hätten den gewaltigen Fort 95 der republikaniſchen und der Friedensidee anerkannt. 9 en enen weile würdeh ewig zahn Uriah ud en wolle, würden g teich Peuſchſand ſchwebende Fragen ſchneller und mit mehr Ausſichl auf Erfolg geregelt werden können. f „Wir werden im neuen Reichskabinett fünf Porte⸗ ſenilles fordern, darunter den Reichskanzlerpoſten. Daz lichen Charalter. ———.— t. des ferriſſenen Mittel⸗ lag per nolitiſchen Aatzanlioent UInaarns Finanzminiſterium gebört zn denen. auf die wir einen An⸗ ſpruch zu haben glauben,“ erklärte Breitſcheſd wörtlich. Er gab zu, mit franzöſiſchen Staatsmännern(„Oeuvre“ nennt Pojncaree und Briand) verhandelt zu haben. Oberſchleſiſche Schulfragen in Genf Entſcheidung in deutſchem Ginne. Genf, 9. Juni. In der Angelegenheit der oberſchleſiſchen Schulfrage lädt der Völkerbundsrat diejenigen Perſonen, die die 62 Erklärungen über die Minderheitenſchule abgegeben haben, ein, neue Anträge zwecks Schaffung der Minderheitenſchule in Birtultau einzureichen. Für dieſe neue Erklärung der Erziehungsberechtigten über die Sprache der Kinder, die dem Antrag auf Eröffnung der Schule beizugeben iſt, gelten die drei in dem Bericht erwähnten Grundſätze. Dieſe Entſcheidung des Rates über die Zulaſſung zu der deutſchen Minderheitenſchule in Birtultau ſoll in glei⸗ cher Weiſe auch für die Minderheitenſchulen in Starg⸗ walns und Diraltowiz angewandt werden. Der polniſche Außenminiſter Zaleſti gab hierzu eine Erklärung ab, in der er darauf hinwies, daß die Durchführung des Schul⸗ unterrichts in Oberſchleſien auf Schwierigkeiten ſtoßen würde. Staatsſekretär v. Schubert nahm von der Erklä⸗ rung der polniſchen Regierung Kenntnis, nach der dſe polniſche Schulbehörde künftig entſprechend dem Artikel 131 der Genfer Minderheiten⸗Konvention kein Recht hätte, die Erklärung der Erziehungsberechtigten über den Schul⸗ beſuch der Kinder zu den Minderheitsſchulen einer Prüö⸗ fung zu unterziehen. 7 E Die heutige Entſcheidung des Rates über die grund⸗ e des Schulbeſuches der deutſchen Minder⸗ ſeitenſchule in Oberſchleſien bedeutet eine endgültige Ent⸗ ſcheidung dieſer Streitfrage im Sinne der deutſchen Stel— ungnahme. Der Rat hat ſich einſtimmig der Auffaſſung des internationalen Haager Schiedsgerichtshofes ang“ Wen und den polniſchen Verwaltungsbehörden das echt aberkannt, die Erklärungen der Erziehungsberech— ligten über den Schulbeſuch der Kinder einer Prüfung 50 zunterziehen. Damit dürfte dieſe für Oberſchleſien ſo elnſchneidende Frage endgültig im Sinne des deutſchen Standpunltes geregelt ſein. — Tſchechoſlowakei und Deutſchland. Deutſche Kritik an Beneſch. K Prag, 9. Juni. Der ſudetendeutſche Abg. Kalina wandte ſich im Außenausſchuß des Abgeordnetenhauſes gegen die Außen⸗ politik Beneſchs. Er bemängelte, daß ſich Beneſch über alle Beſtrebungen zur Abänderung der Friedensverträge hinwegſetze. Dieſe Abänderung werde doch kommen. Die heutigen Machthaber hätten nichts anderes im Auge, als machtnon gerüſtet wie nur irgend möglich zu ſein. Die Arbeit des Sicherheitsausſchuſſes des Völkerbundes habe nur den Zweck, der Heffentlichkeit Beſtrebungen vor⸗ zutäuſchen an deren Erfolg man ſelbſt nicht glaube. Die Kleine Entente ſei nur ſo weit einig, ſoweit es ſich darum handele, den Beuteantein von 1919 zu ſichern. Im fran⸗ zöſiſchen Dienſt wolle Beneſch den Anſchluß Oeſterreichs an Deutſchſand verhindern. Dr. Beneſch erklärte u. a., daß der Tſchechoſlowa⸗ kei, wenn die Friedensverträge wirklich bedroht ſeien, nichts anderes übrig bleibe, als zu rüſten, zu rüſten und nochmals zu rüſten. Kalina verkenne die Stimmung in Deutſchland. Seit 1919 hätten ſich die Verhältniſſe we⸗ ſentlich entgiftet. Der beſte Beweis ſeines Friedenswil⸗ lens gegen Deutſchland ſei, daß es in den vergangenen zehn Jahren zwiſchen beiden Staaten zu keinem Streit gelommen ſei. Er ſei ſtets für ein freundſchaftliches Ver⸗ hältnis zwiſchen Deutſchſand und der Tſchechoſlowakel ein⸗ Betreten. ö 7— Das Schickſal der Nordgenerale. 0 London, 9. Juni. Wie aus Peking gemeldet wird, iſt der Einzug der Fengtruppen und der Abzug der Muldener Brigade nach Tun gtſchau ruhig verlaufen. Die ſüdchineſiſchen Sol⸗ daten machten bei ihrem Einzug einen ſehr abgekämpf⸗ ten Eindroc. Sie waren nur zur Hälfte mit Gewehren bewaffnet, während die abziehenden Tſchangtſolin⸗Solda⸗ ten aue gezeichnet ausgerüſtet waren. Ueber das Schickſal der beiden Führer der Mukden⸗Armee des Generals Mang⸗Nu⸗Ting und des Tſchangtſolin⸗Sohnes Tſchang⸗ Hſuen⸗Liaug herrſcht noch völlige Ungewißheit. Die einen erklären, die beiden Generale ſeien nach ihrer Ab⸗ reiſe aus Peling vor fünf Tagen noch nicht in Mukden eingetroffen, die anderen wollen wiſſen, daß beide in Mut ⸗ den auf Veraflaſſung des früheren Gouverneurs Wu wegen angeblichen Komplotts gegen Tſchangt⸗ ſolin und Wu verhaftet worden ſeien. ö Reh Meldungen aus Tientſin bewegen ſich die Feng⸗ Truppen den Paiho⸗Fluß hinunter auf Tientſin zu. Die Stadt erſcheint aufs äußerſte bedroht. Vor Tientſins Toren dürfte es noch einmal zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen Nord. unnd Südchineſen kommen. Die Verbindung mit der„Italia“. Funkverkehr der„Citta di Milano“. Berlin, 9. Juni. Es ſchein- nunmehr feſtzuſtehen, daß es dem Silfs⸗ ſchiff„Citta di Milano“ gelungen iſt, mit der„Italia“ in Funkverbindung zu treten. Am 23 Uhr mitteleuropäi⸗ folgenden Funkſpruch:„Haben eure Mitteilung von 19 Ahr bis 19.23 Uhr Greenwicher Zeit verſtanden und eure Lage nachgeprüft. Wir ſind weiterhin um euch be⸗ müht. Kommt alle 15 Minuten jeder vollen Stunde auf Es iſt jetzt 22.07 Uhr(Greenwicher Zeit).“ Die Lage der„Italia“. Oslo, 9. Juni. Wie die Funkſtation in Kiegshan dem Schiff vorläufig einzuſtellen, da dieſe ſelbe mit der teilte der Kapitän der„Citta di Milans“ weiter mark, daß er von der„Italia“ einen Funkſpruch erhaben haße, nachdem ſich das Luftſchiff 81 bis 80 Grad Breite und 25 lis 39 Grad öſtlicher Lang befinde. Schikanen der Beſatzungsbehörden. Die Rheinlandkommiſſion und der— Wind. Mainz, 10. Juni. Immer noch wird die Ordonnanz 309 dazu benutzt, um die Ausübung ſelbſt des motorloſen Flugſportes im beſetzten Gebiete zu hintertreiben. Die Ijfteralliierte aber von einer Fühlungnahme mit den örtlichen Militär⸗ befehlshabern abhängig. Aus Gründen der militäriſchen Sicherheit verbot ausgerechnet der engliſche Ober ⸗ befehlshaber derartige Gleitflüge zunächſt gänzlich, auf die Vorſtellungen ſeines zuſtändigen Generalſtabs⸗ offiziers verſtand er ſich aber dazu, ſie zu erlauben, wenn jeweils ſieben Tage porher eine Genehmi⸗ gung eingeholt würde. Da zum Segel- und Gleitflug bekanntlich günſtiger Wind gehört, die Rheinlandkommiſ⸗ ſion aber nach unſeren Informationen über keinen Meteo⸗ rologen verfügt, der die Winde auf volle ſieben Tage zutreffend vorausſagen kann, ſo erſcheint die Vorſchrift des engliſchen Oberbefehlshabers als eine windige Ausrede und eine üble Schikane für die Flugſport⸗ bewegungen in den beſetzten Gebieten. Von dem Geiſte von Locarno hat dieſe Verordnung ſicherlich keinen Hauch verſpürt. „Fragen Sie nur immerhin ſo verwundert, Herr Graf, ich verſtehe mich ſelbſt nicht mehr. Macht es die unfreund⸗ liche Witterung oder der nahe Abſchied—“ „Welcher Abſchied?“ fragte er ſtaunend, faſt erſchrocken dazwiſchen. „Ich reiſe übermorgen für einige Wochen nach Berlin zu meiner Mutter.“ „Ah!— Und Sie freuen ſich darauf?“ „Ja. Sehen Sie, die Alte regt ſich; wollen Sie ſie nicht begrüßen?“ Graf Konrad warf einen Blick auf Mariankas Bett.„Sie wird mich heute kaum erkennen. Kommen Sie, Fräulein Römer, wir wollen den Heimweg antreten. Die Enkelin wird wohl bald kommen und ihr Geſellſchaft leiſten.“ Er öffnete die Tür, um Ilſe hinaus zu laſſen. Da klang vom Bett her Mariankas Stimme. Es war, als wenn ſie 2 ſich ſelbſt ſpräche, und doch klang es wie ein Nachrufen ür 2 e Sie bat den Geiſt von Tworra, 2 ihn lieben— denn ſie iſt eine Eimartl ae a 11 00 Beide zögerten unwillkürlich an der Schwelle ui lauſchten. „Sie träumt die alte Geſchichte— doch—“ b Konrad wandte ſich a Ilſe zu, die kreideblelch am Türpfoſten lehnte.„Was iſt Ihnen, Fräulein Römer? Sie ſehen ſo bleich aus— oder macht es nur der fahle ee e „Ja, jedenfalls“, verſuchte Ilſe lächelnd zu erwidern und trat ſchnell zur Tür hinaus. Graf Nunead folgte ihr und ſchloß die Tür ſorgfältig hinter ſich. „Ein heftiger Sturm ſchlug ihnen entgegen, ſo daß Ilſe fröſtelnd ihr Paß 1155 100 Dunkle Wolken 1 0 Horizont und ballten ſich zu Maſſen zuſammen; es war un⸗ wirtlich und trübe. Bis zum Schloß war eine gute halbe Stunde zu gehen, und trotz des Sturmes, der ihnen 9 enblies, ſchritt Ilſe ſchnell und haſtia aus. Ihr aanzer Kärner fümnkto gegen — 7 dle Gewalt der entfeſſelten Elemente, ſie ſtemmte ſich da⸗ gegen mit Rieſenkraft. Endlich erlahmte ihre Kraft, und ſchwer atmend blieb ſie ſtehen. Graf Konrad, der ſchon eine Weile ihr ſeltſames Vor⸗ wärtshaſten beobachtet hatte, aber gleichwohl an ihrer Seite geblieben war, lächelte jetzt.„Hat man endlich eingeſehen, daß ein Kämpfen gegen die Gewalt der Natur vergebens 110 Als Ilſe ſtumm blieb und nach Atem rang, ſprach er iter: „Venn Sie Ihren Wettlauf mit dem Sturm noch lange fortgeſetzt hätten, würde ich Ihnen kaum noch haben folgen können. Was treibt Sie denn ſo ſehr? Werden Sie im Schloß erwartet?“ „Nein“, entrang es ſich jchwer ihrer keuchenden Bruſt. „„Nun, warum denn ſonſt?“ Er trat etwas näher zu iht heran und beugte ſich ein wenig herab:„Fürchten Sie ſich 5 e vor We s ſollte ein Scherz ſein, und doch ging er Ilſe dur und durch.„Ja, ich fürchte mich“, hätte ſie rufen fügen und brachte nur ein kurzes Auflachen heraus. Unterdes war das Unwetter, ohne daß ſie es gemerkt hatten, näher gekommen. Einzelne Regentropfen fielen herab; ſie wurden immer dichter und ſtärker. Ein auge Windſtoß jagte daher, hob Ilſes Cape in die Höhe und ſetzte ſie dadürch der Kälte und dem Regen aus. Jetzt erſt bemerkte Graf Konrad, wie leicht ſie gekleidet war, und was nun folgte, war das Werk eines Augenblicks. Ge⸗ wandt und ſchnell, wie man es dem unbeholfenen Gelehr⸗ ten nimmer zugetraut hätte, knöpfte er den Kragen von ſeinem Mantel und legte ihn um Ilſes Schultern. Dadurch hielt er die ganz Widerſtandsloſe eine Sekunde in den Armen; Mit meinem Mantel vor dem Sturm beſchütz ich dich“, flüſterte er leiſe und ließ ſie darauf frei. Flſe antwortete nicht. Wie ein Fieber, ein Rauſch war es über ſie gekommen. Wie im Traum ging ſie an ſeiner Seite langſam weiter. Sie zog ſeinen Kragen feſt um ſich und legte ihren Kopf zuweilen wie liebko end an den Stoff, als Iſſel“ ein Menſch von Fleiſch und Leben wäre. e Was war das? Wer weckte di in ia aus ihrem Traum die Nachtwandlerin ſo jäh Einzug der Güdtruppen in Peking. ſcher Zeit gab die„Citta di Milano“ an die„Italia“ Welle 900 wieder. Stellt eure Ahr. Haltet euch tapfer. meldet, wurde ſie Donnerstag abend um 20,0% ir von„Citta di Milano“ gebeten, ihren, Funkverkehr wit „Italia“ in Funkverbindung gekommen ſei. Um 22 1e ö abzuſpringen. Der Kölner D⸗Zug auf freier Strecke entgleiſt. 14 Tote, über 100 Verletzte. g 188 5 M Nürnberg, 11. Juni. , Sonntag früh um 9.30 Uhr ereignete ſich bei Sie⸗ jelsdorf zwiſchen Nürnberg und Würzburg ein entſetz⸗ Siegelsdorf entgleiſte der Schnellzug D 47 München Nürnberg— Würzburg—Frankfurt— Köln auf freier Strecke und ſtürzte die Bahnböſchung hinunter. Die Fol⸗ len waren furchtbar. Die Lokomotive ſtürzte die zehn Meter hohe Bahnböſchung hinab, überſchlug ſich und slieb mit dem Tender in Richtung Nürnberg, lief in das Erdreich eingebohrt, liegen. Der Gepäckwagen blieb auf zem Bahnkörper ſtehen, während die nachfolgenden fünf Berſonenwagen Aumfielen, zum Teil ineinandergeſchoben ind vollkommen zertrümmert wurden. Der mittlere Wa⸗ zen wurde gänzlich durchgeknickt, ſo daß die beiden Hälſten tebeneinander liegen. Aus dieſem Wagen wurden die neiſten Toten geborgen. Der Schlußwagen iſt faſt voll⸗ ſtändig unbeſchädigt geblieben. Bisher wurden außer 14 Toten 11 Schwerverletzte und gegen 100 Leicht⸗ verletzte gebocgen. Man nimmt mit größter Beſtimmtheit an, daß ſich unter den Trümmern noch weitere Tote befinden. Um 16,30 Uhr wurde der letzte der Toten geborgen. Kurz vor⸗ her hob man eine Dame aus den Trümmern, die zwi⸗ ſchen zwei Toten ſchwer verletzt eingeklemmt war, und die noch Lebenszeichen von ſich gab. Anter den Toten befindet ſich auch der Lokomotivführer, während der Heizer die Geiſtesgegenwart hatte, im letzten Augenblick Die meiſten Verletzungen entſtanden durch den aus der umgeſtürzten Lokomotive entſtrömenden Dampf, der entſetzliche Verbrühungen verurſachte. Auch die Toten ſind zum größten Teil durch den ausſtrömen⸗ den Dampf derart verbrüht worden, daß ſie vollkommen unkenntlich waren. Die Verletzungen der Reiſenden wa⸗ ren grauenerregend. Aus den Wagen klangen ununter⸗ brochen die Schreie der Verwundeten. Imnier wieder wurde der Ruf nach Waſſer laut. Etwa 40 Verletzte wurden mittels Autos, ſowie durch Sanitätswagen der Reichsbahn in das Fürther Krankenhaus überführt. Zwei Sanitätskolonnen, ſowie Abteilungen der Nürnberger Be⸗ Rheinlandkommiſſion geſtattet wohl Gleitflüge, macht ſie ö Oberwerksmeiſter Peter ſchon keinen hei 1459 eis le eien Wunſch kann ſonderbare Weſen heute? Hatte er ſie mit ght war ſie ſeiner Umarmung aus Keuſchheit ent⸗ „Ilſel, wiederholte Graf K heule ſo ſch holte Fraf Lonrad 0„warum find Sie weigſam?— Laſſen Sſe mich an Ihrem e 1 rufsfeuerwehr und freiwilligen Feuerwehr waren ſofort zur Stelle. Der Zugverkehr von München nach Nürn⸗ berg iſt einſtweilen noch geſperrt. Auf wolche Weiſe ſich das ſchwere Unglück ereignen konnte, wurde bis jetzt noch nicht feſtgeſtellt. Man neigt der Anſicht zu, daß es ſich um einen Attentatsanſchlag auf den Zug handelte. Nach anderer Auffaſſung hat ein Dammrutſch den Anlaß zur Entgleiſung des Zuges gegeben. Die Namen der Opfer. Die Namen der bisher geborgenen Opfer des großen Eiſenbahnunglücks in Mittelfranien ſind bereits ermittelt. Die Totenliſte: 1. Referendar Dr. Auguſt Keßler aus Würzburg; 2. Geſchäftsreiſender Kaiſer, Herkunft unbekannt; 3. In⸗ genieur Eugen Provarcy aus Ungarn; 4. der Lokomotio— führer des verunglückten Zuges Imhof aus Würzburg: 5. Steliwerksmeiſter Ehrhard Oberhäuſer aus Aſchaffen⸗ burg: 6. Stellwerksmeiſter Joſeph Dürr aus Gmünden; 7. Stellwerksmeiſter Johann Jäckel aus Würzburg; 8. r Bauer aus Würzburg, 9. Vergpraktilant Helmuth Gebhart aus Borna bei Leip⸗ zig; 10. Eiſenbahner Kaſpar Klug aus Köln⸗Nippes; 11. Eliſe Donner, Frau eines Lokomotivführers aus Weſt⸗ falen; 11. Eiſenbahner Leonhard Eul aus Oberhauſen im Rheinland: 13. deſſen Ehefrau Toni Eul und 14. eine noch nicht ermittelte Frau. Die Schwerverletzten: 1. Joh. Wolfert aus Obernau b. Aſchaffenburg: 2. Kaſpar Koch, Eiſenbahner aus Ottobeuren; 3. Mathias Sleſchhut aus Würzburg; 4. Johann Schloder, Lokomotivfühser aus Aſchaffenburg;: 5. Johann Schreck, Lokomotivführer aus Aſchaffenburg; 6. Burkhardt Büchner aus Würzburg: 7. Robert Donner, Lokomotivführer aus Eiſenhunden; 8. Erna Hilf, Direktorstochter aus München; 9. Anna Prot⸗ tengejer aus Nürnberg: 10. Bruno Knotteck. Leiter dor teineymen— mern Herzotur gave ich barum, tonnte ich damit alles Leid von Ihnen fernhalten— Warum ant⸗ worten Sie mir nicht, Ilſe?“ Er haſchte nach ihrer Hand und zwang ſie dadurch zum Stillſtehen. Sie entzog ihm die Hand nicht. Wie unter einem rätſel⸗ haften Bann blieb ſie ſtehen. Sie war nicht mehr ſie ſelbſt und Ich fi nicht mehr ſich ſelbſt. „Ich fühle keinen Kummer in dieſem Augenblick.“ Leiſe zitternd und doch ſo voll von namenloſer Seligkeit kam Es halb träumend über ihre Lippen, „Ilſe, Ilſe!“ ſchrie er auf.„Wie ſoll ich das verſtehen, wie deuten?“ Er zog ſie an ſich, und wie betäubt ſank ihr Kopf an eine Schulter. Da packte es den Mann mit jäher Leiden⸗ ſchaft; er ſchlang ſeine Arme um die ſchlanke Geſtalt und 15 te ſie an ſich.— Da— ein furchtbarer, verzweifelter ufſchrei— ein einziger Ruck— Ilſe hatte ſich losgeriſſen und ſtürmte nun, gehetzt wie ein edles Wild, des und Sturmes nicht achtend, davon in raſendem Lauf. 15 Bruſt keuchte, ihr Atem flog Was tat's? Nur w 7 egens fort, fort, fliehen vor dem Geiſt von Kworrau, der ſich an ihre bil heftete fal ſie 15 110 1 1 105 5 h „Du mir verfallen. Deine Flucht nützt dir nichts, du törichtes Kind!“ 1 eee Sie meinte, es riefe jemand hinter ihr, und dennoch war es nur ihre eigene innere Stimme. Graf Konrad ſtand noch immer auf demſeſben Flec und ſtarrte der Fliehenden wie verſteinert nach. Pann blickte er ſich und hob den Fragen 1 der Ilſe von den Schulter abgeglltten war Er war naß und 0 le- worden trahdem drückte det einſame Mann ihn an N Helles Was bedeutete tyre Flucht, ihre e 155 andes ſeiner Werbung O, wie er es liebte, dieſes herrli 0 e tarken Körper und dem alben 0 105 eee Gorſſezurg folgt. e, als ſie ſein eigen eimzufübren als ſeln gelle Welten de 153 5 15* Fung bare eſenbahnlalaſtohe. ches Eiſenbahnunglück. 200 Meter hinter der Station deuſchen Edelstahlwerke in Bochum; 11. Erna von Laf⸗ Fe Baldeck, Kaufmannstochter aus Leutersdorf im theinland. 5. Unter den Schwerverletzten, befinden ſich vier mit ſo ſchweren Verletzungen, daß mit ihrem Ableben gerech⸗ net werden muß. g 1 Die Zahl der Toten hat ſich auf 22 erhöht. Wie die Reichsbahndirektion mitteilt, hat ſich bis zur Sende die Zahl der Todesopfer auf 22 erhöht. Aus dem In⸗ und Auslande. Der Verwaltungsrat der Reichs bahngeſellſchaft zur Ab⸗ lehnung des Tariſerhöhungsautrages. Berlin, 9. Juni. Der Verwaltungsrat der Reichs⸗ bahngeſellſchaft trat zu einer Sitzung zuſammen, um ſich mit der durch die Ablehnung des Tariferhöhungsantrages der Reichsbahngeſellſchaft durch das Reichskabinett ge⸗ ſchaffenen Lage zu beſchäftigen. In der Sitzung wurde der geſamte, von der Regierung in der Begründung der Ablehnung erörterte Fragenkompler eingehend durch⸗ geſprochen, darauf auch die Anleihe. Auch Baumann und Kohler verurteil f Berlin, 9. Juni. Wie aus Straßburg bericht wird. wurden von der Strafkammer auch die der Spio age be⸗ ſchuldigten Baumann und Kohler, die im Kolme er Pro⸗ zez freigeſprochen worden waren, verurteilt. Da Arteil lautete auf je acht Monate Gefängnis, 300 Frau. Geld⸗ ſtrafe und fünf Jahre Aufenthaltsverbot. Außerdem wur⸗ den ihnen die bürgerlichen Ehrenrechte für die Dauer von fünf Jahren aberkannt. Der Minderheitenſkandal im Prager Achterausſchn Prag, 9. Juni. Die Unterhändler der Slowal⸗ ſchen Volkspartei, die mit der Regierungskogliljon wegen des flowatiſchen Landespräſidenten verhandeſken. ö ſind plötzlich aus Prag abgereiſt, ohne ſich um die weiteren Verhandlungen des Achterausſchufſes über die Frage des ſlowakiſchen Landespräſidenten zu kümmern. Dieſe plötz⸗ liche Abreiſe ſoll außer mit dem ſachlichen Kern der Frage auch mit einer perſönlichen Herausforderung der klerikalen Slowaken zuſammenhängen. Es heißt, die Abgeordneken Hlinka und Buday hätten mit Miniſter Hodza und mit Dr. Krammarſch eine Rückſprache vereinbar! gehabt der aber die Miniſter nicht erſchienen. Aus Empörung über dieſes unhöfliche Verhalten fuhren ſie dann in die Slowakei zurück und verhandelten nicht weiter. Das perſiſch⸗engliſche Luftablommen abgeſchloſſen. London, 9. Die Verhandlungen zwiſchen der Intperia! Airway und der perſiſchen Regierung über die Ans deb, nung der Luftlinie Kairo. Irak über perſiſches Gebie! nach Indien ſind nach Berichten aus Basra abgeſchloſſen worden. Ueber den Inhalt des Vertrages wird vorläufſg Stillſchweigen bewahrt, doch verlautet, daß Perſien als Gegenleiſtung für die Ueberfliegung ſeines Gebietes die Erlaubnis verlangen wird, einen Flugzeugdienſt zwiſchen Teheran und Bagdad mit Junkersflugzeuſ en durchzu— führen. Kleine politiſche Meldungen. Hannover. Der frühere Generalſekretär der Deutſch⸗ 1 Volkspartei Erich Henſell wurde wegen Ver⸗ gehens gegen das Republikſchutzgeſetz und wegen Beleidi⸗ ung des verſtorbenen Reichsaußenminiſters Rathenau zu ünf Monaten Gefängnis verurteilt. Paris. Der ſeit einigen Zagen in f Transportarbeiterſtreik gie als geſcheitert. der Arbeiter hat ihre Arbeit wieder aufgenommen. Madriv. Primo de Rivera hat ſeine Verlobung mit Frl. enen aufgehoben. Frl. Caſtellanos reiſt zu län⸗ gerem Auſenkhalt nach Paris. Rework. Die„Bremen“-Flieger ſind in der Nacht von Sol 1 055 mit dem Dampfer„Columbus“ nach Deutſch⸗ 1 abgefahren. Die Abreiſe erfolgte in aller Stille. Aus Nah und Fern. Füſſen(bayeriſches Allgäu).(Zwei Tote bei einem Motorradunglück.) Ein ſchweres Motor⸗ radunglüd ereignete ſich auf der Kemptener Straße kurz vor Füſſen. Der 22jährige Mörz aus Weißenſee lud auf der Straße eine ihm bekannte Frau ein, auf ſeinem Mo⸗ torrad Platz zu nehmen. Die Frau fuhr darauf auf dem Soziusſitz mit. Kurz vor Füſſen rannte das Motorrad gegen einen Baum, wobei der Motorradfahrer und ſeine Begleiterin getötet wurden. 9 Mün ken.(Weftere Selbſtmorde Jugend⸗ licher.) Nachdem erſt in der Nacht zum Donnerstag zwei Obertealſchüler durch Einatmen von Leuchtgas Selbſt⸗ mord begangen haben, haben ſich inzwiſchen auch zwei Mädchenſelbſtmorde ereignet. So ſprang ein 24Jiähriges Kindermädchen während einer Vernehmung in der Po⸗ lizeibirektion vom zweiten Stock in den Hof hinab up blieb ſchwerverletz. liegen. In der Wilhelmsſtraße ſtürzte ſich eine 25jährige Erzieherin aus einem Fenſter des zweiten Stockwerke und war ſofort tot. Anhet gach(Schiffszuſammenſtoß.) Auf dem Rhein rannte in der Nähe von Andernach ein holländi⸗ ſcher Schleppe: in die Backbordſeite des Perſonendampfers Kaiſerm Friedrich. Zwei Perſonen wurden ſchwer ver⸗ letzt. 5 Mörs,.(Ein Drahtſeilanſchlag vereitelt.) Auf der Hülsdonker Straße wurde von Bubenhänden ein Drahtſeil quer über den Fahrdamm geſpannt. Ein Rabfahrer warnte einen hinter ihm fahrenden Motorrad⸗ lenker noch im letzten Augenblick und verhinderte ſo ein ſchweres, vielleicht tödliches Unglück. Der Radfahrer be⸗ fand ſich in ſo ſchueller Fahrt, daß er ſich an dem Draht beide Hände aufſchnitt. Die Täter ſind zwei halbwüch⸗ ſige Burſchen und Mädchen. Gelſenkuchen⸗Buer,(Ein ſchwerer Verfehrs⸗ unfall.) Ein Mietkraftwagen ſtieß mit einem Motorrad zuſammen, wobei das Rad mit dem Fahrer auf das Vorderteil des Wagens geſchleudert und etwa 20 Meter weit milgeſchleift wurde, Zwei junge Bäume wurden von den vorſte enden Maſchinenteilen glatt abraſiert. Das Motorrad wurde in zwei Teile zerriſſen, wobei der Fah⸗ . eine ſo ſchwere Beinverletzung erlitt, daß ihm ein Bein abgenommen werden 9 17 ee Teplitz.(Eiferſuchtsdrama.) Im Erzgebirgs⸗ dorf Voitsdorf bei dec. überraſchte der Echloſſer⸗ gehilfe Guſtav Rehn ſeine von ihm bei einem Stelldichein mit dem Bianwald Der Wachmann ergrif folgte ihn und ſtreckte ihn durch ö. late durch ev oſderſch ee e eee e e Paris andauernde achmann Hanke aus 2 0 cats nder. olve e ö urg tötete ſeine 1 Die Mehrzahl etrennt lebende Frau . Aus Heſſen. 115 Darmſtadt.(Einbrüche in Bau en, Sb e und Arbeiteraufenhalt e räumen.) Il. der letzten Zeit mehren ſich die e in Bauhütten, Sportumkleide⸗ und Arbeitergufentha 55 räumen So wurde in der Umkleidehalle des Sport⸗ vereins 98 und in den Arheiteraufenthaltsraum am Steinbruch am Böllenfalltor eingebrochen. In der Halle des Sportvereins wurden 12,50 Mark Bargeld und 105 ilberne Ankerſtoppuhr mit Goldrand entwendet. In 10 Auen el am Steinbruch durchwühlte der Täter die Verbandskäſten und entwendete daraus zwei 1 nickelte Scheren. In den Bauhütten wurden eine Anzah Arbeiterkleidungsſtücke entwendet. Im Hallenſchwimm⸗ bad wurde eine goldene e, 1 m bei Darmſtadt. irchenbau.) 2 ate 000 Mark zur Herſtellung der evangeliſchen Kirche wurden durch die Kirchengemeindevertretung ge⸗ nehmigt. Die Herſtellung ſoll alsbald vorgenommen metz den. Zur Beſchaffung der Mittel werden zum Zinsfuß von acht Prozent von der Kirchengemeinde Anteilſcheine zu 50, 100 und 200 Mark ausgegeben. a Biblis.(Kirchturms reparatur.) Auf den bei⸗ den zirka 50 Meter hohen Türmen unſerer katholiſchen Kirche werden zurzeit verſchiedene Reparaturen vorgenom⸗ men. Dieſe beziehen ſich in erſter Linie auf die beiden meterhohen Neue auf den Turmſpitzen, die von der Witterung im Laufe der Jahre ſtark mitgenommen wor⸗ den ſind. Von dem Gerüß der Türme kann man die ganze Riedebene überſehen, und bei klarem Wetter ſieht man bis tier in den Odenwald und ehbenſo v»ach Rheinbeſſen. Sport am Sonntag. Olympiſches Fußballturnier. Um den dritten Platz: Italien— Aegypten 11:3. Privatſpiele. b antar 0s Ff. L. Neu⸗Iſenburg— Eintracht Frankfurt 9.9. Wolnalia Wit— Preußen Eſſen 5:3. V. f. B. Stuttgart— Germania Brötzingen 1:3. Waldhof— Preußen Eſſen 4.2. f Phone gt he— Ludwigshafen 03 715. Lullale Nachrichten * Her Sonntag. Trüb und verhangen zog er ins Land und wolkenſchwer bedeckte der Himmel den Horizont, nirgends ein Stückchen Hoffnung auf Aufhel⸗ lung laſſend Und ſo ſetzte, nachdem es morgens ein wenig geſpritzt hatte, kurz vor 3 Uhr ein Landregen ein der faſt die ganze Nacht durch dauerte und viele Sonn⸗ tagsfreuden und Hoffnungen zerſtörte. Regen, nichts als Regen. Naturgemäß haben unter dleſem Hunde⸗ wetter im Freien ſtgttfinden ſollende Veranſtaltungen ſehr gelltten.—. Sy iſt das von ſehr Vielen freudig er⸗ wartete„Gaaſevertler⸗FJeſcht“ zu Waſſer geworden. Kurz nach ½8 Uhr war der Feſtzug mit geſchmückten Gaaſen zum Feſtplatz gezogen woſelbſt angekommen, die meiſten infolge des Regens den Heimweg wieder antraten. Wie Geſangverein„Liederkranz“ feierte in ſchlichter We 40jähriges Jubiläum. Das Jubiläums konzert, verbunden mit Schubertfeier, war ſehr gut beſucht, bis auf den letzten Platz war der Saal beſetzt. Das ganze Programm beſtand aus Schubertſchen Kompoſitionen, Chöre, Lieder und Muſikſtücke. Der Chor des Liederkranzes, ca. 80 Mann, war auf der Höhe und hat ſich ſeiner ſehr ſchwie⸗ rigen Aufgabe, die Aufführung von Schubertſchen Chören, ſehr gut entledigt. Desgleichen war die Kapelle Hanf⸗ Blank ſehr auf der Höhe ihrer Leiſtung. Herr Lehrer Baldauf ſtand über all dem als Dirigent und hat ſich um dieſes ſchöne Konzert beſonderen Verdienſt erworben und den herzlichſten Dank aller Beſucher verdient. Unſer einhelmiſcher Künſtler, Herr Joſef Kempf, Heidelberg (Baß) iſt uns allen ſchon gut bekannt. Geſtern hatte er einen großen Tag. Seine wohldurchgebildete, klangvolle Stimme hinterließ einen nachhaltigen Eindruck Im an⸗ geſchloſſenen Feſtbankett überbrachte Herr Bürgermeiſter Lamberth die Glückwünſche der Gemeinde, Herr Rek⸗ tor Mayr die des Männergeſangvereins und Herr Ludwig Krug dle des heſſ. Söngerbundes und die des Weſchnitzgaues. Abends fand im Freiſchütz ein gut be⸗ ſnchter Feſtball ſtatt— Der Gefang-Vereln „Sängerbund“ wellte beim Geſangs wettſtrelt in Sandhofen und hat mit 30 Sängern unter Leitung feines Chormelſters Herrn Guſtin Lambert h, den 1 Preis und den erſten Ehrenpreis in der 1. Landklaſſe er⸗ rungen. Wir gratulieren.— Die Deut ſche Jugend⸗ kraft kämpſte in Frankfurt⸗Niederrad um die Kreis⸗ meiſterſchaft und konnte wit 2:1 Toren den Sieg für ſich buchen und ſomit wohl den ſtärkſten Gegner aus dem Felde ſchlagen.— In den beiden Tanzlokalen owie in den Gaſtſtätten war üblicher Betrieb.— Das 6 entral/ T 1 ter hatte ein vollbeſetztes Haus, was bei dem erſtklaſſigen Programm das geboten wurde, leicht begreiflich iſt. n 1 1 5 Nibelungen Woche 9—17. Inni Zu dieſer neuntägigen Wormſer Feſtwoche iſt ein auch in druktechniſcher Hinſicht hervorragend ſchön aus geſtattetes Programmheft erſchlenen. Dasſelbe enthält alle Pro⸗ gramme der Feſtwoche mit erläuterndem Text, einen Feſt⸗ artikel über Worms mit zahlreichen Abbildungen promi⸗ ninter Sehenswürdigkelten und dürfte eine bleibende Er. innerung an die 1. Wormſer 1 8 bilden. Die Ausgabe erfolgt durch den Verkehrsverein ſowle elne große Anzahl Einzelverkäufer. 5 der Meineisbauer. Eigen genußeichen Abend wir erfahren ſoll das Feſt wiederholt werden. 0 e ſein lebnis. Das Filmwerk:„Der Meineidbauer“ verdlent alles Lob und man mußte ſtaunen den Meineidbauer als Film ⸗ werl mit den ſchönen Laudſchaften der gottes freien Natur eifach herrlich. Die Könige des Humors, Pat und Patachon brachten Lachſalven auf Lachſalven ſo daß man vor lachen welnte. Mögen noch recht viele heute Abend 8 Uhr die letzte Vorſtellung deſuchen. Ein Beſuch lohnt ſich. * Prächtige, gutentwickelte Kücken find der Stolz eines jeden Züchters. Darum pflegt und füttert er die kleinen empfindlichen Kücken mit beſonderer llebe⸗ voller Sorgfalt. Denn nur ſachgemäße Aufzucht und zweckmäßige Fütterung bringt kräftigen, ſtarken Nach ⸗ wuchs und gewährleiſtet gewinnbringende Geflügelzucht. Als beſte und zweckmüßigſte, dabel auch billigſte und bequemſte Fütterung hat ſich Spratt's Fütterungsmet⸗ hode bewähret. Spratt's Fleiſchfaſer Kückenfutter iſt auf die empfindliche Organe der zarten Kücken genau einge⸗ ſtellt, ſehr gui bekömmlich und von leichter, reſtloſer Ver⸗ daulichkeit. Mit Spratt's Kücko, der leichtverdanlichen Kückengrütze, iſt es zur Aufzucht geſunden Nachwuchſes unentbehrlich. Spratt's Fleiſch⸗Griſſel vervollkommnet Spratt's Fütterungsmethode. Genaue Fütierungs anwet⸗ ſungen und nützliche Ratſchläge ſind in der Broſchüre „Erfolgreiche Kückenaufzucht“ enthalten, die auf Wunſch jedem Intereſſenten von der Flora⸗Drogerie Emil Richter, Viernheim, Rathausſtraße 13. oder koſtenlos portofrei von der Sprattes A G. Berlin⸗Rummels burg, 1 wird. 5 * Hinweis. Unſerer heutlgen Geſamtanflage iſt eine Beilage des Waren hauſes Kander, Mann- heim, beigefügt. Die Beilage, welche illuſtriert iſt, enthält eine Fülle von vorteilhaften Argeboten von welßen Waren. Wir empfehlen unſern Leſern genaueſte Durch ſicht. » Wormſer Nibelungen Woche 9.—17. Juni. Am Samstag eröffnete die Stadt die„Wormſer Nibe⸗ lungen⸗Woche“ mit den Ausſtellungen Wormſer Ur⸗ kunden aus 1000 Jahren und„Der Odenwald im Bild!. Archiv Direktor Dr. Dletrich, Darmſtadt ſprach in dem berühmten Nibelungenſaal am Samstag über„Nibelungenſage“ und„Nibelungenlied“ er⸗ gänzt durch Intendanzrat Or Max Waner, Darm⸗ ſtadt, mit Rezitationen aus dem Niebelungenlied. Am geſtrigen Sonntag entwickelte ſich am ſchönen Rhein das bekannte großartige Bild der„8. Wormſer Regatta“ in Worms immer ein geſellſchaftliches Ereignis 1. Ranges Abends ſah das erſte„Roſenfeſt“ in den märchenhaft wirkenden Feſträumen des ſtädtiſchen Spiel⸗ und Feſt⸗ hauſes eine glänzende Geſellſchaft. Beide Veranſtaltungen waren überfüllt der Beſuch von auswärts außerordentlich ſtark, alles des Lobes voll. Worms verſteht es aus dem ff, wie ſchon immer bewieſen, Feſte zu feiern, ſo auch diesmal. Die weiteren Glanzpunkte der Feſtwoche bilden die Feſtaufführungen„Der Ring der Nibelungen“ durch das heſſiſche Landestheater, das 2 Noſeufeſt am Freitag und der Feſtfilm„Die Nibelungen zu deſſen Aufführung am Samstag und Sonntag die Verfaſſerin Thea von Harbon und der Regliſſeur Friſt Lang ge⸗ laden ſind. Die Stadt prangt im reſchſten Flaggenſchmuck und eine frohbewegte Menge füllt die Straßen. So kann es an gutem Gelingen, wie ſchon der Anfang zeigt der Nibelungen⸗Woche nicht fehlen. Eingeſandt. (Ohne Verantwortung der Redaktion.) Zu dem Elngeſandt ihrer Samstag snummer, betreff. unferen fungen El ktroinſtallateure, habe ich folgendes zu merken: 15 In derſelben Samktacsnummer iſt eine Gemeinderat⸗ ſizung auf den 12. 6. 28. angeſagt mit Punkt 1. Kom ⸗ miſſſonsblldnng. Es iſt auch vielleicht ſür obige Beſchwer⸗ teführer noch keine Komm ſſioa da, und wird auch bel deren Bildung jedenfalls zufriedenſtellende Löſung gefunden werden Dies iſt jedoch nur eine Annahme von mir, daß es ſo ſeln önnte? 90 Elne Antwort hierauf wäte für die Allgemeinheit von großer Wichti keit. Nach meiner ſeitherigen Ortentterung ſind die ingen Leute, welche olle die noch Geſetz vorge⸗ ſchrlebtnen Bedingungen erfüllt haben, mlt den verſchledenen B.ſchwerden rorgegangen. um ſich das ihnen zuſtehende Recht zi ſichern. Dleſelbe ſied Mi tiglled des Gewerbevereins ge ⸗ worden. Ja der Annahme dort eine Stütze zu finden. Allein, betrachtet herte den Gewerbeverein welcher ſich die ſchönſten Ziele für den Handwerker vorſchreibt, betrachtet, wis die Viernhelmer Handwerker den Gewerbevereln unterſtützen Nach dleſen Betrachtungen fragt euch, kann ein Verein mit derartiger Unterſtützuyg etwas erreichepy. Ene Antwort da⸗ rauf wäre haup ſächlich von den Bieruſſchhelden von Wichtig ⸗ keit. Es iſt deshalb auch die Beſchwerde der jungen Elek⸗ troinſtallateure vom Gewerbevereln wetter gegeben, aber von den maßgebenden Stellen nicht beachtet worden weil ja nur eine kleine Anzahl Handwerker dahinter ſteher, anſtalt der Moſſen. Uabegre fllich ift mir der Kampf der letzten Ge⸗ meinderatswahl, wo doch die einzelnen Portelen ſich gegen⸗ ſeltig, ſo uſagen angeſpuckt haben und jede hat ſich als dle ſozialſte Partei aufgeſplelt und wollte allen Rechnung tragen Wie iſt es möglſch, daß heute ſo elne elnſeltige Gemeinde⸗ polnik getrieben 1 und tretzdem elne ſolche Einigkelt im Gemeinderat. ö e Etc ſchtens ſind es nur die vielen ommſſlons⸗ b dungen, welche nicht geeignet ſind, die Allgemeln⸗Intereſſen ſo zu vertreten, wie es von Nöten iſt. Ich ſtelle daher der Allgemeinheit anheim, dleſe Sache erblich unter die Lupe zu nehmen, damit neben elner gnechten Verteilung von Pflichten auch elne gerechte Vertellung von Nichten ſtatt⸗ findet und auch ſtattfinden kaun. J. W. Weinheimer Schweinemarkt 5 389 Stück a Verkauft: 294 Stück e und ſtellte ſich ſo⸗ verlebten gestern bend die Beſucher des Central ⸗Thealers. 95a 05 0. bare Fllmwerke wurden den Beſuchenn zum Er. Mi eine wurden verkauft das Stck. v. 11—16 Gauen das Stück von 2085 Mark. 1